1886 / 269 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 15 Nov 1886 18:00:01 GMT) scan diff

Die Bestimmung des §. 25 Th. 1 Tit. 6 des Preußischen Allgem. Landrechts: „Wer aber in der Ausübung einer unerlaubten Handlung sich befunden hat, der hat die Vermuthung wider sich, daß ein bei solcher Gelegenheit ent- standener Schaden durch seine Schuld sei verursacht worden 26 sich nach einem Urtheil des Reichsgerichts, VI. Civilsenats, vom 20. September d. J., nur auf einen Schaden, welcher in einem nahen zeitlichen und örtlichen Zu⸗ sammenhang mit der unerlaubten Handlung steht, nicht aber auf einen derartigen Schaden, der geraume Zeit später hervorgetreten ist und 2 durch die Handlun veranlaßt sein kann. „Der Berufungsrichter erkennt an, da der Beklagte, als er dem Kläger den Schlag mit der Kohlen⸗ schippe versetzte, sich in der Ausübung einer unerlaubten Handlung e del habe; er nimmt aber an, daß es sich nicht um einen bei Gelegenheit der unerlaubten Handlung entstandenen Schaden im Sinne des Gesetzes handele. Die Ausführungen der Revision gehen dahin, der 5. 25 eit. sei so zu verstehen, daß, wenn eine unerlaubte Handlung be⸗ gangen worden, jeder Schaden, bezüglich dessen die Möglichkeit nicht ausgeschlossen sei, daß selbiger durch diese y,, ent⸗ standen sein könne, als durch die Handlung herk eigeführt an⸗ zusehen und dem Thäter zuzurechnen sei. Allein in diesem Sinne darf der 8. 25 eit. nicht ausgelegt werden. Der Aus⸗ druck: „„bei solcher Gelegenheit entstandener Schade“ weist mit Besltimmtheit darauf hin, daß der Schaden in einem nahen zeitlichen und örtlichen Zusammenhang mit der un⸗ erlaubten Handlung stehen muß. Es kann hierunter nach dem Wortsinne nicht jeder Schaden verstanden werden, bezüglich dessen eine gewisse, wenn auch noch so entfernte Möglichkeit vorliegt, daß selbiger durch die unerlaubte Handlung ver— ursacht sein könne.“

Nach der im Reichs-Eisenbahnamt aufgestellten in der Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisung der auf deutschen Eisenbahnen ausschließlich Bayerns im Monat September d. J. beim Eisenbahnbetriebe (mit Aus⸗ schluß der Werkstätten) vorgekommenen Un fälle waren im Ganzen zu verzeichnen? 4 Entgleisungen und 5 Zusammenstöße auf , Bahn, 22 Entgleisungen und 15 Zusammenstöße in Stationen und 149 sonstige Unfälle , ahren von ö werken, Feuer im Zuge, Kesselexplosionen und andere Be⸗ triebsereignisse, sofern bei letzteren Personen getödtet oder verletzt worden sind). Bei diesen Unfällen sind im Ganzen, und zwar größtentheils durch eigenes Verschulden, 186 Per—⸗ sonen verunglückt, sowie 52 Eisenbahnfahrzeuge erheblich und 110 unerheblich beschädigt. Es wurden von den 24 903 062 überhaupt beförderten Reisenden 2 getödtet, 135 verletzt (und zwar , je eine Tödtung auf die Bahnstrecken im Ver⸗ waltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion zu Brom⸗ berg und auf die Württembergischen Staatseisenbahnen, 11 bezw. 3 Verletzungen auf die Bahnstrecken in den Verwaltungs⸗ bezirken der Königlichen Eisenbahn⸗-Direktionen zu Magdeburg und Berlin und 1 Verletzung auf die Württembergischen Staatseisenbahnen), von Bahnbeamten und Arbeitern im Dienst beim eigentlichen Eisenbahnbetriebe 30 getödtet und 89 verletzt und bei Nebenbeschäftigungen 3 verletzt; von Steuer⸗ ꝛc. Beamten 1 verletzt; von fremden Per⸗ sonen (einschließlich der nicht im Dienst befindlichen Bahn⸗ beamten und Arbeiter) 15 getödtet und 12 verletzt; sowie bei Selbstmordversuchen 17 Personen getödtet und 2 verletzt. Von den fämmtlichen Verunglückungen mit Ausschluß der Selbst— morde entfallen auf: A. Staatsbahnen und unter Staatsverwaltung stehende Bahnen (bei zusammen 28 896,53 km Betriebslänge und 753 208 526 geförderten Achskilometern) 157 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Bahnstrecken im Verwaltungsbezirk der Königlichen Eisenbahn⸗ Direktion zu Magdeburg (29), Berlin (19) und Erfurt (18); verhältnißmäßig, d. h. unter Berücksichti⸗

gung der geförderten Achskilometer und der im Betriebe gemesenen Längen sind jedoch auf den Bahnstrecken im Ver⸗ waltungsbezirk der Königlichen Eisenbahn⸗Direktionen zu Magde⸗

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burg, Erfurt und El , die meisten Verunglückungen vorgekommen. B. Größere Pxivatbahnen mit je über 150 km Betriebslänge lbei . 1648,21 km Betriebslänge und 21 008 109 geförderten Achskilometern) 8 Fälle, und zwar auf die Hessische Ludwigs-Eisenbahn 6 Fälle, auf die , Südbahn einschließlich Parchim —Ludwigslust und Neubrandenburg Friedland 1 Fall und auf die Werrabahn 1 Fall; verhältnißmäßig sind jedoch auf der Mecklenburgischen Südbahn, auf der Hessischen Ludwigs⸗Eisenbahn und auf der Werra-Eisenbahn die meisten Verunglückungen vorgekommen. C. Kleinere Privat⸗ bahnen mit je unter 150 km Betriebslänge (bei usammen 1589,47 km Betriebslänge und 10 815985 ge⸗ nn Achskilometern) 2 Fälle, und zwar auf die Lübeck— Büchener Eisenbahn.

Der General der Infanterie, von Strubberg, General⸗Inspecteur des Militär⸗Erziehungs⸗ und Bildungs⸗ wesens, hat sich nach Rückkehr von der Besich gung des Kadettenhauses zu Plön zu einem gleichen Zweck nach der Kriegsschule in Engers begeben.

Der General ⸗Lieutenant Mischke, Inspecteur der Kriegsschulen, ist von der kürzlich nach Hannover und Kassel angetretenen Dienstreise zurückgekehrt.

Se. Hoheit der Erbprinz Bernhard von Sach sen-Meiningen, Oberst⸗Lieutenant und etatsmäßiger Stabsoffizier des Kaiser Franz Garde⸗Grenadier⸗ Regiments 94 . hat sich auf einige Tage mit Urlaub nach Schwerin

egeben.

S. M. Kanonenboot „Wolf“, Kommandant Kapitän⸗ Lieutenant Jaeschke, ist am 13. November c. in Hongkong eingetroffen.

S. M. Aviso „Loreley“, Kommandant Kapitän—⸗ Lieutenant Draeger, ist am 12. November c. in Pyräus ein⸗ getroffen und an demselben Tage wieder in See gegangen.

Wilhelmshaven, 13. November. (W. T. B.) Heute Mittag 1 Uhr hat die feierliche Einweihung der zweiten Einfahrt in den Kriegshafen stattgefunden. Der Hafenbau⸗Direktor Rechtern hielt die Festrede. Die Ein⸗ fahrt des Kriegsschiffs „Friedrich Carl“ in den neuen Hafen vollzog sich, trotz des schlechten Wetters, in sehr gelungener Weise. Der Chef der Admiralität, General⸗-Lieutenant von Caprivi, schloß die Feier mit einem auf Se. Majestät den Kaiser ausgebrachten Hoch.

Bayern. München, 14. November. (W. T. B.)

Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kron— prinzessin ist mit Ihren Xn l den Hoheiten den Prin⸗

zessinnen Töchtern heute Nachmittag hier eingetroffen und im Hotel „Zu den Vier Jahreszeiten“ abgestiegen.

Württemberg. Stuttg art, 13. November. (St. A. f. W.) Der König und die Königin sind gestern Abend um 5 Uhr in erwünschiem Wohlsein in Nizza eingetroffen.

Baden. Karlsruhe, 12. November. (Karlsr. Ztg.) Gestern Abend erhielten die Großherzoglichen Herrschaften die Nachricht von der erfolgten glücklichen Ankunft des Er bg ro ß⸗ herzogs und der Erbgroßherzogin in Paris.

Oldenburg. Die den Kreissynoden des Herzogthums Oldenburg bei ihren diesjährigen Versammlungen vorgelegte Frage: „Empfiehlt es sich, den bisherigen, am ersten Freitage in der Passionszeit zu begehenden Buß- und Bettag bei— zubehalten, falls nach dem Vorschlage der Eisenacher Kirchen- konferenz auch für unsere Landeskirche der am letzten Freitage des Kirchenjahres zu begehende, gemeinsame deutsche Buß- und Bettag eingeführt wird?“ ist von vier der Kreissynoden ver— neint, von zweien bejaht worden.

Oefterreich⸗ Ungarn. Pe st, 13. November. (W. T. B.) Der Minister des Aeußern, Graf Kälnoky, gab in der heutigen Sitzung der ungarischen Delegatien folgende Ausführungen: Bei Behandlung der bulgarischen Frage müsse unterschieden werden zwischen bulgarischen und europäischen Interessen. Die Interessen Oesterreich⸗Ungarns lägen in den Prinzipienfragen und in dem allgemeinen Ver⸗ trags rechte. ie die bulgarische Regierung in der inneren Politik vorgehe, sei gleichgültig, so lange wesentliche Punkte nicht tangirt würden. Die Hauptsache sei, daß der Rechts⸗ umfang des Berliner Vertrages unversehrt bleibe. Bulgarien sei als autonomes Fürstenthum und Vasallenstaat der Türkei kreirt worden, was die Verträge gewährleisteten. Wenn auch keine . für die Durchführung eine Garantie übernommen habe, so liege doch den Mächten und Oesterreich⸗Ungarn die schwere wichtige Pflicht ob, zu wachen, daß dieses Grund— prinzip weder in Bulgarien noch sonstwo verletzt werde. Die schwierigste Aufgabe der Regierung sei, ihre Aktion nicht nach momentaner Erregung einzurichten Die Mission Kaulbars' sei nur eine Phase, welche weit überschätzt werde. Thatsächlich sei durch dessen Auftreten Nichts erreicht, was auf die definitive Gestaltung Bulgariens, von entscheidendem Einfluß wäre. Ihm sei es wohl gelungen, Bulgarien die Einwirkung Rußlands in denkbar unangenehmster Art fühlbar zu machen, aber auch die europäische Meinung für das bulgarische Volk in nie gekannter Weise sympathisch zu stimmen. Es liege in den Interessen Hesterreich⸗Ungarns, daß keine den Verträgen widerstrebende Schädigung Platz greife und daß die von Europa gewährleistete Selbst— ständigkeit unangetastet bleibe. Die Mission Kaulbars' sei eine blos vorübergehende und werde keine tiefergehenden Spuren zurücklassen. Man müsse darauf gefaßt sein, daß große Schwierigkeiten zu bewältigen seien und daß eine lange schwierige Aufgabe in e, f. deshalb erscheine es ge— rathen, den Gang der Celgnisse in Bulgarien mit steter Aufmerksamkeit, aber auch mit Geduld und Vorsicht zu verfolgen. Die allgemeinen Endziele der Politik Oester— reich Ungarns seien die bekannten, vom Minister Tisza ent⸗ wickelten, welcher klar und bestimmt die Richtung bezeichnete; dieselben seien aber nicht auf die gegenwärtige Krisis allein berechnet, sondern beruhten auf den Prinzipien, auf denen die ganze Ordnung im Oriente aufgebaut sei, und würden daher lange Zeit für die österreichischungarische Politik im Orient maßgebend bleiben. So lange der Berliner Vertrag bestehe, seien die Interessen Oesterreich⸗Ungarns vollkommen gewahrt. Wenn Oesterreich⸗Ungarn in die Lage käme, für den Schutz des Berliner Vertrages einzutreten, so sei ihm die Sympathie und Mitwirkung aller jener Mächte gesichert, welche europäische Verträge zu schützen gewillt sind. Im Weiteren hob Graf Kälnoky hervor, daß, so lange Aussicht vorhanden sei, auf freundschaftlichem Wege das vorgesteckte Ziel zu erreichen,

Oesterreich Ungarn diesen Weg nicht verlassen dürfe und daß es vermeiden müsse, ohne die ent— schiedenste Nothwendigkeit eine drohende Stellung ein zu—

nehmen, so lange die Beziehungen zu den Mächten aus— reichten, um der Stimme Oesterreich-Ungarns Gehör zu ver— schaffen. Aus den Aeußerungen in den Delegationen gehe hervor, daß es in der Monarchie Niemand gebe, der den Krieg wünsche. „Wir Alle wollen den Frieden, gewiß aber nicht um jeden Preis.“ Graf Kälnoky trat der Mei⸗ nung entgegen, als ob Ungarn chauvinistische und aggressive Tendenzen hegte. Das Auftreten des Generals Kaul— bars habe eine gewisse Irritation und Ungeduld , sowie die Meinung, daß man Krieg ver— ange, was durchaus irrthümlich sei. Hierauf be— leuchtete Graf Kälnoky eingehend die vortrefflichen Be⸗ ziehungen Oesterreich- Ungarns zu den einzelnen Mächten. Die Stellung der Monarchie nach Außen sei eine ihrem Ansehen und ihrer Würde vollkommen entsprechende. Die Monarchie genieße einen großen Grad von Ver⸗ trauen, das durch die klare und uneigennützige Politik, wie solche von dem Minister von Tisza mit solcher Offen⸗ heit zum Ausdruck gelangt sei, erhöht werde. Dies Pro⸗ gramm habe nur die Zustimmung aller europäischen Mächte finden können, und es konnte thatsächlich gegen die Korrektheit der darin ausgesprochenen Grundprinzipien keine Einwendung erhoben werden. Der Minister sprach die Ueberzeugung aus, daß dieses Programm, wenn es dazu käme, im Orient entschieden eintreten zu müssen, Freunde und Unter⸗ stützer finden würde. Das Verhältniß zu Deutschland sei in der letzten Zeit, vielleicht mehr, als gut gewesen, be⸗ sprochen worden. In jüngster Zeit seien eine Menge von Konjekturen aufgetaucht, inwieweit die Freundschaft zwischen Oesterreich⸗ Ungarn und Deutschland sich praktisch bethätigen würde, ob unter gewissen Eventualitäten Einer auf den Anderen zählen könne. Es sei selbstverständlich, daß zwei Großstaaten von einer solchen Ausdehnung auch Sonderinter⸗ essen haben, welche außerhalb der Inleressensphäre des andern liegen. Diese zu schützen, beständen keine Verpflichtungen. Es sei undenkbar, daß ein Großstaat, ohne die Selbständigkeit seiner Aktion 3 , n. sich verpflichten könnte, für jedwedes Interesse seines Bundesgenossen einzustehen. Selbstverständ⸗ lich liege es. in der Natur der Sache, daß einem Großstaate das selbständige Eintreten für Ie eigenen Interessen in erster Linie allein zustehe. Ein Verhältniß, wie es zwischen Oesterreich Ungarn und Deutschland bestehe, sei nur dann berufen, praktisch in volle Kraft zu treten, wenn es sich um vollkommen solidarische Interessen Beider handele. Von

welche Fassung das Verhältniß habe. Nicht Worte staben, an die gegenseitigen Interessen bildeten 8 Fundament. Der Fortbestand des anderen Staates al unabhängige Großmacht hilde für beide Theile ein mi un eigenes Interesse. In diesem Sinne sei die Gemeinsamet Stellung Deutschlands, und Hesterreich Unggrns unersch licher als wenn dieselbe lediglich auf Paragraphen gründet wäre. Die deutsche Regierung habe kein k daraus gemacht, daß sie Bulgarien nur, insoweit essire, als damit die Erhaltung des Friedens im n und in Europa verbunden sei und daß in Bulgarien deutschen Interessen zu vertheidigen seien. Dem . der deutsche Reichskanzler nicht für Bulgarien 4 ü

diesem Standpunkt betrachtet, sei es ziemlich 1

ir die Wünsche einer Macht, sondern für den Frieden ke

aupt seine Rathschläge ertheilt und eine vermittelt i gel geltend gemacht. Es sei dies in .

rieden der Welt wie für die Interessen Oesterreich-⸗ Ungarns prießlichsten Weise geschehen. Zwischen beiden Kabineten ern über diesen Punkt keine Disharmonien, sondern die freun lichsten und vertrauensvollsten Gesinnungen. Der Minister glu mit Genugthuung hervorheben zu sollen, daß auch mit n russischen Kabinet das befriedigendste Einvernehnn und ein freundschaftlicher Verkehr fortbestehe. Beide Rent rungen seien in der Lage, sich über die Dinge, über welche s ungleicher Meinung seien, freundschaftlich und mit Offene auszusprechen. Die Beziehungen zu England seien gesn wärtig von ganz besonderem Interesse. Die aus Engl kommenden Aeußerungen über die vorliegende Frage bewiesn daß in der öffentlichen Meinung eine vortheilhafte Wandum zur Geltung gelangt. Die englischen Staatsmänner lestn immer mehr Werth darauf, daß in Europa die Ueberzeuzu von einer gesicherten Kontinuität der englischen Politik ln greife. Die identische Auffassung über wichtige europasst Fragen sowie der auch in England getheilte Wunsch, betreff die Erhaltung des Friedens, lassen zuversichtlich hoffen, n auch England sich Oesterreich-Ungarn anschließt, wenn g darauf ankommt. Betreffs Italiens bemerkte Graf g noky, daß auch mit diesem Lande freundschaftliche Beziehnmn beständen. Es sei anzuerkennen, daß Italien als Mittelmen macht gewichtige Interessen habe und deshalb einer Verschichin der dortigen Machtverhältnisse nicht gleichgültig gegenih. stehen könne. Es sei Grund anzunehmen, daß auch Ithlin fühle, wie wichtig es sei, die europäischen Interessen im Drin zu wahren, und daß man deshalb hoffen dürfe, das bestehemt politische Einverständniß auch fernerhin im beiderseitigen Inn esse aufrecht zu erhalten. Schließlich hob der Minister hern, daß auch Seitens Rußlands keine anderen Aeußerungen un lägen, als die Versicherungen, an den Verträgen festzuhalt und weder eine Einschränkung der Autonomie Bulgariens nt eine Aenderung seines internationalen Verhältnisses zu ben sichtigen. Auch hahe Rußland erklärt, überhaupt Nick ohne Mitwirkung der Mächte unternehmen zu wolln Man dürfe, demgemäß die Hoffnung hegen, daß die gehn wärtige Krise in einer Weise gelöst werde, wie es im Inn esse des europäischen Friedens wünschenswerth si (Allgemeiner Beifall Graf And rassy erklärte unter il gemeiner Zustimmung, daß kein vernünftiger Mensch i Ungarn den Krieg wünsche, Jedermann wünsche vielmth den Frieden, solange derselbe ohne Beeinträchtigung Ehre. Oesterreich- Ungarns gewahrt werden könne. Ä Diskussion über die Darlegung des Ministers findet m 16. d. M. statt.

Schweiz. Bern, 10. November. (Allg. Ztg) N vom Bundes rath genehmigte Traktandenliste für am 29. d. M. . Bund es versammlun weist 38, zum Theil sehr wichtige Verhandlungsg ggenstän auf, darunter: die Wahl des Bundes⸗-Präsidiums für 1881 m des Bundesgerichts für seine dritte sechsjährige Amtsperih vom 1. Januar 1887 bis 31. Dezember 1892; m Budget für 1887 und die Nachtragskredite für 1886; n Alkoholgesetz; die Rhein-Korrektion im Kanton St. Gallen in die Tessin-Korrektion; die Doppelbesteuerung; die Gesetz, lt treffend Schuldbeitreibung und Konkurs, die politischen Reh der schweizer Bürger und die civilrechtlichen Verhältnise n Niedergelassenen und Aufenthalter; das Militär⸗Strafgesetz. j Organisation des Landsturmes; die Anleihenskonversion; den findungsschutz und den Schutz der Fabrik- und HWandkh marken; die Ausdehnung der Haftpflicht aus dem Fabriken auf andere Gewerbe; die Abänderung des Zolltarifs und eh lich den Mariahilf-Kirch⸗Rekurs, in welcher Angelegenheit f Vermittelungsverfuche gescheitert sind und über welche Bund Präsident Deucher dem Bundesrathe in der nächsten Wh Bericht erstatten wird. ;

Belgien. Brüssel, 13. November. (W. T. B) Nu „Journal de Bruxelles“ zufolge wird den Kam mern m nächsten Dienstag ein Gefetzent wurf, betreffend die Kun vertirung der Staatsschuld, vorgelegt werden.

14 November. (W. T. B.) Der belgische Lit tenant Dubois, welcher der Congostation Stanle Fälle zugeordnet war, ist gestorben. Wie es heißt, derselbe ertrunken. Wie ferner verlautet, wäre die genann Station Angefichts der fortdauernden Feindseligkeit der Ari geräumt worden. ;

Groszͤbritannien und Irland. London, 15. Novemkt (W. T. B.) Sämmtliche Morgenblätter besprechen Rede des Grafen Kälnoky im Ausschuß der ungärist Delegation, welche fast allgemein als friedlich aufg und als weitere Bürgschaft für die Aufrechthaltung des ent päischen Friedens angesehen wird.

Ein Com muniqus über die Rückkehr Sir Drun mond Wolf's aus Egypten bemerkt: daß es in einen kurzen Urlaub handle, und daß Drummond Wolf. London komme. um der Regierung persönlich über die In schritte seiner Mission in Egypten zu berichten sowie si der Regierung über feine Anterhandlungen mit Muhht Pascha zu benehmen.

Frankreich. Paris, 13. November. (W. T. 8 Die Deputirtenkammer bewilligte in ihrer heut Sitzung den für die von Neberschwemmung heimgesuchten Departements geforderten Kredit . 500 00 Fr.. Der Minister-Präsident de Frey beantragte einen Kredit von 10000 Fr. zur Bestretz der Unkosten für die Beerdigung Paul Bert ,s. n lc Freppel bekämpfte den Antrag unter Hinweis . daß der Verstorbene ein erbitterter Feind der Religion gem sei, Der Antrag de Freyeinet wurde jedoch mit 579 gegen Stimmen angenommen; ebenso wurde der Antrag, der Wi

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des Vers⸗ benen eine Pension von 12000 Fr. zu gewähren, mi K penchnigt⸗ November. (B. T. B) Wie hiesige Blatter wiederholt melden, hätte Hr. de Freyrcinet dem Präsidenten der Budgetkommission, Rou vier, den Posten des Resi— denten in Tongking angeboten. ; 14. November. (W. T. B.) In der heutigen 2 versammlung der Turnvereine hielt der Kriegs— inister General Boulanger eine Rede, in welcher er sich dahin aussprach: die militärische Erziehung der Jugend habe keinerlei ige sfiwen Charakter. Jedes Land, das leben wolle, müsse stark sein. Er selbst betreibe unablässig Kriegs— vorbereitungen, denn dies sei die beste Garantie eines dauer⸗

haften Friedens.

Italien. Rom, 15. November,. (W. T. B.) Der König verlich dem österreichischen Botschafter, Grafen Ludolf, das Großkreuz des St. Mauritius- und Lazarus-Ordens.

Serbien. Nisch, 13. November. (W. T. B.) In der Skupschtina brachte heute die Regierung einen Börsen— gesetze ntwurf ein. Das Gesetz, betreffend die Reorgani—⸗ atisn des Ministeriums des Aeuß ern, des diploma— tischen und des Konsulardienstes, sowie die Vorlage, betreffend gie Umwandlung der Gelehrten-Gesellschaft in eine Akademie der Wissen schaften, wurden angenommen. Morgen Vormittag findet die letzte Sitzung und am Nach⸗ mittag der Schluß der Session mit einer Thronxe de statt.

14. November. (W. T. B) Der zur Prüfung der Staatsfinanzen eingesetzte Ausschuß beantragte in der heutigen Sitzung der Skupschtina die Annullirung des Tabackmonopol-Vertrages. Der Finanz-Minister erklärte: er könne von dem Vertrage einseitig nicht zurück—

treten; eine Auflösung desselben sei nur mit Einwilligung der

Tabackgesellschaft und im Wege loyaler Verständigung mit derselben möglich. Die Skupschtina nahm diese Erklärung ein— stimmig zur Kenntniß.

15. November. (W. T. B.) Die Skupschtina ist gesten mit einer Thronrede geschlossen worden, in welcher der König seine Befriedigung über die Votirung der finanziellen Reformen sowie den Dank für die legislatorischen Arbeiten auf den militärischen, ökonomischen und kulturellen Gebieten aussprach.

Bulgarien. Tirno wa, 13. November. (W. T. B) Die Mitglieder der Regentschaft, Karaweloff, Stam— buloff und Mutkuroff, haben ihre Entlassung ge— geben. Die Sobranje hat die heiden Letzteren wieder— und an Stelle Karaweloff's Jukoff zum Mitglied der Re— gentschaft gewählt. Ferner wurde eine Deputation, be— stehend aus Grekoff, Stoiloff und Kaltscheff, ernannt, welche sich an die europäischen Höfe begeben soll. Schließlich vertagte sich die Sobranje auf unbestimmte Zeit.

Die „Pol. Corr.“ meldet aus Tirnowa: Die Sobranje hat die De mission Karaweloff's angenommen, nachdem sie einen Tadel darüber ausgesprochen hatte, daß derselbe den Fürsten Alexander verrathen habe und jetzt Bulgarien ver⸗ rathe. Der Kawaß des russischen Konsulats in Philippopel, welcher Nachts Gendarmen provozirte, indem er gegen dieselben einen Revolver erhob, und dann entwaffnet wurde, ist sofort dem russischen Kon sulat übergeben worden. General Kaulbars verlangte von dem Präfekten, daß der betreffende Polizei-Kommissär entlassen werde.

14. November. (W. T. B.) Der wegen der Theil⸗ nahme an dem Komplot von Burgas angeklagte f fe fh Offizier Nabokoff ist von dem Kriegsgéericht für schuldig erklärt und heute Vormittag dem russischen Konsul in Burgas überliefert worden.

Sofia, 14. November, Abends. (W. T. B.) General von Kaulbars soll verlangt haben, daß auch die Militär⸗ Kommandanten in Philippopel, welche die Verhaftung der Kawassen des russischen Konsulates verfügt hatten, ihres Amtes entsetzt würden. Kaulbars hat ferner verlangt, daß die Garnison der russischen Fahne die militärischen Ehren erweise, und die Frist für die Beantwortung seiner Forderung bis zum 17. d. M. festgesetzt.

15. November. (W. T. B.) In den letzten Tagen haben hier zahlreiche Verhaftungen stattgefunden.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 15. November. SG. T. B) Das „Journal de St. Pétersbourg“ be— spricht, den jetzt vorliegenden Wortlaut der Rede Lord Sa lis⸗ bury's vom 9. d. M. und findet in derselben Insinutionen, die es selbst nicht einmal hervorheben könne. Es be⸗ dauert, daß ein so hochgestellter Staatsmann die Fragen auf einen Boden stelle, wohin ein Journal, das sich selbst achte, nicht folgen könne, ohne sich Inkonvenienzen zuzu⸗ ziehen. Auf den eigentlichen Inhalt der Aeußerungen Salis bury's näher eingehend, stellt das Journal die duld— fame Haltung, welche Salisbury bei der Erhebung von Philippopel im Jahre 1885 beobachtet habe, gegenüber der Haltung desselben bezüglich der Erhebung von Sofia vom 21. August d. J. Die ersfere sei ein revolutionäres Attentat gewesen und habe sowohl die Rechte des Sultans wie das auf den Berliner Vertrag gegründete ö Europas verletzt. Das „Journal“ äußert sich bedauernd über die Rede des Grafen Kälnoky. Jede Regierung sei Richter über ihre eigenen Interessen. Wenn zwei benachbarte seiche ein gutes Einvernehmen wollten, so schuldeten sie sich auch eine, freundschaftliche und billige Würdigung .. beiderseitigen Interessen. Graf Kälnoky habe die Ansichten Oesterreich ngarns dargelegt; es erübrige jetzt in Erfahrung zu bringen, wie er dieselben in Einklang zu engen gedenke mit dem Ideen⸗Austausch, der bestimmt sei, ieses gute Einvernehmen herbeizuführen, sowie in Einklang . der besonderen Stellung, die Rußland auf Grund seiner ö Bulgarien gebrachten Opfer einnehme. Es seien dies ragen, die der. Diplomatie angehörten. Das Journal will ihn von weiteren Beurtheilungen Abstand nehmen, um ie Situation nicht zu verbittern.

d Dänemark. Kopenhagen, 13. November. (W. T. B.) er König . der bulgarischen Regierung tele— krahhisch mitgetheilt, daß er in Anbetracht der gegenwärtigen Un stand seine e n ng dazu nicht geben könne, ß sein Sohn die Wahl zum Fürsten von ulgarien annehme. e

Afrika. Egypten. Kairo, 13 November. (W. T. B.) , . 9. . . . ö ö

; n olf ist na ondon berufen und reist am Dienstag dorthin ab. = t l

14. November. (B. T. B.) Dem „Reuter schen Bureau“ wird telegraphirt: Ein längerer Bericht des General— Konsuls Baring soll morgen nach London abgehen. Der— selbe enthält keine Vorschläge, sondern überläßt es der eng⸗ lischen Regierung, darüber zu entscheiden, ob es weiterhin möglich ist, den Coupon ohne Abzug auszuzahlen.

Zeitungsstimmen.

Der „Reichs bote“ tritt in einem längeren Artikel, in welchem er nachweist, daß die deutsche Schriftform durch ihr geschichtliches Werden eine nationale geworden sei und als solche unermüdlicher Pflege bedürfe, mit Entschie denheit gegen die Bestrebungen ein, die lateinische Schrift an ihre Stelle zu setzen. In dem Artikel heißt es u. A.:

... Es ist zunächst befremdend, daß Diejenigen, welche noch eben die deutsche Fraktur wegen ihres ausländischen Ursprungs als antinational verdächtigten, sich auf einmal selbst auf den Standpunkt des Auslandes stellen. ö

Jeder Deutsche sollte doch so viel Stolz und Einsicht haben, daß er seine geistigen Eigenthümlichkeiten, einem Angriffe des Auslandes gegenüber nicht ohne Weiteres preisgäbe und mittadelte. Hat er nicht statt zu sagen: es ist von den Deutschen unverantwortlich, daß sie dem Auslande zu Gefallen nicht ihre Schrift abstellen. vielmehr die Pflicht, frei zu erklären: wenn das Ausland wirkliches Verständ⸗ niß für deutsches Wesen gewinnen will, so ist es eine kleine Mühe, auch die zwei Schriftalphabete zu lernen, und wenn dazu die Energie desselben nicht reicht, so kann Deutschland an der Theilnahme, die jenes seinen geistigen Leistungen widmet, blutwenig gelegen sein?

Die Schwierigkeit, die ein Romane oder Englaͤnder, von Ameri⸗ kanern, bei denen zahlreiche deutsche Zeitungen in deutschem Druck erscheinen, ganz abgesehen, in der Erlernung der deutschen Schrift haben soll, werden außerdem stark übertrieben. Gerade die Aehnlich⸗ keit mit dem lateinischen Alphabet erleichtert diese sehr und außerdem sind die Frakturtypen z. B. in Frankreich als zu Vignetten, Titel⸗ kupfern ꝛc. verwandt, sehr wohl bekannt. Wer . B. den „Temps“ liest, kann dessen gutfranzösischen Namen in deutscher Schristform groß und mächtig am Kopfe lesen. Endlich ist, es eine bekannte pädagogische Thatsache, daß Solche, die ein Alphabet gründlich gelernt haben, sich spielend andere anzueignen pflegen.

Wenn daher irgend ein Ausländer über unseren Sonderdruck klagt, so ist das ein Ausfluß einer so hoch gesteigerten Bequemlichkeit, daß man für diese nur ein Lächeln übrig haben sollte; auf alle Fälle bietet ein solcher wenig Aussichten, daß er die anderen Berge, die eine wirkliche Kenntniß unseres Geisteslebens umgeben, über— steigen wird.

. Die ganze Bewegung für den lateinischen Schriftsatz ist zum großen Theil der Geschäftspraxis der Verleger zu danken.

Sie, deren Herz bei einem neuen Werke vor Allem an der Aus— stattung hängt, leben, seit einzelne wissenschaftliche Kreise aus theore⸗ tischer Verwerfung der Fraktur sich mit Vorliebe für lateinische Schriftform entschlossen haben, unter dem Banne der Anschauung, daß zur Wissenschaftlichkeit eines Werkes in erster Linie lateinischer Druck gehört. So werden sicher zahllose Werke, welche ihre Ver⸗ fasser deutsch niedergeschrieben haben, lateinisch, gedruckt und viele unter den lateinischgedruckten sehen zweifellos nicht einen Fuß Erde vom Ausland.

Zuweilen mögen sie auch dadurch einen besseren Absatz im Aus— lande erzielen, aber Niemand wir? behaupten können, daß es ein idealer Zug ist, seine nationale Schriftform zu unterdrücken, um in fremden Nationen mehr Absatz zu schaffen, im Gegentheil dürfte der Meinung, daß diesem Unwesen von Idealgesinnten entgegenzutreten sei, eher ein gutes Recht einzuräumen sein. Wir kommen damit zu dem letzten, wichtigsten Punkte der Erörterung. Hat eine Sonder—⸗ schriftform in der That für eine Nation so gar leine Bedeutung als die äußerliche des Schreibens und Druckens? Ist sie nicht vielmehr ein unersetzliches geistiges Band, das eine Art von schützender Grenze . , Beschützung um die Geisteserzeugnisse eines Volkes

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Ruft sie nicht in demselben Augenblick, wo der Deutsche sich ihrer zum Ausdruck seiner Gedanken bedienen muß, ein gewisses Ge⸗ fühl eigenartiger Zugehörigkeit zu einer national abgeschlossenen Geistes—⸗ welt hervor? Wir sind überzeugt, daß, wenn heute die griechische oder russische Nation ihre Sonderschrift durch ein Edikt aufheben würde, Deutschland sich in spöttischen Schulmeistereien über diesen unüberlegten Akt der Entnationalisirung ergehen würde, daß große Abhandlungen erscheinen würden, um den segensreichen . eines eigenen Alphabetes nach allen Seiten hin zu beleuchten. Aber in seinem eigenen Lande sieht man mit Gleichgültigkeit oder Wohlwollen denselben Vorgang sich durch, Geschäftsmaximen des Buchdrucker gewerbes, theoretische Erwägungen der Wissenschaft, eigene Bequemlichkeit und den modernen Zug der Gleichmacherei allmählich, aber doch mit einem bestimmten Endziel vollziehen. Das ist ein Unrecht, ein bitteres Unrecht, und man sollte dem Fürsten Bismarck dafür Dank wissen, daß er, unbekümmert um den giftigen Spott der Einen oder die versteckte Verurtheilung der Anderen, an seiner festgegründeten und gerechtfertigten Ansicht festhält und, was an ihm liegt, seinem Volke ein werthvolles nationales Kleinod erhält.

Einmal aufgegeben und der verwaschenen Nivellirungssucht der Neuzeit geopfert, wird die deutsche Schriftform nicht wie manches Andere, das ein gleiches Schicksal gehabt hat, zurückgeholt werden n n f,, obwohl gewiß zurückgesehnt, unwiederbringlich ver⸗ oren sein.

Uebrigens hat die Sache „gute Wege“. Vorläufig können wir uns die deutsche Bibel, den Katechismus, das Gesangbuch, die Zei tung, die Unterhaltungsschriften überhaupt die Volkeliteratur noch gar nicht mit lateinischen Lettern gedruckt denken. Gerade dieser UÜmstand aber, daß Alles, was das Herz, Gemüth, das Heiligthum, das Haus, das sittliche und religiöse Denken berührt, die deutsche Schrift erfordert, beweist am besten, daß die Sache wirklich eine große nationale Bedeutung hat. Wenn der Deutsche seine tiefsten, heiligsten Gedanken ausdrücken will, dann wählt er nach dem schönen Gedicht nicht bloß die Muttersprache, sondern auch die der Mutter sprache eigenthümlich gewordene Schrift.

Die „Wiesbadener Presse“ stellt folgende Betrach⸗ tung an:

Nachdem jetzt fast alle Handelskammern ihre Berichte für das Jahr 1835 veroffentlicht haben, ist es möglich, sich einen Ueberblick über das Jahr in Bezug auf die allgemeinen Erwerbsverhältnisse zu verschaffen. Sehen wir dabei von der Großindustrie ab, so nehmen wir wahr, daß über eine ungünstige Lage der Erwerbsverhältnisse im Mittelstande nicht geklagt wird, wenn auch nur in ganz vereinzelten Fällen von einer , berichtet wird. Allgemein wird 6 über einen Mangel an Geld geklagt, der sich allenthalben fühlbar zu machen scheint. Die ur! für diesen Zustand ist nach der Meinung vieler Kammern wohl mit Recht darin zu suchen, daß , eine Steigerung der Lebensansprüche stattgefunden hal. Es wird u. a. namentlich auf die Menge der Stadt und Land immer stärker überwuchernden Vereine hingewiesen, welche entweder direkt und ausschließlich gesellige Vergnügungen bezwecken oder doch mittelbar zu solchen führen, und nebenbei auch auf die selbst in den Bauerndörfern immer mehr zur Mode werdenden nichts weniger als einfach gehaltenen Kinderfeste. Jene Vereine geben ihren Mit gliedern häufige Veranlassung zu übermäßigen Ausgaben für Eß— und Trinkgelage, Tanzbelustigungen, Ausfahrten 2c., wecken und . den Hang zum Nichtsthun, zur Bummelei, zum Wirthshaus—

esuche. 23 Die Kinderfeste erzeugen in den Kindern Putzsucht und Nasch⸗

haftigkeit und verleiten viele Eltern, welche im Ausputze und in dem

Trakkament der Kinder hinter anderen nicht zurückstehen wollen, zu

Ausgaben, die ihre Vermögenskräfte übersteigen. Der größere Absatz der oben genannten Geschäfte hat sonach eine wirthschaftlich und mo= ralisch wenig erfreuliche Kehrseite. Es wird ferner darüber geklagt, daß der Mangel an Geld bei der Bevölkerung in den stehenden Ge⸗ schäften geringen Absatz im Gefolge hat; es werden besonders -die nöthigsten Bedürfnisse der Landbevölkerung durch den viel zu niedrig besteuerten, überhaupt zu weit erlaubten, nur vosn den i und Großindustriellen infolge Ueberproduktion unterstüh ten ausirhandel befriedigt, so daß die stehenden Geschäfte, welche ihre hohe Steuer zu bezahlen haben, nahezu lahmgelegt sind. . .. .

Glücklicherweise macht sich die Geldknappheit nicht in einem ge⸗ ringeren Konsum von Lebensmitteln geltend. Allgemein wird kon⸗ statirt, daß der Absatz der Bäcker und Metzger und vielfach auch der der Kleiderhändler ein sehr guter war. Das weist darauf hin, daß die Erwerbsverhältnisse der großen Masse nicht schlechter geworden sind, womit auch die Thatsache übereinstimmt, daß die Löhne im Gewerbe nicht gefallen sind, sondern theilweise sogar eine Erhöhung er⸗ fahren haben. Es ist also im Ganzen ein erfreuliches Bild, das uns eine Betrachtung der Verhältnisse des Kleingewerbes bietet.

Dem „Allgemeinen Holzverkaufs-A1Anzeiger“ (Hannover) wird aus Wien berichtet:

Bekanntlich haben die früher bestandenen Holzzölle Deutschlands vom 1. Juli bezw. 1. Qktober 1836 bedeutende Erhöhungen erfahren und ist daher in Betreff der zuerst in Wirksamkeit getretenen Zoll⸗ erhöhungen ein Jahr vergangen, seitdem dieselben Geltung haben. Ein Ueberblick über die Wirkung ist daher schon möglich. Im Nach⸗ stehenden lassen wir die Mengen des Holzimportes Deutschlands vom 1. Januar bis Ende Juli 1885 und 1886 folgen.

Es wurden eingeführt:

1885 1886 oder Bau⸗ und Nutzholz, roh oder lediglich in der Querrichtung mit Axt oder Säge bearbeitet 9 155779 5 794 914 3360 865 Faßdauben oder Stabholz 357 043 358 135 4 1092 Bau⸗ und Nutzholz. 867 449 2965101 4902348 Zusammen 17380271 9118150 82762121

„Die Abnahme beträgt also für die ersten ?7 Monate Januar bis Juli d. J. 8,26 Mill. Metercentner; hierbei muß bemerkt werden, daß die Einfuhr im Vorjahre noch vor der eingetretenen Zollerhöhung sehr groß war, daß die Vergleichung insoweit nicht vollkommen zu⸗ trifft, als außerordentliche Ereignisse den Handel beeinflussen. Der Ausfall im Export bleibt doch, und es ist keine Aussicht vorhanden, denselben beseitigen zu können Obwohl unsere Ausfuhr nicht aus⸗ schließlich nach Deutschland sich richtet, so ist es bekannt, daß große Mengen dahin abgesetzt werden; mit Rücksicht hierauf scheint es an⸗ gezeigt, auch die Holzausfuhr aus Desterreich⸗Ungarn für die Zeit vom 1. Januar bis Ende Juli der Jahre 1885 und 1886 ins Auge zu fassen.

Es wurden ausgeführt:

1885 1886 oder Meter - Centner w 14111 1098999 248179 Werkholz, roh oder behauen,

J , 58514 1ẽ0901277 142763 desgl., weich 5470 485 4092237 1378248 Faßdauben. 1004569 Sl4 629 189 940 Eisenbahnschwellen 655 957 2066 033 449919 Sägewaaren, hart. 357161 534 524 147 03 desgl., weich 5 05659174 4 0655 707 993 467

Zusammen 14 7635 371 11805 40 2969917

Die Abnahme beträgt bis jetzt 3 Millionen Meter⸗Centner und trifft nicht nur weiche Sägewaaren, sondern auch weiches rohes Werk— holz. Daß Deutschlands Zölle, dieses Resultat herbeizuführen mit halfen, darüber besteht kein Zweifel.

Statistische Nachrichten.

Nach einem Bericht der Abtheilung für Bergwerks⸗Statistik und Technologie betrug in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Jahre 1885 die Produktion von Kohlen 99 069 216 t (long tons) im Werthe von 159 019 596 Doll; die Tonnenzahl hat sich gegen 1884 um 7 837 079 t vermindert, wäh⸗ rend der Werth um 15 251 018 Doll. gestiegen ist. Die Koks⸗ produktion betrug in 1885 5106 696 t (hort tons) im Werthe von 7629 118 Doll. (1884 4 873 805 short tons); davon entfielen auf Pennsylvanien I8 Gs, d. h. 3991 895st im Werthe von 4981 666 Doll. An Petroleum, wurden in Summa 21 842041 Barrels von 42 Gallonen produzirt (davon entfallen auf Pennsylvanien und die New-Jorker Felder 20 776 041 Barrels) im Werthe von 19193 694 Doll; es stellte sich gegen 1884 eine Ver⸗ minderung der Produktion um 2 247717 Barrels und des Werthes um 1283 6090 Boll. heraus. Ueber die Menge des ausströmenden Naturgases liegt keine Schätzung in Kubikfuß vor. Die von dem Gas verdrängte Kohlenmenge wurde in 1885 auf einen Gesammtwerth von 4854206 Doll. geschätzt; in 1884 betrug, der abgeschätzte Werth der verdrängten Kohle 1460060 Doll.; seit 1883 ist die Menge des ausströ⸗ menden Gases um das Zehnfache gewachsen. An inländischen Eisenerzen wurden 7 600 000 t (long tons) verbraucht im Werthe von 19000 000 Doll.; an importirten Eisenerzen wurden 390 786 t ver⸗ braucht, so daß im Ganzen 7 990 7856 t konsumirt wurden. Die Produktion von Roheisen belief sich auf 4 044 b26 t (3343 t weniger als 1884) im Werthe von 64 712 400 Doll. 9 049 224 Doll.). Der Gesammtwerth alles noch im ersten Stadium der Verarbeitung befindlichen Eisens und Stahls betrug 93 900 000 Doll. = 14 000 000 Doll.). Die Münzverwaltung schätzt den Werth des in 1885 produzirten Goldes auf 31 891 000 Doll. 4 1001000 Doll. gegen 1884); der Werth der Silberproduk⸗ tion wurde auf 5i 600 000 Doll. geschätzt (4 2800 000 Doll. gegen 1884). Die Kupferproduktion in. 1885 betrug 179 862 607 Pfd. (6 086 841 Pfd. von eingeführtem Kies) im Werthe von 18 292599 Doll. Die Zunahme gegen 1884 betrug 25 740 667 Pfd, die Wertherhöhung bos 312 Doll. An Blei wurden in 1885 129 412 t (short tons) produzirt 10 485 t gegen 1884) im Werthe von 10 469 431, Doll. C 67 611 Doll. als 1884). Die Zinkproduktion betrug in 1885 460 688 t (short tons) (1884 38 544) im Werthe von 3 539 856 Doll. (1884 3 422 707 Dell.. Die Menge des produzirten Quefk⸗ filbers betrug 32073 , enthaltend netto 763 Pf, im Werthe von 99 189 Doll. gegen zl 913 Flaschen im Werthe von Iö6 357 Doll. in 1884. Der Werth des produzirten Nickels belief sich in 1885 auf 190 000 Doll.; Kobalt wurde für 65 373 Dol. gefördert. Der Betrag des Braunsteins wird auf 297 599 Doll. angegeben. Chrom wurde im Werthe von 40 0090 Doll. produ⸗ zirk. Der Werth des geförderten Platinas belief sich auf 187 Doll. für 250 troy ounces und der des Aluminiums auf 2550 Doll. für 3400 troy onnces (1884 1800 ounges). An Bau⸗ ste inen wurden für 19 600 000 Doll. Produzirt und an Mauer und Dachziegeln für 35 000 000 Doll. Die Produktion von Kalk er⸗ höhte sich von 37 000 000 Barrels in 1884 auf 40 0090 000 in 1885. Die Produktion von natürlichem (4 009 000 Barrels à 309 Pfd. und kfuͤnsllichem (150 000 Barrels d 409 Pfd.) Cement belief si im Ganzen auf 4150 000 Barrels im Werthe von 3492500 Doll. in 1885 (1884 3720 000 Doll.). Edelsteine wurden im Werthe von 65 660 Doll. produzirt. Der Umsatz in Mühlsteinen ist bedeutend geringer geworden gegen früher; derselbe bezifferte sich nur auf 100 0600 Soll. in 1885; der Umsatz in Schleifsteinen wird dem Werthe nach auf 500 000 Doll. geschätzt. Die Produktion von Phosphaten sphosphorsaure Salze) betrug in 1385 457 856 im Werthe von 3 Sd6 064 Doll. An Gips wurden 172 800 t im Werthe von gög 600 Doll, produzirt. Derselbe wurde mit Ausnahme von S 100 t einheimischer Herkunft aus Neu⸗Schottland eingeführt. Die Salzpro⸗

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