uu thun, ehe die Resultate der Neuerung anläßlich der Er— mn des Schuljahres im ganzen Lande gefammelt wor⸗ den wären.
— 13. Oktober. (W. T. B.) Der Krieg s⸗Minister Ferran forderte den General Boulanger auf, ihm mitzutheilen: ob die ihm von einigen Zeitungen zu⸗ geschriebenen Aeußer ungen von „Machinationen“ Ferronfs 6 ö. richtig seien. Boulanger erwiderte darauf, daß er
isher keinen Einblick in diese Zeitungen gehabt habe,
Der militärische Untersuchungsrath beschloß ein— stimmig, den General Caffarel wegen Vergehens wider die militärische Ehre zu entlassen. Der Kriegs⸗Minister Ferron wird ein diese Entscheidung bestätigendes Dekret dem Präsi⸗o denten Grévy unterbreiten.
— 13. Oktober, Abends. (W. T. B.) Der Kriegs⸗ Minister Ferron hat die Antwort des Generals Boulanger, daß er bisher keinen Einblick in die Zeitungen r abe, welche die ihm zugeschriebenen Aeußerungen ent—
alten sollten, jür ungenügend erachtet, weil die gedachten
eitungen in Clermont-Ferrand vorlägen, und eine neue
epesche an den General Boulanger gerichtet, worin derselbe aufgefordert wird, mit Ja oder Nein zu antworten, ob er die fraglichen Aeußerungen gethan habe. Wenn seine Antwort eine ungenügende sei, werde im Disziplinarwege gegen ihn vorgegangen werden. Hierauf gestand General Boulanger in telegraphischer Erwiderung zu, daß er die ihm von den Zeitungen zugeschriebenen Aeußerungen gethan habe.
Der „Temps“ erklärt es für ÜUnbegründet, daß rankreich wegen Marokko eine internationale onfer enz vorgeschlagen habe; ebenso wenig sei bezüglich der
marokkanischen Angelegenheit irgend eine Eröffnung . spa⸗ nischen Regierung an Frankreich erfolgt. Ünbegründet sei ferner das Gerücht, daß Frankreich im Einver— nehmen mit Rußland daran denke, wegen der bulgarischen Frage eine Konferenz vorzuschlagen. — Das „Journa! des Débats“ will von einem gestern eingegangenen Schreiben des französischen Gesandten Feraud in an g wissen, wonach der Sultan von Marokko sich wieder besser befinde und vor dem Thore seines Palastes sich dem Volke zu Pferde gezeigt habe.
— 14. Oktober. (W. T. B.) Den Morgenblättern zufolge ist General Boulanger mit 30 Tagen strengen Arxrest s bestraft worden. Der Ministerrakh wird später darüber beschließen, ob derselbe seines Kommandos enthoben werden solle. — Der Präsident Grévy wird wahrscheinlich am Sonnabend von Mont⸗sous⸗-Vaudrey hier wieder einireffen. = Aufden Antrag Wilson's vernahm der Untersuchun gs— richter die Frauen Ratazzi und Limo uzin, sowie den Baron Kreittmanyer. Dieselben erklärten in Gegenwart Wilson's, daß ihre Beschuldigungen gegen Wilson falsch seien und sie dieselben lediglich in der Hoffnung vorgebracht hätten, daß die Sache unterdrückt werden würde.
Serbien. Belgrad, 13. Oktober. (W. T. B.) In der gestrigen ersten Sitzung des Sub-Comitss des Verfassungsausschusses unter dem Vorsitz des Justiz—= Ministers wurde nur über die Prin zipien berathen. Erst wenn hierüber eine Einigung erfolgt ist, wird ein Ver— fassungsentwurf ausgearbeit werden.
Arnauten überfielen an, der Grenze des Jablanizaser Bezirks eine serbische Patrouille mit einem Bezirksbeamten an der Spitze, wurden jedoch nach heftigem Kampf zurückgeworfen.
Rußszland und Polen. St. Petersburg, 14. Oktober. (W. T. B7 Das „Journal de St. Péters bourg“ ist in der Lage auf das Formellste zu erklären, daß die einem Mitgliede der Kaiserlichen Familie von franzö— ,. Blättern zugeschriebenen Worte auf vollstän—
iger Erfindung beruhen.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 13. Oktober. (W. T. B.). Das Ober⸗Statthalteramt von Sto ck—⸗ holm kassirte heute alle diejenigen bei der letzten Reichs—⸗ tagswahl zur ae Kammer in der Stadt Stockholm ,, Wahlzettel, auf welchen neben den Namen anderer Kandidaten auch derjenige des Arbeiters Lars son steht, welcher Kommunalgebühren schuldet. Hierdurch ist die Wahl von 22 freihändlerischen Kandidaten annul— lirt, und es hat hierselbst eine neue Wahl stattzufinden.
Christiania, 12. Oktober. In den letzten Tagen haben mehrere Staatsrgths⸗Sitzungen stattgefunden, denen auch die drei Mitglieder der norwegischen Staatsrat h s— Abtheilung in Stockholm beiwohnten. Außer über mehrere laufende Geschäfte wurde auch über den eventuellen Rücktritt des Chefs des Reyvisions-Departements, Jakob Sperdrup, aus dem Ministerium n el, Wie „Aften⸗ posten/ berichtet, halten die Staatsräthe Astrup, Arctander und Kildal an ihrem Entschluß fest, zurücktreten zu wollen, wenn Staatzsrath Jakob Soerdrup nicht aus dem Ministerium entfernt werde. er Staats⸗-Minister Johan Sverdr up widersetze sich jedoch dieser Forderung.
Dänemark. Kopenhagen, 13. Oktober. In der gestrigen , des Folkethings wurde die erste Lesung des Finanzgesetzentwurfs für 1888 / 89 fortgefetzt. Der Abg. Kapitaͤn Bluhme beklagte, daß es trotz des auf allen Seiten gefühlten Bedürfnisses einer sachlichen Verhandlung unmöglich erscheine, zu einer Verständigung zu kommen. Beide Parteien schienen lange dafür zu sein, so daß es das Aussehen
ewinne, als wollten sie ihre bisherigen Stellungen dem inisterium gegenüber aufgeben. Um dies zu vermeiden, machte Redner den Vorschlag, daß der Conseil⸗Präsident Estrup sein Kabinet rekonstruiren und anstatt der ig igen y , . wenn diese nicht im Laufe der sachlichen Verhandlungen mit dem Folkething in Uebereinstimmung kommen könnten, nur solche Männer in das Ministerium berufen solle, die auf dem Boden der Verfassung ständen. Vor Allem müsse man aber erst wegen Beschränkung der militärischen Ausgahen zu einer Verständigung kommen. Der ökonomische e enn, besonders die traurige Lage der Landwirthschaft, erfordere kräftige und schnelle Hülfe. Auch die Abgg. Thorup, Tutein u. A. wiesen in ihren Ausführungen auf die schlimme ökonomische Lage des Landes hin. 3 err scdung der Verhandlungen wurde schließlich auf heute agt.
Amerika. New⸗Hork, 12. Oktober. (A. C.) Der Präsident Elevelanbd traf, begleitet von seiner Gemahlin, heute in Omaha ein, wo er begeislert empfangen wurde.
Zeitungõstimmen.
Die „Mecklenburgischen Nachrichten“ äußern über die unahme! der Auswanderung: uch die neuesten Ausweisungen über die Zahl der überseeischen Auswanderer aus Deutschland während des Monats August bestätigen die schon in den ersten Monaten dieses Jahres gemachte Beobachtung von einer Zunahme der Auswanderung. Im August d J. sind S061 Persgnen aus Deutschland ausgewandert gegen 5727 im August vorigen Jahres und gegen 8615 im ugust 1885. Die Gesammtziffer der von Anfang Januar bis Ende August d. J. Ausgewanderten beläuft sich auf 72 608 Personen e, 52 5906 bezw. 82716 in dem gleichen Zeitraum des zahres 1886 bezw. 1885. Sieht man genauer zu, auf welche Pro⸗ vinzen der Hauptantheil der Auswanderung fällt, so stehen hier wieder — wie dies schon von jeher der Fall war — Westpreußen und Posen voran; erstereg hat in den ersten acht Monaten dieses Jahres 10 329 überseeische Auswanderer abgegeben, Posen 7373. Was aber an diesen Zahlen besonders auffällig ist, das ist die ganz ungewöhnliche Steigerung der Auswandererzahl gegenüber dem gleichen ö des Vorjahres gerade in diesen Provinzen: aus Westpreußen sind 4939, aus Posen 2841 Personen mehr ausgewandert; in den meisten übrigen Provinzen des preußischen Staats ist der Zuwachs ein nicht nur absolut, sondern auch verhältnißmäßig viel geringerer. Diese Erscheinung verdient unseres Erachtens ernste Beachtung. r und , . sind vornehmlich ackerbautreibende Provinzen. st es nun auch bel dem Mangel genauer Angaben über den Beruf der Auswanderer nicht möglich, die Personen, welche diese Landes⸗ theile zur überseeischen Auswanderung verlassen haben, direkt für das landwirthschaftliche Gewerbe in Anspruch zu nehmen, so wird doch nicht in Abrede zu stellen sein, daß es mehr oder weniger mit der Landwirthschaft in enger Verbindung stehende Leute sind, welche übers Meer gegangen sind. Daß aber gerade in diesem Jahre die Auswanderung aus diesen Provinzen einen so er—⸗ heblichen Aufschwung genommen hat, läßt sich nur auf den Umstand zurückführen, daß die wachsende Noth der Landwirthschaft, welche ge⸗ rade hier sich besonders fühlbar macht, den Antrieb dazu gebildet hat. Es ist dies auch ganz erklärlich. Wenn die Landwirthschaft nicht rentabel ist und immer weiter in ihren Erträgen zurückgeht, können die Großgrundbesitzer keine genügenden Arbeitslöhne mehr zahlen, und ebenso kann der Kleinbesitzer sich nicht mehr halten; auch
der Handwerker muß unter solchen Verhältnissen leiden, und so ist es begreiflich, weshalb ö icht, wo trotz aller bisherigen Maßnahmen
die Landwirthschaft sich in der gedrücktesten Lage befindet, die Zahl der Auswanderer wächst.
Ist dies für alle ackerbautreibenden Landestheile eine Kalamität, so noch ganz besonders für Posen und Westpreußen. Denn hier be⸗ deutet der Abzug heimischer Kräfte, der sich nach allen Wahrneh⸗ mungen vorzugsweise aus deutschen Elementen rekrutirt, zugleich eine Schwächung des deutschen Elements und der deutschen Kultur, die zu stärken gerade der Zweck der Kolonisationspolitik ist. Was aber — so muß man fragen — können alle hierauf gerichteten Maß- nahmen für Erfolge erzielen, wenn ein großer Theil der Eingesessenen wie bisher, so namentlich auch jetzt wieder aus wirth— schaftlichen Gründen den heimathlichen Boden verläßt? Der Abgang ist ein so bedeutender, daß er nicht so ohne Weiteres zu ersetzen ist, und wenn auch wirklich neue deutsche Kräfte in diese Provinzen über— geführt werden, so muß man sich doch die Frage vorlegen, ob diese nicht auch demselben Schicksal verfallen müssen, wenn es nicht gelingt, die Landwirthschaft rentabler zu machen und so die wirthschaftlichen Kräfte auf ihrer Scholle zu erhalten. Der Raum, welcher durch die Auswanderung deutscher Elemente entsteht, kann leicht durch polnische Elemente ausgefüllt werden, und dadurch würde gerade der Zweck der Kolonisationspolitik, welche auf die Zurückdämmung der polnischen Fluth gerichtet ist, beeinträchtigt werden. ...
Es ist aber nicht nur dort im Osten, sondern überall in Deutsch— land ein im wahren Sinne natignales Interesse, welches gebieterisch fordert, energische Maßre eln zu Gunsten der nothleidenden eee ih schaft zu ., Wer g das Resultat der letzten Kammerverpach⸗ tungen in Mecklenburg gelesen hat, wird darüber ebensowenig in Zweifel sein können, als wer sich etwa die Durchschnittspreise für Ge⸗ treide im August d. J. vergegenwärtigt, wie sie das neueste „Statistische Monatsheft! uns bringt. Indem wir bemerken, . dieselben , nach den einzelnen Börsennotirungen no niedriger stehen wie im August, daß aber die September⸗ oder Oktoberpreise noch nicht amtlich im Durchschnitt berechnet sind, wollen wir einen Vergleich der Augustpreise dieses Jahres mit den August⸗— Hreisen des Vorjahres anstellen, um zu zeigen, ein wie erheblicher Rückgang seit einem Jahre, und zwar für alle Getreidearten statt— gefunden hat.
Weizen fiel von 156,52 auf 1653,05 Roggen 12856 . 113,25 4 Gerste 113,90 . 103,90 4A Mais 103007 It 35 2 5 51375 M*
Nur die Kartoffelpreise haben sich gebessert.
Von besonderem Interesse aber dürfte namentlich für die Frei⸗ sinnigen, die stets behaupten, daß die Mehlpreise entsprechend den Getreidepreisen fallen oder sinken, die Mittheilung sein, daß während, wie vorstehend ersichtlich, die Weizen- und Roggenpreise gefallen sind, der Weizenmehlpreis sich von 23,25 auf 24,87 „ gehoben hat, während allerdings der Roggenmehlpreis von 17,86 auf 16,80 ½ gesunken ist. Während der Roggenpreis sich aber um 1290 ver⸗ . hat, hat sich der Roggenmehlpreis nur um 4,9 (so ver⸗ mindert. ö
— Die „Sächsische Landeszeitung“ bespricht einen Artikel der Gegenwart“ über die Verlängerung der Legis— laturperioden des Reichstages und schließt ihre Ausführungen folgendermaßen: .
Alles spricht also für die Verlängerung der Legislaturperioden, und es können Bedenken weder sachlicher, noch praktischer, noch poli⸗ tischer Natur vorgebracht werden Die Verfassung muß allerdings geändert werden, aber nur formell, das Wesen der Verfassung wird in keiner Weise berührt. Die Erörterungen in der Presse, welche in der letzten Zeit stattgefunden, haben ergehen, daß in dem Urtheil derjenigen Zeitungen, welche die Ansichten der Mehr— heittparteien vertreten, über die Verlängerung eine erfreuliche sach⸗ liche Uebereinstimmung herrscht. Dieselbe Uebereinstimmung besteht aber auch in den Parlamenten darüber! auf wie viel Jahre die Legislaturperioden zu verlängern find. Nachdem die vierjährigen und die sechsjährigen Legislaturperioden nicht durchgedrungen sind, haben sich alle Anhänger der Verlängerung einstimmig für Legislaturperioden von fünf Jahren entschieden. Das wäre für Preußen und das Reich eine Verlängerung von zwei Jahren, welche einerseits genügt, die Nachtheile der kurzen dreijährigen Legislaturperioden zu 2esei⸗ tigen, und andererseits nicht befürchten läßt, daß der gewählten Volktvertretung die Fühlung und der geistige Zusammenhang mit dem Volke verloren geht. Vanach sind alle Vorbereitungen für die Verlängerung der Legislaturperioden gegeben, und da, wie es ziemlich sicher verlgutet, von den Führern der Mehrheitsparteien vereinbart worden ist, Anträge auf Verlärgerung der Legislaturperioden auf
fünf Jahre im preußischen Landtage und Reichttage baldigst einzu⸗
bringen, so wird die Frage der . der Legislaturperioden noch im kommenden Winter praktische Bedeutung gewinnen. Voraus— sichtlich werden die Anträge, von den Mehrheitsparteien ausgehend, auch eine Mehrheit finden, und ist an der Zustimmung, der Exekutive nicht zu zweifeln. Daß die Anträge nicht zu Gunsten der gegenwärtigen Volksvertretung, welche in Preußen im Jahre 188383 und im Reiche im Jahre 1896 neun zu wählen ist, Gesetz werden dürfen, versteht sich eigentlich von selbst, das zu erlassende Gesetz darf nur auf künftige Legislaturperioden Einfluß haben resp. erst nach Ablauf der jetzigen Periode in Kraft treten. Der preußische Landtag und der Deutsche Reichstag haben es in der Hand, einen Schritt vorwärts zu machen und dem Vaterlande
II. Verwaltung und Unterhaltung der Provinzialchausseen. Einnahmen 41 177 4M 66 3
einen guten Dienst zu erweisen, und allem Anschein nach . elben auch dazu ents en. eide möchten wir nur an 9 16 hre erinnern: Was Du thust, das thue bald!“ ;
8 Die „Post“ schreibt:
Bei Besprechung des offiziellen Berichts über den St. Gallener Sozialistenkongreß haben wir als Haupttriebfeder der ener ischen Kundgebung gegen den Anarchismus, zu der man sich in St. . veranlaßt fand, die Besorgniß der Sozialdemokraten vor der Kon⸗ kurrenz, welche ihnen die Angrchisten machen, bezeichnet. Unfere Auf. fassung erfährt eine Bestätigung durch eine Korresponden aug Mitteldeutschland, die wir in den Münchener ‚Neuesten Nachrichten 4 es get; ö sich heltnißmß
Daß der Kongre verhältnißmäßig scharf gegen di anarchistischen Bestrebungen ausgesprochen, ist mit auf W ge belgischen Genossen zurückzuführen. Die Vorgänge in Gent, bei denen es zu blutigen ö zwischen Sozialisten und Anarchisten gekommen, mußten selbstverständlich die Haltung des Kongresfeg be einflussen; gerade in Belgzien haben die Angrchisten den Sozialisten das Terrain stark streitig gemacht. Der Generalrath der belgischen Arbeiterpartei hatte durch seinen General⸗Sekretär Hoffmann eine Glückwunsch⸗ Adresse dem Kongreß übermittelt.“
Im Uebrigen ist die Kundgebung bereits nicht ohne Widerspruch geblieben. Bel einer Versammlung, die am 8. d. M. in Zürich statt· fand und deren Tagesordnung die Besprechung des St. Gallener Kongresses bildete, trat ein Anhänger der anarchistischen Parte als Sprecher auf und meinte: Er finde den Uaterschied der beiden Par. teien gar nicht so groß.. Ferner renommirte man bei der Ver— sammlung mit der Befriedigung über die „Gaftfreiheit der Schwei welche dem Kongreß zu Theil geworden. Demgegenüber bemerkt ein Züricher Korrespondent der. Allgemeinen Zeitung“: Es ist darüber nicht der mindeste Zweifel — und alles Andere ist ordtnäres Geflunker — daß die Behörden in St. Gallen erst im Verlaufe des Kongresses von . Kenntniß erlangten und auch nicht durch die Veranstalter dez. selben, sondern in Folge eigener Nachforschung. Diese Art und Weise, die ef shem rn Freiheiten der Schweiz zu exploitiren, ist mehr als widerlich. Wohl aber ist anzunehmen, daß es das letzte Mal ge= wesen sein dürfte, wo diese Herren den Schweizer Boden zum Ge— heimbündeln benutzen, und hinterher behaupten, alles sei bei offener Thür geschehen.
— Der „Germ ania⸗ wird aus Süddeutschland über den Niedergang der katholischen Volkspartei in Baden ge— schrieben:
„Die Ergänzungswahlen für die zweite badische Kammer sind vorüber, und das Ergebniß derselben läßt sich vollständig übersehen. Gestehen wir es ohne, Rückhalt, es ist für die katholische Volkspartei des badischen Landes übergus traurig ausgefalken. Lassen wir alle Entschuldigungen, die zu Nichts führen! Da hilft kein Lamentiren und auch kein Entschuldigen — das Resultat liegt in seiner ganzen Nackt= heit und Unverblümtheit vor, die katholische Volkspartei hat ihr voll. ständiges Fiasko erlebt.
.= Es läßt sich nicht verkennen und leugnen, daß wir einer sehr verdrießlichen und unerquicklichen Thatsache gegenüberstehen. Mit großen Hoffnungen. und kühnen Erwartungen ging die badische katho— lische Volkspartei in das frijche fröhliche Leben, und man hatte einen politischen Aufschwung erzielt, der zu den schönsten Errungenschaften den Weg bahnen sollte, und nun? — Der Grundstock der Partei ist in Gefahr, und es ist in denselben bereits Bresche gelegt worden! Wo es keine Unterordnung giebt, wo ein Jeglicher thun und treiben darf, was er will, und wo keine Macht ist, die in Liebe ge— bietet und der in Ehrfurcht Alle gehorchen: kann auf solch schwanken. dem Grunde weiter gebaut werden? und welche Garantien für eine segens reiche Wirksamkeit bietet uns eine politische Partei, die an der verzehrenden Schwindsucht kränkelt? Die Mitglieder der katholischen Volkspartei haben ihre Aufgabe vollständig verkannt. . . .
Landtags⸗Angelegenheiten.
Der Sengts⸗Präsident des Ober-Landesgerichts Breslau, von Bismarck, Abgeordneter für den Wahlbezirk Flatow⸗Deutsch⸗Krone (8. Marienwerder) ist am 19. d. M. in Gotha gestorben.
Statistische Nachrichten.
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 2. Oktober bis inkl. 8. Oktober er. zur Anmeldung gekommen: A9 Eheschließungen, 998 Lebendgeborene, 35 Todtgeborene, 559 Sterbefälle.
— Uebersicht der Einnahmen der Landes-Haupt— kasse und der Institute der Provinz Westpreußen pro Etatsjahr 1. April 1885/85 nach den „Verhandlungen des 10. westpreußischen Provinzial Landtages“. A. Hauptfonds. a. Dauernde Einnahmen. I. Allgemeine Verwaltung. Kav. J. Vorhandene Bestände 503 967 41 52 3 (gegen das Soll 433 967 4K 32 3). Kap. 2. Jahresrente aus der Staatskasse 993 383 ½ (). Kap. 3. Beiträge zur Bestreitung der Verwaltungskosten 16 400 M (X. Kap. 4. Geschäftsgewinn aus den Nebenfonds 53 789 S5 62 3 ( 5210 M 38 5. Kap. 5. Zinsen 9131 M 83 3 (4 1131 83 4 Kap. 6. Kunst und Wissenschaft 560 M (). Summa Abschnitt I. 1577171 A 97 3 (4 429 888 S6 57 * ö.
ap. . Jahresrente aus der Staatskasse 793 859 S (4). Kap. 8. Eigene ( 243 Sn 24 J). Summa
Abschnitt II. 835 036 M 66 3 (— 243,24 M66). — III. Landarmen⸗
verwaltung. Kap. 9 westpreußischer Landarmenfonds 19 890 S 57 3
ö. 1247 M ) 5). Kap. 10. Landarmenbeiträge 774 881 4 41 3 4 37881 M 41 45). Summa Abschnitt III. 794771 . 98 3 (H ö35ö 9833 M 44 3). — IV. Zur Unterbringung verwahrloster Kinder zur Zwangserziehung. Kap. 11. 27717 9 68 3 . 44438 M 172 3). — V. Hebeammenwesen. Kap. 12. 13 629 — 6349 „S). — VI. Landwirthschaftliche Lehranstalten. Kap. 15. Jahresrente aus der Staatskasse 10 230 . (4). — VII. Kap. Ic. Insgemein 898 M 29 3 ( 1399 1 99 JJ). — b. Außerordent⸗ Einnahmen. Kap. 15. 57 529 S 92 M (4 837 M 25 3). — B. Nebenfonds. I. Provinzial⸗Chausseebau-Prämienfonds. Kap. 16. I6 154 6 (O9 3 (4 86510 Æ 43 3). — 11. Provinzial-Hülfskassen und Meliorationsfonds. Kap. 17. 2 481 521, 10106 (4 834 294, 92 A6). — III. Reservefonds des Provinzial⸗Hülfskassen⸗ und Meliorationsfondt. Kap. 18. 18103,38 0 C 6377, 95 S6). — IV. Pferde⸗Versicherungkz⸗ fonds. Kap. 198. 72 010,8 6 (— 5574,82 M6). — V. Pferde⸗ Versicherungs ⸗Reservefonds. Kap. 20. S0 477, 09 M ( 4271166 6. — VI. Rindvieh⸗Versicherungsfonds. Kap. 21. 27 300,839 85 113,61 S). — VII. Rindvieh⸗Versicherungs-⸗Reservefondẽsz. ap. 22. 37 53, 7 66 (4. 32 753,17 44). — VIII. Krankenpflegefonds für den Regierungsbezirk Danzig. Kap. 23. 1671,18 6 ( - 35, b ah = IX:, Provinzialständischer Stipendienfonds. Kap. 24. 818, ol 6st. (4 36794 ). — X. Westpreußischer Feuer. Sozietäͤtsfonds. Kap. 26. 69 za d 71 46 Ct. 168 T3. d dh). — XI. Westpreußlsche Provinzial. Wittwen⸗ und Waisenkasse. Kap. 6. 49 530, 30 ½ (4 24 O30, 30 M 6.-= Wiederholung der Einnahmen. A. Hauptfonds. a. Dauernde Ein⸗ nahmen 3 2659 454,93 M (4 454 382.07 6). — b. Außerordentliche Einnahmen 57 529, 92 S (4 837,25 * — Summa A3 316 984, 90 K (4 455 219,285 S6). — B. Nebenfonds. 3 814450, 13 . 1102 2465,83 SM). — Summa totalis (A und B) 7 131 455, 03 1567 466,09 A).
Kunft, Wissenschaft und Literatur.
Von „Kunst. und Gewerbe, Zeitschrift zur Förderung deutscher Kunstindustrie', herausgegeben dom Bayerischen Ge⸗ werbe⸗Museum zu Nürnberg (redigirt von Pr. J. Stockbauer; Nürn⸗
berg, Verlags ⸗Anstalt des B. Gew.⸗Mus., C. Schrag) liegt uns des 21. Jahrgangs 1887 19. Heft vor. In demselben schildert zunächst
rmann Billung die Vertretung des Kunstgewerbes auf der Kunst⸗ e ng zu ö. dann beschreibt Dr. a Schneider ein grientalisches Gebrauchsmesser des XIII. Jahrhunderts, welches in der St. Stephanskirche zu Mainz aufbewahrt und mit dem Tode des gpostels Bartholomäus in Verbindung gebracht wird (dazu Abbil⸗ ungen des Messers und der dazu gehörigen Scheide, sowie einer sil— bernen Statue des. Apostels Bartholomäus in der Pfarrkirche ju Wöhrd) Als dritter größerer Beitrag folgt darauf ein Bericht äber die Ausstellung von deutschen Kunstschmiedearbeiten in Karlsruhe. Daran reihen sich sodann Mittheilungen aus dem Baverischen Ge— werbe⸗Museum in Nürnberg, aus dem Jahresbericht der dortigen Königlichen Kunstgewerbeschule für 1886,87, aus dem der Fachschulen der Königlichen Kreis Baugewerkschule bezw. der Lehrwerkstätten des
fälhjischen Gewerbe Museums in Kaiserslauternmisowie aus den Jahres- berichten des Gewerbe⸗Museums in Bremen und der Kunst⸗ gewerheschule in Wien ꝛc.ů, ferner Mittheilungen aus dem Funsthandel, aus dem Buchhandel und kleine Nachrichten. Von den Kunstbeilagen des Hefts veranschaulicht die erste in vortreff—⸗ sicher Chromolithograpie eine schöne türkische Wandfliese (anatolische Arbeit) aus dem alten Serail in,. Konstantinopel, aufgenommen von Baumeister in München. Die beiden anderen Tafeln zeigen in Licht⸗ druck Abbildungen von Bronzebüsten des Hermes und der Aphrodite und zwei Bronzefiguren, Tag und Nacht darstellend (letztere modellirt von Prof. Schwabe in Nürnberg), welche sämmtlich in der Lehrwerk— stätte für Gießerei des Bayerischen Gewerbe⸗Museums hergestellt wor⸗ den sind. Auch der Text ist mit mannigfaltigen Abbildungen kunst⸗ gewerblich interessanter älterer und neuer Objekte, Entwürfe, Orna— mente ꝛc. ausgestattet.
— Ein neues literarisches Unternehmen, das wegen seiner Eigen—⸗ art das Interesse aller Gebildeten beanspruchen darf, hat soeben die Presse verlassen. Das im Verlage von Georg Reimer in Berlin soeben erschienene erste . des „Archivs für Geschichte der Philosophie“, in Gemeinschaft mit den Professoren H. Diels, KB. Dilthey, B. Erdmann und GEduard Zeller herausgegeben von Ludwig Stein, verdient schon, darum die weitestgehende Beachtung aller Gebildeten, weil hier zum ersten Male der Versuch unternommen wird, für ein bestimmtes Fachwerk menschlichen Wissens ein im hbesten Sinne internationales Organ zu schaffen. Deutsche, Franzosen, Engländer und Italiener haben sich hier zusammengethan, um je in ihrer Sprache ihre Ge⸗ danken zu entwickeln. Gleich im ersten Heft befinden sich Aufsätze, wie der von Taunery, des gediegensten französischen Kenners der antiken Philosophie: „Sur le secret dans Pécole de Pythagore“, sowie englische Litteraturberichte der Professoren Ingram Bywater (Cambridge) und Gould Schurman (New ⸗ Vork). Am zahl⸗ reichsten sind freilich deutsche Gelehrte vertreten. Obenan der Alt⸗— meister der philosophischen Geschichtsschreibung Professor Eduard Zeller mit seinem Aufsatz „Die Geschichte der Philosophie, ihre Wege und ihre Ziele! Es folgen sodann Abhandlungen der Professoren Diels⸗Berlin, Erdmann⸗Breslau, Pappenheim⸗Berlin, Ziegler⸗Straß⸗ burg u. A. Besonderes Interesse gewinnt dieses Heft durch die be— gonnene Veröffentlichung der kürzlich in Halle aufgefundenen (mehr als 100) Leibniz⸗Briefe, die der Herausgeber, Dozent Dr. Ludwig Stein, im Auszuge mittheilt. Weitere Auszüge aus diesen für die Entwickelung, des größten deutschen Philo sophen vor Kant eminent wichtigen Briefen werden in den nächsten Heften folgen. Der Literaturbericht des „Archivs“, das viertel jähr- lich in einem Umfange von durchschnittlich 10 Bogen erscheint und dessen Jahres-Abonnement 12 6 beträgt, enthält neben den schon erwähnten englischen Berichten die deutschen Berichte der Professoren Diels, Dilthey und Erdmann. Das nächste Heft wird u. A. einen Literaturbericht aus der Feder Eduard Zeller's enthalten. Die Namen der Herausgeber und Mitarbeiter bilden schon für sich, ein Programm. Die Reichhaltigkeit des „Archivs“ sichert ihm Leser in den weitesten Kreisen der Gebildeten.
— Von der Familien- Bibliothek für's deutsche Volk“ Barmen, Verlag von Hugo Klein) liegen uns vor: Nr. 62. „Die Gräfin“, von Emil Frommel, 5. Auflage (60 43). Die Zahlen der Auflagen und der Name des Verfassers entheben uns jeder Empfehlung. Nr. 94, 95. „Hundert Geschichten für's Volk“, von R. Schütze (1 1), einfache und lehrreiche christliche Erjählungen. Nr. 96. Von Stufe zu Stufe“, um Haus und Hof, von Richard Weilburg (G66 ), die ergreifende Geschichte eines gebesserten Trunkenbolds. Nr. 97, 93. „Alte Geschichten aus dem Sachsenlande“, 1I. Reihe, von Franz Blanch— meister (1 n), 6 recht unterhaltende, in Kursachsen im 16 —18. Jahrhundert spielende Erzählungen, zum Theil auf historischem, sämmt⸗ lich aber auf christlichem Grunde ruhende Erzählungen. =
durch den
Schwerin 11. Oktober. Heute Morgen wurde
ber- Kirchen- Rath Barel, als Protoscholarchen, Pr. Franz Münnich, bisheriger Direktor des Königlichen Ulrichs⸗-Gymnasiums in Norden, als Direktor des Gymnasium Fridericianum hierselbst eingeführt. Einige Tage früher erfolgte durch den Ministerial⸗Direktor Schmidt hierselbst die Einführung des aus Frankfurt hierher be—⸗ rufenen jetzigen Archiv⸗Raths Dr. Grotefend als Chef des Groß— herzoglichen Geheimen und Haupt⸗A rchivs.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
München, 9. Oltober Daß Königlich baverische Statistische Bureau veröffentlicht eine größere Arbeit über die landwirthschaftliche Bodenbenützung in Bayern nach der Erhebung des Fahres 1883 und über die landwirth— schaftlichen Betriebe in Bavern nach der Berufs— jzählung vom b. Juni 1887 — eine Arbeit, die ein bisher noch nicht gebotenes detalllirtes Bild von der Landwirthschaft und der landwirthschaftlichen Bevölkerung in Bayern giebt, wenn sich auch seit den Jahren 1883 und 1882 die Verhältnisse einiger⸗ maßen verändert haben mögen. Die M. „Allg. Ztg.“ entnimmt. derselben, folgende Daten: Die landwirthschaft⸗ liche Fläche des Königreichs nach Abzug der Weinbergflächen be— äiffert sich auf 4764 645 ha. Hiervon entfallen auf. Acker⸗ und Gartenländereien 3 051 347 ha oder 64 o, auf Wiesen 1275 537 ha oder 23 9υ,, auf Weiden und Hutungen, Sed⸗ und Unland 437 761 ha oder 9 o/o⸗. — An Ackerland hat die größte Fläche Oberbayern mit oa 24 ha, die kleinste Fläche die Pfalz mit 266 213 ha, woselbst jedoch das Ackerland im Verhältniß zur Wiesen. und Weidenfläche unter den Regierungsbezirken mit 80,20 o/ der landwirthschaftlichen
lähche (ohne Weinberge) überwiegt. Die größte Wiesenfläche hat berbayern mit 370 626 ha, die kleinste Wiesenfläche die Pfalz mit 54 526 ha. übrigen landwirthschaft ⸗ lichen Fläche des Regierungsbezirks ist, die Wiesenfläche am . in Schwaben mit etwa 36 6ͤ. Mit Weiden und utungen steht Oberbayern mit 132 901 ba an erster, die Pfalz mit 688 ha an letzter Stelle. — Die Gesammtfläche der Forsten und Holzungen beträgt im Königreich Bayern 2 504732 ha. — in Ober⸗ bayern allein Höß zi ha — wovon der weitaus größte Theil mit UI66 959 ba anf Fichten⸗ und Tannenwälder trifft. Ungefähr der dritte Theil aller Forsten befindet sich im Staatsbesitz Im Einzelnen ist die gesammte Forstfläche ausgeschieden in Privat⸗ sorste 1256 359 ha, Staatsforste Sag 107 ha, Gemeindeforste VW b ha, Genoffenforste 48 0035 ha, Stiftungsforste 39 568 ha, Staatgantheilforste 10154 ha. — Der gesammte Getreide au in Bayern nimmt eine, Fläche don 1 823 927 ha ein. Hiervon trifft der größte Antheil mit 29, auf Roggen und mit 245 auf Hafer; Gerste mit 1900 und Weizen mit 170jo nehmen die, dritte und vierte Stelle ein. — In den meisten Regierungs⸗— Birken, d. i. mit. Ausnahme von. Oberbgyern, Unterfranken und hwaben, nimmt der Roggenbau die erste Stelle ein; in Oberbayern eht der Anbau von Hafer, in Unterfranken der Gerstenanbau und in chwaben der Weizen. und Spelzanbau an erster Stelle. — Die vorliegende Statistik giebt auch interessante Vergleiche der
Im Verhältniß zur
ringen Erfolg aufzuweisen.
Ergebnisse der Erhebungen in den Jahren 1863, 18378 und 1883. Nach denselben hat im Allgemeinen der Anbau von Handelsgewächsen abgenommen, jener von Getreide⸗ und Hülsenfrüchten, Hackfrüchten und Gemüsen, sowie von Futterpflanzen erheblich zugenommen. — Auch der Gartenbau zeigt gegen das Jahr 1878 eine Mehrung von 35 230 ha, Ackerweide und Brache jedoch ein erhebliches Minus von 46 409, beziehungsweise 70 913 ha gegen 1878. — Bei Betrachtung der Zahlen für die einzelnen Regierungsbezirke zeigt sich bei Getreide⸗ und Hülsenfrüchten eine Zunahme des An⸗ baues in den Regierungsbezirken Nieder⸗Bayern, Sber⸗Pfalz, Unter⸗ Franken und Schwaben. Für Ober ⸗Bayern, Pfalz, Ober- Franken und Mittel⸗Franken stellt sich eine allerdings nicht bedeutende Abnahme heraus. — Der Anbau von Hackfrüchten und Gemüsen hat in allen Regierungsbezirken zugenommen, bei den Handelsgewächsen ist eine sehr geringe Zunahme und eine nicht erhebliche Abnahme zu konstatiren. Die Zunahme des Anbaues von Hackfrüchten und Gemüsen ist hauptsächlich auf, die Mehrung des Kartoffel⸗ und Rübenbaues zurückzuführen. — Eine Minderung bei Handelsgewächsen hat durch Zunahme von Hopfen anbau sich wieder ausgeglichen — wobei allerdings zu beachten ist, daß der Hopfenanbau in den letzten Jahren in Folge der . ordentlich niedrigen Hopfenpreise jedenfalls eine Einschränkung erfahren hat, so daß die Regel der Minderung des Handelsgewächsbaues bestehen bleibt — bei Flachsbau, besonders in Niederbayern und Oberpfalz zeigte sich eine beträchtliche Abnahme. Alle Regierungs⸗ bezirke, mit Ausnahme der Pfalz, Oberfrankens und Unterfrankens, zeigen eine bedeutende Zunahme des Anbaues von Futterpflanzen. — Vergleicht man die Ergebnisse der Anbau⸗Erhebung des Jahres 1883 mit jenen des Jahres 1863, so treten im Großen und Ganzen so ziemlich dieselben oder doch ähnliche Erscheinungen wie bei Vergleichung der Ergebnisse der Erhebung des Jahres 1878 zu Tage.
Gewerbe und Handel.
(Berl. Pol. N.) Die häufig in Deutschland hervortretenden Be⸗ strebungen, die Erzeugnisse mancher Industrien in Musterlagern dem Auslande zur Ansicht vorzulegen, haben bisher nur re ge Vielleicht werden diese Bestrebungen mehr angeregt und verstärkt werden, wenn man sieht, wie man in anderen Ländern bemüht ist, dem Export der inländischen Produkte in der er— wähnten Weise zu Hülfe zu kommen.
So fand nach einem Bericht des ‚Pest. Lloyd“ am 9. Oktober d. J. im ungarischen Handels⸗Ministerium eine Konferenz in Ange⸗ legenheit der Errichtung von Agenturen des Budapester Handels- Museums in Belgrad, eventuell auch in anderen Städten Serbiens, statt. Nach dem der Konferenz vorliegenden formulirten Antrag sollen im Verkaufslokal der Agenturen Muster aller jener Artikel zur Ansicht resp. zur Bestellung am Lager gehalten werden, welche zu diesem Zweck von den betheiligten Mitgliedern des Handels Museums überlassen werden. Das Handels⸗Museum miethet in Belgrad ein Geschäftslokal und stellt das nöthige Personal zum Verkauf und Absatz der unggrischen Erzeugnisse an. Miethe und Salaire werden durch das Handels⸗Museum bestritten. Für die durch die Agenturen vermittelten Geschäfte ist eine zwischen dem Museum und den einzelnen Theilnehmern zu vereinbarende Provi⸗ sion zu entrichten. Die Agentur übernimmt Einsendungen nur von Mitgliedern des Handels⸗Museums zum Betriebe. Jeder Ein—= sender bestimmt den Verkaufspreis seiner Waaren in definitiver Weise. Abweichungen von diesen Preisen oder Verkauf auf Kredit darf nur nach Einholung der Zustimmung des Verkäufers und unter den mit ihm vereinbarten Modalitäten erfolgen. Alle Konti werden viertel jährlich geschlossen und mit den Einsendern verrechnet. Die Bücher der Agenturen werden durch die Direktion des Handels. Museums kontrolirt. Alle diese Bestimmungen wurden von der Konferenz gut⸗— geheißen. Der durch die einzelnen Theilnehmer der Agenturen zu den Kosten derselben zu entrichtende Beitrag sowie der Umfang der Seitens des österreichischungarischen Konsulgtz bei dieser Institution zu ent⸗ faltenden Thätigkeit werden später festgestellt werden. Die Aktivirung der Belgrader Agentur soll möglichst bald erfolgen. ;
Ein Beispiel, wie wichtig es ist, die Waaren direkt dem Käufer vorzulegen, giebt der österreichische Export von Schuhwerk nach Rumänien. Der Import Rumäniens an diesem Artikel ist von 8 439 840 Fr. im Jahre 1880 auf 15 933 1852 Fr. im Jahre 1883 gestiegen. Der Import im Jahre 1885 betrug nur noch 12740 704 Fr. Zu diesem bedeutenden Import lieferte Oesterreich im Jahre 1880 7904 040 Fr. In demselben Jahre begannen die österreichischen Fabrikanten in Bulgarien Detailgeschäfte zu er⸗ richten, um ihre Waare dem Publikum mehr bekannt zu machen,. Es hob sich darauf der österreichische Import im Jahre 1881 auf rund 11 000 000 Fr. und im Jahre 1883 auf 14831 488 Fr., er be⸗ trug 1385 immerhin noch 12023 328 Fr. .
Deutschland, welches speziell in der Schuhwgaren-Industrie Be⸗ deutendes leistet, exportirte nach Rumänien im Jahre 1880 nur für 211170 Fre, im Jahre 1883 für 4449060 Fr. und im Jahre 1885 nur für 323 264 Fr.
Unsere Industriellen könnten aus diesem Beispiel manche gute Lehre ziehen.
— Der Aufsichtsrath der Berliner Weißbier ⸗Brauerei⸗ Aktiengesellschaft vormals Carl Landrs hat beschlossen, die Generalversammlung auf den 21. November er. einjuberufen und derselben, bei gleich hohen Abschreibungen wie für 1885/86 eine Dividende von 103 0 — gegen 10 υί im Vorjahre — vorzuschlagen.
— In der gestrigen Generalversammlung der Staßfurter chemischen Fabrik wurde der Geschäftsbericht, die Bilanz, Gewinn⸗ und Verlust⸗Conto vorgelegt, die Dividende auf 8 Oo fest⸗ gesetzt und die Decharge ertheilt. .
— Die „Elberf. Stg.“ schreibt: Eine erfreuliche Nachricht, die als günstiges Symptom für die allgemeine Lage der Bergwerks- und Eisenindustrie gelten darf, kommt aus Hörde: der dortige Berg⸗ werks und Hüttenverein hat mit Rücksicht auf die anhaltend günstige Entwickelung des Unternehmens sämmtlichen Arbeitern eine Lohnerhöhung um Ho bewilligt; zugleich sind 100 Arbeitskräfte neu angenommen worden.
— In der Generalversammlung der Rheinischen Stahl⸗ werke vom 12. d. M. wurde der Geschäftsbericht, gegen welchen sich nichts zu erinnern fand, erledigt und die Decharge ertheilt sowie die Bilanz genehmigt, welche einen Reingewinn von 512 453 6 ergiebt, wovon 510 500 ½ zu einer Dividende von 11 G und restliche 1953 * zum Vortrag auf neue Rechnung verwendet werden. Hierauf wurden die ausscheidenden Aufsichtsrathsmitglieder wiedergewählt und an Stelle des verstorbenen Hrn. Barthold Suermondt dessen Sohn Robert Suermondt ⸗Aachen neugewählt.
— Die ‚New⸗Jgorker Hdls.“ Ztg.“ schreibt unter dem 30. September: Das Geschäft am Waaren⸗ und Produkten⸗ markt hat einen durchaus befriedigenden Verlauf genommen. Von Brotstoffen verkehrten sowohl Weizen als auch Mais, in Loko⸗Waare und in Terminen, in festerer Haltung, zu anziehenden Notirungen; in dem Export dieser beiden Cerealien entwickelte sich reguläres Geschäft. Hafer stellte sich ebenfalls im Werthe etwas höher. Am Frachtenmarkt hat sich keine besondere Regsam⸗ keit kundgegeben. In Baumwolle fanden disponible Waare, ganz besonders aber Termine, gute Beachtung; Notirungen waren im großen Ganzen stetig. e, , . waren in Lokowaare eher vernach⸗ lässigt; Termine konnten einen kleinen Rückgang wieder einholen; in milden Sorten fand aus zweiter Hand wohlvertheiltes Geschäft statt. Ueber Roh- und raffinirte Zucker ist nichts Neues zu berichten; Preise haben sich ziemlich behauptet. Die an den japanischen und chinesischen Märkten hervorgetretene bessere Stimmung für Thee hat nunmehr auch hier angefangen sich 2 zu, machen Provisionen k. besonders für Schmalz, in wesentlich gebesserter Haltung zu anziehenden Notirungen; Schweinefleisch in Fässern hatte zwar eher willigere Notirungen, war aber Seitens Exporteurs gut beachtet. Der Metallmarkt lag sehr ruhig; erwähnenswerth wäre immerhin
die Festigkeit von Zinn. Bei mäßigem Begehr war Terpentinöl im Werthe en, Harz ebenso. Für letzteren Artikel war schließlich mehr
Frage zu konstatiren. Raff. Petroleum in Fässern und Kisten
preishaltend. In Pipe line Certificates herrschte stillere Tendenz;
Schlußpreis 685. Der Verkehr in einheimischen und fremden
Manufakturwaaren war nicht unbedeutend. Der Import
fremder Webstoffe beträgt für die heute beendete Woche
öĩ— 404 o Doll. gegen 2179 420 Doll. in der Parallelwoche des orjahres.
— Die Nr. 395 der Mittheilungen der Großherzoglich hessischen Centralstelle für die Landesstatistik“ hat fol⸗ genden Inhalt: Gesundheitszustand und Todesfälle im Großherzog thum Hessen im II. Quartal 1887. — Ortsanwesende Bevölkerung des Gee rn. Hessen am 1 Dezbr. 1385 nach Geschlecht, 5. jährigen Geburtsjahresklassen und Familienstand. — Anzahl der Hunde und Ertrag der Hundesteuer 1886/87. — Meteorologische Beobachtungen zu Darmstadt August 1887. — Meteorologische Beobachtungen zu Schwein sberg August 1887. — Meteorologische Beobachtungen zu Kassel August 1887. — Verg. meteorologische Beobachtungen Juni 1887. — Preise der gewöhnlichen Verbrauchs gegenstände Juli 1887. Sterblichkeits verhältnisse August 1887. — Anzeige.
Bradford, 13. Oktober. (W. T. B. Wolle ruhig, un⸗ verändert, Garne schwächer, in Stoffen mehr Geschäft.
Moskau, 7. Oktober. Die Brauerei Moskowskaja Bavaria“ ist vom hiesigen Kommerzgericht für insolvent erklärt worden. Die Aktiva betragen 158772 Rbl., die Passiva 1420785 Rbl., die Unterbilanz beläuft sich mithin auf 1262 913 Rbl.
Verkehrs ⸗Anstalten.
London. 13. Oktober. (W. T. B.) Der Uniondampfer „Tartar“ ist auf seiner Ausreise gestern in Capetown an⸗ gekommen.
Sanitätswesen und Quarantänewesen.
Egypten. Der internationale Gesundheitsrath zu Alexandria hat am 25. September 1887 beschlofsen, gegen Ankünfte aus Madras das zur Verhütung der Cholera⸗-Einschleppung bestimmte Reglement bis auf Weiteres in Kraft zu setzen.
Berlin, 14. Oktober 1887.
Morgen, Sonnabend, den 15., findet Königliche Parforce⸗-Jagd statt. Rendez-wous: 123 Uhr in Potsdam auf dem Bahnhof.
Nachtrag zu den „Mittheilungen über den Ausfall der dies⸗ jährigen Ernte in der preußischen Monarchie“. (S. Nr. 236 Reichs⸗Anz.)
Provinz Ostpreußen.
Reg⸗Bez. Königsberg: Weizen und y geben bei einem reichlichen Strohertrag meist einen befriedigenden Körnerertrag; ebenso kann auch die Ernte bei Gerste und Hafer sowohl in Bezug auf den Körner⸗ als auch den Stroh⸗ ertrag als eine a de , ., bezeichnet werden. Erbsen und Bohnen dürften dagegen in der Menge unter einer Mittel⸗ ernte zurückbleiben. Die Erträge an Heu und Klee sind in den tiefer liegenden Landstrichen befriedigend, während sie auf höher liegenden Stellen einer Mittelernte nicht gleich kommen. Die Hic n en lassen ebenfalls befürchten, daß ihr Ertrag eine Mittelernte nicht erreichen wird. Die Bestellung der Wintersaaten ist größtentheils beendigt.
Provinz Brandenburg.
Reg.-Bez. Frankfurt: Das Ergebniß der Getreide⸗ ernte ist, was die Quantität und Qualität des Strohs betrifft, als ein außergewöhnlich gutes zu bezeichnen. Namentlich hat der Mittelboden und der in guter Kultur stehende Sandboden Stroherträge geliefert, wie sie seit vielen Jahren nicht vor⸗ gekommen sind. Ungünstiger dagegen hat sich das Erdrusch⸗ ergebniß gestaltet: der Körnergewinn entspricht so wenig der eingebrachten Quantität Getreide, daß derselbe vielfach hinter den Erträgen des Vorjahres zurückbleibt. Am günstigsten ist überall die Haferernte ausgefallen; in einigen Kreisen wird auch die Roggenernte als außergewöhnlich gute bezeichnet. Das Gesammtergebniß der Halmfrüchte ist dahin zusammen⸗ zufassen, daß die Ernte als eine gute Mittelernte bezeichnet werden kann. Der zweite Heuschnitt hat namentlich in quali⸗ tativer Beziehung einen sehr guten Ertrag geliefert. Ueber das Ergebniß der Kartoffelernte kann z. 3. ein abschließendes Urtheil noch nicht abgegeben werden, doch läßt sich schon so viel übersehen, daß die Ernte nur eine mittelmäßige werden wird. Die Zuckerrübenerte kann in quantitativer Beziehun kaum als mittelmäßig bezeichnet werden, über den Zuckergehalt läßt sich ein allgemeines Urtheil noch nicht fällen.
Provinz Pommern.
Reg. Bez. Stettin: Die , Ernte ist im All⸗ gemeinen gut ausgefallen. Im Winterkorn ist ein großer Strohertrag, während der Körnerertrag namentlich im Roggen um etwa 25 bis 30 Proz. hinter einer ö. Ernte zurück⸗ blieb. Hafer und Gerste bleiben fast allgemein im Ertrage unter einer Durchschnittsernte. Hülsenfrüchte lieferten einen recht guten Stroh- und muthmaßlich auch Körnerertrag. Die Kartoffeln sind gegen das quantitave Resultat der vorjährigen Ernte zurückgeblieben. Klee und Wiesenheu hat nur einen dürftigen Ertrag gewährt. Die Ernte an Zuckerrüben wird quantitativ nur mäßig ausfallen, über die Gualitãt läßt sich
noch nicht urtheilen. Provinz Posen.
Reg⸗Bez. Bromberg: Beim Roggen und Weizen beträgt der Strohertrag ein Viertel bis ein Drittel mehr als eine Hin lern der Körnerertrag dürfte beim Roggen einer Durchschnittsernte nahe kommen, während er beim Weizen darüber hinausgeht. Hafer und Gerste geben in Quantität und Qualität gute Erträge, ebenso sind die Erbsen gut gerathen. Bei den Kartoffeln stellen sich die Erträge je nach der Sorte und der Bodenbeschaffenheit sehr ungleichmäßig heraus. Bei den Zuckerrüben wird sich voraussichtlich ein bedeutender Ausfall in der Quantität er⸗ geben, wogegen der Zuckergehalt sich sehr hoch erweist. Bei Klee und Luzerne hat der zweite bezw. dritte Schnitt fast ganz versagt, der Grummetertrag befriedigte nur da, wo die Lage feucht und die Wiesen gut gepflegt und gedüngt waren. Der Ertrag des Hopfens wird auf etwa ein Drittel einer Durchschnittsernte veranschlagt; die Qualität ist eine recht be⸗
friedigende. Provinz Schlesien.
1) Reg⸗Bez. Breslau: Eine volle Mittelernte an Körnern wie an Stroh ist nur bei dem Weizen zu verzeichnen; an 93 allein lediglich bei Roggen und Gerste. Die Roggen⸗ und Gerste⸗Körnerernte dagegen, . die Erbsen⸗ und Raps⸗ ernte lassen die Erträge einer Mittelernte bei weitem nicht