1886 / 248 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 21 Oct 1886 18:00:01 GMT) scan diff

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

ö Berlin, 21. Oktober. Se. Majestät der Kaiser und König machten, wie „W. T. B.“ aus Baden⸗Baden meldet, gestern Morgen weitere Abschiedsbesuche bei den dort weilenden Fürstlichen Personen.

Um 4 Uhr Nachmittags nahmen Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin mit Ihren Königlichen Hoheiten den Großherzoglich badischen Herrschaften im Meßmer'schen Hause das Diner ein.

Um 5ise Uhr reisten Se. Majestät der Kaiser, von Ihren Königlichen , . dem Großherzog und der Großherzogin von Baden begleitet, ab. Sämmtliche Fürstlichkeiten, die in Baden anwesenden Gesandten, die Spitzen der Behörden und viele Personen von Distinktion waren auf dem Bahnhofe zur Verabschiedung anwesend. Das zahlreich versammelte Publikum brachte Sr. Majestät enthusiastische Hochrufe dar.

Heute Morgen 8 Uhr 35 Minuten sind Se. Majestät der Kaiser in erwünschtem Wohlsein in Berlin ,

Im Laufe des Tages hörten Allerhöchstdieselben die Vor⸗ träge des Kriegs-Ministers und des Staatssekretärs Grafen von Bismarck.

Zur Meldung empfingen Se. Majestät den General⸗ Adjutanten von Werder, Gouverneur von Berlin, sowie den mit der Leitung der General-Intendantur der Königlichen Schauspiele beauftragten Grafen Hochberg.

Der Bundestrath trat heute zu einer Plenarsitzung zusammen.

Im Ständehause der Provinz Brandenburg ist gestern

die Gewerbekammer der Provinz Brandenburg, im

Auftrage des Ministers für Handel und Gewerbe, durch den Staats⸗Minister Dr. Achenbach eröffnet worden.

Hsü-⸗Ching⸗

Der hiesige chinesische Gesandte, Chéng, hat sich auf einige Zeit nach Paris auf seinen dor— tigen Posten begeben. Für die Dauer der Abwesenheit des⸗ selben von Berlin fungirt der Legations-Rath Tchu Tsung Tseang als interimistischer Geschäftsträger.

S. M. Kreuzer⸗Korvette „Luise“, Kommandant Kor— vetten-Kapitän Junge, mit den Ablösungskommandos für S. M. . „Habicht“ und S. M. Kanonenboot „Eyclop“, ist am 20. Oktober er. in Madeira eingetroffen und beabsichtigt, am 24. Oktober er. die Reise fortzusetzen.

S. M. Kanonenboot „Wolf“, Kommandant Kapitän— Lieutenant Jaeschke, ist am 20. Oktober er. in Pagoda Anchorage eingetroffen und beabsichtigt, am 25. Oktober er. nach Formosa in See zu gehen.

S. M. Aviso „Loreley“, Kommandant Kapitän-Lieu— tenant Draeger, ist am 20. Oktober er. in Smyrna ein— getroffen.

Der Dampfer „Salier“ mit der abgelösten Besatzung S. M. Kreuzer „Albatroß“ ist am 20. Oktober er. in Port

Said eingetroffen und hat an demselben Tage die Heimreise fortgesetzt. Bayern.

München, 20. Oktober. (W. T. B.) Der

. inz-Regent ernannte den General-Lieutenant von

afferling in Metz zum General-Auditeur der bayerischen Armee.

Mecklenburg⸗ Schwerin. Schwerin, 20. Oktober. (Meckl. Anz) Die Gapita proponenda der hiesigen Regierung für den diesjährigen, am 23. November in Malchin zusammentretenden allgemeinen Landtag sind: J. die ordentliche Kontribution; IJ. Bewilligung der außer— ordentlichen Kontribution zur Deckung der Bedürfnisse der allgemeinen Landes⸗Rezeptur⸗Kasse; III. Ausführung des Reichsgesetzes, betreffend die Unfall⸗ und Krankenversicherung der in land- und forstwirthschaftlichen Betrieben beschäftigten Personen.

Anhalt. Dessau, 19. Oktober. (Anh. StA.) Der Herzog und die Herzogin sind heute in Begleitung der Prinzessin Alexandra nach Sigmaringen abgereist.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 19. Oktober. (Wn. Abdp.) Im Abgeordnetenhause des Reichsraths wurde eute die Spezialdebatte über die Regierungsvorlage, etreffend die Erwerbs- und SEinkommensteuer— pflicht der vom Staat übernommenen Bahn⸗ linien zu Ende geführt und der Gesetzentwurf sofort auch in dritter Lesung zum Beschluß erhoben. Die weiteren Gegenstände der Tagesordnung wurden größtentheils ohne Debatte im Sinne der Ausschußanträge erledigt. Nur die Vorlage, betreffend die Einreihung der Wiener Vor⸗ orte in die Wählergruppe der Städte, veranlaßte eine längere Diskussion. Pest, 19. Oktober. (Pr.) Die „B. C.“ meldet: Die Protokolle der letzten Berathungen der österreichischunga— rischen Zollkon ferenz sind Seitens der ungarischen Regie— rungsvertreter bereits vor einigen Tagen authenticirt worden.

Schweiz. rath hat am Montag den Budget-Voranschlag für das Jahr 1887 zu Ende berathen. Das Defizit beträgt etwas über 300 000 Fr., dürfte aber wohl im Schooße der eidge— nössischen Räthe noch etwelche Reduktion erfahren.

Großbritannien und Irland. Lon don, 18. Oktober. (A. C.) Aus Birma meldet das „Reuter'sche Bureau“:

Am 16. d. wurde die Stadt Ningyan von einer großen Ab= theilung von Insurgenten angegriffen, die indeß zurückgeschlagen wurde. In Folge des Umstandes, daß viele Polizeiwaffen und eine Menge Munstion bei den Infurgenten vorgefunden wurden, sind die birmanischen Polizisten im Distrikt Ningyan entwaffnet worden. Eine kleine Kolonne unter Lieutenant Coxhead wurde von einer großen Insurgenten⸗Abtheilung angegriffen, und war gezwungen, sich zurückzuziehen. Lieutenant Coxhead wurde ernstlich verwundet, und mehrere Lastthiere gingen verloren. Sämmtliche Pferde im Distrikt Ningyan sind für militärische Zwecke requirirt worden.

General Maecpherson befindet sich in Thayetmyo. . Die neuesten Nachrichten von Mandalay lauten befriedigend. Die ver⸗ föhnliche und kluge Politik Mr. Burgeß' erzeugt die besten Resultate. Es wird amtlich erklärt, daß seit drei Wochen die einzigen in Mandalay und dessen Umgegend verübten ernsten Verbrechen aus zwei gewöhnlichen Ausschreitungen der Freischärler bestanden.

20. Oktober. (W. T. B.). Wie dem „Reuter'schen Bureau“ telegraphisch gemeldet wird, ist der Ober⸗Komman⸗ dirende der englischen Armee in Birma, General Macpher⸗ son, heute am Fieber gestorben.

Bern, 20. Oktober. (Bund.) Der Bundes-.

Frankreich. Paris, 20. Oktober. (W. T. B.). In Mae einer Verständig ung zwischen dem Minister⸗Prä—⸗ identen de Freycinet und der betreffenden Lom mission wird die Einbringung des Berichts über den Handelsver— trag mit China bis zum Abschluß der Zusatzkon vention, über welche gegenwärtig behufs einer Verbesserung des Ver⸗ trages verhandelt wird, verschoben.

Bulgarien. Sofia, 20. Oktober. (W. T. B.) Die „Neue freie Presse“ meldet: Gadban Pascha überreichte der bulgarischen Regierung eine Note, in welcher Namens der türkischen Regierung verlangt wird, den Zu⸗ sammentritt der Sobranje bis auf. Weiteres zu vertagen. Da die russische Regierung mit den Wahlen und der Einberufung der Sobranje nicht einverstanden sei und ebenso die Mächte über einen Kandidaten für den bulgarischen Thron noch keinen Entschluß gefaßt hätten, da ferner mehrere Bulgarien betreffende Fragen noch schwebten und Bulgarien an den Berliner Vertrag gebunden sei, so würde der Zusammentritt der Sobranje ohne Zweck und Er— folg bleiben.

Philippopel, 20. Oktober. (W. T. B.) Es haben hier Verhaftungen russischer Parteigänger Seitens der 1 stattgefunden. ö

ustschuk, 20. Oktober. (W. T. B.)) General von Kaulbars ist nach Sofia abgereist. Das hiesige Journal enthält einen von Stojandoff, dem Haupturheber der Philippopeler Revolution und Führer der unversöhnlich anti⸗ rufsischen Partei, unterzeichneten Artikel mit einer in diesem Sinne gehaltenen Mittheilung über das Hand— gemenge bei den Wahlen in Dubnitza, bei welchem die Anhänger der weit stärkeren russischen Partei die beiden Deputirten Grenscharoff und Zogroff getödtet hätten.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 21. Oktober. (W. T. B.) Das „Journal de St. Pétersbourg“ sagt mit Bezug auf das Sinken der russischen Fonds: Nichts rechtfertige die Nervosität der Börse. Die bul garischen An— gelegenheiten seien nicht der Art, um den europäischen Frieden zu stören. Alle Kabinete erkännten die unbestreit— baren Rechte Rußlands in Bulgarien an, auch die Presse und selbst die englischen em, Somit scheine die bul garische Krisis iokalisirt und Nichts lasse befürchten, daß die vielfachen Fragen, die damit in Zusammenhang stehen, nicht in friedlicher Weise gelöst werden könnten. Was die bulgarischen Machthaber angehe, so kännten sie den Willen Rußlands, ¶nd man müsse hoffen, daß sie auch die Nothwendigkeiten der Situation anerkennen würden. „Wir können nicht wissen, welche Mittel die Kaiserliche Regierung zur Anwendung zu bringen ge— denkt, um ihre Ansichten zur Geltung zu bringen; aber wir wissen, daß ihre Mäßigung ein weiterer Beweis dafür ist, daß sie zu diesem Ziele gelangen will und daß sie genügende Ga— rantien des schließlichen Erfolges besitzt, um nicht aus ihrer ruhigen Haltung heraustreten und den Lauf der Ereignisse überstürzen zu brauchen.“

In der Gemeinde Wotoczyska (russisch⸗galizische Eisenbahn⸗Grenzstation) ist die Rinderp est ausgebrochen. In ö. dessen hat das K. K. österreichische Ministerium des nnern durch Verfügung vom 14. Oktober 1886 die Einfuhr von Schafen und Ziegen aus Rußland über Podwoloczyska und Brody verboten.

Zeitungsstimmen.

Dem Hamburgischen Correspondenten“ schreibt man über Deutschlands Kolonialpolitik aus Berlin:

„Wenn der koloniale Kongreß im vorigen Monat an sich als Symptom für das lebhafte Interesse von Bedeutung war, welches in weiten Kreisen der Bevölkerung für die kolonialen Bestrebungen vor— handen ist, in seiner Wirkung aber durch die Streitigkeiten zwischen den entschieden der Pflege der überseeischen Interessen gewidmeten Vereine einigermaßen beeinträchtigt war, so brach umgekehrt in der an sich dazu wenigstens nicht in erster Linie berufenen naturwissen⸗ schaftlichen Versammlung das Interesse an unserer Kolonialpolitik und inabesondere der praktischen Bethätigung derselben in Afrika sich mit nahezu elementarer Gewalt Bahn. Merkwürdiger Weise hat bisher allein die freisinnige Presse dieser Erscheinung eine eingehende Betrachtung gewidmet und zwar von entgegengesetztem Standpunkte aus. Während die Richter'sche Presse in Form einer heftigen Polemik gegen die Schweinfurth'sche Rede in der zweiten allgemeinen Ver⸗ sammlung Akt von der ihr äußerst unbequemen That— sache nimmt, erkennt die nicht Richter'sche Presse, nament— lich soweit sie Gesammtbilder über die Versammlung aus der Feder von Theilnehmern veröffentlicht, diese That⸗ sache unumwunden an. Zu bestreiten ist sie angesichts des breiten Raumes, welchen die mit der Kolonialpolitik zusammenhängenden Fragen in den Sektionsverhandlungen einnahmen, angesichts der unter der lebhaftesten Betheiligung ins Leben gerufenen besonderen Sektion für medizinische Geographie, Klimatologie und tropische Hygieine und vor Allem angesichts der Aufnahme, welche die Schweinfurth sche Rede fand, freilich nicht. Zwei Momente aber sind es, welche dieses starke Hervortreten des Interesses für die Kolonialpolitik des Reiches besonders bedeutsam erscheinen lassen. Herr Professor Virchow leitete die Versammlung, und zwar in sehr intensiver Weise. Schon sein politischer Parteistandpunkt bedingt eine gegnerische Stellung zu der Kolonialpolitik. Auch hat er gelegentlich sich in der Oeffentlichkeit sehr abfällig über die klimatischen Verhältnisse unserer afrikanischen Schutzgebiete geäußert. Von der Leitung der Versamm— lung sind die kolonialen Sympathien daher sicher nicht angeregt oder gefördert, vielmehr wohl ohne Zweifel nach Kräften gehemmt und gehindert worden. Wenn sie gleichwohl völlig spontan mit solcher Energie sich geltend machten, so ist dies ein sicherer Beweis dafür, daß die koloniale Politik in den betheiligten Kreisen, feste Wurzel geschlagen hat.

Sodann umfaßte die naturwissenschaftliche Versammlung An— ehörige aller deutschen Landéstheile, der verschiedensten Parteien, zebensstellungen und Berufe. Ist in einer derart zusammengesetzten Verfammlung die Kolonialpolitik mit so allseitiger und allgemeiner lebhafter Sympathie begrüßt worden, wie in dem vorliegenden Falle, so darf angenommen werden, daß sie in Wahrheit von der Nation in ihrer Gesammtheit unterstützt, diese wenigstens in ihren geistig vor— geschrittenen Elementen mit voller Kraft hinter der Bismarck'schen Kolonialpolitik steht. Eine große Ironie des Schicksals liegt darin, daß gerade unter dem Vorsitz eines der namhaftesten Mitglieder der freisinnigen Partei diese bedeutungsvolle Kundgebung für die deutsche Kolonialpolitik sich vollzog.

Daß Schweinfurth's energische Rede den ganzen Zorn der zFrei⸗ sinnigen Zeitung“ erregte, ist erklärlich; denn seine scharfen Worte gegen die Philisterei, welche lieber bei Muttern bleibt, als in kühnen Wegen der Kultur die Bahnen ebnet, gegen eine gewissenhafte Politik u. s. w. trafen mit wuchtiger Gewalt den Freisinn. Aber mehr als schwächlich ist es, wenn das Richter'sche Organ die Wir— kung der Schweinfurth'schen Rede durch die Charakterisirung der Pioniere der Erschließung Afrikas für die Kultur als. Durch⸗ gänger und Abenteurer abzuschwächen sucht. Als wären die

roßen Fortschritte in der kulturellen und wirthschaftlichen Entwicke⸗ ung der Völker jemals anders als mit enthusiastischem Vertrauen in die Güte der Sache und mit muthigem Wagen erreicht worden! Die bloße Kritik hat der Menschheit noch niemals neue Bahnen eröffnet, die kleinliche Nörgelei noch niemals große Positive Resultate gezeitigt. Wohl kostet die Kolonialpolitik manches Opfer an Gut und Blut, wohl ist manches kostbare Leben, wie das Nachtigal's, Flegel's u. A. dem tropischen Klima erlegen. Allein kein großer Fortschritt vollzieht sich, ohne daß der eine oder andere Pionier dabei physisch oder wirthschaftlich zu Grunde geht. Das ist nun einmal der von der menschlichen Un— vollkommenheit unzertrennliche Lauf der Dinge, und es hieße in der That in greisenhafter Schwäche auf jede Fortentwickelung verzichten, wollte man diese nicht auch um den Preis mannigfacher Opfer er— kaufen. Glücklicherweife ist die planmäßige Flaumacherei der fort⸗ schrittlichen Presse nachgerade so unwirksam, wie einst das Bamberger'sche Schreckgespenst der internationalen Nasenstüber.

Am meisten mag freilich den in der Polemik gegen die Schwein— furth'sche Rede erkennbaren Unmuth des freisinnigen Parteichefs die Erwägung hervorgerufen haben, daß die lebhaften Sympathien, deren die Bismarck'sche Kolonialpolitik sich in weiten Kreisen erfreut, auch über den Rahmen derselben hinaus der prinzipiellen Opposition sehr abträglich sind. Und zwar nach zwei Richtungen. Einmal, indem sie die Geschlossenheit der Oppositionsstellung bei den von ihnen ge— faßten Kreisen durchbrechen und ein der Fortentwickelung fähiges Binde⸗ glied mit der Bismarck'schen Gesammtpolitik herstellen; sodann, indem die lebhafte, an Enthusiasmus grenzende Zustimmung zu einer kräftigen überseeifchen Politik das Nationalbewußtsein stärkt und damit die⸗ jenige geistige Atmosphäre erweitert, in welcher die Opposition nicht zu prosperiren vermag. Wer aber gerade in der Stärkung des deutfchen Nationalbewußtseins einen wichtigen Fortschritt erkennt, wird nicht allein mit Genugthuung die Zeichen lebhafter Sympathie für die kolonialen Bestrebungen Deutschlands auf der naturwissenschaft— lichen Versammlung registriren, sondern auch der lebhaften und wirkungsvollen Anregung, welche die Theilnehmer der Versammlung nach dieser Richtung empfangen und ohne Zweifel nunmehr in immer weitere Kreise des Volkes tragen werden.“

In der „Frankfurter Zeitung“ lesen wir:

Ueber die der Diskonterhöhung (der Deutschen Reichsbank) vor— ausgegangenen Berathungen im Centralausschusse erfahren wir, daß von verschiedenen Seiten der Beginn einer Wiederbelebung der Industrie und eines daraus entspringenden Mehrbedarfs an Geld konstatirt wurde. Speziell die Montan⸗Industrie zeigt derartige Symptome, angeregt durch das Vorangehen Nord⸗-Amerikas; auch die Textil-Industrie und andere Gebiete dokumentirten Anzeichen von Besserung. In der That hat bereits unsere gestrige Zusammenstellung ergeben, daß die Inanspruchnahme der Reichsbank gegenwärtig größer ist, als seit Jahren um diese Zeit der Fall war

Der „Leipziger Monatsschrift für Textil⸗ Industrie“ wird aus Aachen geschrieben:

Die Geschäfte am Platze gehen ausgezeichnet, Aufträge sind in Menge vorhanden, besonders in fagonirter Kammgarnwaare. Die hiesigen Fabrikanten haben nur darüber zu klagen, daß von Seiten der Auftraggeber zu knappe Preise bewilligt werden. Die Spinnereien für Streichgarne sind gut beschäftigt und erzielen besonders für feinere Nummern gute Preise. Bessere Kunstwollen sind heute schon 10 bis 15 6 gestiegen Und werden die gröberen Garn-Nummern auch bald eine Steigerung erfahren müssen. Für Kammgarne haben die Preise jetzt einen festen Stand, Angebot sehr wenig und nur per Februar 1887 lieferbar.

Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 52. Inhalt: Verfügungen: vom 10. Oktober 1886: Verrechnung der Gebühren für Bestellung der mehr als 25 kg schweren Pactte im Umkreise der Postanstalten; vom 9. Oktober 1886: Feststellung der Bestände an Reichsgoldmünzen, Einthalerstücken, Reichssilbermünzen und Reichskassenscheinen; vom 9. Oltober 1886: Seepostverbindung mit Norwegen.

Statistische Nachrichten.

Die „Verhandlungen des Provinzial -Landtages für die Regierungsbezirke Kassel und Wiesbaden vom 8. Juni bis inkl. 23. Juni 1886“ sind vor Kurzem im Druck erschienen. Dieser erste Provinzial-Landtag der Provinz Hessen— Nassau trat am Jahrestage des Erlasses der Provinzial⸗Ord— nung für die Regierungsbezirke Kassel und Wiesbaden zusammen und tagte im Ständehause zu Kassel in sieben öffentlichen Plenar— sitzungen unter dem Vorsitz des Präsidenten des hessischen Kommunal— Landtages von Schutzbar gen. Milchling, während als Königlicher Landtags-Kommissar der Ober ⸗Präsident Staatsminister Graf zu Eulen— burg fungirte. Der Provinzial-Landtag für die Regierungsbezirke Kassel und Wiesbaden setzt sich aus den 55 Mitgliedern des Kommunal— Landtages Kassel und den 69 Mitgliedern des Kommunal TLand— tages Wiesbaden zusammen. Während die wirthschaftliche Selbst— verwaltung den beiden Bezirksverbänden ungeschmälert verblieb und deren freier Entschließung vorbehalten ist, ob, wann und in welchem Umfange einzelne Zweige derselben auf den Provinzialverband zu über— tragen seien, sind die Rechte und Pflichten der provinziellen Organe der Selbstverwaltung in vollem Umfange auf den Provinzial-Landtag übergegangen, soweit es sich um die Aufgaben handelt, welche auf staatlichem Gebiete liegen.

Dem ersten Provinzial-Landtage der Provinz Hessen-Nassau lagen folgende Gesetzentwürfe zur gutachtlichen Aeußerung vor; Entwurf eines Gesetzes, das Verfahren und das Kostenwesen hei der Güter— Konsolidatlon im Regierungsbezirk Wiesbaden mit Ausnahme des Kreises Biedenkopf betreffend; Entwurf eines Gesetzes, die Termine bei Verträgen über Wohnungsmiethen in den Provinzen Schleswig— Holstein, Hannover, Hessen⸗Nassau und den Hohenzollernschen Landen betreffend; Entwurf einer Landgüter⸗Ordnung für den Regierungs— bezirk Kassel; Grundzüge zu einer einheitlichen Regelung der Bestim—⸗ mungen über die Radfelgenbreite der Fuhrwerke für die Probinz HeffenNassau und Entwurf einer Hauberg-Ordnung für den Billkreis und Oberwesterwaldkreis. .

Der Begründung des Entwurfes einer Landgüter-Ordnung für den Regierungsbezirk Kassel sind Uebersichten beigegeben, in denen die Ernebnisse der über die seit der Aufhebung des Güterschlusses (in Althessen 1848 bezw. 1850, in den kurhessischen Provinzen Fulda und Hanau und in dem Kreise Rinteln 1867 bezw. 1870) bis zum Ende des Jahres 1881 in dem Bestande der spannfähigen, d. h. derjenigen Güter, auf welchen eine Familie hinreichende Beschäftigung und vollen Lebensunterhalt zu finden vermag, im Interesse der Frage, ob und in welcher Weise die bäuerliche Erbfolge in dem Regierungsbezirk Kassel zu regeln sei, angestellten statistischen Ermittelungen verzeichnet sind Diese Ermittelungen beruhen, da die Mitwirkung der Gerichts— und Katasterbehörden nur in geringem Umfange in Anspruch genommen werden konnte, im Wesentlichen auf Mittheilungen der Srtsvorstände. Wenn sie deshalb wohl auch nicht überall der Wirklichkeit vollkommen entsprechen, so darf doch angenommen werden, daß sie im Allgemeinen wenigstens ein annähernd zutreffendes Bild von den in Betra kommenden Verbältnissen abgeben. Nach den beiliegenden Uebersichten haben sich einerfeils in der Zeit von 1848, bezw. 1867 und 1870 bis einschließlich 1881 die spannfähigen Güter der Zahl nach in Althessen mit Hersfeld, Schmalkalden und Vöhl um 723 (von 11436 aul 10713), im Fuldaschen Rechtsgebiete um 6h (von 3625 auf 3460) und im Kreise Rinteln um 9 (von 79 auf 970) und dem Flächeninha nach in diefen Gebieten um 5465 ha (von 214 G23 ha auf 268 Hh] he); S068 ha (pon 67 C97 ha auf 66 289 ha) und 129 ha (von 2206 ha auf 20 07 ha) vermindert, dagegen im Hanauschen Rechtsgebiete der Zahl nach um 50 (von 2411 auf 2461) und dem Flächeninhalt nach

m 1000 ha (von 33 451 ha auf 34 451 ha) vermehrt, so daß der uutler- Grundbesitz im Regierungsbenirk Kassel eine Verminderung yen 7s] spannfähigen Gütern won 18351 auf 17 694 und 5402 ren 334 7h ha auf 329 374 ha) erlitten hat. Andererseits haben sih in der Zeit von 1848, bezw. 1867 und 1870 bis einschließlich g die nicht spannfähigen Güter der Zabl nach in Althessen mit d, Schmalkalden und Vöhl um 1594 (von 59 609 auf 61 503) Fuldaschen Rechtsgebiete um 125 (von 7642 auf 7767) und möFläͤcheninhalte nach in diesen Gebieten um 66838 ha, (von 13 363 ha auf 139 051 ha) und 1334 ha (von 19529 ha auf YMööz ha) vermehrte dagegen der Zahl nach im Kreise Rinteln um 98 son sbz6. auf 438) und im Hanauschen Nechtegebiete um 1063 wen söbhß auf 14636) vermindert, während dem Flächeninhalte nach in dem ersteren Bezirke eine Vermehrung von 141 ha (von 4458 ha auf Hö) ha), in dem letzteren aber eine Verminderung von 854 ha (von f ha auf. 31 383 ha) eingetreten ist, so daß der kleine Grund haz im Regierungsbezirk Kassel eine Vermehrung von 358 nicht pnnfähigen Gütern (von 86 476 auf 87 334) und von 7307 ha (von Böbd ha auf 195 894 ha) erfahren hat.

Speziell in Folge bejw. zum Zweck von Erhvertheilungen unter den Intestaterben sind eingegangen in Althessen mit Hersfeld, Schmal⸗ kilden und Vöhl 591 Flächeninhalt S118 ha), im Fuldaschen Rechts— schicte 14 (294 ha, im Kreise Rinteln C und im Hanauschen. Rechts, icicte 635 (65l9 ha)6, im, Ganzen im Regierungsbezirk Kassel 1240 i303 ha) spannfähige Güter,

Dagegen sind ungetheilt in einer Hand verblieben auf Grund eine Ansatzvertrages und bezw. freier Vereinigung unter den Erben n Alihessen mit Hersfeld Schmalkalden und Vöhl von 11 436 spann⸗ sihigen Gütern 57 19 Flächeninhalt 101 897 ha) und bejw. 582 id 518 ha), im Fuldaschen Rechtsgebiete von 3525 spannfähigen Gütern 1417 (18 153 ha), und bezw. 52 (1769 ha), im Kreise Rinteln Ion NY spannfähigen Gütern 253 (236 ha) und bezw. 4 (72 ha), im Hanauschen Rechtsgebiete von 2411 spannfähigen Gütern 353 (zh ha) und bezw. 23 (102 ha), im Ganzen im Regierungsbezirk Kasel von 18351 spannfähigen Gütern 7752 (131 55 ha) und bezw. göl (14 621 ha).

Der Begründung des Entwurfes einer Hauberg-Ordnung für die Hauberge im Dill- und Oberwesterwaldkreis sind folgende statistische Jotizen entnommen: Die Hauberge im Dillkreise enthalten 3 527096 ha, diejenigen im Oberwesterwaldkreise 351 140 ha. Die beiden Kreise gchören dem mittelrheinischen Schiefergebirge an und bilden ein zwischen s und 674 m über dem Meere gelegenes Gebirgsland, in welchem Höhenzüge mit bald breiteren, bald engeren Thälern wechseln. Das Klima ist rauh und der Boden größtentheils absoluter Soljboden. Der Dillkreis hat 472“ Wald und sind hieran der Laubholzhochwald nit 53 , der Nadelholzhochwald mit 21 9 und der Niederwald mit Ih oM betheiligt, während im Oberwesterwaldkreis 29,5 der Boden— fläche bewaldet sind und davon der Laubholzhochwald 45 Jo, der Nadel⸗ bolibochwald 24 ½ und der Niederwald 31 Ge einnehmen. Die Hanberge zerfallen in folgende Genossenschaften, deren sehr zahlreiche Mitglieder meist in dem Orte wohnen, in dessen Gemarkung der Hau⸗ lierg liegt: A. Dillkreis. Oberförsterei Haiger. I) Dillbrecht = 47,157 ha. *) Fellerdilln 102,353 ha (Gemarkung Fellerdilln) und 14,953 ha (Nieder⸗Roßbach) . 3) Nieder⸗Roßbach 98,514 ha (Gemarkung Nieder⸗Roßbach) und 75h ha (Fellerdilln). 4) Ober— Roßbach 338,595 ha. Oberförsterei Ebersbach. 5) Bergebers⸗ bach 144,120 ha. 6) Eibelshausen 264.981 ha. T) Mandeln 1— 161.808 ba. 8) Offdilln 431,75ß ha. 9) Rittershausen 852,69 ha. 10) Steinbrücken 15,661 ha. 11) Straßebers— lach S 140681 ha. 12) Weidelbach 483,585 ha. B. Ober- westeiwaldkreis. Oberförsterei Kroppach. 18) Norken 64,530 ha. ih Korb 31,958 ha. 15) Kirburg 4,105 ha. 16) Astert L270 ha. 17) Limbach 131,B694 ha. 13) Niedermörsbach zds) ha. 19) Kundert Jö, 00 ha. Keinem Hauberggenossen steht ein örtlich ausgeschiedener und abgegrenzter Antheil an dem Hau⸗ berge als Eigenthum zu, vielmehr hat jeder nur einen oder mehrere deelle Antheile an dem Ganzen, welche nur bei der Nutzung eine gteeif⸗ bare Gestalt gewinnen. Die Genossenschaften pflegen nämlich nicht für gemeinsame Rechnung zu wirthschaften, sondern es wird von dem— jenigen Theil des Haubergs, welcher alljährlich zum Abtrieb kommt, ö'dem einzelnen Theilhaber ein besonderes Stück zur Abholzung und Fruchtbestellung zugewiesen. Nach der Ernte hört das Nutzungsrecht des Einzelnen auf und der Schlag erscheint wieder in jeder Beziehung als ein ungetheiltes Ganzes. Ueber den ihm zustehenden Idealantheil ist jeder Hauberggenosse frei zu verfügen berechtigt. Er wird im Stock— buch als Eigenthümer dieses Antheils eingetragen und kann denselben beliebig verpfänden und veräußern. Sämmtliche Hauberge werden im Niederwaldbetrieb bewirthschaftet, sind örtlich in eine bestimmte, zwischen 15 und 30 schwankende Zahl von Jahresschlägen getheilt und vird jährlich ein Schlag mit dem aufstehenden Holze in der Weise genutzt, daß jedem Genossen nach Maßgabe seines Antheils örtlich ein Theil des Schlages zugemessen und demselben gestattet wird, das Hol; und die Rinde zu beziehen und die Fläche einmal, höchstens zweimal nit Frucht zu bestellen und dieselbe einzuernten. Die Weide wird gemelnschaftlich ausgeübt und die sonstigen Nebennutzungen werden ohne genaue Vertheilung nach Maßgabe der ideellen Antheise ge— meinsam bezogen oder verkauft. Im letzteren Falle fließt der Erlös zin die Haubergkasse. L Zeit schrift des Königlich Baverischen Statisti⸗ J. schen Bureagus. Redigirt von dem Vorstand des Statistischen . Bur aus, Königlichen Ober-Regierungs⸗-Rath Dr Ludwig von Müller. I5. Jahrgang. Nr. 2. Inhalt: Statistische Nachweisungen über zie AÄrmenpflege im Königreich Bayern für das Jahr 1881. Von LFarl Rasp, Königlicher Regierungs-Assessor. Die Bewegung der Gewerbe in Bayern im Jahre 1885. Ergebnisse des Ersatzgeschäfts de Jahres 1885 in Bayern. (Nach den. Mittheilungen der Militär⸗ ⸗. Medtinal Abtheilung des Königlichen Kriegs-Ministeriums,) Sum⸗ marische Uebersicht der in Bayern bestehenden landwirthschaftlichen Spezialvereine nach dem Stande des Jahres 1885. (Zusammengestellt im Königlichen Statistischen Bureau. Statistische, Nachweisung der Geburten und Sterblichkeitsverhältnisse in 25 bayerischen Städten für die Monate Januar, Februar und März 1886. Nach den von den Königlichen Bezirksärzten der betreffenden Städte eingesendeten Frhebungstabellen zufammengestellt und statistisch verwerthet ven Dr. Cnmil Daxenberger. Literatur: Die Sterblichkeit an Diphtherie md, Croup in den Jahren 18720 —1884. Ein Beitrag zur Mor— tlilits-Statistik der Stadt Nürnberg. Inaugural⸗-Dissertation von Dr. Bruno Schwarz, Ässistenzarzt am städtischen Krankenhause in Nürnberg Wärzburg, Paul Schreiner's Buchdruckerei, 1885. Be— shiochen von Ober Medizinal-Rath Dr. von Kerschensteiner. Statistischer Bericht über den Betrieb der Königlich bayerischen Ver= hhreanstalten im Verwasltungsjahre 1384 nebst Nachrichten über den Eisenbahn-Neubau, herausgegeben von der General-Direktion Der Riglich bayerischen Verkehrsanstalten. Besprochen von dem Re gizrungs - Assesfor Carl Rasp. Bericht der Direktion der Pfälzischen gisenbahnen über die Verwaltung der unter ihrer Leitung stehenden ahnen in dem Jahre 1885. Besprochen von dem Regierungs-⸗Assessor Sul Rasp. Notizen: Ueber Brände in Bayern während des ; Ihres 1885. (Aus der Zeitung für Feuerlöschwesen 1886 Nr. 12.) 1 Beilage: Beiträge zur Morbiditäts-Statistik Bayerns.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

lm die Interessen des Wiener Goethe-Vergins mög: icht zu fördern, ö. dessen Ausschuß beschlossen, ein Monatsblatt wer dem Titel: Fhronik des Wiener Goethe⸗Vereins“ trauszugeben. Diese Chronik wird in der Regel den Umfang eines ölen Bogens in Groß-Oktar haben und soll enthalten: 1) Berichte 2 Vereins- Angelegenhesten und über andere Gocthe-Verzine und eselschaften, 2) Berichte über Erscheinungen der Goethe -Literatur,

1 Goethe. Notizen aller Art, 4) Berichte über Goethe, Denkmal⸗ r een elten. Der Ausschuß hofft, mit diefem Unternehmen viel— ; e W ünschen der zahl reichen Goethe⸗Freunde zu. entsprechen. Der re hetrag für die, vom 17. Oktober 1886 angefangen, erscheinende „Chronik des Wiener Goethe-Vereins“ ist für Richtmitglieder 2 Fl.

( M, für Mitglieder des Goethe⸗Vereins 1 Fl. Diejenigen, die als Mitglieder des Goethe⸗Vereins mindestens 5. Fl. Jahresbeitrag zahlen, erhalten das Blatt unentgeltlich. Die erste Nummer des Blattes hat folgenden Inhalt: Zur Nachricht. Aus dem Wiener Goethe⸗Verein. Entstehung des Goethe ⸗Vereins. Chronik des Vereins. Von der Goethe⸗Gesellschaft in Weimar. Eine noch ungedruckte Strophe von Goethe's Hand. Goethe-Literatur. Goethe⸗Notizen. Goethe ⸗Denkmale.

Von den Buchhändlern und Antiqguaren Joseph Baer & Go. in Frankfurt a. und Paris sind wiederum 2 Kataloge, Lager⸗Katalog 184 und Supplement zum Lager⸗Katalog 157, erschienen. Der erstere Jurisprudenz II. Abtheilung) enthält ein Verzeichniß von 1935 rechtswissenschaftlichen Schriften, zum großen Theil aus den Bibliotheken des verstorbenen Justiz⸗Raths Prof. Dr. Rostell in Marburg und des verstorbenen Appellationsgerichts⸗ Raths Dr. Draudt in Darmstadt, unter folgenden Rubriken: Allgemeines Privatrecht, Handels- und Gewerberecht nebst Seerecht, Urheber- Patent- und Preßrecht, Rechtsfälle und Entscheidungen, Familien-, Erb⸗ und Eherecht, Grundeigenthums- und Lehnsrecht, sowie Forst⸗ und Jagdrecht 2c. Der andere Katalog führt 296 Schriften (von 1317 2113) auf. meist aus der Bibliothek, des verstorbenen Dr. G. Parthey in Berlin, welche sich auf griechische und römische Archäologie beziehen. In beiden Katalogen findet man viele werth— volle und zum Theil seltene Werke verzeichnet. Außer den in beiden Katalogen aufgeführten Werken unterhalten J. Baer & Co. ein in allen Fächern der Literatur und Wissenschaft reich assortirtes Lager von ca. 300 000 Bänden.

Die in Leipzig und Berlin den 23. d. M. erscheinende Nr. 2260 der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Herbst. Plafondgemälde von F. Lefler. Nach einer Photographie im Verlage von Victor Angerer in Wien. Das neue Großherzogliche Hoftheater in Schwerin. Nach einer photographischen Aufnahme. Aus der Jubiläums⸗Kunstausstellung zu Berlin: Ein Geheimniß. Gemälde von Georg Hon. Nach einer i nbi. im Verlage von Gustav Schauer in Berlin. Die Kaiserstadt an der Donau, vom Nußberg aus gesehen. Nach dem Kolossalgemälde von Anton Hlavacek. Das diesjährige deutsche Uebungsgeschwader auf der Rhede von Zoppot bei Danzig. Nach der Natur gezeichnet von H. Penner. Franz Adam, 4 am 30. September. Hans Heinrich XIV. Bolko Graf von Hochberg, der neue General— Intendant der Königlichen Schauspiele in Berlin. Nach einer Photo graphie der Gebr. Siebe in Breslau. Wiener Bilder: Das Lotto⸗ bründl bei Sievring. Nach einer Zeichnung von W. Grögler. Das neue Gebäude der Freimaurerloge Minerva zu den drei Palmen in Leipzig. Polytechnische Mittheilungen: Schlafsitzvorrichtung. Mokkakaffeemaschine. Englischer Glasscheiben-Reinigungs- und Polirapparat. Moden: Modernes Herbstjaquet. Neues Mantelet aus schwarzer Seide und Schmelztüll.

Die Nr. 43 von „Schorer's Familienblatt (redigirt von Dr. Franz Hirsch) hat folgenden Inhalt: Gesühnt. Erzählung von Konrad Telmann. (3. Fortsetzung Wo liegt unser Kamerun? Gedicht von Eduard Jürgensen. Theaterproben mit Ernesto Rossi. Von E. Mathis. Mit Rossi's Bildniß. Der weiße Elephant. Ein Abenteuer Barnum's. Die Rose der Kleopatra. Von E. von Lippe. Die Geheimnisse des Tintenflecks. Mit 4 Figuren. Plauderecke: Wie Franz von Suppé ein Revolutionär wurde. Die Mumie von König Ramses II. Von einem Schauspieler. Das Häuschen am Berge. Ein Schlaukopf. Kunstblätter: Wo liegt unser Kamerun? Von Hugo Oehmichen. Ein Elephantenabenteuer. Von Eugen Courboin. Das Häuschen im Walde. Originalzeich— nung von Fritz Gehrke. Beilage: Bremen: Raihskeller. Original zeichnung von P. Bauer. Im Bremer Rathskeller. Von Ludwig Ordemann. Aus der Frauenwelt: Gute Gedanken. Schummer⸗ stundengeschwätz. Von Martin Struß. Probates Mittel, Für Haus und Herd: Wringmaschine. Mit Abhildung. Auflösung der Denkübungen. Denkübungen Humoristisches: Aus der Instruk— tionsstunde. Mit einer Originalzeichnung von L. Steub. Aerzt— licher Rathgeber. Berühmte Zeitgenossen: Marcella Sembrich. Mit Bildniß. Briefkasten.

Gewerbe und Handel.

Nach der dem Aufsichtsrath der Dampf- und Spinnerei— Maschinenfabrik (vorm. Wiede) in Chemnitz vorgelegten Bilanz für das Geschäftsjahr 1885/6 beträgt der Bruttogewinn I55 217 S gegen 83 911 ½½ im Vorjahre. Die Abschreibungen wucden auf 83 253 gegen 64727 ½. im Vorjahre festgesetzt und als Reserve auf Außenstände sind 17 000 S wie im Vorjahre, als gesetzliche Reserve 3h00 6 gegen 1009 46 im Vorjahre, für Tan— tiome an den Aufsichtsrath 3118 , sowie zur Zahlung von 2 C0 Dividende 44400 M gegen Nichts im Vorjahre in Aussicht genom— men, während 4447 „M auf neue Rechnung vorzutragen bleiben.

In der gestrigen Generalversammlung der Vereinigten chemischen Fabriken zu Leopoldshall wurde die Bilanz ge— nehmigt, die Dividende auf 5 G festgesetzt und der Verwaltung ein— stimmig Decharge ertheilt.

Nürnberg, 19. Oktober. (Sopfenmarktbericht von Leopold Held. Zum heutigen Markte kamen 1109 Ballen Markthopfen und Aischgründer und per Bahn beträchtliche Abladungen von Württem⸗ berger, Hallertauer und diversen auswärtigen Sorten. Das Geschäft war ruhig und nur grüne gute Markt- und Aischgründer Hopfen waren von Seiten der Exporteure und Kundschaftshändler gefragt und gingen schlank zu festen Preisen ab Gelbliche und scheckige Hopfen fanden selten Käufer und sind namentlich Württemberger und Haller— tauer in Mittelqualitäten von nicht grüner Farbe lebhaft ausgeboten. Feine Gebirgs- und prima Aischgründer Hopfen erzielten hohe Preise und bleiben fortwährend gesucht. Die Stimmung ist dem— zufolge für gutfarbige Hopfen fest für alle anderen Sorten gedrückt. Die Notirungen lauten: Gebirgshopfen 60—– 10 Ait; Markthopfen 27—52 ; Aischgründer 45 = 70 ; Hallertauer prima 5 85 6, mittel 50 55 S6, geringe 39-40 „S; Württemberger prima 80- 90 M, mittel 42 h ; Badische prima 75 85 (M6, mittel 44 —-— 50 Mνι ; Elsässer 30— 60 S6; Posener 45 70 M; Wollnzacher Siegel 75 90 „S; Spalter Land 75 - 100 46

Brüssel, 20. Oktober. (W. T. B.). Die ständige Depu⸗ tation der Provinz Brabant hat mit 4 gegen 3 Stimmen die Ratifizirung des gestern vom Gemeinderath angenommenen Entwurfs, betreffend die Konvertirung, der Schuld der Stadt Brüssel, abgelehnt, weil die Periode der Amortisirung für zu lang befunden wurde.

London, 21. Oktober, Mittags. (W. T. B.) Die Bank von England hat heute den Diskont von 35 auf 4 ί&b erhöht.

Mailand, 20. Oktober. (W. T. B.) Die gesammten Ein⸗ nahmen der Mittelmeer⸗-Eisenbahngesellschaft betrugen in dem verflossenen Betriebsjahr 105 009 900 Fres., wovon 194500 000 Fres. auf die Hauptlinien und 1.535 000 Fres. auf die Nebenlinien entfallen. Vorbehaltlich der Revision der Bilanz soll der Reserve— fonds 2400 009 Fres. erhalten, dagegen 125 900 Fres. zur Einlösung des zweiten Semestraleoupons mit 12,590 Fres. abgeben, weil die Spesen ca. 623 o betragen, verursacht durch größere Ausgaben der ebergangszeit, nach deren Ueberwindung eine andauernde Verminde— rung der Spesen eingetreten ist.

Submissionen im Auslande.

J. Niederlande.

1) 27. Oktober, Nachmittags 1 Uhr, Kolonial-Ministerium im Gebäude der „Maatschappy tot Nut vom't Algemeen“ in Amsterdam, N. Z. Voorburgwal Nr. 22. in verschiedenen Abtheilungen:

Lieferung von Eisen, Stahl, eisernen Gasröhren, Schrauben, Nägeln, Blech, galvanisirten eisernen Eimern u. A. m.

Auskunft an Ort und Stelle. Bedingungen käuflich bei den Buchhaͤndlern Gebrüdern vom Cleef im Haag, Hofspui Nr. 284,

2) 2. November, Mittags 12 Uhr. Direktion der Artillerie—

Stapel⸗ en Constructie⸗Magazynen in Delft, Houttuinen, in 9 Ab⸗ theilungen, theilweise in bedeutenden Mengen: Lieferung von Eichen⸗, Eschen⸗ Tannen⸗, Fichten⸗, Föhren⸗ꝛc. oh

Auskunft an Ort und Stelle. Einschreibung muß durch in Holland wohnhafte Personen erfolgen.

3) 6. November, Vormittags 11 Uhr. Direktion der Marine zu Amsterdam für den Bedarf der staatlichen Werft:

Lieferung von 1580 kg verzinktem Eisendraht.

Auskunft an Ort und Stelle sowie bei den Sekretarien der Ge⸗

meindeverwaltungen zu Rotterdam und Dordrecht. Il. Rumänien.

Der Termin für die ad 1 und 3 in Nr. 180 des „Reichs⸗ Anzeigers‘, ad 2 in Nr. 357 der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ veröffentlichten Submissionen in Rumänien, betreffend Bau einer Brücke über die Bistriza und Lieferung von Eichenschwellen, ist auf den 18. beziehungsweise 1. November (n. St.) verlegt worden.

Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs⸗Anstalten.

Bern, 19. Oktober. (Bund.) Der Verwaltungsrath der Gott⸗ hardbahngesellschaft beauftragte die Direktion, auf Grund eines von dieser ausgearbeiteten Planes mit dem Bundesrath Verhandlungen bezüglich des Ausbaues der Gotthard bahn anzuknüpfen. Hiernach übernimmt die Gesellschaft laut der N. Zürch. Ztg.“ die Verpflichtung, die Herstellung des zweiten Geleifes innerhalb einer Frist von zwölf Jahren auszuführen, unter der Bedingung, daß ihr eine Fristverlängerung für den Finanz ausweis der nördlichen Zufahrtslinien (Luzern —-Immensee und Zug Goldau) gewährt würde.

Berlin, 21. Oktober 1885.

Morgen, Freitag, den 22. findet Königliche Parforce⸗ Jagd statt. Rendez-ꝛous: Mittags 1 Uhr am Forsthaus Plantagenhaus.

Zu den vom Staats⸗Ministerium beschlossenen und veröffent⸗ lichten, Grundsätzen für amtliche Papierprüfungen“ sind von dem Kaufmann und Fabrikanten Fried. Wilh. Abel in Magdeburg Erläuterungen mit Originalproben heraus— gegeben worden (Magdeburg, Faber'sche Buchdruckerei. A. und R. Faber). Verfasser betont darin die Nothwendigkeit: den für den Dienstgebrauch der Central- und Provinzialbehörden vorgeschriebenen Normal-Papiersorten auch in denjenigen Kreisen Eingang zu ver⸗ schaffen, welche in amtlichem Verkehr mit den Behörden stehen oder für Institute und Anstalten irgend einer Art den Bedarf an Akten⸗ papier zu besorgen haben. Er erachtet es für wünschenswerth, daß auch die bei den Behörden eingehenden Schriftstücke aus guten, haltbaren Papiersorten bestehen, und daß auch bei Kommunalbehoͤrden, Rechtsanwälten, Pastoren, Schuldirektoren, Privat-Instituten, als Lebensversicherungen, Aktiengesellschaften, Banken u. s. w. mehr Werth als bisher auf zweckentsprechende gute Papiere gelegt werde. Der Zweck seiner Erläuterungen ist daher vornehmlich: jedem Interessenten Gelegenheit zu geben, sich Kenntniß von der Beschaffen⸗ heit der Normalpapiere und deren Verwendung zu verschaffen, sowie diese Papiere dem Privatpublikum auf leichte Weise zugänglich zu machen Die „Erläuterungen“ sind, elegant gebunden mit den sämmt⸗ lichen Originalproben in Folio, zum Preise von 2 und geheftet in groß 80 zum Preise von 70 8 von dem Verfasser, Friedr. Wilhelm Abel in Magdeburg. franko zu beziehen. Außerdem erklärt der⸗ selbe als Inhaber der Hauptvertriebsstelle der amtlich vorgeschriebenen und amtlich geprüften Normalpapiere für preußische Behörden sich bereit, jede gewünschte Auskunft gratis an Behörden und Private zu ertheilen. Hr. Abel hat die sämmtlichen vorgeschriebenen Sorten für den Handel herstellen lassen und bringt dieselben unter der Schutz⸗ marke einer „Jungfrau“ in den Handelsverkehr. Vertriebsstellen der Papiere unter dieser Marke werden in allen Städten eingerichtet und sind bezeichnet: „Vertriebsstelle der amtlich vorgeschriebenen und amtlich geprüften Normalpapiere für preußische Behörden, Marke: Jungfrau“. In jeder Vertriebsstelle muß die Preis- und Verwendungstabelle mit der Schutzmarke „Jungfrau“ ausgelegt sein, wonach jeder Käufer sich die benöthigte Sorte leicht wählen kann. Die Preise sind in allen Vertriebsstellen gleich. Dieselben müssen Seitens der Verkäufer inne—⸗ gehalten werden; nur tritt in den Vertriebsstellen für je 10 Meilen Entfernung von Magdeburg ein Frachtaufschlag von 1 9 hinzu. Falls in der betreffenden Stadt noch keine Vertriebsstelle besteht, ist direkter Bezug von Magdeburg zu empfehlen. Beim Ankauf ist darauf zu achten, daß jedes Packet mit der Nummer der betreffenden Sorte bedruckt ist, ferner mit der entsprechenden amtlichen Bezeichnung, der Nummer des Untersuchungsattestes der Königlichen technischen Versuchsanstalt, der Schutzmarke einer „Jungfrau“ und der vorgeschriebenen Verwendungs⸗ art. Normalpapier J ist 100bogenweise, die übrigen Sorten sind 500bogenweise verpackt. 1 Ries wird zu 1000 Bogen gerechnet; es empfiehlt sich um Irrthümer zu vermeiden, nach 1066 oder 1000 Bogen zu verlangen. Außer dem gewöhnlichen Aktenformat (Normal format I) sind von der preußischen Regierung für alle anderen Zwecke (Geschäftsbücher, Standesamtsregister u. s. w.) noch 11 andere Formate unter dem Namen „Normalformate“ festgesetzt, welche sämmtlich bei den erwähnten Betriebsstellen zu haben sind.

Zu dem viel bewunderten Entwurf für eine Friedenskirche am Humboldthafen hierselbst, der in der Berliner Ju bi⸗ läums-Ausstellung durch ein großes Modell veranschaulicht wird, hat der Autor, der durch die Erbauung der Dankeskirche bekannte Baurath Orth, einen interessanten Erläuterungsbericht ver⸗ faßt, dem wir Folgendes entnehmen:

JI. Situation. Bei der Konkurrenz für eine große protestan⸗ tische Kirche, welche der Architektenverein zu Berlin im Jahre 1855 für seine Mitglieder ausschrieb, war die Situation einem Entwurfe des Hochseligen Königs Friedrich Wilhelms IV., einer eigenhändigen Skizze desselben für die Stadtgestaltung am Humboldthafen, ent⸗ nommen. Hiernach sollte auf der Achse der jetzigen Alsenbrücke ein Platz für eine größere Kirche mit Predigerhäusern und einem mit Säulenballen umschlossenen Vorhof erhalten bleiben. Als später nach dem Tode dieses für die Kunst begeisterten genialen Königs der Hum— boldthafen zur Anlage kam, ist leider die Hafenbreite an dieser Stelle wesentlich geringer angenommen, um den Ladeplätzen zur Seite noch besondere Ausfahrtsrampen anfügen zu können und ist dadurch der Platz für die Kirche sortgefallen. Bei dem zur Zeit gegen früher durch die Anlage von Dampfkrahnen wesentlich veränderten Betriebe würde es jetzt vortheil hafter sein, auf keinen Fall aber schaden, wenn man die Ladeplätze etwas höher als jetzt annähme und nach der Straße schwach ansteigend pflasterte, so daß die Auffahrtsrampen ganz fort⸗ fallen könnten, ohne den Hafenverkehr zu beeinträchtigen. Vielmehr wurde die größere maschinelle Hebung der Lasten um ebensoviel die Abfuhr durch Fuhrwerke bei geringerer Steigung der Straße erleich⸗ tern, also diese Aenderung im Interesse des Hafenverkehrs liegen. Fügt man an beiden Seiten diese Rampenbreiten den angrenzenden Lade⸗ plätzen und eine gleiche Breite an jeder Seite dem Hafen zu, so bietet es keine Schwierigkeit mehr, den ursprünglichen Gedanken Friedrich Wilbelms 1V. wieder herzustellen. In demselben waren die Hafen⸗ einfahrten von der Spree her zu beiden Seiten der Kirche ange⸗ nommen. Dieses ist auch jetzt noch durchführbar, doch wird es vielleicht einfacher sein, die jetzige Hafeneinfahrt im Wesentlichen zu belassen und zu überwölben, weil damit zugleich die Leistungsfähig keit des Hafens obne Mehrkosten sich wesentlich vergrößert. In meinem Entwurfe habe ich letzteres durchgeführt, ohne jene Lösung ausschließen zu wollen. Abgesehen vom Unterbau der Kirche würde die Hafenänderung erhebliche Kosten nicht veranlassen, dagegen würde