Sobald dieser Gesetzentwurf von der Kammer votirt sein wird, dürfte der Schluß der Session erfolgen.
— 14 Juli. (B. T. B.) Vie republikanischen Blätter sprechen die Hoffnung aus: die Bevölkerung werde sich bei dem heutigen Nationalfest aller Kundgebun— gen enthalten. Der „Intransigeant“ fordert auf, zur Revue zu gehen, sich aber auf legale Kundgebungen zu be— schränken.
— 14. Juli, Vormittags. (W. T. B.) Zur Feier des Nationalfestes fand heute Vormittag 9 Uhr auf dem Platz vor dem Stadthause eine Revue der Schülerbataillone statt, welcher der Unterrichts-Minister Spuller, der Seinepräfekt und der Vorsitzende des Munizipalraths beiwohnten. Aus der zahlreich versammelten Volksmenge ertönten wiederholt lebhafte Hochrufe auf die Republik. — Der Abmarsch der Truppen nach den Longchamps, wo die große Truppenrevue stattfindet, erfolgte unter großem Menschenzusammenlauf, aber ohne alle Störung der Ruhe. Der Himmel ist bedeckt und droht mit Regen.
Italien. Rom, 11. Juli. (Italie) Msg. Jaco bini, der Sekretär der Propaganda, hat sich in besonderer Mission des Papstes nach Frankreich begeben.
— 12. Juli. Der Senat hat sämmtliche auf der heutigen Tagesordnung stehenden Vorlagen angenommen und damit seine Arbeiten beendigt.
Rumãänien. Bu karest, 12. Juli. (Wien. Presse.). Prinz Friedrich von Hohenzollern hat heute seine Rückreise nach Deutschland angetreten.
Bulgarien. Sofia, 13. Juli. (W. T. B) Der Minister-Präsident Stoiloff hat verfügt, daß alle unter seinem Amtsvorgänger internirten Personen in Frei⸗ heit gesetzt werden. — Der Prinz von Coburg hat auf die Glückwunsch-Telegramme der Bevölkerung ge— antwortet, daß die Sympathien Europas und die verständige Haltung Bulgariens allein im Stande seien, den bulgarischen Wünschen Erfolg zu verschaffen, und daß er auf die Einsicht und die Ergebenheit des bulgarischen Volkes rechne.
Zeitungsstimmen.
Das „Bromberger Tageblatt“ sagt in einem Rück— blick auf das neunte Bundesschießen:
Mit Recht gedachte der Vertreter von Frankfurt a. M. in seinem Kaisertoast bei dem Eröffnungsmahl der großen Geschicke, welche in diesen 25 Jahren über das Vaterland dahingezogen, den deutschen Nanten wieder zu einem geachteten gemacht haben, und weihte mit ehrfurchtsvoller Huldigung den ersten Becher Dem, der in Seiner erhabenen Person all das Hoffen, Sehnen und Ringen vergangener Jahrzehnte verkörpert: dem Deutschen Kaiser. Sturm- und wetterfest steht das Reich in neuer Macht und Herrlichleit da, und sein Be— stand ist fest und gesichert nach außen wie nach innen. Freilich ist auch dieses Ziel nicht ohne Kämpfe gewonnen worden. Noch steht ja in frischer Erinnerung, wie die inneren Parteikämpfe und Gegenà— fätze eine theilweise Verdunkelung des naticnalen Gedankens herbei— geführt, aber seine Fundamente hatten sie doch nicht zu erschüttern vermocht. Konnte im Parlament die Mahnung des Reichskanzlers: Lassen Sie den nationalen Gedanken vor Europa leuchten! erfolglos verhallen, im Volke erhob er sich Angesichts äußerer Bedrohung mit zwingender Gewalt wieder zu seiner ganzen Macht und Reinheit.
In den unseren Lesern bekannten werden alle wahren Freunde des Vaterlandes die erfreulichsten Be⸗ weise finden, daß Deutschlands Geschicke sich in den rich— tigen Bahnen bewegen. Die weise Mäßigung der preu— ßischen Politik, welche in entscheidenden Augenblicken ihre Ziele nicht nach dem Wünschenswerthen, sondern nach dem Erreichbaren bemaß, hat ihre Früchte getragen, indem sie in einem freudigen Zusammenwirken der Reichsgenossen für gemeinsame Inter— essen und Ziele ein festeres Band als wie durch eine weitergehende erzwungene Einheit schuf.
Sowohl an den Tagen seiner nationalen Feste wie an den Ge— denktagen seiner opferreichen Kämpfe darf unser Volk von der heutigen Gestaltung des Reichsgefüges, eines festeren, als es je zu irgend ener Epoche der deutschen Geschichte gewesen, mit Befriedigung sagen, daß durch dasselbe keine berechtigte Hoffnung getäuscht, kein theures Opfer entwerthet, wohl aber der mächtigen Entfaltung des deutschen Geistes eine weite Bahn geöffnet worden ist. . . .
— Die „Konservative Correspondenz“ besprach in mehreren Artikeln das neue Branntweinsteuergesetz und sie unterzieht jetzt, nachdem die Hauptpunkte desselben dargestellt sind, die voraussichtliche Wirkung desselben auf den Kon— sumenten einer Betrachtung, in welcher Folgendes ausge— führt wird:
Es giebt wenige Artikel, die auf dem Wege von der ursprüng— lichen Erzeugungsstelle bis zum Moment des Verbrauchs eine so fee Vertheuerung erfahren, wie der Branntwein. Eine Ausnahme iervon machen nur diejenigen, zum Glück nicht allzu ausgedehnten Distrikte, in denen die Bevölkerung sich daran gewöhnt hat, den rohen Kartoffelsprit aus der Brennerei direkt, und nur durch einen Wasser— zusatz verdünnt, als Getränk zu benutzen. . In dem weitaus größten Theile von Deutschland dagegen, in dem man mehr oder weniger gereinigten und technisch als solchen hergestellten Branntwein genießt, liegen die Verhältnisse ganz anders, und hier greift jene Ver⸗ theuerung durch die Zwischenhandel Platz.
Ein, Beispiel, welches den Verhältnissen entnommen ist, die in dem südlichen Theil der Provinz Sachsen bestehen, mag dies erläutern. Bevor in Folge des gegenwärtig beschlossenen Gesetzes eine Steigerung der Spirituspreise eintrat, wurde in der Brennerei für 1 hl Sprit (100 1 à 100 Grad Gehalt) etwa 38 M gezahlt. Aus diesem Quan⸗ tum von Spiritus wird in den dazu bestimmten Raffinerien oder Destillationsanstalten Branntwein von verschiedener Stärke, in der Regel etwa von 335—40 0, Altoholgehalt, hergestellt und zu einem Preis von 28— 30 Æυις im Faß abgegeben. Jene einhundert Liter Alko— hol erscheinen danach also in Gestalt von 300 resp. 250 1 Branntwein (Nordhäuser ꝛc. genannt), welche zu 28 resp. 30 „M pro Hektoliter, also im Ganzen mit resp. 84 und 75 6 — im Durchschnitt etwa 80 S — bezahlt werden. — Im Kleinhandel wird fur das Liter 45 bis 50 * bezahlt; hier wird also dasselbe Quantum von ursprüng— lich 100 1 Alkohol mit 135 resp. 125 6, im Durchschnitt etwa 130 6, verwerthet. Der Schankwirth schänkt den Branntwein in Gläsern zu 19 4.5 und 3 aus, von denen, ganz voll ge— messen, je 8, beziehungsweise 16 und 32, auf 11! gehen. . werden jene 190 1. Alkohol. im 10. Pfennig⸗Glatß und 5 Pfennig ⸗ Glas mit 200 bis 240, im Durchschnitt etwa 220 M, im 3. Pfennig= Glas mit 235 bis 282, im Durchschnitt etwa 2658 M bezahlt. Da die Gläser selten ganz voll gegossen sind, ist die Verwerthung sogar in Wahrheit meist noc um etwa 106 höher, also etwa rund 2404 in den größeren, 289 „ in den kleineren Gläfern. Der Preis für die ursprünglichen 190 1 190gradigen Spiritus, der in der Brennerei 38 „e betrug, steigert sich demnach durchschnittlich bei Bezug von dem Großhändler als Branntwein auf etwa S0 „a, bei dem Bezug vom Kleinhändler auf etwa 130 6, und im Glas, im Wirthshaus, je nach der Art der Gläser, auf 2490 bis 280 .
Es wird daraus ersichtlich, welche enorme Summe der Zwischen handel am Branntwein gewinnt, und es ist durchaus unwahrscheinlich, daß der Konsument, derjenige, der den Branntwein trinkt, allein eine Preiserhöhung durch die neue Abgabe tragen wird, welche auf das gleiche Spiritusquantum im Durchschnitt etwa 60 „MS betragen wird. Es ist vielmehr sehr wahrscheinlich, daß die Vertheuerung für den Konsumenten geringer bleiben und ein Theil der Steuer faktisch da—⸗ durch aufgebracht wird, daß der Zwischenhandel auf einen Theil der zur Zeit unmäßig hohen Gewinne an diesem Artikel verzichten wird. Wenn man aber wirklich annimmt, daß die ganze Steuererhöhung ohne alle Minderung direkt dem Konsu— menten zur Last fällt, so trägt eine Preiserhöhung durch die Steuer von 60 3 (dem Durchschnitt zwischen den beiden Steuersätzen) pro Liter Alkohol auf gewöhnlichen Trinkbranntwein, zu durchschnittlich 333 0 Alkoholgehalt berechnet, aus:
e , für das 1½8 J oder jetzige 10⸗Pf. Glas 23 , für das 116 1 oder jetzige 5⸗Pf. Glas 14 , für das 1a l oder jetzige 3⸗Pf. Glas 3 .
Mit dieser Auflage wird für die Branntweinsteuer ⸗Gemeinschaft (das Reich ohne Bayern, Baden und Württemberg) allein eine Mehr— Einnahme von gegen 100 Millionen erzielt — eine Summe, deren Höhe man richtig ermißt, wenn man sich vergegenwärtigt, daß in Preußen die Grundsteuer, Gebäudesteuer, Gewerbesteuer und Klassen⸗ und Einkommensteuer zusammengenommen nur 147 Millionen ein⸗ tragen. Diesen Zahlen und Thatsachen gegenüber wird kein ruhig denkender Mann in Abrede stellen, daß die Belastung eines doch bis zu einem gewissen Grade mindestens entbehrlichen Genußmittels, wie der Branntwein, mit einem so mäßigen Aufschlag — eine Belastung, der sich Jeder, den sie drückt, durch eine sehr mäßige Einschränkung seines Aufwandes und meist zu seinem eigenen Vortheil entziehen kann, — daß diese Belastung eine zweckmäßige und vernünftige Steuer— maßregel ist.
— In der „Leipziger Zeitung“ lesen wir:
Ueber die Lage der Tuchfabrikation berichtet man dem „N. G. A.“ aus Spremberg, daß dieselbe eine recht günstige war und das Ge— schäft bei gutem Absatz als ein recht gesundes bezeichnet werden konnte. Der Anfertigung von Damenkonfektionestoffen, worin Sprem⸗ berg einen gewissen Ruf erlangt hat, wenden sich mehr und mehr Fabrikanten mit günstigem Erfolge zu. Für sie war das Frühjahrs- geschäft, namentlich in geschmackvollen neuen Mustern, ein recht gutes, es fand aber allerdings durch die eingetretene Beunruhigung früher als sonst seinen Abschluß.
Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits— amts. Nr. 28. — Inhalt: Gesundheitsstand. — Volkskrankheiten in der Berichtswoche. — Cholera-Nachrichten. — Flecktyphus in Hinterpommern und Westpreußen. — Sterbefälle in deutschen Städten von 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. — Desgl. in deutschen Stadt- und Landbezirken. — Gesundheitsverhält⸗ nisse im Reg.-Bez. Posen 1883— 1885. — Sterblichkeit in Sachsen 1886. — Sterbefälle in Rio de Janeiro. — Witterung. — Zeit— weilige Maßregeln gegen Volkskrankheiten. — Thierseuchen in Oester⸗ reich März und April 1887. — Desgl. in Großbritannen — Medi— zinalgesetzßzebung ꝛc. (Deutsches Reich) Verkehr mit blei⸗ und zinkhaltigen Gegenständen. — Verwendung gesundheitsschädlicher Farben ꝛc. — (Berlin Anpreisen von Geheimmitteln z. — Württemberg.) Führung von Fleischschau⸗Registern. — Beseitigung von Ansteckungsstoffen bei Viehbeförderungen auf, Eisenhahnen. . — Desinfektion der Eisenbahntransport⸗Viehwagen. — (Stadt Schwerin.) Revidirte Schlachthausordnung. — Rechtsprechung. (Landgericht zu Aachen.) Zusatz bon Glycerin, Gelatine und Biercouleur zu Bier. — Vermischtes. Verwaltungsbericht über die schlesischen Bäder für 1886. — Geschenkliste.
Zeitschrift für Bauwesen. Heft VII IX. — Inhalt: Zwei Großkonstruktionen der italienischen Renaissance, mit Zeich nungen auf Blatt 43— 46 im Atlas. Bauctechnische Studie von Baudirektor Professor Dr. Josef Durm in Karlsruhe. A. Die Kuppel des Domes in Florenz. (Schluß folgt. — Wohnhaus Bode und Wohnhaus v. Wilke in Charlottenburg, mit Zeichnungen auf Blatt 7 und 48 im Atlas vom Architekten Hans Grisebach in Berlin. — Grabmal des Landgrafen Philipp in der St. Martinskirche in Kassel, mit Zeichnungen auf Blatt 49 im Atlas nach einer Aufnahme des Architekten A. Meiß. — Gottfried Schadow. Vortrag am 13. März 1887 im Berliner Architektenhause gehalten vom Professor Dr. Eduard Dobbert in Berlin. — Bauausführungen der Garnison⸗Bau-er⸗ waltung des Deutschen Reichs: Das Kasernement für ein Infanterie⸗ Bataillon in Prenzlau, mit Zeichnungen auf Blatt 50 im Atlas; Die Garnison⸗Waschanstalt in Hannover, mit Zeichnungen auf Blatt 51 im Atlas. — Die Erweiterungsbauten der Königl. Eisenbahn-Haupt— werkstatt Buckau, mit Zeichnungen auf Blatt 35 — 38 im Atlas, vom Regierungs-Baumeister Horn in Magdeburg. (Schluß.) — . Neuere Bauausführungen bei italienischen Gebirgsbahnen, mit Zeichnungen auf Blatt 57 und 53 im Atlas, vom Regierungs-Baumeister R. Goering in Frankfurt a. N. — Schwimmender Dampfkrahn von 40 Tonnen Tragfähigkeit im Hafen von Ruhryrt, mit Zeichnungen auf Blatt 54 im Atlas, vom Regierungs⸗Banmeister A. Franke in Ruhrort. — Ueber Schiffahrtszeichen. Nach einem von dem Geh. Ober⸗Baurath 2. Hagen im Berliner Architekten⸗Verein am 10. Ja⸗ nuar d. J. gehaltenen Vortrage bearbeitet vom Regierungs-Baumeister C. Pfeiffhoven in Berlin. (Schluß folgt,. — Die Nordseefischerei und die Fischerhäfen an der Nordsee in Holland, Belgien, England, Schottland und Deutschland, mit Zeichnungen auf Blatt 55 und 56 im Atlaz. Nach einem Reisebericht des Regierungs- und Bauraths Tolle in Berlin. — Zusammenstellung der bemerkenswertheren preußischen Staatsbauten, welche im Laufe des Jahres 1885 in der Ausführung begriffen gewesen sind. — Der Einfluß der Bearbeitung 9. ö. Frostbeständigkeit von Materialien, von Dr. Ad. Blümcke in
ünchen.
Statistische Nachrichten.
Die Zwangsversteigerungen von Grundstücken in Preußen 1881 bis 1886. (Stat. Corr, — Ausweit lich der alljähr⸗ lich für das Jahr 1836 in Nr. 24 des „‚Justiz⸗Ministerialblattes' von 1887 oeröffentlichten Uebersichten der in Preußen stattgefundenen Subhastationen
betrug 1881 1882 1883 1884 1885 1886
die Zahl der beendeten
Subhastationen. . . 17473 16197 13573 10528 10309 10500 der Flächeninhalt der da⸗
bel versteigerten Grund⸗
stücke. . . .. ha 106957 86277 82898 79268 88067 108459 der Gebäudesteuer⸗
Nutzungswerth derselben Tausende c4c;Jc ihr Grundsteuerreinertrag
Tausende ... und dienten von den ver—
steuerten Liegenschaf⸗
ten hauptsächlich zur
Land und Forstwirth⸗
. . 9855 86583 7162 5731 5806 6096 Prozent d6,4 53,5 52.5 b4a,4 b6, 574.
Ziehen wir noch die örtliche und zeitliche Verschiedenheit der Subhastationsgesetzgebung in Betracht, so finden wir beendete Zwangsẽversteigerungen
7902 6163 5322 4476 3988 3841 9l4 708 682 738 823 993
13883 1883 1885 1886 im Geltungsbereich des Gesetzes vom 1. 8 19740 e ö
gegen das Vorjahr Prozente. — 26, 4 4 3,18 4 b, 06
in den Übrigen Landestheilen (haupt—
sächlich dem größten Theil der
Ober⸗Landesgerichts bezirke Köln und , 2660 2191 1971 gegen das Vorjahr Prozent. — 6, 11 - 17, 53 — 10, 04
Berücksichtigt man ferner, daß im Geltungsbereiche des 9 vom 13. Juli 1883 nach dessen Vorschriften alle nach dem 1. No⸗ vember 1883 beantragten Subhastationen erledigt worden sind, so ergiebt sich, daß jenes Gesetz. welches bekanntlich ohne Befriedigung oder Uebernahme der den Rechten des Antragstellers vorgehenden Rechte am Grundstück den Verkauf des letzteren nicht zuläßt, zunächst einen sehr beträchtlichen Einfluß auf die Ziffer der Sub hastationen geübt zu haben scheint. Während nämlich im Jahre 1884 außerhalb des Bereiches jenes Gesetzes die Zwangs⸗ versteigerungen von Grundstücken sich nur um 6,11 Ge ver— minderten, fand innerhalb desselben eine Abnahme um 26,74 0so statt, trotzhem daselbst noch 2095 Subhastationen nach älterem Recht abzuschließen waren, so daß das neue Gesetz seine Wirkung noch gar nicht in vollem Maße zu äußern vermochte. Um so be— merkenswerther ist es, daß in den Jahren 1885 und 1886 die Ver⸗— minderung der Subhastationen außerhalb des Geltungsbereiches des erwähnten Gesetzes bedeutend, nämlich um 17,63 bezw. 1004 0so fort⸗ geschritten ist, während innerhalb desselben eine Zunahme um 3,18 bezw. 5, O6 oo stattgefunden hat, so daß auch die Gesammtziffer der Subhastationen 1886 zum ersten Male wieder ein wenig gestiegen ist. Wenn das Gesetz vom 13. Juli 1883 an sich unzweifelhaft ge⸗ eignet ist, die Zahl der Zwangsversteigerungen zu verringern, und zu⸗ naͤchst augenscheinlich in der That auch einen solchen Erfolg gehabt hat, so müssen seine diesbezüglichen Wirkungen in den beiden letzten Jahren für die betreffenden Landestheile durch überwiegende Einflüsse entgegengesetzter Natur reichlich ausgeglichen worden sein.
Die obige Uebersicht lehrt weiter, daß in den letzten Jahren die land und forstwirthschaftlichen Grundstücke einen erheblich wachsenden Antheil an der Subhastationsziffer gewonnen haben. Während der— selbe von 56,4 / im Jahre 1881 in den nächsten beiden Jahren auf 53,0 und 52,8 G zurückgegangen war, hat er sich in den folgenden drei Jahren auf 54,4 bezw. 56,3 und 57,4 V gehoben, Ende 1886 also schon wieder den Stand von 1881 überschritten. Auch weist die Ziffer der land- und forstwirthschaftlichen Subhastationen schon im Jahre 1885 eine — freilich nur geringe — Steigerung gegen das Vorjahr auf; immerhin bleibt sie aber für 1886 noch weit hinter derjenigen für 1881 zurück und erreicht dieselbe auch in keinem einzelnen Ober ⸗Landesgerichtsbezirk. Dagegen ist die versteigerte Gesammtfläche 1886 bereits ein wenig umfangreicher als 1881, so daß im ersteren Jahre im Allgemeinen größere Grundstücke zur Versteigerung gelangt sind, als im letzteren. Am meisten tritt dies im Ober-Landesgerichts⸗ bezirke Posen hervor, wo 1381 900 Grundstücke (darunter 575 land—⸗ und forstwirthschaftliche) mit 11993 na, 1886 dagegen 632 Grund stücke (darunter 4090 lande und forstwirthschaftliche) mit 28 813 ha, mehr als einem Viertel der im Gesammtstaate subhastirten Fläche, versteigert worden sind. Nächst Posen waren 1886 der Fläche nach am meisten die Bezirke der Ober-Landesgerichte Marienwerder mit 19226 ha bei 588 (383), Königsberg mit 17209 ha bei S855 (974), Stettin mit 11 351 ha bei 624 (268), Breslau mit 10099 ha bei 1426 (371) und Berlin mit 85H59 ha bei 973 (389) Subhastationen (in Klammern sind die darunter enthaltenen land und forstwirth— schaftlichen angegeben) betheiligt; auf die sechs östlichen Provinzen und Berlin entfielen mithin fast neun Zehntel, nämlich über 952 km, auf die sechs westlichen und Hohenzollern nur wenig über ein Zehntel, nämlich über 132 4kRm, der subhastirten Fläche.
Was den Werth der versteigerten Grundstücke anbetrifft, so ist der Grundsteuerreinertrag derselben 1886 ebenso wie ihre Fläche schon wieder etwaß größer als 1881, während der Gebäudesteuernutzungs—⸗ werth derselben in diesem Zeitraume allmählich um mehr als die Hälfte kleiner geworden ist. Es entspricht dies im Allgemeinen der verminderten Gesammtziffer der Subhastattonen bei stärkerer Bethei⸗ ligung bedeutenderer land und forstwirthschaftlicher Anwesen.
— Nach der im Heft III. IV. der „Zeitschrift des Königlich Preußischen Statistischen Bureaus“ (Jahrgang XXVI.) mitgetheilten Uebersicht in absolnten Zahlen über das Religionsbekenntniß der Eheschließenden sind im preußischen Staat während des Jahres 1385 230 707 Ehen geschlossen worden. Der Eheschließende war in: 151 105 oder 65,50 G Fällen evangelisch, 76 770 oder 33,28 0so Fällen katholisch, 451 oder O19 Co Fällen sonst christlich und 2386 oder T, G3 0! Fällen jüdisch. — Die Frau war bei den Eheschließungen: der evongelischen Männer in: 142 8sz oder 9455 0 Fällen evangelisch, 79960 oder 5,29 Go Fällen katholisch. 136 oder O98 oHR Fällen sonst christlich und 2 oder O, Co Fällen jüdisch — der katholischen Männer in: Jgla3 oder 1191 G= Fällen evangelisch, 67 588 oder 8804 CC Fällen zatholisch, 19 oder O, 02 υG Fällen sonst christlich und 24 oder Y, 03 G Fällen jüdisch — der sonst christlichen Männer in: 165 oder 36,59 oo Fällen evangelisch, 13 oder 2,88 G Fällen katholisch, 2709 oder 59,87 0 Fällen Ffonst christlich und 3 oder O, 6 oo Fällen jüdisch — der jüdischen Männer in: 114 oder 4,78 9 Fällen evangelisch, 13 oder O, Hh o Fällen katholisch, 2 oder 0 08 */ Fällen sonst christlich und 266 0der 94,59 o Fällen jüdisch. — Nach den Prozentsätzen absteigend geordnet, ergiebt sich folgende Zusammenstellung: 94,59 o, jüdische, 9a, bh O/o evangelischeè, S8, 4 G' katholische, 59,87 ½ sonst christ⸗ liche, 36,59 6 sonst christ lich - evangelische, 11,919, katholisch⸗ evangelische, 5,29 υo evangelisch-katholische, 4,78 υ jüdisch⸗ evangelische, 288 ½, sonst éschristlich⸗-katholische, 66 Co sonst chriftlich-jüdische, 0,55 9 jüdisch: katholische, oo evan— gelisch⸗-fonst christliche, G, os o jüdisch--sonst christliche, O 97 /o evangelisch⸗ jüdische, O03 υίς-' katholisch - jüdische und CGäo2 /o katholisch-sonst christliche Eheschließungen im Jahre 1885. — Im Vergleich zur Gesammtbevölkerung stellt sich bei den Ehe— schliehungen der evangelischen Männer ein Plus von 1408 9, der katholischen ein Minus von O70 Go, der sonstigen christlichen ein Minus von O, 11 9 und der jüdischen ein Minus von 2790, heraus.
— Ueber den Umfang der gewerblichen Beschäftigung der bayerischen Strafgefangenen giebt eine „summarische Uebersicht über die Arbeitsthätigkeit in den Strafanstalten und Arbeitshäusern des Königreichs Bayern nach dem Stande vom 31. De⸗ zember 1855. Auskunft, welche vom Königlich bayerischen Justiz— Ministerium dem Baperischen Gewerbemuseum in Nürnberg zugegan⸗ gen und in den Mittheilungen“ desselben veröffentlicht, ist. . Die Gesammtzahl der männlichen Gefangenen betrug danach 6721, die der weiblichen 1129. Von den männlichen Gefangenen waren 308 unbeschäftigt. Von den anderen wurden beschäftigt: 756 für den eigenen Bedarf der Anstalt, 2155 mit landwirthschaftlichen Arbeiten, gewöhnlichen Tagelohnarbeiten und mit Arbeiten für . Staats; 58 waren für die Anstalts⸗Beamten und Bediensteten thätig, und 2633 arbeiteten für Rechnung von Gewerbtreibenden. Auf die einzelnen Gewerbe vertheilte sich die Thätigkeit folgender⸗ 3 Schneiderei 427, Schuhmgcherei 411, Filzschuhmachen 21, Schäftemachen 17, Weberei 241 (Woll! und Baumwollweberei 37, Plüschweberei 33, Leinweberei 141, Gurtenweberei 30), Schlosserei 29, Schreinerei 54, Holzschnitzerei 196, Holzmachen 11. Goldleisten- fabrikation 206, Seilerci 18, Brillengestell - Fabrikation 410, Kartonnage⸗ und Buchbinder ⸗Arbeit 37, Dütengnfertigen 120, Zünd holzschachtelmachen 88, Lithographie 2, Schreiben 11, Strohmosaik Arbest 24, Garnzwirnen 62, Garnhaspeln 27. Spulen und Feder⸗ schleißen 2, Cementplattenmachen 5, Porzellanarbeit 2, Kinder— gewehrmachen 106, Korbflechterei 62, Nadel und Nachtlichterstecken 48, FRachtlichterschlagen 39, Holzschuhverfertigen 1, Lackiren 1, Drechseln 1. Für Rechnung der Anstalten zum Verkauf an Geschäftsleute waren beschäftigt 406 männliche Gefangene, und zwar mit Seilerei 40, Schlosserei 13, Wollweberei 174, Leinweberei 90, Flechten von Körben aus spanischem Rohr 41, Schreinerei 26, Büͤrstenbinderei 11, Matratzenmachen 1. Für Rechnung der Anstalten zum Verkauf überhaupt und dann fur Rechnung von Privaten wurden beschäftigt
2833
, , e e, ee me.
405 männliche Gefangene, und zwar mit: Leinweberei 47, Stroh— flechterei 73, Schreinerei 3, Büttnerei 1. Schlosserei 2. Schuhmacherei 4, Schneiderei 13, Spinnen und Federnschleißen 51, Drechseln 1, Holz—⸗ schnitzerei , Seilerei 2, Wagnerei 1, Flechten von Matten aus Rohr—⸗ spähnen 6, endlich Steinbrechen, Steinklepfen und Steinhauen 195. — Bon der Gesammtzahl 1129 der weiblichen Gefangenen waren unbeschäftigt 55. Thätig waren: für den eigenen Bedarf der Anstal ten 141, mit Arbeiten für Rechnung des Staats 73, für die Anstalts⸗ beamten und Bediensteten 4, für Rechnung von Gewerb-— treibenden 753. Auf die einzelnen Gewerbszweige vertheilte sich die Befchäftigung folgendermaßen: Tabackausrippen 10, Dütenanfertigen 32, weibliche Handarbeiten 687, Gipsarbeiten 24 Für Rechnung von Privaten arbeiteten 93, und zwar waren beschäftigt: 14 mit Spinnen und Federnschleißen, 12 mit Roßhaarzupfen und 67 mit weiblichen Handarbeiten.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Beiträge zur Erläuterung des Deutschen Rechts, in besonderer Beziehung auf das Preußische Recht mit Einschluß des Handels, und Wechselrechts. Begründei von Dr. J. A. Gruchot. Herausgegeben von Rassow, Reichsgerichts-⸗Rath, und Küntzel, Geheimer Justiz⸗Rath und vortragender Rath im Königl. preuß. Justiz- Ministerium. Vierte Folge. Erster Jahrgang. Viertes und fünftes Heft. (Der ganzen Reihe der Beiträge TXXI. Jahrgang) (Berlin, Verlag don Franz Vahlen, W. Mohrenstraße 13/14.) — Inhalt: Abhandlungen. Ueber prozeßrechtliche Verträge und Kreationen. Von Herrn Professor J. Kohler in Würzburg. (Schluß.) — Wird durch die Kompensations— einrede Rechtshängigkeit begründet? Eine Erwiderung. Von Herrn Reichgerichts⸗Rath Pr. Petersen in Leipzig. — Zum Begriff der Prozeßkosten. Von Herrn Landgerichts-Rath Pfizer in Um. — Von den Kosten des Kostenfestsetzungsverfahrens. Von Herrn Landrichter ö. in Wiesbaden. — Auͤs dem Zwangsvollstreckungsverfahren der
eichs , Civilprozeßordnung, insbesondere die Pfändung und Ueber— weisung von Forderungen des Schuldners gegen den betreibenden Gläubiger betreffend. Von Herrn Landgerichts-Direktor Theodor Hergen⸗ hahn in Kassel. — Sind 5. 3 J. 24 und Anh. §. 148 der preuß. allg. Gerichtsordnung für die im früheren Verfahren ergangenen, vor oder nach dem 1. Oktober 1879 rechtskräftig gewordenen, gerichtlichen Ent— scheidungen noch in Geltung? Von Herrn Landgerichts-Direktor Rave in Bielefeld. — Die Statutenkollision im Ehescheidungsprozeß, im Hinblick auf die Judikatur des Reichsgerichts nach den Grundsätzen des gemeinen und preußischen Civilrechts erörtert. Von Herrn Land— richter Dr. Marcus in Guben. — Die Verzinsung des unbezahlten Kaufgeldes. Von Herrn Gerichts ⸗Assessor Koeßler in Breslau. — Die Legitimation zur Bewilligung der Umschreibung einer Vormerkung in eine Hypothek im Falle eines Eigenthumswechsels. Von Herxrn Landrichter Dr. Th. Wolff in Dortmund. — Aus der Praxis. Er fordert der Begriff der Schriftlichkeit eines Vertrages, daß die Grenzen eines durch Theilangsvertrag übereigneten Grundstücks in dem Vertrage selbst angegeben werden? — Gewährleistung wegen Fehler. 1) Findet die Vorschrift des A. L. R. J. 5 S. 341 nur dann Anwendung, wenn durch den Fehler einzelner Stücke der Gebrauch des Ganzen vollständig verbindert wird? 2) Genügt zur Anwendung des 5. 326 das. die Üinmöglichkeit einer unverzüglichen Nachbesserung? — Haftung des Auftraggebers für den bei Ausführung des Auftrages entstandenen Schaden. — 1) Voraussetzungen der Besitzstörungsklage eines Miethers gegen den Mitmiether. 2) Liegt stets eine Verletzung der C.-P. -O. 8. 801 Abs. 2 vor, wenn der zweite Richter keine Gründe dafür an⸗ führt, daß er von der Befugniß keinen Gebrauch macht, den nicht glaubhaf' gemachten Arrest gegen Sicherheits leistung anzuordnen? — Bedarf die Erklärung eines Pflichttheilsberechtigten, daß er statt der ihm im Testament zugewiesenen Erbportion den Pflichttheil wählt, der gerichtlichen Fmʒorm? Genügt es, daß die Erklärung gegenüber dem Testamentevollstrecker abgegeben wird? Ist ein Widerruf der Erklärung statthaft? — Aufrufung eines formwidrigen (mündlichen) Kaufpertrages durch den Verkäufer. — 1) Findet die Vorschrift des A. L. R. LL 11 §. 1609, betreffend das Verbot der gleichzeitigen Nutzung von Sache und Kaufpreis, Anwendung? 2) Haften mehrere Verkäufer solidarisch für das, was der Käufer einem von ihnen gezahlt hat? 3) Wie lange darf der vertragstreue Käufer die Nutzungen der Sache behalten? — Bedarf das Ausstattungsversprechen elnes Fremden — A. L. R. 1. 11 §. 1043 — der Schriftform des §. 1331. 5, oder findet die Vorschrift des §. 155 A.. R. J. 5 Anwendung? — 1) Hat Derjenige, welcher in der Meinung, eine eigene Verbindlichkeit zu erfüllen, zahlt, aber durch die Zahlung eine fremde Schuld tilgt, die Versionsklage? 3) Geltung der F§. 796, 719 A. L. R. II. 11 in den mit dem preußischen Staat vere nügten, früher sächsischen Landestheilen. — Finden die Vorschriften des A.. R. II. 14 8. 21 und II. 15 8. 35, wonach schiff bare Flüsse zu den öffentlichen Sachen gehören, auch auf Seen Anwendung? — Ver— sicherung gegen Unfälle auf Reisen. Was ist unter Einsteigen in einen Bahnzug und Aussteigen aus demselben zu verstehen? — Ist die Verpflichtung, bei Vermeidung einer Konventionalstrafe keine Stelle in einem Konkurrenzgeschäft anzunehmen, rechtsgültig? — Unterliegt eine testamentarische Bestimmung, daß eine früher angeordnete Schenkung vollzogen sei, und daß deshalb das Legat fortfalle, dem Schenkungsstempel? — Ist der Berxufungsrichter befugt, eine Sache auf Grund des FJ. 00 Nr. 2 C.- P. S. in die erste Instanz zurück = zurerweisen, weil der erste Richter die Parteifähigkeit einer Gesellschaft, welche keine Korporationsrechte besitzt, zu Unrecht abgesprochen hat? — Literatur.
— 56. und 57. Jahresbericht des Vogtländischen Alterthumsforschenden Vereins zu Hohenleuben und 8.9. und 19. Jahresbericht des Geschichts⸗ und Alterthumsforschenden Vereins zu Schleiz. Im Auftrag des Direktoriums herausgegeben von M. Dietrich, Pfarrer in Hohenleuben. — Inhalt:; Nachrichten über die in der Kirche zu Hohenleuben hefindliche Familiengruft des vormals gräflichen, jetzt fürstlichen Hauses Reuß -Keöstritz von Robert Schack, Fürstlicher Rentmeister zu Köstritz. — Berichtigungen und Zusätze zur Genealogie des reußischen Hauses von Dr. Berthold Schmidt, Fürstlicher Archivar zu Schleiz. — Einiges über die Pflege Reichen— sels in den schlesischen Kriegen von Amtsrichter Wehrde zu Hohen— leuben. = 56. Jahresbericht. — 57. Jahresbericht. — Bücherkatalog (Zugang in den Vereinsjahren 1880 und 1886). — Verzeichniß der mit dem Vogtländischen Alterthumsforschenden Vereine zu Hohenleuben in Verbindung stehenden Vereine und Bildungs⸗Anstalten. — 8. 9. und 10. Jahresbericht des Geschichts. und Alterthumsforschenden Vereins zu Schleiz (Vereinsjahre 1884— 1887).
— Die am 16. d. M,. erscheinende Nr. 298 der I Illu⸗ strirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Vom J. Deut- schen Bundesschießen in Frankfurt a. M. 2. Abbildungen. Driginal— zeichnungen von unserem Spezialzeichner E. LZimmer. Einzug der schweizer Schützen. Die Francofurtia im Festzuge. — Herzog Fer— dinand von SachsenCoburg-Kohäry, der von der Sobranje gewählte neue Fürst von Bulgarien. — Fütterung junger Aale im Berliner Aquarium. Nach dem Leben gezeichnet von K. Siemenroth. — Aus dem Künstler⸗Fremdenbuche auf Frauenchiemsee (Oberbayern). 18 Ab⸗ bildungen. Ernst Hähnel's neue Musenstandbilder am neuen Theater zu Leipzig. 2 Abbildungen: Melpomene. Thalig.. — Kronprinzessin Stephanie Schutzhaus am Monte Maggiore in Istrien. — Volosca und Abbazia an der Quarneroküste. — Ansicht von Zug in der Schweiz vor der Katastrophe am 5. Juli. — Die Katastrophe am Zuger See am 5. Juli. — Avers und Revers der Medaille der Patrlotenliga. — Elfenbeinkapsel eines Siegels aus dem 12. Jahr hundert. — Polytechnische Mittheilungen: Laschenuhr für Blinde. Ausziehtisch für Eisenbahnwagen. Schülke's Glanzlicht n Sparhrenner. — . Badekostüme für das Seebad. Reise⸗ und Brunnen— mantel.
Schwerin, 13. Juli. (M. 3.). In der vorgestern Nachmittag im Lesesaale der Regierungsbibliothek abgehaltenen Generalversamm⸗ lung des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Alte rthum skunde wurde zum ersten Präsidenten der Staats, Minister von Bülow, zum zweiten Präsidenten der Staatsrath von Bülow, zum ersten Sekretär Dr. Grotefend, der künftige, Vorstand des Groß— herzoglichen Archivs, und zum zweiten Sekretär Archivar r. Saß
gewählt. Die bisherigen Beamten und Repräsentanten des Vereins wurden wiedergewählt.
Paris, 13. Juli. (W. T. B.) Der Philosoph und Schriftsteller Elme Maria Caro, Mitglied der Akademie, ist heute gestorben.
Gewerbe und Handel. Dem in der Generalversammlung des Danziger Hypo—
theken-Vereins vorgelegten Geschäftsbericht pro 1886 entnehmen
wir, daß die Mitgliederzahl von 541 auf 52 gestiegen ist, an Pfand— briefen waren Ende 1886 12931 100 ½ in Umlauf; abgelöst sind im genannten Jahre von den Schuldnern 376009 4A und durch Aus loosung getilgt 66 700 66 Die Bestände des Zinsenfonds betrugen 300 637 Se, des Reservefonds 276410 M. des Tilgungsfonds 136736 66. Die Zahl der neuen Darlehne bat im Geschäftsjahre 1886 etwas abgenommen, die Aufkündigungen und Rückzahlungen von Darlehnen haben zugenommen.
— Vom Siegener Eisen markt wird der ‚„Rh.⸗Westf. Ztg.“ berichtet: Nachdem der Schluß des vorigen Monats durch das Vor— gehen einiger kleinerer Hütten einen weiteren Rückgang des Puddel— eisenpreises gebracht hatte, ist die Marktlage zetzt eine entschieden festere geworden. Trotzdem ein beträchtlicher Theil der Roheisen⸗ produktion für das laufende Vierteljahr bereits verkauft sein dürfte, ist die Nachfrage noch immer eine sehr rege und zwar in allen Quali— täten, so daß die Preise schon etwas angezogen haben und für weitere Abschlüsse 1—2 6 mehr gefordert werden. Auch die Gruben sind in der Lage, ihre Preise halten zu können und je nach Qualität sogar einen kleinen Aufschlag durchzusetzen, nachdem allerdings, wie verlautet, erhebliche Posten Rostspath an die rheinischen und westfälischen Hütten zu ganz außerordentlich niedrigen Preisen abgestoßen sind. In Spiegel eisen sind für das Ausland größere Abschlüsse zu Stande gekommen und speziell Amerika ist noch mit weiteren Posten im Markte. Die Lage des Blechgeschäfts ist noch immer eine unbefriedigende und dürfte hierin . auch nicht eher eine Aenderung eintreten, als bis die Walzwerke sich unter festen Formen zu gemeinsamem Vorgehen einigen, worüber gegenwärtig verhandelt wird.
Weimar, 13. Juli. (Weim. Ztg.) Nach dem Bericht der amerikanischen Konsular⸗Agentur in Gera betrug die direkte Waaren« ausfuhr nach den Vereinigten Staaten von Amerika im II. Quartal d. J. 976 433 S; damit ist gegen das Vorjahr eine Zunahme von 247 524 S verzeichnet. Es entfällt allein auf Kamm wollstoffe die beträchtliche Sum me von 727 226 6
Brüssel, 13. Juli. (W. T. B.) Die Nationalbank hat den Diskont von 3 auf 395 ½ e-höht.
London, 13. Juli. (W. T. B.) Wollauktion. fest, Preise unverändert.
n n 1 Jul (W d ) Der Wörsen,⸗ Zeitung“ zufolge gewährt die Regierung der Centralbank des Rufsischen Bodenkredits zur Aufbesserung ihrer Lage eine Subsidie von 65 Millionen Rubel, welche aus dem künftigen Rein— gewinn der Bank zurückzuerstatten ist.
Tendenz
Submissionen im Auslande. Belgien.
1) 23. Juli. Lieferung von Kohlen verschiedener Qualität für das Winterhalbjahr 1887/88 in die verschiedenen Strafanstalten und zwar:
Maison d'arrét: Turnhout 40 t, Nivelles 45 t, Dudenarde 50t, Tongres Bedarf, Neufchsteau 70 t, Courtrai Bedarf, Malines 110 t, Dinant 45 t, Furnes 70 t, Arlon 130 t, Hasselt 60 t, Verviers 75 t, Ipres Bedarf, Tournai Bedarf, Charleroi Bedarf, Termonde Bedarf.
Maison de süreté: St. Gilles Bedarf, Antwerpen Bedarf, Lüttich 230 t, Mons 225 t.
Maison spéciale de ré forme: St. Hubert 220 t.
Maison centrale pénitentiaire: Gent Bedarf.
Prisons: Namur Bedarf.
Prisons: Louvain Bedarf.
Alles Nähere bei den Herren Direktoren der genannten Anstalten. Die Offerten müssen bis spätestens 22. Juli, Nachmittags 4 Uhr, eingegangen sein.
27) Rächstens. Wartesgal 1. Klasse der Station Binche. Erd— und Pflasterungsarbeiten, Zaunanlagen 2c. in Station Bois⸗du⸗-Lue, Voranfchlag 22 088 Fr. Vorläufige Kaution 1000 Fr. Auskunft beim Ingenieur, Betriebächef Tondelier zu Binche.
Italien. 1) 20. Juli. R. Fabbrica d'Armi in Terni: Weißblech 5400 kg, Voranschlag 3942 Lire.
2) 23. Juli. Deputazione provincicle in Mailand.
Häute und Leder fär die Schuhmacher ⸗Wertstatt ia der Provinzial⸗Irrenanstalt zu Mombello, Bedarf für 3 Jahre und 5 Monate;
in Aussicht stehend:
4) Bau einer Dampf⸗Straßenbahn (tramvia a vapore) von Mailand nach Crema Über Paullo und Paudino.
Niederlande.
1) 18. Juli, Mittags 12 Uhr. Direktion der Artillerie⸗Inrich—⸗ tingen zu Delft:
Lieferung oon Kupfer- und Messingplatten 2c. in Mengen von 51 000 kg abwärts.
Auskunft an Ort und Stelle. Einschreibung muß durch in Holland wohnhafte Personen erfolgen.
2) 22. Irli. Deichverwaltung von Rynland:
Lieferung von 2160 Tons Maschinenkohlen.
Auskunft bei der Sekretarie van Rynland zu Leiden.
3) 27. Juli. Ministerium van Waterstaat, Handel en Nyverheid im Haag:
Anlegung einer elektrischen Leitung längs der kanalisirten Dieze, der Zuid-⸗Willemsvaart in Limburg und Nord-Brabant. Schätzung 3900 Fl.
Auskunft an Ort und Stelle.
4) 8. August, Mittags 12 Uhr. Kolonial⸗Ministerium im Haag.
I) Lieferung von Schraubenpfählen, Brückenschwellen und Eisen—⸗ werk zu Kanalzwecken.
Bedingungen käuflich für 1 Fl. bei den Buchhändlern Gebr. van Cleef im Haag.
Y Lieferung von
a. eisernen Baumaterialien für Eisenbahn⸗Werkstätten in Padang, b. von Pitch⸗Pine⸗Holz für den gleichen Zweck.
Bedingungen liegen zur Einsicht in genanntem Bureau und sind
für 7 Fl. und 1 Fl. bei Martinus Nyhoff im Haag käuflich.
Sanitätswesen und Quarantänewesen.
Portugal. Durch eine unterm 7. Juli 1887 veröffentlichte Verfügung des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern sind die Häfen der Republik Chili für „cholerafrei“ erklärt worden.
Bu ka rest, 13. Juli. (W. T. B.). Die Häfen von Kustendje und Sulina sind für die aus Sizilien kommenden Schiffe ge—⸗ schlossen worden. Ausgenommen sind diejenigen Schiffe, welche vorher in türkischen Häfen in Quarantäne gelegen haben.
Berlin, 14. Juli 1887.
Für die Deutsch⸗nationale Kunstgewerbe⸗Ausstellung zu München 1888 ist, den „Mittheilungen des Bayerischen Gewerbe⸗ Museums in Nürnberg“ zufolge, das Programm nunmehr den Grund— zügen nach folgendermaßen entworfen worden: Der Ausstellungs— platz befindet sich auf dem von der Stadtgemeinde München zur Verfügung gestellten Areal am neuen sarquai, zwischen
Mariannenplaß und Zweibrückenstraße, woselbst die erforder— lichen Baulichkeiten in Verbindung mit gärtnerischen An⸗ lagen hergestellt werden. Die Ausstellung findet, vorbehaltlich näherer Bestimmungen, vom Mai bis Oktober 1888 statt. Ihr Hauptzweck ist: die Leistungen des deutschen Kunstgewerbes der Neu— zeit, namentlich die Fortschritte desselben seit den letzten 12 Jahren in übersichtlicher und würdiger Weise zur Anschauung zu bringen. Auch Werke der hohen Kunst sollen Aufnahme finden, soweit sie integrirende Be— standtheile von Raumausstattungen oder kunstgewerblichen Objekten sind. Dagegen sollen Erzeugnisse der industriellen Massenfabrikation auf ein bestimmtes Maß beschränkt, eventuell auch ganz ausgeschlossen werden. Etwas ganz besonders Anziehendes und Interessantes verspricht der 5. Paragraph des Programm⸗Entwurfs. Diesem zufolge will man nämlich zur Veranschaulichung des Entwickelungsganges des Kunst— gewerbes auf deutschem Boden eine Reihe von Räumen im Charakter der hervorragendsten Stilperioden ausstatten und in diesen Rahmen auch ältere Werke des deutschen Kunst— gewerbes aufnehmen. Schul⸗-Ausstellungen als solche sollen ausge⸗ schlossen werden und die Vertretung des kunstgewerblichen Unterrichts auf die Ausstellung einzelner hervorragender Schülerarbeiten sich beschränken. Die Werke der Neuzeit sollen im Allgemeinen nach staatlichen oder korporativen Verbänden geordnet werden, innerhalb derselben aber die Anordnung eine freie und künstlerische sein. Die Einladung zur Beschickung der Ausstellung wird an alle Ausübenden und Vertreter des deutschen Kunstgewerbes innerhalb des Deutschen Reichs, Oester— reichs und der Schweiz ergehen. Ueber Anmelde ⸗ und Einlieferungs⸗ termin, Platzmiethe, Transport« und Versicherungskosten, Auspacken, Aufstellung und Ueberwachung der Gegenstände, Verkaufsbedingungen 2e. . demnächst erscheinende definitive Programm nähere Auskunst ertheilen.
d , n , ,,, gehabte Rheinische Handwerkertag wurde von dem Vorsitzenden J. Klein (Köln), dem Vorstand des Rheinischen Handwerkerbundes⸗ Amts, mit einem Hoch auf Kaiser Wilhelm eröffnet und einstimmig beschlossen, an Se. Majestät den Kaiser folgendes Telegramm abzusenden: ‚Die im Görresbau sehr zahlreich versammelten selbst— ständigen Meister des Rheinlandes rechnen es sich zur besonderen Ehre, in der Nähe Ew. Majestät zu sein, und wünschen Ew. Majestät von ganzem Herzen langes Leben und dauernde Ge— sundheit zur Förderung der Wohlfahrt des deutschen Volkes.“ Darauf verbreitete sich Hr. Euler (Bensberg) in längerer Rede über die Handwerkerbewegung und die Stellung des Hand— werkerstandes zum Innungtgesetz Die Ausführungen waren die— selben, welche der Vortragende schon in früheren Versammlungen zur Kenntniß gebracht hat Unterdessen waren der Ober-Präsident der Rheinprovinz, Dr. von Bardeleben, und der Regierungs⸗Vize⸗ Präsident von Puttkamer eingetreten. Nachdem auf den Ober-Präsi⸗ denten ein Hoch ausgebracht worden war, bemerkte derselbe, es sei für ihn eine Freude, den heutigen Verhandlungen beiwohnen zu können. Er selbst habe den Uebergang von der Innung zur Gewerbefreiheit mit erlebt, und er verkenne nicht, daß man dabei zu weit gegangen sei, weshalb auch die heutige Bewegung zur Herbeiführung eines Aus— gleichs für den schroffen Uebergang wohl berechtigt sei. Alles lasse sich jedoch nicht auf einmal erreichen, man müsse allmählich vorgehen. Die Königliche Staatsregierung stehe den Bestrebungen der Hand⸗ werker und den Innungen freundlich gegenüber. Der Ober-Präsident schloß mit dem Wunsche, daß bald ein vollständiger Ausgleich der bestehenden Gegensätze zu Stande gebracht werde. Nach kurzer Besprechung beschloß die Versammlung, dem nächsten Allgemeinen deutschen Handwerkertage die Frage, betreffend die Gründung von Provinzial⸗-Innungsverbänden, vorzulegen. Ferner wurde folgender Beschluß angenommen: „Der Rheinische Handwerkertag erkennt die Bestrebungen der hohen Staatsregierung sowie der Mehrheit des hohen Reichstages, dem Handwerkerstande wieder aufzuhelfen, dankend an, bekennt jedoch, daß ohne den gesetzlichen Befähigungsnachweis eine wirkliche Abhi
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hülfe des Nothstandes der Handwerker nicht möglich ist“. Die Innungen von Aachen und Burtscheid haben einen Antrag, betreffend die religiöse Erziehung der Lehrlinge, gestellt. Es wird darin unter Anderm verlangt, daß sämmtliche Innungs-Lehrlinge dem Sonntags-Nachmittags ⸗ Gottesdienst beiwohnen und wöchentlich eine Stunde Religionsunterricht in den Fortbildungsschulen erhalten. Dieser Antrag wurde von Direktor Kremer (Aachen) eingehend be— gründet. Die Ausführungen fanden den vollen Beifall des evange lischen Pastors Mörchen (Bielefeld), der sich über denselben Gegen—⸗ stand verbreitete und im Großen und Ganzen mit den Ansichten des Vorredners übereinstimmte. Auch der Ober⸗Präsident war derselben Meinung und betonte, daß die sittlich-religiöse Erziehung eine Förderin des Patriotismus sei. Jener Antrag wurde darauf einstimmig angenommen, und beschlossen, den— selhen dem Allgemeinen deutschen Handwerkertage vorzulegen. Ferner nahm die Versammlung noch folgende Beschlüsse an: „Der zweite Rheinische Handwerkertag empfiehlt allerorts die Gründung von Innungen in der Provinz und zwar möglichst von Fachinnungen. Besonders emofiehlt derselbe den Beitritt zum Rheinischen Provinzial— Bundesamt des Allgemeinen deutschen Handwerkerbundes. Alle gut⸗ gesinnten Handwerker und Staatsbürger müssen die Bestrebungen des Handwerkerbundes unterstützen, damit der ausgleichende Mittel stand wieder zu seinem Recht gelange und den sich immer mehr breitmachenden Umsturzparteien die Spitze abgebrochen werde.“ De zweite Rheinische Handwerkertag beschließt: ‚In Erwägung, daß die Gewerbekammern die Interessen des außerhalb des Handwerks stehenden Gewerbestandes in erster Linie, den Handwerkerstand dagegen stets in untergeordnetem MaßFe vertreten, an der Förderung der Bildung von Handwerker“ oder Innungskammern festzuhalten.“ Ferner empfiehlt der Handwerkertag den Innungen, wenn eben möglich, Rohstofflager und Verkaufshallen zu errichten, wie den Mitgliedern auch einen materiellen Vortheil zu bieten. Der Handwerkertag empfiehlt zur Verhütung von Sersplitterung, bei Annahme des Statuts einer aus der Gesammt-Innung hervorgehenden Fach-Innung durch die Königliche Regierung dahin zu wirken, daß die neu zu gründende Fach⸗Innung den Beweis der Lebensfähigkeit nachzuweisen abe. Ferner sprach sich der Handwerkertag ganz entschieden gegen die Bildung eines Reichs-⸗Innungsamts aus.
Dresden, 13. Juli. Ueber die vom 13. bis mit 21. August er. stattfindende Internationale Ausstellung von Erzeugnissen und Bedarfsartikeln der Bäckerei, Konditorei und ver— wandter Gewerbe ist zu berichten, daß durch Erweiterungsbauten so bedeutender Platz gewonnen wurde, daß z. Z. ca. 500 am Fläche verfügbar sind. Es wird somit noch zahlreichen Ausstellern Gelegen⸗ heit geboten, weitere Anmeldungen zu bewirken. Der ge⸗ sammte Ausstellungsplatz umfaßt ca. 60 000 4m, die Haupt⸗ halle 2500 qm, das Backofenhaus 770 am. Die xriesige Dampfesse zu letzterem ist gegenwärtig noch im Bau befindlich. — Ein reizendes und großartiges Bild wird das herrliche Teppichtableau vor der Haupthalle gewähren, welches, unter bewährter Leitung des verdienstvollen Königlich sächsischen Gartendirektors Hrn. Bouchs aus— geführt wird, schon jetzt Tausende der schönsten Pflanzen in wunder— barer Blüthen⸗ und Farbenpracht enthält.
Kroll's Theater. Brüll's anmuthige Oper „Das goldene Kreuz“ geht am Sonnabend, nachdem die General-Intendantur der Königlichen Schauspiele hierzu in entgegenkommendster Weise die Erlaubniß gewährt hat, zum ersten Male in Seene. — Fr. Grossi tritt nur noch zwei Mal auf, zunächst am Sonntag als Martha mit Hrn. Bötel als Lionel. Hr. Bötel wiederholt morgen (Freitag) den „Postillen von Lonizumeau“. An das Gastspiel des Hrn. Ney schließt sich demnächst das Gastspiel eines anderen Bassisten, des Hrn. Elmblad auß Prag, an, den das Berliner Publikum bisher nur als Concert— sänger kennen und schätzen gelernt hat.