1886 / 244 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 16 Oct 1886 18:00:01 GMT) scan diff

12) den Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Rath Schöne, 13) den Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Rath Strecke rt, 149 den Ge⸗ heimen Ober ⸗Baurath Schwedler, 15) den Ober⸗Bau Direktor Schönfelder, 16 den Ministerial⸗ und Ober-Bau⸗Direkt or Schneider, 17) den Wirklichen Geheimen Ober⸗Regierungs⸗ Rath Kinek, sämmtlich in Berlin, 18) den Professor Dr. von Bauernfeind in München, und 19) den Ober⸗Baurath Dr. von Ehmann in Stuttgart von Neuem zu Mitgliedern, und zugleich den Königlich bayerischen Ober-⸗Bau⸗Direktor Siebert in München, und den bei der Ministerial-Bau⸗ kommission in Berlin angestellten Regierungs- und Baurath Emmerich zu außerordentlichen Mitgliedern der gedachten Akademie zu ernennen.

Die bisherigen außerordentlichen Mitglieder der Akademie: Ober⸗Bau⸗Direktor a. D. von Herrmann in München, und Professor R. Begas hierselbst sind durch das Loos aus— geschieden.

Der Wasser⸗-Bauinspektor Leiter zu Zölp bei Mal— deuten Ostpr. ist in gleicher Amtseigenschaft nach Thiergarten⸗ schleuse bei Oranienburg versetzt worden.

Per sonalveränderungen.

Königlich Preusische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Ba den⸗Ba den, 9. Oktober. Mueller. Hauptm. aggreg. dem Generalstabe, unter Belassung bei dem Großen Generalstabe, in den Generalstab der Armee einrangirt. Bogen, Hauptm. aggreg. dem Generalstabe, unter Entbindung von dem Kom— mando bei dem Großen Generalstabe, zur Dienstleistung bei dem Generalstabe des 1IV. Armee⸗Corps kommandirt. v. Bauer, Pr. t. vom Füs. Regt. Nr. 80, in das Inf. Regt Nr. b, v. Borries, Sec. Lt. vom Train-Bat. Nr. 3, in das Feld-Art. Regt. Nr. 22, versetzt. Engler, Hauptm. aggreg. dem Inf. Regt. Nr. 49, als Comp. Chef in das Inf. Regt. Nr. 129 einrangirt.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere, Baden Baden, 12. Oktober. Dieckmann, Sec. Lt. vom Inf. Regt Nr. 82, mit Pension der Abschied bewilligt.

Im Beurlaubtenstande. Baden-Baden, 7. Oktober. Stolzenberg, Sec. Lt., zuletzt von der Kav. des damaligen Res. Landw. Regts. Nr. I365, der Eharakter als Pr. Lt. verliehen.

Königlich Bayerische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 3. Oktober. Blume, Oberst und Comman⸗ deur des J. Fuß⸗Art. Regts. unter Stellung à la suite dieses Regi⸗ ments, zum Commandeur der Fuß⸗Art. Brig. Reinhard, Oberst⸗Lt. und Bats. Commandeur im 1. Fuß ⸗Art. Regt., zum Commandeur diefes Regiments, Betzel, Major und etatsmäßiger Stabs-Offizier im 1. Fuß⸗Art. Regt, zum Bats. Commandeur in demselben Regi— ment, Frhr. Fuchs v. Bimbach und Dornheim, Major à la suite des 2. Fuß-Art. Regts., Referent bei der Insp. der Art. und des Trains, unter einstweiliger Belassung in seinem Kommando zur Königl. Preuß. Art. Prüfungs-Kommission, zum etatsmäß. Stabs⸗ Offizier im 1. Fuß⸗Art. Regt. ernannt.

8. Oktober. Ritter v. Schallern, Major, bisher Adjutant bei der Insp. des Ingen. Corps und der Festungen, zum 2. Pionier⸗ Bat.,, Win disch, Hauptm. von der Fortifikation Ingolstadt, in das Verhältniß à la suite des Ingen. Corps, unter Kommandirung zur Fortifikation Um, v. Oelhafen, . Lt. à la suite des 2. Feld⸗ Art. Regts., Direktions⸗Assistent beim Haupt Laboratorium, in gleicher Eigenschaft zu den Art. Werkstätten versetzt. Föringer, Hauptm. à la snité des Ingen. Corps, kommandirt zur Fortifikation Ulm, unter Versetzung in den etatsmäßigen Stand des Ingenieur-Corps, zum Adjutanten bei der Inspektion des Ingenieur-Corps und der Festungen, Bäumer, Pr. Lt. des 4. Feld⸗Art. Regts., unter Stell. ä la suite dieses Truppentheils, zum Direktions⸗-Assistenten beim Haupt⸗Laboratorium, ernannt. Ritter v. Mann⸗Tiechler, Pr. Lt. im 4. Inf. Regt, Egger, Pr. Lt. im 12. Inf. Regt. Wisner, Pr. Lt. im 16. Inf. Regt, kommandirt zum Topographischen Bureau des Generalstabes, v. Lilier, Prem. Lt. im 17. Inf. Regt., Schwalb, Pr. Lt. im 18. Inf. Regt. Steudel, Pr. Lt. von der Eisenbahn-⸗Comp. im 1. Pion. Bat., zu Hauptleuten und Comp. Chefs, Walch, Sec, Lt, im 16. Inf. Regt, HR flanm, Ser, Lt. im L, Ins Regt, Meher, Sec, Tt, im 18. Ink. Regt, zu Pr Etz, Stadler, Port. Fähnr. im 6. Inf. Regt.,, Frhr. v. Tubeuf, Port. Fähnr. im I56. Inf. Regt., zu Sec. Lts., befördert. Sinz, ö des 1. Pion. Bats., von der Stelle als Comp. Chef ent— oben.

Durch Verfügung des Kriegs-Ministeriums. Faber, Sec, Lt. des 5. Inf. Regts,, von seinem Kommando zum topographischen Bureau des Generalstabes mit der Wirksamkeit vom 1. Oktober d. J. enthoben. Kießling, Sec. Lt. desselben Regts., mit der Wirk— samkeit vom 1. Oktober d. J. zu dem genannten Bureau kom— mandirt.

Durch Verfügung der Inspektion der Artillerie und des Trains. Raithel, Zeug-Lt. vom Art. Depot Ingolstadt, zu den Art. Werk⸗ stätten versetzt.

Durch Verfügung der Inspektion des Ingenieur-Corps und der . Sinz, Hauptm. des Ingen. Corps, Amberger, üller, Hauptleute, bei der Fortifikation Ingolstadt eingetheilt.

Im Beurlaubtenstande. 8. Oktober. Die Pr. Lts. des Beurlaubtenstandes: Rabl vom 16. Inf. Regt. zum 6. Inf. Regt., Frauenholz vom 11. Inf. Regt.,, Funkler vom 14. Inf. Regt., Beide zum 15. Inf. Regt, Krammel vom 11. Inf. Regt. zum 18. Inf. Regt. Walber, Sec. Lt. des Beurlauhtenstandes vom 4. Inf. Regt. zum 5. Inf. Regt., versetzt. Modrach, Sec. Lt. des Beurlaubtenstandes vom 10. Inf. Regt, Sammüller, Sec. Lt. des Beurlaubtenstandes vom 12. Inf. Regt., Beide zum 15. Inf. Regt. versetzt. Sternecker, Carl, Pr. Lts. des Beurlaubtenstandes vom 18. Inf. Regt, zu Hauptleuten befördert.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 26. Sep⸗ tem ber. Monglowskh, Sec. Lt. des 10. Inf. Regts, unter Entlassung aus dem aktiven Dienst auf die Dauer eines Jahres, in das Verhältniß à la suité dieses Truppentheils versetzt.

8. Oktober. v. Gropper, Gen. Major, Commandeur der 6. Inf. Brig., in Genehmigung seines Abschiedsgesuches, unter wohl⸗ gefälliger Anerkennung seiner fünfzigjährigen, mit Treue und Hin— gebung geleisteten Dienste, mit Pension zur Disp. gestellt. Hertel, Hauptm. z. D., Adjut. beim Landw. Bez. Kommando Kissingen, unter Verleihung des Anspruches auf Anstellung im Militär-Ver— waltungsdienste, mit Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform des 1. Fuß alt Regts., Kriechbaumer, Pr. Lt. des 2. Pion. Bats, unter Verleihung des Anspruches auf Anstellung im

Militär⸗Verwaltungsdienste, mit Pension, der Abschied bewilligt.

Aichtamtliches. Deuntsches Reich.

Prenszen. Berlin, 16. Oktober. Se. Majestät der Kaiser und König hörten, wie „W. T. B.“ aus Baden⸗ Baden meldet, gestern Vormittag die Vorträge des Wirklichen Geheimen Legations⸗Raths von Bülow sowie des Chefs des Civilkabinets, Wirklichen Geheimen Raths von Wilmowski,

und unternahmen in der Mittagsstunde mit dem General⸗ Adjutanten, General Grafen Lehndorff, eine Spazierfahrt.

Später fand bei Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin eine Matinée statt, an welcher gegen 60 Personen, darunter alle in Baden anwesenden Fürstlich⸗ keiten, insbefondere Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog, die Großherzogin, der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Baden, die Herzogin von Hamilton, die Fürstlich Fürsten⸗ berg'sche Familie, Prinz Gustav von Sachsen⸗Weimar, Fürst Menischikoff sowie die Fürstinnen Solms und Baryatinski theilnahmen.

Abends war Familienthee bei Ihren Majestäten, zu welchem ebenfalls mehrere Einladungen ergangen waren.

Durch Allerhöchste Ordre vom 27. September d. J. ist dem Kreise Ruppin, welcher den Bau einer Kreis-Chaussee vom Dorfe Menz über Groß⸗Woltersdorf bis zur Kreis-Chaussee Lindow Gransee, östlich des Dorfes Schönermark, ausgeführt 6h gegen Uebernahme der künftigen chausseemäßigen Unter—

altung der Straße das Recht zur Erhebung des Chaussee—

geldes nach den Bestimmungen des Chausseegeld-Tarifs vom 329. Februar 1840 einschließlich der in demselben enthaltenen Bestimmungen über die Befreiungen, sowie der sonstigen, die Erhebung betreffenden zusätzlichen Vorschriften vorbehaltlich der Abänderung der sämmtlichen voraufgeführten Bestimmun— gen verliehen worden. Auch sollen die dem Chausseegeld⸗ Tarife vom 29. Februar 1840 angehängten Bestimmungen wegen der C hau ffeepolizei⸗ Vergehen auf die gedachte Straße zur Anwendung kommen.

Die sechsmonatliche Ver jährungsfrist für Rügen von Mängeln an gelieferten Waaren (Art. 349 H.-G.-⸗B.) findet nach einem Urtheil des Reichsgerichts, J. Civilsl, vom 28. Juni d. J, keine Anwendung bei Waaren, deren Beschaffenheit erst zu einem bestimmten, nach sechs Monaten eintretenden Zeitpunkt erkannt werden konnte. In diesem Falle aber hat die Rüge zu erfolgen, sobald die Beschaffen— heit der Waare entdeckt werden kann; eine Verzögerung der Untersuchung und Mängelanzeige hat den Verlust des Rügerechts zur Folge. „War die Beschaffenheit des Samens erst bei der Ernte zu erkennen, so muß die Haftbarkeit des Verkäufers als vertragsmäßig auf die Frist, bis die Eigenschaft des Samens bei der Ernte erkennbar war, auch wenn die Ent⸗ deckung und Anzeige danach erst nach 6 Monaten möglich war, erstreckt gelten (vgl. Art. 349 Abs. 5). Auch in diesem Falle mußte aber allerdings gemäß Art. 347 H—⸗B.⸗-G. die Anzeige, sobald die Beschaffenheit entdeckt werden konnte, so⸗ fort erfolgen ndr amn es dabei nicht darauf an, wann der Beklagte die kontraktwidrige Beschaffenheit von ihren Abnehmern erfahren hatte, sondern darauf, wann jene Abnehmer diese Be— schaffenheit entdecken und ihr mittheilen konnten, da es Sache der Beklagten war, wenn sie den Samen weiter verkauft hatte, dafür Sorge zu tragen, daß sie die ihr gegen den Ver— käufer obliegende Verpflichtung der Anzeige, sobald die Be⸗— schaffenheit festzustellen war, erfüllen konnte. Auch liegt dem Käufer der Beweis derjenigen Thatsachen, aus welchen sich die Rechtzeitigkeit der Anzeige ergiebt, ob. (Vergl. Entsch. d. R.⸗G. in Civils. Bd. III. S. 101)“.

Nach der im Reichs-Eisenbahnamt aufgestellten, in der Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisung der auf deutschen Eisenbahnen ausschließlich Bayerns im Monat August d. J. beim Eisenbahnbetriebe (mit Aus— schluß der Werkstätten) vorgekommenen Unfälle waren im Ganzen zu verzeichnen: 4 Entgleisungen auf freier Bahn, 12 Entgleisungen und 12 Zusammenstöße in Stationen und 131 fonftige Unfälle (iteberfahren von Fuhrwerken, Feuer im Zuge, Kesselexplosionen und andere Betriebs⸗ ereignisse, sofern bei letzteren Personen getödtet oder verletzt worden sind). Bei diesen Unfällen sind im Ganzen, und zwar größtentheils durch eigenes Verschulden, 144 Per— sonen verunglückt, sowie 27 Eisenbahnfahrzeuge erheblich und 64 unerheblich beschädigt. Es wurden von den 26 716 652 überhaupt beförderten Reisenden 4 verletzt (und zwar ent— fallen 2 Verletzungen auf die Bahnstrecken im Verwaltungs— bezirke der Königlichen Eisenbahn-Direktion zu Magdeburg und je 1 Verletzung auf die Bahnstrecken im Verwaltungsbezirk der Königlichen Eisenbahn-Direktion zu Elberfeld und auf die Badischen Staatseisenbahnen), von Bahnbeamten und Arbeitern im Dienst beim eigentlichen Eisenbahnbetriebe 23 getödtet und 72 verletzt und bei Nebenbeschäftigungen 1 getödtet, 5H ver⸗ letzt; von Steuer⸗ꝛc. Beamten U getödtet, J verletzt; von fremden Perfonen (einschließlich der nicht im Dienst befindlichen Bahn⸗ beamten und Arbeiter) 12 getödtet und 12 verletzt; sowie bei Selbstmordversuchen 11 Personen getödtet und 2 verletzt. Von den sämmtlichen Verunglückungen mit Ausschluß der Selbst— morde entfallen auf: . Staatsbahnen und unter Staatsverwaltung stehende Bahnen (bei zusammen 28 881,15 km Betriebslänge und 161 489 038 geförderten Achskilometern) 124 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Bahnstrecken im Verwaltungsbezirk der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion zu Köln J. (17, Elberfeld (5) und Breslau (14); verhältnißmäßig, d. h. unter Berück— sichtigung der geförderten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen Längen sind jedoch auf den Badischen Staats— eisenbahnen, auf der Main-Neckar⸗-Eisenbahn und auf den Bahnstrecken im n ,, der Königlichen Eisenbahn— Direktion (rechtsrheinische) zu Köln die ,. Verunglückungen vorgekommen. B. Größere Privatbahnen mit je über 150 km Betriebslänge (bei zusammen 1648,21 km Betriebslänge und 20433217 geförderten Achskilometern) 5 Fälle, und zwar auf die Hessische Ludwigs-Eisenbahn. C. Kleinere Privatbahnen mit je unter 1650 km Betriebslänge (bei zusammen 1573,17 Km Betriebslänge und 10 802 544 geförderten Achskilometern) 2 Fälle, und zwar je 1 Fall auf die Marienburg-Mlawkaer und auf die Neu— Strelitz⸗Warnemünder Eisenbahn.

Nach einem Erkenntniß des Kammergerichts, vom 15. April d. J., können auch gegen Rechtsanwälte im Stempelgesetz angeordnete Ordnungsstrafen gerichts— seitig festgesetzt werden.

Der Königliche Gesandte am bayerischen Hofe, Graf von Werthern-Beichlingen, ist von dem ihm Allerhöchst

bewilligten Urlaub nach München zurückgekehrt und hat die

Geschäfte der dortigen Gesandtschaft wieder übernommen.

. Der Kaiserlich russische Botschafter am hiesigen Aller⸗ höchsten Hofe, Graf Sch uwaloff, ist vom Urlaub nach

Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Votschaft wieder übernommen.

Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen— Meiningen, Oberst-Lieutenant und etatsmäßiger Stabsoffizier des Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiments Nr. 2, hat sih mit Urlaub nach Meiningen begeben.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 14. Oktober. (Th. C.) In Vervollständigung der Mittheilungen über den Staatshaushalts-Etat des Großherzogthums is noch über den außerordentlichen Etat für die nächste Finanzperiode zu berichten. Derselbe umfaßt erstens die Ueber- schüsse der Hauptstaatskasse aus den früheren Finanzperioden. In Einnahme werden hier verrechnet die Summe der Einnahmen des vorigen Voranschlags in Höhe von 2658 276 M6; dazu kommen die Ueberschüsse aus den Jahren 1881, 1882, 188 mit 366 480, 325 959 und 551 715 ½ , zusammen 3902432 Davon gehen ab 2451 397 6 bereits verrechnete Posten, sodaß 1451 035 S verbleiben. Von dieser Summe ist indessen bereitz über 1248413 S6 Seitens des Landtages verfügt, und sind 97 276 M theils für den Eisenbahnfonds, theilt anderweitig belegt, sodaß ein Vorrath von 111 345 (6 ver— bleibt. Der Fonds der französischen Kriegsentschädigung in Höhe von 970 270 6, der die zweite Abtheilung des außer— ordentlichen Etats umfaßt, ist bereits durch Beschlüsse des Landtages belegt. Die dritte Abtheilung wird durch den Eisen— bahnfonds gebildet; seine Einnahme beziffert sich auf 647 742 M; über 552 115 66, davon liegen bereits Verab— schiedungen mit dem Landtage vor; 95000 (S6 sind demselben für bestimmte Zwecke zu entnehmen, so— daß auch hier Einnahme und Ausgabe sich decken. Noch ist zu erwähnen, wie die Einnahmen aus der Reichskasse sich zu den Zahlungen an dieselbe (Ma— trikularbeiträge) in den Jahren 1883, 1884, 1885 ge— staltet haben. Der Ueberschuß des ersten Jahres war seht günstig: die Einnahme war eingestellt mtt 278 520 46, betrug in der Ausführung aber 285 455 S6 mehr; die Ausgabe da— gegen war mit 441 615 ½ é eingestellt und betrug nur s3 328 MS; bei der Ausführung gestaltete sich das Verhältniß um 202 126 ½υ9 günstiger für die Einnahme. Im Jahre 1984 gestaltete sich die Ausführung um 14542 (6, im Jahre 1885 um 39 300 M6 ungünstiger für den Etat, als bei der Aufstellung desselben vorgesehen war, in Folge des höheren Betrages der Matrikularbeiträge. Der Bestand der gesammten Staatsschuld betrug am 1. Januar 188 6 455 631 MS, am 1. Januar 1885 6343 938 66 Seit dem

l. Januar 1851 hat bis 1. Januar 1885 eine Vermehrung . der Schuld um 7546500 6, eine Tilgung um über 21 Mil.

lionen stattgefunden, sodaß thatsächlich die Schuld seit dem Jahre 1851 sich um 1316“ Millionen verringert hat.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 15. Oktober. (W. T. B) Der König von Sachsen hat heute Abend die Rückreise nach Dresden angetreten; der Kaiser gab demselben bis zum Bahnhof das Geleit.

(Wn. Abdp.) Im Abgeordnetenh ause des Reichsraths setzte gesten der landwirthschaftliche Ausschuß die Berathung der Regierungsvorlage, betreffend die landwirthschaftlichen Erbtheilungsvorschriften, in Gegenwart des Ackerbau-Ministers, Grafen Falkenhayn, fort. In der vorgestern Abend abgehaltenen Sitzung des Wehr-Ausschusses wurde die Generaldebatte über den Gesetzentwurf, betreffend die Militärversorgung der Wittwen und Waisen der Offiziere und der Mannschaft, beendet und die Spezialdebatte eröffnet.

Pest, 14. Oktober. (Prg. Ztg.) In der heutigen Sitzunz des Abgeordnetenhauses urgirte der Abg. Helfy die Beantwortung der Interpellation über die Mis— sion des Generals Kaulbars in Bulgarien. Der

Minister-Präsident von Tisza erklärte: er könne henne

nicht antworten, im Sinne der Hausordnung müsse er sich nach 30 Tagen über die Beantwortung der Interpellation

äußern. Das Oherhaus wählte heute die Mitglieder der . Quotendeputation und sodann die Delegationsmitgliede.

Großbritannien und Irland. London, 15. Oktober.

(W. T. B. Auf eine Anfrage über die Authentizität der von der „Pallmall-Gazette“ veröffentlichten Denk—

schrift soll Lord Beresford erwidert haben: die Veröffent—

lichung der Denkschrift in der „Pallmall-Gazette“ sei nicht zu rechtfertigen; es handle sich um ein für den Admiralitätsrath vorbereitetes vertrauliches Schriftstück.

(A. C.) Auch in Schottland läßt die Bevölkerung die Homerule-Frage nicht einschlafen. In der am 12. d. in der Rathskammer zu Edinburg unter dem Vorsitz des Lord Provosts der schottischen Hauptstadt abgehaltenen Jahresversammlung des Ausschusses der Konvention der „Königlichen und parlamentarischen Wahlflecken“ gelangten, wie die „Allg. Corr.“ meldet, die folgenden 4 Resolu tionen

zur Annahme: 1) daß alle Anträge aus Schottland für

parlamentarische oder kompulsorische Gewalten, die gegenwärtig in der Form von Privat- und Lokal-Bills erscheinen, in Schott— land erörtert und entschieden werden sollten; 2) daß die re— präsentative Lokalregierung auf schottische Grafschaften aus— gedehnt werden sollte; . daß die Gewalten der Konvention Königlicher Wahlflecken behufs besserer Verwaltung schottischer Lokalangelegenheiten definirt und ausgedehnt werden sollten. und 4) daß eine die obigen 3 Resolutionen verkörpernde Denk⸗ schrift dem Minister für Schottland übermittelt werde.

Bombay (Indien), 13. Oktober. (A. C.) Wie wver— lautet, stehen demnächst wichtige Veränderungen in der Eingeborenen-Armee bevor. Die Infanterie wird in geschlossenen Regimentern zu drei Bataillonen organisirt werden. Bei den Regimentsstäben werden sich die Reserven für die Feldbataillone befinden. Die neuen Verordnungen werden außerdem die Bildung einer Reserve verfügen, jedoch wird dieselbe einstweilen nur bei der bengalischen In— fanterie in kleinerem Maßstabe eingeführt werden.

Frankreich. Paris, 14. Oktober. (Fr. C.). Det Finanz-Minister und der Budget-Ausschuß haben si in ihrer gestrigen Unterredung über den Finanzplan für 1887 nicht einigen können. Auf beiden Seiten verharrte man bei den schon entwickelten Projekten. Der Ausschuß will nicht von der Einkommensteuer lassen, welche, in gelindem Maße ange. wandt, nächstes Jahr 52 Millionen hätte eintragen sollen, der Minister aber zeigte sich entschlossen, von dieser neuen Steuer bis auf Weiteres ganz abzusehen. Auf die Frage Clémenceaus, ob er wenigstens für 1888 eine Einkommen- oder Vermögens=

steuer einzuführen gedächte, erwiderte Hr. Sadi Carnot: die Regierung könne auch in diesem Betracht nichts Bestimmtes versprechen. Jedermann sei darüber einig, das Prinzip der Einkommensteuer weise und gerecht zu finden. Nur erheische seine Verwirklichung eine gründliche Steuer—⸗ reform, welche das Resultat langer Vorstudien und Arbeiten sein müsse. Auf die Entgegnung des Präsidenten Jiouvier: die Fehlbeträge, der gegenwärtigen Legislatur könnten nicht sämmtlich durch die Erhöhung der Alkoholsteuer gedeckt werden, welche der Finanz⸗Minister für 1887 in glussicht nimmt, erwiderte dieser: es wäre aber vielleicht möglich; es gelte jetzt, über einen schlimmen Zeitpunkt hinauszukommen und den Augenblick abzuwarten, da das Steuererträgniß den Lasten wieder gewachsen sei. Man sollte trachten, bei einer neuen Steuervertheilung, welche nothwendig geworden, die Lasten nicht noch zu erhöhen, wie dies der Fall wäre, wenn die Einkommensteuer in der vorgeschlagenen Form an⸗ genommen würde. Es hat jetzt den Anschein, als ob der glusschuß an dem Prinzip der Einkommensteuer festhalten, aber in der Praxis ein Zugeständniß machen wollte, indem er statt 52 nur noch 5 Millionen davon verlangte. Der Finanz ⸗Minister will bekanntlich im Einvernehmen mit seinen Kollegen die Alkoholsteuer von 156 auf 200 Fr. sftatt 215) erhöhen. Ferner beantragt er eine Steigerung der Wirthshaus-Licenzen und verspricht sich von diesen beiden Maßregeln eine Einnahme von 765 Millionen. Als er den Ausschuß verlassen hatte, wurden diese beiden Reformen mit 19 Stimmen gegen 2 Enthaltungen verworfen, und dasselbe Verhältniß ergab sich bei dem Votum über die Aufrechterhal— tung des außerordentlichen Budgets und das Prinzip der Amortisirung der sechsjährigen Obligationen, welche von dem Finanz⸗Minister befürwortet worden waren. In seiner heutigen Sitzung blieb der Budgetausschuß seiner bis— herigen Haltung treu, indem er beschloß, die Einkommen— steuer mit einem Erträgniß von 15 Millionen in seinen Finanzplan von 1887 aufzunehmen.

Malen Rom, 16. Iktober 6 . ) Der „Osservatore Romano“ meldet: der Kardinal-Staats⸗ fekretär Jacobini sei von seinem Unwohlsein vollkommen genesen und kehre morgen hierher zurück.

Bulgarien. Sofia, 16. Oktober. (W. T. B.) Die „Neue freie Presse“ meldet, daß nach den offiziellen Berichten von 85 Wahlbezirken in Bulgarien und Ost— rumelien die Wahlresultate aus 78 Bezirken vorliegen und demnach, da die erforderliche Zahl von zwei Dritteln der Bezirke gewählt hätte, die, wie es heißt, auf den 27. Ok— tober nach Tirnowa berufene große Sobranje zusammen— treten könne.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 16. Oktober. (W. T. B.) Anläßlich des telegraphisch gemeldeten Resumes der von der bulgarischen Regentschaft auf die Noten der russischen diplomatischen Agentur ertheilten Antwort sagt das „Journal de St. Pöétersbourg“: Die willkürlichen Inhaber der Macht, welche seit mehr als einem Jahre Bulgarien auf den Weg der Revolution geworfen haben und deren Vorhandensein und Autorität nur auf Gewalt und Gewaltthätigkeit beruhen, verschanzen sich hinter der kon— stitutionellen Gesetzlichkeit, um das vollständig ungesetzliche Regime, welches sie eingesetzt haben und auch behaupten wollen, fortzuführen. Der Nationalversammlung, welche sie unter dem Einflusse des Schreckens haben erwählen lassen und welche ihnen in Folge dessen ergeben ist, ist von ihnen das Recht verliehen worden, sich über die Gesetzmäßigkeit der Wahlen, aus denen sie hervorgegangen ist, zu äußern und ebenso die Macht— befugnisse der Regierung, deren direkter Ausfluß sie ist, zu sanktioniren. Es würde schwierig sein, besser mit Worten zu spielen, um zugleich Richter und Partei in der eigenen Sache zu sein. Darüber mit ihnen zu streiten, ist unmöglich, aber es ist nicht angängig, daß das Geschick Bulgariens, welches mit der Ruhe des Orients und dem allgemeinen Frieden in Zu— sammenhang steht, solchen radikalen Doktrinen überlassen werde.

Kopenhagen, 15. Oktober. (W. T. B. ) Das Höchste Gericht hat heute den verantwortlichen Herausgeber des „Sozialdemokraten“ wegen Zu— widerhandelns gegen das provisorische Gesetz vom 2. Novem— ber v. J, betreffend die Aufhetzung einer Bevölkerungs— klasse gegen die andere und die Erregung von Haß gegen die Regierung durch die Presse, zu einer vierzehntägigen Gefängnißstrafe verurtheilt. Dem Urtheil wurde, da dasselbe über die von der Linken bestrittene Frage der Rechtsgültigkeit der provisorischen Gesetze zu ent⸗ scheiden hatte, mit großer Spannung entgegengesehen. In den Entscheidungsgründen wird ausgeführt, daß das provisorische Gesetz vom 2. November v. J, obschon es nur während einer Vertagung des Reichstages erlassen werden, gleichwohl rechtsgültig sei und die Rechtsgültigkeit desselben auch dadurch nicht berührt werde, daß sich das Folkething gegen dasselbe ausgesprochen hat, bevor dasselbe dem Reichstage von der Regierung vorgelegt worden; ebensowenig dadurch, daß der Schluß der letzten Reichstags-Session erfolgt sei, bevor das provisorische Gesetz die Sanktion erhalten habe.

Amerika. Washington, 13. Oktober. (R. B.) Der britische Gesandte, Sir L. Sackville West, hat ein Schreiben an den Staatssekretär Bayard gerichtet, worin er denselben auf die bedrohliche Lage der Grenze zwischen Montana und Cangda aufmerksam macht und ihn zu Maßregeln gegen die Raubzüge der Blood- und Piegan⸗Indianer auffordert.

Chicago, 11. Oktober. (R. B.) Die zum Tode ver— urtheilten Chicagoer Anarchisten wollen an den obersten Gerichtshof von Illinois appelliren. Die Sozialisten haben zur Bestreitung der Kosten der Appellation eine Sammlung veranstaltet.

Süd-Amerika. Argentinien. Buenos Ares, 13. Oktober. (R. B.) Bei der gestrigen Installirung von Ur. Juarez Celman als Präsidenten der Repu hlik Argentinken hielt General Roca, der abtretende Prä— sident eine Rede, in welcher er die Reformen aufzählte, welche während der abgelaufenen Präsidentschaftsperiode im rande zur Ausführung gebracht worden sind. Alsdann er— läuterte Dr. Celman sein Regierungsprogramm , Der⸗ selbe erklärte: Seine Politik werde darauf gerichtet sein, den Frieden im Innern! und nach außen hin, zu wahren, und die allmähliche Entwickelung des Landes durch Unterstützung seiner Industrie und seiner Institutionen zu ermuntern. Er übernehme die Zügel der Macht ohne Haß oder Vorurtheil gegen irgend Jemanden. Schließlich erklärte

Dänemark.

der neue Präsident, daß er nicht mit einer besonderen Partei regieren werde, sondern mit Hülfe aller rechtdenkenden Männer, die geneigt seien, ihm in seiner Aufgabe der Förderung der Wohlfahrt und der Glückseligkeit seiner Mitbürger Beistand zu leisten. Das neue Ministerium ist wie folgt zu⸗ sammengesetzt: Dr. Quirno Costa, Minister der auswärtigen Angelegenheiten; Dr. Wilde, Inneres; Dr. Pacheco, Finanzen; General Raced, Kriegs- und Marine-Minister; Senator Dr. Posse, Justiz-, Unterrichts- und Kultus⸗-Minister.

Afrika. Egypten. Alexandria, 13. Oktober. (A. C.) Es wurde in der letzten Zeit in eurbpäischen Blättern vielfach behauptet, daß das Räuberunwesen in Egypten zunehme. Folgende Zahlen beweisen das Gegentheil! In zehn Monaten des Jahres 1884 gab es 191 Fälle von Raub; im ganzen Jahre 1880 nur 70, und im laufenden Jahre bis jetzt 20 Fälle.

Zeitungsstimmen.

In einem „Das freie Spiel der wirthschaftlichen Kräfte in Amerika“ überschriebenen Artikel der „Elberfelder Zeitung“ finden sich folgende Bemerkungen:

Ueber den Atlantischen Ozean ist eine eigenthümliche Nachricht herübergeflogen. Die oberste Behörde des Staates Pennsylvanien in Konflikt mit einer Kohlenhändlerkoalition. Die letztere verhindert den Kohlengewinn und vertheuert damit die nothwendige Waare; ohne Konkurrenz legt sie dem Publikum ihre Preisbedingungen auf. Aber der Staatsgouverneur Mr. Pattison läßt das nicht ungestraft hin— gehen; ungesäumt bietet er den General-Prokurator i. e. die Staats— anwaltschaft gegen dieses Vorgehen auf. Die Kohlenkoalition oder wie der Amerikaner mit charakteristischer Offenherzigkeit sagt, der Kohlensumpf („pool“) wird also unter öffentliche Anklage gestellt. Das gleiche Schicksal scheint einer ‚Sumpf“-Eisenbahngesellschaft be⸗ vorzustehen ...

Ein Einschreiten wie das vorstehend gemeldete allerdings muß sämmtliche hinsichtlich Amerikas bestandenen Illusionen eines bürger— lichen Radikalismus über den Haufen stürzen. Kann denn nicht mehr Jedermann mit seinem Gelde nach Belieben hausen? Wenn ich die sämmtlichen Kohlengruben eines Landes erwerbe und behufs Erzielung eines höheren Preises die Kohlenproduktion einschränke oder sistire, ist nicht das mein gutes Recht? Hat sich in ein solches Vorgehen vielleicht der Staat einzumengen? Zu welchen Konsequenzen soll das führen? In Berlin z. B. soll es nach den Behauptungen klerikaler Blätter Gesellschaften behufs des Aufkaufes und der Brach— legung von Bauterrain geben; die Neubauten werden verhindert, der Preis der vorhandenen Häuser und der Miethpreis der Wohnungen entsprechend hinaufgeschraubt. Die betreffenden Correspondenzen sprechen von einem den Miethern auf diese Weise auferlegten Mieth— zuschlag von bis zu 40 00ὴί. Es ist die Monopolisirung der Bau— spekulation durch bestimmte Centren und „Ringe“. Gegen das Staatsmonopol auf Taback oder Branntwein erhebt sich die „frei⸗ sinnige“ Entrüstung; die Erträge dieser Monopole freilich würden die allgemeine Kasse füllen. Das Monopol der Kohlenpreisbestimmung durch ein Konsortium ist natürlich ganz etwas Anderes.

.Die wirthschafts⸗- und sozialpolitische Zurückgebliebenheit der amerikanischen Behörden ist wirklich eine beklagenswerthe Thatsache. In einer ganzen Reihe von Broschüren hat doch der deutsche Reichs— tagsabgeordnete für Bingen⸗Alzey die völlige und absolute Souveränetät des Privatkapitals hinsichtlich seiner geschäftlichen Verwendung nach— gewiesen; auf seine eigene Gefahr hin vorgehend, müsse das—⸗ selbe übrigens in seiner Wirkung auf die Verhältnisse absolut ungestört gelassen werden. Freilich haben den amerikanischen Politikern in den jüngsten Jahrzehnten die Thatschen Einiges zu denken gegeben. Von auswärtigen Fragen ziemlich ungehemmt hat sich dort die Parteipolitik lediglich auf die großen Interessengegensätze werfen können. Für den amerikanischen Bürgerkrieg 1861 —65 war der Gegensatz zwischen dem freihändlerischen Süden und dem schutz—⸗ zöllnerischen Norden meist bestimmend gewesen; bei den neueren Pra⸗ sidentenwahlen hat die zwischen dem „fernen Westen“ und den öst— lichen „Yankee“ staaten streitige „Greenback oder Papiergeldfrage eine Hauptrolle gespielt. Vollends die Monopolisirung der Eisenbahnen durch die Vanderbildt und Genossen ist eine bekannte Sache; 1877 führte dieselbe zu einem mehrtägigen Eisenbahnkriege mit dem Verluste von einigen Hundert Menschenleben. Durch die deutsche Presse ging damals ein Sturm von Entrüstung; mit anerkennenswerther Unpartei⸗ lichkeit verwies in einer jenen und anderen Verhältnissen gewidmeten Schrift der Reichstagsabgeordnete für Bingen -Alzey auf die bei dem gleichen Anlaß in Eisenbahnmaterial verloren gegangenen unterschied— lichen Millionen nationalökonomischen Werthes. Leider scheinen namentlich Angesichts von Erfahrungen, wie den vor einigen Monaten in Chicago erlebten, die amerikanischen Behörden diesen Herrn nicht mehr für unfehlbar zu halten.

„Das Fiasko des deutschen Staatssozialismus“ hat in den jüngsten Jahren ein Schibboleth für gewisse Organe von Tilsit bis Lörrach gebildet. Die ungemeine Schwierigkeit und Langsamkeit der betreffen den Reformarbeit, das Verschwinden unterschiedlicher Illusionen kann unbedenklich zugegeben werden; auf einem so zerklüfteten Boden wie demjenigen des deutschen Parteiwesens ist die Einigung auch nur über die ersten Anfänge einer sozialen Reform schwer; die sehr anerkennens— werthe und schwerwiegende Frucht der bisherigen Anstrengungen den— noch hinter der populären Erwartung weit zurückgeblieben

In diesem Augenblicke erfährt durch jene amerikanische Nachricht die Arbeit und Hoffnung der Reformfreunde einen neuen kräftigen Anstoß. Für jenes Land sind sozialpolitische Kämpfe der furchtbarsten Art nach vollendetem Anbau seines Kontinents vorausgesagt worden; aber noch ist dort Land für Zehner von Millionen Menschen unbesetzt und schon glaubt sich die Staatsbehörde zu dem Einschreiten gegen die einseitig rücksichtssose Ausnutzung des Privatkapitals berechtigt und verpflichtet. Das in dem „Lande der Freiheit“ und mit einem ungehinderten durch kein Welt— meer getrennten Abfluß der arbeitslos gewordenen „Hände“ nach Millionen Ackern unbebauten Erdreiches in dem Westen. Kann das „freie Spiel der wirthschaftlichen Kräfte“ intensiver verleugnet werden als dies in dem geschichtlichen Lande der auf dem politisch wie sozial ungebundenen Individualismus aufgebauten Staatsgewalt so eben geschehen ist? Und zugleich eine stärkere Ermuthigung zu energischem weiterem sozialreformischem Vorgehen für die europäischen und monarchischen Regierungen?

Das „Deutsche Tageblatt“ schreibt:

Die „Freisinnige Zeitung“ meint, wir vermöchten nicht nachzu— weisen, was die Entdeckung und Unterdrückung des anarchistischen Komplotts in Wien mit dem System Puttkamer und der Ausnahme⸗ gesetzgebung zu thun habe. Dem gegenüber konstatiren wir nur erneut, daß bei der Sorglosigkeit eines großen Theils der Gesellschaft der Staat die dringendste Verpflichtung hat, alle Einrichtungen, welche im Stande sind, das Ausfindigmachen gemeingefährlicher Bestrebungen und die rechtzeitige Unterdrückung derselben zu ermöglichen resp. zu erleichtern, auf den höchsten Grad ihrer Ausbildungsfähigkeit zu bringen.

In Deutschland würde dies nicht so schnell und durchgreifend zu erreichen gewesen sein, wenn nicht das Sozialistengesetz erlassen wor⸗ den wäre. Wenn Hrn. Richter darüber Erfahrungen nicht oder in ungenügendem Maße zur Seite stehen sollten, so sind wir gern bereit, ihm mit den unsrigen zu dienen.

Die Sozialdemokraten schimpfen natürlich auf das System Puttkamer. Aber doch aus keinem anderen Grunde, als weil sie in diesem die ihnen bis in ihre geheimsten Schlupfwinkel im Jnteresse der Gesammtheit nachgehende Wachsamkeit der Schutzmannschaft aller deutschen Staaten repräsentirt finden.

Die Sozialdemokraten stigmatisiren aber auch das System Putt— kamer in der ihnen von den Freisinnigen nur zu nahe gelegten Er—

wartung, daß sie dadurch ihre geehrten Vorredner und getreuen Nach⸗ barn um fo cher dazu treiben, das Sozialistengesetz im Parlament je früher, desto besser zu Falle zu bringen.

. Ueber die Lage der Eisen⸗ und Stahlindustrie liegen im Marktbericht des Oktoberhefts von „Stahl und Eisen“ folgende Mittheilungen vor:

„Bezüglich der allgemeinen Lage des Eisen⸗ und Stahlgeschäfts mehren sich die Anzeichen, welche die Annahme berechtigt erscheinen lassen, daß eine Wendung zum Besseren sich zu vollziehen beginnt. Die Nachfrage tritt auf allen Gebieten lebhafter auf, und die meisten Werke haben vermehrte Bestellungen zu ver— zeichnen. Längere Lieferfristen, welche seither unbedingt als Ab⸗ lehnung der angetragenen Geschäfte betrachtet wurden, werden jetzt von den Bestellern willig acceptirt, welcher Umstand die Werke endlich ermuthigt, nicht nur jede weitere Preisermäßigung entschieden zurüũck⸗ zuweisen, sondern der vermehrten Nachfrage, kein. bereits mit. Erfolg, etwas erhöhte Forderungen entgegenzustellen. So ist beispiels⸗ weise der Preis für Billets zu Stahldraht um 3 „M erhöht worden, und die Nachfrage ist in letzter Zeit so bedeutend gewesen, daß ein⸗ zelne größere Werke für längere Zeit nicht mehr in der Lage sind, neue Aufträge zu übernehmen.“

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 42. Inhalt: Zoll- und Steuerwesen: Transport-Kontrole für Rindvieh im Grenz⸗ bezirk des Haupt-Zollamts Nordhorn, bezw. für baumwollene Strumpf— waaren im Grenzbezirk des Regierungsbezirks Oppeln. Bestellung eines Stations⸗-Controleurs. Bankwesen: Status der deutschen Notenbanken Ende September 1886. Konsulatwesen: Ernennungen. Exequatur⸗Ertheilungen. Polizeiwesen: Ausweisung von Aus—⸗ ländern aus dem Reichsgebiet.

Amtsblatt des Reichs-⸗Postamts. Nr. 51. Inhalt: Verfügungen: vom 8. Oktober 1'886: Aversionirung von Porto⸗ und Gebührenbeträgen; vom 8. Oktober 1886: Postverbindung mit Helgoland.

Justi z ⸗Ministerial⸗Blatt. Nr. 38. Inhalt: Bekannt⸗ machung. Erkenntniß des Kammergerichts vom 15. April 1886.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 42. Inhalt: Amtliches: Bekanntmachung. Personal-Nachrichten. Nicht⸗ amtliches: Die Kanalisirung des Maines von Frankfurt bis Mainz. Bauten in Japan. Preisbewerbung für Entwürfe zu einem Landesausschuß⸗ Gebäude in Straßburg i E. II. Vermischtes: Nach⸗ trägliche Ernennung zum Königlichen Regierungs⸗Bauführer und ⸗Baumeister. Bau-Ausführung des Nordostsee⸗Kanals. Jubi⸗ läums⸗Ausstellung der bildenden Künste.

Landtags⸗A Angelegenheiten.

Bei der im 2. Osnabrücker Wahlbezirk Eingem) statt⸗ gefundenen Ersatzwahl für den verstorbenen Gemeindevorsteher Jacobs erhielten: der Kolon Hoppe in Osterwald (konservativ) 115, Kolon Sandford zu Waldseite (konservati) 110 Stimmen. Amts⸗ gerichts-Rath Cramer in Lingen (national⸗-liberal) 1 Stimme, sodaß Ersterer zum Mitglied des Hauses der Abgeordneten gewählt ist.

Statistische Nachrichten.

Die Bevölkerung Bosniens und der Herzegowina. (Stat. Corr.) Da sich Handel und Gewerbfleiß Bosniens und der Herzegowina unter der österreichischungarischen Verwaltung merklich heben, ist ein Blick auf die während der letzteren eingetre⸗ tenen Veränderungen an der Zeit. Die geistige Bildung lag früher gänzlich darnieder, und selbst von den Katholiken konnten nicht volle vier Prozent lesen und schreiben. Im Jahre 1879 besaßen beide Länder nur 684 Volksschulen, im Jahre 1835 deren 943; die Zahl der letzteren hat sich mithin in 6 Jahren fast um ein Drittel vermehrt. Nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Mai 1885 hatten Bofnien und die Herzegowina außerdem 1 Obergymnasium und 1 Hülfslehrer⸗Seminar in Serajewo, 4 Handelsschulen, 1 Knahen—⸗ pensionat (unter militärischer Leitung), 1 katholisches Seminar gleich⸗ falls in Serajewo und 1 orientalisch'orthodoxes Seminar in Reljewo bei Serajewo.

Für die innere Verwaltung wurden Bosnien und die Herzegowina nach der Besitzergreifung durch die Oesterreicher in sechs Kreise und diese wieder in Bezirke eingetheilt. Im Jahre 18798 fand dort die erste und 1885 die zweite Volkszählung statt, welche einen Bevöl⸗ kerungsstand von 1 158 440 bezw. 1336 091 Personen ergaben. Die Bevölkerung nahm somit jährlich im Durchschnitt um 2,41 G zu. Nach dem Religionsbekenntnisse wurden in Bosnien und der Her— zegowina gezählt unter je 1000 Personen

Mohamedaner .. Drientalisch⸗Orthodore Römisch⸗Katholische Juden kJ sonstige Glaubensgenossen . . O, 4. Es ist somit eine beträchtliche Zunahme nur bei den Juden, eine ge⸗ ringere bei den Römisch-Katholischen eingetreten, wogegen die Moha⸗ medaner an Zahl etwas abgenommen haben. Von den größeren Städten in Bosnien und der Herzegowina hatten Sera jewo 1879 A 377, 1885 , 12 665 Banjaluka .. ö 9560 . Einwohner. Die übrigen Städte hatten weniger als 190900 Be— wohner. Die jährliche Zunahme betrug somit durchschnittlich für Serajewo 3,49, für Mostar 2,61 und für Banjaluka 2,91 Cvo.

Die starke Bevölkerungszunahme von Serajewo erklärt sich da⸗ durch, daß die Stadt der Sitz der österreichischungarischen Militär⸗ und Verwaltungsbehörden für das Okkupationsgebiet und gleichzeitig der Mittelpunkt des Handels ist, an welchem auch alle fremden Waaren aus Rumelien und Konstantinopel zusammenströmen und dann weiter vertheilt werden.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Im Verlage von Adolf Bonz C Comp., Stuttgart, erscheint seit dem J. Oktober dieses Jahres eine neue literarische Zeitschrift, betitelt Deutsche Sichtung“, herausgegeben von Karl Emil Franzos. Die Zahl derartiger Unternehmungen ist hierdurch um ein neues vermehrt, ein Blick jedoch in das erste Heft genügt, um zu erkennen, daß man es hier mit einem ganz eigenartigen Werk zu thun hat. Ueber die Aufgabe und die Ziele des Blattes spricht sich der Prospekt folgendermaßen aus: Die „Deutsche Dichtung“ ist eine durchaus eigenartige belletristisch⸗ kritische Zeitschrift, weiche mit keiner der bestehenden periodischen Unternebmungen in irgend welche geschäftliche Konkurrenz treten will. Wir hoffen, daß sich die selbstaͤndige Idee, welche der . Deutschen Dichtung“ zu Grunde liegt, als eine lebenswürdige und lebensfähige erweisen wird, und meinen, daß die Verwirklichung dieser Idee bei gewissenhafter Durchführung für die dichterische Produktion der Gegen— wart von einiger Bedeutung werden kann. Trotz der großen Zahl gut, ja trefflich redigirter Zeitschriften in Deutschland ist dennoch ein sehr ansehnlicher Theil unserer dichterischen Produktion in Prosa und Vers nur auf das Erscheinen in Buchform angewiesen. Verschiedene Rücksichten versperren ihm die Spalten der bestehenden Organe: die Familienblätter müssen auf die Bedürfnisse eines großen Publikums Bedacht nehmen, andere Zeitschriften wieder verfolgen eine bestimmte politische oder soziale Tendenz, alle aber schließen ganze Gattungen der Dichtung aus, weil sie denselben nicht Zugkraft genug für das große Publikum zutrauen, so die größere epische Dichtung und das Drama. Das soll natürlich nur die Konstatirung von Ehe fach und kein Tadel sein. Die „Deutsche Dichtung“ nun will es versuchen, nicht blos der dichterischen Produktion in Prosa eine neue Heimstätte

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