— Das „Marine⸗Ver⸗Bl.“ veröffentlicht folgende Nach⸗ richten über Schiffs bewegungen (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort). S. M. Kreuzer Adler“ 25.9. Cooktown 3.10. nat. Sydney Australien!) — S. M. Kreuzer Albatroß“ 153.10. Apia. (Poststation: Sydney [Australien!) S. M. S. „Arcong“ Danzig 12713. — 14,12. Kiel. Post⸗ station; Kiel. — S. M. Knbt. -Eyclop“ 6 /19. Kamerun 8. 12. 10/12 Gaboon 14. 12. Poststation Kamerun.) —. 6 M. S. „Friedrich Carl“ 8. 9. Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) — S. M. Kreuzer „Habicht“ 2. /I9. Georgetown Ascension! 28. 10. — 12 11. Kamerun. (Poststation: Kame⸗ tun] — S. M. S. „ Hansa . 24/9. Kiel. (Poststation: Kiel) — S. M. Knbt. „Hyäne“ 10.11. Sansibar. Poststation: San⸗ sibar. — S. M. Fahrzeug Loreley 15/11. Malta. — Letzte Nachricht von dort 6.12. (Poststation: Malta.) 2 „Luise“ 8. 12. St. Thoms (Insel) 9. 12. (Poststation: St. Vincent Cap Verdes]) — S. M. Kreuzer „Möwe“ 16/11. Sansibar. (Poststation: Sansibar) — S. M. Panzerfahrzeug „Mücke“ 28/7. Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. Kreuzer „Nautilus“ 26. 11. Kobe 56 /12. Poststation:
ongkong. — S. M. S. „Nixe“ 30 11. Barbados 15 / 12. (Poststation; St. Thomas n ö „Oldenburg“ 25. /9. Kiel. Poststation: Kiel.) M. Transport⸗-Fahrzeug „Rhein“ 9. /8 Kiel. (Poststation: Kiel) — S. M. S. „Sachsen“ 25.9. Kiel. (Poststation: Kiel.“ — . l,. Men 1. . 11.12. Sansibar. ( Poststation: Sansibar. ö. S. M. Knbt. „Wolf“ 13/11. Hongkong. — 14.12. Canton. (Poststation: Hongkong.) — S. M. Torpedoboot „H. 1“ 2. 11. Kiel. — S. M. Torpedoboot Vorwärts“ im September Kiel. (Post⸗ station: Kiel.) — Schulgeschwader: S. M. Schiffe „Stein“ (Flaggschiff), „Moltke“, „Prinz Adalbert“ 27. 11. St. Vin⸗ cent Cap Verdes] 6.12. (Poststation: St. Thomas West⸗ indien!) — Kreuzergeschwader: (Flaggschiff), „Carola“, Olga“ 30. g. Sansibar. (Poststation: Sansibar.)
Württemberg. Stuttgart, 15. Dezember. Allg. Ztg.) Den Ständen ist heute ein Ges etzentwurf zugegangen, in welchem die Regierung die Aufnahme eines neuen Eisen— bahnanlehens im Betrage von 2 760 000 6 beantragt. Von dieser Summe sollen 1 000000 6 zur vollständigen Herstellung der Bahnlinien Bietigheim — Hessenthal, Heilbronn — Eppingen und Freudenstadt — Schiltach, sowie zur Herstellung einer Zweig⸗ bahn von Schiltach nach Schramberg, 1316 M ij ⸗. für Erweiterun⸗ gen und Verbesserungen an den in Betrieb befindlichen Bahn linien und 450 000 6 für Vermehrung des Vetriebsmaterials der Staatsbahnen verwendet werden. Für den Bau der Zweigbahn Schiltach — Schramberg ist ein Betrag von 190 0006 aus Restmitteln bestimmt. — Nachdem die Zweite Kammer die beiden Kirchengesetzentwürfe durchberathen hat, wird sich der Landtag morgen, spätestens übermorgen, vertagen, um voraussichtlich erst im Februar nächsten Jahres wieder zu⸗ sammenzutreten.
Braun /chweig. Braunschweig, 16. Dezember. (Hamit, Cok. ) De verwittwete Herzogin Wilhelm von egndürg-Schwerin ist heute vön hier abgereist, — Heute nsand eine große Hof ta fel statt, zu welcher 130 Ein⸗ ladungen, auch an sämmtliche Mitglieder der versammelten Landessynode ergangen waren.
Sachsen⸗Meiningen⸗Hildburghausen. Meinin gen, 14. Dezember. (Hann. Cour) Zu dem Staats haushalts⸗ Etat auf die Finanzperiode 1887/89 hat der Finanz— ausschuß nunmehr Bericht an den Landtag er— stattet. Die innere Finanzlage wird als befriedigend aner— kannt. Bezüglich des Reichs-Etats pro 188788 ist der Finanzausschuß damit einverstanden „daß das Mehr— erforderniß von 161 000 ½ aus den verfüglichen Kassenbestän— den entnommen werde; daneben stellt er aber noch folgenden Antrag: „Der Landtag wolle beschließen: Die Herzogliche Staatsregierung wird ersucht, eine Gestallung des Reichs⸗ haushalts in der Richtung zu erstreben, daß eine Mehrbelastung der Staatskassen der Einzelstaaten für die Zwecke des Reichs vermieden und eine Vermehrung der Reichs-Einnahmen, soweit sie unabweisbar ist, durch bessere Ausnutzung der dem Reich überwiesenen Einnahmen erzielt wird.“ ⸗
— 156. Dezember. (H. C.) Der Landtag ist gestern schon bei Beginn der Etatsberathung über den Antrag des Finanz⸗ ausschusses, die bessere Ausnutzung der dem Reich überwiesenen Einnahmen betr, schlüssig geworben. Der Antrag wurde von den Deutschfreisinnigen bekämpft, von den Konservativen und Nationalliberalen befürwortet. Nachdem Staats-Minister von Giseke sich mit dem Antrage einverstanden, denselben für zeitgemäß erklärt und hervorgehoben hatte, daß im Reichstage eine Koalition gegen die in dem Antrag befür⸗ worteten Bestrehungen bestehe, daß es im Hinblick auf die letzte Kaiserliche Thronrede angezeigt erscheine, dieser Koalition aus der Mitte der Bevölkerung heraus entgegen. zutreten, und daß die Stimme einer so hochansehnlichen Ver⸗ sammlung wie der meiningische Landtag sicher von großer Bedeutung sein werde, wurde in namentlicher Abstimmung der Antrag mit 15 gegen 9 Stimmen angenommen.
S. M. Schiffe „Bismarck“ Chefoo. — 14/12.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 16. Dezember. (Wn. Abdp.) Heute waren abermals mehrere Landtage, darunter die— jenigen von Böhmen, Mähren und Galizien, versammelt. Im , der nächsten Woche werden die genannten Körperschaften, des Weihnachtsfestes halber, ihre Verhandlungen unterbrechen, um dieselben nach Neujahr wieder aufzunehmen. .
Pest, 17. Dezember. (W. T. B.) Im Unterhause beantragte heute bei der Berathung eines Nachtragskredits für die Erweiterung des Dienstgebäudes des Han⸗ dels-⸗Ministe riums der Abg. Envedy Namens der äußersten Linken: „den Nachtragskredit abzulehnen und die Mißbilligung des Hauses über das ungesetzliche, eigenmächtige Vorgehen des Handels-Ministers auszusprechen. Bei der namentlichen Abstimmung wurde der Nachtragskredit jedoch mit überwiegender Majorität angenommen unß das Tadel s⸗ votum mit 129 gegen 85, Stimmen abgelehnt.
Agram, 16. Dezember. (Wn. Ztg.) In der heutigen 33 des Landtages wurde der Gesetzentwurf, be— treffend die Deckung des Budgets, acceptirt. Mazzura beantragte; die Regierung anzuweisen, eine Gesetzes vorlage zum Schutz der Preßfreiheit einzubringen, und ferner: der Landtag möge aussprechen, daß er einen Eingriff der executiven
wurden jedoch abgelehnt. Ein Antrag
auf Untersuchung der Archive und der nach längerer
Anträge Smitschiklas ; t Archivalien⸗Frage wurde in der Abendsitzung Debatte ebenfalls abgelehnt.
Frankreich. Paris, 15. Dezember. 27 ps“ schließt einen Artikel über ; Kammersitzung wie folgt: „Dieser erste Tag war also ein guter Tag für das Ministerium, nicht nur wegen des fast einmüthigen Votums der Kammer, sondern ob der vollständigen Ohnmacht, zu der seine Gegner auf der Rechten und der äußersten Linken verurtheilt schienen, und namentlich wegen des noch einmal gelieferten praktischen Be⸗ weises, daß das einzig feste Gebiet, um eine Politik darauf zu bauen, dasjenige ist, welches es zu unterscheiden verstanden und wo es sich fest niedergelassen hat. Es halte sich und arbeite auf demselben, und wir werden vielleicht im Laufe seiner Geschicke sehen, daß es alle die schlimmen Prophezeiungen, die an seiner Wiege angehäuft wurden, zu Schanden macht.“ — 16. Dezember. (Köln. Itg.) Aus zuverlässiger Quelle verlautet, daß General Boulanger in der That bei Bildung des neuen Ministeriums seinen Eintritt in dasselbe an die ausdrückliche Bedingung geknüpft hat, daß ihm ein Kredit von 360 Millionen Francs für militärische Ausrüstungszwecke bewilligt werde. Das Ministerium Goblet hat diese Bedingung einstimmig angenommen. Demgemäß wird die Kreditvorlage in dieser Höhe die Kammer gleich nach Neujahr beschäftigen und trotz der schlechten Finanz—⸗ lage auch gewiß angenommen werden. — Der Staatsrath bestätigte heute endgültig die Annahme der von dem Her“ zog von Aumale dem Institut von Frankreich ge⸗ machten Schenkung des Gutes Chantilly mit Sammlungen und Mobiliargegenständen. Der Geldwerth der Sammlungen und des Mobiliars wurde auf 83440600 Fr. festgesetzt. 15. Dezember. (Köln. Ztg.) Die 11 Mitglieder der Kammer, welche gestern gegen die zwei 3wölftell stimmten, gehören zur äußersten Linken. Die Rechte rechtfertigte ihre Zustimmung mit der Erklärung, daß sie dieselben nicht der Regierung, sondern dem Lande bewillige, dessen öffentlicher Dienst nicht eingestellt werden könne. Der wahre Grund . Bereitwilligkeit ist aber in dem Umstande zu suchen, daß sie auf eine Auflösung der Kammer hinarbeitet; deshalb will sie den öffentlichen Dienst in Frankreich zum min desten für zwei Monate sicherstellen. Da der Finanz— Ausschuß des Senats die Herabsetzung der Zinsen für die Sparkassen nicht genehmigt hat, so wird der betreffende Gesetzent wurf wahrscheinlich an die Kammer zurückgehen und dort zur nochmaligen Berathung kommen.
Italien. Rom, 14. Dezember. (Köln. Stg.) Der Kronprinz wird nach Ablegung der Offizierprüfung eine dreimonatliche Reise nach dem Drient antreten! * Der Gesetzentwurf zur Umbildung der Ministerien, welcher in den Ausschüssen auf lebhaften Widerspruch stößt, wird einige kleine Abänderungen erfahren. Hr. Depretis wird aber an dessen Annahme die Kabinets rage knüpfen, und man zweifelt nicht daran, daß derselbe im Plenum an⸗ genommen wird. Der Minister⸗Präsident wird in nächster Woche die provisorische Verwaltung auf zwei Monate bean— tragen, und dann soll die Kammer bis Mitte Januar vertagt werden.
Amerika. Washingt on, 17. Dezember. (W. T. B.) Der Senat nahm heute eine Bill an, nach welcher Trade⸗ Dollars im Betrage bis zu 1E Million Dollars monatlich bis zum 1. Juli 1887 gegen Standard -Dolkars um⸗ getauscht und in Standard-Dollars umgeprägt werden sollen. Diese umgewechselten Trade Dollars sollen wie Barren behandelt und bei den Ankäufen von Barren durch das Schatz⸗ amt, wie solche durch die sogenannte Standard⸗Coinage⸗Bill angeordnet sind, ein entsprechender Abzug gemacht werden.
(Fr. C.) Der die gestrige
Zeitungsstimmen.
In der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ lesen wir:
Im Lande fängt man an, gegenüber dem zweifelhaften Verhalten Stellung zu nehmen, welches verschiedene Parteien gegenüber der Militärvorlage von vornherein beobachteten. .
In Bromberg beschloß nach einem Vortrage des Prof. Contzen der konservative Verein, den Reichstagsabgeordneten für den dortigen Wahlkreis, Ober⸗Verwaltungsgerichts⸗ Rath Hahn, zu bitten, dem Reichstage die Ueberzeugung der weitaus größten Mehrheit der Be— wohner unserer östlichen Grenzlande zur Kenntniß zu bringen,
daß es dringend geboten erscheint, die im Interesse der nationalen Sicherheit und volkswirthschaftlichen Wohlfahrt Deutschen Reichs Seitens der Reichsregierung eingebrachte Militärvorlage je eher desto besser anzunehmen, da es sich hierbei um keine poli— tische Parteifrage, sondern um eine allgemeine Volkssache handelt ...
Aus Halle wird uns ein an die Wähler des „deutschfreisinnigen“ Hrn. Dr. Alexander Meyer gerichtetes Inserat eingeschickt, durch welches eine Anzahl Mitbürger 'an jene Wähler das Ersuchen richten,
angesichts der bedrohlichen Zeitlage durch eine patriotische Kand⸗ gebung genannten, von ihnen erwählten Herrn Abgeordneten zu bitten, dem in Berathung stehenden Heeresgesetze seine Zustimmung geben zu wollen.
Das Blatt, in welchem das Inserat erschien, gehört keineswegs zu den gouvernementalen Organen, sondern pflegt wegen seiner strikt oppositionellen Haltung bei den deutschfreisinnigen“ Blattern sich einer besondern Beachtung zu erfreusn.
In Dresden beschloß eine vom konservativen Verein einberufene . unverzüglich nachstehende Petition an den Reichstag zu richten:
»Die Thronrede, mit welcher die jetzige Session des Deutschen Reichstages eröffnet worden ist, bezeichnet in ihren Anfangsworten als die wichtigste Aufgabe, welche den Reichstag beschäftigen würde, die Mitwirkung bei der ferneren Sicherstellung der Wehrkraft des Reichs. In allen Kreifen, in denen man die hohe Wichtigkeit der bezüglichen Vorlage anerkennt und mit den verbündeten Regierungen darüber einverstanden ist, daß die beste Gewähr für den Schutz des Friedens eine starke und schlagfertige Armee bietet, hat man in Rück= sicht auf die gesammte politische Lage und insonderheit im Hinblick auf die gesteigerte militärische Organisation und Entwickelung unserer Nachbarffaaten im Osten und Westen es für durchaus gerechtfertigt und wünschenswerth gehalten, daß die in Aussicht genommene Erhöhung der Präsenzstärke des Heeres mit thunlichster Beschleunigung und wenn irgend möglich noch im Laufe dieses Jahres im Reichstage zur Annahme gelange. Obwohl die finanziellen Gesichts⸗ punkte der Militärvorlage nicht zu unterschätzen sind, müssen doch in kritischen Zeiten, wie die gegenwärtigen, finanzielle Bedenken entschieden zurückstehen. wenn es das allgemeine Wohl und die Ehre unferes deutschen Vaterlandes erheischt. Das deutsche Volk hofft und wunscht in seiner Gesammtheit, daß die Nothwendigkeit dieser im Interesse unserer nationalen Sicherheit unabweislichen, durch die berechtigtsten Autoritäten
des
Gewalt in die richterliche Unabhängigkeit verurtheile. Beide
nachgewiesenen Forderung, den Intentlonen der Kaiserlichen Thronrede ent⸗
sprechend, auch von seinen Vertretern im Deutschen Rei ; voller Entschiedenheit anerkannt werden möge. Wir än rig 2 so dringender, da Gefahr im Verzuge ist, an den hohen Deu amn Reichstag das Ersuchen, die Gesetzes vorlage der verbündeten * gierungen, betreffend den Friedenspräsenzstand des deutschen 16 mit thunlichster Beschleunigung zur Erledigung zu bringen. J
In der „deutschfreisinnigen“ „Dresdener Zeitung“ ve öffentlicht ferner das der „deutschfreifinnigen Partei angehẽ i Mitglied des sächsischen Landtages, Rechtzanwalkt Schreck, folgenßt Erklärung: ö
„Die in jüngster Zeit bezüglich der an den Reichstag gebrachte Militärvorlage in Ihrem geschätzten Blatte erschienenen ern, haben die volle Zustimmung vieler hiesiger Mitglieder der deutsch⸗ freisinnigen Partei. Wenn ein solcher Mann, wie der Fel dmarschal Graf Moltké, im Reichstage bei der Befürwortung der Militan vorlage Erklärungen abgiebt, wie die jüngst gehörten, so ist sich der⸗ selbe gewiß der ungeheuren Verantwortlichkeit, welche er hierdurch übernommen hat, vollständig bewußt gewesen. Graf Moltke hat es nicht verdient, daß man in seine Worte Zweisel setzt. Die jetzige politische Situation ist sonach klar. — Andererfeits ist ez nahezu kindlich bei; einer politischen Lage, wie die jetzige, von der Reicht⸗ regierung in der betreffenden Kommission noch weitergehende Mit⸗ theilungen, etwa gar über föderative Abmachungen der Mächte, zu beanspruchen. Derartige Mittheilungen ohne genügenden Schutz gegen deren Verbreitung wären nahezu Landesverrath! Vei der jetzigen, nuch dem Obigen verliegenden, politischen Lage ift eine weitere Beanstan⸗ dung der Genehmigung der Militärvorlage offenbar unpatriotisch, und ich verwahre mich, im Einverständniß mit mehreren meiner politischen Freunde, ausdrücklich hiermit dagegen, daß die Haltung einzelner Mit⸗ glieder der deutschfreisinnigen Partei in der gedachten Kommission als der Ausdruck der Gesinnungen der Gesammtheit dieser Partei an— gesehen werde.“
— Man schreibt der „Frankfurter die deutsche Wirkwaaren⸗-Industrie:
„In den meisten Geschäftsbranchen unserer großen Wirkwaaren⸗ Industrie herrscht bis jetzt eine Lebhaftigkeit, wie wir solche nur in den besten Jahren witthschaftlichen Aufschwunges kennen gelernt haben. In allen Distrikten, wo diese große Industrie ihren Sitz hat, waren die in derselben beschäftigten Arbeitskräfte in den letzten Monaten in voller Thätigkeit, und oft genug wurde mit Ueberstunden gearbeitet, um die vorliegenden Ordres pünktlich auf den Weg bringen zu können. Wenn von vielen Seiten Preissteigerung der Garne alt Hauptmotiv für die Aufbesserung der Lage in der Wirkwaaren⸗Industrie bezeichnet wird, so ist die günstige Situation doch nicht ausschließlich auf diese Thatsache zurückzuführen, in erster Reihe ist es jedenfalls’ der ge⸗ steigerte Konsum und zwar hauptsächlich derjenige des Exports, welcher anhaltend Beschäftigung den Fabriken zukommen ließ. Die Ausfuhrlsste des amerikanischen Konsulats in Chemnitz beziffert den Mehrbetrag des Chemnitzer Crports nach den Vereinigten Staaten im letzten Fiskaljahr im Vergleich zum vorjährigen auf 1 8090 847 Doll. Dieses Plus ist zum großen Theil der Mehrausfuhr von Wirkwaaren zu— zuschreiben. In demselben Verhältniß sind die Ausfuhrziffern anderer Distrikte gestiegen. Neben Nord-Amerika hat sich diesmal Suͤd⸗= Amerika aufnahmefähiger gezeigt als sonst. Die Donau⸗Fürstenthũmer wie überhaupt der ganze Orient haben mehr bezogen als in früheren Jahren, nach Spanien und Italien und nach England dürfte der Export zugenommen haben; wenn in einzelnen anderen Ländern der Export etwas zurückgegangen ist, theilweise veranlaßt durch die in den betreffenden Ländern selbst erstarkende Industrie, so ist dieser Einfluß bis jetzt doch noch auf das Gesammtresultat kaum von nennenswerther Bedeutung gewesen.
Zeitung“ über
Die Ausdehnung, welche der Trikotartikel im Allgemeinen genommen, hat die n e shenn ,, m. ̃ in ganz hervorragender Weise in Anspruch genommen: nile chtr. l durch direkte Aufträge, sondern auch dadurch, daß überflüssige: Emil M kräfte, die bisher in weniger bevorzugten Geschaͤftszweigen Beschäftigung fanden, hier leichtes Unterkommen hatten. In Berlin waren die Fantasiewaarenbranche, die Trikotwaarenfabrikation während der ganzen Saison in wvoffer Thätigkeit. In Chemnitz hat die Strumpfwaarenfabrikation eine erfreuliche Wendung genommen, die nunmehr beendete Wintersaison versetzte die Fabrik in volle Thä⸗ tigkeit, ein Fall, der seit vielen Jahren nicht dagewesen ist, die Aus— sichten für die kommende Saifon sind die denkbar günstigsten, bereits sind neue Ordres von ziemlichem Umfange ertheilt worden. Diese Tendenz wird auch ferner anhalten, wenn“ die Fabrikanten aus den vorangegangenen Jahren tiefer Depression die Lehre gezogen haben, daß Ueberproduktion resp. ungleichmäßige Vertheilung der Erzeugung der größte Feind des normalen Geschäfts ist. Nur die Handschuh— fabrikation bleibt noch immer von den Segnungen eines guten Ge schäftsganges ausgeschlossen. Es mangelt in dieser Branche viel weniger an Beschäftigung, als die' durch große Produktion und große Konkurrenz veranlaßte Ueberproduktion, das Bestreben nach Erlangung großer Aufträge, um die Fabrik in Thätigkeit zu erhalten, das Preisrendement auf das niedrigste Niveau zurückgedrängt haben. Viele Handschuhfabrikanten sind zu der Fabrikatlon von Trikot stoffen übergegangen und finden hierin lohnendere und reichlichere Beschäf⸗ tigung. Die Mittheilungen, die uns aus der thüringischen und schle⸗ sischen Wirkwaaren⸗Induftrie — in beiden Distrikten ist sie reichlich vertreten und beschäftigt viele tausend Arbeitskräfte — zugehen, wissen sämmtlich von Entfaltung lebhaftester Thätigkeit, von reichlich vor— liegenden resp. vorgelegenen Ordres zu berichten.“
Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 51. — Inhalt: Konsulgtwesen: Ernennungen. — Bestellung eines Konsular⸗AUgenten. — Entlassung. — Ermächtigung zur Vornahme von Civilstandsakten. Bankwesen: Status der deutschen Notenbanken Ende November 1886. — Finanzwesen: Nachweisung über Einnahmen des Reichs vom J. April bis Ende November 1886. — Zoll- und Steuerwesen: Ab⸗ fertigung der unter die Tarifposition 27 f. fallenden Fußdecken. Anwendung der Tarifnummer 3 des Reichsstempelgesetzes r. Kirchen und Schulgemeinden. — Stempelfreiheit der Loose von Lot⸗ terien zu mildthätigen Zwecken. — Stempelfreiheit von Obligationen im Falle der Konvertirung. — Zollabfertigung von Baumwollengarn, Leinengarn und Leinenwaaren. — Post⸗ und Telegraphenwesen: Er⸗ scheinen einer Post- und Eisenbahnkarte des Deutschen Reichs. — Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. .
Marine⸗Verordnungs⸗ Blatt. Nr. 2 Inhalt: Friedens⸗Geldverpflegungs⸗Regkement. — Ausrüstung S. M. Schiff mit Karten. — Berichtigung von Dienstvorschriften ꝛc. — Befesti= gungen an der unteren Weser. — Schiffsbücherkisten. — Personal⸗ veränderungen, — Benachrichtigungen. . .
Ju stiz⸗Ministerial⸗Blatt. Nr. 47. — Inhalt: Erkenntniß des Reichsgerichts vom 15. April 1886. (Verstempelung von Briefen als kaufmännischen Dispositionsscheinen.) .
Centralblatt für die gefammte Unterrichts en waltung in Preußen. November⸗Dezember⸗Heft. — Inhnlt; Ministerium der geistlichen ze. Angelegenheiten. — Die wenn n .
abe der „Amtlichen Nachrichten über das Preußische Staate ch ö ee. betreffend. — Inseratenwefen beim „Reichs und Staats Un zeiger“). Vorschriften über die Ausbildung und Prüfung für den Staatsdienst im Baufache. — Uebernahme der Wohnung geldzu hiff⸗ für die etatsmäßig angestellten, als Hülfsarbeiter zu liner anderen Bebörde einberufenen Beamten auf den Hülfzarbeiterfonds dieser 9 hörde. — Friedrich Wilhelm-⸗Stiftung für Marienbad. il. leihung goldener Medaillen für Kunst und Wissenschaft, . Zuerkennung. „der ehrenvollen Erwähnung“ aus Anlaß ber akademi chen Jubiläums-Kunstausstellung zu Berlin im Jahre . Stipendienfonds für Studirende und für Schüler höherer . anstalten. — Verleihung der Mendelssohn⸗Bartholdy⸗Staatsstipendie für Musiker. — Preisausschreiben bei der Pr. Adolf Men gel Stiftujn für Maler und Bildhauer. — Verfahren bei der Ausstellung . Zeugnissen über die wissenschaftliche Befähigung für den ein ht
freiwilligen Militärdienst. — Verpflichtung der mit pensionsberech.
tigten Besoldungen angestellten Schuldiener an den staatlichen höheren schranstalten zur Entrichtung der. Wittwen⸗ und Waisengeldbeiträge. * ufnahme von Büchern in die Schülerbibliotheken der höheren Sulen. = Sechs wöchentliche Seminar kurfe für evangelische Ran⸗ Tdaten der Theologie. — BVefãhigungs zeugnisse aus der Prüfung. fir Vorsteher an Taubstummen⸗Anstalten. D Zahlung des Äntritts' geldes zur Elementarlehrer⸗-Wittwen⸗ und Waisenkasse. — Die von Volksschullehrern nach bestandener Lehrerprüfung als Hülfs⸗ schrer (Unterlehrer, Gehülfen) an öffentlichen Volksschulen zugebrachte eit ist denselben bei der Pensionirung als Dienstzeit anzurechnen. = en mn. für Anstellung, Beförderung und Einkommensverbefferung der Lehrer an mehrklassigen Schulen. srstãnz ig tei zur Entscheidung über das Aufrücken der Lehrer in höhere Gehaltsstufen = Fest⸗ stelung des der Berechnung der Pension eines Volkeschullehrers zum Grunde zu legenden Diensteinkommens in dem vormaligen Herzog⸗ zum Nassau. — Bei Festsetzung der Pension von Lehrern und sehrerinnen an öffentlichen Volke schulen sind nur die nach Vorschrift der Cirkulat Erlasse vom 18. Juni 1873 und 3. Juli 3M gezahlten staatlichen Dienstalterszulagen in Anrechnung zu bringen. — Bei der Berechnung der. vpensionsfähigen Dienstzeit eines Volksschullehrers fommt auch, diejenige Zeit in Anrechnung, während welcher ein mit einem neu erworbenen Landestheile übernommener Lehrer in einem anderen Theile des Landes, welchem seine Heimath ror der Vereinigung mit. Preußen angehört hat, im öffentlichen Schuldienste oder im unmittelbaren Dienste der damaligen Landes⸗ herrschaft sich befunden hat. — Abhaltung eines Kursus zur Aus— lildung von Turnlehrerinnen im Jahre 1887. Eigenthumsrechte
n Vermögensstücken vereinigter Schul⸗ und Küsterstellen * ** Personal⸗ chronik.
Landtags⸗Angelegenheiten.
Der Geheime Vegierungs-Rath Dr. Francke, Bürgermeister von Stralsund und Vertreter dieser Stadt im Derrenhause, ist am
15. d. M. gestorben.
Statistische Nachrichten.
Die ‚Mitth. der. Gr. hess. Centralst. f. d. Landesst.“ ver— öffentlichen die Ergebnisse der Volkszählun g vom 1. De⸗ ember 1883. im Großherzogthum Hefen. Darnach wurden auf einem Flächeninhalt von 7681,83 km 135709 bewohnte und A'ß unbewohnte Wohnhäuser, 289 hauptsächlich nicht zum Wohnen bestimmte Gebäude und 271 sonstige Wohnbaulichkeiten (Hütten, Zelte, Wagen, Schiffe u. dgl., zufammen 139 245 Gebäude mit BW, dg0 Haushaltungen (inkl. 14 375 einzeln lebenden selbständigen Personen und 670 Anstalten) gezählt mit einer ortsanwesenden Be— völkerung von 473 724 männlichen und 482 849 weiblichen, zusammen zöß 573 Personen (inkl. 14 988 aktiven Militärs). Die Zunahme der Bevölkerung seit dem 1. Dezember 18860 betrug 8807 m. und 11425 w., ju. 20 233 Personen (2, 1s Co). Auf die einzelnen Provinzen vertheilen sich die Gebäude Haushaltungen
52 025 85 105
Bevölkerung 102 378 ( 1, 8 o/) DOberhessen 45 461 55 205 263 944 (-= 05g Rheinhessen 41759 62 680 291 151 (4 5,05 0 ).
In der Propinz Starkenburg hat die Bevölkerung in den Kreisen Offenbach um 7, 19, Darmstadt 470, Groß⸗Gerau 4,495 6 zu⸗, Grbach um 772, Dieburg 1,72 00) abgenommen. In Oberhessen ist n allen Kreisen eine Abnahme der Bevölkerung zu konstatiren, mit luönahme von Gießen (4 2, 3l). In Rheinhessen hat in allen Kreisen eine Vermehrung der Einwohnerzahl stattgefunden, in Worms bis 683 Go, in Mainz bis 7, H3 Co.
Von der Bevölkerung waren 888 125 Hessen gehörige anderer Staaten des Deutschen Reichs, 964 Oesterreicher, o' Schweizer, 301 Engländer, 190 Russen, 182 Niederländer, l Italiener, 119 Franzofen, 3h Belgier, 74. Ungarn, 38 Spanier, 30. Dänen, 17 Luxemburger, 12 Schweden, 8 Norweger, 7 Rumänen, Türken, 1 Portugiese; ferner 56 Amerikaner aus den Vereinigten md oß aus anderen Staaten, 3 Afrikaner, 1 Australier und 13 un⸗ bekannter Staatsangehörigkeit.
An Wohnplätzen mit mindestens 2000 Einwohnern waren 73 borhanden, darunter Darmstadt mit 42794 Einw. ( 1920), Offen⸗ hach 31 538 (4 3079), Gießen 18836 (4 1981), Mainz 65 852 * tot!) und Worms 21 833 (4 2834). Die stärkste Abnahme der Bevölkerungszahl in diesen Ortschaften (700 oder 226 o) zeigt Beer⸗ selden (24185 Einw. im Kreise Erbach, Pr. Starkenburg.
Knnst, Wissenschaft und Literatur.
EäEinführung in die antike Kunst. Ein methodischer itfaden für höhere Lehranstalten und zum Selbstunterricht von Pr. R udolph Menge. Zweite vermehrte und verbefferte Auflage nit 31 Bildertafeln in Folio. Leipzig 1885. Verlag von E. R. Seemann. l n , Der Verfasser, Lehrer am ymnasium zu Cisenach, bezweckt mit diesem auf wissenschaftlicher Rtundlage beruhendem Buche eine methodische Einführung in die alte Kunst durch den gewiß richtigen Weg, daß“ der Shiler mit einer mäßigen Anzahl gut erhaltener, leicht prtandlicher und interessanter antiker Kunstwerke bekannt ge— macht werde. Um zugleich den historischen Sinn zu nähren 1 din Heschichtennterricht zu fördern, sind nach der Zeit ihrer Ent— . ung geordnete Abbildungen dieser Kunstwerke in einem besonderen Vvllderatlas beigegeben, welche auf 34 Tafeln sehr fauber und scharf ugeführter Nachbildungen angebracht sind. Diese sind theils den lte: un thister ichen Bilderbogen“ des Seemann schen kunstbe⸗ e Verlages entlehnt, theils neu, und zwar in den meisten Fällen nach n, ia ien angefertigt wwe rden. Da es sich nicht nur um eine vollständige . un i eschichte sondern nur um eine methodische Einführung in die un . elt, so durften blos diejenigen Völker berücksichtigt werden, bee unt zeugnijse diesem Zweck am besten dienen. Für die vor⸗ 3. . Auflage ist dadurch eine Erweiterung eingetreten, daß ä. . 3 bekannt gewordenen Ausgrabungen in Olympia, Perga— ne amothrale berücksichtigt worden sind. Ferner wurde der ch ischen Kunst Beachtung geschenkt, weil durch die neueren For⸗ srnhen es sich herausgestellt hat, daß die griechische Kunst, so sie auch schließlich ihre Wege gegangen ist, doch An—
Starkenburg.
und 65,169 An—⸗
llbstandig
inen von Asien nicht minder wie von Egypten empfangen hat.
— ie neuen Forschungsergebnisse hat der Verfasser die neuen Fund—
tbetannggeben. Der Text ist in feiner Faffung für die Schüler
in s l gen höherer Lehranstalten berechnet, daher Frei von allem
rten Veiwerk, klar und sachlich gehalten. Die Schrift ist des—
he aan. für weitere Kreise, welche durch Selbststudium die Werke
die nliten Kunst kennen lernen wollen, leicht verständlich und aus allen ründen angelegentlichst zu empfehlen.
sto r isches Taschen buch. Begründet von Friedrich
r. Herausgegeben von Wilhelm Maurenbrecher.
ligen ige, 6. Jahrgang. Leipzig, F. A. Brockhaus, 1887. — In
gan el uesten Bändchen der wegen ihrer fesselnden, stets die neuesten Er—
unn er Forschung darbietenden Beiträge nicht blos dem Historiker
ae H ondern dem weiteren Kreise aller Geschichtsfreunde seit
yr ahren stets willkommenen Taschenbücher bespricht zunächst Prof.
ard Kugler in Tübingen unter dem Titel „Gottfried
as seltsame Schickfal, das dem Eroberer Jerusalems
n, namlich zuerst überschwenglich gelobt und gepriesen
On wieder von der historischen Kritik in ungerechter Weise
hätzt zu werden. Man hat, gesagt; Gottfried sei zu rechter Zeit
Nachruf gestorben, weil er als Herr von Jerusalem nichts
mehr vollbracht und auch die hierzu unentbehrlichen
nicht besessen habe. Wie unrichtig dieses Urtheil
f. durch eine Lebensskizze des Helden
dar; ein wie schwerer Schlag der frühe Tod
für die christliche Sache gewesen. Ueber die mehr
und eitirten als noch gelesenen „Colloquia“ des Erasmus
von Rotterdam bringt Prof. Dr. Adalbert Horawitz in Wien einen interessanten Essay, in welchem er den Ursprung und Inhalt dieser nicht nur tiefe Einblicke in das Wesen des gewaltigen Philologen sondern auch in die geistige Bewegung jener Zeit eröffnenden Ge? sprächs sammlung erörlert und den berühmten Humanisten gegen die Anklage zu vertheidigen sucht, als verstieße sein Buch gegen Re⸗ ligion und Sittlichkeit, indem er behauptet, daß wenn Jemand ernst baft eine Reform der Kirche gewollt, es Erasmus gewesen sei, dessen irenistischen Strebungen in der Geschichte der katholischen Reformation eine ebenso hervorragende Stellung gebühre, wie sein Name stets unter den Reformatoren vor der Reformation genannt werden müsse. Pr. Konrad Häbler bespricht eine Episode aus dem bewegten Leben des Eroberers und ersten Vize ⸗Keönigs von Mejiko, Fernan Cortes: einen Antheil an dem Tode seinen ersten Gemahlin Catalina. Daran reiht sich der zweite Theil einer Arbeit von Dr. Julius Asbach in Köln über den großen Historiker der römischen Kaiserzeit, Cornelius Tacitus. Der Verfasser gelangt in Betreff desselben zu dem ab= schließenden Urtheil: Tacitus habe in seinen Geschichtsbüchern die Rolle eines Advokaten gespielt, der seinen Klienten ins hellste Licht zu setzen suchte, die Schwächen der Gegenpartei aber rücksichtslos bloslege. Seine rhetorische Tendenz habe ihn dazu geführt, in Wort und That. hervorragende Männer zur Geltung zu bringen, und so habe er Persönlichkeiten wie CGaesar Germanicus, Domitius Corbulo, Paetus Thrasea und Julius Agricola über das Maß der Wirklichkeit hinaus— gerückt, andere dagegen, wie Tiberius, Otho, Vstellius bis zur Un— kenntlichkeit verzerrt. — Vieles Neue und in vieler Hinsicht Charak⸗ teristisches bietet die umfangreiche Arbeit von Prof. Dr. Gustav Frank in Wien: eine Sammlung der verschiedenartigen Erscheinungen des Mysticismus und Pietismus, wie sie noch unser aufgeklärtes Jahr⸗ hundert aufzuweisen gehabt hat. — Die von Papst Leo XIff. im Jahre 1851 verfügte Eröffnung des vatikanischen Archivs ist der Gegenstand eines Beitrages des Privat⸗Dozenten Pr. S. Löwenfeld in Berlin. Derselbe schildert darin die großen Schwierigkeiten, welche früher der wissenschaftlichen Benutzung des päpstlichen Archivs entgegenstanden, und wie zuerst mit der Berufung des zum Kardinal ernannten Professors Hergenröther, im Jahre 1879, als Fraeses Vati- ani. Tabularii eine neue Cpoche Jin der Geschichte desselben angebrochen sei, die dann weiter zu jenem Schreiben des Papstes aus dem Jahre 1883 führte, in welchem der Entschluß mitgetheilt wurde: „die Erlaubniß zum Gebrauch aller Hülfsquellen zu ertheilen, welche die literarischen Schätze des Archivs zur Förderung der Religion und der wahren Wissenschaft bieten können.“ Nachdem der Verfasser noch im Einzelnen die eifrige Sorge Leo's XIII. für das Archiv und die Verwaltung desselben dargelegt, der Einsetzung der historischen Kom⸗ mission und des historischen Seminars sowie des neuen Reglements für die Benutzung gedacht hat, warnt er schließlich vor einem Mißbrauch der gewährten Freiheit und ermahnt die Forscher, sich derselben würdig zu zeigen. — Am Schluß des Bändchens giebt Privat ⸗Dozent Dr. Georg von Below in Marburg eine Uebersicht über die Neu— organisation der Verwaltung in' den deutschen Territorien des 16. Jahrhunderts.
— Von der vierten Auflage des Meyer'schen Konversations— Lexikons (Leipzig, Verlag des Bibliographischen Instituts) liegt nunmehr der sechste Band vor, wel Fer bon „Faidit bis . Gehilfe reicht und, mit 19 Illustrationsbeilagen und“ 266 Abbildungen im Text versehen, abermals erfreuliches Zeugniß ablegt für den Fleiß und die Sorgfalt, welche die Redaktion dieses Konversations⸗Lexikons der neuesten Auflage desselben zugewandt hat. Von größeren Artikeln Jerdienen besonders die über Fernsprecher, Festung, Fixfterne, Frank— reich, Französische Literatur, Freimaurerei und Gase rühmend hervor— gehoben zu werden; es sind kleine echt wissenschaftliche und dabei doch in der Form populär gehaltene Abhandlungen, welche dem großen Publikum ganze dickleibige Spezialwerke zu ersetzen vermögen. Das Material. der allerneuesten Zeit fü die einzelnen Artikel ist gewissenhaft benutzt worden. Wie reich dabei die Illustrationen auch in diesem Bande vertreten sind, zeigen schon Die Eingangs erwähnten Zahlen. Wir verweisen, um nur ein Beispiel der Text⸗ abbildungen zu geben, befonders auf den Artikel Festung“, der allein durch nicht weniger als 25 kleinere und größere Abbildungen illustrirt wird und auch dem Laien, soweit dies möglich und überhaupt an— gängig ist, einen Begriff vom Wesen dieses Gegenstandes giebt. Von den Vollbildern verdienen namentlich die drei *in schönem Chromo—⸗ druck musterhaft ausgeführten Flaggen⸗Tafeln Erwähnung, von denen die erste die internationalen Flaggen, die zweite diejenigen des Deut— schen Reichs und die dritte die Flaggen und Fernsignale des snter— nationalen Signalbuchs in anschaulichster Weise vor Augen führt. Ebenso ist die Chromodruck-Tafel „Gangbildungen“ eine ganz vor— zügliche Leistung. Meyer's Konversations⸗Lexikon entspricht sonach auch in seinem neuesten Bande dieser gänzlich umgearbeiteten vierten Auf⸗ lage allen, selbst sehr hochgespannten Ansprüchen, die man an ein solches Unternehmen stellen kann, und verdient einen Ehrenplatz in jeder Hausbibliothek wie auf dem Weihnachtstisch aller Gebildeten.
— ‚Offenherzigkeiten aus der Armee“, von Friedrich Ferdinand 6. Tausend, Berlin 1887, Walther u. Apolant). — Der mit den militärischen Verhältnissen aus eigener Lebenserfahrung genau vertraute Verfasser bespricht in dieser Broschüre „allerlei brennende Fragen“ (Ehrenpunkt, jeunesse dorée, künstliche Gegensätze, Offizier⸗ Kasinos, konfessionelle Frage) vom wohlwollenden „gut Kaiserlichen“ Standpunkt aus; er tritt allerlei Vorurtheilen, die über den Offizier⸗ stand verbreitet werden, mit Entschiedenheit entgegen, läßt es aber auch an gut gemeinten Mahnungen nicht fehlen, wo ihm dieselben nöthig erscheinen. In einem zweiten Abschnitt skizzirt er mit Humor und Verständniß einzelne militärische Typen: den guten Obersten, den Major von Grobleben, den Hauptmann Hypochonder, den verehelichten und den leichtsinnigen Lieutenant und den Lieutenant a. D. Daß das kleine Buch in kurzer Zeit schon die dritte Auflage erlebt hat, beweist am besten die beifällige Aufnahme, die es gefunden hat, und welche es durch die Unterhaltung, die es dem Leser gewährt, und seiner Tendenz nach auch verdient.
— Die Nr. 6 der von Karl Emil Franzos im Verlage von Adolf Bonz & Co. in Stuttgart erscheinenden „Deutschen Dich⸗ tung“ hat folgenden Inhalt: Ein Doppelgaͤnger. Novelle von Theodor Storm (Schluß). — Gedichte; Constanze. Bon Theodor Storm (Autogramm). Unverbesserlich. Von. A. Fitger. Pflug und Schwert. Von Friedrich Bodenstedt. Lieder und Epigramme. Von Friedrich Hebbel. (Ungedruckter Nachlaß) — Cesario. Novelle in Versen von Otto Roqueite. VII. und III. (Schluß). — Die Weisheit Salomo's Schauspiel in fünf Akten von Paul Heyse— Dritter Akt. — Heine⸗Reliquien. Mitgetheilt von Max Kalbeck. — Theodor Storm. Von Wilhelm Jensen. Kleine Aufsätze und Rezensionen: Neue Erzählungen. Besprochen von J. J. Honegger. — Illustrationen: Theodor Storm. Nach einer Photographie aus dem Verlage von E. Vogelsang in Berlin — Illustration zu Theodor Storm's Gedicht „Constanze“. Von Wilhelm Steinhausen in Frank— furt a. M.
— Soeben erschienen und für Interessenten des gesammten Fahr⸗ wesens: Fuhrunternehmer, Poststallhalter, Möbeltransporteure, Spe⸗ diteure, Pferdehändler 0 beachtenswerth ist der Fuhrhaälter⸗ Kalender für das Fahr 18857. Derselbe hat folgenden Inhalt: Uebersichts⸗Kalender, Hauptfeiertage, wichtige Mesfen und Wollmärkte, Kalendarium, die gefammte Organisation der Fuhrwerks⸗Berufs⸗ genossenschaft in allen 39 Sektionen, amtliche Verzeichnisse der gesamm⸗ ten deutschen Postfuhrhalter, die deutschen Lohnfuhr⸗-Unternehmer- und andere Vereine, die Möbel ⸗ Transporteure, Spediteure des In- und Aus⸗ landes, Verzeichniß deutscher und ausländischer Pferdehändler, sowie die wichtigeren Pferdemärkte im Deutschen Reich, Belgien, Däne⸗ mark, Frankreich, den Niederlanden, Rußland, Schweiz, Ungarn; aus dem Gebiet des Veterinärwesens, , 2c. Der Bezugs⸗ preis ist pro Kalender gebunden 1 S6 (gegen insendung von 1,20 6 in Briefmarken franco). Zu beziehen ift der Kalender durch die Ex⸗ pedition der Zeitschrift Der Fuhrhalter“, Berlin 80, Schmid⸗ straße 17a.
— Die Nr. 51
von Schorer's Familienblatt hat folgenden Von Konrad Ferdinand Meyer. Mit
Inhalt: Friede auf Erden.
Vignette. — Weihnachten unter Palmen. Von Marinepfarrer
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Fahne und verkündet gehenden die frohe Stunde, deutet festliche den zu richteten Masten reicht schönem Faltenwurf und Blattpflanzen zieren die weite, länglich runde Flurhalle bietet sich ein prächtiger frischer grüner Schmuck, Lessing entworfene, Deckengemälde:
heiten. den: sieben Rundbilder Darstellungen des Handels, der Religion, der Gesetzgebung, des Ackerbaues und der zwischen diesen lichen Leben schildernd: Vermächtniß, die Erstgeburt, den Hausbau, die Ausfahrt in
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hof
. der Flurhalle schaut
durch beide Geschosse des hohen Raumes Steinportal, der Thorpfeiler schwingt sich eine große, gleichfalls
Oberlicht, Troddeln. chen belegtes Podium aus für die Königlichen Herrschaften. 3u beiden Seiten sind Palmen, Dracänen und andere en wandartig aufgereiht. Aus der Mittelöffnung . eine siamesische
und links in den Pflanzengruppen stehen zwei indische heiten, vorn auf dem Gattin.
. war auf 1 Uhr festgesetzt.
Im Lajareth. Von A. Oskar Klaußmann Mit 2. IUustrationen und einer Vignette. — Die Weihnachtsfee. Mit 13 Illustrationen und einer Vignette. — Weihnachtsgedanken. Von ermann Lingg — Das Christkind bei den Armen. Von M. von Rücker mit 2 Illustrationen. — Ohne Lieb? vermählt. Von C. Zöller Lionheart. ¶ 4. Fortsetzung.) Weihnachtsfreude. Gedicht von Alexander Riedel. In Musik gesetzt von Johannes Schulje. — KLunstblätter: Die Feilige Nacht. Von de Crayer. — Beilage: Hurra Weihnachtsmann! Originaljeichnung von Fritz Gehrke. — Die Kuckucksuhr. Von Anna Nicolai. Mit einer Vignette. — Der Lieutenantspudel. Von Hans von Spielberg. (3. Fortsetzung.) — Allein. Von Brund Appel. Mit einer Vignette. Erinnerungen eines Pfefferkuchenmannes. Von Eduard Jürgensen. Mit einer Vignette. — Denkübungen.
Heims.
Gewerbe und Handel.
Der. Diskont der Reichsbank ist heute auf 56 , der Lombardzinsfuß fuͤr Darlehne gegen ausschließliche Verpfändung von Schuld verschreibungen des Reichs oder eines deutschen Staates auf 54 o/, gegen Verpfändung sonstiger Effekten und Waaren auf 6 0½ erhöht worden.
— Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stahlindustriel ler belief sich die Roheisen⸗ produktion des Deutschen Reichs (einschließlich Luxemburgs) im Monat November 1855 auf 74657 t, darunter 133 660 t Puddelroheisen und Spiegeleisen, 34 632 t Bessemer Roheisen, 72 459 t Thomas⸗ roheisen und 31 i663 t Gießerfiroheisen. Die Produktion im Novem- ber 1885 betrug 308 105 t Vom 1. Januar bis ultimo November 1885 wurden produzirt 3 0514365 t gegen 3457095 t im gleichen Zeitraum des Vorjahrs.
Die vorgestrige General versammlung der Nürnberger Aktien-Bierbrauerei, vormals Heinr. Henninger, genehmigte den vorgelegten Jahresbericht und die Vertheilung der vorgeschlagenen Dividende, von 4 0 und ertheilte die beantragte Decharge.
Var is, 15. Dezember. (Fr. C.). Das „Journal officiel! ver⸗ öffentlicht heute folgenden Ausweis über den Handelsverkehr Frankreichs im Monat November: Einfuhr 376 ils7 650 Fr. (1885: 326 775000 Fr.) Ausfuhr 323 125 06090 Fr. (1885: 269 460 0900 Fr) und in den ersten elf Monaten: Einfuhr 3787 533000 Fr. (1885: 3 676 078 0666 Fr.) Ausfuhr 2 934 200 969) Fr. (1885: 2788 451 00 Fr.) ;
Konstantinopel, 18. Dezember. (W. T. B.) Die Ein⸗ nahmen der Türkifchen Taba ck⸗Regie⸗Gesellfchaft betrugen im November c. 19 960 909 Piaster gegen 11 400 006 Piaster in demselben Monat des Vorjahres.
New⸗Jork, 17. Dezember. (W. T. B.) Baumwollen⸗ Woch en bericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 256 000 B., Aus— fuhr nach Großbritannien 100 9060 B., Ausfuhr nach dem Kontinent göõ 000 B., Vorrath 1 033 000 B.
Verkehrs⸗Anstalten.
Madrid, 17. Dezember. (W. T. B. Die deutsche Bark Constantin“ ist bei Almeria gescheitert. Dic Mannschaft ist gerettet.
Sanitätswesen und Quarantänewesen.
Frankreich. Nach einer Anordnung des französischen Handels⸗Ministeriums sollen die von Genua und Spezia nach Frankreich zur Einfuhr gelangenden Waaren von jetzt ab nur einer 24stündigen Quarantäne in den französischen Häfen des mittelländischen Meeres unterworfen werden.
— Süd-Amerika.
Die Regierung der Republik Uruguay hat durch Erlaß vom 9. November 1886 Folgendes angeordnet: . Art. 1. Alle Häfen der Republik sind für die Provenienzen von Ge nua zu schließen.
,,, Provenienzen aus den übrigen Häfen Italiens sind, wenn sie in gutem Gesundheits;ustande ankommen, einer ent— sprechenen Quagrantaͤne zu unterwerfen.
rt, , wn, Schiffe, welche an Bord verdächtige oder als Cholera Morbus erklärte Krankheitsfälle mitbringen oder solche auf der Reise gehabt haben, werden in keinem Hafen der Republik angenommen.
Berlin, 18. Dezember 1886.
6 Eröffnung des Völkerkunde,
(g des Königlichen Museums für Königgrätzerstraße 120, erfolgte heute
in der zweiten Nachmittagsstunde.
Auf dem Eck⸗Rundtheil
; des Gebäudes weht die preußische der
Nachbarschaft und den Vorüber⸗ und drunten vor dem Hauptportal ein baldachinartiger luftiger Vorbau auf das Ereigniß. Von den Pfeilerkapitellen hinter mächtigen Säulenschäften des Erdgeschosses bis zwei an der Bordschwelle des Bürgersteiges aufge⸗ ⸗ sieben Meter weit das in auf geschlagene Zeltdach. Tannengewinde offene Vorhalle. Den ein die des Museums Eintretenden Anblick: rings an den Wänden oben in der Flachkuppel das von von Salviati in Glasmofaik ausgeführte im Scheitel die Sonne, darum der Thierkreis, dann der tiefblaue Sternenhimmel mit den klassischen Gott⸗ Unter diesem, auf breitem Friesring, in gleichen Abstän— mit Frauengestalten, sinnbildlichen Wissenschaft, der Kunst, der Industrie; dem mensch⸗ in der Fremde, in der Heimath, das die Erziehung und — Durch die fünf Bogen— man in den für den Er— reich und malerisch ausgestatteten Licht— Säulenumgängen und den seitlich gelegenen Haupttreppen. Vor der Fensterwand ragt ein altindisches Von den oberen Enden der ĩ mit dem König⸗ ichen Wappenthier Preußens geschmückte Decke empor zu dem gehalten von starken, vergoldeten Tauen mit Zu Füßen der Topepforte brestet sich ein mit Teppi⸗
Figurengruppen, Vorgänge aus
die Ferne.
.
nungsakt
mit den chmiedeeisernen
„Sanchi⸗Tope“.
tropische Pflan⸗ des Steinthores dahinter verhüllt Rechts lanze n stehen wei Gott. e n ei rn ge, n, anasen * B g des en Rundganges hängen elbe chinesische Fahnen herab. — Der Beginn 6 Eenfe n
t 4 e Königsstatue hervor; ine bemalte Tempelfahne aus Laos die Portalöffnung.
Von der