Aichtamtliche⸗s Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 30. Juni. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen im Laufe des Vormittags zum Vortrage den Chef des Militärkabinets, General der Kavallerie, General-Adjutanten von Albedyll, sowie den Kriegs-Minister, General-Lieutenant Bronsart von Schellen— dorff, und machten sodann eine Spazierfahrt.
— Der Bundesrath und die Ausschüsse des Bundes⸗ raths für Rechnungswesen, sowie die vereinigen Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen, für Handel und Verkehr und für Nechnungswesen, für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr hielten heute Sitzungen.
— Ein von einer preußischen Provinzial-Steuer-Direktion ausgestellte Anerkenntniß über eine zu zahlende Steuervergütung ist, nach einem Urtheil des Reichs— gerichts, IV. Civilsenats, vom 28. April d. J., eine in— ländische für den Handelsverkehr bestimmte Schuldverschreibung im Sinne der Ziffer Za des Tarifs zum Reichs-Stempelgesetz, und die Diskontirung eines solchen Anerkenntnisses gemäß 4A2 des Tarifs mit 10 vom Tausend zu besteuern.
— Zur Vereinfachung des Rechnungswesens hat der Minister für Landwirthschaft durch Cirkularverfügung vom 16. d. M. bestimmt, daß alle dem Staat zur Last fallenden Kosten für Forstvermessungsarbeiten vom Etats— jahre 1. April 1888/89 einschließlich ab bei dem Fonds zu Forstvermessungen und Betriebsregulirungen, Kapitel 2, Titel 21 6 des Forstverwaltungs-Etats zu verrechnen sind, gleichmiel bei welchem Fonds die Verausgabung durch den Erlaß vom 26. Januar 1875 angeordnet ist. Die übrigen Bestimmungen dieser Verfügung bleiben in Kraft. Auch dürfen dem Fonds zu Forstvermessungen und Betriebs— regulirungen nur diejenigen Kosten der Vermessungsarbeiten zur Last gelegt werden, welche durch die Vermessung und Kartirung selbst entstehen, nicht aber diejenigen für Her— stellung von Grenzvermalungen u. s. w. Die Bestimmungen der gegenwärtigen Verfügung sind, soweit hierzu Anlaß vor— handen ist, bei Aufstellung der jährlichen Pläne und Kosten— anschläge über die Forstvermessungs- und Betriebsregulirungs— arbeiten zu berücksichtigen.
— Der Königlich schwedisch-norwegische Gesandte am hie⸗ sigen Allerhöchsten Hofe, Kammerherr von Lagerheim, hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten Urlaub angetreten. Für die Dauer der Beurlaubung desselben fungirt der Lega— ö Sekretär M. O. Gude als interimistischer Geschäft⸗ räger.
Der Archiv⸗Assistent Dr. phil. Walter Ribbeck ist von Münster an das Staatsarchiv in Hannover versetzt worden.
— Der General-Inspecteur der Feld-⸗A1Artillerie, General der Infanterie, von Voigts-Rhetz, hat sich behufs Be— sichtigungen nach Holstein und dem Rhein begeben.
— Der General-Quartiermeister, General-Lieutenant, General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, Graf von Waldersee, hat einen vierwöchentlichen Urlaub nach Süddeutschland angetreten.
Bayern. München, 28. Juni. (Allg. Ztg.) Der Prinz-Regent hat an den Vorstand des Comités zur Errichtung eines Denkmals für König Ludwig J. in Straßburg folgendes Handschreihben erlassen:
„Mit großer Freude habe Ich aus der Mir von Ihnen erstatteten Anzeige ersehen, daß das Denkmal, mit welchem die Bayern in Elsaß-⸗Lothringen die Geburtsstätte Meines unvergeßlichen Herrn Vaters, weiland Sr. Majestät König Ludwig's J. von Bayern, zu schmücken beabsichtigen, zufolge der un⸗ ablässigen Bemühungen des hiefür gebildeten Comités schon in wenigen Tagen enthüllt und der Stadt Straßburg übergeben werden wird. Ich erblicke in der Verwirklichung dieses patriotischen Unternehmens einen dauernden Beweis treuer Anhänglichkeit der Bayern an ihr Herrscherhaus und kann nicht umhin, Ihnen, wie Allen, welche das Gelingen des schönen Werkes gefördert haben, wiederholt Meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Mit huldvellen Gesinnungen bin Ich
— München, den 28. Juni 1887 —
Ihr wohlgeneigter (gez) Prinz Luitpold.“
Baden. Karlsruhe, 28. Juni. (Karlsr. Ztg.) Der Großherzog empfing heute Vormittag auf Schloß Baden den vormaligen Vizekönig von Egypten, Ismail, und er— theilte dann mit der Großherzogin dem interimistischen preu⸗ ßischen Geschäftsträger Hrn. von Kleist und dessen Gemahlin eine Privataudienz.
— (Schw. Merk) Die Zweite Kammer des Land— tages trat heute Nachmittag zusammen. Auf der Tages— ordnung stand. nur die Vorlage über Einführung der Branntweinsteuer. Der Präsident Lamey sprach die Hoffnung aus, daß die Vorlage eine ebenso rasche Erledigung finden werde, wie die Vorlage über das Uebereinkommen mit dem Reich in Betreff der Erbauung von Eisenbahnen. Der Finanz-Minister Ellstätter wies auf die Wichtigkeit des vorliegenden Gegenstandes hin, der so vielfache Interessen der Landwirthschaft, der Brennereigewerhe und des Handels berühre. Das bisherige Reservatrecht habe keinen politischen, nur einen wirthschaftlichen Charakter gehabt. Die Lage habe sich inzwischen geändert, da das Reich für die kleinen Bren— nereien alle mögliche Begünstigung eintreten lasse; unter diesen Umständen sei die Regierung überzeugt, daß der Anschluß an die norddeutsche Branntweinstenergemeinschaft für Baden von Interesse sei. Dabei sei wünschenswerth, daß für diese Gemeinschaft der 1. Oktober als Termin festgehalten werde. Ob aber dafür, alle Vorbereitungen vollendet werden könnten, könne nicht garantirt werden. Wenn das nicht möglich sei, so müßten eben auf Grund des Gesetzes vorübergehende. Vereinbarungen mit dem Reich 9 werden. In die zu bildende Kommission wurden sodann von den Abtheilungen 5 Mitglieder gewählt. Der Abg. Basser— mann beantragte eine Verstärkung der Kommission um weitere 9 Mitglieder und schlug vor, daß diese durch Akklamation ge— wählt werden sollten. Das Haus stimmte dem Antrage bei. Die Kommission wird sich heute noch konstituiren.
. Juni,. (Schw. Merk.) Die Erste Kammer wählte in die Branntweingesetz-Kommission den Grafen von Kageneck, den Freiherrn Ernst von Göler, den Geheimen Rath Schulze, den Fabrikanten Sander und den Kommerzien-Rath Diffené.
Bremen, 30. Juni. (Wes. Ztg.) Das vom Senat bereits genehmigte Gesetz, betreffend die Korrektion der Unter⸗ Weser, ist in der gestrigen Sitzung der Bürgerschaft ein⸗ stimmig angenommen worden. Der Kostenbetrag ist auf 30 Millionen Mark angesetzt.
Oefterreich⸗ Ungarn. Wien, 28. Juni. (Wien. Ztg.) Der König von Serbien empfing heute den englischen Botschafter Sir Paget in einstündiger Audienz.
zest, 28. Juni. Der „Pol. Corr.“ wird von hier ge— schrieben: Im ungarischen Finanz -Ministerium wird gegenwärtig nicht blos an der Fertigstellung des Budgets, sondern auch von Gesetzesvorlagen gearbeitet, welche auf die Steigerung der Staatseinnahmen abzielen. Minister-Präsident Tisza begiebt sich demnächst nach Wien; seine Reise hängt zum Theil mit der Frage der Verzehrungssteuern zusammen. Behufs Fest⸗ stellung der Mittel zur Steigerung der Einnahmen des Taback— gefälles wird gegenwärtig eine gemischte Enquete abgehalten. Dieselbe dürfte wahrscheinlich zu dem Ergebniß gelangen, daß der Tabackbau für den Eigengebrauch vollständig zu ver— bieten sei, da hierin die Hauptquelle des Schmuggels liege. Die Enquete wird in der Lage sein, diesen Stand— punkt durch die Vorführung der einschlägigen Daten zu rechtfertigen. Jedenfalls würde das Tabackgefälle schon durch die Annahme dieses Vorschlages allein eine Erhöhung um mehrere Millionen erfahren. Was das Budget für 1888 betrifft, so wird dasselbe nicht nur, was die Ausgaben betrifft, auf strenger Grundlage ausgearbeitet, sondern die Regierung wird auch in der Lage sein, eine um vieles günstigere Be— deckung aufzustellen, insofern als gleichzeitig auch die Gesetz⸗ entwürfe, betreffend die Eröffnung neuer Einnahmequellen, werden eingebracht werden.
Das Ergebniß der nunmehr vollständig beendigten Wahlen für den ungarischen Reichstag ist folgendes: Die liberale Partei zählt 259, die gemäßigte Opposition 44,
die äußerste Linke 77 Abgeordnete; außerdem verfügen die
Parteilosen über 7, die Nationalen über 8, die Anti⸗— semiten über 11 Mandate. Stichwahlen sind erforderlich in 6 Bezirken. In einem Bezirk wurde die Wahl suspendirt. Die Majorität der liberalen Partei gegenüber allen übrigen Parteien zusammengenommen beträgt 112. Die genannte Partei gewann 55 und verlor 29 Bezirke; ihr Rein— gewinn beträgt sonach 26 Bezirke. Die gemäßigte Opposition hat 13, die antisemitische Fraktion 5 Mandate verloren, während die äußerste Linke 2 Mandate gewann. Die Partei losen und die Nationalen haben je 5. Sitze eingebüßt.
Agram, 28. Juni. (Wien. Ztg. Die General— Kongregation des Syrmier Komitates drückte dem Banus ihre unwandelbare Ergebenheit und den wärmsten Dank für die Schaffung des Serben-Gesetzes aus.
, , 8 n ( Nationalrath ermächtigte den Bundesrath, zum Ausführung des Alkoholgesetzes ein Anlehen bis zu 10 Millionen Frank zum Zinsfuß von höchstens 4 Prozent aufzunehmen.
Belgien. Brüssel, 29. Juni. (W. T. B.) Die Repräsentantenkammer genehmigte eine Herabsetzung des Einfuhrzolles auf Kaffee. Der Betrag der Reduk— tion wird auf 600 000 Fres. geschätzt.
Großbritannien und Irland. London, 28. Juni. (A. C.) In Woolwich fand heute eine große Artillerie— Revue statt, welcher der Herzog von Connaught, der Herzog von Cambridge, der Prinz Wilhelm von Preußen, der Erbprinz von Sachsen-Meiningen und die Söhne des Königs von Griechenland beiwohnten.
Die Jubiläumsfestlichkeiten in Dublin umfaßten zestern eine Truppenschau im Phönix-Park und einen feier— lichen Dankesgottesdienst in der St. Patricks-Kathedrale. Alsdann fand in der Dubliner Burg die Investitur des Prinzen Victor Albert von Wales als St. Patricks-Ritter statt. Abends gab der Vize⸗König in seinem Palais ein Galadiner, an welchem die Söhne des Prinzen von Wales theilnahmen. Die beiden Prinzen wurden im Lauf des Tages allenthalben, wo sie sich zeigten, enthusiastisch begrüßt.
Der Kriegs⸗Minister Stan hope hielt gestern in Bost on eine Rede, in welcher er sich über die irische Lwandvorlage der Regierung dahin aussprach, daß dieselbe die Ausweisung eines Pachters unmöglich machen werde, sobal) besondere Um— stände ein? solche Maßnahme ungerecht erscheinen ließen. Die beklagenswerthen Scenen, die bei den Ausweisungen der letzten Zeit vorgefallen waren, würden in Zukunft vermieden werden. IJweck der Verhrecherbill sei, die gegenwärtige Agitation, gerechte Schulden einfach nicht zu bezahlen, zu unterdrücken. Das Gesetz lei dem Namen nach permanent, aber so dehnbar, daß die Regierung es anwenden könnte, wann und wo es ihr beliebte.
— 79. Juni. (W. T. B.) Im Buckingham⸗Palast fand heute Nachmittag ein großes Gartenfest statt, zu welchem von der Königin über 7090 Einladungen ergangen waren. Beinahe sämmtliche anläßlich des Regierungs- Juhiläums der Königin hier noch anwesenden Fürstlichen Gäste wohnten dem Feste bei. Am Abend kehrte die Königin nach Windsor zurück.
Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Wilhelm von Preußen haben heute Abend die Rückreise nach Berlin angetreten. Bei der Abfahrt spielte die auf dem Bahnhof aufgestellte Ehrenwache der Coldstream guards die preußische Nationalhymne.
Der Kronprinz von Schweden und Großfürst Sergius von Ru fa nd sind heute Abend nach Darmstadt abgereist.
Frankreich. Paris, 28. Juni. (Fr. C.) Der General Bréart, bisher kommandirender General des XIII. Armee Corps, ist zum kommandirenden General des XVII. Armee⸗-Corps in Toulouse ernannt worden an Stelle . Bressonet, welcher den Vorsitz im Genie-Comits ehält.
Der Kriegs-Minister ist, wie das „Journal des Dehats“ meldet, von dem Ministerrath autorisirt worden, den Kammern einen ,, vorzulegen, durch welchen die Fabrikation und der Verkauf des . ke ee, en wird. Der Verkauf und die Fabrikation des Schießpulvers aller Art sind zukünftig den Bestimmungen des auf das Dynamit bezüglichen Gesetzes vom 8. März 1875 unterworfen.
Zweck der
Italien. Rom. 28. Juni. Ein Telegramm des Bureau Reuter“ meldet: In Folge einer vom Monsignor Nuffo Scilla eingegangenen Depesche hat der Papst dem Monsignoxr Persico und dem Pater Gualdi befohlen, unverzüglich nach Dublin abzureisen.
— 29. Juni. (W. T. B.) Der Senat setzte heute in geheimer Sitzung die Berathung, betreffend die Reformen bes Senats, fort. Voraussichtlich werden morgen definitive Beschlüsse gefaßt werden. —
Die Deputirtenkammer begann die Berathung der Vorlage über den Kredit von 20 Millionen zu Militär— zwecken in Afrika pro 1887/88 und für die Bildung eines be— sonderen Truppencorps zum Garnisondienst daselbst.
Türkei. Konstantinopel, 27. Juni, (Wien, Abdp.) Die Frist für die Ratifikation der eng lisch⸗-türkischen Konvention wurde bis zum 4. Juli verlängert.
Serbien. Belgrad, 28. Juni. (Pr.) Der König begnadigte jene Soldaten, welche im letzten Kriege militärische Vergehen begingen, ausgenommen die in, das Ausland geflüchteten Militärpflichtigen. — Der Räuber Soldatovies wurde zum Tode verurtheilt.
Bulgarien. Sofia, 29. Juni. (W. T. B.) . Wie der „Agence Havas“ gemeldet wird, habe Stambuloff bei einem von der Munizipalität von Philippopel veranstalteten Banket erklärt, die Regierung gedenke der Sobranje die Wahl eines Kandidaten vorzuschlagen, welcher alle an ihn gestellten Bedingungen erfülle.
Zeitungsstimmen.
Wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ mittheilt, richteten die am Sonntag auf dem Niederwald ver⸗ sammelten nationalliberalen Vereine an den Reichskanzler Fürsten von Bismarck ein Begrüßungstelegramm, welches lautete:
‚Tausende deutscher Männer aus den Gauen des Rheins und des Mains am Fuße des Natiecnaldenkmals in vaterländischer Ge⸗ sinnung versammelt, senden dem großen Führer der deutschen Nation freudigen Gruß und wünschen ihm volle Erholung und Erfrischung in Friedrichsruh.“
Fürst von Bismarck antwortete durch ein an den Ober⸗Bürgermeister Dr Miquel gerichtetes Telegramm:
„Sehr erfreut durch freundliche Begräßung danke ich herzlich für dieselbe und kann schon jetzt erkennbare Besserung meiner Gesundheit mittheilen.“
— Die „Kölnische Zeitung“ knüpft an die Nachricht, daß die zu hegebende neue Reichsanleihe eine 3! prozentige sein werde, eine längere Ausführung, in welcher sie betont;
Man höre doch endlich auf mit den gedankenlosen und gefähr⸗ lichen Klagen, Deutschland sei ein armes Land, es könne bei 33 960 landesüblichem Zinsfuß nicht gedeihen. Gerade das Umgekehrte ist der Fall; die außerordentliche Widerstandskraft und Zähigkeit des deutschen Volksreichthums hat sich für Jeden, der mit offenen Augen beobachtet, gerade in den letzten zehn Jahren des Darniederliegens von Handel und Wandel glänzend bewiesen. Auch vergesse man nicht, daß die Zeiten noch gar nicht so lange verflossen sind, in denen in
unserer Heimath gleichfalls 33 0ͤ½ der landesübliche Zins— fuß maren. In England war das schon im Anfang
der 1820 er Jahre, im früheren Königreich Hannover seit 1829, in Kurbessen und Nassau seit der Mitte der 1830er Jahre der Fall. In Preußen begann man mit der Herabsetzung von 4 0so Schuldverschreibungen auf 35 0½ im Jahre 1839; 1842 folgte dann die gleiche Zinsherabsetzung für nahezu 99 Millionen Thaler, die mit einem Schlage fo glänzend gelang, daß von jener gewaltigen Summe nur Schuldscheine von zusammen 6825 Thalern baar zurückgezahlt werden nußten. Dieser Zinsfuß blieb bis etwa 1846 und bis zu dieser Zeit hielt sich der Preis der 3 0 Staatsschuldscheine auf dem Nennwerth; erst dann fiel er mit Beginn der Eisenbahn—
bauten aach und nach bis auf 92 zu Anfang 1848 und dann zerstörte
für lange Zeit der Ausbruch der Revolution den Staatskredit so gründlich, daß schon im Juni 1848 der Preis auf 69 gefallen, der Zinsfaß also auf 5 P gestiegen war.
— „Aus Baden“ wird der „Germania“ unter dem 26. Juni geschrieben:
Es kann nicht geleugnet werden, daß die Branntweinsteuer nach vem neuen Gesetz bei uns mit jedem Tage populärer wird. Bislang trug die Branniweinsteuer unserer Landeskasse ungefähr 700 000 6 en. Das wird nach dem neuen Gesetz wesentlich anders: wenn das Reich aus der Branntweinsteuer 100 Millionen Mark pro Jahr er— hebt, so entfallen von dieser Einnahme auf das Großherzogthum über z Millionen, und das ist eine Summe, die für unser Land von großem finanziellen Werth ist.
— Die „Berliner Börsen-Zeitung“ berichtet:
Der Geschäftsgang in den hauptsächlichsten Zweigen unserer Textil⸗ inhustrie war während des ersten Semesters dieses Jahres vielleicht ein ungleichmäßiger, ein unbefriedigender war er aber entschieden nicht. Bereit; während der zweiten Hälfte des vorigen Jahres machte sich ein Umschwung zum Besseren in der allgemeinen Lage unseres Handels bemerkbar. Derselbe wäre in diesem Jahre noch viel intensiver her⸗ vorgetreren, wenn nicht Kriegsbefürchtungen das Vertrauen vorüber gehend erschüttert hätten. Die Konsumtionskraft hat sich nicht nur im Inlande, mehr noch in einzelnen Staaten des Auslandes gehoben, namentlich ist dies in den Vereinigten Staaten Nord⸗Amerikas der Fall, ein Umschwung, der unseren geschäftlichen Verhältnissen in jeder Weise zu Gute kommt. England hat sich in diesem Jahre bis jetzt für viele , unserer Textil⸗Industrie weit aufnahme⸗ fähiger gezeigt als im Vorjahr. Wir haben einen erheblich vermehr⸗ ten Export nach vielen Staaten Süd⸗-Amerikas zu verzeichnen;
Central-Amerika, welches sich lange Jahre wegen Ueberfüllung der
dortigen Waarenläger von unserem Markte fernhalten mußte, ist wieder mit ziemlich belangreichen Aufträgen an uns herangetreten. Allerdings darf auch nicht verschwiegen werden, daß die Absatzverhält⸗ nisse für uns in vielen Ländern durch die dort erstarkende Industrie sich schwieriger gestaltet haben. Ist, wie oben dargelegt, der ö. gut, so läßt doch der Unternehmergewinn in vielen Betrieben no
fehr zu wünschen übrig und steht in keinem Verhältniß zu dem Risiko, zu den Anstrengungen und Mühen, welche eine rationelle Führung des Ge— schäfts heute erfordert. Doch darf man einen großen Theil dieser Uebel, stände nicht auf Rechnung unserer Geschäftsthätigkeit setzen; es darf nicht vergessen werden, daß sie theilweise in den gewaltigen Um⸗ wäljungen der Produktions« und Kommunikationsverhältnisse, in den Verschiebungen unserer Werth⸗ und Arbeitsverhältnisse zu suchen sind. Aber die Uebergangsperiode naht sich ihrem Ende. Das Vertrauen erstarkt, und allein dieser Umstand genügt, um ein günstiges Urtheil über den Zustand unserer Industrie fällen zu können. Wir können es als einen weiteren erheblichen Fortschritt bezeichnen, daß die Preise des größten Theils unserer Rohmaterialien eine feste Tendenz zeigen. Bleibt uns der Friede in Europa erhalten, und nichts liegt vor, was eine Annahme des Gezentheils rechtfertigen würde, so steht im fer neren Verlauf dieses Jahres eine Eistarkung unserer Industrie bevor, die für eine fernere gedeihliche, gegen die letzten Jahre verbesserte, produktive
Thätigkeit die günstigsten Aussichten bietet. Wa dis einzelnen Branchen anbetrifft, fo waren Spinnereien seit Beginn des Jahres fast
ohne Unterbrechung beschäftigt, die Webereien, namentlich Sammet-⸗, Seiden⸗ und Kleiderstoffwebereien reichlich mit. Ordres versehen, Leinen⸗, Tuch⸗ und Tricotwebereien hatten weniger zu thun. Die Wirkereien hatten ungleichmäßige Beschäftigung, sie war in Strumpf— waaren besser, wie in Handschuhen, befriedigte mehr in Fantasiesachen, als in reinen Bedarfkartikeln. Der Wollhandel war ziemlich lebhaft, dasselbe gilt vom Garnhandel. Die Teppichfabrikation bezeichnet ihren Gefchäftsgang nicht besser oder schlechter wie in früheren Jahren. Die verschiedenen Zweige der Konfektion hatten eine mittelmäßige Saison. Die Stickerei⸗Industrie war sehr ungleichmäßig beschäftigt, zu Zeiten sehr lebhaft, zu anderen wieder gar nicht, Gardinen in ausgezeichnetem, Möbelstoffe in gutem Verkehr.
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Armee Verordnungs-Blatt. Nr. 17. — Inhalt: Hülfs-Oboisten der Infanterie⸗Regimenter. — Bestellung von Amts— kautionen. — Neuer Druckvorschriften⸗Etat. — Verlegung des In—⸗ fanterie⸗Regiments Nr. 97. — Preisaufgaben für veterinäre Zwecke, — Bestimmung von Zahlungsstellen, bei welchen das Hülfspersonal der Garnison⸗Baubeamten feine Gebührnisse zu erheben hat, — Uebersichtskarte der Verwaltungsbezirke der preußischen Staatseisen⸗ bahnen. — Nachtrag zu dem Verzeichniß der höheren Lehranstalten, welche zur Ausstellung von Zeugnissen über die wissenschaftliche Be⸗ fähigung für den einjährig⸗-freiwilligen Militärdienst berechtigt sind. —
Ausgabe einer Vorschrift. — Aenderungen der Landwehr-Bezirksein theilung. — Normpreis für Brot und Fourage sowie Vergütigungs—⸗
preis der Rationen für nicht vorhandene etatsmäßige Offizierpferde und für den aus preußischen Magazinen an Kadettenanstalten verab— reichten Roggen für das 2. Halbjahr 1887. — Kilometer⸗-Tariftabellen zum Militärtarif für Eisenbahnen. — Garnison⸗Verpflegungszuschüsse für das 3. Vierteljabr 1887.
Statistische Nachrichten.
Zusammenstellung oerjenigen nach, dem Gesetz vom 15. Juli 1883 erfolgten Zwangsversteigerungen von Grundstücken; in welchen die Vertheilung des Kauf— geldes im Jahre 1886 stattgefunden hat. . (Justiz⸗Min.⸗Bl.) Zahl der Versteigerungen im Ober -⸗Landesgerichtsbezirk: 972, Breslau: 1425, Kassel: 501, Celle: 5063, Köln: —, Frankfurt a. M.: 269, Hamm: Sb6, Kiel: 372, Königsberg: 854, Marienwerder: 588, Naumburg: 838, Posen: 632, Stettin: 624, Jena: 712; Summa: sö0tz. — Gegenstand des Verfahrens im Ober ⸗Landesgerichts ; bezirk: Berlin: 8557,20 ha (Gebäudesteuer⸗Nutzungswerth 1505 961.46 ½ς, Grundsteuer⸗Reinertrag 88 113,28 M, Breslau: 10 098,95 ha. (394 756,26 MSW bezw. 124 563,65 Se), Kassel: 990,28 ba (46 781,89 4¶6. bezw. 14496,55 ½), Celle: 2384,73 ha (110 626,59 AM. bezw. 20 984,37 66), Köln: —, Frankfurt a. M.: 214,61 he (20 783,39 S bezw. 5438, 5 (M), Hamm: 1729,67 ha (199 655,50 66 hezw. 25 625,8 S606), Kiel“ 3429,69 ha (144 605,18 6. bezw. 45 821764 „S), Königsberg: 17 158,17 ha (326 394,07 ½ bezw. 101 230,29 M), Marienwerder: 19 225,41 ha (216 399,50 1 bezw. 148 048,47 6), Naumburg: 2203,66 ha (169 651,05 S bezw. 39 307,78 „S), Posen: 28 812,92 ha W21j I70,s86ß; s bezw. 259 67, 50 S6), Stettin; 11 351,31 pa (264 685 S bezw. 82 680,40 AM), Jena: 175,91 ha (4888,50 ½. bezw. 2424,B27 Æ ); Summa: 106333,51 ha. (3 424 358,07 St bezw. gb8 512,93 6) — Von den versteigerten Liegenschaften dienen haupt— sächlich zur Land ⸗ oder Forstwirthschaft im Ober -Landesgerichtsbezirk: Berlin: 388, Breslau: 871, Kassel: 416, Celle: 268, Köln: — Frankfurt a. M.: 230, Hamm: 360, Kiel: 139, Königsberg: 573, Marienwerder: 383, Naumburg: 332, Posen: 409, Stettin: 268, Jena: 43; Summa: 4680. — Wiederversteigerungen im Ober ⸗Landesgerichts⸗ bezirk: Berlin: 4, Breslau: 10, Kassel: —, Zelle: 2, Köln: —, Frankfurt a. M.: —, Hamm; 1, Kiel: 2, Königsberg: 13, Marien werder: 2, Naumburg: 9, Posen: 5, Stettin: “, Jena: —; Summa: 55. (Bei 564 Wiederverfseigerungen erfolgte die frühere Versteigerung nach dem . von 13883, bei 1 nach älteren Vorschriften.) — Außer dem sind Versteigerungen aufgehoben, weil das festgestellte geringste Gebot nicht erreicht wurde im Ober ⸗Landesgerichtsbezirk: Berlin: 9, Breslau: 40, Kassel: 5, Celle: 13, Köln: —, Frankfurt a. M.: 1, Hamm: 11, Kiel: 3, Königsberg: 46, Marienwerder: 11, Naumburg: do, Posen: 8, Stettin: —, Jena: —; Summa: 167.
Zusammenstellung derjenigen im Geltungsbereich des Gesetzes vom 13. Juli 1883 nach den Vorschriften der Subhastations ordnung vom 15. März 1869 erfolgten Zwangsversteigerungen von Grundstücken, in welchen die Vertheilung des Kaufgeldes im Jahre 1886 statt— gefunden hat. Zahl der Versteigerungen im Ober Landesgerichts bezirk: Berlin: 1, Breslau: 1, Königsberg: l, Naumburg; 1; Summe; 4. — Gegenstand des Verfahrens im Sber⸗Landesgerichtsbezirk: Ber— lin: 2,21 ha (Gebäudesteuer⸗Nutzungswerth —, Grundsteuer⸗Reinertrag 2, s2 i), Breslau: O47 ha (24 ( bezw. 12,56 „S), Königsberg: 5i,12 ha (190 6 bezw. 394,9 M), Naumburg: 12,46 ha. (— bezw. 633,42 t); Summa: 66,2tz ha (214 6 bezw. 1045,82 M). — Von den versteigerten Liegenschaften dienen hauptsächlich, zur Land⸗ oder Forstwirthschaft im Ober-Landesgerichtsbezirk: Berlin: 1, Breslau: —, Königsberg: 1, Naumburg: —; Summa: 2. .
Zusammenstellung derjenigen im Geltungsbereich des Besetzes vom 13. Juli 1883 nach älteren Vorschriften mit Ausnahme der Subhastationsordnung vom 15. März 1859 erfolgten Zwangsversieigerungen von Grund⸗ stücken, in welchen die Ertheilung des Zuschlags im Jahre 1886 stattgefunden hat. Zahl der Versteigerungen im Ober⸗Landesgerichtsbezirk: Kassel: 2, Celle; 2, Frankfurt a. M. 14, Kiel: 1; Summa: 19. — Gegenstand des Verfahrens im Ober Landesgerichtsbezirk: Kassel: 1.76 ha. (Gebäudesteuer-Nutzungswerth 60 , Grundsteuer⸗Reinertrag 15,60 M6), Celle: 182 ha. (1338 ( bezw. 28 AM, Frankfurt a. M: 16,81 ha (327 6 bezw. 118,36 A9), Kiel: 0,18 ha (1632 M bezw. —; Summa: 20,57 ha. (3357 bezw. 161,96 M6). — Von den versteigerten Liegenschaften dienen hauptsächlich zur Land- oder Forstwirthschaft im Ober⸗Landesgerichts ⸗ bezirk Kassel: 2, Celle: —, Frankfurt a. M.: 14, Kiel: —; Summa: 16 ⸗
Zusammenstellung derjenigen außerhalb des Gel tungsbereiches des Gesetzes vom 13. Juli 1883 erfolgten Zwangsversteigerungen, in welchen die Ertheilung des
Zuschkags im Jahre 1886 stattgefunden hat. Zahl der Versteigerungen im Ober-Landesgerichtsbezirk: Kassel: 427, Köln: 1263, Frankfurt a. M.: 659, Kiel: 7; Summa: 1971. — Gegen⸗
stand des Verfahrens im Ober ⸗Landesgerichtsbezirk: Kassel; 28,76 ha (Gebäudesteuer⸗ Nutzungswerth 508, 8, e, Grundsteuer⸗Reinertrag 196,28 M), Köln: 1690,10 ha (266 442,37 S bezw. 28 989,08 „), Frankfurt a. M.: 296,24 ha (145 026,43 M bezw. 4177,58 ), Kiel: 23,85 ha (880 i. bezw. 160,43 6); Summa: 2059.06 he (412 857, 68 460 bezw. 33 543,42 AM). — Von den versteigerten Liegen schaften dienen hauptsächlich zur Land oder Forstwirthschaft im Skber⸗Landesgerichtsbezirk: Kassel: 40, Köln: 762, Frankfurt 4. M.: 546, Kiel 1; Summa: 1338. .
— Dem 1. Heft des 28. Bandes der „Beiträge zur Statistik des Großherzogthums Hessen“' entnehmen wir über die Geschäfte der ordentlichen streitigen Gerichtsbarkeit bei dem Großherzoglichen Ober⸗Landesgericht zu Darmstadt während des Geschäfts jahres 1886 Folgendes: A. Civil sachen. J, Bürgerliche Rechtsstreitigkeiten in der Berufungsinstanz. a. Zahl der Sachen: Es sind im Jahre 18536 315 Prozesse, darunter z05 gewöhnliche, 5 Urkunden bezw. Wechselprozesse und 8 Ehe⸗ und Entmündigungsfachen, anhängig geworden. — b. 4536 mündliche Ver⸗ handlungen, darunter 3806 kontradiktorische; 55. Endurtheile auf Versäumniß, Verzicht, Anerkenntniß und zur Er— ledigung eines bedingten Urtheils, 252 andere Endurtheile, 4 Zwischenurtheile, 3 Vergleiche, 84 Beweisbeschlüsse und 54 andere
Ergebnisse, überhaupt 452 Ergebnisse für gewöhnliche, Urkunden und Wechselprozesse, Ehe⸗ und Entmündigungssachen. — II. 136 im Jahre 1886 anhängig gewordene Beschwerden in bürgerlichen Rechtsstreitig— keiten und in Konkursverfahren, darunter 55 in Angelegenheiten, in welchen das Amtsgericht, und 81 in Angelegenheiten, in welchen das Landgericht in erster Instanz entschieden hatte. — B. Strafsachen: a. Zahl der Sachen: J. 37 Revisionen (2 betreffend Privatklage⸗ sachen, 32 betreffend andere Vergehen und Verbrechen), davon 33 (5 bezw. 28) erledigt und 4 (— bezw. 4) unerledigt geblieben. — II. 43 Beschwerden in Strafsachen (18 vor das Amtsgericht oder Schöffen gericht, 2 vor die Strafkammer und 2 vor das Schwurgericht ge— hörend), davon 42 erledigt und 1 unerledigt geblieben. — b. Haupt⸗ verhandlungen: In Revisionen gegen Urtheile der Berufungsinstanz 26 Hauptverhandlungen und 23 ÜUrtheile, darunter 6 auf Aufhebung des Berufungsurtheils und 17 auf Verwerfung der Revision. — e. Einzelheiten. J. Beschwerden. I) Von der Gesammtzahl der er⸗ ledigten Beschwerden waren 9 gerichtet gegen den Beschluß der Straf⸗ kammer über die eine Verhaftung betreffende Beschwerde. 2) Von der Gesammtzahl der durch Entscheidung erledigten Beschwerden 4 für begründet und 24 für unbegründet erklärt. — II. 1 Antrag auf Er⸗ ö der öffentlichen Klage durch Entscheidung für nicht begründet erachtet.
— Das 1. Heft des 28. Bandes der „Beiträge zur Statistik des Großherzogthums Hessen“ bringt eine Uebersicht der Geschäfte der ordentlichen streitigen Gerichtsba-rkeit bei dem Großherzoglichen Ober-Landesgericht zu Darmstadt und bei den Gerichten und Staatsanwaltschaften im Bezirk desselben während des Geschäftsjahres 1886. Derselben entnehmen wir bezüglich der Geschäfte der ordentlichen streitigen Gerichtsbarkeit bei den 49 Großherzoglich hessischen Amts⸗ gerichten Folgendes: A. Civi'sachen. J. Bürgerliche Rechtsstreitig⸗ keiten a. Zahl der in 1888 anhängig gewordenen Sachen: 114 577. b. Mündliche Verhandlungen. 1) Zahl der mündlichen Verhand⸗ lungen: 23 329 (darunter 109425 kontradiktorische Verhandlungen). 2) Ergebnisse für gewöhnliche Prozesse, Urkunden und Wechselprojzesse, Arreste und einstweilige Verfügungen und andere Angelegenheiten: 83079 Endurtheile auf Versäumniß, Verzicht, Anerkenntniß und zur Erledigung eines bedingten Endurtheils, 2839 andere End— urtheile und solche Zwischenurtheile, welche hinsichlich der Rechtsmittel als Endurtheile gelten, 107 Zwischenurtheile, 3290 Ver— gleiche, 970 Beweisbeschlüsse, 5109 anderweite Ergebnisse, zusammen 24 394. — e. Einzelheiten. 1 Zahl der Sühnesachen mit Ausschluß der Sühnetermine in Ehesachen: 478. Vergleiche sind aufgenommen: 107. — 2) Mahnsachen. Nach dem Mahnregister des Jahres 1885 betrug die Zahl der zurückgewiesenen Gesuche: 400; der Zahlungs befehle: 81 836; der Widersprüche: 12363; der Vollstreckungsbefehle: 33 567 und der Einsprüche: 90. Nach dem Mahnregister des Jahres 1886 betrug die Zahl der zurückgewiesenen Gesuche: 475 und der Zahlungs hefehle; S2 595. — 3) Unter der Gesammtzahl der im Jahre 1886 anhängig gewordenen Prozeßsachen befinden sich solche, für welche das Gericht als Rheinschiffahrtsgericht zuständig war: 1. — 4) An Entmündigungssachen waren anhängig: 176s. Davon sind 149 beendet und 27 anhängig geblieben. Unter den beendeten Sachen befinden sich solche, in denen beschlossen ist: Entmündigung 111 und Wiederaufhebung der Entmündigung 10. — 11. Konkursverfahren.
LD. Es waren anhängig (anhängig ist ein Konkursverfehren, sobald die Eröffnung beantragt ist): 289. Davon sind
133 beendet und 156 unbeendet geblieben. — 2) Konkurs— verfahren sind beendet: a. durch Zurückweisung des Antrages auf Konkurseröffnung 14; b. durch Schlußvertheilung 57; ce. durch Zwangsvergleich 27 und auf andere Art 35. Darunter befinden sich: Fall, in dem das Konkursverfahren wieder aufgenommen ist, und 48 Fälle, in denen ein Gläubigerausschuß vorhanden war. — 3) Kon kursverfahren sind in 1836 eröffnet worden: 127. — B. Strafsachen:
a. Zahl der Sachen: 47765. Davon sind 43 945 beendet und 3820 unbeendet geblieben. — b. Hauptserhandlungen: I) Ordentliche Sitzungen der Schöffengerichle; 422. — 2) Außerordentliche Sitzungen der Schöffengerichte: s. — 3) Hauptverhandlungen: vor den Schöffengerichten: 5911 und vor den Amtsrichtern: 3165, zu— sammen 10 076. — 4) Urtheile: der Schöffengerichte: 6320 und der Amtsgerichte: 3152 zusammen 9472. Von diesen Urtheilen ergingen: 13 in Forst⸗ und Feldrügesachen (Gesetz vom 10. Juni 1879), 793 in Privattlagesachen, 1071, nachdem ein Strafbefehl beantragt oder erlassen war (einschließlich der Fälle des 5. 448. 2. St. P.⸗O.), mit Aus⸗ nahme der Forst⸗ und Feldrügesachen (darunter 8ö5, durch welche der Ein⸗ spruch ohne Beweisaufnahme verworfen ist), 3625 wegen anderer Vergehen (darunter 2218 in den von der Strafkammer überwiesenen Sachen) und 3970 wegen anderer Uebertretungen, zusammen 9472. — 5) Turch die ergangenen Urtheile erster Instanz sind 10 028 Personen (daruat er 6472 durch Urtheile der Schöffengerichte) verurtheilt und 1445 Per— sonen (darunter 1444 durch Urtheile der Schöffengerichte) freigesprochen. — c. Einzelheiten. I) Unter der Gesammtzahl der in 18865 beendeten Strafsachen befinden sich 4, für welche das Gericht als Rheinschiff⸗ fahrtsgericht zuständig war. — 2) Unter den beendeten Strafsachen befindet sich 1 Wiederaufnahmeverfahren, zu Gunsten des Verurtheilten durch Aufrechterhaltung des früheren Urtheils beendet. — C0. Rechts— hülfesachen: Ersuchen an das Amtsgericht 12 233 und an die Gerichts schreiberei 3672.
— Statistit der deutschen Universitäten im Winter⸗ Semester 1885ñ87. — Nach dem kürzlich erschienenen „Deutschen Universitäts-Kalender“ von Dr. F. Ascherson hatten im Winter Semester 1886/57 sämmtliche Universitäten des Deutschen Reichs 28 1857 immatrikulirte Hörer; die Gesammtzahl der Studirenden be— trug 30295. Es kommt somit auf rund 1675 Einwohner ein immatrikulirter Student. Im Winter-Semester 18798090 hatte Deutschland 8000 Studenten weniger, so daß erst auf 2217 Ein wohner ein Studirender entfiel. Die größte Hörerzahl im Winter— Semester 1886/87 hatte Berlin mit 5357 Studirenden (1990, der Gesammtheit). Dann folgten Leipzig mit 3251 (11,54 6G), München mit 3176 (1,28 0so), Halle mit 1527 (5,42 υ˖), Würzburg mit 1511 (H, 36 os), Breslau mit 1347 (4,8 υς6), Tübingen mit 1247 (4,13 9 und Bonn mit 1121 (400). Die wenigsten Hörer hatten Rostock mit 327, Kiel mit 480 und Gießen mit 484 Studirenden. Das Verhältniß der Fakultäten stellte sich im Ganzen . folgt:
; 3 ⸗ rozent der
Studirende nach Fakultäten Zahl Gesa mmthett D 20,45 , 19,90 R . 30,51 Philosophen, Philologen, Mathem. . 8165 29, 14
Auf den einzelnen Universitäten war das Verhältniß der Fakultäten aber vielfach ein ganz anderes. Die Theologen erreichten z. B. die höchsten Prozentsätze in Tübingen (mit 45,2 „o), Erlangen (440) und Halle (39, 16 Co), die Juristen in München (mit 35, 80, ), die Mediziner in Würzburg (mit 61,92 ) und Greifswald (47,7806) und die Philosophen in Göttingen (mit 40,7 /).
— Die Merino⸗Wollproduktion der Erde, Die Gesammt⸗Wollproduktion der Erde kann nach Settegast (. Betrach⸗ tungen über Gegenwart und Hukunft der deutschen Merino ⸗Woll— produktion) auf rund 1000 Millionen Kilogramm geschätzt werden. Etwa 186 Millionen Kilogramm entfallen davon auf Merinowollen aller Art und werden von folgenden Produktionsländern aufgebracht:
Millionen Prozent der
Kilogramm Gesammtproduktion ,, n, ,,, 18 10,0 OesterreichUAngarn .. . 15 8,0 , 15 8,0 panien und Portugal.... 3 8 4, 0/ Europäisches Rußland (mit Polen) 1 449 . 15 8,0 k 13 70 , 256 13. Australien. HJ 70 37,6 Zusammen .. 86 100,0
yübergegangen.
Danach bringt Europa 63 Millionen Kilogramm oder 34,0 Oi, Afrika 15 Millionen Kilogramm oder 8,0 G, Amerika 38 Millionen Kilogramm oder 20,4 0 und Australien mit 70 Millionen Kilo— gramm oder 37,5 Cn den Löwenantheil der Merino-⸗Wollproduktion auf. In Europa ist Deutschland der bedeutendste Produzent; die deutsche Merino⸗Wollproduktion macht 28,5 Co der europäischen Ge⸗ sammtproduktion aus. Da die Vließe in Deutschland, der klima⸗ tischen und Ernährungeweise halber, geschlossener und dichter sind, bezw. sein können, als diejenigen im überseeischen Auslande, wo den in großen Heerden gehaltenen Thieren nicht solche sorgfältige Pflege zu Theil werden kann als in europäischen Schäferelen, so wird für die deutsche Merinowolle ein höherer Preis als für Kolonial wolle erzielt. Aus demselben Grunde werden auch andauernd deutsche Merino-⸗Zuchtschafe vom überseeischen Auslande bezogen, um dem Um— sichgreifen der Wollmängel daselbst zu steuern. Als Belag dafür theilt Pnrof. Settegast mit, daß von einem deutschen Merinozüchter während der Jahre 1860 bis 1885 in 44 Sendungen 509 Böcke und 353 Mutterschafe erportirt sind. Der Gesammterlss betrug 500 364 ½ ; sämmtliche Unkosten (einschließlich der Aufzucht) beliefen sich auf 268 100 „6, mithin verblieb ein Netto- Ucberschuß von 232 264 MS½ é, oder ein Reingewinn von ea. 268 S6 pro Haupt.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die ministerielle Anweisung vom 4. Juni 1887 zur Aus⸗ führung des Reichsgesetzes, betreffend die Unfall- und Krankenversicherung der in land- und forstwirthschaft⸗ lichen Betrieben beschäftigten Personen, vom 5. Mai 1886, und des preußischen Landesgesetzes, betreffend die Abgrenzung und Organisation der Berufsgenossen⸗ schaften auf Grund des §. 110 vorstehenden Reachs⸗ gesetzes, vom 20. Mai 1887, ist im Separatabdruck im WMrlage der Rorddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin 8W. Wilhelmstr. 32, erschienen (Preis 25 ). Ebendaselbst sind auch die beiden vorbenannten Gesetze in besonderen Abdrücken (40 und 20 ) zu haben.
— Von dem von z. Wollenzien und ꝛc. Walter mit Erläuterungen und Beispielen herausgegebenen Werk: Das gericht⸗ liche Rechnungslegungswesen in Preußen“, das vollständig in 10 Lieferungen zu je 14 M bei Franz Siemenroth in Berlin erscheint, ist vor Kurzem die s. Lieferung zur Ausgabe gelangt. Be— kanntlich zerfällt das Buch, das alle auf das Rechnungslegungswesen bei den Kassen der preußischen Justizbehörden bezüglichen Bestim— mungen in ihrer heutigen Gestaltung und Geltung umfaßt, in drei Theile, deren erster das preußische Etatswesen im Allgemeinen und deren zweiter das gerichtliche Rechnungslegungswesen in seinen Grundbestimmungen betrifft, während der dritte Theil Zusatzbestimmungen bringt. Von diesen 3 Theilen sind in den voraufgegangenen 5 Lieferungen der erste Theil und vom 2. Theil die 1. Unterabtheilung (A. Anweisung der Ober⸗ Rechnungskammer für die Rechnungslegung über die Ausführung des Etats der Justizwerwaltung vom 4. Juni 1836), vollständig, sowie von der 2. Unterabtheilung (B. Formulare zur Anweisung vom 4. Juni 1886) ein Theil der Formulare enthalten. Die jetzt vorliegende 6. Lieferung (S. 433 — 528) bildet die Fortsetzung hierzu, iadem sie die Formulare Nr. 61— 621 zur Anweisung vom 4. Juni 1886 mit— theilt. Da wir uns bereits wiederholt bei dem Erscheinen der frü— heren Lieferungen, insbesondere bei der Anzeige der ersten Lieferung, über das vorstehende Werk und seinen Inhalt im Allgemeinen ein— gehend geäußert haben, so beschränken wir uns hier auf diese wenigen Bemerkungen.
— Nach dem jüngst erfolgten Tode des verdienten Professor Dr. Carl Friedländer ist die Redaktion der im Verlage von Fischer's med Buchhandlung H. Kornfeld, Berlin NW., erscheinenden „Fort⸗ schritte der Medizin“ in die Hände der Professoren Carl Weigert in Frankfurt a. M. und Heinrich Unverricht in Jena Die Namen beider Gelehrten geben die Gewähr daß die ‚Fortschritte der Medizinꝰ ihrem Programm treu bleiben und auch ferner die Erscheinungen auf dem großen Gebiete der Medizin mit strenger Auswahl und unter kritischer Beleuchtung soweit vor— führen werden, als sie thatsächliche „Fortschritte! des ärztlichen Wissens und Könnens darstellen.
— Einen interessanten und fesselnden Einblick in die Lebensweise eines deutschen Fürsten des siebzehnten Jahrhunderts gewähren die im Julihefte der Rodenberg'schen ‚Deutschen Rundschau“ (Berlin, Verlag von Gebr. Pactel) veröffentlichten Mittheilungen aus dem Leben des Landgrafen Ernst von Hessen-Rheinfels, welche aus bisher unbenutzten Quellen und Archiven geschöpft sind. Landgraf Ernst war ein für die damalige Zeit hochgebildeter Fürst, der mit den ersten Männern der Wissenschaft in regem Briefwechsel sta d; desto greller sind die Kontraste seiner persönlichen Verhältnisse. — Ueberhaupt bietet das Juliheft der „Deutschen Rundschau“ wiederum eine Fülle anregenden Materials. Ein meisterhaft geschriebener Aufsatz aus der Feder des kürzlich als Direktor des Goethe-Archivs nach Weimar berufenen Professors Bernhard Suphan beschäftigt sich mit Goethe und Herder und zeigt, wieviel ein jeder der beiden großen Männer von dem anderen empfan⸗ gen, wieviel Gemeinsames ihr Geistesleben hatte. — Mit zwei mo derneren bedeutsamen Männern und zwar mit Joseph Victor von Scheffel und Anselm Feuerbach beschäftigt sich Adolf Hausrath, inden er den Entwickelungsgang diefer beiden eigenartigen Charaktere schil— dert und speziell mit ihrem jugendlichen Streben bekannt macht, um so anziehender, als der Verfasser, der mit dem bekannten Heidelberger Kirchengelehrten und dem hochgeschätzten Romandichter Taylor identisch ist, ein Freund Scheffel's wie Feuerbach's war. — Die ur— sprüngliche Entstehung und allmähliche Weltverbreitung der Märchen der Taufend und einen Nacht“ führt uns ein gediegener Essay August Müller's vor Augen, der die Frage beantwortet, wie es
kommt, daß wir in jenen Märchen so Vieles wiederfinden, was für
unser eigenstes Gut aus dem deutschen Sagenschatze zu gelten pflegt. — Aus den Briefen Leopold von Ranke's an seinen Verleger theilt sodann Hans Blum mancherlei wichtige Stellen mit, und Hermann Grimm behandelt die Maifeste in Florenz. — Die Belletristik ver⸗ tritt Karl Frenzel's Novelle „Schönheit“, die düstere Figur Savona— rola's in den Hintergrund der mit füdlichem Kolorit gemalten spannenden Erzählung stellend. — Dem literar⸗kritischen Theile ist diesmal ein größerer Raum gewährt, und gelangten deshalb eine ganze Reihe begchtenswerther neuerer Werke zur Besprechung. Gerade für die nun beginnende Reisesaison empfiehlt sich diesesRundschau“-Heft in hohem Grade zur Lektüre.
— Das diesjährige „Programm des Königlichen und Gröning'schen Gymnasiums zu Stargard in Pom mern“, das vor Kur'em in Stargard erschien, enthält: 1) C. WW. Gött⸗ ling, II. Abth., vom Prof. Dr. Gust. To thholz, dem Direktor des genannten Gymnasiums; 2) Schulnachrichten, von demselben. — Was zunächst die Abhandlung betrifft, so bildet dieselbe die 2 Ab⸗ theilung der im Programm des genannten Gymnasiums zu Ostern 1876 von Prof. Lothhol; veröffentlichten Abhandlung über den be— kannten Philologen und Professor an der Universität in Jena, Göttling. In dem Programm vom Jahre 1876 hatte Prof. Lothhol; begonnen, den Lebens- und Bildungsgang Göttling's zu erzählen und hatte be⸗— richtet, daß Göttling 1822, nachdem er in Neuwied sein Schul— amt niedergelegt und in Paris auf der Universität wissen⸗ schaftlichen Studien obgelegen hatte, in seiner Vaterstadt Jena zum außerordentlichen Professor der klassischen Philologie ernannt worden sei. In dem jetzt vorliegenden Programm v. J. 1887 liefert nun Prof. Lothholz eine Fortsetzung von Göttling's Bio— graphie, indem er zunächst einen Rückblick auf die wissenschaftliche Thätigkeit Göttling's im Allgemeinen wirft, und sodann in noch 6 darauf folgenden Paragraphen von Jenenser Philologen (Cichstädt, Hand, Reisig, Osann) und von der akademischen Thätigkeit Göttling's handelt, hierauf ein Verzeichniß von Göttling's Vorlesungen liefert, sodann über Göttling's wissenschaftliche Thätigkeit, endlich über seine Beziehungen zu Goethe, und zuletzt noch über seine Freunde und Gönner berichtet. — Auf diese höchst interessante, 33 Quartseiten
füllende Abhandlung über Göttling folgt sodann ein Jahres—
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