21. Oktober 1878 wird das bei Fritz Herbert in Stettin gedruckte Flugblatt: ö „Arbeiter, Handwerker!“ hiermit verboten. = Stettin, den 22. Februar 1887). Der Regie cu ge Brüident 1 Freiherr von Puttkamer.
Das im Druck von Daniel Vohs hierselbst erschienene lugblatt, welches beginnt: „Arbeiter! Handwerker! Mitbürger!“ und unterzeichnet ist: „Das Arbeiter-Wahl⸗ comité“ wird auf Grund des §. 11 des Gesetzes gegen die gemein gefahrlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 hierdurch verboten. Aachen, den 22. Februar 1887. Königliche Regierung, Abtheilung des Innern. von Bremer.
Auf Grund des §. 12 des Reichsgesetzes gegen die ge⸗ meingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die nichtperiodische Druckschrift mit der Ueberschrift: „An die Reichstagswähler Münchens J. und II.“, unterzeichnet: „Das Wahlcomité der, Arbeiterpartei in München“. Druck von M. Ernst in München, gemäß 3. 11 des gedachten Gesetzes Seitens der unterzeichneten Lan des Polizeibehörde verboten worden ist.
München, den 22. Februar 1887.
Königliche Regierung von Ober-Bayern, Kammer des Innern. Freiherr von Pfeufer, Präsident.
Auf Grund 5§. 12 des Reichsgesetzes gegen die gemein⸗ gefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß ban Fug klßttt; . . 4
„An die Wähler des 3. Hamburgischen Wahl— 1 t fe ,. . welches mit den Worten beginnt:. ö „Mitbürger! Wiederum bewirbt sich 4 ö „zur Zeit in Chemnitz..“ . Vereinsdruckerei Hottingen-Zürich. . nach §. 11 des genannten Gesetzes von der unterzeichneten Landes-Polizeibehörde verboten worden ist. Hamburg, den 22. Februar 1887. Die Polizeibehörde. Hachmann.
Aichta miliche⸗ Deutsches Reich.
1 *
Preußen. Zerlin, 23. Februar. Se Majestät der Kaiser und König hörten gestern Nachmittag den Vor— trag des Vize-Präsidenten des Staats-Ministeriums, Ministers JJ
Heute empfingen Se. Majestät militärische Meldungen und nahmen darauf den Vortrag des Chefs des Civilkabinets,
Wirklichen Geheimen Raths von Wilmowski entgegen.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz empfing gestern Vormittag um 10 Uhr die Pastoren von Bodelschwingh aus Bielefeld und Cronemeyer aus Bremen und nahm dann militärische Meldungen entgegen.
Abends begaben Sich die Kronprinzlichen Herrschaften zum Ball in das Königliche Schloß.
— Gestern Abend fand im Weißen Saale des Königlichen Schlosses der dritte und letzte Hofball dieses Winters statt.
Se. Majestät der Kaiser und König versagten es Sich, dem Ballfeste beizuwohnen; dagegen erschien Ihre Majestät die Kaiserin und Königin in der Bilder— galerie und hielt bis 11 Uhr Cerele. .
Nachdem Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin die Gäste begrüßt und die vornehmsten Damen mit einer kurzen Ansprache heehrt hatten, begann der Ball, an dessen Tänzen Sich die jüngeren König— lichen Prinzessinnen betheiligten. J
Um 11 Uhr wurde das Souper an Buffets eingenommen, und um 1 Uhr erreichte das Ballfest mit einem glänzenden Cotillon sein Ende.
— In der heutigen (19) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Staats-Minister von Boetticher, der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten, Dr. don Goßler, und mehrere Kommissarien beiwohnten, theilte der Präsident mit, daß an Vorlagen eingegangen seien:
der Entwurf einer Kreisordnung, für die Rheinprovinz und der Gesetzentwurf, üher die Einführung der Provinzial—⸗ ordnung vom 29. Juni 1875 in dieser Provinz; J
der Gesetzentwurf, betreffend Aufhebung. des 8. — des Hannoverschen Gesetzes vom 13. April 1836 über die Ablös⸗ barkeit des Lehnsverbandes, . ö Lehne und die Errichtung von Familien⸗-Fideikommissen; .
der . bie Aufhebung des Amtsgerichts zu Buckau betr.; .
der Gesetzentwurf, setzungsverfahren begründeten, heiten und ö. .
der Gesetzentwurf, betr. die Feststellung der Leistungen für Polksschulen. . ö
Vor Eintritt in die Tagesordnung erhielt das Wort der Abg. Rintelen zu einer Erklärung bezüglich seiner Wahl im Jahre 1861.
Das Haus trat hierauf in die Tagesordnung ein, deren Gegenstand die Fortsetzung der zweiten Berathung des Entwurfs des Stäatshaushalts-Etats für 1887188 war, und zwar wurde zunächst berathen der Etat
detr. die durch ein Auseinander— gemeinschaftlichen Angelegen—⸗
des Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗Angelegenheiten. . .
Bei Kap. 34, Titel 1 der Einnahmen (Evangelischer Kultus) bemängelte der Abg. von Meyer⸗-Arnswalde die dürftige Ausstattung des Kultus-Ctats und beklagte zugleich, daß die Regelung der Schullasten auf gesetzlichem Wege bisher noch nicht erfolgt sei. .
Der Titel wurde bewilligt; ebenso Titel 2. ö
Bei Titel 3 (öffentlicher Unterricht) ging der Abg. Hagens auf die beabsichtigte Errichtung eines orientalischen Seminars bei der Berliner Universität ein. ; .
Der Titel wurde bewilligt, ebenso der Rest der Ein— nahmen. .
. Bei den Ausgaben, Kap. 109 CTit. 1, Gehalt des Ministers) gab der Abg. Dr. Windthorst die Erklärung ab, daß seine Partei die sonst üblichen Erörterungen über die Lage der katholischen Kirche heute nicht anstellen werde. Es sei eine neue kirchenpolitische Vorlage an das Herrenhaus ge⸗ langt. Seine Partei habe noch nicht Zeit gehabt, dieselbe gründlich zu studiren und sie sei auch nicht in der Lage, sich über eine Vorlage zu äußern, die zunächst noch im andern Hause geprüft werden müsse. Ob seine Partei im Laufe dieser Verhandlungen noch Veranlassung nehmen werde, in prinzipielle Erörterungen einzutreten, stehe dahin; suchen werde sie dieselben jedenfalls nicht. . .
Der Abg. Ostrowicz führte Klage über die Versetzungen von Lehrern in den östlichen Provinzen.
Der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten, Pr. von Goßler, erwiderte, daß die Kagen über den Umfang dieser Versetzungen sehr übertrieben seien. Bis jetzt seien 12 Lehrer höherer Anstalten, 12 Seminatrlehrer und 68 Elementar Schullehrer, bei einem Bestande von 3000 Elementar-Schul⸗ lehrern, in den Provinzen Posen und Westpreußen vexsetzt. Ob man da von einer massenhaften Versetzung sprechen könne, müsse er der Kritik des Hauses anheimstellen. Daß die Maß⸗ regel tief eingreife in die vpersönlichen Verhältnisse der betreffenden Lehrer räume er ein, aber die Verwaltung sei bemüht, so schonend wie möglich vorzugehen und Härten aus— zuschließen. . ö .
Nächdem die Abgg. von Czarlinski und Dr. von Jazdzewski nochmals über die Härte der Versetzungen geklagt und der Abg. Dr. Windthorst die Regierung aufgefordert hatte, so schonend wie möglich vorzugehen, wurde der Titel bewilligt, ebenso die folgenden Titel des Kapitels.
Auch die Kapitel 10—118 wurden nommen.
Bei Kapitel 119 (Universitäten) trug der Abg. Pr Reichensperger Klagen über die Mangelhaftigkeit des juristischen Examens vor. . . .
Bei Schluß des Blatts ergriff der Minister der geist— lichen c. Angelegenheiten, Dr. von Goßler, das Wort.
unverändert ange—
In Bezug auf die Bestimmung des §. 6 3.2 des Reichsgesetzes vom 9. Januar 1876, betreffend das Urheber— recht an Werken der bildenden Künste: „Als verbotene Nach⸗— bildung ist nicht anzusehen die Nachbildung eines Werkes der zeichnenden oder malenden Kunst durch die plastische Kunst, oder umgekehrt“ — hat das Reichsgericht, J. Civilsenat, durch Urtheil vom 24. November v. J., folgenden Satz aus⸗ gesprochen: „Lithophanien müssen als durch ein Kunst— verfahren innerhalb der Kunstgattung der zeichnenden Kunst hergestellt angesehen werden und fallen bei der Nachbildung eines Gemäldes, einer Zeichnung, einer Photographie, unter die verbotenen Nachbildungen.“
Bayern. München, 22. Februar. Die „Allg. Ztg.“ meldet: „Ihre Majestät die Lönigin⸗Mutter ist gestern mit Schmerzen an der rechten Schulter belästigt worden, welche heute Morgen jedoch wieder nachgelassen haben. Entzündliche Erscheinungen oder Fieber haben sich nicht eingestellt.“
Te sterreich⸗ungarn. Wien, 21. Februar. (Wien. Abdp.) Im Abgeordnetenhause des Reichsraths wurde heute die Spezialdebatte über den Gesetzent wurf, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter, sortgesetzt. Zur Erledigung gelangten die Paragraphen 3, 4 und 5. Pest, 21. Februar. (Prag, Ztg.) Die Quoten⸗ deputatton nahm unverändert das von Mar Falk aus— gearbeitete Nuntium an, welches im Sinne des seinerzeit fert getellten modus procedendi in Begleitung, einer, deutsche Uebersetzung der österreichischen Deputation übermittelt wird. Nach dem Eintreffen der Antwort findet wieder eine Sitzung statt. ; ö ö Februar. Die amtliche Er— nennung Weckerle's zum Staats sekretär im Finanz⸗ Ministezium, sowie die Enthebung des Staatssekretärs Köffinger von seinem Amte ist heute erfolgt.
Großbritannien und Irland. London, 21. Februar. (A. C.) Das Kabinet trat am Sonnabend im Auswärtigen Amt zu einer längeren Berathung zusammen D. e neuen irischen Gesetzvorlagen beschäftigten die Minister vor⸗ wiegend. Lord Asshbourne, der Lordkanzler von Irland, war eigens von Dublin eingetroffen, um der Sitzung beizuwohnen, und vor derselben hätte Lord Salisbury eine lange Be⸗ sprechung mit dem Ober-Sekretär für Irland gepflogen. Die egyptische Frage soll ebenfalls Gegenstand der Erörterung gewesen sein, J
An Stelle des zum Unter-Stgatssekretär für die Kolonien ernannten Grafen von Onslow ist Lord Balfour of Bur⸗ leigh dienstthuender Kammerherr (Lord in Waiting) der Königin geworden: ein Amt, das einen politischen Charakter hat und dessen Inhaber dem Gesammt-Ministerium angehört. .
Die in Dublin geführte Schwurgerichts-Verhand— lung gegen Dillon und Genossen nimmt einen lang— samen Verlauf. Am Sonnabend wurde das Verhör der Belastungszeugen zum Abschluß gehracht, ohne neue Belastungs⸗ momente zu Tage gefördert zu haben. Im Laufe der Sitzung kündigte der Präsident an, daß die Aussagen, welche der Ober-Sekretär für Irland, Sir M. Hicks-Beach, der Unter— Sekretär General Buller u. A. im Laufe der Untersuchung vor dem Polizeirichter gemacht hatten, in der gegenwärtigen Prozeßverhandlung nicht zulässig sein würden. . Die ven den Anarchisten angezettelten Ruhestörun—⸗ gen im Februar vorigen Jahres im Westend sind den Steuerzahlern Londons ziemlich theuer zu stehen gekommen.
w
—
Alles in Allem mußten 7000 Pfd. Sterl. Entschädigung
an Ladenbesitzer und Andere, deren Lokale demolirt oder ausgeraubt wurden, bezahlt werden. Den höchsten Einzelbetrag erhielten die gebrandschatzten Juweliere, nämlich 4446 Pfd. Sterl.
— 22. Februar. (W. T. B. . Im Unterhause gab heute der Unter-Staatssekretär Fergusson die Er— klärung ab: Die Regierung habe keine Bestätigung der Nachricht erhalten, daß die französische Regierung im Begriffe stehe, auf den Neuen Hebriden neue Forts anzulegen, neue Kasernen zu bauen, sowie die dortigen Truppen zu vermehren; die französische Garnison sei im Gegen⸗ theil bedeutend reduzirt worden, und es seien Verha nd⸗ lungen mit Frankreich eingeleitet, wegen der gä nzlichen Zurückziehung der französischen Posten. Weiter theilte Fergusson mit: es würden Arrangements getroffen, durch welche die egyptische Regierung, in den Stand gesetzt werden solle, von der Frohnarbeit während dieses Jahres abzusehen. ;
Aus Süd-Afrika liegt folgendes Telegramm vor: (
Durban, 20. Februar. Der Gouverneur macht bekannt, daß mit Genehmigung der Regierung Ihrer Majestät und Zustimmung der Häuptlinge sowie des Volks von Zululand die A utorität der Königin über Ost-Zululand ausgedehnt worden ist. De den Häuptlingen jedoch eine Audienz bei Sir A. Havelock verweigert wurde, so wollen sie sich an die Königin wenden und gegen die Weg— nahme ihres Landes protestiren.
Frankreich. Paris, 22. Februar. (Köln. Itg.) Der Regierungsgesetzentwurf über die Mobiliarsteuer stößt in der öffentlichen Meinung auf lebhaften Widerstand. Im Budgetausschuß der Kammer wird derselbe ebenfalls lebhaft bekämpft werden, und der Finanzausschuß des Senats will sich offen gegen denselben aussprechen und die Erhöhung der Alkoholsteuer beantragen, falls im nächsten Jahre neue Steuern nöthig sein sollten.
Ftalien. Rom, 22. Februar. (W. T. B.) Aus Massovah meldet die „Agenzia Stefani: Graf Salimbeni traf am 16. d. hier ein und kehrte am 21. d. nach Asmara zurück. Derselbe überbrachte ein Schreiben Ras Alula's, in welchem den Italienern Freundschaft und Frieden angeboten wird. Der Bruch wäre durch die Befestigung von Wuga und Saati und durch die Ungetreuen, welche sich unter den Italienern besänden, herbeigeführt worden. Es heißt dann weiter in dem Schreiben: „Laßt uns wieder Freunde sein, indem Jeder auf seinem Territorium verbleibt.“
Wie der „Tribuna“ aus Massovah berichtet wird, hätte General Gené in der Antwort auf das Schreiben Ras Alula's es abgelehnt, mit demselben zu unterhandeln, solange Salimbeni und seine Genossen gefangen gehalten würden. Gené verlangte deren Freilassung und erklärte: er werde sonst die Mitglieder der Expedition als todt betrachten und dieselben rächen; Salimbeni hätte dieser Antwort schriftlich zugestimmt.
Zeitungsstimmen.
Zum Schluß eines „Die Wahlen im Königreich Sachsen“ besprechenden Artikels sagt das „Dresdner Journal“:
Die Resultate der gestrigen Wahl haben unseren jüngst aus gesprochenen Anschauungen Recht gegeben. Nicht der Deutschfreisinn, lediglich die Sozialdemokratie kam im Wahlkampf als Feind der Ordnungsparteien in Frage. Eine einzige, ohne die Unterstützung der Sozialdemokratie aussichtslose Stichwahl, das ist es, was als einziger Fcfolg für Hrn. Eugen Richter aus dem Kampfe übriggeblieben. ist. Wenn man fächsische und vor Allem Berliner freisinnige Blätter und fie in ihnen ausgesprochenen weitsehenden Pläne gelesen hat, mit Hülfe der Sozialdemokratie in Sachsen Erfolge zu erzielen, dann jann man sich eines gewissen Behagens nur schwer erwehren; die jroßen Worte des Hrn. Munckel, der in Leipzig „die Eatscheidung in der Hand haben“ wollte, und „die stürmischen Erfolge“ des Hrn. Dr. Hänisch in Döbeln hen zu den thatsächlich errungenen 1390 und 60 Stimmen in der That doch in einem zu großen Miß— verhältniß; nicht minder wie die 940 Stimmen des Hrn. Dr. Hempel, welcher seit 4 Wochen im Wahlkreis Stollberg von Ort zu Ort als Kandidat herunjzog.
Die vollständige Ar sischen Reichstags⸗Abgeordi n ; ö. Vertreter der Ordnungsparteien nur einigermaßen bei der Hand sind, sendet Sachsen keinen einzigen Sozialdemokraten nach Berlin — war eine bei weitem schwerere Aufgabe, es bedurfte hierzu in der That der bedeutenden Kraftanstrengung, welche in dem gestrigen Kampfe so erfreulich um Ausdruck gekommen ist. Von einem Rückgange der sozial⸗ demokratischen Stimmen kann zwar nur in sehr wenigen Kreisen — . 3. Meißen und Stollberg — gesprochen werden, aber andererseins ist die Zunahme in den übrigen Kreisen, besonders im Hinblick auf das starke Wachsthum unserer Bevölkerung, eine verschwindend geringe, und man erkennt deutlich, daß die sozialdemokratische Bemegung auf, einem Höhepunkt angekommen war, den sie nicht überschreiten wird. Ein Eestes Anzeichen dafür, daß unseren Arbeitern die Gewißheit zu dämmern beginnt, daß die sozialdemokratischen Führer (s nicht sind, von denen sie eine Besserung ihrer Lage zu erwarten haben, kann man nicht ohne eine gewisse Berechtigung in den Zahlegyerhält⸗ nissen der verflossenen Wahl erblicken, und das ist uns von allen den freudigen Gefühlen, welche uns heute beherrschen, das freudigste. Unsere Ordnungsparteien aber, denen der gestrige Tag die Gewißheit gebracht hat, daß es keinen Feind giebt, der ihren ver— einten Kräften zewachsen wäre, mögen in dem ihnen zugefallenen Siege einen neuen Antrieb erblicken, der Hebung des Wohles unserer arbeitenden Klassen die ernsteste Aufmerksamkeit zu widmen und den entscheidenden Eigfluß, der ihnen hoffentlich im neuen Reichstag auf das Werk der Gesetzgebung vergönnt sein wird, in diesem Sinne zu verwerthen. Dann werden gewiß auch alle folgenden Wahlen so erfreuliche Erfolge bringen, wie der 21. Februar 1887.
— „Vor der Wahlschlacht im Deutschen Reich“ lautet die Ueberschrift eines Artikels, den Professor Franz von Liszt in Marburg durch die Wiener „Deutsche Zeitung“ veröffentlichte und worin er sagt:
„Viel ist gesündigt worden von allen Seiten, von den Liheralen, wie von den Konservativen, und es ist heute nicht an der Zeit, sich in gegen⸗ seitigen Vorwürfen zu ergehen. Aber hoch an der Zeit war es, dem ein Ende zu machen. Der erste Schritt dazu ist gethan. Die Vereinbarung der Parteivorstände in Berlin verpflichtet die Nationalliheralen, die Frei⸗ konseivatiben und die Deutschkonservativen zu gemeinsamem Vorgehen. Freilich nur für di Wahlen vom 21. Februar. Aber ein erbitterter Kampf, der Schulter an Schulter gegen denselben Feind geführt wird, ver— bindet die Herzen stärker und dauernder, als langathmige Freundschasts⸗ versicherungen. Die jetzigen Wahlen sind eine gute Schule für die Kräftigung der nationalen Gesinnung. Nur wer es selbst miterlebt hat, wie alte, tiefgewurzelte politische und persönliche Gegensätze während der letzten Wochen in den Hintergrund gedrängt wurden, wie die flammende Begeisterung für das Vaterland die nüchternsten Partei- menschen ergriffen hat, der vermag voll und ganz die Be— deutung zu würdigen, welche der 21. Februgr für die politische Erziehung des deutschen Volkes hät. Der Eindruck dieser erhebenden Tage mag allmählich wieder verblassen; er wird nie mehr ganz verloren gehen. Hinter den Männern von heute steht
die deutsche Jugend; und daß diese national denkt und fühlt und nur mit Ingrimm des wüsten Parteitreibens gedenkt, das weiß Jeder, der mit ihr zu thun hat, der akademische Lehrer vielleicht am besten. Der Zusammenschluß der nationalen Parteien allein sichert diesen den Sieg, dazu kommt der weiter hochwichtige Umstand, daß in den Kreisen der Deutschfreisinnigen und der Ratholiken es Centrums der nationale Gedanke mit aller Macht sich regt, ron Tag zu Tag stärter und jzupversichtlicher auftritt. Niemals wohl seit der Gründung des Deutschen Reichs waren Richter's und Windthorst's Namen so unpopulär wie heute, niemals ihr Einfluß ss tief gesunken wie jetzt. Wesentlich schwächer an Zahl, ohne Ver= trauen in das Geschick ihrer Führer, disziplinlos wie ein geschlagenes . werden diese beiden Parteien im Reichstage erscheinen, um über urz oxer lang vom politischen Schauplatze zu verschwinden. Schon heute läßt sich ohne Uebertreibung behaupten, daß das alte Centrum mit seiner welfischen und darum antideutschen Färbung todt ist, vernichttt von den Keulenschlägen der römischen Kurie und hinweggefegt von dem Unnillen des katholischen deutschen Volkes Eine katholische nationaldeutsche Partei mit vor— wiegend. konservatirem Charakter im Reichstage ist durch— aus nicht unwahrscheinlich und müßte unter den gegebenen Verhältnissen von allen Unbefangenen mit herzlicher Freude begrüßt werden. Das wird, soweit auf politischem Gebiete Vorhersage möglich ist, das Ergebniß der Wahlen vom 21. Februar sein: eine überwältigende nationale Mehrheit im künftigen deutschen Reichs— tage; die Zertrümmerung des Centrums; eine vernichtende Niederlage der Richter schen Partei; mit einem Worte, die Gefundung unferes politischen Lebens. Ist damit der Friede gesichert? Das weiß wohl Niemand. Aber die Machtstellung des Beutschen Reichs ist damit verbürgt. Und das genügt.“
— „Wolff's Telegraphisches Bureau“ aus Wien u. d. 23. Februar:
Das „Frem denblatt“ glaubt, die Wahlen für den deutschen Reichstag hätten eine reiche und neue Stärkung nach innen und außen gebracht; ein starkes Deutschland aber erhöhe Und mehre die Hoffnung auf Erhaltung des europäischen Friedens. — Die „Presse“ sagt: Der Wahlsieg Bismarck's wiegt mehr als eine gewonnene Schlacht; er stärkt vielleicht alle Hoffnungen auf den europäischen Frieden. Daß der Papst für den Sieg mitgeholfen, ehrt den Sieger und seinen erhabenen Verbündeten. Die Deutsche Ztg.“ ãußert sich: „Eines kann schon jetzt auf das bestimmteste behauptet werden: die nationalen Parteien sind in kräftigem Aufschwung begriffen, während ihre verschiedenen Gegner schwere, mitunter zermalmende Verluste zu beklagen haben. Diese Thatsache wird hoffentlich etwas dämpfend auf den Jubel, der französischen Chauvinisten wirken, die durch ihre beispiellosen Agitationen, ja förmlichen Beschwörungsrufe an die Adresse der Elsaß⸗Lothringer noch einmal den Sieg der Protestler in den Reichslanden zu wege brachten.“
Ferner aus London u. d. 23. Die Morgenblätter äußern ihre bekannten Resultate der deutschen Reichstagswahlen. Die „Times“ erblickt in dem Ausfall der Wahlen, soweit durch denselben das Septennat gesichert erscheine, eine vorläufige Sicherung des Friedens.
meldet
Februar: Befriedigung über die bisher
Reichstags⸗-⸗NAngelegenheiten.
Das ,Woffsche Telegraphen-Bureau“ reröffentlicht folgende weitere Wa hlresultate:
Rastenburg-Friedland. Graf Udo zu Stolberg (kons.) gewählt.
Gumbinnen. Für Saro (kons.) bis jetzt 11 122, für von Saucken— Julienfelde (dfrs.) 5637 St. gezählt; Wahl Saro's sicher.
Vletzko-Lyk-Johannisburg. Maubach (kons) wiedergewählt.
Sensburg-Ortelsburg. von Mirbach (kons.) wiedergew.
Angerburg ⸗Lötzen. Staudy (kons.) wiedergewählt.
St allupönen⸗Goldap-⸗Darkehmen. Bergmann (kons.) wiedergew.
Heiligenbeil⸗Eylau. von Tettau (kons.) wiedergewählt.
Labiau⸗Wehlau. von Gustedt (kons.) gewählt.
Braunsberg-Heilsberg. Spahn (Centrum) wiedergewählt.
Ragnit-Pillkallen. von Sperber (kons.) wiedergewählt.
Osterode⸗Neidenburg. Stephanus (kons.) gewählt.
Rastenburg⸗Gerdauen. Graf Udo Stolberg gewählt.
Tilsit⸗Niederung von Schlieckmann (kons.) gewählt.
Konitz-⸗Tuchel. Rittergutsbesitzer von Polczynski (PFole) gewählt.
Elbing Marienburg. von Puttkamer-Plauth (kons) gewahlt.
Stralsund⸗ Rügen Franzburg. Professor Delbrück (freikons.) geroählt.
Greifswald⸗Grimmen.
Bütow⸗Rummelsburg. zahl wiedergewählt.
Belgard⸗Schievelbein⸗Dramburg. gewählt.
Stolp⸗Lauenburg. von Hammerstein (kons.) gewählt.
Neustettin. von Busse (kons.) mit großer Majorität wieder—⸗ gewählt.
Guhen⸗-Lübben. Prinz Schöngich⸗Carolath (Reichspartei) gewählt.
Landsberg⸗-Soldin. Amtsrath Dietz v. Bayer (kons.) gewählt.
Belzig⸗Jüterbog. Rademacher (dfrs.) gewählt.
Telto w⸗Beeskow-⸗Storkow. Prinz Handjery (kons.) gewählt.
Westhavelland. Stichwahl zwischen Metzenthin (konf.) und Rickert (dfrü.).
Bromberg. Stichwahl zwischen Hahn (kons.) und von Komierowski Pole)
MeseritzBomst. v. Unruhe (kons.) gewählt.
Buk⸗Kosten. v. Myczielski (Pole) gewählt.
Wreschen-⸗Pleschen. Magdzinski (Pole) gewählt.
Kröben. Fürst Adam Czartoryski (Pole) gewählt.
Adelnau. Fürst Radziwill (Pole) gewählt.
Gnesen⸗Wongrowitz. v. Chelmicki (pole) gewählt.
Wirsitz⸗Schubin. ü
Graf Behr ⸗Behrenhof (kons.) gewählt. von Massow (kons.) mit großer Mehr—
Graf Kleist⸗Schmenzin (kons.)
Graf Skorzewski (Pole) gewählt. Inowrazlaw⸗Mogilno. v. Koszielski (Pole) gewählt. Czarnikow⸗Koelmar. v. Colmar (kons.) gewählt.
Krotoschin. Dr. v. Jazdzewski (Pole) gewählt. Schrimm⸗Schroda. v. Gräve (Vole) gewählt. Samter⸗Birnbaum ⸗Obornik. Graf Kwilecki (Pole) gewählt. Fraustadt. Stichwahl zwischen v. Rheinbaben (Reichsp.) und
Prinz Radziwill (Pole), Ersterer erhielt 4469, Letzterer 4269 St. Breslau. Das Stimmverhältniß der beiden hiesigen Wahlbezirke,
in denen, wie gemeldet, Stichwahl staäͤttzufinden hat, ergiebt: Breslau
(östlich im Ganzen abgegeben 21 571 Stimmen, davon entfallen auf
Seydewitz (kons.) 8243, auf Kayser (Soz.) 7742 und auf von Saucken⸗
Tarputschen (dfis.) 5528 St.; Breslau (westlich) im Ganzen abgegeben
22196, davon entfallen auf Kräker (Soz.) 7999 und auf Witte (natl.)
„313 Stimmen. Striegau⸗Schweidnitz. Falkenberg⸗Grottkau. Gleiwitz. Kattowitz.
Dr. Kulmiz (kons.) gewählt. Graf Praschma (Centr.) gewählt. Metzner (Gentr.) gewählt. Letocha (Centr.) gewählt. Ratibor. v. Gliezinski (Centr.) gewählt. Glogau. Maagger (dfrs) mit 7560 St. gewählt. Hoöyerswerda-Rothenburg. Graf Arnim (kons.) gewählt. Namslau-Brieg. Wahl v. d. Heydebrandt's (kons.) gesichert. Militsch-Trebnitz. Wahl des Fürsten Hatzfeldt (Reichsp.) ge— sicheri. Löwenberg i. Schl. Sanitäts-Rath Born (natl.) gewählt. Oppeln. Graf Ballestrem (Centr.) gewählt. Neustadt, Oberschles. Graf Stolberg (Centr.) gewählt. Gr. Strehlitz⸗Kosel. Franz (Centr.) gewählt. Pleß⸗Rybnik. Müller (Centr.) gewählt. Frankenstein. Graf Chamars (Centr.) gewählt. Lüben-Bunzlau. Schmieder (dfrs.) gewählt. Glatz. v. Hoiningen⸗Huene (Centr.) gewählt. Guhrau⸗Wohlau. v. Kessel (kons.) gewählt.
lischen Konsistorien General⸗Superintendenten bei dem Konsistorium in Kassel). 106226. auf die evangelischen Geistlichen, Kirchen, darunter 63 000 S Funktions- zulagen und Bureaukosten-Entschädigung an die Superintendenten in den älteren Provinzen und 34 900 M in den neueren Provinzen; die Gesammtausgaben dieses Kapitels (113) betragen jetzt 1 453 592 M. Zuschüsse den 7001 Saß A6), 5 O58 244 (6), dem Elementar⸗Unterrichtswesen 910 776 (6ο (ins— gesammt 3138124 1 (4 77 786 „, darunter mehr 9950 „M für das Museum
Kreutz burg ⸗Rosenberg. Hohenlohe ⸗Dehringen gewählt. j
Hayvnau⸗Goldberg.
Veuthen⸗Tarnomitz.
Wartenberg⸗Oels.
Reichenbach i. Schl. und Porsch (Centr).
Neumarkt. Herzog von Ratibor (kons.) gewählt.
Sprottau⸗Sagan. Schmidt (Reichsp.) gewählt; Forckenbeck unterlegen.
Weißenfels. Landgerichts ⸗Präsident Günther (natl.) gewählt.
Nalbe. Dietze (freikons) mit 7000 St. Majorität gewählt.
Erfurt ⸗ Ziegenrück. Nobbe (Reichspartei) gewählt.
Deiligenstadt⸗Worbis. von Strombek (Centr.) wiedergewählt.
Flensburg. Gottburgsen (natl.) gewählt. Johannsen (Däne) große Anzahl Stimmen verloren.
Oldenburg (Schleswig⸗Holstein). 4643 St.
Kiel⸗-Rendaburg. Stichwahl und Heinzel (So) mit 9427 St. Emden Leer⸗-Norden. von Huelst (natl.) mit 12584 St. gewählt; für Brons (8frs.) bis jetzt 1307 St. gezählt. .
Minden⸗Lübbecke. Bock (kons.) erhielt 13231, 1164 St.
Kassel. Weyrauch (kons.) gewählt.
Witzenhausen. Christen (Reichspartei) gewählt.
Hofgeismar. Oettker (natl.) gewählt.
Hersfeld. Seyffarth (kons.) gewählt.
Herzogthum Lauenburg. Stichwahl zwischen Wentorp (natl) und Berling (dfrs.).
Hameln von Reden (natl.) gewählt.
Vonn⸗Rheinbach. Dr. Virnich (Centrum) gewählt.
Schleiden⸗Malmedy-Montjoie. Amtsrichter Fritze (Centrum) gewählt.
Düren⸗-Jülich. Graf Hompesch (Centrum) gewählt.
Geilenkirchen⸗Heinsberg. Hitze (Centrum) gewählt.
Saarbrücken. Pfaehler (natl.) mit 12564 St. wiedergewählt, Hitze (Centrum) erhielt 6334 St.
Siegkreis⸗Waldbröl. Dr. Lingens (Centcum) wiedergewählt.
Straubing. Graf Conrad Preysing (Centr., f. Septennat) ge— wählt.
München II. Bis jetzt sind für Landes (Centr.) 8074, für von Vollmar (Soz.) 10675, für Gentz 6883 St. gezählt, Stichwahl zwischen Landes und von Vollmar scheint sicher.
Erlangen⸗Fürth. Stichwahl zwischen von Stauffenberg (dfr.) und Kahl (natl.).
Neustadt (Oberpfalz). gewählt.
Passau. Dr. Diendorfer's (Fentr., f. Septennat) Wahl gesichert.
Pfarrkirchen. Haberland (Centr.) gewählt.
Ulm. Bürgermeister Fischer (natl.) wiedergewählt.
Aschaffenburg. Pfarrer Haus (Centrum) wiedergewählt.
Blaubeuren. Staatsanwalt Gröber (Centr.) gewählt.
Regensburg. Baron Gruben (Centr.) gewählt.
Ingolftadt. Freiherr von Aretin (Centr.) gewählt.
Kronach. Stichwahl zwischen Dr. Swaine (natl.) und Gagern (Centr. ).
Dinkelsbühl. Dr. Schreiner (natl.) gewählt.
Offenbach⸗Dieburg. Böhm (nat) mit 150 St. Majorität ge— wählt; der frühere Abg. Liebknecht (Soz.) ist unterlegen.
Rosenheim. Posthalter Wagner (Centr.) wiedergewählt.
Traunstein. Landgerichts-Rath Ser (Centr.) wiedergewählt.
Kaiserslautern. Miquel (natl.) siegte mit 3500 St. Majorität über Grohs (Demokr.). Außer im hiesigen Wahlkreise haben auch in den übrigen 55 pfälzischen Wahl kreisen die nationalliberalen Kandidaten gesiegt.
Weilheim. Weber (Centr.) gewählt.
Aichach. von Pfetten (Centr.) wiedergewählt.
Leipzig (Land). Dr. Goetz (natl.) gewählt.
Lörrach. Die Wahl Blankenhorns (natl.) scheint sicher.
Gmünd-⸗Göppingen. Grub (natl.) gewählt.
Oeringen-Weinsberg. Leemann (nat) gewählt.
Krailsheim-Gerabronn. Keller (natl) gewählt.
Aalen-Ellwangen. Graf Adelmann (Centrum) gewählt.
Biberach-Leutkirch. Erbgraf Neipperg (Centrum) gewahlt.
Ravensburg. Goezer (Centrum) gewahlt.
Ulm-Geislingen. von Fischer (natl.) mit gewählt.
Kannstatt-Ludwigsburg. Veiel (natl.) gewählt.
Heilbronn. von Ellrichshausen (Reichsp) gewählt.
Böblingen⸗Maulbronn. von Neurath (Reichsp.) gewählt.
Eßlingen. Adae (nat.) gewählt.
Reutlingen-Tübingen. Baiha (natl.) gewählt.
Kalw⸗Nagold. Staäͤelin (Reichsp.) gewählt
Freudenstadt⸗Horb. ron Ow (Reichsp) gewählt.
Balingen⸗Rottweil. Burkhardt (natl.) nach hartem gewählt.
Lahr. Engler (natl.) mit 2000 St. Majorität (Centr.) gewählt.
Eisenach. Geibel (natl.) mit 7293 St. (dfrs.) erhielt 5136 St.
Gera Für Ambach (Reichsp.) (Soz.) 6100 St. gezählt. Altenburg. Oberst⸗Lieutenant Baumbach (Reichsp.) gewählt. Heidelberg⸗Mosbach. Menger (kons.) mit 13 485 St. gewählt. Zabern. Goldenberg wiedergewählt.
Saarburg ⸗Merzig⸗Saarlvuis. Haanen (Centr.) gewahlt. Mülhausen i. E. Bisher sind für Lalance 12 338, für Mieg— Köchlin 3736 St. gezählt; die Wahl von Lalance scheint sicher. Hamhurg. Das Wahlresultat im 3. Wahlbezirk ergiebt: Im Ganzen abgegeben 37261 St.; davon entfallen auf Heinzel (Soz.) 172840 auf Wörmann (natl.) 13798 und auf Dränert (dfrf.) 5999 St.; mithin, wie bereits gemeldet, Stichwahl zwischen Heinzel und Wörmann.
Erbprinz Goldschmidt (dfrs.) gewählt.
Major Szmula (Cent) gewählt. von Kardorff (kons.) wiedergewählt. Stichwahl zwischen Prin; Carolath (kons.)
Graf Holstein (kons.) erhielt
zwischen Hänel (dfrs.) mit 10714
Kerrl (Soz.)
Amtsgerichts⸗-Sekretär Lehner (Centr.!
großer Mejorität
Kampfe
gewählt. Träger
*
sind bisher 84100, für Roediger
Landtags⸗Angelegenheiten.
Der mit besonders zahlreichen Beilagen versehene Etat des Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medi— zinal-Angelegenheiten zeigt in den Einnahmen (2963821 M0 eine Steigerung von 195 225 60 Von diesem Mehr entfallen auf den öffentlichen Unterricht 45 724 ( (darunter 235 500 A Zuschuß aus Reichsfonds zur Unterhaltung des Seminars für orientalische Sprachen), auf die gesetzlichen Wittwengeldbeiträge 13 807 6 und 51 (O78 M auf die vermischten Einnahmen (darunter 17 500 ( Zu⸗ schuß für die Einrichtung und Ausstattung des genannten Seminars und 32500 6 Beitrag der Gemeinde Linden bei Hannover zur Er— bauung des Klassengebäudes für die höhere Lehranstalt).
Die dauernden Ausgaben (8 060 326 „) steigern sich um jñ 3253 83216 Von dem Mehr kommen 33 336 6 auf das Ministerium in Folge des vermehrten Geschäftsumfangs. 20078 auf die evange— (darunter 189090 6 für die Besoldung dreier
Universitäten mehr 185 713 S6 ((insgesammt den höheren Lehranstalten 79 023 S (insgesammt
25 377 432 M). Für Kunst und Wissenschaft sind
Ohlau⸗Nimptsch. v. Goldfus (kons.) wiedergewählt.
für Völkerkunde, 19590 „ für die Königliche Bibliothek zu Berlin, 10 630 ½ für die Akademie der Künste u Berlin, 30 360 ei für die
(kons.)
in Allg
Kunstschule zu Berlin) ausgeworfen, für das technische Unterrichts⸗ wesen und Kunstgewerke⸗Mufeum 26029 267 ½ ( 11765 0), für Kultus und Unterricht gemeinsam 6 953 054 M (— 38 304 M), für das Medizinalwesen 1482 86560 M (4 11541 61) und für allgemeine Fonds 1843878 .
Die einmaligen und außerordentlichen Ausgaben stellen sich auf 3 755 544 S. (— 2489 642 S6). Daron sind 203 125 ½ für die geistliche Verwaltung bestimmt (200 9069 6½ zur Restauration der Schloßkirche in Wittenberg); zu Universitätszwecken 2481 519 *; für die höheren Lehranstalten 363 342 ; jür das Elementar-Unterrichts— wesen 358 358 n; für Kunst- und wissenschaftliche Zwecke 308 000. (zur weiteren Ausstattung des Museums für Völkerkunde 100 000 0); für das technische Unterricht'wesen 8209 M; für Medizinal;wecke 28 000
Die Gesammt ⸗Ausgaben betragen 61 8195 870 M (— 1135510 4).
Statistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗
heitsamts sind in der Zeit vom 6. bis 12. Februar er. von je 1000 Bewohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 23.2, in Breslau 30,5, in Königsberg 25,3, in Köln 28,7, in Frankfurt a. M. 18,5, in Wiesbaden 19,l, in Hannover 13,53, in Kassel 25,2, in Magdeburg 27,8, in Stettin 23,4, in Altona 32,9, in Straßburg 23,6, in Metz 31,5“, in München 26,9, in Nürnberg 25.6. in Augsburg 27,8, in Stuttgart 16,5, in Karlsruhe 15,6, in Dresden 20,9, in Leipzig 23,2, in Braunschweig 21,8, in Hamburg 29.2, in Wien 27,8, in Pest 3406, in Prag 30,1, in Triest 331, in Krakau 32.8, in Basel — in Amsterdam —, in Brüssel 28, , in Paris 24,9, in London 17,6, in Glasgow 24,8, in Livervool 26,9, in Dublin 27,3 in Edinburg 21,5, in Kopenhagen Christianig 17,5, in St. Petersburg 31,4, Odessa 27,5, in Rom — in Turin —, in Venedig 27,9, in Alexandria 30,) Ferner in der Zeit vom 16. bis 22. Januar 1887 in New⸗YJork 28,8, in Philadelphia 20,7, in Baltimore 18,l, in Kalkutta 29,5, in Bombay 25,9), in Madras 40,1.
Auch in dieser Berichtswoche waren die Sterblichkeitsverhältnisse in den meisten Großstädten Europas günstige, wenn die Sterblichkeit auch in vielen derselben eine gegen die Vorwoche etwas gesteigerte wurde. Eine geringe Sterblichkeit hatten Frankfurt a. M., Wies— baden, Mainz, Mannheim, Stuttgart, Karlsruhe, Barmen, Elberfeld, London, Stockholm, Christiania. Eine für die Jahreszeit hohe Sterb— lichkeit (über 30 pro Mille und Jahr) melden ron den deutschen Städten nur Breslau, Altona, waren vornehmlich noch immer akute Entjündungen Athmungs⸗ organe und Katarrhe der Luftwege, die, gleic Lungen— phthisen, vielfach Todesfälle hervorriefen. h Darmkatarrhe der Kinder und Brechdurchfälle traten besonders in Berlin,
resden, Leipzig, Königsberg, Wien, London,
1 — 6 k z Warschau häufig als
Stockholm 160, in
in Warschau 26,7, in
23.8 n 23,8, in
555 6424 Ytetz. Sel
Todesursachen auf. — lnahme des Säuglingsalters an der Gesammtsterblichkeit war meinen eine gesteigerte. Von 100990 Lebenden starben, a
Jahr berechnet, in Berlin 8, in München 88 Säugli . m
8 18 Ex Ek 40 Re kor s 2 118 n Infektions krankheiten haben Masern und
Die Thei e 2X uf 8 Nyn
ing sin e . duglinge. Son
Pocken vielfach weniger
Altars auf vier Porphyrsäulen gestellt haben. —— 9 3
Jahre
gestaltung.
ind neue Erkrankungen hervorgerufen, während Scharlach, H und typhöse Fieber nicht selten in gesteigerter Zahl zur kamen und mehr Sterbefä— veranlaßten s aus Berlin, Paris, London, Breslau, Mülhausen i. Els. etwas an Masern wurden auch nur aus Düsseldorf in zahlreicheren, dagegen aus r . d aus dem Regierungsbezirk Stettin in seltneren Fällen zur gebracht. — Das Schar⸗ lachfiebe ̃ in Hannover, Liverpool, London mehr, in Köln u fälle. Erkrankungen kamen in in Hamburg, Christiania i ur Meldung. — Sterblichkeit an Dipht! ĩ war in den meisten Großstädten Europas noch immer eine größere. Etwas kleiner ger r geh nie n. Vorwoche erschien dieselbe in Frankfurt 4. M., Dresden, Nürnberg, Wien, Pest und Kopenhagen, etwas gesteigert in Berlin, Breslau, Hamburg, Magdeburg, München, Leipzig, Danzig, Königsberg. Stettin, Altona, Paris, London, St. eters burg. Auch neue Erkrankungen kamen aus Berlin, Nürnberg, dem Regierungsbezirk Düsseldorf, Kopenhagen, Christiania, St. Peters— burg, mehr zur Berichterstattung, während sie in Hamburg und im Regierungsbezirk Schleswig etwas seltener wurden. — Unterleibs⸗ typhus forderte in Berlin. Paris, St. Petersburg mehr, in Ham burg die gleiche Zahl von Opfern wie in det Vorwoche. — Erkran— kungen an Unterleibstyphus wurden aus Berlin und Hamburg etwas weniger, aus dem Regierungsbezirk Schleswig und aus St. Hetersburg mehr als aus der Vorwoche mitgetheilt. — Sterbe— fälle an Flecktyphus kamen aus Peters⸗
ꝛ: Krakau und St.
burg je 1, aus London 2, Erkrankungen aus St. burg 2, aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf 20 zur Anzeige. — An er Genickstarre wurden aus Berlin und Kopenhagen
— 3 ** 2
—
wurden Liver.
.
dinburg in größe 2
epidemische je 2 Erkrankungen gemeldet. — Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut waren in Berlin und Kopenhagen nicht selten. — Auch der Keuchhusten raffte in Berlin, Paris. London mehr, in Liverpool etwas weniger Kinder hinweg; in Hamburg, Nüraberg und besonders in Kopenhagen war die Zahl der an Keuch— husten erkrankten Kinder eine gesteigerte. — Seerbefälle an Pocken warden aus Berlin, Wien, Loon, Venedig, Odessa je 1, aus Königs— berg 2 aus Warschau 4, aus Prag 5, aus St. Petersburg 6, aus Pest 17; Erkrankungen aus Hamburg 1, aus Breslau 2, aus Wien 12, aus St. Petersburg 20, aus Pest 47 mitgetheilt.
Kunft, Wifsenschaft und Literatur.
Ueber einen der ältesten und ehrwürdigsten Altäre der Christen— hzit und die Wandlungen seiner künstlerischen Gestaltung und Aus— schmückung macht, Hugo von Tschudi im neuesten Heft (1, VIII. Bandes 1887 des „Jahrbuchs der Königlich preußischen Kunst“ am mJlungen * unter dem Titel. „Das Konfessions⸗Tabernakel Sirtus JV. in St. Peter zu Rom“ interessante Mittheilungen Diefes Tabernakel erhob sich einst an derselben Stelle, wo heut? Bernini's Bronzekoloß mit seinen gewundenen Säulen und geschwungenen Gievelschnecken in den Kuzpelraum emporragt. Dasselbe war zwar vnn weit bescheideneren Dimensionen, nimmt aber dennoch in der Marmorbildnerei der Römischen Früh-Renaissance einen wichtige Platz ein Der Altar, den es überdeckte, galt als der vornehmste der Kirche; er stand über der Konfession des hl. Petruß, so genannt weil hier der Apostel begraben lag. der für das' Bekenntniß seines Glaubens den Märtyrertod erlitten hatte. Der Papst allein durfte an ihm celebriren, er allein wurde an diesem Alcar consecrirt; dies war der Tisch des Herrn, von dem die römischen Kaiser ihrs Krone einpfingen und auf den sie ihre Schenkungen niederlegten. kurz: die Stätte, wo die höchste geistliche und weltliche Macht des Papstthums sichtbares Zeichen murde. Dem Ansehen des Ortes gemäß war deffen Ausstattung eine stete Sorge der Nachfolger Petri, und schon die ältesten Quellen wissen Wunder zu erzählen von dem Reichthum an Gold und Silber, edlem Gestein und getriebener Arbeit, den die Päpste über die Grabkammer und den Altar gebreitet. Mit den Plünderungen durch, die Sarazenen schwand diese Pracht, und man suchte sich mit einfacheren Mitteln zu beheffen— Eine sichere Auskunft über die Wandlungen des Altarschmucks er— halten wir indeß nirgends. Selbst über den Moment, da das mobile Ciborium durch die feste Tabernakel -⸗chitektur ersetzt oder verdrängt wurde, schweigen die Berichte. Nach den Einen soll schon Papst Sylvester, nach Anderen erst Bonifacius VIII. die Bedachung des Um 1470 ließ dann Paul II. das ganze Gehäuse renoriren, aber schon wenige später veranlaßte Sixtus 17. eine neue völlige Um— Ueber die Art derselben giebt eine Zeichnung