Aichtamtliches. Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 15. Oktober.
Ihren Hoheiten dem Prinzen Hermann und Konversgtionshause veranstalteten Wagner⸗Concert bei.
ürsten von
Gestern hörten Se. Majestät Vormittags die regelmäßigen Vorträge und unternahmen Nachmittags eine längere Spazier—
fahrt.
Zum Diner waren der Prinz Gustav von Sachsen— Weimar, der Gesandte von Eisendecher, die Gräfin von
Fürstenberg und Frau von Guaita geladen.
— Werden zu dem Erwerb einer Hypothek vom Er— werber courshabende Geldpapiere verwendet, mit der Vereinbarung zwischen dem Erwerber und dem Hypothek— schuldner, daß dieser das Kapital in denselben Papieren zu— rückzahle, so ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. . vom 19. September d. J., im Geltungsbereich des Preuß. Allg. L. R. dieses Abkommen rechtsgültig. Das— selbe wird auch dadurch nicht alterirt, daß bei der ifo der Hypothek, behufs Befriedigung des Cedenten, der Werth der zum Erwerb verwendeten Geldpapiere in Geld nach dem zeitigen Courswerth derselben berechnet worden ist.
— Durch Allerhöchste Ordre vom 3. d. M. ist der Königlich württembergischen Regierung zum Zweck der Ausführung der von derselben nach dem Staatsvertrage vom 15. Juni d. J. zu bauenden Eisenbahn von Tutt⸗ lingen nach Sigmaringen (Inzig kofen) bezüglich der auf preußisches Staatsgebiet entfallenden Bahntheile das Recht zur Entziehung und dauernden Beschrän kung des Grundeigenthums nach Maßgabe der ö,, . BVestimmungen verliehen worden; ebenso durch Allerhöchste Ordre vom 5. d. M. den Gemeinden Obernhausen, Reu l bach und Wüstensachsen im Kreise Gersfeld zum Zweck der Herstellung einer Landwegeverbindung . der Kreisstadt Gersfeld und dem Orte Wüstenfachsen das Ent— eignungsrecht zur Erwerbung der je innerhalb ihrer Ge— markungen zu dem Wegebau erforderlichen Grundstücke.
— Der Preis des im Verlage von Bruer u. Co. (Berlin S8W., Anhaltische Straße 11) erschienenen XI. Jahrgangs 95 der „Amtlichen Mittheilungen aus den
ahresherichten der mit Beaufsichtigung der Fa— briken betrauten Beamten, zusammengestellt im Reichs—
amt des Innern,“ stellt sich gebunden auf 5 , geheftet auf 420 M.
— In der Aula der Universität erfolgte heute Mittag in feierlichem Aktus die Uebergabe des Rektorats an den nen gewählten Rektor, Prof. Simon Schwendener.
— Der bisherige, Spezial-⸗Kommissar in Berleburg, Regierungs⸗Rath Freytag, ist der General⸗Kommission in Bromberg als außeretatsmäßiges Mitglied überwiesen worden.
— Der Dampfer „Hohenstaufen“ ist mit der abge⸗ lösten Besatzung S. M. Kreuzer „Abler“ und „Möwe“ am E3. Oktober er., in Bremerhaven eingetroffen.
Bayern. München, 14. Oktober. (W. T. B.) Die Kammer der Abgeordneten wählte heute das bisherige Präsidium definitiv wieder und überwies den Entwurf, betreffend das Pfändungsgesetz, einem Ausschuß von 1 Mitgliedern. Auf die Anfrage des Abg. von Schauß wegen des Schiffszusammenstoßes bei Lindau erklärte der Staats-Minister Frhr. von Krailsheim, daß eine gemischte Untersuchungs⸗ kommission aus Vertretern der unbetheiligten Ver— waltungen unter dem Vorsitz der Württemberger Verwaltung niedergesetzt worden sei. Die nöthigen Taucherarbeiten seien noch nicht beendet. Die Kommisston werde ihr endgültiges Urtheil später abgeben; soviel glaube er aber sagen zu? dür en, 1 nach dem Eindruck, den die Kommission von der An⸗
legenheit gewonnen, das bayerische Personal ohne Ver— ehen und . Verhalten nach der Katastrophe ein voll⸗ ständig angemessenes gewesen sei.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 14. Oktober. (W. T. B.)
In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhaufes legte der Finanz⸗Minister von Dunajews ki sein Finanz⸗ exposé für das Jahr 1888 vor. Die Hauptzi ern, mit welchen das gegenwärtige Budget abschließt, sind danach die folgenden: Das Gesammterforderniß für das Jahr 1838 wird auf 535 715 753 Fl., die Bedeckung Tauf 514 471 836 Fl. veranschlagt, wonach sich ein Abgang im Betrage von 21 243 917 Fl. ergiebt. In dem Finanzgesetz für das Jahr 1887 war das Gesammterforderniß mit 557 231 862 Fl., die Gesammtbedeckung mit 509 546 594 Fl, der Abgang dem; nach mit 27 675 208 Fl. beziffert. In dieser Aufstellung ist der für außerordentliche militärische Maßnahmen be—⸗ willigte Kredit nicht einbegriffen. Auf das Präliminare für 1388 haben, wie der Minister hervorhob, in dreifacher Beziehung nachtheilige Momente eingewirkt. „Zunächst hat das Zinsenerforderniß der Staatsschuld durch den ganz außer⸗ 6 Umfang der im laufenden Jahre namentlich zur edeckung der militärischen Auslagen nothwendig gewordenen Kreditoperationen einen sehr bedeutenden Zuwachs erfahren. welcher den Betrag von 3 Millionen Gulden über steigt. Ferner erscheint das Jahr 1888 gegenüber dem Vor— jahre dadurch stärker belastet, daß die Zahlungen für Ver— finn und Amortisation einiger Kategorien von Eisen— ahntitres, und zwar bezüglich der Kaiser⸗Franz⸗Josephs Bahn, der Kaiserin⸗Elisabeth⸗ und der Vorarlberger Bahn, welche int Jahre 1887 in Folge der Uebernahme dieser Zahlungen auf den Etat der e ,, und der damit im ,, . stehenden Aenderung der Präliminirunges⸗Methode nicht mit bein vollen n,. präliminirt waren, nunmehr mit dem vollen Betrage eingestellt sind. Die Summe, um welche das Präliminare für 18838 gegenüber dem Vorjahre durch die erwähnten Aenderungen in der Präliminirungs⸗Methode als un⸗ günstiger erscheint, beläuft sich auf 2560 009 Fl. Außer
; Se. Majestät der Kaiser und König wohnten, wie W. T. B.“ aus Baden⸗ Baden meldet, am Donnerstag Abend mit Ihren Königlichen
oheiten den Großherzoglich badischen Herrschaften, sowie Hohenzollern und den ustav von Sachsen⸗Weimar dem im
erwähnt, mit dem über der für 1887 bewilligten von 509 546 594 ! um 4 925 242 ein Ergebniß, welches in der Hauptsa ordentlichen Einnahmen der
des Staats um die denn doch nicht
auch langsame so do in den wirthschaftlichen Ver Doch genügt das hier
der a rund der Steuern und Abgaben Anforderungen, welche auf
bestehenden nicht,
serer Wehrkraft gebieterisch an
run vereinbarten Zuckere, Branntwein⸗ und dem Hause zur verfassungsmäßig legen. Dann erst, i Gesetzentwürfe dem Staat reichli
sprach schließlich die Hoffnung aus, ordentliche Verhältnisse einträten, größte Theil des Defizits beständen gedeckt werden menschliche Voraussicht reicht,
in Aussicht stehen dürfte. — D Rechten sehr
Erlasses fanden nicht Nach einer allseitig mit Beifa des Handels⸗Ministers wurde
Unter den heute im Ab eordnetenhause
evision der Verfasfung, in zwe angenommen.
6 Eine aus den Parlamentsm
den Auspizien der Primrose-Liga zu Dublin eine große unionisti stattfinden soll.
täglich stattfindenden Prozes f ionen
einer schwarzen Fahne umhermarschire Sprecher vorgestern, welcher frei heraus
sind gewerbsmäßige Bummler.
Die der öffentlichen Sympathie und werthen Arbeiterklassen sind ganz ander
Emin Pascha's zu organisiren. — 14. Oktober. (W. T. B.) Ein
mittag nach dem Mansion-House
empfangen. worden waren, bewegte sich der Zug,
wieder au
Frankreich. Paris, 13. Oktober. der mit der Prüfung der Affaire Caffarel sich einstimmig dahin ausgesprochen habe: befinde sich in dem Fall, wegen wird das entsprechende Dekret dem Republik sofort nach seiner Ankunft werden. Diese Maßregel ist übrigens Verfolgung.
wird gemeldet: Der aus den Genera Deffis und de Launay unter dem
sammengetreten. ergiebt sich, daß Caffarel Wechsel
wegen Betruges zu.
dieser Mehreinstellung und der früher erwähnten Erhöhung
den Militärvorschriften Vergehen zu lassen, welche das Charakteristische
des Erfordernisses der Staatsschuld um 3 Millionen ist endlich das vorliegende Budget durch bie Erhöhung des Anspruchs für die neuen Gewehre in unn Th iche e
sammten Staatseinnahmen sind, wie bereits Eingangs etrage von 514 471 836 Fl. gegen⸗
Finanzverwaltung und des Handels⸗Ministeriums beruht. Die Steigerung der Einnahme
von ungefähr 6 009 000 Fl. lassen immerhin auf eine wenn beachtenswerthe Besserung
u Tage
volkswirthschaftlichem und kulturellem Gebiet, sowie im Interesse ie Staatsverwaltung treten, zu befriedigen. In der Tendenz, die Staatseinnahmen den angedeuteten Zwecken in erhöhtem Maße dienstbar zu machen, ohne die Steuerkraft zu unterbinden, wird die Regie⸗ rung in der nächsten Zeit die mit der ungarischen Regie⸗ Gesetzent würfe,
wenn in . der Annahme dieser ere Einnahmen als bisher
J Gebote stehen, wird es möglich sein, durch eine Reform
er direkten Besteuerung, worüber schon f
Vorarbeiten in vollem Zuge sind, auf eine Erleichterung der
die minderbemittelten Bevölkerungsklassen allzu sehr belastenden
Steuerkategorien Bedacht zu nehmen. —
könne, im Jahre 1888 eine nennengwerthe Inanspruchnahme des Staatskredits keinesfalls as Exposés wurde von der beifällig aufgenommen. pellgtionen wegen Auflassüng einzelner Gymnasien, sowie ein Antrag Gregr's auf Aufhebung des die genügende
aufgenommenen Rede
über die Postspgrkassen-⸗Novelle beendet und mit großer Mehrheit beschlossen, in die Spezialdebatte einzutreten. —
pellationen befindet sich auch eine solche von den Abgeord— neten Heilsberg und Genossen wegen der vorgekommenen Mißhräuche bei der Naturalverpflegung des Heeres. — Die nächste Sitzung findet am 18. Oktober Ftatt.
Niederlande. Haag, 14. Oktober. Zweite Kammer hat heute die . betreffend die R efun
Groszbritannien und Irland. London, 14. Oktober.
artlett, Marquis von Carmarthen und Ellison Macartney bestehende Deputation von Unionisten wird sich dem⸗ nächst nach Irland begeben, wo am 11. November unter
Die „Pall Mall Gazette“ bemerkt über die jetzt weit wir beurtheilen können, verdienen die meisten der hinter
ihrer selbst willen keine besondere Beachtung. Vergleichs weise wenige dieser demonstrativen Umzügler sind so ehrlich wie ihr
am folgenden Tage Arbeit finde, nicht wieder hinter der schwarzen Dahn einherlaufen würde. Die Meisten von ihnen
gewer Setzt sie am Morgen in einen Palast und ihr werdet sie am Abend in einer Kneipe finden.
In Londoner geographischen Kreisen wird jetzt angesichts der bedeutenden Schwierigkeiten, auf welche .
Expedition stößt, vielfach der Plan ventilirt, von der Ostküste aus eine zweite Expedition zum Entsatz
beschäftigungsloser Arbeiter begab sich heute Nach⸗
Lord⸗-Mahors, welcher sich indessen weigerte, dieselben zu Nachdem verschiedene Drohreden
rothe und schwarze Fahnen getragen wurden, nach dem Ost— viertel, gab jedoch wegen eingetretenen Regenwetters diese Richtung
n und zog in die Fleet-Street, wo er vor dem Redaktionsbureau des „Standard“ Halt machte und mit Pfeifen und Schreien Lärm verübte, bis die Polizei einschritt, die Fahnen wegnahm und den Haufen zerstreute.
Minister theilte in dem heutigen Kabinetsrath mit, daß
die Ehre „in Reform versetzt zu werden.“ Demgemäß ganz unabhängig von der gegen den General Caffarel eingeleiteten gerichtlichen Ueber den Verlauf der Verhandlung des Ehrenraths Saussier gebildete Ehrenrath war gestern um 2 Uhr zu⸗ Aus dem Bericht des Generals de Launay er wußte, daß er sie nicht einlösen können werde.
behuglich gemachten Strafanzeigen ließen die Beschuldigung So hat sich General Caffarel nach
es belastet. Die ge⸗
Deckung im Betrage l. höher veranschlagt: e auf dem Steigen der
unbetraͤchtliche Summe
hältnissen schließen.
tretende Anwachsen Gesetze einfließenden um die zahlreichen
er Stärkung un⸗ eran⸗
betreffend die Bierbesteue rung, en Behandlung vor⸗
eit längerer Zeit die
Der Minister daß, wenn nicht außer⸗
er bei weitem aus den Kassen⸗ sodaß, soweit
Mehrere Inter⸗
Mittelschul⸗ Unterstützung.
die Generaldebatte
eingebrachten Inter⸗
(W. T. B.) Die
iter g unverändert
ktglie dern Afhmead⸗
in der Leinster Hall sche Versammlung Arbeitsloser: „So
nden Arbeitslosen um
sagte, daß er, wenn er
der gesetzlichen Hülfe 8.“
tanley'sche
e größere Anzahl vor die Wohnung des
r gehalten in welchem mehrere
(Fr. C.) Der Kriegs⸗ betraute Ehrenrath General Caffarel Vergehens gegen
Präsidenten der in Paris unterbreitet
len Gervais, Boquet, Vorsitz des Generals
unterzeichnete, obwohl Die dietz⸗
Schulden kommen
die Ehre an sich haben. Der Vorsitzende hörte die Vertheidigung des Generals Caffarel an. Dich war, wie es heißt, jämmerlich. Der Unglückliche, seiner Ge danken nicht mehr mächtig, leugnete trotz seines dem Kriegt Minister abgelegten Geständnisses. Auf die von dem ri sidenten gestellte Frage: „Ist General Caffarel aus Dis ʒziplinat rücksichten in dem Fall, wegen Vergehen gegen die Ehre in Reform versetzt zu werden?“ antwortete der Ehrenrath ein stimmig: Ja. ; — 14. Oktober. (W. T. B.) Mehrere Zeitun en meinen, daß der morgen stattfindende Ministerrath die ' General Boulanger zuerkannte Strafe für un— genügend erachten werde. In dem gestrigen Minister rath solle man sich sehr erregt über die Haltung des Generals ausgesprochen haben und wiederholentlich von seiner Versetzung in Inaktivität die Rede gewesen sein Nach dem Schluß der Berathung sei indeß u dringendes Verlangen des Kriegs⸗Ministers Letzterem üb erlassen worden, über den General Boulanger eine Strafe von 30 Tagen strengen Arrestes zu verhängen. — Die „Agence Havas“ erklärt das Gerücht, daß gestern mehrere Deputirte des Seine⸗-Departements in einer Versammlung bei Clsmenceau beschlossen hätten, den General Boulanger in Paris zum Deputirten wählen zu lassen, falls er seines Corps-Kommandos enthoben werden sollte, für unrichtig: bei Clsmenceau habe gestern keinerlei Versammlung von Deputirten stattgefunden.
— 14. Oktober, Abends. (W. T. B.) In der och⸗ schule für Medizin kam es heute wegen Zulasfung einer Dame zur Prüfung zu einem tu multuaxrischen Zwischen fall. Die Studirenden protestirten unter Schreien und Pfeifen und unter dem Rufe: „Es lebe Boulanger
egen die Zulassung der Dame, so daß die Prüfung auge etzt werden mußte.
Die Abendblätter sprechen sich über die gegen den General Zoulanger ergriffene Maßregel fast ein stimmig billigend aus.
In der heutigen Sitzung der Budgetkommission konstatirte der Berichterstatter Cav aignac, daß im letzt vergangenen Dezember und Januar der damalige Kriegs Minister Boulanger eine Ausgabe von 8 Millionen für die Bekleidung der Reserve der Territorial-⸗ÄArmee ange⸗ ordnet habe, die ohne die Genehmigung der Kammer erfolgt und deshalb ungesetzlich fei.
Clermont-Ferrand, 14. Oktober, Abends. (W. T. B) General Boulanger hat die über ihn verhängte Arrest— strafe angetreten.
Serbien. Nisch, 15. Oktober. (W. T. B.) Der Polit. Corr.“ wird gemeldet, daß gestern die amtliche Prüfung der letzten Theilstrecke der Bahnlinie Nisch-Pirot—bulgarische Grenze böendigt worden ist Es wurde die Betriebsfähigkeit erklärt und die Eröffnung auf spätestens den 1. November festgesetzt. Gleichzeiti wurde die Strecke Vranja bis tür kkifche Grenze . geprüft. Da auch türkischerseits die Linie von der Grenze bei Uesküb sowie der Grenzbahnhof hergestellt ist, so stände von dieser Seite der Eröffnung der Linie Wien = Belgrad — Salonichi Nichts mehr im Wege.
Bulgarien. Sofia, 14. Oktober. (W. T. B.) Die „Pol. Corr.“ meldet von heute: der Metropolit Clement habe eine Audienz bei dem Prinzen . nach⸗ sesucht, um denselben seiner loyalen Ge innungen zu ver⸗ ichern. Man erblicke hierin einen ersten Schritt der Annähe⸗ rung Seitens der Zankowisten.
Schweden und Norwegen. Christiania, 13. Oktober. Die gestern Abend und heute Vormittag fortgesetzten Minister⸗ Verhandlungen haben zu keinem Ergebniß geführt: Alles ist noch unentschieden, aber die Krisis hat solche Dimen— sionen angenommen, daß die Gegenwart des Königs für nothwendig erachtet wird. Die aus Stockholm ein— getroffenen Staatsräthe sind heute Mittag dorthin zurück= gekehrt, um an einer am Montag stattfindenden dringenden Staatsrathssitzung theilzunehmen. Gleich nach dieser Sitzung wird der König, welcher am Sonnabend von seinem Jagd⸗ ausflug nach Schonen wieder zurückkehrt, zusammen mit ber norwegischen Staatsraths⸗Abtheilung sich hierher begeben.
Dänemark. Kopenhagen, 14. Oktober. Beim Beginn der gestrigen Sitzung, des Folkethings, in welcher die Debatte über den Finanzgesetz-Entwurf für 1888 56h fortgesetzt wurde, ergriff der Conseils⸗Präsident Estrup in, seiner Eigenschaft als Finanz-Minister das Wort. Die hohe Politik, sagte er, wolle er wvollständig bei Seite lassen, denn in dieser Hinsicht sei, mit Ausnahme des Zugeständnisses eines der hervorragenden Führer der Opposition, daß die Verhandlungen im vorigen Jahre nur Schein= verhandlungen gewesen seien, nichts Neues vorgebracht worden. Zur Sache selbst wolle er zuerst bezüglich der Klagen über die militärischen Ausgaben bemerken, daß diese Klagen in ganz Europa vernommen würden. Man wünsche überall die Staatsmittel zur Hebung des materiellen und geistigen Wohls der Bevölkerung verwenden zu können, aber nirgends sei man zu diesem Ziel gelangt, denn die Existenz des Staats müsse nothwendigerweise gesichert werden. Es werde ferner darüber geklagt, daß in den Finanzgesetzentwurf Ausgaben aufgenommen seien, die auf Grund proviforischer Gesetze gemacht worden; letztere seien aber bestehende Gesetze, und es müßten folglich jene Ausgaben in den Vor— anschlag über die Einnahmen und Ausgaben des Staats aufgenommen werden. Der Minister schloß mit dem Ausdruck der Hoffnung, daß die Verhandlungen zur Einigleit en den Faktoren der Gesetzgebung führen möchten. Die
eußerung eines Führers der Oppofition (Berg), daß der Regierung fortgesetzt kein Oer bewilligt werden müßte, sei nicht so schrecklich, wie sie aussehe, denn dieses Mitglied habe jn selbst während der letzten Jahre dem Ministerlum viele Mil⸗ lionen bewilligt; ob diese Bewilligungen durch das Fingnz⸗ gesetz oder durch besondere Gesetze gegeben worden, sei selbs— verständlich ohne Bedeutung. Wenn schließlich diefes Mitglied ö habe, daß das Ministerium außerhalb der Verfassung tehe, so stimme das nicht mit seiner (des Ministers) Auf— fassung überein. — Der Kriegs-Minister Bahnson trat alsdann mehreren Ausstellungen entgegen, die bezüglich der Ausgaben für das Vertheidi ungswesen gemacht worden waren. Die zur Aufre ö der bestehenden Ordnung, nöthigen Ausgaben müßten doch gemacht werden im Uebrigen habe er, wie der Voranschlag zeige, ö.
der Vergehen gegen
schlimmen Zeiten vollständig Rechnung getragen. habe aber außerdem die Verantwortlichkeit dafür,
daß die für die Vertheidi ung des Vaterlandes für
nothwendig erachteten Maßnahmen getroffen würden. Den Standpunkt des Grafen Holstein⸗Ledreborg, daß 49. militärische Veranstaltung eine Gefahr für Dänemark herbeiführe, könne er nicht verstehen; es handle sich gerade darum, daß solche eranstaltungen so gut und so vollständig als möglich durchgeführt würden. — Der Kultus-Minister und der, Minister des, Innern. gaben, Erläuterungen zu ihren resp. Etats. Letzterer erkannte die augenblickliche . der Landwirthschaft an, meinte aber, daß die Schuld theilweise an den Landwirthen selbst liege; eine direkte ülfe aus der Staatskasse sei wohl kaum zu empfehlen. — Schließlich hielt noch der Abg. Berg einen längeren Vortrag, in welchem er seine schon einmal vorgebrachten Angriffe gegen das Ministerium und seine früheren Freunde in verschärfter Weise wiederholte. Die Verhandlungen sollen in der heutigen Sitzung fortgesetzt werden. . Der Großfürst Georg und die Groß fürstin TLenia sind, wie die „Nat⸗Tid.“ mittheilt, nicht an den Masern erkrankt, sondern leiden nur an einer leichten Erkältung, die bereits gestern behoben war. Die Heimreise der Kalser⸗ lich russischen Familie ist deshalh nicht n sondern wird, wie schon fruher bestimmt, am Dienstag nächster Woche angetreten werden. Die Prinzessin Alexandra von Wales und ihre Töchter werden Ende nächster Woche zusammen mit der Königin abreisen, welche sich nach Gmunden begiebt. Prinz Wilhelm von Nassau reist morgen über Gjedser nach Deutschland zurück.
Afrika. Eg ypten. (A. C.) Ein Correspondent telegra⸗ phirt aus Kairo: „Es ist die amtliche Nachricht eingegangen, daß in Sarrgs ein Rebellen-Corps von 5900 Mann mit 7 Geschützen steht. Man glaubt, daß die Absicht desselben sei Wady Halfa zu umzingeln und die Verbindungen ab— zuschneiden.“
Zeitungsstimmen.
Die „Deutsche volkswirthschaftliche Correspon⸗ denz“ bringt folgende Beiträge zum sozialen Ausgleich:
Die Versammlung der Sozialdemokraten in St. Gallen hat den deutlichen Beweis geliefert, daß die Agitatoren nicht gewillt sind, den Bestrebungen unserer Reichtzregierung Gerechtigkeit widerfahren zu lassen; mehr denn je ist das Schibboleth dieser Partei starre Oppo⸗ sition, Kampf gegen jede friedliche und successive Reformbewegung. Die Herren haben eine autgesprochene Antipathie gegen jede ge⸗ mäßigte Richtung, sie leben aber nicht minder in, der ungus ·
esetzkn, Furcht, es könne, denn doch einmal eine objektive eurtheilung der Sachlage eintreten, es könne die Ueberzeugung sich befestigen, daß lediglich auf dem von der Regierung, niemals aber auf dem von den Häuptern der Partei eingeschlagenen Wege das Heil für die Arbeiter zu finden sein werde, Daher denn der Beschluß, es solle von nun an jede positive Mitarbeit im Reichstage aufhören, und die agitatorische und kritische Thätigkeit in ihr volles Recht treten; daher die ebenso niederträchtige wie eynische Behauptung, die Arbeiter⸗ bevölkerung möge sich keiner Illusion über ihre Klassenlage hin= geben, Jes fehle der Reichsregierung wie den herrschenden Klassen in ö n. guten . Ernsthaftes zur Hebung der Lage der Arbeiterbevölkerung zu thun.“ . .
Der Fürst-Reichskanzler von Bismarck hat einst die Fortschritts⸗
partei in bezeichnender Weise die ‚Vorfrucht der Sozialdemokratie
enannt. In der That, wenn man die auf dem Parteitage von St. allen gefaßten Beschlüsse mit der Haltung der fortschrittlichen respy.
deutschfreisinnigen Organe, insbesondere mit der Haltung der „Frei⸗
sinnigen Zeitung“ vergleicht, so läßt sich nicht verkennen, daß die
Verwandtschaft der beiden Parteien immer schärfer zum Vorschein kommt. Auch die Herren von der freisinnigen Observanz stehen den Bestrebungen der Reichsregierung in allen die Sozialreform betreffen⸗ den Fragen als prinzipielle Gegner gegenüber, sie suchen sich auf dem schwierigen Wege zur Erreichung des soziglen Aus— gleichs, zur Verständigung zwischen Kapital und Arbeit, nicht dadurch nützlich zu machen, daß sie die im Wege liegenden Hindernisse beseitigen helfen, sie trachten vielmehr diese Schwierigkeiten zu ver mehren, indem sie der Reichsregierung und den für die Sozialreform besorgten Parteien sowohl den guten Willen, Ernsthaftes zur Hebung der Lage der Arbeiterbevölkerung zu thun, absprechen, als auch un⸗ aufhörlich die völlige Unkenntniß hervorheben, welche in den die Sozialreform betreffenden Arbeiten und Vorschlägen zu finden sein soll. Je mehr die Berichte der Handelskammern es betont haben, daß die im Sinne der Allerhöchsten Botschaft vom 17. November 1881 eingeschlagenen Wege der Gesetzgebung sich als gangbar erwiesen, daß dank der unermüdlichen und wodlwollenden Bestrebungen unserer Regierung allmählich die Erkenntniß von den Segnungen der sozial⸗ politischen Gesetzgebung sich zu erweitern begonnen habe, um, so eifriger sind die Herren bemüht gewesen, zu negiren, den positiven Leistungen die „agitatorische und kritische“ Thätigkeit entgegenzusetzen. Mehr als in irgend einer Frage der Wirthschaftspolitik thut in allen die soziale Gesetzgebung betreffenden Fragen Einigkeit und Energie Noth. Angesichts der in St. Gallen gefaßten eschlüsse, angesichts der stets verneinenden agitatorischen und kritischen Haltung, welche der der Sozialdemokratie verwandte Freisinn gerade hier ent⸗ wickelt, darf Nichts versäumt werden, wodurch die von Hrn. von Puttkamer ausgesprochene Hoffnung, es werde eine gemäßigte Richtung denn doch allmählich die Oberhand gewinnen, welche eine rückhaltlose Betheiligung der Arbeiter an den gesetzgeberischen Arbeiten ermöglicht, sich befestigen kann; es muß aber auch andererseits jeder blinde Eifer vermieden werden, welcher im übergroßen Interesse für das Wohl der Arbeiter sich vorzugsweise damit beschäftigt, die Theilnahme der Arbeitgeber an dem Loos der Arbeiter als noch nicht gehörig entwickelt, ja sogar als völlig fehlend zu bezeichnen. Man braucht nur den Berichten der Handelskammern mit Objektivität zu folgen und man ewinnt im Großen und Ganzen die sichere Ueberzeugung, daß die . den festen und ernsten Willen haben, an dem Ausbau der sozialpolitischen Gesetze nach besten Kräften mitzuwirken und überall bis an die äußerste Grenze des Entgegenkommens zu gehen, soweit eben die Sorge um die , . der Fortexistenz im Wett⸗ bewerbe zu gehen gestattet. Böswilliges Jammern und Hetzen gegen ärten und Ungerechtigkeiten findet begreiflicherweise immer geneigtere ufnahme, als die Behauptung, daß nicht nur die Regierung es sich zur Aufgabe gemacht habe, den berechtigten Ansprüchen der Arbeiter allmählich und in maßvoller Berücksichtigung der für die Arbeitgeber vitalen Momente gerecht zu wer— den, sondern auch die Arbeitgeber durchwegs gesonnen sind, die Durchführung dieser schweren Aufgabe im Sinne eines immer weiter vorschreitenden sozialen Ausgleichs zu fördern. Die Sozialdemokraten in St. Gallen haben zwar eine Resolution gefaßt, daß sie die Theorien der Anarchisten verwerfen; allein für die revolutionäre Gewalt, die nach der Ansicht der Sozialdemolraten nicht zum Ziele führt, wird doch begreiflicherweise ein Hinterthürchen offen gelassen, indem man für die individuellen Gewaltakte nicht die ngreifer verantwortlich macht. Eine derartige Resolution begreift sich vollkommen; wo jede positive und gemäßigte Thätigkeit beseitigt wird, die Negation, die Agitation und die erbarmungslose Kritik an deren Stelle tritt, da befindet man sich auf demjenigen Punkt, von wo es bis zu individuellen Gewaltakten nur noch ein Schritt ist.
— Die „Elberfel der Zeitung“ sagt in einem Artikel
. . den . 5 fofer: noch ein Moment etten
en, n denn Wr. . und dessen Nutzanwendung
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auf analoge Verhältnisse im staatlichen Leben uns nahe zu liegen scheint. a. . längerer Zeit hatte , ,. berechnet. daß in München alljährlich für 25 Milllonen Mark Bier getrunken werde; dieser Biergenuß sei eine namhafte Steuer, die man gerne und freiwillig entrichte, weil man etwas davon habe. Wollte man in ciner Stadt wie München einige Millionen für bessere Kanalisation, Wasserversorgung, Reinigung und Pflasterung ins Budget setzen, so würde man sofort über die un⸗ erschwingliche Belastung der Steuerzahler, seufzen. Wenn man aber anstatt täglich fünf Glas Bier in München deren nur vier trinken, in anderen Städten aber sich in anderen Genüssen etwas Abbruch thun würde, was für die Gesundheitspflege von Nutzen wäre, und wollte man das Geld für sanitäre Zwecke verwenden, so würde in wenigen Jahren ein wahrer „embarras de richesse“ entstehen, man würde nicht mehr wissen, was man mit dem vielen Gelde anfangen
olle. ö Gelegentlich der Debatten über den Reichshaushalt erklärte be⸗ lanntlich der Bundesbevollmächtigte von Scholz, daß Deutschland, trotzdem man oft auf dessen geringere Wohlhabenheit England und Frankreich gegenüber hingewiesen habe, reich genug sei, um das, was des Reichs Wohl und Sicherstellung erfordere, aufzubringen. Ein Volk, welches, wie das deutsche, jährlich zwei Milliarden für Taback, Bier und Branntwein ausgebe, werde offenbar nicht geringere Lei⸗ stungen für seine Sicherheit aufzubringen im Stande sein, als alle seine Nachbarstgaten. Das Beispiel welches auf, dem hygienischen Kongreß in Wien Pettenkofer in Betreff der Münchener angeführt hat, findet hier zweifellos eine analoge Anwendung für das gesammte deutsche Volk. Als im Interesse der großen Sicherheit des Reichs, welche ja die Wahrscheinlichkeit der, Erhaltung des Friedens und somit die Erhaltung aller wirthschaftlichen Güter wesentlich erhöht, die Verstärkung der Friedens präsenz des Heeres gefordert wurde, waren die oppositionellen Parteien bei der Hand, die Unerschwinglich⸗ keit der Besteuerung, die ungeheure Belgstung des Einzelnen, in das hellste Licht zu stellen und möglichst viel Kapital für die eigenen Partei⸗ zwecke daraus zu schlagen. Und dennoch würde, wenn der Genuß von Taback, von Bier und Branntwein in demselben Maße eingeschränkt, wie Pettenkofer die Einschränkung des Biergenusses für München verlangte und das Geld für Zwecke der Reichssicherheit verwendet werden würde, man nach einigen Jahren sich gleichfalls in einem „embarras de richesse“ befinden.
— Dem „Reichsboten“ wird über die Wahl in Sagan⸗Sprottau aus diesem Wahlkreise geschrieben.
Der freisinnige Wahlsieg ist ein trauriger Gradmesser für die sittliche Erkenntniß und Reife eines großen Theiles unseres Volkes, denn dieser Sieg ist — sit venia verbo — lediglich ein Sieg des Branntweins und eine Folge der mit dem 1. Oktober d. J. in Kraft getretenen höheren Branntweinsteuer. Alle Redner und alle Flug— blätter, welche für Forckenbeck eintraten, machten die Branntweinsteuer⸗ Erhöhung zum punctum saliens und ceterum censeo ihrer Dar legungen und rühmten mit bestechender Phraseologie das verneinende Votum der deutschfreisinnigen Maͤnner, als der wahren Freunde des kleinen und armen Mannes, gegen dieses Gesetz. Von Ort zu Ort zogen Hr. Lr, Alexander Meyer, Hr. Exmajor Hinze, die Hrn. Beck. Dürhold und Elsner, die Redacteure des „Niederschlesischen Anzeigers“, des „Boten aus dem Riesengebirge, und der „Sprottauer Zeitung“, welche getreue Nach= treter des „Reichsfreundes“' und „Reichsblattes? nach Inhalt und Schreibweise ihrer Preßerzeugnisse sind. Wohin sie kamen, sangen sie ihren Sirenengesang für alle, die da Branntwein trinken, und überall ernteten sie den Beifall der mit solchen unlauteren Mitteln bethörten Leute. Bei der Zusammensetzung der Versammlungen, in welchen diese Herren sprachen konnten Entgegnungen und Widerlegungen nicht gewagt werden; der Versuch dazu hätte dem kühnen Wager zweifellos ein Hinausgeworfenwerden eingebracht. Daß die Branntweinsteuer neben den nothwendigen finanziellen Erfolgen für die Bedürfnisse des Reichs und der Einzelstaaten auch einen eminent sittlichen Ge— danken in sich trage, davon wußten die Apostel der deutschfreisinnigen Partei nichts zu sagen.
— Die „Post“ sagt:
Bemerkenzwerth ist, daß in Besprechung des Caffgrel-Skandals die demokratische Frankfurter Zeitung“ als Hauptursache des hierbei hervorgetretenen Uebeltz den allzugroßen Einfluß der Deputirten be— zeichnet und in der Beseitigung dieses Einflusses das einzige Heilmittel ieht. ‚Der Deputirte mit seinen Diäten und sonstigen Vortheilen schreibt sie, „ist von seinen Wahlmachern abhängig, und um alle t n n . enossen, zu befriedigen, beherrscht er den Präfekten und drückt au 6 . Womit? Mit der Drohung, bei der nächsten Gelegen⸗ heit gegen das Ministerium zu stimmen, und es so zum Sturz zu bringen. Die Minister wollen auch Minister bleiben, sie wollen arbeiten und reformiren; sie sind erst gefällig, dann schwach; erst geben sie, was sie haben, dann schaffen sie neue Stellen und greifen immer tiefer in den Staatsschatz. Das einzige Heilmittel ist: Man entwinde den Deputirten die Drohung mit der Ministerkrisis, indem man den Senat im Punkte der Ministerverantwortlichkeit der Kammer gleich- stellt. Es steht ohnehin nichts davon in der Verfassung., daß das Ministerium allein von der Kammer abhängig sei. Es bedarf blos der festen Erklärung einer Regierung, daß sie nur dann sich zurück ziehe, wenn sie auch vom Senat ein Mißtrauensvotum erhalte. Die Kammer wird und muß sich fügen. Dann haben die Minister festeren Boden unter sich, sie können entschiedener auftreten und mit der Protektion von Oben wird auch der Schwindel von Unten auf⸗ hören. Der andern Vortheile, die ein solches Verfahren hätte, nicht zu gedenken. Die Franzosen sollen nur nicht glauben, daß sie das Uebel ausrotten, wenn sie die Wurzel desselben, die übertriebene Machtstellung der Deputirten, im Boden stecken lassen.“
— Aus Oberschlesien wird, der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ geschrieben; ö
Wie früher mitgetheilt, ist vor einigen Monaten ein Ministerial⸗ erlaß, betreffend den Gebrauch der deutschen Sprache auf den staat— lichen Gruben, und Hüttenwerken in Oberschlesien, ergangen. Durch diesen Erlaß sind die Beamten der Königlichen Berg Inspeltionen zu Tarnowitz, Zabrze und Königshütte, sowie diejenigen der Königlichen Hüttenämter zu Friedrichshütte, Gleiwitz und Malapane angewiesen worden, unter sich, sowie im Verkehr mit den deutsch sprechenden Arbeitern sich ausschließlich der deutschen Sprache zu bedienen, namentlich wenn anzunehmen ist, daß dieselben deutsch ver—⸗ stehen und die Kenntniß dieser Sprache nur zu ver— heimlichen trachten. Ein fernerer Verkehr in polnischer Sprache sollte nur mit den der deutschen Sprache wirklich nicht mächtigen älteren Arbeitern der staatlichen Gruben⸗ und Hüttenwerke gestattet sein. Diese von ultramontaner Seite seinerzeit sehr abfällig beurtheilte stagtliche Anordnung, welcher sich einige größere Privat— verwaltungen Oberschlesieng sogleich auch für ihre Werke anschlossen, scheint sich erfreulicher Weise durch leichte Durchführharkeit und. guten Erfolg auszuzeicknen. Wenigstens schreibt die „Königshütter Zeitung darüber aus Königshütte; „Nach den bis jetzt gemachten Erfahrungen vollzieht sich die Ausführung besagter Anordnung viel leichter, als man anfangs vermuthet hätte; denn es stellt sich heraus, daß die Arbeiter fast ausnahmslos deutsch verstehen, in erheblicher Anzahl auch ihre Willensmeinung deutsch ausdrücken können, und daß nur sehr wenigen gegenüber die polnische Sprache zur Anwendung kommen muß. Zur . Kategorie gehören diejenigen Arbeiter, welche schon im Greisenalter stehen, und die, welche nicht Soldaten waren.
Begehrlichkeiten, seine . und die seiner
entralblatt für das Deutsche Reich Nr. 41. — Inhalt:
zoll. Al , Veränderungen in dem Stande oder den Be— sfugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. — Berichtigung. — Bank⸗ wefen:; Status der deutschen Notenbanken Ende September 1887. — Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. Justiz⸗Ministerial⸗Blatt. Nr. 37. — Inhalt: Allge⸗
Beschluß des Kammergerichts vom 18. April 1887, betreffend die . keit des Kammergerichts als Beschwerdeinstanz hinsichtlich der Erhebung von Stempeln für Prozeßvoll machten. . Fentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 42. — Inhalt: Amtliches: Personal ⸗Nachrichten. Nichtamtliches: Ueber Schnee- verwehungen. — Haurtgesimse, Dächer und Fenster bei den Reichs- bankgebäuden in Chemnitz und Leipzig. Die Vergebun öffentlicher Arbeiten in Italien. — Haarmann's Schwellenschienen Oberbau für Straßenbahnen. — Verbund ⸗Lokomotiven. — Vermischtes: Neben arbeiten der Königlichen Regierungs-Baumeister und Bauführer. — Wiedereröffnung der Kleinen Gietz und Regulirung des Rheins im Rheingau. — Einrichtung technischer Attachés in Rußland. — Hülfs⸗ mittel beim Zeichnen von Bauplänen. — Briefkasten.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die Gesellschaft für bildende Kunst und vaterlän⸗ dische Alterthümer zu Em den hat kürzlich von ihrem Iahr⸗ buch‘ das 2. Heft VII. Bandes versandt. Dasselbe bringt die Fort. setzung und den Schluß des für die Geschichte der Astronomie nicht unwichtigen Brieswechsels des ostfriesischen Pfarrers Tabid Fabricius (15664 — 1517, bekannt als Entdecker der Mira Ceti) mit Kepler, aus welchem der Oberlehrer Dr. Bunte in Leer Auszüge bietet. — Kommerzien⸗ Rath Schnedermann in Emden theilt Berichte eines Gesandten der Stadt Emden am französischen Hofe aus der Zeit der Wassergeusen mit. Die Stadt Emden hatte während des spanisch⸗ niederlandischen Krieges von den Seeräubereien der Wassergeusen vielfach zu leiden gehabt, so daß sich der Magistrat veranlaßt sah, einen Gesandten an die Höfe von England und Frankreich zu schicken, um auf die Beseitigung dieses Mißstandes hinzuwirken. Die im städtischen Archiv aufbewahrten Briefe des. Gesandten werden ihrem Inhalt nach reproduzirt. — Ingenieur E. Starcke in Emden untersucht sodann die Frage: ob Emden der Geburtsort des Malers Ludolf Backhuyzen ist. Eine sichere Bestätigung für diese in allen Biographien und Katalogen zu findende Angabe war nämlich am Orte selbst bisher nicht nachzuweisen, denn ein Ludolf Backhuyzen, der am 18. Dezember 1631 geboren sein soll, kommt in den Taufprotokollen bis 1633 nicht vor. Der Verfasser hat über die ihm bekannt gewordenen Spuren, welche auf die Familie Backhuyzen's hindeuten, bereits im „Ostfriesischen Monateblatt' von 1877 Mittheilung gemacht und faßt diese mit den Ergebnissen neuerer Nachsorschungen noch einmal zusammen. Sämmt⸗ liche Biographen niederländischer Künstler und Kataloge bezeichnen den 18. Dezember 1631 als das Datum der Geburt B. s, weichen aber bezüglich seiner Jugendzeit und seiner Familie von einander ab. Meistens wird sein Großvater als Prediger, und sein Vater als Ge heimschreiber in Emden genannt, andere Biographien bezeichnen den Vater als Stadtsekretär, Stadtschreiber oder auch Regierungssekretär. Nach Starcke's Untersuchungen ist aber Ludolf's Vater, Gerhard Backhuyzen, bis um 1620 Schreiber in Aurich gewesen und später nach Emden übergesiedelt, wo er wahrscheinlich in bescheidener Stellung gelebt hat, denn die Verzeichnisse der Stadtoffizianten in Emden sowie die Kassabücher über gezahlte Gehälter enthalten seinen Namen nicht, auch nicht das Bürgerbuch. Auch der Name des Groß vaters ist in dem Verzeichnis der Prediger Ostfrieslandẽ nicht zu finden. Auffällig ist das Fehlen des Namens Ludolfs in den Tauf⸗ protokollen. Da der betreffende Registerband mit dem Jahre 1633 schließst und die noch erhaltenen Protokolle erst mit 1642 wieder beginnen, so ist also entweder das bisher angenommene Geburtsjahr falsch, oder die Taufe hat erst nach Anfang des Jahres 1633 argen . faßt ö. . . Nachforschungen schließli ahin zusammen: es sei — . anzunehmen, daß Gerhard Backhuß, der Schreiber , ,,, am Hofgericht?) in Aurich, sowie der in den Emdener aufprotokollen und in den Gasthaus-Ausgabebüchern vorkommende Gerhardus Bachhusen (oder später Bachuis) identisch sei mit dem von Houbraken genannten Vater Ludolf s, Gerard Backhuyzen. Als das ofgericht der Pest wegen von der Fürstlichen Residenzstadt Aurich nach . übersiedelte, sei er wahrscheinlich mit dahin gegangen; Unglück allerlei Art möge dann über ihn hereingebrochen sein und ihn veran— laßt haben, sich nach Emden zu wenden. Dort habe ein „Jan Back⸗ hueß von Oldenburg“ (im Taufregister vom Jahre 1623 vorkommend) gewohnt, zu dem er in verwandtschaftlichen Beziehungen gestanden haben könne. Der Name Backhuß oder Backhaus sei noch jetzt im Oldenburgischen sehr verbreitet, und die Familie des Malers stamme möglicherweise auch daher. Es würde dann sein Großvater in den Verzeichnissen der Prediger im Oldenburgischen zu suchen sein und in den Biographien Ludolf's in dieser Beziehung eine Verwechselung Oldenburgs mit Ostfriesland vorliegen. Was nun den Geburtsort Ludolf Backhuyzen's anbetrifft, so unterliege es wohl kaum noch einem Zweifel, daß die übereinstimmende Angabe seiner Biographen die richtige sei, daß er also in Emden geboren worden; zweifelhaft dagegen bieibe es, ob das Jahr 1631 als das Jahr seiner Geburt betrachtet werden dürfe, da es immerhin unwahrscheinlich sei, daß der junge Ludolf erst im Alter von mehr als einem Jahre getauft worden. Auf dem Titel. blatt seiner im Jahre 1701 erschienenen: „Stroom en Zeegerichten stehe unten rechts die Bemerkung: „oud 71 Jaar“, Könne man diese Angabe als zuverlässig ansehen, so wäre das Geburtsjahr 1630, und komme man dann fast auf die Vermuthung, daß, der Maler in dem 1639 am 8. September getauften Johan Friderich Bach- husen der Emdener Tausprotokolle zu suchen sei, der sich vielleicht erst in späteren Jahren den Namen Ludolf beigelegt habe. Gewißheit über das Geburtsjahr Backhuyzen's sei wohl nur noch in Amsterdam zu erhalten, wo die eine oder die andere Urkunde noch vorhanden sein möge, in welcher derselbe sein Alter angebe. Der Untersuchung ist ein Porträt des Malers in Lichtdruch beigegeben, welches nach einem im Besitz der Gesellschaft befindlichen (18657 in Amsterdam auf einer. Auktion angekauften) Oelgemälde hergestellt worden ist. Wie Christian Kramm in seinem Werk: De devens en Werken der Hollandsche en Vlaamsche Kunstschilders nachgewiesen hat, war Backhuyzen auch Porträtmaler und wird von ihm ein Selbstporträt angeführt, welches im Raths saale der Königlichen Akademie zu Amsterdam aufbewahrt wird; es wäre daher nicht aus geschlossen, daß das eben erwähnte ein Selbstporträt des Meisters ist. Ein Porträt B's von der Hand des van Mieris besitzt die Schwe— riner Galerie, welche auch die größte Sammlung von Gemälden B.s (1 an der Zahl) aufzuweisen hat. — Weiter folgen biographische Mittheilungen (J. Theil) über Heinrich Bernhard von dem Appell (geb. 1686), bekannt durch die Rolle, die derselbe in dem Kampf der ostfriesischen Stände mit den Fürsten. dem sogenannten „‚Appell⸗ trieg! gespielt hat. Der Verfasser J. Fr. de Vries in Emden hat dazu die Familienpapiere und,. Briefschaften aus dem Nach- laß Appell's benutzt. — Sehr interessant und werthvoll sind ferner die Beiträge zur ostfriesischen Reformations⸗, Kirchen⸗ und Literaturgeschichte von dem General⸗Superintendenten Bartels in Aurich. Dieselben bestehen in Briefen an die Grafen Enno und Johann von dem Herzog Ernst zu Braunschweig und , Ulrich von Dornum und Ondermark, aus den Jahren 1529 und 1835, ferner in Ostfriesland im Allgemeinen betreffenden Briefen und Excerpten aus Briefen Michael Walther's, endlich Briefen, be⸗ treffend Brenneysemn s ostfriesische Historie und Landesverfassung. — Unter der Rubrik Kleinere Mittheilungen“ finden wir noch die kultur— historisch interessante Veröffentlichung eines alten Erbschaftsinventars, vom Kommerzien⸗Rath Schnedermann in Emden, aus der sich ein Bild davon machen läßt, wie es vor 150 Jahren im Hause einer gut situirten Emdener Kaufmannsfamilie gussah. Weiter folgt Biogra—⸗ phisches über den niederländischen Gelehrten Claes Saschers, vom Oberlehrer Dr. Bunte in Leer, und eine Besprechung des Buches von riedrich Kroll; Das Amt der Goldschmiede zu Wismar? (Wismar, . e Buchhandlung), verfaßt vom Ingenieur E. Starcke. — Am Schluß wird eine Liste der Mitglieder der Gesellschaft nach dem Stande vom 1. Juli 1887, sowie ein Verzeichniß der auswärti
meine Verfügung vom 6. Oktober 1887, bätreffend die Benutzung der i r nssh rn I. Ermittelung steckbrieflich verfolgter Personen. —
Schriftenaustausch steht, gegeben.
Fereine und gelehrten Gefellschaften, mit denen die Emdener im
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