Gewerbesteuer einen Einnahme⸗Ausfall ergebe; nach Ein⸗ ührung der neuen hehren werde sich die Sache anders
stellen. Bei Beurtheilung dieser Reichssteuern müsse man sich das Verhältniß der indirekten zu den direkten Steuern klar machen. Die Klassen⸗ und Einkommensteuerpflichtigen brächten zusammen 150 Millionen Mark direkter Steuern und einen Theil der sich für Preußen auf 279 Millionen Mark stellenden indirekten Steuern auf. Angesichts dessen könne man wohl nicht behaupten, daß die indirekten Steuern für die von direkten Steuern freien 8 Millionen Preußen, welche unter 900 6 Einkommen hätten, ungerecht und un⸗ erträglich seien, besonders wenn man erwäge, daß die Löhne im Allgemeinen nicht gefallen, sondern eher gestiegen, und andererseits die Lebensmittel und sonstigen Gebrauchsartikel
im Preise zurückgegangen seien. Die. Ausbildung des Systems der indirekten Steuern, wie sie jetzt ö. plant werde, könne darnach nicht als eine e⸗
nachtheiligung der arbeitenden Klassen erscheinen. Wenn die wohlhabenden Klassen stärker herangezogen werden sollten, so müsse eine Besteuerung des Kapitals, nicht jedes Einkom⸗ mens geschaffen werden. Dazu sei eine Progression der direk en Steuer auf Einkommen von 100090 ( an herbeizuführen; freilich nicht eine unendliche Progression, sondern die c lege nach oben dürften nur 2 / —3 Proz. betragen. Daneben müsse eine Reform der Gewerbesteuer erfolgen. Die Kapital⸗ rentensteuer sei um so nothwendiger, als die Grundsteuer den Grundbesitz immer mehr belaste, weil sie ohne Rücksicht auf eine etwa steigende Verschuldung bezahlt werden müsse. Die Gewerbesteuer sei für manche Klassen, namentlich für die Handwerker, nur eine Verstärkung der Personalsteuer, an— dererseits müßten manche Gewerbszweige mit einem höheren Steuersatze getroffen werden. Auf Grund des eingebrachten Antrages könne eine Verständigung des Hauses erzielt wer— den, und man brauche sich nicht durch eine motivirte Tages— ordnung um die Beschlußfassung herumzudrücken.
Bei Schluß des Blattes nahm Finanz-Minister Dr. von Scholz das Wort.
— Eine die Einlegung der Revision oder eines anderen Rechtsmittels enthaltende Eingabe, welche aus Ver— sehen der Namens⸗Unterschrift des das Rechtsmittel Einlegenden ermangelt, ist nach einem Beschluß des Reichs⸗ . II. Strafsenats, vom 18. Februar d. J., wir—
ngslos
Bayern. Ueber die Rundreise des Prinz-Regenten wird der Münchener „Allg. Ztg.“ gemeldet:
Landshut, 10. Mai. Der Vorbeimarsch der Vereine nach dem feierlichen Einzuge Sr. Königlichen Hoheit des Prinz-⸗Regenten wurde durch ein heftiges Gewitter gestört. Zur Tafel wurden auch die Bürgermeister und Gemeinde— vorstände von Deggendorf und Straubing gezogen. Auf seiner Fahrt zur Burg Trausnitz bereiteten 14 Offiziere als gehar⸗ nischte Ritter dem Prinz⸗-Regenten einen festlichen Empfang. Während sie sodann ein kleines Turnier vorführten, wurde der Stadtpfarrer Gruber, der ebenfalls heute zur Tafel ge⸗ laden war, vom Schlage getroffen und war sofort todt. — Am Abend folgten sich bei gutem Wetter und brillanter Be— leuchtung der Straßenfronten Fackelreigen, Serenade, Zapfen⸗ streich und elektrische Beleuchtung der Trausnitz, des Martins—⸗ thurms und der Fontaine. Ueberall, wo man des hn Gastes ansichtig wurde, begrüßte ihn enthusiastischer Jubel des zahllosen Publikums.
ünchen, 11. Mai, Abends. (W. T. B.) Der
— 1. ist heute Abend von seiner Reise in die
rovinz hierher zurückgekehrt und wurde auf dem Bahnhof
von, sämmtlichen Prinzen, den Ministern und der Generalität sowie den Spitzen der Gemeindekollegien empfangen.
— 10. Mai. (Allg. Ztg.) Die Königin⸗Mutter wird morgen ihr Hoflager von Elbigenalp nach Hohen— schwangau verlegen. Der Gesundheitszustand Ihrer Majestät ist ein guter. — Der päpstliche Nuntius di Pietro wird morgen München verlassen und sich über Rom nach Madrid begeben. Bis zur Ankunft des Fürsten Ru ffo Scilla wird Auditeur Locatelli die Geschäfte der hiesigen Nuntiatur leiten. — Zum Präsidenten des Land— , München J wurde der Direktor an diesem Gericht,
h. von Brann, ernannt.
— 12. Mai. (W. T. B.) Der bisherige Nuntius di Pietro ist heute nach Rom abgereist.
Sachsen. Dresden, 11. Mai. (Dr. J) Der König und die Königin empfingen heute Nachmittag in der König— lichen Villa zu Strehlen den zur Zeit hier weilenden Prinzen Karl von Schweden und Norwegen, Herzog von West—
otland, welcher hierauf nebst seinem Begleiter, dem Kammer— ö Legationssekretär von Adelborg, an der Königlichen
oftafel theilnahm. — Die Prinzessin Mathilde ist gestern Abend von Klagenfurt zurückgekehrt und hat sich in die Prinz— liche Villa zu Hosterwitz begeben. Le„ipzig, 10. Mai. (Dr. J.) Die Feier der Grund— steinlegung für den Bau des Reichsgerichts sollte, wie ursprünglich in Aussicht genommen war, noch im Laufe dieses Monats stattfinden. Dieser Termin hat jedoch in Folge der Unmöglichkeit, mit den Vorbereitungen des Terrains u. s. w. zu Stande zu ko]mmen, aufgehoben werden müssen, sodaß voraussichtlich erst nach den Gerichtsferien die Feierlichkeit vor sich gehen wird.
Württemberg. Stuttgart, 11. Mai. (St. A. f. W Die Kammer der Abgeordneten nahm gestern ihre Sitzungen wieder auf. Vor dem Eintritt in die Tages— ordnung ergriff der Präsident des Staats-Ministeriums, Pr. von Mittnacht das Wort zu folgender Rede: „Meine Herren! Ich, habe die Ehre, behufs Ertheilung Ihrer verfassungs⸗ mäßigen Zustimmung vorzulegen: Zwei Abkommen, unter— zeichnet am 11. März d. J. in Berlin, betreffend Eisenbahnbauten im Interefse der Landes— vertheidigung. Die erste Verabredung zwischen dem Reich und Württemberg bezweckt die Herstellung eines zweiten Gleises auf der württembergischen Bahn von der bayerischen Grenze bei Krailsheim über Hessenthal —Hall— Weinsberg Heilbronn bis Eppingen. Sie zweite Üeber— einkunft zwischen dem Reich, ö Württemberg und Baden betrifft die Herstellung einer Eisenbahnverbindung 8 Tuttlingen und , , en.
er Bauaufwand für das zweite Gleife ist auf 6 969 6 berechnet. Hieran hat Württemberg 20 Proz., d. h. 1393 810 (60 zu 43 S] Proz. mit 3 575 330 6 übernimmt das Reich. Der Voranschlag für die Bahn Tuttlingen Sigmaringen ist auf 12 631 900 66 berechnet. Hieran tragen Württem—
10479 1 und 12090 Pferdekraft. Seine Armatur besteht
Der Gesammtaufwand für strategische Bahnbauten in Württem⸗ 2. beträgt 19 6901 100 S6 Daran tragen Württemberg 6 9Is 80 M, das Reich 13 082 260 M, Preußen 500 000 MS Württemberg übernimmt Betrieb und Unterhaltung und Erneuerung; ihm steht das ausschließliche Eigenthum an Grund und Boden, den Bauanlagen und den sonstigen Einrichtungen zu. Nachdem der Reichstag seine Ju⸗ stimmung in zweiter Lesung bereits ausgesprochen hat, wird auch an Ihrer Zustimmung kaum zu zweifeln sein. lege deshalb weiter den Entwurf eines Gesetzes vor, welches die Herstellung der erwähnten strategischen Bahnbauten ver⸗ fügt und für die Finanzperiode 185789 die Aufnahme von Staatsanlehen bis zum Betrage von 4500 000 S vorsieht. Die 3 K welche Ihnen jetzt vorliegen, sehen Anlehen vor: der erste von 2760 900 S, der zweite von 5 900 000 S, der dritte von 4500 606 „S6, zusammen 12260 000n076 — Die Kammer berieth sodann die beiden Entwürfe: I). betreffend die Beschaffung von Geldmitteln für den Eifen⸗ bahnbau, sowie für außerordentliche Bedürfnisse der Eisenbahn⸗ verwaltung in der Finanzperiode 1887/89 (Bietigheim-⸗-Hessen⸗ thal, Heilbronn⸗Eppingen, . Schiltach, Schramberg⸗ Schiltach), 2) betr. die Herstellung weiterer Eisenbahnver⸗ bindungen und Beschaffung von Geldmitteln hiefür in der Finanzperiode 1887.83 (Leutkirch⸗Arlach, Wangen⸗Hergatz). Beide Entwürfe wurden unverändert angenommen
Tr ,, r Baden. Karlsruhe, 10. Mai. Wie die „Karlsr. Ztg.“ mittheilt, begiebt sich Ihre Königliche Hoheit die Groß⸗ herzogin am Donnerstag, den 12. d. M., nach Berlin, um während der Abwesenheit Ihrer Majestät der Kaiserin bei Sr. Majestät dem Kaiser zu verweilen.
Sessen. Darmstadt, 10. Mai. (Köln. Ztg.) Das heute ausgegebene Regierungsblatt verkundigt das Gefe tz wegen Heranziehung der im Großherzogthum garnisonirenden, im Offiziersrang stehenden Mil itärperfonen des aktiven Dienststandes zu den Gemeindeumlagen.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 11. Mai.
Th. C) Der Erbgroßherzog hat sich heute nach Wien , seine Rückkehr wird am 20. d. M. erwartet. ?
Defterreich⸗Ungarn. Wien, 10. Mai. (Wien. Abdp.) Im Abgeordnetenhause wurde heute die Spezialdebatte über den Voranschlag des Ministeriums für Kultus und Unterricht fortgesetzt. An der Diskussion nahm der Minister Dr. von gang heil.
— 12. Mai. (W. T. B.) Eine Studenten- Deputation begab sich heute zu dem Rektor der Universität und theilte demselben mit, daß die Studenten- schaft fest entschlossen sei, die Ordnung in der Universität selbst aufrechtzuerhalten und alle Demonstrationen zu vermeiden. Pest, 10. Mai. (Wien. Ztg.) Im Abgeordne ten— hause überreichte Hegedüs den Bericht des Finanz— ausschu sses, betreffend den Gesetzentwurf über die neuerliche . der Beitrags quote Ungarns zu den gemein⸗ amen Ausgaben. Derselbe wurde für Sonnabend auf die Tagesordnung gestellt. Die in dritter Lesung angenommenen BSesetzentwürfe, bstreffend die Handel skontentionen mit Dänemark und Griechenland, wurden dem Sberhaufe übersendet.
Schweiz. Bern, 11. Mai. (Bund) Der Bundes— rath. hat am Dienstag den Wortlaut einer Note an die Regierung von Italien festgestellt, betreffend Anbahnung von Verhandlungen mit derselben über die Herstellung der Simplonbahn. Ferner begann er die Berathung des Gesetzentwurfs über die civilrechtlichen Verhältnisse der Niedergelassenen. — Der Große Rath von Bern hat mit 186 gegen 18 Stimmen beschlossen, dem Berner Volk die An⸗ nahme des Alkoholgesetzes zu empfehlen.
Großbritannien und Irland. London, 10. Mai. (A. C) Die Königin kam gestern, begleitet von der Prinzessin Beatrice, von Windsor nach London und empfing Nachmittags im Buckingham⸗Palast eine aus etwa 209 Mit gliedern der Korporation von London bestehende Deputation unter Führung des Lord⸗Mayors, welche der Monarchin eine Glückwunsch-Adresse anläßlich ihres 50 jährigen Regierung s⸗Jubiläums überreichte.
In Blackwall fand gestern in Gegenwart des Marine— Ministers und einer ebenso zahlreichen wie glänzenden Gesell— schaft der Stapellauf des von der Thames Shipbuilding Company für Rechnung der britischen Regierung gebauten neuen Panzerschiffs „Sanspareil?“ statt. Das Kriegsfahrzeug ist ein Schwesterschiff der „Victoria“, welche vor etlichen Wochen in Neweastle vom Stapel lief, aber es übertrifft dieses Schiff an Gewicht und ist folglich das schwerste Panzerschiff der englischen Kriegs-Marine. Der „Sanspareil“ ist ein doppelschraubiges, aus Stahl ge⸗ bautes, gepanzertes Thurmschiff mit einem Deplacement von
aus 27 Kanonen kleinen Kalibers, zwei 111 t wiegenden Kanonen im Thurme, einem 29 t und zwölf je 5 t wiegen⸗ den Geschützen in der Batterie und acht 14zölligen Whitehead schen Torpedo⸗Röhren. Die Panzerbekleidung hat eine Stärke von I bis 18 Zoll. Kraft seiner vertikalen dreifachen Expansions⸗Maschinen wird der Sanspareil“ im Stande sein, 15 bis 17 Knoten in der Stunde zurückzulegen. Die Kosten des , , . belaufen sich auf 825 000 Pfd. Sterl. Die Kolonial⸗Konferen z wurde gestern geschlofsen. Eine ihrer Errungenschaften ist die Ermäßigung des Brief— portos von England nach Australien von 6 auf 3 Pence. Ottawa (Canada), 9. Mai. (A. C.) Der Fin anz⸗Minister, Sir Charles Tupper, legte in der heutigen Sitzung des Unterhauses die Voranschläge für das neue — vor. Die Ausgaben sind darin auf 322 0690 dollars , wovon 3 700000 Doll. für Staats⸗ eisenbahnen und Kanäle ausgeworfen sind. Eine Million Dollars soll der Herstellung eines Kanals in Sault St. Marie gewidmet werden, um den auf britischem Territorium gelege⸗ nen Huron⸗See mit dem Suverior⸗See auf amerikanischem Gebiet zu verbinden.
ᷣ ö rankreich. Paris, 9g. Mai. (Fr. C.) Der „Temps“ schwißt über den Ausfall der Pariser Gemeinderaths—⸗ wahlen; „Der charakteristische Zug der Gemeinderathswahlen von Paris ist die Niederlage der gemäßigt republikanischen Richtungen zu Gunsten aller extremen Richtungen. Man kann versuchen, sich darüber zu tröͤsten durch die Betrachtung,
berg 4625 000 1M, Preußen 500 00 (, das Reich 7505 960.
efähr aus denselben Parteien und denselben Männern zu⸗ . sein wird wie der alte. Es ist darum nicht minder wahr, daß die Vertreter der , . Republik und einer friedlichen und praktischen Gemeindepolitit geschwacht dahin zurückkommen werden, während ihre Gegner von der Rechten und von der Linken mit neuen Kräften in denselben eintreten. Weit entfernt, ruhiger und leichter zu werden, wird die Lage, unter der wir in der Hauptstadt leiden, eine mehr gespannte und stürmischere. Wir zweifeln, daß die Pariser Grund haben, sich deswegen zu ,, ,
— 1I. Mai. (W. T. B.) Der Minister⸗Präsident Goblet erneuerte i in der Budget-Kommission den Vorschlag, betreffend die Herbeiführung von Erfpar⸗ nissen im Betrage von 13 Millionen Fres., erklärte jedoch: er sei bereit, mit der Kommission zu prüfen, ob es möglich sei, die Ziffer der Ersparnisse zu er⸗ höhen. Nachdem Hr. Goblet und der Finanz⸗ inister Dauphin die Sitzung verlassen hatten, nlhm die Kom⸗ mässion mit 25 gegen 5 Stimmen eine Resolution an, dahin lautend: daß die vorgeschlagenen Ersparnisse unzureichend seien, und daß die Regierung neue Vorschläge machen möge.
— 12. Mai. (W. T. B) Das Votum der Budgetr⸗ komm ission, durch welches die Regierung aufgefordert wärd, neue Ersparnisse vorzulegen, wird in parlamen⸗ tarischen Kreisen als ein vollständiger Bruch zwischen der Kommission und dem Ministerrath angesehen. R Schlichtung der Frage soll die Kammer in der nächsten
oche befragt werden. Den Blättern zufolge dürfte eine Ministerkrisis wahrscheinlich sein.
Spanien. Madrid,. 7. Mai. (Pol. Corr.) Eine kürzlich von der Königin⸗Regen tin abgehaltene Truppen⸗ revue hat sich durch die Ovationen, welche derselben dar— gebracht wurden, geradezu zu einem politischen Ereigniß ge⸗ staltet, dessen Bedeutung fast von allen spanischen id anerkannt wird. Königin Marie Christine erschien bei diesem Anlaß zum ersten Mal, seit dem Tode ihres Hemahls in, der Oeffentlichkeit. Besonders lebhaft ge— staltete sich der Beifall bei der Revue selbst Seitens der Truppen der Madrider Garnison, die 20 000 Mann stark ausgerückt waren. — Im nächsten Monat dürfte sich die Königin zu sechswöchigem Aufenthalt nach Arran juez, dann später nach dem Sommersitz von La Granja und schließlich nach den baskischen Provinzen, in das Seebad von St. Se bastian, begeben. Das Befinden des Königs, welcher am 17. d. M. sein erstes Lebensjahr vollendet, ist vortrefflich.
Serbien. Belgrad, 12. Mai. (B. T. B.) Die Königin ist mit dem Kronprinzen heute früh mittelst Separatdampfers nach Turn Severin abgereist und wird von dort die Reise mit der Eisenbahn fortsetzen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 12. Mai. (W. T. B.) Wie die deutsche „St. Petersburger eitung“ vernimmt, wurden in der vorgestrigen Sitzung der a fghani⸗ schen Grenzkommission nur Details von geringerer Be⸗ deutung besprochen, und dürften sich die Verhandlungen länger hinausziehen, da die britischen Delegirten neue In⸗ struktion en erwarten.
Mittel ⸗Amerika. Mexico, 11. Mai. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer und der Senat beschlossen mit großer Majorität eine Verfassungsänderung, welche eine Wiederwahl des Präsidenten und der Gouverneure der Staaten für zulässig erklärt.
Zeitungõftimmen.
Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ schreibt: Es ist bemerkenswerth, daß die im Uebrigen der Branntweinsteuer⸗ Vorlage durchaus nicht wohlgesinnte „Frankfurter Zeitung“ gerade in demjenigen Punkte den gegen die Vorlage gerichteten Bemãngelungen der übrigen Oppositionspresse entgegentritt, auf welchen die letzteren ihre ganze Argumentirung, inkl. des den Brennern in Aussicht gestellten 10. Millionen Geschenks basirt haben. Das demokratifche Organ schreibt hierüber: Es wäre durchaus unzweckmãßig, wenn die Opposition ihr Hauptgeschüttgz auf die Potemkin'schen Dörfer der angeblich enormen Vortheile richtete, welche aus der differen⸗ tiellen Versteuerung des ein bestimmtes Kontingents quantum übersteigenden inländischen Konsums für die Brenner entspringen sollen. Alle Jene, welche behaupten, der Spirituspreis werde sich alsbald auf diejenige Höhe stellen, welche dem höchften Steuersate entspricht, und es werde daher dem Brennereibesitzer gelingen, für den von ihm thatsäͤchlich für den niedrigeren Satz versteuerten Spiritus die Differenz der beiden Sätze einzubeimsen, argumentiren, wi? wenn es in das Belieben der geen re. gestellt wäre, sich auf das Kontingentsguantum zu beschränken oder dasselbe zu Üüberfchreiten. Ja, wenn unsere Branntweinproduktion, eben nur knapp den Konsum deckte, dann hätte jene Argumentation einige Wahrscheinlichkeit für sich. Thatsächlich ist aber die deutsche Branntweinprodustion zugleich eine Exportindustrie, der Brenner wird, wenn er sein Kontingentsquantum gebrannt bat, nicht die Arme kreuzen und warten, bis der Spirituspreis um die vollen 20 gestiegen ist, sondern es wird immer mehr als genug Spiritus bereit steben, um sich auf den Inlandsmarkt zu stürzen, sobald dort eine Prämie von jener Höhe winken sollte. Das zu 50 6 zu verfteuerndẽ Quantum ist bekanntlich zu etwa 1.7 Mill. Hektoliter angenommen; bei einem Kensum von 22 Mill. Hektoliter würde die mittlere Konfumfteuer—⸗ belastung des Hektoliters rund 45 6 betragen, bei 25 Milk. Hekto⸗·
liter Konsum 5623 6, bei 2,7 Mill. Hektoliter Konsum dic ( Würde also 3. B. der Konfum sich zunaͤchft nicht etwa nur, wie die Vorlage annimmt, auf 28, sondern
zuf 2 Mill. Hektoliter stelien. so würde bereits eine künstliche, die effektire Durchschnitts belastung des Hektoliterg durch die Konfumsteuer um 1 M (57,4 bis 56,4) überschreitende Steigerun des Inlandspreises genügen, um es 265 066 hl Spiritus, die sonst nach, dem Auslande gegangen wären, zu ermöglichen, an diefer in- ländischen Prãmie theilzunehmen, und dieselbe dadurch alsbald wieder verschwinden zu lassen. War bisher stets (von fvekulativen Schwan« kungen abgesehen) der inländische Spirituspreis gleich dem Welt⸗ marktpreis plus der Ausfuhrbonifikation, so würde sich diefe Relation nach der Vorlage nur insoweit andern (die Mehrzahl der Brennereien würde ja unter der Maischraumsteuer, alfo unter der Bonifikation, verbleiben), daß dazu alsdann noch die Fon sumsteuerbelastung kame.
— Ueber denselben Gegenstand äußert die „M agde⸗ burgische Zeitung“:
Im. Reichstage haben die Verhandlungen über die Branntwein steuer mit einer ruhigen, sich auf eine streng fachliche Erörterung der Vorlage beschrãnkenden Debatte ihren Anfang genommen. Da die Varteien des Haujses, mit alleiniger Ausnahme der Konservativen, sämmtlich bereits Stellung zu der , genommen haben, so läßt
sich das Schicksal derselben unschwer voraussehen. Der Anlauf, der diesmal zu einer Vermehrung der Einnahmen des Reichs unternommen ist, wird kein vergeblicher sein. Von den großen ausschlaggebenden
daß nach dem zweiten Wahlgang der neue Gemeinderath un—
,. des Hauses haben die nationalliberale, die freikonservati ve und die entrumspartei gleich am ersten Tage eine Erklãrung dahin ab⸗
ben, daß sie das von der Regierung vorgelegte Gesetz als die Grund⸗ 2 betrachten, auf der sich bei ernstbaftem Bemühen und bei Zu⸗ ge ändniffen von allen Seiten, auch von Seiten der . ein
ofitives Ergebniß erhoffen ließe. Eine solche Perspektive ist seit ahr und Tag keinem der von der Regierung vorgelegten Steuer ⸗ efetze eröffnet worden. Und die Regierung ihrerseits scheint ent⸗ fh en, Alles aufzubieten, um ein befriedigendes Ergebniß herbei⸗ ju ihren. Am Schlusse seiner Rede hat Herr von Scholz ausdrücklich persichert, daß es die Regierung an Entgegenkommen nicht fehlen lassen werde. ; ⸗
Die Thatsache selbst wird auf allen Seiten, wo, wie von uns, die Nothwendigkeit einer Vermehrung der Einnahmen für das Reich anerkannt worden ist, mit Befriedigung aufgenommen werden. Das beständige Defizit im Haushalt des Reichs drohte in der That zu einem besorgnißerregenden Moment zu werden. Und da die wachsenden Bedurfnisse des Reichs diesen Uebelstand von Jahr zu Jahr gesteigert haben, so war es zu einer Pflicht für jeden ernst⸗ Faften Politiker geworden, hier auf Abhülfe zu sinnen, um so mehr, als der jetzige Ausweg, für die Bedürfnifse des Reichs Deckung zu beschaffen durch Erhöhung der Matrikularbeiträge, nichts Anderes be⸗ deutete, als zu der einen Unzuträglichkeit noch eine andere größere und empfindlichere zu bringen, größer und empfindlicher darum, weil den Einjelstaaten, auf deren Schultern wieder ein Theil der Reichslasten übertragen würde, der größere Theil der früheren Einnahmequellen nach Begründung des Reichs unzugänglich geworden ist.
Vom Reich war also in erster Linie Abhülfe zu erwarten. Im Reich müßte zunächst der Versuch gemacht werden, neue Steuerquellen vorzuschlagen. Und daß bei den geringen Erträgen, die demselben bisher im Gegensatz zu allen anderen civilisirten Staaten aus der Branntweinsteuer geflosen waren, gerade bei dieser Steuer eine erheb⸗ siche Steigerung zulässig sei, darüber hat nirgends ein Zweifel be—⸗
nden... . . s Wie stellt sich nun die neue Vorlage zu den früheren? Von einer Seite, von der allerdings jedem neuen Versuche, die Reichseinnabmen zu vermehren, Widerstand entgegengestellt wird, hören wir, daß die Vorlage auf eine ungemessene Vertheuerung des Branntweins, eines Genußmittels der ärmsten Bevölkerung, hinauslaufe und daß auch jetzt wieder den ostdeutschen Brennern ganz exorbitante Pririlegien eingerãumt werden sollten. Was den ersten Punkt betrifft, so sollte man meinen, den Klagen über eine Vertheuerung des Branntweins etwas kühl gegenüberstehen zu dürfen. Man raucht kein Tempęrenzler ju sein, man kann es, wie wir dies thun, als durchaus zulässig, ja nöthig betrachten, wenn der Arbeiter bei schwerer Arbeit zur Auffrischung ein mäßiges Quantum Brannt— wein zu sich nimmt, und man kann doch weit entfernt davon sein, durch ein Eintreten für billige Branntweinxreise indirekt zu einer Steigerung des Branntweingenusses beizutragen Angesichts der traurigen Berbeerungen, welche die Branntweinpest in so vielen Arbeiterfamilien angerichtet hat. . . .
Was den zweiten Punkt betrifft, so halten wir eine Privilegirung irgend welcher Kreise von Persönlichkeiten auf steuerpolitischem Ge⸗ biete für ebenso unzulässig als auf rein politijchem. Daß in der jetzt von der Regierung gemachten Vorlage lediglich auf die Interessen der großen ostpreußischen Brenner Rücksicht genommen sei, wird schon durch die Erklärungen des bayerischen Finanz⸗ Ministers und württembergischen Berollmächtigten widerlegt, die aus⸗ drücklich betonten, daß in dem Gesetze die Interessen der säddeutschen Brenner, und das sind zum größeren Tbeile kleine landwirthschaftliche Brenner, genügend gewahrt seien. Daß dagegen bei der Neugestaltung der Branntweinsteuer überhaupt Rücksicht genommen ist auf. die Lage der Brenner, scheint uns an ö. kein tadelnswerthes Beginnen der Regierung. Nur darf diese Rücksicht nicht zu weit gehen und auf Kosten der übrigen Steuerzahler geübt werden. .
Angesichts der Schädigung, welche der Landwirthschaft durch die Verminderung des Konsums in Folge der Vertheuerung des Produkts erwachsen wird, hat die Regierung abermals auf eine Art von Kon—⸗ tingentirung zurückgreifen zu müssen geglaubt. Aber sie hat sich dies mal nicht auf die gegenwärtigen Brenner beschränkt, und abgesehen von dem Hemmniß, welches die Verschiedenheit der Steuersätze der quantitativen Entwicklung der Brennereien bietet, ist im Uebrigen das Prinzip der wirthschaftlichen Freibeit gewahrt. Von einem Realpririle⸗ gium für die gegenwärtigen Besitzer kann, wie der Redner der nationalliberalen Partei, Hr. Oechelhäuser, hervorhob, nicht die Rede sein, weil alle drei Jahre von Neuem reridirt und der Betrag an Branntwein, welcher zu dem niedrigeren Abgabesatz hergestellt werden darf, neu bemessen werden soll. Ob damit alle Bedenken, welche gegen die mildere! Form der Kontingentirung vorhanden sind, be⸗ seitigt, wird die Kommission ernstlich zu prüfen haben. . . .
Archir für Eisenbahnwesen. 1887. Heft 3 (Carl Hev⸗
mann's Verlag, Berlin). — Inhalt: Daz neue amerikanische Bundes eisenbahngesetz — Die Frage der Eisenbahnverstaatlichung in Schweden. — Deutschlands Getreideernte in 1885 und die Eisen⸗
bahnen von C. Thamer. — Die Güterbewegungsstatistik in kartogra⸗ phischer Darstellung von Rörig. — Noch ein Wort über konstante und variable Eisenbahnbetriebskosten. Von W. . Nördling nebst Erwiderung von Geh. Reg - Rath Schübler. — Der Güterverkehr der deutschen Wasserstraßen. Nachtrag. Von Reg.Rath Todt. — Zur Eisenbahnfrage in Rußland. — Notizen; Eisenbahngesetz gebung in England. — Major Georg Washington Whistler. — Die Eisen⸗ bahnen im Königreich der Niederlande in 1385. — Die Trambahnen in den Niederlanden. — Die Eisenbahnen in Britisch⸗Ostindien in 18585 86. — Die Eisenbahnen auf der Insel Cevlon. — Die Eisen⸗ babnen in Peru, — in Paraguay. — Rechtsprechung und Gesetzgebung. Rechtsprechung: Obligationenrecht. (Erk. d. Reichs ger vom 11. Fe= bruar 1886. — Reichshaftrflichtgesetz. (Erk. des Reichsger. vom 18. Oftober 1886. — Strafrecht. (Ert. des Reichsger. vom 7. Fe⸗ kruar 1887.) — Gesetzgebung: Königreich Ungarn. — Frankreich. — Italien. — Rußland. — Bücherschau: Besprechungen. (Canter, O., Der technische Telegraphendienst. — Borodine, A, Recherehes erpe- rimentales sur emploi des enveloppes de vapeur et du fonetion- nement du compound dans les locomotives. — Tesch, J., und Comer, C., Katechismus für die Prüfung zum Bahnmeister der Staatseisenbahnen. — Bödecker, Die Wirkungen zwischen Rad und Schiene) — Uebersicht der neuesten Hauptwerke über Eisenbahnwesen und aus verwandten Gebieten. — Zeitschriften.
Etatistische Nachrichten.
Die deutschen öffentlichen euer Sozietãäten 166 =- 85. (Stat. Corr) — Nachdem die beiden xpreußischen Domänen · Feuerschãdenfonds Mitte 1885 in eine einzige Anstalt zusammengezogen worden, gab es Ende 1885 in Preußen 37 und in den übrigen deutschen Staaten 29 öffentliche Anstalten zur Ver— . von Feuerschäden. Bei denselben waren am Schluß des letzten Verwaltungsjahres, worüber das von der Vereinigung dieser amtlichen Sozietäten herausgegebene Fachblatt (. Mittheilungen für die öffentlicken Feuerversicherungs. Anstalten XIX. Jahrgang, 1887, Nr. 4) berichtet, insgesammt an Immobiliar 2 g51 und an Mekiliar 17198 Millionen Mark, überhaupt 2,53 „0 mehr als beim Schluß des Vorjahres versichert. Für 2514 Millionen war durch Rückversicherung eine Bürgschaft in zweiter Linie herbeigeführt, so daß eine allgemeine Statistik der Feuerversicherung für das deutsche Reichsgebiet 1885 noch 25700 Millionen als Gesammtrisiko der öffentlichen Anstalten auf eigene Rechnung zu buchen hätte. Manche Einzel zahlen unserer Duck sind theils geschätzt, statt wirklich be⸗ richtet; tbeils beziehen sich die Ausweise auf andere Termine als den 31. Dezember 1885; aber die sorgsame und in vieljähriger Uebung
2
Wenn 2 Anstalten in Mecklenburg, 6 in Hamburg und 1 in Oldenburg, von denen Jahresberichte dem Verfasser der Zusammen⸗ stellung nicht vorlagen, unberüchsichtigt bleiben, jo kommen für das Verwaltung jahr 1385 noch 30 140 Millionen Mark als von den öffentlichen Anstalten in erster Hand übernommener Versicherungs⸗ betrag zur Verrechnung; 2782 Millionen davon treffen auf die Städte Elbing, Thorn, Stettin, Stralsund. Berlin und Breslau, 13 283 Millionen auf die 31 übrigen . Anstalten. Der letztgenannte Tbeilbetrag entspricht dem Verhältnisse des Gebäudewerthes in Preußen zu dem für ganz Deutschland hauptsächlich desbalb nicht, weil die meisten übrigen Bundesstaaten ihre Hauseigenthümer zur Versicherung in öffentlichen Anstalten gesetzlich gejwungen haben Die Hauptsumme ist mehr denn doppelt so hoch, als im Jahre 1866, dem ersten der Verbandsstatistik. wo sie 14 864 Millionen bei denselben Anstalten oder ibren Vorgängern betrug, und übersteigt die Summe des Jahres 1875 um 8494 5 oder 39 0/ und die des Jahres 1884 um 797 Millionen oder 2, 680 /0. Der jährliche Fortschritt hangt indessen anscheinend weniger von der Versicherungs zunahme, als von dem wechselnden und nicht nach den jeweiligen Zeitumständen stets richtig zu veranschlagenden Bauwerthe ab; wird dieser auch von Zeit zu Zeit mittels neuer Abschätzungen herunter oder herauf ges t, jo können doch die öffentlichen Anstalten so wenig wie die Privaigesell⸗ schaften ihre langdauernden Verträge durch jährliche Ab. und Zu⸗ schreibungen auf dem laufenden Werth erhalten. . . Das Vermögen der 57 Anstalten betrug abzüglich des Passir⸗ standes von drei Anstalten zu Ende des Berichtsjahres 79 130 560 oder 15/3 Mal so viel als die von den Versicherten zu leisten ge⸗ wesenen Jahresbeiträge, gegen 21 84 000 M zu Ende 1866 oder ? der damaligen Jahresbeiträge. Daß die aufgekommenen Zinsen in einem angemessenen Verhältnisse dazu steben, schließt die Vermuthung aus, als handle es sich hierbei hauptsächlich um erst zu erwartende Beiträge. Die Vermehrung des Vermögens, so wesentlich zur Ver⸗ meidung lästigen Wechsels in den Beitragsausschreibungen und zur baldigen Vergütung von Brandschäden, war natürlich nur durch Zu— schläge zu den jährlich gerade erforderlichen Beiträgen möglich; dennoch kat im Ganzen die Beitragsleistung lauch in Form von Dividenden) sich vermindert, ein Erfolg der durch gestiegenen Woblstand solider gewordenen Bauweise und des verbesserten Feuerschutzes. In den Jahren 1866— 70 wurden im allgemeinen Durchschnitte 1,972 (1868: 2,12), 1871—75 1,734 (1874: 1,79), 1875 - 80 1637 (1876: 1,59), 1881— 84 1,576 (1883: 1,617 und. 16585 1,457 vom Tausend der Versicherungssumme erhoken, se daß sich das jüngste Jahr Lurch den niedrigsten bisher erhobenen Bei— trag besonders auszeichnet. Wie sich von selbst versteh walten in diesem Verhältnisse außerordentliche Verschiedenheiten zwischen den einzelnen Anstalten ob: eine mußte durchschnittlich 6, 82, eine andere 5, 10 (beide in Westpreußen), zwei 4 —- 5, sieben 3— , fünf 2— 3, iwölf 14 —2 pro Mille einzieben, wäbrend sich zwölf mit 1—1*, acht mit — 1, sieben mit — * begnügen und zwei Anstalten auf ordent⸗ liche Beiträge gan; verzichten durften. . K
Von den 20 Jahren der Berichterstattung war 1868 das schlimmste mit 222 „. Brandvergütungen auf 190 000 M Versicherungssumme, und so sehr belastete dasselbe die Sozietäten., daß ihr Gesammt⸗ vermögen sich um 4186941 6 verminderte. Weit hinter ihm zurück blieben 1867 mit 176, 1866 mit 175, 1869 mit 173, 1880 mit 158, 1338 mit 156, 1874 mit 154 und 1870 mit 131 M; in den übrigen Jahren hielt sich der Schaden unter 1 pro Mille: 1872 und 1881 mit 148, 1879 mit 147, 1873 mit 146, 1871 und 1883 mit 141, 1876 mit 130, 1884 mit 127, 1877 und 1885 mit 126, 1575 mit 124, 1882 endlich mit nur 120 ½ auf je 100 000 S Versicherungs⸗ summe.
— Ueber die Resultate des Ersatzgeschäfts im Bezirk des XIII. (Königlich Württem bergischen Armee ⸗Corps pro 1886 werden dem „St. A. f. W.“ folgende Notizen mitgetheilt: Die Zahl der Militärpflichtigen betrug — abzüglich von auswärts gestellungspflichtig gewordener 20 026 Mann — 30 093 Mann. Hiervon wurden ausgehoben 7052; freiwillig eingetreten sind 551; der Ersatzreserve erster Klasse wurden überwiesen 2387, worunter 1633 als übungspflichtig; der Ersatzreserve zweiter Klasse 2386; zurückgestellt wurden 12927; wegen moralischer Unbrauchbarkeit vom Dienst im Heere und in der Marine ausgeschlessen 39; wegen körper⸗ licher oder geistiger Gebrechen sowohl zum Dienst mit der Waffe als auch zum Dienst ohne Waffen wurden dauernd untauglich befunden und ausgemustert, d. h. vom Dienst im Heere und in der Marine befreit 3376; überzählig geblieben sind 775 Mann. Ven den 7052 Ausgehobenen wurden 6866 zum Dienst mit der Waffe, 185 zum Dienft ohne Waffe und 1 Mann für die Flotte bestimmt; davon ge⸗ hören 4570 bezw. 66 zu den 20 jährigen. 1188 bezw. 33 zu den 2 jährigen, 785 bezw. 85 und der für die Flotte bestimmte Mann zu den 22 jährigen, 19 bezw. 1 zu den älteren Militärpflichtigen.
— Der Präsident der K. K. österreichischen statistischen Central⸗ kommission, Professor von Inama⸗Sternegg, stellt in einem Aufsatz: Zur Charakteristik des Großgrundbesitzes in Oester⸗ reich‘ (Statistische Monatsschrift) nach den Steuerlisten einige Ver⸗ hbältnisse jener 1236 Großgrundbesitzer Oesterreichs fest, welche in wenigstens einem Steueramtsbezirk über 1000 Gulden jährliche Grundsteuer zahlen. Diesen gehören insgesammt 1805 Gropgrund⸗ besitzungen von je über 10090 Gulden Grundsteuerzahlung. Der häufigere Besitz mebrerer Großgrundbesitzungen kommt namentlich in Böhmen, Mähren, Schlesien und Niederösterreich vor. Diese Provinzen sind auch neben Galizien und der Bukowina die eigentlichen Länder des Großgrundbesitzes, für alle übrigen Länder bleibt nur noch der zwölfte Theil aller ,,, übrig. Von jenen 1805 Do⸗ mänen gehören 281 den Kirchen, Klöstern, Stiftungen und Gemeinden, von den übrigen 30 Erwerbsgesellschaften (Bergwerken ., 374 bürger⸗ lichen Besitzern und 1120 dem Adel. Bürgerliche Besitzer und Adlige haben also den ihnen gehörigen Besitz im Verhältniß wie 1: 3 unter sich getbeilt. Die adligen Großgrundbesitzer haben im Durchschnitt zwei Großgrundbesitzungen in einer Hand 1 . die bürgerlichen felten mehr als eine. Die Vertbeilung des Großgrundbesitzes unter Bürgerliche und Adlige ist in den verschiedenen Ländern eine sehr von einander abweichende. In Böhmen. Mähren und Schlesien . dem Bürgerstande erst 15 C0 der Großgrundbesitzungen, in den Donau⸗ provinzen und den Alpenländern sind sogar nur 8 Yo in seinen , während in Galizien ö der Bukowina bereits 49 9υ auf
ürgerliche Namen eingetragen sind, - .
6. . Zürch. i Die Ii der Kurorte in der Schweiz betrãgt laut Furrer's elt rr are err XIII. Lieferung) 450. Dieselben vertheilen sich auf die Kantone, wie folgt: Bern So, Graubünden 50, Waadt 30, St Gallen 36 Appenzell 25, Luzern 25, Schwyz 20, Zürich 20, Solothurn 19, Unterwalden 19. Wallis 18. Aargau 18, Bafelland 15, Uri 13. Thurgau 12, Tessin 10, Glarus & Freiburg. Neuenburg, Schaffhausen, Zug je 7. .
— Armenpflege und. Wohlthätigkeit in Paris. — Nach dem Statistischen Jahrbuch der Stadt Paris für das Jahr 1884 wendete die französische Hauptstadt im genannten Jahre eine Summe von 20 792 0660,91 Fr. für Armenpflege und Wohlthätigkeit auf. Davon entfielen auf die öffentliche Armenpflege, die Unterhaltung der
städtischen Hospitäler und Wohlthätigkeitsanstalten 176545 490 Fr., 732 191,76 * auf die außerhalb verpflegten und 225 174,73 Fr. auf die vom einedepartement unterhaltenen verwahrlosten Kinder,
1991729, 42 Fr. für Irre, 52 800 Fr. auf Unterstützungen für ver⸗ schiedene nichtstãdtische Wohlthätigkeinsanstalten, 41 765 Fr. zur Unter⸗ stũtzung von K und niederen Angestellten, welche wegen rüdständiger Miethe exmittirt worden waren, 50 990 Fr. auf Natural-= unterstützungen verschiedener Art, 25 000 Fr. auf Unterstützungen für die Opfer der Cholera⸗Epidemie u. s. w. Von den 314 50l 493, S Fr. betragenden en nnn, 7 . machten die Kosten für Armenpflege und Wohlthätigkeit 6, 5 9 aus. .
e err. hetrugen in derselben Zeit nach dem Statistischen Jahr buch die Kosten far die gesammte Armen ⸗ und Waisenpflege (abzüglich aller bei den einzelnen Verwaltungszweigen bezw. Anstalten erzielten Einnahmen) 6 452 80g MÆ oder 9.3 do der gesammten Ausgaben lein
bewährte Art der Aufstellung schließt die Möglichkeit erheblicher Irrthümer in den Summen aus.
schließlich derjenigen der Kasse der städtischen Werke).
Von der vierten, gänzlich umgearbeiteten und mit geographischen Farten, naturwissenschaftlichen und technologischen Abbildungen reich ausgestatteten Auflage von Meyer s Konversations-⸗Lexikon', die zu Leipzig im Verlage des Biblisgravhischen Instituts erscheint, ist soeben der 7. Band zum Abschluß gelangt. Derselbe führt den Text auf 1023 S. in gr. 8. von Gehirn. bis Hainichen“ fort, ent⸗ pen eine große Menge theils längerer, theils kürzerer, gut gearbeiteter Artikel aus den verschiedensten Wissensgebieten, aus denen wir beispielz⸗ balber die über Griechenland und Großbritannien sowie über Goethe besonders hervorheben wollen, und ist außerdem mit vielen Abbildungen (Gehirn des Menschen, Geier, Geiser, Gemmen und Kameen, Genuß⸗ mitte lpflanzen, geologische Formationen, Geradflügler, Gerbmaterialien liefernde Pflanzen, Geschütze, Gesteine, Gewürzpflanzen, Giftpflanzen, Glasfabrikation, Glaskunstindustrie, Glasmalerei, Goldgewinnung, Goldschmiedekunst, Großfloßer, Grundbau) auf 22 bejonderen Tafeln, 5 illuminirten Karten (Altgriechenland, Neugriechenland, Groß⸗ britannien, Germanien und Gallien, Guinea), 2 Stadtplänen (von Genua und Graz) und 239 Abbildungen im Text versehen. Ver⸗ leicht man die vorliegende 4 Auflage des Meyer schen Konversations⸗ 3 mit der 3., so zeigt sich zwischen beiden Auflagen ein großer Unterschied, nicht bloß hinsichtlich des äußeren Umfanges, sondern noch mehr hinsichtlich des Inhalts: In jener, der 3. fast ausschließlich literarische, historische und philosophische, zudem meist recht magere Artikel, — und welcher Reichthum jetzt an Text und Bildern, welche Gediegenheit in der Bearbeitung, in der That ein Wörterbuch des allgemeinen Wissens„, das Alles umfaßt, was der Inbegriff unserer modernen Bildung erheischtl
— Die von Karl Emil Franzos im Verlage von Ad. Banz Stuttgart) herausgegebene Deutsche Dicht ung bringt in ihrer Vr. 3 Folgendes: Robert Franz. Nach einer Photographie von Fr. Anders -⸗Paltzow in Halle a d. S. — Aus fremden Sprachen: Gedichte von Giuseppe Giusti. An eine Jungfrau. Dichtername. Aus dem Italienischen übersetzt von Heinrich Leuthold. (Ungedruckter Nachlas). Schwertlied des Wikingers. Von William Motherwell. Aus dem Englischen übersetzt von Gisbert Frhrn. v. Vincke in Frei⸗ burg i. B. An einen Kometen. Von Luise Ackermann. Aus dem Französischen übersetzt von Eduard Mautner in Wien. Der Mutter Wiederkehr. Altdãnische Volksballade. Uebersetzt von Joh. v. Bildenradt in Pforzheim. Begegnung. Von TL. Runeberg. Aus dem Schwedischen übersetzt von H. Blumenfeld in Osnabrück. Meerlied. Von Georgios Drossinis. Aus dem Neugriechischen übersetzt von August Boltz in Frei⸗ burg i. B. Csikos und Betyar. Von Alexander Petẽsi. Aus dem Ungarischen übersetzt von Heinrich Leuthold. (Ungedruckter Nachlaß. „Schläfst Du, liebe Mutter? Serbisches Volkslied. Uebersetzt von Robert Wald müller⸗ Duboc in Dresden. Kroatische Volkslieder: Die Verzogene. Ländliche Liebe. Wenn ich wüßte. Uebersetzt von Georg Rosen in Detmold. Persische Sprüche. Uebersetzt von H. Brugsch in Charlottenburg. — Wilhelm Jensen, in Freiburg i. B. Sankt Elmsfeuer. Novelle. FFortsetzung) — Friedrich Roeber in Elberfeld. Feuer. — Eugen Reichel in Berlin. Sonntagsruhe. — Georg Ebers in Leipzig. Aus dem Jenseits. Ein Blatt aus dem himmlischen Tagebuche des seligen Doktor Modestus. — Julius Schultz in Kairo. Romuald, der Wald⸗ heilige — Dornröschen. Gedicht von Wilhelm Osterwald. Kom⸗ position von Robert Franz in Halle a. 8. S. — Ster han Milew in Görz. Im Süden. — Adolf Wilbrandt in Wien. Donna Maria. Trauerspiel in drei Aufzügen. (Dritter Aufzug). Josef Weilen in
Wien. Grillparzer und Laube II. — Heinr. M. Schuster in Wien. Robert Franz. — Robert Franz in Halle 4. d. S. Autograph. —
Kleine Aufsätze und Recensionen: Brandl's Samuel Tavlor Coleridge und die engllsche Reęmantik. Besprochen von Anton E. Schönbach in Graz. Habn's „Odin und sein Reich. Besprochen von Karl Blind in London, ö . .
— Hülfsbüchlein für den ersten Unterricht in der Suahili⸗Sprache. Auch für den Selbstunterricht. Nach den „Suahili exercises‘ der englischen Universitäten-Mission übersetzt und bearbeitet von C. G. Büttner. Missions⸗Inspektor. Leirzig, 1887. Verlag von T O. Weigel. (Pr. 1 4 50 3X — Das Suahili ist die in Ost Afrika am weitesten verbreitete Sprache. Bei den sich stetig mehrenden Beziebungen Deutschlands zu den Kolonial-Ländern in Sst⸗-Afrika, auf deren Zukunft man ganz besonders große Hoff— nungen setzt, macht sich auch das Bedürfniß nach einem Hülfsmittel zur sprachlichen Verständigung mit den Eingeborenen immer mehr geltend. Dieses bietet sich in dem vorliegenden kleinen Buch, welches den Deutschen, die als Missionare oder im Handels verkehr nach Ost -Afrika gehen, sehr willkommen sein dürfte. Es ist eine Uebersetzung beziehentlich Bearbeitung der 1578 von der englischen Universitãten⸗Mission in Zanzibar herausgegebenen „Suahili- Exercises“, welche der Verfasser besorgt hat. Die Uebungsbeispiele des englischen Buches sind meistens beibehalten, dagegen hat sich der Verfasser bei der Darlegung der grammatischen Regeln befleißigt, Manches zu ver—⸗ andern und zu verbessern. Nebenher ist übrigens auch auf die äbrigen Bantu⸗Dialekte hingewiesen, was dem Benutzer aus praktischen Gründen willkommen sein wird. Am Schluß endlich sind die in den Uebungsbeispielen vorkommenden Wörter (abgesehen von den Fürwörtern, Zahlen und Partikeln) nebst einigen anderen, häufiger gebrauchten zu einer Art Nothwörterbuch alphabetisch zusammengestellt. Da die einzelnen den Uebungen hinzugefügten Beispiele auch alphabetisch geordnet sind, war ein eigenes alphabetisch deutsch-suahilisches Wörterverzeichniß entbehrlich. Das kleine Buch bietet, was für den Anfang und zur Einführung in die Suahili⸗Sprache nöthig ist. Da die Sprache an sich sehr regel mäßig und leicht ist, wird es dem Lernenden nicht schwer werden, sich mit Hülfe desselben schnell mit ihr bekannt zu machen.
— Nr. 9 von Mode und Haus“, III. Jahrgang, ist soeben erschienen. Diese beliebte praktische illustrirte Frauenzeitung, welche neben dem der Mode, den Handarbeiten und den häuslichen An⸗ gelegenheiten in Wort und Bild gewidmeten Hauptblatt für 1 00 pro Quartal bereits eine vorzüglich redigirte illustrirte belletristische und eine für die kleinen Kinder bestimmte illustrirte Separatbeilage enthält., wird vom 15. Mai ab durch eine dem reisenden Publikum gewiß sehr willkommene -Illustrirte Reisezeitung“ noch vervollständigt werden. — Nr. 9 von „Mode und Haus“ mit seinen viel leitigen Mode⸗ neuheiten, denen zur mühelosen Selbstanfertigung ein übersichtlicher Schnittmusterbogen beiliegt, ist wieder mustergultig, und die reizenden
andarbeitsvorlagen sind mit großer Sachkenntniß für die praktische — 3 ausgewählt. Der „Haustheil“ des Blattes, durch einen bemerkenswerthen, mit Stopfabbildungen versehenen Artikel über das Ausbessern der Gardinen eingeleitet, wird durch lehrreiche, theils feuilletonistisch gehaltene Aufsätze über das „Hauswesen“ und seine Unterabtheilungen praktisch fortgeführt. Die reich mit. „Original; Holzstöcken⸗ ausgestattete „Illustrirte Belletristische Beilagen sorgt nach wie vor für anziehende Ünterhaltungslektüre, und Rathaufgaben, Briefkastenc antworten, Vermischtes ꝛc. bieten weitere angenehme Ab⸗ wechselung. ; ; . ö .
— Kirchhoff u. Wigand in Leipzig haben äber ihr anti- quarisches Bücherlager wiederum ? Kataloge, Rr. Z86 u. 787, versandt. In Katal. 786 werden 1525 Schriften unter folgenden sz Hauptabtheilungen aufgeführt:; J. Vergleichende Sprachwissenschaft, sowie Herrn rn, II. Orientalia, nord- und ostasiatische und indische Sprachen; III. Keilschriften und Phönizisch, Alt- und Neu⸗egyptisch; IV. germanische Sprachen: 1) Alt und Mittelhochdeutsch, 2) Neu⸗ hochdeutsch, 3) Altsächsisch und neuere Dialekte, 4 Niederdeutsch und Friesisch, s) Englisch mit Angelsächsisch, 6) die nordischen Sprachen; V. romanische Sprachen; VI. slavische Sprachen; VII.. kleinere europäische Sprachgruppen, sowie Zigeuner; VIII. amerikanische, afrikanische, polynesische Sprachen. — Katal. 7587 enthält unter dem Titel „Schöne Künste, Kupferwerke, Kuriosa“ ein Verzeichniß von 1725 Schriften, welche unter folgende Abschnitte vertheilt sind: I. Aesthetik. Theorie und Technik der Kunst; II. Kunstgewerbe, Ornamentik, Photographie; III., Kunstgeschichte, Kunstdenkmäler, Galeriewerke; JV. Interessante Drucke und ältere illustrirte Werke; V. Neuere illustrirte und Prachtwerke; VI. Kuriosa und Vermischtes: 1) Kuriosa,
acetien, Satiren, Neulateiner; 2) Anekdoten, Ana, Emblemata; 5 Magie, Dämonologie, geheime Wissenschaften 1Geomantie, Astro⸗
.
—— 3
.
.
— — **
—
n,