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2 Landwehr⸗Inspektion treten für die vorbezeichneten Landwehr⸗ Bezirks⸗Kommandos an die Stelle und in das Ressortverhält⸗ niß der 1. und 2. beziehungsweise 7. und 8. Infanterie⸗ Brigade; die Beziehungen dieser Brigaden zu den übrigen Landwehr⸗Bezirks⸗Kommandos ihres jetzigen Bereichs bleiben unverändert. 3) Die w sind nach Maß⸗ gabe ihres Dienstalters zur Stellvertretung des Divisions⸗ Commandeurs heranzuziehen; ihre eigene Vertretung regelt sich nach den entsprechenden, für die Infanterie⸗Brigade⸗ Commandeure maßgebenden Bestimmungen. 4) Vorbehaltlich Allerhöchster besonderer Bestimmung sind die Landwehr⸗ Inspecteure alljährlich zu den Herbstübungen ihrer Division heranzuziehen. Diese Bestimmungen treten, soweit sie von der 2 Regelung abweichen, erst mit dem 1. Oktober 1886 in Kraft.
Der Kriegs-Minister hat die bezügliche Allerhöchste Ordre unter dem 6. d. M. zur Kenntniß der Armee gebracht und dabei im Einverständniß mit dem Minister des Innern bestimmt, daß vom 1. Oktober d. J. ab diejenigen Ober⸗Ersatzkommissionen, bei welchen die Commandeure der 1., 2., 7. und S8. Infanterie⸗Brigade als Militär⸗Vorsitzende fungiren, die Bezeichnung: „Ober-⸗Ersatz⸗ kommission 1 im Bezirk der 1, 2., 7. und 8. Infanterie⸗Brigade“, und diejenigen Ober⸗Ersatzkommissionen, welchen die Inspecteure der 1. und 2. Landwehr-Inspektion als Militär⸗Vorsitzende angehören, die Bezeichnung: „Ober-Ersatzkommission 2 im ö der 1., 2., J. und 8. Infanterie-Brigade“ zu führen aben.
— Zufolge Allerhöchster Bestimmung wird zum 31. März 1887 das Füsilier-Bataillon 2. Posenschen In⸗ fanterie⸗Regiments Nr. 19 von Hirschberg nach Görlitz, das 1. Schlesische Jäöger-Bataillon Nr. 5 von Görlitz nach Hirschberg und zum 30. September 1886 die 3. Esca⸗ dron 1. Schlesischen Dragoner-Regiments Nr. 4 von Polkwitz nach Lüben verlegt werden.
— Im Hinblick auf die bedeutenden Kosten und die viel— fachen Schwierigkeiten, welche der Strafanstaltsverwaltung durch die Heilungsversuche und durch die Detention von geistes kranken Gefangenen während der Dauer des oft sehr langwierigen Entmündigungsverfahrens erwachsen, ist es, einem Reskript des Ministers des Innern, vom? 3. August d. J. zufolge, wünschenswerth, die Entlassung von solchen Ge⸗ fangenen aus der Haft nicht von dem Abschluß des durch §§. 593 ff. der Civilprozeßordnung vorgeschriebenen Verfahrens abhängig zu machen, sondern dieselbe in die Wege zu leiten, sobald die Voraussetzungen für die Entmündigung nach irren ärztlichen Gutachten vorliegen. Demzufolge bestimmt der Minister des Innern, im Einverständniß mit dem Justiz— Minister, hinsichtlich derjenigen Gefangenen aus Anstalten seines Ressorts, welche wegen Geisteskrankheit in öffentlichen Irrenanstalten untergebracht sind, daß, wenn nach der gut— achtlichen Aeußerung der Direktion der betreffenden Irren— anstalt Aussicht auf Heilung oder auch nur 3 Besserung nicht vorhanden ist, die Gefängnißvorstände fernerhin nicht mehr auf Einleitung des Entmündigungsverfahrens anzu—⸗ tragen, sondern das irrenärztliche Gutachten der vorgesetzten Behörde einzureichen haben, welcher dann obliegt, mit mög— lichster Beschleunigung, nach vorherigem Benehmen mit dem betreffenden Ober-Staatsanwalt und unter Beifügung der gutachtlichen Aeußerung desselben, die Entlassung des irren Gefangenen bei dem Minister des Innern zu beantragen. Bei der Einlieferung von geisteskranken Gefangenen in Irren— anstalten sind die Direktionen derselben in Zukunft jedesmal zu ersuchen, der einliefernden Behörde unter näherer Dar— legung des Krankheitsfalles, Mittheilung zu machen, sobald sich bei dem angestellten Heilversuch ergiebt, daß der Kranke an Geistesstörung ohne Aussicht auf Heilung oder auch nur erhebliche Besserung leidet.
—,. Der General der Infanterie, von Strubberg, General-Inspecteur des Militär-Erziehungs- und Bildungs wesens, hat sich auf einige Tage nach Wahlstatt behufs Be— sichtigung des dortigen Kadettenhauses begeben.
Potsdam, 19. August. (W. T. B.) Dem heute Nach— mittag stattgehabten und vom prächtigsten Wetter begünstigten Adlerschießen des Offizier-Corps des ersten Garde-Regiments im Katharinenholze wohnten Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, Ihre Kaiser— lichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin sowie Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzessinnen Victoria, Sophie und Margarethe bei. Se. Majestät der Kaiser erschienen um 4 Uhr, Ihre Majestät die . eine Viertelstunde später. Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz reichte Ihrer Majestät der Kaiserin den Arm und geleitete Allerhöchstdieselbe nach einem in der Nähe des Schieß— standes befindlichen Sessel. Se. Majestät der Kaiser bethei— ligten Sich mit 3 Schüssen persönlich am Schießen, Ihre Kaiserlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kron— prinzessin sowie Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Victoria gaben ebenfalls Schüsse nach dem Adler ab. Der von Ihrer Majestät der Kaiserin für den Schützenkönig ge— stiftete Ehrenpreis wurde dem Lieutenant von Maltzahn zu Theil. Ihre Majestät die Kaiserin trat kurz vor 6 Uhr, Se. Majestät der Kaiser erst gegen M/ Uhr die Rückfahrt nach Babelsberg an.
Bayern. München, 19. August. (W. T. B.) Prinz Leopold ist heute Abend nach Dres den abgereist, um den Manövern des 12. (Königlich sächsischen) Armee-Corps bei— zuwohnen.
— 20. August. (W. T. B. Dr. von Schmitt, Mit⸗ glied der Reichskommission zur Ausarbeitung des Entwurfs eines bürgerlichen Gesetzbuchs, ist zum Ober-Landesgerichts— Präsidenten in Nürnberg ernannt worden.
Bayreuth, 29. August. (W. T. B) Se. König—⸗ liche Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußen hat ö in Begleitung des Majors von Krosigk und des
egations⸗Sekretärs Grafen zu Eulenburg die Sehenswürdig— keiten der Stadt in Augenschein genommen. Im Laufe des Vormittags wird derselbe einer Uebung der 5. Infanterie— Brigade auf dem Exerzierplatz beiwohnen und die Eremitage besuchen. Am Nachmittage gedenkt Se. Königliche Hoheit der Vorstellung des „Parsival“ beizuwohnen.
Sachsen. Dresden, 20. August. (W. T. B.) Der Prinz Leopold von Bayern ist heute mit dem Adju⸗ tanten Premier-Lieutenant von Perfall und den Obersken Berg und Malaise zur Theilnahme an den Manövern hier
Elsaß⸗Lothringen. Metz, 19. August. (W. T. B.) Der Großherzog von Baden ist heute Abend hier ein⸗ getroffen, um als General⸗Inspecteur des XV. Armee⸗Corps während der nächsten Tage Truppenbesichtigungen vor⸗ zunehmen. Der Großherzog hat im „Europäischen Hof“ Wohnung genommen.
Oefterreich⸗ Ungarn. Wien, 18. August. (Wn. Ztg.) Anläßlich des Kaiserlichen Geburtsfestes fand heute Nach⸗ mittag um 5 Uhr bei dem Kardinal Ganglbauerein Gala— diner statt, dem die hier weilenden Minister, FZM. Bauer, General der Kavallerie Freiherr von Koller, Bürgermeister Uhl und andere hohe Persönlichkeiten beiwohnten. — Bei dem heutigen Praterfest erschien um 5 Uhr das Kronprinz⸗ iche Paar in offenem Wagen in der Hauptallee, begab sich sodann in den Volksprater, wo dasselbe von der Menge lebhaft akklamirt wurde, und verweilte daselbst eine halbe Stunde.
Bad Gastein, 20. August. (W. T. B.) Der Kaiser von Oesterreich beehrte gestern den Fürsten Bismarck mit einem Besuch und verweilte etwa eine Stunde in dessen Familie.
Großzbritannien und Irland. London, 18. August. (A. C.) Zum hundertjährigen Gedenktage des Todes Friedrichs des Großen äußert sich der „Daily Telegraph“, wie folgt: „Wenn Kaiser Wilhelm von dem hohen Posten, welchen er so würdig während eines Vierteljahrhunderts aus⸗ gefüllt hat, hinwegberufen wird, so wird er das Deutsche Reich gegen jeden , w seiner mächtigen Feinde im Osten und Westen gefeit hinterlassen, als stärksten und homogensten Staat Europas, welcher seine Grenznachbarn einerseits nicht bedroht, andererseits aber auch nicht fürchtet. Durch die kolossalen Thaten seiner Laufbahn hat er seinen großen Vorfahren nicht nur erreicht, sondern überflügelt. Als er gestern an dem Grabe des großen Königs stand, konnte er das Bewußtsein haben, daß, wenn jenes Ideal eines Patrioten, dessen Leben, wie sein eigenes, ausschließlich dem Dienste des Vaterlandes und der Vertretung der Interessen desselben geweiht war, aus seinem Grabe heraufsteigen und das edle Werk seines erlauchten Sprossen anschauen könnte, er herzbefriedigt lächeln und sagen würde: „Wohlgethan, trauter Neffe, Du hast Deine Pflicht erfüllt!“
— 19. August. (W. T. B.) Die heute verlesene Thron—⸗ rede enthält keinerlei Bemerkung über die aus wär— tige Politik. Dieselbe hebt im Wesentlichen hervor, daß das Resultat der jüngsten Wahlen die von dem letzten Parlament in Betreff Irlands getroffene Entscheidung bestätigt habe; die Regierung werde das Budget sowie die bereits von dem vorigen Kabinet eingebrachten Kreditvorlagen dem Parlament unterbreiten. Da das Parlament zu einer Zeit zusammen— trete, die sonst gewöhnlich für die Ferien reservirt sei, so werde die Regierung sich nur auf solche Vorlagen beschränken, welche für die Fortführung des öffentlichen Dienstes während des Restes des Finanzjahrs unentbehrlich seien. .
Im Oberhause erklärte bei Berathung der auf die Thronrede zu erlassenden Adresse der Premier Mar— quis von Salisbury: Was die auswärtigen und die kolo— nialen Angelegenheiten anbetreffe, die in der Thronrede keine Erwähnung gefunden hätten, so dürfe man nicht übersehen, daß seit der vor sechs Monaten gehaltenen Thronrede keine hinreichend lange Zeit verflossen sei, um jetzt aufs Neue dies— bezügliche Erklärungen abgeben zu können. Die Lage in Birma verursache, obschon sie wenig befriedigend sei, doch keinerlei Besorgnisse. Sobald die heiße Jahreszeit vorüber sei, würden die umfassendsten Maßregeln getroffen werden; die Regierung erwarte dann die schleunigste Wiederherstellung der Ordnung. In Betreff der Frage der afghanischen Grenzabsteckung habe eine etwas mißverständliche Auffassung der Sachlage bestanden: es sei jeden— falls nicht korrekt, zu sagen, daß England die Kommission zurück— gezogen habe. Die zwischen der englischen und der russischen Regierung dabei aufgetauchten Fragen seien, wenn schon von einer nicht ganz unerheblichen Wichtigkeit, doch keinesfalls sehr groß und schwierig in Bezug auf das in Betracht kommende Gebiet. Die englische Regierung sei über den Gegenstand vollständig informirt, und die Erörterung darüber könne ebenso guk zwischen London und St. Petersburg wie in der abgelegenen Gegend geführt werden, wo die Grenzabsteckung stattfinde. Es sei stets eine Unzuträglichkeit, wenn man englische Offiziere und Mannschaften während strenger Winter fern von aller Unterstützung lasse, und es sei, selbst bei den besten Intentionen der Russen und Afghanen, ganz un— möglich, zu sagen, welche Zufälle in einem gewisser— maßen nur sehr partiell regierten Lande eintreten könnten. Wegen einer nur 29 Meilen langen Grenzstrecke, die allein noch bestritten sei, erscheine es daher nicht wünschenswerth, die Kommission noch einen zweiten Winter in jener Gegend zu lassen. Es sei voller Grund zu der Hoffnung vorhanden, daß die Regierungen über den streitigen Punkt zu einem Einver— nehmen gelangen würden. Was die auswärtigen Angelegenheiten im Uebrigen betreffe, so habe Lord Granville aus dem Schweigen der Thronrede darüber geschlossen, daß es nichts gebe, was Erwähnung verdiene oder Sorge mache. Das könne als zu optimistisch erscheinen, aber es gebe nichts, was Besorgnisse verursache. Seit einiger Zeit und noch gegenwärtig befinde sich eine große Anzahl von Ländergebieten in einem Zustande, den man als einen stabilen nicht bezeichnen könne. Die Llufrecht— erhaltung des Friedens hänge von vielen Zufälligkeiten ab. Die Opposition habe während der letzten 6 Monate gesehen, wie viel Schwierigkeiten der Konflikt junger Nationalitäten mit den alten Besitzern im Südosten Europas herbeigeführt habe. Er wolle nicht sagen, daß, mehr als im letzten Frühjahr, jede Ursache zur Sorge vollständig beseitigt sei; aber er glaube, daß keine Ursache zu einer politischen Verwickelung für Eng⸗ land vorhanden sei, das während einer beträchtlich langen Zeit seine Absicht, den angeerbten Traditionen zu folgen, sehr klar . erkennen gegeben habe. Die Integrität des türkischen
eichs, wie sie durch die Verträge festgestellt werde, sei nach . Auffassung von großer Wichtigkeit für den euro— päischen Frieden und für die Interessen Englands. Er habe, so sehr er auch wünsche, daß Seitens Englands alles nur Mögliche geschehe, um die Wohlfahrt und den Fortschritt unter der Bevölkerung dieser Gebiete zu sichern, die Integrität des türkischen Reichs doch stets als eine der Bedingungen angesehen, auf denen das gegenwärtige System Europas beruhe. Wir haben, schloß Lord Salisbury,
eingetroffen und im Königlichen Schlosse abgestiegen.
alle Hoffnung, daß wir in dieser Beziehung, wie in der
Vergangenheit, so auch in der Zukunft, die Unterstützung unserer Alliirten haben werden, trotz der Schwierigkeiten, weiche von Zeit zu Zeit eintreten können. Ich hege die feste SDoffnung und den Glauben, daß wir, indem wir der Politik treu blei ben, die seit einer langen Reihe von Jahren die Politit Englands gewesen ist, in wirksamer und dauernder Weise zur —— des europäischen Friedens beitragen werden. Nach der Rede Lord Salisbury's wurde die Adresse an— genommen. Das Haus vertagte sich darauf bis zum 30. August.
Im Unterhause wurde der regelmäßig wiederkehrende Antrag, den Pairs jede Einmischung in die Wahlen zu untersagen, von Bradlaugh bekämpft, vom Hause jedoch mit 294 gegen 126 Stimmen angenommen. Bei der Berathung erklärte der Schatzkanzler, Lord Churchill: die Frage könne in der nächsten Session einem Comité zur Unter— suchung überwiesen werden. Gladstone sprach sein Ein— verständniß damit aus. Lord Churchill kündigte ferner an, daß er nach dem Schluß der Adreßdebatte die Priorität für die Erledigung des Budgets beantragen werde; es sei die Absicht der Regierung, nach Erledigung des Budgets das Parlament zu schließen. Der Sekretär für Irland Hicks-Beach, zeigte an: er beabsichtige, den Umfang der Fragen zu erweitern, welche der vom vorigen Kabinet zur Untersuchung der Unruhen in Belfast eingesetzten Kommission überwiesen worden seien. Von King Hannan wurde darauf der Erlaß der Adresse zur Beantwortun der Thronrede beantragt. Im Laufe der Adreßdebatte sprach sich der Schatzkanzler Lord Churchill in ähnlicher Weise aus wie Lord Salisbury im Oberhause. Lord Churchill erklärte, daß die Regierung beschlossen habe, den General Buller nach dem Südwesten Irlands zu schicken, um dort Anordnungen zur Unterdrückung der Ge— waltthätigkeiten zu treffen. Die Debatte wurde sschließlich vertagt.
Gelegentlich der heute stattgehabten Eröffnung des konservati ven Klubs in Neath hielt der Staats— sekretär des Auswärtigen, Lord Iddesleigh, eine Rede, in welcher er auf die Größe des englischen Reichs hinwies, welche der Regierung die Ueberwachung so vieler Interessen auferlege, und erklärte: die Po— litik Englands müsse auf die Wahrung der kommerziellen und politischen Interessen des ganzen Reichs gerichtet sein. England wolle deshalb auch keine Politik der Sensation, sondern eine feste, sichere Politik, die die Wohl- thaten, welche lediglich durch den Frieden und die Ruhe ver— bürgt werden könnten, sichere. Die im Innern Englands zu lösenden Fragen müßten den Vorrang vor den auswärtigen haben, jedoch könnten auch die einheimischen Interessen nicht gebührend gefördert werden, wenn nicht die auswärtigen Angelegenheiten ebenso wie die einheimischen nach vernünftigen Grundsätzen gehandhabt würden. Die Regierung müsse gleichzeitig die Interessen Englands fördern und auf die Interessen und An— sprüche der anderen Länder Rücksicht nehmen.
Italien. Rom, 19. August. (W. T. B.) Die Kon— vention zur Wahrung der religiösen Interessen der Katholiken in Montenegro ist gestern von dem Kardinal-Staatssekretär Jacobini und dem Privat— sekretär des Fürsten von Montenegro unterzeichnet worden.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 20. Auzust. (W. T. B.) Die großen Manöver in der Umgegend von St. Petersburg, denen deutsche, österreichische, eng— lische, französische, schwedische, dänische und japanische Offiziere beiwohnen, haben gestern begonnen und werden am Montag beendigt sein. Anläßlich derselben haben der Kaiser und die Kaiserin einen zeitweiligen Aufenthalt in Krasnoje-Selo genommen.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 20. August. (W. T. B.) Der König von Portugal ist heute Vor— mittag hier angekommen Und von dem König, dem Kron— prinzen, den Prinzen Oskar und Eugen sowie von den Spitzen der Behörden am Bahnhofe, wo eine Ehrencompagnie au fgejestellt war, empfangen worden. Nach kurzem Aufenthalt fuhren die Hohen Herrschaften, von zwei Escadrons Husaren eskortirt, nach dem Königlichen Schlosse. Die Straßen und viele Ge— bäude waren festlich geschmückt.
Dänemark. Kopenhagen, 19. August. (W. T. B.) Der König von Portugal hat heute Abend i / Uhr seine Reise nach Malmö resp. Stockholm fortgesetzt. Der König, der Kronprinz, der König von Griechenland, die Minister und die Mitglieder des diplomatischen Corps gaben demselben bis zum Zollhause das Geleit, wo eine aus Infanterie und Husaren bestehende Ehrenwache aufgestellt war.
Amerika. Chicago, 19. August. (W. T. B.) Die irische Konvention nahm heute Resolutionen an, in welchen dem Prinzip der irischen Lokalregierung zugestimmt und Gladstone für seine darauf gerichteten Bemühungen sowie der Demokratie von England, Schottland und Wales für ihre Unterstützung der Gladstone'schen Vor— lagen gedankt wird. Der irische Deputirte Redmond hielt eine Rede, in welcher er den Gefühlen des Dankes für Gladstone, der Irland Gerechtigkeit habe zu Theil werden lassen wollen, Ausdruck gab und sagte: diese versöhnliche Politik sei nunmehr wieder verlassen. Das irische Volk habe gezeigt, daß es ein treuer Freund sein könne; es werde jetzt zeigen, daß es auch ein furchtbarer Feind sein könne. Die Politik Irlands werde künftig eine Politik des Kampfes sein, weil die Regierung Salisbury's die Politik der Zwangs— maßregeln wiederherstellen müsse.
Zeitungsstimmen.
Das „Deutsche Tageblatt“ sagt in einem Leitartikel, der die Ueberschrift „Der industrielle Nothstand“ trägt:
Die einander im höchsten Grade widersprechenden Nachrichten und Thatsachen über die gegenwärtige Lage der deutschen Industrie müssen in weiteren, über den wirklichen Stand der Verhältnisse weniger unterrichteten Kreisen in hohem Grade verwirren. Wir lesen, insonderheit in der Manchesterpresse fortwährend von Arbeitseinschränkungen und überhaupt von trüben Verhält⸗ nissen, von Preisveränderungen, von Nachtheilen gegen die ausländische Industrie, endlich von zahtreichen. Arbeiter, entlassungen. Ebenso wird die Lage des deutschen Handels als eine höchst ungünstige und allgemein rückgängige geschildert; und alles died wird in bekannter Giffertigkeit Seikens jener bresse dem Schutz'oll auf das Konto gebracht.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß derartige Darstellungen
auf das breitere Publikum ihren Eindruck nicht verfehlen. . . .
ut
3 1
vor Kurzem, wonach der. Phönix“ 300 Arbeiter entlassen haben sollte,
Cc niemals so gut beschäftigt war, als gegenwärtig, und statt — beiterentlassungen neue Einstellungen von Arbeitern stattgefunden
en. Au kürzlich ten Ber ö * 2c. über die industriellen Verhältnisse in Deutschland sind
chnntlich durchweg in keiner Beziehung geeignet, die Angriffe;
ahren Blüthe befinde. Aber auch in diesem Falle, wo die manchester⸗
im, ohne sogleich den erfreulichen Eindruck und die günstige Meinung,
1. J . utriellen nichts bekannt sei.
ine und damit auch eine sachgemäße Behandlung derselben zu ird nd, , . . . nesche als offizielle zu gelten haben, sich befleißigen, zwischen Thatsachen und
. le s. . J . ö yfferenz herzustellen und dadurch willkommenen und autoritativ auf—
An Fürsten Bismarck als Handels-Minister gerichtete angebliche
⸗ . wurden, keinerlei Beachtung erfuhren. So wurde z. B. von der 5ndelskammer zu Mannheim festgestellt, daß der dortige Hafenver— kr sich im Jahre 1885 außerordentlich günstig gestaltet habe Eben— b beurtheilte die Handelskammer zu Barmen die Geschäftsergebnisse
Nach die Schlußsumme feststellt, dieselbe rückgängig findet, sich aber meres Ergebniß herausstellen würde. Es zeigte nämlich die Bremische
Gz in Einfuhr 6 233 145 kg im Werth von ö 433 202 M.
Nun stehen aber den Darstellungen, welche von liberaler Seite e den wirthschaftlichen Stand als abschreckendes Beispiel für die uche Wirthschaftspolitik verbreitet werden, eine ganze Reihe von sußerungen und Thatsachen anderer Richtung gegenüber. wabei nder Unterschied waltet, daß dieselben nicht mit der gleichen Be—
n der lind. — . ele . ; . senheit wie das, was sie in ungünstigem Sinne melden, im günsti⸗
3
n von der Manchesterpresse verbreitet werden. Nicht minder sind lierlei Thatsachen, welche von jener behauptet wurden, widerrufen — z. B.
ahrend nach der Erklärung des Direktors im Gegentheil das Werk die kürzlich veröffentlichten Berichte englischer Kon⸗
n die deutsche Schutzzollpolitik zu stützen. Dieselben machen nehr den Eindruck, daß sich die deutsche Industrie in fort⸗ ter Hebung und insbesondere der englischen gegenüber in einer
Ke Presse sich allenfalls herbeigelassen hat, mit sauersüßer Miene n den englischen Berichten Notiz zu nehmen, hat sie es nicht ge⸗
che dadurch für das deutsche Wirthschaftssystem bei den Lesern orgebracht werden könnte, abzuschwächen durch den Zusatz, daß jedenfalls nur von den Bestrebungen unserer Industriellen die e sein könne, da von einem guten Geschäftsgange unseren In⸗
Gleichviel nun, ob derartige Abschwächungen, die ihrer ganzen bicht nach nicht sowohl die industrielle Lage wirklich kennzeichnen, 5 die Wirthschaftspolitik des Deutschen Reichs bei der Bevölkerung sfreditiren sollen, diese Absicht im gewünschten Umfange wirklich er— nchen — jedenfalls dienen dieselben nicht, die Erkenntniß der wahren
dern. Und sie werden um so bedenklicher, als auch Darstellungen, sieinungen Über wirthschaftliche Verhältnisse eine möglichst große
aßten Stoff zu liefern, um gegen den „Schutzzoll“ loszuschlagen. zo ist z. B. in der jüngsten Zeit in der Freihandelspresse eine gegen
zeußerung der Handelskammer zu Münster von erstaunlichster Keckheit Umlauf gesetzt und mit Behagen als autoritatives Zeugniß gegen L Schutzzollpolitik ausgespielt worden, während entgegengesetzte That— ichen, welche ebenfalls von Handelskammern doch ebenso autoritativ
.
u 1885 keineswegs als ungünstig oder als geeignet, zum Beweise hler Erfolge der Schutzzollpolitik zu dienen. Dagegen werden die snistischen Feststellungen der Bremer Handelsbehörden als üble srgebnisse der deutschen Wirthschaftspolitik angesehen, indem man
pohl hütet, ins Einzelne einzugehen, wo sich dann wahrscheinlich ein Handelsstatistik im Jahre
8 ! 55 6, . . 35 , . 35 195 3065 , . . 195 161 942
Dagegen betrug im Jahre:
Fz8z die Ausfuhr 26278619 Ctr. im Werth von 521 929 606 M S8, ö 26h 3h ho. ‚, ö 501 514 048 . k A79 g655 578
Hier zeigt sich freilich ein Rückgang besonders bei der Einfuhr; nnd dieser Rückgang wird, wie gesagt, von den Freihändlern als ein stlimmes Ergebniß der deutschen Schutzzollpolitik bezeichnet, obgleich btemen gar nicht zum deutschen Zollverein gehört. Allein dem gegen⸗ iber muß doch sofort die Differenz zwischen Ein⸗ und Aus— ihr auffallen. Ein gewisses stetiges Zurückgehen zeigt sich doch, was e Menge betrifft, nur bei der Einfuhr, die in jedem Jahre einen Rückgang zeigt. Dagegen zeigt sich in der Ausfuhr eine Bewegung, lie gar kein Urtheil zuläßt, da im Jahre 1884 ein starkes Ansteigen zen 1883, dann aber wieder ein Rückfall stattfindet. Derartige Bewegungen werden aber bekanntlich sehr häufig veranlaßt entweder urch die Produktionsverhältnisse oder durch spekulative Vorgänge, und in kiden Fallen folgt gewöhnlich auf eine außerordentliche Ausdehnung der zufuhr oder der Abfuhr ein entsprechender Rückschlag. Denn durch die sirkeren Zufuhren, welche in den Produktions ländern durch gute srnten veranlaßt werden, folgt in den Handelsplätzen Ueberfüllung kr Lager und damit Druck auf die Preise, wodurch die Differen; wischen Aus- und Einfuhrwerth so herabgedrückt werden kann, daß he Ausfuhr nach dem betreffenden Platze so lange, bis sich die Lager bieder geleert und die Preise wieder gesteigert haben, nicht möglich st. In solcher Weise kann die Einfuhr eines Handelsplatzes einen theblichen Rückgang selbst für einen längeren Zeitraum ausweisen, chne daß irgend ein Grund vorhanden ist, denselben auf wirthschafts— vlitische Maßnahmen zurückzuführen.
Wenn wir aber den Bremischen Ein⸗ und Ausfuhrhandel, dessen fetzige Darstellung überhaupt als fehlerhaft bezeichnet werden muß, da ä den binnenländischen Handel wegen der Bremischen Freihandels— ellung ebenfalls als ausländischen betrachtet, genauer ansehen, so indert sich jedoch das Bild einigermaßen. Es betrug nämlich die Einfuhr nach Bremen seewärts im Jahre
1883: 21 316464 Ctr. im Werth von 390 853 761 Ma 1884: 20 6065 810 , . . , , 1385: 19929 807 , . ö .
Dagegen kamen landwärts im Jahre:
1383 14916681 Ctr. im Werth von 163 579441 88 ö. . 166 3813 hh 1885 J 26h 5d ö. ö , ,
ind davon im Besonderen aus dem deutschen Zollgebiet im Jahre: 1883 15565 359 CEtr. im Werth von 142 254 847 . , , ö. , , 1885 1J6 bed oh. . 9 .
Schon aus diesen drei Posten erkennt man sofort, daß die Be— lmptung, die deutsche Industrie und der deutsche Handel leiden unter dem Schutzzoll erheblich, vollständig aus der Luft gegriffen ist. Denn Fiade die Einfuhr über Bremen nach Deutschland, also die fremde hroduktion für Deutschland, hat während der drei Jahre einen erheb⸗ ihen Rückgang erfahren, wogegen die Zuführen an den Bremischen Narkt hinsichtlich der Menge wie hinsichtlich des Werthes im Jahre ö höher sind als im Jahre 1883; und nur gegen das Jahr 1084, Rn eine stärkere Erhöhung des Werthes zeigt, die übrigens wesent— h spekulativer Art war, zeigt sich ein Rückgang, der aber in keiner Veise dazu angethan ist, eine allgemeine Schlußfolgerung zu gestatten.
— In den „Berliner Politischen Nachrichten“ len wir:
Mit lebhaftem Interesse hat die englische Handels⸗ und Geschäfts⸗ belt von einem Blaubuch Kenntniß genommen, welches Konsulats—Q— erichte über die Finanzlage in Deutschland, Italien und Spamsien zthält. Diese Berichte stammen noch aus der Amtsperiode Lord nösebery's, und man rechnet es diesem Staatsmanne zum Verdienst mn, daß er, dem Beispiele seines konservativen Amtsvorgängers gemäß, außerordentliche Wichtigkeit einer schnellen, genauen und um⸗ nenden Konsularberichterstattung über die Entwickelung von Handel ind Industrie bei den mit England konkurrirenden Nationen aner— ant hat. Der von Mr. Scott erstattete Bericht über das Budget des Deutschen Reichs für das laufende Jahr zeigt, um mit der „Morningpost“ zu reden, daß die Reichsfinanzen geschickt und sparsam derwaltet werden und daß die Hülfsquellen des deutschen Volks woch völlig hinreichen, um den Anforderungen gerecht zu werden, velche seine gewaltige' militärische Rüstung ihm auferlege. Heer nd Flotte wiefen eine Steigerung der Ausgaben auf, daneben
welche Deutschland in verschiedenen Weltgegenden erworben habe, ausgeworfen. Ausdrücklich betont der Bericht Mr. Scott's, daß die meisten Kosten für deutsche Kolonialunternehmungen von privaten Kaufmannsfirmen und Handelsgesellschaften getragen würden, genau wie der Grund zu der überseeischen englischen Machtstellung durch die Energie und die Aufwendungen englischer Handelsunternehmer gelegt worden sei. Trotz aller Ausgabenvermehrung würden die Steuer⸗ und Zolleinnahmen des Reichs das Budget zu balanciren im Stande sein.
Aus dem Berichte des Madrider Konsuls erscheint für uns von besonderem Interesse die an den englischen Handelsstand gerichtete Warnung ror der thätigen Geschäftskonkurrenz der deutschen Firmen. Der teutonischen Energie und Schneidigkeit wird mit Sorge gedacht. Spanien besitze ausgedehnte natürliche Hülfsquellen, ein betriebsames Volk und wachsende Aufnahmefähigkeit für ausländische Erzeugnisse. Wenn der deutsche Handel fortfahre, sich wie in den letzten Jahren zu entwickeln, so werde es nicht lange dauern, und Deutschland habe England eingeholt.
Armee⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 20. — Inhalt: Anderweitige Organisation der 1. und 2. Landwehr⸗Inspektion. — Disziplinarstrafgewalt und Befugniß zur Urlaubsertheilung des zweiten Stabsoffiziers bezw. des ältesten Hauptmanns der Pionier⸗Bataillone. — Dislokation des Stabsquartiers des 1. Bataillons 1. Nassauischen Landwehr⸗Regiments Nr. 87 von Nassau nach Oberlahnstein. — Dis⸗ lokationen im Bereiche des V. Armee⸗Corps. — Kopfbedeckung der Landwehr⸗Kavallerie⸗Offiziere. — Nachtrag zu dem Verzeichniß der höheren Lehranstalten. welche zur Ausstellung von Zeugnissen über die wissenschaftliche Befähigung für den einjährig⸗ freiwilligen Militär⸗ dienst berechtigt sind. — Amtliche Nachrichten über das Preußische Staatsschuldbuch. — Reduktion des Lehr-Infanterie⸗Bataillons auf die formirten zwei Versuchs⸗-Compagnien. — Ausgabe eines neuen Pferde⸗Aushebungs⸗Reglements.
Centralblatt der Pau verwaltung. Nr. 33 A. — Inhalt: Der Panama⸗Kanal. Vortrag des Wasser-Bauinspektors Pescheck, gehalten in der Wanderversammlung des Verbandes deutscher Architekten- und Ingenieur ⸗Vereine in Frankfurt . M. im August 1886.
Statistische Nachrichten.
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 8. August bis incl. 14. August er. zur Anmeldung gekommen: 210 Eheschließungen, 862 Lebendgeborene, 37 Todtgeborene, 772 Sterbefälle.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Der Historische Verein für das Großherzogthum Hessen versandte kürzlich die Nr. 2B für 1886 seiner , Quartal⸗ blätter“ (Redacteur: Ernst Wörner; Selbstverlag des Vereins; in Kommission der Hofbuchhandlung von A. Klingelhöffer in Darm— stadt). Zunächst wird darin über Vereinsangelegenheiten berichtet und zwar über die am 24. Februar d. J. im Hause der Vereinigten Gesellschaft abgehaltene Hauptversammlung. In derselben wurden u. a. Mittheilungen gemacht über die Frage der Errichtung eines Gebäudes für die Sammlungen des Großherzoglichen Museums und über die beabsichtigte (inzwischen leider trotz der Gegenbemühungen des Vereins zur Ausführung gebrachte) Beseitigung des Rinnenthors zu Bens— heim, welches als einer der merkwürdigsten Reste mittelalterlicher Be—⸗ festigungskunst begründeten Anspruch auf Erhaltung gehabt hätte. Die Personalstatistik des Vereins ergiebt eine kleine Zunahme: er zählte am 15. Januar v. J. 421 ordentliche Mitglieder, gewann seitdem 40, verlor 33, und zählt heute 4283. Der Stand von 1882, der 431 betrug, ist damit noch immer nicht wieder erreicht. Die Kassenrechnung weist 3978 S6 Einnahme und 3892 M6 Ausgabe auf. Die Summe von 800 AM, welche die Großherzogliche Staats⸗ regierung dem Verein aus Anlaß der vorjährigen Jubelfeier überwies, ist ihrer Bestimmung gemäß, zur Aufdeckung des römischen Limes innerhalb der Landesgrenzen zu dienen, verwandt worden. Im Früh⸗ jahr gelang es dem Ausschußmitgliede F. Kofler, in dem Castrum bei Inheiden den nächsten bedeutenden Wachtposten südlich von Langsdorf aufzudecken, und im Herbst fand er den von dort in der Richtung nach Echzell hinter dem Limes herziehenden römischen Weg mit den daran liegenden Kastellen. Noch sind, wie der Bericht sagt, die 800 66 nicht erschöpft, aber es werde eines erheblichen Zuschusses von Seiten des Vereins bedürfen, wenn in diesem Jahre der Rest der Aufgabe auf dem Boden der Wetterau gelöst werden soll. Die Untersuchung der ausgedehnten römischen Wohnstätte bei Gerns— heim geht neben jenen Arbeiten fort, ohne die Finanzen des Vereins besonders zu belasten, da die betreffenden Grundbesitzer, einmal auf die Bedeutung der Sache aufmerksam geworden, aufs Dankens⸗— wertheste sich angelegen sein lassen, Nachrichten zu geben sowie das Gefundene aufzubewahren und dem Verein zu überweisen. Ein im Oktober v. J. ausgeführtes kleines Unternehmen des Vereins, das gleichfalls von Hrn. Kofler geleitet wurde, ging ursprünglich aus einer Anregung des hohen Protektors, des Groß— herzogs selbst hervor, und wurde durch die persönliche Betheiligung Sr. Königlichen Hoheit geehrt. Es war die im 4. Hefte der Quartal⸗ blätter beschriebene Oeffnung eines Grabhügels im Mörfelder Walde, dessen Fundstücke in den Besitz des Großherzogs gelangten. — Der Vereins-Sekretär Staatsarchiv- Direktor Dr. Schenk zu Schweinsberg referirte über die literarische Thätigkeit des Vereins. Er wies auf die von dem Ausschußmitglied Ernst Wörner redigirten, im Laufe des Jahres 1885 erschienenen vier Quartalblätter hin und fügte hinzu, daß die finanziellen Verhältnisse bisher das Erscheinen eines Bandes des Archivs nicht ermöglicht hätten Doch werde mit dem Druck des ersten Bandes der Neuen Folge demnächst begonnen werden, wozu Material bereits in Arbeiten vom Pfarrer Nebel, Rentner Kofler und ihm selbst theils vorliege, theils in mehr oder weniger vorgeschrittener Vorbereitung sei. Die beab⸗ sichtigte separate Vereinspublikation, ein von dem Professor Crecelius in Elberfeld bearbeitetes Wetterauer Idiotikon, schreitet rüstig voran.
Dann hielt Stadt-Archivar Dr. Grotefend aus Frankfurt a. M. einen Vortrag über die „Handwerkernamen, als Beitrag zur Ent⸗ stehungsgeschichte der Familiennamen“. Hr. Friedrich Kofler gab schließ⸗ lich bevorwortende Mittheilungen über die von ihm herauszugebende archäologische Karte von Hessen. — Der zweite Abschnitt des Hefts bietet historische und archäologische Mittheilungen, und zwar zunächst einen interessanten Beitrag von M. Rieger, über die Lokalisirung der Siegfriedssage bei Kaldern; dann Mittheilungen über den im Jahre 1883 umgestürzten „Langen Stein“ bei Ober ⸗Saulheim Gielleicht das Wahrzeichen eines alten vorchristlichen Grabmales, oder die Grenz⸗ marke der Alemannen oder Burgunden gegen die Franken, vielleicht auch die Bezeichnung einer alten Kultus oder Malstätte), für dessen Wiederaufrichtung die Großherzogliche Regierung und der Oppen⸗ heimer Kreistag die nöthigen Mittel bewilligt haben. In dem auf wachsüberzogenen Buchenholztafeln geschriebenen Bede⸗Register der Ge⸗ meinde Großumstadt aus dem 15. Jahrhundert besitzt die Darm⸗ städter Hofbibliothek eine historische Merkwürdigkeit, welche beweist, daß man noch bis tief ins späte Mittelalter sich zu Rechnungs⸗ zwecken dieser uralten Schreibweise bediente. F. W. E. Roth hat den Inhalt der Tafeln kopirt und soweit noch lesbar mitgetheilt. — Dann folgen kleine Beiträge von Karl Morneweg, zur Geschichte der Medizin am Mittelrhein, aus denen wir ersehen, daß man die Kunst des Staarstechens schon zu Anfang des 16. Jahrhunderts erfolg- reich geübt hat. Die Beiträge zur Kriegsgeschichte der Kurpfalz im 17. und 18. Jahrhundert von Dr. Gideon Frhrn. Dael von Köth⸗ Wanscheid, kommen in dem vorliegenden Heft zum Abschluß, während Friedrich Kofler unter dem Titel ‚Vorrömisches, Römisches und Nach— römisches im Großherzogthum Hessen“ seine Mittheilungen über Gräber, Grabfunde, Steinwälle, Burgstätten, Inschriften ꝛc. fortsetzt.
in Darmstadt, nämlich 4 alte Kampfschilde mit dem Wappen der Stadt Wimpfen, welche wirklich zum Kampfe gedient haben, noch die Spuren davon zeigen und etwa dem 15. Jahrhundert zuzuweisen sein mögen; über Ausgrabungen in Wallerstadt, über prähistorische Er⸗ werbungen des Museums in Mainz und eine dort zu Tage gekommene römische Inschrift; über den baulichen Zustand des Wormser Doms und die Pläne zur Restauration dieses altehrwürdigen Baues; über Bereicherungen der fränkischen Abtheilung des dortigen Museums durch in der Gegend von Koblenz gemachte Funde; über Ausgrabungen und Funde bei Worms. Westhofen, Hergershausen und Bermersheim. — Von der Publikation: „Oesterreich⸗Ungarn in Wort und Bild“ ist die 17. Lieferung erschienen. In derselben beschließt Ludwig Speidel seinen Aufsatz über das Wiener Schauspiel und be— richtet Albert Ilg über Malerei und Plastik in Wien vom Mittel⸗ alter bis zur Neuzeit. An größeren Illustrationen enthält das Heft: Amalie Haizinger, nach Josef Kriehuber; das neue Burgtheater am Franzensring in Wien, von Rudolf Bernt; Ferdinand Raimund als Aschenmann (Wurzel) im „Bauer als Millionär“, Therese Krones als Jugend im „Bauer als Millionär“, Fanny Elßler, eine Cachucha tanzend; Wenzel Scholz als Eulenspiegel in „Till Eulenspiegel“; Johann Nestroy als Sansquartier in den „Zwölf Mädchen in Uni⸗ form“, sämmtlich von Josef Kinzel; Tympanon⸗Relief vom Riesen— thor der Stephanskirche in Wien, von J. G. Fahrnbauer ze.
In Nr. 18 wird Oesterreich⸗Ungarns Pflanzenwelt von Anton von Kerner besprochen. An Illustrationen bringt das Heft eine Akanthusgruppe bei Ragusa, von Olga Wisinger-Florian; Blasen⸗ und Beerentang im Meere an der Dalmatinischen Küste, pontischer Wald im südlichen Ungarn, von Baron Ransonnet; Federgrasflur auf der Kecskemeter Landhöhe, von Geza Mescöly; Fichtenwald in den Sudeten, von Julius Marak; Ried in der Gegend von Salzburg, von August Schaeffer.
— Die in Leipzig und Berlin am 21. August erscheinende Nummer 2251 der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Die 560jährige Jubelfeier der Universität Heidelberg. 4 Abbildungen: Begrüßung der Gäste in der Festhalle durch Ober—⸗ Bürgermeister Dr. Wilckens am 2. August. Originalzeichnung von unserem Spezialzeichner Emil Limmer. — Das Schloßfest am 3 August. Originalzeichnung von Robert Geißler. Scenen und Typen aus den Festtagen. 5 Abbildungen. Originalzeichnungen von unserem Spezialzeichner E. Limmer. Der franz. Akademiker Mons. Zeller. — Alte Herren. — Aeltester „Alter Herr“. — Gruppe aus dem Festzuge: Fröhlich' Pfalz, Gott erhalt's! — Während des Festzugs: Billige Plätze. — Der Festactus in der Universitätsaula (die Rede des Großherzogs von Baden) am 3. August. Driginal⸗ zeichnung von unserem Spezialzeichner E. Limmer. (Zwei— seitig) — Die Ehrengeschenke des Großherzogs von Baden an die Universität Heidelberg. 3 Abbildungen: Würdeabzeichen mit Jubiläumsmedaille. — Neues Universitätssiegel. — Griff des Siegels — Die Tuberkelbacillen. 5 Abbildungen. — Der Triglav mit dem Wocheiner See in Krain. Driginalzeichnung von J. J. Kirchner. — Schlitten und kleiner Galawagen König Ludwig's II. von Bayern. 2 Abbildungen. Nach photographischen Aufnahmen von J. Albert in München. Wilhelm Scherer, FR am 6. August. — Heinrich Viehoff, F am 5. August. — Bilder aus St. Petersburg. Auf einer Datsche (Sommerwohnung) . Driginal⸗ zeichnung von G. Broling. — L. Hempel, der muthmaßliche „Erfinder“ des Skatspiels. — Münze auf das Heidelberger Faß vom Jahre 1727. Vorder- und Rückseite. — Moden: Helles Wollmusselinkleid. — Kleid aus gestreiflem Perkal.
Gewerbe und Handel.
In der gestrigen ordentlichen Generalversammlung der Vietoriahütte theilte der Vorsitzende mit, daß eine Anzahl noch nicht konvertirter Aktien, die laut Beschluß der vorjährigen General⸗ versammlung mit Ablauf der Konvertirungsfrist am 1. Mai er. ihr Stimmrecht verloren haben, zur heutigen Generalversammlung ange— meldet seien. Auf Antrag eines Aktionärs wurde beschlossen die an⸗ gemeldeten nicht konvertirten Aktien mit Stimmrecht in der Weise zuzulassen, daß 4 alte Aktien eine Stimme geben, und zugleich in Erledigung des 5. Punktes der Tagesordnung festgesetzt, daß die Konvertirungsfrist bis 31. Dezember er. verlängert wird. Festgestellt wurde hierbei, daß 4 des gesammten Aktienkapitals die Zuzahlung von 5oso geleistet hat. Hierauf wurde der Geschäfts— bericht nebst Bilanz und Gewinn⸗ nnd Verlustkonto genehmigt und dem Aufsichtsrath und dem Vorstand einstimmig Decharge ertheilt. Die beantragte Beschaffung weiterer Mittel behufs Ausdehnung des Betriebes wurde mit dem Vorschlage des Aufsichtsraths genehmigt, 5 9ige Prioritäten in Höhe von 150 000 „S, mit 105 rückzahlbar und mit jährlich 16 amortisabel, auszugeben.
— Die Dividende der Paulinenaue⸗Neu⸗ Ruppiner Eisenbahn für das am 31. März er. beendete Geschäftejahr ist für die Stamm-⸗Aktien sowie für die Stamm Prioritäten auf 45 0, gegen 4,7 im Vorjahr festgesetzt worden.
Amsterdam, 19. August. (W. T. B.) Bei der heutigen Zuckerauktion wurden 721 Boucants Surinamzucker zu 12 4à 15 verkauft.
Bradford, 19. August. (W. T. B.). Wolle stramm, guter Begehr für den Konsum, Botanywolle steigend, Garne für den Export gefragter, einfädige und zweifädige Garne steigend, in Stoffen mehr Geschäft. .
Washington, 19. August. (W. T. B.) Das Schatz amt hat 15 Millionen Dollars dreiprozentige Schatzbons von 1882 einberufen. Die Verzinsung derselben hört mit dem 1. Okto⸗ ber er. auf.
Verkehrs⸗Anstalten.
Der vor einigen Tagen aus Auerbach im sächsischen Vogtlande unter Mitnahme von etwa 9900 A6 Kassengeldern entwichene Post⸗ assäistent B. ist bereits Anfangs dieser Woche in Marseille ver⸗ haftet worden Im Besitz des Verbrechers befand sich der größte Theil des unterschlagenen Guts.
Hamburg, 265. August. (W. T. B.) Der Postdampfer „Gothia“ der Hamburg ⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern Nach— mittag 5 Uhr in New-⸗Vork eingetroffen. ;
Triest, 19. August. (W. T. B.) Der Lloyddamvpfer „Daphne ist heute Nachmittag aus Konstantinopel hier eingetroffen.
Berlin, 20. August 1886.
Wien, 19. August. (W. T. B.) Von gestern Mittag bis heute Mittag sind in Triest 10 Personen an der Cholera erkrankt und Zz gestorben, in Istrien 11 Personen erkrankt; in Fiume kam kein Cholera⸗Erkrankungs⸗ und kein Cholera⸗Todesfall vor.
Kroll's Theater. Die Oper Norma“ von Bellini erscheint am Sonntag zum ersten Male in der laufenden Saison. Die Norma⸗ Sängerinnen, vor allem die guten, sind bekanntlich sehr selten. Frl. Sophie Brajnin, die diesmalige Vertreterin der Titelrolle, hat im Vaterlande des Komponisten selbst, dem vor wenigen Tagen ein herrliches Denkmal in Neapel errichtet worden ist, sich die allgemeinste Anerkennung zu verschaffen gewußt. Hr. Richter singt den Sever, Frl. Rödiger die Adalgisa. — Das Repertoire der nächsten Woche bringt mit den Gästen Fr. von Maleczky und Frl. Brajnin die „Lucia“ und den „Fidelio.“
Im Walhalla-Theater singt in der am nächsten Sonntag stattfindenden Wiedereröffnungs⸗Vorstellung die Titelrolle der beliebten Operette ‚Mamsell Angot“ Frl. Erdösy; Hr. Philipp nimmt als Ange Pitou seine Thätigkeit an dieser Bühne wieder auf.
— Am Schluß des Hefts finden sich noch kürzere Mittheilungen über
ü eine unbedeutende Summe für die kleinen Kolonialstationen,
eine interessante, seltene Erwerbung des Großherzoglichen Museums