1888 / 49 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 23 Feb 1888 18:00:01 GMT) scan diff

6 derart zu erleichtern, daß das einheimische Ge⸗ treide auf den d, . Staatseisenbahnen

Frachtsätzen befördert wird,

Haus nach dem Antrage der Budgetkommission zur Tages⸗ ordnung überzugehen. (Schluß des Blattes.)

Der dem Hause der Abgeordneten zugegangene Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Kosten Königlicher Polizeiverwaltungen in Stadtgemein— den, befindet sich in der Ersten Beilage.

In Bezug auf §§. 27, 28 Th. J. Tit. 8 des Preuß. Allg. L. R.: „Niemand darf sein Ei gent hum zur Kränkung oder Beschädigung Anderer mißbrauchen. Mißbrauch heißt ein solcher Gebrauch des Eigenthums, welcher vermöge seiner Natur nur die Kränkung eines Anderen zur Absicht haben kann“ hat das Reichsgericht, V. Civilsenat, durch . vom 11. Januar d. J., ausgesprochen: „Die Chikane besteht ihrem Wesen nach in der Absicht der Kränkung eines Anderen, also in einem subjek⸗ tiven Moment, und sie wird daher keineswegs immer dann anzunehmen sein, wenn der Betreffende sein Eigenthumsrecht zur Abwehr einer objektiv berechtigten Hand⸗ lung geltend macht, vielmehr wird in Betracht kommen, ob der Betreffende die abzuwehrende Handlung für eine be— rechtigte hält, und demgemäß hei der Abwägung, ob ein be— stimmter Gebrauch des Eigenthums sich als ein Mißbrauch darstelle, nur das Bewußtsein des Abwehrenden von der Gesetzmäßigkeit der ihm entgegenstehenden Handlung über⸗ haupt ins Gewicht fallen können.“

Der Kutscher eines der Speditions⸗, Speicherei⸗ und Kellerei⸗Berufsgenossenschaft angehörigen Unternehmers wurde, während er mit dem Reinigen eines seinem Arbeitgeber ge⸗ hörenden Wagens auf offener Straße beschäftigt war, durch éin Stück Holz verletzt, welches ein Zimmergeselle fahrlässiger⸗ weise aus einem Fenster des im Umbau befindlichen Hauses des klägerischen Arbeitgebers auf die Straße warf. Das Reichs-Versicherung samt hat durch Entscheidung vom 2. Januar 1888 (Nr. 476) den von dem Verletzten wegen der Folgen dieses Unfalls erhobenen Entschädigungsanspruch in WUebereinstimmung mit dem Schiedsgericht zurück— gewieseß. Daß ein Zimmergeselle aus einem Fenster ein Stück Holz auf die Straße wirft und dadurch einen auf der letzteren befindlichen Menschen verletzt, hängt nicht mit den Gefahren zusammen, von denen Leben und Gesundheit der Arbeiter im Speditions-. Speicherei⸗ und Kellereibetriebe bedroht sind. Das Unfallversicherungsgesetz aber versichert die Arbeiter nur geen die ihnen aus solchen , erwachsenden Schäden, welche sich aus dem Gewerbe, in dem sie thätig sind, ergeben, oder die durch dessen Betrieb veranlaßt werden. Den Kläger hat lediglich ein Unglücksfall betroffen, welchem an der in Rede stehenden Stelle auch jeder Andere, nicht in seinem Betriebe Beschäftigte hätte ausgesetzt sein, und welcher ihn auch überall anderswo außerhalb des Betriebes, in welchem er beschäftigt gewesen, hätte erreichen können. (Vergleiche Entscheidung 454, „Amtliche Nachrichten des R.⸗V.⸗A.“ 18838 Seite 69.)

Ein Fabrikarbeiter saß in der Arbeitspause auf einer Bank zwischen den Kesseln zweier Schweißöfen; er wurde von

. Krämpfen befallen, fiel in Folge hiervon mit dem esicht zu Boden in die dort liegende heiße Asche und verletzte Nach der Rekursentscheidung des

sich an den Augen. e , n rn ann vom 24. Januar 1888, (Nr. 477) ist dieser Unfall als bei dem Betriebe eingetreten anzusehen und die Berufsgenossenschaft verpflichtet, nach Maß⸗ gabe des Unfallversicherungsgesetzes für den. Verletzten zu sorgen. Der Umstand, daß die Arbeiter bei einem Hinfallen, in den Fabrikräumen der Gefahr ausgesetzt sind, in Maschinen⸗ theile, herumliegende Materialien, Erzeugnisse oder Rückstände des Betriebes zu stürzen und sich daran zu verletzen, muß den Gefahren des Betriebes zugerechnet werden. Wenn der Arbeiter während einer Arbeitspause an einer solchergestalt gefährdeten Stelle verweilte, so befand er sich im Banne des versicherungspflichtigen Betriebes. (Vergleiche Entscheidungen 324, 392, „Amtliche Nachrichten des R.⸗V.⸗A.“ 1887 Seite 134, 209.)

Zu den Kosten der „ersten Einrichtung“ einer Straße im Sinne des Straßen- und Baufluchtengesetzes vom 2. Juli 1875 G. 15) gehört der Aufwand für die Legung von Wasserleitungsröhren in der Regel nicht (End⸗ urtheil des II. Senats des Ober-Verwaltungsgerichts vom 17. Juni 1887).

Sachsen. Dresden, 22. Februar. Dem Vernehmen des „Dresdner Journal“ nach ist Prinz Georg an einem leichten Bronchialkatarrh erkrankt und wird voraussichtlich ge⸗ nöthigt sein, einige Tage das Zimmer zu hüten.

Die Zweite Kammer bewilligte heute den Etat der Staatseisenbahnen unverändert nach der Regierungs⸗ vorlage, unter Ablehnung des von dem Berichterstatter Kirbach 6 Antrags, die Einnahmen aus dem Personen⸗ und

üterverkehr um zusammen 114 877 S6 höher einzustellen.

Braunschweig. Braunschweig, 21. Februar. (Hann. Cour.) Der Landtag hielt heute die 'erste Sitzung nach seiner Vertagung. Nach Eröffnung derselben verlas der Präsident Freiherr von Veltheim zunächst ein Schreiben des Kronprinzen aus San Remo, in welchem Derselbe der Landesversammlung Seinen Dank für die in der an Ihn gerichteteten Adresse ausgesprochene Theil⸗ nahme und Wünsche ausspricht. Nachdem sodann der Assessor von dem Busche zum Substituten des Landsyndikus erwählt worden war, folgte die Berichterstattung der ver— schiedenen Kommissionen für das Innere über die Vor⸗ lagen der Landesregierung. Zur Annahme wurden empfohlen; die Bewilligung von 27 0900 6 zur Förderung des gewerblichen Fortbildungswesens, 25 000 S6 zur ferneren Bestreitung der Kosten der Vermessungen im Herzog⸗ thum und S3 000 S für Erbauung eines Kranken⸗ hauses bei dem Wilhelmsstift zu Bevern. Ferner sprach die Kommission sich für die von der Regierung in Vorschlag ö. brachte Abänderung des Gewerbesteuergesetzes vom 16. November 1870 aus, dahingehend, daß alle von den Gemeinden begründeten und den Gemeinden dienenden Gas⸗ und, a nnen nn von der Gewerbesteuer befreit bleiben, alte mit solchen Etablissements verbundenen Nebenbetriebe aber besteuert werden sollen. Unerledigt blieb die den Erweiterungsbau des Kreisdirektionsgebäudes zu Helmstedt betreffende Vorlage, da zwischen der Kommission und dem Ministerium vor der Berichterstattung noch mündliche Verhandlungen stattfinden sollen. Den Schluß der Sitzung

. ü n . wie das ausländische, beschloß das

machte die Berichterstattung über die die Herstellung einer Abwässerleitung auf der Heil⸗ und Pflegeanstalt zu Königslutter beantragende Vorlage der Landesregierung.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 21. Februar. (Wien. Ztg.) Der Budgetausschuß verhandelte das Unterrichts⸗ budget. Im Laufe der Debatte versicherte der Unterrichts⸗ Minister, Br. von Gautsch, die Unterrichtsverwaltung lasse dem Schulbücherwesen die möglichste Förderung angedeihen. Auf die Anfrage der Abgg. Ruß und Mattus, ob der Minister geneigt sei, den Standpunkt, der Unterrichtsverwaltung gegenüber dem Liechtenstein'schen Gesetzentwurf zu Prä—⸗ zisiren, erklärte der Minister, er bedauere, diesem Wunsche nicht entsprechen zu können, weil es ihm nicht passend erscheine, darüber Namens der Regierung ineidenter beim Titel „Schulaufsicht“ zu sprechen. Der Gesetzentwurf habe zahlreiche Kundgebungen in der Bevölkerung hervor⸗ gerufen. Das zunächst beruͤsene Parlament konnte sich aber damit noch nicht beschäftigen, weshalb der Minister vorläufig auf die erste Lesung des Entwurfs verweisen müsse. Auf den Einwand des Abg. Ruß, daß die 4 in so wichtigen Dingen eine selbständige Meinung haben müsse, erwiderte der Minister, er glaube vom Abg. Ruß mißverstanden worden zu sein; er habe sich erlaubt, auf die erste Lesung zu ver⸗ weisen und bitte, überzeugt zu sein, daß die Regierung in allen, daher auch in so wichtigen Fragen ihre Meinung auf Grund der Sachlage selbständig gestalte. Der Unterrichts⸗ Minister Dr. von Gautsch erklärte weiter auf die Anfragen der Abgg. Mattus und Zeithammer betreffs der Prager Akademie, er habe schon seit längerer Zeit der Prager Kunst-Akademie seine Aufmerksamkeit zugewendet und Gelegenheit gehabt, wenigstens dem Wunsch nach entsprechender räumlicher Unter— bringung durch Zuweisung ordentlicher Lokalitäten gerecht zu werden. Zunächst liege der Unterrichts verwaltung die thun— lichste Hebung der Prager K und deren Aus— stattung mit Lehrkräften ersten Ranges am Herzen, und glaube er sicher, bei dieser Intention auf die Zustimmung des Ausschusses rechnen zu dürfen. Hinsichtlich der Subventioni⸗ rung der Akademie habe er vor Kurzem einen Erlaß an den Statthalter wegen der Einleitung von Erhebungen und entsprechenden Antragstellung gerichtet und werde, die ö einen Gegenstand seiner eifrigen Erwägung ilden.

VPest, 21. Februar. (Wien. Abdp) Der Klub der liberalen Partei des Abgeordnetenhauses acceptirte in seiner heutigen Konferenz die Kabelkenvention, ferner die vom Oberhause an dem Veterinärgesetz vorgenommenen Aenderungen.

Großbritannien und Irland. London, 22. Februar. (W. T. 2 Das Unterhaus hat in seiner heutigen Sitzung die Adresse in erster Lesung angenommen. Bei der Debatte über die zweite Lesung der Adresse stellte La bouchre einen Antrag, welcher um Mittheilung an das Haus darüber ersucht: ob die englische Regierung Italien bindende Zusagen im Falle eines Krieges mit Frankreich gemacht hahe, sowie daß, wenn i. usagen schon gemacht worden seien, die⸗ selben zur Kenntniß des Hauses gebracht würden. Der Unter⸗ Staatssekretär Fergus son sprach sein Bedauern darüber aus, daß Labouchère seine Behauptungen auf Zeitungsgerüchte basire. Admiral Hewett erklärte, daß die Zeitung s— berichte über seine Rede in Genua absolut falsch seien. Fergusson Hire gz sodann, daß England keine weiteren Verpflichtungen eingegangen sei, durch die seine Armee und seine Flotte engagirt würden, außer den dem Hause bekannten Verpflichtungen. Er stellte ferner bestimmt in Abrede, daß die Politik Lord Salisbury's eine Frankreich feindliche sei— die Beziehungen Englands zu Frankreich seien gute und er hoffe und glauhe an deren Fortdauer, um so mehr, da Frankreichs auswärtige Politik der englischen parallel laufe. Die Veröffentlichung des Schriftwechsels mit den Großmächten über die Lage Europas sei unmöglich, da dies einen Vertrauenshruch involviren würde. Fergusson gab schließlich der Hoffnung Ausdruck, daß die Gefahr einer Friedensstörung nicht größer, sondern geringer sei, als im vorigen Jahre. Englands Aufgabe sei, sich in einen Krieg nicht einzumischen, wenn nicht seine natio⸗ nalen Interessen berührt würden. England lebe jetzt mit allen Mächten in Frieden und Eintracht. Glad stone äußerte; Es sei höchst wünschenswerth, die Nation möglichst zu beruhigen, namentlich jetzt, wo sie schmerzlich bewegt sei durch die Besorgnisse wegen der Gesundheit des Deutschen Kronprinzen. Er möchte wünschen, daß es in der Macht des Hauses stände, den Verlauf der Krank— heit, zu beeinflussen, welche so tiefe Gefühle der Theilnahme und der Bewunderung für den Hohen Leidenden , ,, da es sich um ein für Europa unschätz—

ares Leben handele, (Beifall,. Der erste Lord des

Schatzes, Smith, erklärte: er sei überzeugt, daß das gesammte Europa mit Sorge und Hoffnung den Verlauf der Krankheit des Kronprinzen verfolge, dessen Leben allgemein als eine 16 . Bürgschaft des europäischen Friedens angesehen werde. Labouchsère zog hiernach seinen Antrag zurück. Die Fortsetzung der Berathung wurde schließlich vertagt.

(A. C) Die Königin von Schweden begab sich am Sonnabend Nachmittag, begleitet von dem Prinzen Oskar, nach Wind sor und stattete der Königin Victoria einen . ab. Abends gab Ihre Majestät im Grand Hotel ein

iner. Sir Henry Holland, der Minister für die Kolonien, ist in den Pairst and erhoben worden. Durch seine Ver— setzung in das . wird eine Ergänzungswahl für den Londoner Wahlbezirk Hampstead, welchen der Minister im Unterhause repräsentirte, erforderlich.

Die diplomatischen Beziehungen . Gro ß⸗ britannien und Venezuela sind abgebrochen worden. Der hritische Gesandte in Venezuela, St. John, hat seine Pässe verlangt und ist abgereist, nachdem er sich vergeb⸗ lich bemüht hatte, von der Republik eine Scha dlos haltung von etwa 6009 Lstr. Sterl. im Zusammenhange mit einem Goldminen⸗Anspruch zu erwirken. Der Befehls—⸗ 1 des britischen Geschwaders in jenen Gewässern st nunmehr angewiesen worden, diese Entschädigung zu fordern, und wenn sie nicht gezahlt wird, solche Schritte zu ergreifen, die er für nothwendig hält.

Aus Indien liegen folgende Meldungen vor:

Caleutta, 21. Februar. (R. B.) Der Vizekönig wird vor sei er Abreise nach Simla, Rewah, Lucknow und Srinagar be⸗

suchen. Das indische Budget wird am 24. März veröffentlicht werden. Aus Birma läuft die Nachricht ein, daß starke Ruhe— störungen im Distrikt Arca ausgebrochen und zahlreiche Ver. brechen . worden sind. Unweit der Stadt soll eine große Abtheilung Insurgenten stehen. Auch die Orte in den Bergen haben viel von den Einfällen der Shan⸗Insurgenten zu leiden. Manchester, 22. Februar. (W. T. B.) In der heu

abgehaltenen Spezialsitzung des unizipalraths , eine Resolution angenommen, in welcher dem Deutschen Kronprinzen anläßlich seines Leidens die aufrichtige Theilnahme der Versammlung ausgesprochen wird.

Frankreich. Paris, 21. Februar. (Köln. Ztg.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer wurde bei der Berathung des Etats des Justiz⸗Ministeriums der Unterantrag Sabatier, den auf 49 000 Fr, angesetzten Kredit für Ausgaben des Kassationshofes um S000 Fr. zu kürzen, unter dem Widerspruch des Justiz-Ministers mit 36 gegen 2296 Stimmen angenommen. Die Kammer genehmigte schließlich das Justizbudget unverändert und vertagte sich bi Donnerstag.

Der Ausschuß für den Antrag Barodet, daß in Zu— kunft nur noch Militärpersonen den Orden der Ehrenlegion erhalten sollen, hat sich für denselben ausgesprochen. Der Ausschuß für die Prüfung des Vertrages 6 dem Staat und der Union centrale des arts döcoratifs

ehufs Errichtung des Kunstgewerbe⸗Museums in den unter der Kommune niedergebrannten Gebäuden des Rechnungs— hofes (Quai d'Orsay) hat diesen Vertrag einstimmig ver— worfen, da das Museum im Pavillon Marsan in den Tuile— rien untergebracht werden könne.

Der Abg. Horteur hat den Ju stiz-Minist er be— nachrichtigt, daß er ihn über einen Vorfall in einem Kaffee— hause in Modane, wo am 14. 8. M. ein französischer Offizier von einem italienischen Roßarzt geohrfeigt worden sei, in der Kammer befragen wolle. Er wünsche zu wissen, weshalb der Italiener, der verhaftet worden, nicht sofort vor die Straf— kammer von St. Jean de Maurienne gestellt worden sei. Der Minister ersuchte Horteur, er möge mit der Anfrage warten, bis er Erkundigungen eingezogen habe.

22. Februar. (WB. T. B.) Der Minister des Aus⸗ wärtigen, Flou rens, überreichte gestern Abend dem italie— nischen Botschafter, Grafen Menabrea, die neuen Vorschläge für den italienisch⸗französischen Handelsvertrag.

In dem Prozeß gegen Wilson und Genossen wurde bei den heutigen Plaidoyers von Seiten der Verthei— diger ausgeführt, daß es keine Gesetzesbestimmung gebe, nach . Personen, die ihren Einfluß verkaufen, bestraft werden önnen.

NMußstland und Polen. St. Petersburg, 23. Februar. (W. T. B) Der „Regierungsbote“ peröffentlicht ein Communiqus, worin die Kaiserliche Regierung ihre Anschauung über die bulgarische Frage ausspricht. Nach näherer Ausführung wird darin betont, die Erwägungen hätten die Regierung von Anbeginn der bulgarischen Krise an geleitet und dieselbe bewogen, von Hause aus jeden Ge— danken an die Eventualität der Wiederherstellung der Gesetzlich⸗ keit in Bulgarien mit Hülfe von Gewalt abzulehnen.

23. Februar. (W. T. B.) Der Kaiser und die Kaiserin empfingen gestern den General von Werder. Derselbe war gestern auf einem Ball bei dem Großfürsten Wladimir, welchem auch die Majestäten beiwohnten.

Italien. Rom, 22. Februar. (W. T. B.) Das Journal „Es ereito“ macht auf französische Truppen—⸗ ansammlungen an der italienisch⸗französischen Grenze aufmerksam und sagt: die Regierung sei über die Vorbereitungen zur Konzentrirung von Kriegsmaterial jenseits der Grenze vollständig unterrichtet und verfolge wach⸗ samen Auges diese Maßnahmen, welche durch die Hal⸗ tung Italiens von keinem Gesichtspunkte aus gerecht— fertigt erschienen. Was von der Landesgrenze gesagt werde, verstehe sich natürlich auch von der Seegrenze. Das vor Spezia und Genua ankernde britische Geschwader unter dem Befehl des Admirals Hewett trifft am Freitag vor San Remo ein. Einer Meldung aus Massso vah zufolge hätten die abessinischen Truppen unter dem Befehl Ras Alula's Ghinda gänzlich geräumt.

Wie die „Agenzia Stefani“ meldet, hatte der Zwischen— fall in Modane zwischen dem italienischen Thierarzt Giro⸗ lami und dem französischen Stabsarzt Fanre, dessentwegen der savoyische Deputirte eine Interpellation an den Minister Falliores ankündigte, keine politische Ursache. Die italienische Regierung verfügte in Folge des Zwischen⸗ falls, daß sich Girolami nach Susa begebe. Gleichzeitig schlug die italienische Regierung der franzbsischen zur Ver— meidung jedes Grenzzwischenfalls vor, das beiderseitige Dienst⸗ personal am Bahnhoje in Modane zu wechseln.

Spez zia, 25. Februar. (W. T. B.) Das LCasino der Marine⸗Offiziere veranstaltete zu Ehren des Admirals Hewett einen Ball, dem auch der Herzog von Genua Und Vertreter der Behörden beiwohnten.

Dänemark. Kopenhagen, 22. Februar. (W. T. B.) Der Finanz ausschuß bewilligte auf den Antrag des Finanz⸗-Ministers 15 000 Kronen als Antheil Dänemarks an den Kosten für Herstellung einer neuen Telegr aphen— leitung zwischen Gjedser und Warn em ün de. Außerdem soll eine direkte telegraphische Verbindung zwischen den Börsen von Berlin und Kopenhagen in Aussicht genommen sein.

Afrika. Egypten. Kairo, 19. Februar. (A. C.) Der Unter-Stagtssekretär für auswärtige Angelegen⸗ . Tigrane Pascha, reiste heute nach London, um mit der

ritischen Regierung über die Ausdehnung der Vollmachten der gemischten Tribungle und andere, die innere Verwaltung betreffenden Dinge . zu pflegen. Zur weiteren Erläuterung dieser Abreise wird gemeldet: „Es herrscht eine ziemliche Spannung zwischen Nubar Pascha und Sir Evelyn Baring wegen der Reformen, welche der Letztere bezüglich des Ministeriums des Innern und des Polizei⸗Departements vorgeschlagen hat. Sir Evelyn Baring verlangt, daß an der Spitze des Ministeriums des Innern ein Engländer stehen soll und die Polizei centralisirt werde, damit sie von der Administration besser beaufsichtigt werden könne, und die Mißbräuche aufhören. Da Sir Evelyn darauf bestand, so drohte Nubar, seinen Abschied zu nehmen, schließlich willigte er aber ein, bis zur Erledigung der Mission Tigrane Paschas, welcher die Angelegenheit dem Lord Salisbury unterbreiten wird, im Amt zu bleiben.

Zeitungs ftimmen.

Die „Deutsche volkswirthschaftliche Correspon— denz“ schreibt: .

Teu toniecus. Unser Volk in seinen weiteren Kreisen empfindet wenig politisch und gewiß noch weniger diplomatisch; unser Volk siebt den Frieden, der ihm gestattet, in Rube und Sicherheit seiner Hantirung nachzugeben; aber dieses unser Volk ist von jeher ein wehrhaftes Volk gewesen und wehe dem. der Deutschlands Ehre zu nahe träte gegen ihn stände unser Volk auf wie ein Mann, dazu hätte es eines Landsturmgesetzes kaum bedurft. Mag nun dieses unser Volk von der Diplomatie wenig verstehen und mag deshalb die polltische Seite der Kanzlerrede ibm in ihrem ganzen Gewichte kaum allgemein faßhar sein, deste näher kommt ihm der Kanzler in jenem Theile seiner Rede, in welchem er als ein Deutscher zu den Deutschen srachi jenem Montage im Reichstage sprach der Kanzler die War⸗ nung aus, man möge sich hüten, den „furor teutonieus. den deutschen Schrecken=, heraufzubeschwören, ünd datjenige, was der Kanzler über die Eigenschaften des deutschen Volks in dieser Ver—⸗ bindung sagte über die Gigenschaften der jetzt lebenden teutonischen Generation, einer Generation würdig ihrer Vorfahren, das ist es, was die Seele des deutschen Volks in seiner, Rede vackte, das ist und wird in jeder Hütte, wohin sie immer dringt, von dieser Rede

verstanden werden und das ist es, was im Volk die allgemeine Zu⸗

stimmung zu dieser Rede so laut wachruft, wie wir sie sich kund— geben hören. . . . Wenn der Kanzler davon spricht, für die Verstärkung, die wir brauchten, die Verstärkung. die der Erhaltung des Friedens dienen soll, seien die Leute vorhanden, nothdürftig auch die Waffen, aber das genüge nicht, ‚wir müssen sie nicht mit dem in. den Kampf schicken, wos wir für unsere jungen Linientruppen nicht für gut genug halten, (sehr gut! sondern. der feste Mann, der Familienvater, diese Hünen⸗ gestalten, deren wir uns noch erinnern können aus der Zeit, wo sie bie Brücke von Versailles befetzt hatten. müssen auch das beste Ge— wehr an der Schulter haben, die vollste. Bewaffnung und die aus— giebigste Kleidung zum Schutz gegen Witterung und alle äußeren Vorkommnjsse. (Lebhaftes Bravo.). Da dürfen wir nicht sparen. ö. wenn der Kanzler so spricht, so versteht im ganzen Deutschen Reich das ein Jeder. . ö

Und wenn der Kanzler weiter sagt: „Die Tapferkeit ist ia bei allen eivilisirten Nationen gleich; der Russe, der Franzose schlagen sich so tapfer wie der Deutsche; aber unsere Leute, unsere 700 6000 Mann sind kriegsgedient, rompus au möétier, ausgediente Soldaten, und die noch nichts verlernt haben. Und was uns kein Volk in der Welt nachmachen kann: wir haben das Material an Offizieren und fsinteroffizieren, um diese ungeheuere Armee zu kommandixren, (Bravo!) Das ist, waz man nicht nachmachen kann. Dazu gehört das ganz eigenthümliche Maß der Verbreitung der Volksbildung in Deutsch⸗ land, wie es in keinem anderen Lande wieder vorkommt“ so ver steht auch das im Lande der allgemeinen Schul- und Wehrpflicht

eder! ' Und wenn der Kanzler das weiter ausführt und sagt: ‚Das Maß von Bildung, welches einen Offizier befähigt, nicht nur die sehr strengen Anforderungen an seinen Stand, an Entbehrungen, an Pflege der Kameradschaft unter fich, fondern auch die außerordentlich schwierigen sozialen Aufgaben zu erfüllen, deren Erfüllung nothwendig isf, um die Kameradfchaft, die bei uns, Gott sei Dank, im höchsten Grade in rührenden Fällen existirt zwischen Offizieren und Mann— schaften, um die ohne Schaden der Autorität herzustellen, das können uns die Andern nicht nachmachen, das Verhältniß, wie es in deutschen Truppen jwifchen Offizieren und Mannschaften namentlich im Kriege mit wenigen üblen Ausnahmen besteht exceptio firmat regulam (die Ausnahme bestätigt nur die Regeh; aber im Ganzen kann man sagen, kein deutfcher Offizier läßt seinen Soldaten im Feuer im Stich und holt ihn mit eigener Lebensgefahr heraus, und umgekehrt kein deutscher Soldat läßt seinen Offizier im Stich das haben wir erfahren.“ (Bravo!) so versteht auch das Jeder, der nur einmal auf dem Exerzierplatz gewesen ist und weiß, daß es stimmt!

Aber, wenn der Kanzler dann betont, mit einer solchen Armee fübre man feine Angriffskriege, die sei nur zur Vertheidigung des angegriffenen Vaterlandes da, so weiß das ganz genau, wer sich, wie es? der Kanzler that, an den furor teutonicus erinnert, der 1870 losbrach, als man uns angriff. Denn, wenn man uns angreift, darin hat der Kanzler gewiß Recht, das fühlt jedes Herz im deutschen Vaterlande: „Dann wird das ganze Deutschland von der Memel bis zum Bodensee wie eine Pulvermine aufbrennen und von Gewehren starren, und es wird kein Feind wagen, mit diesem furgr teutonicus, der sich bei dem Angriff entwickelt, es aufzunehmen, Bravo)

Und auch darin stimmt Jeder dem Kanzler bei, daß es ganz gewiß nicht die Furcht vor dem schlechten Ausgange eines Krieges sein kann, die das deutsche Volk so friedfertig stimmt, wie es der Fall ist. Das Bewußtsein unserer Kraft und Stärke stimmt uns vielmehr so friedfertig, und wir können durch Liebe und Wohlwollen leicht vielleicht zu leicht beftochen werden, aber nicht durch Drohungen. Bravo! rief man hierzu im Reichstage und ruft es heute in jedem deufschen Dorfe aber der deutsche Kanzler, der seine Deutschen kennt, wie nur je ein Staatsmann sein Volk gekannt hat, fuhr fort und schloß seine Rede also: ‚Wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt (lebhaftes Bravo); und die Gottesfurcht ist es schon, die uns den Frieden lieben und pflegen läßt. Wer ihn aber trotzdem bricht, der wird sich überzeugen. daß die kampfesfreudige Vaterlandsliebe, welche 1815 die gesammte Bevölkerung des damals schwachen kleinen und ausgesogenen Preußen unter die Fahnen rief, heut zu Tage ein Ge⸗ meinguß der ganzen deutschen Nation ist, und daß Derjenige, welcher die deutsche Nation irgendwie angreift, sie einheitlich gewaffnet finden wird, und jeden Wehrmann mit dem festen Glauben im Herzen: Gott wird mit uns sein!“ Lebhafter, andauernder Beifall begleitete diese Worte im Reichstage und mit freudigem Verstehen hat das deutsche Volk verstanden, was der Kanzler in guten deutschen Worten, die vom Herzen kamen und zum Herzen gehen, zu ihm sprach. Darum hat diese Rede folchen Widerhall in jeder Hütte gefunden, der teuto⸗ nische Geist regte sich und Jeder fühlt warm, was es heißt: „Mit Gott, für Kaiser und Reich!“

Den,Wochenberichten der Leipziger Mongts⸗ schrift für Textil-Industrie“ schreiht man zur Lage des Berliner Konfektionsgeschäfts aus Berlin, 19. Februar:

.Sie sind da, die langersehnten Freunde, und zwar kamen sie in großer Anzahl, daß wir mit einem Schlag mitten in die Hoch⸗ saison eingetreten sind. Vierhundert Einkäufer, Vertreter großer Detailfirmen, die alle nur zu dem Hauptzweck nach Berlin kommen, um Konfektion einzukaufen, von denen jeder einzelne Fremde doch min destens 5 —6 hiesige Firmen besucht, oft aber noch viel mehr, verleihen dem Geschaͤft eine Lebhaftigkeit, die Jedem auffallen muß. Es herrscht ein Treiben und Leben in unseren Geschäften, wie man es sich besser garnicht wünschen kann. Man bekommt einen Begriff von der Größe der Branche, wenn man den Verkehr beobachtet / wenn man sseht, wieviel Waare täglich in Arbeit gegeben wird, wieviel versandt wird. Ginzelne Firmen verkauften in der letzten Woche durch ˖ schnittlich täglich W200 —- 2500 Regenmäntel, Jaquets, Umhänge ꝛe, aber man darf fich durch dieses lebhafte Treiben auch nicht täuschen lassen, es ist nur für den Laien bestechend, weniger für den mit den Berhältnissen Vertrauten. Wir erwarten diese geschäftliche Hoch · fluth schon immer 2— 3 Monate voraus, in denen wir nur wenig zu thun haben, während die großen Spesen fortlaufen. Was damals die Ausfälle, die jene sich stets wiederholende Ruheypause oder stille Zeit im Geschäft mit sich bringt, Schaden vexursacht haben, muß jetzt erst eingeholt werden, und dazu bedarf es eines lebhaften Geschäftsganges. Erst von dem ferneren Verlauf der Saison, von den r ef fingen wird es abhängen, ob dieses Frühjahr. für die Konfektion ein gefegnetes sein wird, jedenfalls ist die Disposition der Käufer eine gute, rege Kauflust ist vorhanden und wenn politische Vertältnisse und Witterung uns günstig bleiben, scheint nichts vor⸗

zuliegen, was zu der Berechtigung Veranlassung geben könnte, daß der Verkauf sich ungünstig gestaltet. ....

Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheit s- amts. *. Inhalt crsumdbeitsst und! Volkskrankheiten in der Be⸗ richtzwoche. Cholera⸗Nachrichten. Krankenberichte der preu⸗ ßischen c. Armee. Sterbefälle in deutschen Städten von 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes,..ꝛ Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. Desgl. in deutschen Stadt und Landbezirken. Sterblichkeit in deutschen Orten mit 5. 6600 und mebr Einwohnern 1887, z. Quartal. Desgl. in größeren Verwaltungsgebieten des In und Auslandes Witterung. Zeitweilige Maßregeln ꝛc. Thierseuchen. Schafräude in den Niederlanden. Thlerseuchen in Großbritannien. Trichinose bei Schweinen in Schweden. Rinderpest in Rußland. Seuche der Jiegen in der Turkei. Tuberkulose bei Schlachtthieren. Veterinär pollzeilich Maßregeln. Medizinalgesetzgebung ꝛe. (Preußen. Regierungsbezirk Potsdam und Berlin.) Aerztliche Atteste der Medizinalbeainten. (Berlin) Beförderung von Thieren auf Eisen- bahnen. (Reg ⸗Bez. Gumbinnen.) Desgl, von Wieder käuern und Schweinen nach den Nordseehäfen. (Reg.-Bez. Düsseldorf. Desgl. (Barmen. Nothschlachtung. (Bayern.) Arzneitaxre;= (Sachfen.) Beförderung von Thieren auf Eisenbahnen. Sachsen⸗ Weimar. Desgleichen. (Sachsen⸗Meiningen.) Desgleichen. (Anhalt Desgleichen. (Waldeck) Desgleichen. (Lippe) Hebammen Arzneitaxe. (Frankreich.) Schweine⸗Einfuhrverbot. (Türkei) Unterfuchung der eingeführten Butter und Fette. Rechtsprechung. (Reichsgericht) Verkauf von gallisirtem und petioti⸗ sirtem, sowie durch Zuschütten von Obstwein ꝛc. künstlich vermehrtem Wein als Wein. Kongresse. Verhandlungen von gesetzgebenden Körperschaften, Vereinen 2c. (Deutsches Reich) Der Weinkommis⸗ sion vorgelegte gerichtliche Entscheidungen. 2. Nachtrag. (Sachsen.) Sbligatorifche Trichinenschau. III. Oesterreichischer Weinbaukongreß (Fortfetzung). Vermischtes. (Preußen. Berlin) Geheimmittel. Handelgz⸗ und Gewerbekammer zu Sonneberg. Gesundheits⸗ schädliche Farben in der Spielwagren-Fabrikation. Oesterreich.) Wiener freiwillige Rettungs⸗Gesellschaft. (Ungarn.) Kunstbutter⸗ , Italien) Amtlich vorgeschriebene Methoden für die Wein Analyse. (Niederlande) Salicylsäure im Bier. Geschenkliste. ;

Statiftische Nachrichten.

Das Reichs -⸗Versicherungsamt hatte im Jahre 1387 1234 Rekurse zu bearbeiten (davon 169 aus dem Jahre 1885 über nommene), von denen 923 von den Verletzten, 294 von den Berufs⸗ genosfenschaften und 17 von beiden Theilen eingelegt waren; Erledigt wurden von den Rekursen durch Verwerfung 26, durch Beschluß 196. durch Urtheil z5ö9, auf andere Art 14, zufammen oog, so daß 730 unerledigt blieben. Bei den 439 Schiedsgerichten sind im Jahre 1887 5941 Berufungen anhängig geworden (gegenüber 16 189 Fest⸗ stellungen). Von der Gesammtjahl wurden 5272 erledigt; die Zahl der Sitzungstage betrug 1316. Die den Schiedsgerichten obliegen · den‘ zahlreichen Geschäfte sind sachgemäß bearbeitet worden. Die im Jahre iss6 eingeleitete Arbeitervertretung in 5 Berufsgenossenschaften wurde im Jahre 1885 vollständig durch⸗ geführt, auch bereits Ersatzwahlen für die im September 1887 erst⸗ malig ausgeschiedenen Vertreter (in 361 Wahlprotokollen) vorge⸗ nommen. Zur Zeit bestehen 64 Berufsgenossenschaften mit 2774 565 Betrieben und 35651 819 Arbeitern, wozu noch 47 Reichs⸗ und Staats. Ausführungsbehörden für die Reichs- und Staatsbetxiebe mit ZI S878 Arbeitern kommen In Genossenschafts⸗Kataster⸗ angelegenheiten waren 2190 Beschwerden zu erledigen (von denen 447 unerledigt blieben, in Gefahrentarifen 2033 Beschwerden, noch nicht 1 0,0 der Veranlagungen, wovon 369 unerledigt blieben. Unfallverhütungs-Vorschriften wurden für 26 Berufsgenossenschaften genehmigt; die Zahl der von den Genossen⸗ schaften angestellten Beauftragten zur Ueberwachung der Betriebe behuft Beobachtung der Unfallverhütung vorschriften ist, auf 56 Stellen) gestiegen. Die Statiftik der Unfälle ist in Angriff genommen, die deutsche allgemeine Ausstellung für Unfallvderhütung warde nach Kräften gefördert. Die Zahl der ermittelten Unfälle betrug im Jahre 1857 113 594, die der entschädigten 17 142, die der veraus⸗ gabten Entschädigungsrenten 5 829 226 6 An Strafbeschwerden raren 16585 zu bearbeiten. Die Zahl der Präjudize hat sich auf 648 vermehrt. Plenarsitzungen fanden 69 statt.

Kunst, Wifsenschaft und Literatur.

Von der Allgemeinen Bibliographie für Deut sch⸗ land“, wöchentliches Verzeichniß aller neuen Erscheinungen im Felde der Literatur, find die Nummern 5 ] erschienen. Dieselben führen auf: Literaturgeschichte und Sammelwerke, Theologie und Philo⸗ sophie, Jurisprudenz, Staatswissenschast, Politik, Statistik, Verkehrs⸗ wesen, Heilwissenschaft, Thierheilkunde, Naturwissenschaft, Mathe⸗ matik. Aftronomie, Pädagoglk, deutsche Schulbücher, Jugendschriften, altklafsische und orientalische Sprachen, neuere Sprachen, altdeutsche KLsteratur, Geschichte mit ihren Hülfswissenschaften, Biographien, Länder⸗ und Völkerkunde, Reisen, Karten, K Yferde⸗ funde, Handels. und Gewerbekunde, Bau⸗, Maschinen.! und Eisen⸗ bahnkunde, Bergbau, Schiffahrt, Forst⸗ und Landwirthschaft, schöne Literatur, schöne Künste (Musik, Malerei, Stenographie, Vorlagen), Volksschriften, Vermischtes. . ö .

Eine der großartigsten bo tanischen Bibliotheken, die des 1886 zu Lüttich verstorbenen Professors Eduard Morren, ist in den Besitz von F. A. Brockhaus' Sortiment und Antiquariat in Leipzig übergegangen. Eduard Morren war gleich seinem Vater Carl Professor an der Universität Lüttich und Direktor, des Bo⸗ tanischen Gartens daselbst. Beide gehörten zu. den bedeutendsten , der Neuzeit im Reich der Botanik und namentlich

at Eduard Morren auf dem Gebiet der Pflanzenkultur Hervor— ragendes geschaffen, das er, wissenschaftlich verarbeitet, in der von ihm sfeit 1850 in 35 Bänden herausgegebenen Zeit schrift ‚La Belgique hortieole“ niedergelegt hat. Die Bibliothek umfaßt nahezu 8000 Nummern. Sie ist von einer erstaunlichen Reichhaltigkeit, die sich von den ersten Ausgaben der Krãuterbücher bis zu unseren Tagen erstreckt. Hat Carl Morren die ältere Litera— tur gesammelt, fo hat Eduard derselben alles Werthvolle hinzugefügt, waz die Wiffenschaft in Bezug auf Anatomie und Physiologie der Pflanzen, die Kenntniß der Phanerogamen wie Kryptogamen, bei den Forschungsreisen in allen Welttheilen in älterer wie neuerer Zeit zu Tage gefördert hat. Alle bedeutenden Kupferwerke sind in präch= tigen Exemplaren vorhanden. Was aber der Bibliothek. den höchsten

erth verleiht, ist die überaus große Anzahl von Zeitschriften in kompletten Folgen. Die Bibliothek Morren ist nicht etwa einseitig nur aus Werken in französischer Sprache zusammenstellt, sondern gleichwerthig in den Publikationen Deutschlands, Englands, Frank reichs. Belgiens, Italiens, Amerikas u. s. w., da Eduard Morren ein tüchtiger Sprachkenner war. Außer der Bibliothek sind auch die fämmtsichen Schriften beider Morren, Vater wie Sohn, in allen Vorräthen, die Eduard bisher im Selbstverlage vertrieben hatte, mit, erworben worden. Der Katalog dieser umfangreichen Sammlung soll bis zum Herbst dieses Jahres erscheinen. ;

Sie Illustrirte Hausbibel! “' liegt uns zietzt bis zum fünften Heft labschließend mit 5. Mose 11) vor. (Preis jedes Heftes 50 . Verlag von Friedrich Pfeilstuͤcker in Berlin W.) Die „Illustrirte Hausbibel“ unterscheidet sich von den bisher erschienenen Vilderbibein dadurch, daß ihre Abbildungen nicht sowohl einzelne Gestalten und Greignisse der heiligen Geschichte veranschaulichen

wollen, sondern den Inhalt der heiligen Geschichte und Propheten durch die Darstellung der zum richtigen und lebendigen Verstandniß

erforderlichen Gegenstände aus Natur, aus Kunst, aus Sitte und Leben der Völker verdeutlichen, erklären und lebendig machen. Die zahlreichen Abbildungen sind mit Sorgfalt und Sachkenntniß aus den immer reicher sich ö Fundgruben der neueren Forschungen entnommen; sie bringen Bewährtes und wissenschaftlich Anerkanntes. Diese Bibelausgabe bringt die betreffende bildliche Erläuterung un= mittelbar im Zusammenhang mit dem biblischen Text und eignet sich schon wegen ihrer trefflichen Ausstattung zum Ho zeitsgeschenk, für den Weihnachtstisch und zur Konfirmationsgabe. .

Die christliche Kleinkinderschule, ihre Geschichte und ihr gegenwärtiger Stand. Von Johannes Hübener, ö am Diakonissenhaus zu Dresden. Gotha, . ndr. Perthes, 1835. Preis: 2, 50 ½, Der der Kleinkinderschule gebührende christlichẽ Charakter wird hier gegenüber den blos humanitären Be— strebungen auf diesem Gebiet hervorgehoben und begründet. Der Ein leitung, die sich mit den grundlegenden Vorfragen beschäftigt, folgt zunächft ein biographischer Theil, in welchem die Lebensbilder von Tuise Scheppler, Pfarrer Oberlin, Mutter Jolberg, Gräfin Theresig Brunswick, Pfarrer Fliedner, Pauline Fürstin zu Lippe Detmold und Freiherrn Adolf von Bissing⸗Bärberg, dem verdienstvollsten Arbeiter und Organisator auf diesem Gebiet, gegeben werden. Sehr instruktiv ist der nächste, ausführlich gehaltene Abschnitt, der die eingehendsten und zuverläffigsten Nachrichten über den Stand der Sache in den einzelnen Ländern, wo dieselbe Wurzel geschlagen hat, bringt. Die folgenden Abschnitte betreffen das Verhältniß des Kindergartens zur christlichen Kleinkinderschule, sowie die Erhaltung und Einrichtung der letzteren. In einem Anhange wird noch eine Fülle zur Sache ge⸗ höriger Statuten, Regulative, Instruktionen, Pläne und Tabellen bei⸗ gefügt, welche den Arbeitern und Freunden der Kleinkinderschule will⸗ kommen fein müssen.

In der Wochenschrift für die dentsche Frauenwelt: „Von Haus zu Hauß“, herausgegeben von Anny Wothe, Verlag von Adolf Mahn in Leipzig, bringt die Nr. Al einen Artikel, . Deutschlands Gebet , von der Herausgeberin selbst verfaßt, auch das bekannte Ge—= dicht von Carmen ö. (Königin Elisabeth von Rumänien) im Facfimile nach einer Photographie der Handschrift des Originals und därste für weiteste Kreife von großem Interesse sein. Interessant sind in dieser Nummer auch die beiden preisgekrönten Arbeiten über prak⸗ tische Winke zur Kindererziehung“ und in der Rubrik Für 8 Herz- blättchen', die Serie reizender Kinderbriefe, welche anlaͤßlich eines Preis⸗Kindertäthfels an die Redaktion gerichtet wurden.

Die am 25. d. M. erscheinende Nr. 2330 der Illu⸗ strirten Zeitung“ enthält u. A. folgende Abbildungen: Arthur Schopenhauer. Zum hundertsten Geburtstage (22. Februgr 1388). Einrichtungen in' der österreichisch: ungarischen Armee. 4 Abbildungen. Sriginalzeichnungen von F. Schlegel: Herstellung eines zerstörten Bahnkörpers, durch das Eisenbahn⸗ und Telegraphen-Regiment. Feldsignal⸗Station. Feldbäckerei. Aufstell ung des Feldtelegraphen durch das Eisenbahn⸗ und Telegraphen⸗Regiment. Albert Lindner, Fam 4. Februar. Stepben Heller, F am 15. Januar. Von der deutschen Kriegsmarine: Das Panzerschiff König Wilhelm in feiner jetzigen Gestalt. Originalzeichnung von H. Penner.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Deutsche Jäger-Zeitung, Organ für Jagd, Fischerei. Zucht und Dressur von Jagdhunden. (J. Neumann, Neudamm.) Nr. 41. Inhalt: Die ÄUltersbestimmung des Schwarzwildes nach dem Gebiß Und nach dem Gewicht. Von Prof, Dr. A. Nehring. Schwarzwildjagden in Lothringen. II. Noch ein glückliches Schrotkorn. Bon G. Der ungerade 32. Ender von Segeberg. Rochmals das kleine Wiesel, Must. vulgaris. Von Prof. Hr. Nehring, Fischereibericht. Kampf zwischen einem Volk Rebhühner und einer Nebelkrähe. Von F. Sch. Zum Zuge der Tannenhäher 188738. Von Ritter. Von Hülfsjäger und Sekretär Lauer. Ntter, dessen Balg über den ganzen Körper voller weißer Flecke ist. Von Förster Echternacht. Fuchs mit einer Drahtschlinge. Von F. Sch. Hase im Bau. Von Königl. Oberförster v. Weikhmann. Aufzucht von Rebhühnern. Von Wolde. Aus dem Oldenburger Lande. Von B. Zur Bufssardfrage. Von v. Homeyer. Aus dem Jagd⸗ schutz Terminkalender für Hunde ⸗Ausstellungen und Preis suchen. Brief und Fragekasten.

Sanitäts⸗, Beterinär⸗ und Quarantänewesen.

Italien.

Durch Verordnung des Königlich italienischen Ministeriums des Innern vom 3. Februar 1888 ist die Einfuhr von Rindvieh und von nicht gegerbten Rinderfellen, welche aus den Somali ⸗Ländern und aus Zanzibar herstammen, nach Italien verboten worden.

Gewerbe und Handel.

Ein italienisches Gesetz vom 12. d. M enthält die nach⸗ stehenden Aenderungen der Einfuhr-Zollsätze des General⸗ Zolltarifs vom 14. Juli v. J.: .

per Quintal

Nr. 13. Zucker: . ern , ,, b. zweiter Klasse H ; 76 Nr. 14. Glykose: JJ 555i w JI ö Nr. Ib. . und Konserven in Zucker oder w wr ieee, 15 Nr. 17a. Syrupe zu Getränken... 60 w ih . Dem Geschäftsbericht der Deutschen Seno ssenschafts⸗ bank von Soergel, Parrisius u. Co. für das Jahr 1887 eninehmen wir Folgendes: Die Umsätze betrugen 1887 im Berliner Geschäft 1094 607 910 4 (1887 mehr 23 318 196 ); im Frank⸗ surter Geschäft 1887 6865 618 887 ½ (1887 weniger 70 b24 226 6), so daß der Umsatz des Gesammtgeschäfts sich um 47 296 030 M ver- mindert hat. Von den Einnahme ⸗Conten haben sich namentlich das Provisions onto um ca,. 76 700 us, das Disconto⸗Conto um ca. 29 1600 M, das ZinsenConto um ca. 33 3090 höher ge⸗ stellt, während das Effekten Conto einen Minderertrag von circg 25 ho0 S' ergab. An Rückstellung auf Spezial ⸗Reserveconto sind 27 6050 6 in Ausgabe gestellt, wodurch diese Reserve auf 40 900 erhöht ist. Die Frankfurter Kommandite hat pro 1887 dem Gewinn zugebracht 167 473 M (— 7263 S). Als Hauptaktion im ver⸗ flofsenen Geschäftsjahre ist die Erhöhung des Gesellschaftskapitals um 6 Millionen Mark hervorzuheben. Da bis zum 31. Januar er. die Frist zut Volljahlung geftattet war, kann die Kapitalserböhung erst in der Bilanz des laufenden Jahres ihren vollständigen Ausdruck finden, Die bis zum 31. Dezember v. J geleisteten Einzahlungen, welche in der Bilanz als Kapital Conto VI. Emission figuriren, betrugen in Berlin 5h id4d M, in Frankfurt a. M. 1 540 250 M. Aus der Erhöhung des Aktienkapitals fließen dem Reservefonds circa 1 040 000 zu, so daß derselbe dann für das Gesammtgeschäft eirea 1930 000 betragen wird. Die Bank ist bei der Emission von 100 Millionen Reichsanleihe von der Reichsbank betheiligt worden, was für ihre ge= schäftliche Stellung sehr erwünscht war. Die Betheiligung bei Gründung des Dresdner Bankvereins hat sich als vortheilhaft ergeben, der felbe vertheilt nach reichlichen Rückstellungen eine Dividende von Too pro 1885. Mit Zustimmung der übrigen Bethelligten sollen diese Aktien zu einer Jeeigneten Zeit emittirt werden. Aus dem Gewinn und Verlust ⸗Conto ergiebt sich, daß nach Abzug der vertragõmãßigen Tantiemen eine Dividende von 7 96 zur e, ,. elangen kann. Der Aufsichtsrath der Deut schen Spiegel glas⸗Aktien Gesellfchaft hat beschlossen, der Generalversammlung vorzuschlagen,

nach reichlichen Abschreibungen und Verstãrkun gen der Spezialreserve eine Dividende von 6 0/o zu vertheilen gegen 19e pro 1886.