.
ö . gegenwärtige Gesetz tritt am 1. Oktober 1887 in a
raft. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Insiegel.
Gegeben Koblenz, den 12. Juli 1887. (L. S.) Wilhelm. von Boetticher.
mitteln für Butter.
Die Nummer 28 des Reichs⸗Gesetzblatts, welche von heute b zur Ausgabe gelangt, enthält unter .
Nr. 1739 das Gesetz, betreffend den Verkehr mit Ersatz— Vom 12. Juli 1887. Berlin, den 21. . 1887.
Kaiserliches Post⸗Zeitungs⸗Amt. In Vertretung: Bath.
Die vom Reichsamt des Innern veranstaltete Ausgabe des Werkes „Nautisches Jahrbuch oder Ephemeriden und Tafeln für das Jahr 1890 zur Bestimmung der Zeitz Länge und Breite zur See nach astronomischen
eobachtungen“ ist im Verlage der Buchhandlung „Karl Heymann's Verlag“ in Berlin soeben erschienen.
Das Buch wird den Reichs- und Staatsbehörden bei direkter Bestellung, sowie den Wiederverkäufern zum Preise von 1,25 6 für das Exemplar geliefert. Im Buchhandel ist dasselbe zum Preise von 1,50 υ½ für das Exemplar zu be— ziehen.
Berlin, den 20. Juli 1887.
Der Reichskanzler. 3 In Vertretung: Eck.
Der Kaiserliche Notar Vo gel in Kolmar, welchem zum 1. August d. J. die nachgesuchte Entlassung aus dem Justiz— dienst des Reichslandes ertheilt worden war, ist gestorben.
J
Die Postverbindungen nach den Nordsee⸗Inseln Norderney, Borkum, Juist, Langeong, Spiekeroog und Wangeroog gestalten sich in der Zeit vom 1. bis 16. August wie folgt:
I. Nach Norderney.
1) Von Norden nach Norderney über Norddeich mittels Güterpost bezw. Dampfschiffs in etwa 38 Stunden: am 1. August 8,59 früh und 6,30 Abends, am 2. August 8,50 früh, am 3. August 10,,w9 Vorm, am 4. August 10,30 Vorm., am 5. August 11,15 1 Vorm., am 6. August 11,45 Vorm., am 7. August 11,15 Vorm.
hann Mikulicz zu Königsberg i / Pr. zum Medizinal-Rath und Mitglied des Medizinal-Kollegiums der Provinz Ost— preußen zu ernennen; sowie
den Charakter als Sanitäts Rath, und
verleihen.
Wundarzt r. Emil Ungar in Bonn sind zu außerordent— lichen Professoren in der medizinischen Fakultät der dortigen Universität ernannt worden.
Kreise Daun in gleicher Eigenschaft in den Kreis Merzig versetzt worden.
indirekten Steuern, Wirkliche Geheime Rath Hasselbach,
Königreich Preußen.
Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den ordentlichen Professor der Chirurgie, Dr. med. Jo⸗
dem Kreis Physikus Dr. Gustav Mülãler zu Konitz, und dem praktischen Arzt Dr. Julius Canetta zu Köln
dem Cognae-Destillateur Jacob Hugo Isidor Dahlem u Trier das Prädikat eines Königlichen Hoflieferanten zu
Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.
Die Privatdozenten Dr. Theodor Rumpf und Kreis—
Der Kreis⸗-Physikus Dr. Vieson zu Daun ist aus dem
Abgereist: Se. Excellenz der General-Direktor der
iach Kissingen.
am 8. August 11,15 Vorm. und 1,55 Nachm.,, am 9. August 1 Mitt, nd 16 Nachm, am 10, August 166 Nachme, aun 11. August 1,55 Nachm., am 12. August 1,55 Nachm., am 13. August 4,15 früh und 2,45 Nachm., am 14. August 5 früh und 3 45 Nachm., am 15. August 6 früh und 6 Abends, am 16. August 7,15 früh und 6 Abends.
Wegen der postseitig nicht benutzten Dampfschiffsfahrten wird auf den Fahrplan verwiesen.
2) Von Norden nach Norderney über Hilgenriedersiel mittels Wagen durch das Watt in etwa 33 Stunden (Briefpost): am 1. August 12,20 Nachm.,, am 6. August 3,40 Nachm, am 7. August 4 Nachm., am 8. August 5,5 früh, am 9. August 5 35 früh, am 19. August 5, 10 früh, am 11. August 6,45 früh, am 12. August 7, 30 früh, am 15. August 11 Vorm.
3) Von Leer nach Norderney mittels Dampfschiffs in etwa 5 Stunden (Briefpost): am 2. und 16. August 8,0 früh Wegen der postseitig nicht benutzten Fahrten wird auf den Fahrplan ver—
wiesen. ö II. Nach Borkum.
IL. Von Le er nach Borkum 2. bis einschließlich 6, vom 9. bis ein⸗ schließlich 13. und am 16. August, jedesmal 9 Vorm mittels Dampf— schiffs in etwa 4 Stunden. ö ö.
23) Von Emden nach Borkum regelmäßig täglich 12 Mittags, außerdem am 5. 7, 9. 11., 13. und 15. August, jedesmal 8 Vorm. mittels Dampfschiffs in etwa 3 Stunden.
; ii ,,, . Von Norden nach Juist über Norddeich mittels Personen⸗
Bearbeitet von der Königlich preußischen ne, de topographischen Bureaux des Königlich bayerischen und des Königlich sächsischen
hierdurch bekannt gemacht, daß nachstehend genannte Blätter: 2
Karte des Deutschen Reichs in 674 Blättern und im Maßstabe 1: 100 000. Landes ⸗ Aufnahme, den
Generalstabes und dem Königlich württembergischen statistischen Landesamt.
Im Anschluß an die diesseitige Anzeige vom 6. April er. wird
, , . i „475. Münsterberg, „499. Goburg, . 618 Schlettstadt durch die Kartographische Abtheilung bearbeitet und veröffentlicht worden sind. Der Vertrieb der Karte erfolgt durch die Verlagsbuchhandlung R. Eisenschmidt hierselbst, Kurfuͤrstenstraße Nr. 12. Der Preiß eines jeden Blattes beträgt 1 6 50 . Berlin, den 20. Juli 1887. Königliche Landesaufnahme. Kartographische Abtheilung. von Usedom, Major.
wagen bezw. Fährschiffs in etwa 3 Stunden: am 1. August 5,45 früh, am 2. August 6,15 früh, am 3. August T1I5h früh, am 4. August 7,45 früh, am H. August 8,45 früh, am 6. August 9,45 Vorm. , am J. August 10 Vorm., am 8. Angust 19 Vorm, am 9. August 10,4 Vorm, am 10 August 11,15 Vorm, am 11. Nugust 1145 Vorm., am 12. August 12,45 Nachm., am 13. August 1,45 Nachm., am 14. August 2, æ 0 Nachm., am 15. August 4,45 früh, am 16. August 5,15 früh. IVI. Nach Langeoog.
Von Esens nach Langepog über Benfersiel mittels Privat⸗ personenpost bezw. Fährschiffs in etwa 25 Stunden: am 1. August 7,30 früh, am 2. August 8,15 früh, am 3. August 9 Vorm., am 4. August 9,0 Vorm., am 5. August 10 Vorm.,, am 6. August 10,5 Vorm., am 7. August 11,15 Vorm, am S8. August 11,45 Vor⸗ mittags, am 9. August 12.30 Nachm, am 10. August 1 Nachm., am 11. August 1,30 Nachm., am 12. August 2,15 Nachm., am 13. August 3 Nachm, am 14. August 5 früh, am 15. August 5, 30 früh, am 16. August 6,30 früh.
V. Nach Spiekeroog.
Von Esens nach Spiekeroog über Neuharlingersiel mittels Privatpersonenpost bezw. Fährschiffs in etwa 25 Stunden: am 1. August 8,15 früh, am 2. August 9, 15 Vorm., am 3. August 10,15 Vorm., am 4. August 11 Vorm., am 5. August 11.30 Vorm. am 6. August 12,15 Nachm.,, am 7. August 13,30 Nachm., am 8. August 12,45 Nachm, am 9. August 1,15 Nachm., am 10. August 1,45 Nachm, am 11. August 2,15 Nachm., am 12. August 3 Nachm., am 13. August 3,45 Nachm, am 14. August 4,30 Nachm., am 15. August 6 Abends, am 16. August 7,15 früh.
VI. Nach Wangeroog.
Von Jever nach Wangerdog über Karolinensiel mittels Privatpersonenpost bezw. Fährschiffs in etwa 4 Stunden: am 1. August 4,30 früh, am 2. August h,30 früh, am 3. August 5 früh, am 4. August 6,30 früh, am 5. August 7 früh, am 6. August 8 früh, am 7 August 9 Vorm, am 5. August 9. 306 Vorm, am 9. Auguft 10 Vorm, am 10. August 10,0 Vorm, am 11. August 11 Vorm, am 12. August 11,30 Vorm, am 15. August 12, 30 Nachm, am 14. Huf 1,0 Nachm, am 15. August 3 früh, am 16. August 3,30 früh.
Wegen der Verbindungen vom 17. August ab bleibt weitere Be⸗ kanntmachung vorbehalten.
Oldenburg, den 18. Juli 1887.
Der Kaiserliche Ober⸗Postdirektoꝛ. In Vertretung: von Kempski.
Die Nummer 27 des Reichs-Gesetzblatts, welche von heut— ab zur Ausgabe gelangt, enthält unter V Nr. 17358 das Gesetz, betreffend die Unfallversicherung der Seeleute und anderer bei der Seeschiffahrt betheiligter Per— sonen. Vom 13. Juli 1887. Berlin, den 21. Juli 1887. Kaiserliches Post⸗Zeitungs⸗Amt. In Vertretung: Bath.
3F 9, iges Anlehen der vormals Freien Stadt Frank— furt a. M. von 2500000 Fl. vom 30. November 1848.
Bei der am 10. d. M. stattgefundenen 31. Verloosung des Anlehens der vormals Freien Stadt Frankfurt a. M. von 2500 06060 Fl. vom 30 November 1848 wurden nachverzeichnete Num— mern der Obligationen Litt. G. zur Rückzahlung auf den 1. Ok tober 1887 gezogen:
31 Obligationen 1000 Fl. oder 1714 ½ 29 .
Nr. 109 131 191 215 260 263 279 283 345 346 542 575 584 595 633 680 714 727 768 771 784 845 887 895 1080 1260 1264 1281 1316 13565 1380 — 31 000 Fl. oder 53 142 MS 99 4.
21 Obligationen z 500 Fl. oder 857 M 14 4.
Nr. 1664 1724 1811 1922 1925 2091 2163 2780 2281 2304 2347 2437 2464 2521 2543 2631 2649 2685 2700 2702 2785 — 10 500 Fl. oder 17 999 S 94 4.
9 Obligationen à 300 Fl. oder 514 A 29 8.
Nr. 25329 2834 2905 3021 3041 3095 3146 3235 3257 — 2700 Fl. oder 46253 M 61 4.
24 Dvbligationen à 100 Fl. oder 171 S 43 3.
Nr. 3373 3396 3406 3413 3453 3530 3547 3570 3622 3674 3678 3687 3778 3947 4033 4070 4155 4352 4422 4513 4592 4702 4769 4776 — 2400 Fl. oder 4114 6 32 .
S5 Obligationen über 46 600 Fl. oder 79 88h AM S .
Dje Inhaber dieser Obligationen werden hiervon mit dem Bemerken in Kenntniß gesetzt, daß sie die Kapitalbeträge, deren Verzinsung nur bis zum Rückzahlungstermin erfolgt, bei der Königlichen Kreis— kasse in Frankfurt a. M., bei der Königlichen Staatsschulden-Tilgungs— kasse in Berlin, sowie bei jeder Königlichen Regierungs-⸗Hauptkasse gegen Rückgabe der Obligationen nebst Zinsscheinen Reihe II Nr. 4— 8 und Zinsschein⸗Anweisung erheben können.
Der Geldbetrag der eima fehlenden, unentgeltlich zurückzugebenden Zinsscheine wird an dem zu zahlenden Kapitalbetrag der Obligation zurückbehalten.
Soll die Einlösung von dergleichen Obligationen nicht bei der Königlichen Regierungs⸗Hauptkasse hier oder hei der Königlichen Kreis kasse in Frankfurt a. M., sondern bei einer der anderen Kassen bewirkt werden, so sind die betreffenden Obligationen nebst Zinescheinen und Zinsschein.Anweisung durch diese Kasse vor der Auszahlung zur Prüfung an den Unterzeichneten einzusenden, weshalb diese Obligationen einige Zeit vor dem Rückzahlungstermine eingereicht werden können.
Rückständig sind noch qus der Verloosung
pro 1. Oktober 1385: 4. 188 216 2233 3479 3512 3813 4091.
pro 1. Oktober 1886: G. 1612 1762 3670 4098 4229 4770 4793.
Die Inhaber dieser Obligationen werden hierdurch wiederholt zu deren Einlösung aufgefordert.
Wiesbaden, den 12. Juni 1837. Der Regierungs⸗Präsident. 8 .
de la Croix.
Aichtamtsliches. Deu tsches Reich. 21. Juli. Se. Majestät der
Preußen. Berlin,
Kaiser und König arbeiteten, wie „W. T. B.“ aus Bad Gastein meldet, gestern nach der Spazierfahrt noch einige Stunden.
Zu dem Diner um 4 Uhr, im Badeschlosse, war der
Statthalter Graf Thun geladen.
Nachmittags hatten Se. Majestät der Gräfin Lehndorff
in der Solitude einen Besuch abgestattet und machten gegen Abend abermals eine Spazierfahrt mit dem Grafen Lehndorff in das Kötschachthal.
Heute Morgen 8 Uhr nahmen Se. Majestät wiederum ein
Bad und machten um 160 Uhr eine Spazierfahrt.
— In einem Prozeß des Fürsten von Waldeck und
Pyrmont wider den Herzog Georg Ludwig von Oldenburg wegen Succession in die Grafschaft Holzappel und die Herrschaften Laurenburg und Schaumburg, welcher beim Ober— Landesgericht zu Frankfurt a. M. zu Gunsten des Klägers entschieden worden ist, hat das Reichsgericht, III. Civil—
senat, durch Urtheil vom 19. April d. J., unter Bestätigung des Ober-Landesgerichts-Urtheils folgende Rechtssätze aus⸗ gesprochen:
1I) Familienvert räge (Ehepakten) und Testamente waren die gewöhnlichen und üblichen Formen autonomischer Festsetzungen in den Familien des hohen deutschen Adels und hatten in der Regel die Bedeutung hausgesetzlicher Anordnungen, auch wenn denselben die Genehmigung oder Bestätigung des Kaisers nicht ertheilt ist. „Daß den vorliegenden Familienverträgen zum Theil die Geneh— migung oder Bestätigung des Kaisers (d. h. des ehemaligen Deutschen Kaisers) nicht ertheilt ist, steht ihrer Gültig— keit und Wirksamkeit als Hausgesetze nicht entgegen. Als Bedingung oder Voraussetzung der getroffenen Anord— nungen ist sie in den betreffenden Urkunden nicht hingestellt, wenn auch den Betheiligten vorbehalten ist, die Kaiserliche Be— stätigung einzuholen. Als eine allgemeine Voraussetzung der Gültigkeit hausgesetzlicher Anordnungen kann aber nach dem deutschen Staatsrecht die Kaiserliche Genehmigung nicht angesehen werden, wenngleich sie sehr häufig behufs größerer Sicherung der getroffenen Anordnungen eingeholt zu werden zflegte.“
; 335 „Nach den allgemeinen Grundsätzen des deutschen Privat— fürstenrechts haben zwar die Nachkommen aus einer notori— schen Mißheirath keinen Anspruch auf die Succession, der unebenhürtig Verheirathete aber selbst verliert nicht sein Successionsrecht. urch die Hausgesetze jedoch kann das eine Mißheirath eingehende Familienmitglied selbst seiner Fami— lienrechte, insbesondere seiner Erbrechte beraubt werden, sofern dieses nicht schon von dem Gründer der Familie in Bezug auf das Familiengut angeordnet worden. „Es spricht hierfür nicht allein die neuere Reichsobservanz, sondern auch die Erwägung, daß dem hohen Adel die Befugniß beigelegt ist, durch auto⸗ nomische Bestimmungen, Familienstatuten, die samilien- und erbrechtlichen Verhältnisse der Familie zu regeln und deshalb auch Bestimmungen, wie die hier in Frage stehenden, durch die Nachkommen bindende Hauszesetze getroffen werden können, sofern sie nicht den ausdrücklichen Anordnungen des Familien— stifter« widersprechen.“
— Der Inspecteur der 2. Feld-Artillerie⸗Inspektion, Genercl-Lieutenant von Lewinski, ist von der Besichtigung auf dem Schießplatz bei Jüterbog zurückgekehrt und hat sich mit Urlaub bis 7. k. M. nach Westpreußen begeben.
innern. München, 19. Juli. (Allg. Ztg.) Der Prinz—
; ; Regent ist heute Morgen von Lindau wieder hier ein—
getroffen und wird sich am 3. August auf die Jagd nach der Riß begeben. Der Aufenthalt daselbst wird bis gegen Ende August währen; nach den jetzigen Dispositionen ist die Rüisckkehr in die Residenz auf den 28. oder 29. August in Aus— siht genommen.
Der Staats-Minister Freiherr von Crailsheim wird dem nächsten Budget-Landtag eine Vorlage bezüg— lich Errichtung einer Invaliden- und Relikten⸗ Versorgungskasse der bei den Königlichen Staats— eisenbehnen verwendeten ständigen Werkstätte— und Betriebsarbeiter, deren Fundirung aus Stgatsmitteln und Gewährung eines jährlichen Zuschusses zur Bestreitung eines Dritttheils der Beiträge, während die Arbeiter zwer Dritttheile zu leisten hätten, sowie auf achtprozentige Erhöhung der Arbeiterlöhne, zugehen lassen. Bei diesen Postulaten rechnet die Staatsregierung mit dem Anschluß Bayerns an die Reichs-Branntweinsteuer-⸗Gemeinschaft, bezw. mit den hieraus zu gewärtigenden Mehreinnahmen.
Wie der „Corr. Hoffm.“ mitgetheilt wird, werden die in das Ressort der General-Direktion der Zölle und indirekten Steuern repartirenden Vorarbeiten zur Einführung und zu den Vollzugsvorschriften des Branntwein steuergesetzes bis Ende dieses Monats mit Aufbietung aller verfügbaren Kräfte fertiggestellt werden und sodann an das Finanz-Ministerium gelangen.
Lübeck, 20. Juli. (Köln. Ztg.) Vom Senat ist heute dem Bürgerausschuß ein Vereinsgesetz vorgelegt worden.
DOesterreich⸗Rngarn. Wien, 19. Juli. Dem bereits erwähnten Artikel des Fremdenblatts“ zur Begrüßung Sr. Majestät des Deutschen Kaisers entnehmen wir noch nachstehenden Passus: .
„Die Verehrung, welche Oesterreichs Völker diesem jährlich wiederkehrenden, erhabenen Monarchen entgegentragen, ist nicht in den seltenen persönlichen und Regententugenden allein begründet, die man an Kaiser Wilhelm allezeit bewundert hat, sie wurzelt auch in dem Bewußtsein der innigen nnd herilichen Freundschaft, welche das Oberhaupt des mächtigen Deutschen Reichs mit unserm erhabenen Monarchen verbindet, in der Erkenntniß jenes starken und innigen Bündnisses, welches die beiden Herrscher und ihre Reiche eint, Inhalt und Ziel dieses Bündnisses ist bekannt: die
Erhaltung des kostbarsten Guts, des Weltfriedens, ist das Ziel, wel⸗ chem die beiden Herrscher unter der begeisterten Zustimmung ihrer Völker ihre vereinte Kraft widmen, und in manchem ernsten Augen— blick hat sich feit der Dauer diesez bedeutsamen Bundes seine Stärke, sein mächtiger Einfluß bewährt. So heißen wir in Kaiser Wil helm — nach ereignißvollen Monaten, nach einer an aufregenden Momenten reichen Zeitspanne — auch heuer wieder den Friedensfürsten, den
allverehrten Freund und Bundesgenossen unseres geliebten Monarchen,
willkommen. Oesterreichs Völker werden mit sympathischer Theil⸗ nahme den Verlauf einer Kur verfolgen, welche den Deutschen Kaiser in unseres Vaterlands,s Gauen geführt hat, und welche, wie immer, von segensreicher Einwirkung auf die kostbare Gesundheit des greisen Herrschers sein möge.“
Aus derselben Veranlassung schreibt die „Presse“:
»Die Völker Oesterreichs begrüßen, wie in den Vorjahren auch diesmal den erlauchten Verwandten und Bundesgenoffen ihres geliebten Kaisers mit herzlicher Sympathie und dem Glückwunsche: es möge ihm auch noch in kommenden Jahren beschieden fein, in der stärkenden Bergluft Gasteins Erholung zu finden.“
. Klagenfurt, 18. Juli. (Wien. Ztg.) Am 16. d. M. ist in Raible die internationale Grenzregulirungs— Kommission zusammengetreten, deren Aufgabe es ist, die Revision des Grenzzuges zwischen Kärnten und Italien vorzunehmen.
Belgien. Brüssel, 20. Juli. (W. T. B.) Zur . des G der Thronbesteigung König eopold's J. fand heute hier eine Truppenrevue statt. Bei derselben hielt der General-Lieutenant van der Smissen an die Truppen eine Ansprache, in welcher er sein Be— dauern darüher ausdrückte, daß die Repräsentanten— kammer das Prinzip der per sönlichen Militärpflicht ab⸗ gelehnt habe. Der General ermahnte die Truppen, sich nicht entmuthigen zu lassen. Das Land werde nicht säumen, ie Nothwendigkeit, die Rekrutirung der Armee auf anderen Grundlagen erfolgen zu lassen, anzuerkennen.
Großbritannien und Irland. London, 19. Juli. (A. E) „Die Königin xreiste heute Morgen, begleitet von dem Prinzen und der Prinzessin Heinrich? von Battenberg, dem deutschen Kronprinzen, sowie dem Großherzog und den Prinzessinnen Irene und Alix von Hessen, von Windsor
nach Osborne ab.
21. Juli. (W. T. B.) Wie den „Daily News“ aus . Petersburg gemeldet wird, wäre die afghanische Grenzfrage gestern befriedigend gelöst worden. Ruß— land erhält danach das Gebiet zwischen den Flüssen Ruschk und Murghab, welches den Pendjeh⸗-Turkmenen durch die j.ungste Grenzabsteckung genommen worden; dagegen acceptirt Rußland die englische Grenzlinie am Oxus und verzichtet auf die Distrikte, auf welche es laut Abkommen vom Jahre 1873 Anspruch hatte. Marutschak verbleibt mithin bei Afghanistan.
Frankreich. Paris, 20. Juli. (W. T. . dem heute dem Senat vorgelegten Bericht der Finanz⸗ kommission über die Vorlage, betreffend die ver— suchsweise Mobilisirung eines heißt es: wenn die Kommission nur die finanzielle Frage in Betracht zöge, so würde sie die Vorlage ablehnen; aber, da die Ansicht der Militärkommission über die Vorlage eine günstige sei, wolle die Kommission nicht gegen die An— nahme derselben sein. Die Berathung wurde auf morgen festgesetzt.
Die Deputirtenkammer verwies den Gesetz⸗ entwurf, betreffend den Bau einer Stastbahn in Paris, mit 274 gegen 203 Stimmen zur Vorberathung an eine Kommission. Der Bericht der Kommission soll morgen zur Berathung gelangen. Der Deputirte Del isse richtete die Anfrage an die Regierung: ob sie in der Lage sei, wirksam der Einfuhr deutschen Alkohols im Fall der Er— höhung der Ausfuhrprämie für Alkohol in Deutschland entgegentreten zu können. Der Minister— Präsident Rouvier erwiderte: bis jetzt sei in Deutschland dle Ausfuhr— prämie auf Alkohol nicht erhöht worden. In jedem Falle würde die Regierung die Einfuhr fremder Waaren verhindern oder die betreffenden Zölle erhöhen können, vorbehaltlich der Rechenschaft, welche sie der Kammer bei ihrem Wiederzusammen⸗ tritt darüber zu geben habe. Die Regierung werde den Um— ständen entsprechend verfahren. Der Deputirte Delisse nahm von der Erklärung des Ministers Kenntniß. Die Sitzung wurde sedann aufgehoben. Dem hiesigen päpstlichen Nuntius ist ein an die Auntien gerichtetes Rundschreiben des Kardinal— Stga te ser retärs Rampolãla zugegangen, welches mehrere in der Presse und im italienischen Parlament gefallene Aeuße⸗ rungen richtig stellt und die Anerkennung der Ankechte des päpst⸗ lichen Stuhls auf Rom als Bedingung einer Versöhnung mit Italien ausdrücklich beansprucht. Die Eigenthumstitel des Papstes als weltlichen Herrschers könnten durch die gewohnheitsmäßigen aus dem vorgeblichen nationalen Rechte genommenen Argu⸗ mente nicht einmal angegriffen und noch viel weniger zersthrt werden. Die Unabhängigkeit und die Würde des Heiligen Stuhls könnten nur dadurch gesichert werden, wenn demselben die allein wirksame Garantie einer territorialen Souveränetät gegeben würde. Der Papst, der, obzwar Souverän, doch eines souveränen Besitzes entkleidet sei, würde nur eine relativè Unabhängigkeit genießen; dieselbe würde immer verletzlich und illusorisch sein. Der Papst würde seine geistliche Macht nicht so ausüben können, daß dieselbe gegen jede Einmischung und jeden materiellen und moralischen Druck geschützt wäre. Am Schluß weist das Rundschreiben darauf hin, daß die italienischen Minister durch ihre vor dem Parlament abgegebene Erklärung: Italien fühle durchaus kein Bedürfniß nach Aussöhnung mit dem Papste, sich mit den in Italien herrschenden Anschauungen in Widerspruch befänden. Wenn trotz alledem die italienische Regierung die väterliche Einladung des heiligen Vaters, sich zu versöhnen, nicht annehme, so würde die Verantwortlichkeit für diese Weigerung voll und ganz auf die italienische Regierung zurückfallen.
Nach amtlichen Mittheilungen aus Saigon herrscht in Cambodja, entgegen anderen Nachrichten, voll— ständige Ruhe. Sivotha hätte sich, von seinen Parteigängern im Stich gelassen, in die Wälder an der Grenze von Laos zurückgezogen.
. Jul, ( d w Kaiserin von Brafilien ; getroffen.
mn le, Rom, 1 Juli. (Prag. Itg.) Die Königin ird sich von Siena zum Gebrauch der Szebäder nach Venedig egeben und dann einen längeren Aufenthalt in Courmayeur nehmen. Der König wird Verona besuchen und von dort , Spezig oder Liövorno gehen, wo er die Flottenescadre evue passiren lassen wird. Sodann begiebt sich der König 2 den großen Heeresmanövern. Die große Truppenrevue der. 50 000 Mann wird im Monat September in Rubiera stattfinden.
. W. T; B) Der „Agence Havas“ wird aus en, pom 21. Juli, gemeldet: Zwischen Creta und der orte sei ein Einvernehmen zu Stande gekommen, nach
Der Kalsser und die ind heute Nacht hier ein—
Armee ⸗Corps,
welchem die Pforte ernstliche Zugeständnisse zu Gunsten der Finanzen und der administrativen Selbständigkeit Cretas be— willigt habe.
Bulgarien. Sofia, 21. Juli. (W. T. B.) Die ö der Regentschaft werden morgen hier ein—
Rußland und Polen. St. Petersburg, 21. Juli. 8 T. B.) Die „Nowosty“ melden ebenfalls, daß die ö g⸗ isch-russische Kommission zur Erledigung der afgha⸗ nischen Grenzfrgge ihre Arbeiten gestern heendet habe. Nach den Beschlüssen der Kommission gelange Chodsha Saleh an Afghanistan; Rußland erhalte bei Pendshdeh ein 8 6. zugetheilt, das früher den Saryk-Turkmenen ge— ört habe.
Dänemark. Kopenhagen, 20. Juli. W. T. B. Die Taufe des Sohnes des ö . heute im Königlichen Schloß statt. Taufzeugen waren der König und die Königin von Dänemark, sowie der Kaiser und die Kaiserin von Rußland. Der feierlichen Handlung wohnten die Königliche Familie, der Herzog von Chartres und sämmt—⸗ liche Minister bei.
„Amerika. San Frangisco, 18. Juli. (R. B) Die Königin Kapiolani von Hawaii ist, begleitet von ihrer Tochler, der Prinzessin Liliuokalani, hier angekommen. Die Königin wird sofort abreisen, ohne den Dampfer, welchen die Regierung der Vereinigten Staaten ihr zur Verfügung gestellt hat, abzuwarten. . .
Zeitungs stimmen. J „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“
ee ö;
. freihändlerische Agitatior hat sich neuerdings mit einer Ziffernreihe gebrüstet, welche die Durchschnittspreise von Weizen und Roggen für den Platz Königsberg während dieses Jahrhunderts an— giebt, und aus welcher der Jahresbericht der Königsberger Kauf— mannschaft und nach ihm eben die freihändlerische Agitations mache den. Schluß zieht: weil zweimal in diesem Jahrhundert, und zwar gleich nach der großen Kriegsperiode und dann in den dreißiger Jahren, Roggen und Weizen im Jahresdurchschnitt in Königsberg noch erheb— lich billiger gewesen seien, als in den letzten Jahren, die Landwirth— schaft bei den gegenwärtigen Preisen müsse bestehen können, wenn sonst ihre finanzielle Grundlage eine geregelte wäre.
Die Fehlsamkeit dieses Schlusses liegt indeß auf der Hand. Denn selbst, falls zugestanden werden wollte, daß für die Umgebung von Königsberg und für Ostpreußen alle sonst in Betracht kommenden Momente in Rechnung gestellt selen, so folgte daraus nech lange nicht die Beweiskraft jenes Zahlenmaterials und die Richtigkest der daraus gezogenen Schlüsse für die deutsche Landwirthschaft überhaupt. Aber auch ganz ahgesehen hiervon und abgesehen von dem Steigen der Güterpreise, kann einseitig aus einer Preisvergleichung sür Getreide nicht auf die Prosperität der Landwirthschäft, also auf die Möglichkeit ihres Bestehens als Wirthschaftszweig, geschlossen werden. Ünd' das nament— lich schon deshalb nich, weil der Werth des Geldes in jenen beiden Perioden ein ganz anderer, und zwar viel höherer war als heute. Wenn also derartige Zahlenreihen Beweiskraft haben follen, so müffcn sie zu— nächst nicht absolute Preise, sondern prozentual ausgedrückte enthalten, und diese müssen, um den jeweiligen Stand des Geldwerthes be— urtheilen zu können, neben die ebenfo ausgedrücklen Preise anderer allgemeiner Bedarfsartikel, z. B. Fisen, Textilfabrikate, Diskonto— und Zinsfuß 20. ꝛc, gestellt werden. Selbst bei einer derartigen Ver— gleichung bleibt aber immer noch zu erwägen, daß in Folge der ver—⸗ änderten gewerblichen Technik, auch bei der Landwirthfchaft, und in Folge der veränderten Verkehrsmittel und Frachtrelationen alle der— artigen Vergleiche und die aus ihnen gezogenen Schlüsse hinken
Weiter als in der von der sreihändlerischen Seite beliebten Weise aus Einzelfällen zu argumentiren, kommt man hinsichtlich der Beur⸗ theilung der Lage der Landwirthschaft und des Getreidebaues, wenn man rein objektiv und generell darzastellen versucht, wie sich die Ver⸗ hältnisse der Deckung des europässchen und unfetes Getreidebedarss gestellt haben, und hierfür finden wir in der Einleitung der bereits vom landwirthschaftlichen Minister Hrn. Dr. Lucius im Abgeord⸗ ,, besprochenen Abhandlung „Acht Jahre deutschen Getreide— ) 2 35 385 * . q. 3 Doi Y, ο to J 1878 bis 1885 ron Pr. L. Francke“) geeignetes
Dort beißt es nämlich:
. Ebenso wie die Yrodnttionsroeise unserer Industrie durch die Verwendung der Dampfkraft in gänzlich neue Bahnen gelenkt wurde, ist der Einfluß derselben auch auf den Landwirthschaftsbetrieb mit der Zeit ein folgenschwerer geworden. Letzteres tritt vor Allem bei dem wichtigsten Zweige unserer Landwirthfchaft, der Erzeugung von Getreide, hervor. Hat die Getreideproduktion auch durch die Ver— wendung sinnreicher NMaschinen eine unverkennbare Unterstützung und Förderung erfahren, so ist ihr einerseits sowohl durch die fortgefetzte Ver⸗ mehrung der gewerblichen Anlggen im Allgemeinen, als auch durch die Ausdehnung der industriellen Nebengewerbe der Landwirthschaft selbst, mehr und mehr Areal entzogen worden, indem die Zuckerfabrikatlon für den Rübenbar, die Spiritus- und Stärkefabrikation für den Kartoffelbau immer größere Länderstrecken in Anspruch nehmen; andererseits aber kann heute jeder Ernteausfall und jeder entstehende Bedarf schnell wieder gedeckt werden, und das ist gleichfalls zuvörderst der Dampfkraft insofern zu verdanken, als durch deren Anwendung auf das Verkehrswesen die Leistungsfähigkeit der Transportmittel in ußerordentlichein Maße gesteigert worden ist. In den fünfziger Jahren noch war Europa für seinen Bedarf im Großen und Ganzen auf die Erzeugnisse der eigenen Landwirthschaft angewiesen, weil die mangelhafte Beschaffenheit der Verkehrsmittel nur urter verhältniß⸗ mäßig großen Schwierigkeiten einen Ausgleich zwischen dem Ernte— ausfall der Einzelnen Länder zuließ. Jetzt aber hat der in hohem Maße gesteigerte Getreidebau in den überseeischen Ländern. Dank eben den Fortfchritten im Verkehrswesen, für die Versorgung Europa mit Brodgetreide eine derartige Bedeutung erlangt, daß ie großen Lie— serungen jener Gebiete mehr und mehr als eine selbstverständliche Voraussetzung angesehen werden. z . als eine sür die Ernährung des Volkes im Allgemeinen wohlthätige zu erachten ist, jo war sie gleichwohl für die Landwirthschaft infosern von sehr ungünstigen Folgen begleitet, als auf Grund einer schließ⸗ lichen Ueberproduktion der Preis des Getreides nach und nach einen derartig tiefen Stand erlangt hat, daß die Erzeugung desselben mit der Zeit eine äußerst unlohnende geworden ist
„Das Getreide bildet ein Hauptnahrungsmittel aller Bevölkerungs— klassen. Diesem Massenkonsume entsprechend ist aber sein Preis für die produktive Thätigkeit, für die gesammte Entwickelung der Nationen von größter Wichtigkeit. In allen Zeiten wurde deshalk die Getreidepolitik als einer der wichtigsten Zweige der Wirthschafts— politik angesehen, und zwar war das Bestreben hierbei vor nehmlich darauf gerichtet, einerseits die Getreidepreise nicht in dem Grade steigen zu lassen, daß Handel und Industrie bedrängt werden, anderseits aber auch den Preis nicht derartig sinken zu lassen, daß die Produzenten, die Landwirthschaft, Noth feiden. Um dies zu Arreichen, hat man im Laufe der Zeit bekanntlich die mannigfaltigsten Mittel angewendet. In der Gegenwart wird ein Ausgleich in den Verschiedenheiten der Ernteerträge und eine Regulirung der Getreide— preise vornehmlich durch den internationalen Handel herbeigeführt,
„Veröffentlicht in der Zeitschrift des Königlich preußischen
Statistischen Bureaus.
Wenn nun auch diese Konkurrenz
welcher seine Hauptaufgabe darin sieht, für die Ernährung der sich immer mehr verdichtenden Bevölkerung Westeuropas zu sorgen, die nicht mehr im Stande ist, so viel Brodfrucht auf dem beimischen Boden zu erzielen, wie sie braucht, indem sie bei ihrer fortschreitenden Kultur ein immer größeres Gebiet zu folchen Erzeugniffen nöthig hat welche mehr einbringen als der Getreidebau. Dabei bilden die zu⸗ nehmende Dichtigkeit der Bevölkerung Westeurobas sowie“ dis mit steigendem Wohlstande wachfenden Ansprüche auf gute Ernährung Faktoren, welche zur Erhöhung der Konsumtionsfähigkeit des Volkes ebenso sehr beitragen, wie die in Folge der immer stärker zur An— wendung gelangenden Dampfkraft herbeigeführten Umgestaltungen im Betriebe der europäischen Landwirthschaft das Einfuhrbedurfniß unausgesetzt vermehren und es auf immer weitere Gebiete auszu⸗ dehnen geeignet sind. Allmählich haben unter diesen Üümständen die Vercinigten Staaten von Amerika in Bezug auf die Lieferung von Prot früchten für die westeuropäischen Länder eine außerorbentliche Bedeutung erlangt; allein die wiederholten Verfuche jenseits des Ozeans, der europäischen Nachfrage die Preise vorzuschreiben mußten schließlich dahin führen, daß der Bedarf sich auch nach anderen Bezugsquellen umsah Letztere haben ihre Wirkung nicht verfehlt und. den auf einen großen Import angewiesenen Theil Europas mit billigem Getreide in reichlichem Maße versorgt Ostindien vor Allen gewann hierbei durch seine großen Getreide⸗ lieferungen für Europa plötzlich eine Wichtigkeit, welche man kurz zuvor noch kaum ahnte, indem der Getreide-Export dieses Landes
einmal auf Grund der außerordentlichen Ergiebigkeit seines Bodens andererseits durch den Bau von Verkehrsstraßen, namentlich Eifenbahnen aus dem Innern des Landes nach der Küste, durch die Abkürzung des Seeweges nach Europa vermittelst des Suezkanals und durch den starken Rückgang der Frachten jetzt sehr große Dimensionen' an— genommen hat. Ostindiens Getreideausfuhr betrug im Fiskaljahre 1871,72 im Ganzen erst 637 099 Centner; 1877/78 war dieselbe bereits um das Zehnfache, nämlich auf 5 zä0 150 Centner gestiegen, und seit 155051 hat sie sich in folgender Weise vermehrt: . 1886. 81 71444 375 Centner 1881/82 19 863 520 1882/ 3 14 144 407 1883 / 4 20 961 416 1854/85 15 854 369 d . Obwohl die Gesammtausfuhr hiernach in den genannten fünf Jahren nicht unerheblich geschwankt hat, ist sie im Ganzen doch um mehr als das Doppelte gestiegen. Bei der ungewöhnlichen Frucht- barkeit jenes Landes aber und den fortgesetzten Anstrengungen, welche die englische Kolonial-Regierung macht, uͤm Ost-Indiens Getreide produktion zu steigern und deren Absatz durch Verkehrsmittel aller Art zu erleichtern, bei dem unverkennbaken Einflusfe endlich welchen auch der Silberpreis hierauf ausübt, ist an einem weiteren! Wachsen der großen Leistungsfähigkeit dessel ben vorläufig nicht zu zweifeln. In welch zunehmendem Maße aus dieser neuesten Quelle nun auch Deutschland mit Getreide versorgt worden ist, mag man nach—
stehenden Angaben entnehmen. Die direkte Weizeneinfuhr' des deutschen Zollgebiets aus Ostindien belief sich . im Jahre 1880 auf 1881 1882 1883 1884 ,,
Diese. außerordentliche Einfuhrsteigerung wird noch vermehrt durch diejenigen Mengen ostindischen Getreides, welche nachweislich über belgische und niederländische Häfen indirckt in das deutfche Zoll⸗ gebiet gelangen. Es wurden nämlich an Weizen in das deutsche Zoll— gebiet eingeführt
* 1 .
Doppelcentner 17 12
1
n
aus Belgien aus den Niederlanden Doppelcentner 158 189 S5 006 279156 130006 ö 66 180100 602 346 309 545 i854. Ils 3 74 484
. 1 .. 604 122 Bis 1884 hat., hiernach aus beiden Ländern ein fortgesetztes Steigen der Weizeneinfuhr nach Deutschland stattgefunden; nahm die⸗ selbe 1335 wieder ab, so betrug sie immerhin noch über Belgien fast das Dreifache, über die Niederlande mehr als das Siebenfache der⸗ jenigen des Jahres 1880.
Hr. Francke vergleicht nun hiermit die Brodgetreide⸗Einfuhr des deutschen Zollgebietes aus denjenigen Ländern, welche bisher in dieser Beziehung die erste Stelle einnahmen, nämlich Rußland, Oesterreich—⸗ Ungarn und den Vereinigten Staaten von Nord. Amertka wobei sich im Vergleich der Jahre 1880 = 1885 ergiebt: .
Der Getreide Import aus Rußland überwog also in den letzten Jahren dieser Periode denjenigen aus den beiden anderen Ländern er— heblich; namentlich hat die Einfuhr russifchen Weizens in das deutsche Zollgebiet in den letzten Jahren bedeutend zugenommen, während die Bezüge aus Oesterreich⸗Ungarn sowohl, wie aus der nordamerikanischen Union zurückgegangen sind.“ Nachdem alsdann für die gleiche Zeit die Getreide -Ausfuhr Deutschlands statistisch dargestenllt ist, welche sich sowohl dem Quan—⸗ tum als dem Werthe nach in absteigender Linie bewegte, gelangt Dr. Francke zu folgendem Ergebnisse: .
„„Aus Allem geht hervor., daß der Absatz Deutschlands an Ge— treide sich immer mehr verringert hat. Berücksichtigt inan ferner den gestiegenen Einfluß, welchen das ausländische Getreide bis zum Jahre 1884 noch auf dem deutschen Markte gewonnen hat, und vergegen⸗ wärtigt man sich gleichzeitig den ungewöhnlichen Preisabfall des Ge⸗ treides während der letzten Fahre, so kann man nicht umhin, zuzugeben daß die deutsche Getreideproduktion in eine sehr üble Lage gerathen ist. Es steht fest, daß, wenn der Landmann kein Geld hat, alle übrigen Gewerbe nothbleiden; darum hat man es stets als eine der wichtigsten Aufgaben des Staates betrachtet, für das Gedeihen der Landpirthschaft zu sorgen, zumal in einem Lande wie Deutschland, wo trotz eine! ausgedehnten Industrie die landwirthschaftliche Be— völkerung immer noch den Hauptbestandtheil des Volkes ausmacht.“
im Jahre 1880. 1881. 1882. 1839
Armeen Verordnungs⸗ Blatt. Nr. 197. — Inhalt: Bestimmungen zur Ausführung des Gesetzes vom 17. Juni 1837, be⸗ treffend die Fürsorge für die Wittwen und Waisen von Angehörigen des Reichsheeres und der Kaiserlichen Marine. (Reichs ⸗ Gesetzbl.
S. 257.) — Bewilligung von Wittwen und Waisengeld für Hinter⸗ bliebene von Angehörigen der preußischen Armee Und der in die preu⸗ ßische Verwaltung übernommenen Militärkontingente in Folge der rückwirkenden Kraft des Reichsgesetzes vom 17. Juni 1837. (R.G.-Bl. S. 257.) — Festsetzung der Wittwen⸗ und Waisengeldbeiträge der pensionirten Offiziere, Aerzte und Beamten 2c.
Archiv für Eissenbahnwesen. 1887. Heft 4 (Carl Hey— mann's Verlag, Berlin). — Inhalt: Die rechtliche Natur und das Recht der Privatanschlußgeleife. Von Geh. Ober⸗Reg.⸗Rath Gleim. . Die Güter bewegung auf deutschen Eisenbahnen im Jahre 1886. Von C. Thamer. — Die Eisenbahnen Deutfchlands und Englands in den Jahren 1883, 1884 und 1835. — Die Eisenbahnen im Kaiser⸗ reich Rußland. Mit einer Uebersichtskarte. — Die Eisenbahnen im Großherzogthum Baden im Jahre 1855. — Die Eifenbahnen der Schweiz in den Jahren 1883, 18354 und 1885. — Notijen: Ueber die Ansaßl der Bremsen in Eisenbahnzügen. — Die Staatseisenbahnen . — Russischeschwedischer Verkehr. — Ausdehnung des
isenbahnnetzes in den Vereinigten Staaten von Amerika. Mit einer graphischen Darstellung. ) — Eisenbahnen in Portorico. — Ueber einige Eisenbahnlinien in Kleinasien. — Eisenbahnen in den Malayi⸗ schen Staaten. „ Sicherheitskuppelungen an vreußischen Stadtsbahn— wagen. — Siatistisches von deutschen Eisenbahnen. — Roheinnahmen