1886 / 197 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 23 Aug 1886 18:00:01 GMT) scan diff

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Nach dem Erlaß des Ministers des Innern, vom 3. Oktober v. J, betreffend die Berechnung und Ver⸗ gütung der Kosten für Gefangenentransporte auf Landwegen, soll bei Berechnung der Entfernungen jedes angefangene Kilometer für ein volles Kilometer gerechnet und bei Entfernungen von weniger als 8 kim und zwar auch dann, wenn die Entfernung nicht volle 2 km beträgt der Vergütungssatz für 8 km gezahlt werden.

Es sind nun Zweifel darüber entstanden, in welcher Weise bei Gefangenentransporten, die theils auf Eisenbahnen, theils auf Landwegen ausgeführt werden, die neben den Kosten für die Bahnstrecke besonders zu vergütenden Transportkosten für den Landweg dann zu berechnen sind, wenn es sich um mehrere durch die Eisenbahnstrecke getrennte Landwege handelt. Behufs , eines gleichmäßigen Ver⸗ fahrens hat der Minister des Innern durch Reskript vom 1. Juli d. J. für diesen Fall im Einverständniß mit dem Judi Miner bestimmt, daß die Entfernungen der mehreren, durch die Eisenbahnstrecke getrennten Landwege stets zu⸗ sammenzurechnen sind und nur einmal nach der sich er⸗ gebenden Gesammtentfernung der mehreren Landwege auf volle Kilometer abzurunden, bezw., wenn die Gesammt— entfernung weniger als 8 km beträgt, als volle 8 km zu rechnen sind. -

Was die gleichfalls zur Erörterung gestellte Frage an— betrifft, ob . Transportkosten nach den Sätzen für Landtransporte auch dann zu gewähren seien, wenn der Bahnhof im Weichbilde des Ortes liegt, an welchem der Transportat abzuliefern bezw. zu übernehmen ist, so ist, dem Reskript zufolge, diese . im Allgemeinen zwar zu ver— neinen; es können giede aus Billigkeitsrücksichten, Trans— portkosten nach den Bestimmungen für Landtransporte neben den Transportkosten für die Bahnstrecke auch dann gewährt werden, wenn der Bahnhof zwar im Weichbilde des betreffen— den Ortes liegt, die Entfernung von dem Ausgangspunkte des Transports bis zum Bahnhofe aber 2 km oder darüber beträgt.

Der Kaiserliche Gesandte im Haag hat einen ihm Allerhöchsten Orts bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit des Freiherrn von Saurma-Jeltsch von seinem Posten fungirt der Legations-Sekretär von Schön als interimistischer Geschäftsträger.

Der Chef der Admiralität, General-Lieutenant von Caprivi, ist von Dienstreisen hierher zurückgekehrt.

—. Der. General- Lieutenant Wiebe, Inspecteur der 1. Fuß-⸗Artillerie⸗Inspektion, ist von der Leitung der in Königsberg i. Pr. stattgehabten artilleristischen Uebung im Festungskriege zurückgekehrt.

= Der General ⸗Lieutenant Schulz, Präses des Ingenieur⸗ Comité's, hat eine Dienstreise nach den rheinischen Festungen angetreten.

Der Königlich bayerische Gesandte am hiesigen Aller⸗— höchsten Hofe, Graf von Lerchenfeld-Köfering, hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit von Berlin fungirt der Lega— tions-Sekretär Freiherr von Podewils als interimistischer Geschäftsträger.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Jaffs in Zduny, Miecznikiwicz in Kowanowko, Dr. Schlieper in Rogasen, Dr. Hollaender in Samter, Dr. Langner in Kriewen, Dr. Cierpinski in Fraustadt, Kaiser in Rör— kempen, Dr. Kittsteiner in Hanau.

S. M. Kanonenboot „Wolf“, Kommandant Kapitän—

Lieutenant Jaeschke, ist am 22. August er. in Swatow an— . und beabsichtigt, am 24. August er. wieder in See u gehen. g3en Dampfer „Electra“ mit der abgelösten Be— satzung S. M. Kreuzers „Möwe“ und S. M. Kanonen— boots „Hyäne“ ist am 22. August er. in Havre eingetroffen und setzt am 23. August er. die Heimreise fort.

Kiel, 21. August. (W. T. B.) Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen ist heute Abend 5 Uhr, von Korsör kommend, mit dem deutschen Postdampfer „Adler“ hier eingetroffen und im Königlichen Schlosse abgestiegen.

Bayern. München, 23. August. . T. m) Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm nahm gestern verschiedene Sehenswürdigkeiten der Stadt in Augenschein und hat Sich heute früh Us, Uhr nach Augsburg begeben.

In dem Wolff'schen Telegramm aus München, vom 21. d. M, in Nr. 196 d. Bl., ist in der vierten Zeile von unten anstatt Triest zu lesen: Trient.

Sachsen. Dresden, 22. August. (W. T. B.) Dem n,, von dem Albert⸗Verein veranstalteten sogenannten lbertfest im Königlichen Großen Garten hierselbst wohnten bei schönstem Wetter der König, die Königin, die . des Prinzen Georg und Prinz Leopold von ayern mit Gefolge bei.

Hesterreich⸗ Ungarn. Gaste in, 22. August. (Wn. Ztg.) Der Kaiser hat gestern Nachmittag Gastein verlassen, um fich direkt nach Wien zu begeben.

Großbritannien und Irland. London, 20. August. (X. C.) Die Vorschläge der Regierung finden, nach dem „Standard“, den vollen Beifall der liberalen Unionisten. Lord e, . wie Mr. Chamberlain sind dafür, daß lokale Selbstregierung gleichmäßig für alle drei König⸗ reiche einzuführen sei. .

In einer , von 60 irischen Parlaments— Mitgliedern besuchten Versammlung wurde beschlossen, zwei Amen dements zu der Adresse auf die Thron⸗ rede einzureichen. Das eine bezieht sich auf die Exmissionen und die Nichtzahlung der . festgestellten Pachten, während das andere auf den Belfaster Aufruhr Bezug hat.

21. August. (A. C) Die Großherzogin von Mecklenburg-Strelitz ist von Neustrelitz n Besuch ihrer Mutter, der Dee gin von Cambridge, in London ein⸗ getroffen. Der Erbgroßherzog von Hessen, welcher einige Zeit hier zum Besuch des englischen Hofes weilte, ver— ließ gestern Abend den Buckingham⸗-Palast und trat die Rück— reise nach Darmstadt an.

(W. T. B.) Die anläßlich der Verurtheilung des Sozialisten Williams von dem sozialdemo⸗ kratischen Bunde für morgen angekündigte Monstre⸗ Versamm lung ist auf den 29. d. M. verschoben worden.

Brisbane (Australien), 2. August. Ein Telegramm des „Reuter'schen Bureau“ meldet: Dem der Legislatur von Queensland vorgelegten Finanzausweise zufolge sind die Einkünfte der Kolonie pro 188687 auf 3000000 Pfd. Sterl, die Ausgaben auf 3 069000 Pfd. Sterl. veranschlagt. Es verbleibt sonach ein De fizit von 69 900 Pfd. Sterl. welches der Finanz ⸗Minister der Einstellung der Landverkäufe in Gemäßheit des neuen Landgesetzes und den Wirkungen einer vierjährigen bei⸗ spiellos heftigen Dürre zuschreibt. Die Dürre ist jedoch jetzt gänzlich verschwunden, und auf Grund der vereinigten Wirkun⸗ gen einer günstigen Jahreszeit, der wesentlichen Steigerung der Wollpreise, einer Zuckerernte von über 50 000 Tonnen, und des Aufschwunges der Bergbau⸗Industrie und der Landwirth⸗ schaft werden bessere Zeiten erwartet Zur Deckung der unver— züglichen Bedürfnisse empfiehlt der Finanz Minister eine Er— höhung der ad valorem Zölle von 5 auf Ti Proz. und die Auferlegung einer Erbschaftssteuer auf Realvermögen.

Türkei. Konstantinopel, 23. August. (W. T. B.) Ein Cirkular der Pforte an ihre Vertreter im Aus⸗ lande macht denselben Mittheilung von dem Ereigniß in Sofia und beauftragt dieselben: die Anschauungen der Re⸗ gierungen, bei denen sie beglaubigt sind, über dieses Ereigniß in Erfahrung zu bringen.

Serbien. Belgrad, 23. August. (W. T. B. In Gegen⸗ wart des Königs wurde gestern die Eisenbahnstrecke Lapovo Kragujevatz feierlich eröffnet.

Bulgarien. Ein Extrablatt der „Kölnischen Zeitung“ vom 22. August berichtet: Uebereinstimmende Depeschen aus Bukarest und Konstantinopel melden, daß Fürst Alexander von Bulgarien bei einer Inspektion in Widdin gefangen genommen und als Gefangener nach Lompa— lanka geführt worden ist; einer späteren Nachricht zufolge befindet er sich bereits außerhalb Bulgariens. In Sofia ist seine Absetzung ausgerufen und eine provisorische Regierung von Zankow und Karaweloff, den Führern der beiden bisher feindlichen Parteien, gebildet worden.

Wie „W. T. B.“ aus Bukarest meldet, hat die bulgarische provisorische Regierung eine Pro⸗ Ham gtloh eln, n. w 8 6rYst Alexander habe Bulgarien auf dem Schlachtfelde große Dienste geleistet, habe aber in der Politik zu wenig Rücksicht auf Bulgariens Stellung als slavischen Staat und auf das gute Verhältniß zu Rußland genommen deshalb sei seine Absetzung nöthig geworden.“

Rußland und Polen. St. Petersburg, 22. August. (W. T. B.) Ein in den Zeitungen enthaltenes offizielles Communiqué besagt: In der letzten Zeit sind in ver— schiedenen russischen Zeitungen Artikel erschienen, welche Besprechungen der politischen Lage ent— halten; in denselben wurden vollständig will⸗ kürliche und., unrichtige Ansichten über die zwischen der Kaiserlich russischen Regierung und anderen Mächten bestehenden Beziehungen aus— gesprochen. Diese Beziehungen haben sich im Laufe dieses Jahres keineswegs verändert, und sind auch keinerlei Umstände in Aussicht, welche Grund zu der Befürchtung zuließen, daß diese Beziehungen gestört und die Kaiserliche Regierung zu einer Aenderung ihrer Politik veranlaßt werden könnte.

Amerika. New⸗York, 21. August. (W. T. B.) In einer Meldung aus Mexiko wird konstatirt, daß die mexi— kanische Regierung bereit sei, den verhafteten Redacteur Cutting in Freiheit zu setzen, daß sie sich aber weigere, das Prinzip aufzugeben, welches zu der Verhaftung Cutting's Anlaß gegeben habe.

Afrika. Egypten. Kairo, 19. August. (A. C.) Major Kitchener ist als Nachfolger Watson Paschas zum Civil und Militär-Gouverneur von Sugkim er— nannt worden.

Zeitungsstimmen.

In einem zweiten Artikel über den „industriellen Noth— stand“ sagt das „Deutsche Tageblatt“:

Es handelt sich darum, die mit Beziehung auf den Gang und Stand der deutschen Industrie gegen die Schutzzoll politik des Deut⸗ schen Reichs gerichteten Vorwürfe in ihrer Nichtigkeit zu zeigen. In dieser Beziehung haben wir zunächst die Verhältnisse der Einfuhr Bremens aus dem deutschen Zollgebiet in das Auge zu fassen. Wir haben 6 bemerkt, daß die bremische Einfuhr aus dem Binnenlande betrug im Jahre

1883 14916681 Ctr. im Werth von 163 579 441

1885 15 266 5983 . , ,, zugleich kamen aus dem deutschen Zollgebiet im Jahre

1883 15'565 353 Ctr. im Werth von 142 254 847 M

1885 16 's Jon ö. (. 14 933 7153 während also binnenwärts die auch aus anderen Gebieten als dem deutschen nach Bremen gebrachte Zufuhr im Jahre 1885 nur um 350 090 Ctr. höher war, als 1883, und 750 000 S, weniger Werth hatte, war die Zufuhr aus dem Zollverein, die von seewärts inbegriffen, um fast 962 743 Ctr. und trotz des geringeren Spesenaufschlaged 2678 881 M6 höher. Noch durchschlagender erscheint das günstigere Verhältniß, wenn wir das Verhältniß des überseeischen Handels ins Auge fassen. Da finden wir für die Zufuhr aus den Vereinigten Staaten im Jahr 1883 9371 746 Ctr. im Werth von 195 094 684 S, 1885 6573 646 Ctr. im Werth von 146 369 000 M6 also eine Abnahme von 2718 700 Ctr. im Werthe von 48 725 684 SM, was fast 29 9 der Menge und fast 265 G des Werthes ausmacht, wogegen sicherlich das Verhältniß der deutschen Zufuhr, welche über 6 o der Menge und beinahe 20ο an Werth, als ein günstiges bezeichnet werden muß, wenngleich auch die Beein⸗ flussung des Preisrückganges an der deutschen Zufuhr nicht einflußlos vorübergehen konnte. Dieser Rückgang betrug aber für den Centner bei der Zufuhr aus den Vereinigten Staaten (wobei Taback und Petroleum die Hauptrolle spielen) 1,60 ο½ (1883 22,42 S, 1885 20,82 Æ) also über 7Y½, während der Rückgang für die Zufuhren aus dem deutschen Zollgebiete nur 366 3 (1883 9,14, 1885 8,78 M) für den Centner, also nahezu 4 9 betrug.

Betrachten wir andererseits die Ausfuhr aus Bremen, so findet sich das land⸗ und flußwärts, was nahezu der Einfuhr in das deutsche Zollgebiet entspricht. Es gingen ein im Jahre

1883 14523 098 Ctr. im Werth von 344 272 528 S0

1885 14057426 , . ö 29h 883 783

also weniger ,, 3 14 8e nn, und während im Jahre 1883 von Deutschland für jeden Centner seiner Einfuhr über Bremen nahezu 24 66 gezahlt werden mußten, zahlte es im Jahre 1885 nur noch 21 „M, also gegen 120 weniger.

Die Differenz zu seinen Gunsten beträgt also gegen 8 , da es für seine Ausfuhrartikel über Bremen 1885 zwar 45 weniger erhielt als im Jahre 1883, dagegen aber, wie wir gezeigt haben, 12 weniger zahlte. Vergleichen wir hiergegen die Bremische Ausfuhr seewärts, so sehen wir, daß dieselbe betrug im Jahre 1883 11 755 521 Ctr. im Werthe von 177 657 079 S, 1885 12052 507 Ctr. im Werthe von 184 581 595 . ;

Es zeigt sich also nicht nur kein Rückgang gegen das erstere Jahr,

sondern sogar eine Vermehrung um 296486 Ctr. im Werth von 7924516 ,

und es betrug der Durchschnittspreis, den das Ausland für die über Bremen bezogenen Waaren zu zahlen hatte, im Jahre 1883 für den Centner ca. I5, 11 M, im Jahre 1885 ca. 15,31 S, also 20 3 mehr als im Jahre 1883. Andererseits betrug die gesammte Seceinfuhr Bremens im Jahre

1883: 21 316464 Ctr. im Werth von 390 853 761 4

1885: 19 929 800 ö . 333 5338 38

Es wurden also seewärts weniger eingeführt im Jahre 1885

gegen 1883:

1386662 Ctr. im Werth von 58 55 377 (1 und Bremen zahlte im Jahre 1883 für den Centner der Einfuhr durchschnittlich 18,385, im Jahre 1885 aber nur noch 16,2 0

Ziehen wir also aus diesem Beispiel des Bremer Handels, das wir gewählt haben, weil es von der börsendemagogischen Presse haupt⸗ sächlich benutzt worden ist, um daran die für den deufschen Handel und die deutsche Industrie schädigende Wirkung zu erweisen, das Facit, so finden wir daraus in der Zusammenstellung folgendes Ergebniß:

Die deutsche Ausfuhr über Bremen nahm im Jahr 1885 gegen das Jahr 1883 nicht ab, sondern zu, und wir erhielten für unsere zum Umschlag nach Bremen gebrachten Erzeugnisse im Jahr 1885 fast 49 mehr bezahlt als im Jahr 1883; dagegen nahm allerdings die Einfuhr nach Deutschland über Bremen ab; aber wir haben schon in einem früheren Aufsatz hervorgehoben, daß damit gerade einer der Zwecke unserer Schutzzollpolitik erreicht worden ist; und indem wir nachgewiesen haben, daß nicht nur die Ausfuhr über Bremen sich vermindert hat, sondern daß wir für die ein— geführten fremden Erzeugnisse auch um 129½ weniger zahlen, so ist auch festgestellt, was vordem behauptet worden ist, daß nicht wir den Schutzzoll zahlen, sondern daß derselbe am Preise der Waaren abgeht, bevor dieselben unsere Grenzen überschreiten. Danach sind auch alle freihändlerischen Behauptungen, wonach gleich— wohl in Deutschland der Schutzzoll selbst gezahlt werden müßte, da außerhalb der Zollgrenze das Getreide um den Zollsatz billiger sei, zu beurtheilen. Eben deshalb, weil durch den Schutzzoll das in Deutsch— land nicht wirklich gebaute Getreide von hier ausgeschlossen ist, mehrt sich in den freihändlerischen Gebieten das Angebot und es ergiebt . ein Preisdruck, der dort stärker ist als bei uns, weil eben der Zoll als Damm zwischen dem innerhalb und außerhalb des Zollgebietes befindlichen Getreide errichtet ist. Dieser Zoll ist nicht hoch genug, um das fremde Getreide gänzlich von uns auszuschließen, aber er ist hoch genug, um uns vor der Ueberfluthung mit demselben zu behüten. Da es von der Getreide spekulation aber einmal aus den Ländern, die gezwungen sind um jeden Preis zu verkaufen, auf den Weltmarkt geworfen worden und nun einmal da ist, so drückt es natürlich durch seine an unseren Zoll— schranken sich stauende Menge außerhalb und treibt den Preis ent— sprechend der Höhe unserer Getreidezölle niedriger. Sobald aber der Getreidezoll bei, uns wieder beseitigt würde, so würde natürlich auch die Wirkung des Zolles auf das Zollausland aufhören, das fremde Getreide würde breit nach Deutschland hereinströmen, um die Lager zu füllen und wieder auf die heimische Produktion zu drücken, und der Druck außerhalb würde sich vermindern, deshalb würden sich dort die Getreidepreis erhöhen, während es sehr fraglich erscheint, ob sie sich bei uns ver— mindern würden, da immerhin Deutschland bei dem Getreideverbrauch nur eine kleinere Rolle spielt und da auch voraussichtlich die ein⸗ heimische Landwirthschaft sich, durch den Druck von außen genöthigt, bald auf andere Gebiete werfen müßte.

Es erscheint also den Anklagen gegen die Schutzzollpolitik und an einem Hauptbeispiel, das gegen dieselbe angeführt wird, schlagend erwiesen, daß die bemerklichen Mißlichkeiten bei Industrie und Handel, die sich auch in Deutschland zeigen, nicht auf die deutsche Schutzzoll politik zurückgeführt werden können. Denn Jedermann weiß, daß ein billigerer Einkauf vom Auslande und ein theuerer Verkauf an daffelbe, wie es sich bei dem deutschen Verkehr über Bremen in einer Differenz von etwa 8 zu unsern Gunsten zeigt, nicht als Nachtheil für die Wirthschaftlichkeit betrachtet werden kann. Wenigstens weiß jeder Kaufmann, daß billig Einkaufen und theuer Verkaufen reich macht. Warum soll es im nationalen Verkehr anders sein?

Die „Berliner Börsen-Zeitung“ berichtet:

In unsern Tuchfabriken herrscht im Allgemeinen augenblicklich eine ziemlich lebhafte Thätigkeit, in den großen Fabrikstaͤdten sind noch täglich Käufer in großer Zahl anwesend, welche für momentanen Bedarf Einkäufe machen und die vorhandenen Läger unter Berück— sichtigung der steigenden Kolonialwollpreise möglichst vortheilhaft an sich zu bringen suchen. Zu den Uebelständen, die sich in der Tuch— fabrikation besonders in den letzten Jahren geltend machten, gehörte es, daß Grossisten und Händler vor Anfang einer jeden Saison ihre Bestellungen so viel als möglich einschränken, oft genug nur Muster bestellen, um später, wenn sie mit den Bedürfnisfen des Marktes vertraut waren, ihre Dispositionen zu treffen. Diese Um— stände hatten für den Fabrikanten mannigfache Uebelstände im Ge— folge, da er statt für feste Ordres, auf Lager arbeiten mußte. Die Vorgänge auf den Wollauktionen scheinen auch diesem Mangel ab— helfen zu sollen; denn wie uns berichtet wird, gehen die Aufträge für die nächste Sommersaison, deren Kollektionen nunmehr komplett am. Markt erschienen sind. ziemlich gut, jedenfalls zahl— reicher als in früheren Perioden ein, weil Käufer von der nicht ungerechtfertigten Ansicht ausgehen, daß Preise, die momentan noch lange nicht in Uebereinstimmung mit den hohen Garnnotirungen gebracht worden sind, in nächster Zeit weiter anziehen werden. So ist in rheinischen Fabriken die Beschäftigung eine recht günstige; es ist eine große Anzahl mechanischer Webstühle, meistens in denjenigen Webereien, welche in Lohn arbeiten, zur Aufstellung ge— langt, und schon wieder wird die Einrichtung neuer mechanischer Webereien geplant. Auch in den thüringischen Fabrikstädten, welche sich mit der Herstellung von Waaren (Herren- Kammgarn— stoffe ꝛc.) beschäftigen, die den renommirten rheinischen gleich— kommen, herrscht dieselbe außergewöhnliche Thätigkeit. Auch in großen Lausitzer und Schlesischen Fabrikstädten herrscht eine Beschäf⸗ tigung, die normalen Ansprüchen in jeder Weise entspricht; die Läger von Winterwaaren in couranten Mustern sind ziemlich gelichtet; was von den Stühlen kommt, findet willige Aufnahme. Für den Sommer sind die Aufträge zufriedenstellend eingegangen, woran die geschmack— voll und billig hergestellten Muster wohl die Hauptschuld tragen. Gemusterte Kammgarnstoffe in Streifen und Carreaux in frischen lebhaften Farben werden überall gekauft, Ordres für dieselben liegen auch bereits für überseeischen Export in nicht unbedeutendem Umfange vor, außerdem wurden auch Streich— garnwaaren in soliden Mustern ziemlich flott bestellt. In glatten leichten Tuchen besitzen schlesische Fabriken recht ansehnliche Export— aufträge für den ostasiatischen Markt; auch in anderen Ländern, fowie im Inlande selbst hat sich der Absatz einfarbiger Tuche, der in den letzten Jahren im Rückgange begriffen war, ansehnlich gehoben, be⸗ sonders seitdem die Produktion schwarzer Waare in Uebereinstimmung mit dem Konsum gebracht worden ist; von dieser . an hat sich auch das geschäftliche Resultat in dieser speziellen Fabrikation verbessert. Wenn auch geringe Qualitäten weniger Absatz finden, da der Bedarf für schwarze Waare in den un teren Bevölkerungsklassen und sogar auch bei der Land bevölkerung zu Gunsten des dunklen Buckskins hat zurücktreten müssen, so ist doch der Verbrauch mittlerer und besserer Qualitäten in der Preislage von 7 aufwärts wesentlich in der Zunahme begriffen, besonders wenn solche in der Geschmacksrichtung den jewei ligen Be⸗

fnissen des Marktes angepaßt wird. Frankreich bezieht glatte warze Waare in ziemlich großen Mengen aus unseren Fabriken, ses Geschäft ist aber wezen der darauf lastenden Spesen, Jölle 2c. von höchst bescheidenem Nutzen begleitet. Die Fabriken, die sich der Herstellung sogenannter englischer Stoffe befassen, arbeiten, z Umsätze anbetrifft, unter günstigen Verhältnissen.

Eisenbahn: Verordnungs-⸗Blatt. Nr. 25. Inbalt: erhöchstes Privilegium wegen Emission von 400 000 M vier— bientiger Prioritäts⸗Obligationen der Kiel⸗Eckernförde⸗Flensburger senbahn-Gesellschaft, II. Emission. Vom 21. Juli 18565. Er— se des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 8. August 1886,

r. Bestellung von Amtskautionen. Vom 9. August 18586, betr.

ittwen! und Waisengeld. Vom 15. August 1886, betr. amt⸗ ken Schriftwechsel einzelner Bureau⸗Abtheilungen und Bureau— pmten mit Dienststellen und Beamten der Verwaltung. Nachrichten. Centralblatt der Abgaben⸗Gesetzgebung und Ver— ltung in den Königlich preußischen Staaten. Nr. 17. Inhalt: Anzeige der in der Gesetz-Sammlung und im Reichs— sezblatt erschienenen Gesetze und Verordnungen. JI. Allgemeine waltungsgegenstände: Veränderungen in dem Stande und in den ffugnissen der Zoll- und Steuerstellen. III. Indirekte Steuern: scheinigungen auf den Erledigungsscheinen über erledigte Begleit— cine. Ausfuhr der zur Kategorie der Rebe nicht gehörigen Pflänz⸗ ge. —Unterscheidung des Talgs und der unter Nr. 261 des Zoll⸗ sz fallenden Kerzenstoffe, Untersuchung der Konsistenz thierischer tte und Denaturirung des Talgs von schmalzartiger Konsistenz. schweis über den Verbleib der Steuervergütungsfcheine Über aus— ihrten Zucker. VI. Personalnachrichten.

Statiftische Nachrichten.

Die preußischen Sparkassen im Rechnungsjahre 1884 jw. 1884,85 nach der „Zeitschr. d. K. Pr. Stat. Bur.“ 258. Jahrg. E66, Heft 1 u. 2 (Schluß). Betrachtet man die Vertheilung der pnten, der Einleger nach Provinzen, so ergiebt sich, daß die thLeile der mittleren Conten (über 60 bis 600 „½) in den einzelnen sopinzen im Allgemeinen weit weniger von den Angaben fur den hat abweichen als die der kleinsten (bis 60 M6) und der größten ler 600 S6). Im ganzen Staat lauteten von je 100 Sparkaffen— shern auf Beträge bis 60 „M 28.86, über 60 bis 150 M 18,06, r 150 bis 309 S 15,59. über 360 bis 600 S 15,37, über Pac 22, 12. Ostpreußen, Sachsen, Berlin, Hessen-Nassau, Posen, andenburg und Schlesien haben verhältnißmäßig viele kleine und hig große Einlagen aufzuweisen. So lauteten von je 100 Spar— fenbüchern auf Beträge bis 60 6 in Ostpreußen 40,95. in Sachsen e, in Berlin 36,27, Hessen ⸗Nassau 33,B,72, in Posen 32,98, in kandenburg 31,87, in Schlesien 30,56; dann folgen Wesipreußen 28,26, Schleswig-Holstein mit 27, 99, Pommern mit 23,92, Rhein⸗ d mit 22,96, Hannover mit 21,84 und Westfalen mit 16,44. 6 Umgekehrte, also mehr große als kleine Einlagen, ist der Fall Schleswig⸗Holstein, Rheinland, Hannover und namentlich West— len, während in Westpreußen die kleinen Einlagen (28,26) dem all— meinen Durchschnitt (28,836) nahekommen, die mittleren efwas über, größeren etwas unter demselben bleiben. Auf Beträge über 600 teten von je 190 Sparkassenbüchern: in Westfalen 3751, Schleswig— lstein und Rheinland 28,28, Hannover 24,32, Pommern 22,38, ssen⸗Nassau 20,34, Westpreußen 19,17, Sachsen 17,16, Schlesien zt, Ostpreußen 16,47, Brandenburg 16,18, Posen 15,652. Berlin 2. Im Ganzen sind also in den östlichen Landestheilen die sinen, in den westlichen, wo Spargelegenheit und Sparsinn h früher entwickelt haben, die größeren Einlagen relativ häufiger. Wie sich der gesammte Einlagebestand auf die einzelnen Conten— sssen vertheilt und inwieweit etwa die preußischen Sparkassen, ent— ken ihrer ursprünglichen und natürlichen Bestimmung, zur vorüber— henden Hinterlegung größerer Kapitalien statt zur stetigen Auf— Uffung kleiner Ersparnisse benutzt werden, läßt sich, wie es in der beit weiter heißt, aus den vorliegenden Nachrichten ziffermäßig nicht nehmen. Jedenfalls aber entfalle die Hälfte des Gesammtbestandes Spareinlagen auf Bücher unter dem oben angegebenen Durchschnitt n ös7, 33 „S, also auf Beträge, wie sie sich auch aus den Spar— migen des „kleinen Mannes“ im Laufe von Jahren allmählich fehr sil aufzusammeln vermögen. Daß andererseits der Einkagen— surchschnitt trotz seines Rückganges während der letzten drei shre sich noch immer unweit der Grenze der höchsten, fr 22,12 0, der Sparkassenbücher umfassenden Werthklasse befindet, feche allerdings für das öftere Vorkommen von Einlagen, welche heblich über den Betrag von 600 hinausgehen; indeß sei die l der Conten über 557,33 eιο, auf welche die zweite Hälfte des Fsammtbestandes sich vertheilt, doch jedenfalls eine zu große, als Fein im Verhältniß bedeutender Antheil daran auf Einlagen ent— len könnte, welche für die eigentlichen Zwecke der Sparkasse wirklich hoch sind. Bei der zweiten Einlagenhälfte von rund 1,655 Mil— snen Mark müsse nämlich die Contenklasse von über 300 bis 606. , che im Ganzen 596 945 Bücher umfaßt, mit Einlagen über 3 bis 600 M noch soweit betheiligt sein, daß für die erste tthllase kaum mehr als etwa eine Milliarde an Sparkassen-Ein— ken übrig bleiben könne. Da ferner diese letztere Summe sich auf Fööss Sparkassenbücher vertheilt. so folge daraus, daß etwa eine be Milliarde auf Einlagen entfalle, welche den Betrag von 1000 4 Et erreichen oder nur wenig überschreiten; von dem für höhere Conten bleibenden Restbetrage komme aber sicherlich auch noch ein großer Theil Einlagen, welche fur die Annahme bei den Sparkassen noch keines pe ungeeignet erscheinen. Natürlich gelte dies Alles aber nur unter Vorausfetzung, daß Fälle, in denen Jemand mehrere Sparkassen— zer besitzt und also in Wirklichkeit statt mehrerer kleinerer Einleger

in größerer vorhanden ist, nicht allzu oft vorkommen. Im thültniß zur Bevölkerung kam im Berichtsjahr 1 Sparkassenbuch

oz Einwohner, gegen 745 im Vorjahre, 8,09 im Jahre 1882, im Jahre 1881, 9g.26 im Jahre 18865, 9, 30 in 19859. 9, 61 in ö. 10,22 in 1877, 106,83 in 1876 11,62 in 1875, 11,92 in 1874, in 1875, 14,41 in 1872, 190,84 in 1871. Nach Provinzen be— ftetł entfiel am Schluß des Berichtsjahres 1 Buch: in Pofsen auf 1h, Ostpreußen auf 21,73, Westpreußen auf 20 45, Rheinland auf Pommern auf 845, Schlesien auf 7,72, Hessen-Raffau auf „Brandenburg auf 6,33, Westfalen auf 5,0, Berlin auf 4777, over auf 4.33, Sachsen auf 3,92 und in Schleswig ⸗Holstein schon ß Einwohner. Soweit man von der Zahl der Sparkassen— ber auf, die Zahl der Sparer schließen kann, bieten also auch in Ir Beziehung wieder die drei Ssiprovinzen weitaus das günstigste aber auch die Stellung der Rheinprovinz fällt als eine nach— lige auf, und zwar um so mehr, als neben Lerselben im Westen zoch Hessen⸗Nassau hinter dem Gesammt Durchschnitt zurückbleibt. 4 Zins en gewähren die preußischen Sparkassen den Einlegern lllgemeinen ? bis 5 Go, zwei Fabriks⸗Sparkassen in Schlesien und inland, ausnahmsweise 63 bis Go. Für ausgeliehene Kapitalien (len die Sparkassen ihrerseits gewöhnlich 2 bis 6 Go, in einzelnen bis zu ? und S3 . Hieraus ergab sich für das Berichtz fahr Finsüberschuß von 22969 699, 32 „S, gegen 20 880 H3 Dorjahre. Die Verwaltungskosten erforderten O 23 6C der hen nämlich 4 865 454 45 S6,„p7 Es verblieb alfo ein Reingewinn a. 264,87 „, welcher bei den öffentlichen Sparkassen nach Jieglement vom 12. Dejember 1838 und dem Erlaß des Ministers Innern, vom 19. März 1880, so lange zur Bildung bezw. Ver— ung des Reservefonds zu verwenden war, bis letzterer

öhe von 19 dοo. der Passivmasse erreicht hatte; ö. der weitere Ueberschuß und ausnahmsweise die Hal ste ) M sobald der Reservefonds wenigstens 5 oso der Passivmasse achte, mit Genehmigung der Staatzaufsichts Behörde zur Be— ung außerordentlicher kommungler Bedürfnisie verausgabt wer: ute. Im Berichtsjahr vermehrten sich die Reservefonds bei

Sparkassen im Ganzen um 10778 452,47 6, nämlich von

128 643 962,54 6 auf 139 421 515,01 M, also von 6,54 auf 6,61 0 der Einlagen. Wenn man die Sparkassen der einzelnen Provinien in Betracht zieht, so hatten die größten Reservesonds die Kassen in Westfalen, nämlich 23 069 838,52 SM; dann folgen: Sachsen mit 19 607 239,41 M, Rheinland mit 18 306 253,45 M, Schlesien mit 15 592 298,0 1, Schleswig⸗Holstein mit 13 514 115,94 M, Han⸗ nover mit 13 2579081, 36 6, Brandenburg mit 10 856 8760, 8.( , Pommern mit 8 42 636,89 6, Hessen⸗Nassau mit 6 691 058, 8F0 , Berlin mit 2 943 757,54 S6, Westpreußen mit 2925566,38 „M, Ostpreußen mit 198991541 S und Posen mit 1833 881,59 4 Nach der Art der Kassen betrachtet, hatten die städtischen Spar— kassen zusammen Reservefonds von 74 496 005,51 S oder 7.45 Go der Einlagen, die Landgemeinde ꝛc. Sparkassen zusammen Reservefonds von 4 336 818,54 MS (5,77 C ), die Kreis-, und Amts⸗Sparkassen 37283 196,39 0 (s6, 04 o), die Bezirks⸗Sparkassen 429 971,41 (618 Jo), die Provinzial⸗ 2c. Sparkassen 4 883 41445 M06 (S825 o o), die Vereins und Prirat⸗Sparkassen 17 992 15871 4 (5,11 9). Zu öffentlichen Zwecken sind aus den Reservefonds im abgelaufenen Rechnungsjahre 6 828 554,0 S, seit dem Be— stehen der Kassen, soweit, dies zu ermitteln war, 77 914 751, 80 , verwendet worden. Außer den Reservefonds besaßen die Sparkassen am Jahresschluß noch 3 977 145,01 S an Separat oder Sparfonds, 6 074 638,38 ½ 0 an eigenem Vermögen und 42 802 016 S an baarem Kassenbestande. Dazu kamen Mobilien im Werthe von 847 401,93 Zinsbar angelegt waren von dem Gesammtvermögen der Sparkassen am Schluß des Berichtsjahrs 2215 783 198,56 6, und zwar 587 715 701,66 M. (oder 26,52 ) auf städtische Grund— stücke, 6124957265, 57 66 (27,64 ) auf ländliche Grund— stücke, 552 171,K33 M. (03 υί) auf städtische und ländliche Grundstücke gemeinsam, 623 062 287,36 S (28,12 ,½) in Inhaber— Papieren, 5 454 955,51 6. (0, 25 υί) gegen Schuldscheine ohne Bürgschaft, 132 931 773,28 S (6,00 (G) gegẽeæn Schuld scheine mit Bürgschaft, 50 454 421,14 SM. (2,238 G) gegen Wechsel, 51552 220,93 M6. (2,330, gegen Faustpfand, 146 573 960,668 M. (6,62 0) bei öffentlichen Instituten und Korporationen und 4640 00990 AMS. (0, 21 Cαο) ohne Bezeichnung der Anlegung. Der Gesammtbetrag der zinsbar angelegten Sparkassengelder hat sich gegen das Vorjahr, in dem er sich auf 2 0465 502719 S6 bezifferte, um 8, 32 . vermehrt. Die verhältnißmäßig größte Steigerung (13,74 do) weist die Anlegung der Inhaberpapiere auf; dann folgt die Begebung hei öffentlichen Instituten und Korporationen (,S,52 9 mehr) und die in Hypotheken auf städtische bezw. ländliche Grundstücke 7.31 bezw. 6, Sn ι mehr), endlich die Verleihung gegen Faustpfand (3,29 ½ mehr) und die gegen verbürgte Schuldscheine (1,265 ! mehr). Dagegen hat die Anlegung in Wechseln um O,ß3, die auf städtische und ländliche Grundstücke gemeinsam um 1,00 und die Begebung gegen Schuldschein ohne Bürgschaft um 28,30 /o abgenommen. Für die beiden letzteren Belegungsarten handelte es sich übrigens um an sich nur unbedeutende Beträge Ebenso unerheblich sind die Beträge mit nicht bezeichneter Belegungsart, welche letztere um 21,A31 0 gewachsen sind. Die Begebung gegen Schuldscheine, Wechsel und Faustpfand sowie an öffentliche Institute und Korpo—⸗ rationen hat seit dem Jahre 1872 relativ fortwährend abgenommen (von 26,50 bis 17,59 G0), wohl in Folge der Zunahme des Ver— mögens der Kassen, welches eine verhältnißmäßig geringere Belegung in kurzfristigen Krediten erlaubt. Daß dementsprechend der auf Schuldscheine und Wechsel entfallende Antheil, welcher 1882 9,77, 1883 9,27 und 1884 nur noch 8,53 G ausmachte, sich fortwährend vermindert, steht, wie dazu bemerkt wird, allerdings mit den Hoff⸗ nungen, in den Sparkassen allmählich auch ein kräftiges Hülfsmittel für die Entwickelung des Personalkredits zu gewinnen, wenigin Einklang. Die Erscheinung, daß der Prozentsatz der Belegungen in Inhaber— Paxieren seit 1879 im Wachsen ist (von 22,80 Co auf 28, T o im Jahre 1384), wird den Courssteigerungen mit zuzuschreiben sein, wie solche einmal durch die Besserung der wirthschaftlichen Lage, dann aber auch durch das Sinken des allgemeinen Zinsfußes, welches den Cours der Inhaber⸗Papiere mit gleichgebliebener Verzinfung in die Höhe treibt, hervorgerufen worden. Endlich ist ein überwiegender, übrigens seit mehreren Jahren ziemlich regelmäßig abnehmender Theil der Sparkassen-Vermögen in Hypotheken angelegt (1875 56,7, 1880 55, 83, 1881 55,93, 1882 55,44, 1883 54,70, 1884 54,19), und zwar annähernd zur einen Hälfte bei städtischen, zur anderen bei ländlichen Grund⸗ stücken. Zur vollen Würdigung der Bedeutung des Sparkassenwesens fur den Realkredit, so heißt es am Schluß der Arbeit, dürfe einerseits nicht übersehen werden, daß dem letzteren nicht blos die Ausleihung auf Hypotheken, sondern auch die Erwerbung gewisser Arten von Inhaberpapieren, insbesondere der von Grundkreditinstituten aus— gegebenen, wie der Pfandbriefe, der Hppothekenbankaktien u. dergl., zu Gute komme. Andererseits aber falle gegenüber den ungeheuren Werthbeträgen, welche der gesammte städtische und ländliche Grund— besitz des Staates darstellt, die Beleihung desselben durch mehr als eine Milliarde an Sparkassengeldern noch nicht gerade hervorragend n, Gewicht, und zumal dem ländlichen Grundbesitz im RNord— osten des Landes, dem ein billiger Kredit sehr zu gönnen, böten die Sparkassen noch immer keine nennenswerthe Stütze. Eine beigegebene tabellarische Uebersicht giebt dafür den Beleg. Wenn der Verkaufswerth des Hektar land und forstwirthschaftlicher Fläche in Ostpreußen, Westpreußen und Posen auf nur 460 bis 5600 S, an— genommen wird, so ist in den genannten Provinzen noch lange nicht L 0—dieses Werths mit Sparkafssengeldern beliehen. In Ostpreußen betrugen nämlich die in ländlichen Hypotheken angelegten Sparkassen— gelder, bei 3447 764 ha land⸗ und forstwirthschaftlich benutzter Fläche, 3212 054.68 46, also auf 1 ha nur 6,93 S; in Posen, bei 2Jö6 209 ha Fläche, 5 584 828,890 M, also auf 1 ha 2,95 „; in Westpreußen, bei 2 399 1660 ha Fläche, 6 158 070, 35 „., also auf 1 ha 2,57 46 Demnächst folgen Brandenburg mit „62 „S. Hypotheken pro Hektar (3736 866. ha Fläche und 32 464 2563,16 S. für den Stadtkreis Berlin ist bei 2.571 ha land, und forstwirthschaftlich benutzter Fläche gar keine ländliche Hy— pothek aus Sparkassengeldern verzeichnet); Pommern mit 8, 30 Sp pro Hektar, Schlesien mit 5, 63 „Me pro Hettar, Hessen-Nassau mit 12,84 0 pro Hektar und Rheinland mit 15,49 M pro Hektar. Am günstigsten stehen auch hier wiederum Westfalen, Schleswig-Holstein, Sachsen und Hannover da, selbst wenn man den wefsentlich höheren Boden— werth in diesen Provinzen in Betracht zieht. Es kam nämlich in Westfalen, bei 126 743 ha. land- und forstwirthschaftlich benutzter Täche und 136 352 831,37 „M in ländlichen Hypotheken angelegter Sparkassengelder, auf 1 ha 70,77 Ss; in Schleswig⸗Holstein, bei 1755723 ha Fläche und 92118 175,31 S Hypotheken, auf 1 ba 52,47 46; in Sachsen, bei 2383 577 ha Fläche und 9N7 050 447,54 MS Hypotheken, auf 1 ha 40,72 und in Hannover, bei 3 623 04 ba Fläche und 123 Söl 266, 20M½! Hypotheken, auf 1ha 34,18 60 Für den ganzen preußischen Staat ergiebt sich, bei 32791 507 ha land- und forstwirthschaftlich benutzter Fläche und 612 495 726,57 6 ländlicher Hvpotheken aus Sparkassengeldern, hieraus als Durchschnittefatz auf den Hektar der Betrag von 18,68 -

(A. C) In England fanden im Jahre 1885 durch Eisenbahn-Unfälle aller Art 57 Personen ihren Tod, während 3457 Verletzungen davontrugen. Von dieser Anzahl waren 1607 ge— tödtete und 1129 verletzte Passagiere, von denen in Folge von Ent— gleisungen oder Zusammenstößen von Zügen 6 getödtet und 436 ver— letzt wurden, während die Tödtung und Verletzung der übrigen Passagiere verschiedenen anderen Ursachen, hauptsächlich jedoch dem Mangel an Vorsicht Seitens der Individuen selber zuzuschreiben ist. Die übrigen 451 Todten und 2117 Verwundeten waren Beamte oder Bedienstete der Eisenbahngesellschaften.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Im Verlage der Hofbuchhandlung Herm. J. Meidinger (Berlin C., Niederwallstraße 22), ist soeben erschienen: uebersfiht der verschiedenen Benennungen der Deutschen Truppen⸗ theile, seit den ältesten Zeiten resp. seit der Reorganisation bis zum 1. Juli 18835. Ein Beitrag zur Geschichte des Deutschen Heeres. Nach Aktenmaterial bearbeitet von G. Lange, Premier-

Lieutenant a. D.“ 12 Bogen Lexikon-Oktaw. (Preis 2 46) In der vorliegenden Publikation sind die heutigen und ehe—⸗ maligen Benennungen aller Truppentheile des Deutschen Heeres über⸗ sichtlich neben einander gestellt, und zwar zunächst die der preußischen Armee seit dem Tilsiter Frieden, dann der sächsischen feit 1676, der württembergischen seit 1307 und der bayerischen Armee seit 1682. Die in der Uebersicht niedergelegten Daten hat der Verfaffer mit vieler Mühe gesammelt, wobei er von höheren Militärs und Angehörigen des preußischen, sächsischen, württembergischen und bayerischen Heeres unterstützt worden ist, sodaß man darnach auf Zuverlässigkeit schließen darf. Da gleichzeitig auch stets angegeben ist, zu welcher Armee⸗Infpek⸗ tion, welchem Armee⸗Corps, welcher Division und Brigade der be⸗ treffende Truprentheil gehört, so bietet das Buch zugleich ein prak— tisches nützliches Hülfsmittel zur schnellen Orientirung. Vorangeschickt ist übrigens auch noch eine Uebersicht des heutigen Bestandes der Armee, nach den Truppengattungen geordnet, nebst der Dislokation der Armee ⸗Corps; das kleine, gut ausgestattete Buch dürfte alfo dem Militär und allen Denjeniden, die über das deutsche Heereswefen früher und jetzt schnelle Auskunft wünschen, willkommen sein.

Führer durch das Medizinische Berlin. Nach authentischen Quellen bearbeitet. Mit 7 Grundrissen und 1 Plan. Berlin 1836, Fischer's Medizinische Buchhandlung (H. Kornfeld), XW. Charite -Str. 6. (Pr. 2 ) Das vorliegende kleine Buch ist aus dem Bedürfniß hervorgegangen, den fremden wie den ein— heimischen Aerzten einen praktischen Wegweiser und zuverlässigen Rath⸗ geber durch die medizinischen Institute und Krankenhäufer Berlins darzubieten. Es will ein Taschenbuch für den Arzt sein, das ihm in beruflichen und persönlichen Angelegenheiten Aufschluß giebt. Dem Bearbeiter des Führers hat das von den Instituts⸗ Vorständen selbst zur Verfügung gestellte Material vorgelegen, sodaß man die Angaben für genau und zuverlässig halten darf. In den praktischen Vorbemerkungen wird der neu Angekommene über aste Ver⸗ kehrs-Cinrichtungen c. der Stadt unterrichtet. Der 2. Haupt⸗-Abfchnitt führt ihn dann speziell durch alle Heilanstalten, Königliche sowohl wie städlische und private Institute, Polikliniken, Privat⸗Labora⸗ torien ꝛc. Auch der Universität und den Ferienkursen derselben für praktische Aerzte ist ein ausführliches Kapitel gewidmet. Ein be— sonderer Abschnitt bietet eine Uebersicht über das Medizinalwesen des Reiches (das Kaiserliche Gesundheitsamt) und Preußens (die verschiede— nen Medizinal-Abtheilungen und Kommissionen nach den ministeriellen Ressorts, zu denen sie gehören. Dann folgt eine Uebersicht der Bibliotheken Berlins, soweit sie fur den Mediziner von Wichtigkeit find, nebft Angabe der Bedingungen für ihre Benutzung, ein Verzeichniß der Berliner ärzt— lichen Vereine und schließlich ein Verzeichniß der Aerzte Berlins. Der Führer ist gut und handlich in Form eines Taschenbuchs aus— gestattet, mit Grundrissen versehen und enthält als angenehme Zugabe einen Plan der Stadt Berlin mit dazu gehörigem orientirenden Straßenverzeichniß.

Gewerbe und Handel.

Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen und Stahl⸗-Industrieller belief sich die Roheifenproduktion des Deut schen Reichs (einschließlich Luremburgs) im Monat Juli 1886 auf 280 347 t, darunter 144312 t Puddefroheifen und Spiegeleisen. 38 053 t Bessemerroheisen, 68 253 t Thomas— roheisen und 26 849 t Gießereiroheisen. Die Produktion im Juli 1885 betrug 307 774 t. Vom 1. Januar 1886 bis ult. Juli 1586 wurden produzirt 1983 515st gegen 2188123 t im gleichen Zeit⸗ raum des Vorjahrs.

Bei der Deutschen Gold- und Silber-Scheide⸗ anstalt in Frankfurt a. M. betrug der Gesammtgewinn aus den verschiedenen Geschäftszweigen in 1885865 726 137 6 gegen 765 379 in 1884 85. Von dem verbleibenden Reingewinn von 335 580 „. sollen 13 G gegen 15 υά, im Vorjahre als Dividende vertheilt werden.

Der Aufsichtsrath der Chemnitzer Papierfabrik zu Einsiedel bei Chemnitz hat beschlossen, für 1885166 eine Divi- dende von 68 H auf die Stamm⸗- und Prioritäts-Stamm-⸗Aktien (gegen 95 0 im Vorjahre) in Vorschlag zu bringen.

Der „Ledermarkt' meldet von der Messe in Nischny⸗Now⸗ gorod: Die Messe ist ziemlich stark von ausländischen Käufern be— sucht. Dadurch sind die Erwartungen der einheimischen Händler auf guten Verkauf ihrer diversen Waaren hoch gespannt, wodurch bisher Geschäfte so erschwert wurden, daß noch wenig umging. Von Kalb— fellen sind ca. 200000 Stück Rasnoien und 166000 Palloien zugeführt; für erstere wird 22 Rbl. pro Pud, für letztere 12—13 Rbl., pro Pud gefordert; bisher wurden‘ nur wenige Rasnoien an ein englisches Haus verkauft. Von Kasaner Heberlingen sind die Zufuhren noch nicht sehr groß, da Eigner wegen der billigen in Aussicht genommenen Preise mit ihrer Waare zurückhalten. Ge— fordert wird 1,20 Rbl. p. Stück, jedoch ist noch nichts hierin verkauft. Von Kasaner Lammfellen, wurden bereits« größere Posten nach Deutschland begeben und diese theuer bezahlt mit 90 bis 95 Kopeken per Stück.

Leipzig, 22. August. heutige General⸗ versammlung des Verbandes deutscher Handlungsgehülfen war aus allen Theilen Deutschlands sehr zahlreich besucht. Dieselbe erledigte unter allgemeiner Zustimmung die Tagesordnung im Sinne der bisherigen Geschäftsführung. Es wurde die Gründung Feiner Alterversorgungskasse beschlossen, und der Wittwen⸗- und Waisenkasse sowie dem Fonds für stellenlose Handlungsgehälfen wurden besondere Zuwendungen gemacht.

London, 21. August. (A. C.) Wie aus Middlesborough geschrieben wird, haben die Eisenhüttenbesitzer von Eleve⸗— land endgültig beschlossen, die am Montag vereinbarte Einschrän— kung der Roheisenproduktion um 20 9 ö zur Ausführung zu bringen. Von zehn Hochöfen, welche Clevelander Eisen herstellen, sollen zwei für die Fabrikation von Hematit-Eisen verwendet und die übrigen acht ausgelöscht werden.

New-⸗JYJork, 21. August. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 8610953 Doll., davon 3 034 853 Doll. für Stoffe. Der Werth der Einfuhr in der Vorwoche betrug 7972 000 Doll., davon 2731 026 Doll. für Stoffe.

Submissionen im Auslande.

Spanien.

1) J. September. Madrid, General⸗Direktion für Post und Telegraphen. Bau und Betrieb des Telephonnetzes für Saragossa.

2) 10. September. Madrid, dieselbe Behörde. Bau und Betrieb des Telephonnetzes für Malaga.

3). 3. Oktober. Madrid, Marine⸗Ministerium. S5 Kanonen aus Gußstahl, System Gonzalez Spontoria, und 97 Laffetten dafür.

Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs⸗Anstalten.

Ham burg, 22. August. (W. T. B.) Der Postdampfer Rugia“ der Hamburg⸗Amerikanischen PHacketfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute früh in New-⸗Jork eingetroffen, und der Postdampfer ‚Lessing“ der⸗ selben Gesellschaft hat, von New⸗York kommend, heute Nachmittag Seilly passirt.

Berlin, 23. August 1886.

Jubiläums - Kunst-Aus stel lung. (Fortsetzung) Der dritte Saal links ist hauptsächlich für die Münchener Künstler bestimmt und zeigt uns in einer auserlesenen Sammlung das Wesen und Kön nen der Münchener Akademie und ihrer Schüler. In der Genre;