Ministerium der öffentlichen Arbeiten. Tagesordnung
für die Sitzung r
17. Juni 1887, Vormittags 10 Uhr.
1) Ausnahmetarif für amerikanisches Kiefernholz von den
Elb⸗Weser⸗Emshäfen na a , und Westfalen, 2) Ausnahmetarif für
und Weserhäfen, sowie nach Lübeck,
3) Ausnahmetarif für Mehl von Bärwalde nach Bayern, 4 Ausnahmetarif für Getreideschlempe zwischen Tornesch
und Horst (Provinz Schleswig⸗Holstein),
5) Ausnahmetarif für krystallisirte Soda nach Schleswig⸗
Holstein und Mecklenburg, 3
6) Ausdehnung der für Eisenerze von dem Lahn⸗, Sieg— und Dillgebiet nach den Hüttenstationen an der Ruhr ge— währten Ausnahmetarife auf andere Verkehrggebiete,
) Ausnahmetarif für Eisenerze von Schmiedeberg und von Berggießhübel nach Oberschlesischen Hüttenstationen,
8) Ausnahmetarif für Eisenerze von Galizien nach ober— schlesischen Hüttenstationen, .
9) Ausnahmetarif für Rohkupfer von Hettstedt nach Rheinland und Westfalen,
10 Ausnahmetarif für Rohblei und Rohzink zur Aus—⸗ fuhr seewärts,
11) Mittheilung über die seit dem 9. November 1886 erfolgte Genehmigung oder Versagung von Ausnahmetarifen.
Per sonalveränderungen.
Königlich Preußische Armee.
Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Berlin, 31. Mai. v. Schack, Sberft⸗Lt. von der Armee, unter Stellung à la suite des Gren. Regts. Rr. 1 und unter Verleihung eines Patents seiner Charge, zum Komman— danten von Memel ernannt.
Kiel, 3. Juni. Prinz Wilhelm von Preußen Königliche Hoheit, Oberst, Commandeur des Garde⸗Hus. Regts. und à la suite des 1. Garde⸗Regts. zu Fuß, des Gren. Regts. Nr. 2 und des 2. Garde⸗Landw. Regts., auch à la suite des See-Bats. gestellt.
Berlin, 5. Juni. Prinz Friedrich Leopold von Preußen Königliche Hoheit, Pr. Lt. vom 1. Garde ⸗Regt. z. F. zum Regt der Gardes du Corps, à la suite desselben, versetzt.
Berlin, 6. Juni. Graf v. Monts, Pr. Lt. vom Gren. Regt. Nr. I zum Hauptm. und Comp. Chef, v. Berken, Sec. Lt. ron dems. Regt., zum Pr. Lt. befördert. Frhr. v. Rheinbaben, Hauptm., aggreg. dem Gren. Regt. Nr. 7, ein Patent feiner Charge verliehen.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Berlin, 6. Juni. v. Seydlitz, Hauptm. a. D., zuletzt Comp. Chef im Gren. Regt. Nr. 7, der Charakter als Major verliehen. v. Santen, Hauptm. J. D., zuletzt Pr. Lt. im Gren. Regt. Nr. 7, die Erlaubniß zum Tragen der Uniform dieses Regts. ertheilt.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 8. Juni. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin empfing gestern in Baden-Baden den Besuch Ihrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs, des Erbgroßherzogs und der Erbgroßherzogin von Baden.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz fuhr mit Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Victoria gestern Morgen 8 Uhr von Potsdam nach Wannsee und von dort zu Wagen nach Charlottenburg, befuchte das Mausoleum im Schloßpark und begab Sich dann nach Berlin, wohin um 19 Uhr Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin direkt gefahren war.
Während des Aufenthalts in Berlin statteten die Kron— prinzlichen Herrschaften Sr. Majestät dem Kaiser einen Besuch ab . kehrten um 1 Uhr in das Neue Palais bei Potsdam zurück.
— Der Bundes rath sowie die vereinigten Ausschüsse desselben für Handel und Verkehr, für Justizwefen und jür Elsaß-Lothringen, die vereinigten Ausschüsse für Justizwesen und für Elsaß-Lothringen, und die vereinigten Ausschüsse für Rechnungswesen und für Elsaß-Lothringen hielten heute Sitzungen.
— Der Schlußbexrächt über die gest rige Sitzung des Reichstages befindet sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen 688.) Sitzung des Reichs— tages, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats— Minister von Boetticher sowie andere Bevollmächtigte zum Bundesrath nebst Kommissarien desselben beiwohnten, stand als erster Gegenstand auf der Tagesordnung die zweite Bergthung der die Arbeiters u K ges sg bu ng be⸗ treffenden Anträge des Abg. Hitze und des Abg. Lohren auf Grund des Berichts der VII. Kommission.
Berichterstatter war der Abg. Dr. Hartmann.
Zunächst wurde 5. 135 mit Ausnahme des letzten Absatzes zur Diskusfion gestellt:
S. „1535. Kinder unter 12 Jahren dürfen in Fabriken nicht
beschaͤftigt werden.
Vom 1. April 1890 ab ist diese Beschäftigung nur Kindern zu gestatten, welche das 13. Lebensjahr vollendet und ihrer landes- gesetzlichen Schulpflicht genügt haben. Bis zu diesem Zeitpunkt dürfen Kinder, welche zum Besuche der Volksschule verpflichtet sind, in Fabriken nur dann beschäftigt werden, wenn sie in der Volks— schule, oder in einer von der Schulaufsichtsbehörde genehmigten Schule und nach einem von ihr genehmigten Lehrplane einen regel⸗ en, Unterricht von mindestens 3 Stunden täglich genießen.
ie Beschäftigung von Kindern unter 14 Jahren darf die Dauer von 6 Stunden täglich nicht überschreiten. . Junge Leute zwischen 14 und 16 Jahren dürfen in Fabriken nicht länger als 10 Stunden täglich beschäftigt werden.
Wöchnerinnen dürfen während vier Wochen nach ihrer Nieder— kunft nicht beschäftigt werden. .
Ferner folgende ebenfalls von der Kommission vor—
geschlagene Resolution:
J. die verbündeten Regierungen zu ersuchen, thunlichst bald dem Reichstage einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch welchen die Be⸗ schäftigung von Kindern im Gewerbe außerhalb der Fabriken unter der n n Rücksichtnahme auf die körperliche, sittliche und intellektuelle Entwickelung der Kinder geregelt wird.
Hierzu lag vor der Antrag des Abg. Meister:
S. 135 Absatz 2 wie folßt zu fassen:
Vom 1. April 1890 ab ist diese Beschäftigung nur Kindern zu gestatten, welche das 13. Lebensjahr vollendet und ihaer landesgesetz⸗
des Landes-Eisenbahnraths am
leiweiß und Mennige von den Versandstationen am Harz und in Thüringen nach den Elb—
lichen Schulpflicht genügt und durch ärztliches Attest ihre physische und geistige Tauglichkeit für die zu übernehmende Arbeit beigebracht haben. er Gewerberath des betreffenden Aufsichtsbezirks, in welchem ein Kind zur Arbeit zugelassen werden soll, hat das betreffende Attest durch seine lin hr zu beglaubigen und die Aerzte zu bestimmen, welche die Tauglichkeitsatteste auszustellen haben. Das Honorar für solche Atteste darf den Betrag einer Reichsmark nicht übersteigen. Bis zu diesem Zeitpunkt u. s. w. und der Antrag des Abg. Niethammer:
Der Reichstag wolle beschließen:
den Antrag der Kommission zu §. 135 der Gewerbeordnung, soweit derselbe in den ersten 4 Absätzen eine Aenderung der jf en Bestimmungen dieses Paragraphen herbeiführen will, abzulehnen und dagegen in der, Seite 20 des Berichts, , Reso⸗ 66 ö. nach den Worten von Kindern“ einzufügen „in Fabri⸗ en und“.
Der Abg. Hitze erklärte sich für die Kommissionsbeschlüsse, deren Annahme bereits einen großen Fortschritt in der Arbeiter⸗ schutzgesetzgebung bilden würde. Die Kommission habe ihren Beschluß einstimmig gefaßt; eine einstimmige Annahme Seitens des Plenums werde auch die Reichsregierung dem Beschluß
ünstig stimmen. Bedauerlich sei, daß der Centralverband deutscher ö der doch einen weiteren Blick haben und
ei dem Schutz der nationalen Arheit auch den Schutz der Arbeiter nicht vergessen sollte, sich dem Bestreben widersetze, Auswüchse der industriellen Entwickelung zu beseitigen, die sich nur aus lokalen Gewohnheiten vertheidigen ließen. Man habe seinen Anträgen sozialdemokratischen Ur—⸗ sprung vorgeworfen. Das sei nicht richtig; denn man könne doch nicht behaupten, daß der Normalarbeitstag, der in der Schweiz und Oesterreich eingeführt sei, sozialistischen Ursprungs sei. Die Anträge, namentlich soweit sie fich auf die Kinderarbeit und die weiblichen Arbeiter bezögen, ent— sprängen dem Bestreben, Familie und Haus wieder in ihre Rechte einzusetzen. Wenn die Kommissionsbeschlüßse zur An—⸗ nahme gelangten, so wäre das schon ein erfreulicher Fort— schritt, für den die Arbeiter dankbar sein würden.
Bei Schluß des Blattes nahm der Abg. Schmidt (Elber— feld) das Wort.
— Der S§. S566 Th. IL Tu. 18 des Allg. Landrechts, wonach die Vormundschaft über einen Verschwender aufgehoben werden muß, sobald derselbe überzeugende Proben seiner gründlich erfolgten Besserung beibringt, ist zwar durch das Inkrafttreten der Preußischen Vormundschafts-Ordnung vom 5. Juli 1875 formell aufgehoben (8. 162 der Vorm. Ordn.: „Die Vorschriften des Allg. L. R. über das Vormund— schaftswesen, welche in diesem Gesetze nicht ausdrücklich aufrecht⸗ erhalten sind, werden aufgehoben“), thatsächlich aber ist er nach einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Civilsenats, vom 16. März d. IJ, noch gegenwärtig anwendbar. „Wenngleich der 8. S5õ6ß seine gesetzliche Geltung verloren hat, so folgt doch der darin ausgesprochene Grundsatz dergestalt aus der Natur der Sache, daß an seiner gegenwärtigen Anwendbarkeit nicht zu zweifeln ist. Auch besagt §. 84 der eit. Vormundschafts-Ordnung im Grunde dasselbe, wenn er bestimmt: „Die Vormund⸗ schaft über einen Großjährigen hört auf, wenn der Grund zu deren Einleitung gehoben ist“, wiewohl den formellen Grund der Einleitung der Vormundschaft über die für Ver—⸗ schwender Erklärten der Entmündigungsbeschluß bildet, mithin dessen Wiederaufhebung die Aufhebung der Vormundschaft zur nothwendigen Folge haben muß. Denn für diese Wieder— aufhebung, üher deren Erforderniß die einschlägigen §§. 625, 626 Civ Pr⸗Ordn. nichts bestimmen, ist der Wegfall des materiellen Grundes der Entmündigung nach wie vor maßgebend geblieben.“
Der Kaiserliche Gesandte, Legations⸗Rath Stumm, ist in Madrid eingetroffen und hat die Geschäfte seines neuen Postens übernommen.
— Der Königliche Gesandte in Dresden, Graf von Dönhoff, ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaube nach Dresden zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Gesandtschaft wieder übernommen.
— Der General-Inspecteur der Fuß-⸗A Artillerie, General— Lieutenant Roerdansz, hat eine Dienstreise zur Besichtigung der unterstellten Truppentheile nach Neisse, Posen und Danzig angetreten.
— Der Bevollmächtigte zum Bundes rath, Königlich bayerische Ober-Regierungs⸗-Rath Heller, ist hier angekommen.
— S. M. Kanonenboot „Wolf“, Kommandant Kapitän— Lieutenant Jaeschke, ist am 8. Juni er. in Amoy einge— troffen und beabsichtigt, am 9. dess. Mts. wieder in See zu gehen. Der Dampfer „Salier“, mit dem Ablösungskommando für S. M. Kreuzer „Albatroß“, ist am 8. Juni cr. in Melbourne eingetroffen und beabsichtigt, am 9. dess. Mts. wieder in See zu gehen.
Württemberg. Stuttgart, 5. Juni. AUAllg. Ztg.) In der Erst en Kammer wurde gestern dem Staats⸗Minister von Renner, welcher in diesen Tagen sein 50 jähriges Dienstjubi läum feiert und seit dem 22. September 1864 an der Spitze des Finanz-⸗Departements steht, eine herzliche Ovation dargebracht. Der Berichterstatter der Ersten Kammer, Staatsrath von Riecke, nahm Anlaß, das große, seit zwei Jahrzehnten Regierung und Stände beschäftigende Katasterwerk, welches durch die jetzt erledigte Vorlage seinen Abschluß gefunden, als ein bleibendes Denkmal der Regierung des Königs Karl und der unermüdlichen Thätigkeit des dem König fast seit seiner Thronbesteigung zur Seite stehenden Staats-Ministers von Renner zu bezeichnen. Staats⸗-Minister a9. D. Freiherr von Linden wuͤnschte Namens des hohen Hauses, dessen Mitglied der Finanz-Minister ist, diesem Glück zu seiner langjährigen Thätigkeit, welche ihm die Anerkennung, die Hochachtung und das Vertrauen im vollsten Maße in den weilesten Kreisen gesichert habe. Die Mit⸗
lieder des Hauses erklärten ihr Einverständniß mit diesen
orten durch Erheben von den Sitzen, worauf der Minister von Renner mit einigen Worten dankte. — Der Landtag wird am 8. Juni geschlossen werden.
Ludwigsburg, 6. Juni. Gestern Morgen kehrte der Prinz Wilhelm mit der Prinzessin Pauline aus Nachod hierher zurück. Die rn, sin Wilhelm gedenkt noch etwa vierzehn Tage bei ihren Eltern zu verweilen.
Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, J. Juni. (Mecll. Anz). Ueber das Befinden des Herzogs Paul Friedrich liegt folgende telegraphische Nachricht vor:
Gonobitz, 6. Juni, Mittags. . mit vormittägiger Re⸗ mission bis 384, gegen Abend 39,8; Allgemeinbefinden gut; Krank⸗
heitsprozeß in Abnahme.
Desterreich⸗ Ungarn. Pest, 7. Juni. (W. T. 8 Der Minister der Landes vertheidigung, Fejery ar erstattete vor seinen Wählern einen Rechenfcha ft; bericht und wies dabei auf die auch von dem Monarchen anerkannte n, ne, in, welcher nicht zum gering Theil die Erhaltung des Friedens zu verdan len gewesen sei. Er, der Minister, mache enen Unterschich wischen Ideen, welche verwirklicht werden könnten, und augen an en handgreiflichen Uebertreibungen, die zu keinem Jiel führen könnten, weil die politische Raison ihre Verwirklichu verwehre; er werde sich im Bewußtsein seiner Verantwortu in seiner Ueberzeugung durch nichts wankend ,. laffen obgleich er für die ungarischen Interessen ein ebenso warme Herz habe wie irgend ein Anderer.
Schweiz. Bern, J. Juni. (Bund.) Der Bun der rath unterbreitete den eidgenössischen Räthen den Entw urf eines revidirten Bundesgesetzes, betreffend den Geschaftz betrieb von Auswanderungsagenturen. ]
Großtꝛbritannien und Irland. Lon don, 6. Juni. (A. C)
3 der Reise Gladstone's nach Wales und den dortigen undgebungen bemerkt der „Standard“: „Gladstom verfolgt mit seiner Reise nach Wales noch andere Ziele als nur eine akademische Rede zu halten. Sein; wei in Singleton gehaltenen Ansprgchen dienten augen⸗ shenls nur dem Zwech, den liberalen Unionssten anzukündigen, daß er jetzt Vorschlägen zugänglich ist über die Frage, ob die irischen Vertreter in Westminste ferner sitzen sollen. Alles in Allem genommen, ist diese Frage aber nicht von hervorragender Bedeutung. Wollte Glabstone sich auch noch so nachgiebig in diesem Punkte zeigen, so würde er dadurch die fundamentalen Einwände der liberalen Unionisten gegen seine irischen Vorlagen nicht entkräften. Ist einmal
eine irische Legislatur in Dublin errichtet, mag sié auch noch
so beschränkte Vollmachten besitzen, so wird alles Uebrige von selbst nachfolgen. Parnell weiß das sehr gut. Das Einzige, was er fordert, ist ein Parlament in College⸗green. Wenn Gladstone hofft, daß er Lord Hartington und Chamberlain guf diesen Köder locken kann, so muß er eine sehr geringe Meinung von ihrem Scharfsinn oder von der Ehrlichkeit ihrer Ueberzeugung hegen.“
Der Unter-Staatssekretär im Kriegs-Mini—
sterium, Lord Harris, hielt am Sonnabend in dem kon— servativen Verein von Nord-Kent eine Rede, worin er die von Lord R. Churchill gegen ihn und das Marine— Ministerium erhohenen Beschuldigungen zu widerlegen suchte. Er stellte in Abrede, daß das ,,, sich nicht bewährt habe. Die Patrone dazu sei vorzüglich. Uebrigens würde Jeder dem Lord Randolph Churchill dankbar sein, wenn er angeben wollte, wie England eine schlagfertige Armee und Marine haben und? noch 4000009 Pfd. Sterl. jährlich ersparen könne. — T. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Unterhaus sitzung erwiderte der Unter-Staatssekretär für Indien, Gorst, auf eine bezügliche Anfrage: es sei bis jetzt noch kein Plan gefaßt, die Pischinthal-Bahn über das Amramgebirge zu führen. — Der erste Lord des Schatzes, Smith, theilte auf eine Anfrage mit: er hoffe, binnen wenigen Tagen die Schrift— st ücke, betreffend die Konvention bezüglich Egyptens, vorlegen zu können. Betreffs der Neuen Hebriden dauerten die Unterhandlungen noch fort; es sei daher eine Vorlage des Schriftwechsels unthunlich. — Der erste Sekretär für Ir— land, Balfour, erklärte: die Regierung werde nicht zögern, Alles aufzubieten, um den Gesetzen in . Achtung zu verschaffen. — Bei der sich anschließenden Berathung des dritten Artikels der irischen Strafrechtsbill sprach sich Har— court, unterstützt von Parnell, dahin aus, die Debatte auf die wesentlichen Amendements zu beschränken.
— 8. Juni, früh. (W. T. B.) Das Unterhaus nahm nach längerer Debatte mit 211 an 83 Stimmen den dritten Artikel der irischen Strafrechts bill an, welcher die Ein⸗ , ne, besonderer Geschwornengerichte für gewisse Fälle vorsieht. Sämmtliche Amendements wurden verworfen.
Frankreich. Paris, 7. Juni. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer setzte heute die Berathung des Militärgesetz-Entwurfs fort. Der Deputirte Margaine bekämpfte denselben, weil er nothwendig zur Desorganisation der Armee führe. Die weitere Berathung wurde auf Donnerstag vertagt. ö
Etienne ist zum Kolonien ernannt worden. .
Die letzten aus Tongking bei der Regierung eingegan— genen Nachrichten lassen die Situation daselbst als ge⸗ bessert erscheinen; insbesondere sei das Seeräuber-Unwesen im Nachlassen. Die über den Gesundheitszustand des General-Residenten Bihourd verbreiteten ungünstigen Nachrichten werden als un begründet bezeichnet.
= 3. Juni. (Fr, C) Die Rang⸗ und Quartier⸗ liste der französischen Armee für das Jahr 188 ist vor Kurzem zur Ausgabe gelangt. - „„Das. Werk zerfällt in 10 Abschnitte. Es werden auf⸗ geführt im 1. der Präsident der Republik mit seinem mili— tärischen Stabe; im T2. das Kriegs⸗Ministerium; im 3. die Armee⸗ Eintheilung; im 4. die Generalitaͤt, der Generalstab und das Kon⸗ trolecorps; im 5. die Truppen der aktiven Armee; im 6. die Stäbe der Artillerie, des Genie, die Intendanz, das Sanitäts— Offizierscorps,. die Verwaltungs-⸗Offiziere, die Militärschulen und die besonderen Dienstjweige; im 7. die Gen⸗ darmerie und die Sappeurs⸗Pompiers von Paris; im 8. die in die Beförderungslisten aufgenommenen Offiziere aller Waffen und Beamten; im g. das Invalidenhotel; im 10. die Territorial Armee. Neu aufgenommen ist die chronologische Liste sämmtlicher französischen Kriegs⸗Minister seit 1690, unter denen außer dem General de Cissey keiner seit der Wiederaufrichtung der Republik das Portefeuille des Krieges so lange in seiner Hand behalten hat, wie Boulanger (seit J. Januar 18836). Seit dem Bestehen der Republik nach dem letzten deutschen Kriege hat Frankreich 16 Kri egs⸗Minister gehabt. Aus der Armee ⸗»Eintheilung geht hervor, daß jetzt an der Nordostgrenze einschließlich von drei den Kavallerie⸗ Brigaden des 6. und 7. Armee Corps angehörenden Regimentern 17 Kavallerie ⸗Regimenter in der Linie zwischen Belfort und Sedan dislocirt sind. — Die Generalität zählt 3 Marschälle von Frankreich, 8 Divisions-Generäle, nach Ueberschreiten der Altersgrenze in der . Sektion, 100 Divisions; und 199 Brigade⸗Generäle. Der Reserve gehören 19 Divisions. und 22 Brigade⸗Generäle an. Das Offizier ⸗Corps der Infanterie zählte am 20. Januar 170 Obersten, 190 Oberst , Lieutenants, 997 Bataillons⸗Thefs und Majors, 4268 Capitäns, 3485 Lieutenants und 2469 Sous ⸗Lieutenants. Seit 1. März 1886 bat eine Vermehrung um 160 Köpfe statt⸗ gefunden. Neu angestellt wurden 701 Sous ⸗Lieutenants. In Ab⸗ gang kamen 374 Offiziere, davon 66 durch Tod und 16 durch Ent— lassung aus disziplinarischen Gründen. In der Organisation der Infanterie sind Veränderungen nicht eingetreten. Aufnahme in die
Unter-Staatssekretär der
das
der Arbeitsunfähigkeit einzufügen.
9 zum ersten Mal das neu errichtete 4 Tonkinesische gute helene und die 4 Annamitischen Jäger⸗Bataillone ge⸗ Irn lleut Zahl der Kavallerie Regimenter beträgt nach Errichtung unden. ren Spahis Regiments 78. In der vorjährigen n it? war das corps des chnasseurs forestiers nicht siangli fh Nach Beendigung der Neuformation dieses Corps nit eu . dessen Offiziere den höheren n,, entnommen llt da 48 aktive Compagnien und 16 Sektionen, 2 GCompagnien ner e rt en und J Detachements für Festungen. In Algerien ge⸗ 18 2 Gzcadrons berittener Forstbeamten zur Aufstellung. Die ud e schließt mit einem 288 Seiten umfassenden alphabetischen , . sämmtlicher in ihr . Offiziere und Beamten ber, range aus dem hervorgeht, daß die Zahl derselben bis ir n gefahr 6 hob gestiegen ist.
r
Zeitungsstimmen.
Zur Hieders usn ahm der parlamentgrischen Arbeit im Reichstage bemerkt das „Posener Tageblatt“: .
er gsan darf guten Muthes auf den Fortgang der parlamentarischen Tati keit blicken und zu dem gesunden Sinn der nation len Parteien ö. ertrauen hegen, daß sie, unbeirrt durch die Winkelzüge der rr'fttion, an einer Praxis festhalten werden, Nie ihnen bereits zu . länzenden parlamentarischen Triumphen verholfen hat und. wenn . . gepflegt, leicht dazu führen kann, daß dem seitherigen Treiben . u rr efftion ein definitives Ende bereitet wird. Schon ist der . mit dem letztere sich in den Augen der Menge ü sange zu umhüllen wußte, sehr stark abgeblaßt; bald hier bald dort wird den Aposteln der systematischen Verneinung n' ehemals Getreuen die Heeresfolge aufgesagt; das deutsche Volk Aaklt es: jetzt oder nie ist der Augenblick geeignet, um auf dem Wege er nationalen Konjolidirung im Innern einen mächtigen Schritt vorwärts zu thun. Das Reich bedarf eigener finanzieller Hülfsquellen ron einer seinen umfassenden Bedürfnissen entsprechenden Ergiebigkeit. on diesem Besitz hängt die Entfaltung seiner inneren oder seiner Rieren Stärke ab und damit die Bürgschaft seiner Widerstands— ligkeit gegen die Stürme, denen es in näherer oder fernerer Zu⸗ unft unfehlbar Stand zu halten haben wird.
— In einem längeren Artikel, welcher die Unruhen in Belgien nd die Lage der Arbeiter in Deutschland bespricht, gelangt der ö Correspondent“ zu folgen⸗
Schlußergebniß: . . der Nähe der belgischen Arbeiterbewegung in den industriellen Centren des westlichen Deutschlands bisher nicht das Mindeste von einer Rückwirkung auf die deutsche Arbeiterbepölkerung pabtzunebmen ist und auch die Besorgniß nicht obwaltet, daß in dem reiteten Verlauf der Bewegung eine solche eintreten könnte, so liegt ker Grund in den ungleich besseren sozialen und wirthschaftlichen Perkältniffen der deutschen Arbeiter. Dieselben fühlen weder den Stachel politischer Rechtlosigkeit, noch sehen sie sich von der Gesetz⸗ Tetung ihres Vaterlandes vernachlässigt. Die Arbeiterschutz Gesetz⸗ ung, wie weit sie immer hinter dem Wünschenswerthen zurück ickbt, gewährt dem deutschen Arbeiter doch eine ganz andere Gewähr zegen wirthschaftliche Ausbeutung; er sieht sich bei Krankheit und Unfall vor Noth gesichert und darf mit Bestim mtheit hoffen daß in naber Zeit das Nämliche in Bezug auf Alter und Inralidität der Fall scn wird. Das Verhältniß zwischen Arbeitgeber und Arbeiter seßt in Deutschland im Durchschnitt auf einem ungleich höheren Rireau, als in Belgien. Die Auffassung, daß die Beziehungen Beider si lediglich nach den pekuniären Interessen der Arbeitgeber zu ge⸗ stelten haben, bildet in Deutschland eine immer mehr verschwindende uznahme; der deutsche Arbeitgeber wird sich seiner sozialen Pflichten durchweg in einem höheren Maße bewußt, und eine Reihe der hervor⸗ tagendsten Industriellen geht in dieser Hinsicht mit glänzendem Bei— spiele voran. . .
Mehr noch als diese Momente wirkt aber offenbar einer Rück— wirkung der belgischen Vorgänge der Umstand entgegen, daß der Atbeitsverdienst der deutschen Arbeiter so ungleich höher ist, Alt der in den entsprechenden Industriezweigen Belgiens erzielte, In dem rbeinisch⸗westfälischen Montan⸗ und Judustrierevier verdient der Ar⸗ keiter sowohl beim Bergbau als in der Eisenindustrie das 2 2fache ven dem, was der Belgier bei überdies zumeist längerer, Arbeitszeit erwirbt. Die Lebenshaltung der deutschen Arbeiter steht in Folge desen selbstverständlich entsprechend höher, als die der belgischen, und damit auch ihre Kultur. In Folge dieser vergleichsweise günstigen Lage fühlt sich der deutsche Arbeiter ganz anders als der belgische, und das Beifriel einer Arbeiterbevölkerung, welche nach allen Rich
nungen unter ihm steht, hat für den Ersteren nichts Verlockendes.
Können wir daher auch der Entwickelung der Bewegung in Belgien mit voller Ruhe folgen, ohne ein Uebergreifen des Brandes in unsere Grenzen befürchten zu müssen, so soll damit doch nicht zesagt sein, daß wir nunmehr die Hände in den Schoß legen und auf— Kren dürften, die Besserung unserer Arbeiterverhältnisse zu betreiben. Dir werden im Gegentheil in den Vorgängen jenseits der Westgrenze änen dringenden Ansporn erkennen, auf dem betretenen Wege energisch sertzuschreiten und, wie immer es praktisch durchführbar ist, nach allen Richtungen auf die weitere Hebung und Besserung der Lage unserer Arbeiter hinzuwirken. Die Arbeitgeber werden sich mehr und mehr mit dem Geiste durchdringen müssen, welchen ihnen die letzte Oechel⸗
känser sche Broschüre' fo nachdrücklich predigt: die Wirthschaftspolitik anird es
als eins der ersten Ziele ansehen müssen, den deutschen Arbeitern die Gelegenheit zu auskömmlichem Arbeitsverdienst zu sickern, die Gese gien, wird mit allem Eifer darauf Bedacht zu nehmen haben, ohne Teng 64 . in 7 . regeln zur Si der Arbeiter vor den wir aftlichen Fol
ö Auf dem e ,, ö stutzes endlich muß gefchehen, was sich ohne ernste Gefährdung der betreffenden kö und des Einkommens der Arbeiter thun läßt um einer ühertriebenen Ausbeutung der Arbeitskraft, namentlich der Frauen und Kinder, entgegenzutreten, Freilich wird besonders auf
iesem Gebiete Vorsicht und nüchterne Erwägung der thatsächlichen RVerhöltnisse Platz greifen müssen, sonst liegt die Gefahr nahe, bei
dem besten Willen und in der wohlwollendsten Absicht den Arbeitern schweren Schaden zuzufügen. . . . .
6 — Ueber die deutsche Kunstwollindustrie schreibt die Elberfelder Zeitung: . ö
ken. . Zweigen des deutschen Gewerbfleißes, welche sich der Abfälle anderer Industrien bedienen, um sie wiezer zu verarbeiten, steht die Kunstwollindustrie obenan; bei ihr wird die Nutzbarmachung
änes scheinbar werthlofen Materials mit großem Erfalge betrieben.
enn diefer Induftriezweig auch im Vergleich zur Wollfabrikation nur erh h i mangelhafte Erzeugnisse herzustellen im Stande ist und dadurch auf reelle und gute Wollenwaaren wobl einen nieder⸗ ktücknden Einfluß ausübt, so liefert er doch, für die weniger kemittelten Klaffen der Bevölkerung billige Stoffe, welche ein ver⸗ äaltnißmãßig gutes ãußeres Anfehen haben, sodaß eine Besprechung dieser Induffrie keineswegs in dem Maße, wie dies von manchen Seiten desbieht, von der . zu weifen ist. In der That hat sich denn zu die Kunstwollindustrie in Deutschländ mit der Zeit erheblich ausgedehnt und namentlich die betreffenden englischen Erzeugnisse fast ganz vom deutschen Markte zurückgedrängt, eine Crrungenschaft, der neuen Zollpoiitik, welche wohl ins Gewicht fällt. Sind nun auch die enfumirenden diesem Stoffe im Allgemeinen nicht günstig gestimmt, weil die Erfahrung sie hinlän lich über die geringe Daltbarkeit detselben belehrt hat, so wird if Industrie trotzdem gedeihen, weil
man einerseits bei ihr neuerdings unverkennbar fro . gemacht hat, der Kaufmann andererseits aber die mit Kunst
chte bezw. ganz dargus rerkaufen kann, da fie sich nicht selten der Taxe des lanzlich entzieht.
wolle ver⸗
hergestellte Waare w
Das Rohprodukt der Kunstwollverarbeitung bestebt bekanntlich vornehmlich aus zwei Arten, einmal aus dem sogenannten Shoddy, welcher aus alten Strümpfen, Flanellen, r ,, . hergestellt wird,
andererseits aus dem Mungo, den man aus den Abfällen der Schneiderei, alten Kleidungsstücken, umpen u. . w. gewinnt. Der Einfluß der neuen deutschen Eingangszölle hat sich seit 1380 nun dem Absaßz der Kunstwollfabrikate insofern günstig erwiesen, als jene die Wirkung hatten, daß die früher von den Engländern massenhaft auf den deutschen Markt geworfenen und hauptsächlich zu Regenmäntelstoffen verarbei⸗ teten 5 zu denen vorzugsweise Kun ta oll verwendet wird, jetzt in Deutschland, und zwar zunächst in Berlin, dann aber auch im sächsischen Voigtlande und an noch einigen anderen Stellen in großer Menge hergestellt werden. Von anderer Seite führte man unlängst die ö der Ausfuhr von Kunstwolle aus dem deutschen Zoll— ebiete auf die in Folge des Zolles geringer gewordene Einfuhr fremder ollstoffe zurück. Die betreffenden Verhältnisse stellen sich nun aber seit 1880 wie felgt: — . Im deutschen Zollgebiet betrug von Kunstwolle . die Cinfuhr die Ausfuhr die Mehrausfuhr
1880 5325200 kg 14 168 1090 kg 8 842 900 kg 1881 5 980 800 . 14231300 . 8 250200 . 1882 5595400 14939 300 . 928343 900 . 188535 5529500 12 970 800 . 441 300 , 1884 44211090 , 11 756200 . 71335109 1885 8582764090 . 13 648200 , 5371 8090 . 1886 7 819 490 13 180 500 5361 100 .
Hat hiernach also die Mehrausfuhr von Kunstwolle eine nicht unbeträchtliche Abnahme erfahren, so könnte man daraus auf eine gesteigerte Verarbeitung derselben in Deutschland schließen. Letztere nun kann wieder die Folge eines vermehrten Konsums oder aber einer gestiegenen Ausfuhr von Kunstwollerzeugnissen sein. Leider liegen aber für die Ausfuhr authentische Ziffern nicht vor, da die Kunstwollerzeug⸗ nisse bei der Ausfuhr nicht gesondert von den Wollenwaaren nach— gewiesen werden. Was dagegen die Ausdehnung der Verarbeitung der Kunstwolle in Deutschland anlangt, so wird dieselbe allerdings durch die gewerbestatistischen Aufnahmen in den Jahren 1875 und 1533 in vollem Maße bestätigt. Während sich nämlich im ersteren Jahre die Zahl der Betriebe für Mungo⸗ und Shoddvherstellung und, deren Spinnerei auf 129 belief, stieg dieselbe 1883 auf 179; hierbei ver⸗ mehrte sich die Sahl der Hauptbetriebe von 103 auf 173, während diejenige der Nebenbetriebe von 26 auf 6 lank. Das in den Haupt« betrieben beschäftigte Personal stieg von 4776 auf Sl 78, hat sich also fast verdoppelt. Auch bei der deutschen Kunstwollindustrie hat die neue Wirthschaftspolitik also nicht nur zu einer vermehrten Thätig⸗ keit, sondern namentlich auch zu einer bedeutenden Steigerung der Arbeitsgelegenheit Anlaß gegeben.
Statiftische Nachrichten.
Im Monat April 1887 sind über deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam 15142, in der Zeit von Antang Januar bis Ende April 1887 34 162 Deutsche nach äüberseeischen Ländern ausgewandert. Die Steigerung im Vergleich gegen das Vorjahr, in welchem im April 10594 und in der Zeit von Anfang Januar bis Ende April 1886 23 432 Deutsche ausgewandert sind, hat dem⸗ nach angehalten.
Kunft, Wissenschaft und Literatur.
Von der Verordnung, betreffend die Einrichtung einer ärztlichen Standesvertretung, vom 23. Mai 1887, ist im Verlage der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin sWw., Wilhelmstraße 32, ein besonderer Abdruck erschienen Preis 20 3). ö.
6 — 8 der neueste Anzeiger des Ger ma nis hen National-Museums“ (in Nürnberg, II. Band, Nr. 3 für Mai und Juni 1887) in seiner Chronik mittheilt, hat die Gesammtfamilie der Grafen und Freiherrn von Tettau die Summe von 1200 M für ein gemaltes Fenster zur Verfügung gestellt. Ferner hatte sich das Museum neuerdings eines sehr werthvollen Vermächtnisses zu erfreuen. Der kurzlich in Erlangen verstorbene Maler Max. Praͤtorius hat nämlich der Anstalt seinen gesammten künstlerischen Nachlaß teftamentarisch zugewiesen. Neben einigen fertigen Aquarellen ist es insbefondere eine reiche Folge von Studienblättern, die auf längeren Reifen in Deuffchland und Italien entstanden sind, Tandschaften, Thier⸗ und Volkstypen in feinster Auffgssung und mit höchster Gewissenhaftigkeit durchgeführt. Die Sammlung der Hand. zeichnungen hat damit eine sehr werthvolle und umfangreiche Ver⸗ mehrung erhalten. Außerdem befanden sich noch eine Anzahl. von Büchern, wichtige Autographen zur Geschichte des Jahres 1848 sowie Medaillen, Münzen, kleinere Kunstwerke ꝛc. in dem Nachlaß zie den betreffenden Abtheilungen eingereiht worden sind. — Die Liste der Jahresbeiträge hat sich durch neue Anmeldungen erweitert, un die Sammlungen, das Kupferstichkabinet, die Bibliothek, das Archiv haben durch Geschenke und Ankäufe mancherlei Zuwachs erhalten, Dem Archiv fielen aus dem oben erwähnten Vermaͤchtniß des Malers Max Prätorius zu: eigenhändige Briefe an den Verstorbenen von der Herzogin Victorig von Kent, jetzt regierenden Königin Victoria von England, dem Prinz⸗Gemahl Albert, dem König degyold der Belgier, dem Grafen Karl Pappenheim, von Bunsen, Stockmar, Fanning, Posonby, Schlosser ꝛc. aus den Jahren 1840 bis 1854, ferner eigenhändige Briefe an den Prinz ⸗Gemahl Albert von England von dem König Ernst August von Hannover, dem König Friedrich August von Sachsen und dem Herzog von Wellington aus den
akren 1839 bis 1841;, Briefe des Königs Leopold der 3 an den Erbptinzen Ernst von Sachsen ⸗Coburg⸗ Gotha und Stockmar aus dem Jahre 1835 2ꝛc.;; dann
verschiedene eigenhändige Gedichte des Grafen August von Platen— ger , . des Erblassers über den englischen Hof aus den Jahren is4 I und 1843. Gedanken des Prinz ⸗Femahls Albert über ein zu konstituirendes Deutsches Reich, vom Jahre 1848 und Anderes. — Angekauft wurden für das Archiv eine ganze Reihe Autograpzen verschiedener Herzöge von Mecklenburg. — Ferner be⸗ richtet der „Anzeiger weiter über die Organisation des mit dem Ger manischen Rational Museum verbundenen Historisch pharmazeutischen Central⸗Museums“ und theilt das Statut des letzteren im Wortlaut mit. — In der „Fundchronik“ wird u. A. berichtet, daß von dem reichen
arhbenschmuck der Kirche und des Klosters der Karmeliter in Nürn— ö. bei dem Abbruch der letzten Gebäudetheile noch ein kleiner, aber hübscher Fest zum Vorschein gekommen ist, nämlich ein kleiner Stein, auf welchem ein knieender Donator vor der heiligen Jungfrau in Wafferfarben gemalt ist (aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunders). Von dem Funde ist eine Abbildung beigefügt. — Die mit dem „An⸗ zeiger ausgegebenen Bogen 5 und 61II. Bandes der , Mittheilungen aus dem Germanischen National⸗Museum * bringen einen um⸗ fangreichen, höchst interessanten Beitrag vJn dem Direktor A. Essenwein, in welchem die schönsten Gold und Silbergefähe gus dem Schatz des Mufeums beschrieben und in vortrefflichen Abbildungen vor Augen geführt werden. Hans Bösch theilt aus der Sammlung von Handschrift⸗Bruchstücken des Museums im Original. Wortlaut ein geistliches Rezept gegen die Pestilenz, aus dem 16. Jahrhundert, mit, das in eigenthümtlicher Weise an die Predigten des viel späteren Abraham a Sta. Clara erinnert. — Dem Anzeiger ist endlich noch der 4. Bogen des Katalogs der vorgeschichtlichen Denkmäler im Germanischen National Museum beigelegt.
Veterinärwesen.
i ü b Verbreitung von Thierkrankheiten k im Auslande. Rußland. : . In den Deutschland zunächst gelegenen und in den sonst haupt⸗
sächlich in Betracht kommenden Gouvernements und Gebieten:
Nach Meldungen vom 1. März bis 1. April 1857.
Rinderpest. Gouvernements: Zahl der der überhaupt a, me — a m r
Bessarabien ... 17
1 229 13
1 36 15
J 1059 970
Jekaterinoslaw ... 732 444 11 64 60 4
1 20 12 ö
1 2 2 ;
— JJ 228 1933
1 260 125 .
Kc 133 284
897 1027 ⸗
Ufa . . . . . . P 406 334 .
k 20 13 ö.
Gebiete: . Donische Kosaken .. 2324 1194 Desterreich. 4
Laut der am 7. Mai 1887 vorliegenden Meldungen. g Lungenseuche. *
Land. Zahl der infizirten Orte.
Mähren ;
k .
Nieder⸗⸗Oesterreich 1ẽ und VI. u. VII. Bezirk von Wien.
Schlesien ö
Schafrãude Nieder⸗Oesterreich . J
Jö
G i; .
ö Laut der am 14. Mai 1887 vorliegenden Meldungen. . Galizien . Lungenseuche.
. JJ z ee . . ⸗
Nieder⸗Oesterreich 3 u. VI. u. VII. Bezirk von Wien ⸗
Schlesien . ö .
Schafrãude. . ꝛ ö ärnten . ö Maul⸗ . Klauenseuche. w, 9 Laut der am 21. Mai 1887 vorliegenden Meldungen. Milzbrand. . JJ . d Lungenseuche.
. JJ .
k .
ohr Testerreich 3 und VI. und VII. Bezirk von Wien.
Schlesien ö
Schafräude.
ö J ö ; arnte J J ö ö der am 31. Mai 1887 vorliegenden Meldungen. .
Milzbrand.
ö 4
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Lungenseuche. ö
ö ö
d . .
3 m eserrelt . und VII. Bezirk von Wien. .
ö
4. Schafrãude.
Nieder⸗Oesterreich 2
d /
Ungarn. Vom 12. bis 19 April 1887. . Milzbrand. in 3 Komitaten, . Gemeinden, ö ö ö ö Vom 19. bis 26. April 1887. . . Milzbrand. in 21 Komitaten, . Gemeinden. . D . 2 ö . 26. April bis 3. Mai 1887. . 4 Milzbrand. in 6 Komitaten, 19 Gemeinden. . , 12 ⸗. ö. Schweiz. Die Maul⸗ und Klauenseuche ist erloschen. Belgien.
Vom 1. bis 30. April 18873. . . Lungenseuche in 9 Provinzen: 30 Gemeinden 41 Ställe mit 77 Rindern.
Gewerbe und Handel.
m Berliner Pfandbrief-Institut sind bis Ende ö Made 8 42 500 M, 3 S MυίοS ige, 20 297 199 M, A4 0eige, . 44 591 100 6 43 Gdυίύ4cee und 9 468 400 S6 5 Ceige, zusammen S2 589 100 606 Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 8 100 . 37 dige, 17596 500 M6. 406½eige, 28 166 500 ( 4E οοeige und 4 645 100 S6 5H ocige, zusammen 98 531 500 6. Pfandbriefe Seitens der Grundstücksbesitzer verzinslich sind. Es sind zugesichert, aber, noch nicht abgehoben 05 go0o S, im Laufe des Monats Mai 1857 an gemeldet 1 Grundstück mit einem Feuer⸗-Versicherungswerthe von
ʒh gõb . . ⸗ . Vom rheinisch-westfälischen Eisen markt schreibt „ die „Rh. Westf. Ztg.“: Im Verlauf der . Woche hat sich die. . Phyfiognomie des rheinisch⸗westfälischen Eisengeschäftes noch. nicht freundlicher gestaltet; wesentliche Preisrückgänge sind zwar nicht zu verzeichnen, doch ist im Allgemeinen genommen . wenig lebhaft und die Signatur der jetzigen Geschäftslage ist Zurüc haltung.
Die Abnehmer haben kein Vertrauen in die gegenwärtige Situation und . . decken daher meist nur ihren nächsten Bedarf. In Eisenerzen st. der Markt ⸗ augenblicklich noch immer stagnirend. Die Nachfrage läßt sehr zu wünschen übrig und die Preise sind infolge dessen noch immer gedrückt. In Roheisen ist die Marktlage ebenfalls keine ünstige zu nennen, da die Preise zwar in unsern Distrikten durch das Syndikat ge⸗ halten werden, die Nachfrage jedoch, in letzter Zeit. ziemlich ins Stocken gerathen ist; die, Käufer zeigten sich in letzter
eit meift zurückbaltend. In Spiegeleisen hat sich, die ausländische n, noch immer nicht belebt und die Preise sind in den ketten Wochen etwas gewichen. Vetztereg ist auch für Siegerländer Puddel⸗ . eifen der Fall, während diese Marke sich im. rheinisch⸗westfalischen . Distrikt bei mäßiger Nachfrage noch immer. leidlich in ihren Noti⸗ rungen behauptet. Ueber die übrigen Roheisensorten ist nichts wesent⸗
i nelden. In Stabeisen haben sich die Preise ö. ö g e bislang fest behauptet und die meisten ö Werke sind ö. ausreichend beschäftigt Obgleich indessen
den Glan ff ah err n ge⸗
, so scheint doch noch ziemlich viel billigeres ,, , zu sein, da man noch häufig von sehr niedrigen Offerten hört und die Konventionspreise durch die Händler vielfach unterboten werden. Die Nachfrage ist im Ganzen semlich schwach; die rückgängige Konjunktur des rheinisch westfälischen Roheifenmarktes wird die Ursache sein, daß die Abnehmer an eine baldige Aufbesserung der Preise nicht glauben und in Folge. dessen mit neuen Aufträgen noch zuruͤckhalten. Was Kesselbleche anberrifftz so sind die Preise augenblicklich fest; die Nachfrage ist vom Inland und Ausland eine befriedigende und hat sich bereits im Vergleich zum vorigen Monat etwas gebessert und in den meisten Fällen sind die vorliegen den Aufträge für regelmäßigen Betrieb ausreichend. Was Feinbleche
die Konventionspreise von