bahnhof an den bereit gehaltenen Extra⸗Hofzug Geleit gaben, nach vollzogener Einsegnung an den Wagen getragen. Die Wagen fuhren in folgender Ordnung ab: J mit 4 Pferden bespannt für den Königlichen Hof⸗Fourier, IL mit 6 Pferden bespannt für die beiden Königlichen Kämmerer, II mit 6 Pferden bespannt und mit einem vorreitenden Piqueur für den Stiftsdekan, den Königlichen Hof-Kommissär und den Assi⸗ stenten, welche das Gefäß bewahrten. Vor dem letzten Wagen ritt als Eskorte, mit einem Trompeter und von einem Offizier ge⸗ hit, eine Abtheilung des 1. Königlichen Schweren Reiter⸗ egiments Prinz Karl, hinter dem Wagen ebenfalls eine Ab⸗ theilung dieser Reiter, bis an den Ostbahnhof. Vor dem ersten Wagen ritten zwei Gendarmen bis an den Bahnhof. Unter dem Geläute der Glocken, welches bis zu der um 7 Uhr 15 Minuten stattgehabten Abfahrt des Extra⸗Hofzuges dauerte, bewegte sich der Zug von der alten Hofkapelle durch die Residenzstraße, über den Max⸗Josephs⸗-Platz, durch die Maximiliansstraße, bei dem Athenaͤum rechts vorbei an den , n, J us Altötting, Vormittags 10 Uhr, wird telegraphisch gemeldet: Der Empfang der Hof⸗Kommission hat um 9 Uhr programmmäßig am Portal der Stiftskirche in Altötting durch den Bischof von Passau, die Königlichen Beamten, die Ge— meindevertretungen von Neu- und Altötting, eine Deputation des Offizier⸗Corps von Burghausen und sämmtliche Bürger— meister des Amtsbezirks stattgefunden. Das Requiem mit Libera (von Ett) wurde von dem Bischof von Passau celebrirt. Fast der gesammte Klerus der Diözese Passau war anwesend.
Sachsen. Dresden, 16. August. Das heutige „Dresdner Journal“ meldet: Se. Majestät der König haben heute Nachmittag 4 Uhr im Schlosse zu Pillnitz den von Sr. Kaiserlich und Königlich Apostolischen Majestät mit be— sonderem Auftrage zur Anwerbung um die Hand Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Maria Josepha für Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit den Erzherzog Otto versehenen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister, Freiherrn von Herbert-Rathkeal, in beson— derer Audienz zu empfangen und aus dessen Hand das Kaiser⸗ liche Anwerbungsschreiben entgegen zu nehmen geruht. Nach beendigter Audienz ist alsdann der Herr Gesandte um 4¶ Uhr von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Georg und Ihrer Königlichen Hoheit der Prinze ssin Maria Josepha in der Prinzlichen Villa zu Hosterwitz empfangen worden, um daselbst gleichfalls die förmliche Werbung im Namen Sr. Kaiserlich und Königlich Apostolischen Majestät dar— zubringen.“
Belgien. Brüssel, 16. August. (W. T. B) Der Kriegs-Minister hat die Entlassung der aktiven Bürgergarde des Jahrgangs 1883, welche anläßlich der Unruhen in Lüttich und im Kohlenbecken des Hainaut ein⸗— berufen war, angeordnet.
Großbritannien und Irland. London, 14. August. (A. C) Das Kabinet trat gestern zu einer Sitzung zusammen, in welcher die Thronrede, die am nächsten Donnerstag anläßlich der förmlichen Eröffnung der Parlamentssession verlesen werden soll, redigirt wurde. Die Regierung wird keine Mühe scheuen, die Geschäste der Session so schleunig als möglich abzuwickeln, und am Schluß seiner Arbeiten wird das Parlament bis Ende Januar vertagt werden. Der von liberaler Seite ausgegangene Vorschlag, im Spätherbst d. J. eine Session abzuhalten, wurde in Erwä— ung gezogen, allein die Regierung gelangte zu der Schluß⸗ olgerung, daß kein hinreichender Grund vorliege, um die von der Partei in dem jüngsten Carlton-Club-Meeting gebilligte Abmachung abzuändern. Um die gegenwärtige Session so viel als möglich abzukürzen, wird das von der Regierung zu unter⸗ breitende Programm auf Erledigung der Etats und der Finanzbill beschränkt bleiben, und Ende September dürfte das Parlament seine Arbeiten für das laufende Jahr zum Abschluß gebracht haben. Sir Michael Hicks-Beach, der neue Ober⸗Sekretär für Irland, war in der Lage, seinen Amtsgenossen einen günstigeren Bericht über die Zustände in Irland zu erstatten, und er soll die rer gt ausgedrückt haben, daß es möglich sein werde, die Ordnung in Irland ohne Rekurs zu einer Ausnahmegesetzgebung aufrecht zu halten. Auf seinen Vorschlag beschloß das Kabinet, eine Königliche Kom— mission zu ernennen, welche Erhebungen über den Ur— sprung der jüngsten Krawalle in Belfast an— stellen soll.
Aus Birma liegt folgendes Telegramm vor:
Mandalay, 11. August. Am 9. d. M. fand ein hitziges Gefecht mit 2650 Insurgenten, welche sich in Lajay bei Sagain verschanzt hatten, statt. Die englische Abtheilung bestand aus 18 Mann vom Hampshire⸗ und 50 vom 5. Bombay⸗Regiment unter Oberst Poole. Zwei Mann vom Hampshire⸗Regiment und 9 Sepoys wurden verwundet. Der Feind verlor 190 Todte. Singoo am West⸗ ufer wurde von 400 Shans und Freibeutern bedroht, weshalb Verstärkungen dorthin gesandt worden sind. Die Truppen in den Distrikten Bhamo, YJemethen, Katha und Napeh leiden viel an Krankheiten. Der Posten in Napeh ist aufgegeben worden, weil die Garnison durch Krankheit aufgerieben wurde. Von 32 in Napeh stationirten Artilleristen konnten nur 2 marschiren, als die Garnison zurückgezogen wurde.
— 16. August. (W. T. B.) Einer Depesche aus Dun⸗ gannon (Irland) zufolge fanden dort heute Abend, während ein Zug von Nationalisten das Protestanten-Quartier passirte, Ruhestörungen statt; ein Protestant wurde schwer ver⸗ wundet, ein Nationalist mit dem Messer in der Hand ver— haftet. Der aufgebotenen Polizeimacht gelang es, die strei⸗ tenden Parteien zu trennen.
Frankreich. Paris, 14. August. (Fr. C.) Man liest im „Temps“: „Der Vize-⸗Admiral Aube, Minister der Marine und der Kolonien, erhielt heute den offiziellen Besuch von Karamoko, dem Sohne Almany Samory's. Dem Empfange wohnten bei: die Herren Unter⸗ Staatssekretär de la Porte, Oberst-Lieutenant Frey, Ober⸗ Kommandant des oberen Senegal, und die Offiziere der französischen Mission, welche den jungen Prinzen nach Frankreich brachte. Der Minister entbot Karamoko und den Personen seines Gefolges den Willkommen. Dieser dankte in seiner Antwort dem Minister für die freundliche Aufnahme, die ihm von der französischen Regierung bereitet worden, und versicherte ihm von Seiten Almany's, seines Vaters, daß er die Bedingungen des mit , . abge⸗ schlossenen Vertrages achten werde. Dieser Vertrag be— zeichnet eine bedeutende . in der Geschichte des Senegal. Durch diesen Akt überläßt uns Samory das linke Ufer
des Niger. Er gewährt unserem Handel große Vortheile und verpflichtet sich, uns den Beistand seiner Armee zu leihen gegen die Feinde, welche unsere sudanesischen Be⸗ sitzungen noch beunruhigen könnten, und namentlich gegen das Segu⸗Reich. Heute dürfen wir hoffen, daß auf die Periode der Kämpfe, welche die ersten Jahre unserer Niederlassung am oberen Senegal bezeichnet hat, eine Periode der Beruhigung und Organisirung folgen wird, innerhalb welcher Frankreich in Frieden seine civilisatorische Sendung in den bis vor Kurzem noch unbekannten Gegenden wird verfolgen können, die heute seinen Forschungsreisenden und seinem Handel geöffnet sind.“
— 16. August. (W. T. B.). Der Min ister⸗Prä⸗ sident de Freycinet begiebt sich erst morgen wieder nach Mont ⸗sous⸗Vaudrey . dem Präsidenten Grevy.
Die Session der Generalräthe ist heute ohne jeden Zwischenfall eröffnet worden. In die Bureaux wurden die meisten der Mitglieder, welche schon früher denselben angehört hatten, wiedergewählt. Alle Vorsitzenden der Generalräthe forderten in ihren Eröffnungsansprachen zu einem einigen Zu— sammenstehen der Republikaner auf.
Italien. Rom, 17. August. (W. T. B.) Die Ratifi⸗ kationen des zwischen dem Vatikan und Portugal ab geschlossenen Konkordats sind gestern hier ausgewechselt worden.
Dänemark. Kopenhagen, 17. August. (W. T. B.) Der König von Portugal traf heute Mittag hier ein und wurde von dem König Christian, dem König von Griechenland, dem Kronprinzen, sämmtlichen Ministern, dem diplomatischen Corps und anderen hohen Würdenträgern auf dem Bahnhofe empfangen. Der König von Portugal ge— denkt die Weiterreise nach Stockholm am Donnerstag an— zutreten.
Amerika. Washington, 14. August. (Allg. 3 Die Bundes-Militärbehörden bestreiten wiederholt, daß im Zusammenhange mit der Affaire Cutting Truppen⸗ bewegungen stattgefunden hätten. Es heißt, daß viele in Mexiko ansässige amerikanische Bürger nach Texas übersiedeln. Eine Depesche aus El Pa so besagt, daß die Aufregung im Nach— 1 en zu sein scheine. Vom Adlerpaß in Texas wird gemeldet, daß im Distrikt Piedras Negras mexikanische Truppen zusammengezogen würden. Einem Telegramm aus Laredo in Texas e r ständen in Monterey und Saltillo fünf Kavallerie und drei Infanterie⸗Regimenter.
Süd⸗Amerika. Uruguay. (A. C.) Zeitungen aus Montevideo enthalten den Text der Botschaft des Ministers Terra an die Legislatur über finanzielle Reformen. Die Botschaft hebt hervor, daß in Folge der durch Arredondo's Revolution verursachten Ausgaben eine Zunahme der schwebenden Schuld und ein Defizit eingetreten sei, zu dessen Deckung die Regierung eine innere Anleihe von 2 Mill. Doll. in Schatzwechseln aufzunehmen sowie die Zölle zu erhöhen gedenkt.
Zeitungsstimmen.
Das „Deutsche Tageblatt“ bringt folgende ver— gleichende Uebersicht über die Ein- und Ausfuhr der n n, Waarenartikel während den Zeit vom 1. Januar bis ult. Juni 1886 respe 1885: d 4 — — —— —
21
Ausfuhr vom 1. Januar
Einfuhr vom 1. Januar der bis ult. Juni bis ult. Juni
Bezeichnung
1886 1885 1886
in Tonnen zu 1000 kg
Waarenartikel. 1885
Roh, Bruch⸗, Lup⸗ pen⸗ u. Abfalleisen Eisen⸗, Ganz⸗ und Halbfabrikate Baumwolle Baumwollengarn Baumwollenwaaren Rohe Schafwolle 60 592 Wollengarn 9093 Wollenwaaren .. 851 ,, 6 . Seiden und Halb⸗ seidenwaaren. Leinen⸗ und Jute— garn und Zwirn Leinen u. Jutewaaren Leder ; Lederwaareen. . Holz (roh, gesägt und geschnitten) . Holzwaaren Weizen Roggen Hafer. Gersten. . Hülsenfrüchte Raps, Rüb⸗ Leinsaat Fe, Mehl, Kraftmehl, Graupen Kö Schmalz Butter. Eier Pferde. Rindvieh,
96 882 164893 121178 22 960 90731 10742 850 60 521 3501 348 1408
342 880 4779 3607
11994 4530 2318
10 885
434
99930 10988
721
286 309
6795 8729 975 3783 3318 3644 392 401
679 737 1 468 523
5 713 6137 115 599 444125 208 366 425797 37 86 146 471 241 891 ; 28 137 und 63 3852
27473
l 19947 19691 2152 . 14985 St. 38 329 einschl. Kälber. . 62 706 Schweine, einschl. Ferkel .. St. 381 033 Schafvieh, einschl. / . . 3049 . TVo. 29996 Tabackblätter 17272 . 58 711
84 926
176 837 242 041 816037 33 173 16148 17137 766 989 59 341 11 13 41960 3 4 849 3 3 1324 311585
709164 8198
Reis 36 751 Thee
ö, Branntwein (nicht versetzt) To. Petroleum Steinkohlen und Koks To.
und bemerkt dazu:
In der vorstehenden Uebersicht liegen nunmehr die Ergebnisse der Ein- und Ausfuhr für das erste Halbjahr 1886 vor. Es bedarf nur eines flüchtigen Ueherblickes, um zu sehen, daß die Befürchtungen, mit denen das neue Jahr begonnen ward und denen auch wir an dieser
744 1416
24 iso ii
1116280 1056165
482 . 36 092 183 666 49
4387 834 4 560 852
Stelle mehrfach Ausdruck geliehen, in keiner Weise wahr geworden sind; im Gegentheil hat sich die Lage von Monat zu Monat gebessert und, wenige Ausnahmen abgerechnet, darf man wenigstens, was die Mengen betrifft, mit dem Halbjahrsabschluß zufrieden sein.
Den Reichsnörglern, welche so vergnüglich emsig alle die schwar gefärbten Berichte über die bedrängte Lage von Industrie und hr werbe zusammengetragen hatten und mit steigender Ungeduld von einem Monat zum andern auf die zahlenmäßige offizielle Bestätigung des Exportrückganges warteten, ist damit ein großes Herzeleid zugefügt worden; es wäre so schön gewesen, die Reichsregierung und die schlechte Wirthschaftspolitik wieder für alles Ueble verantwortlich zu machen — denn bekanntlich nur für dieses, und zwar in jeglicher Gestalt nicht aber für das Gute gilt diese Verantwortlichkeit — aber „es hat nicht sollen sein'“. — Möchte nur noch das zweite Semester es dem ersten gleichthun!
Daß die, namentlich in letzter Zeit laut gewordenen und ganz besonders die Eisen⸗ und Stahlindustrie betreffenden Klagen über Geschäftsstille, mangelnde Aufträge und mehr und mehr zurückgehenden Export übrigens weiter nichts gewesen sind als Börsenmanöver zum Zweck des Herabdrückens von Aktienwerthen, wird jetzt von den ver— schiedensten Seiten bestätigt und mehr als eine ausdrückliche Wider— legung jener Alarmnachrichten ist bereits erfolgt.
Sehen wir uns die, die gedachte Industrie betreffenden Zahlen unserer Uebersicht an, so finden wir, was die Einfuhr anlangt, für Roheisen eine Abnahme von 24000 t, für Fabrikate eine solche von 2300 t, was die Ausfuhr betrifft, dagegen beim Roheisen eine Zu— nahme von 43000 t und bei Fabrikaten eine solche von 62000 t.
Das ist gewiß die einfachste und beste Widerlegung!
Auch die Textil-Industrie hat erfreuliche Zahlen aufzuweisen; neben fast überall sich ergebender Einfuhrabnahme, die namentlich bei Leinen- und Jutewaaren außergewöhnliche Dimensionen angenommen hat, haben Baumwollwaaren eine Mehrausfuhr von 1150 t, Wollen— waaren von ebenso viel, Seiden⸗ und Halbseidenwaaren von 450 t und selbst Leinenwaaren überragen die vorjährige Ausfuhr noch um eine Kleinigkeit. — Leder- und Holzwaaren schließen sich dem an und weisen Mehrausfuhren von 100 bezw. 1400 t auf.
Beim Getreide war die Abnahme der Einfuhr eine von Monat zu Monat steigende; für Weizen, Roggen, Hafer und Gerste beträgt die Differenz zu Gunsten des laufenden Jahres jetzt bereits mehr als 750 000 t, und zieht man auch die übrigen Getreidearten mit in Be— tracht, da erhöht sich dieses beträchtliche Quantum noch um weitere S0 - 100 000 t. — Auch für Mehl gilt dasselbe — 10000 t Minder—⸗ einfuhr — und Hand in ö damit eine Ausfuhrsteigerung um 9000 t. — Butter dagegen hat eine Zunahme der Einfuhr um 600 t und eine Abnahme der Ausfuhr um die gleiche Menge zu verzeichnen; auch Schmalz nahm an Einfuhr nicht unbeträchtlich zu, hauptsächlich wohl des beständig sinkenden Preises halber. k
Die Zuckerausfuhr bleibt hinter der vorjährigen noch immer um reichlich 86 000 t zurück; eine nicht unbeträchtliche Besserung ist aber doch bereits eingetreten, denn vor 2 Monaten betrug diese Differenz noch über 40 000t mehr.
— In der Londoner „Allgemeinen Correspondenz“ lesen wir:
„Die zur Untersuchung der Ursachen der Handelsstockung eingesetzte Königliche Kommission“, so schreibt der, Spectator “, „hat wiederum einen Band veröffentlicht. Die eine in die Augen springende That— sache, welche sich in kühnstem Relief in diesem Bericht von allen übri⸗ gen Vorgängen in der industriellen Welt abhebt, ist das kommerzielle Aufblühen Deutschlands, und hiervon rührt jedenfalls ebenso sehr als von allgemeinen und entlegneren Ursachen, die andauernde Stockung in der bri⸗ tischen Industrie her. Es hat vielleicht niemals eine solche Ueber⸗ einstimmung der Meinungen gegeben, als in den britischen Konsular— berichten von allen Theilen der Welt, daß der Deutsche mit dem Engländer konkurrirt und zwar sehr erfolgreich konkurrirt, daß aber sein Erfolg nicht, wie es manchmal heißt, daher kommt, daß er es besser versteht, seine Seiden, Woll- und Baumwollwaaren mit aller— hand Stoff schwerer zu machen, oder schlechten Waaren das Aussehen guter zu geben, sondern weil er mehr Kenntnisse und Energie besitzt, sich besser anzupassen weiß und weil er geschickt ausfindig macht, was die Leute brauchen und kaufen. Aus diesen Konsular— berichten erhellt aufs Klarste, daß das Geschwätz einiger Leute über die Wirkungen der Pauperarbeit der Subsidien und Prämien in Deutsch— land leeres Stroh ist. Diese Erklärung ist keine Erklärung. Die Arbeit wurde vor einigen Jahren weit schlechter in Deutschland be— zahlt, wo es keine Konkurrenz gab, als jetzt, wo überall Konkurrenz ist. Die Deutschen erwerben sich jetzt fast alle Eigenschaften, welche wir uns früher erwarben. Der Erfolg hat uns fett und träge ge⸗ macht. Wollen wir unsere Suprematie in der Industrie, im Handel und im Verkehr aufrecht erhalten, so müssen wir unsere Jugend ebenso gut erziehen wie die Deutschen und Amerikaner die ihrige. Wenn Amerika sein weites Gebiet bevölkert und seine Märkte dem Freihandel eröffnet hat, so wird uns Amerika morgen bedrohen.“
Marine⸗Verordnungs⸗ Blatt. Nr. 1383. — Inhalt: Kasernen⸗-Utensilement ꝛc. — Schulverzeichnisse. — Tropenausrüstung. Wehrordnung. — Revisionsbuch für 3, em Revolver⸗-Kanonen. — Pulvertransporte. — Per sonalveränderungen. — Benachrichtigungen.
Statistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamts sind in der Zeit vom 1. bis 7. August er. von je 1000 Bewohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 29,5, in Breslau 29,2, in Königsberg 24,8, in Köln 21,3, in Frankfurt a. M. 12,5, in Wiesbaden 16,9, in Hannover — in Kassel 21,1, in Magdeburg 26,9, in Stettin 38, l, in Altona 265,3, in Straßburg 28,3, in Metz 16,4, in München 32, 9 in Nürnberg 27,2. in Augsburg 28.5, in Dresden 31,3, in Leipzig 21,7, in Stuttgart 21,4, in Karlsruhe 264, in Braunschweig 29,9, in Hamburg 243, in Wien 20,7“, in Pest 33,8 iömn Prag 29,2, in Trieft — in Krakau 27h, in Basel 16,9, in Amsterdam 25,8, in Brüssel 33,8, in Paris 222. in London 26,4, in Glasgow 20,5, in Liverpool 21,5, in Dublin 17,6, in Edinburg 19,, in Kopenhagen 24, in Stockholm 23,7, in Christiania 31,8, in St. Petersburg 27,l, in Warschau 2965, in Odessa 52, “, in Rom 26,9, in Turin 28,5, in Venedig 22,9, in Madrid — in Alexandria 5,5 Ferner aus der Zeit vom 1I. Juli bis 17. Juli cr. in Rew⸗Jork 42, ', in Philadelphia At, 6, in Balti⸗ more 26,5, in San Francisco —, in Kalkutta 20,, in Bombay 24,1, in Madras 30.8.
Auch in dieser Berichtswoche übte die anhaltend kühlere Tempe— ratur der Luft (die in München am 5. August bis 9.6, in Berlin bis 750 C. sank) im Allgemeinen einen günstigen Einfluß auf die Sterb⸗ lichkeit aus, so daß aus den meisten größeren Berichtsstädten kleinere Sterblichkeitsziffern gemeldet wurden. Besonders niedrig waren diese in den meisten süddeutschen Städten, wie in Frankfurt a. M. Wie baden, Metz, Mainz, Darmssadt; aber auch in Köln, Kassel, Leipzig, Stuttgart, Barmen, Elberfeld, Wien, Basel, London und den größeren englischen Städten war die Sterblichkeit eine geringe. Namentlich war das Vorkommen von Darmkatarrhen und Brechdurchfällen der Kinder ein vermindertes, obwohl in Berlin, Hamburg, München, Breslau, Dresden, Leipzig, Köln, Rönigsberg, Danzig, Straßburg, Magdeburg, Stettin, Aachen, Braun schweig, London, Paris, Wien, Pest, Prag, Odessa, St. Petersburg Warschau die Zahl der daran zu Grunde gegangenen Kinder noch immer eine große blieb, in mehreren sogar eine etwas höhere als in der Vorwoche war. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war in Folge dessen im Allgemeinen eine etwy verminderte. Von 10006 Lebenden starben , aufẽs Jahr berechnet, in Berlin 159, in München 140 Säuglinge. Da. gegen zeigten sich akute Entzündungen der Athmnunge gr gg etwas häufiger und riefen auch etwas mehr Sterbefalle
R 2 Todesfälle
mor. = Von den Infektionskrankbeiten haben typhöse r, Diphtherie und Keuchhusten ein wenig mebr, Masern, Schar⸗ n Kindbettsieber und Pecken etwas weniger Sterbefälle veranlaßt. zern ⸗ Todesfälle waren nur in Essen häufiger, in Berlin, Elber⸗ Hamburg, Prag, Paris, London etwas seltener. Erkrankungen Masern kamen in Berlin, Hamburg, Nürnberg, Edinburg, sowie ren Regierungsbezirken Düsseldorf und Königsberg weniger, in den hlierungsbezirken Trier und Stettin, sowie in Wien und Pest ger zur Anzeige, Sehr bösartig herrschen Masern in Triest, wo amn in der zweiten Julihälfte 58 Per sonen zum Opfer fielen. Enbefälle an Scharlach wurden aus Berlin und Hamburg nur ige, aus Pest, London,. St. Petersburg in größerer Zahl ge— det. Erkrankungen an Scharlach, haben in den meisten Bexichts— zen abgenommen. — Die Sterklichkeit an Dirphtherie und Croup r in. Berlin, Altona, Danzig, Stettin, Pest. eine here, in Breslau, Hamburg, Paris, London eine kleinere in der Vorwoche. Erkrankungen wurden aber meist häufiger, nur Hamburg. und Nürnberg etwas seltener gemeldet. Die Zahl Sterbefälle an Keuchhusten war in Berlin, Paris, Glasgow ein Ei gesteigert, in London vermindert. Erkrankungen daran wurden . hamburg und Kopenhagen etwas häufiger mitgetheilt. Typhöse scer kamen in Berlin, Breslau, Paris,. Warschau häufiger zum Vor— än, in London dagegen und in St. Petersburg sank die Zahl der Eabefälle. An Flecktyphus und an Rückfallfieber kam nur aus Petersburg je 1 Erkrankung zur Berichterstattung. An sbemischer Genickstarre kam nur 1 Todesfall aus Berlin . nebst einer Erkrankung aus Kopenhagen (. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der ut veranlaßten in Berlin etwas mehr, in Kopenhagen etwas iger Erkrankungen. — Pocken traten nur in Pest in er Zahl als Todesursachen auf, aus Prag und Rom werden „aus Wien, Brüssel, Liverpool, Paris, St. Petersburg nur ver—
Meldung.
TRauftritt. Vom 4. August werden aus Ravenna 21 Erkran—
zen mit 10 Todegfällen, aus Ferrara 15 Erkrankungen, aus der nt Bologna 18 Erkrankungen mit 13 Todesfällen gemeldet. In hrovinz Venetien kamen vom 30. Juli bis 6. August 218 Er⸗ fiungen mit 76 Todesfällen, von denen auf die Stadt Venedig Ftkrankungen und 7 Todekfälle kommen, zur Anzeige. In Triest n seit Beginn der Krankheit (7. Juni) bis 14. August 207 Er— mkungen und 119 Todesfälle, in Fiume vom Beginn bis 14. August 5 Personen als erkrankt und 94 Sterbefälle zur Kenntniß ge— nmen. . Das vor Kurzem erschienene Doppelheft II und 19 der zeitschrift des Königlich sächsischen Statistischen füreaus“ pro 1885, redigirt von dessen Direktor, Geheimen saierungs⸗Rath, Professor Dr. Böhmert enthält zunächst einen z des Med. -Assessors hr. Arthur Geißler: „Die Bewegung der bilkerung im Königreich Sachsen während des Jahres 1884. In sen Auffatz sind nach einigen allgemeinen Vorbemerkungen J. die schließungen, II. die Geborenen, 1II. die Gestorbenen und JV. die
En; unter Vergleichung mit früheren Jahren nach verschiedenen tungen hin tabellarisch zusammengestellt und einer wissenschaft— ken Prüfung
unterzogen worden. — Hierauf folgt ein
bat des gleichen Verfassers „Ueber die Sterblichkeit . Neugeborenen im ersten Lebensmongt“,. Nas in den megten Tabellen ziffermäßig zusammengestellte Material umfaßt ' Fenerationen der Jahre 1875 —1884, also eines zehnjährigen Zeit uns und behandelt die Sterblichkeit der ehelichen, wie auch der nehelichen Kinder. — Hieran reiht sich ein Aufsatz des Amtshaupt— ns von Schlieben „Untersuchungen über das Einkommen und die thenshaltung der Handweber im Bezirk der Amtshauptmannschaft ü“. Der Verfasser dieses interessanten Aufsatzes behandelt in tzelnen Abschnitten die Erhebungen am 1. Januar 1880, die hungen im Jahre 1885, die Anzahl der Handweber, die wirth— iche Lage der Handweber, die Lebenshaltung einzelner Hand— nberfamilien, den Verdienst in früherer Zeit und kommt zu der klußbetrachtung, daß, wenn die Lebenshaltung der Handweber im kebungsbezirk und deren gewerbliches Einkommen auch besser seien in den Weberdistrikten Schlesiens und des benachbarten Böhmen, elben doch im Allgemeinen als befriedigend kaum bezeichnet eden könnten. — Im Anschluß an den von Schlieben'schen Auf— h bespricht der Herausgeber der Zeitschrift „Die Methoden t Lohnstatistiké. Dieser Aufsatz giebt zunächst Aufschluß über den senwärtigen Stand der Lohnstatistik und behandelt sodann den Plan rakten Ermittelung der Arbeitslöhne und zur Ermittelung der tbeiterverhältnisse überhaupt, insbesondere der Lebenshaltung der libeiter und der Wohlfahrtseinrichtungen. — Hieran schließen sich dä weitere Aufsätze des Herausgebers: „Die Arbeitslöhne auf den ischen Steinkohlenwerken Sachsens von 1869 bis 1885) und „Die shierhältnisse der Meißner Porzellan⸗Manufaktur von 1869 bis 1882. de Verfasser bekämpft in diesen drei Abhandlungen die jetzt üblichen, m allgemeinen Durchschnittsangaben von Löhnen und sucht zuerst tehretisch und dann praktisch an zwei großen Unternehmungen eine nirklich exakte Methode der Lohnstatistik zu begründen. Er zeigt die nendlichen Verschiedenheiten der Auslohnung innerhalb jeder ein— len Unternehmung und die Nothwendigkeit, in jeder Fabrik die ein m Beschäftigungen und Arbeiterkategorien zu trennen und inner— kb derselben die männlichen, weiblichen und jugendlichen, die Hand— wd. Kopfarbeiter, die gewöhnlichen Tagelöhner und die gelernten und kistlerisch geübten Arbeiter nach Alter, Geschlecht, Arbeits⸗ t u. s. w. gesondert zu betrachten. — Alle Abhandlungen . Heftes zeigen, wie nöthig es ist, die Arbeiterverhältnisse wohl individuell und, lokal, als auch im Zusammenhange mit Un gesammten industriellen und sozialen Entwickelung näher zu metsuchen, wenn man sie verstehen und verbessern will. — Ein wei⸗ . Aufsatz des Herausgebers dieser Zeitschrift behandelt: „Die hreneinfuhr im Königreich Sachsen von 1880 bis 1834... Die Lelarischen Uebersichten sind genau nach den Zusammenstellungen der Hhischen Hauptzollämter bearbeitet. — Den Abschluß des Doppel⸗ EFPilden „Repertorische Rückblicke auf das Jahr 1885, das König—
ut Sachsen betreffend.“ . ; ke dem Doppelhefte IIJ' und 1V der statistischen Zeitschrift für d ist auf Anordnung des Königlichen Ministeriums des Innern als atisbeilage angefügt worden ein Aufsatz von W. Küttner, ucbhalter an den Freiherrlich von Burgk'schen Steinkohlenwerken in nh: ‚„Die Eheschließungen im Königreich Sachsen ö besonderer Berücksichtigung des Bergmanns⸗ indes, ein Beitrag zur mathematischen Statistiké mit einem, ibsam als Einleitung dienenden Aufsatze des Geheimen Raths und ir both des Königlichen Polptechnikuins in Dresden, Professor t Wstab genner: »Zur mathematischen Statistik. Zeuner welcher nein Buch: „Abhandlungen aus der mathematischen Statistik. hig 1869 ebenso wie Professor G. T. Knapp. durch . „Ueber die Ermittelung en. Sterblichkeit aus den
n , . der Bevölkerungsstatistik. Leipzig 1868
3 gewirkt hat, beleuchtet in dem ersten Theile ten interessanten Abhandlung Den „gegenwärtigen Stand mn le ematischen Statistik von dem Erscheinen der Schrift ae. bis zu den Arbeiten von Becker, Lewin, Lexis, Perozzo, Heym, Eigen, Dr Helm und Küttner und giebt im weiten Theile eine . Darstellung, der Fundamental satze aus der Theorie der n ( , ⸗ Rüttner s gründlicht Arbeit entspringt gewissen statisti⸗ nl bungen und, Voruntersuchungen, welche von einer durch das n a R chsisch. Ministerium des Innern niedergesetzten Kommission ut * der Regulirung der Knappschaftsfrage in Sachsen ange in 3 en sind und zum Theil noch fortgesetzt werden. — Nach ni 42 des unter Bodio's Leitung stehenden italienischen zen Bureaus will auch das Königlich sächsische Bureau der Statistik in Zukunft seine Aufmerksamkeit
i matischen nden und darauf bezügliche Untersuchungen aufnehmen,
seiner
seine
bahn ⸗
sofern solche als grundlegende angesehen werden können und mit wirklich ausgeführten statistischen Erhebungen verbunden sind
Die sächsische statistische Zeitschrift erscheint im Kommissions— verlag der Königlichen Expedition der Leipziger Zeitung“ in Leipzig und in der Buchhandlung von R. v. Zahn C Jaensch in Dresden und kostet bei einem Umfange von jährlich circa 30 Bogen nur 3 (.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Das Recht der öffentlichen Genossenschaft. Eine verwaltungsrechtliche Monographie von Dr. Heinrich Rofsin, a.⸗-o. Professor der staatsrechtlichen und germanistischen Fächer an der Universität Freiburg. Zugleich ein Beitrag zur allgemeinen Lehre von der Körperschaft. Freiburg i. B. 1886. Akademische Verlags⸗ buchhandlung von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck). gr. 809. S. Ri] u. 210. — Die erste Anregung zu dieser Schrift hat deren Verfasser nach eigenem Geständniß das Studium der neuen sozialvolitischen Reichsgesetze gegeben. Es wurde ihm klar, daß die vollständige Erfassung ihres juristischen Inhalts nur möglich sei bei Erkenntniß des Wesens derjenigen Organisationen, welche sich als die Träger der umfangreichen, durch jene Gesetze in unser Staatsleben neu eingeführten Pflichten darstellen. Der Verfasser suchte daher über den Einzel erscheinungen der Berufsgenossenschaften für die Unfallversicherung und der Kassenvereine für die Krankenversicherung den höheren Gesammit⸗ begriff der öffentlichen Genossenschaft festzustellen. Diese Absicht ist vollkommen gelungen. Der Werth der Arbeit beruht in dem streng dogmatischen Inhalt wie in der klaren Darstellung der ge⸗ wonnenen Resultate bei gründlicher Verwerthung der literarischen Vorarbeiten. Die zahlreichen, ausführlichen Anmerkungen unter dem Text bekunden die Sorgfalt, Vielseitigkeit und Geschicklichkeit, mit welcher dieses umfangreiche, zerstreute Material zur Benutzung herbei⸗ geschafft wurde. Durch den eben erwähnten, der Arbeit zu Grunde gelegten Ausgangspunkt wurde wesentlich das Quellenmaterial be— stimmt. In erster Reihe stand naturgemäß die Reichsgeseßgebung. An sie schloß sich zunächst die preußische Landesgesetzgebung an, sowohl ihrer eigenen Bedeutung halber als auch darum, weil gerade ihr Einfluß auf den verschiedensten Gebieten des Rechts für System und Inhalt der Reichsgesetzgebung vielfach entscheidend gewesen ist. Zur Ergänzung und Vergleichung der so gewonnenen Gesichtspunkte ist dann das Recht der deutschen Mittelstaaten, zunächst das den Verfasser auch wegen seines Berufs an der Universität Freiburg i. B. besonders interessirende Badische Landesrecht eingehend verwerthet worden. Endlich ist auf das Französische Recht, speziell in seiner Gestalt als Recht der Reichslande genommen, soweit sich Anknüpfungspunkte er⸗ gaben, Rücksicht genommen. Auf die er Grundlage will die Schrift das Recht der öffentlichen Genossenschaft als solcher vorführen, nicht das der einzelnen öffentlichen Genossenschaften. Das Recht der letz⸗ teren kommt nur als Material für den Aufbau des einheitlichen Systems, nicht als Selbstzweck in Betracht. Die den Stoff verwaltungsrechtlich behandelnde Monographie zerfällt in sechs Kapitel. In dem ersten sind die bisherigen Ansichten über den Begriff der öffentlichen Genossenschaften kritisirt, positive Begriffsbestimmung gegeben, Gemeinde⸗ und Privatkorporationen erörtert. Nach der Seite 18 aufgestellten Definition ist öffentliche Genossenschaft diejenige Genossenschaft, welche kraft öffentlichen Rechts dem Staate zur Erfüllung ihres Zweckes verpflichtet ist. Die öffentliche Genossen—⸗ schaft ist gegenüber dem Staat eine selbständige Rechtspersönlichkeit mit eigenem Lebenszweck und eigenem Wirken, eigenen Interessen und eigenen Rechten. Nicht die Qualität des Zwecks der Genossenschaft und seine innere Beziehung zum Staatszweck bestimmt das Wesen der öffentlichen Genossenschaft, fondern die Pflicht derselben, ihren Zweck im Interesse des Staates zu erfüllen. Die letztere Pflicht ist für die Genwssenschaft das prinzipielle Moment in ihrem Verhältniß zum Staate, alle anderen sind lediglich accessorisch. Die staatliche Aufsicht über die öffentlichen Genossenschaften ist daher nur eine Konsequenz jener Pflicht und empfängt ihren besonderen Inhalt gegenüber der staatlichen Aufsicht über die Privatkorporation durch die besondere Art der Pflichten, welche der öffentlichen Genossenschaft dem Staate gegen⸗ über obliegen. Ebenso sind auf der anderen Seite die besonderen Vor⸗ rechte, welche der Staat der öffentlichen Genossenschaft, sei es im Verhältniß zu ihm selbst, zu ihren Mitgliedern wie zu Dritten, ge— währt, nichts Anderes als Reflexe jener Pflichten, Vorzüge, welche der Staat in seinem Interesse der öffentlichen Genossenschaft gewährt, um sie zur besseren und leichteren Erfüllung ihrer Pflicht zu befähigen. Die Pflicht der öffentlichen Genossenschaft dem Staate gegenüber ist eine oͤffentlich⸗-rechtliche, denn es handelt sich um eine Unterstellung der ganzen Persönlichkeit der Genossenschaft unter das staatliche Herrschafts⸗ recht. Die Pflicht, ihren Lebenszweck zu erfüllen, ist eine Pflicht der Genossenschaft als solcher gegenüber dem Staate. Die öffentliche Genossenschaft hat ihrer Pflicht nicht genügt, wenn sie, selbst unter Anwendung aller ihrer Krafte, ihre Aufgabe nicht erfüllen kann. Im Gegentheil muß ihr ihre Leistungsfähigkeit die Existenzberechtigung in den Augen des Staates entziehen und damit zugleich zur Vernichtung ihrer ganzen Persönlichkeit führen, in der das Leben für sich und das für den Staat unzertrennbar verbunden liegt. — Die vorstehenden, aus der reichen und vielseitigen Beweisführung entlehnten Erörterungen geben sicherlich vollgültiges Zeugniß für die gerade in unseren Tagen verdiente Beachtung der Schrift des Verfassers, welcher in den folgenden fünf Kapiteln die einzelnen Genossenschaften des öffentlichen Rechts, die Persönlichkeit der öffentlichen Genossenschaft und die Staatseinwirkung, Begründung und Beendigung der
bandelt. ein besonderer Anhang (S.
35 bis 39) gewidmet.
zur allgemeinen Lehre von der Körperschaft bezeichnen zu dürfen. — Dem Verzeichniß der Vorlesungen, welche im Winter— Semester an der Universität Jena gehalten werden sollen, gehen von
dem ord. Prof. der Philologie Georg Götz in lateinischer Sprache ab⸗
gefaßte Untersuchungen über M. Terentius Varro (Quae- stiones Varronianae), den bekannten römischen Polvhistor, von dessen verschiedenen Schriften wir u. A. noch einen Theil seines Werkes „de beschäftigen sich vorzugs⸗
lingua latina“ besitzen, vorauf. Dieselben weise mit der Frage:; wie es komme, dat Verrius, obwohl ein Ver—⸗ ehrer Varro's, und nichts aus denselben excerpirt habe. vorliegenden Abhandlung theilt die verschiedenen Ansichten von Ot⸗ fried Müller, Spengel und Willmanns hierüber mit, prüft diefelben
und gelangt bei seiner kritischen Untersuchung schließlich zu dem Er⸗ gebniß, daß Varro bei Abfassung seines Werks über die lateinische
eines
Sprache von irgend einem anderen gelehrten Werke irgend Glossen⸗Autors gleichsam als seiner Grundlage ausgegangen aud daß ebendasselbe auch in das Werk des Verrius übergegangen sei; aber sowohl Verrius wie Varro hätten das Ueberlieferte mehr als ein— mal, sei es aus einer anderen Quelle, sei es nach ihrem eigenen Wissen und Gutdünken, geändert, zusammengezogen oder erweitert. Wer dies bedenke, werde aufhören, ĩ Verrius von Varro's Büchern de lingua latina keinen Gebranch ge⸗ macht, da er dessen, die Glossen enthaltende Partien einer reichhal⸗ tigeren Quelle habe entnehmen können. Am Schluß werden Verfasser noch mehrere korrupte Stellen aus Varro kritisch behandelt. volkswirthschaftliche Zeitschrift „Die Sparkasse“ hat in ihrer Nr. 108 (1886) folgenden Inhalt: Ueber Zwangsversicherung bei den öffentlichen Sozietäten. —
Die
schüssen. — Sparkassen⸗Rechnung zu Magdeburg. — frage. — Der allgemeine deutsche Muͤnzforscherverein. Lothringische 4prozentige Landes⸗Obligationen. — Ausprägung von 40 000 000 Einpfennigstücken. Falsche Fünfmarkscheine. Falsche Einmarkstücke. — Verhaftung von Falschmünzern. der Wechselstempelabgabe. Holländischer Wechselstempel. Un⸗ schädlichmachung eines Wucherers. Erwerb des Pfandgegenstandes durch den Pfandgläubiger. Die Lebensversicherungsbank f
öffentlichen Genossenschaft, die Rechtsverhältnisse zu den Mitgliedern und zu dritten Personen, endlich Recht und Gericht der öffentlichen Genossenschaft sehr einzehend be⸗— Der Bezeichnung der Kassen als öffentlicher Korporationen ist In diesem Sinne glaubt der Verfasser die mit einem brauchbaren Sachregister versehene und als wohlverdient zu empfehlende Schrift zugleich als einen Beitrag
desselben Bücher de lingna latina niemals erwähnt Der gelehrte Verfasser der
sich darüber zu wundern, daß
vom
geschlossen worden, Königlich sächsische Verordnung, betreffend Verwendung von Sparkassen-Ueber⸗ Zur Währungs⸗ een, Gljsaß⸗
ar; R Rrinrrren Ko ; Verjährung be
Deutschland zu Gotha. — Entscheidung, betreffend die Rückzahlung des Darlehns in Gold. — Erwebung einer Hypotheken⸗ oder sonstigen verbrieften Forderung durch Cession. — Bezeichnung des Zahlungs- ortes auf Wechsel. — Falsche Bezeichnung der Geldrollen. — Literatur.
Gewerbe und Handel.
Der Cours für die in Berlin in Silber zahlbaren Oester⸗ reichischen Eisenbahn⸗Obligationen, Coupons und ver⸗ loosten Stücke ist von 161 A auf 1611 M für 100 Fl. Silber erhöht worden.
— In der gestrigen Sitzung des Aufsichtsraths der Vereinig⸗ ten Königs⸗ und Laurahütte erstattete die Direktion Bericht über die Geschäftsergebnisse des Jahres 1885/86. Die Produktion ist gegen das Vorjahr an Steinkohlen um 11 200 t, an Walzeisen und Stahlwaaren um 2740 t gestiegen, dagegen an Roheisen um 8300 t zurückgegangen. Der Absatz war der Produktion entsprechend und die dafür erzielte Einnahme betrug 17 031 000 M, d. i. um 418 000 M. weniger als im Vorjahr. Die sehr gedrückte Lage des Marktes für Eisen hatte einen starken Rückgang der Erträge zur Folge. Die Ge⸗— winne der Gruben blieben nur wenig hinter denen des Vorjahres zurück, so daß fast der ganze Ausfall den Eisenhütten zur Last fällt. Die Rohbilance ergiebt einen Bruttogewinn bei den Berg⸗ und Hüttenwerken sowie den Landgütern von 1 984 000 (gegen 2 419 1938 AM im Vorjahre), hiervon sind zunächst auf Ab⸗ schreibungen von den Materialien und Produkten -⸗Konten zu verwen⸗ den 174 000 M, bleiben 1 810 000 SJ. Die Kosten bei der Central⸗ verwaltung und dem kaufmännischen Geschäft betrugen 334 00) M, die Zinsen der Obligationen 337 500 M, so daß ein Bruttogeschäfts Gewinn von 1137 000 M resultirt. Der Aufsichtsrath beschloß, zur Amortisation der Werkanlagen 1 000000 Se zu verwenden und der Generalversammlung die Zahlung einer Dividende von 4 Oe vorzu— schlagen. Die Werke nahmen an Aufträgen in das neue Geschäfts⸗ jahr hinüber 24 800 t mit einem Werthe von 3290 000 „S, im Vor⸗ jahr waren die entsprechenden Zahlen ca. 30 000 t im Werthe von
3150000 London, 16. August. (W. T. B.) In einer heutigen Ver—⸗ sammlung des Vereins der Hüttenbesitzer in Middles⸗ borough wurde beschlossen, die Fabrikation von Gußeisen um 20 9 zu verringern.
Bradford, 16. August. (W. T. B.) Wolle Tendenz eher zu Gunsten der Abgeber, besonders für feinste, Botanywolle fest, Garne für den Export gefragter, Stoffe ruhig.
Konstantinopel, 17. August. (W. T. B.) Die Einnahmen der Türkischen Laback⸗Regie⸗Gesellschaft betrugen im Juli er. 14 100 000 Piaster gegen 13 500 000 Piaster in demselben Monat des Vorjahres.
12
Submissionen im Auslande.
Italien. *
1I) 26. August, 3 Uhr. Turin. Artillerie⸗Direktion der Waffen⸗ fabrik. Holzschäfte für Gewehre Modell 1370. Voranschlag 83 200, Kaution 8400 Fr.
2) 26. August, 4 Uhr. Turin. weißes Leder. Voranschlag 4000,
Artillerie⸗Direktion. Kaution 400 Fr.
10600 kg
F Rumänien. 11. September, 4 Uhr. Bukarest. Ministerium Arbeiten und Präfektur von Bacau. B die Bistrita. Voranschlag 740 432,71 Fr
Telegra i. gossa. Kaution 2000
Näheres an Ort und Stel
N 1
1) 31. August. Mittags. Maschinverwaltung für Ju
I. 83 0090 Pd. rhein. Stangeisen, 1900 Pd. Bandeisen, 350 Pd. halbrun Eisenplatten, 8 Stück gezogenen Fußbl dischem Stangeisen, 4000 Pd. Feu platten.
II. 8700 Pd. Kupfer in St wand, 5000 Bogen San Kirkmanns V Schrauben, 750 Gros nägeln, Stück geschnittenen Nägeln, Drahtstiften, 4065 Pd. Mefssingplat eimern, 800 Stück Feilenschäften, 50 Dachrappe, 24 Stück Grasvinseln, 120
II. 600 S laternenglas, gebogenem, farbiger Krystall lampenglas.
7 — rern ker ) September.
11 11 . l
259 00
rundem
el Gil — 1284 — ö
2 2 , mr, ,. Stuck Billetlaternen
I. 80 000 Pd.
Plüsch,
Teinewand,
200 Ellen gröberer Gürtelzeug, tüchern.
. . . ⸗ Fssen Waagenrinnen bär 600 Ellen Wagenrinnen
ro SsrBterr Une ITUbDlelli
4. September.
IJ. 98 000 Pd. Lampenöl. dunklem Mineralöl, 2 ĩ Steinöl, 1400 Pd. Firniß
II. 4000 Pd. Zin 1500 Pd. Kastanienbraun, 19000 Pd. Soda, 1500 Pd. Kien Seife, 150 Pd. Stearinlichtern,
ie Bedingungen und die rstehend genannten Waarer
den Reflel
enn dieselben vorber ang
erbietungen sich beziehen.
en von der genannten imkirtem Couvert
Verkehrs⸗Anftalten. Ham burg (W. T. B.) r Börsenballen meldet, ist zwischen der Ham burg⸗Amerikanis ch Packetfabrt⸗Aktien ⸗Gesellschaft und der Thingoe Gesellschaft in Kopenhagen heute eine Vereinbarung wonach die Dampfer beider Gejellschaften usam men fortan eine regelmäßige wöchentliche Verbindung zw Stettin und New⸗Nork via Kopenhagen und unterhalten werden. Dampfer der Packetfahrt ⸗Aktien ⸗Gesellschaft laufen in der Thingvalla⸗Gesellschaft werden ab der Hamburg⸗Amerikanischen
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