1887 / 280 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 29 Nov 1887 18:00:01 GMT) scan diff

Die Fraktionsliste des Reichstages schienen. Von den 397 Mandaten ist eins, 2. Bromberger Wahlkreis, erledigt. Die Fraktionen zahl: Deutsch⸗Konservative 716 und 2 eikonservativ

ben folgende Mitglieder⸗ pitanten; Reichspartei Centrum 9 ospitanten; Polen 13; National⸗Liberale und 3 Hhospitanten, darunter der neugewählte Abgeordnete für Straßburg, Dr, Petri; Deutsch-Freisinnige 34. Sozial-Demokraten 11; bei i Fraktion 22. Die Letzteren sind 14 Elsaß⸗Lothringer; die drei den Nationalliberalen nahe stehenden Abgg. Deghna, die Abgeordneten Br. Böckel, mmern; der klerikal⸗konservative reiherr von Hornstein aus Baden; endlich der Präsident von Wedell⸗Piesdorf.

In Bezug auf §. 223 a des Strafgesetzbuchs, wonach erverletzung mittels einer das Leben ge⸗— en Behandlung mit Gefängniß nicht unter zwei Monaten zu bestrafen sei, hat das Reichsgericht, IV. Strafsenat, durch Urtheil vom 23. September d. J, aus⸗ gesprochen, daß bei Feststellung des Umstandes einer das Leben ährdenden Behandlung es nicht darauf ankommt, ob eine ensgefährliche Verletzung eingetreten ist, sondern nur darauf, ob die Behandlung geeignet war, eine solche herbeizuführen. Hierbei kommen in Betracht die individuelle Schädlichkeit der in Bewegung gesetzten Einwirkungen und die individuelle Beschaffenheit des gemißhandelten, besonders schwächlichen oder besonders widerstandsfähigen Menschen.

Unterordnungsverh Unteroffiziere zu einander haben Se. Kaiser unter dem 17. d. M. Folgendes bestimmt: „Zywischen den einzelnen Chargen der Unteroffiziere besteht an sich kein Unterordnungsverhältniß, indessen sind sämmtliche Unteroffiziere, welche das Offizier-Seitengewehr nicht tragen, verpflichtet, die mit demselben ausgerüsteten Unteroffiziere militärisch zu grüßen.

II. Die Dienststellung bedingt ein Unterordnungsver⸗ hältniß wie folgt: 17 Die im mobilen Verhältniß in Offizier— stellen verwendeten Unteroffiziere (Offizier⸗Stell vertreter) sind in und außer Dienst Vorgesetzte sämmtlicher Unteroffiziere. Mit der Beleihung der Offizierstelle ist das Tragen des Portepees, des Hffizier⸗Seitengewehrs und des Abzeichens für Offizier⸗Stellvertreter ohne Weiteres verbunden. 2) Feldwebel (Wachtmeister) sind in und außer Dienst Vorgefsetzte der Unteroffiziere derselben Compagnie (Escadron, Batterie), aus- genommen der unter II. I erwähnten Offizier⸗Stellvertreter ünd der Stabshoboisten (Stabshornisten, Stabstrompeter) . Stabshoboisten Stabshornisten, Stabstrompeter) stehen zu den Hoboisten des etreffenden Musikcorps in und außer Dienst in demselben Verhältniß wie ein Feldwebel zu den Unteroffizieren der⸗ 3) Innerhalb der übrigen Chargen der nige, welchem durch allgemeine Dienst—⸗ besondere Anordnung der Befehl über zu diesen für die Dienstes in das Verhältniß 4) Portepee⸗Fähnriche, welche das sind durch die

ildebrand und Retemeye ohannsen, Langwerth von

ältniß der ajestät der

selben Compagnie.

Unteroffiziere tritt de vorschriften oder dur andere Unteroffiziere übertragen worden ist, Dauer und den Umfang des eines Vorgesetzten. Seitengewehr führen, Waffe ohne Weiteres mit der Wahrnehr dienst beauftragt und rangiren vor d Sie sind

Verleihung dieser mung von Offizier⸗ en Vize⸗Feldwebeln. mit Offizierdienst Feldwebel (Vize⸗Wachtmeister) des Veurlaubtenstandes g) und in gleicher Weise, wie Wachtmeister) des Dienststandes, fizierdienst versehen nur während der ng selbst Vorgesetzte der anderen agnie (Escadron, Batterie), mit Aus⸗ (Wachtmeisters), dessen Untergebene sie pee⸗Fähnriche ohne Of

der Landwehrordnun solche Vize⸗Feldwebel (Vize⸗ welche vorübergehend O Dauer der Diensthand Unteroffiziere der Comp nahme des Feldwebels stets bleiben. 5) Porte rangiren unmittelbar vor den Sergeanten.

An demselben Ta daß die beim Eintritt ein Offizierstelle (Offizier⸗Stell vertreter Seitengewehr und das Abzei tragen haben. Das Abzeich steht, unter Bestätigung der Sr. Majestäk vorgele aus einer Einfassung der Schulterklappen des und des Mantels mit silberner Tresse Ulanen beste Tresse als der Husare

fizier⸗Seitengewehr

ge haben Se. Majestät genehmigt, er Mobilmachung oder während der⸗ Unteroffiziere das Offizier⸗

beliehenen

das Portepee, en für Offizier-Stellvertreter zu en für Offizier-Stellvertreter be⸗ ten Probe, affenrockes goldener Tresse bei gelben und mit bei weißen Knöpfen. Bei der Ulanka der ht das Abzeichen aus einer goldenen bezw. silbernen Einfassung des Epauletteschiebers, bei dem Attila n aus einer doppelten goldenen Tresse unter den Achselschnüren.

Zufolge Allerhöchster Ordre vom 17. Bataillons (Attendorn) 2. Hessischen S2 am 1. April 1888 von Attendorn nach Siegen zu verlegen und hat genanntes Bataillon von Bezeichnung 2. Bataillon Landwehr Regiments

bezw. silbernen

d. M. ist das Stabsquartier des 2. Landwehr⸗Regiments Nr

i egen) 2. Hessischen r. 82 anzunehmen.

Durch Allerhöchste Ordre vom 16. das der vormaligen AÄAktien-Gesellschaft f Chaussee von Hülli und Christianstadt nach Frankfurt und Liegnitz, seiner Chausseegeld-Erhebung na Tarifs vom 29. Februar 1840 ei enthaltenen Bestimmungen über sonstigen die Erhebung betre Züllichau⸗Schwieb Sagan, Freystadt und Sorau, und die in sein Eigenthum übergegangene Strecke d egen Uebernahme der kün er betreffenden Straßenst der sämmtlichen voraufgeführt

November d. J. ist ür den Bau einer chau über Grünberg, Naumburg a. B. Regierungs⸗Bezirken Recht zur

Sorau, in den Zeit verliehene ch. den Bestimmungen des nschließlich der in demselben reiungen, sowie der ätzlichen Vorschriften Grünberg, nem jeden für ieser Straße, ftigen chausseemäßigen Unterhaltung vorbehaltlich der Abänderung en Bestimmungen, übertragen

ffenden zu

Durch Aller it Herzog Georg Hoheit, à la suite des Westfäli unter Belassung in seine burgischen Dragoner⸗Re worden, daß

höchste Kabinetsordre ist der Premier— Ludwig von Oldenburg, schen Kürassier⸗Regiments Nr. 4, m Verhältniß àz la suite des Olden— nfanterie⸗Regiments Nr. 91 zum 1. Garde⸗ giment à la suite desselben versetzt und bestimmt derselbe bei diesem Regiment vom ab zur Dienstleistung eintritt.

Der Kaiserlich und Königli iesigen Allexhöchsten b. nach Berlin zurückgekehrt u schaft wieder übernommen.

1. Januar

ungarische nd, hat die

chafter am h t vom Urlau schäfte der Bot

Der General-Lieutenant des Barres, Präses der Ober ⸗Militär⸗Examinationgkommission, hat eine Dienstreise nach Potsdam, Hannover und Kassel angetreten.

Der General⸗-Lieutenant von Körber, Inspecteur der 3. Feld⸗Artillerie⸗Inspektion, ist zur Abstattung persön⸗ licher Meldungen auf einige Tage mit Urlaub hier eingetroffen.

Der Feneral-Lieutenant und Gouverneur von Ulm, von Guretzky⸗Cornitz, und der General-Lieutenant von Wissmann, Commandeur der 25. (Großherzoglich Hessischen) Division, haben Berlin nach Abstattung persönlicher Meldungen wieder verlassen.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Krämer in Mehlsack, Dr. Rothenberg in Schippenbeil, Dr. Nickell in Königsberg i. Pr, Br. Heydrich, Dr. Töplitz Dr. Mende, Dr. Schneider, Br. Zenthöfer, sämmtlich in Breslau, Dr. Monse in Kunzendorf, Dr. Riedlin in Görbers— dorf, Freisel in Trachenberg, Höhne in Striegau, Dr. Schir⸗ meyer in Osnabrück. Dr. Herm. Cohn in Lüdenscheid, Dr. Braunschild und Bremmenkamp in Bochum, Dr. Schulte am Esch, in Herne, Dr. Otto Müller in Saarlouis, Dr. Schwietlik in Pr. Friedland.

Görlitz, 26. November. Der Kom mungl-Landtag der preußischen Ober lausitz beschäftigte sich in seiner ie n am Freitag zunächst mit einem Nachtrag zu der Stiftungsurkunde, welche der Fabrikbesitzer Woller in Marklissa zur Begründung einer Waisen-Anstalt auf seinem Grundstück in Schadewalde bereits im Jahre 1882 errichtet hat. Durch diesen Nachtrag soll das baldige Inslebentreten dieser Anstalt ermöglicht werden, und hat der genannte Stifter zu diesem Zweck ein weiteres Stiftungskapital von 100 900 66 aus— gesetzt, mit dem Wunsche, daß die Landstände dasselbe ent— gegen nehmen und das Weitere zur Errichtung und Ver— waltung der Anstalt nach dem für dieselbe , . Statut veranlassen möchten. Der Landtag erklärte sich hiermit ein— verstanden und beauftragte den Landeshauptmann, die erforder— lichen Maßregeln zur Errichtung der Anstalt, sobald die höhere resp. landesherrliche Genehmigung für die Stiftung ertheilt sein würde, zu ergreifen, sowie dem Fabrikbesitzer Woller den Dank und die Anerkennung des Landtages auszusprechen, worauf die provisorische Wahl der Mitglieder des Stiftungs⸗ Kuratoriums erfolgte. Sodann wurde gemäß dem im vorigen Jahre festgestellten Regulativ zum ersten Male die Prämürung von Dienstboten, welche längere Zeit bei ein und derselben Herrschaft oder Familie bezw. in derselben Wirthschaft treu gedient und sich vorwurfsfrel geführt haben, vorgenommen und zwar wurden: an männliche Dienstboten fünf Prämien à 150 6 und acht à 75 M, an weibliche vier à 100 6 und fünf à 50 MS bewilligt. Die Prämiirung erfolgte nach Maßgabe der Länge der Dienstzeit, wobei die kürzeste Dienstzeit 256M Jahre betrug. Weiter gelangte eine Anzahl Gesuche um Beihülfen zu wohlthätigen Zwecken zur Beschlußfassung, welche größtentheils bewilligt, einzelne aber als nicht begründet abgelehnt wurden.

2A, November. Der Kom munal-Landtag hielt am Sonnabend seine vierte und letzte Plenarsitzung ab, in welcher der Vorsitzende nach Vorlesung des Protokolls der gestrigen Sitzung zunächst das gestern Abend eingegangene Antwort⸗Telegramm aus San Remo der Versammlung mit⸗ theilte, in welchem Se. Kagiserliche Hoheit“ der Kronprinz dem Landtage Seinen tiefgefühlten Dank für die Ihm ausgesprochene Theilnahme und guten Wünsche übermitteln läßt. Hierauf be tig sich der Landtag hauptsächlich mit den eingegangenen Gesuchen um Stipendien und Unterstützungen, zu welchen die betreffenden Ausschüsse ihre motivirten Anträge ftellten, resp. der Vorsitzende seine Vorschläge unterbreitete. Rachdem die Landtagsarbeiten somit erledigt waren, schloß der Vorsitzende den Landtag mit einem dreimaligen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser, in welches die Versammlung begeistert einstimmte.

Sachsen. Dresden, 28. November. (Dr. J.) Die Zweite Kammer bewilligte in ihrer heutigen Sitzung unver⸗ ändert nach der Vorlage das Kapitel des Staatshaushalts⸗ Etats, betreffend die Lan deslotterie, mit einem Ueberschuß von 4 260 797 1¶, das Kapitel, betreffend die Lotterie⸗Dar= lehnskasse, mit einem Ueberschuß von 331 437 ½ und das Kapitel der Einnahmen der allgemeinen Kassenverwaltung mit 1551 000 sb

Hessen. Darm tadt, 27. November. (Darmst. Ztg.)

9 der Zweiten Kammer legte gestern der Präsident des inanz-Ministeriums das Budget vor. Die ordentlichen Ausgaben werden darin mit rund 21 800 000 9 angegeben egen das laufende Budget um 4 300000 9. mehr); der Ueberschuß der ordentlichen Einnahmen beträgt 820 000 (M66;

die Steuerverminderung soll 113 Proz. der Einkommensteuer

betragen; die gußerordentlichen Ausgaben sind auf 5 290 000 M beziffert und sollen durch Ueberschüffe fowie durch ein Anlehen von 3 Millionen gedeckt werden. Die Kammer vertagte sich hierauf und wird voraussichtlich in der ersten Hälfte des Januar wieder zusammentreten.

Worms, 25. November. (Köln. Itg) Den Ständen des Großherzogthums wird voraussichtlich noch auf dem heute begonnenen Landtage eine Regierungsvorlage wegen Her⸗ stellung einer Rheinüberbrückung bei Worms zugehen. Die Vorverhandlungen mit der tadt Worms und der Hessischen Ludwigsbahn, welche lestz ebenfalls eine feste Ueberfahrt anstrebt, sind schon längere Zeit im Gange, Dem Ministerium liegen in dieser Angelegenheit jetzt drei Entwürfe vor, und zwar

für eine dem Straßen- und Eisenbahnverkehr gemein⸗ sam dienende Rheinbrücke unterhalb der Stadt; . für zwei getrennte Brücken für Land⸗ und Eisenbahnverkehr neben einander und 3) für eine Landverkehrsbrücke als Ersatz und an Stelle der jetzigen Schiffbrücke.

Mecklenburg. Sternberg, 28. November. Meckl. Nachr.) In der heutigen . bewilligte der Landtag für die südlichen 5 . des Landes Li Millionen Mark. Dieselben sollen für Verbesserung der Stör und unteren Elde verwandt und die Verwendung auf 4 Jahre vertheilt werden.

, , d, e, und Irland. London, 28. November.

(A. C.) Der Sonntag verlief ohne Ruhestörungen in Londo n. Auf dem Trafalgar⸗Square wurde kein Versuch gemacht, ein Meeting abzuhalten, obwohl Tags vorher Zettel vertheilt wurden, welche besagten, daß am Sonntag

auf dem Square eine. Versammlung abgehalten

würde, „um gegen die Polizeiherrschaft in on rdn protestiren. Vorsichtshalber ließ Sir Eharles Warri den Sguare sowie die dahin führenden Straßen wieder mit zahlreichen Schutzmannschaften besetzen, während in ver schiedenen Stadttheilen etwa 3500 Spezialkonstabler in Bereit schaft gehalten wurden. Es fanden sich wiederum Tausende von Schaulustigen auf dem Square wie in dessen Nachbarschaft ein die sich indeß allmählich zerstreuten, als sie sahen, daß ein Versuch, die angekündigte Versammlung abzuhalten, nicht gemacht werden würde. Hier und da mußte die Polizei ein⸗ schreiten um Zusammenrottungen zu verhindern. Gegen 6 Uhr Abends hatte der Square wieder sein gewöhnliches Aussehen. Im Hyde⸗Park wurde Nachmittags eine zahl reich besuchte Kundgebung unter den Auspicien der eng⸗ lischen „Land Restoration League“ abgehalten, bei welcher William Saunders, ehemaliger Abgeordneter für Ost· Hull, der kürzlich wegen unbefugten Redehaltens auf Trafalgar Squar verhaftet aber freigesprochen worden, den Vorsitz führte Es wurden Resolutionen angenommen, welche erstenz die Meinung ausdrückten, daß ungerechte Ges etzgebung, insbesonder⸗ die mit Bezug auf Land, die Ursachen der Armuth, der Handelsstockung und der Arbeitslosigkeit sei, und zweiten egen die Unterdrückung der von der Liga am 1179. ein erufenen Versammlung Seitens der Polizei protestirten. Die Theilnehmer an der Kundgebung zerstreuten sich darauf ruhig ohne der Polizei Anlaß zum Einschreiten zu geben. ;

Das provisorische Comité der auf Anstiften der Pall Mall Gazette“ ins Leben gerufenen „Gesetz- und Freiheitsliga“ beschloß, sofort Schr itte zu thun, um in jedem Londoner Wahlkreis die ungeheuere hl der Arbeitz— losen zu registriren, da Sir Charles Warren's Vorschlag, die Polizeistationen dazu zu benutzen, bei den Arbeitern keine beifällige Aufnahme finden könne.

Nach dem Bericht des hauptstädtischen Polizei⸗Arztes sind bei den Unruhen auf dem Trafalgar⸗ Square am Sonntag, den 13. November, im Ganzen 73 Schutzleute verletzt worden. Zu bemerken ist übrigens, daß keine der Wunden eine Schußwunde war.

Wie aus Indien gemeldet wird, hat der Rads chah von Ihind alle Hülfsquellen seines Staats der indischen Regierung für die Vertheidigung der Grenze zur Ver— fügung gestellt.

28. November. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Zucker⸗-Konferenz, welche von 2 hz 4 Uhr dauerte, hielt der Parlaments-Sekretär des Handelsamts, Baron de Worms, eine längere Ansprache an die Delegirten. An der hierauf . Generaldebatte nahmen vornehmlich die Delegirten

elgiens und Ossterreichs Theil. Man glaubt, England werde keine Ausgleichszölle vorschlagen. Belgien ist gegen die Zucker⸗ Prämien, während Desterreich dieselben billigt. Die nächste Sitzung findet am Mittwoch statt.

Thomas Egllan aus Massachusetts und Michael Harkins aus Philadelphia, welche angeklagt sind, sich behufs Herbeiführung von Dynamit-Exzplosionen ver— schworen zu haben, erschienen heute wiederum vor Gericht, Nach Vernehmung mehrerer Zeugen wurde die weitere Ver— handlung auf 8 Tage vertagt.

Frankreich. Paris, 28. November. (W. T. B) In der Deputirtenkammer wurde heute von Guyot der Generalbericht über das Budget eingebracht. Der Minister⸗Präsident Rou vier ersuchte die Kammer, sich auf Donnerstag zu vertagen, wo dann der Kammer Seitens der Regierung eine Mittheilung . werde. Die Kammer vertagte sich demgemiß ö Donnerstag.

Die Gruppen der Linken der Kammer und des Senats haben sich bisher nicht über eine Plenar⸗ versammlung einigen können. Die Rechte hat die Berathung über die von ihr bei dem Kongreß zu beobachtende Haltung auf Mittwoch vertagt. Bisher scheinen de Freycine Ferry und Floquet die einzigen ernsthaft in Aussicht genom— menen Präsidentschafts-Kandidaten zu sein.

28. November, Abends. (W. T. B. Elémenceau hatte heute Abend eine Unterredung mit Flo guet über dessen Absichten bezüglich einer Präsidentschafts⸗Kandi— dat ur und machte hierbei darauf aufmerksam, daß eine Zer— splitterung der Stimmen der Radikalen zwischen de Frenäinet und Floquet mißlich wäre. Floquet soll erwidert haben, daß er nicht als Kandidat aufgetreten sei, demnach auch nicht von einer Kandidatur zurücktreten könne; er überlasse seinen Freunden jede Verantwortlichkeit für ihre Haltung.

Italien. Rom, 28. November. (WB. T. B). der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer erwiderte auf die Interpellation Bonghiss und Sacchi's det Justiz⸗Minister: alle Prokurgkoren seien darin überein gekommen, daß keine Veranlassung vorliege, die Zu— stimmungsschreiben der italienischen Bischöfe an den Papst und die Petition der itallenischen Katho— liken an die Kammer wegen Wiederherstellung der weltlichen Macht des Papstes gerichtlich zu verfolgen Uebrigens, sei in der Petition der ausdrückliche Wunsh wegen Wiederherstellung der weltlichen Macht des Papstes sorgfältig vermieden. Er (der Minister) halte allerdings gewisse an die Bischöfe gerichtete Schreiben für sstrafbar; allein eine Verfolgung derselben sei inopportun, weil man dadurch die Wünsche auf Herbeiführung eines Aufsehen erregenden Prozesses begünstigen würde. Demnach sei es besser, dieselben der allgemeinen Gleichgültigkeit anheimfallen zu lassen. Dadurch beweise man, welche große Freiheit in Italien die Gegner der nationalen Institutionen genießen. Die Regierung werde, obgleich sie die Freiheit im al— gemeinen Recht anerkenne, eine Verletzung der italie— nischen Ein heit niemals zugeben.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 29. Novemher, (W. T. B.). Der „Kegtierungs⸗ Anzeigen veröffentliht das Urtheil des St. Petersburger Krieg s⸗-Bezirks⸗

gerichts, wonach 13 junge Offiziere, nämlich 9 Second—

Lieutengnts der Linien⸗Infanterie, je 1 von den Sappeuren, der Artillerie und der Garde⸗Infanterie und 1 Ke af enn i des Vergehens gegen Art. 259 des Strafgesetzbuchs (rechtzeitig auf gedeckte Empörung gegen die oberste Gewalt, welche keine Folgen gehabt hat), für schuldig erkannt, 5 von ihnen zur man arbeit, 8 zur Deportation verurtheilt worden. ö. Kaiser hat jedoch berücksichtigt, daß die Inkulpaten minder jährig und zu den Verbrechen durch andere Uebelthätet verleitet worden sind; der Kaiser berücksichtigte ferner die von den Inkulpaten bekundete aufrichtige kiefe Neu und den sehnlichen Wunsch, das in jugendlicher Ver—

gangene Verbrechen durch machen, und begnadigte ur Degradirung zu gemeinen Sol umu der re. nach wieder zu erlangen. nh mit, daß fünf Kadetten St. Petersburger Kriegsge Fergehen, wie die gemeldeten Jwangsarbeit beziehungsweise De wurden, der Kaiser dieselben jedo bation begnadigt.

ihr ganzes Leben deshalb sämmtliche daten unter Ein⸗ gewissen Fristen den Offiziers⸗ RRegierungs⸗Anzeiger“⸗ theilt der Kriegsmarine durch das richt wegen der gleichen armee⸗Offiziere, zu portation verurtheilt , ch ebenfalls zur Ein Seekadett befindet

in Haft und wird nach seiner Entlassung unter Aufsi Vorgesetzten belassen, ohne bestimmte ÄUussicht auf Wieder—

Offiziers⸗Ranges.

Der „Russische Invalide“ veröffentlicht die Ein— stellung, des der Person des Kaisers Wilhelm atta— chirten Militär -Bevollmächtigten, Obersten Grafen Gole⸗ nischtschew-Kutusow, in die Suite des Kaisers von

irrung be wieder gut zu

der Landa

erlangung des

ol. Corr.“ aus Madrid

Spanien. Nach einer der spanischen

zugehenden Mittheilung dauern Kabinets die Unterhandlungen in Betreff der Ein— berufung einer Konferenz zur Ueberprüfung der Madrider Schutzbefohlenen-Konvention von iss, mit den meistinteressirten quropäischen Regierungen, Erfolg fort.

Feststellung und Um⸗

eitens des

andererseits Marokko,

Gegenwärtig ; von mehreren Seiten gewünschte grenzung des Programms der Berathungen, sodann um die kommerziellen Zugeständnisse, welche Marokko für die seinerseits gewünschte Einschränkung der Konsularrechte zu ge⸗ vähren bereit wäre, welchen Standpunkt zuerst das englische Kabinet eingenommen, und den auch das französische zu dem

seinigen gemacht hat.

Amerika. Philadelphia, 23. November. (A. C. Der Kongreß wird seine Sitzungen am H. Dezember beginnen. Man glaubt allgemein, daß die Demokraten den Sprecher Carlisle wieder erwählen

Die Session dürfte Finanzfragen

hauptsächlich vor Allem der Herab⸗

keine Ueberschüsse im Schatzamt anhäufen. Schutzzöllner wünschen dies durch Abschaffung der inlän⸗ dischen Steuern, welche jährlich 120 0009000 Doll. abwerfen, und ohne grundsätzliche Aenderung des Zolltarifs zu bewirken. Die südlichen und westlichen Demokraten Abschaffung der höchsten Schutzzölle. Präsidentenwahl wird die Kongreßmitglieder stark beschäftigen. Die Parteien sind fast ganz gleich an Stärke, sodaß keine

einen großen Vortheil vor der anderen hat.

Auch die nächstjährige

Seitungõstimmen.

Das „Leipziger Tageblatt“ stellt in einer Be— sprechung der Thronrede allgemeine Betrachtungen an und gelangt dabei zu folgendem Resultat: Die Politik des Fürsten Bismarck

gerichtet gewesen, alle Gesetzentwürfe, wel vom Standpunkt der Gesammtwohlf rufen. Daß dadurch Dieser und Jener in seine Schaden leidet, ist unvermeidlich, dieser Schade Wege wieder jwei Hauptrichtungen zu beurtheilen, möglichsten Sicherheit, den Weltfrieden aufrecht der zweckmäßigsten Form, demokratie zu befriedigen.

ist seit langer Zeit darauf che dem Reichstag vorgelegt ahrt aus ins Leben zu n persönlichen Interessen n wird aber auf anderem Gesammtlage nach der Wahrscheinlichkeit und zu erhalten, und nach die berechtigten Forderungen der Sozial- Diesen beiden Hauptrichtungen müssen alle i⸗ und persönlichen Interessen untergeordnet werden.

verschiedene Auffassungen möglich und berechtigt sind, daß es das direkte oder indirekte Steuersystem das bessere, oder Schutzzollpolitik die vorzüglichere ist, wird ohne ber das muß

eingebracht.

ausgemacht ist, ob die Freihandels⸗

elteres zugest verbissensten Parteipolitiker

über die Grundlagen herumstreiten, verwaltung aufgebaut werden foll. Und die Früchte, und im Inneren hervorgebrach ihrer nicht zu schämen brau

»An ihren Früchten sollt ihr sie welche die deutsche Politik nach Außen t hat, sind gewiß der Art, daß wir uns Deutschland wird in der ganzen Welt als die erste Großmacht angesehen, unsere Wehr— nd unser Kredit genießen die höchste Achtung in der Welt, t können wir uns zufriedengestellt erklären. Und wenn es dereinst dliche Gestaltung Europas zuläßt, dann werden wir wohl auch Lage kommen, über die zweckmäßigsten Grund tspolitik zu berathen.

der einmal in die Steuer- und Wirthschaf wir dazu keine Zeit. Die „Morning Post“ schreibt: Die Thronrede wird in allen friedliebenden Ländern mit Be⸗ Sie enthält die nachdrucksvolle Erklä— daß die Tripel-Allianz nicht zu Angriffszwecken geschlossen wor⸗ st. Der Charakter des Bündnisses könnte gar nicht klarer dar⸗ als es in der Thronrede geschehen ist. die Behauptungen der französischen Presse Lügen, ch nur nach Verbündeten um Frankreich zu

Heute haben

ung gelesen werden.

gelegt werden,

straft namentlich daß. Deutschland si vorbereiteten Plan, che wie das deutsche Volk werde lands friedfertige Politik zu würdige freilich nicht so bereitwillig zugeben,

Der Kaiser

sähe, um den lang

auszuführen. n die Erklärungen über Dentsch⸗ Französische Politiker daß ein mächtiges Reich hafter in der Anwendung seiner unerfchöpflichen Hülfs mittel vorgeht, als Frankreich.

Der „Daily Ehroniele“ sagt: Außer dem starken Hinweis auf Deutschlands Wunsch, den n zu erhalten, ist in der gestrigen Thronrede des Deutschen g. was zu einem Kommentar aufforderte. as Zi Politik seiner Regierung ist, sagt der Kaiser, die Friedens⸗ festigen durch Pflege freundschaftlicher Beziehungen en, welche die Gefahr eines Krieges abzuwenden Die Wahrheit dieser Aeußerung wird Niemand Lestreiten, chland diese Politik seit der Besiegung Frankreichs stetig tzdem Deutschland die stärkste und beste Armee tzt, bemühen sich dennoch diejenigen, welche ihre Be⸗ t in Aktivität zu setzen. Vertheidigung“, nicht „Angriff.

Die „Berliner Politischen Nachrichten“ be⸗ dem Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung des

ö Das Ziel der auswärtigen auesichten z t allen Mächt

n hat. Tro Deutschen 1 sie nich Die Lofung der

heutigen Tage (26. November) beginnen die Verwal⸗ n, welche die Durchführung obiger Vorlage zu sichern Es wird damit der Zweck verfolgt, Speku⸗ kungen der bevorstehenden Zollerhöhung Ein⸗ Kräften vorzubeugen. Die Vorlage bewegt sich gem befürworteten Richtung der Nachbesteuerung eingeführten Getreides damit die Fehler, durch welche die Zollerhöhungen von 5 zum weitaut größten Theil illusorisch gemacht worden sind.

sein werden. ationen, welche den Wir trag thun wollen, nach n der von uns seit lan

Einbri und vermeidet , .

Wir haben, wie die letzten Aufnahmen ergeben, in Meutschland seit der im preußischen ,,, durch den Minister Br. Lucius abgegebenen Grklärung derartige Massen von spekulativen Zufuhren chef! und die Händler sind in so ernster und überzeugender Weise auf die Einführung der Zölle vorbereitet worden, daß von einer Härte weder gegenüber den letzteren noch gegenüber den Konsumenten irgend⸗ wie die Rede sein kann. . ö

Wenn so die Regierungen gethan haben, was in ihren Kräften stand, um der heimischen Landwirthschaft den erforderlichen Schutz zu ewähren, so wird es Sache der Freunde der Landwirthschaft im . sein, sich nicht von diesen Vorschlägen ab⸗ und zu halben , , . zurückdrängen zu lassen, wie sie jetzt schon wieder hier und da befürwortet werden Maßregeln, welche nach der einen Richtung nichts nützen, nach der anderen Richtung aber nur Schaden anrichten. Wir sollten meinen, die Erfahrungen, welche mit der zu niedrigen , der Nachversteuerung des Spiritus in diesem Jahre bereits gemacht sind müßten ausreichen, um jedwede Kürzung des von den verbündeten Regierungen vorgeschlagen Satzes hintanzuhalten. ;

Wie die preußische Regierung durch Cinbringung der Vorlage im Bundesrath der von ihr im Frühling dieses Jahres abgegebenen Er⸗ klärung Folge verliehen hat, so wird sie zweifelsohne auch mit Nach⸗ druck darauf hinwirken, daß die speziell auf der Berliner Getreide⸗ börse beim Termingeschäft hervorgetretenen Mißstände, deren Vor⸗ handensein durch die Organisation des Sachverstandigenwesens von dem Börsenkollegium zwar vollkommen anerkannt ist, ohne daß durch Aenderungen in ausreichendem Maße Abhülfe getroffen wäre, in gründlicherer Weise beseitigt werden, als dies bisher in den Inter⸗ essentenkreisen in Aussicht genommen war. Auch diesmal würden die Zollerhöhungen wirkungslos bleiben, wenn es einer kleinen, aber sehr kapitalkräftigen Clique an der Berliner Produktenbörse noch ferner gelingen sollte, durch Ueberschwemmung des Marktes mit minder werthigem Getreide die Preise abermals zum Schaden der deutschen Landwirthschaft in ruinöser Weise zu gestalten.

Die in München erscheinenden freisinnigen „Neue— sten Nachrichten“ bringen den Grundzügen der Alters— in ni n,, Sympathien entgegen und führen u. A. aus:

Daß durch vorübergehende Unmöglichkeit der Prämienzahlung nicht einfach der Rentenanspruch verloren geht, sondern nur eine Ermäßigung der Rente eintritt, ist ein anerkennenswerther Fortschritt gegenüber der Privatversicherung. Da die Arbeiter Alters. und In— validitätsversicherung aber Zwangssache werden soll, so hat sie auch größere Pflichten gegen den Versicherten. Es würde nun sicher böses Blut machen, wenn dem Arbeiter, der Jahrzehnte lang seine Bei⸗ träge zur Versicherung gezahlt, wegen vorübergehender Arbeitslosig keit, der er um so mehr ausgesetzt ist, je älter er wird, an der spär— lichen Rente noch Abzüge gemacht würden. Die Frage des Rechts auf Arbeit wird unter diesen Verhältnissen neuerdings praktisch werden. Mindestens müßte Vorsorge getroffen werden, daß die Arbeiter ihre Beiträge fortzahlen können, auch wenn sie nicht in ständiger Arbeit sich befinden.

Die „Deutsche Hut macher-Zeitung“ äußert über die Grundzüge u. A.:

„.. Daß das Gesetz die Wittwen⸗ und Waisenversorgung der Arbeiter unberuͤcksichtigt laßt, mag vom Standpunkt der Humanität uns nicht gefallen; es hat jedoch auch zweifellos die Auffassung viel für sich, daß der Industrie eine soziale Verpflichtung zur Versorgung nur bezüglich der Arbeitskraft selbst, welche in ihrem Dienst leistungs⸗ unfähig geworden ist, nicht aber bezüglich der Angehörigen derfelben, beizumessen ist. Denn die Angehörigen des Arbeiters stehen zum Zweck der Industrie überhaupt nur dann in einer Beziehung, wenn auch sie selbst im Dienst derselben thätig gewesen sind. Ist dies der Fall, so sind sie versichert, anderenfalls muß man die allgemein verpflichteten Ver⸗ bände als die berufenen Versorger der Wittwen und Waisen anfehen. Info⸗ fern ist der Gedanke, die Wittwen und Waisen auszuschließen, ein logisch richtiger, und es erledigt sich dadurch zugleich die Frage, ob nicht, wenn der Versicherte vor Erreichung des Rentengenusses stirbt, der Wittwe, bezw, den Kindern ein, wenn auch nach Maß und Zeit be— schränkter Rentengenuß gewährt werden solle. Eine solche Forderung ist leicht ausgesprochen; wollte man sie aber realisiren, fo würde die ganze Beitragsberechnung dadurch umgeworfen werden und zwar mit dem Ergebniß einer nicht unerheblichen Steigerung der Belastung. . . .

Unter allen Umständen begrüßen wir diese Grundzüge als den . eines ungeheueren Fortschritts zur Befestigung des sozialen

vie ben ß,

Zu den von der deutsch⸗freisinnigen Partei im Reichs— tage eingebrachten Anträgen bemerkt die „Kölnische Volks— zeitung“:

... Immefer unverständlicher wird der dritte Antrag der ö sinnigen, der dahin geht, alle politischen und i , en, welche jetzt vor die mit Berufsrichtern besetzten Strafkammern ge⸗ hören, vor die mit Laienrichtern besetzten Geschworenengerichte zu ver— weisen. Früher sehr populär und agitatorifch bis zum Uebermaß vertreten, gehört dieser Antrag heute in das Kapitel Prin⸗ zipienreiterei. Um politische und Preßprozesse richtig zu ent⸗ scheiden, bedarf es einer ungleich größeren Vorurtheilslosigkeit und Unparteilichkeit, als um gewöhnliche Vergehen abzu⸗ urtheilen. Diese größere Freiheit der Auffaffung setzt der freisinnige Antrag bei den Geschworenen voraus; warum und mit welchem Recht, ist, nicht ersichtlich. Was die Vorurtheilslosigkeit angeht, fo ist diese bei den an rein juristische Erwägungen gewöhnten Berufsrichtern doch mit größerer Sicherheit anzunehmen als bei Geschworenen, und was die Unparteilichkeit angeht, so können wir höchstens zugeben, daß die Geschworenen denselben guten Willen haben, unparteiisch zu sein, wie die Richter. Daß es ihnen aber thatsächlich viel schwerer fällt, und nach Lage der Sache auch viel schwerer fallen muß, zeigen so viele merkwürdige um keinen anderen Ausdruck zu gebrauchen Urtheile der Geschworenengerichte, daß man in der That nicht be⸗ greift, warum den letzteren nun noch gar die allerheikelften und chwierigsten Fragen unferes Rechtslebens unterbreitet werden sollen.

burtheilung politischer Anklagen durch Gefchworene kann eine Be⸗— rechtigung haben in Zeiten, wo der Richterstand in totale Abhängig⸗ keit gerathen, oder gänzlich verknöchert oder in völlige Mißachtung gekommen ist. Wie bei uns die Verhältniffe liegen, können wir uns, trotz mancher zu Tage getretenen Mißstände, keinen Vortheil davon versprechen, wenn Redacteure und politische Sünder der Kontrole von Geschworenen unterstellt werden. Entweder sind die Geschworenen politische Freunde oder Gegner; in beiden Fällen wird ihr Urtheil eher parteiisch ausfallen als bei Richtern. Oder sie sind in ihrer Meinung getheilt; dann wird sich die Geschworenenbank zu einem kleinen Parlament mit erregten Debatten gestalten, und ob da noch ein ruhiges Urtheil herauskommen kann, ist doch mehr als fraglich.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamtz sind in der 3 vom 13. bis 19. November er. von je 1000 Bewohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet; in Berlin 20,1, in Breslau 28,5, in Königsberg 21,6, in Köln 2, in Frankfurt g. M. ig,, in Wiesbaden 22, 8, in Hannover 147, in Kassel 13.5, in Magdeburg 21.2, in Stettin 20,5, in Altona 25,8, in Straßburg 255, in Metz 22.9, in München 22,5, in Nürnberg 26,6, in Augsburg 21,6, in Dresden 260,3, in Leipzig 16,0, in Stuttgart 20,1, in Karlsruhe 19,3, in Braunschweig 15,3, in amburg 29,6, in Wien 19,9, in Pest 251, in Prag 26,5, in Tries 27, , in Krakau 26,6, in Amsterdam 16,5, in Brüssel 19,6, in Paris A, l, in Basel —, in London 20,3, in Glasgow 24,9, in Liverpool 2238, in Dublin 34,6, in Edinburg 20,6, in Kopenhagen 31,6, in Stockholm 194, in Christiania 225, in St. Peters urg 23,3, in Warschau 23,5, in Odessa 24,0, in Rom 28.5, in Turin 19,5, in Venedig 18,6, in Alexandria 37,9. Ferner in der Zeit vom 3. bis 75. Oktober er: in

ü

New⸗Jork 24,6, in Philadelphia 17,5, in Baltimore 18,6, in Kal⸗ kutta 24.5, in Bombay 253,1, in Madras 44.2. .

In der Berichts woche blieb die allgemeine Sterblichkeit in den meisten Großstädten Europas eine günstige, wiewohl meist eine etwas größere als in der vorangegangenen Woche. Einer sehr günstigen Sterblichkeit (bis zu 15,9 pro Mille und Jahr gerechnet) erfreuten sich nur Mainz, Harmen, Erfurt, Hannover, Leipzig. Etwas rößer (aber noch nicht 20,90 pro Mille und Jahr) war die Sterblichkeit in

rankfurt a. O., Potsdam, Görlitz, Halle, Frankfurt a. M.,

üsselderf, Elberfeld, Kiel, Kassel, Bremen, Braunschweig, Karlsruhe, Mannheim, Wien, Brüssel, Amsterdam Stockholm, Turin, Venedig u. a. Auch in Berlin, Wiesbaden, Stettin, Dresden,. Stuttgart, London, Edinburg war die Sterblichkeit eine mäßig hohe. Vielfach kamen akute Entzündungen der Athm ungs⸗ organe in gesteigerter Zahl als Todesursachen zur Meldung, während Darmkatarrhe und Brechdurchfälle im All emeinen seltener zum Tode führten als in der Vorwoche; nur in Berlin, Hamburg, München, Pest und St. Petersburg war ihre Zahl eine ansehnlichere. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Gesammtsterblichkeit war um etwas vermindert; von 10 900 Lebenden starben auf's Jahr berechnet in Berlin 57, in München 71 Säuglinge. Die Infektionskrankheiten zeigten vielfach eine Zunahme von Sterbefällen und Erkrankungen, nur Todesfälle an Pocken kamen weniger zur Berichterstattung. . Masern führten in Berlin, Hamburg, Braunschweig, Paris, Christiania häufiger zum Tode, während sie in Dresden, Hannover, Pest und Kopenhagen abzunehmen begannen. Die Zahl, der gemeldeten Er⸗ krankungen war in Berlin, Hamburg, in den Regierungsbezirken Aachen, Erfurt, Hildesheim, ferner in Pest, Edinburg, Christiania, St. Peters burg eine größere, in Wien und Kopenhagen (579) eine kleinere als in der Vorwoche. Das Scharlachfieber hat in Berlin, Elber⸗ feld, Wien, Prag, Kopenhagen, St. Petersburg mehr, in Paris, London, Warschau etwas, weniger Sterbefälle hervorgerufen; Erkrankungen wurden gus Edinburg, Kopenhagen, Stockholm in größerer, aus Berlin, Nürnberg, Wien, Pest in kleinerer Zahl gemeldet; in Breslau, Christiania, St. Petersburg blieb sie fast die gleich große wie in der Vorwoche. Die Sterblichkeit an Diphtherie und Croup war in Berlin, Hamburg, Breslau, Dresden, Frankfurt a. M., Nürnberg, Straßburg, Metz, Wien, Pest, Prag, St. Petersburg eine gesteigerte, in London, Paris, Kopenhagen, Christiania eine verminderte; Erkrankun⸗ gen wurden nur aus Berlin, Stockholm und St. Petersburg mehr als in der vorhergegangenen Woche gemeldet. An Unterlei bs typ hus starben in London, Paris, St. Petersburg mehr, in Warschau weniger Personen als in der Vorwoche; in Hamburg blieb die Zahl der Sterbefälle die gleiche der Vorwoche. Erkrankungen wurden nur aus Hamburg (200) und aus St. Petersburg in größerer Zahl gemeldet. An Fleck⸗ typhus kam nur aus London 1 Todesfall, ferner aus den Regierungs— bezirken Düsseldorf 1, aus St. Petersburg 2 Erkrankungen, aus letzterer Stadt auch 2 Todesfälle an Rückfallfieber zur Anzeige. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut kamen in Berlin, London und Kopenhagen seltener, Sterbefälle an Kindbettfieber in London in größerer Zahl zur Kenntniß. An epidemischer Genickstarre kam nur 1 Erkrankung aus Berlin zur Anzeige. Der Keuchhusten zeigte in Berlin eine erhebliche Abnahme, in London eine Steigerung der Sterbefälle; in Hamburg, Kopenhagen, St. Petersburg waren Erkrankungen an Keuchhusten nicht felten. Aus Wien kam 1 Todes fall an Pocken, aus Pest 3, aus Paris und Triest je 7, aus Prag 3, aus Warschau 9, aus Rom 14 zur Mittheilung; Erkrankungen wurden aus Berlin und Breslau je 1, aus London 5, aus Wien, Pest und St. Petersburg je 6 gemeldet. .

Auch in dieser Berichtswoche blieben die sanitären Verhältnisse in Berlin günstige, obwohl die Sterblichkeit eine, wenn auch nur wenig, größere war als in der vorhergegangenen Woche. In etwas verminderter Zahl kamen akute Entzündungen der Athmungsorgane zum Vorschein, führten aber in erheblich größerer Zahl als in der Vorwoche zum Tode. Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder wiesen gegen die Vorwoche dagegen keine Abnahme auf. Von den Infektionskrankheiten haben Masern, befonders in der Rosen⸗ thaler Vorstadt und im Stralauer Viertel, größere Aus⸗ dehnung gefunden, während Erkrankungen an Scharlach etwas seltener, an Diphtherie (besonders in der jenseitigen Louisenstadt und im! Stralauer Viertel zahlreich) in fast gleicher Zahl wie in der Vor woche zur Anzeige kamen. Erkrankungen an typhößfen Fiebern und an rosenartigen Entzündungen des Zellgewebes der Haut kamen in nur wenigen Fällen, an Kindbettfieber in gesteigerter Zahl zur Anzeige. Auch eine westere Erkrankung an Pocken wurde gemeldet. Der Keuch⸗ husten rief weniger Erkrankungen hervor und zeigte eine erhebliche Abnahme der Sterbefälle. Rheumatische Beschwerden aller Art kamen dagegen in gesteigerter Zahl zur ärztlichen Behandlung.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Das Novemberheft 33. Bandes 1887 von ‚Petermann's Mittheilungen“ (Gotha, Justus Perthes) bringt einen Bericht von Prof. Dr. Philipp Paulitschke über Kapitän J. S. King's vor— jährige Reisen im Lande der Ejssa⸗ und Gadaburssi⸗Somal, nebst meteorosogischen Beobachtungen und einer Karte, sowie den Schluß der Beschreibung des südlichen Koloniengebiets von Rio grande do Sul, von Dr. H. von Ihering und P. Langhans. Dr. ans Schinz in Zürich kritisirt in eingehender Weise das eise⸗ werk von G. A. Farini „Through the Kalahari desert“, und O. Wichmann beschreibt mittels beigegebener Karte die neue Grenze zwischen Rußland und Afghanistan. Der Monatsbericht bietet unter Anderem Briefe des Afrikareisenden Gottl. Ad. Krause, aus Pla (Groß⸗Povo) an der Sklavenküste, und von Richard Payer über seine Forschungsreise im Gebiet des Amazonas. Das Literaturverzeichniß sowie der reichhaltige Literaturbericht bilden den Schluß. Die im Justus Perthesschen Verlage erschienene große Speziastarte von Afrika, in 10 Blättern, entworfen von Herman n Habenicht, liegt mit der 5 Lieferung, welche kürzlich ausgegeben wurde, nunmehr in 2. Auflage vollendet vor, und mit ihr ist ein kartographisches Werk zum Abschluß gekommen, welches sich schon in der ersten Auflage des größten Beifalls und ungetheilter Anerkennung Seitens der Fachmänner des In⸗ und Auslandes erfreut hat. Ganz besonders haben die Afrika⸗ reisenden selbst, denen die Gegenwart die so ungemein beschleunigte Erforschung des Kontinents zu verdanken hat, ihr Interesse diesem Werk zugewandt und durch den Hinweis auf wünschenswerthe Er⸗ gänzungen, sowie durch Einsendung ihrer theilweise noch nicht veröffent⸗ lichten Aufnahmen, die neue Ausgabe wesentlich unterstützt, sodaß i. den gegenwärtigen Standpunkt unserer Kenntniß von Afrika darstellt.

Stuttgart, 28. November. Der „Schwäb. Meckur“ be⸗ richtet: Hr. Badrutt aus St. Moriz ist mit einem unerhört werth— vollen Schatz hier angekommen und im Hotel Marquard abgestie—= gen; es ist nichts Geringeres als ein Bild der Madonna Sixtina von Raffael, das als Duplikat des Dresdener Originals gelten soll. (2) Ueber die Erwerbung vermögen wir, so viel mitzutheilen, daß dasselbe im Besitz der Fürstlichen Famile d' Este in Ferrara sich befunden habe. In völlig vernachlässigtem Zu⸗ stande ging das Bild in das Eigenthum des jetzigen Besitzers, der sichÿ Jahre darum beworben, über. Ein Künstler in Augsburg hat die Wiederherstellung des Bildes besorgt. Der Kampf darüber, ob das Bild echt oder unecht ist, wird wohl auf einem anderen Felde als an dieser Stelle auszufechten sein.“

Gewerbe und Handel.

Die gestrige ordentliche Generalversammlung der Berliner Union s⸗Brauerei genehmigte die Bilanz und das Gewinn- und Verlust-Conto sowie die Vertheilung einer Dividende von 7 oo; nach Erstattung des Revisionsbefundes wurde dem Aufsichtsrath und der Direktion D ertheilt.

Das Eschweiler Eisenwalzwerk, Aktiengesell⸗ schaft, hat in dem abgelaufenen Geschäftsjahre nach Abzug der Geschäftsunkosten einen Roh⸗Ueberschuß von 66 ig? „66, einschließlich

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