format — als Schmuck für die Zimmer und insbesondere für Kasernen⸗ stuben — herausgegeben worden. Das Exemplar kostet 19 4, 109 Exemplare 6 S, 500 Exemplare 265
Verlage von E. Neuenhahn. Berlin, erschien ein aus dem schwedischen Sriginalmanuf'ript durch Emil Jonas übersetztes vier aktig's Schauspiel: Madeleine Bunge“ von Oskar Wij⸗ kander. Das vorliegende Werk ist ein weiterer Beleg für die eigenartige Erscheinung, daß die moderne nordische Dichtergeneration größten Theils unter dem Bann des französischen Einflusses stebt. Der Umstand, daß sehr viele oder die meisten dänischen, norwegischen und schwedischen Schrifisteller sich lange im Ausland, mit Vorliebe in Frankreich aufkalten, erklärt die Verwandtschaft der den augenblick⸗ lichen Tazesgeschmack gewisser Kreise bestimmenden französischen Lite⸗ ratur mit derjenigen der jungeren nordischen Generation Aber nicht nur die Art, den gewählten Stoff u behandeln, entlehnten sie von den französischen Literaten, fondern der Stoff selbst wird mit Vorliebe aäs denjenigen Quellen entnommen, aus welchen seit längerer Zeit die franzöfifche Literatur schöpft. Bekanntlich ist der Ehebruch ines der am häufigsten und von den verschiedensten Standpunkten ohl allmählich der Widerwille gegen
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aus behandelten Themen, und ob eine derartige literarische Kost ginnt, so glauben die Nachtreter dieser glücklicherweise mehr und mehr in Verruf gerathenen Spur immer noch diesem unerqnicklichen Stoff auf die eine oder andere Art Beachtung schaffen zu können.
ten aber ift wohl dieses Ebebruchsthema in iner so ßenden Form behandelt vorden wie von Wijkander.
ichter wirft die Frage auf: „Ist es Ehegatten gestattet, im Falle erwartete Glück in der von ibnen eingegangenen Gemeinschaft nicht finden, diefe Ehe zu brechen und bei einem anderen Wesen das ersehnte Glück zu suchen?“ Wijkander selbst hütet sich aber, die — wie uns scheint, doch so vabeliegende — Löjung zu geben, wenigstens thut er es in einer fo verschleierten Form, daß wir über seine eigene An⸗ sickt im Unklaren bleiben können Man würde es ihm wenn er fcharf und unerbittlich ein Verdammungsurtheil der Heldin seines Stückes begangene Treulosigkeit und von ihr ußerten Ansichten ausspräche; aber die frivole Art, wie eine dung
herbeigeführt wim, läßt uns über seine Absicht in Zweisel und be⸗ nimmt uns die Smpatbie für fast alle in feinem Drama vorkom— menden Personen. Dasselbe geht von ungesunden Vöraussetzungen aus.
— W 1 — Mä deleine sagt felbtt: „sie habe einst ibre Zukunft, ihre Freiheit und das Glück ihrer Liebe erkauft, ohne ihren Werth zu kennen. Aber ein solcher Handel könne rückgängig gemacht werden. Als sie ihrem Manne an⸗ getraut worden, habe sie eine unwahre Handlung begangen. Das sehe sie jetzt ein, und sich von einer Lüge zu befreien, müͤsse ihr Recht sein. Hierauf hat ihr Gatte ihr nichts weiter zu erwidern, als: Diese Pbrasen klängen wie ein Echo der schlechten Literatur, s seien peinlich für sein Ohr.“ Die Verirrung, in welche Madelein serathen, wird durch folgenden Ausspruch kundgegeben. in dem sie
I 23 K = Bos Rech i 2 , z agt: „Sie habe ein moralisches Recht auf den von ihr mit ihrer wLiebe zu Beglückenden, sie habe ein unbedingtes Recht und
Es wird ihr freilich
so zu handeln, wie sie gethan. . uen so dächten wie sie,
gelegentlich sehr richtig bemerkt: „Wenn alle Fra
x 3* 1 1 dann wur . , , noch Schlimmerem werden Gs et letzt nodern, eine ntedrige nus⸗
zu haben, und das räche sich an der Ehe.“ Die beweisen, in welcher
fassung von der Liebe hier angeführten Proben mögen genügen, um zu 7 ö erörterte Frage behandelt wird. Ein Gefühl tiefer einer gewissen Beschämung überkemmt den Leser und — s — sicherlich auch den
1
2 8
e,, Kö, 3 alls eine Aufführung dieles Bwramas stattfindet —
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Zuschauer, wenn er ein so heiliges Institut, wie es, die christliche Ehe ist, in dieser, geliade gesagt, frivolen Weise zum Gegen⸗ staͤnde spit findiger Erörterrngen gemacht sieht, noch dazu
welche doch wirklich eine andere Aufgabe hat, als zur
58 935 z au der Bühl 6
Verkündigung einer derartigen zweifelhaften Moral zu dienen. Unerquicklich sind derartige Charaktere, wie diese Meazeleine, deren
Raivetät an Beschränktheit grenzt. dieser Haral?, ihr Mann, welcher
sie in einer so wenig feinen Weise von sich stößt, nachdem er seine
Rache befriedigt, dieser Henrik, ein cynischer Bursch, der uns durch l
die seiner Figur innewohnende Unwahrscheinlichkeit und die burleske Rolle, die er spielt, unsympathisch berührt, und schließlich das ver— führte Opfer, ein schwächlicher Jüngling, welcher Thränen vergießt. Beim Turchlesen wird die Vermuthung rege, daß der Dichter bei Ab⸗ fassung seines Dramas vollständig unter dem Eindruck der Ibsen'schen
eine große Reihe von verwandten Zügen der in beiden Dramen behandelten Fragen und Per onen läß Vermuthung nur allzu wahrscheinsich werden. Es ist zu bedauern, Taß der offenbar begabte Dichter sich nicht einen seinen Fähigkeiten würdigeren Stoff ausgewählt hat.
— Von der Monats⸗Publikation ‚Kunst und Gewerbe“, Zeitschriff zur Förderung deutscher Kunstindustrie, herausgegeben vom Baverischen Gewerbe-Museum zu Nürnberg (redigirt von Pr. J. Stockbauer; Verlagsanstalt des Bayerischen Gewerbe⸗Museums, C. Schrag, in Nürnberg) ist kürzlich das zweite Heft 21. Jahrgangs (
„Gespenster“
*
Februar 1887) verfandk worden. In demselben setzt J. Matthias eine interessanten Mittheilungen über das Kunstgewerbe im Ampezzo— in Säd. Tyrol fort, und zwar ist es hier speziell die Kafferlich-Königliche Holzindustrieschule in Cortina d'Ampezzo (J. R. scuola industriale, sezione intaglio e intarsia), deren Srganisation und Leistungen der Verfasser eingehend bespricht.
on praktischer Wichtigkeit für den Kunstindustriellen ist datei die ten Mal gezebene Beschreibung der verschiedenen in dieser Sch ingewandten Techniken für die Einlegung von Hol; in Holz und Metall in Holz. Mehrere Illustrationen im Tert geben einen Begriff von den zierlichen, schoͤnen Arbeiten der Schule. In dem zweiten Beitrage handelt J B. über perüsche Eisengeräthe. Die perfischen Eisenarbeiten genossen einst einen Weltruhm, und die in den Museen aufbewahrten alten damascirten, tauschirten und in Stahl geschnittenen Waffen und Geräthe aus jenem Lande werden mit vollem Recht viel bewundert. Der Verfasser weist nun nach, daß auch noch in der Gegenwart dieser kunstgewerbliche Zweig keineswegs vernach—
lässigt wird, sondern daß noch heute sehr schöne Arbeiten dieser Art in Persien hergestellt werden. Mehrere dem Artikel beigegebene Abbildungen solcher bezeugen dies. — Weiterhin wird dann über neue Erwerbungen des Baverischen Gewerbe⸗
Museums berichtet und der Schluß des Referats über die Aultion der Sammlung Felir in Köln (mit mehreren Abbildungen besonders schäner Gegenstände) gegeben. Dann reihen sich an Aufsätze und Be— an: rschte über Fas Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe (dazu eine Reihe von Illuftrationen hervorragender Stücke aus dem Besitz desfelben), Über das Exportmusterlager, welches in Wien von dem Desterreichisch⸗-ungarischen Exportverein ins Leben gerufen worden ist,
I
söwie über die für den März kommenden. Jahres ge— plante Ausstellung von alten und neueren Erzeugnissen der Tertilkunst in Rom. Den übrigen Inhalt des Hefts bilden
Mittheilungen aus dem Kunsthandel und dem Buchhandel (darunter ine Besprechung des „Musterbuchs für graphische. Gewerbe“,
Verlag von J. Engelhorn in Stuttgart, mit Probe⸗-Illustrationen),
die Uebersicht der periodischen Literatur der Kunst und des Kunstgewerbes, sowie kleinere Nachrichten. — Von den drei dem Heft beigegebenen Kunstblättern zeigt das erste noch eine jener
schönen türkischen Favence-Platten aus der Moschee Jechil Djami
u,
in Brusffa (Chromolithographie), das zweite eine einfach, aber schön sivlisirte mittelalterliche Seidenstickerei von der Insel Rhodus, aus der Mustersammlung des Bayerischen Gewerbe— MRuseums (Lichtdruckh und die dritte (Zinkographie) einen Rococo⸗-Prachtschlitten aus der Mitte des 18. Jahrhunderts
(im Privaätbesitz zu Rotterdam). — Auf der zweiten der Extra⸗ Beilagen ee seit Beginn des neuen Jahrgangs eingeführt worden sind) sehen wir in vortrefflich scharfer Abbildung ein prachtvoll geschnitztes italienisches Renaissance⸗Kästchen aus dem Baverischen Gewerbe⸗Mufeum sowie reiche Schnitzereien von den Thüren der Uffizien in Florenz.
— JIdbsfeph Baer u. Co., Buchhändler und Antiquare in Frankfurt a. M. und Paris, haben wiederum 2 Lager -Kataloge, 194 und 189, versendet. Katalog 194 bietet ein Verzeichniß von 426
Schriften, welche die Bibliotheken des verstorbenen Ober⸗Bauraths Scherpig in Sondershausen und des verstorbenen Architekten Stedten bacher in Karlsrube enthaltend, von Architektur und Kunstgewerbe kandeln, die Materien theils im Allgemeinen, theils im Besonzeren, verschiedene Jeiten und verschiedene Lander betreffen und viele höchst intereffante and werthvolle Werke in sich fassen. — Ebenso wichtiges und reichhaltiges Material findet man in Katalog 189 zusammen⸗ gestellt. Verselbe gewährt ein Verzeichniß von 1742 Schriften über Kirchenrecht und Kirchengeschichte, die zum großen Theil aus der Viblictbek des verstorbenen Justiz⸗Ratbs Professor Dr. Röstell in Marburg, nicht blos aus dem 19. Jahrhundert, sondern zum Theil auch aus dem 16. 17. und 18. Jahrhundert datiren und sich auf die verschiedenen Zweige der erwähnten Materien, sowie auf verschiedene Länder, Städte, Personen (J. B. einzelne Päpste) und Ereignisse be
ziehen. Gewerbe und Handel.
Nachdem die Effekten-⸗Maklerbank in Lig. bereits 515 6 Ter Aktie von 1000 mit 50 prozentiger Einzahlung ver— theilt hat, wird sie nunmehr eine Restquote von 3,55 M zur Aus— schüttung bringen. Damit hat die Liquidation einen Gesammtbetrag von 1035 auf die Einzahlung der Aktien ergeben. Zur Vorlage des Finalabschlusses und zur Ertheilung der Decharge an die Liqui⸗ datoren der Gesellschaft ist eine Generalversammlung auf den 21. . M. einberufen.
— Der Aussichtsrath der Stettiner Chamettefabrik Aktien- Gesellschaft, vorm. Didier, hat beschlossen, der Generalrverfammlung nach reichlichen Abschreibungen die Vertheilung ron 200,9 Dividende für das Jahr 18386 vorzuschlagen.
— Tie New⸗Hworker Hdls.“ Ztg.‘ schreibt in ihrem vom 28. Januar datirten Wochenbericht: Der Ausstand der Kohlen⸗ schaufler und Frachtverlader in New-Nork hat jetzt so beträchtliche
Dimenfionen angenommen, daß der Geschäftsverkehr nicht nur unser er
Stadt, sondern' des ganzen Landes dadurch von Liner ernstlichen Störung bedroht ist. Muß auch den Arbeitern das Recht zugestanden
einzeln oder in gemeinsamem Vorgehen sich der Arbeit zu
rhalten, so haben die Arbeiter-Organisationen sich doch auch in dem vorliegenden Falle wieder den Uebergriff zu Schulden kommen lassen,
ungerechtfertigte Forderungen an die Arbeitgeber zu stellen und auf die Nichlecfüllung derselben hin einen allge— meinen Strike zu verordnen. Sie lassen dabei ganz außer
Augen, daß die Arbeiterbevölkerung am meisten unter den durch dies unLernünftige Vorgehen geschaffenen unerquicklichen Verhältnissen zu leiden kat. Im Irteresse des Gemeinwohls steht zu wünschen, daß die Transporf-Gefellschaften, aus Eisenbahnen sowohl wie Dampfer— Compagnien bestehend, gegen welche der Strike gerichtet, ihrerseits
energisch und gemeinsam Front machen und nachdrücklich auf ihren Rechten und Pflichten bestẽhen, alle Waaren, die ihnen zur Verladung angeboten, anzunehmen. Inzwischen müssen wir uns auf Ver⸗
zögerungen in der Abfertigung aller Dampfer gefaßt machen. diefe Strikes, sowie die kriegerischen Nachrichten, welche in den ersten Tagen der Woche aus Europa vorlagen, würde sich das Geschaft entschieden recht lebhaft gestaltet haben; dasfelbe ist auch trotzdem nicht unansehn⸗ lich gewesen. — Am hiesigen Geldmarkt machte sich ein erheb— licher Rückfluß von Kapital aus dem Inlande bemerkbar, und ist on call. gegen acceptables Unterpfand, stets zu 4 bis 5'Ylo. P. a. haufig zu noch niedrigerer Zinsrate, anzukommen gewesen — Das Geschäft om Waaren- und Produktenmarkt ist selbst— redend durch die Arbeiter⸗Strikes ungünstig beeinflußt worden, wenn auch bis jetzt noch nicht in dem Maße, als man nach deren stetig zunebmender Ausdehnung hätte schließen sollen. Brodstoffe ver— kehrten, im großen Ganzen genommen, für Loco Waare anfangs in fefter, schließlich in stetiger Tenden; Weizen und Mais hatten sogar, angesichts der noch immer ungünstigen volitischen Nachrichten aus Europa, recht guten Erport-Begehr, und, was Termine anbelangt, fo wurden dieselben ziemlich lebhaft umg setzt. Hafer stellte sich niedriger, Gerste verkehrte stetig. Eine wesentliche Veränderung in der Lage des Frachtenmarkts ist nicht zu berichten. Baum wolle hatte für Loco⸗-Waare stetiges Geschäft, Termine, anfangs ziemlich fest, schlossen, auf unbefriedigende Berichte von drüben, eine Kleinigkeit abgeschwächt. Brasil Kaffees waren williger, milde Sorten fast unverändert. Rohzucker hatte ruhiges Geschäft; raffinirte Zucker standen, bei wesentlich unveränderten Notirungen, in mäßiger Nachfrage. Am Theemarkt ist nichts Neues von Belang vorgefallen. In Provisionen verhielten sich sowohl das legitime Geschäft als auch die Spekulation reservirt; Preise haben sich aber trotzdem, be—
. Ohne
fonders für Schmalz und Schweingfleisch, ziemlich gut behaupten können. Von Schiffsbedürfnisser war Terpentinöl matter, Yarz
ruhig. Raff. Petroleum in Fässern und Kisten flau und nominell. Die Spekulation in Pipe lines Certificates bietet seit einiger Zeit so wenig Reiz, daß die Bewegungen darin täglich uninteressanter werden. Zu 70 Ets. Gd. schloß heute der Markt tendenzlos. Am Metallmartt ist die anhaltende Festigkeit von Eisen hervorzuheben; Blei war etwas williger, Kupfer und Zink stetig, Zinn verkehrte, bei lebhaften Um— sätzen, in fester Haltung. Am Wollinarkt entwickelte sich ein mäßiges Gefchäft zu stetigen Preisen. In fremꝛen und einheimischen Manu⸗ fakturwaaren hat sich, im Vergleich mit der Vorwoche, nicht wefentlich Reues ereignet. Der Imvort fremder Webstoffe beträgt für die heute beendete Woche 26512 399 Doll. gegen 2801 328 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres.
Breslau, 1I. Februar. (W. T. B.) Die Verwaltung der Breslauer Straßeneisenbahn-Gesellschaft wird in der bevorstehenden Generalversammlung für das Jahr 1886 eine Dividende von 55 Go in Vorschlag bringen.
London, 11. Februar. (W. T. B.) Wollauktion. Tenden; ruhig, unregelmäßig, Preise unverändert.
New⸗HYPork, 11. Februar. (W. T. ) Baumwollen⸗ Wochenbericht. Zuführen in allen Unionshäfen 107 900 . B. Ausfuhr nach Großbritannien 84 000 B., Ausfuhr nach dem Kontinent 34 000 B., Vorrath 881 000 B.
Verkehrs⸗Anftalten.
Köln, 12. Februar. (W. T. B.). Wegen schweren Treib⸗ eises im Rhein ist heute die Schiffbrücke abgefahren.
London, 11. Februar. (W T. B.) Der Castle⸗ Dampfer „Hawarden Castle' ist heute auf der Ausreise in Capetown angekommen, und der Union⸗ Dampfer ‚Tartar“ ist heute auf der Ausreise von Plymouth abgegangen.
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X )
Berlin, 12. Februar 1887.
Der sechzehnte Kongreß der deutschen Gesellschaft für Chirurgie finder vom 13. bis 16. April d. J. in Berlin statt Zur Begrüßung versammeln sich die Mitglieder am 12. April, Abends don 8 uhr ab, im Hotel du Nord, Unter den Linden 35. Die Nachmittagssitzungen werden am 15. April, Mittags von 12 bis 3 Uhr, an' den anderen Tagen von 2 bis 4 Uhr, in der Aula der Universität, die für Demonstrationen von Präparaten und Kranken— vorstellung bestimmten Morgensitzungen von 10 bis 1 Uhr im Univerfitäts-Klinikum und in der Charits abgehalten. Eine Ausschuß— sitzung zur Aufnahme neuer Mitglieder findet am 12 April, Abends ühr, im Hotel du Nord statt. Ankündigungen von Vorträgen, Mit— theilungen und Demonstrationen sind bis zum 15. März dem ständigen Schriftführer Geh. Medizinal-Rath Professor Dr. Gurlt, Bernburger— straße 15 16, einzusenden.
Zu einem überraschenden literarisch-artistischen Museum gestalten sich nach und nach die Räume, in denen die für das Jubiläums⸗
Ballfest des. Vereins „Berliner Presse“ bestimmten Tombola⸗Geschenke Aufbewahrung finden. Neuerdings zeigen sich
sogar schon Keime einer originellen Gewerbe⸗Ausstellung ebenfalls in
diesen Räumen, die für den Zufluß von Spenden bald viel zu eng
werden. In erster Linie haben natürlich die Künstler und Schriftsteller, hat Kunst, und Buchhandel ch beeilt, für die glänzende Ausstattung der Jubiläumsball-⸗Tombola unserer Presse zu sorgen. Eine Reihe unserer ersten und populär sten Autoren sandten ihre Werke mit interessanten auto⸗ graphischen Inschriften, mit originellen Widmungen für die Ge—
winner. Mehrere der beliebtesten Komponisten sandten größere und kleinere Kompositionen mit handschriftlichen Widmungen. An werthe vollen Originaljeichnungen aller Art ist mancherlei eingeliefert, das ein fehr ernstes künstlerisches Interesse in Anspruch nimmt. Adolf Titze in Leipzig, der in der eigenartig ⸗modernen Ausstattungs literatur einen fehr hervorragenden Platz einnimmt, sandte einen wahren Schatz an Prachtwerken, die in Bezug auf Inbalt, künstlerische Ausschmückung und selbst auf Einband Kabinetestücke sind. Hanfstängl in München bereicherte die lange Liste der werthvollen Gewinne ebenfalls um eine bübsche Anzahl; Wasmuth hier, Spemann, Hallberger, Krabbe in Stuttgart und viele Andere steuerten prächtige Gewinne bei. Mit einer Kollektion zierlich geputzter Artikel ihres Verlages stellten sich Westermann. Staakmann, Paetel, Costenoble, Freund und Jeckel, Seinfias, Stilke, Wigand, Dümmler, Friedrich, Meinhold ein also fast Ulle, die mit Geschmack und Glück die Schätze heben, welche unjere Dichter häufen, und die sie zum Gemeingut der Nation machen. An mancherlei Erzeugnissen der modernen Industrie fehlt es in der Reihe der Tombela⸗Gaben natürlich auch nicht. Winken alle diese Herrlichkeiten schon jedem Besucher, so ist den Damen natürlich noch ein besonderes Angebinde zugedacht.
Im Königlichen Schauspielhause trat am Donnerstag . ö. . 637 ; ; ö h Frl. Führing als Hermione in Shakespeare.s „Wintermärchen“ auf. 9 äußere Erscheinung der Gastin, die sich im griechischen
ie (Gewande noch vortheilhafter hervorhob als in der -Jungfrau von Orleans“, ihr dezentes Spiel und das wohlklingende Organ, mit dem Fe im ersten Akt die Bitten an den Gastfreund ihres Gemahls richtet, fanden verdiente Anerkennung. Ein besonders schönes Bild bot sie als lebende Statue im Schlußtableau. Ihre Leistung wurde durch Beifall und Herrorrufe ausgejeichnet. Die vortreffliche Inscenirung des Stücks haben wir schon früher besprochen; auch die übrigen Mit— spieler: Hr. Resper, Hr. Keßler, Hr. Oberländer, Frl. Stollberg und Hr. Vollmer trugen wieder ihr Möglichstes zum Gelingen der Vor— stellung bei.
Die gestrige Vorstellung im Deutschen Theater wurde mit einem aus' dem Italienischen übersetzten Einakter: Weiße Roien“
—
von Felice Eavalletti, deutsch von A, Stern, eröffnet. Diese dramatische Kleinigkeit ist wirklich zu unbedeutend und zu wenig r . ö ch. ö. 4
spannend, um das Interesse der Zuschauer erregen zu können. Eine
ziemlich lang ausgedehnte, durch einen etwas eintönigen, von zwei älteren Herren geführten Dialog ausgefüllte Scene findet gewisser— maßen (ine Wiederholung im Nebenzimmer zwischen zwei jüngeren Leuten. Handlung ist faft gar nicht vorhanden, und das eigentliche dramatische Element kommt erst zum Schluß und zwar in sehr wenig befriedigender Weise zur Geltung Es war wesentlich, das Spiel der Darsteller, welches diesem unbedeutenden Dramolet die Aufmerksam⸗ keit der Zuschauer von Anfang bis zu Ende sicherte. Die Hrrn. Förster, Bohl und Herzer sowie Frl. Sorma verdienen für die liebe— volle Hingabe an die wenig dankbaren Rollen volle, Anerkennung. — Mit um so größerer Spannung sah das Publikum der Auf— führung des Goethe'schen Clavigo“' entgegen, und die Hoffnung, hier einem schönen künstlerischen Genuß entgegen zu gehen, sollte nicht getäuscht werden. Ueber den literarischen Werth. des Goethe'schen Dramas steht das zutreffende Urtheil fest, es erübrigt lediglich die SDarftellung zu betrachken. Gleich von vornherein sei denn be—
merkt, daß dieselbe eine in allen Theilen so, fein durch⸗ dachte und künstlerisch abgemessene war, daß sie nur dazu beitrug, den Zuschauer mit so manchem Eigenartigen, asthetisch
Abstoßenden des Trauerspiels zu versöhnen und die Vorzüge, an denen dasfelbe trotz mancher Mängel so überaus reich ist, nur noch mehr in ein glänzendes Licht zu stellen. Die Titelrolle fand in Hrn. Sommer—⸗ storff einen ausgezeichneten Darsteller. Der schwächliche, von allen an ihn herantretenden Einflüssen abhängige Charakter des verjogenen Emporkömmlings, sein Hin- und Herschwanken zwischen der ihm durch die Liebe gebotenen Pflicht und dem ihn beherrschenden Ehrgeiz eines
Strebers, das kam vortrefflich in der von dem Künstler gebotenen Sarstellung zum Ausdruck; ein noch stärkeres Hervorkehren der genial⸗
seichtfinni gen Natur des Clavigo würde die Auffassung, wie man sie beim Lesen des Goethe schen Trauerfpiels von dieser Gestalt gewinnt, und den Findruck der Sommerstorff'schen Leistung nur noch erhöhen. Hrn. Fried⸗ mann war die dankbare Rolle des Carlos zu Theil geworden; die Wiedergabe dieses mehr leichtfertigen als eigentlich bösen Burschen zeugte von dem Fleiß, welchen der Künstler auf die Lösung seiner Aufgabe verwandt hatte; der Carlos“ steht seinem,Marinelli⸗ eben⸗ bürtig zur Seite. Die dritte tüchtige Leistung war die des Hrn. Kainz, dem der Charakter des von ihm dargestellten „Beaumarchais“
die erwünschte Gelegenheit bot, um alle jene leidenschaftl ichen Accente ur Geltung zu bringen, welche dem Spiel des jungen Künstlers einen so eigenartigen Reiz verleihen. Dem Frl. Jürgens war mit der Dar⸗ stellung der „Marie“ eine überaus schwierige Aufgabe zugefallen, welche die Dame mit Glück löste. Das schwindsüchtige, in der Auflöfung begriffene Wesen des unglücklichen Mädchens wurde in maßvoller Weise zum Ausdruck gebracht, obwohl
auch in der das Häßliche in der Darstellung nach Möglichkeit ver— meidenden Leistung hier und da noch eine Abschwächung, vor allen Dingen eine etwas größere Ruhe zu wünschen wäre; vielleicht dürfte fich auch eine Einschränkung und Dämpfung der, das körperliche Leiden der Hinsterbenden kennzeichnenden unartikulirten Laute em— pfehlen. Frl Link spielte ihre kleine Rolle mit Natürlichkeit und Wärme; Auch die Hrrn. Pategg und Wirth mögen nicht vergessen Werden, sie fügten sich geschickt in das treffliche Zusammensxiel ein.
Morgen werden im Deutschen Theater das Dramolet „Weiße Rosen“ von Felice Cavallotti, sowie Goethes Clavigo“
zum ersten Male wiederholt, und am Montag . Die Bluthochzeit gegeben. Die nächste Aufführung von „Don Carlos“ findet am Frei⸗ fag, den 18, statt. Außerdem bringt das Wochen⸗Repertoöire noch Aufführungen von „Doctor Klaus“ Weiße Rosen', ‚Clavigo“,
„Der Weg zum Herzen“ und ‚Der Probepfeil“.
d. M. in Scene gehen soll, haben bereits begonnen.
Das Residenz-Theater bereitet seine letzten Novitäten vor.
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Die Proben zu dem Schauspiel .Martpvre“ von d Ennery und Tarbs,
welches hier unter dem Titel „Die Gräfin von Moray“ am 22. 1.
Bis dahin wird
der heitere Schwank Eheglück‘ in Begleitung der unverwüstlichen „Schulreiterin‘ das Repertoire beherrschen. Außerdem trifft man
nay's, das als
bereits Vorbereitungen zu dem Gastspiel Ludwig Bar r gegenwärtigen
interessante Novität und gleichsam als Glanzstück de
Saison Oetave Feuillet's „ Chamillact bringen wird. Sodann wird * h 2 83 . . 22 2 der Termin herangerückt sein, an dem Direktor Anno das Direktions—⸗
scepter im Residenz-Theater niederlegt, um zunächst das Geiammt— Gastfpiel des Residenz⸗Theater-Ensembles im Belle-Alliance-Theater vom 1. Mai ab zu leiten. Am 3. September wird dann das Wallner-Theater unter der Dicektionssozietät Anno-Wallner neu er—
öffnet werden.
Redacteur: Riedel.
Verlag der Expedition (Scholz. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Berlin 8W., Wilhelmstraße N
Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
Verlags⸗A1Anstalt, 2
** 2
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen
Erste Beilage
Berlin, Sonnabend, den 12. Februar
p
Staats⸗Anzeiger. 1
s der in den deutschen Münzstätten bis Ende Januar 188
Deutsches Reich. Ueber icht
stattgehabten Ausprägungen von Reichsmünzen.
Goldmünzen Silber münzen Nickel münzen Kupfermünzen 1) Im Monat Januar t 5 JJ ö kö 4 . er v 7 m 2 j ' 31g ⸗ . — 2 ; ö ‚. 1887 sind geprägt worden i Doppel. Kronen Dalbe ö 2 gwei. Ein. 3 96 Zehn Vun Zwei⸗ Ein⸗ 887 30 vorde . Krone ; Aatrech⸗ . . . ͤ 9 9 fenniastũcke fenniastũcke fenniastũcke vfenniastũỹ ; n na kronen Kronen nung markstücke markstũcke markstücke stückt stũcke pfennigstũcke ] pfennigstücke pfennigstücke ] pfennigstũcke 6 4. 66 66 66 66 6 40. * 606. 4 66 * 66 4 . . 60. 143 1 56450760 — — 5 430 760 — — 177 648 ö w — — — — . 14 33329 1 a. kö ß . . ö ö. . . 6. ᷣ. . . a 3 2333 3 1 2. 4 ö . 3 ö ö. ö . ö r, . . . * . 3. 25153 . Summe 1... 2 456760 — — 54530760 — — . 177 648 — — . . . 2 . ö. ( 83 G3 83 2) Vorher waren geprägt“) 1483 615 7601455 890 238027 3969 925 645 176 38071653 Q 71 486 52 — 35717 922 80 23 502 530 70 116573813 723. 62136 2M 4 3I0GML268 47 3) Gesammt⸗Ausprägung . , , fre, de bie dees is ss n s , = d, , 8 D f T Tor sis 7 5215 20743 53723 357530 4) Hiervon wieder eingezogen. 799160 620 810 8 505 5 235 6234 5092 2254 — S000987 80 417 60 159 10 2204 1336 5) Bleiben Is 57 3d 1 275 707 Y61420 F dT DVõ ib. od Nis R üs fist - 7s 22 IJ 16 11657 654 655 6213 1854 3723 343 94 13969 908 190 (. 449515783 M 35 159 767,79 A 3 936 529,34 40
) Vergl. den ‚Reichs-Anzeiger vom 11. Januar 1887 Nr. 8.
Berlin, den 12. Februar 1887.
Hauptbuchhalterei des Reichs⸗Schatzamts. Biester.
Aichtamtliches. Preußen. Berlin, 12. Februar. In der gestrigen 1. Sitzung des Hauses der Abgeordneten bemerkte ei Fortsetzung der Berathung des Etats der Berg-, Hütten- und Salinen-Verwaltung der Minister der öffentlichen Arbeiten, Maybach:
Nach dem, was Hr. Dr. Achenbach gesagt hat, bleiben mir nur noch zwei Bemerkungen übrig gegenüber dem Hrn. Abg. Dr. Ham⸗ macher.
Ich habe nicht entfernt die Absicht gehabt, irgendwie gegen Tas Prinzip, welches in unserem Bergwerksgesetze von 1865 ausgesprochen ft, die Freiheit des Bergbaues, anzukämpfen. Dieses Prinzip halte ich heute noch fest. Wenn ich den Gedanken ausgesprochen habe, daß man im Sberbergamtsbezirk Dortmund vielleicht auf anderem Wege für eine Ermäßigung der Betriebskosten besser hätte sorgen können, so bezieht fich das duf den Weg, den ich auch schon im vorigen Jahre hier angedeutet habe, auf den Weg der Konsolidation. Meine Herxen, es ist doch selbst dem Laien unzweifelhaft klar, daß, wenn eine außer— ordentlich große Zahl von einzelnen Werken besteht, durch die Kensolidation und Vereinigung der Werke eine Ersparniß in den Verwaltungs und Betriebskoften herbeizuführen ist. Das ist ein Weg, den die Gesetz gebung vielleicht unterstützen kann; diesen Weg habe ich im vorigen Jahre angedeutet, und ich glaube, auf ihn auch in diesem Jahre hin— deuten zu dürfen.
Daß man sich bei dem Antrag auf Genehmigung des Beschluss es, den man dort bezüglich der Beiträge der Bergbau-Hülfskasse gefaßt hat, an den Herrn Minister für Handel und Gewerbe gewendet hat, habe ich keineswegs als einen Mangel an Vertrauen zu meiner Ver⸗ waltung angesehen. Im Gegentheil, ich habe gefunden, daß man richtig erkannt hat, wie es sich hier nicht nur um Interessen des Bergbaus, sondern auch diejenigen anderer Industrien handelt, für die der Herr Minister für Handel und Gewerbe Ressort ⸗Minister ist. Hätten sich die Herren nur an mich gewendet, so hätte ich mich mit demselben ex officio ins Einvernehmen setzen müssen. Also ich sehe darin in keiner Weise ein Mißtrauen gegen meine Verwaltung.
Wenn ich in die Lage kommen sollte, den Beschluß, der dort ge⸗ faßt ist, zu bestätigen, so glaube ich in der That, daß darin vielleicht ein ganz gutes Mittel gefunden werden wird, der Ueberproduktion Schranken zu setzen.
Es ist von anderer Mittel eigentlich mehr moralisch wie leicht ist diefer Gesichtspunkt nicht ganz unzutreffend. nach anderer Richtung um so lieber sein. .
Der Abg. Schmieding meinte, den Vorwurf des Abg. Pr. Seelig, daß die Kohlenflötze allzu stark ausgebeutet und dadurch votzeitig erschöpft würden, begreife er nicht. Man könne doch nicht heute Noth leiden, um nach tausend Jahren den Nachkommen die Kohlen zu sichern.
Der Ministerial-Direktor Dr. Huyssen bedauerte die An— griffe des Abg. Dr. Hammacher auf die in den Nachweisungen enthaltenen Lohntabellen. Wenn er wüßte, welche große Mühe die Zusammenstellung dieser Tabellen mache, würde er dankbar fein, statt die Verwaltung anzugreifen, welche dahei auf die Unterstützung der Privaibergwerkbesitzer angewiesen sei. Der Abg. Dr. Hammacher würde besser gethan haben, das Material, welches ihm als Vorsitzendem eines bergbaulichen Vereins zur Verfügung stehe, der Regierung zugänglich zu machen.
Der Abg. Dr. Hammacher entgegnete, er werde dieser letzten Bitte gern willfahren, wenn von Seiten der Regierung zugleich die Anordnung getroffen werden könne, daß diese Tabellen sammtlich auf gleicher Grundlage aufgestellt würden. Bezuͤglich der Frage, ob er die freie Konkurrenz im Bergbau ausheben' wolle, könne er nur seine Freude ausdrücken, daß die Berggesetzgebung diesen Grundsatz an die Spitze gestellt
materiell wirken werde. Viel. Mir würde das
habe Plan verlange keine staatliche Hülfe; seine Lands— leute in Rheinland und Westfalen würden sich schon mit eigener Energie über die Schwierigkeiten hinweg—
Das Haupthinderniß einer Konsolidation liege aber Dreiviertel⸗Majorität. Er wolle dem Minister zur Erwägung geben, ob diese conditio sine qua non aufrecht erhalten werden müsse. Es sei übrigens falsch, wenn man annehme, daß eine Herabsetzung der Eisenbahn— tarife unter allen Umständen eine Schädigung der Einnahmen herbeiführen müsse. Beide Verwaltungen, die Berg- und Gisenbahnverwaltung seien auf einander angewiesen.
Die Debatte wurde hierauf geschlossen und die Ein— nahmen aus den Bergwerken bewilligt.
Bei den Einnahmen aus den Salzwerken bemerkte der Abg. Dr. Wehr, der Etat der Salzwerkprodukte zeige ein Defizit von 611 670 6 Er möchte dem Chef der Berg Sa⸗ linen und Hüttenverwaltung anheim geben, den Chef der r,, ,. auf eine Untersuchung der Frachttarife
ir Kaki und Karnallitsalze aufmerksam zu machen. Der
helfen. e in der dazu erforderlichen
inister 32 nicht gewünscht, daß Tariffragen heute hier zur Sprache Lesung des Etats
8. —
ämen, er behalte sich daher vor, bei der dritten
darauf zurückzukommen.
felder Belegschaft sei von 17 824 auf 16 153
Dreiviertel majorität dazu nothwendig sei.
Der Abg. Szmula erläuterte die Ursachen der verminderten Salzausfuhr nach Rußland. Es seien neue Salzlager in Rußland entdeckt, welche jetzt mit einer unter den russischen Bergwerken außergewöhnlichen Betriebsamkeit ausgenutzt würden. Diese machten dem deutschen Salzimport nach Polen
Konkurrenz. Rußland könne uns in dieser Beziehung noch gefährlicher werden, da dort immer neue Salzlager entdeckt würden.
Der Regierungskommissar, Geheime Ober-Bergrath Freund bezeichnete als die Ursache des Rückganges des Absatzes deutschen Salzes nach Rußland die hohen russischen Eingangs— zölle, auf deren Herabsetzung nicht habe hingewirkt werden können. .
Die Einnahmen aus den Salzwerken wurden hierauf be— willigt.
Es folgte die Berathung der Einnahmen aus den Werken, die mit anderen Staaten gemeinschaftlich betrieben werden.
Der Abg. Dr. Arendt regte die Einführung eines Rohkupfer— zolles an. Die Lage der Kupferproduktion habe sich seit dem vorigen Jahre noch erheblich mehr verschlechtert. Die Mans⸗ Arbeiter zurück— gegangen. Von Seiten anderer Industrien sei allerdings gegen einen Zoll auf Rohkupfer Widerspruch erhoben; aber die dagegen vorgebrachten Bedenken ließen sich schließlich gegen jeden Schutzzoll, auch gegen die landwirthschaftlichen Zölle vorbringen. Es stehe hier das vitale Interesse zweier Kreise der preußischen Monarchie mit einer Arbeiterbevölkerung von 50 605 Köpfen, die sich noch nicht von der Sozial— demokratie habe verführen lassen, auf dem Spiele.
Der Abg. Dr. Natorp meinte, die Frage werde ja wohl demnächst den Reichstag beschäftigen; das Haus der Abgeord⸗ neten sei nicht in der Lage, darüber Beschluß zu fassen. Die schlimmen Verhältnisse der Mansfelder Gesellschaft verkenne er nicht. Aber die Frage eines Kupferzolles hänge doch auch davon ab, ob nicht etwa andere wichtigere Interessen geschädigt würden. Vielleicht wäre eine Ermäßigung der Frachtsätze von Mansfeld nach dem Westen in Betracht zu ziehen.
Die Einnahmen wurden hierauf bewilligt.
Bei den Einnahmen aus den Bergwerksabgaben bat der Abg. Dr. Schultz (Bochum) den Minister, im Interesse einer dauernden Konfölidation der Zechen eine Aenderung des Berg— gesetzes dahin herbeiführen zu wollen, daß nicht mehr eine Außerdem müßten noch einige Lücken des Berggesetzes, speziell auch bezüglich der Zwangsversteigerung, ausgefüllt werden.
Der Titel wurde sodann bewilligt.
Bei den Ausgaben für die Bergwerke befürwortete der Abg. Olzem eine Verbesserung der Lage der technischen Unkerbeamten, der Steiger, Fahrsteiger, Ohersteiger,
Werkmeifter Und Maschinenwerkmeister, die im Wesentlichen dieselbe Vorbildung hätten, wie die Schichtmeistereibeamten, und deren Wünsche auf Gleichstellung mit diesen im Rang und auf Gehaltsverbesserung im Allgemeinen gingen. Sowohl die Anstrengung, die der Dienst dieser Beamten erfordere, als die Verantwortlichkeit, die sie trügen, rechtfertigten eine Erfüllung ihrer Wünsche, insbesondere auch die Verleihung der Beamtenqualität an sie. Der immer fort⸗ schreitende Tiefbau mache den Betrieb immer gefährlicher, die Verantwortlichkeit immer drückender.
Der Minister der öffentlichen Arbeiten, Maybach, er— widerte:
Ich kann dem Herrn Vorredner nur dankbar sein für das warme Interesse, welches er dem betreffenden Personal des Bergwerks zu Saarbrücken entgegenbringt. Er stößt dabei bei mir auf volle Gegen⸗ siebe. Ich habe wiederholt Ihnen zu erkennen gegeben an dieser Stelle, wie auch fonst, daß das Wohl des Personals, dem im All— gemeinen das beste Lob zu ertheilen ist mir sehr am Herzen liegt. Es ist eine solche Petition, wie er sie erwähnt, an mich gelangt. Diefe Petition enthält Anträge, welche eine größere Tragweite haben. Dag, was erbeten wird, bricht mit Traditionen, die bisher auf dem
Gebiete des Staats und Privatbergbaus festgewurzelt waren; es affiirt die Finanzen, nicht unerheblich; es kann, selbst⸗ verständlich nicht?! beschränkt bleiben auf das Gebiet von
Saarbrücken, es muß, wenn dort eingefübrt, auch auf die andern gleichartigen Betriebe übertragen werden. Das nöthigt zur Prüfung, wie sich der Erfolg stellen wurde, auch auf anderen Gebieten.
Diese Prüfung ist eingeleitet. Der Wunsch zielt ja. wie der Herr Vorredner das schon richtig bemerkt hat, auf zwei Seiten ab: auf Verbesserung der materiellen Lage und auf Uebernahme in den Staatsbeamtendienst in der Weise, daß auch dieses Personal eine feste Staatsstellung hat.
Bei der letzten Frage ist allerdings auch zu erwägen, daß, wenn diese Perfonen in das Staatsdienerverhältniß überführt werden, ibr Verbleiben in den Knappschaftskassen, was von nicht unerheblicher Bedeutung ist, jweifelhaft, nach meiner Auffassung sogar unmöglich
muß also die Sache allerdings sehr gründlich prüfen und Seiten die Tragweite erwägen.
— und i
Versprechen kann ich
ist. Man nach allen
daß, was ich irgendwie bun kann, auch geschehen wird.
Der Abg. Lehmann äußerte, er freue sich, daß der Mi— nister die Besserung des Gehalts der technischen Gruben⸗ beamten, deren Beruf gegenüber dem der viel günstiger situir— ten Schichtmeister ein viel schwererer sei, in Erwägung ge— nommen habe. Ihr Hauptwunsch gehe aber dahin, Beamten— qualität zu erlangen. Sie seien nur auf Kündigung angestellt,
und seit 1883 könnten sie sogar sofort entlassen werden und hätten keinen gesetzlichen Anspruch auf Pension. Eine Beamten— qualität, die man ihnen verleihe, könne ja absolut dem
Staatsinteresse nicht schaden, vielmehr den Pflichteifer der be— treffenden Personen nur erhöhen und der Sozialdemokratie einen Damm entgegenstellen.
Dieser Titel wurde angenommen.
Bei dem Titel „Zuschüsse zu Knappschaftskassen 2c. 92 125 6“ bemerkte der Abg. Pr. Natorp, die Industrie blicke mit einiger Sorge auf die ihr durch das Kranken- und Unfall⸗ versicherungsgesetz erwachsenden Neubelastungen; sie könne nicht mit der Denkschrift über die Betriebsergebnisse zugeben, daß diese Besorgnisse unberechtigt seien, daß man es nur mit den unvermeidlichen Unzuträglichkeiten einer Uebergangszeit zu thun habe, und daß diese Einflüsse auf die Verhältnisse der Knapp— schaftsvereine sich später wieder ausgleichen würden. Nach den vorliegenden Ermittelungen seien für die zweite Sektion der Berufsgenossenschaft vom zweiten Semester 1885 auf das erste Semester 1886 die Ausgaben für die Krankenversicherung von IA G69 auf 434 000 66 gestiegen. An Umlagen sei 1886 schon ein Prozent der Arbeitslöhne für diesen einen Zweig der Versicherung erhoben worden, und im laufenden Jahre werde sich dieser Satz auf 11“ Proz. erhöhen. Hoffentlich werde im nächsten Etat eine genaue Darlegung dieser Ver— hältnisse gegeben werden.
Der Titel wurde hierauf bewilligt.
Bei der Position „Zur Ausführung von Bohrarbeiten 250 050 „MS richtete der Abg. Dr. Schultz (Bochum) an die Regierung die Anfrage, ob durch umfassendere Bohrarbeiten nicht Aufschluß über die Steinkohlenflötze in Westfalen erreicht werden könne. Es könnten dabei vielleicht auch Steinsalz— oder Kalilager erbohrt werden, was für die Landwirthschaft von großem Nutzen sein würde, Insofern daher eine Tief— bohruͤng in Westfalen noch nicht vorgesehen sei, bitte er eine solche im Etat thunlichst berücksichtigen zu wollen.
Der Abg. Dr. von Schorlemer⸗-Alst meinte, daß solche Boh⸗ rungen von keinem großen Erfolge begleitet sein würden. In einem Falle der Tiefbohrung in Westfalen habe man zwar Stein—⸗ kohlen gefunden, aber nur solche, die vorher hineingeworfen worden seien. Dennoch sei die Anregung ganz dankenswerth.
Dieser Titel und der Rest des Ordinariums wurden an— genommen. .
Im Extraordinarium werden 400 00 „tz zur Fortsetzung des bei der Saline zu Schönebeck in der Ausführung begriffenen Abteufens eines Steinsalzschachtes, und 35 66 6 zur Her⸗ stellung einer Auflösungsstation für Karnallitsalze beim Achen⸗ bachschacht des Staßfurter Salzwerks gefordert, Die Budget— kommission empfahl beide Posten zur Bewilligung, sowie betreffs des zweiten Postens die Annahme folgender Resolution:
Die Petition der Privatkalisalzfabriken der Staatsregierung in der Richtuͤng zur Erwägung zu überweisen, daß bei der Errichtung der Lösestation die Interessen der betreffenden Chlorkaliumfabriken nach Möglichkeit geschont werden.
Der Abg. Dr. Dürre meinte, unter dem Schutz der Kon⸗ vention habe der Staat bedeutende Ueberschüsse und die Fa⸗ briken bescheidene Renten gehabt. Bei Ablauf der Konvention, wenn dieselbe nicht erneuert werde, und der Konkurrenzkampf mit dem Staat eintrete, würden die Erträge aller Konkurrenz⸗ Fabriken herabgehen, was ja dem reichen Bergfiskus weiter
nichts schaden würde. Wenn der Fiskus sich jetzt gezwungen wähne, eine Lösungsstation jür ein, Drittel des Rohprodukts zu errichten, so würden ihn die⸗
selben Gründe nicht nur zur Verarbeitung auch der anderen zwei Drittel, sondern auch der Mutterlauge zwingen. Es werde dies ein unhaltbarer Zustand sein; er glaube aber nicht, daß der vorgeschlagene Weg der einzige sei. Die bestehenden Fabriken hätten doch ein Recht auf ihre Existenz, wenn auch eine rechtliche Verpflichtung der Regierung, ihnen das nöthige Karnallit zu liefern, nicht vorhanden sei. Wenn es aber möglich sei, einen anderen Weg zu finden, so sollte doch das Bestehende geschützt werden.