Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
Bei dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten ist der Eisenbahn⸗Sekretär Harder zum Geheimen expedirenden Sekretär und Kalkulator ernannt worden.
Hauptverwaltung der Staatsschulden.
Bekanntmachung.
Bei der heute in Gegenwart eines Notars bewirkten Verloosung der für das laufende Jahr zu tilgenden Stam m⸗ Aktien der NiederschlesischMärkischen Eisenbahn sind die in der Anlage aufgeführten 1848 Stück gezogen worden.
Dieselben werden den Besitzern mit der Aufforderung ge— kündigt, den Kapitalbetrag zugleich mit den Zinsen für das 2 Halbjahr 1886 vom 15. Dezember d. J. ab gegen Quittung und Rückgabe der Aktien sowie der dazu ge⸗ hörigen Zinsscheine Reihe IX Nr. 7 und 8 nebst Anweisungen zur Reihe X bei der Staatsschulden-Tilgungskasse hierselbst, Taubenstraße Nr. 29, zu erheben.
* Die Zahlung erfolgt von 9 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nachmittags, mit Ausschluß der Sonn- und Festtage und der letzten drei Geschäftstage jeden Monats.
Die Einlösung geschieht auch bei den Regierungs-Haupt— kassen und in Frankfurt a. M. bei der Kreiskasse. Zu diesem Zwecke können die Aktien nebst Zinsscheinen und Anweisungen einer dieser Kassen schon vom 15. November N. J. ab eingereicht werden, welche sie der Staatsschulden⸗ Tilgungskasse zur Prüfung vorzulegen hat und nach erfolgter , die Auszahlung vom 15. Dezember d. J. ab ewirkt.
Vom 1. Janugr 1887 ab hört die Verzinsung der gekündigten Dokumente auf.
Zugleich werden die bereits früher ausgeloosten, auf der Anlage verzeichneten, noch rückständigen Dokumente wiederholt und mit dem Bemerken aufgerufen, daß deren Verzinsung be— reits mit dem 31. Dezember des Jahres ihrer Verloosung aufgehört hat.
Der Betrag der etwa fehlenden, unentgeltlich abzulie— fernden Zinsscheine wird von dem zu zahlenden Kapitalbetrage zurückbehalten.
, , zu den Quittungen werden von den oben— bezeichneten Kassen unentgeltlich verabfolgt.
Berlin, den 1. Juli 1886.
Hauptverwaltung der Staatsschulden. Merleker.
Abgereist; Se. Excellenz der Vize⸗Präsident des Staats⸗ Ministeriums, Minister des Innern, von Puttkamer, nach Süddeutschland.
Angekommen: der Ober-Berghauptmann Pr. Huyssen, aus den Bergrevieren an der Lahn, Dill und Sieg.
Die Nummer 25 der GesetzSammlung, welche von heute ab
zur Ausgabe gelangt, enthält unter Nr. 9143 das Gesetz, betreffend die Heranziehung von Wilitärpersonen zu Abgaben für Gemeindezwecke. Vom 29.
de . ; . .
Nr. 91 as Gesetz, betreffend den Beitrag des Staates zu den durch den Anschluß der Stadt Altona an das Deutsche Zollgebiet veranlaßten Kosten. Vom 30. Juni 1886.
Berlin, den 23. Juli 1886.
Königliches J, n mt.
8 Bath.
Bekanntmachungen auf Grund des Reichsgesetzes vom 21. Oktober 1878.
Auf Grund des §. 12 des Reichsgesetzes gegen die gemein⸗ gefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 18718 wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß das Flugblatt mit der Ueberschrift: „Arbeiter, Hand⸗ werker, Bürger!“ und den Eingangsworten: „Unsere ge⸗ sammte wirthschaftliche , , strebt unwiderstehlich dahin, den Reichen immer reicher, den Armen immer ärmer zu machen 2ꝛc.“, ohne Angabe des Druckers und Verlegers, nach 5. 11 des gedachten Gesetzes durch den Unterzeichneten von Landespolizeiwegen verboten worden ist.
Berlin, den 21. Juli 1886.
Der Königliche J von Richthofen.
Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 22. Juli. Se. Maje stät der Kaiser und . machten, wie „W. T. B.“ aus Gastein meldet, gestern nach dem Diner, um 4 Uhr, eine Ausfahrt in der Richtung nach Böckstein. Die Rückkehr erfolgte um ? Uhr.
Heute Vormittag R/ Uhr machten Se. Majestät eine Promenade auf dem Kajserwege und nahmen später den Vor— trag des Chefs des Militärkabinets, General-Lieutenants von Albedyll, entgegen. ⸗
Zum Diner sind heute keine Einladungen ergangen.
— Se. Kaiserliche und nn ene; Hoheit der Kronprinz nahm gestern Nachmittag mehrere militärische Meldungen entgegen.
— Der Gouverneur des hiesigen Invalidenhauses General⸗Lieutenant von Wulffen, hat ö ihm ir , . 65h tägigen Urlaub nach Bad Landeck und Kissingen angetreten.
— Die General-Lieutenants von Voigts⸗Rhetz, General⸗Inspecteur der Artillerie, und von Lewinski, Inspecteur der 2. Feld⸗Artillerie⸗Inspektion, sind von Dienst⸗ reisen zurückgekehrt.
— S. M. Segel Fregatte „Niobe“ Kommandant Ka⸗ pitän zur See Aschenborn, ist am 21. Juli er, in Cowes 0 und beabsichtigt, am 27. Juli er. wieder in See zu gehen.
. Kanonenboot „Wo lf“, Kommandant Kapitän⸗ Lieutenant Jaeschke, ist am 21. Juli er. in Hongkong ein⸗ getroffen.
— Der heutigen Nummer des „Reichs- und Staats⸗ Anzeigers“ ist eine „Besondere Beilage“ (Nr. , enthaltend Entscheidungen des Reichsgerichts, beigefügt.
essen. Darmstadt, 21. Juli. (Darmst. Ztg.) Der Großherzog empfing heute Mittag den neu ernannten Bischof won Mainz, Dr. Paulus Leopold Haffner, im Beisein des Stagts-Ministers Finger, zum Zweck der Eidesablegung. Nachdem der Bischof eine kurze Ansprache an den Großherzog gerichtet hatte, leistete derselbe den Eid der Treue und des Gehorsams in die Hände Sx. Königlichen Hoheit und nahm von dem Großherzog zur Erinnerung an die frühere Stiftung das seiner geit von dem Großherzog Ludwig J. für die bischöfliche Kirche zu Mainz gestiftete Bischofskreuz in Empfang.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 21. Juli. (Th. C.) Von dem Großherzoglichen Hoflager in Wilhelms⸗ thal bei Eisenach wird berichtet, daß die Großherzogin am 1. August sich zum Kurgebrauch nach Gastein zu begeben beabsichtigt. — Die Vermählung der Prinzessin Elisabeth mit dem Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin findet Anfangs November statt.
Lübeck, 19. Juli. (Wes⸗-Ztg.) Die heunge Sitzung der Bürgerschaft war für unseren Staat, in erster Linie aber für die Stadt selbst von besonderer Bedeutung. Die Bürger— schaft sollte nämlich darüber entscheiden, ob von Staats wegen eine elektrische Centralstation für Beleuchtung errichtet werden solle. Man hatte eine scharfe Opposition erwartet, die⸗ selbe trat jedoch nicht hervor, vielmehr wurde der Senats— antrag, zu diesem Zwecke 340 900 ½! zu bewilligen, mit großer Majorität angenommen. Lübeck ist der erste deutsche Staat, der einen solchen Versuch macht; mit welchem Erfolg, darüber kann nur die Zukunft entscheiden.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 21. Juli. (W. T. B.) Der Minister des Aeußern, Graf Kälnoky, ist in Beglei— tung des Sektionsraths Baron von Aehrenthal heute Nach— mittag nach Kissingen abgereist.
Belgien. Brüssel, 21. Juli. (W. T. B.) Das Schwurgericht zu Mons hat von den wegen Plünderung bei den letzten Unruhen in Charleroi Angeklagten zwei zu 10 und zwei zu 12 Jahren Zwangsarbeit verurtheilt.
Großbritannien und Irland. London, 20. Juli. (A. C.) Die Königin reiste heute Vormittag 10 Uhr in Begleitung des Prinzen und der Prinzessin Heinrich von Battenberg von Windsor nach Osborne, auf der Insel Wight, ab.
Zu guter Letzt haben wider Erwarten die liberalen Unignisten noch einen Wahlsieg errungen. Sie entrissen den Parnelliten den Sitz für Süd⸗Tyrone, wo an Stelle des Redacteurs des Parnelliten⸗Organs „United Ireland“, William O Brien, der dissentirende Liberale T. W. Russell mit einer Majorität von 99 Stimmen zum Vertreter der Grafschaft im Unterhause gewählt wurde. Das neue Haus der Ge— meinen ist demnach jetzt, ausschließlich des Sprechers Peel, aus 317 Konservativen, 76 liberalen Unionisten, 190 Glad— stonianer und 85 Parnelliten zusammengesetzt.
Die „Tim es“ bringt einen „Die beklagenswerthen und fortgesetzten Mißerfolge des brxitischen Geschütz— wesens“ überschriebenen Artikel, worin sie sagt:
»Was die eigentlichen Ergebnisse der Kanonenfabrikation betrifft, so haben sich dieselben beständig verschlimmert. Niemand außerhalb des Departements, es sei denn in den Intelligenz⸗Departemenks aus⸗ ländischer Regierungen, kennt die genaue Wahrheit; es ist jedoch unzweifelhaft, daß die Kapitäne einer großen Anzahl engkischer Kriegsschiffe Befehle erhalten haben, ihre großen Kanonen nicht abzu— feuern, und daß einige dieser Schiffe unter diesem Verbot die einzigen 3 wichtiger britischer Interessen sind. Es kann, ohne auf Widerspruch zu stoßen, behauptet werden, daß England in diesem Augenblick keine Artillerie hat, womit es seine Interessen und seine Ehre, sei es im Inlande oder im Auslande, vertheidigen könnte. In der Maschinenbaukunst und, mechanischer Geschicklichkeit und in der Macht, Metalle zu bearbeiten, nehmen wir den ersten Platz in der Welt ein; was jedoch Geschütze betrifft, würden wir, wenn wir plötzlich in einen Krieg verwickelt werden sollten, gezwungen sein, Bittsteller bei Herrn Krupp um die Mittel zur Inschutznahme unserer nationalen Existenz zu werden.“
Al. Jult, Abends,. ( d B) Die Königin hat die Den ff en des Kabinets J . 64 Salis bury nach Osborne berufen. Halifar (Canada) 19. Juli. Das „Reuter'sche Bureau. meldet: Heute fällte der oberste Gerichtshof von Nova Scotia in dem Prozeß gegen den Führer des amerikanischen, von den canadischen Behörden im Hafen von Digby, beschlagnahmten n , ein, David Adams“ sein Urtheil. Der Gerichtshof erkannte auf das volle Strafmaß nebst Kosten wegen Verletzung der Akte 59 George 1II., Kap. Z8, wegen Einlaufens in die Bucht von Annapolis zu ungesetzlichen Zwecken. Für den Beklagten war kein e r erschienen, indem der Kapitän als Führer , ö . zugab. Der ih, der „Ella Doughty“ wird als Rheder eines Parts di if vor Gericht erscheinen. ö. ö 20. Juli. (R. B.) Eine Abtheilung der König— . i , ist a Briti sch⸗Columbien bgegangen, um äne zur Vertheidigun ⸗ *sfe nn gn e zu 3 h .
Frankreich. Paris, 20. Juli. (Köln. Ztg.) Das „Journal officiel“ veröffentlicht heute ol d, welcher die Abgaben festsetzt, die von den italienischen Schiffen in Folge der Nichtannahme des französisch—⸗ italienischen 96 es außer den gewöhn⸗ lichen Abgaben zu erheben sind. Diese Bestimmungen werden aber voraussichtlich nicht lange in Kraft bleiben, da der Minister-Präsident de Freycinet gestern dem italie⸗ nischen Botschafter versprach, Paris nicht zu verlassen, ohne einen modus vivendi zwischen bei— den Ländern gefunden zu haben. Ein solcher wird trotz der ablehnenden Haltung der Kammer um so eher
daß die durch die Verwerfung des Schiffahrtsver eff Lage nothwendigerweise eine Ihn, 9 26. s zaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern herbeifü w 3 müsse. Hr. de Freycinet hat in Folge dessen feine . ) nach Nantes aufgegeben und wird sich anfangs Au j nicht nach der Schweiz, sondern nach Mont ene Ver u begeben, wo der Präsident Grévy seit gestern nan , gers eß und die Herzogin von Eharträ; sind vorgestern ebenfalls nach Tunbridge Wells abgereist re Ruiz Zoxilla ist in Paris angekommen und soll dem nächst, wie es heißt, eine Zusammenkunft mit Clémencean haben. 21.3 3 — 21. Juli. (W. T. B.) Der Minister⸗-Präsi
Freycinet empfing heute ein Telegramm 29 h. 3 neur von Tongking, Paul Bert, worin derselbe mi theilt, daß in Tongking Ruhe herrsche. Einige Zwifchen? fälle an der Grenze hätten sich allerdings während der letzten vier Monate ereignet, aber es seien alle aufrührerischen Versuche sofort energisch unterdrückt worden. Der franzbsische — 5 bei den verschiedenen Vorgängen belaufe sich auf 5 Mann.
Portugal. Lissabon, 19. Juli. (A. C.) Der Köni hat ein Dekret unterzeichnet, welches dem m nr n gesetzgebende Gewalt zur Publizirung eines neuen Eipil— Verwaltungs⸗Gesetzbuches überträgt. Es werden daher ehestens Neuwahlen für die verschiedenen Verwaltungs Körperschaften vorgenommen werden, und man erwartet in off— ziellen Kreisen, daß fast die gesammten neugewählten General— räthe und. Munizipalbehörden die Politik des gegen⸗ wärtigen Ministeriums unterstützen werden.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 22. Juli (W. T. B.) Der Kaiser nahm gestern die eg ka bl un! schreiben des bayerischen Gesandten, Baron von k und des rumänischen Gesandten, von Ghika entgegen. .
Amerika. Washington, 20. Juli. (A. C) Di von Mr. Phelps und Lord Rosebery ö gan vention, welche den Bestimmungen des Auslieferungs— vertrages vom Jahre 1842 eine größere Ausdehnung giebt dehnt die Anwendung des 10. Artikels auf Todischlag, Einbruch, Unterschlagung oder Diebstahl in Höhe von wenigstens 10 Pfd. Sterl.,, und böswillige Beschädi— gung von Eigenthum aus, wodurch Menschenleben gefährdet werden, vorausgesetzt, daß solche Beschädigun— . nach den Gesetzen beider Länder in einem Verbrechen
estehen. Es wird ferner erklärt, daß die Bestimmungen des . Artikels auf Personen anwendbar sein sollen, die der in dem Vertrage von 1342 und in der neuen Konvention spezi⸗ fizirten Verbrechen überführt oder angeklagt sind. Die Konven= tion ist nicht rückwirkend. Für politische Vergehen kann keine Auslieferung verlangt werden, und kein Prozeß ist ge— stattet für ein anderes Vergehen als das, für welches die Aus— lieferung beantragt wird, bis die ausgelieferte Person eine Gelegenheit gehabt hat, nach dem Staate zurückzukehren, der sie auslieferte. Auslieferungen werden in beiden Ländern nach den derzeit in Kraft befindlichen Auslieferungsgesetzen des ausliefernden Staates bewirkt. Die Konvention soll 10 Tage nach der Veröffentlichung im Einklange mit den Gesetzen der kontrahirenden Parteien in Kraft treten. — Die Konvention liegt jetzt dem Rechtsausschuß des Senats vor, der i l dem Ausschuß für die auswärtigen Angelegenheiten überweisen wird. Obwohl ein baldiger günstiger Bericht des Ausschusses für wahrscheinlich gehalten wird, dürfte dennoch die Kon— vention während der jetzigen Session des Kongresses nicht ratifizirt werden.
Zeitungsstimmen.
Die „Deu tsche Volkswirthschaftliche Corre—
spondenz'“ läßt „Englische Stimmen über die Geschäftslage in Deutschland und Frankreich“ sprechen. In dem so über— schriebenen Artikel lesen wir: Jetzt liegt ein interessanter Bericht des britischen Geschäststrägers in Berlin, Mr. Scott, vor. Dieser Bericht beschäftigt sich mit der Entwickelung der deutschen Industrie seit 1871 und bemerkt: Die übereinstimmenden Berichte der Konsuln bestätigen die Vor— aussetzung, daß der gegenwärtige (Februar 18865 Zustand der deutschen Industrie keineswegs durch die Bezeichnung (depressed gedrückt, in hohem. Maße ungünstig) charakterisirt; werden könne, wenigstens nicht in dem gewöhnlichen Sinne dieser Bezeichnung. Mr. Scott behauptet, daß die deutschen Fabrikanten ihre Produkte auf fremden Märkten zu unlohnenden Preisen forciren, um dieselben gewissermaßen als „Anzeigen und Muster“ dort wirken zu lassen, oder sie hoffen, Vortheile einzuheimsen, wenn die Geschäftslage sich gebessert haben wird. Sie sind gleichzeitig bestrebt, sich von dem Zwischen⸗ handel zu emanzipiren, welcher seither an ihren Gewinnen theil⸗ genommen hat. Viele Artikel, die früher aus England bezogen wur— den, sind auf dem deutschen Markt durch das heimische Fabrikat ver—⸗ drängt worden. Mr. Scott beklagt, daß seine Landsleute nur unvollkommen von den Bedürfnissen des deutschen Verkehrs unterrichtet seien und daß sie die Hülfe des Zwischenhandels nicht entbehren können. Es ist von seinem Standpunkt aus selbstverständlich, daß er den Engländern in dieser Richtung gute Rathschläge ertheilt, wie sie sich eine bessere Stellung verschaffen könnten. Dazu dürfte es indeß viel zu spät sein. Die deutsche Industrie verfügt über so vortreffliche Leistungen und hat sich der allgemeinen Anerkennung so fest versichert, sie ist außerdem so energisch und umsichtig in der Ärbeit, daß sie etwaige Anstrengungen der Engländer nicht zu fürchten hat.
Von besonderem Interesse ist die folgende Stelle in dem Bericht Mr. Scott's: Leider haben britische Koblenproduzenten, Eisen— Industrielle und Fabrikanten zu viel Selbstvertrauen gezeigt; sie waren auf ihren Lorbeeren eingeschlafen und haben sich nicht rechtzeitig und genügend über die Fortschritte ihrer Nachbarn unterrichtet, die seßt im Stande sind, bessere Waaren und bessere Artikel auf vielen Gebieten der Industrie zu liefern, als man es in England vermag.“
Der englische Konsul in Stettin, Mr. Reid, schließt sich diesem Bericht Mr. cott's in folgenden Bemerkungen an:; „Alte Firmen, welche sich der Zeit nicht anschmiegen wollen oder können, verlieren ihren Geschäftskreis. Verkäufer und Käufer sind jetzt so nahe anein= ander Eee, 4h sie sich nicht mehr in der Nothwendigkeit befinden, große Gewinnantheile an den Zwischenhandel abzugeben.“ ...
— Die „Mecklenburgischen Landes nachrichten“ schreiben über die Sozialdemokratie in Berlin u. A. Folgendes:
Die Verschärfung des Belagerungszustandes für Berlin und Um⸗ gegend durch Beschränkung der Versammlungefreiheit hat erneute Be⸗ weise dafür gebracht, wie ernsthaft die sozialdemokratische Bewegung von der Regierung genommen wird, und es ist den — wie die neuesten durch den r, Ihring zu Tage getretenen Thatsachen zeigen — in der Reichshauptstadt immer mehr deutlich hervor—
zu erstreben sein, als der Botschafter kein Hehl daraus machte,
tretenden revolutionären Alluren der Sozialdemokratie gegenüber
gerade
Beschaffenheit na eg der wmassenhafte
ʒgoßen. Industrie⸗Centren,
Folle spielt, hat mannigfa . 9e w. . r Erwartungen. welche viele der Arbeiter bei ihrem Suchen nach Lohn und
SBülfskaffen einführte. ̃ treff ic der Srtekrankenkafsen oder auch die Schwierigkeiten,
mur 50 000, unter denen die Tischler,
t der l d der st
war n nd we
lich in
Neukons
wan ien er
demokrate⸗
hauptet, das &
tzes geschehen ist,
meinen, Denn der mit
pieviel m
bolossaler
rr or s chi nisse der ber chi
as Zurückbleiben der
bar gema ; ö mnendhire g zialdemokratie
die nächstliegende Erklärung finde De
Herbeiströmen der arbeitsuchenden Bevölkerung nach den ö unter denen Berlin eine hervorragende che Enttäuschungen hervorgerufen bezüglich
ierin schon
Frot in der Millionenstadt gehabt haben, was natürlicherweise dazu ge⸗ aägnet i 6. Die vielfach ! eitgeh 1rd mnzufriedenheit der Arbeiter mit den bestehenden Verhältnissen genährt, und ihre Oppositionslust gegen ein. Regierungssystem wachgerufen, neelches als das Grundübel ihrer wirthschaftlichen Mißstände anzu—
Leidenschaften, wie Neid und Mißgunst, groß zu ziehen. vorhandene Ausbeutungssucht der Arbeitgeber hat die
2
sehen, sie von den Agitatoren gelehrt werden. Nicht intellektuell ge⸗
( bildet genug, um einzusehen, daß die Verschiedenartigkeit der sozialen Etände, die ihnen nirgendwo wird
der Großstadt, aus der göttlichen Weltordnung allein resultirt, deren Abänderung nicht in Menschenhände gegeben ist, len si DJenjenigen rückhaltlos an. welche sie zu überreden suchen, daß es nur n ihnen liege, wenn andere Freilich müssen wir, um daß neben — ) aus der Sozialdemokratie entwickelt hat. SFerlin anbetrifft, an die Uebernahme der Pferdeb gesellschaften durch die Stadt, Reform der Miethssteuer 2c. Forde—
mehr vor Augen geführt wird, als in vertrauen sie sich
herbeigeführt werden.
Verhältnisse konstatiren,
sein, auch mancher gute Gedanke So erinnern wir, was Pferdebahnen und Gas—
gerecht zu
vielen Utopien sich auch
2
rungen, welche die Arbeiterpartei mit der Bürgerpartei gemeinsam ge⸗ stellt hat.
Allein nicht so sehr in der Idee, als vielmehr in der vorhin er—
wähnten Kunst der Organisation und Agitation liegt die Stärke jener Partei. Ueberall, ( programm zu verwirklichen und neue Anhänger zu Lie Führer rastlosen Eifer und seltenes Geschick an. nch tigten sie sich der Gewerkschaftbewegung und gründeten die Fachvereine, deren es in Berlin etwa 80 giebt. neuere letzteren, welche freilich offiziell keine Politik treiben,
wo 'fich auch nur die kleinste Aussicht zeigte, ihr werben, wandten Zunächst bemäch⸗
Zeit haben diese bei der Lohn⸗ und Strikebewegung als die Stützpunkte derselben eine große Rolle ge⸗ spielt. Ohne diese Fachvereine wäre ein Strike in Berlin nicht denkbar gewesen und die Umstände, welche die gedachte wirthschaftliche Erscheinung begleitet haben, geben den evidenten Beweis, daß dieselbe eine innige Verwandtschaft mit den politischen Gebilden hat, welche
In neuerer
ie Sozialdemokratie zeitigt
Finen unerwartelken Mißerfolg hatten die Sozialdemokraten bei ihrer Agitation gegen das Krankenkassengesetz; da dasselbe zwar Kaffenzwang, aber keine Zwangskassen vorschrieb. so wollte man auf sener Seite dies für sich ausbeuten, indem man die freien centralisirten Mögen aber die trefflichen Organisationen mit denen die freien Hülfskassen“ in pekuniärer Hinsicht zu kämpfen hatten, vielleicht
auch der bei den letzteren zu zahlende größere Beitrag dazu beigetragen
haben, genug, beim Schluß des, Jahres, S865 hatten die Ortskranken— kaffen in Berlin 195060 Mitglieder, die „freien Hülfskassen dagegen die Metallgießer und die Me— talldreher das größte Kontingent stellen.
Nachtrag zu Nr. 29 des Central-Blatts für das Deutsche Reich. — Inhalt: Zoll- und Steuerwesen; Ausführungs⸗ bestimmungen zu dem Gesetze vom 1. Juni 1886, die Besteuerung des Zuckers betreffend; — Bestimmungen, betreffend die bei der Ausfuhr ron kondensirter Milch zu gewährende Steuervergütung für den in dem Fabrikate enthaltenen inländischen Zucker. .
rmee⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 18. Inhalt: Regelung der Straf- 2c. Befugnisse des Direktors der Festungsbau⸗ schule sovie das Verhältniß des Präses des Ingenieur⸗Comites zu derselben. — Strafvorschrift zur Verhütung der Gefährdung militã⸗ rischer Pulvertransporte. — Instruktion über die persönlichen Ver⸗ hältnisse des Zeug-Perfonals. — Führung der Kassenbücher., Zu⸗ theilung von Kulm zum Garnison-Baudistrikt Thorn. — Aenderung des Schemas 7 zu §. 10 der Landwehr⸗Ordnung. — Post: Packet. sendungen. — Verpflegungszuschuß für 6 für das 3. Quartal 1886. — Aenderungen der Landwehr-⸗-Bezirkseintheilung. — Eisenbahn⸗ beförderung von Militärpersonen und Militärtransporten mit Schnell⸗ 2. Zügen. — Entwurf der Felddienst⸗ Ordnung. ö
Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 42. — Inhalt: Verfügungen: vom 16. Juli 1886: Neue Ausgabe der Abtheilung 1 des Abschnitts V der Allgemeinen Dienstanweisung.
Statistische Nachrichten.
. Nach dem Bericht des Rheinischen Provinzial Verwaltungsraths über die Ergebnifse der provinzial⸗ tändischen Verwaltung während des Etatsjahres vom k- Aprit 1884 bis 31. März 1886 betrug die Zahl der bei der Rheinischen Provinzial⸗Feuer⸗ Societät bestehenden Versicherungen Ende 884 452 G05, und zwar bei dem Immobilar 351 163 und bei dem Mobilar 100 345. Die Zunahme seit dem 1. Januar 1884 hetrug bei der Gebäudeversicherung 3639, bei der Mobilarxversicherung 396 im Ganzen also 7060 oder 1,54 5. — Das versicherte Kapital ist bis Ende des Jahres von 1 987 252 688 6 auf, 2033 89h 57 „, also um HI 643 269 „S oder 2,50 0 gestiegen. Die Zunahme betrug bei dem Immobilar 33 624 4s5 ο oder 267 o/o, und bei dem Mobilar 18 018 S854 S oder 4,31 . Der Durchschnitttswerth einer Gebäude— Versicherung beträgt 4603 S6, derjenige, einer Mobilar-Versicherung glg 46. Die Jahresbeiträge find während des Berichtsjahres von 2918 549 (Stand am 1. Januar 1884) auf 3 041 214 6, also um 22 66 e, oder 4.03 ' gestiegen. Von denselben fallen auf die e Ter scgge ni 2321 365 ½ und auf die Mobilar ⸗Versicherung 9. 90d 6 ie Zunahme beträgt alfo bei dem Immobilar 4. 352 6 oder 2,81 o, und bei dem Mobilar bo 310 „ oder 7,69 9. kommen sonach auf je 1000 S6 Versicherungssumme 1,49 66 Bei⸗ rage, und zwar bei dem Immobilar 145 16 und bei dem Mobilar [2 M6 — Die festgestellten Brandfchäden betragen im Ganzen
2531 355 4 oder 83, 988 0ͤ 9 der Beiträge, 26011507 M oder S665 ο und für Mobiliarschäden 519 848 M oder 72,21 0½ der Beiträge bezahlt worden. zahlten Brandentschädigungen mit dem versicherten Kapital, so wur⸗ den auf je 1006 46 des letztern 1245 6 und zwar für die Gebäude⸗ schäden 1244 M und für die Mobilarschäden 1216 4 gezahlt. — Die Zahl der Brandschäden in 1884 betrug 1787. ᷣ waren 1531 Gebäude⸗ und 511 Mobilarschaden. In 1276 Fällen wurden die Gebäude allein, in 256 Fällen Gebäude und Mebilien gleichzeitig, in 5 Fällen Mobilien allein betroffen — Die Zahl der
Für Gebäudeschäden sind
Vergleicht man die ge⸗
Von diesen
von einem Brandschaden betroffenen Gebäude war 4013, welche, ins- gesammt zu 9 70 861 S versichert waren. Von diesen Gebäuden
sind 1755 total zerstört und 2228 theilweise beschädigt worden. —
Das Verhältniß der Schäden zum Versicherungswerth der betroffenen Gebäude beträgt 20,17 0/0. Von diesen Gebäuden sind total ver⸗ brannt 619 Wohnhäuser, 438 Scheunen, 484 Ställe, 215 Neben⸗ gebäude, 3 Kirchen und öffentliche Gebäude und 26 industrielle An⸗ lagen; partiell beschädigt 1183 Wohnhäuser, 263 Scheunen, 411 Ställe, 74 Nebengebäude, b8 Kirchen und öffentliche Gebäude und 40 industrielle Anlagen. — 2234 Personen sind von Gebäude⸗ und 732 von Mobilarschäden betroffen worden. — Ueber den Umfang der Schäden ist zu bemerken, daß Ffestgestellt wurden 1239 Schäden unter 1000 S½, 220. Schäden von 1000 bis 2000 S, 133 Schäden von 2001 bis 3000 ½, 117 Schäden von 3001 bis 6000 MS, 43 Schäden von 6001 bis 10000 S6, 28 Schäden von 10001 bis 260 000 Me und 7 Schäden von 20001 bis 50 000 M — Von den 1787 Brandschäden des Jahres 1884 haben 1287 zur Tageszeit und 500 zur Nachtzeit stattgefunden. — Die Durchschnitts⸗ zahl der Brandschäden für einen Monat beträgt 142.325. Der Monat Juli weift die außergewöhnlich hohe Zahl von 300 Fällen nach; Fierin sind nicht weniger als 144 Blitzschläge, während auf das ganze Jahr 1884 deren 202 fallen. Die jährliche Durchschnittszahl der Blitz⸗ schläge für die Periode von 1856— 75, also für 20 Jahre, betrug 53,4, für die Jahre 1876 — 82 steigt dieselbe auf 86,4, um im Jahre 1885 die Zahl 140 und 1884 die Höhe von 207 zu erreichen. Es liegt also feit dem letzten Jahresmittel schon eine Vermehrung von 115,6 0 vor, während die Zahl der versicherten Gebäude und deren Gesammtwerth in der Periode von 1856 — 75 nicht erheblich, und in den Jahren 1876— 84 um ca. 18 9 gestiegen ist. — Auch in dem Verhältniß der sämmtlichen Brandfälle zu den Blitzschäden ist in den setzten Jahren eine erhebliche Vermehrung eingetreten, indem dasselbe von 3 Go in den Jahren 1880 und 1881 im Jahre 1882 und 1883 auf je 7oso und im Jahre 1884 auf 110o gestiegen ist. Bemerkens⸗ werth ift hinsichtlich der Art der Blitzschläge die Wahr⸗ nehmung, daß die Zahl der zündenden Blitze erheblich ab⸗ genommen, diejenige der sogenannten kalten Schläge zugenommen bat. Noch im Jahre 1876 fielen 31 zündende und 25 kalte Schläge. Für die Jahre 1877 bis 1884 stellt sich das Verhältniß wie folgt: in 1877 40 zündende und 51 kalte; 1878 45 zündende und 71 kalte; 1879 71 zündende und 3! kalte; 1880 66 zündende und 29 kalte; 1381 49 zündende und 18 kalte; 1882 49 zündende und 32 kalte; in 1883 49 zündende und 91 kalte und in 1884 69 zündende und 183 kalte Schläge. Von den 202 Blitzschlägen des Jahres 1884 trafen 174 Gebäude mit harter und 28 Gebäntde mit, weicher Bedachung. Unter den getroffenen Gebäuden waren 543 Wohnhäuser, 146 Wohn⸗ häufer mit Oekonomiegebäuden, 92 Oekonomiegebäude, 16ö Kirchen und öffentliche Gebäude und 11 industrielle Anlagen. — Der Jahres⸗ zeit nach fielen in 1884 je 2 Blitzschäden auf die Monate Januar, Februar und November, 9 auf den Mär;, 14 auf den April und 13 auf den Oktober. Alle anderen Blitzschäden gehörten den Monaten Mai bis September an, so zwar, daß auf die Monate Mai bis August S9, S0 üsg und auf den Monat Juli allein 39,30 0 kamen. Der Monat Dezember war blitzschadenfrei. — Ueber die Ursache der sntstehung der Brände ist Folgendes zu bemerken: Es sind entstanden durch Brandstiftung 26, durch Blitz 202, durch Uebertragung von an⸗ deren Gebäuden 36, durch fehlerhafte Feuerungseinrichtung und Kamin⸗ brände 149, durch Fahrlässigkeit 42, durch Spielen der Kinder mit Feuerzeug 32, durch Explosion 9 und durch Selbstentzündung ö I2hc5 Fällen oder 72.18 υο aller vorgekommenen Brandschäden ist die Entstehungsursache nicht ermittelt worden. . . .
— Ueber Getreide⸗ und Brot⸗-⸗Preise“ schreibt die „Wiesbadener Presse“; Die freihändlerische Presse muß das Material für die Rechtfertigung der von ihr vertretenen Grundsätze weit herholen. Neuerdings beruft sie sich auf eine Schrift des Fran⸗ zofen Fournier de Flait, in welcher eine Tabelle der Pariser Preise für Getreide und Brot in det Zeit von 18453 bis 1883 enthalten ist. Dieser Zeitraum zerfällt in eine Periode der Brottare (1843 bis 1863) und einè Periode der Brotpreisfreiheit (1864 bis 1883). Die Preise betrugen per Kilogramm in Centimes:
1864/1883
181515863 Brot Getreide Brot 3236 277.4 32,8 34,0 25,9 31 83 327 364 376 35.3 . 46,9 19.5 38. 447 26532 2135 372 35,3 2072 375 36.5 19. 46.6 3635 1949 41.3 31.0 253 1236 38,3 29,6 42,3 48,5 38,8 34,7 19,7 38,9 36,5 19) 107 16.3 38. 3135 35,7
218 38.
355 dd, 223 3535 35
3, 385 5 12.3 33, 3872 n 30,5 36,7 34,9 25,5 7rd, DWS ,
Zu dieser Tabelle findet sich nun in ideutschen freihändlerischen Blättern folgende Bemerkung: „Man sieht hier auf den ersten Blick, wie in diesem Zeitraum von 49 Jahren der Getreidepreis den Brot⸗ preis bestimmte, gleichgültig ob für den Brotpreis eine Taxe maß⸗ gebend war, oder derfelbe sich im freien Handel regulirte,“ Diese Behauptung trifft nicht den von Seiten der Vertreter eines mäßigen Schutzzolls auch für landwirthschaftliche Produkte aufgestellten und durch statistische Erhebungen in Deutschland erhärteten Satz, . der Brotpreis nicht gleichzeitig mit dem Getreidepreise steige und falle; sondern g unabhängig von diesem gestalte. Wenn es für diesen Satz noch eines Beweises bedürfte, so würde ihn ein Blick auf die obige Tabelle liefern. Durchschnittlich differirte der Brot⸗ preis mit dem Getreideyreise in dem angegebenen Zeitraum um 8 bis 5 Centimes. Welche Abweichungen zeigen. sich aber im Einzelnen? Wahrend im Jahre 1843 die Differenz zwischen dem Brot. und. Ge⸗ freidepreise nur wenig über 5 Centimes betrug, stellte sie sich im Jahre 1871 auf über 127 Centimes, also auf bei weitem mehr als Das Doppelte. Da kann man doch unmöglich von einer gleichmäßigen Wirkung des Getreidepreises anf den Brotpreis sprechen. Oder ver⸗ sangen die Herren Freihändler vielleicht, um die Ungleichmäßigkeit diefer Wirkung zu erkennen, daß der Brotpreis ab und zu niedriger sein soll als der Getreidepreis? Die ie der Brottaxe und der Wirkung derselben auf den Brotpreis steht augenblicklich nicht zur Diskufsion. Aber offenbar wollen die freihändlerischen Blätter, die gegenwärtig mit den oben reproduzirten Ziffern ohperiren, dem Ge⸗ treidezoll eine ähnliche Wirkung zuschreiben wie der Brottaxe. Wenn man das gelten lassen wollte, so würden die Freihändler mit ihren eigenen Ziffern geschlagen sein, denn aus den obigen Ziffern ergiebt sich, daß in der Zeit der Brottaxe das Brot durchschnittlich um mehr als 13 Centimes billiger war als in der Brotpreisfreiheit. Und ferner, daß in der Zeit der Brottarxe die Differenz zwischen dem Brot⸗
Jahr Getreide 1864 1865 1866 1867 1868 1869 1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876 1877 1878 1879 1880 1881 1882 1883
Jahr 1843 1844 1845 1846 1847 1848 1849 1850 1851 1852 1853 1854 1855 1856 1857 1858 1859 1860 1861 1862 1863
— N NC t
de & & & 33
2 do 8
O de — L d
d rd Xñ
und Getreidepreife geringer war als in der Zeit der Brotpreisfreiheit.
Wenn die Herren Freihändler zur Rechtfertigung ihrer Doktrinen kein besseres Material zu finden vermochten als dieses, so brauchten sie wirklich nicht erst in die Ferne zu schweifen.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
München, 21. Juli. (W. T. B) Der Direktor der hiesigen Kunst⸗Akademie, Professor von Piloty, ist heute in Folge eines langjährigen Magenleidens gest orb en. — Das Professoren Kollegium der ÜUniverfität hat den Botaniker Radlkofer zum Rektor für das Jahr 1886/87 gewählt.
— Die Praxis des Reichsgerichts in Civilsachen. Bearbeitet von A. Bolze, Reichsgerichts-Rath. Zweiter Band. Leipzig, F. A. Brockhaus. 1886. (XV., 497 S.) Preis 6 . — Der Beifall, den der erste Band des vorliegenden Werkes gefunden, hat bewiefen, daß das Bedürfniß für ein die Entscheidungen des obersten Gerichtshofs des Deutschen Reichs in. Kürze wieder— gebendes Werk in weiten Kreisen vorhanden ist, und daß demselben durch das Werk genügt wird. Der Richter wie der Rechtsanwalt, der theoretifsche wie der praktische Jurist werden bezüglich der Gesammtheit der ergehenden Entscheidungen der Civilsenate auf dem Laufenden erhalten. Die Sammlung will übrigens nicht etwa blos eine Auswahl von Urtheilsfprüchen darbieten, ihre besonderen Vorzüge find vielmehr Vollständigkeit und Uebersichtlichkeit. Zu diesem Behuf stellt sie den Inhalt der einzelnen Entscheidungen, unter Angabe des urtheilenden Senats, der Geschäftsnummer und des Datums, sowie die Elemente der Entscheidungsgründe, nach Materien systematisch ge⸗ ordnet, in einzelnen Sätzen zusammen. Der zweite, jetzt vorliegende Band schließt sich mit seinen Auszügen von über 1290 Entscheidungen der Zeit nach genau an den ersten Band anz derselbe enthält außer den Alteren Entscheidungen die seit Juni v. J. bis Ende März d. J. ergangenen und umfaßt, wie der erste Band, das gesammte System des Civilrechts und das des Civilprozeßrechts, sowie die das öffentliche Recht berührenden Entscheidungen der Civilsengte. Von seinen 2006 Sätzen beziehen sich unter Anderem auf das Eigenthum 87, das Pfandrecht 76, das Bergrecht 13, die Gewässer 15, das Patentrecht 27, die Anspruchsverjährung 20, das Interesse 20, die Anfechtung wegen Benachtheiligung der Gläubiger 41, die allgemeinen Lehren des Vertraggrechts Las, die einzelnen Verträge 286, das Gesellschafts⸗ recht 36, Kirche und Schule 21, Enteignung 14, Zulässigkeit des Rechtsweges 25, Klage 13, Klageänderung 26, Prozeßkosten 38, Zu⸗ stellungen 17, Beweiskraft 52 u. s. w.
— Die in Leipzig und Berlin am 24. d. M. erscheinende Nr. 2247 der Illustrirten Zeitung (Heidelberger Fest⸗Nummer) enthäst folgende Abbildungen: Allegorische Titelzeichnung, entworfen von Pr. Robert Geißler. — Die Begründer und Förderer der Uni⸗ versität Heidelberg: Kurfürst Ruprecht , der Stifter der Universität. Kurfürst Karl Ludwig, der Erneuerer der Univerität. Kurfürst Karl Friedrich von Baden. Marsilius von Inghen, der erste Rector der Universität. Professor Dr. Bekker, der derzeitige Rector der Uni— versität. — Friedrich, Großherzog von Baden, Rector Maganificentis⸗ simus der Universität Heidelberg. — Panorama pon Heidelberg aus dem Jahre 1630 von Merian. — Ansicht des heutigen Heidelberg. Nach der Natur gezeichnet von Prof. S. Krabbes. — Ansichten aus Heidelberg und Umgegend. Nach der Natur, gezeichnet von Prof. H. Krabbes: Die Festhalle. — Die Universität. — Die akademifchen Krankenhäuser. — Die Marktkirche. — Der Ritter. — Das Pauklokal in der Hirschgasse. — Das Portal der alten Brücke. — Die Molkenkur. — Der Königstuhl. — Die Reconstruction des Heidelberger Schlosses. Originaljeichnung von Baurath Pr. O. Mothes. Doppelfeitige Illustration. — Am Burggraben des Heidel⸗ berger Schloffes. Nach dem Gemälde von K. L. Fahrbach. — Das große Heidelberger Faß. Nach einer photographischen Aufnahme. — Bilder aus dein Heidelberger Studentenleben der zwanziger Jahre diefes Jahrhunderts, gezeichnet vom Universitäts⸗Buchhändler G. Karl. Winter. (Nach Ten auf der Heidelberger Universitäts Bibliothek befindlichen Originalen 4 Illustrationen. — Still⸗ leben aus dem Heidelberger Career. — Gpisode aus dem histo⸗ rischen Festzug: Einzug der Gemahlin Friedrich's V., Elisabeth Stuart, Tochter Jakob's J. von England. Nach dem eigenen Entwurf für die „Illuftritte Zeitung“ gemalt von Prof. Karl Hoff in Karlsruhe, Doppelseitige Illustration. — „Stoßt an, Heidelberg lebe, hurrah hoch i- Humoreske von Br. Robert Geißler. Doppelseitige Illustration. — Alte und neue Siegel der Universität Heidelberg. — Denkmünzen zur Erinnerung an die Jubiläen der Universität Heidelberg in den Jahren 1686 und 1786. — Denkmünzen zur Erinnerung an die Zer⸗ störung Heidelbergs durch die Franzosen. Nach den in der Mavs schen Sammluͤng befindlichen Originalen photographirt von Münnich in Heidelberg? — Mythologisches Bild zur Erklärung des Simson—⸗ Räthfels. — Briefmarke der Berliner Packetfahrt;: Gesellschaft. — Polytechnische Mittheilungen: Reichs⸗-Feldflasche. 2 Abbildungen. — Weihrauchgefäß mit Spiritus heizung. 2 Abbildungen. Reitinger's Pflanzenkübel Und Blumenständer. 3 Abbildungen. — Pollak's Gal⸗ danisches Regenerativ⸗ Element. 2 Abbildungen. — Neues Photo—= graphie⸗ Album. — Apex⸗Patent⸗Flaschenverschluß. — Neue Eisflasche. 3 Abbildungen. — Brod⸗ und Gemüsehobel. 3 Abbildungen. — Moden: Anzug aus sandgrauem Canepasstoff. — Anzug aus gelblich⸗ weißem Lodenstoff.
Veterinärwesen.
Vereinigte Staaten von Amerika. Vor einigen Monaten ist die Lungenseuche unter dem Rindvieh in Summit Point, West⸗-Virginia, ausgebrochen. Die Milchkrankheit tritt noch in verschiedenen Theilen des Staates Indiana auf.
Gewerbe und Handel.
Ein Gesetz vom 26. Juni 1883 ermächtigt die portugiesische Regierung, fur die Verzinsung des zum Bau eines Kunsthafens zu Leixöes bei Porto erforderlichen Kapitals einen Zollzuschlag bis zu 1 οG des Werthes auf alle in Portugal eingeführten Waaren zu erheben. Nachdem dieser Zuschlag im Jahre 1884 zunächst auf 6,40 und im Jahre 1885 auf G,.55 festgesetzt worden war, bestimmt eine unter dem 28. Juni d. T veröffentlichte Königliche Verordnung, daß derselbe vom 1. Juli d. J. ab (G66 C von dem Werth der ein⸗ gehenden Waaren betragen soll. ;
— Die nächste Börsen-Versammlung zu Essen findet am 26. Juli im „Berliner Hof“ statt. 2
— Nach der Semestralbilanz der Königlich Bayerischen BankinRürnberg für den 30. Juni beträgt das Stamm-, Dotations⸗ und Reserbekapital, dem der erzielte Reingewinn, zugeschrieben wird, gegenwärtig 16,44 Millionen Mark gegen 15,72 Millionen Mark Ende 18585. Der Wechselbestand beläuft sich auf 41,12 Millionen Mark, der Effeftenvorrath auf 8.88 Millionen Mark, seit Jahresfrist sind die Wechselanlagen um 4,63 Millionen, Mark stärker geworden, wäh⸗ rend der Effektenbestand um 2,55 Millionen Mark zurückgegangen ist. Die Lombard⸗Darlehen mit 1202 Millionen Mark, die Darlehen auf hypothekarische Kreditkautionen mit 3401 Millionen Mark und die Hypotheken Darlehen mit 3,37 Millionen Mark haben fich seit dem Vorjahr nur unwesentlich verändert. Durch den Umstand, daß die Bank einen Theil der mit 3 Cso verzinslichen Depo: siten gekündigt hat, sind die Pripatdepositen zu 3 e seit 30. Juni 1885 um 7,61 Millionen Mark zurückgegangen, während sich die⸗ jenigen zu 2M gleichzeitig um 6,92 Millionen, Mark vermehrt haben. Die Bank hat gegenwärtig noch 27,63 Millionen Mark Privat- depositen mit 3 C und 11356 Millionen. Mark mit 20 zu verzinsen, außerdem 8,77 Millionen Mark gerichtliche und administrative. Depo⸗ siten zu 2060, 4,27 Millionen Mark zu 24060 und 8,52 Millionen Mark zu 30. . .
— Die ‚New-Jorker Hdls.'Ztg“ schreibt in ihrem vom 9. d. M. datirten Wochenbericht: Der Gang des Ge— schäfts ist, namentlich wenn man die Jahreszeit in Betracht zieht, recht regfam. Für Fabrikate herrscht fast durchgehends feste Tendenz,