1886 / 209 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 06 Sep 1886 18:00:01 GMT) scan diff

ier ein, wurde auf dem Bahnhofe, wo sich viele Offiziere 8 der Veterane nverein aufgestellt hatten, von dem ginnt Fugger, von dem kommandirenden General von Horn, bem General⸗Major von Reitzenstein, dem Regierungs⸗ Direktor Pr. Groh und dem Sber⸗Bürgermeister empfangen und von der Bevölkerung, welche zu vielen Tausenden den Platz bei dem Bahnhof und die jf dem letzteren führen⸗ den Straßen füllte, mit enthusiastischen Kundgebungen be⸗

üßt. Nach kurzer Unterredung mit den ihn empfangenden . fuhr der Kronprinz in einem vierspännigen r, . durch die glänzend beleuchteten Straßen nach dem s. zu den „Drei Mohren“. Um 8 / Uhr begab Sich Se. Kaiser 1a und Königliche Hoheit mit dem Fürsten Fugger =. em Ausstellungspark, wo das Souper eingenommen wurde, zu welchem 3 Einladungen ergangen waren, und wo der Kron⸗ prinz bis nach 11 Uhr verweilte. Von den vereinigten er,, vereinen wurde Sr. Kaiserlichen Hoheit im Aus stellungspar

eine Serenade dargebracht. ö / 6. S ; T. B.) Heute früh hat Sich der 6. September. (W H 3. fr ene, de.

Kronprinz bei strömendem Regen 8 er rg r in' fer! von Heinleth und des komman⸗ direnden Generals von Horn mittelst Sonderzuges zur Fort⸗

setzung der Truppenbesichtigung nach dem Lager auf dem

elde begeben. n 36 Lechfeld, 6. September. (W. T. B.) Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz traf kurz na 8 Uhr hier ein und begab Sich nach herzlicher Begrüßung durch den Herzog Ludwig von Bayern mit diesem und gefolgt vom General⸗Major von Lueneschloß, dem Oberst⸗Stallmeister Grafen von Holnstein, sowie einer großen Anzahl höherer Offiziere nach dem Manöverfelde. Das Wetter hat sich auf—

gehellt.

essen. Darmstadt, 6. September. (W. T. B.) Der . wohnte heute Vormittag der hier im Saal⸗ bau tagenden Versammlung deu tscher Forstmänner bei und empfing Mittags die Theilnehmer im Jagdschlosse Kranichstein, woselbst die dort ef n, Sammlungen in Augenschein genommen und Er xischungen herumgereicht wurden? Die Skadt hat zur Feier des Tages geflaggt und veranstaltet auf ihre Kosten ein Concert. Am Abend findet auf Befehl des Großherzogs eine Extravorstellung im Theater statt, zu welcher der Eintritt unentgeltlich ist.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 4 September. (Wien. Itg.) Der 766 er spricht in einem von Pest aus datirten Hand⸗ schreiben an den Erzherzog Joseph seine Befriedigung über die zwischen Pest und Stuhlweißenburg abgehaltenen Manöver aus.

Großbritannien und Irland. London, 3. Sey⸗ tember. (Wes. Itg) Im Ober hause beantragte der liberale Lord Denman vor fast leeren Bänken die zweite Lesung eines Entwurfes zur Verleihung des parlamentarischen Stimm⸗ rechts an Frauen. Der Lordkanzler beanstandete die zwelte Lesung, worauf der Antrag auf zweite Lesung ohne Abstimmung abgelehnt wurde.

= 4. September. (Allg. Corr.) Der parlamentarische Se kre⸗ tär des Handelsamts, Baron Henry de Worms, empfing gestern eine Deputation, bestehend aus Kardinal Manning und mehreren Parlamentsmitgliedern, welche an die Regierung das Ansuchen stellten, an verschiedenen Punkten der britischen und irischen Küste Handelshäfen, Vertheidigungs⸗ häfen und Zufluchtshäfen, anzulegen. Worms versicherte der Deputation, die Regierung sei Willens, die den Lokalbehörden bereits gewährten Erleichterungen für die Aufnahme von Anleihen zur Anlegung von en zu ver⸗ größern; er könne jedoch keine Hoffnung darauf machen, daß zas Schatzamt die Ausgabe von Millionen Pfunden Sterling zur Herstellung von Häfen längs der ganzen Küste genehmigen würde.

4. September, Abends. (W. T. B.) Dem „Reuter⸗ schen Bureau“ wird aus Bom bay von heute gemeldet, im Pendschab werde eine in der Landessprache abgefaßte ano— nyme Proklamation verbreitet, welche die Eingeborenen auf— fordere, sich von dem englischen Joche zu befreien.

6. September, Vormittags. (W. T. B.) Der „Stan⸗ dard“ sagt, es liege nicht England ob, ein Arrangement aufrecht zu erhalten, welches die drei Militaͤrreiche beanstandeten. Die „Times“ bemerkt: indem der Fürst Alexander zugebe, daß Rußland das Recht und die Macht habe, Bulgarien zu beherrschen, zwinge er die Welt zu fragen, warum er überhaupt dem Kaiser von Rußland jemals Opposition gemacht habe. Das Blatt meint, die Abdankung des Fürsten werde die russische Okkupation Bulgariens nur in dem Falle abwenden, daß Rußland glaube, die Russifizirung der Provinz könne ohne dieselbe besser ausgeführt werden. Der Termin des Ein— marsches russischer Truppen in Sofia sei ebenso sehr Detail— frage wie der Termin der förmlichen Abdankung des Fürsten. Der Triumph des Gzaren sei bereits vollkommen.

Frankreich. Paris, 3. September. Die „Köln. Ztg.“ theilt einen Brief mit, welchen der Abgeordnete Antoine Proust als Antwort auf einen im „Matin“ erschienenen Artikel an seinen Parteigenossen Ranc gerichtet hat. „Die Versuche,“ schreibt A. Proust, „welche man auf der Rechten macht, um sich der Linken zu nähern, beweisen, daß die Republik gegenwärtig unangefochten ist bei allen einsichtigen Männern. Da dem a. wird man sich endlich dazu verstehen, dem Schluß, welcher sich aus diesem Stande der Gemüther ergiebt, beizutreten? Wird man den festen und patriotischen Entschluß fassen, endlich nützliche Arbeiten zu unternehmen? Wir wollen es hoffen. Ich komme soeben aus Deutschland ö Ich war bereits vor vier Jahren dort. Seit vier Jahren hat die Arbeit daselbst bedeutende Fortschritte gemacht. In allen In— dustrien begnügt man sich nicht mehr mit dem zeechc h nen man be⸗ müht sich, Neues zu schaffen. Jedermann arbeitet: die Staaten, die Städte, die Privatgesellschaften. Ich will hier die ökonomischen und sozialen Grundsätze des Deutschen Reichs nicht besprechen. Was ich aber gesehen und zu sagen die Pflicht habe, ist, daß in politischer Beziehung nichts vernachlässigt wird, was die Arbeit einträg— lich machen und deren Erzeugnissen Absatz ver ga! kann. Nun ist es unbestreitbar, daß das republikanische Frankreich in besserer Lage ist als Deutschland, und daß den französischen Deputirten die Aufgabe zusteht, die wirthschaftlichen und sozialen Fragen zu lösen.“ Zum Schluß empfiehlt Antoine Proust hauptsächlich eine sofortige Entwicklung des technischen Unterrichts.

rMarine-Minister hat heute von dem Gouverneur von 38 ö? chinch ina ein Telegramm erhalten, aus welchem 6 d en, , ,, um in den anamitischen t ? ind 1 die Ruhe herzustellen, nach ihren Garn son ge r s, gekehrt sind, nachdem die oe, ö die Cita nzösischen Truppen besetzt w . 6. 4 fe , . hat e . dem Divisions General. Hubert de la Hahrie, dem hf j ö französischen r,, . welche dem Manöver des ru ö j ö. Heeres beiwohnen soll, eine längere Unterredung gepflogen. Ber General wird nächster Tage abreisen. Der Herzog von Chartres hat

land eingeschifft. . nah in . verschiedene konservative Deputirte i

die Absicht, nach Wiedereröffnung der Session den Antrag zur . der Namenwahl zu machen. Es ist außer⸗ dem im Werke, die Erneuerung der Kammer von je einem

Drittel zu beantragen.

Türkei. Konstantin opel, 5. September. (W. R. B.) In Folge einer Depesche des Lord Iddesleigh . . Botschafter T h ornton heute zu Besprechungen ü ö die bulgarischen Angelegenheiten nach London . ; derselbe hofft bis zum Eintreffen des Herzogs von Edinburg hierselbst wieder hierher zurückkehren zu können.

Serbien. Belgrad, 4. September. (W. T. B.) Die „Polit. Corresp.“ ö Die chen Serbien und der Türkei abgeschlossene provisorische Konsularkonven⸗ tion ist heute von dem Minister des Auswärtigen, Franassovic, . dem türkischen Gesandten Zia-Bei unter⸗

ichnet worden. ; U ern, Nachricht, daß Serbien beabsichtigt habe, sich bei dem Einzuge des Fürsten Alexander in. Sofia durch einen ö. gesandten vertreten zu lassen, wird in Regierungskreisen als vollständig erfunden bezeichnet.

Bulgarien. So fia, 4. September, Nachmittags. (W. T. ) (Verspätet eingetroffen) Ein Telegramm der „Agence Hava? meldet: Als . gestern nach den ihm von der Bevõl⸗ kerung dargebrachten Huldigungen und nach dem Defils der Truppen in sein Palais zurückgekehrt war, versammelten sich in dem großen Saale desselben die Offiziere und die Mit⸗ glieder des diplomatischen Corps. An dieselben hielt der Fürst eine Ansprache, in welcher er etwa Folgendes sagte: „Während 7 Jahren habe er an der Unabhängigkeit und für die Interessen Bulgariens gearbeitet. Seine beständige Sorge habe besonders der Armee und den Offizieren gegolten; er habe Letztere wie seine Familie, wie seine Kinder betrachtet, und sei, was seine persönliche Lage anbelange, beruhigt ge⸗ wefen, da er sich von Offizieren umgeben gesehen, die seine Gefährten in den Kämpfen für den Ruhm Bulgariens waren. In jener traurigen Nacht habe er, als er das erste Geräusch vernommen, gefragt, ob Truppen da seien und sei auf Bejahung dieser Frage beruhigt gewesen, da er Vertrauen in seine Armee gehabt habe. Dieses Vertrauen zu seinen Offizieren habe er auch trotz der jüngsten unglückseligen Ereignisse nicht verloren; dieselben hätten sich, Dank Popoff und Mutkuroff, bei den nach seiner Abreise vorgekommenen Unruhen auf der Höhe der Situation befunden. (Hier umarmte der Fürst die genannten Offiziere) Die Ehre der bulgarischen Armee sei wiederhergestellt. Er sehe heute Offiziere um sich versammelt, die ihm ihre ,., bewiesen hätten. Er könne Bul⸗ garien verlassen, ohne daß die Ordnung gestört werde, welches auch immer die Umstände sein möchten, in denen er selbst sich befinde. Er werde stets zu Gott beten für dieses Land, sein Herz werde stets mit seinen Offizieren sein und er werde der Erste sein, der als Freiwilliger zugelassen zu werden verlangte in einem Feldzuge für Macedonien. Er könne nicht in Bulgarien bleiben, denn der Kaiser von Rußland wolle es nicht, weil seine Anwesenheit in Bulgarien im Wider— spruche stehe mit den Interessen des Landes. Er sei also ge— zwungen, das Land zu verlassen. Hier bemerkte Popoff; „Wir waren, sind und werden stets mit Ihnen sein. Muth! Vorwärts!“ Der Fürst erwiderte, die Unabhängigkeit Bulga⸗ riens verlange, daß er das Land verlasse, denn, wenn er dies nicht thäte, würde es zu einer Okkupation durch Rußland kommen. Aber bevor er gehe, werde er die höheren Offiziere befragen und eine Regentschaft einsetzen, welche versuchen solle, die Interessen der Offiziere sicher zu stellen. In allen Fällen rechne er auf die Armee.“ .

Gegenüber dem russischen General-Konsul Bogdanoff, welcher sich gestern Abend in das Palais begab, soll der Fürst seinen Entschluß, binnen Kurzem die Gewalt nieder— zulegen, bestätigt haben. Heute wird großer Conseil statt— . an welchem Stambuloff, Karaweloff und andere Per⸗

onen theilnehmen werden. Es gilt für wahrscheinlich, daß die Einsetzung einer Regentschaft beschlossen werden wird. Der Fürst soll die Absicht ausgesprochen haben, Sofia in zwei Tagen zu verlassen. Auch eine größere Versammlung von Offizieren soll heute abgehalten werden. Die Stadt ist vollkommen ruhig. .

5. September, Vorm. 11 Uhr. (W. T. B.) (Telegramm der „Agence Havas“.) In dem stattgehabten Conseil erklärte der Fürst Alexander formell, daß er abdanken werde. Die Minister und die Befehlshaber der Armee sprachen sich gegen diesen Entschluß aus und ersuchten den Fürsten, die Regierung zu behalten. Der Fürst setzte darauf wiederholt auseinander, daß es ihm Angesichts der entgegengesetzten Willensmeinung des Kaisers von Rußland, sowie hei der mangelnden Unterstützung der übrigen Mächte un— möglich sei, die Regierung fortzuführen; das einzige Mittel, eine Okkupation zu vermeiden, sei seine Abreise. Die Frage der Einsetzung einer Regentschaft kam nicht zur Besprechung; die Sitzung des Conseils wurde aufgehoben, ohne daß ein Beschluß gefaßt war. Wie es heißt, versuchte eine Anzahl aufständischer Offiziere über die türkische Grenze zu ent— kommen; 20 derselben sollen dabei von den bulgarischen Be— hörden verhaftet, 3 von türkischen Soldaten getödtet sein.

5. September, Abends. (W. T. B.) (Telegramm der „Agence Havas“) Stambuloff und Radoslavoff begaben sich heute zu den Konsuln der auswärtigen Mächte, um denselben die gegenwärtige Lage auseinanderzusetzen. Die bulgarische Regierung ließ gleichzeitig bei dem russischen Konsul die Erklärung abgeben, daß der Fürst beschlossen habe, abzureisen; da aber die Bevölkerung Bulgariens und die bulgarische Armee ihre Anhänglichkeit an den Fürsten zum Opfer brächten, so hätten sie das Recht, dagegen Garantien für die Unabhängigkeit Bulgariens zu verlangen.

sich heute in Calais

in St. Petersburg zu unterbreiten: Erstens bie Frage, wer der Kandidat Rußlands für den bul⸗ arischen? Thron sein werde, zweitens solle Rußland. das Ver prechen geben, daß Bulgarien von Rußland nicht okkupirt werden wurde, ferner solle die Aufrechterhaltung der gegenwärti⸗ gen Verfassung verlangt werden, sowie die Freiheit für die Bul⸗ aren, ihre inneren Angelegenheiten selbständig zu führen, endlich olle Rußland, falls es dies wünsche, die Entsendung eines russi⸗ schen Generals freistehen, aber nur als Kriegs-Minister, um bie Reorganisation der bulgarischen Armee zu leiten in der Weise, daß bulgarische Offiziere an Stelle der russischen ver⸗ wandt werden sollen. Der russische Konsul hat sofort nach St. Petersburg telegraphirt, eine Antwort ist bisher noch nicht

eingetroffen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 6. Seytember. (W. T. B.) Der Minister des Auswärtigen, von Giers, ist gestern Abend hier angekommen.

Amerika. New⸗York, 3. September, (Allg. Corr.) Der Vertrag zwischen den Vereinigten Staaten und Venezuela, wonach die gegen das letztere Land erhobenen Anspruͤche noch einmal von einer Kommission untersucht werden sollen, ist vom Kongreß von Venezuela genehmigt worden. Jedes Land wird einen Kommissäͤr ernennen und

die Schweiz den dritten.

genden Punkte

Zeitungsstimmen.

Die „Deutsche Volkswirthschaftliche Corre— spon denz“ schreibt: ö Zu . ö, Zeit, in welcher die Bevölkerung des großen russischen Reichs alle Anstrengungen macht, sich unter eine nationale Fahne zu fammeln und derselben alles Andere unterzuordnen; zu der— selben Zeit, in welcher das kleine Magyarenvolk in seinem ganzen Thun Und Handeln von dem Streben getragen wird, die Kräfte Ungarns in einheitlichem, nationalem Sinne zusammenzufassen und von diesem Standpunkte aus einen großen Theil des levan— tinischen Verkehrs mächtig zu beeinflussen; zu einer Zeit, in welcher alle großen wie kleinen Staatswesen sich,. bestreben, vor allen Dingen auf nationaler Grundlage in politischer so— wohl als wirthschaftlicher Beziehung ihre Angelegenheiten zu führen und zu vertreten zu derselben Zelt giebt es in Deutschland immer noch Leute, denen thatsächlich der Freihandel an und für sich höher steht als alle nationalen Angelegenheiten. Aus unsern freihändlerischen Blättern kann man fortgesetzt noch den Eindruck schöpfen, daß den seitenden Perfönlichkeiten alle anderen Fragen, verglichen mit der det internationalen Freihandels, nur solche dritten und vierten Range sind; und welche furchtbare Erbitterung heute in den Herzen der spe—= zifischen Freihändler kocht, das wird zwar meist vorsichtig verhüllt, findet aber noch oft genug einen recht charakteristischen Ausdruck.

Es darf in der That als eine recht merkwürdige Zeiterscheinum bezeichnet werden, daß, während der nationale Gedanke doch eine so gewaltige Bedeutung gewonnen hat und so mächtig im Vomrdergrund der ganzen Tagespolltik steht, dennoch viele Leute schlechterdinge nicht begreifen wollen, in welcher regen Wechselwirkung die Wirth schaftspolitik eines Landes mit dem nationalen Leben desselben stebt und slehen muß. Es kann doch kein denkender Mensch bestreiten wollen, daß die produktive Kraft eines Landes auf einer ge wissen Einheitlichkeit beruht, in welcher diese Kraft zum Ausdrut und zur Entfaltung kommt; und sofern hierfür überhaupt ein beson, derer Beweis nöthig ift, liefern ihn die Vereinigten Staaten von Amerika doch wahrlich lange schon mit hinlänglicher Deutlichkeit Mag es auch wahr sein, daß Ausnahmen möglich sind, so ist es um so weniger wahr, daß dieses Rezept auf alle Länder. anwendbar ißt, vielmehr findet fich das einzige, England, worüber fast alltäglich Be weise zu Tage treten, gegenwärtig in seiner Lage schon unbehaglich genug. Als die normale Politik eines modernen Staates und zwar eines National-Staates, was Deutschland doch gott lob ist, müßte es sich doch für jeden Unbefangenen ganz von selbst ergeben, daß das wirthschaftliche Leben in dem Sinne zu beeinflussen und zu begünstigen ist, daß die auf der nationalen Eigenart beruhende produktive Kraft unseres Volkes zu möglichsten Geltung kommen kann, was von selbst zur weiteren Forderung führt, daß, wo die Bedürfnisse Deutscher durch Deutsche befriedigt werden können, dies stets das Zweckmäßigste sein muß, weil die Eigenart deutscher Konsumenten derjenigen deutscher Produzenten am adäquatesten ist. Dies aber, es kann nicht oft genug wiederholt werden, bildet den Kern der gegenwärtigen Wirthschafte— politik. Dieselbe will die einheimische Produktion vom nationalen Standpunkte aus heben, will ihr den einheimischen Markt, soweit nöthig und möglich, sichern und auf diese Weise die deutschen Kon— sumenten und die deutschen Produzenten in enge Beziehung zu einander bringen. Also ein deutsches Wirthschaftsgebiet und eine deutsche Wirthschaftspolitik. Es ist offenbar den Gegnern gerade dasjenige an dieser Politik antipathisch, was ihr Wesen bildet, nämlich der nationale Ausgangspunkt. Die Freihändler sind nun einmal in erster Linie Weltbürger und erst in zweiter Deutsche. Wir aber glauben, aut unserer Aufgabe als Weltbürger am besten zu dienen, wenn wir in politischer wie wirthschaftlicher Beziehung zuerst Deutsche sind.

In der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung' lesen wir:

Zu der Frage: wer bezahlt den Zoll, nimmt die Königsberger Hartungsche Zeitung“ Notiz von einer Bemerkung, die nach ihre Angabe in einem aus Riga erstatteten Konsularbericht enthalten ih, und aus welcher folgender Passus besonderes Interesse erregt:

In Beziehung auf das Riga'sche Getreidegeschäft sind für das Jaht 1885 allem zuvor zwei bedeutungsvolle Thatfachen zu registriren, ein mal, daß die deutschen Kornzölle nicht auf die deutschen Konsumentæn haben abgewälzt werden können, sondern daß dieselben von der hie sißen Kaufmannschaft haben übernommen werden müssen; und zu anderen, daß Nord⸗Amerika den europäischen Markt auch mit Hafer n versorgen begonnen hat. Diese Umstände lassen neben den mo dazutretenden ungünstigen Ernteverhältnissen den Mißerfolg der eure päischen Campagne im Getreidegeschäft völlig erklärlich erfcheinen.“

Das freihändlerische Organ bemerkt hierüber:

„Die Behauptung des Konsulatsberichts, es habe sich heran estelt, daß nicht der deutsche Konfument, sondern der fremd Exporteur den Getreidezoll zu tragen habe, ist ebenfo wenig bewiesen wie alle ähnlichen Behauptungen der Ägrarier es bisher gewesen sin und sein konnten. Der Bericht unternimmt nicht einmal den Verstt

Redentzart von der Abwälzung des Zolls auf den Produzenten ist cin jener Dekorationen, welche die neue Zoll⸗ und Wirthschaftspolitik si zur besseren Ausstaffirung ihres fonst fehr dürftigen und abstoßende Gebäudes zugelegt hat. holung gewinnt die Behauptung aber noch lange nicht an Wahrheit; . is merkwürdig, daß die entgegengesetzte Behauptung, es tra nicht das Ausland, sondern der inländische Konsument den Zoll, jenen vollen Glauben bei der freihändlerischen Seite finder, welch sie der als bedeutungsvolle Thatsache“ hingestellten Angabe des Ko sularberichts dersagt. Der letztere dürfte aber doch die Meimm welche in kaufmännischen Kreisen Riga's besteht, richtig wiederg und somit wäre von Neuem konstatirt, daß unter gewissen, in ð Konsularbericht übrigens näher spezialisirten Umständen das Aueh den Zell tragen muß, wenn es auf geschäftliche Transaktionen m veriichten will; daran werden auch die von der „Hartung'schen n dem entgegengestellten Phrasen nichts ändern. .

Die bulgarische Regierung bitte daher den Konsul, die fol—

Befugnisse J die Verlängerung der Handelsverträge. Suspendirung der Er—

gungen.

eines Nachweises; er begnügt sich mit dem bloßen: „So ist“. Di

Durch die unermüdliche beweislose Wiedec⸗

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 36. Inhalt: Finanzwesen; Nachtrag zur Nachweisung über Einnahmen des Reichs vom 1. April bis Ende Juli 1886. Militärwesen: Aenderung der Landwehr⸗Bezirkseintheilung. Konsulatwesen: Ernennung. Zu⸗ weisung eines Amtsbezirks. Exequatur⸗Ertheilungen. Polizei⸗ wesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.

Deutsches Handelsarchiv. Septemberheft. Inhalt Erster Theil. Gesetzgebung und Statistik. Gesetzgebung. Deutsches Reich: Ermächtigung von weiteren Zollstellen zur unbeschränkten Ab— fertigung von Leinenwaaren. Deutsches Reich und Großbritannien: Uebereinkunft zwischen beiden Ländern, betreffend den gegenseitigen Schutz der Rechte an Werken der Literatur und Kunst. Deutsches Reich und Zanzibar: Freundschafts⸗, Handels und Schiffahrtsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und dem Sultan von Zanzibar. Bekanntmachung, betreffend die Ermäßigung des in dem Handels vertrage mit Zanzibar erwähnten, in Zanzibar vom Taback zu erheben⸗ den Zolles. Oesterreich⸗Ungarn: Abänderung der Tara bei Ver— zollung von Wollengarn. Behandlung von Waaren rumänischen Ur⸗ sprungs in dem Freihafengebiet von Triest. Rußland: Aenderungen des Zolltarifs. Transport russischer Erzeugnisse aus Wolotschisk transito Oesterreich und Preußen nach dem Königreich Polen und über das Zollamt von Sosnowice. Lastgebühr von Dampfschiffen, welche regelmäßige Touren unterhalten. Zollbe handlung verschiedener Gegenstände. Konfiskation von Gegenständen, welche aus dem Auslande mit der Post in Briefen eingehen. Verbot der Einfuhr von Taschenrevolvern unter dem Namen „Protektor! nach dem System Turbiaux. Ausdehnung der Bestimmungen des Art. 415 des Zollstatuts auf zur See eingeführte Gemüse und Grünes. In— halt der Flaschen für die Eingangsverzollung von Wein und Spiri— tuosen. Frankreich; Vertretung der Schiffe vor der Zollbehörde. Zollbehandlung von Messerheften und Löffel, Gabel⸗ ꝛc. Stielen aus Metall. Großbritannien: Zoll⸗ tarif für die Insel Mauritius. Großbritannien und Uruguay: Freundschafts⸗,, Handels- und Schiffahrtsvertrag zwischen beiden Ländern Großbritannien und Paraguay: Freundschafte⸗, Handels- und Schiffahrtsvertrag zwischen beiden Ländern. Schweiz: Behandlung der zollpflichtigen Postgegenstände. Vereinigte Staaten von Amerika: Zolltarifentscheidungen des Schatzamts. Spanien: Verlängerung der Frist für den freien Rücktransport von Fastage. des Zollamts von Villajoyosa. Gesetz, betreffend

der Kommission zur Begutachtung von Zollermäßi— Spanien und Ecuador: Friedens⸗ und Freundschafts⸗ vertrag zwischen beiden Ländern. Spanien und Großbritannien: Handelskonvention zwischen beiden Ländern. Italien: Be⸗ handlung der französischen Schiffe in italienischen Häfen. Zoll— behandlung verschiedener Waaren. Italien und Uruguay: Handels und Schiffahrtsvertrag zwischen beiden Ländern. Guatemala: Patentgesetz. Columbien: Zolltarif. Statistik: Schweden und Norwegen: Handel und Schiffahrt Schwedens im Jahre 1884. Rußland: Die Zucker ⸗Campagne 1885/86. Großbritannien: Handel und Schiffahrt der Kolonie Neuseeland im Jahre 1885. Niederlande: Handel und Schiffahrt von Niederländisch-Ostindien im Jahre 1884. Schweiz: Waarenverkehr mit dem Auslande im Jahre 1885. Frankreich: Handel und Schiffahrt in den ver— schiedenen Häfen Cochinchinas im Jahre 1884. Vereinigte Staaten von Amerika: Einfuhr aus dem Konsulardistrikt Berlin während des zweiten Quartals 1886. Zweiter Theil. Berichte über das Inland. Bromberg. Memel. Posen. Danzig. Stolp. Stralsund. Königsberg. Lübeck. Nordhaufen. Kassel. Münster i. W. Siegen. Krefeld. Bremen. Düsseldorf. Dortmund. Aachen. Köln. Elberfeld. Stuttgart. München. Essen. Mülhausen i. E. Straß— burg i. E. Karlsruhe. Dresden. Braunschweig. Erfurt. Gera. Kottbus. Breslau. Glogau. Liegnitz. Stettin. Minden. Flensburg. Frankfurt a. D. Landsberg a. W. Chemnitz. Koblenz. Mainz. Magdeburg. Metz. Hannover. Kiel. Nürnberg. Thorn. Tilsit. Halle a. S. Hamburg. Gleiwitz. Leipzig. Bielefeld. Berichte über das Ausland. Europa. Handelsberichte für das Jahr 1885 aus: Moskau. Triest. Messina. Hudiksvall. Skelleftes. Jön— köping. Malmö. Hernösand. Ekenäs. Liverpool. Great HYar⸗— mouth: Verkehr deutscher Schiffe im Jahre 18885. Manchester: Das Baumwollen-Fabrikationsgeschäft im zweiten Quartal 1886. Wien: Handels⸗ und wirthschaftliche Verhältnisse im Jahre 1885. Jakobstad: Schiffahrt und Handel im Jahre 1885. Rotterdam: Die Ausfuhr deutscher Kohle über niederländische Häfen. Groß— britannien: Die Eisen« und Stahlindustrie in Großbritannien nach den Berichten der Königlichen Kommission zur Untersuchung der gegenwärtigen Handelsstockung. Stockholm: Waaren und Schiffs— verkehr und insbesondere Verkehr deutscher Schiffe im Jahre 1885. Schweden und Norwegen: Die wirthschaftlichen Verhältnisse Schwedens in den Jahren 1884 und bezw. 18855. Ver—⸗ kehr deutscher Schiffe in verschiedenen schwedischen Häfen im Jahre 1885. Sizilien: Handel und Produktion im Monat Juli 1886. Livorno: Handelsbericht für die 3. vom 1. April 1885 bis 31. März 1886. Bordeaux:

nennung

andel und Schiffahrt im Jahre 1885. Asien. Singapore:

chiffsbewegung und insbesondere Verkehr deutscher Schiffe im Jahre 1885. Handelsberichte für das Jahr 1885 aus: Smyrna, Amasia (Lleinasien). Bombay: Die Lage des Zuckermarktes. Bangkok: Schiffsberkehr, insbesondere Verkehr deutscher Schiffe im Hafen von Bangkok im Jahre 1885. Afrika. Algerien: Verkehr deutscher Schiffe in Algerischen Häfen im Jahre 1885. Port Elizabeth: Handelsbericht für das Fahr 1885. Amerika. Handelsberichte für das Jahr 1885 aus: Puerto Plata, Managua (Nicaragua), Port de 7 Guanajuato, Colima, Guaymas, Tepie (Mexiko), Durango.

uba; Die Lage des Zuckermarktes. Venezuela: Die Lage des Einfuhrhandels. San Joss (Costa Rica): Kaffee⸗Ausfuhr im Jahre 1885. Australien. Handelsberichte für das Jahr 1885 aus: Levuka (Fidschi⸗Inseln), Auckland (Neuseeland). Jaluit: Schiffs- verkehr im Jahre 1885. Allgemeines. Der Lederhandel in ver—

!. Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 36. Inhalt: Amtliches: Personal-Nachrichten. Nichtamtliches: Neubau des Waisenhauses in Paderborn. Der Mende⸗Brunnen auf dem Augustus⸗— platze in Leipzig. Zur Beurtheilung einer Konstruktion nach ihrer Einsenkung. Siel für eine Bewäfferungsanlage. Vermischtes: Enthüllung des Mende Brunnens und Eröffnung des erwelterten Mu⸗— seums in Leipzig. Baurath W. Böckmann. Preisbewerbung für die Entwürfe und den Bau zweier Trockendocks im Hafen von Genua.

schiedenen Ländern.

Internationale Preisbewerbung zur Erlangung geeigneter Ent—

würfe zu einer Domfagade in Mailand. Monier's Verfahren zur Herstellung von Baustuͤcken aus Cementmörtel mit Drahteinlagen. e. Grew's Vorkehrung zur Aushebung von Eisenbahnseitengräben

* Bericht über die VII. Wanderversammlung.

Reichstags ⸗Angelegenheiten. Ratzeburg, 5. September. (W. T. B.) Tie Wahlergebnisse

. 4 der Reichstagswahl im Wahlkreise Lauenburg liegen nunmehr vollständig vor. . Berling (deutschfr.) sind 4495, für Graf ĩ

ernstorff (kons.)

r nd 3291 Stimmen abgegeben worden; der Erstere st sonach gewählt.

Statistische Nachrichten.

Das Juliheft der Statistik des Deutschen Reichs,

lches soeben veröffentlicht worden ist, enthält neben dem Rachweise ber Ein⸗ und Ausfuhr der wichtigeren Waarenartikel im deutschen Zollgebiet für den. Monat Juli 1886 auch den ent— prechenden Nachweis für in, vom 1. Januar bis Ende Juli ls86t᷑é-̃- Wie sich aus den Vorbemerkungen hierzu ergiebt, ist nur

der Monatsnachweis hinsichtlich der Waarengattungen mit dem Nach⸗ weise für den gleichen Zeitabschnitt des Vorjahres völlig vergleichbar; bei den Ergebnissen des Nachweises für die Zeit vom 1. Januar bis Ende Juli 1886 dagegen ist die Vergleichung im Einzelnen noch gestört durch die am 1. Juli 1885 eingetretenen Aenderungen des Zoll—⸗ tarifs vom 15. Juli 1879.

Was die Einfuhr von Getreide und anderen Erzeugniss en des Landbaues betrifft, so hat dieselbe, mit Ausnahme von Buchweizen und 2bst, bis Ende Juli den Umfang der Einfuhr in dem betreffen den Zeitabschnitt des Vorjahres noch nicht erreicht. Spe⸗ ziell von Weizen sind nur 1632202 Doppel- Ctr., gegen 4731194 Doppel⸗Ctr.“, von Roggen 2635 730 Doppel⸗Ctr. gegen 5 922353 Doppel⸗Ctr., von Hafer 518 gos Doppel⸗Ctr. gegen 1641884 Doppel- Ctr., von Hülsenfrüchten 153 725 Doppel⸗Ctr. gegen 302 0190 Doppel⸗Ctr.,, von Mais und syrischem Dari 1126663 Doppel⸗Ctr. gegen 1 439 664 Doppel ⸗Ctr. eingeführt. Doch macht sich im Juli bei Weizen, Hülsenfrüchten, Gerste, Mais und sprischem Dari, ebenso bei Malz, Hirse, Raps und Rübsaat sowie Leinsaat eine Steigerung der Einfuhr bemerkbar.

In, der Einfuhr von Vieh ist eine Zunahme der Einfuhr von Rindvieh (71 501 Stück gegen 62 356), ebenso eine Zunahme der Ein—⸗ fuhr von Borstenvieh (152 497 Stück gegen 254 490 Stückh) be— merkbar; dagegen ist die Einfuhr von Schafvieh in Folge der be— stehenden Einfuhrverbote mehr und mehr gefunken und belief sich bis Ende Juli nur auf 3958 Stück.

Von den Material- und Spezereiwaaren, Getränken ꝛc. haben Bier, Butter, frische Südfrüchte, gesalzene Heringe, Kaffee, Kakaobohnen, Käse, getrocknetes Obst, Rohtaback und Zucker eine größere, dagegen Spirituosen, Wein, Fleisch, geräucherte und getrocknete sowie andere gesalzene Fische als Heringe, ferner getrocknete Süd— früchte, Pfeffer, gebrannte und gemahlene Cichorien. Chokolade und entölter Kakao, Stärke, Mühlenfabrikate, Reis, Kochsalz, Syrup und Melasse, Tabackfabrikate und Thee eine geringere Einfuhr aufzuweisen. Speziell die Einfuhr von Kaffee belief sich auf 754 919 Doppel⸗Ctr. gif 751 565 Doppel-Ctr., die Einfuhr von unbearbeiteten Taback— blättern auf 208 493 Doppel ⸗Ctr. gegen 204 425 Doppel⸗CEtr. und die Einfuhr von Mühlenfabrikaten auf 107544 Doppel-Ctr. gegen 203 433 Doppel⸗Ctr.

Von Petroleum und Petroleumdestillaten wurden 1961995 Doppel⸗Ctr. von mineralischen Schmierölen 95 86 Doppel Ctr. ein- geführt, im Vergleich zu dem entsprechenden Zeitabschnitt des Vor— jahres 221 885 Doppel Gtr. bezw. 178 615 Doppel⸗Ctr. weniger. Auch die Einfuhr von Olivenöl (Speise⸗ und Fabriköh, sowie von . und Kokosnußöl, Rüb⸗ und Rapsöl hat einen Rückgang er ahren; dagegen ist die Einfuhr von Leinöl, Fischthran, Schmalz und anderen schmalzartigen Fetten. Talg, Stearin- und Palmitinfäure, Paraffin und ähnlichen Kerzenstoffen gestiegen.

Die Einfuhr von Bau- und Nutz holz, mit Ausnahme von Faßdauben und Stabholz erreichte die Höhe von 8748210 Doppel Ctr, gegen 17023 228 Doppel -Ctr., in dem entsprechenden Zeitab— schnitt des Vorjahres. Bei dem Vergleich dieser Einfuhr, wie der Einfuhr von Getreide und andern Waarenartikeln, welche im Jahre 1885 im Zollsatze erhöht wurden, mit den betreffenden Einfuhren des Vorjahres, ist indeß in Betracht zu ziehen, daß die Einfuhr im ersten Halbjahr 1885 bei Bau- und Nutzholz bis zum Schluß des dritten Vierteljahres 1885 unter der Einwirkung der beschlossenen Zoll⸗ änderungen eine erbeblich größere war, als sie ohne diesen Umstand gewesen wäre. Von Faßdauben und Stabholz wurden bis Ende Juli 368 135 Doppel-Ctr. eingeführt, im Vergleich zu dem ent— sprechenden Zeitabschnitt des Vorjahres 1092 Doppel-Ctr. mehr.

Von der Ausfuhr heben wir diejenige von Fabrikaten der Textilindustrie und von Eisen und Eisenwaaren hervor. Die erstere war bis Ende Juli folgende:!

1886 1885

100 kg netto 83 005 77213

6392 56 634 2348

Dichte Baumwollenwaaren J Undichte Baumwollenwaaren, baumw. Gardinen⸗ setoffe, Spitzen, Stickereien, Trimmings Baumwollene Strumpf und Posamentierwaaren Gnte und Manmllahanfgeme;- Leinwand, Zwillich, Drillich; lein. Damast; lein. Tisch-, Bett- und Handtücherzeug Seiden- und Halbseidenwaaren . Wollen- und Halbwollenwaaren.

8126 64 349 2437

16249

31 876

149 600 135943 zusammen 355 542 321 354 Hiernach hat im Allgemeinen eine erhebliche Zunahme der Aus— fuhr von Fabrikaten der Textil-Industrie stattgefunden; mit Ausnahme der Leinenindustrie nehmen an derselben alle Zweige der Tixtil-Industrie Theil. Was die Ausfuhr von Eisen und Eisenwaaren betrifft, so wurden von Roheisen, Bruch- und Luppeneisen, Rohschienen und Ingots 1 896 687 Doppel⸗Ctr. gegen 1414 064 Doppel-Ctr., von Eisenwaaren mit Ausnahme von Maschinen und Maschinentheilen 4795 894 Doppel⸗Ctr. gegen 4103 691 Doppel⸗-Ctr. und von Maschinen ꝛc. 404 282 Doppel-⸗Ctr. gegen 425 339 Doppel-Ctr. im korrespondirenden Zeitraum des Vorjahres ausgeführt. Unter den ausgeführten Maschinen befanden sich 39 341 Doppel-Ctr. Näh— maschinen, im Vergleich zu dem korrespondirenden Zeitraum des Vor— jahres 4.79 Doppel-Ctr. mehr.

(Nat.-Itg.) Im vorigen Jahre ist bekanntlich die obliga⸗ torische Impfung in der Schweiz durch Volksabstimmung auf— gehoben worden und bereits jetzt zeigen sich schon die nacht heiligen Folgen hiervon. h in den Jahren 1881 —1884 der

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Während nämlich Kanton Zürich von den Pocken ganz verschont blieb, kamen im ersten Quartal des Jahres 1885 schon 6, im zweiten und dritten je 14 und im letzten Quartal 38 Pockentodesfälle auf 10090 Todesfälle. Im ersten Quartal 1886 sind sogar 85 Todesfälle an Pocken vorgekommen. Interessant ist in dieser Beziehung auch ein Vergleich Deutschlands mit Frankreich. Während im Jahre 1885 in 21 deutschen Städten auf rot. 4 Millionen Einwohner nur 27 Todesfälle an Pocken vor— kamen, starben an dieser Krankheit in 15 Städten Frankreichs mit nahezu derselben Einwohnerzahl 866, also 32 Mal so viel Personen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Spamer's Illustrirtes Konversations-Lexikon. Nachschlagebuch für den täglichen Gebrauch. Ein Hausschatz für das Volk. Orbis pietus für die studirende Jugend. Zweite gänzlich umgearbeitete Auflage. Leipzig und Berlin. Verlag und Druck von Otto Spamer. 1885. 1886. Erster Band: Mit 1162 Textabbildungen, 16 politischen und physischen Karten und 7 Tonbildern. 943 Bogen 40. Zweiter Band: Mit 966 Text— abbildungen. 2 politischen Karten und 20 Tonbildern. 94 Bogen 40. Im Jahre 1870 ließ die Spamer'sche Verlagshandlung den ersten Band eines „Illustrir ten Konversationslexikons“ in groß Quart erscheinen, einer Neuheit auf diesem Gebiete, indem der Schwerpunkt auf die Illustration gelegt wurde. Das Unternehmen wurde in acht starken Bänden zum Abschluß gebracht. Die vorliegende zweite Auflage des Buches wurde 1885 begonnen und ist bereits bis zum dritten Bande vorgeschritten, der binnen Kurzem beendet sein wird. Sie ist im Verhälmiß zur ersten völlig umgestaltet. Die Abbildungen wie die Artikel sind gesichtet, beide fehr bedeutend vermehrt. Von den alten Abbildungen ist eine große . ausge⸗ schieden und mit richtiger Wahl durch neue ersetzt worden; alle Illustra—⸗ tionen sind technisch neu hergestellt. Wenn so die bildliche Darstellung in höherem Maße zur Geltung gekommen ist, so hat darunter der Text nicht gelitten. Der alte Bestand ist theilweise zu Gunsten einer reichhaltigeren Nomenelatur, welche namentlich auch dem Fremdwort größeren Eingang gestattet, reduzirt worden, indem einzelne Artikel unter Beschränkung auf das absolut Wissenswürdige eine Kürzung erfuhren; der Inhalt im Ganzen aber hat durch sorgfältige und takt⸗ volle Behandlung so gewonnen, daß das Werk einen au geprägt wissenschaftlichen Charakter angenommen hat, wie denn auch den literarischen Nachweisungen ein größerer Umfang eingeräumt ist. In der geschmackvollen Vereinigung des künstlerischen und des wissen—

schaftlichen Elementes zu einem harmonischen Ganzen sehen wir den Werth und den Vorzug dieser neuen Ausgabe, auch wenn wir von der größeren Zahl der Stichworte absehen. Das Format ist durch An⸗ näherung an die Lexikonform handlicher geworden.

Wie die Illustration überhaupt in diesem Konversationslexikon prävalirt, so innerhalb derselben das Porträt, als ihm allein zukom⸗ mende Spezialität. Durch diese Zugabe gewinnen die biographischen Artikel an Leben und Interesse, und es ist anzuerkennen, daß die Bildnisse bedeutender Personen (der erste Band zählt deren 115, der zweite 179) mit Fleiß, oft selbst von Skulpturen hergeholt und bis auf die Cerihnethen der Gegenwart fortgeführt sind. Eine meist gedrungene Kürze und Vollständigkeit der Literaturangaben sind außer⸗ dem Vorzüge dieser biographischen Artikel; hervorragende Personen werden mit gebührender Gründlichkeit behandelt: man vergleiche z. B. die Artikel Bismarck‘, Bonaparte“, „Aristoteles.“

Unter den etwa 50 Fächern, über welche sich das Werk erstreckt, zeichnen wir aus: Geschichte und Kulturgeschichte. Die den Erd⸗ theilen Afrika, Amerika, Asien und Australien gewidmeten Aufsätze sind illustrativ besonders reich ausgestattet; außer 5 politischen und 6 geologischen Karten finden wir hier zahlreiche Abbildungen von Landschaften mit merkwürdiger Bodenformation oder Vegetation, von Thierleben, Typen der Bewohner, Volksgebräuchen und Beschäfti⸗ gungen, Wohnungen, Alterthümern, Waffen und dergl. Statistische Uebersichten in der Art der Hübner'schen Tafeln sind dem Texte an⸗ geschlossen. Die Astronomie als Wissenschaft ist Gegenstand eines mit Himmelskarten und Gestirnbildern reichlich verschenen Aufsatzes, dem zugleich die Architekturen der Haupt-Stern⸗ warten und ein biographisches Verzeichniß der bedeutendsten Astronomen der Gegenwart beigegeben sind. Um über die Be— handlung der Naturwissenschaften, Physiologie und Anatomie in Wort und Bild ein Urtheil zu gewinnen, vergleiche man Artikel wie Baumwolle‘. Bacillarien ,. „Anatomie (mit einem Verzeichniß der nam haftesten Anatomen der Jetztzeit nach Lebensdauer und Spezialität), Auge“. Unter den bildenden Künsten erfährt die Baukunst sach⸗ gemäß eine erhöhte Berücksichtigung bei der kildlichen Darstellung; zunächst in dem gleichnamigen Artikel, welcher außer zahlreichen Text-Illustrationen auf 12 Tafeln in chronologischer Folge die be⸗ rühmtesten Bauwerke von der ältesten Zeit bis auf die Gegen— wart, vorführt; dann sowohl gelegentlich in den kultur—⸗ geschichtlichen und größeren geographischen Rubriken als bei den einzelnen Städten, Schlössern und Architekturbranchen. Wenn nach dem Gesagten die künstlerische Ausstattung des Werkes ungemein anregend auf den Leser wirkt, der Inhalt allen Anforderungen, welche man gegenwärtig an ein solches Buch stellt, gerecht wird, so verdient neben der großen Zahl der Stichworte die beiden ersten Bände enthalten an 20 9000 Artikel, der zweite allein 11 680, noch besonders der nach Verhältniß zu dem Geleisteten billige Preis her— vorgehoben zu werden.

Das ganze Werk wird 8 Bände umfassen und außer den zahl⸗ reichen Tonbildern, Karten und Beilagen in Holzschnitt, Lithographie und Farbendruck gegen 6000 Textabbildungen bringen. Es kann in etwa 200 Lieferungen zu 4 Bogen 50 ), in etwa 34 Abthei⸗ lungen zu 24 Bogen 3 M), oder in Bänden (geheftet à 12,50 4, gebunden 6 195 6) bezogen werden. Bei dem klaren und sauberen Druck des Textes wie der Illustrationen auf starkem, weißem, stroh⸗ freien Velinpapier und dem eleganten, reich mit Gold verzierten Halb—⸗ ö mit farbigem Vorsatz rechnet das Buch unter die Pracht⸗ werke.

Wilhelm Hey, nach seinen eigenen Briefen und Mit— theilungen seiner Freunde dargestellt von Dr. Theodor Hansen, Gotha, Friedr. Andr. Perthes, 1886. (Preis: geb. 7 4). Dem erst im Herbst 1385 erschienenen Lebensbild „Der Fabeldichter Wilhelm Hey, ein Freund unserer Kinder“ (starb 1854 als Superintendent in Ichtershausen) folgt von J. Bonnet im gleichen Ver⸗ lage diese eingehende Biographie des Fabeldichters, eine tiefer gründende, die inneren Zusammenhänge sorafältiger erschließende wissenschaftliche Leistung, welche ein allseitiges Verständniß des Fabel⸗ dichters und der Beziehungen zu seiner Zeit zum Ziele hat und daher für viele Leser eine willkommene Ergänzung des Bonnet'schen Lebens— bildes bietet. Das reichhaltige Material, welches der Verfasser zu einem lichtvollen Ganzen verarbeitet, verdankt er nicht nur der im Besitz der Perthes'schen Familie befindlichen Sammlung Hey'scher Briefe und Gedichte, sondern auch einer ganzen Reihe anderweitiger, von ihm selbst aufgespürter Quellen, meist selbst Auszügen aus den Briefen Hey's und seiner geistig bedeutenden Korrespondenten. Die zahlreich eingestreuten, zum Theil noch wenig bekannten Hey'schen Gedichte verbreiten einen poetischen Duft über das ganze ansprechende Werk, welches eine ebenso weite Verbreitung verdient, wie sie die Hey'schen Fabeln gefunden haben.

Hackländer's Humoristische Schriften. von H. Schlittgen. In 36 Lieferungen (Quartformat) mit circa 500 Illustrationen. à 50 5. Verlag von Carl Krabbe, Stuttgart. Das neue Gewand, in welchem die beliebten Erzeugnisse der Hackländer'schen Muse hier geboten werden, wird Diejenigen, welche diese Schriften bereits kennen, gern veranlassen, sie noch einmal zur Hand zu nehmen, um sich an den meisterhaften Illustrationen, die dem Text mindestens gleichwerthig sind, zu erfreuen. Wer die humoristischen Erzählungen aber noch nicht kennt, hat durch die artistischen Beigaben doppelte Aufforderung, sich mit ihnen bekannt zu machen.

Florenz in Wort und Bild. Geschichte Kultur⸗ geschichte Kunstgeschichte von Rudolf Kleinpaul. Mit 200 Illustrationen. In 20 Heften à 1 S6 Leipzig, Schmidt u. Günther. 6. und 7. Heft. Diese Hefte enthalten die Fortsetzung der Galerie der Uffizien und führen die berühmtesten Kunstwerke in Wort und Bild vor. Darunter bekannte Statuen, wie die Mediceische Venus, den tanzenden Faun, die Niobe, dann die Gemälde, wie die Fornarina von Raffael, die Flora und die Venus von Tizian, die heilige Fa—⸗ milie von Michelangelo, die Anbetung der Madonna von Correggio und andere, in musterhaftem Holzschnitt.

Die Nr. 36 von Schorer's Familienblatt“ (redigirt von Dr. Franz Hirsch) hat folgenden Inhalt: Die Lebensmüden. Von Gräfin Agnes Klinkowstrooem. Gedenket eurer Kinder. Der Mutter Todtenwacht. Gedicht von Franz Hirsch. Zu dem gleichnamigen Kunstblatt. Ein Damenkaffee. Von Wilhelmine Buchholz. Die Plünderung der Natur. Von Karl Wartenburg. Kornblume. Gedicht von Robert Hamerling. Mit Illustration. Vor der Sündfluth Roman von E. Vely. (11. Fortsetzung.) Fahrpost. Gedicht von Fr. Güll. Originalkomposition von Wilhelm Taubert. Plauderecke: Die handschriftlichen Aussprüche zur Schul⸗ reform. Interessante Lektüre. Mit Illustration. Ein Sprech⸗ saal zur Schulfrage. Unsre Künstler. Postillon d'amour. Mit Illustration. Kunstblätter: Der Mutter Todtenwacht. Von Georges de Geetere. Postillon dsamour. Von G. Kotschenreiter. Ein Liebesidyll. Interessante Lektüre. Von G. Jakobides. Beilage: Die Kaisertage in Gastein. Mit 9 Originalzeichnungen von il Gehrke. Ein Liebesidyll. Von Bernhard Hoff. Brief⸗ asten.

Illustrirt

Gewerbe und Handel.

Einer dem „Deutschen Handelsarchiv* (Septemberheft) aus Moskau zugegangenen Mittheilung zufolge soll die Ver⸗— legung der Wesfe von Frbit nach Tjumen angestrebt werden, da der letztere Ort jetzt durch die Eisenbahn mit Jekaterinenburg und Perm verbunden ist und in nicht zu ferner Zeit auch Anschluß an die im Bau begriffene Bahn Ufa⸗Samara und damit an die übrigen Eisenbahnen des europäischen Rußland finden soll. Unter den mannigfachen Industrieartikeln, über deren Absatzverhält⸗ nisse in Moskau die vorerwähnte Mittheilung sich des Weiteren ausläßt, seien hier namentlich baum wollene Näh- und Häkel⸗ garne hervorgehoben, welche in Rußland noch nicht fabrizirt werden und deshalb der Deutschen Industrie ein weites Absatzfeld bieten. Behufs Einführung ihres Fabrikates wird den deutschen Induftriellen das Vorgehen einer englischen Firma empfohlen, welche

es angeblich verstanden hat, durch geschmackvoll ausgestattete Plakate