1887 / 245 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 19 Oct 1887 18:00:01 GMT) scan diff

Aichtamtlich es. Deu tsches Reich.

Preußen. Berlin, 19. Oktober. Der Ausschuß des Bundesraths für Rechnungswesen hielt heute eine Sitzung.

Die hiesige Königliche Friedrich⸗Wilhelms⸗ Universität beging am 15. Oktober den Akt des Rekto⸗ ratswechsels.

Der Geheime Regierungs⸗Rath, Professor ord. r. Vahlen, als zeitiger Rektor, leitete die Üebergabe des Rektorats an seinen Nachfolger, den Professor ord. Dr. Schwendener mit einer statiftischen Uebersicht der Ereignisse des verflossenen Rektoratsjahres ein. . .

Beim re, ,, verlor die Universität durch den Tod: die k Professoren; Wirklichen Geheimen Rath Pr. von Langenbeck, Geheimen Medizinal-Rath Dr. Schröder, Ge⸗ Bengrath Dr. Websky, Hr. Eichler, die außererdent⸗ ichen Professoren: Geheimen Medizinal⸗Rath Dr. J. Meyer, Dr. Althaus, Dr. Meßner, die Privatdozenten: Dr. Kempner, ef e; Dr. Friedländer, Dr. von Stein und Dr. Ewald, owie den Bibliothekar, Geheimen Regierungs⸗Rath Dr. Koner; durch Berufung nach auswärts: die Privatdozenten Dr. Wolff⸗ hügel, Dr. Hofmeier, Dr. Branco, und Dr. Loesche; dur Ausscheiden; den Leltor Muret.

rgänzt bezw. verstärkt wurde das Lehrerpersonal bei der en nr nn durch , , des ordentlichen Professors, Geheimen Justiz-Raths Dr. Gierke und die Ernennung des Praäsidenten der ,,, Dr. Stölzel zum ordentlichen Honorar⸗Professor; bei der medizi⸗ nischen Fakultät durch die Berufung des Geheimen Medizinal⸗Raths, Professor ord. Dr. Olshausen und die Beförderung des Privatdozenten Dr. Bernhard Fränkel zum außerordentlichen Professor; bei der philosophischen ö durch die Berufung der ordentlichen Professoren r. Erich Schmidt, Dr. Klein, Dr. Helmert, durch die Beförderung der außerordentlichen Professoren Dr. Tietjen und Dr. Roth ins Ordinariat, und durch die Ernennung der Privatdozenten Dr. Schröder, Dr. Hoffory. Dr. Lossen, Dr. Frey, Dr. Deussen zu i, ,. Professoren und des Licentiaten Bouvier zum Lektor der französischen Sprache.

Durch Habilitation traten dem Lehrkörper hinzu: bei der theologischen Fakultät Licentiat Dr. Jülicher; bei der juristi⸗ schen Fakultät Dr. Zeumer; bei der medizinischẽn Fakultät die DDr. H. Oppenheim, b tz F. Muller, Winter, Leo, Thomssen, r* Ehrlich, Martius; bei der philosophischen . die DDr. Fabricius, Kötter, Korschelt, Schiemann,

olkens und Koken. .

Als Lehrer für das Seminar für orientalische Sprachen sind lende ei, ernannt die Gymnasiallehrer a. D. Rosen und Dr. Lange, Dr. Andreas, Missions⸗Inspektor Büttner, Amie Maarbes, Scheikh Hasan Effendi Tewfik und Professor Dr. Hartmann.

romovirt wurden; bei der juristischen Fakultät 8, bei der medizinischen Fakultät 142 und bei der philosophischen Fakultät 103 Doktoren, außerdem wurde der Doktorgrad bei der philosophischen Fakultät einmal honoris causa verliehen.

mmatrikulirt wurden im Laufe des Jahres 541 . logen, 1080 Juristen, 745 Mediziner und 11236 Philosophen, im Ganzen 3492.

Abgegangen sind 520 Theologen, 1010 Juristen, 748

Mediziner und 1115 Philosophen, im Ganzen 3393.

ie Gesammtzahl der gehaltenen Privatvorlesungen betrug 684 und die der öffentlichen Vorlesungen 447, an welchen 28 347 resp. 16328 Zuhörer betheiligt waren.

Todesfälle unter den Studirenden sind 16 zur Anzeige gekommen.

Nachdem der Rektor noch über die akademische Disziplinar⸗ Gerichtsbarkeit, sowie über allgemeine Universitäts⸗-Angelegen⸗ heiten berichtet hatte, gedachte derselbe mit Dank der erheblichen Zuwendungen, welche der Universität behufs Begründung einer Stiftung zum Besten würdiger und bedürftiger Studirenden, resp. zum Besten unter⸗ stützungsbedürftiger Hinterbliebenen von Professoren der hiesigen Universität, von dem weiland n Rudolf Köpke, und von den Professoren, Geheim⸗Rath Dernburg und Professor Kronecker zu Theil geworden sind, nahm demnächst seinem Amtsnachfolger den vorgeschriebenen Rektoreid ab und übergab ihm die Insignien des übertragenen Amts, worauf der Letztere zum Schluß des feierlichen Akts eine Ansprache gn m ben und Ziele der mikroskopisch⸗botanischen

orschung hielt.

Der für das Universitätsjahr 1887/88 konstituirte Senat besteht aus dem Rektor, Professor ord. Dr. Schwendener, dem Universitätsrichter Dr. Daude, dem Prorektor, Geh. Regierungs⸗ Rath, Professor ord. Dr. Vahlen, dem Dekan der ,, fakultät, Professor Dr. Dillmann, dem Dekan der juristischen

akultät, Professor Dr. Pernice, dem Dekan der . n. ro . Dr. Liebreich, dem Dekan der philosophischen akultät,

eh. Regierungs⸗Rath, Professor Dr. Wagner, dem

enator, Geh. Ober⸗Medizinal⸗Rath, Professor ord. Dr. Barde⸗ leben, dem Senator, Professor ord. Dr. Weierstraß, dem Senator, Geheimen Regierungs⸗Rath, Professor ord. Dr. Zeller, dem Senator, Professor ord. Dr. A. Kirchhoff, dem Senator, Pro⸗ fessor ord. Dr. Eck.

Der hiesige französische Botschafter, Jules Herbette, ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Ge⸗ schäfte der Botschaft wieder übernommen.

Der General⸗LLieutenant von Schlichting, Com⸗ mandeur der 1. Garde⸗Infanterie⸗Division, ist von Urlaub hierher zurückgekehrt.

Der Inspecteur der 2. Feld⸗A1rtillerie⸗Inspektion, General⸗Lieutenant von Lewinski, hat sich auf einige Tage mit Urlaub nach Danzig begeben.

Spandau, 18. Oktober. (W. T. B.) Heute Nach⸗ mittag fand hier die feierliche Grundsteinlegung für die neu zu erbauende Garnisonkirche statt. Der Feier wohnten bei der General von Grolmann, als Vertreter des Kriegs⸗Ministers, der kommandirende General des III. Armee⸗Corps, Graf Wartensleben, der Kommandant von Spandau, General von Schkopp, das gesammte Offizier⸗Corps der Garnison, Deputationen sämmtlicher Truppentheile, Vertreter der städtischen 46 und viele Geistliche, an der Spitze der Letzteren der Feldpropst D. Richter. Der Garnisonpfarrer Mohl hielt an dem vor der Baugrube errichteten Feldaltar die Weiherede, welcher er die Worte aus dem Ev. Matth., V. 28: „Siehe ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ zu

Oktober sich Sr.

*

Bayern. München, 18. Oktober. (W. T. ö. Die Kammer der Abgeordneten berieth heute den Militär— Etat. Eine Generaldebatte fand nicht statt. Bei der Spezial⸗ debatte versicherte der Kriegs⸗Minister gegenüber den Er⸗ örterungen der Abgeordneten Frankenburger, , von Stauffenberg und Orterer wegen Mißhandlung von Soldaten: daß er jeden derartigen . bedauers und daß der Weg der Beschwerde stets offen stehe. Betreffs der Klagen über die Brotverpflegung der Soldaten versprach der Kriegs-Minister Erhebungen anstellen zu lassen.

Sachsen. Dresden, 18. Oktober. (W. T. B.) Bei den heutigen Wahlen zum sächsischen Landtage wurde im Wahlkreise Dresden Y (Antonstadt) Ingenieur Bartholo⸗ mäus ( wn, mit 2069 gegen 1341 Stimmen ge⸗ wählt, welche Liebknecht (Sozialist) erhielt Ferner liegen bisher nachfolgende Meldungen über das Ergebniß der Land— tagswahlen vor: ö

Zwickau: Ober⸗Bürgermeister Streit (Ordnungspartei) mit 2601 St. gewählt gegen Bebel (Soz,) mit 799 St; Franken: berg⸗Mittweida: Fabrikbesitzer Starke (Ordnungspartei) gewählt

egen Bebel (Soz); eergne Limbach: Fabrikbesitzer Oehmig Gern he earl h mit 1845 St. gewählt gegen Preuß (Soz.) mit S465 St.; Oederan⸗3Zschoppau: Fabrikbesitzer Werner (Ordnungs⸗ parteh gewählt mit 1546 St. gegen Otto (Soz.) mit 26 St.; Leipzig (Stadt): Dr. jur. Heine (Ordnungtpartei) gewählt mit 53545 St. gegen Liebknecht (Soz) mit 1492 St.; Leipzig (Land): Bebel (Soz) mit 3944 St. gewählt gegen Müller Ordnungsparteih; Hartenstein⸗Wilden fels: Berger (Ordnungs⸗ partei)h gewählt mit 113 St. gegen Liebknecht (Soz.) mit 474 St; Krimmitschau⸗Werdauz Leithold (-Ordnungspartei) mit 1221 St. gewählt gegen Mustkdirektor Stolle (Soz.) mit 576 St; Borna⸗Geithain: Rößner (kons) gewählt; Annaberg:⸗Buch— hol;: Kaufmann Crüwell (natl) gewählt gegen Stadtrath Wagner (kons.) ö 19. Oktober. (W. T. B.), Für den Landtag sind e wählt: 19 konservative, 4 nationalliberale, 5 freisinnige

bgeordnete, 1 Sozialdemokrat.

Anhalt. Ballenstedt, 16. Oktober. (Anh. St.⸗A.) Der Prinz und die Prinzessin Albert von Sachsen⸗ Altenburg, sowie die Prinzen Eduard und Aribert sind heute von hier nach Dresden resp. nach Berlin wieder abgereist. 4

,,, Wien, 17. Oktober. (Wien. Abdp.) Das Herrenhaus hes . wird seine erste Sitzung am Montag, ben 4. 5. M., abhalten. Auf der Tagesordnung stehen außer der Mittheilung des Einlaufs die Wahl von 20 Mitgliedern und 10 Ersatzmännern in die Delegation.

m Abgeordnetenhause des . ver⸗ handelte heute der Budget-Ausschuß über die Regie—⸗ rungsvorlage, betreffend die Forterhebung der Steuern und Abgaben im ersten Quartal 1888, und nahm dieselbe nach einer Debatte, an welcher sich der Finanz⸗Minister Dr. Ritter von e , wiederholt be⸗ theiligte, unverändert an. Zugleich wurde auf Antrag des Refe⸗ renten Br. Mattus eine Resolution beschlossen, mittelst welcher die Regierung aufgefordert wird, Maßregeln in Erwägung zu ziehen, durch welche die Votirung des Budgets vor Be⸗ ginn des Budgetjahres bewirkt werden könnte. Aus einer diesbezüglichen Mittheilung des Finanz⸗-Ministers ging hervor, daß in dieser Richtung bereits mit der ungarischen und der gemeinsamen Regierung Verhandlungen eingeleitet worden sind. Auf eine gestellte Anfrage theilte der . Minister ferner mit, daß der von den

elegationen bewilligte Ausrüstungskredit vollständig und derjenige Theil dieses Kredits, welcher der Zustim⸗ mung der beiderseitigen legislativen Vertretungskörper vor⸗ behalten wurde, bis zum Betrage von 6 Millionen Gulden in Anspruch genommen worden sei. Schließlich wurde die Vor— lage des Zuckersteuergesetzes für die nächsten Tage in Aussicht gestellt, bei welcher Gelegenheit der Minister erklärte, daß nach der Absicht der Regierung das reformirte Gesetz schon für die nächste Campagne Geltung haben solle.

19. Oktober. (W. T. B.) Wie die „Presse“ meldet, beginnen die Verhandlungen, betreffend die Erneuerung des Handelsvertrages mit Italien, am 22. d. M. in Rom. Die Verhandlungen wird der Minister⸗Präsident Crispi eröffnen. Es ist Aussicht vorhanden, daß der Tarifvertrag zu Stande kommen werde.

Pest, 17. Oktober. (Prag. Ztg.) Im Abgeordneten⸗ hause sprachen in der Adreßdebgtte der Referent Falk, sodann die Abgg. Iranyi und Graf Apponyi, welche eigene Adreßentwürfe ihrer Parteien vorlegten, und der Liberale Fluger. Der in n theilte mit, daß kein Redner mehr vor⸗ gemerkt sei. Auf Ersuchen Beöthy's wurde die Debatte nicht geschlossen, sondern auf morgen vertagt, was Tisza befür⸗ wortete, der bei diesem Anlaß, ebenso wie der Justiz-Minister mehrere Angriffe Iranyi's und Apponyi's energisch zurückwies.

Großbritannien und Irland. London, 17. Oktober. (A. C) Die Herzogin von Connaught wird bis zum 23. d. M. bei der Königin auf Schloß Balmoral ver⸗ weilen und nach einem kurzen Aufenthalt im Buckingham⸗ Palast am 21. d. M. über den Kontinent nach Brindisi und von da nach Bombay reisen.

Die Regierungsbeamten, welche mit Chamber— lain an der in Washington stattfindenden Konferenz über die canadische Fischereifrage theilnehmen sollen, werden am 27. d. nach New⸗York abreisen.

Die Verhandlungen zur Abhaltung einer Kon fe— renz über die Zuckerprämienfrage sind * fast ab⸗ men, und es werden im Auswärtigen Amt bereits

orkehrungen zum Empfange der Delegirten getroffen. Da der ,. Senat seine Genehmigung zur .

eines amerikanischen Delegirten zu ertheilen hat, so wird

wegen der Ernennung eines amerikanischen Vertreters wahr- scheinlich ein kleiner Verzug entstehen. .

Das Meeting, welches die Sozialisten von Northampton linter auf dem Marktplatz der Stadt abhalten, bot gestern den Anlaß zu einer großen königs⸗ treuen Kundgebung. Durch Vertheilung von Zetteln waren nämlich alle königstreuen Einwohner aufgefordert worden, zu Tausenden auf dem Marktplatz zu erscheinen. Als die wifi f rn Redner 3. en zu sprechen, wurden sie zuerst hu ha unterbrochen; en 14 aber wurde die Menge so erhitzt, daß sie die Tribüne stürmte und die schwarzen 3 zerbrach. Der Hauptagitator Reed mußte sich in den

utz der Polizei begeben. Nachdem die Sozialisten sich ge⸗ flüchtet hatten, 3 die Menge die Nationalhymne.

18. Oktober. (W. T. B.) Auf dem Trafalgar⸗Square fand heute Morgen wiederum eine Zusammenrottung be⸗ schäftigungsloser Arbeiter statt. Zahlreiche Polizeimann⸗ schaften zu Fuß und zu Pferde verhinderten jedoch die Abhaltung eines Meetings. Da die Menge immer eh! unahm, vermachte die Polizei nur mit größter Mühe den Verkehr frei zu halten. Zwischen der Polizei und einigen Individuen, welche An— sprachen an die Menge halten wollten, kam es zu Konflikten, die jedoch vereinzelt blieben. Es wurden zwei Verhaftungen vorgenommen. Nachdem die Theilnehmer an der Zusammen— rottung von der Polizei vertrieben worden waren, begaben sich gegen 2000 beschäftigungslose Arbeiter nach dem Hyde— Park, woselbst mehrere sozialistische Reden gehalten wurden. Die Redner erklärten: sie würden später nach dem Trafalgar⸗Square zurückkehren. Hierauf setzte sich die Menge unter Vorantragung von schwarzen und rothen Fahnen quer durch den Park gegen Westen in Be— wegung; als sie aber am Victorig Gate ankam, fand sie das Thor von der Polizei geschlossen. Nach einiger Zeit wurde dasselbe geöffnet. Die Polizei ging nun vor, um die Menge zu zerstreuen. Die Menge riß die eisernen Stäbe der Thorgitter heraus, bewaffnete sich mit denselben und ging damit gegen die Polizei vor. Mehrere Polizisten wurden hierbei schwer verwundet. Als die Polizei Verstärkung erhalten hatte, wurden mehrere Verhaftungen vorgenommen und die Menge aus dem Park hinausgedrängt.

Die verhafteten 18 Per onen erschienen heute, des un— gebührlichen Verhaltens und der Gewaltthätigkeit gegen die Polizei bei den gestrigen und heutigen Zusammen— rottungen auf i, mr bg ne und in der Nach—⸗ barschaft angeklagt, vor Gericht. Einige von ihnen wurden mit Gefängniß von 1 bis 6 Monaten bestraft; bezüglich der Anderen ist die Untersuchung noch nicht beendet.

Nottingham, 18. Oktober. (W. T. B.) Heute fand 6 eine Versammlung von . der

iberalen Partei statt, an welcher Gladstone, Harcourt, Morley und andere Häupter der Partei theilnahmen. Glad⸗ stone, welcher von Manchester hierher kam, wurde auf den Stationen, wo der Zug hielt, mit Ovationen begrüßt. Derselbe hielt in der Verfammlung eine Rede, in welcher er sich gegen die irische Zwangsbill aussprach, die nicht egen Verbrechen, sondern gegen das Vereins- und Versamm⸗ ungsrecht und gegen die Freiheit der Presse gerichtet sei, und das Verhalten der Regierung als ein solches instellte, das man nur mit dem Worte „Impertinence“ ezeichnen könne. Das, was in der letzten Zeit in Irland geschehen sei, würde man in England auch nicht einen Augenblick ertragen haben. Wenn die Regie— rung bei ihrem „wahnsinnigen“ Verhalten beharren sollte, würde die Schwierigkeit, das Land zu regieren, eine fast un— übersteigliche werden Es sei ein radikaler Wechsel des Ver— waltungssystems nothwendig, und dieser könne sich nur durch eine befreite Nation vollziehen.

(A. C) Aus Birma meldet ein Telegramm der „Times“ aus Rangun, vom 16. Oktober:

Der Kommandirende in Unter Birma, General Gordon, hat einen Tagesbefehl erlassen, worin er dem Major Harvey und den anderen Offizieren und Mannschaften, die sich an dem jüngsten Angriff auf Boshway's Lager (als dieser mächtige Führer getödtet wurde) be— theiligten, den herzlichen Dank des Visekönigs, des Ober ⸗Befehls= haberßs und des Ober⸗Kommissärs von Birma übermittelt. Die Ueberrumpelung von Boshway's Lager Seitens der berittenen In— fanterie unter Major Harvay, nach einem Marsch von 52 (engl) Meilen durch birmanische Dschungeln in 14 Stunden und unter einer schwülen Oktoberhitze, war sicherlich eine That, auf welche die daran Betheiligten mit Recht stolz sein können. Die vollständige Zersprengung von Boshway's Banden und sein Tod vermehrt unfraglich in hohem Grade die guten Dienste, welche die Truppen unter General Gordon's Befehl bereits geleistet haben. Leider wurde das gute Resultat, von Boshway's Niederlage und Tod durch eine unglückliche Affaire in Yenangyoung einigermaßen beeinträchtigt. Diese wichtige Station am Irawaddy, die als Depot für das in dem umliegenden Distrikt gewonnene Oel dient, wurde in voriger Woche von zwei k angegriffen. Eine Abtheilung überschritt in Booten den Fluß, setzte einige Häuser und eine unge— heure Menge von Oel in Brand, und zerstörte eine große Änzahl von Booten, indem dieselben brennend den Fluß hinabgesandt wurden. Obwohl Yenangyoung zur Zeit des Angriffs von 50 Mann militärischer Polizei besetzt war, so entkamen die Angreifer doch fast ohne Verluste. Ueber das Verhalten der Polizei bei dieser Gelegen— heit soll eine Untersuchung eingeleitet werden.

Frankreich. Paris, 18. Oktober. (W. T. B) Die Einberufung der Kammern auf den 25. d. M. ist nun— mehr erfolgt.

Italien. Rom, 17. Oktober. (Italie. Der Kriegs—⸗ Minister hat die Bildung einer neuen Brigade ange— ordnet, welche gegen den 10. November von Neapel nach Massovah abgehen soll. Dieselbe wird aus 6 Bataillonen Infanterie und 2 Bataillonen Bersaglieri bestehen und ihr vermuthlich noch eine Batterie Artillerie, eine Batterie Gebirgs⸗Artillerie, eine Ingenieur⸗Compagnie, 2 Compagnien Train, eine Sanitäts- und eine Proviantkolonne beigegeben werden. Die Einschiffung des neu gebildeten Spezial-Corps nach Afrika erfolgt Ende dieses Monats in Neapel.

18. Oktober. (W. T. B.). Anläßlich des heu—⸗ tigen Geburtstages Sr. Kaiserlichen und König— lichen Hoheit des Kronprinzen bringen die meisten Blätter äußerst spympathische eg lück⸗ wünschungs-Artikel. Die „Riforma“ hebt hervor, daß die Wünsche und Hoffnungen, welche sich an den Geburtstag des Kronprinzen knüpften, in Rom die näm— lichen seien wie in Berlin; in dem entlegensten Dorfe Siziliens wie in der niedrigsten Hütte Pommerns würden für den Kronprinzen dieselben Wuͤnsche gehegt. Der Kron— rinz werde diefe Wünsche jedenfalls mit gleich großer He riedigung aufnehmen, und, getragen von der Liebe zweier Völker und begleitet von der Sympathie und Achtung der ganzen Welt, der Zukunft voll Vertrauen entgegen gehen.

Baveno, 18. Oktober. (W. T. B.) Anläßlich des

Geburtstages Sr. Kaiserlichen . n li ger

Hoheit des Kronprinzen war der Ort festlich geschmückt und fand Abends Illumination und Feuerwerk statt.

. . ire en . 3 16. en i i h

eute früh abgereist, ich ü i

an et mn nach Deutschland zu . .

Rumänien. Bu kare st, 19. Oktober (W. T. B.) Der ö wo . 24 Manövern des ; eigewohnt hat, zurückgekehrt und begiebt si heute nach Fokschani zu den Manövern des * 5. .

4. Corps. Die fremdländischen Offizi ; ; dorthin begeben. schen Offiziere haben sich bereits

Serbien. Belgrad, 18. Oktober. (W. T. B) Wie verlautet, sind die Verhandlungen über einen Handels— vertrag mit. Rumänien dem Abschluß nahe. Die rumänische Regierung übersandte heute den Vertrags⸗Entwurf.

Dänemark. Kopenhagen, 18. Oktober. Gestern Vor— mittag trafen der Kaiser von Rußland, Prinz Walde—⸗ mar von Dänemgrk und Admiral Schiwe von Fredens— borg hier ein und begaben sich an Bord der rusfischen c „Czarewna-„ welche sogleich südwärts abging. Der

usflug galt einem Besuch der rusfischen Panzer-Fre⸗ gatte „Admiral Nachimoff“, welche auf ihrer ersten See⸗ reise hierher gekommen war, um die Kaiserlichen Jachten heim zu begleiten. Des großen Tiefganges wegen konnte die Panzer⸗Fregatte aber nicht durch den Drogden gehen, sondern mußte eine Meile von Dragör liegen . Nach eingehen⸗ der Besichtigung des neuen rien fe kehrte der Kaiser von Rußland nebst Begleitung wieder hierher zurück und begab sich alsbald nach Fredensborg.

Das Folkething begann gestern die erste Lesung des Gesetzentwurfs, betreffend die Bewilligung der . 54 . bis zum Erlaß des

inanzgesetze ür das Finanzjahr vom 1. i Bs, b is zung. ta r sssi nanziah J

18. Olttober. (W. T. B.) Der Bruder des Königs, Prinz Johann von Schleswig-Holstein-Sonder— burg-⸗Glücksburg, ist an den Masern erkrankt.

Asien. Afghanistan. (A. C.) Aus Kalkutta wird der „Times?“ unterm 16. d. M. gemeldet: Das Geheimniß über Eyub Khan's Aufenthaltsort ist noch immer nicht gelöst. Man glaubt, daß ihn der Emir von Ghazni be— herberge, welcher nicht nur die Stellung eines Gouverneurs inne hat, sondern auch ein halb unabhängiger Chef ist, der den, welcher unter seinem Schutz steht, nicht leicht ausliefern dürfte. Man erwartet, Eyub werde binnen Kurzem unter den Duranis von Farah erscheinen, falls er nicht durch seine anfänglichen Mißerfolge muthlos geworden ist. Er hat übrigens keines⸗ wegs, weder in politischen noch in militärischen Angelegen— heiten, den Ruf eines kühnen oder verzweifelten Charakters. Die Werbungen für die Armee des Emirs unter den Duranis ist ins Stocken gerathen, nachdem gemäß Be— fehlen aus Kabul die Zahlung des bisher jedem Re— kruten gewährten Werbegeldes eingestellt worden ist. Man glaubt, der Emir habe seinen beabsichtigten Besuch von Candahar aufgegeben. Eingeborene Berichterstatter melden, daß General Gholam Hyder Khan die Tekhi Ghilzais erfolg reich angegriffen habe. Der Emir soll über die . Eyub's zuverlässige Informationen haben. Eyub habe Herat umgangen und das Land zwischen den Flüssen Heri Rud und Murghab, im Norden von Herat, betreten. Es wird hinzu⸗ gefügt, daß zu seiner Gefangennahme aus Maimeneh und Herat Truppen entsandt worden seien.

Merw, 16. Oktober. (St. Petersb. Ztg.) Die Mit⸗ theilung des „Reuter'schen Bureaus“ über die Ankunft Eyub Khan's in Ghazni, der Hauptstadt der Ghilzais, bestätigt sich vollkommen. Eyub Khan hat sich an die Spitze des Aufstandes gestellt. Der Firuskuh⸗Stamm an der russisch— afghanischen Grenze hat sich erhoben und für Eyub Khan Partei ergriffen. Ueberläufer in Pendjeh erzählen, daß die Anhänger Eyub Khans eine allgemeine Erhebung in der Pro—

vinz Herat und im afghanischen Turkestan mit Eifer be⸗ treiben.

Zeitungsstimmen.

Die „Deutsche volkswirthschaftliche Correspon⸗ denz“ schreibt über die Schutzzollpolitik und die Organe des Freihandels:

Alljährlich wenn die Zeit der Parlamentsverhandlungen naht, bereitet die Freihandelspresse die treue Schaar ihrer Leser in gehöriger Weise auf dieselben vor., Hierbei verfolgt dieselbe nun stets die be— kannte, aber nichts weniger als billigenswerthe Taktik, ihre Gegner vor Allem dadurch zu widerlegen, daß sie die Erwartungen, welche von densel ben seiner Zeit an die Reformen des Zolltarifs geknüpft worden sind, ins Maßloseste übertreibt. Wir haben doch wahrlich niemals behauptet, daß die Schutzzölle oder die Erhöhungen derselben für gewisse Erzeugnisse nun binnen Jahresfrist die wirthschaftliche Wiedergeburt der deutschen Industrie bedeuten würden; eben⸗ sowenig ist jemals von uns ohne Weiteres ausgesprochen worden, daß, sobald die neuen Zölle oder Zollerhöhungen in Kraft sein würden, der Preisdruck, welcher leider schon so lange auf unserer gewerblichen Thätigkeit lastet, sofort behoben sein werde, daß die Arbeiter sofort höhere Löhne, die Unternehmer reichen Gewinn, die Konsumenten gute und billige Waaren erhalten würden u. s. f. lurz, wir haben den Schutzzoll nicht als ein Zaubermittel, als ein so⸗ fort wirkendes ,, angepriesen, sondern stets vollkom⸗ men sachlich und ohne alle Uebertreibung dargethan, daß derselbe durch die Abwehr der ausländischen Konkurrenz geeignet sei, eine Ge⸗ sundung unserer mißlichen wirthschaftlichen Berhältnisse anzubahnen.

Diese Behauptung ist nun durch die Thatsachen seither genugsam erwiesen. Eine Besserung der Absatzverhältnisse hat sich überall be⸗ merkbar gemacht, und wo diese nicht, wie erwartet, eingetreten, wäre es ohne den Schutzzoll sicherlich noch schlimmer geworden. Keonstatiren nun auch diesmal wieder zahlreiche Handelskammern in ihren Jahresberichten, daß die Lage der Industrie auf Grund des

reisdrucks immer noch eine wenig günstige sei, so machen nun die auf, der Seite des Freihandels stehenden hierfür lediglich die Schutzzoll politik verantwortlich; das objektive Urtheil dagegen giebt die relativ günstige Einwirkung der Schutzzölle zu und bestätigt im Uebrigen die Wahrnehmung, daß das Mißverhältniß der Produktion zum Absatz ö ö . Markt die Hauptursache unserer mißlichen wirthschaft⸗

en Lage sei.

„Komisch aber wirkt es, wenn man bemerkt, wie die Berichte der freihändlerischen Handelskammern mit sich selbst in Widerspruch ge⸗ rathen, sobaid sie die Wirkungen der Schutzzölle auf die Industrien im Auslande darstellen. Nach der Meinung eines richtigen Frei⸗ handler nämlich ist die Wirkung von Schutzzöllen auf die gewerbliche

Thätigkeit gleich Null, oder aber eine schädliche. Dies wird für das Inland 49 alle mögliche Art zu beweisen gesucht. Sobald es sich aber um das Ausland handelt, tritt das Gegentheil ein; die Schutz- zölle sind dann von so frappirender irh r, daß unser ganzer Export nach dem betreffenden Auslande durch dieselben vernichtet oder aber auf das höchste gefährdet wird. Wie sich solches zusammenreimt, weiß, wie gesagt, nur ein richtiger n . zu sagen.

Neuerdings wird nun in unsern freihändlerischen Organen mit gewisser Schadenfreude auch darauf hingewiesen, daß der . in England jetzt das Ziel immer stärkerer innerer Angriffe werde, besonders in Folge der protektionistischen Haltung, welche die Kon tinentalstaaten angenommen hätten. Auch hierüber mögen sich unsere

reihändler keinen Kummer machen. Hat die englische Industrie

chutzzölle jetzt nicht nöthig, so hat der Freihandel der englischen Industrie nie etwas geschadet, und wird ihr auch in Zukunft nichts schaden, da dieselbe vermöge ihrer günstigeren Produktions und namentlich Absatzbedingungen der kontinentalen Industrie immer noch um ein G hebliches überlegen ist. In maßgebenden Kreisen Englands denlt man aber auch nicht im Mindesten daran, zum Schuß ystem zurückzukehren, denn man würde damit den festländischen Schutz zöllnern die stärkste Waffe in die Hand geben und die Hoff nung auf eine dereinstige, wieder mehr freiheitliche Regelung der Handels⸗ beziehungen unter den Industriestaaten auf unabsehbare Zeit verlieren.

„Glaser's Annalen“ vom 15. d. M. berichten über den deutschen Markt:

Der Roheisenmarkt in Rheinland und Westfalen ist durchaus fest und ist der Preis für Gießereieisen am 8. er. vom Rheinisch-West—⸗ fälischen Roheisenverband, der 17 Hütten (d. s. alle mit Ausnahme der Troisdorfer Friedrich⸗Wilhelmshütte und der Siegerländer Werke) umfaßt, um 1 9 erhöht worden. Eine Erhöhung der anderen Sorten ist für die nächste Zeit in Aussicht genommen und wird auch schon dadurch erforderlich, daß die Eisensteinpreise bei den besseren Sorten entschieden steigende Tendenz haben, und daß die Hochofen Kokskohlen, Koke und Kalksteine zum Theil schon jetzt, sicher aber ab 1. Janugr wesentlich theurer bezahlen müssen als bigher. . diejenigen Werke, welche bereits im Besitz der besten neuesten Einrichtungen sind und günstige Materialeinkäufe gemacht haben, sind die heutigen Roheisenpreise leid⸗ lich gewinnbringend, während die noch mit älteren Einrichtungen arbeitenden Werke kaum auf ihre Selbstkosten kommen. Bei den Hochofenwerken besteht der lebhafte Wunsch, ein Syndikat zu bilden, doch sind sehr vielfache Schwierigkeiten zu überwinden, deren Lösung wohl noch längere Zeit beanspruchen wird. Einstweilen hat man be—⸗ schlossen, für den bestehenden Verband einen Geschäftsführer einzu⸗ stellen, dem alle Abschlüsse mitzutheilen und alle Fakturen zur Ab⸗— stempelung einzuschicken sind. Man bezweckt damit, jedes Mißtrauen zwischen den Konventionsmitgliedern bezüglich Innehaltung der Tonventionsbestimmungen zu beseitigen und eine ganz genaue, zur ,,, der jeweiligen Marktlage höchst wichtige Statistik zu erhalten, ie schon gesagt, ist die Stimmung auf dem Roheisen⸗ markt eine sehr feste geworden und werden bei den zahlreichen An— fragen für J. Quartal 1888 höhere Preise verlangt und in mäßigen Grenzen auch bezahlt.

Das Stabeisengeschäft ist sehr günstig und sind alle Werke hoch erfreut, daß das Syndikat zu Stande gekommen ist. Wenn nun auch noch, wie zu hoffen, die vier größeren Gruppen zur Vereinigung kommen, so können die Stabeisenwerke in Ruhe auch ungünstigeren Konjunkturen entgegensehen, da dann solche Preisschleudereien, wie sie in den letzten Jahren üblich waren, nicht mehr zu be— fürchten sind.

Das Blechgeschäft ist lebhaft und Arbeit versehen, ebenso haben die Fagon-Eisenwerke in Trägern und dergl. noch immer viel zu thun. Dasselbe gilt für Gießereien und , bei denen freilich die Preise noch sehr zu wünschen übrig lassen. .

Im Allgemeinen ist demnach die Lage eine nicht ungünstige, und wenn auch die Nachrichten aus England, Amerika und Frankreich nicht gerade animirend wirken, so können die rheinisch-westfälischen Werke, da sie auf Monate hinaus gedeckt sind, einstweilen die weitere Ent— wickelung ohne Unruhe abwarten. t

Die Siegener Hütten haben ihre Hauptproduktion an Eisen, es mag Namen haben, wie es will, bis Ende des Jahres zu lohnenden Preisen verkauft, so daß Geschäftsabschlüsse pro Ly. Quartal kaum noch in die Oeffentlichkeit dringen. Wird hier oder da noch etwas abgegeben, so handelt es sich nur um kleine Pöstchen, wofür in der Regel ein guter Preis erzielt wird.

Auf dem Kohlenmarkt in Rheinland -Westfalen sind Kokekohlen und Koke sowie grobe Separationsprodukte, besonders von mageren Sorten, die zu Ofenbrand starke Verwendung finden, fortwährend ge sucht und fest im Preise.

ind alle Werke gut mit

Amtsblatt des Reichs-Postamtęs. Nr. 58. Inhalt: Verfügungen: vom 10, Oktober 1837, Feststellung der Bestaͤnde an Reichs- Goldmünzen, Einthalerstücken, Reichs- Silbermünzen und Reichs ⸗Kassenscheinen, vom 10. Oktober 1887, Ausschluß von Drucksachensendungen mit unzulässigen handschriftlichen Ergänzungen, Unterstreichungen 26. von der Postbeförderung, vom 11. Oktober 1887, Zulässigkeit von Postpacketen im Verkehr mit Jamaika und West— Australien. Hierzu: Tarif für Telegramme. (Fuͤr den billigsten und gebräuchlichsten Weg berechnet) Abgeschlossen den 13. Oktober 1887.

Landtags⸗Angelegenheiten.

Bei der im 6. Merseburger Wahlkreise (Sangerhausen⸗ Eckartsherga) stattgehabten Ersatzwahl für den Geheimen Regierungs- Rath Grafen Hue de Grais, welcher sein Mandat wegen seiner Beförderung im Staatsdienste niedergelegt hatte, ist derfelbe mit 247 Stimmen zum Mitglied des Hauses der Abgeordneten wieder gewählt worden. Prediger Richter und Amtsrichter Pieschel beide nationalliberal erhielten 49 resp. 7 Stimmen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Im Verlage von Max Babenzien, Rathenow, erschien eine ‚Ge⸗ schichte der Kavallerie des Deutschen 3 bearbeitet von R. von Haber, Premier⸗Lieutenant a. D. Der Verfasser unterzieht sich hier keiner leichten Aufgabe, indem er es unternimmt, die Geschichte einer der ruhmvollsten Waffengattungen unserer Armee dem Lefer vorzuführen. Er hat jedoch wohlweislich den Rahmen des Werkes von vornherein beschränkt, indem er nicht eine ausführliche Geschichte jedes einzelnen Kavallerie⸗Regiments bietet, was ja ein Buch von kolossalem Umfange ausmachen würde, sondern indem er in kurzen Daten die wichtigsten Momente aus der Geschichte des betr. Regiments bietet. Er hat das folgendermaßen gemacht: Dem Namen des Regiments solgt der Name der Garnison, dann die Zahl des Armee⸗Corps, der Division, der Brigade, welchem das Regiment angehört. Hierauf giebt er kurz an, welche Uniform das Regiment trägt, indem er jedes Stück genau nach Farbe und Art beschreibt. Darauf giebt er den Stiftungstag an, und zwar wo es nöthig ist, denjenigen der einzelnen Escadrons, je nach der chronologischen Reihenfolge, wie sich das Regiment aus den einzelnen Escadrons gebildet hat. Nun folgt ein knapp ge—⸗ haltener Ueberblick über die Geschichte des Regiments, die Entstehung, die ersten Kriegsthaten, die verschiedenen Garnisonen, die Auszeichnungen, welche im Felde erworben wurden. Daran schließen sich in chrono⸗ ,. Folge die Namen der Commandeure, welche das Regiment 7 ührt haben. Es liegt auf der Hand, daß dieses System wegen einer Knappheit und Uebersichtlichkeit viel für sich hat, mit leichter

Mühe kann man sich über Alles unterrichten, was man über eine Truppe zu wissen wünscht. Im Eingange seines Buchs beschäftigt sich der Verfasser zunächst mit der Eintheilung der aktiven Kavallerie des Deutschen Reichs. Wir entnehmen diesen Mittheilungen, daß es 33 Kavallerie Regimenter giebt, daxsn kommen auf Preußen 73 Regi⸗ menter, auf das Königreich Sachsen 6, auf Württemberg 4, auf Bayern 19 Regimenter. Sodann geht der Verfasser auf die Standarten der Kavallerie ein, deren es drei Arten giebt: die Garde ⸗Standarte, die Linien Standarte und die Landwehr⸗Standarte. Alle drei werden nach Form, Farbe und Emblemen geschildert. Den Kürassier⸗Regimentern ist darauf die erste Betrachtung gewidmet. Sie sind durchweg alt und blicken auf eine ruhmvpolle Vergangenheit zurück. Das Garde du Corps ist am 23. Juni 1740 gegründet, bat alfo von den schlesischen Kriegen an bis auf den letzten deutsch-⸗fran= zösischen eine . Geschichte. Das Garde⸗Kürassier⸗Regiment wurde am 21. Februar 1815 gegründet. Das Leib⸗Kürassier⸗Regiment Schlesisches) Nr. J ist das älteste und blickt auf einen Zeitraum von A3 Jahren zurück; es focht bereits bei Fehrbellin mit. Das Kürassier⸗ Regiment Königin (Pommersches) Nr. 2 stammt aus dem Jahre 1717, das Ostpreußische Kürafsier⸗Regiment Nr. 3 Graf Wrangel, das Westfälische Kürassier⸗Regiment Nr. 4 das Westpreußssche Kürassier⸗ Regiment Nr. 3 aus demselben Jahre. Das Gründungsjahr des Brandenburgischen Kürassier⸗Regiments (Kaiser Nikolaus J. von Rußland) Nr. 6 ist 1897, dasjenige des Magdeburgischen Kürassier⸗ Regiments Nr, 7, des Rheinischen Nr. 8 das Jahr 1815. Von den Dragoner Regimentern ist das Neumärkische Rr. 3 vom Jahre 1704 das älteste; daran schließt sich dasjenige Prinz Albrecht von Preußen Litthauisches) Nr. J dom Jahre 1717. Das Brandenburgische Dragoner Regiment Nr. 2 stammt aus 1807; das 1. Garde⸗Dragoner⸗ Regiment stammt gus dem Jahre 1815, ebenso die 1. Schlefischen Dragoner Nr. 4. Vom Jahre 1869 sind die 2. Garde⸗Bragoner, die Rheinischen Dragoner Nr. 5, die Magdeburgischen Nr. 6, die Westfälischen Nr. die 2. Schlesischen Nr. 8. Von 1866 die 1. Hannoverischen Nr. 9, die Ostpreußischen Nr. I0, die Pom⸗ merschen Nr. 14, die 2. Brandenburgischen Nr. 12, die Schleswig⸗ k Nr. 13, die Kurmärkischen Nr. 14, die 3. Schlesischen tr. 15, die 2. Hannoverischen Nr. 186. Von den nichftpreußischen Dragoner⸗Regimentern ist das älteste das 1. Großherzoglich Hessische Dragoner Regiment (Garde Dragoner Regiment) Nr. 23, welches 1790 gestiftet wurde. Die Husaren⸗Regimenter sind theilweise sehr alt. Die beiden Leib⸗Husaren⸗Regimenter Nr. 1 und 2, das Brandenburgische Husaren · Regiment (Zieten Nr. 3 stammen aus dem Jahre 1741. Das 1. und 2. Schlesische Hufaren⸗Regiment Nr. 4 und 5 stammt aus dem Jahre 1808, die Pommerschen Blücher⸗Hufaren Nr. 5h aus dem Jahre 1307 (1785). Die Königs ⸗Husaren 1. Rheinischen), die 1. Westfälischen Husaren, die 2. Rheinischen, die Thüringischen aus 1815; die 2. Westfälischen und die Magdeburgischen aus dem Jahre 1813; aus 1866 die 1. und 2. Hessischen, die Hannoverischen und Schleswig⸗ Holsteinischen. Von den Ulanen betrachtet das . Ulanen⸗Regiment Nr. 1 sich als das älteste, Stiftungstag auf den 17. August 1745 setzt, wo es als Bosniakencorps gegründet wurde; als Ulanen⸗Regiment wurde es 1808 errichtet. Die 1. Garde-Ulanen datiren von 1819, die 2. von 1821, die 3 von 1860, die Schlesischen von 1808, die 1. Branden- burgischen Nr. 3 von 1809, von 1815 die 1. Pommerschen Nr. 4, die Westfälischen Nr. 5, die Thüringischen Nr. 6, die Rheinischen Nr. J, die Ostpreußischen Nr. 8, von 1860 die 2. Pommerfchen Nr. 9, die Posenschen Nr. 19, die 2. Brandenburgischen Nr. 11, die Litthauischen Nr. 12, von 1866 die 1. und 2. Hannoverischen Nr. 15 und 14 die Schleswig⸗Holsteinischen Nr. 15, die Altmärkischen Nr. 16. Das Buch bringt ferner die Regimentsgeschichten der Kavallerie von Sachsen, Württemberg und Bayern.

indem es seinen

Gewerbe und Handel.

Mit Rücksicht auf die durch das e be betreffend die Be⸗ steuerung des Branntweins vom 24 Juni 1887, bedingten Modifi= kationen des Handels in Rohspiritus hat das Kollegium der Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin in seiner Sitzung vom 17. Oktober 1887 folgende Beschlüsse gefaßt.

I. Anlangend die amtliche Preisnotirung.

Es werden neben den Preisen für Spiritus, für welchen die Verbrauchsabgabe bereits entrichtet, o der fur welchen sie festgestellt aber gestundet ist, sowohl im Handel mit Loco⸗Waare als im Termins⸗ handel zur regelmäßigen täglichen Preisnotirung zwei Kategorien von K e bt; ö ö

a. Geschäfte in Spiritus, welcher bei seinem Eintritt in de freien Verkehr einer Verbrauchsabgabe von 50 „, .

b. Geschäfte in Spiritus, welcher bei seinem Eintritt in den freien Verkehr einer Verbrauchsabgabe von 70 Æ pro Hektoliter 6 2 n,, . .

Voraussetzung für die bei diesen zu a und h bezeichneten Preis- notirungen zu berücksichtigenden Geschäfte ist, daß sie unter . Hauptbedingungen geschlossen sein müssen:

1) der Verkäufer darf solchen Spiritus, welcher der Maisch⸗ raum bezw. der Materialsteuer nicht unterlegen hat, überhaupt 1 . anne c

2) liefert er solchen Spiritus, welcher einer höheren als der kon⸗ traktlich bedungenen Verbrauch sabgabe unterliegt, so hat er die Differenz zwischen dieser höheren und der kontraktlich bedungenen Verbrauchs abgabe dem Empfänger sosort zu vergüten;

3) die Abnahme des Spiritus erfolgt nach Gewicht unter ,,, derjenigen Tabellen, welche die Steuerbehörde bei

rmittelung der für auszuführenden Branntwein auf die Maischraum- steuer zu zahlenden Rückvergütung zur Anwendung bringt.

II. Anlangend die Höhe der Maklergebühr für Loko-⸗-Spiritus obne Faß. Die ortsgebräuchliche Maklergebühr (Art. 82 des H.⸗G.- B.) wird nach den angestellten Ermittelungen über die thatsächlich bestehenden Verhältnisse auf 10 M pro 10 000 1 à 100 festgesetzt.

Die auf Grund des Art. 39 des Revidirten Statuts der Korpo⸗ ration der Kaufmannschaft von Berlin bestehende ständige Deputation der Produktenbörse, welche nach §. 14 ihrer Geschäftsordnung vom 22. Mai 1872 die Aufgabe hat, die Vereinbarung von Börsen—⸗ geschäfts und Börsen⸗Verkehrsbedingungen eder deren Beseitigung dem Aeltesten⸗Kollegium vorzuschlagen, hat in den Bedingungen für den Berliner Loso⸗ Spiritushandel, welche als Orts- gibrauch gelten, im Fall nicht zwischen den Kontrahenten besondere Verabredungeu getroffen werden, zu der Abtheilung; æ Spiritus« handel loco ohne Faß frei Haus, aus Anlaß des neuen Branntweinsteuergesetzes solgende Abänderungen vereinbart:

L. Dem 5§. 1 wird ein zweites Alinea zugesetzt, welches lautet:

Die drei Hauptbedingungen, von welchen nach der Bekannt- machung der Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin vom 17. Sk⸗ tober 1887 die Berücksichtigung eines Spiritusgeschäfts bei der regel⸗ mäßigen täglichen Preisnotirung abhängig gemacht ist (Ausschließ ang des der Maischraum⸗ bezw. der Materialsteuer nicht unterworfenen Spiritus von der Lieferbarkeit, Ausgleichung wegen etwaiger die bedungene Höhe übersteigender Verbrauchsabgabe und Abnahme nach Gewicht), finden Anwendung auf die den gegenwärtigen Geschäfts— bedingungen unterstellten Geschäfte.

6 33 3 . ffn ,

2) In §. 6 wird die Frist für Rücklieferung der Fässer (erste und letzte Zeile) von 15 Tagen auf 10 Tage i n rs er en Satz erhält folgende Fassung; ‚Die Rücklieferung gilt als rechtzeitig i n wenn die Fässer innerhalb der 10 tägigen Frist zu einer

iesigen mit amtlichen Aichungsbesugnissen ausgerüsteten Aichungsstelle gesandt worden sind. Vor solcher Absendung der Fässer hat Empfänger den Lieferer unter Beziehung der Aichungsstelle unverzüglich zu benach- richtigen und gleichzeitig, falls nur ein Theil der Fäͤsser zur Aichungsstelle gesandt ist, die übrigen Fässer dem Lieferer zur Ver⸗= fügung zu stellen. .

er 5. 7 bleibt unverändert.