1887 / 67 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 19 Mar 1887 18:00:01 GMT) scan diff

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Das Herrenhaus begann seine heutige (J.) Plenar⸗ sitzung um 12 Uhr 20 Minuten.

Derselben wohnten die Staats⸗-Minister Maybach, Dr. Lucius, Dr. Friedberg, von Boetticher und Dr. von Scholz mit zahlreichen Regierungskommissarien bei. .

Zunächst gelangte der mündliche Bericht der Justiz⸗ kommission über den Gesetzentwurf, betreffend die Er⸗ richtung eines Amtsgerichts in der Stadt Trebbin, zur Berathung.

Der Berichterstatter Herr Eggeling empfahl die unver⸗ änderte Annahme des Gesetzentwurfs. . .

Graf zur Lippe gab einige Wünsche in Betreff des Publi⸗ kationsmodus zu erkennen, worauf das Haus das Gesetz un⸗ verändert genehmigte. .

Shne Debatte wurde sodann auf Antrag des Bericht⸗ erstatters Herrn Eggeling Namens der Justizkommission der Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung von Amtsgerichtsbezirken, angenommen. .

Herr Oehlschläger berichtete Namens derselben Kommission über die Petition der Stadtverordneten zu Kirn: „Zu erwirken, daß in der Stadt Kirn ein Amtsgericht errichtet werde“, und beantragte, über diese Petition zur Tagesordnung überzugehen.

Das Haus trat diesem Antrage ohne Diskussion bei.

Es folgte der Bericht der Kommission für den Staats— haushalts-Etat und für Finanz-Angelegenheiten über den Staatshaushalts-Etat für das Jahr vom 1. April 1I887.88, fowie über die die Feststel lung desselben und die Ergänzung der Einnahme durch eine Anleihe betreffenden Gesetzentwürfe.

Hierzu beantragte Herr Bötticher; den Etat nach Schluß der Generaldiskussion en blo'e anzunehmen.

Nach einer geschäftlichen Debatte über diesen Antrag, an welcher sich die Herren Freiherr von Mirbach, Bötticher, von Pfuel, Graf Zieten-Schwerin u. A. betheiligten, fand dieser Antrag genügende Unterstützung und trat das Haus in die Berathung des Etats.

Die Generaldiskussion leitete der Referent, Herr von Pfuel, ein, indem er seinen Antrag:

a. dem Staatshaushalts-Etat pro 1887,88, b. dem Gesetzent⸗ wurf, betreffend die Feststellung des Staatshaushalts-Etatz für das Jahr vom 1. April 1887188 und e dem Gesetzentwurf, betreffend die Ergänzung der Einnahmen des Staatshaushalts-Etats für das Jahr 1887.88 in der Fassung, welche diese Entwürfe durch die Be⸗ schlüsse des Hauses der Abgeordneten erhalten haben, die verfassungs⸗ mäßige Zustimmung zu ertheilen,

mit kurzen Worten zur Annahme empfahl.

Da sich Niemand weiter zur Generaldiskussion zum Worte gemeldet hatte, so wurde dieselbe geschlossen und der Antrag Bötticher mit sehr großer Majorität angenommen, jedoch mit dem Vorbehalt, daß es den einzelnen Mitgliedern unbenommen bleibe, bei den einzelnen Spezial-Etats ihre Aeußerungen zur Kenntniß des Hauses zu bringen.

Bei der Position der Domänenverwaltung bat demzufolge Herr Dr. Friedenthal, den Badeeinrichtungen in Norderney eine wohlwollende Aufmerksamkeit zu widmen und dieselben möglichst zu vervollkommnen.

Der Staats-Minister Dr. Lucius erwiderte, daß die Angelegenheit Gegenstand der Erörterung der Regierung sei und bereits verschledene Verbesserungen, wie Verlängerung der Molen, Regulirung der Kanalisation u. s. w., in Aussicht genommen seien.

Der Staats-Minister Maybach fügte dem hinzu, daß auch eine Verkehrsverbesserung mit Norderney Seitens der Eisen⸗ bahnverwaltung in Aussicht genommen sei.

Bei dem Etat der Forstverwaltung bat Freiherr von Mirbach als Präsident des Deutschen Jagdschutzvereins, dafür sorgen zu wollen, daß die Forst-Unterbeamten zu einem stärkeren Abschuß der Raubvögel angehalten würden; er wünsche dies im Interesse der niederen Jagd, die jetzt von den Raubvögeln viel zu leiden habe.

Bei dem Etat der Eisenbahnverwaltung bat Freiherr von Manteuffel um eine bequemere Einrichtung des Retour— billetverkehrs auf den Staatsbahnen, der namentlich für den Verkehr mit den kleineren Stationen viel zu wünschen lasse.

Der Staats⸗Minister Maybach erwiderte, daß eine kon— sequente Durchführung des Retourbilletsystems für die kleineren Stationen nach denselben Grundsätzen, wie sie für große Verkehrscentren bestehen, ganz unmöglich sei.

Graf Udo zu StolbergWernigerode bat, wenn möglich dahin zu wirken, daß die Tarife für Rüben und Zucker auf den Privatbahnen auf den Betrag herabgesetzt würden, welcher dafür auf den Staatsbahnen gezahlt werde. (Schluß des Blattes.) .

In der heutigen (30) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Vize-Präsident des Staats⸗-⸗Ministeriums, Minister des Innern, von Puttkamer, und mehrere Kommissarien beiwohnten, erledigte das Haus zunächst ohne Debatte in dritter Berathung den Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Verlängerung der im §. 7 des Gesetzes, betreffend Ergänzung und Abände⸗ rung derBestimmungen über die Aussonderung des steuerartigen Theils aus den sogenannten stehen— den Gefällen in der Provinz Schleswig-Holstein vom 25. Mai 1855 (GesetzSamml. S. 17M, fest gesetzten Frist, und den Gesetzentwurf, betreffend die durch ein Auseinandersetzungs-Verfahren begründeten, gemeinschaftlichen Angelegenheiten.

Es folgte die zweite Berathung des Entwurfs einer Kreisordnung für die Rheinprovinz und des Gesetz— entwurfs über die Einführung der Provinzial— ordnung vom 29. Juni 1875 in dieser Provinz.

Die Kommission hat nur in drei Punkten gegenüber den

Beschlüssen des Herrenhauses eine Aenderung vorgeschlagen.

Der 5§. 1—3 des Entwurfs wurde ohne Debatte genehmigt. Zu dem §. 4 welcher lautet:

Städte, welche mit Ausschluß der aktiven Militärpersonen eine Einwohnerzahl von mindestens 40 900 Seelen haben und gegen wärtig einem Landkreise angehören, sind befugt, für sich einen Kreis⸗ verband, Stadtkreis (8. S9), zu bilden und zu diesem Behufe aus dem bisherigen Kreisverbande auszuscheiden.

Auf den Antrag der Stadt wird dieselbe durch den Minister des Innern für ausgeschieden erklärt.

Durch Königliche Verordnung kann nach Anhörung des Pro, vinzial⸗Landtages auch Städten von geringerer Einwohnerzabl auf Grund besonderer Verhältnisse das Ausscheiden aus dem bisherigen und die Bildung eines eigenen Kreisverbandes gestattet werden.

Es ist jedoch zupgr in allen Fällen eine Auseinandersetzung darüber zu treffen, welchen Antheil die ausscheidende Stadt an dem gemeinsamen Aktiv- und Passivvermögen des bisherigen Kreises, so⸗

wie etwa an fortdauernden Leistungen zu gemeinsamen Zwecken der

beiden neuen Kreise zu übernehmen hat.

Ueber die Auseinandersetzung beschließt der Bezirksausschuß, vor⸗ behaltlich der den Betheiligten gegen einander innerhalb zwei Wochen zustehenden Klage bei dem Bezirksausschusse (6 2 des Gesetzes vom 1. August 1883).

lag ein Antrag des Abg. Vygen vor, welcher dahin gg; im f 4 Alinea 1 der Vorlage 9. „von mindestens 40 000“ zu etzen „von mindestens 30 009“.

Der Referent Abg. von Rosenberg⸗Gruszczynsky empfahl Namens der Kommission die Ablehnung des Antrags.

Der Abg. Vygen bemerkte, er glaube es seiner Heimath und den größeren Städten derselben schuldig zu sein, den Antrag, welcher in der Kommission mit 12 gegen 7 Stimmen —— sei, wiedereinzubringen. Acht größere Städte der Rheinprovinz hätten sich darüber Beschwerde führend an das Haus gewandt, daß sie in die Landkreise hinein—⸗ gezwangt werden sollten, obgleich sie eben so große Einwohnerzahlen hätten wie die westfälischen Städte, welche schon mit 30 000 Einwohnern aus dem Kreise aus⸗ scheiden könnten. Es handle sich hier um sehr entwickelungs⸗ fähige Industriestädte. Die Behauptung der Motive, daß keine genügenden Elemente für die Ausübung einer Selbst— verwallung vorhanden seien, treffe durchaus nicht zu. Er könne deshalb nur bitten, seinen Antrag .

Der Geheime Regierungs-Rath Dr. von Bitter wies zunächst auf das Gutachten des Rheinischen Provinzial-Landtages hin, welcher in dieser Beziehung viel weiter habe gehen wollen, und hob dann hervor, daß der Unterschied zwischen Rheinland und Westfalen ein sehr bedeutender sei Das Anwachsen der Be— völkerung in den rheinischen Städten sei allerdings ein sehr rapides, aber auch ein sehr ungesundes, Deswegen müsse man die größte Vorsicht beobachten, ehe man selbständige Stadtkreise konstruire.

Der Abg. Krekeler trat für die Vorlage ein.

Der Abg. vom Heede wies darauf hin, daß für Westfalen, wo in den industriellen Bezirken das Anwachsen der Bevölke— rung ein ehenso starkes sei wie in der Rheinprovinz, die Re— gierung selbst an der Zahl 30000 festgehalten habe.

Der Abg. Olzem bat, es bei der Regierungsvorlage zu lassen, da das Anwachsen der Städte allerdings ein bedeutendes sei; aber der Zuwachs der Bevölkerung enthalte nicht immer die Garantie in sich, daß die betreffenden Gemeinden auch dauernd die Lasten eines Stadtkreises auf sich zu nehmen im Stande sein würden.

Der Abg. Bachem bestritt, daß irgendwelche Verschieden—⸗ heit zwischen der Rheinprovinz und Westfalen bestehe; im Gegentheil, wenn man von einem ungesunden Anwachsen der Bevölkerung sprechen wolle, so treffe dies eher für Westfalen als für die Rheinprovinz zu.

Der Abg. Dr. Hammacher stimmte diesen Ausführungen vollständig bei um, bestritt, daß in den rheinischen Städten die nöthigen Elemente für die Selbstverwaltung fehlten.

Nachdem der Regierungskommissar, Geheime Regierungs⸗ Rath Dr., von Bitter, nochmals für die Regierungsvorlage eingetreten war, schloß die Diskussion.

4 wurde unter Ablehnung des Antrages Vygen nach der Regierungsvorlage angenommen.

Die S8. 5-23 wurden ohne Debatte ebenfalls angenommen. (Schluß des Blattes.)

An Zöllen und gemeinschaftlichen Ver⸗ brauchs steuern sowie anderen Einnahmen sind im Reiche für die Zeit vom 1. April 1886 bis zum Schluß des Monats Februar 1887 einschließlich der kreditirten Beträge (und verglichen mit der Einnahme in demselben Zeitraum des Vorjahres) zur Anschreibung gelangt: Zölle 235 290 013 66 ö 17128 753 (6), Tabacksteuer 9 786 822 66 (4 645 286 t), Zuckersteuer 142 332 501 46 (K. 55 330 995 6), Salʒ⸗ steuer 37 142 459 S6 (4 641 536 . Branntweinsteuer 46 448 555 s6 (— 4882 507 S6), Uebergangsabgabe von Branntwein 93 531 66 (— 2207 46), Brausteuer 19 396 707 46 . 1202 767 46) Uebergangsabgabe von Bier 2 G37 711 4 230 078 S6); Summe 492 528 309 16 ( 70 794 701 46). Spielkartenstempel 1 039 488 S6 (4 12 695 16), Wechselstempel⸗ steuer 6 019 823 6 (— 51 723 s6), Stempelsteuer für a. Werth— papiere 4710 424 6s6 (4 1165 860 (, b. Kauf⸗ und sonstige Anschaffungsgeschäfte 7 337 6838 6 ( 3278472 ͤ ), e. Loose zu Privatlotterien 711 3765 M (4 59 533 6), Staats— lotterien 4 800 798 s6 (— 139 855 ().

Die zur Reichskasse gelangte Ist-Einnahme ab— züglich der Ausfuhrvergütungen und Verwaltungskosten be— trägt bei den nachbezeichneten Einnahmen bis Ende Februar 1887: Zölle 213142 008 S C 12801 139 6), Taback— steuer 5191 109 s6 (— 585244 S6), Zuckersteuer 14242 598 (— 2510 041 6), Salzsteuer 35 662 701 6 ( 728 372 6h, Branntweinsteuer und Uebergangsabgabe von Branntwein 32 0413 618 s6 (— 499 370 M6), Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 17 8554718 S (— 12152206), Summe 322 142 7102 M6 (4 10 850 076 6). Spielkarten— stempel 954 981 S6 (4 12880 MC).

Die schriftliche Beitritts erklärung einer Person zu einer Genossenschaft und die Aufnahme dieser Person in das dem Gericht überreichte Mitgliederverzeichniß der Ge— nossenschaft genügt nach einem Urtheil des Reichsgerichts, J. Civilsenats, vom 12. Januar d. J., in der Regel zur Herstellung der Haftbarkeit der Person für die Genossenschaftsschulden, selbst wenn nicht feststeht, daß die Aufnahme jener Person als Mitglied in der den Statuten entsprechenden Form (durch förmlichen Beschluß des Vorstandes ꝛc. erfolgt war.

Durch Allerhöchste Ordre vom 7. März d. J. ist dem Kreise Westprignitz, welcher den Bau zweier Kreis— Chausseen von Wilsnack über Haarn nach Kletzke zum An— schluß an die Berlin-Hamburger Provinzialstraße und von Karstädt an der Berlin⸗Hamburger Provinzialstraße über Postlin nach Dallmin beschlossen hat, das Enteignungs— recht für die zu diesen Chausseen erforderlichen Grundstuͤcke verliehen worden; ebenso gegen Uebernahme der künftigen chausseemäßigen Unterhaltung der Straßen das Recht zur Erhebung des Chausseegeldes nach den Bestimmungen des Chausseegeld⸗Tarifs vom 29. Februar 1849 einschließlich der in demselben enthaltenen Bestimmungen über die Befreiungen sowie der sonstigen, die Erhebung betreffenden zusätzlichen Vorschriften vorbehaltlich der Abänderung der sammtlichen voraufgeführten Bestimmungen. Auch sollen die dem Chaussee⸗ geld Tarif vom 29. Februar 1840 angehängten Bestimmungen wegen der Chaussee-Polizeivergehen auf die gedachten Straßen zur Anwendung kommen.

Der Disziplinarhof für nichtrichterliche Beamte trat heute zu einer Sitzung zusammen.

Pots dam. 18. März. (W. T. B) Se Kaiserliche Königliche Hoheit der Kronprinz Rudolf von Oesterreich⸗Ungarn fuhr heute Vormittag nach der Kaserne des Garde⸗Hüusaren⸗ Regiments und wohnte daselbst der Offizier Reitstunde bei. Dann hegab sich derselbe mit Sr. König⸗ lichen Hoheit dem Frinzen Wilhelm nach dem kleinen Exerzierplatz, wo ein Exerzieren im Feuer von 3 Compagnien des 1. Garde⸗Regiments gegen eine Compagnie des dehr. Infanterie⸗Bataillons stattfand. Die ganz besondere Auf merksamkeit des Kronprinzen * das Feuern mit dem neuen Magazingewehr; einige größere Abtheilungen mußten mit diesem Gewehr Schnell- und Salvenfeuer ausführen; auch nahm der Kronprinz die neue Gepäckausrüstung sehr genau in Augen— schein. Später folgte Döchstderselbe mit dem Prinzen Wilhelm einer Einladung des Offizier⸗Lorps des 1. Garde-Regimentz zum Frühstück im Offizier-Kasino.

Stettin, 17. März. Die heutige 3. Sitzung des 13. Pommerschen Provinzial-Landtages wurde um 121 Uhr eröffnet.

Für die Einrichtung einer Provinzial-Irrenanstalt in Lauenburg ist ein Projekt nebst Kostenanschlag in Höhe von 1500000 0 ausgearbeitet worden. Es wurde beschlossen, den Bau des Irrenhauses in Lauenburg nach Maßgabe dieses Projekts ausführen zu lassen.

Das vorliegende Reglement für die Verwaltung der Irrenanstalten des Provinzialverbandes von Pommern wurde angenommen. Das im Entwurf vorliegende Statut für die Pommersche Wittwen- und Waisenkasse für Kommunalbeamte ö mit der Aenderung angenommen, daß 5§. 20 Abs. 3 autet:

Wenn die nach 5§. 3 vorgeschriebenen Beiträge in einem Rech— nungsjahre zur Deckung der reglementsmäßigen Ausgaben nicht aut— reichen, so ist der Fehlbetrag aus den Zinsen des Reservefonds, und wenn letzterer bereits die vorstehend angegebene Normalhöhe erreicht hat, aus den Beständen dieses Fonds, jedoch höchstens bis zu ein Zehntel zu entnehmen. Wird hierdurch das Defizit des Jahres nicht gedeckt so sind die der Kasse beigetretenen Verbände verpflichtet nach Verhältniß der von ibnen abgeführten Beiträge, das Fehlende nachträglich aufzubringen. Die von den Verbänden ihren Beamten k Jahresbeiträge dürfen aus diesem Grunde nicht erhöht werden.“

Der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Alter— thumskunde wird ein etatsmäßiger Zuschuß von 4000 bewilligt.

Dem Landtage wurde ein Schreiben des Ober-Präsidenten der Provinz Prmmern, vom 9. d. M. mitgetheilt, betreffend eine Anfrage, welche Räumlichkeiten in den der Provinz 5 Gebäuden zur Herrichtung von Lazarethen bei aus— jrechendem Kriege der freiwilligen Krankenpflege bezw. der Militärverwaltung zur Verfügung gestellt werden können. Der Landtag beschloß, den Landes-Direktor mit der Vornahme der erforderlichen Ermittelungen zur Erreichung des angegebe— nen Zweckes zu betrauen.

Das Reglement über die dienstlichen Verhältnisse der Provinzialbeamten in der Provinz Pommern wurde an— genommen.

Um 4M Uhr wurde der Landtag Von dem Ober⸗Präsi⸗ denten der Provinz Pommern mit einer kurzen Ansprache ge— schlossen.

Der Vorsitzende brachte sodann ein begeistert auf— genommenes Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König aus, worauf die Versammlung sich trennte.

. Württemberg. Stuttgart, 17. März. Wie der „St. A. f. W.“ erfährt, hat Se. Majestät der König be— fohlen, daß der Commandeur des Insanterie-Regiments Kaiser Wilhelm, König von Preußen Nr. 120, Oberst von Alberti, die Glückwünsche des Regiments Sr. Majestät dem Kaiser, als dem hohen Chef desselben, bei der diesjährigen Geburtstagsfeier am 22. März persönlich überbringe.

Braunschweig. Braunschweig, 17. März. (Hann. C) Auf dem Platz vor der Infanteriekaserne fand heute Morgen 10 Uhr die Abschiedsparade des 10. Magdeburger In— fanterie-Regiments Nr. 57 vor dem Regenten statt. Nach erfolgtem Parademarsch hielt Se. Königliche Hoheit eine Ansprache an das Regiment, welche mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser schloß. Die Ansprache lautete:

„Kameraden vom 67. Regiment! Das Regiment scheidet nun aus dem Verbande der 40. Brigade, 20. Division und des X. Corps aus und tritt jetzt in einen andern Verband, den des TV. Armee⸗Corps. fern im Westen, ein. Ich habe es mir nicht versagen wollen, Euch ein Lebewohl zu sagen. Gewählt habe ich den heutigen Tag, weil er in der Geschichte hervorsticht. Am heutigen Tage im Jahre 1813 erließ mein Großvater, der König Friedrich Wilhelm III., den Aufruf An Mein Volk“ und stiftete das Eiserne Kreuz. Am heutigen Tage vor 15 Jahren kehrte Se. Majestät der Kaiser siegreich in die Stadt Berlin zuruck, nachdem er vor dem Feldzuge das Eiserne Kreuz neu hatte auf, leben lassen. Als ich 1371 die 20. Division übernahm, da drängte sich mir der Gedanke auf, daß dieses Regiment, das älteste der Dipision, auch das beste, zuverlässigste und strammste sein müsse, und diese Ueberzeugung hat sich mir bei jeder Gelegenheit gefestigt und gestãrkt. Ich hoffe und wünsche, daß bei dem Uebertritt in das XV. Corp; sich das Regiment diesen alten Ruhm bewahre und sichere. Ich rufe Euch, Kameraden, ein herzliches Lebewohl zu, möchte aber nicht von Euch scheiden, ohne von Euch den Ruf gehört zu haben, der mir und auch wohl Euch immer der liebste ist, ein kräftiges Hoch auf unsern Kaiser: Se. Majestät der Kaiser lebe hoch! hoch! hoch!“ SHeute Nachmittag 5 Uhr fand im Residenzschlosse große Tafel statt, zu welcher das gesammte Offiziercorps des Regi— ments nebst Damen Einladungen erhalten hatte. Dabei fand die Ueberreichung des Geschenks statt, welches der Regent dem Offiziercorps des nun in einigen Tagen Braunschweig verlassenden Regiments gestiftet hat. Dasselbe besteht, aus einem prächtigen Tafelaufsatz in Form einer auf vier Säulen ruhenden silbernen Schale, aus deren vergoldetem Fond sich das kunstvoll in Silber getriebene. Modell des alten Wahrzeichens der Stadt, des Löwendenkmals auf dem Burgplatze, erhebt. Das sich in seinem romanischen Stil diesem Monument anschließende Prunkgefäß hat eine Höhe von über 162 m. Außerdem hat der Regent dem Offizier⸗ corps für den Kasinosaal in Metz sein in den letzten Wochen hier n Hente aus Hannover gemaltes Porträt zum Geschenk gemacht.

ESElsaß⸗Lothringen. Straßburg, 18. März. (ds Ztg. f. Els⸗Lothr) Der Lan desausschuß erledigte in seiner gestrigen Sitzung eine Reihe von Petitionen und setzte die nächste Sitzung auf Dienstag, den 29. März, fest.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 17. März. (Wien. Abdp.) Der Budget-Ausschuß des Abgeordnetenhauses be⸗ bete heute die gestern abgebrochene Berathung über das Budgetkapitel Studienfonds, Forste und Domainen“ und verhandelte sodann über die Kapitel „Allerhöchster Hofstaat Kabinetskanzlei Sr. Majestät des Kaisers“, „Reichsrath“, Reichsgericht“ und „Ministerrath⸗, welche saämmtlich un⸗ verändert genehmigt wurden. Außerdem wurden noch folgende Budgetkapitel erledigt: „Subventionen und Dotationen an? Landesfonds. Gemeinden⸗ und e , , . Lotto“, „K. K. Hof- und Staatsdruckerei“, endlich der Fensions Eiat. Der Minister⸗Praäsident Graf Taaffe wohnte der Sitzung bei

Pest, 17. März, Prag. Ztg.) Das Abgeordneten⸗ haus verwarf den Entwurf Apponyi's, betreffend die Judi— katur der Königlichen Kurie in den durch Protest an⸗ gefochtenen Entscheidungen, nachdem von Tisza dagegen gesprochen.

Schweiz. Bern, 18. März. (Bund) Die Verwal⸗ tungsrechnung der Eidgenossenschaft vom Jahre 15365 weist an Einnahmen 61 097 496,26 Fr. und an Aus—⸗ gaben 58 657 506,48 Fr. auf; es ergiebt sich somit ein Ein⸗ nah menüberschuß von 3029 939,18 Fr. Dabei wurden für Militär-Anstalten und Befestigungswerke (militärische Sicherstellung des Gotthard) 501 946,81 Fr. verwendet.

Großbritannien und Irland. London, 18. März. (Ww. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses er⸗ widerte der Unter-Staatssekretär Fergusson auf eine bezügliche Anfrage: es sei ihm nichts davon bekannt, daß Deutschland die Insel Tschusan oder eine. der zu Tschusan

ehörigen Nebeninseln besetzt oder unter seine Schutzherr⸗ schaft gestellt habe. Der Unter⸗Staatssekretär für Indien, Gorst, erklärte er wisse nichts von der angeblichen Äbsicht der indischen Regierung, ein Observations⸗ Forps an der Pischin grenze aufzustellen. ;

19. März. (W. T. B) Das Unterhaus verwarf in seiner gestrigen Sitzung nach längerer Debatte mit 226 gegen s Stimmen einen Antrag Dil lon's auf Vertagung des gauss behufs Protestes gegen die Verhaftung des Friesters Keller-Youg hall. Sodann wurde die Be⸗ rathung über die Vorlage, betreffend die Geschäftsordnung, fortgesetzt und die erste Resolution mit 262 gegen 41 Stimmen definitiv angenommen.

„Pol.

Türkei. Konstantinopel, 18. März. Die Corresp.“ meldet: der Kapitän Nabokoff, durch den im vorigen Jahre der Aufstand in Burgas versucht worden sei, habe in der Umgebung von Konstantinopel eine aus etwa . Mann meist Montenegrinern bestehende

ande formirt, um mit derselben in Ostrumelien einzu⸗ dringen. Die türkischen Behörden hätten die Regierung in Sofia davon benachrichtigt und ließen sich die Ue ber⸗ wachung der Bande angelegen sein.

Rumänien. Bu karest, 18. März. (W. T. B.). Der König und die Königin haben heute Abend 7 Uhr die Reise nach Berlin angetreten.

Rußzland und Polen. St. Petersburg, 18. März. (W. T. B.). Der Großfürst und die Groß für st in Kladimir sowie der Großfürst Michael Nikola⸗ jewitsch und der Herzog und die Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin sind heute nach Berlin abgereist. . .

19. März. * T. B.) Wie der „Regierung s⸗ anzeiger“ meldet, hielt der Rektor der hiesigen Universität gestern in der Aula vor den sehr zahlreich anwesenden Studenten und in Gegenwart der vorgesetzten Behörden und des Professoren-Collegiums eine Ansprache, in welcher er der schmerzlichen Ueberraschung Ausdruck gab, daß nach amtlicher Meldung drei Studenten der St. Petersburger Universität im Besitz von Spreng—⸗ geschossen arretirt, worden seien. Der Rektor sprach seinen tiefsten Abscheu und sein Bedauern über diese Thatfache aus und forderte die Studenten auf, energisch gegen die Unthat zu protestiren und diesen Protest in einer einstimmigen Ergebenheits-Adresse an den Kaiser auszudrücken. Die Rede des Rektors wurde mit anhaltenden und' lauten Beifallsbezeugungen begleitet. Die Studenten stimmten nach dem Schluß der Rede die Nationalhymne an und brachten begeisterte Hochrufe auf den, Kaiser aus.

Ein heute veröffentlichtes Gesetz bestimmt, daß die Zahl der jüngeren Offiziere sämmtlicher Infanterie⸗Regimenter bis zu der im Etat vorgesehenen Norm ergänzt werde.

Zeitungsftimmen.

In der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ findet sich folgende Notiz: . ; J Eine Zählung der Fabrikarbeiter im Königreich Sachsen hat für 1885 254 533 in Fabriken beschäftigte Arbeiter ergeben, während solcher 1883 nur 241 296 vorhanden waren, so daß ein Zuwachs von 43 242 oder 17,5 o zu konstatiren war. In der gleichen Zeit betrug die Bevölkerungszunghme 265 0,o. Andererseits ging von 1883 bis 1885 Die Zahl der Fabrikanlagen von 166335 auf 15967 herunter, so daß, wahrend 1855 auf jede Fabrik 15 Arbeiter entfielen, 1385 20 Arbeiter auf jede Fabrik kamen. Die Arbeiterzahl stieg bei allen Industriezweigen; die Zahl der Fabrikanlagen erfuhr keinen Rück gang bei der Papier⸗ und Lederindustrie und den polygraphischen Gewerben. Die demekratische Presse will aus diesen Angaben auf einen Rückgang des Kleingewerbes geschlossen wissen. Offenbar mit Unrecht schon' deshalb, weil nicht kleingewerbliche Anlagen und deren Arbeiter zahl, sondern Fabrikanlagen und Fabrikarbeiter gezählt wurden. Außer dem sind doch aber gerade diejenigen Branchen, welche einen Rück⸗ gang in der Zahl der Anlagen nicht erfuhren, solche, die mehr dem Klein- als dem Großbetrlebe zuneigen. Die Richtigkeit und Ver⸗ gleichbarkeit obiger Zahlen vorausgesetzt, folgt aus denselben nur, daß (die großgenzerbliche Thätigkeit in Sachsen an Intensität lebhaft zugenommen hat in einer Zeit, für welche von manchesterlicher Seite steis die ungünftigst lautenden Berichte verbreitet wurden.

Das „Deutsche Tageblatt“ schreibt über den Niedergang der freisinnigen Partei: ö Es gab vor einiger Zeit Leute, die in der freisinnigen Partei die Partei der Zukunft zu sehen behaupteten. Man wußte soggr Gründe für diefe Ansicht anzuführen, von welchen der stichhaltigste der schlen, daß weite Kreise unsereãz Volket, insbesondere das gebildete Bürgerthum, eine entschieden liberale Vertretung im Reichstage wünschten und ihre Anschauungen nach dieser Richtung immer mehr zum Auzdruck bringen würden. Es wurde das Dogma aufgestellt, daß der Freifinn der naturgemäße Vertreter der Interessen de deut. schen Bürgerthums sei, und weil das einleuchtend klang, so glaubten Viele daran.

Injwischen haben die Tkatsachen anders entschieden. Die sinnige Partei hat bei den Wahlen eine Niederlage erlitten, wie sie in dem parlamentarischen Leben Deutschlands eine volitische Partei noch niemals empfindlicher darongetragen bat. Die Zabler srrechen zu Teutlick, und in diefer Frage sind sie zweifellos beweiskräftig.

Alle Parteien haben gegen die Wahlen von 1884 einen Stimmen uwachs erhalten; Tie einzige, welche verloren hat, ist die freisinnige Partei; sie ist um ca. 45 o, also fast um die Hälfte gegen das Jahr 18584 zurückgegangen. Allerdings hat die Volksrartei ibre sãmmtlichen Sitze im Reichstage eingebüßt, aber wenn man hinzunimmt, daß ihr Stimmenzuwachs bei den diesjäbrigen Wahlen etwa 14 0 beträgt, fo ersiekt man, daß ibr. Verlust relatir noch bedeutend geringer, als der der Freisinnigen ist. Ebenso deutlich wie die Zabl der abgegebenen Stimmen srricht die Zahl der verlorenen Mandate gegen die freisinnige Partei. Als im Frübjabr 18384 sich Tie Fusion volljog, geboten die vereinigten Sezessionisten und Fortschrittler als stärkste Fraktion im Reichstage über bein be 120 Sitze. Im Herbst desselben Jahres zogen sie unter dem Banner des Freisinns selbander in den Wahlkampf und rerloren etwa die Hälfte ihrer Mandate. Entsprechend ist der Verlust der diesjährigen Wahlen, nur die Häffte ihrer Reichstagssitze hat die freisinnige Partei zu bebaupten vermocht, und wenn sie es schließlich wirklich noch auf 37 Mitglieder gebracht hat, so verdient sie Las, wie Jedermann weiß. in der Hauptsache nur dem Wohlwollen ihrer ultramontanen und sozialdemokratischen Gönner.

Die auffallende Thatfache, daß eine Partei in den beiden einzigen Wahlkämpfen, die sie bis jetzt zu besteben gehabt hat, jedesmal um die Hälfte zurückgegangen ist, findet ihre volle Begründung, wenn man auf die perfönliche Leitung und auf die praktischen Ziele dieser Partei einen orientirenden Blick wirft. . ..

Ihre Erklärung findet die erstere Thatsache allein darin, daß es der freisinnigen Partei völlig an Persönlichkeiten gebricht, welche große politische Fragen unter großen Gesichtspunkten zu betrachten verstehen. . ..

Es kann nicht Wunder nehmen, daß selbst unter den Anhängern der freisinnigen Partei allmählich sich ein gewisses Mißtrauen in die Fähigkeiten dieser ihrer Vorkämpfer für die bedrohten Freiheiten des Volkes geltend macht. . . Wenn ein Blatt von einer Neubelebung durch früche, lebenskräftige Elemente spricht und durch einen Personen⸗

wechsel innerhalb der Fraktion eine Wiedererstarkung der Freisinnigen für die Zukunft erhofft, so halten wir diese Hoffnung deshalb für eine vergebliche, weil nach unserer Ueberzeugung sowohl die Grund⸗

sätze wie die vraktischen Ziele der freisinnigen Partei veraltet sind und deshalb Lebensfähigkeit nicht in sich tragen.

Zur „Reform des Handwerks“ „Berliner Zeitungs-Correspondenz“:

Jeder, und dor allen Dingen der Handwerker, muß sich daruber klar fein, was unter einer Reform denn eigentlich zu erstreben ist, was zu erreichen ist. In keinem Falle ist es angänglich, das Hand⸗ werk in einen Gegensaß zu der Großindustrie bringen zu wollen, ihm zu einer Macht, zu einer Einrichtung zu verhelfen, die es verlocken könnte, die Ausbreitung der Industrie verhindern zu wollen. Daoor muß schon die geschichtliche Entwickelung warnen. Die Innungen waren zur Zeit, in welcher die Entwickelung jener Gewerbe⸗ thätigkeit begann, die man mit dem Namen Industrie be⸗ zeichnet, mit Privilegien ausgestattet, die ihnen heute nicht mehr in dem Umfange gegeben werden können, und sie haben doch nicht vermocht, sich felbst vor Rückgang zu schützen. Daraus geht hervor, daß nicht die Fülle der Privilegien von Werth ist, sondern ihre Art und An— wendung. Damit fällt auch die Forderung der Zwangsinnungen. Es könnten dadurch wohl für kurze Zeit große Innungen gebildet werden, die aber nicht lebensfähig sein würden. Der Eintritt in die Innung darf nicht als eine schwere Pflicht betrachtet werden, sondern die Innungen müssen so gestaltet werden, daß ihre Mitgliedschaft ein srstrebenswerthes Ziel ist, ein Ziel, welches indeß nicht durch den ein⸗ fachen Entschluß, einzutreten, erreicht werden kann, sondern in Zukurft wenigstens von dem Grad des gewerblichen Könnens abhängig sein wird.

Ueber „Unsere Wirthschaftspolitik“ sagt die, Deut sch e volkswirthschaftliche Correspondenz -“:

Wir haben betont, daß unsere manchesterlichen Oppositions— männer vergeblich darauf hinweisen, es werde eine Zeit kommen, in welcher wir nicht mehr nöthig haben, unserer nationalen Arbeit Schutz angedeihen zu lassen, da sie eben vergessen hätten, daß, wenn seit dem Jahre 1879 dieser nationale Schutz nicht eingetreten wäre, wenn wir nicht energisch mit der Lehre Cobden's und seiner Anhänger gebrochen, nicht das verachtete Protektionssystem aufgerichtet hätten, wir keine Berechtigung besäßen, freudig in die Zukunft zu sehen. Der soeben ver⸗ Fffentlichte Handelsbericht Großbritanniens liefert uns den angenehmen Beweis, daß wir mit unseren Behauptungen vollkommen auf dem rechten Wege uns befinden. Die Konsularberichte melden. daß unsichtbar aber fühlbar deulfche Diplomaten und Konfuln im Dienste des deutschen Handels arbesten, daß die Hand des Reichskanzlers oft im Osten ein⸗ griff, und daß das Deutsche Reich hinter dem deutschen Handel stände. Mit klaren Worten wird den Engländern nahe gelegt, daß das junge Deutschland dem älteren England auf den mannigfachsten Gebieten des Handels und der Industrie den Rang abläuft, ein Zeichen der treibenden Kräfte und Säfte, welche das Wachsthum des Reichs nach außen entsendet. Ueberall. finde sich im Auslande der Engländer dem allgegenwärtigen Deutschen gegenüber, in Rußland, in Marokko, in Japan, in Tunis. Schon hält man es in Großbritannien für nothwendig, Sonderkonsularberichte einzuführen, um den anderen Nationen, vornehmlich den Deutschen, das Geheimniß ihrer Erfolge abzulauschen. Auf. die in den Konsular⸗ berichten angegebenen einzelnen Gründe, welche für diese Erscheinungen angeführt werden, können wir gegenwärtig hier nicht näher eingehen. Es genügt uns vollkommen, konstatirt zu haben, daß wir mit der energischen Vertretung unserer praktischen Wirthschaftspolitik dem deutschen Handel und der dentschen Industrie die besten Dienste ge— leistet haben, und wir wollen nur die Erklärung hinzufügen, daß wir, ohne uns an doktrinäre Schrullen zu kehren, auch in Zukunft stets der praktischen Handhabung unserer Interessen das Wort sprechen werden.

äußert die

Statiftische Nachrichten.

Von den „Mittheilungen der Großherzoglich Hes⸗ sischen Centralstelle für die Landesstatistik“ ist ein Doppelheft erschienen: Nr 318 und 379 vom Februar 1887. Dasselbe bringt u. a. eine Uebersicht der Studirenden auf der Landes⸗ Universität Gießen im Wintersemester 1886 87. Wir entnehmen demselben in Bezug auf die Studienfächer, daß im Ganzen gI4 Studirende der evangelischen Fakultät angehörten, wovon 89 Hessen, 5 Nichthessen. Neu immatrikulirt waren davon 123. Von Den 63 Rechtswissenschaft Studirenden waren 54 Hessen, 8 Nichthessen, neu immatrikulirt 193. Medizin studirten 69 Hessen und 26 Nicht hessen, zusammen 94, wovon 22 neu immatrikulirt waren. Tbier⸗ heilkunde studirten 6 Hessen und 20 Nichthessen, zusammen 26, von denen 5 neu immatrikulirt waren. Zahnheilkunde studirten 4, wovon 2 Richthessen und 1 neu immatrikulirt war, In. der Kameralwissen ˖ schaft waren 20 Hessen inseribirt, wovon 3 neu immatrikulirt waren. Der Forstwissenschaft gehörten 43 an, und zwar 37 Hessen und g Nicht. hessen, 4 davon waren neu immatrikulirt. Mathematik studirten 22 Fin davon war J neu immatrikulirt. Klassische Philologie wurde von 31 Hessen und 3 Nichthessen studirt, dadbon waren neu immatri⸗ kulirt. Der neueren Philologie gehörten 21 an, und zwar 19 Hessen, 2 Nichthessen; 1 davon war neu immatrikulirt. Philosophie und Naturwissenschaften wurden von 19 Hessen betrieben, von denen 1 neu immatrikulirt war. Geschichte wurde von 3 studirt, wovon 2 Hessen waren, alle 3 waren neu immatrikulirt. Pharmacie wurde von 16 studirt, wovon 6 Hessen, 10 Nichthessen waren, 10 waren neu immatri⸗ kulirt. Chemie Studirende gab es 28, davon waren 20 essen, 8 Nichthessen; 10 davon waren neu immatrikulirt. Die Gesammt—

jumme der Studirenden betrag 455, daron waren 335 Hessen und Neu immatrikulirt daron waren 92. Unter den neu mit Real⸗ Reife Veterinãre ꝛc. 14,

Ueber die ußland auf dem Gebiet der Trockenlegung v zu verzeichnen bat, entnebmen Petermann? Mittheilungen! dem Journal de St. Pẽetersbourg. sclgende Ziffern: Nach dem Bericht des russischen Forst⸗Devpartements sind in den Jabren 1883 und 1884 im östlichen Theil von Polessien jwischen Drjerr, Priret und Beresina ca. 140 000 Deßrjatinen

15360 Em), und im westlichen Theil, zwischen Prixet, Slutsch, den Seen Schid und Domanowitsch sow 00 000 Deỹ j. (1100 4kERm) S1 Kultivirung erschlosien worden. Se en n

ie im Becken der Ossipowka ca. umpf trocken gelegt und der it dem Jahre 1874, wo die Ent⸗ also innerhalb eines Zeitraums von 3828 Werst (2025 km) Kanälen im Hanzen 1520 060 Des (1s O0 4E) Land entsumpft worden, und jwar wurden 210 060 Der. (230. km) in Wiesen, 42 00) Deß . (500 um) in Ackerland verwandelt und 319 090 Deßj. (3400 q4kRm) sumpfigen Waldlandes trocken gelegt. Der Kostengufwand für diese Entfumpfungsarbeiten betrug 13750090 Rbl. Im Gouvernement Riäsan wurden 3565 Werst (120 km Kanäle gebaut, im Gouverne— ment Moskau die Kanalisatien der Dubna beendet und in den nörd⸗ lichen Gouvernements die Boden-Untersuchungen und Nivellements fortgesetzt.

. 211 J

wässerungsarbeiten begonren ba 10 Jahren, sind durch Anlage v 1

Kunst, Wifsenschaft und Literatur.

Unser Kaiser. Ein Lebensbild des Kaisers Wil elm. Von Franz Otto. Berlin und Leipzig, Verlag von Otto Spamer (Preis 60 ; größere Ausgabe, gebunden 150 6), Der im Rovember vorigen Jahres zu Leipzig verstorbene Buchhändler Otto Spamer bat sich bekanntlich um die Herstellung einer gefunden Volks, und Jugend⸗Literatur ein bleibendes Verdienst erworben. Vielleicht weniger bekannt dürfte es sein, daß die unter dem Pseudonvm Fran; Stto erschienenen Schriften von Spamer selbst verfaßt sind. Zu den Büchern der letzteren Art gehört auch die Volksschrift Unser Raiser“. In Tausenden von Exemplaren verbreitet, ist sie für den do jährigen Geburtstag unseres Kaisers von Neuem auf den Bücher⸗ tisch gebracht worden und in zwei Ausgaben, einer großen und einer kleinen, käuflich. Sie verdient als eine von warmer Verehrung für den erhabenen Herrfcher eingegebene und mit Geschick und Anpassung an den schlichten Verstand abgefaßte Schilderung Seines vielbewegten Lebenslaufes AUufmerksamkeit. Unter den für das Volk geschrichenen Bedenkbüchern Über unferen Kaiser nimmt sie einen der besten Plätze ein. Das Büchlein ist mit einem Porträt des Kaisers und vielen hübschen Textbildern ausgestattet.

Als Ergänzungsheft Nr. 85 zu „Dr. A. Peter⸗ mann's Mittheilungen aus Justus Perthes' Geographischer Änstalt“ (Gotha, Justus Perthes) erschien sokben: „Aus den Da⸗ gestanischen Höchalpen, vom Schah-Dagh zum Dultvund Bogos', Reisen, ausgeführt im Sommer 1885 von Dr, Gu sta v Radde, Direktor des Kaukasischen Museums und der öffentlichen Viblietkek in Tiflis, korrespondirendem Mitgliede der Kaiserlichken Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg (mit zwei Karten und einer Tafel inst Ansickten. Preis 4350 461. Hr. Radde erfreute Jsich bei sesnen wisfenfchaftlichen Expeditionen der Förderung des Fürsten Dondukow-Korsakow und eines vom Ministerium der Volksaufklärung erwirkten Kredits. Es lag anfänglich in seinem Plan, sich, nach der verhältnißmäßig kurzen Frühlingszeit in den Tieflandern, in die fasft unbekannten nordchorasanschen Gebirge zu begeben und womöglich über Mesched, am Südfuß des Allahdagh hinwandernd, Teheran zu erreichen, von wo sodann die bekannte Reiseroute über Rescht und Baku nach Tiflis erfolgen sollte. Er hoffte auf diesem Wege sowohl die für den Zoologen interessante Frage, über das Leben der Wild⸗ schafe als verschiedene andere über die Frühlingsflora dieser Gegenden zu lösen. Die hier vorliegende Beschreibung über die Reise in dem füdlichen Dagestan schließt sich zunächst an die im Jahr 1876 in den tuschinischen und chews'urischen Alpen ausgeführten Touren an, über die er in dem Werke „Die Chewssuren und ihr Land“ (Kassel, 1878) berichtet hat. Von der gesammten Kette des großen Kaukasus hatte er die Kammzone, westlich vom Elbrus begonnen, gegen Osten im Suanifchen Hochgebirge bis zum Mamisson⸗Paß schon 1864 kennen gelernt. Die kurze Distanz vom Mamisson bis zur Westseite des Kasbek (offetische Hochalpen) kannté er noch nicht aus eigener An— schauung. Dagegen sind ihm der Südfuß des Kasbek und seine Ost— front und von da über den hohen Tebulos bis zum Diklos gut be⸗ kannt geworden. Mit dem Anschluß der Dagestanischen Hochalpen an letzteren gegen Westen und bis zum Schah-Dagh inklusive gegen Osten wird also die Kenntniß der eisführenden Gebirge in und am Großen Kaukasus sehr wesentlich vervollstandigt. Es kam ihm, wie Dr. Radde sagt, vor Allem darauf an, die äußersten Verbreitungsgrenzen in der Vertikalen für höher organisirte Wesen, gleichgültig ob Pflanze oder Thier, zu ermitteln, soweit der hochalpine, phanerogame Pflanzenwuchs nachweisbar ist, und sei es auch nur in den allerletzten Spuren. Seine Schilderung ist vielfach sehr fesselnd. Nicht nur die wissenschaftlichen Ergebnisse in Bezug auf Fauna, Flora und Mineralien der durchreisten Gegenden hat er gesammelt, sondern auch die ethnologischen und kulturellen Verhältnisse der dic selhen bewohnenden Volksstämme sorgfältig untersucht und in interessanter Darstellung niedergeschrieben. Da das Dagestanische Gebirge bis jetzt noch fast gan; unbekannt und von keinem Bergsteiger berührt worden ist, fordert er selbst die Alpenklubisten zum Besuch desselben auf. Seine Beschreibung wird ihnen vortrefflich als Wegweiser dienen können. Die Schilderung ist mit zwei Karten (Uebersicht der Reiseroute und Spezialkarte des Schah-Dagh) aus⸗ gestattet, denen noch eine ganze Anzahl von Ansichten der Hauptgruppen des Gebirgsstocks hinzutreten. Mit diesem Heft kommt übrigens der Ergänzungsband VIII (1886-1887) vollständig zum Abschluß. Derselbe umfaßt folgende Hefte: Nr. 31) Franz Bar— berger, ‚Geographischgeologische Studien aus dem Böhmerwalde“, Nr 82) Robert von Schlagintweit, „Die Pacifischen Eisenbahnen in Nordamerika„. Nr. 83) Br. Gustav Berndt, . Der Alpenföhn in feinem Einfluß auf Natur und Menschenleben“, Nr. 84) Alexander Supan, „Archiv für Wirthschaftsgeographie, J. Nord ⸗Amerika, 1880-1885.

Seit Anfang dieses Jahres erscheint hier eine neue Zeitschrift unter dem Titel Ber Weltmarkt“ (Herausgeber und Verleger: Meyer u. Bilitz, Redacteur: Jos. Mexers, welche, wie der Name schon erkennen läßt, eine internationale Zeitschrift für Industrie und zandel fein soll. Die neue Zeitschrift will ein wabrbeitsgetreues Bild der jeweiligen Gesammtlage des internationalen Ver ehrs in um— fassender Weise geben, so daß der Industrielle nicht mehr wie seither aus zahlreichen Fachblättern seine Informationen usammenzutraßen bat, sondern in dem . Weltmarkt“ über Handel und Industrie in allen Zweigen und über den Stand derselben bei allen Nationen unterrichtet wird. Die uns vorliegende erste Rummer läßt das Bestreben der Redaktion, möglichst vielseitig zu sein, deutlich erkennen und die Dan stellungsweise der einzelnen Artikel ist klar und für den kaufmännisch Gebildeten überall leicht verständlich. Die Nummer wird eingeleitet durch einen längeren Attikel über die Frage: „Haben In- dustrie und Handel den Krieg zu fürchten?“ Dann folgen einige unterrichtende Bemerkungen über die internationale Uebereinkunft der Eisenbahnen und eine Correspenden; aus Tunis, welche ein Bild von der gegenwärtigen Lage des tunesischen Handels giebt; weiter finden wir die Beschreibung und Entwickelungs: geschichte einer Anzahl großer industrieller Etablissements, mit erläuternder Abbildung; hieran schließen sich zahlreiche kleine wissens werthe Notizen unter der Gesammtüberschrift Neues aus dem Gebiete der Industrien, dann andere, welche neue industrielle Etablissements, die Bank. und Aktien⸗Geselischaften, Zahlungseinstellungen, Konven= tionen und andere Handelsinteressen betreffen. Die Marktberichte um⸗ faffen den Robprodukten. und Fabrilatmarkt und werden durch den „‚Absatz Nachweis von verschiedenen Waaren“ angemessen ergänzt. Zur rr rer fene des weiteren Inhalts theilen wir noch folgende