14. gah dal eich. Die Kommission hat alljährlich dem Staats⸗-Ministerium über ihre Thätigkeit Bericht zu erstatten. 15. a nend der Verordnung. Das Staats⸗-Ministerium ist ermächtigt, zur Aus⸗ ern dieser Verordnung die erforderlichen Anweisungen zu eilen. Der Geschäftsgang der Kommission wird durch ein vom Staats⸗Ministerium zu . n —— — Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem 3 ire Gegeben Bad Ems, den 21. Juni 1886. (L. 8.) Wilhelm.
von Bismarck. von Puttkamer. Maybach. Lucius. rer von Boetticher. von Goßler. von Scholz. ron sart von Schellendorff.
93. n , . des Hauses der Abgeordneten am Freitag, den 25. Juni 1886, Vormittags 11 Uhr. Tagesordnung:
rste und zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Berechnung der Dienstzeit von Beamten des Kunstgewerhe⸗ Museums zu Berlin. — Dritte Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Bewilligung von Staatsmitteln zur Beseitigung der im unteren Weichfelgebiete durch die diesjährigen Früh⸗ . ochfluthen herbeigeführten Verheerungen. — Zweite erathung des Gesetzentwurfs, betreffend Abänderungen der Kirchengemeinde und Synodalordnung für die Provinzen Preußen (Ost⸗ und Westpreußen), Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien und 6 vom 10. September 1873 und die Form der schriftlichen Willenserklärungen der Presbyterien der vangelischen Gemeinden in der Provinz Westfalen und in der Rheinprovinz. — Dritte Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Kantongefängnisse in der Rheinprovinz.
Bekanntmachung.
Wegen Ueberführung der Niederlagegüter vom jetzigen Packhof am Museum nach der neuen Anlage, Alt⸗Moabit 143/44, können in der Woche vom 28. Juni bis 3. Juli d. J. Waaren aus der Packhoft⸗Niederlage nicht abgefertigt werden. Während desselben Zeitraums findet die Entladung der mit Zollgütern eingehenden Hafer fsh enge sowie die Anfuhr und Abfertigung von Spiritus und Bier gegen Steuervergütung bereits auf jener Anlage statt, wogegen der sonstige Geschäfts⸗ verkehr des unterzeichneten Haupk⸗Amts nur noch bis zum Schluß der Dienststunben des 1. k. M. auf dem jetzigen Pack⸗ hof verbleibt. Die Betriebseröffnung auf der neuen ö. hofs⸗ Anlage erfolgt im vollen Unifange am 5. Juli, Morgens
Ai /g Ühr, wodurch jedoch der Verkehr auf den hiesigen Bahn⸗ 9 3 und Post-Zoll⸗Abfertigungsstellen keine erfährt. .
Berlin, den 21. Juni 1886. J Königliches Haupt⸗Steuer⸗Amt ö ausländische Gegenstände.
enderung
von Pochhammer.
Nichtamtliches.
Dentsches Reich.
Preußen. Berlin, 24. Juni. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen, wie W. T. B.“ aus Ems meldet, gestern Mittag 1 Uhr den einstündigen Besuch Ihrer Majestät der Kaiferin und Königin, Allerhöchstwelche mit Separatzug von Koblenz eingetroffen war.
An dem Diner nahmen der Graf und die Gräfin Hohenau sowie die Gräfin Wimpffen Theil.
Heute machten Se. Masestät eine Kurpromenade und nahmen später die Vorträge des Hofmarschalls Grafen Per⸗ poncher und des Chefs des Militärkabinets, General⸗Lieute⸗ nants von Albedyll, entgegen.
— In der gestrigen Plenarsitzung des Bundesraths ab der Vorsitzende, Staats⸗Minister, Staatssekretär des ö von Boetticher im Auftrage Sr. Majestät des aisers dem tiefen Bedauern A er chte sscltn über den Hintritt Sr. Majestät des Königs Ludwig II. von Bayern Ausdruck und gedachte ferner des am 13. d. M. erfolgten Ablebens des Fürstlich waldeckschen Bevollmächtigten, Landesdirektors von Saldern. Dem Entwurf einer Verordnung zu dem Gesetz über die Aus⸗ dehnung der Kranken- und Unfallversicherung vom 28. Mai 1885, dem Antrage Sachsens wegen erneuter Anordnungen auf Grund des 8. 28 des Gesetzes gegen die a n,. en Bestrebungen der Sozialdemokratie für den Bezirk der Stadt und der Amtshauptmannschaft Leipzig und dem Antrage der Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, betreffend die Unterscheidung des Talgs und der unter gir. Zb i des olltarifs fallenden Kerzenstoffe 2c, wurde die Zustimmung ertheilt und beschlossen, die Vorlagen: wegen zollfreier Ablassung zum Schiffbau be⸗ stimmter Blei⸗ und Zinkplatten und Zinknägel, und, betreffend die Veranstaltung einer allgemeinen deutschen n, ,. stellung zu Berlin im Jahre 1888, sowie den Antrag Lübecks auf Genehmigung einer von der Generalversammlung der Aktionäre der Commerzbank zu Lübeck beschlossenen Statuten⸗ Aenderung den zuständigen Ausschüssen kan Vorberathung zu übergeben. Der Vorsitzende theilte mit, daß der schweizerische . unter erufung auf die Bestimmungen des Artikels 12 des e,, zwischen Deutschland und der Schweiz vom 23. Mai 1881 die Anfrage an die Kaiserliche Reglerung gerichtet habe, ob sie geneigt sei, in Unterhandlungen wegen Revision dieses Vertrages einzutreten. Die Enlsenlich egierung habe hierauf eine be⸗ jahende Antwort ertheilt. Die Versammlung nahm hiervon, von einer Uehereinkunft mit der Schweiz wegen Fortfalls der sogen. Trau⸗Erlaubnißscheine und von den durch das Königlich preußische bezw. das Kbniglich hayerische Kriegs⸗Ministerium aufgestellten Nebersichten der Ergebnisse des Heeres⸗Ergänzungsgeschäfts für das ö . 1885 Kenntniß. Endlich wurde über die Zulassung von Privat⸗Transitlagern für Sesamöl, über die dem Kaiser
der Stellen eines Reichs⸗ Anwalts und eines kale; des . zu machenden Vorschläge ehandlung von Eingaben Beschluß ulassung von Privat⸗Transit⸗ ineral⸗Schmieröle wurde dem
wegen Bese ständigen und über die geschäftliche eat, Eine Eingabe wegen agern ohne Mitvers un fn Reichskanzler überwiesen.
Im weiteren Verlauf der gestrigen ( 2.) Sitzung des
— 6 der Abgeordneten beantragte der Abg. Serbig im amen der Agrarkommission, über die Pe tition des Grund⸗ besitzers Bunning u. Gen. in Kaltenhoff, Kreis Eckernförde, Regierungsbezirk Schleswig, um Aufhebung einer gegen ihren Einspruch erfolgten Jagdverpachtung, event. um Anschluß ihrer Grundstücke an einen anderen Jagdbezirk, zur Tagesordnung überzugehen. Das gegen die. Petenten eübte Verfahren sei zwar nach seinem materiellen In⸗ alt nicht richtig. Es sei auch scharf getadelt worden, daß eine Gutsherrschaft von der ihr durch die Ge⸗ setzgebung eingeräumten obrigkeitlichen Befugniß Gebrauch mache, um lediglich ihre eigenen e lutirne fr zu fördern. Der für ein Areal von etwa 2000 Morgen von ihr stipulirte gt pne fn, von 200 M stelle vielleicht nur 1/ bis 1/3 der onst wohl zu erreichenden Summe dar. Nach dage der be⸗ stehenden Gefetzgebung aber sei eine Rückgängigmachung der einmal vorgenommenen Verpachtung nicht möglich, es könne dieses nur durch Anstellung einer Klage auf dem Rechtswege angestrebt werden.
Der Abg. Sattler glaubte, daß das Verfahren des Land⸗ rathsamts gegenüber den Petenten ein durchaus illegales gewesen sei.
Derselben Meinung war der Abg. Zelle, der eine Disziplinirung der untergeordneten Beamten wünschte und zugleich beantragte, die Petition der Regierung zur Erwägung zu überweisen. . .
Der Regierungskommissar, Geheime Regierungs-⸗Rath Humperdinck wiederholte die schon in der Kommission ab⸗ gegebene Erklärung, daß sich Gutsohrigkeit und Landraths⸗ amt innerhalb der ihnen gesetzlich zustehenden Befugnisse bei ihren in Rede stehenden Amtshandlungen gehalten hätten. Es sei deshalb keine Möglichkeit . der von den Petenten vorgebrachten Beschwerde, selbst wenn sie für be⸗ gründet erachtet würde, auf dem Verwaltungswege Abhülfe zu verschaffen. .
Der Abg. Freiherr von Minnigerode bedauerte den sach⸗ lichen Ausgang der . glaubte aber, daß die Be⸗ hörden formell korrekt gehandelt hätten.
Der Abg. Freiherr von Huene meinte, die Sache sei nicht soweit aufgeklärt, daß man disziplinarisch gegen die Beamten vorgehen könnte, und empfahl einfache Tagesordnung.
Der Abg. Vangerhans schloß sich den Ausführungen des Abg. Zelle an und beantragte, die Sache als nicht spruchreif an die Kommission zurückzuverweisen.
Der Ag, von Rauchhaupt bemerkte, daß der Landrath gar nicht anders habe handeln können, als es geschehen sei. Die Petenten hätten selbst ihre Rechte nicht genügend im Ter⸗ min der Jagdverpachtung wahrgenommen. Dieser Fall sei aber dazu angethan, auf den Erlaß eines Jagdpolizeigesetzes zu dringen. . .
Die Abstimmung über den Antrag Zelle blieb zweifelhaft. Das Haus schritt deshalb zur Auszählung, welche die An⸗ wesenheit von nur 155. Mitgliedern ergab; das Haus war deshalb nicht beschlußfähig. .
Schluß 21 Uhr. Nächste Sitzung: Freitag 11 Uhr.
— Ein bei dem Aus⸗ oder Einladen eines stillsteh enden Eisenbahn-Packwagens einem Bediensteten zugestoßener Unfall ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Civilsenats, vom 16. April d. J, als ein Unfall beim Eisenbahnbetriebe aufzufassen und der Verletzte dementsprechend zu entschädigen, wenn er mit Grund angenommen hatte, daß er im Interesse des Eisenbahnbetriebes das Aus⸗ oder Einladen eilig zu besorgen habe, selbst wenn thatsächlich eine Eile nicht geboten war.
— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich mecklenburgische Ober⸗Zoll⸗Direktor Oldenburg, ist in Berlin angekommen.
— Der Herzoglich braunschweigische Minister⸗Resident am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Freiherr von Eramm⸗ Burgdorf, hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten längeren Urlaub angetreten.
— S. M. Kreuzer „Adler“, Kommandant Korpetten⸗ Kapitän von Wietersheim, ist am 23. Juni cr. in Malta . und beabsichtigt, am 28. dess. Mts. wieder in See zu gehen.
S. M. Brigg „Mus quito“, Kammandant Korvetten⸗ Kapitän Piraly, ist am 23. Juni er. in Plymouth eingetroffen.
Posen, 23. Juni. (W. T. B.) Der Minister der geist⸗ lichen 2c. Angelegenheiten, Dr. von Goßler, stattete heute dem Erzbis n,. einen Besuch ab. Der Erzbischof erwiderte den Besuch am Nachmittage.
Bayern. München, 22. Juni. weite Trauergottesdienst für weiland Se. Ma⸗ jestät König Ludwig II. wurde heute Vormittag 11 Uhr in der St. Michaels⸗Hofkirche in der gleichen feierlichen Weise begangen wie am Montag der erste. Unter dem schwarzen Thronhimmel nahm Se. Königliche Hoheit der Prinz⸗ Regent in der Uniform des General-Feldzeugmeisters Platz,. Im Presbyterium befanden sich die Königlichen Prinzen, Herzöge und Prinzessinnen. Das Traueramt hielt Bischof Senestrey von Regensburg. Die Hof⸗Musik und Hof⸗Kapelle führte ein Requiem von Aiblinger auf. Das Libera war auch diesmal ein fünffaches. Die Würdenträger, die Militär- und Civilbeamten aller Rang⸗ uffn und Chargen sowie die gesammte Ordens⸗ und Stadt⸗ geistlichkeit nebst dem Domkapitel und dem Hof⸗Klerus waren anwesend.
n der „Bayerischen Hanzelszeitung“ wird dem König Ludwig II. fölgender Nachruf gewidmet: „Es ö,. nicht in der Aufgabe einer Fachzeitschrift, des Lebens und Wirkens des verewigten Königs und der erschütternden Ereignisse der jüngsten Tage näher zu gedenken. Aber die kurze Erinnerung ist gestattet, daß unter den ver⸗ schiedenen Gruppen des bhayerischen Volkes Handel, Industrie und Gewerbe vorzugsweise Anlaß zur Trauer haben. Unter der Regierung König Ludwig's II. wurden die Soecialgesetze erlassen, welche eine von seuthichen Bevormundung unab⸗ ng ige freiere Bethätigung der wirthschaftlichen Kräfte ermög- ichten. Seine , löste in glänzender Weise die Auf⸗ gabe, ohne Schädigung bayerischer Interessen der politischen
(Allg. Ztg.) Der.
Einigung Deutschlands auch die wirthschaftliche folgen lassen und damit den Grund zu ufschwunge Deuts ö lands und Bayerns in Handel und Industrie zu legen, der von fremden Völkern mit Staunen und Besorgniß betrachtet wird. Unvergessen wird bleiben, wie unter Ludwig's II. Herrschaft und persönlicher Einwirkung die Verbindung von Kunst und Handwerk, das Wiedererwachen und die rasche Blüthe einer deutschen Kunstindustrie, deren Hauptsitze einer unsere Stadt wurde, sich vollzog; und wenn es eines Beweises für das Ver- ständniß und das Interesse bedürfte, welches der hochselige König den wirthschaftlichen Interessen seines Volkes entgegen— brachte, so ist es die Gründung der Wittelsbacher⸗Stiftung zur 6 des Handwerks in Stadt und Land, welche von Jahr zu hr sich segensreicher erweist. Und so sind wir denn sicher, daß auch im Geräusche des Erwerbslebens das
Andenken an König Ludwig II. nicht verschwinden, sondern
ein gesegnetes bleiben wird für lange **.
— 23. Juni. (W. T. B.) Die geheime Kommission der Kammer der Abgeordneten nahm heute Abend, nach eingehender Verlesung des gesammten Aktenmaterials sowie nach Anhörung der Experten, der Irrenärzte Grashey, Hubrich, Müller und des Ober⸗Medizinal-Raths Kerschen— steiner, ohne weitere Diskussion einstimmig den Antrag auf Genehmigung der Regentschaft an. Am Sonn— abend wird die oöffentliche Plenarsitzung stattfinden, zu welcher die Abgg. Bonn und Schauß den Bericht aus—
arbeiten. — 24. Juni. *. T. B.) An der heutigen Frohn— leichnams-Prozession nahmen der Prinz⸗Regent, die
Prinzen, die Minister und die Mitglieder beider Kammern Theil.
Mecklenburg ⸗ Schwerin. Schwerin, 23. Juni. (M. K. Der Großherzog und die Großherzogin sind gestern Abend wohlbehalten in Ludwigslust eingetroffen.
Oesterreich⸗ ungarn. Wien, 23. Juni. (W. T. B.) Das ,, erledigte heute sämmtliche auf der Tagesordnung stehenden Gesetzentwürfe, darunter auch das Anarchisten⸗-Gesetz, worauf der Minister⸗Präsident im h Kaisers die Vertagung des Reichsraths aussprach.
Fiume, 24. Juni. (W. T. B.) Der Fürst von Montenegro ist gestern Abend hier eingetroffen.
Belgien. Brüssel, 24. Juni. (W. T. B.). Der Prinz Victor Napolson ist gestern Abend 113 Uhr hier eingetroffen und im Hotel „Bellevue“ abgestiegen.
Großbritannien und Irland. London, 23. Juni. (W. T. B.) Das Oberhaus 3 heute die Bill, betreffend die 6 die Wahlbeamten, die Medizinal— Bill, die Weinzoll-Bill und die Finanz-⸗Bill in dritter Lesung angenommen.
Lord Hartington beabsichtigt, sich am nächsten Freitag nach Glasgow zu begeben, um dort in einer großen Ver⸗ sammlung von Unionisten eine Rede zu halten.
John Bright hat an den liberalen Abgeordneten Caine, welcher sich in der irischen Frage von Gladstone getrennt hat, ein Schreiben gerichtet, in welchem er seinen Wünschen für den Erfolg der Kandidatur Caine's bei den nächsten Wahlen Ausdruck giebt. J
— 24. Juni. (W. T. B.) Gestern fand in der St. James Hall eine Kundgebung zu Gunsten des Homerule statt. Der irische Deputirte Sexton hielt eine Rede, in welcher er erklärte: die Irländer hätten bei den letzten Wahlen für die konservativen Kandidaten gestimmt, weil die Führer der irischen Partei Grund gehabt hätten, anzunehmen, daß nach den von Carnarvon und dem Depu—⸗ tirten wn, Vincent abgegebenen Erklärungen die konser— vative Partei einen Homerule⸗Entwurf vorschlagen würde.
Aus Brisbane wird unter dem 23. d. gemeldet:; Das englische Kriegsschiff „Undine“ ist von den Neuen Hebriden hier eingetroffen. Der Kapitän desselben hat konstatirt, daß weder eine Annexion noch eine formelle Okkupation Seitens Frankreichs erfolgt sei, eben so— wenig sei das Protektorat Frankreichs proklamirt worden. Der Kapitän bestätigte ferner, daß die auf den Neuen Hebriden befindlichen Einwohner französischer Nationalität von den Eingeborenen Beschimpfungen und Schädigungen erlitten hatten.
,, Paris, 23. Juni. (W. T. B.) Heute fand bei dem Minister-Präsidenten de Freyeinet ein diplomatischer Empfang statt, zu welchem die Vertreter der fremden Mächte zahlreich erschienen waren.
Der Prinz IIsrsme Napolson begab sich Abends . nuf einige seiner Freunde erwarteten den Prinzen am
ahnhof.
Der Prinz Victor Napolson empfing heute zahl— reiche hervorragende Persönlichkeiten der bonapartistischen Partei und hielt bei dem Empfange eine Ansprache, in welcher er sagte: man möge von seiner Seite keine eitelen Proteste gegen die Ausweisungsbeschlüsse erwarten; das fran⸗ zösische Volk habe schon öfter den Verbannten die Thore wieder geöffnet. Er bleibe der Repräsentant des Kaiser⸗ reichs, wie es die Napoléons geschaffen hätten, er wünsche eine starke Autorität, Gleichheit aller Bürger und 1 aller Religionsbekenntnisse. „Seien Sie überzeugt,“ schlo der Prinz, „daß, welche Pflichten mir auch auferlegt sein würden, ich nie aus den Augen verlieren werde, was ich der Demokratie und meinem Namen schuldig bin. Auf Wieder⸗ sehen, meine i, — Heute Abend 616 Uhr ist der Prinz nach Brüssel abgereist. Einige bonapartistische Notabilitäten, darunter der Marquis de Lavalette, Levert und Haußmann, gaben dem Prinzen bis Brüssel das Geleit. Bei der Abfahrt bes Zuges rief man: „Es lebe der Kaiser! Auf Wiedersehn! während andererseits auch „Es lebe die Republik!“ gerufen und vielfach gepfiffen wurde. Die Polizei nahm auf dem Bahnhofe einige Verhaftungen vor.
Der Graf von Paris wird künftig in Tunbridge— Wells seinen Wohnsitz nehmen.
Italien. Rom, 24. Juni. (W. T. B.) In der De⸗ putirtenkammer interpellirte gestern bend der Sozialist Costa den Minister-Präfidenten wegen der in Mailand vorgenommenen Verhgftungen (s. u). Hr. Depretis erwiderte, daß er am Freitag müttheilen werde, ob und wann er die Interpellation beantworten werde.
Mailand, 24. Juni. (G. T. B) Gestern wurden hier S Führer der Arbeiterpartei verhaftet und die⸗ jenigen Vereine aufgelöst, welche dem Programm dieser
rtei zugestimmt hatten. Unter den Verhafteten befinden si * sozialistischen Kandidaten bei den letzten —— e ls An den — der erwähnten Vereine und in den Wohnungen der Sozialisten ließ die Polizei Haussuchungen vornehmen. Die Untersuchung wegen Verschwörung ist eingeleitet. In Ober⸗Italien soll es 159 Vereine geben, welche dem be⸗ treffenden Programm beigestimmt haben.
Numãänien. Su karest, 23. Juni. (W. T. B.) Gutem Vernehmen nach hat der Ministerrath heute beschlossen, den Kammern einen Gesetz entwurf vorzulegen, durch welchen die Regierung ermächtigt wird, während der Zeit, in welcher die Kammern nicht versammelt sind, mit olchen Staaten provisorische Abmachungen zu chließen, welche mit Rumänien in Handelsbeziehungen tehen; diese Abmachungen sollen auf derselben Grundlage ab⸗ geschlossen werden, wie der jüngste schweizerisch⸗rumaͤnische Handelsvertrag; auch dürfen dieselben ie fer, in Vollzug gesetzt werden, müssen aber den Kammern bei deren Wieder⸗ 1 zur nachträglichen Genehmigung vorgelegt werden.
Serbien. Belgrad, 23. Juni. (W. T. B.) Die Skupschtina ist zum 12. Juli nach Nisch einberufen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 24. Juni. (W. T. B.) Der bisherige rumänische Gesandte Kretzulesco ist gestern von dem Kaiser in Abschieds— Audienz empfangen worden.
Seitungõftimmen.
Der „Kannoversche Courier“ theilt die Rede mit, welche der Ober-Burgermeisler Dr. Miquel kürzlich in Kassei in einer nationalliberalen Versammlung gehalten hat. Es heißt in dieser Rede:
.... Diesem werkthätigen Bürgerthum steht von allen großen Aufgaben, die ihm je gestellt wurden, eine noch weit größere und schwierigere bevor,. .. Die Frage der Zukunft, die über alle Fragen dominirt, ist die soziale Frage. Ja, gegen die große soziale . verschwinden alle anderen Fragen. Es wird sich um soziale Reformen, vor Allem um richtige Vertheilung der Güter und um Vermehrung des Mittel⸗ und Kleinbesitzes handeln. Die gerechte Befriedigung einer nach Emanzipation mit Recht strebenden Klasse, das ist die große Aufgabe der Bürgerschaft. Materielle, große, schwierige Fragen werden die Parteien in Zukunft zu entscheiden haben; meiner Ansicht nach sind die ganzen Fraktionskämpfe überhaupt eine überwundene Sache, weil sie Produkte einer überwundenen Vergangen⸗ heit sind, von der aber einzelne Parteien noch immer zehren, statt aus der Gegenwart zu schöpfen. In vielen Fragen bin ich viel fortschrittlicher gesinnt, als es die Fortschrittspartei je war, in manchen konservativer, als vielleicht hinter mir stehende Parteien. Wenn das deutsche Bürger thum seiner Aufgabe gerecht werden will, dann muß es diese große Frage erfassen. Nur die Partei wird bestehen, die jung bleibt, nicht aber eine Partei, die Alles verwirft, was ihrem von jeher eingenommenen Standpunkt nicht voll und ganz entspricht; trotz ihres Namens der Fortschrittspartei wird sie doch nur noch eine Ruine sein. Jetzt kommen uns die großen wirthschaftlichen Fragen, auf, den Hals, zu einer Fett wo noch andere Fragen uns stark beschäftigen und leider noch immer ein mangelhaftes Nationalgefühl die große Menge beseelt. Denn leider trifft das Wort Bismarcks auch noch heute zu, daß auf dem schwankenden Boden der Reichs⸗ einheit Jeder herumtrampeln zu können glaubt, ohne besorgt zu sein, daß er zerbricht. . So tritt vor Allem an uns die dringende An⸗ forderung, für die Befestigung des geliebten Vaterlandes, des Deutschen Reichs, nach innen und außen Sorge zu tragen. Wir können uns noch nicht den Luxus einer prinzipiellen Opposition erlauben, weil ab⸗ zulehnen unter Umständen eine große Gefahr für uns sein würde, und so müssen wir häufig auch solches annehmen, was uns nicht ganz gefällt und von dem wir glauben, es selbst besser machen zu können. So müssen wir eine politisch vorsichtige gemäßigte Haltung einschlagen und festhalten. Und wenn jetzt auch rechts von den extremen reaktionären Parteien und links von denen bekämpft, die alles Heil in den überwundenen Dingen der Vergangenheit suchen — in der Noth der Zeit, dann wird die ganze Nation die Anschauung vertreten, die wir vertreten. Möge es unserer Partei immer mehr gelingen, das Ziel klar vor Augen zu sehen, möge sie das Klasseninteresse von sich weisen und nur das Gesammtinteresse im Auge behalten, möge es dem Reiche gelingen, aller Widersacher Herr zu werden. . . . .
— Die „Deutsche volkswirthschaftliche Corre—⸗ spondenz“ sagt in einem „Deutschland als Finanzmacht“ überschriebenen Artikel:
Zu wiederholten Malen haben wir darauf hingewiesen, wie man im Ausland, in England, Frankreich und Italien über die gegen— wärtige Situation Deutschlands in wirthschaftlicher Beziehung urtheilt, in der Hinsicht also, die die Freihändler nicht schwarz genug glauben hildern zu können. Es sind Belege dafür erbracht worden, daß die Industrie Deutschlands trotz der ungünstigen Verhältnisse auf dem Weltmarkt im Vergleich zu anderen Ländern sich eines hegen Aufschwunges zu erfreuen hat und daß dies gerade im uslande auch anerkannt wird. Unsere Freihändler, die ja immer auf das Urtheil des Auslandes soviel geben, könnten nun ebenso Beweise in Hülle und Fülle dafür finden, daß die wirthschaftliche Situation Deutschlands auch in finanzieller Hinsicht Anerkennung findet. So schrieb die ‚Pall Mall Gazette“ kürzlich: „Deutsche Kaufleute haben durch die Aneignung des Auslandshandels die Regelung fremd— ländischer Schulden nach Berlin, Frankfurt und Hamburg gezogen. Dieselben sind fast, des Namens internationaler Comptoirs würdig und das alte Uebergewicht, Londons als, des Haupiplatzes zur Regelung von Schulden zwischen fremden Ländern ist beeinträchtigt. Lunglische Financiers und franzöfifche Banquiers stehen über die von Berlin als einem Geldmarkt gemachten großen Schritte gleich bestürzt da. Durch seine Hülfe hat Rußland seit Jahren dem Mißtrauen von West-Europa Trotz geboten, skandinavische Anleihen sind in Deutschland zu Preisen aufgenommen worden, die jene, welche Finanz— äuser in London zu bieten bereit waren, weit überstiegen; italienische, Fanische und portugiesische Sicherheiten sind abwechselnd auf deutschen kärkten herausgebracht worden. Deutsche Handelsprofite und die in die Hände der Banquiers gelangten Gelder forderten Verwendung 6. wirken auch noch heute in dieser Weise. Die Macht des Geld⸗ eutels wird stets gefühlt. England hat sein Monopol als die Bank rma der Welt verloren! . ö.
Die Bedeutung Berlins mag nun immerhin in diesen Ausfüh— algen etwas übertrieben sein; felbst aber wenn man das berücksich⸗ igt, bleibt noch immer genug, was deutlich dafür spricht, in wie hohem Grade den Engländern der Aufschwung des deutschen Marktes und des Berliner Platzes imponirt. Wer da behaupten wollte, wie es
in und wieder geschleht, daß von dem Aufschwunge, den Berlin als ö orsenplatz genommen hat, die Industrie nichts profitirt, der würde den atsichũchen Verhältnisfen mit feinen Anschauungen keineswegs Rechnung ragen. Wenn auch deutsches Geld in großer Menge im Auslande angelegt wurde und wenn es auch die deutschen Banquiers ö. alledem nicht mer vermochten, fich einen direkten Einfluß in den Staaten zu Hern, denen fie deutsches Geld lieferten, wie es die Franzosen und nglander vielfach versftanden haben, so ist damit noch nicht erwiesen, . der deutschen Industrie diese finanziellen Transaktionen nicht ennoch allmählich zu Statten kommen. Das deutsche, Kapital hat in Aufgabe für die deutfche Industrie ebensogut erfüllt, wenn es '. Auslande als Bahnbrecher fungirt und Deutschlands Ein luß, Macht nd Anfehen erhöht. Die Staaten, die Seutschland als ihren haupt-
sächlichsten Banquier zu betrachten haben, wenden auch bald der deutschen Industrie und ihren Produkten eine größere Beachtung zu. Auf diese Weise haben Frankreich und England ihre Bedeutung für den Welthandel gewonnen und die deutsche Industrie hat infolge dessen keine Veranlassung, dem unleugbaren Aufschwunge Deutschlands als finanzieller Macht scheel zuzusehen, sondern wird über kurz oder lang auch ihren Nutzen davon haben.
Landtags ⸗ Angelegenheiten.
Pinneberg, 23. Juni. (W. T. B.) Bei der heutigen Er⸗ satzwahl zum Abgeordneten hause im hiesigen Wahlkreise ist der Rechtsanwalt Peters in Kiel (nat.⸗lib.) n, worden.
Statiftische Nachrichten.
Die Brandschäden und der nicht versicherte An⸗ theil in den e dn Provinzen 1883.84. Stat. Corr.) — Haben wir unlängst die innerhalb des ganzen Königreichs Preußen im Verlaufe des Kalenderjahres 1884 durch Feuer entstandenen Ver⸗ luste beschrieben, so theilen wir nunmehr auch deren Vertheilung auf die Provinzen mit, indem wir zur Vergleichung das Jahr 1883 heranziehen, Immobiliar⸗ von den Mobiliarschäden trennen und da⸗ neben ein bisher wenig berücksichtigtes Moment — den Umfang des nicht versicherten Eigenthums — zur Erscheinung bringen. Es trafen Schäden in Mark Davon war
an Immobiliar an Mobiliar 1883 / 4 unversichert
13833 1888 1883 1883 Immob. Mobil.
Ostpreußen .. 2698 M8 3200 914 2080 76 2423 446 173 721 1984 839 Westpreußen . 2889 8652 2729 951 2167 967 272656 532 131 434 815 877 Stadt Berlin 960 542 758 777 666 48 730 158 125 121 37 909 Brandenburg. 3801 281 3859 199 2355 589 3026992 173 784 742 626 Pommern. 3788 9192104 1671949 454 1893 006 81 5236 614 400 Posen . .. . . 2380 087 2056 2121978 097 1667226 117 56562 953 g67 Schlesien . . . 3917 262 3571 623 2473 278 25590 559 653 108 1262181 Sachsen. .. . 2116 1492398 14111939 3600 2413 474 105 592 376 836 Schlesw.⸗Hlst. 2350 M48 2699 691625 405 1727 182 29 853 144 880 . . .53579 502 3015 874 1983 338 1836 98 177367 590374
estfalen. . . 2851 810 2965 3861219 932 1295 O77 127 432 574 903 Hessen⸗Nassau 2733 772 1806 7131294213 8635 709 47902 391 572 Rheinland . . 4851 493 3637 335 4184 189 2771 488 289 gat 797 597 Hohenzollern. 91 190 128 621 65 240 80 660 44 38910
Für den gesammten r, . in Mark:
J überhaup der Verlust an 1883 1884 Immobiliar . . 39 009 985 34 932 882 1159476 104906 Mobiliar ... 25 896 396 25 918 498 4450 346 4446 532
Zwar traten in den meisten Provinzen bedeutende Verschieden⸗ heiten zwischen den beiden Jahren zu Tage, und nur die Thatsache, daß der Mobiliarverlust stets unter dem Immobiliarverlust geblieben ist, wird durch nicht mehr als eine einzige Ausnahme (1884 bei Sachsen) betroffen; irgend ein Gesetz aus obigen Zahlen herzuleiten, wird deshalb mißlich sein. Unternehmen wir dennoch die Entwickelung von Verhältnißreihen, so verzichten wir mithin auf deren Unanfecht⸗ barkeit, rücken aber jedenfalls das Verständniß der absoluten Zahlen näher, mildern auch die jährlichen Abweichungen, sobald die Ergebnisse beider Jahre in je eine Summe zusammengezogen werden.
Indem wir dies thun, vergleichen wir einerseits die durch⸗ schnittlichen Jahresschäden mit der Bevölkerung, als welche der Tur schnitt zwischen der definitiv festgestellten Zahl für 1880 und der vor⸗ läufigen für 1885 ganz wohl geeignet erscheint; andererseits berechnen wir die Antheile der unversicherten Schäden an den Gesammtschäden — das Eine wie das Andere mit Auseinanderhaltung von unbeweglichen und beweglichen Vermögenstheilen. Das Ergebniß der betreffenden Rechnungen ist nun, dz
n bi Mark Schäden kamen unversichert waren
Ptovimen auf je 19900 Bewohner an von je 100 9900
z Immobiliar Mobiliar Immobiliar Mobiliar Ostpreußen 15 128 11570 2945 35 186 Westpreußen .... 19972 17394 2338 16667 Stadtkreis Berlin. 7053 5729 7329 2714 Brandenburg . ... 16619 11678 2269 13 797 Pom mern 19315 12320 1383 16373 12978 10 664 2650 26170 9 224 6187 8 721 25 124 9 524 9184 2339 8 657 22175 14721 — 591 4321 15 365 8900 2689 15 454 13 700 5923 2191 22 859 14 430 6599 1055 18 918 10083 8 262 3415 11 469 Hohenzollern .. . . 16364 10 861 20 6107 überhaupt.. 13 301 7320 3922 17171 Hiernach haben in den Jahren 1883 84 die Bewohner der beiden Provinzen Schleswig⸗Holstein und Westpreußen den absolut größten Feuerschaden erlitten; aber der Betrag von 3,89 „6 belästigte den durchschnittlich besser gestellten Schleswig-Holsteiner bei weitem weniger als der Verlust von z, 4 S. den Westpreußen. Umgekehrt stehen Berlin und Schlesien auf der Schadenleiter am tiefsten. .
Die beiden letzten Reihen der Tabelle können den Versicherungs—⸗ anstalten als Einladung dienen, den Provinzen Ostpreußen, Posen und Schlesien eine besondere Aufmerksamkeit zu widmen; wo ein gutes Brittel bezw. ein Viertel des Mobiliarschadens keine Vergütung finden konnte, ist doch wohl nicht Armuth allein, sondern auch Mangel an Versicherungsgelegenheit zu vermuthen.
auf die Provinzen
davon unversichert 1883 1884
Hannover
Westfalen essen⸗Nassau ...
Rheinland
Kunft, Wissenschaft und Literatur.
Der VII. Jahrgang 1884 des „Archivs der Deutschen Seewarte“, herausgegeben von der Direktion der Seewarte in Hamburg. hat! folgenden Inhalt: A. Allgemeiner Bericht. J. Einleitung,. II. Zur. Geschichte der Deutschen See⸗ warte. III. Einrichtung der Deutschen Seewarte. I7. Das Personal der Centralstelle und, der Nebenstellen. Die Kor⸗ respondenten der Seewarte. V. Allgemeines über die Verwaltung, die Registratur und das Kassenwesen der Seewarte; die Inspieirung, der Nebenstellen. VI. Die Bibliothek und Karten- Sammlung. B. Spezial-⸗Berichte über die Thätigkeit der einzelnen Abtheilungen und ihre Arbeiten. VII. Bericht über die Thätigkeit der Abtheilung J. Maritime Meteorologie. Stand der maritim⸗meteorologischen Ar⸗ beit an der Deutschen Seewarte ꝛe. VIII. Bericht über die Thätigkeit der Abtheilung II. Beschaffung und Prüfung der nautischen, meteorologischen und magnetischen Instrumente und Apparate. Anwendung der Lehre vom Magnetismus in der Navi⸗ gation. Modell- und Instrumentensammlung. 1X. Bericht über die Thätigkeit der Abtheilung III. Pflege der Witterungskunde, der Küsten⸗Meteorologie und des Sturmwarnungswesens in Deutschland. ) Wetter⸗Telegraphie. 2) Die eigenen periodischen Veröffentlichungen der Seewarte. X. Bericht über die Thätigkeit der Abtheilung JV. Chronometer⸗Prüfungs⸗Institut. XI. Ueber die wissenschaitlichen Arbeiten, ausgeführt unabhängig von den einzelnen Abtheilungen. Der Lehrkurfus. XII. Literarische Thätigkeit und wissenschaftlicher Verkehr der Seewarte 1884. 1) Verzeichniß sämmtlicher Arbeiten, welche als Mittheilungen von der Deutschen Seewarte in den Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie (Jahrgang XII. 1884) erschienen sind. 2) Weitere Arbeiten der See⸗ warte, welche separat erschienen . oder als Theile an⸗ derer Werke. 3) Die Kolloquien in der Deutschen Seewarte. 4) Beziehungen der Seewarte zu wissenschaftlichen Ju stötuten, Vereinen und Behörden des In. und Auslandes (Ende 1884). Anhang zum Jahresberichte der Deutschen Seewarte pro 1883. Verzeichniß der
Geschenke an Büchern, Zeitschriften und Karten, welche die Deutsche Seewarte für ihre Bibliothek in dem Zeitraum vom 1, Januar b 31. Dezember 1884 erhalten hat. — Mit dem Jahre 1884 schloß das erste Dejennium der Thätigkeit der Deutschen Seewarte ab. Das Personal der Centralstelle setzte sich im Berichts jahre zusammen aug: 1 Direktor, 1 Meteorologen, 1 Assistenten des Direktors, 1 Sekretär und Bureauvorstand, 1 Sekretãr und Registrator, 2 Sekretariats ˖ und Registratur⸗Asfsiftenten, 1 Kanzlisten, 1 Zeichner, 1 Mechaniker, 1Bureaudiener, J Portier und Hauswart; das der Abtheilung 1 und Il aus: je 1 Vorsteher, 1 Assistenten und 2 Hülfsarbeitern; das der Abtheilung UI aus: 1 Vorsteher, 1 Assistenten, 5 Hülfts⸗ arbeitern und 2 Telegraphisten; das der Abtheilung IV aus: 1Vorsteher. 1ꝗAssistenten und 1 Bureaudiener. — Die Deutsche Seewarte hat Hauvtagenturen in Neufahrwasser, Swinemünde und Bremerhaven; Agenturen in Memel, , Barth, Wustrow, Rostock, Lübeck, Flensburg, Hamburg, Brake, Elsfleth und Emden. Beobachtungs—⸗ und Ergänzungsstationen bezw. Signalstellen der Seewarte befinden sich in 10 bezw. 44 Hafenplätzen. Wie in früheren Jahren, so hat sich die Deutsche Seewarte auch in 1884 der entgegenkommendsten Unterstützung durch meteorologische Mittheilungen und Berichte Seitens freiwilliger Mitarbeiter und Korrespondenten zu erfreuen gehabt. Von den im Jahre 1385 von der Seewarte täglich ausgegebenen Wetterprognosen waren günstig: im Januar 719, 64 72 00, März 72 9½, April 86 , Mai 800 / o, Juni 74 0½, Juli 75 . August 720 /o, September 770½, Oktober 75 ½υ, November 74 0½0, Dezember 7790; theilweise ungünstig: im Januar 1770, Februar 19 ½, März 180ͤo, April 5 oυ , Mai 140½ , Juni 180, , Juli 14 0ο‛, August 17 ,, Sep⸗ tember 10 6ö0, Oktober 15 υ, November 160, Dezember 160; ungünstig: im Januar 1206, Februar 90, , März 19 0½., April 9 0so, Mai 7 000, Juni 8 o, Juli II o, August 10 ,, September 13 0so, Oktober 10 9,0, November 10010, Dezember 30,½; im Mittel 75 9so, bezw. 15 Jo, bezw. 197so. An 45 Tagen wurden im Berichtsjahre von der Seewarte 1615 Sturmwarnungssignale telegraphisch über⸗ mittelt; die Monate April, Juni und Juli waren sturmwarnungs⸗ frei; an Sturmwarnungen entfallen auf März und August je 1, auf Mai und September je 2, auf Februar und November je 3, auf De⸗ zember 8, auf Oktober 12 und auf Januar 13
— Von dem ‚Kulturgeschichtlichen Bilderbuch aus drei Jahrhunderten“, welches der durch seinen „Formenschatz“, das „BDeutsche Zimmer“ und andere, in den Kreisen der Künstler und Lunstfreunde mit Recht geschätzte Publikationen bekannte Dr, Geor Hirth herausgiebt (Verlag von G. Hirth in Leipzig und München liegen uns bereits wieter zwei neue Lieferungen, Nr. 42 und 43 (des IV. Bandes, 6. und 7. Lieferung) vor. Die erstere Lieferung bringt eine weitere Folge von Radirungen von Rembrandt aus der Zeit von 1630 —54, welche für die Verehrer dieses Meisters von dem aller⸗ größten Interesse sein dürften. Die ganz vorzügliche Facsimile⸗Repro—⸗ duktion derselben ist fast im Stande, die kostbaren Originale zu ersetzen. Besonders werthvoll sind aus der Reihe: das höchst realistische Porträt eines Gelehrten, dann das betannte Blatt des Magiers, zwei große Landschaften und mehrere Genrebilder. An diese Radirungen reihen sich 26 Kupferstichblätter aus dem barocken ‚Todtentanz von dem Zürcher Rudolf Meyer (1637), sowie 5 Blätter soldatischer Typen der Zeit. Auf ein Blatt aus der Folge der „Monate“ von Peter Potter folgen dann 6 Tafeln von Jan Martsen de Jonge, welche in ungemein fleißig und sorgfältig gezeichneter, trotz der großen Zahl von Figuren ganz individuell charakterisirter Komposition den festlichen Einzug der Königin⸗Wittwe von Frankreich, Marig von Medici. in Amsterdam im Jahre 1638 schildern (gestochen von Peter Nolpe). Voran geht der lange Zug der Herolde und vornehmen Kavaliere in freibewegter, lebens⸗ voller, immer wechselnder Haltung, dann folgt der Wagen der Königin. Die ganze Darstellung ist bei aller feinen realistischen Be⸗ obachtung in den vielen Einzelheiten von einer Gediegenheit und Ge wissenhaftigkeit, an der unsere so selbstzufriedenen jüngeren Künstler sich ein Beispiel nehmen könnten. Im Verein mit Simon de Vlieger hat Martsen de Jonge dann auf weiteren, nicht minder bemerkens—⸗ werthen 6 Blattern die Feste zu Ehren der Königin in Amsterdam geschildert n ,. von S. Savry). Historisch merk⸗ würdig sind die dann folgenden 2 Bildnisse von Jacob van Heyden, darstellend den e General Torstenson und den Landgrafen Wilhelm von Hessen (1635), kulturhistorisch interessant 3 Porträts von deutschen Patrizierinnen, von Sebastian Furck. Elegante, fein gestochene Blätter im Geschmack der Zeit sind: das Brautpaar, von Guillaume de Geyn und zwei Blätter aus der . der „Allegorien“, von Jeremias Falck: anmuthige jugendliche Frauengestalten, welche durch ganz äußerlich hinzugefügte Attribute als die ‚Luft“ und die Grammatik“ charakterisirt sind. Diese Stiche führen uns übrigens in die folgende Lieferung hinüber, welche noch 4 Stiche ähnlichen Genres ent⸗ halten, nämlich die 4 Jahreszeiten, von Guillaume de Geyn in Gemein⸗ schaft mit Jeremias Falck ausgeführt. Sie zeigen uns vier steif positirte, kostümlich und zeitgeschichtlich aber höchst charakteristische Frauen⸗ gestalten in vornehmer, sorgfältig drapirter Gewandung mit den jahres⸗ zeitlichen Attributen (gestochen von Le Blond d. J.). In diese Reihe von allegorischen Darstellungen gehören auch die zwei Blätter aus der Folge der Monate, von Joachim Sandrart. Der den Februar personifizirende feiste Koch mit einem Stillleben von Wild und Ge⸗ flügel vor sich ist besonders frappant und lebendig aufgefaßt. Weiter finden wir in der Lieferung 3 Tafeln mit Illustrationen aus „Les abus du, mariage“, jämmtlich ovale Medaillons, welche die fein individualisirten Gestalten in halber Figur umschliehen. Dann folgt eine Serie von Interieurs mit sich darin abspielenden häuslichen, familiären Vorgängen von Abraham de Bosse: Stiche, welche das Leben und Treiben der Holländer jener Zeit sehr anschau⸗ lich schildern, und zwar: „Der vornehme Maler in seinem eleganten Atelier. Die kranke Dame“, .Der Advokat“, „Der Konditor, „Die Kupferstichdruckerei. „Die Knabenschule.'. Die Mädchenschulen und »Das Hospital“. An Bildnißstichen enthält die Lieferung u. a. das anmuthige Brustbild des jugendlichen, blondlockigen ,. Wil⸗ helm von Oranien, von einem unbekannten eister, das Porträt des jungen Karl II. von England, von Anton van Dyck, die Brustbilder König Ludwig's XIII. von Frankreich und seiner Gemahlin, Anna von Oesterreich, von Ph. Champaigne, das Reiter, bildniß des bayerischen Generals Johann von Weert ꝛe. Wenzel Hollar schildert in zwei figurenreichen Kompositionen die Verurtheilung und die Hinrichtung des Grafen Strafford in London im Mai 1641. Am Schluß beginnt sodann eine ganze Serie von Medaillon⸗Brust⸗ bildern vornehmer Damen aus der Zeit von 1639 bis 1645, von demselben Meister.
— Brockhaus' Kleines Konversationslexikon liegt in seiner mit zahlreichen Karten und Abbildungen ausgestatteten und völlig umgearbeiteten vierten Auflage, 60 Hefte umfassend, jetzt voll⸗ ständig vor. Von der Bandausgabe wird der das Werk abschließende zweite Band ebenfalls binnen kurzem geheftet und gebunden zu 3 sein. Wie sehr das allbekannte und allbeliebte Werk durch die neue Bearbeitung an Brauchbarkeit gewonnen hat, ist zum öftern von uns dargethan worden; hier sei nur nochmals besonders hervor⸗ gehoben, daß der Text bis zur unmittelbaren Gegenwart reicht und man darin die wirklich neuesten Zahlen und Daten angegeben findet, die nech kein anderes Nachschlagebuch enthält. So sind z. B. die Bevölkerungszahlen der größern und mittlern deutschen Städte schon nach den Ergehnissen der letzten Volkszählung vom 1. Dezember 1885 mitgetheilt und selbst von den jüngst gestorbenen Zeitgenossen (wie Ranke, Scheffel, Waitz) schon die Todestage verzeichnet. Mehrere Tabellen über Münzen, Maße und Gewichte, Kapital- und Zins⸗ berechnungen, vergleichende Uebersichten der Zeitunterschiede wie der Thermometer⸗ und Barometerskalen bilden einen werthvollen Anhang. Dem Text stehen die zur Veranschaulichung und Erläuterung dienenden Illustrationen gleichwerthig zur Seite: 23 geographische, astronomische, politische Karten, 1 Weltverkehrskarte und 56 Bildertafeln, zum Theil in Chromodruck hergestellt und durchgehends vortrefflich aus— geführt. Brockhaus. Kleines Konversationslexilon hat sich als zu⸗ verlässigstes Nachschlagebuch für den Jandgebrauch bereits unentbehrlich gemacht; die Vollendung der vierten Auflage desselben darf daher wohl
zu den allgemein interessirenden literarischen Vorkommniffen gerechnet werden.