weite Unterbringung des Hauses Ibgeordneten r eitens. der Königlichen 86 noch h. 2 23 f De
Der Minister der öffentlichen Arbeiten. ü. Im ,
avbach. . von Za st row. Der Finanz ˖ Minister. In Vertretung: Meinecke. An den Präsidenten des Hauses der Abgeordneten, Wirk- lichen Geheimen Rath Hrn. von Köller, Excellenz.
Als erster Gegenstand stand auf der Tagesordnung die dritte Berathung der Gesetzentwürfe, betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum Staats haus⸗ halts Etat für das Jahr vom 1. April 1887/86, und betreffend die Ergänzung der Einnahmen in diesem Nachtrags⸗Etat.
In der Generaldiskussion bemerkte der Abg. Knauer, die bedenkliche Höhe der Matrikularbeiträge lasse es nothwendig erscheinen, daß das Reich endlich einmal für seine Bedürfnisse selbst sorge; er hoffe, daß die Branntwein⸗ und Zuckersteuer das Defizit im Reich und in den Einzelstaaten decken würden; die Zuckersteuer dürfe allerdings nur mit großer Vorsicht reformirt werden; die Reform, welche die Enquete anrathe, würde die ganze Zuckerindustrie zu Grunde richten; auch een die neue Branntweinsteuer habe er im Interesse der
rennereien Bedenken.
Der Abg. Rickert erwiderte, daß ihm das letztere um so verwunderlicher erscheine, als durch die Branntweinvorlage den Brennern ein geradezu ungeheuerliches Geschenk gemacht werde.
Der Abg. von Tiedemann (Bomst) war der Meinung, daß mit der Branntweinvorlage den Brennern nicht ein Geschenk gemacht, sondern ein großes Opfer auferlegt werde.
Der Abg. Rickert wies dem gegenüber darauf hin, daß die Vorlage nach den Motiven den Zweck verfolge, den Preis . höher zu bringen und auf dieser Höhe zu
en.
Der Abg. von Tiedemann (Bomst) hielt dies nur für eine Entschädigung für die großen Nachtheile, welche die Ausführung des Entwurfs für die Brenner mit sich bringe,
Die Generaldiskussion wurde hierauf geschlossen, und der Nachtrags⸗Etat sodann im Einzelnen und schließlich im Ganzen ohne Debatte endgültig genehmigt.
Es folgte die zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Theilung von Kreisen in den Pro— th . len ö n , ̃
unächst wurden die in der Provinz Posen beabsichtigten Kreistheilungen diskutirt. ö. . 3
ur Theilung des Kreises Adelnau in die Kreise Adelnau und Ostrowo bemerkte der Abg. Dr. von Jazdzewsli, daß nicht die Ueberbürdung der Landräthe und die Nothwendigkeit ihrer Entlastung für die Theilung maßgebend zu sein schienen, son— dern die Absicht, das Polenthum 3 bekämpfen zu können; vor der Anwendung eines solchen Kampfmittels müsse er auf das Entschiedenste warnen,
Der Abg. von Tiedemann (Lahischin) entgegnete, allerdings sei die Vorlage ein Glied in der Kette der Maßregeln zur Germanisirung der polnischen Landestheile, aber ais ohne dieses Moment würde die Theilung zahlrei
Kreise in diesen Landestheilen unumgänglich sein. ie
Landräthe in der Provinz Posen seien weit mehr als in irgend einer anderen Provinz mit Geschäften überhäuft. Von
den geordneten, musterhaften Zuständen der öffentlichen Ver⸗
hältnisse in den Kreisen der übrigen Provinzen sei in der Provinz Posen recht wenig vorhanden; die kleinen Städte ver⸗ dienten hier kaum den Namen von Gemeindewesen. Deshalb seien die Landräthe genöthigt, in alle Verwaltungsangelegenheiten immerfort ,, ., und dies mache namentlich wieder häufige Reisen desselben J,, Dazu kämen die großen sozial⸗ n. Aufgaben; die Aufgabe, welche die vorjährige An⸗ iedlungsgesetzgebung den Behörden auferlegt habe; die stets wachsenden Aufgaben auf dem Gebiete der Schule. Von einer Degradirung, einer Mediatisirung der Landräthe durch Ver— kleinerung ihrer Kreise könne nicht im Mindesten die Rede sein; daß einzelne Landräthe ungern einer Theilung ihrer Kreise entgegensähen, sei allerdings begreiflich.
.Der Abg. Czwalina führte aus, daß die öffentlichen Zu⸗ stände in Posen so schlimm nicht lägen, wie sie der Vorredner geschildert, wenn man auch zugeben müsse, daß die Unterschiede in der Kultur stärker würden, je weiter man von Westen nach Osten gehe, Gewiß seien die posenschen Landrathsämter die am schwierigsten zu verwaltenden in der ganzen Monarchie; aber andererseits werde die Verwaltung wieder erleichtert durch die Distriktskommissarien, welche viel schneller funk⸗ tionirten als in anderen Provinzen die Selbstverwaltungs— organe, da sie nur Verwaltungsbeamte und direkte Unter—⸗ gebene des Landraths seien; ferner dadurch, daß Posen verhältnißmäßig mehr Städte habe, als andere Pro⸗ vinzen; endlich erleichtere auch die, große Zahl der Gutsbezirke die Verwaltung wesentlich. Bisher hätten die Landräthe die Lasten ihres schweren unifangreichen Amtes ohne Klagen getragen; die neuen Kolonisations— aufgaben könnten aber am zwedmãßigsten durch Verstärkung der Hülfskräfte erfüllt werden; erst wenn dieses Mittel sich nicht bewähren sollte, würde zur Theilung der Kreise ge⸗ schritten werden müssen. Auch der Kostenpunkt sei zu beruͤck⸗ sichtigen. Soweit eine Theilung im nationalen Interesse nachgewiesen werde, werde sie zu bewilligen sein; es müsse ö. stets Gewinn und Opfer auf das Genaueste abgewogen
erden.
Bei Schluß des Blattes ergriff der Vize⸗-Präsident des , nn, ,n Minister des ne. 2 Puttkamer, as Wort.
— Durch Allerhöchste Ordre vom 15. April d. J. ist d Stadtgemeinde Wiesbaden auf Grund der 1 . er e de. . 11. 383 . , g.. S. 221) das
cht verliehen worden, behufs Ausführung der für die Stadt Wiesbaden projektirten Kanalisation (n, 3 der 736 t⸗ eignung; e . folgende in der Gemeinde Wiesbaden belegene Grund⸗
a. des Mühlenbesitzer Adam Volz Nr. 1898, 1897 1491, 1965, jh] und 1H des Lggerhuches, Rr. S4, Hs, an. oh96, 65697 und 9698 des Stkodbuches,
der Wittwe und der Erben des Feldgerichtsschöffen
Jonas Schmidt Nr. 1899 des Lagerbuches, Nr. 5976 des
, n e. des i Georg David Schmidt Nr. 1900 des Lagerbuches, Nr. des Stockbuches, 6 ;
2d. des Mühlenbefitzers Heinrich Werner Nr. 1916 des
Lagerbuches, Nr. 10027 des Stockbuches der Gemeinde Wies⸗
iu ben und ?) die 5 er Adam Voltz und ich Werner bezüglich ihres Rechts . n mn, . 2 an elegenen
ihren in der Gemarkung Wiesbaden Mühlen, der ren e Kupfermühle, mit einer dauernden Beschränkung elasten.
Durch Allerhöchste Ordre vom 20. April d. J. it das seiner Zeit dem Kunzendorf⸗Hausdorf⸗Stein⸗Kunzendorfer 8 Aktien Verein verliehene Recht, auf der Chaussee von, Kunzendorf im Kreise Neurode über Hausdorf nach Stein⸗Kpunzendorf im Kreise Reichenbach Chausseegeld nach den Bestimmungen des Chausseegeld⸗Tarifs vom 29 Fe⸗ bruar 1840 einschließlich der in demselben enthaltenen Be⸗ stimmungen über die Befreiungen sowie der sonstigen, die . betreffenden ern , Vorschriften zu erheben, auf die Kreise Neurgde und Reichenbach je für die innerhalb ihrer Grenzen belegene Strecke gegen Uebernahme der gang gsi en Unterhaltung dieser Straßenstrecke — vorbehaltlich der Abänderung der lin * fhẽ voraufgeführten Bestimmungen — übertragen worden.
— In Bezug auf §. 193 des Strafgesetzbuchs, wonach an fich herabwürdigende Acußerungen in Bezug auf eine Person ur Wahrnehmung berechtigter Interessen in der
egel straffrei sind, hat das Reichsgericht, IV. Straf— senat, durch Urtheil vom 18. Februar d. J, ausgesprochen, daß für die Annahme der Wahrnehmung berechtigter Inter— essen der gute Glauben des Thäters genügt, auch wenn er dabei leichtfertig und ohne positive Ueberzeugung von der that— sächlichen Begründbarkeit seiner Aeußerung gehandelt hat.
— Der Kaiserliche Botschafter am Königlich groß— britannischen Hofe, Graf von Hatzfeldt 5 ist vom Urlauh nach London zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Botschaft wieder übernommen.
— Der General⸗Liecutenant von Seeckt, Commandeur y. 19. Division, hat Berlin nach beendigtem Urlaub wieder verlassen.
— Der Dampfer „Salier“ ist mit dem Ablösungs— kommando für S. M. Kreuzer „Albatroß“ am 6. Mai er. in Suez eingetroffen und beabsichtigt, am 9. dess. M. wieder in See zu gehen.
Banern. Ueber die Run dreise des Prinz⸗Regenten melden Telegramme der M. „Allg. Ztg.“ weiter:
Hof, 5. Mai. Der Aufenthalt des Prinz⸗Regenten in Hof vollzog sich unter begeisterten Kundgebungen der Bevöl⸗ kerung. Tausende von Fremden sind zu den Sofer Festlichkeiten eingetroffen. Nach dem Einzug defilirte ein 000 . starkes Spalier, das Feuerwehrcorys, die Vereine und die Schuljugend vor dem Absteigequartier des Regenten. Abends fand ein von der Stadtgemeinde gegebenes Festeoncert, sodann bei brillanter Illumination eine Serenade von zehn Gesangvereinen statt, welche eine gesangliche Musterleistung war. Der Regent wurde bei seinem Erscheinen mit nicht enden wollendem Jubel be⸗
Hof, 6. Mi. Trotz eingetretenen Regenwetters waren schon in früher Morgenstunde 9 . f Stadtbevölkerung und Tausende von auswärtigen Befuchern in den Straßen, um bei der Abreise Sr. Königlichen Hoheit des Prinz— Regenten zugegen zu sein, welche dem Programm gemäß er— Bi. Noch kurz zuvor hatte der Prinz-⸗Regent an den
ürgermeister Mann folgendes Handschreiben gerichtet: „Ich spreche von Herzen Meinen lebhaftesten Dank der Einwohnerschaft und den Vereinen von Nah und Fern aus, deren Zusammenwirken den gestrigen Tag für Mich zu einem außerordentlich . hat. Die gidi ic aus innerster Empfindung der Bevölkerung entsprungenen Kundgebungen wahrhaft patriotischer Gesinnung werden Mir stets ein Gegen— stand besonders freudiger Erinnerung sein. Meine wärmsten n g begleiten diese wohlaufblühende Stadt in alle
unft.“
„Amberg, 6. Mai. Bei der unter enthufiastischen Hoch⸗ rufen eines zahllosen Publikums 7 Uhr 30 Minuten früh er— folgten Abreise Sr. Königlichen Hoheit des Prinz-⸗Regenten regnete es ziemlich stark; auch bei der Durchfahrt durch Wiesau hielt der Regen an; trotzdem begrüßte die Volksmenge den Allerhöchsten Gast mit lautem Jubel. Der Regierungs⸗-Präsident von Oberfranken, C. A. von Burchtorff, verabschiedet? sich in Hohenbrunn, der Regierungs⸗ Präsident der Oberpfalz, M. von Pracher, empfing den Prinz⸗Regenten in Weiden und schloß sich Allerhöchstdessen Gefolge an. Hier in Amberg harrten die Spitzen ch hörden, sowie eine Ehrencompagnie am Bahnhöfe des Hof⸗— zuges; bei dessen Ankunft hielt Bürgermeister König die Er— ebenheitsansprache. Unter Begleitung einer Alem fun, der hevaunlegers hielt sodann der Prinz⸗Regent seinen Einzug in die festlich geschmückte Stadt unter unendlichem Volksjubel leider bei leichtem Regen. .
FSefsen. Darmstadt, 6. Mai. (Köln. Ztg.) Die Zweite Kamm er nahm heute den Antrag auf r Giite! der Feuerbestattung gegen acht Stimmen an. Die Regierung ist dagegen.
Elsaß⸗Lothringen. Metz, 6. Mai. (W. T. B.) De neu ernannte Unter-⸗Staatssekretär des 1 ck zt, q heute Mittag von Straßburg hier eingetroffen.
2
De sterreich⸗ Ungarn. Wien, 5. Mai. (Wien. Abdp.) eute waren beide Häuser des Reichs raths versammelt. as Herrenhaus erledigte ohne Debaite den Gesetzentwurf,
betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter, während das Ab geordneten haus die Spezialdebatte über den Etat des Ministeriums des Innern fortsetzte.
Pest, 5. Mai. (Pr.) Der Antrag der Quoten— Deputation hat solgenden Wortlaut:
Nachdem die reichsräthliche Deputation den von Seite der ungarischen Deputation ausgesprochenen Wunsch nach Beseitigung des im SM. 1. 1872 6ssterreichisches Gesetz vom 8. Juni 1871, R- G. Bl. 49) festgestellten 2prozentigen Präcipuums und Berechnung einer einheitlichen Quote für die gesammten Länder der ungarischen Krone nicht nur vom staatsrechtlichen Standpunkte als be⸗ rechtigt anerkannte, sondern auch zu dessen Realifirung die Dand zu bieten bereit war, vorausgesetzt, daß eine in Gefetzesform
ekleidete Garantie dafür geboten werden kömte, daß in olge einer solchen Beseitigung des Präcipuumz den im Reichsrath vertretenen Königreichen und Ländern nicht nur innerhalb der nächften zehn Jahre, sondern überhaupt ein materieller Nachtheil gegenüber dem status quo nicht erwachsen werde, eine solche fur beide Theile
mehr als bas, nämlich eine i, , welche eine Neber
S im vosien Finilange stehende Garantie jedo ift üheng von bei Seiten nicht 362 66 * nachdem ferner für die Berechnung der Quote pränise e liche Normen nicht existiren und auch beide Deputationen ace eine feste Basis für die Berechnung der Quote nicht einigen iber 3 . 1 die n. 164. e, . ãußersten ö . r vorhergesehenen, jedoch vom konstitutionellen nicht wünschenswerthen Mittels zu vermeiden, sich bald an nnn
61 mbare und e, zugleich aber auch mit dem Ausalei a
von lien spehlellen Berechnungen abfuseben nud if uni,
gemeiner Inbetrachtnahme der für die Jahre 1876 bis iar 1
vorliegenden Daten, ohne Präjudiz für die Zukunft, die Ar erhaltung des gegenwartig zu Recht bestehende eie, Aufrecht zehn Jahre in Vorschlag zu bringen.“ n Zustundes auf weten
Schweiz. ürich, 6. Mai. (N. Zürch. Agitation zu 1 des Alk o J 6. 831 Maj zur Abstimmung kommt, regt sich mächtig. Versammlu . finden überall statt, namentlich in denjenigen Kanton eng Landesgegenden, in denen die Gegnerschaft sich am mein hervorgethan hat. Mitglieder der Bundes versammlung und andere bewährte Volksführer treten daselbst als entschie den Vertheidiger des Gesetzes auf. Verschiedene Kantons regierungen der Eidgenössische Verein, die Aargauische Hulturgesellschaft die Vertreter einzelner Kantone in der Bundes versamm— lung u. s. w. erlassen hesondere Aufrufe an das Volk, um demselhen die Annahme des Gesetzes dringend zu empfehl Bemerkenswerth war eine Versammlung, von Mitgliezen der Bundesversammlung am 28. April, über we Ständerath Dr. Birmann in einem Flugblatt Mü theilung macht und welche nochmals ihre Zustimmun zu dem Gesetze erklärt. Unterschrieben sind fast al Mitglieder der beiden Räthe. Diese fast einstimmige An— nahme des Gesetzes — sagt das Schriftstück — zeigt, daß di Vertreter des Schweizervolkes aus allen Theilen des Vater landes, aus allen politischen, religiösen und gesellschaftlichen Kreisen der y', zusammengewirkt haben bei einem Werk das der sittlichen Wohlfahrt der Mitbürger wie der Ordnun im kantonalen Staatshaushalte dienen soll.“ z;
Belgien. Brüssel, 6. Mai. (W. T. B) Die Repräsentantenkammer hat die Vorlage, betreffend die Eingangszölle auf Vieh und Fleisch, in erster Lesung angenommen. Danach beträgt der Zoll auf Fleisch von Ochsen 5 Cent, auf Fleisch von Kühen 3 Cent. pro Kilo— gramm, auf Hammel 21 Fr., auf Lämmer 1166 Fr. pt Stück und auf gedörrtes Fleisch 15 Cent. pro Kilogramm.
Großbritannien und Irland. London, 5. Mai (A. C.) Der Scha tzamtskanzler Goschen hielt . bei einem ihm zu Ehren veranstalteten Diner in Bow eine Rede, in welcher er mit Befriedigung auf den sichtlichen Fortschritt der liberal-unionistischen Partei hinwies und sagte die Anhänger Gladstone's pflegten sich stets der Sympathien der gesammten civilisirten Welt und insbesondere der Kolonien und der Vereinigten Stagten zu rühmen. Sicherlich habe die glänzende Feder irischer Journalisten die öffentliche Meinung in den Vereinigten Staaten stark beeinflußt; aber man müsse dennoch unterscheiden zwischen Prej⸗ stimmen und öffentlicher Minungt. Was aber die britische Kolonien angehe, so wüßten die gegenwärtig in London an wmesenden Vertreter derselben sehr wohl, daß es sich bei der Homerule⸗Frage nicht um eine englisch⸗irische, sondern um eine Reichsfrage handle. Selbst wenn das Ausland das Pro— gramm der konservativen Partei verdamme, so möchte er den noch seine Landsleute bitten, diesen Aeußerungen kein Ohr zu leihen, wie es ja Amerika auch stets in solchen Fälen zu thun pflege. Es sei von Wichtigkeit, festzustellen ob die nationalistische Partei anarchistischen Bestrebun gen nicht fern stehe. Die Regierung habe sich erboten einen Verleumdungsprozeß gegen die „Times“ an zustrengen, die irischen Abgeordneten hätten aber er widert, daß sie dem britischen Gesetz nicht irauen könnten Die Nationalisten hielten einen Ausschuß des Hause für ein geeigneteres Tribunal als ein ordentliches Gericht mit Richtern, Anwälten und Zeugenverhör. Erst hätten sie s über die Ungerechtigkeit des Unterhauses beklagt, dann wollte sie es zu Richtern einsetzen, das Land aber werde wissen, wa es von diesen Praktiken zu halten habe.
In Leeds wurde eine großartige Kundgebung fü die Politik der Regierung veranstaltet. Der Haupt redner, Lord Hartington, betonte, daß die irische . noch immer unter der Anklage stehe, mit Dynamitern Verkeh zu unterhalten. Die Irisch⸗Amerikaner machten auch kei Hehl daraus, daß sie Dynamit und Mord als Min— zur Emancipation ihrer Landsleute anwenden wollten Gladstone und, Lord. Rosebery hätten den liberale Unionisten kürzlich mitgetheilt, daß die Zeit der Nachsit vorübergehe. Er, der Redner, sehe nicht ein, dei Lord Rosebery jemals habe Nachsicht üben müssen. Die lib ralen Unionisten hätten um ihre Sitze im Parlament; kämpfen und fie verdankten sie sicherlich nicht der Nachsi der Liberalen. Die Unionisten betrachteten die jetzige Regierun nicht als eine Tory⸗Regierung, Es handle sich jetzt um höhen Fragen als Parteifragen, nämlich um die Erhaltung der Uni zwischen Großbritannien und Irland. Das Ministerium hab sich bei der Uebernahme der Regierung verpflichtet, alle Parte grundsätze der Erreichung des einen Zieles unterzuordnen und dazu wären auch die liberalen Unionisten bereit. Gla! sto ne habe darüber geklagt, daß die liberalen Unionisten nic in solchen Angelegenheiten, in welchen alle Liberalen übereir stimmten, mit seinen Anhängern zusammenhandelten. So lan⸗ die Letzteren mit den Parnelliten durch Dick und Dünn gingen sei an ein Zusammenwirken nicht zu denken. Gladstone s Von gehen in der letzten Zeit sei unerhört. Derselbe habe son— nicht angestanden, zu erklären, daß das jetzige Parlament ni die Wünsche und den Willen der Massen des Volkes vertrete sondern nur den der Klassen. Man sage, daß der Zweck? Verbrechen⸗Bill politischer Natur sei und es fich bei derselb gar nicht um Unterdrückung von Verbrechen, hand Vor wenigen Monaten noch habe Gladstone selbst einiger stimmungen der Acte entrathen können. Das irische Volt i . Selbstregierung noch nicht reif. Die dem Parlament vo iegende Verbrechen⸗Bill richte ihre Spitze nicht gegen Nationalliga als politischen Verein; die . sei vi
regierung Irlands erstrebe. britischen Reich sei Fin für zwei Regierungen oder für J,.
— 6. Mai. W. T. B.) In der heutigen Sitzung? Aberhauses erklärte der Egrl of Onslow: der heutig Bericht des „Stan dard“ über die Kolonialkonfere sei in einigen wichtigen Detailpunkten ungenau un unvollständig, sodaß er uͤber mehrere, die wichtigte
e betreffende Beschlüsse der Konferenz unrichti
er er , könne. Namentlich in dar , e TVorschlage der Regieru 1 betreffs der euen ebriden sei von der Kolonialkonferenz allgemein die Ge⸗ neigHtheit ausgesprochen worden, das Vorgehen der Regierung als befriedigend anzuerkennen. Die ierung habe die Lbsicht, dem Parlament baldmöglichst vollständige Be⸗ ncht? über die Konferenz vorzulegen. — Der Sekretär für Indien, Viscount Croß, theilte mit, daß nach dem nunmehr eingegangenen , des Vize⸗Königs Lord Dufferin in ber Rmgegend des Khyber-Passes keine Kämpfe mit den Auf stän dischen stattgehabt hätten; es scheine sich bei den fraglichen Gerüchten um ein Gefecht zwischen den Truppen des Emir und den Stämmen des Hopeck— landes zu handeln, das am 1. v. M. stattgefunden habe, und in welchem beide Theile sich den Sieg zuschrieben. Es liege durchaus kein Grund zu der Annahme vor, daß der Emir sich nicht werde behaupten können.
— J. Mai, fir (W. T. B.) Das Unterhaus hat den Antrag Gladstone's auf Ernennung eines Comitès des Hauses zur hie nn ng, der Anklage der „Times“, welche den Deputirten Dillon als Lügner be—
ichnete, mit 317 gegen 233 Stimmen abgelehnt und hierauf den Antrag der Re ierung angenommen, in welchem erklärt wird: der Artikel der, Times“ involvire keinen Bruch der Parlamentsprivilegien, und die Regierung sei bereit, die Angelegenheit durch eine Verläumdungs klage gegen die „Times“ vor Gericht zum Austrag zu bringen. — J Lauf der Debatte theilte Fowler mit: Parnell habe sich telegraphisch bereit erklärt, die Untersuchung auf seinen angeblichen Brief auszudehnen. — Der Schatzkanzler Goschen wies darauf hin, daß ein Comité des Unterhauses nicht das gehörige Tribunal sei, weil es aus Parteimännern bestehe. Die Regierung habe, den Ernst der Frage erkennend, angeregt, die Prüfung dieser hochwichtigen Frage vor den Ge— richten zu erleichtern.
Toronto (Canada), 4. Mai. (R. B.) Der General⸗ Gouverneur, Lord Lansdowne, welcher gestern Abend ier eintraf, wurde von den Einwohnern begeistert empfangen. lle Straßen waren voll von Menschen. Am Abend fand ein Feuerwerk und ein Fackelzug zu Ehren des General-Gouver— neurs statt. Man betrachtet diese Kundgebungen als Beweis der Sympathie der Bevölkerung mit Lord Lansdowne gegen— über der von William O'Brien geplanten Agitation. .
Kalkutta, 4. Mai. (R. B.) Der „Calcutta English⸗ man“ bestätigt die Nachricht von der den Truppen des Emir von den Shinwaris beigebrachten Nieder⸗ lage. Die Letzteren halten jetzt den Khyber-Paß und die umliegenden Hügel besetzt. Das Blatt sagt: die indischen pain gen hätten die Verluste der Insurgenten in den neu⸗ lichen Gefechten übertrieben, und die Angriffe der Ghilzais seien mehr oder weniger erfolgreich gewesen. Ca bul soll fast von Truppen entblößt sein.
Frankreich. Paris, 5. Mai. (Fr. C.)) In der gestrigen Sitzung des Budgetausschusses brachte der Finanz-Minist er Dauphin eine Reihe von Erspar⸗ nissen in Höhe von 13 000 C00 Fr. in Vorschlag.
Die Blätter bringen folgende Note: „Der Kriegs— Minister wird der Budgetkommission auseinander⸗ setzen, daß die von ihm an seinem Budget vorgeschlagenen Ersparnisse in der Höhe von 9 Millionen weder im Ganzen noch zum Theil das Resultat der Einstellung gewisser Kredite aus dem ordentlichen in das außerordentliche Budget, sondern mehrerer Reformen von Détails in der Verwaltung und ver— schiedenen Nebendienstzweigen sind. Die von dem Minister beantragten Herabsetzungen werden in keiner Weise die Effektiv⸗ bestände berühren. — Der Kriegs-Minister wird am Montag im Militär-Ausschuß erscheinen, um die Reihen⸗ folge der Berathung der einzelnen Theile der Armeevorlage u vereinbaren, die obenan auf der Tagesordnung der Kammer fehh Von mehreren Seiten beantragt man, noch vor dem Rekrutirungsgesetz die Vorlage über die Zuckersteuer zu berathen, da die Aenderung dieser Steuer von wesent— lichem Einfluß auf das Gleichgewicht des Budgets ist.
— 5. Mai. (Köln. Ztg. Der Budgetausschuß be— schloß auf Pelletan's Antrag, den Budgetentwurf für 18388 an die Regierung zurückzuverweisen, weil derselbe weder im wirthschaftlichen Punkte, noch in Hinsicht auf das Gleich—=
eee, den Charakter habe, den der Stand der Finanzen er— ordere.
— 6. Mai. (W. T. B.) Der „Temps“ will wissen, daß zwischen der französischen und der englischen Re⸗
ierung eine Verständigüng über die Frage der Auf— . der Frohnden in Egypten unmittelbar bevorstehe.
Italien. Rom, 3. Mai. (M. 233 Ztg.) Der Krieg s— Minsister hat der Kammer einen Gesetzentwurf, be⸗ treffend eine theilweise Abänderung der Heeres⸗ organisation, vorgelegt. Die Hauptpunkte der Vorlage sind folgende. Artillerie: Verdoppelung der Feld-⸗Artillerie⸗ Regimenter, deren Zahl also 24 betragen soll; Kriegsstärke der Regimenter: 8 Batterien zu 6 Geschützen; Vermehrung der reitenden Artillerie um 2 Batterien und Formirung derselben in ein Regiment; Vermehrung der Gebirgs⸗Artillerie um 1 Batterie und Formirung eines Gebirgs⸗Artillerie⸗ Regiments; Bildung von S neuen Festungs⸗ und Küsten⸗Artillerie⸗Compagnien; Genie⸗Eorps: Vermehrung um 12 Compagnien; Abänderung der Rangverhältnisse im Dffizier⸗Corps behufs Verbesserung des Avancements; Infanterie: Vermehrung der Offiziers cadres um 33 Oberstenstellen im Festungs- und Landwehrbezirksdienst, um 87 Majors- und 105 Hauptmannsstellen bei den Regi⸗ mentern und geringfügige Verminderung der Subaltern⸗ Offiziere; Kavallerie: Vermehrung um 2 Regimenter oder 135 Schwadronen und um T Brigade = Kommandos. Weitere , ,. betreffen die bisherigen, Waffen⸗
Comités“, welche in, Inspecteur⸗Aemter“ der einzelnen Waffen verwandelt werden follen, ferner die Infanterie⸗Normalschule, welche vergrößert und zu einer eigentlichen Central-Unteroffi⸗ ierschule für die gesammte Armee gemacht werden soll; die
ildung einer Central-Artillerie-⸗Schießschule und einer durch einen General zu leitenden Schule (in Caserta) für Offiʒiers⸗ Aspiranten aus der Klasse der Unteroffiziere. Im Sanitäts— corps, dem Intendantur⸗, Kommissariats⸗ und Thierarztwesen sollen gleichfalls Verbesserungen eingeführt werden. Andere Hen of e bezwecken die schnellere und leichtere Organisi⸗ rung der Landwehrtruppen in Kriegszeiten. Die Mehrforde⸗ rungen, welche die Vorlage 7 betragen 12 Millionen Lire, um die Ausstattung der Bekleidungskammern zu ver— dollständigen, und 2 00 060 Lire für Anschaffung von Pferden.
Sitzungen wieder aufgenommen hat, bewilligte keit für die Militärvorlage und überwies die Vorberat an eine einheitliche ,
— 6. Mai. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer erwiderte auf eine Anfrage des Deputirten Dezerbi bezüglich der Okkupation eines Ge— bietstheils an der afrikanischen Küste im Rothen Meer Seitens Spaniens der Minister⸗Präsident Depretis: er könne diese Anfrage, Dank den zwischen Spanien und Italien bestehenden herzlichen Beziehungen sofort beantworten. Es handele sich dabei nicht um ein fait accompli, sondern einfach nur um ein Projekt, auch stehe dasselbe nicht mit den Küsten des Rothen Meeres im Zusammenhange, sondern be⸗ ziehe sich auf ein Gebiet, das außerhalb der italienischen Aktionssphäre und der italienischen Kolonial⸗Interessen liege. Dezerbi erklärte fich durch die Antwort des Minister⸗Prä⸗ sidenten zufriedengestellt.
Amerika. New⸗York, 4. Mai. (A. C.) Eine Depesche aus Mexiko meldet, daß der Senat einstimmig die Vorlage genehmigt hat, welche die konstitutionelle Vorschrift aufhebt, wonach kein Präsident der Republik für einen zweiten Amtstermin wiedergewählt werden darf,
Die „New-Hork Times“ schreibt: „Es seien viele Anzeichen dafür vorhanden, daß die extremen irischen Nationalisten in den Vereinigten Staaten Vor⸗ kehrungen treffen, um in England während der Feier des Regierungs-Jubiläums der Königin eine neue Reihe von Dynamit-Ausschreitungen ins Werk zu setzen. Chicago, 5. Mai. (W. T. B. Prinz Friedrich Leopold von Preußen ist hier eingetroffen.
die Drin * ung
Zeitungs ftimmen.
Die „Berliner Politischen Nachrichten“ äußern über die Branntweinsteuer⸗Vorlage:
Wenn man den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Be— steuerung des Branntweins, unter dem Gesichtspunkte seiner Ein— wirkung auf die bei der Erzeugung und dem Vertriebe des Brannt⸗ weins belk lig len Erwerbzweige betrachtet, so ergiebt sich im Wesent⸗ lichen Folgendes: . . ; Von einer Kontingentirung der Brennereien oder irgend einer anderen Produktionsbeschränkung ist nicht die Rede, ebenso wenig von einer Bedorzugung der bestehenden Brennereien gegenüber den künftig zu errichtenden. Alle bezüglichen Behauptungen freisinniger Blätter entbehren der thatsächlichen Unterlage völlig. Der andernfalls dem Verderben preisgegebenen Spiritus industerie wird für die Beschränkung des einbeimischen Marktes und die Vermehrung der Schwierigkeiten der Ausfuhr, welche nothwendig ein weiteres Sinken der ohnehin völlig unrentablen Preise zur Folge haben müßte, ein Ausgleich dadurch geboten, daß der volle Steuersatz von G76 auf das Liter, nur von dem 45 1 auf den Kopf übersteigenden Suantum Spiritus erhoben wird, bis zu dieser Grenze aber ein um 260 3 geringecer Steuersatz i. greift. Diese Diffe renz giebt der Spiritusindustrie die Möglichkeit, für einen Theil ibres Erzeugnisses einen höheren Preis zu erreichen, als er ihr sonst zu Theil würde; das Maximum dieser Erhöhung würde 20 4 auf das Hektoliter sein, sicher aber weitaus nicht erreicht werden, weil, wie Fei den Schutzzöllen die Konkurrenz einen Theil der Wirkung aufheben und überdies mit dem bereits erwähnten Sinken des Welt⸗ marktpreifes zu rechnen sein würde. Immerhin würde der Spiritus indu⸗ ftrie eine wenn auch beschränkte, so doch mehr gesicherte Existenzbasis und damit ein ausreichender Ausgleich für die aus der Einführung einer im Vergleich zu dem Werthe des Produkts hohen Konsumsteuer gegeben werden. Für die landwirthschaflichen kleinen Brennereien treten helfend diejenigen Erleichterungen hinzu, welche ihnen bei der Maischraumfteuer nach dem Muster des bayerischen Gesetzes in Aus= sicht gestellt werden, während durch die Besteuerung der gewerbhlichen Brennereien, welche mehlige oder mehlige und nichtmehlige Stoffe zufammen verarbeiten, einer erdrückenden Konkurrenz der letzteren vorgebeugt wird. In der Steuerermäßigung, welche ein Theil der Produktion bei der Konfumsteuer und die kleineren landwirthschaft⸗ lichen Brennereien bei der Maischraumsteuer genießen, liegt ein Anreiz zu freiwilliger Produktionsbeschränkung im eigenen Interesse, dessen etwaige Wirkung für die Gesammtheit der Produzenten nur erwünscht fein kann, aber darauf beschränkt sich auch die Finwirkung des Ent⸗ wurfs auf den Umfang der Produktion. Die Bestimmung zu drei⸗ jähriger Revision der Gesammtmenge, von welcher der niedrigere Steuersatz entrichtet werden soll, und dieser Steuersatz selbst sichern deren Uebereinstimmung mit den thatsächlichen Voraussetzungen, ohne die Industrie der Gefahr auszusetzen, Mangels einer Verständigung der gesetzgebenden Faktoren vor ein Vacuum gestellt zu sein. ;
Der gleichen Fürforge erfreuen sich die mit der Weiterverarbeitung des Rohspiritus befaßten Gewerbe. Durch die Bestimmung, daß die für den Export arbeitenden inländischen Liqueurfabriken und der Roh⸗ spiritusanstalten den Branntwein während der Verarbeitung unter steuerlicher Kontrole behalten dürfen, ist Sicherheit gegeben, daß nur für das in den inländischen Verkehr übergehende Produkt die Koensum—⸗ abgabe erhoben wird, das Ausgeführte davon ganz frei bleibt und ebenso wenig von dem bei der Reinigung eintretenden Schwunde die Steuer zu entrichten ist. V .
Der Spiritushandel endlich wird durch die Bestimmung, daß die Steuer erst bei dem Uebergang in den freien Verkehr erhoben und sberdies durch die vorgefebene Stundung der Abgaben nach Möglich⸗ keit vor einer Störung feines Gewerbebetriebs und insbesondere vor der Rothwendigkeit erböhter Kapitalaufwendung und der daraus fol,
. Gefahr einer übermächtigen Konkurrenz des Großkapitals ewahrt.
So durchzieht den Entwurf als rother Faden der Gedanke einer so eingehenden Berückfichtigung der Interessen des heimischen Erwerbs⸗ lebens, als sie irgend mit dem finanziellen Zwecke der Vorlage ver—⸗ einbar ist.
— Der „Hamburgische Korrespondent“ sagt zu der nn . der landwirthschaftlichen Schutzzölle:
. .. In der That wird sich nicht mehr hestreiten lassen, daß die Lage der Landwirthschaft und des ländlichen Grundbesitzes, was zwar nicht ganz, aber bei dem Ueberwiegen der Selbstbewirthschaftung doch nahezu gleichbedeutend ist, namentlich in den östlichen Propinzen Preußens eine überaus unerfreuliche ist. Dies gilt in gleicher Weise don dem großen, wie von dem bäuerlichen Besitze, am meisten aber bezüglich derjenigen Gegenden und Wirthschaften, welche vorzugsweise auf Körnerbau angewiesen sind. Zwar ist auch der Preisstand von
ucker und Spiritus ein fortdauernd niedriger, aber derselbe macht ich augenblicklich weniger fühlbar, weil, die Kartoffel! und die Rübenernte quantitativ und gualitativ sehr gut war. Die Ausbeute der Zuckerfabriken und der technisch gut eingerichteten Brennereien hat alles bis daher Dagewesene überstiegen und eine Höhe erreicht, an welche bis vor Kurzem noch Niemand dachte. Dabei sind die Ürsachen diefer Erscheinung zum Theil dauernder Natur; sie be⸗ ruhen wenigstens theilweise auf den Fortschritten der Technit und des Rüben ⸗ und Kartoffelbgues.
Anders liegt die Sache bezüglich des Getreidebaues. Die Preise der Hauptgetreidearten sind seit 1835 trotz der Ie re fr ff des Weijen⸗ und Roggenzolles weiter gefallen, ohne daß durch Erhöhung des Ernte Ertrages oder Verminderung der Produktionskosten ein entsprechender Ausgleich eingetreten wäre. In dem Sinken des Zins fußes für Grundschulden, welches einen, wenn auch geringen Ausgleich
Die Kammer, welche nach kurzer Unterbrechung gestern ihre
— — —
bot, ist ein Stillstand eingetreten; der Börsencours der 38 Yo tra-
genden Pfandbriefe von etwa 97 9/0 bereitet für die zahlreich ein geleiteten Konverfionen 490 tragender Schuldbriefe sogar ernstliche Schwierigkeiten. . ; .
Waren 1855 die Verhältnisse eines Theiles des ländlichen Grund- besitzes fo wenig erfreuliche, daß Regierung und Reichevertretung sich zu dem schwerwiegenden Schritte einer Verdreifachung des Zolles für die Brodfrucht entschlossen, so sind sie inzwischen noch ung eich mih⸗ licher geworden, und es ist angesichts der völligen Erfolglosigkeit jener Zollmaßregeln nur zu natürlich, daß in den betreffenden Kreisen auf wicksamere Hülismaßregeln hingedrängt wird. Das geschieht um fo mehr, als in Folge des Herabgehens der russischen Valuta und der weiteren Verbesserung der russischen Verkehrsmittel ein ferneres erhebliches Sinken des raf namentlich des Roggens, nach der nächsten Ernte befürchtet wird. . ö
So erklärlich es aber ist, wenn die Interessenten auf erhöhten Zollschutz drangen, so wird es ihnen nach den wiederholten Er⸗ fahrungen der Jahre 1879 und 1885 doch zunächst obliegen, den Nach⸗ weis zu liefern, daß die Erhöhung der Getreidezölle ihnen den, ge⸗ wünschten Schutz wirklich gewährt und nicht abermals dazu beiträgt, den Weltmarktpreis weiter zu drücken und damit die beabsichtigte Wirkung auf den Inlandspreis wieder aufzuheben. . . . =
— Die „Berliner Börsen-Zeitung“ berichtet:
. .. Der Mäntelexport nach den Vereinigten Staaten in den ersten drei Monaten diefes Jahres weist eine Zunahme auf, er hat fich ven 141 652 Doll. Werth in der gleichen Periode des Vorjahres auf 171 4065 Doll. gehoben. In der Wollen. und Plüschwaaren⸗ branche sind englische Aufträge bisher in mäßigem Umfange ein⸗ gegangen; amerikanische Aufträge dagegen sind in den letzten Wochen in umfangreicherer Weise wie vordem ertheilt worden. Das Geschãft nach den Vereinigten Staaten im ersten Quartal dieses Jahres weist gegen die gleiche Periode des Vorjahres eine kecht erhebliche Zunahme auf. Es wurden Konfeltignsstoffe für 105 333 Doll. (i885 78 825 Doll), Plüsche und Astrachans für 144 908 Doll. (1886 82 502 Doll.) nach den Vereinigten Staaten gesandt. Diese beiden Positionen sind bei Weitem die größten des ganzen Berliner Exports, der für das erste Quartal dieses Jahres 1292 914 Doll. betrug, gegen 1138 952 Doll. in der gleichen Periode des Vorjahres. ... Ueber die Trikotwaaren Branche läßt sich zwar berichten, daß der Verkehr lebhafter geworden ist, im Allgemeinen aber fpricht man sich in dieser Branche nicht sehr befriedigt über den eschäftsgang aus. Das Exportgeschäft, hat gelitten, das beweist schon die Amerikanische Ausfuhr, sie ist im ersten Quartal dieses Jahres auf 121 235 Doll. gegen 195 232 Doll. im Vorjahr zurück⸗ gegangen. . ..
Landtags ⸗Angelegenheiten.
Die Mitglieder des Herrenhauses sind durch Rundschreiben eingeladen worden, sich zu den am 12. 8. M. wieder beginnenden Plenarsitzungen und dem demnächstigen Schluß beider Häuser des Landtages hier einzufinden.
Statistische Nachrichten.
Die deutsche überseeische Auswanderung über deutsche Häfen (einschließl. der indirekt über englische Häfen Beförderten), niederländische Häfen und Antwerpen betrug:
1886 1887 im Januar 1972 2655 Februar 2920 4694 6 Personen. März 7946 11671
— Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 24. April bis inkl. 30. April 1887 zur Anmeldung gekommen: Z368 Eheschließungen, 860 Lebendgeborene, 35 Todtgeborene, 571 Sterbefãälle.
London, 5. Mai. A. C.). Die britische und auslän⸗ dische Bibel ⸗Gesellschaft hielt gestern in Exeter Hall unter dem Borfitz des Earl von Harrowby ihre 83. Jahresversammlung ab. Während des letzten Jahres hat die Gesellschaft 3932 678 Bibeln und Testamente und seit ihrer Gründung 112 263 547 Exemplare der heiligen Schrift herausgegeben. England und Wales brauchen jähr⸗· lich 150 95, Frankreich 124 090, Rußland A460 009 und Spanien 56 O0 Exemplare. Die Einnahme der Bibelgesellschaft ist in den letzten Jahren um etwa 153 099 Pfd. St. geringer geworden.
London, 5. Mai. (A. C.) In den zehn Distrikten von Bengalen wurden im Fiskaljahr 1885/85 nicht weniger als 11 823 Personen durch wilde Thiere und giftige Schlangen getäödtet. Gs ist dies die höchste Ziffer in den letzten fünf Jahren. Wie ge= wöhnlich wurden 10 dieser Todesfälle durch Schlangen verursacht. Ferner wurden getödtet: 548 Personen durch Schakale, 221 durch Krokodile und Alligatoren, 22 durch Elephanten, 12 durch Büffel⸗ ochfen und 2 durch Bisamratten, deren Biß Starrkrampf erzeugt. An Belohnungen für die Vernichtung wilder Thiere und giftiger Schlangen wurden im Berichtsjahre 25 8384 Rupien gezahlt, gegen 42 374 Rupien im vorhergehenden Jahre.
Kunsft, Wissenschaft und Literatur.
Aus den Memoiren eines Lieutenants. Von Carl Hecker. Mit 100 Illustrationen von H. Albrecht. 2 Bogen. S. 3. Verlag von C. Krabbe in Stuttgart. — Der talentvolle Verfasser schildert mit scharfer Beobachtungoͤgabe selbsterlebte oder mitempfundene Freuden und Leiden auf „Kriegs⸗ und Liebespfaden ! — hauptsaͤchlich auf letzteren — theils lustig und harmlos, wie in „Ich grolle nicht“. „ Romeg und Julia in der Garnifon“ u. A., theils mit einem tiefen Ernst trotz des leichten Plaudertones, wie inMein Freund Nikolas. und „Der alte Major“, theils kunstvoll und spannend verarbeitet, wie im Fall von Granada“, immer aber amüsant und fesselnd, und immer und überall den einzelnen Studienkopf voll und ganz zum allgültigen Typus ge— staltend, daß jede Garnifonsstadt mit Freuden bekannte Gestalten be⸗
rüßen wird! Die Erzählungen sind in fließender Sprache ge— hen! die hie und da eingestreuten Gedichte zeugen auch von der , . Begabung des Verfassers, H. Albrecht hat die an—Q— fprechenden Erzählungen mit 109 hübschen Bildern geschmückt und mancher lustigen Situation köstlichen Ausdruck gegeben. Jedem . heiterer Lektüre, besonders aber den Standesgenossen des erfassers, wird das Buch reiche Unterhaltung ewähren. . w KWanderungen eines Naturforfchers im Malayi⸗ schen Archipel von 1878— 1833 von gh O. Forbes. Mitglied der Schottischen geographischen Gesellschaft. Autorisirte deutfche Ausgabe. Aut dem Englischen von Reinhold Teuscher, Dr. med. it sehr zahlreichen Abbildungen nach den Skizzen des Verfasffers, einer Farbendrucktafel und vier Karten. Jeng. Dermann Foftenoble. 1686. gr. 8. AlIi u. 204 S. — Da diese vorstehende Reisebeschreibung eine Menge neuer i nes g. ö über Land und Bewohner des bisher wenig bekannten Malavischen Archipels bringt, namentlich über die Pflanzen. und Thierwelt uns qufflärt, so ist die e rf , aus dem englischen. Original für die deutsche Leserwelt voll lindig gerechtfertigt. Mit feiner Beobachtungggabe hat der . die Ergebnisse hf Aufenthalts in dem merkwürdigen Lande auch durch zahlreiche bildliche Darstellungen anschaulich gemgcht. Dle Uebersetzung liest sich angenehm. Es n sich in dem über sichtlichen Anhang Erläuterungen über Sprache und Pflanzennamen.
Vorzugßweife lefens⸗ und beachtenswerth sind die verschiedenartigen Mittheilungen aus dem Kulturleben des Volkes.