Verordnung,
betreffend das Inkrafttreten des §. 1 des Gesetzes vom j April . ;
Vom 26. August 1887.
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen ꝛc. verordnen auf Grund des §. 4 des Gesetzes vom 12. April 1887, die Abänderung von Amtsgerichtsbezirken betreffend (Gesetz⸗Samml. S. 114, was folgt: Einziger Paragraph.
Der §. 1 des Gesetzes vom 12. April 1887, die Abände⸗ rung von Amtsgerichtsbezirken ö (Gesetz Samml. S. 114, tritt am 1. Oktober 1887 in Kraft.
Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel.
Gegeben Schloß Babelsberg, den 26. August 1887.
L. S. Wilhelm. von Puttkamer. Maybach. Friedberg. Bronsart von Schellendorff.
Finanz⸗Ministerium.
Die Verwaltung der durch Versetzung ihres bisherigen Inhabers frei gewordenen Stelle des Königlichen Rentmeisters in Ortelsburg ist dem Kreissekretär Fink zu Bütow über⸗ tragen worden.
Die durch den Tod ihres bisherigen Inhabers erledigte Stelle des Königlichen Rentmeisters in Quedlinburg ist dem Rentmeister Weser in Salzwedel, die dadurch erledigte Stelle des Königlichen Rentmeisters in Salzwedel, dem Rentmeister
enke in Bütow verliehen, und die Verwaltung der König—⸗ lichen Kreiskasse in Bütow ist dem Regierungs⸗Hauptkassen⸗ Buchhalter Kaiser in Erfurt übertragen worden.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗-Angelegenheiten.
Der ordentliche Professor in der philosophischen Fakultät der Universität Breslau, Dr. Lexis, ist in gleicher Eigen⸗ schaft in die philosophische Fakultät der Universität Göttingen versetzt worden.
Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
Dem K— Köbrich zu Schönebeck ist der Charakter als Ober⸗Berginspektor beigelegt worden.
Evangelischer Ober-Kirchenrath. Der bisherige Gerichts-Assessor Meyer in Breslau ist
um Konsistorial⸗Assessor ernannt und dem Königlichen Kon-
istorium der Provinz Schlesien überwiesen worden.
Die Nummer 30 der , n nnlung welche von heute ab zur Ausgabe gelangt, enthält unter Nr. 9228 die Verordnung, betreffend das Inkrafttreten 13 5 1 des Gesetzes vom 12. April 18387. Vom 26. August Berlin, den 2. September 1887. Königliches Gesetz-Sammlungs⸗Amt. Didden.
andelsregister⸗Beilage wird Nr. 35 der
5 der heutigen Zeichenregister⸗Bekanntmachungen veröffentlicht.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 2. September. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen heute den von England zurückgekehrten persönlichen Adjutanten Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen, Major von a und 6 einen längeren Vortrag des Wirklichen Geheimen
aths von Wilmowski.
— Ihre Majestät die Kaiserin und Königin er— schien gestern nach dem Parade⸗Diner im Königlichen Schlosse und Abends kurze Zeit in der Vorstellung im Königlichen Dpernhause.
— Ueber die Feier des Sedantages liegen folgende Depeschen des ‚W. T. B.“ vor:
Breslau, 2. September. Zur Vorfeier fand gestern Abend ein von den Turnvereinen veranstalteter großer Fackel⸗ zug statt, der sich durch die Stadt nach dem Oderthor be— wegte, wo vaterländische Lieder gesungen, eine patriotische Ansprache gehalten und ein mä tiger Holzstoß angezündet wurde. Heute Vormittag fanden Festgottesdienste in den Kirchen und Festakte in den Schulen statt; am Nachmittag und Abend begehen 3 Vereine und Gesellschaften den Tag durch besondere Festlichkeiten; für den Abend ist eine allgemeine
llumination in Aussicht genommen. Die Stadt zeigt reichen
laggenschmuck, alle öffentlichen Denkmäler und zahlreiche
chaufenster sind prächtig dekorirt; in den Straßen herrscht iet, ge, Leben.
Posen, 2. September. Die Stadt hat festlich geflaggt; in den Schulen fanden Festakte statt. Der Festzug des Land⸗ wehrvereins, der Gewerke und Gesangvereine sowie die sonsti⸗ ke zur ẽ6 des Sedantages in Aussicht genommenen Fest— ichkeiten sind auf kommenden Sonntag verlegt.
München, 2. September. Alle öffentlichen und viele ,,, haben re, Flaggenschmuck angelegt. Vom
alkon des n, g., es ertönte Morgens Festmusik, für Nach⸗ mittag und Abend sind von den verschiedenen Vereinen besondere Festlichkeiten veranstaltet.
Leipzig, 2. September. Zur Vorfeier bewegte sich bereits
6. Abend ein aus vielen Tausenden bestehender Festzug mit
In und Lampions nach dem „Napoleonstein“, woselbst unter Absingung patriotischer Lieder ein mächtiges Freuden⸗ euer angezündet wurde. Die Festrede hielt Stadtrath Dr.
ischer. ch Rückkehr des em fe in die Stadt wurden in bedeutendsten öffentlichen Lokalen Kommerse und Concerte
veranstaltet. Die Hauptfeier begann heute früh 6 Uhr durch den von 6 Musikchören ausgeführten Weckruf. Nach einer kurzen erhebenden Feier an der Friedenseiche im Rosenthal begann Vormittags nach vorherigem Glockengeläute der Festgottesdienst in der Nikolaikirche, an welchem auch die Spitzen der Behörden Hi ebnen Hierauf fanden auf verschiedenen öffentlichen
lätzen Musikaufführungen statt. Der imposante Hauptfestzug nahm nach einer Ansprache des Rektors, Prof. Dr. Mayhoff, seinen Weg vom Markt durch die Straßen, welche von Menschenmassen dicht besetzt waren, nach dem neuen Schützen⸗ hause. Im Festzuge, dessen ere n ch über eine halbe Stunde in Anspruch nahm, befanden sich die Spitzen sämmt⸗ licher . die Vereine und Gewerke ꝛc. In allen Schulen fanden Vormittags Festakte statt.
Eisenach, 2. September. Der Sedantag wird hier wie in ganz Thüringen als förmlicher Festtag gefeiert. Vormittags war Festgottesdienst, in den Schulen fanden Festakte statt; Abends rn Festkommerse und werden auf den Bergen Freudenfeuer brennen.
— Nach Allerhöchster Bestimmung vom 16. v. M. ist bei . Marinestation am 1. Oktober d. J. eine Torpedo⸗ btheilung zu bilden, welche das für die Bedienung der Torpedowaffe bestimmte Personal auszubilden hat. Die Tor⸗ . werden der Inspektion des Torpedowesens unterstellt.
— Die zwischen Bierausschank⸗Inhabern und ihren Buffetiers üblichen Verträge, wonach der Buffetier jedes ihm zugerollte Gebinde als voll übernehmen, dafür einen be— ö Pxeis zahlen muß und dann den Inhalt des Fasses ür eigene Rechnung gläserweise an die Kellner verabreicht, sind nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 1V. Civilsenats, vom 6. Juni d. J., in der Regel als Verträge über i nn, zu erachten, welche in Preußen einem Kauf- oder ieferungsvertrags⸗Stempel nicht unterliegen.
— Der Kaiserliche Gesandte am ö . Hofe, Graf von Bray-Steinburg, ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub . Belgrad zurückgekehrt und hat die * aft. der dortigen Gesandtschaft wieder übernommen.
— Der General der Infanterie von Stiehle, General— Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, Chef des Ingenieur- und Pionier⸗-Corps und General⸗Inspecteur der Festungen, ist zu den großen Herbstübungen des J. und II. Armee⸗Corps abgereist.
— Das „Marine⸗Ver.⸗Bl.“ veröffentlicht folgende Nach⸗ richten über Schiffs bewegungen (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort). S. M. Kreuzer „Adler“ 6/8. Sydney 25.8. (Post⸗ station: Sydney Australien!) — S. M. Kreuzer „Albatroß“ 10/6. Sydney 23. / 8. — 29. 8. Rockhampton 2/9. — S. M. S. „Ariadne“ 13/8. Cadix 1.9. (Poststation: Madeira.) — S. M. Knbt. „Cyclop“ 12.6. St. Paul de Loanda 18. /8. — 24/8. St. Thoms 27./8. (Poststation: Kamerun.) — S. M. Vermessgsfhrzg. „Drache“ 10.18. Wilhelmshaven. (Poststation: Wangeroog.) — S. M. Fahrzeug „Falke“ 31. /7. Wilhelms—⸗ haven 5.8. (Poststation: Wilhelmshaven,. — S. M. S. Friedrich Carl“ Kiel 29. /8. (Poststation: Wilhelmshaven.) —
M. Kreuzer „Habicht“ 31.5. Kamerun. — Letzte Nachricht aus Kamerun vom 5. 7. (Poststation: Kamerun.) — S. M. Knbt. „Hyäne“ 23/8. St. Vincent Cap Verdes] 25.8. (Poststation: Plymouth. — S. M. Knbt. „Iltis“ 6.8. Amoy. , . Hongkong.) — S. M. Fahrzeug „Loreley 23. 5. Konstantinopel 25./8. — 25/8. Galatz (Poststation: Galatz. — S. M. S. „Luise“ 10/7. Swinemünde 1954/8. — 18/8. Neufahrwasser 6.9. (Poststation: bis 3.9. Neufahrwasser, vom 4.9. ab Kiel.) — S. M. Kreuzer Möwe“ 23. /6. Ras⸗al⸗Khyle 2.7 — 13.7. 9 Victoria (Mahs — Seychellen Gruppe — 16.57. — 23. 7
anzibar 20/8. (Poststation: Aden) — S. M. Pzrfhrzg. „Mücke“ 2.8. Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelms— J S. M. Kreuzer „Nautilus“ 15/8. Zanzibar. (Post⸗
tation: gan fn — S. M. S. „Niobe“ 18. /6. Zoppot 1.9. (Poststation: bis 11. 9.: Neustadt i. H., vom L2.9. ab Kiel — S. M. S. „Nixe“ 27. /8. Kiel. (Post⸗ station Kiel — S. M. Fahrzeug „Otter“ 16.7. Kiel. (Post⸗ station: Kiel. — S. H. Vermessgsfhrzg. „Pommerania“ 29. 7. Neustadt i. H. L/ 8. — Travemünde 10/8. (Post⸗ station: Kiel. — S. M. Knbt. „Wolf“ 10/8. Newshwang. (Poststation: Hongkong) — Kreuzergeschwader: S. M. S. „Bismarck“ (Flaggschiff), „Carola“, „Olga“, „Sophie“ 9. 6. Sydney 3./8. . Hongkong.) — Manbvergeschwader: J. Division: S. M. S. „König Wilhelm“ (Flaggschiff), „Kaiser“, „Oldenburg“, S. M. Av. „Pfeil“. II. Division: Schulgeschwader: S. M. S. „Stein“ (Flaggschiff), „Moltke“, Gneisenau“, „Prinz Adalbert“. IV. Division: Torpedoboots— Flottille S. M. Av. „Blitz“. 1. Torpedoboots⸗Division: S. M. Torpedo⸗Divisionsboot „D 2“, S. M. Torpedoboote 35 25“ bis 8 307. 2. Torpedoboots⸗-Division: S. M. Torpedo⸗-Divisionsbocot „D 1“, S. M. Torpedoboote „S 1, . . t 22.8. — 25.8. Kiel 27.8. (Poststation: Wilhelmshaven.) — Ostseegeschwader: S. M. S. „Friedrich Carl“ (Flagg⸗ schiff) „Hansa“, „Sachsen“, „Nixe“, S. M. Minendampfer „Rhein“ 18.8. Sonderburg. — 21.8. Apenrade. — Kiel. — S. M. Torpedoboote „s 31“ und H 1“ Kiel 14./8. — nach Gdingen behufs Eintritts in das Ostseegeschwader. — S. M. Torpedoboot Jäger“ Kiel 17./8. — 19. /8. Wilhelmshaven. — S. M. Torpedoboot „Scharf“ Kiel 18/‚83. — S. M. Torpedoboot „8 36“ und „S 37“ Danzig 28.8.
Dampfer „Hohenzollern“ mit der abgelösten Besatzung S. M. S. „Olga“ („Bismarck“ und „Sophie“ 22.8. Aden 23/8. — 29.8. Port Said 30.88. — Dampfer Preußen“ mit der abgelösten Besatzung S. M. Knbt. „Wolf“ 23/8. Aden 23. / 8. — 28. 8. Port Said 28. 8. — Dampfer ,, . mit der abgelösten Besatzung S. M. Kreuzer „Adler“ 18.8. Melbourne 20/8. — 22. 8. Adelaide 23/8.
Sessen. Darmstadt, 1. September. (Darmst. Ztg.) Der Großherzog hat sich heute Vormittag nach Gießen und von dort zu Wagen nach Londorf begeben, wo die An⸗ kunft gegen 5 Uhr Nachmittags erfolgen sollte. Die an letztgenanntem Ort kantonnirende Großherzogliche Leib— Compagnie feiert heute ihr 150 jähriges Bestehen, und der Großherzog hat für diesen Tag ein kleinees
est innerhalb der Compagnie und des Offizier eises des Leibgarde⸗Regiments, welchem auch der Erbgroß— herzog angehört, befohlen. Der Großherzog wird spät Abends nach Gießen zurückkehren, daselbst Nachtquartier nehmen und
, Oktober und 3. November anberaumt worden.
morgen früh über Hungen, wo Se. Königliche Hoheit auf dem d a, Uebungsplatz dem Exerzieren der 8 Kavallerie⸗ Brigade beizuwohnen beabsichtigt, nach Darmstadt zurückkehren.
a, 6 . Ludwigslust, 31. August.
¶ Meckl. 3 as heute ausgegebene letzte Bulletin
über das Befinden der Herzogin Paul Friedrich lautet:
Nachdem die lokale Affektion im Halse sowie die eingetretenen
Komplikationen , . beseitigt sind, befinden sich Ihre Hoheit 0
die Frau Herzogin in Rekonvalescenz. Dr. Richter. Dr. Mitan.
Braunschweig. Braunschwei 9 1. September. Mgdb. Ztg.) Die Neuwahlen für den Landtag sind fa,
iese Wahlen sind nothwendig, weil nach den gesetzlichen Be⸗ stimmungen die Hälfte der bisherigen Abgeordneten auszu⸗ scheiden .
Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 31. August. (Lpz. Ztg.) Der regierende Fürst ist aus Schloß Gehren hierher zurückgekehrt.
Desterreich⸗Ungarn. Wien, 31. August. (Wien. Ztg.) Im Hinblick auf die bevorstehende Delegations-Session haben im Verlauf der letzten Tage unter dem Vorsitz des Ministers des Kaiserlichen Hauses und des Aeußern, Grafen Kälnoky, mehrere Berathungen der gemeinsamen Minister stattgefunden, welche der Feststellung des gemeinsamen Budgets gewidmet waren. — Ueber e n, Gegenstand wurde gestern vor der Abreise des Kaisers zu den Militär⸗ manövern unter dem Vorsitz Sr. Majestät ein Ministerrath abgehalten, bei welchem diese Berathungen zum vorläufigen Abschluß gelangt sind.
Belgien. Ostende, 1. September. (W. T. B.) Die Behörden haben energische Maßregeln ergriffen, um einer Erneuerung der Ausschreitungen der Fischer vor⸗ zubeugen; es ist Gendarmerie requirirt worden, welche in dem Hafen patrouillirt.
Großbritannien und Irland. London, 1. September. ö T. B. In der heutigen Sitzung des Unterhauses er⸗ lärte in Beantwortung einer bezüglichen Anfrage der Unter⸗ Staatssekretär Fergussonz es bestehe keinerlei vertrags— mäßige Vereinbarung mit Egypten, wonach eine Ermäßigung der Abgaben für Leuchtfeuer einzutreten habe, wenn die Einnahmen aus den Leuchtfeuern die Ausgaben für dieselben überstiegen. Die a Regie⸗ rung dringe gegenwärtig bei der egyptischen Regierung auf die Errichtung eines neuen Leuchtthurms auf der Insel Schadwan im Golf von Suez; ein Drängen der Ww scben Regierung um Ermäßigung der Leuchtthurm⸗ abgaben halte die englische Regierung mit Rücksicht auf die egyptischen Finanzen aber nicht für gerechtfertigt. — Der Sekretär für die Kolonien, Holland, erwiderte auf eine bezügliche Anfrage: die Nachricht, daß den in Neu⸗Süd⸗ wales mit dem Civilisiren von Eingeborenen beschäftigten Missionaren eine große Landstrecke angeboten worden sei, stelle sich, soweit er habe ermitteln können, als unbegründet heraus. — Der Kanzler des Herzogthums Lancaster, Lord Manners, endlich erklärte: da die deutsche Regierung gegen die 3 des an zwei kleinen Strecken aufgetretenen Coloradokäfers energische Maß⸗ regeln ergriffen habe, erscheine es unnöthig, dem deutschen . irgendwelche Beschränkungen aufzulegen, um die
inschleppung des Coloradokäfers zu verhindern. Die eng⸗ lische Regierung habe übrigens die deutsche Regierung ersucht, ihr nach Verlauf einiger Wochen einen weiteren Be⸗ richt über die Angelegenheit zugehen zu a.
— 2. September. (W. T. B.) Die Königliche Yacht „Victoria and Albert“, welche in Fol stürmischer Wit⸗ terung bei der Insel Wight zurückgehalten wurde, kam gestern Abend mit Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin nebst Prinzessinnen-Töchtern an Bord in Sheerneß an. Die Yacht geht heute nach Port Victoria, um Se. Kaiserliche und Königliche . den Kronprinzen an Bord zu nehmen, worauf die Abreise nach Vlissingen erfolgt.
Lord Salisbury hat sich gestern nach seiner Besitzung bei Dieppe begeben, wo der Premier bis zum Ende des Herbstes zu bleiben gedenkt.
— (A. C.) Mit Bezug auf die Niedersetzung einer anglo—⸗ amerikanischen Kommission für die Beilegung des Fischereistreits, wird dem „Bureau Reuter“ aus Ottawa gemeldet, daß außer Chamberlain die bri— tische Regierung ihren Gesandten in D ten. Sir L. Sackville West, zum Mitglied der Kommission ernennen und die canadische Regierung angehen würde, den dritten Kommissär zu ernennen, der aller Wahrscheinlichkeit nach Sir J. Macdonald, der canadische Minister⸗-Präsident, sein werde. Letztgenannter war Mitglied der Alabama— Kommission, die 1871 in Washington tagte. Die neue Kom⸗ mission wird voraussichtlich ebenfalls in der Hauptstadt der Vereinigten Staaten tagen.
Am 30. v. M. begannen die Pächter-Ausweisungen
auf dem O'Grady'schen Güterkomplex in Herbertstown.
Die Gerichtsvollzieher waren von 130 Polizisten und 50 Sol⸗ daten begleitet. Alle auszutreibenden Pächter hatten den „Feld⸗ zugsplan“ adoptirt. Der Pächter, an den zuerst die Reihe kam, ließ sein Schicksal ruhig über sich ergehen, aber heftiger Widerstand wurde geleistet, als versucht wurde, die Wittwe Cremms in Killallyowen zu exmittiren. . wurden die heranrückenden Gerichtsvollzieher und
olizisten von den Insassen, 5 Männern und 4 Frauen, mit Steinen und kochend heißem Wasser in die Flucht geschlagen. Die Polizei stürmte schließlich das Gehöft, mit gefälltem . Die Insassen wurden verhaftet und in das Gefängniß abgeführt.
Auf der Staatswerft in Sheerneß lief dieser Tage das für die britische Kriegsmarine gebaute doppelschraubige Torpedo⸗Kanonenboot „Graßhoper“ von Stapel. — Die Admiralität beabsichtigt, demnächst 16 außer Dienst gestellte Kriegsschiffe veralteter Bauart zu verkaufen. Es sind dies die Korvetten „Amethyst“, „Modeste“, „Juno“, „Tenedos“ und „Thetis“, die Kanonen—⸗— boote HBlltern“, „Seagull, „Ely“ und „Growler“, das Schaufelradschiff „Jackal“, die Schaluppe „Sapho“, die Drin „Hound“, die Kutter „Desmound“ und „Bonita“ , Mörserschiffe Nr. 31 und 50. Diese 16 Schiffe repräsentiren ein Gesammtdeplacement von 11 039 Tons.
Der Gouverneur von Cypern, Sir Henry Bulwer, ist in London angekommen.
rankreich. Paris, 1. September. (Köln. Ztg.) Der Conseils⸗Präsident Rouvier ist heute in Paris eingetroffen, alsbald nach Marseille abgereist und wird am Montag wieder hierher zurückkehren. — Das „Journal officiel“ veröffentlicht heute den zwischen Frankreich und Trans vaal abgeschlossenen Handels vertrag. Derselbe beruht auf dem Yiecht der meistbegünstigten Nation. Ein Zusatz⸗ artikel bestimmt, daß, wenn die südafrikanische Republik eine Gesetzgebung über das industrielle Eigenthum fertiggestellt haben werde, dieses Gesetz auch auf die Franzosen Anwendung — 25 solle. — Die Reservisten treffen in Masse in oulouse und anderen Garnisonsplätzen ein; ein Theil der aktiven Armee räumte die Kasernen, um den Reservisten Platz zu machen, und lagert im Freien. Ein Theil der Kaserne von Cahors wurde heute Morgen ein Raub der Flammen.
Bulgarien. Sofia, 2. September. (W. T. B.) Ein Telegramm der „Agence Havas“ berichtet: Die Bildung eines neuen Ministeriums unter Theilnahme Stam bulow's ist noch zu Stande gekommen. Außer Stambulow . dem⸗ selben auch Stoilow, Natchevitch, Stransky und Mutkurow an. Stransky übernimmt das Ministerium des Auswärtigen, Natchevitch dasjenige der Finanzen.
(W. T. B.) Wie dem „Reuter'schen Bureau“ aus Sofia, vom 1. September, telegraphirt wird, wäre der bulgarischen Regierung eine offizielle Mitthei⸗ lung der Pforte zugegangen, wonach letztere die Mission des russischen Generals Ernroth nach Bulgarien geceptirt hätte. Unter dem Vorsitz des Prinzen Ferdinand . sich ein gestern abgehaltener Ministerrath mit dieser
ittheilung beschäftigt.
Amerika. Philadelphia, 30. August. (A. C.) Die Untersuchung, welche das Schatzamt über die im Ein— wanderungsbureau von Castle Garden in New⸗ York zu Tage getretenen Mißstände eingeleitet, hat die folgenden Thatsachen ergeben: Die Eisenbahnen, welche Ein— wanderer von New⸗YJöork nach dem Westen befördern, haben eine Koalition gegründet, nach welcher sie in a, dich che. Weise den Ertrag der Einwandererbeförde⸗ rung unter sich theilen. Ihre Agenten dürfen Castle Garden betreten und verkaufen im ö etwa 2090 0090 Fahrbillets an Einwanderer, wofür über 2 000 000 Doll. eingehen. Der Betrieb dieses Geschäftes in Castle Garden verschlingt 40 — 50 000 Doll. im Jahre. Außerdem nehmen die Eisenbahngesellschaften für Gepaͤckbeförderung 80 000 Doll. ein. Es hat allgemeine Ver⸗ wunderung hervorgerufen, daß die Einwanderung den Eisen— bahngesellschaften so viel einbringt.
Zeitungsstimmen.
Die „Post“ schreibt zum Tage von Sedan:
.. Das Nationalfest, welches wir am 2. September begehen, ist nicht ein Fest des Triumphs über den besiegten Feind, es ist das Fest der nationalen Wiedergeburt, das Fest der Wiederver— einigung der deutschen Stämme und Staaten zu einem Kaiser— reich, das Fest der Erfüllung des Hoffens und Sehnens unserer lange des festen, staatlichen Verbandes entbehrenden, tief in sich ge⸗ spaltenen Nation, die in gewaltigem Ringen in gemeinsamer Abwehr eines frevelhaft unternommenen Angriffs die volle freudige
uversicht wiedergewann, daß sie von einem tieferen Lebens— and zusammengehalten werde. Dies Fest der nationalen Wieder— geburt hat die Stimme des Volks mit zutreffendem geschichtlichen Takt nicht auf den Gedenktag der Kaiserproklamation in Versailles gelegt, wie gewaltig die Thatsache, daß in dem Königsschloß, aus welchem so oft zügellose Ländergier die Kriegsfackel nach Deutfchland getragen hat, Deutschland dem Kaiser des neuen von ihm errichteten Reichs seine ersten Huldigungen darbrachte, auch die Phantasie in Anspruch nahm und stets in Anspruch nehmen und fsesseln wird. Höher als der Tag, an welchem das Dasein des neuen Reichs der Welt in ergreifender Weise verkündigt wurde, steht in unserer Vorstellung doch der eigentliche Geburtstag des Reichs, der Tag, an welchem eine große opfer⸗ und ehrenreiche That des gesammten Deutschlands unter König Wilhelm's Ti n das Reich gegründet hat. Wie überwältigend auch die stolje Siegesfreude unmittelbar die Herzen ergriff und bewegte: durch allen Siegesjubel hindurch klang der Ausdruck der felsenfesten Ueberzeugung, daß nunmehr durch eine deutsche That die alte Uneinigkeit gesühnt und das Ziel alles nationalen Sehnens und Hoffens erreicht sei. In der Nation stand es fest, 4 die Wiederherstellung des Reichs, die Wiederaufrichtung des Kaiserthums der höchste Siegespreis sein müsse und sein werde.
So lebt der Sieg von Sedan in unserer Vorstellung als reichs gründende That, und ein starkes und tapferes Volk wird von dem natürlichen Triebe beherrscht, die Feier des Höchsten, was es erreicht hat, an die That zu knüpfen, welcher es dasselbe verdankt. Es liegt dem der Gedanke zu Grunde, daß die Sicherheit des Besitzes wesentlich von dem Maß von Kraft und Anstrengung bedingt ist, welcher auf die Erwerbung des Besitzes verwandt ist: der Gedanke, daß nicht das mühelos durch einen glücklichen Zufall einem Volke Zugeworfene, sondern das mühsam in langer, stetiger und strenger Arbeit Vor⸗ bereitete und in entscheidender, schicksalsvoller Stunde mit entschlossener und muthiger That Errungene die Bürgschaft des Bestandes in sich trägt. Was der preußische Staat seit dem großen Kurfürsten in schwerer, harter Friedens- und Kriegsarbeit geleistet und geschaffen, das war die Vorbereitung für die nach dem Zerfall des alten Reichs und der Be— seitigung des Deutschen Bundes im Jahre 1871 erfolgte Gründung des neuen Reichs. An dem Tage von Fehrbellin empfing Preußen gleichsam die Weihe seines . deutschen Berufs. Mächtig fortschreitend, durch die mustergültige Organisation seiner den Geist des Herrscherhauses widerspiegelnden Verwaltung und seines Heer— wesens zu den höchsten Leistungen befähigt, erhob es sich zur europäischen Großmacht, ohne jemals den tiefen inneren Zusammen— hang mit Deutschland einzubüßen, noch im alten Reich sich zur deutschen Vormacht emporarbeitend. Die strenge pflichttreue Arbeit war das Lebenselement des preußischen Staats; ungestraft auf den erworbenen Lorbeern zu ruhen, war dem Staat und Volk versagt.
Und was für Preußen galt, das gilt für das aus Kampf und Sturm erwachsene Deutsche Reich, welches sein Dasein der unter Preußens Führung erfolgten Zusammenfassung aller seiner Kräst= ver · dankt. Diese Krafte nach allen Richtungen hin zu organisiren, sie in Thätigkeit zu erhalten, der Erschlaffung und Zersetzung vorzubeugen, das war die große Aufgabe der Friedengarbeit nach dem Siege; und wenn wir zurückblicken auf die 17 Jahre, die seit dem Tage von Sedan verflossen sind, so dürfen wir, mögen auch manche recht unerfreuliche Erscheinungen das Bild dieser Zeit entstellen, doch be—⸗ kennen, daß im Großen und Ganzen Deutschlands Regierung und Volk sich der Pflichten ihrer Aufgabe bewußt gewesen sind, vor Allem auch, 9 das stolze Machtgefühl sie nicht blind gemacht Jhat gegen die Gefahren, welche die in einer Zeit hoch gespannter nationaler Begeisterung erworbene Weltstellung bedrohen, und daß wir auch vor dem Unheil bewahrt sind, uns dem Gefühl einer thaten⸗ und arbeitsscheuen trügerischen Sicherheit hinzugeben.
Als Friedensmacht ist nach dem Willen seines Kaisers und unter der freudigen Zustimmung der Nation das neue Deutsche Reich in den Kreis der europäischen Mächte eingetreten; treu hat es in allen internationalen Verwickelungen des freiwillig und freudig erwählten Berufs als friedenerhaltende Macht gewaltet, fern von jedem Streben nach Erweiterung seiner Grenzen, eine Selbstbeschränkung übend wie sie unter gleichen Machtverhältnissen in der Geschichte fast obne Beispiel ist. Eine reiche Fülle schaffender Kraft wurde dem inneren Ausbau des Reichs gewidmet. Das größte Problem der Gegenwart, die sozialpolitische Reform, wurde von Deutsch⸗ land zuerst mit Besonnenheit und muthiger Entschlossenbeit in Angriff n. und ohne Uebertreibung, aber auch ohne Unterbrechung ortgeführt. Auf diesem Gebiet wurde das neue Reich der eivili⸗ sirten Welt ein bisher unerreichtes Vorbild, welchem nachzuahmen andere Staaten kaum den Muth fanden. Damit hat Deutschland ein Friedenswerk unternommen, welches die Kultur der Gegenwart vor dem Einbruch der Barbarei und dem ÜUmsturz zu schützen be— stimmt ist und dessen bisheriger Verlauf zu dem Vertrauen berechtigt, daß die Reichsregierung den richtigen Weg zu dem erstrebten hohen Ziele eingeschlagen hat,...
Als in diesem Frühjahr der politische Horizont sich verdunkelte, da war es vor Allem der bei den letzten Reichstagswahlen kundgegebene Entschluß, der Regierung Alles, was zur Sicherheit des Reichs und zur Aufrechterhaltung des Friedens erforderlich sei, zu bewilligen, was die dunklen Wolken verscheuchte. Die damals bewaͤhrte einmüthige Entschlossenheit hat unser Vertrauen gestärkt und die Hoffnungen unserer Gegner auf unsere Uneinigkeit und innere Schwäche zu nichte gemacht. Und der Geist, der damals zu Tage trat, soll auch der Geist unserer Sedanfeier sein, die wir mit erhöhter Freude im Hinblick auf die Wiederherstellung unseres Kaisers begehen. Dann können wir der Zukunft mit Vertrauen entgegensehen und freudig in den alten Ruf einstimmen: Mit Gott, für Kaiser und Reich!
. „Mecklenburgischen Landesnachrichten“ . über die Erhöhung der Kornzölle und die freisinnige
resse:
Eingaben um Erhöhung der Getreidezölle gehen jetzt in großem Umfange bei den Reichsbehörden ein. Das Verzeichniß solcher Ein gaben, welche dem Bundesrath bereits vorliegen, soll größer fein, als durch die Zeitungen bisher bekannt geworden ist. Auch aus Berlin ist neuerdings an den Reichskanzler ine. Bismarck eine Petition abgegangen, welche, wie die meisten dieser Art, nicht nur um die Erhöhung der Getreidezölle, sondern auch zum Zwecke der schleunigen Einführung der erbetenen Erhöhung um zeitige Einberufung des Reichstages ersucht. Die Berliner Petition geht ebenfalls von Müllern, Getreidehändlern und anderen Gewerbetreibenden aus und ist mit mehreren Hunderten von Unterschriften bedeckt.
Erhitzten sich die freisinnigen Blätter schon an den Petitionen aus Bromberg und Posen, so werden sie vollends durch den An— schluß der Reichshauptstadt um ihre Ruhe gebracht, und sie fordern jetzt zu Gegenagitationen auf, deren künstlicher Ursprung dadurch im Voraus gekennzeichnet ist. Was dabei an Argumenten zu Tage ge— fördert wird, ist der alte abgedroschene Unsinn, daß der Schutzzoll der gloößt Feind der Landwirthschaft sei und daß dieselbe nur unter freiem Verkehr auf vem Weltmarkt gedeihen könne. Man braucht sich mit solchen Idiosynkrasien, die von der Praxis und Wissenschaft längst auf ihren Werth geprüft sind, nicht mehr abzugeben, muß aber der Darstellung entgegentreten, als ob die gegenwärtige Bewegung in dem Getreidehandel und der Mühlenindustrie für Erhöhung der Kornzölle lediglich auf die Anregung aus agrarischen Kreisen zurück zuführen sei. .. Was hat die freisinnige Presse für Anhaltspunkte, welche der Behauptung zu Grunde liegen, daß die qu. Petitionen der Gewerbetreibenden nur ein Produkt der verhaßten Agrarier seien? Man höre: die Petitionen zeigen durchaus dieselbe Yer rg. sie operiren mit derselben Begründung, ergo igitur haben sie eine gemeinsame Quelle, und diese ist natürlich die agrarische.
Daß die , ein Loch hat, irritirt die freisinnige Beweisführung nicht. ozu auch? Die Kreise, auf welche die Ver—⸗ dächtigung berechnet ist, sind mit den verbis magistri zufrieden. Wir konstatiren dem gegenüber kurz, daß es die Gemeinschaft der Inter⸗ essen ist, welche die Landwirthe und die Kornhändler, Müller ꝛc. zu- sammenführt, um ihre Existenz durch eine namhafte Erhöhung der Getreidezölle zu retten, . die Nothlage aller genannten Erwerbs—⸗ zweige den nämlichen Ursachen entspringt, vor Allem der Ueber— schwemmung Deutschlands mit ausländischem schlechten Getreide, und daß demnach die Darstellung desselben Uebels auch „dieselbe
hysiognomie' zeigen muß. Gleichwie die Landwirthschaft selbst, eiden weite Kreise des Kornhandels und der Mühlenindustrie, bei uns seit vielen Jahren unter den ungünstigsten Geschäftsverhältnissen, wie solche durch die Konkurrenz des ausländischen minderwerthigen Korns auf unserem Markt entstanden sind. Die vor 8 Jahren ein geführten und 1885 erhöhten Kornzölle sind zwar nicht fruchtlos ge— wesen, bieten aber bei ihrer Niedrigkeit noch keinen ausreichenden Schutz gegen die Ueberfluthung mit billigen und schlechten Produkten a. außen und müssen deshalb eine zweckentsprechende Steigerung erfahren
Die Statistik der Getreideeinfuhr in das deutsche Zollgebiet liefert den Beweis dafür, daß die Ueberschwemmung Deutschlands mit ausländischem Getreide wieder zunimmt. Nach der amtlichen Handels statistik sind nämlich von den vier wichtigsten Getreidearten — Weizen, Roggen, Gerste und Hafer — im . Semester laufenden Jahres 4424 953 Doppelcentner eingeführt worden, während in dem gleichen Zeitraum des Jahres 1886 der Import 4112782 Dorpel⸗ centner betrug. Die Vermehrung beläuft sich also auf 7 0o. Daß übrigens der Zoll uns das ausländische Getreide in sehr erheblichem Maße vom Leibe gehalten hat, beweist die einfache Thatsache, daß im ersten Semester 1334 — vor der Zollerhöhung — von jenen vier Getreidearten 9 904 742 Doppelcentner importirt wurden, wogegen sich selbst der diesjährige Import nur auf etwa 45 9 dieses ,. enormen Quantums beziffert.
Wenn gleichwohl das „Berliner Tageblatt“ meint, der „über alle zollpolitischen Erwägungen hinweggehende“ Ruf der Petitionen nach schleuniger Hülfe werde von einem wirthschaftlichen Pessimismus diktirt, welcher eine Zollerhöhung verlange, weil es schlimmer als es jetzt ist (selbstverständlich in Folge der Schutzzollpolitik), doch nicht mehr werden könne, so ignorirt das freisinnige Blatt vollständig das wahre Motiv der Petitionen: die Wickung des Getreidezolls, und zwar eines abermals erhöhten Getreidezolls, auf die Einschrän— kung der Getreideeinfuhr.
Armee⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 23. — Inhalt: Instruktion zur Ausführung des Gesetzes über die Naturalleistungen für die bewaffnete Macht im Frieden vom 13. Februar 1875 und der dazu ergangenen abändernden Bestimmungen des Gesetzes vom 21. Juni 1887. 96
Maxine Verordnungs-Blatt. Nr. 17. — Inbalt: Torpedo ⸗Abtheilungen. — Deckoffizier⸗Messegeld — Wechselformu⸗ lare. — Klassifizirung von Marinebeamten. — Wittwen⸗ und Waisen⸗ geldbeiträge. — Friedens Geldverpflegungs Reglement. — Ver⸗ pflegungsravporte. — Schußtafeln. — Antliche Schiffsliste. — Schiffsbücherkisten. — Schiff munition. — Geldbeschaffung. — Per- sonalveränderungen. — Benachrichtigungen.
Archi für Post und Telegraphie. Nr. 15. — Inhalt: L. Aktenstücke und Aufsétze ! 59) Zur Geschichte des Postwesens im 17. Jahrhundert. — 60) Die Entwickelung des enn rechwesens im rheinisch westfälischen Industriegebiete 1881 bis 1886 . — 61) Der , . Telegraphenverein. — 62) Die fraͤnzösische Postsparkasse im Jahre 1885. — G3) Eine Postfabrt über die nor⸗ wegischen Fjelde. — II. Kleine Mittheilungen: Brieftauben im Dienste der Schiffahrt. — Straßenbahnen im Deutschen Reich. — Seeverkehr in deutschen Hafenplätzen und Seereisen deutscher Schiffe. — Die n, er, in Japan. — Der Melograph. — III. Zeit- schriften / Ueberschau.
Statistische Nachrichten.
Das soeben zur Ausgabe gelangte Juliheft der Monats⸗ hefte zur Statistik des Beutfchen Reichs‘, herausgegeben vom Kaiserlichen Statistischen Amt, enthält . den . für den betreffenden Monat veröffentlichten Nachwelsen über den Waaren⸗ verkehr mit dem Auslande, die Rübenzuckerproduktion, die Groß-= handelspreise wichtiger Artikel, und die Uuswanderung, Uebersichten über die am 31. Juli d. J. in den Zuckerfabriken, Harfe und amtlichen Niederlagen des Zollgebiets vorhanden , Bestände von Zucker, und über die im Ctatsjahr 1886/87 den Weinhändlern gewährten Zollbegünstigungen, ferner die Erntestatistik für das Erntejahr 1886/87.
Ueber die Zahl der Richter in Deut schl and entnimmt die N. L. C. der neuesten „ Justiz⸗Statiftik folgende Angaben: Beim Reichsgericht sind 79 Richter vorhanden, nämlich 1 Prasident, 3 Senatg⸗Präsidenten und 69 Räthe; das bayerische Oberste Landes⸗ gericht zählt 1 räsidenten, 1 Senats Präsidenten und 16 Räthe, zu= sammen also 18 Richter. Bei den 28 Ober ⸗Landesgerichten fungiren 28 Präsidenten, 565 Senats ⸗Präsidenten und 444 Räthe, zusammen alse 537 Richter, bei den 172 Landgerichten 173 Präsi⸗ denten, 338 Direktoren und 1701 Landrichter, zusammen also 2211 Richter, endlich bei den 1913 Amtsgerichten 4242 Amts- richter. Abgesehen von den obersten Gerichtshöfen sind also insgesammt 6990 Richter vorhanden. Von den einzelnen Ober Landesgerichtsbezirken zählen die meisten Richter Breslau und Berlin, nämlich 581 und hoß, dann folgen Dresden mit 441, Naumburg mit ib, Hamm mit 3655, Celle mit 345, Köln mit 327 und München mit 324; die wenigsten Richter haben die Bezirke Zweibrücken 63. Braunschweig (866 und Oldenburg (61). Im Vergleich zur Bevöl- kerung kommt durchschnittlich im ganzen Reich ein Richter des Ober ⸗ Landesgerichts auf 87 255 Einwohner, ein Richter des Landgerichts auf 21 192 und ein Amtsrichter auf 116046 Cin- wohner. Die einzelnen Ober - Landesgerichtsbezirke zeigen, was die Ober Landesgerichtsmitglieder betrifft, die erbeb⸗ lichstin Schwankungen unter einander. In 9 Bezirken kommen auf einen Richter beim Ober ⸗Landesgericht über 100 009 Einwohner, in 3 dagegen unter 50 9090. Das ungünstigste Verhältniß waltet in Königsberg, Celle und Naumburg ob, wo auf jeden Richter 130 632 bezw. 129 322 und 128 935 Einwohner kommen, das günstigste in München mit 38 97 und Braunschweig mit 37245 Einwohnern auf jedes Mitglied des Ober-Landesgerichts. Bei den Landgerichten zeigen die einzelnen Bezirke auch große Verschiedenheiten. Die wenigsten Richter haben hier Stettin, wo 31 366, Köln, wo 51 204, und Naumburg, wo 31 125 Einwohner auf jeden Richter kommen; dann folgen Kiel mit 29 495, Hamm mit 26 442, Breslau mit 25 863, Celle mit 24 248 und Kassel mit 24 989; alles also preußische Bezirke; die meisten Land- richter haben Nürnberg mit 15 744, Hamburg mit 156 733, Bamberg mit 15 388, Braunschweig mit 14 898 und Hin hn mit 13 198 Ein⸗ wohnern auf jeden Richter. Bezüglich der Amtsrichter steht Köln mit. 20 681 Einwohnern auf jeden Richter am schlechtesten, was erklärlich ist, weil hier ein großer, Theil der nichtstreitigen Gerichtsbarkeit den Notaren überlassen ist; dann folgen Hamburg mit 20 170, Karlsruhe mit 17990, Kolmar mit 17 382. Dresden mit 165298, Stuttgart mit 15 001 und Zweibrücken mit 14212, alles also außerpreußische Bezirke, während von den preußischen Stettin mit 11496 und Berlin mit 11289 am ungünstigsten da—⸗ stehen; das günstigste Verhältniß zeigen die Bezirke Nürnberg mit Als, Augsburg mit 7700, Kassel mit 7654, Braunschweig mit 73035, Jena mit 7266 und Bamberg mit 6879 Einwohnern auf einen Amtsrichter. Faßt man alle Kategorien von Richtern zu⸗ sammen, so kommt im Reich auf 6703 Finwohner durchfchnittlich ein Richter. Unter den einzelnen Ober ⸗Landesgerichtsbezirken 2 sechs, in denen auf jeden Richter weniger als 5600 Einwohner kommen, nämlich Braunschweig mit 4351, München mit 4450, Bamherg mit 4464, Nürnberg mit 4820, Augsburg mit 4853 und Jena mit 4873; während in 12 die Zahl über 7009 stei und mit 3254 in Karlsruhe, 8939 in Kolmar und 11 356 in Köln ihren Höhepunkt erreicht. — Die Zahl der Staatsanwälte be— trägt im ganzen Reich 553, so daß immer auf 84 739 Einwohner ein Staatßanwalt kommt. Auch hier haben die bayerischen Bezirke verhältnißmäßig die meisten Beamten, indem in Bamberg auf 50 846, in Zweibrücken auf 48 741 und in München auf 43 691 Ein⸗ wohner ein Staatsanwalt kommt, während dies in Naumburg erst auf 123 084, in Kiel auf 127 812, in Hamm auf 133 532 und in Köln guf 137 523 Einwohner der Fall ist. Im Kammergerichts- bezirk kommt auf 6590 Einwohner ein Richter und auf 104 506 ein Staatsanwalt.
Die Zahl der Rechtsanwälte in den ar. Stãdten und ihre Zunahme seit Freigabe der Advokatur war Geraus verschieden: In den 21 Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern waren am J. Januar er. 1475 Anwälte gegen 1184 am 1. Januar 1880; davon entfallen auf Berlin allein 350 (1830 141) Anwaͤlte; in den übrigen 20 Großstädten beträgt die Zunahme nur 82 Anwälte oder 7,9 dio. In den 23 Städten mit 50000 bis 100000 Einwohnern waren 1880 397, 1887 dagegen 479 Anwälte vor⸗ handen; hier hat also eine Zunahme um 207 9, statt⸗ gefunden, während die Zahl aller an kleineren Orten befindlichen An⸗ wälte von 2510 auf 2833, also um 323 oder 12,8 90 gestiegen ist. Die Großstädte mit Ausnahme von Berlin haben also an der Ver⸗ mehrung den geringsten Antheil. Im Einzelnen war die Zahl der Rechtsanwälte in den Städten mit über 50 009 Einwohnern, die wir nach ihrer Einwohnerzahl ordnen, die folgende: Berlin 350 (1880 141), Hamburg 117 (124), Breslau 49 (72), München 199 (123. Dresden 128 (123), Leipzig 126 (126), Köln 9g7 (86), Frankfurt a. M. 82 (80), Königsberg 42 (23), Hannover 45 (398), Stuttgart 16 C9), Bremen 42 (50). Düsseldorf 32 32), Nürnberg 33 (29), Danzig 22 (12). Magdeburg 16 (27), Straßburg 20 (16), Chemnitz 34 (38), Elberfeld 2 (18. Altona 18 (16), Barmen 11 (9, Stettin 34 (21), Aachen 38 (34). Krefeld 109 (6). Braunschweig 30 (25), Halle 19 (107). Dortmund 17 (17). Mülhausen i. E. 9 (5), Posen 28 (12), Augsburg 26 (32. Mainz 35 (30, Essen 17 (12), Kassel 298 (24), Mannheim 25 ( 183, Karlsruhe 26 Ech Erfurt 14 (8), Görlitz 13 (6), Wies-⸗ baden 21 (QI), Lübeck 17 (27), Würzburg 22 (26), Frank- furt a. O. 10 G), Metz 14 (83. Kiel 15 (147 und Potsdam 10 8). Es ergiebt sich also für 32 Städte eine Vermehrung, für ein Stebenbleiben und für 8 ein Rückgang der Anwälte, der am erheblichsten in Lübeck war. In drei Städten (Berlin, Posen und Görlitz betrug die Zahl der Anwälte im Jabre 1887 mehr als das Doppelte der Zahl des Jahres 1880. Die ganz außerordentliche Zunahme der Anwälte in Berlin läßt sich am besten daraus erkennen, daß 1880 von 100 Anwälten des Reichs 3,4 1887 dagegen 7.3 in Berlin wohnten, während nach der letzten Volkszählung die Ein wohnerzahl Berlins nur 2.8 0/0 der gesammten Bevölkerung des Reichs ausmachte.
Paris, 30. August. (Fr. C) Die Zabl der Aerzte in Frankreich nimmt fortdauernd ab, wäbrend die Bevölkerungezabi wächst. Es kamen nach einem Bericht des ärztlichen Vereinsblatts im Jahre 1881 auf 38 Millionen Einwobner 14 8416 Aerzte, d. b. ein Arzt auf 2500 Einwohner. Davon waren 116435 wirkliche Aerzte und 3293 Landärzte (Offieiers de santé) Während die Zabl der Aerzte seit 1866 fast stehend blieb, nabm die der Of̃eiers de sante um circa 3000 ab. Nach der neuesten Zãblung beträgt die Sesammt⸗ zahl der Aerzte 11 997. Die Ausstellung der Doftordiplome bat entsprechend abgenommen; sie betrug im Jabre 184: 390, 1880: 575, 1886: 546
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Stein. Sein Leben und seine Zeit. Deutichland und Preußen im Zeitalter Napoleon. Ven J R. See led, Pre- fessor der neueren Geschichte an der Universitãt Cambridge. 3. Band. Aus dem Englischen übersetzt von Emil Lebmann. Gotha. Friede. Andr. Perthes, 1887. (Preiß: 8 M. — Die Seeley sche Bie ö Stein's, welche wegen ibrer gründlichen Quellenstudien und gediegenen