1886 / 290 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 09 Dec 1886 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗-Angelegenheiten.

Dem Rektor des Progymnasiums zu Jülich, Dr. Joseph Kuhl, fowie den Oberlehrern Theodor Heicks am Gym— nafium an Aposteln zu Köln, Dr. Franz Egon S un ck am Gymnasium zu Sigmaringen. Valentin Serf am Friedrich ⸗Wilhelms⸗Gymnasium zu Köln, Dr. . Fisch am Gymnasium zu Bonn, und Dr. Heinrich von der Heyden am Realgymnasium zu Essen ist das Prädikat 6 beigelegt worden.

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Die Königliche Eisenbahn⸗-Direktion zu Bromberg ist mit der Anfertigung genereller Vorarbeiten für eine Eisenbahn untergeordneter Bedeutung von Mal⸗ deuten einerseits und Osterode andererseits über Saalfeld und Miswalde einerseits nach Elbing, andererseits nach Marienburg beauftragt worden.

Angekommen: der Ministerial-Direktor im Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten, Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs-Rath Dr. Barkhausen.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preuszen. Berlin, 9. Dezember. Se. Ma jestät der Kaiser und König hörten heute die Vorträge des Chefs des Civilkabinets und des Oberst-Kämmerers.

Um 123 Uhr machten Se. Majestät Sr. Königlichen 8a dem Prinz-⸗Regenten von Bayern im Königlichen

losse einen Besuch.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz besichtigte gestern Morgen 81. Uhr mit Sr. Königlichen Hoheit dem Prinz-Regenten von Bayern die Ruhmeshalle.

Nachmittags fuhren die Kronprinzlichen Herrschaften mit 29 Prinz⸗Regenten spazieren und besuchten mehrere Künstler⸗

iers.

Um 5 Uhr waren Höchstdieselben zum Gala-Diner bei Ihren Majestäten.

Abends gaben Ihre Kaiserlichen Hoheiten eine Soirée, zu welcher etwa 200 Einladungen ergangen waren.

Der Bundesrath sowie der Ausschuß desselben für Rechnungswesen hielten heute Sitzungen.

Ein Hauseigenthümer, welcher Miether in seinem . aufnimmt oder auf andere Weise einen Verkehr in dem

ause herstellt, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, U. Strafsenats, vom 19. Oktober d. J., verpflichtet, die Flure und n , seines Hauses, welche nach . Beschaffenheit im dunklen Zustande jeden Passanten der

efahr aussetzen, sich zu beschädigen, bei eintretender Dunkel heit so lange zu beleuchten, als der regelmäßige Verkehr in dem Hause stattfindet.

Die von dem Bureau⸗Direktor des Hauses der Ab— geordneten. Geheimen Rechnungs⸗Rath Kleinschmidt, mit be⸗ kannter. Umsicht, bearbeiteten Uebersichten über die Geschäftsthätigkeit des Hauses der Abgeordneten in der letzten Session sind erschienen. Dieselben sind in der bisherigen Art angefertigt und zerfallen in: die Redner— liste, die Uebersicht über den Staatshaushalts-Etat und die Hauptübersicht. Die Rednerliste ergiebt den Tag, an welchem, sowie den Gegenstand, über welchen jeder einzelne Redner gesprochen hat, unter Hinweis auf die betreffenden Seiten der stenographischen Berichte. Die Etatsübersicht macht die bezüglichen Anfragen, Anträge und Verhandlungen ersichtlich und weist unter den verschiedenen Verwaltungen sämmtliche Etatstitel mit ihren Beträgen speziell nach. Die alphabetisch geordnete Hauptübersicht umfaßt, abgesehen von dem Staatshaushalts-CEtat, alle zur Erörterung gelangten Gegenstände, unter Darlegung des Verlaufs der Berathung. Die Regierungsvorlagen sowie die Anträge zu denselben sind darin in ihrem Wortlaute übernommen, und die Verhandlungen über ein und denselben Gegenstand, auch wenn dieselben zu verschiedenen Zeiten und bei ver— schiedenen Gelegenheiten stattgefunden haben, auf einer Stelle verzeichnet. Zu der Hauptübersicht gehört ein besonderes In— haltsverzeichniß, welchem eine Gesammtübersicht der Berathungs— gegenstände beigefügt ist.

Der Beyollmächtigte zum Bundesrath, Fürstli reußische Geheime Regierungs⸗-Rath von Geldern⸗C . pe ö dorf, ist von Berlin wieder abgereist.

Hannover, J. Dezember. In der heutigen (9g.) Sitzung des Hannoverschen Provinzial-Landtages . die Berathung des Haushalts⸗Etats der Provinz für 1887 fortgesetzt. Sodann folgte die Berathung des Gesetz⸗ entwurfs über die Vertheilung der öffentlichen Lasten bei Grundstückstheilungen und über die Gründung neuer Ansiedelungen in der Provinz Hannover.

SDefsterreich⸗ Ungarn. Wien, J. Dezember. (Wn. Abdp.) Für die am 9. d. M. stattfindenden Eröffnungssitzungen der einzelnen Landtage ist bereits die Tagesordnung festgestellt worden. Dieselbe umfaßt, wie leicht erklärlich, blos ormelle Angelegenheiten, wie Zuweisung von Vorlagen, Aus⸗ chußwahlen, Konstituirungen, Wahlberichte u. dgl.; nur au der Tagesordnung des Kärntner Landtages befindet 9 auch schon die Wahl der Mitglieder des Landesausschusses. Pest, 7. Dezember. (Wn. Ztg. Der Finanz ⸗Aus—⸗ schuß des Abgeordnetenhaufes begann heute die Be— rathung des Budgels des Kommunikations-Ministeriums. Agram, J. Dezember. (Prg. 16 Im Landtage begann heute die Bud getdebatte. erentschin unterbreitete einen von 21 Abgeordneten der Unabhängigkeits- und der Centrumspartei unterfertigten Antrag: die Budgetdebatte zu

vertagen, bis die Landesregierung ihren Standpunkt gegen⸗ über dem Renuntium dargelegt haben werde.

Belgien. Brüssel, 8. Dezember. (W. T. B) Die Deputirtenkammer hat heute das Kriegsbudget mit 96 gegen 11 Stimmen genehmigt; 7 Deputirte enthielten sich der Abstimmung.

Bei der heute in den Abtheilungen der Kammer vorgenommenen Prüfung des Antrages Oultremont, be⸗ treffend den persönlichen Militärdienst, erklärten sich 52 Mitglieder im Prinzip für den persönlichen Militärdienst, * ö egen; trotzdem wurde der Antrag mit großer Majorität abgelehnt.

Großbritannien und Irland. London, 7. Dezember. 9. C) Da die Genesung der Prinzessin Beatrige fort⸗

chreitet, wird der Königliche Hof die Weihnachtsfeiertage in Osborne zubringen. Die Königin wird mit ihrem

Gefolge kurz nach dem 16. Dezember, dem Todestage des Prinz-Gemahls, nach der Insel Wight abreisen.

Die Thronrede anläßlich der Vertagung des Parlaments enthielt bekanntlich einen Passus, worin die Königin der Ueberzeugung Ausdruck gab, daß allseitig der zunehmende Wunsch gehegt werde, die Bande, welche die verschiedenen Theile des Reichs mit einander verknüpfen, fester zu ziehen, und daß behufs eingehender Erwägung von Fragen gemein⸗ samen Interesses ein Meinungsaustausch mit den Regie— rungen der bedeutendsten Kolonien des Reichs angeknüpft werden möchte. Dieser Wunsch scheint in Erfüllung gehen zu sollen, denn jetzt hat der Minister für die Kolonien, E. Stanhope, eine Depesche an die Gouverneure sämmt⸗ licher britischer Kolonien gerichtet, worin es heißt, daß Ihrer Majestät Regierung beschlossen habe, der Königin den Rath zu ertheilen, im Frühjahr 1887 eine aus Vertretern der haupt— sächlichsten , bestehende Kon⸗ ferenz nach London einzuberufen, um in derselben Vor— schläge für ein engeres Einvernehmen zwischen den verschie— denen Theilen des Reichs in Berathung zu ziehen. Unter, anderen wichtigen Fragen sollen insbesondere die einer gemeinsamen Organisation der Reichs— wehr und einer größeren Entwickelung des postalischen und telegraphischen Verkehrs zwischen dem Reiche und seinen Kolonien besondere Berücksichtigung . Die Konferenz wird unter dem Vorsitz des Kolonial⸗

rinisters im April oder Mai zusammentreten; sie soll einen rein berathenden Charakter haben und die Diskussion einer politischen Föderation von den Verhandlungen gänzlich aus— geschlossen sein.

Der General⸗Staatsanwalt machte heute im Queens Bench-Gerichtshofe eine Klage gegen die Cunard-Dampf— schiffahrts-Gesellschaft wegen ihrer Weigerung, die Post zu befördern, anhängig.

. 8. Dee mk (W. T. B.) Lord Salisbury hielt heute in dem Konservativen Klub von London eine Rede, in. welcher er jedoch keine Frage der aus— wärtigen Politik berührte. Der Premier erklärte: er müsse sich zu der Unterstützung Seitens der alten Führer der Liberalen, wie solche gestern offen von

artington versprochen worden sei, beglückwünschen. Bezüglich der irischen Frage trachteten die Konservativen keineswegs darnach, Differenzen mit den liberalen Unionisten zu suchen; sie wünschten im Gegentheil alle möglichen Mittel zu finden, um gemeinsam mit denselben zu handeln, ohne ihre politische Individualität zu opfern. Die Regierung beabsich— tige, zuerst über eine englische und schottische Lokal— Regierung und dann im geeigneten Augenblick über eine Lokal-Regierung Irlands zu verhandeln. Sobald solche hergestellt sei, könne man über die ernsten, Irland be— treffenden sozialen ö berathen. Die Regierung wolle ferner die Uebertragung von Grundbesitz in Großbritannien erleichtern, ohne die Eigenthums— rechte zu schädigen. Was die Geschäftsordnung für das Unterhaus betreffe, so hätten sich die Ansichten der Regie⸗ rung nicht geändert; Letztere werde Alles thun, um die Rede— freiheit zu sichern, aber die Mittel, welche hinreichend gewesen, so lange es nur 40 irische Deputirte gab, würden bei 96 irischen Deputirten nicht ausreichen. Bevor man sich indessen mit diesen, das Parlament betreffenden Fragen beschäftigen könne, gebe es noch eine dringendere zu ordnen, die sich auf die augenblickliche Lage Irlands beziehe. Nichts als eine strenge Handhabung des Gesetzes könne die Bevölkerung von der Täuschung befreien, in welcher sie sich befinde. Man müsse sich mit dem Uebel be— schäftigen, welches beträchtliche Klassen Irlands dazu verleite z unter einem politischen Vorwande sich gesetzlichen Verpflichtun— gen zu entziehen. Die Regierung rechne auf die Unterstützung nicht nur der Konservativen und der Unionisten, sondern auch auf eine solche aus anderen Parteien, denn sie wolle Doktrinen entgegentreten, welche der Industrie und dem Wohl eines jeden Gemeinwesens verhängnißvoll seien.

(A. C.) Aus Birma liegen folgende Reuter'sche Depeschen vor:

Mandalay, 7. Dezember. Oberst Carey von der Königlichen Artillerie hat durch einen Sturz vom Pferde einen Schädelbruch er— litten; seine Wiedergenesung wird bezweifelt, Lieutenant Tisdale griff bei Ppanhlai eine große verpallisadirte Stellung an und vertrieb daraus die Rebellen, von denen 30 getödtet wurden. Die Colonne in Myingyan attackirte den Rebellenführer Sanpai in einer stark ver— schanzten Stellung, und in dem sich darauf entspinnenden Kampfe wurden der Bruder Sanpai's und eine Anzahl seiner Leute getödtet.

Rang un, 6. Dezember. Am 3. d. M. Üüberrumpelten 20 Frei⸗ schärler eine von 6 Bengalesen und 7 Mann der birmanischen Polizei besetzte verpallisadirte Thana in Mahabung unweit Letpadan. Vier Bengalesen wurden getödtet und einer schwer verwundet, während sämmtliche Birmanen unverletzt blieben. Der Thana wurde nieder

gebrannt, und die Waffen nebst Munition schleppten die Freischärler mit sich.

Frankreich. Paris, 8. Dezember, Abends. (W. T. B.) Auf dringendes Bitten des Präsidenten Grévy soll sich Goblet i fen haben, die Neubildung des Kabinets zu ver⸗ uchen.

Der „Temps“ sagt über die egyptischen Angelegen— heiten: die bezüglichen Verhandlungen mit 6 liefen darauf hinaus, daß England Frankreich die Theilnahme an der egyptischen Finanzverwaltung einräumen solle, und daß Frankreich alsdann nicht darauf bestehen würde, die Festsetzung . bestimmten Zeitpunktes für die Räumung Egyptens zu verlangen.

9. Dezember. (W. T. B.) Es heißt: Goblet werde drei oder vier Mitglieder des abtretenden Kabinets in dem neuen Kghinet behalten, insbesondere Boulanger, und sofort nach der Bildung des Kabinets die provisorische Bewilligung

ere r r n n. werden. , verschoben a 9 ane hilhne en Hul dh Iii ngen . begründen wolle. ; egierung

Rußland und Polen. St. Petersbur zember. (W. T B.) Bei dem heutigen Banket 44 des Georg s⸗-Ordens festes brachte der Kaiser sch dem anwesenden deutschen Botschafter Heneral von Schi wendend, einen Toast auf die Gesundheit des R fn Wilhelm als ältesten Ritters des Georgs-Ordenz aus, ö.

Zeitungsstimmen.

Die „National-Zeitung“ schreibt über zwei Die Berliner fortschrittliche Presse . außer , Dag über den Sieg, den ihre Partei am 6. d. M. im ersten Berli ö Wahlkreis davongeträgen. Wenn dabei nicht gar zu arger du nl getrieben würde, hätten wir keinerlei Anlaß, sie zu stören. i = Aber wenn der Versuch gemacht wird, diesem Siege eine ganz besondere Bedeutung als politisches Symptom, und zwar aut über den Umkreis von Berlin hinaus zu geben, so muß man doch an die Niederlage erinnern, welche die süddeutschen politischen Freunde der Berliner Fortschrittspartei am selben Tage in Mannheim erkitten haben Von dieser wird in der betreffenden Presse um so weniger gesprochen. je wortreicher der Jubel über den Sieg des Hrn. Klotz sich äußert. Und doch, hat sich in Mannheim offenbar sehr u mehr ereignet, als in Berlin J. Hier ist mit Noth und Mühe, mt 200 Stimmen über die absolute Mehrheit, ein von der Fortschrittt Kartei immer besessener Wahlkreis mit Erfolg vertheidigt worden In Mannheim hat die ihr im wesentlichen analoge Volkspartei einen seit längerer Zeit besessenen Wahlkreis in der unrühmlichsten Weise an die Nationalliberalen verloren. In der unrühmlichsten Weise; denn sie verlor ihn, indem sie nicht einmal einen eigenen Kandidaten aufstellen konnte; und sie vermochte den Sieg der verhaßtesten Gegner nicht einmal dadurch zu verhindern, daß die Führer mit einem Theil de Partei für die Stichwahl in das sozial demokratische Lager übergingen; ein anderer Theil der Anhänger verweigerte hierbei den Gehor sam und stimmte, wie jetzt demokratische Blatter zugeben, lieber mit den Nationalliberalen was für die künftigen Wahlen bedeutungẽvoll bleiben dürfte.

Auch nur für sich betrachtet, erscheint somit die Mannheimer Wahl vom 6. Dezember ungleich wichtiger als die Berliner vom nämlichen Tage Es muß aber Angesichts des Versuches, die Berliner Wahl für ein Symptom der Stimmung im Lande aus— zugeben, darauf hingewiesen werden, daß in dieser Beziehung die Berliner Wahlen immer durchaus gleichgültig waren. Als die Fort= schrittspartei auf ihren niedrigsten Stand im Reichstag heräbge= kommen war, 1878 mit 26 Mitgliedern, besaß sie doch, mit Ausnahme eines einzigen Reichstags-Wahlkreises. den die Sozialdemokraten inne hatten, sämmtliche Berliner Reichstags- und Landtagsmandate. Der ganz unverhältnißmäßige Jubel über die erfolgreiche Vertheidigung eines von ihr immer besessenen Wahlkreises beweist lediglich, wie sehr sie sich auch in Berlin seit einer Reihe von Jahren in ihrem Besitzstand erschüttert und bedroht fühlt. Dagegen dürfte allerdingz über die Stimmung im Lande einigermaßen die Thatsache Aufschluß . daß ein nnr nns wie Mannheim unter den erwähnten Um—

tänden von der mit der Fortschritts partei fast identischen Vollt⸗

partei, welche ihn mehrere Legislaturperioden inne hatte, zu den N= tionalliberalen zurückkehrt, von denen er vorher vertreten worden.

Wie die „Gothaische Zeitung“ berichtet, , onstatirt der Jahresbericht der Erfurter Handelskammer pro 1885 in seiner allgemeinen Uebersicht der Geschäftsresultate des Berichtsjahres, kdaß die erzeugenden Gewerbe, der Handel und Verkehr im Stadtkrei Erfurt eher Anzeichen einer gesteigerten, als einer geminderten Thätig— keit nachweisen, trotzdem die Preife nach vielen Richtungen hin in der rückgängigen Bewegung verblieben. Den arbeitenden Klassen hat e jedoch nicht an Beschäftigung gefehlt; örtliche und vorübergehende Ursachen verhinderten auch die Herabsetzung der Löhne, in letzterer Hinsicht vorzüglich die ganz außerordentlich rege Thätigkeit der König= lichen Gewehr⸗ und Munitionsfabrik.

Die „Kaufmännischen Blätter“ vergleichen die deutsche und die englische Art der Handelsführung auf den Inseln des Stillen Ozeans und sagen: .

Einem bemerkenswerthen Vergleiche, der, weil von britischer Seite kommend, gewiß nicht der Parteinahme für uns beschuldigt werden kann, begegnen wir in dem soeben erschienenen Novemberhefte det „Nineteenth Century“, einer hervorragenden englischen Monatsschtift. C. Kinloch Cooke schreibt, nachdem er die gesammte Inselwelt der Südsee nach Lage, Bodenbeschaffenheit, Volksarten und Handelsarten besprochen hat: „Mit sehr geringen Ausnahmen wird dieser ande seinem ganzen Umfange nach von Hamburger Häusern und ihren über⸗ seeischen Vertretern betrieben. .

„== An Handelssinn und Unternehmungsgeist stehen die Eng länder ihnen weit nach. Wo nur immer Geld zu verdienen ist, de wird man auch den Hamburger Kaufmann finden, mag der Ort no so entlegen, die Gegend noch so ungesund sein. So besteht z. Brin Zuacipeti, dem Durchgangspunkt des Bergwerksverkehrs eines weiten

Umkreises, nicht ein einziges englisches Handlungshaus; das umfang.

reiche und einträgliche Geschäft liegt ausschließlich in den Händen deutscher Firmen. Das Gleiche aber ist in Bolivar der Jall. t eher daher unsere üherseeische Handelsführung von Grund aus, um. gestaltet wird, desto besser ist es für uns. Auch der Deutsche schau sich um, ehe er den Sprung wagt; hat er ihn aber einmal gethan so verbleibt er da, wo ihn der Sprung hat landen lassen, 6 es an dem Orte und seiner Einwohnerschaft nichts mehr zu e,. giebt. Der Engländer springt blindlings hinein und macht sich, on er ein Geschäft abgewickelt hat, entweder fort oder bleibt noth gedrungen, hält alles Nichtenglische und jeden Andersgeborenen in seiner Umgebung für den Ausbund der Widerwärtigkeit und behanhe sie demgemäß. Noch ein Unterschied tritt hervor. Der Deut ĩ wird nicht bloß zum Kaufmann, fondern auch zum Diplomaten zogen. Er kennt die Sprache seines Bestimmungsorts und i . unter gallen Umständen englisch; während der Engländer wohl ein pag französische und deutsche Brocken aufweisen kann, sonst aber bet der Handels- und Umgangssprache der von ihm aufzufuchenden schaften und Stämme in tiefster Unwissenheit steckt. s ihre Und doch hätten unsere englischen Landsleute allen Anlaß, ; ft Handelsbeziehungen im Stillen Ozean auszudehnen. Noch verknin⸗ sich mit dem Namen „England“ in der Anschauung der dort . borenen Völkerschaften ein Gefühl der Freundschaft. Unsere 8, gilt ihnen als die ,, der Schutzlofen und die Rächerin ga Verbrechen., Auf. Samoa find viele Der éingeborenen jungen. Mät ! nach ihr, Victoria“ benannt. . .. So sind allein die Deutschen usee Nebenbuhler Ihr Name ist noch nicht in den Staub gezogen e, . Die Eingeborenen geben ihnen den Vorzug, weil die deutschen va J! delshäufer höflich und mit Güte auftreten und vorgehen und el kleine aber sichere Vergütung der geleisteten Dienste verbürgen. d Der Grundsatz der deutschen Regierung, Konfularvertretung u Handelsunternehmung mit einander zu verknüpfen, bewährt si land Richtschnur von Fürst Bismarcks Verhalten vortrefflich. Deich i geht weniger darauf aus, selbst zu kolonifiren, als bereits folonis Landstrecken unter seinen staatlichen Schutz zu stellen. Dem hn folgt das Interesse des Reichskanzlers denjenigen deut

die sich in. Gebieten ansiedeln. welche noch keiner Gerichtsbarkeit unterstehen. Hier gewährt er ihnen Differenzialzölle, nicht gegen fremde Konkurrenz, n gegen eindselige Bedrohung und Angriffe von außen. nrg niht darin der im vergangenen Jahre gethanen Aeußerung getreu, 6 neutsche Flagge nur dort wehen fell, wa deutscher Pandei nag, festen Fuß gefaßt hat. So arbeiten Deutschlands Konsuln 4 Hillen Ozean Hand in Hand mit den Hamburger Kaufleuten; 4 ketreiben und fördern gemeinsam den Handel ihres Landes und bei 6 dadurch den Umfang des Deutschen Reiches men re englische Verhaltungsweise weicht davon sehr ab. Wir setlasen es unseren handeltreibenden Lande leuten, für sich zu sorgen, ** wirklich ein Unternehmungslustiger auf den Handel in ferne mender Gegenden gehit. o thut er e eben auf eins eigene Rech= un 2. Gefahr; die britische Flagge trägt er nicht mit sich Das wäre un gh; noch schön und gut, wenn wir auf dem Schlachtfelde keinen nen ehler ju bekämpfen hätten. Die Deutschen aber sind, wie wir ö en, unt Erfolg bemüht, ihrer Mühle immer neuen Weizen aenslh en, während wir, wie blinde Thoren, mit unserem Kensular⸗ kahn“ dem alten Schlendrian verharren und nicht einmal eine

ö machen, um von dem vollen Hamburger Laibe Brot uns iin paar Krumen zu sichern.

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latt des Reichs-Postamts. Nr. 61. Inhalt:

. Vom 3. Dezember 1886. Aversionirung von Porto⸗ 8 Gebuͤhrenbeträgen. ;

49 ö für itt und Telegraphie. Nr. 22. Inhalt: 1 Allensticke und Aufsätze: Urkunden üher Botendienst und Postwesen in Glsaß. (Schluß) Benutzung der Stadt⸗Fernsprecheinrichtungen n deutschen Reichs. Telegraphengebiet zu Feuermeldezwecken. Die Fanalifirung des Mains von Frankfurt bis Mainz. Kleine Mit- theilüngen; Das jaranische Postwesen im Jahre 1883,84. Die uuffische Cisenbahn durch das füdliche Central-Asien Die Tschagos Inseln. = Eisenbahnen in Württemberg. Künstliches Binnenmeer fn der Sahara. Eine neue Schiffsbewegungsvorrichtung. Die nördliche Eisenbahn der Welt. Die Fortschritte der deutschen gchensbersicherungs-Anstalten im Jahre 1885. Literatur des Ver- kerewesens: Daß Telephonrecht. Eine rechtsgeschichtliche Abhandlung pon Pr. F. Meili. Leipzig, Verlag von Duncker u. Humblot.

Jitschriften⸗Ueberschau.

Statistische Nachrichten.

Nach einer im Oktoberheft 1886 zur Statistik des Deutschen Reichs veröffentlichten Uebersicht über die Produktion von Stärkezucker im deutschen , für das Cam⸗ pagnejahr 1885,85 (. August 1885 bis XI. Juli 1886), waren innerhalb dieses Zeitraums im Zollgebiet 39 Stärkezuckerfabriken im Vetrieb gegen 35 im Vorjahr, während in jedem dieser beiden Jahre o derartige Fabriken filr ben! Von einer Fabrik, welche jedoch nach Mittheilung der Direktivbehörde Stärkezucker nur in gexinger Menge herstellt, liegen Produktionsangaben nicht vor; im Uebrigen sind im Jahre 1885.86 gewonnen worden 113189 Doppel⸗Kentner Etärkejucker in fester Form, 272 407 Doppel⸗-Ctr. Stärfezuckersyrup ind 16 244 Doppel⸗Ctr. Couleur gegen bezw. 107 740, 221 269 und 13500 Doppel-Etr. im Vorjahr. Der durchschnittliche Verkaufspreis für je 110 kg betrug im Jahre 1885/86 bei festem Stärkezucker WM, Stärkezuckersyruz 19,9 und Couleur 28,0 6 gegen bezw. 23,6, AM und 30,3 M im Vorjahr. Die Steigerung der Produktion wird der guten Kartoffelernte des Jahres 1885, und der Rückgang in den Pressen der Produkte den niedrigen Preisen für Kartoffeln und Rüben⸗ zucker zugeschrieben.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Allgemeine Naturkunde (Fortsetzung zu „Brehm's Tierleben), fünfter Band: „»Der Mensch“, von Prof. Dr. Jo⸗ hannes Ranke, Band Ul, mit 408 Abbildungen im Text, 6 Karten ind 8 Aqugrelltafeln. Preis in Saffian gebunden 16 M Biblio zrüphisches Institut in Leipzig. Mit diesem soeben erschienenen Band liefert das Bibliographische Institut in Leipzig ein vorzüg—⸗ liches vollständiges Werk auf den Weihnachtsmarkt, das der gesammten gebildeten Welt zu Geschenken warm empfohlen sein mag. Es genüge iet, die Worte wiederzugeben, welche der Vorsitzende der Deutschen Inthropologischen Gesellschaft, Geheime Medizinal-⸗Rath Professor h. Virchow, in der allgemeinen Versammlung, in Stettin iber dieses Werk „Mit einer gewissen Beharr⸗— siheit, die des werth hat der Herr

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Yoesie sihrige

E Verlage von Wilhelm Friedrich (Berlin, Ad. Hertz und ircnlenguth) erschien eine Bichtung von Carl Ernst Alfeng, bet Jeifẽser* junge Goldschmied.“ Die Geschichte, welche uns rfasser erzählt, spielt zur Zeit des Mittelalters am Rhein und

versetzt uns in die Tage der Ritterromantif. Es sind keine irgendwie hervorragenden Ereignisse, welche dem Autor den Stoff zu seinem Epos lieferten, sondern ein barmloser sich in kleinem Kreise abspielen⸗ der Vorgang, der uns mit wenigen Personen bekannt macht. Walther, ein junger Goldschmied, ist in die Tochter seines Brod⸗ herrn, des Meisters 86 verliebt und gedenkt sie dereinst als Ehefrau heimzuführen. In dieser Zeit seiner jungen Liebe kehrt der Ritter Kurt Pitten, ein übelberüchtigter Gesell, auf die väterliche Burg zurück, um dort mit einem flandrischen Edelfräulein Hochzeit zu halten. Er und Walther sind alte 2 denn Kurt hat dem Goldschmiedstöchterlein, der lieblichen Gertrud. bereits früher nach= gestellt, und enthlödet sich auch jetzt nicht, dieselbe zu verfolgen. Es kommt schließlich zwischen den Beiden zu einem Zweikampf, bei welchem beide übel zugerichtet werden, insbesondere Ritter Kurt, welcher ein Krüppel bleibt. Walther erholt sich unter sorglicher Pflege wieder und sieht sich nun am Ziel seiner Wünsche angelangt. Schließlich stellt sich heraus, daß er vornehmer Leute Kind ist; er verzichtet aber auf die Vorrechte seiner hohen Geburt und führt seine Braut heim. Das Opernhafte der Handlung liegt auf der Hand und dürfte vielleicht einem Librettisten willkommenen Stoff bieten. Der Verfasser schließt sich eng an Julius Wolff an, welchem er in allen Vorzügen und Schattenseiten getreulich nachahmt. Im Versmaß hat er Abwechslung ge daft durch Anwendung der Scheffel'schen Vierzeile, der Nibelungenstrophe, des fünffüßigen Jambus u. s. w. Auch rein lyrische Stücke sind eingestreut. Das kleine Büchlein bigtet eine angenehme Lektüre und dürfte als ein . en n, zu empfehlen sein. Die Ausstattung ist ehr elegant.

Sehr bald nach dem „Buch der Leidenschaft‘, dessen erste, tausend Exemplare starke Auflage das gewiß feltene Schicksal erlebte, daß sie gleich bei ihrem Erscheinen schon durch Vorausbestellungen vergriffen war, folgte von E. Ritters haus ein neuer, stärkerer Band Gedichte: „Aus den Sommertagen (mit einem Porträt des Dichters nach einer Zeichnung von Professor Ludwig Knaus, Verlag der Schulze'schen Hof⸗Buchhandlung in Oldenburg A. Schwartz —. S0, eleg. broch. jz, in Orig.⸗-Prachtband 5 M6) Das „Buch der Leidenschaft“ führt den Leser von den glühenden Ergüssen jugend⸗ lichen Sturmes und Dranges durch die verschiedenen Stadien der Empfindung hindurch bis zu dem stillen Frieden beglückter Häuslich—⸗ keit. Die „Sommertage“ sind eine Auslese aus den Gedichten der Jahre 1871 bis heute und zeigen uns das vollendete, in sich 6 Bild der ganzen Persönlichkeit des bekannten Poeten in der Vollkraft der Mannesjahre. Die Gedichte sind unter folgenden Kapiteln gesammelt: Natur, Monatsbilder, Familie, Bilder aus dem Leben, Unter schwarzen Wolken, Gott, Vermischtes, Betrachtungen, Zeitgedichte, Gelegenheits⸗ gedichte. Ueberall sprechen sich tiefe Empfindung und ernstes Denken in edler, vollendeter Form aus. Man wird die Gedichte immer wieder mit Genuß lesen, weshalb sie in keiner Bibliothek fehlen sollten Die Ausstattung auf feinstem chamois Pergament-Papier in dreifarbigem Druck ist eine vornehme, würdige, dem Inhalt entsprechende. Das von Meisterhand gezeichnete Porträt des Dichters in vortrefflichem Photographie⸗Druck gereicht dem Buch zur Zierde. .

Weitbrecht, Dr., Richard, Der Bauernpfeifer.“ Eine Wallfahrergeschichte aus dem 15. Jahrhundert. 2,50 „, geb. 3 50 ½ Verlag von Hugo Klein in Barmen Lange vor der Refor⸗ mation, schon im 15. Jahr hundert gährte in Deutschland allenthalben der soziale Aufruhr, und wo so viel Wind gesäet war, mußte man Sturm ernten. Dr. Max Lenz erzählt davon in seiner Festschrift Martin Luther“: „Schon im Winter 1431 auf 32, während der Krisis der Hussitischen Revolution, kam es um Worms zu einer Erhebung der verschuldeten Bauern, mit offenbaren Anklängen an die böhmische Ketzerei, weithin Schrecken verbreitend. 1468 stand das Landvolk um Maäaßmünster im Elsaß auf, 10 Jahre später in Kärnten. Nahe ver⸗ wandt war die Bavegung, welche 1475 von der Mutter-Gotteskapelle zu Niklashausen aus alle Landschaften vom Elsaß bis Meißen ergriff. Da kam ein junger Gemeindehirt, Hans Böhm von Helmstadt im Taubergrund, der sonst wohl den Bauern guf den Kirchweihen mit Sackpfeife und Pauke zum Tanz aufspielte, äuf die Meinung, daß er zu Ehren der heiligen Jungfrau von Niklashausen berufen sei, der Sinnlust Valet zu sagen, als Prediger dem gemeinen Mann dienst⸗ bar zu sein. Auf dem Felde bei seiner Heerde erschien ihm die Heilige selbst und weihte ihn zu ihrem Propheten. Er verbrannte vor den Bauern seine Pauke und begann bei jener Kapelle zu predigen. Aufs rascheste durchflog die Kunde das obere Deutschland, von allen Seiten strömte das Landvolk herbei, Alte und Junge, Mãnner und Weiber, ganze Dorfschaften, mit Geld und Geschenken, meist Wachskerzen; und immer neue Schaaren umdrängten den jungen Schwärmer, der nicht einmal das Glaubensbekenntniß wußte, nun aber im zottigen Gewand, als ein zweiter Johannes, auf einer Tonne oder aus dem Fenster eines Wirtbshauses das neue Evangelium verkündigte. Auch er sprach von der Pflicht der Buße, und wenn er geendigt, flogen aus der Menge die Zöpfe, Brusttücher und spitzen Schuhe, Brettspiele und Karten zu Hauf und loderten in Flammen auf; aber mitten in die Bußreden fielen drohende Worte gegen die Herrschenden, den Kaiser, und den Papst selbst, gegen die Fürsten, und die unnütze Pracht und Verderbniß der Geistlichen, düstere Verkündigungen der Zukunft, wo der Priester seine Platte mit der Hand bedecken möchte, damit man ihn nicht erkenne, und leuchtende Bilder einer neuen Weltordnung, wo Wald, Wasser und Luft, Wild, Fische und Vögel allen gemeinsam und jedem frei sein werden. Reisige des Bischofs bon Würzburg hoben den „heiligen Jüngling“ (so nannte ihn die verzückte Menge) auf, und als die Waller noch 1600 stark, in drohender Prozession unter wildem Geschrei gegen die Felswände der hischöflichen Veste anliefen, zer— sprengten die Panzerreiter den wehrlosen Haufen, und der Prophet starb den Flammentod des Ketzers“ Diese geschichtlichen Vorgange hat der durch seine historischen Erzählungen; „Feindliche Mächte 2c. neuerdings bekannt gewordene Dr. R. Weithrecht zur Grundlage einer „Wallfahrergeschichte! gemacht. Die Verschmelzung von Dich⸗ tung und Wahrheit ist lebensvoll, das, geschichtliche Bild treu, die erdichtete Handlung fein angelegt, plastisch durchgeführt. Als Fest⸗ . ist , J auch wegen seiner eleganten Ausstattung empfehlenswerth. ;

Die Verlags handlung von M. Hein sius in Bremen hat auch in diesem Jahre wieder für hübsche Kinderweihnachtsbücher gesorgt. „Die glückliche Kinderzeit“, ein Bilderbuch für Mädchen und Knaben mit 36 Vollbildern (davon 24 in Buntdruck von Fedor Flinzer und 0 Liedern und Reimen von G. Chr. Dieffenbach

erscheint in zweiter Auflage, vermehrt durch 17 neue Original⸗Melodien.

von Carl Aug. Kern (groß 46. 48 Seiten, elegant kart. 5 6) In diesen schlichten, herzlichen Kinderpoesien, die durch 36 reizende Bilder, tadellos ausgeführt in Bunt⸗ und Schwarzdruck, in einer dem kindlichen Gemüth angepaßten Weise illustrirt sind, ist jede Unart in den Verschen, jede Karikatur in den Bildern, sowie überhaupt alles das, was irgendwie nachtheilig auf die Kleinen einwirken könnte, streng vermieden. Der Vorzug dieser Darstellung in Wort und Bild ist i gh anerkannt worden, daß das Buch schnell die zweite Auflage erle at. .

Neu ist Die Fröhliche Jugend, ein Bilderbuch für Mädchen und Knaben mit 46 Bildern von Paul. Mohn und 53 Liedern und Reimen von Dr. Chr. Dieffenbach sowie 17 neuen Melodien dazu von

Garl August Kern (5 „). Die Bilder sind theils schwarz, theils d bunt, die nnn, Gedichte dem kindlichen Gemüth angepaßt, unter⸗

haltend und bildend, und in den Gegenständen abwechselnd. Das fauber ausgestattete Buch ist in seinem Werthe der „Glücklichen Kinderzeit“ gleich. ( ö

Der kleine Nuß knacker, 1200 Kinderräthsel, Scherzfragen, Rebusse, Spielliedchen, Verse und Gebete, von Ernst Lausch. (elegant gebunden 35 M, in 2 Theilen elegant kartonnirt J1 M 20 3) ist gar bereits in 9. Auflage erschienen: der sprechendste Beweis, welchen Anklang das hübsch ausgestattete Buch gefunden hat,. ö

Unter dem Titel: Die kleine Hygieia in Stube, Küche und Keller“ ist soeben ein humoristisches , aus der Feder des bekannten M. Reymond und illustrirt von Manzel u, A. erschienen (Verlag von Lutz, Stuttgart. 116). Die Kleine Dogieia reiht sich an den „Kleinen Schweninger! und „Kleinen Jäger“ der

Humoristischen Gesundheitsbibliothek an und hat die Pflege einer ver nunft⸗ und gesundbeits gemäßen Lebensweise auf häuslichem Gebiete zum Gegenstand. Der Verfasser stellt den Frauen zum abschreckenden Beispiel 7 . Musterhausfrauen, wie sie nicht sein sollen vor Augen. In diesen ? typischen Gestalten (— wir nennen nur: Frau Trude, die Abergläubischen; Frau Julia, die Modische'; Frau Emma, die „Häusliche —, führt der Verfasser in humoristischer Weise die großen und kleinen Sünden vor, welche gegen die Regeln der Ge⸗ sundheitslehre auf den Gebieten der Körver⸗ und Schönheitspflege, der Bekleidung, Ernährung, häuslichen Einrichtung und Bedienung häufig von den Frauen begangen werden. ; . In der Verlagsbuchhandlung von Gustav Weigel, Leipzig, erschien für Weihnachten ein unterhaltendes und belehrendes Spiel für Kinder: Französisch und Englisch im Spiel, oder Deutsch⸗französisch⸗en glisches Vokabeln Lotto“ von Dr. Martin (Preis 3 46). Statt der Zahlen werden hier deutsche Worte ausgerufen und zwar solche, die sich in den meist gebrauchten französischen und englischen Schulbüchern finden, und andere, die im täglichen Verkehr häufig ge⸗ braucht werden. Wer nun dasselbe Wort auf seiner Lottotafel findet, hat dann die darunterstehende französische oder englische Bezeichnung laut anzusggen, kleine Kinder brauchen nur deutsch zu wiederholen. Auf diese Weise werden zahlreiche Vokabeln gründlich und spielend erlernt, und die Kinder des mechanischen Lernens aus Vokabhulgrien überhoben. Die älteren Personen, welche sich am Spiel betheiligen, haben die Aussprache der Kinder zu verbessern, was durch eine bei⸗ gefügte Anleitung erleichtert wird. Die Ausstattung ist sauber und ansprechend.

Vor Kurzem erschien ein „Weihnachts- und Lager⸗ Katalog von M. J. Pe iser Louis Meyer) Buchhandlung Berlin“ (Friedrichstraße 103). Demselben gehen (4 S.) „Neuigkeiten für Weihnachten? (Einderschriften für das Alter bis zu 7 Jahren und von 12 15 Jahren, Belletristik. Prachtwerke, Literaturgeschichte, Alterthums kunde und Mythologie, Geschichte, Biographien und Brief⸗ wechsel, Länder⸗ und Völkerkunde, Naturwissenschaften. Jagd und Sport, sowie Landwirthschaft, Handel und Gewerbe, Spiele, Vor⸗ lagen, Erziehung, Philosophie, Theologie) vorauf. Auf diese „‚Neuig⸗ keiten“ folgen sodann „Aeltere Werke“; unter den einzelnen Ab— theilungen findet man viele interessante und werthvolle Schriften aufgeführt. .

Der in der Jugendwelt so rasch beliebt gewordene und alljähr⸗ lich mit Vergnügen begrüßte Deutsche Kinder-Kalender“ (Expedition des Deutschen Kinder-Kalenders A. B.. Auerbach, Berlin W.) wird auch in seiner diesmaligen Gestalt seinen jungen Lesern willkommen sein und ihnen eine Fülle von Anregung und Ueber⸗ raschungen bringen. Den Anfang der Illustrationen macht ein kolorirtes Bild, betitelt; ‚„Hansel Schluck oder wer zuletzt lacht, lacht am besten“, ein Gesellschaftsspiel für die Winterabende, wozu sich in der Beilage auszuschneidende und auf Pappe zu klebende Karten vor finden. Die Monatsbilder zu dem mit Tabellen versehenen Kalen⸗ darium rühren von Henry Albrecht her, den Text der Verse hat Max Kahlenberg geliefert. Der auf Seite 165 befindliche Stundenplan wird die Kleinen an die Schularbeiten erinnern helfen. Fritzchen Querkopfs Bilder⸗ABC aus der verkehrten Welt ist illustrirt von Richard Eddelbüttel. Elise Bail erzählt ein Wald⸗ märchen, welches Werner von Grotthuß illustrirt hat. E. Schlegel lieferte eine Geschichte, betitelt: Rechtchen und Linkchen“. Verse zum Singen, Bilder zum Tuschen finden sich in dem Klingklang auf der Spielbank. Die Anfertigung eines weichen Balls aus bunter Wolle, wozu in der Beilage ein Modell-Ring beiliegt, wird von Olga Altmann angegeben. In einem erzählenden Gedicht: „Der ungetreue Freund“, dem Zeichnungen von G. Dors beigefügt sind, lesen wir von der Freundschaft einer Gans und einer Katze. Von den Schick⸗ salen des Generals Bumbum, des tapferen Bleisoldaten, berichtet H. Erdmann. Darauf folgt ein buntes Kinderdurcheinander zum Auswendiglernen vom „Unfolgsamen Alexander und seinem Vöglein Schmettergold.“ Kurt von Randow giebt sodann das „Lied vom Regenschirm‘ zum Besten; die Illustrationen dazu rühren von G. Dor, A. Frost und L. Manzel her. A. Laus setzte ein von Thekla Gräfin Baudissin verfaßtes Gedicht: „Püppchens Klage“ in Musik. M. Ehrlich weiß von einem Sprichwörterhans zu erzählen. A. Haupt steuerte drei Tanzliedchen für die Kleinen bei. Von Graf Leo Tolstoi finden wir eine kleine Erzählung vor, wozu W. Hofmann die Illu— strationen lieferte: von W. Garschin eine andere von einer weißen Rose mit Bildern von M. Laudien. „Der gute Hanz“ ist der Titel einer Erzählung von A. Alberti. A. Löwenfeld belehrt die kleinen Leser, warum ein Licht brennt. „Eine Reise im Gepäckwagen“ be⸗ nennt sich eine kleine Geschichte von A. Rutari. Darauf folgt „Lenchen's Landpartie“, eine Stuhlkomödie. Die Plauderecke des Ka— lendermanns beschließt das reichhaltige Büchlein, welches elegant kar— tonnirt nur 1 Mark kostet. .

Illustrirtes Lexikon der Verfälschungen und Verunreinigungen der Nahrungs- und Genußmittel, der Kolonialwaaren und Manufakte, der Droguen, Chemikalien und Farbwaaren, gewerblichen und landwirthschaftlichen Produkte, Doku⸗ mente und Werthzeichen. Mit Berücksichtigung des Gesetzes vom 14. Mai 1879, betreffend den Verkehr mit Nahrungsmitteln, Genuß⸗ mitteln und Gebrauchsgegenständen, sowie aller Verordnungen und Vereinbarungen.“ Unter Mitwirkung von Fachgelehrten und Sach⸗ verständigen herausgegeben von Dr. Stto Dammer Mit 5 Farben⸗ drucktafeln und 734 in den Text gedruckten Abbildungen. Leipzig 1886, Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber (6 Lieferungen zu je 5 M, in Hlbfrzbd. 35 S6). Mit der soeben erschienenen 6. und letzten Lieferung liegt das Lexikon nunmehr abgeschlossen vor. Das letzte . enthält unter anderen folgende wichtigeren Artikel, welche ihren Gegenstand mit erschöpfen— der Gründlichkeit behandeln und mit vielen vorzüglichen, sehr instruk⸗ tiven Abbildungen ausgestartet sind: Samen, Schmiermittel, Schwefel und Verbindungen damit. Seifen, Silber und Silberwaaren, Soda, Spinnfasern, Spiritus, Stärke, Strontium und Verbindungen, Super⸗ phosphat, Taback, Theerfarbstoffe, Terpentin, Thee, Thran, Tinte, Trauben⸗ zucker, Vanille, Wachs, Wasser, Wein, Wismut und Wismutverbindungen, Wolfram, Wurst, Zement, Zimmt, Zink, Zinn, Zucker, Zündwaaren. Die vielfachen Unredlichkeiten, welche im geschäftlichen Leben und Treiben unserer Tage, hervorgerufen durch scharfe Konkurrenz, durch Jagen nach mühelosem Gewinn und durch das Eindringen unsauberer Elemente in Fabrikanten⸗ und kaufmännische Kreise, so häufig zu Tage treten existiren doch große Geschäfte, die ausgesprochener⸗ maßen nur den Zweck haben, Verfässchungsmittel herzustellen haben einen bedeutenden Apparat zur Abwehr von Fahrlässigkeiten und Betrügereien ins Leben gerufen, unter dessen Einwirkung bereits eine bedeutende Kräftigung der Solidität eingetreten und eine große Zahl von Forschern veranlaßt worden ist, mit der Untersuchung don Waaren sich zu beschäftigen. So ist eine umfangreiche Literatur entstanden, welche aber sehr zerstreut und nur Wenigen zugänglich ist. Das vorliegende Buch will, nun Denjenigen, die sich mit der Untersuchung von Wagren zu beschäftigen haben, als sicherer Führer dienen. Auch der erfahrene Spezialist in seinem Fach wird dasselbe als Nachschlagewerk und zur, vorläufigen Drientirung mit Vortheil benutzen können. Hauptsächlich aber ist es für jene großen Kreise bestimmt, welche, entfernt von den Mittelpunkten wissenschaft⸗ lichen Lebens, Anleitungen brauchen, die in weitaus der Mehrzahl der Fälle das Zurückgreifen auf die Spezial-Literatur entbehrlich machen. Auch auf die minder Geübten ist dabei Rücksicht genommen und die ein— zelnen Artikel mit Anleitungen zur Untersuchung versehen worden, denen Jeder mit Sicherheit wird . können. Wiederholungen waren in Folge dessen unvermeidlich, aber dafür enthält nun auch jeder Artikel Alles, was für den speziellen Zweck nöthig ist, und jede Methode ist so beschrieben, wie sie in dem speziellen Fall ausgefuͤhrt werden muß. Da außerdem einige Artikel zur allgemeinen Orienti⸗ rung dienen, so wird schwerlich Jemand in Verlegenheit gerathen. Vorzugsweise berücksichtigt sind in dem Lexikon die Nahrungsmittel, auch ist demgemäß das Nahrungsmittelgesetz beigegeben und mit einem ausführlichen Kommentar versehen. Dagegen sind solche Droguen und Präparate nicht berücksichtigt, die ausschließlich als

Arzneimittel benutzt werden, einzelne als Hausmittel ge—

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