Berlin, 9. Dezember 1887.
Amtliche Berichte aus den Königlichen Kunstsam mlungen.
Aus dem „Jahrbuch der Königlich preußischen Kunstsammlungen.“ (Erscheint vierteljährlich im Verlage von G. Preise von 30 Æ für den Jahrgang.)
J. Königliche Museen.
1. April -= 30. Juni 1887.
(Fortsetzung.)
C. Münzkabinet.
Es wurden RQ6 Stück erworben, 3 in Gold, 886 Silber, 34 Kupfer und zwei Steinmodelle; die große Zahl erklärt sich dadurch, daß ein großer Fund von Mittelaltermünzen im Ganzen angekauft wurde, von welchen 463 Stück zu den zum Verkauf gelangenden Du⸗ bletten gelegt worden sind. Unter den griechischen Münzen verdient in erster Linie Erwähnung ein bisher völlig unbekanntes, vorzüglich erhaltenes Tetradrachmon von. Samothrake. Von großer Bedeutung für Geschichte und Kunstgeschichte des früheren Mittelalters waren ünzen, geprägt zu Ende des X. und Anfang des XI. Jahrhunderts und der wohl noch vor dem Jahre 10090 ver rabene, höchst merlwürdige Schmuckstücke von Münzform enthaltende
und von Klein: Rosharden in Oldenburg. Der erstere Fund giebt der Geschichte Böhmens um das Jahr 1600 eine andere Gestalt; er lehrt uns, daß Sobeslaw, der Bruder des hl. selbständiges Reich im Südosten Böhmens mi und Malin besessen, daß Otto, der Sohn Boleslaw Chrobry's von Polen als Statthalter im Jahre 1003 in Prag Münzen geprägt habe, und liefert uns eine Menge der seltensten böhmischen Denare jener Zeit, u. A. drei von der in Melnik residirenden Gemahlin Boleslaw IF., der Königin“ Emma, welche, von mittelalterlichen Quellen vielfach erwähnt, von einem der neuen Historiker aber trotz der Münzdenkmäler als nicht existirend betrachtet wurde. hielt neben einer
Grote in Berlin zum
zwei Funde: böhmische
Adalbert, ein großes t den Städten Lubis
Der Fund von Rosharden ent⸗ roßen Anzahl zum Theil seltener Münzen einige höchst eigenthümliche, vortrefflich gearbeitete silberne Schmuckgegen— stände (jetzt dem Museum für Völkerkunde übergeben) und ein einfeitig geprägtes, von breitem, sorgfältig ausgeführten Filigranrand um“ gebenes münzartiges silbernes Schmuckstück mit dem für jene Zeit vo züglich gearbeiteten Brustbild König Heinrich J. mit der Umschrift HEGlINRIGO0 REX. Dieses in seiner Art ganz vereinzelt dastehende Deni mal gehört zu den ehrwürdigsten Ueberresten des frühen deutschen Mittelalters und ist eine kosthare Reliquie des ersten großen Herrschers, welchen Deutschland gehabt hat.
Unter den übrigen Mittelaltermünzen verdient ein noch ganz un⸗ bekanntes Stück, von Tauberbischofsheim, der seltene S Emicho von Leiningen, ein Brakteat Erzbischofs Ludolf's von Magde—⸗ burg, ein Groschen von Reichenau, eine noch unedirte Silbermünze des Galeazzo Maria Sforza, für Chios geprägt, und der feltene Matapan des Martino Zaccaria von Chios Erwähnung.
Die Medaillen des XV. und XVI. Jahrhunderts erhielten eine sehr erfreuliche Bereicherung durch ein Medaillon des Giuliano Mediei,
bisher unbekanntes großes von Nicolo Fiorentino oder einem anderen ausgezeichneten Künstlec seiner Richtung, durch zwei Rürn— berger Kupfermedaillen (Geuder und Kres) von herrlicher Arbeit und Erhaltung, eine gut gearbeitete silberne Medaille des Johann von Profilkopf) und durch zwei gute Medaillenmodelle in ein, von der Felix'schen Auktion in Köln.
Die Abtheilung der Siegelstemp schönen silbernen Stempel von
Geschenke erhielt die Königlichen Hoheit dem Kron Magdeburg und von den Her und Banquier Hahlo.
D. Kupferstichkabinet.
Erworben wurden: A. Kupf erstich e.
Bocholt, Franz von. Die Verkündigung B. z. Derselbe, Der hl. Antonius B. 32. Meckenem, Israel von, Selbstbildniß B. 2. Derselbe, Die Kreuztragung, nach Schongauer B. 23. Derselbe, Tod Mariä, nach Schongauer . 6h (Albrecht Glockendon ?), em Missale von 1484.
105 (Nagler Mon. J, flanze begießend.
Küstrin (mit Kelheimer St el wurde durch einen großen, sehr Andernach aus dem XIV. Jahrhundert
3. St. Kaiserlichen und prinzen, der Königlichen Regierung in ren Regierungs ⸗Rath von Brakenhausen
Sammlung
Wappen des Bisthums Würzburg aus d Pag. 56, Nr. 34.
Altdorfer, Albrecht, Die Schelle. Nr. 87, 14.)
Raimondi, Mare Antonio, Junge Frau, eine P p. 27 —= 11) Gaultier, Lsonard, zugeschrieben. — Leben Christi nach dem Evangelium des kl. 40, 1577 — 1580.
— —
Darstellungen aus dem Lucas. Folge von 34 Blatt,
B. Holzschnitte. Fra Roberto da Lezze. Spechio de la Fede,
Illustrationswerk.
Venedig 1517.
CG. Zeichnungen.
Florentiner Schule, XIV. Jahrh Entwurf gliederten gothischen Bogenbau, der rechts und lin artigen Vorsprüngen eingefaßt wird, w stehen Prophetengestalten mit S Händen. Dazwischen wölbt sich ein Kleeblattbogen, über dem in zabnahme und die Höllenfahrt Christi ner Kanzel. formen sind durchaus gothisch. Die und offenbar von der Hand eines be—⸗
zu einem reich ge⸗ ks von zwei pilaster⸗ ; Konsolen an diesen Vorsprüngen
zwei viereckigen Tafeln die Kreu dargestellt sind. Entwurf zu ei und Ornament Zeichnung von großer Feinheit deutenden Meisters. Federzeichnung auf Pergament, 246 mm hoch, 249 mm breit.
Egyptische Abtheilung. btheilung hatte sich im verflossenen Quartal die sie alten Freunden der Tyskiewicz ⸗Paris schenkte neuerdings in n. Chr. ge⸗ tion zu unserem Herr General⸗Konsul Travertz altene koptische und arabische
Skulpturen, die kunst⸗
fünften Dynastie (ea. 2500 v. Chr.), t, 63 em. — Der els kniet seine Frau, n sind in kleinerem ame des Todten ist verwischt, doch ift n a. ö , er auch in künstlerischer Hinsicht doch sind gerade die Köpfe Kairo, aus
E. Die egyptische A anter Geschenke zu erfreuen, Königlichen Museen verdankt. Herr Graf sieben bemalte Holztafeln egyptischen Gräbern des VI. oder Vi. Jahrhu funden won den sindz sie bilden eine werthvolle Illustratio Besitz an Kleidern der gleichen Epoche. in Sydney überwies uns einige gut erh Schriftstücke derselben Zeit.
Im Kaufe erworben wurden drei egpptische geschichtlich von Bedeutung sind:
15. Familiengruppe der Kalkstein, bemalt, die Augen Tobte ist sitzend dargestellt, zur Rechten des links steht sein kleiner Sohn; Maßstabe ausgeführt. Der N es wahrscheinlich das Pendant die sich im Louvre befindet, und dief ebenbürtig. Die Erhaltung ist nur ch in den Farben intakt.
2) Sitzende Status pes mittleren Reichs (etwa 2600. G priesterlichen Beamten, Namens Dag Ranfseneb, darstellt. D 26 em. — Der Todte ist sitzend da rgestellt, neben dem Thron seiner Töchter. Von derbem Stil und auch durch Der Inschrift nach wohl aus Assuan.
der saitischen Zeit (VII. bis V. Jahr- n Stein, der für feinere Skulpturen in - Königin ist mit der chte hält das Scepter der Königinnen, die vortreffliches Beispiel der eleganten Völlig erhalten
zweier intere
mit Porträts,
besonders ein
die beiden Letztere
(Erworben in rivatbesitz.) 1), die einen unkler Granit, ö. . ie Inschrift merk⸗ Völlig erhalten.
3) Stehende Statue etwa hundert v. Chr.) in dem grüne dieser Zeit beliebt ist (66 em) Hathor dargestellt, die Re Linke eine Blume (23). Ein und der vollendeten Technik diefer Epoche.
die Basis, die abgesägt ist. und auf die Zehen. (Erworben in Kairo, aus Yrivatbesitz.) ᷣ 63 .
Von. vorderasigtischen Alterthümern wurden nur einige assyrische und persische Siegelsteine erworben.
Herr Dr. Lebmann arbeitete als Volontär in der Abtheilung, Herr Kandidat Borchardt trat als Hülfsarbeiter in dieselbe ein.
Erman. (Fortsetzung folgt.)
Der letzte der diesjährigen Weihnachtsbazgre, der zum Besten des Invaliden⸗Sndustrievereins im Saale der Kur- und Neumaͤrkischen Ritterschaft veranstallet ist, hat heute seine Pforten geöffnet.
Die Berliner Vereine der Vietoria⸗Nationgl-Inva— liden⸗ Stiftung und der Kaiser Wilhelm⸗Stiftung für deutsche Invaliden haben, wie der für die bevorstehende General⸗ versammlung bearbeitete Geschäftsbericht ergiebt, im letzten Jahr zu⸗ sammen 969 Personen unterstützt und dafür 65 171 S6 verausgabt. Die Victoria · National ⸗ Invaliden. Stiftung, welche sich der Invaliden aus. den Feldzügen von 1864 und 1866 angenommen, hatte, einschließ⸗ lich 5106 „„. Bestand, eine Gesammteinnahme von 25 517 12 060 6½ überwies die Hauptstiftung, 6000 M die Stadt Berlin, 1451 S gingen an. Mitgliedsbeiträgen ein. Ver⸗ ausgabt wurden an Geschäftsunkosten 1828 6, an Unterstützungen 16 509 „6, Unterstützt wurden 48 Invaliden, J7 Wittwen und 7 An— gehörige einmalig, und 24 Invaliden, 56 Wittwen und 13 Angehörige laufend. Cs verblieb ein Baarhestand von 7189 6 und S266 Effekten. Die Zahl der unterstützten Personen hat sich gegen das Vorjahr nur hei den laufenden Unterstützungen um 7 vermindert, und die sorgfältigste Prüfung der Verhältnifse der Unterstützten hat ergeben, daß auf eine weitere Verminderung für längere Zeit nicht zu rechnen ist. Die Kaiser Wilhelm. Stiftung, welche die Invaliden auß dem Jahre 1870677i unterstützt, hatte J 750 . Gesammteinnahme. Zu dem Bestand von 4615 M traten 40 0060 „ Zuschuß der. Hauptstiftung, 12000 M Beitrag der Stadt Berlin, 12207 ½ Mitgliederbeiträge, sowie Zinsen und besondere Zuwendungen. Verausgabt wurden hz 471 4, darunter 48 662 ½ für Unterstütz ungen. Einmalig erhielten Beihülfen 254 Invaliden, 1165 Wittwen und 43 Angehörige, laufend 112 Invaliden, 132 Wittwen und 74 An⸗ gehörige. Die Zahl der einmalig Unterstützten hat sich um 3 vermehrt, die, der laufend Unterstützten um 23 vermindert. Auch hier ist eine weitere Verminderung der Unterstützungen auf längere Zeit hinaus nicht zu erwarten. Die Stiftung verfügt zur Zeit über 7509 S6. Be— stand. In den Vorstand ist als Magistratskommissarius an Stelle des Stabtraths Halske Stadtrath Saffe eingetreten, für den berietzten General-Major von Derenthall wird eine Neuwahl stattzufinden haben.
versicherungs⸗Poli Die Leipzi 66. . e erungs⸗ Policen. ie Leipziger Lebensversicherungs—⸗ ir t hat uns folgende Zuschrift mit' der Bitte um Abdruck zugeschickt:
Die in Nr. 97 Ihres Blattes vom heutigen Tage enthaltene Nachricht, daß die bei unserer Gesellschaft genommene Versicherung des verstorbenen Bankdirektors Dr. Jerusalem erft am 29. November, dem Tage seines Todes, unanfechtbar geworden sei, ist unrichtig. Dr. Jerusalem war bei uns mit 2 Policen zu je 36060 0 versichert. Für die eine derselben war die fünfjährige Frist, mit deren Ablauf die Unanfechtbarkeit unserer Policen eintritt, schon vor Jahr und Tag, für die andere am 1. November d. J. abgelaufen. Damit fallen von selbst die Konsequenzen, welche man aus jener unzutreffenden Nach= richt ö. das Unanfechtbarkeitsprinzip in der Lebens versicherung gezogen hat.
Leipzig, den 3. Dezember 1887.
Dochachtungs voll Lebens versicherungtz ⸗ Gesellschaft zu Leipzig. . Dr. Otto. Dr. Händel“ —
Dig Redaktion kann dem Schlußfatz der Leipziger Gesellschaft nicht zustinmen. Daß Dr. Jerufalem's Police schon am 1. No⸗ vember statt erst am 29. November, am Tage des Selbstmordes, unanfechtbar wurde, ändert nichts an der Beurtheilung des Grund“ satzesz der Unanfechtbarkeit. Es ist contra bonos mores, d. h. gegen die guten Sitten der menschlichen Gesellschaft, daß ein Betrüger ärgster Art durch böswilligen Selbftmorb seine Angehörigen bereichern und Tausende von. Mitversicherten schädigen darf. Wir bekämpfen die Unanfechtbarkeit der Police, weil sie jum Selbstmord ermuntern kann, und erblicken in' dem Ver⸗= sicherungefalle Dr. Jerusalem's eine Warnung vor dieser Neue⸗ rung. Eine Hauptursache des Selbstmordes scheint uns Feigheit, Genußsucht und Hottlosigkeit zu sein. Es fehlt den Selbstmördern an der Kraft des Entschlußses zur Umkehr und an Muth, Entbehrungen oder Unfälle zu ertragen, ein bescheideneres Leben zu beginnen und die göttliche Gnade zu ergreifen, welche auch dem Sünder zur Besserung verhilft. Wenn nun ein göottloser Feigling auch noch die Aussicht hat, durch Selbstmord seine Familie in beffere Verhältnisse zu bringen, so liegt darin eine Verherrlichung und Belohnung des Selbstmordes und eine sittliche Gefahr für dag ganze Volksleben. Br. Jerusalem's Tod ist und bleibt daher ein sehr ftarkes Argument gegen die Unan⸗ fechtbarkeit der Lebensversicherungs- Police. — Die Menschheit wird Eift durch traurige Ereignisse als durch Gründe belehrt und ge⸗ essert.
. Straßburg und mit ihm die Westmark der deutschen Kunst und mit dieser dem Deutschthum wiederzugewinnen, war der Zweck der Concertreise, welche vor einigen Jahren der Straßburger Männer-⸗Gesangverein auf die Huldigung, die er St. Rarfer= lichen Hoheit dem Kronprinzen in Potsdam darbrachte, folgen ließ. Derselbe Zweck liegt auch der beabsichtigten Gründung eines Sänger⸗ hauses zu Grunde, in welchem deutscher Sangeskunst und deut schem Vereinswesen in der Hauptstadt des Elsaß eine Heim⸗ und eine Pflegstãtte geschaffen werden soll. Se. Majestät der Kaiser haben diesem Zweck Seine Unterstützung zu Theil werden lassen, und. hervorragende Küͤnstler, auch einige gleichstrebende Vereine haben zum Besten des preiswerthen Unternehmen erfolgreiche Concerte abgehalten. Die nachhaltigste Unterstützung aber dürfte dem geplanten Werke durch die Herausgabe des Albums Straßburger Sängergruß“ zu Theil werden, welches, unter Mitwirkung hervorragender Komponisten und Dichter entstanden, nicht nur ein Prachtalbum nach seiner Form und Ausstattung, sondern. auch ein künstlerischer und nationaler Schatz geworden ist. Dichterisch schöne Texte, musikalisch werthvolle Chor ⸗FRompositionen, von denen die meisten bereits praktifch als schwung⸗ und wirkungs⸗ voll, erprobt worden sind, und beides in interessanter autographischer Vachbil dung, die Bilder der Dichter und Komponisten und sinnige Illustrationen geben dem gear m n g gebundenen Buche einen so eigenartigen und mannigfachen Wert „daß es schon um feiner selbst willen die wärmste Empfehlung verdient und den allgemeinsten und unbedingtesten Beifall bei seinem Erscheinen gefunden hat. Das Album besteht aus 104 Blättern, enthält 26 vollständige Komposi⸗ tionen, welche unsere beliebtesten Komponisten eigens für den ange⸗ . Zweck, für Männer-, gemischten und Knabenchor komponirt aben, und 11 5 bekannter Dichter, sämmtlich nach den e i ern klar und leserlich hergestellt. Der Preis
Straßburg i. E., 4. Dezember. Welchen Wildreichthum die elsaß⸗Lothringischen Waldungen enthalten, geht 3 genden. den vom Ministerium herausgegebenen Beiträgen zur Forst⸗ statistik entnommenen Ziffern hervor. Die Reichslande *. an Staatswaldungen im Ganzen 151 365 ha, wovon die Jagd von ö bH29 ha verpachtet ist, während dieselbe in 75 445 ha vom Staate selbst verwaltet wird. In diesen Waldungen wurden an nutzbarem Wild im abgelaufenen Jagdiahre 9 jagdbare,
12 geringe Hirsche, 9 Gabler, 3 Spießer, 4 Schmalt böce, 14d Gabel, 71 Spiessbäcke, Is Kälber, 13 Auerwild, 23 Stück Haselwild, 3 Fasanen und 39 Re
Von schädlichem Wilde wurden 39 Wölfe, 2722 Fi , katzen, 17 Hguptschweine, 102 3⸗ oder Tjährige S weine läufer, 147 Frischlinge und 1597 Sauen n. s
Im Königlichen Schauspielhause gela Shakespegre's ‚Othello' neu einstudirt zur Alf ir, eltern Lohe der Ausstattung und Inseenirung muß gefagt werden, , dich f viel Heschmack und Geschick verrieth; Dekorationen und Arrangein r der Gruppen und Volksmassen sind gleich trefflich. Die ? m t
spielte Hr., Sauer. Bei aller Anerkennung für die von ihm auf.
gewandte Mühe giebt feine Leistung doch zu einer Reihe erm stellungen Anlaß Der alte Brabantio, der Vater . Hi en u ,, , zu bethören, „denn ohne diese konnte die Ratur, da sie nicht g ist, stumpf und lahm von Sinnen, unmöglich sich fo widerstun irren.. Othello dagegen beweist, daß es lediglich der Zauber . Persönlichkeit gewesen ist, welcher ihm die Jungfrau Jewann a Thaten, seine Tapferkeit, sein ganzes Wesen. So schildert auch Cinthio, aus dessen Novellensammfung „Hecatommfthis der britif Dichter den Stoff zu der Tragödie entnahm, das Liebes verhalt y nicht aus weiblicher Begierde, sondern von der Tugend Tes Mohren angezogen, verliebte sich Desdemong in ihn Indem Othello 66 zu Beginn des Stückes sich selbst als einen Mann von seltenen Gaben schildert, giebt er dem Darsteller der Rolle erwünschte An- leitung und Richtschnur; ein Held ist er, eine groß und edel angelegte Natur; er rühmt sich gelegentsich selbst, 6, er aus Königlichem Gebfüt entstamme. Diese Auffasfsung von dem Eharakter des Mohren ließ Hr. Sauer in seinem Othellç oft vermissen. Schon die Art, wie er die Vertheidigung vor dem Senat führt, entbehrt des Adels, verma es uns nicht glaubwürdig erscheinen zu laffen. daß es der Gin! vpersönlicher Vorzüge gewesen sein sollte, der Desdemona bestrickte So jovial, fast burschikos, wie er auftrat und feine diebesgeschichtẽ mit einer leichten Neigung zum Spott vortrug, hätte er den strengen Richtern unmöglich imponiren können; dem Zuschauer aber war dieser Widerspruch zwischen den Worten und dem Augen⸗ schein doppelt empfindlich. Nachdem so gewissermaßen von Anfang an nicht richtig eingesetzt war, konnte es nicht befremden, daß auch die weitere Darstellung an Fehlern ähnlicher Art litt. So 3. B. die Scene, in welcher die Eifersucht des Mohren erwacht, wo die dämonische grausame Natur in ihm zum Durchbruch kommt, die be—= deutendste und pfychisch am feinsten gearbeitete der ganzen Handlung Wir einpfinden kein Mitleid mit biesem Mohren, ber * nich verstand, unsere Sympathie zu erwerben, nur noch die Macht der Dichtung allein fesselt von nun ab! unser Interesse. Der Othello des Hrn. Sauer erinnerte vielfach an den „Mohren des Czaren“ in Richard Voß' gleichnamigem Schauspiel, ein vollbärtiger Sha kespeare⸗ scher Othello war es nicht. Mehr Vertiefung in diese großartige Rolle, ein fleißigeres Studium derselben und feinere Wiedergabe der gewaltigen psychischen Momente werden Hrn. Sauer, der von seiner tüchtigen künstlerischen Begabung schon manche treffliche Probe gegeben, vorbehalten sein. wenn er auch diese Lei⸗ stung seinen übrigen ebenbürtig an die Seite stellen will. — Eine durchaus erfreuliche Schöpfung war diejenige des Jago durch Herrn Müller⸗Hanno. Ver junge Schauspieler legte hier die erste wirklich überzeugende Probe von seiner künstlerischen Begabung ab. Chgrakteristisch in Maske und Gebärde gelang es ihm, uns diesen Teufel von Jago glaubwürdig zu machen. Vielleicht gewönne seine Rolle noch, wenn er den Jago noch ein wenig, finsterer, verbissener spielte; Neid, Haß Und Rachsucht sind ja „ die treibenden Motive für diesen Schurken, und wenn Hr. Müller⸗Hanno auch mit feinem Takt sich davon fern hielt, den typischen Theaterbösewicht aus dem Jago zu machen, so kann er doch, ohne in den Fehler der Uebertreibung zu ver— fallen, noch etwas stärkere Agcente anwenden; Jago scheut kein Mittel, er schließt den Monolog des ersten Aktes mit den Worten: Ich hab's; es ist erzeugt! Durch Höll' und Nacht sei diese Miigeburt an's Licht gebracht.“ «“ Liebreizend, so recht wie man sich die Desdemona vorstellt, war Fr von Hachenburger, womit Alles zu ihrem Lobe gesagt sein mag. Bie kleine Rolle des Cassio fand in Hrn, Ludwig ihren geeigneten Vertreter. Wenig gefallen aber kann die Auffassung, welche Hr. Schönfeld von dem Roderigo hat; eine Rolle nach Art des Junkers Christoph von Bleichenwang ist im „Othello. nicht am Platz. Der echte Künstler zeigt sich auch in den kleinsten Rollen. als solcher, wenn er sie genau so splelt, wie sie der Dichter vorschreibt, nicht aber darin, daß er, um für sich persön⸗ lich einen kleinen Erfolg zu erzielen, übertreibt.
Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Die Auf—Q— führungen der Roth'schen Operette „Die Lieder des Mirza Schaffy⸗ werden noch vor der Premisre der „sieben Schwaben“ von Millöcker eine Unterbrechung erfahren, da mehrere nen engagirte Mitglieder ihre kontraktlichen Debuts zu absolviren haben. Demgemäß findet übermorgen bereits die letzte Sonntags ⸗Aufführung der „Lieder des Mirza Schaffy' statt.
Im Belle-Alliance⸗ Theater bleibt vorläufig die „Fleder⸗ maus“ auf dem Repertoire.
Im Kroll'schen Theater findet morgen die angekündigte Aufführung von „Patience“ statt.
In Central-Thegter feiert die unverwüstliche Schott Mannstedt . sche Posse: „Höhere Töchter“ morgen das Fubiläum ihrer 100. Aufführung, ohne daß die Zugkraft des Stücks bis jetzt auch nur im Geringsten nachgelassen hatte. Es versteht sich von selbst, daß Hr. Direktor Thomas, getreu den Traditionen dieer vom Glück be⸗ günstigten Bühne, an dem neuen Ehrenabend dem Publikum eine be⸗ sondere Ueberraschung bietet, die, wie wir schon heute verrathen können, ganz eigener und origineller Art sein wird.
Die 14 jährige Pianistin Sophie Werner aus Schlesien, Schülerin des hier lebenden Tonkünftlers Mendelssohn, gab gestern im Saale der Sing-⸗Akademie ein Concert, in welchem sie zum ersten Mal vor dem hiesigen Publikum erschien. Ein für ihr zartes Alter selten kräftiger Anschlag und eine weit vorgeschrittene technische Fertigkeit sind lobenswerthe Eigenschaften ihres Spiels. Bach's chromatische Phantasie gelang ihr recht gut, das Thema im Fugensatz trat überall klar hervor. Die Abschieds⸗Sonate von Beethoven (Op. S1), deren Vortrag einen gereiften Spieler er⸗ fordert, ließ dagegen, was Präzision und Ausdruck betrifft, manches zu wünschen übrig. Besser gelangen ihr Schu— mann's „Papillons“ und die Ballade (g-moll) von Chopin. Die am. Schluß des Abends gespielte Rbapsodie Nr. 14 von Liszt schien die Kräfte der jungen Künstlerin zu . zumal dieselben durch das vorher Geleistete schon sehr in Anspruch genommen waren. Reicher Beifall wurde jedoch auch dieser Ausführung zu Theil. Die bereits vortheilhaft bekannte Altistin Frl. Louise Leimer aus Wiesbaden unterstützte das Concert durch den Vortrag mehrerer Lieder von Schubert, Rubinstein und Schumann, sowie einer größeren Arie aus der Oper „Mitrane“ von Francesco Rofsi. Mit Kraft und Wohlklang der Stimme verbindet die Sängerin eine edle sympathische Ausdrucksweise bei musterhaft deutlicher Aussprache. Auch ihre deist ungen ernteten reichen und wohlverdienten Beifall. Hr. Otto Bake führte die Klavierbegleitung wiederum mit gewohnter Decenz aus.
Redacteur: Riedel.
Berlin: Verlag der Expedition (Schol 3).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗Anstalt Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 9 .
Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußi
M 289.
Berlin, Freitag, den 9. Dezember
Zu sammenstellung der pro Oktober⸗Termin 18587 durch die Provinzial-Rentenbanken erzielten Resultate.
Königreich Preußen. Finanz ⸗Ministerium.
Am 1. Oktober 1887 sind an Renten übernommen:
zu 9/0 des Betrages der vollen Rente
(41 /a O/o) zu
Bezeichnung o
a. b.
Rentenbanken. von den
Ver⸗
Staats kasse 3. pflichteten
MS, 3 6.
Summa
der des Betrages der vollen
aus der Rente
(41 /a oo
3 6 * 16. 16
in Rentenbriefen
an Summa a. b.
vollen sämmtlicher
Renten
für die für die
Renten
Staats⸗ Privat⸗
(H Go)
rente rente
48 250 548 250
3. Berlin
25 e 13 5b 39 13 336 20
6956 70. 6986 . 213
„Königsberg. Breslau.
Magdeburg und zwar: aus der Provinz Sachsen . ‚ Hannover Münster und zwar: aus Westfalen und Rhein⸗
n,, 12732 50
Nassau ,
aus der Provinz Pom⸗ J aus der Provinz Schleswig⸗
26 000 560. 12 99690 12 673 824
70 . 6 28610 30 ? 638
K 13 678 aus der ö deff ö. . ; a so .
; H 123090 1230 7. Stettin und zwar: goto so g 069
16267 7149400 7312
Fd? Il I 12 6573 823
309150 309 150
272700 279 225
153 300 153 300 30 8 460 13 200
305 700
72075 26 850
14100 285 2265 3 30? 72075 12506 26 gh 9069 200130
365 5oJ 7 347 3615 159 0380 162 645
or i R ͤ
Holstein Summa 6 aus den früheren
Uebernahmeterminen . 1333 224
92 422 93 18 922012 — 20 2655 2369.
Triõs VT F ß s Töss To Todo ß 1285 721021543 97903 Zs 603 755 αa 177 523 a73 786 280
Summa 1354 840 19 012818 Außerdem sind an Renten übernommen und haben die Berechtigten dafür an Schuld verschreibungen er⸗ halten: a, von der Paderborner Tilgungskasse. .. — — — b. von der Eichsfeldschen
260 3547 6659:
ö
1290 815 260216538 474 VJ d 7 T õũsĩ ids 7 d) i /p djd ddꝰ
— — — 2315431 . — 6 090 000 12897037 — — 3437745
Tilgungskassse. — — ö Ueberhaupt 1 334 840 88
19 012818 5020347 659 38
P ⸗ 1290 815 2012201059926 LE) 644 11011446212 6955185 384 550
Volkswirthschaftsrath. Session 1887. Zweite Sitzung
des Permanenten Ausschusses des Volkswirth— schafts raths.
Berlin, den 7. Dezember 1887.
Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung um 10 Uhr.
Das Protokoll der gestrigen Sitzung liegt aus.
Als Regierungskommissare sind anwesend: der Direktor im Reichkamt des Innern, Herr Bossse, der Geheime Regierungs⸗ Rath und vortragende Rath im Reichsamt des Innern, Herr von
oedtke.
ö. Eingegangen ist eine Eingabe des Vorstandez der Handelskammer für Aachen und Burtscheid, betreffend das Ergebniß einer Berathung
über die Grundzüge zur Alters- und Invalidenversicherung der
Arbeiter. ; Von dem Inhalt der Eingabe soll dem Volkswirthschaftsrath
demnächst durch die Herren Regierungskommissare Kenntniß gegeben werden. ( ; ; -
Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der Spezialdebatte über die Grundzüge zur Alters- und Invalidenversicherung der Arbeiter. ; .
Zu Ziffer 5 der Grundzüge hemerkt Herr Fritsche, daß er die Absicht gehabt habe, eine anderweite Festsetzung des Anfangstermins für den Bezug der Altersrente in Vorschlag zu bringen. Der Zeit— punkt, in welchem nach den Grundzügen der Arbeiter in den Genuß der Altersrente trete, sei zu weit hinausgeschoben. Nur der kleinste Theil der industriellen Arbeiter vollende das 70. Lebensjahr, die Mehrzahl derselben erliege schon weit früher den Anstrengungen ihrer Beruftthätigkeit. Bei der Landwirthschaft lägen die Verhältnisse in dieser Hinsicht weit günstiger. Der bisherige Verlauf der Verhand⸗ lungen lasse ihm aber einen diesbezüglichen Antrag als aussichtslos erscheinen und nehme er deshalb von der Stellung desselben Abstand.
Herr Kahlcke bestreitet, daß die durchschnittliche Lebensdauer des ländlichen Arbeiters erheblich höher sei, wie diejenige des industriellen Arbeiters. Auch , den ländlichen Arbeiter werde die Altersrente nur selten in Frage kommen. .
Der hir Tel zende führt aus, daß man bei Feststellung der Grund⸗ züge zunächst zweifelhaft gewesen sei, ob man neben der Invaliden rente noch eine Altersrente in Aussicht nehmen solle. Wer im hohen Alter von 70 Jahren noch arbeitsfähig sei, der müsse für dies seltene Geschenk Gott dankbar sein und könne eigentlich keine Rente verlangen, Jedoch sei den Verfassern der Grundzüge durch die Allerhöchste Botschaft vom 17. November 1831, welche ausdrücklich der Fürsorge für die durch Alter erwerbsunfähig gewordenen Arbeiter gedenke, eine feste Marschlinie vorgejeichnet worden, die nicht verlassen werden dürfte.
u einer Herabsetzung der Altersgrenze liege aber ein praktischer
rund nicht vor, da dem Arbeiter, welcher vor dem vollendeten 70. Lebensjahr aus anderen Gründen bereits erwerbsunfähig geworden sei, die Invalidenrente zu Theil werde. .
Herr Janssen schließt sich den Ausführungen des Herrn Vorsitzen den an und bittet, es bei der in den Grundzügen vorgesehenen Alters- grenze zu belassen, da die Altersrente eine vorwiegend formelle und subsidiäre Bedeutung habe. . ; . ö
Herr Jencke wuͤnscht eine nähere Aufklärung über das Verhältniß der Unfallversicherung zur Invalidenversicherung. Er glaubt im Hin⸗ blick auf Ziffer R der Grundzüge annehmen zu sollen, daß ein Arbeiter,
der bereits viele Jahre seine Beiträge gezahlt, alsdann von einem Betriebsunfall betroffen wird und wegen theilweiser Erwerbsunfähigkeit eine geringfügige Unfallrente, mindestens im Betrage von 120 is, erhält, damit aus der Invalidenversicherung entfalle; daß er seine Beiträge während vieler Jahre bezahlt und gleichwohl bei später ein⸗ tretender völliger Erwerbsunfähigkeit leer ausgehe.
Der Herr Regierungskommissar von Woedtke stimmt der Aus⸗ führung des Vorredners bei, mit dem Bemerken, daß der durch Betriebsunfall Verletzte in Gemäßheit des §. 65 des Unfallversiche⸗ rungsgesetzes seine Unfallrente später wieder verlieren könne und als— dann fein Anspruch auf die Invalidenrente wieder auflebe.
Herr Jencke meint, daß die Berufung auf 5§. 65 des Unfall⸗ versicherungsgesetzes ein schlechter Trost für den invaliden Arbeiter sei. Es sei vielmehr zu erwägen, ob der Anspruch auf Invalidenrente dem Arbeiter nicht regelmäßig zu dem Betrage vorzubehalten sei, zu welchem die Unfallrente hinter der Invalidenrente zurückbliebe, und der Arbeiter, der eine geringe Unfallrente beziehe und trotz des Unfalls noch theil⸗ weise erwerbssähig sei, verpflichtet würde, für die Alters- und Invalidenversicherung weiterhin Beiträge zu entrichten.
Der Herr Vorsitzende glaubt, daß die Bedenken des Herrn Jencke sich erledigen würden, wenn in Ziffer 2 Absatz 2 der Grundzüge statt des Betrages von 120 „ derjenige von 2650 „ eingesetzt würde.
Die Versammlung erklärte sich mit dieser Aenderung der Ziffer 2, für welche sich auch Herr Kalle ausgesprochen hatte, ein⸗ verstanden. n ⸗
Herr Jencke fragt, ob und eventuell in welcher Richtung das Verhältniß der Krankenkassen zu den durch Krankheit erwerbsunfähig gewordenen Arbeitern, die in den Genuß der Invalidenrente getreten sind, eine anderweitige Gestaltung erfahre, .
Der Herr Regierungskommissar, Geheimer Regierungs-Rath von Woedtke bemerkt, daß die Fürsorge der Krankenkassen unverändert fortbestehen werde, und bezieht sich dabei auf die Bestimmung in Ziffer 15 Absatz 3 der Grundzüge.
Zu Ziffer 5 hat sich Niemand mehr zum Wort gemeldet,
Der Vorsitzende konstatirt die unveränderte Annahme der Ziffer 5.
Zu Ziffer 5 wird das Wort nicht begehrt
ff Der Vorsitzende konstatirt die unveränderte Annahme der Ziffer 6. ;
Zu Ziffer 7 regt Herr Janssen an, ob es sich nicht empfehle, diejenigen Arbeiter, gegen welche auf entehrende Strafen, insbesondere auf eine Zuchthausstrgfe, erkannt worden sei, damit ihres Anspruchs auf die Alters- und Invalidenrente verlustig gehen zu lassen.
Herr Herz widerspricht diesem Vorschlag; auch hält er es nicht für gerechtfertigt, einem Arbeiter, welcher sich die Arbeitgunfähigkeit durch geschlechtliche Ausschweifungen zu ezogen hat, aus diesem Grunde die Rente zu versagen Es sei nicht thunlich, unter Umständen einer , nr geschlechtlichen Verirrung diese weittragenden Folgen zu geben. ⸗ .
Der Herr Negierungskommissar, Geheimer Regierungs⸗Rath von Woedtke weist darauf hin, daß der Ausdruck ygeschlechtliche Aus⸗ schweifungenꝰ dem Krankenversicherungsgesetz entngmmen sei und keineswegs eine einzelne geschlechtliche Verixrung treffen wolle.
Eine längere Debatte, an welcher sich die Herren Hagen, Waldeyer, Kalle, Spengler, von Nathusing, Frentzel, Leuschner, von Roeder, Fritsche und Vorderbrügge betheiligten, entspann sich darüber, ob es sich nicht empfehle, auch demjenigen Arbeiter, der sich durch Trunk— sälligkeit, d. h, durch, gewohnheitsmäßigen übermäßigen Genuß von geistigen Getränken, die Erwerbsunfähigteit zugezogen habe, den An— spruch auf die Invalidenrente abzusprechen. Von mehreren Rednern wurde die Aufnahme einer diesbezüglichen Bestimmung, die sich auf
schen Staats⸗Anzeiger.
1887.
Die Berechtigten haben dafür Abfindungen erhalten: Die Kapita
18fachen Be⸗
Rente an die Staats kasse
sind und wo⸗
Ablösungs⸗
aml. Okto⸗
pro Oktober⸗
Termin 1887
Abfindungen rechtigten die
Abfindungen
langt haben,
ohh h66 6686/9 311672 — 281 .
27 Joh gz
201 55 I1In
163 200 655 /sp Id rm.
175 891 217 8365 ab
200 130
ie, 2 104 937 836 s
26 664 498 rückgängig gewor⸗ denen Ablösungen.
16 493 73754
Dr RJ
6 3d 5d Vc feld sds S. 75
DTI ssostid is dr
2138 643 097/οbτs7 523 193 0918S 60961086
dem Gebiete des Krankenversicherungsgesetzes durchaus bewährt habe, auch in die Grundzüge für wünschenswerth gehalten. Von anderer Seite der Begriff der Trunkfälligkeit ein zu un⸗ ei, und deshalb eine derartige Bestimmung der Durchführung der Versicherung erhebliche Schwierigkeiten bereiten Der Nachweis des ursächlichen Zusammenhangs zwischen der Trunksucht und, der eingetretenen Erwerbsunfähigkeit würde häufig nur schwer zu führen sein, und soweit dies auch der Fall sei, würde der Verlust des Rentenanspruchs den Invaliden wieder der Armen⸗ pflege überlassen und hierdurch nur eine weitere Belastung der All- Auch wurde geltend gemacht, geschlagene Bestimmung nicht blos den betreffenden Arbeiter, sondern ch den Arbeitgeber strafen würde. habe
beiter seine Beiträge entrichtet und auch seinerseits ein Interesse, daß Vielleicht würde es angängig sein,
wurde darauf hingewiesen, da bestimmter und schwankender
gemeinheit eintreten. daß die vor⸗
Letzterer habe neben dem Ar⸗
der Arbeiter die Rente erhalte. notorischen Trunkenbolden den ganzen Betrag der Rente in von Naturalleistungen zu gewähren.
Regierungskommissar, r ) ̃ von Woedtke erklärte, daß es Anfangs beabsichtigt gewesen sei, auch den Fall der Trunksucht in Ziffer? der Grundzüge aufzunehmen, daß man aber später davon Abstand genommen habe, insbesondere deshalb, weil der Arbeiter sich durch seine eigenen Beiträge einen Anspruch auf die Rente erworben habe, der ihm nur in den schwerwiegendsten Fällen Regierungskommissar
schuldhaften
Regierungs⸗Rath
Der Herr verschiedenen Dehnbarkeit und Unbestimmtheit des Begriffs der gereien oder Raufhändeln“ erhobenen Bedenken Er stellte der Versammlung zur Erwägung, ob es sich nicht empfehlen würde, nach dem Vorgang des 8§. 95 des Unfall versicherungsgesetzes eine durch Urtheil des Strafrichters erfolgte Fest ; der schuldhaften Betheiligung als Voraussetzung für den des Rentenanspruchs durch entsprechende anderweitige Formu⸗
der Ziffer 7 festzusetzen. .
er von Herrn Heimendahl in diesem Sinne gestellte Antrag:
in Zeile 1 der Ziffer 7 hinter den Worten „oder durch (schuld⸗
hafte Betheiligung ze.“ die Worte einzuschalten: strafgerichtlich festgestellte“,
a , 5 5
Fin Antrag des Herrn Hagen:
. eile l, 2 und 3 die Worte: d hafle Betheiligung bei Schlägereien oder Raufhändeln, oder durch geschlechtliche Ausschweifungen“ zu streichen,
wurde abgelehnt. . .
Herr Jencke hielt es für wünschenswerth, den zweiten Satz des
ersten Absatzes der Ziffer 7 zu streichen. i a
es nöthig sei, ein Gesetz, wie das, in Aussicht stehende, möglichst be⸗
stimmt und fest zu gestalten. Die Organisation, welche die Durch-
führung der Alters. und Invalidenversicherung erh würde voraussichtlich weit verzweigt und zersplittert sein, die Mitwirkung vieler Personen in F ͤ tieferes Eindringen in die Bestimmungen des Gesetzes unmöglich oder doch schwer fallen darauf an, besti dem billigen Ermessen der zur Entscheidung möglichst enge Grenzen zu ziehen. J ⸗ einjelnen Rente voraussichtlich immer mehrere Versicherungzanstalten betheiligt sein würden und Entscheidungen nach Billigkeit gründen doppelt bedenklich seien, wenn andere Verpflichtete dadurch mitbetroffen Auch sei es mißlich, mit der rein thatsächlichen Gesichtspunkte der Billigkeit die Bewilligung einer Rente rechtfertigten
Betheiligung bei Schlä als zutreffend an.
in Ziffer 7 „oder durch schuld⸗
Er führte dabei aus, daß
welchen ein
gesetzliche Regelbestimmungen zu schaffen erufenen Individuen
Dazu komme noch, daß