1888 / 53 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 27 Feb 1888 18:00:01 GMT) scan diff

Aber es kam anders. Ganz allmählich, zuerst ganz leise, dann immer vernehmlicher regten sich in den Kreisen der . selbst Bedenken fowohl sittlicher als materieller Natur. Ob die ethischen Bedenken allein hingereicht hätten, den Umschwung herbeizuführen, laffen wir unentschieden. Schon vom Standpunkt des nüchternen Rechners kamen aber unsere Arbeitsherren allmählich zu der Erkennt. niß: weniger wäre mehr. Schon die bisherige Ausnutzung des Menschen materials . wenn es so fortging, den Arbeiternachwuchs gefährden. Akuter alg diese Gefahr aber war eine andere. Im ver⸗ hängnißvollen Zirkel führte die ungezügelte Produktion zur Verringe⸗ rung des Unternehmergewinns, die man wett zu machen suchte durch abermalige Ausdehnung der Produktion lediglich mit dem Erfolge, daß der Unternehmergewinn nur noch weiter herabsank. Das ist der Stand⸗

unkt, auf dem wir jetzt stehen und von dem wir vielleicht Perioden urzen vorübergehenden Auffchwungs abgerechnet nicht loskommen werden, wenn nicht Eins eintritt, was jetzt alle unsere Arbeitgeber mit nur wenigen Ausnahmen wünschen: Einschränkung der Produktion. Auf rein freiwilligem Wege, d. h. durch die sog. Kartelle, erreichen wir diefen Zweck nicht, wenigstens nicht auf die Dauer. So bleibt nur Eins übrig: der gesetzliche Schutz des Arbeitgebers gegen den Arbeitgeber. Schutz gegen die eigene Konkurrenz so wird die Formel lauten müffen, mit welcher die auf Beschränkung der Sonn⸗ tags -, Nacht-, Frauen-, Kinder- ꝛc. Arbeit gerichtete Arbeiterschutz⸗ gefetzgebung auch den Arbeitgebern annehmbar und zugleich zu einer wirksamen , werden mag.

Inwieweit ethische Motive mitsprachen, als bei der jetzt viel⸗ besprochenen Erhebung über die Sonntagsarbeit genau zwei Drittel der Großindustriellen einer Beschränkung der Sonntagsarbeit zu⸗ neigten, lassen wir dahin gestellt. Schon das materielle Interesse, welches jetzt beide Theile an der Einschränkung der Produktien haben, wird die Arbeitgeber dem weiteren Ausbau der Arbeiterschutzgesetz gebung geneigt machen. Aber nur unter einer Voraussetzung: der nämlich, daß die Produktionseinschränkung die gesammte Kon⸗ kurrenz gleichmäßig trifft. Genügte als Geltungsgebiet, von k der Umfang des Partikularstaats, so könnten wir uns hei pielsweise in Sachsen den Luxus partikula⸗ ristischer Zufriedenheit mit unserem Sonntagsgesetze wohl gönnen; denn beiläufig glauben wir nicht, daß man auch bei dem Zusammen⸗ wirken aller ö im Reich etwas viel Besseres wird schaffen können, als dieses Gesetz. Aber damit kann nur unseren Arbeitgebern nicht gedient sein. So lange das Zaubermittel, internationalen Ver⸗ einbarungen ihre Unverletzlichkeit und allgemeine Durchführung zu sichern, noch nicht erfunden ist, müssen sie wenigstens nationale Geltung der Arbeiterschutzgesetze fordern. . ..

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.

Rußland.

Zufolge einer Anordnung des General Gouverneurs zu Odessa werden die Provenienzen der stalieni schen Küste von Bari bis Ancona statt einer Quarantäne ⸗Observation nur noch einer ärztlichen Besichti⸗ gung unterzogen. (Vergl. R. A. Nr. 44 vom 18. Februar 1888.)

Gewerbe und Handel.

Dresden, 27. Februar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Aufsichtsraths der Dresdner Bank wurde die Bilanz pro 1887 vorgelegt. Der Bruttogewinn stellt sich auf 4 321 024 M6, der Nettogewinn auf 3 150 224 6 Der am 28. März einzuberufenden Generalversammlung soll eine Dividende von 7. vorgeschlagen werden. Dem Reserbefonds werden 180000 MS zugewiesen und 15 347 M auf neue Rechnung vorgetragen.

Verkehrs ⸗Anstalten.

Amtlichen Nachrichten zufolge sind die auf den dänischen Eisenbahnlinien durch Schneeverwehungen eingetretenen Ver , bezüglich der wichtigeren Strecken wieder beboben.

Hamburg, 27, Februar. W. T. B.). Der ö mpfer Moravia“ der Hamburg-Amerikanischen Packetfahri-⸗ Aktiengefellschaft hat, von New⸗Jork kommend, gestern Abend

6 Uhr Seilly passirt. Der Verkehr auf der

Luzern. 27. Februar. (W. T. B.) Gotthardbahn ist wieder frei. . Kopenhagen, 27. Februar. (W. T. B.) Der Eisenbahn⸗ verkehr auf Lolland und Falster ist noch gestört; auch die . zur Wegräumung des Schnees sind jetzt eingestellt. Die am reitag Abend in Gjedser angekommenen Reisenden sind zur Zeit noch nicht hier eingetroffen.

Theater und Mufik.

Nach langem körperlichen Leiden und harten Prüfungen ist es Hrn. Carl Mittel!, wie er es sich gewünscht hatte, vergönnt ge— wesen, sein vierzigjähriges Künstler-Jubiläum und zugleich seine Ver abschiedung von der Bühne, der Stätte seines früheren Wirkens, zu feiern. Freilich war dieses Wiederauftreten von schmerilichen Empfin⸗ dungen nicht frei. denn eine schwarze Binde verdeckte das eine Auge, welches der Künstler in Folge einer Krankheit verloren hat. Das Wallner ⸗Theater, in welchem die Feier in Gestalt einer Benefiz Vorstellung stattfand, war sehr gut besetzt. Unter den Anwesenden waren Freunde und Verehrer des Gefeierten in hinreichend großer Zahl, um dem Künstler bei seinem ersten Erscheinen einen herzlichen Empfang zu bereiten, und im Verlaufe des Abends gewann er durch seine echt künstlerische Darstellung auch die Theilnahme des fernerstehenden Publikums, sodaß es an stürmischen Beifallsbezeigungen nicht fehlte. n Mittell eröffnete das Programm mit einem altmodischen Genre— ild Der Zigeuner“ von Berla, in welchem er als „Pséti' durch sein warmherziges und humorvolles Spiel ebenso ergreifende Wir kungen hervorbrachte, wie vor langen Jahren. Auch die anderen Rollen, welche er vorführte, die des Leonce v. Champ-⸗Tourns in Ascher's ‚Ein delikater Auftrag“ und sein Constantin von Horst in Moser's Ein moderner Barbar“, sind längst bekannte und hinreichend gewürdigte Leistungen; aber überraschend war es, daß der Schauspieler an Frische und Lebendigkeit nichts eingebüßt hat und daß sein Spiel das traurige Wahrzeichen des schweren Leidens, die schwarze Binde, oft ganz vergessen ließ. Nach dem zweiten einaktigen Lustspiel wurden dem Jubilar schon so viele Kränze und Blumen zugeworfen, be⸗ gleitet von einem rauschenden, schier endlosen Beifallssturm, daß Hr. Mittell mit bewegter Stimme bat, weitere Zeichen des Wohl wollens bis zum Schluß der Vorstellung aufzusparen. Auch nach Schluß der Vorftellung wurden dann noch viele Zeichen der Verehrung und Aner— kennung ihm dargebracht, welche den scheidenden Künstler zu einigen Worten des Dankes veranlaßten.

Das Wallner-⸗Theagter war am gestrigen Sonntag bei der 82. Aufführung der unverwüstlich heiteren Stücke „Ein toller Einfall“ und „Der Mizekado“ wiederum ausverkauft.

Walhallg⸗Theater. Morgen und übermorgen finden die beiden letzten Vorstellungen von „Girofls-Girofla“ statt, und am Donnerstäig werden sich die französischen Gäste mit einer Festvorstellung zu Ehren der Presse von dem Berliner Publikum verabschieden. Am Freitag beginnen sodann die „Münchener“ ihr Gastspiel mit dem allezeit zugkräftigen „Herrgottsschnitzer )

Die Concertsängerin Frl. Elisa von Wittenburg aus Dresden gab am Sonnabend unter Mtiwirkung des hierfelbst noch in gutem Andenken stehenden ungarischen Viclinvirtuosen Hrn. Tivadar Nachsz und des Philharmonischen Orchesters in der Sing

Akademie ein Concert, in welchem sie zum ersten Mal vor dem hiesigen Publikum erschien. Unter Leitung des be— rühmten Gesanglehrers Panofka, des Gründers der „Academie de chants“ zu London ausgebildet, hat sie ihre von Natur auf Mezzo⸗Sopran veranlagte, besonders in der Mittellage sehr wohl. klingende Stimme durch fleißige Studien bis in die höhere Tonregion der zweigestrichnen Oktave auszudehnen gelernt; doch bleibt die voll⸗

kfommene Ausgleichung der Register noch zu wünschen. Die Künstlerin

jeigte in den gewählten Arien und Liedern eine anmuthige und belebte Vortragsweise. Diese kam besonders in einer Arie ihres Lebrers: „O Salntaris“, sowie in verschiedenen Liedern von Fuchs und Taubert zur Geltung; auch das Volkslied: „Santa. Lucia“, das die Sängerin mit geschmackvollen Verzierungen ausführte, erwarb sich gleich den genannten Piscen sehr lebhaften Beifall. Die Arie aus Donizetti's Oper: ‚Anna Bolena“ schien uns nicht glücklich ge⸗˖ wählt. Hr. Tivadar Nachsz trug das Violinconcert von Max Bruch (op. 26) mit vollendeter Beherrschung aller technischen Schwierigkeiten und, mit besonders geistvoller Auffassung vor, Die Ausführung dieses Werkes wie die der kleineren Soli von Wieniawsky und Ernst wurden mit außerordentlich lebhaftem Beifall und Hervorruf von Seiten des sehr zahlreich er schienenen Publikums aufgenommen. Dem Pbilharmonischen Orchester, das unter Leitung des Hrn. Kogel die Hebriden⸗Ouverture von Mendelssohn, sowie die Begleitung sämmtlicher Gesang⸗ und Violin soli mit lobenswerther Präzision ausführte, gebührt ein wesentlicher Antheil an diesem Beifall.

Der zweite Klavier ⸗Abend des Hrn. Frederic Lam ond (Brahms ⸗Abend) findet am Dienstag, den 28. d. M. (8 Uhr) im Saale der Sing-⸗Akademie statt.

Hr. Eugen Gura veranstaltet seinen 3. Liederabend am 29. d. M. (75 Uhr) in der Sing ˖⸗Akademie.

Mannigfaltiges.

Die aus Anlaß des 100. Geburtstages des Philosophen Arthur Schopenhauer von der Stadt Danzig gestifteten beiden Gedenktafeln an den Häusern Heiligegeistgasse 81 und 114 daselbst präsentiren sich nunmehr dem Blick des Beschauers. Beide Tafeln sind aus fein volirtem schwarzen Odenwalder Granit hergestellt; die Inschriften sind in gotbischen Lettern mit doppelter Vergoldung aus⸗ geführt. Diejenige auf der Tafel an dem Hause Heiligegeistgasse 114 sautet: In diesem Hause wurde Arthur Schopenhauer am 22. Fe— bruar 1785 geboren.! Auf der Tafel an dem Hause Heiligegesst . gasse 8! liest man die Worte: „In diesem Hause verlebte Johanna Schopenhauer ihre Jugendjahre 1766 1785.“

London, 24. Februar. (A. C.) Dr. Gill, der Direktor der Sternwarte in Kapstadt, meldet die Entdeckung eines Kometen am 19. d. M., um 2 Uhr 33 Minuten Morgens. Der Komet stand zur Zeit in rechter Ascension 19 Grad 11 Minuten 33 Sekunden und südlicher Deklination 56 Grad 3 Minuten 44 Se—⸗ kunden. Die tägliche Bewegung war? Minuten in rechter Ascension und 161 Grad in Deklination. Der Komet ist von siebenter Größe mit wohldefinirtem Kern und einem zwei Grad langen Schweif. Er ist dem unbewaffneten Auge sichtbar.

London, 24. Februar. (A. C.) Nach der technischen Zeit schrift „Invention“ werden die ersten sechs Exemplare von Edison's Phonegraph“ Anfang nächsten Monats in London erwartet. Oberst Gourand, Edison's Freund und Vertreter in Europa, hat die Absicht, die ersten sechs Apparate den europäischen Herrschern zum Geschenk zu machen. Außerdem wird ein Agent Edison's, mit ien, Phonographen ausgestattet, die ersten Gelehrten der alten Welt

esuchen.

om 26. Februar 1888, Morgens.

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Wallner · Theater. Ein toller Einfall.

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Stationen. Stationen.

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50 C. —= 4 0.

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Französischen von Carl Laufs. S4. Male: D Pititu.

Wetter. von Otto Ewald.

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Mizekado.

Mullaghmore Aberdeen. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. aparanda. t. Petersbrg. Moskau ...

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Mullaghmore Aberdeen 7II3 D.

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bedeckt wolkenlos wolkenlos Nebel wolkenlos wolkenlos bedeckt

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Ordonneau.

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Halbe Preise! Dienstag: Die Reise un die Welt nebst einem Vorspiel: Die

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Gorł. Queens town ... 766 elder .... 766 V 770 amburg .. 768 winemünde 772

Neufahrwasser 775

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Cork, Queens⸗ wolkig . wolkig?) 4 bedeckt

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Million. Großes von A. d' Ennery und Jules Verne,

Mittwoch und folgende Tage: die Welt in S0 Tagen.

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Gesellschaft

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heiter Münster . .. z bedeckt Karlsruhe .. bedeckt Wiesbaden . bedeckt München ..

3 halb bed. Chemnitz .. 3 bedeckt Berlin

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Münster.. . 764 Karlsruhe. 759 Wiesbaden. 761 München.. 759 Chemnitz.. 765 Berlin... I]68 Wien .

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Schůrmann. Gir ofla. Albert Vanloo et K. Lerrier. Mlle. Francine Decroza.)

Giroisla.

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Dperetten⸗Gesellschaft.

Breslau 169 SO 4 wolkenl.) Breslau Triest .. 770 3 wolkig Triest .... 1) See ruhig.

27) See leicht bewegt. ruhig. ) Reif. .

Uebersicht der Witterung.

Ter Luftdruck hat allenthalben zugenommen, ein Maximum von 781 m liegt über dem finnischen Meerbusen, während sich der relativ niedrige Baro⸗ meterstand im Südwesten erhält. Zu Folge dessen dauert die meist mäßige östliche Luftströmung über West⸗ und Central-Europa fort. In Deutschland ist das Wetter meist trübe. Die Temperatur liegt daselbst zwar noch unter dem Gefrierpunkte, ist aber mit Ausnahme des äußersten Ostens erheblich ge⸗ stiegen. Nur Kiel und Keitum melden geringe Niederschläge. Obere Wolken ziehen über West⸗ deutschland aus Südwest.

Deutsche Seewarte.

) See h Dunst.

auftritt. und trocken,

753

7) Reif, Dunst.

Uebersicht der Witterung.

Unter dem Einfluß eines barometrischen Maximums von über 780 mm, welches sich von Süd⸗Norwegen südwärts nach Süd-⸗Rußland erstreckt, dauert über Central. Europa die östliche Luftströmung fort, die im Norden mäßig bis stark, im Süden meist schwach Das Wetter ist über Deutschland heiter . im Norden Uebrigen wärmer. deutschland stellenweise etwas über, dagegen in Nord⸗ deutschland 6 bis 16 Grad unter Null. Schneehöhe in Hamburg 7 em.

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Iheiter Herrgottschnitzer.

3) Reif. Die Dreizehn. Anfang 7 Uhr.

und Osten kälter, im Die Temperatur liegt in Süd⸗ (Sohn).

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Deutsche Seewarte. der

Theater ⸗Anzeigen.

Nänigliche Schauspiele. Dienstag: Opern⸗ haus. 54 Vorstellung. Der Trompeter von Säkkingen. Oper in 4 Akten nebst einem Vor⸗ 1 von Victor E. Neßler. Dichtung mit autori⸗

Paul Heyse. Anfang 7 Uhr.

rter, theilweiser Benutzung der Idee und einiger

riginal⸗Lieder aus J. Victor von Scheffel's Dichtung von R. Bunge. Ballet von Charles Guillemin. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhbaus. 58. Vorstellung. Ein Winter ˖ märchen. Schauspiel in 4 Akten von Shakespeare, für die deutsche Bühne neu nabe , und bearbeitet von Franz von , . usik von g. von Flotow. Tanz von C. Graeb. Anfang 7 Uhr.

Mittwoch: Opernhaus. Siebente Symphonie⸗ Soirée der Königl. Kapelle. Schauspielhaus. heit Salomo' s. In Seene gesetzt vom Direktor Anno.

BVeutsches Theater. Dienstag: Galeotto.

Mittwoch: Die berühmte Frau.

Donnerstag: Faust, (Anfang 63 Uhr.)

Die nächste Aufführung von Götz von Ber—⸗ lichingen findet am Sonnabend, den 3. März, statt.

Keine Vorstellung. GC. Jacobfon

59. Vorstellung. Schauspiel in

Die Weis⸗ 5 Akten von

Dekorationen 4. Male: in 4 Akten von W. Mannstädt.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Concert Jaus. Dienstag:

75 Künstler

(10 Solistem. 50 Künstler.

Dienstag: Zum 84. M.: Posse in 4 Akten nach dem Hierauf: er Mizekado, oder; Ein Tag in Parodistisch⸗musikalischer Scherz in 1 Akt

Mittwoch: Ein toller Einfall.

̃ ; Durand und Durand. Schwank in 3 Akten von A. Valabrégue und M.

Victoria- Theater. Nur noch 19 Vorstellungen. Zum

in S0 Tagen, Wette um eine Ausstattungsstück mit Ballet

Die Reise um

Walhalla-Theater. Dienstag: Gastspiel der Molle. Decroza und der französischen Operetten⸗ unter Leitung des Impresario Mr.

Zum vorletzten Male: Opéra bouffe en 3 actes de M. M. (Girofle- Girofla . Frl,

Mittwoch: Zum letzten Male: Donnerstag: Abschieds⸗Soirse der franzbsischen Dr. Freitag: Erstes Gastspiel der Münchener.

Dienstag: Mit neuer Ausstattung. Operette in 3 Akten mit freier Benutzung eines französischen Sujets von F. Zell.

Mittwoch u. folgende Tage: Die Dreizehn.

Nesidenz-⸗Theater. Dienstag: Zum 67. Male:

Fraucillon. Schauspiel in 3 Akten von A. Dumas Deutsch von Paul Lindau.

Belle Alliance Theater. Dienstag: Gastspiel r. Marie Geistinger mit den Mitgliedern des Friedrich- Wilhelmstädtischen Theaters. 27. Male: Die Salontirolerin. Posse mit Gesang in 3 Akten (4 Bildern) von Engelbert Karl und . (Katharing und Midei Achenbacher: Fr. Marie Geistinger) Anfang Uhr. Mittwoch u. folg. Tage: Die Salontirolerin.

Central - Theater. Dienstag: Mit ganz neuen Kostümen und Requisiten. Die Himmelsleiter. Anfang 75 Uhr.

Concert des Kapellmeisters Herrn Karl Mender, Streich ⸗Orchester

Dienstag: Novität! Gesetz⸗ lich geschützt! Japan, oder: Die neckischen Frauen des Mikado. Großes equestrisches Ausstattungs⸗Divertissement. Auftreten der 5 Phänomene der Luft. „El ⸗Hamid“, arab. Vollbluthengst, vorgeführt von Frl. Pauline Veith. Der „Cobham und „Kirhildis“, Vollblutspring⸗ pferde, geritten von Hrrn. Otto und Georg Hager. Der Jockey⸗Ritt von Frl. Lillie Meers. Kandelaber“, Schulpferd, geritten von Hrn. Otto Hager. Auftreten der Schulreiterin Frl. Wagener.

Mittwoch: Vorstellung.

(Circus Nem. Zum

E. Renz, Direktor.

594. Male:

Familien ⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Sophie Bödecker mit Hrn. Kapitän J.. Gennerich (Osterholz=-Scharmbeck). Frl. Frieda Sager, mit Hrn. Bernhard Draheim Brüel ⸗Schwerin). Frl. Adele Bichel mit Hrn. Lieut, z. S. Malte Frhr. v. Schimmel mann (Berlin = Kiel). Frl. Hedwig Zechlin mit Hrn. Pastor Johannes Wuttke (Salzwedel Steimke).

Zera Tugendreich mit Hrn. Kaufmann Adolf Preuß (Berlin = Aachen).

Verehekicht: Hr. Hermann Diestel mit Frl.

, . Augustin (Keetz i. Meckl Berlin).

ustav Kamphausen mit Frl. Johanna Ha⸗ macher (Limich). Hr. Major Tello von Wila⸗ mowitz⸗Moellendorff mit Frl. Margot v. d. Larcken . Wakenitz (Griebenow).

Geboren: Gin Sohn: rn. Prem. Lieut. Grafen von Schlieffen (Potsdam). Hrn. von Glasenapp (Grünwald). Hrn. Wilhelm Kisker (Bielefeld). Hrn. Apotheker Max Sauer (Bremen) Hrn. Pastor Robert Herdiekerhoff (Oestrich b. Letmathe). Eine Tochter: Hrn. Gustav Langenheim (Berlin). Hrn. Dr. med. Max Altdorfer St. Annes Hill, Cork). Hrn. A. Jaeschke (Wüstewaltersdorf Hrn. A. Richter (Winfen b. Aller. Hrn. Notar Eckertz (Zell 2. Mofel). Hin. Hauptmann Frhrn. von Garyl (Königsberg i. Pr.). Hrn Fritz von . (Marxhagen). Hrn. Stabsarzt Dr. Muttray (Oldenburg). .

Gestorben: Hr. Oberst a. D. Louis Alexander Bellmann (Berlin). Frau Oberförster J, Ph. H. Richter, geb. Richter (Berlin). Hr. Kauf⸗ mann Max Hagendorff (Berlin) Hr. Land,. gerichtsrath Ludwig Hornbostel (Altona) Frau Karoline Kitzing., geb. Zeibig, (Magdeburg).

Hr. Landmesser Ingenieur Otto Sponhol (Sena). Frau Sophie Grözinger, geb. Löffler, Köngen), Hr. Fabrikdirektor Theod. Engelen Moerẽ).

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Zum 19. M.:

Zum

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Scholy.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗ Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Fünf Beilagen (einschließlich Börsen · Beilage).

Zum

Gesangsposse Berlin:

Gesellschafts

(2726)

Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M 53.

Berlin, Montag, den 27. Februar

18988.

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 21. Februar. Im weiteren Ver⸗ lauf der vorgestrigen (45) Sitzung des Reich s⸗ tages wurden Petitionen erledigt. Mehrere Kokos— teppich und Kokosmatten⸗Fabrikanten bitten um Erstattung des von ihnen erhobenen Zolles auf Kokosgarne, sowie um Beseitigung der für die zollfreie Verarbeitung der Kokosgarne eingeführten amtlichen Kontrole.

Die Kommisfion beantragt, die Petition, soweit sie den ersten Punkt betrifft, dem Reichskanzler zur Berücksichtigung zu überweisen, insoweit den Petenten durch die n, ein nachweisbarer Schaden entstanden ist; im Uebrigen aber zur Tagesordnung überzugehen.

Das Haus beschließt demgemäß.

Der Leipziger Bezirksverein und der Thüringer Brauer— verein, Zweigverein vom Allgemeinen Deutschen Brauerbund, ersucht: „in die Grundsätze für Fixation der Brausteuer die Bestimmung aufzunehmen, daß den mit Nachsteuerpflicht . die zu hoch berechneten fixirten Steuerbeträge zurück—

ezahlt werden.“ Petitionen desselben oder doch ähnlichen

ö 5 haben die Petitionskommission schon zu , , alen beschäftigt. Schon dreimal wurde beschlossen, dieselben

dem Reichskanzler zur Erwägung zu überweisen. ;

Es war jedoch nicht möglich, sie vor Schluß der be— treffenden Sessionen dem Plenum zur Vorlage zu bringen.

Die Kommission wiederholt jetzt ihren Antrag und das Haus tritt ihm hei. . .

Von dem Centralvorstande des Deutschen Werkmeister— verbandes zu Duͤsseldorf sind dem Reichstage 249 gleichlautende mit 10 0600 Unterschriften bedeckte Petitionen zugegangen, in

denen beantragt wird: „Der Reichstag wolle, unter Erwägung

des in den Ausführungen der Petenten niedergelegten Materials, dahin wirken, daß durch Einschaltung eines besonderen Para⸗ raphen in die Reichs⸗Gewerbeordnung sestgestellt werde, daß die für . Handlungsgehülfen gültigen gesetzlichen Bestimmungen des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuchs, welche in Titel VI Artikel 57 bis 64 enthalten sind, bei Beurtheilung der Rechts⸗ verhältnisse der in den Fabriken angestellten Werkmeister und sonstigen technischen Betriebsbeamten zur Anwendung kommen möchten.“

Die Kommission beantragt: dem Reichskanzler, die Petitionen zur Berücksichtigung dahin zu überweisen, die in der Reichs-Gewerbeordnung bisher noch nicht begrenzte recht⸗ liche Stellung der Werkmeister durch Einschaltung einer dahin gehenden gesetzlichen Bestimmung zu regeln.

Abg. Hitze empfiehlt, das Haus solle dem ein⸗ stimmig' gefaßten Beschluß der Kommission beitreten. Die Werkmeisler müßten auch gesetzlich einen ihrer wichtigen Stellung als Vermittler zwischen Arbeitgebern und Arbeitern angemessenen Rang erhalten. Sie seien dazu berufen, auf die jugendlichen Arbeiter einen heilsamen Einfluß auszuühen, und' verdienten in der That, mindestens den Handlungsgehülfen gleichgestellt zu werden. .

Äbg. Websky schließt sich diesen Ausführungen an, In der Praxis sei man ja den Werkmeistern durch Gewährung einer sechswöchigen Kündigungsfrist bereits entgegengekommen. Dieses Gewohnheitsrecht müsse aber gesetzlich garantirt werden. Es sei allerdings schwer, die Grenze zu bestimmen, wo der Werkmeister an, und wo er aufhöre. Diese Schwierigkeit könne aber daburch gehoben werden, daß als Werkmeister Derjenige gilt, welchem eine Disziplinargewalt übertragen sei.

Abg. Goldschmidt: Auch seine Freunde schlössen sich dem Kommiffionsantrage an, weil sie die Wünsche der Werkmeister für durchaus berechtigt hielten. ö

Abg. von Kleist-Retzow: Es sei dringend wünschenswerth, die Petition der Werkmeister zur Geltung zu bringen, und sie sei auch durchaus ausführbar, denn unter Werkmeister habe man bisher stets den verstanden, der die Aufsicht, die Leitung des Ganzen habe, nicht den Vorarbeiter. Sollte das, aber noch zweifelhaft sein, so würde gewiß von dem Augenblick an, wo ein folches Gesetz erlassen werde, die Nomenklatur eine feste

werden. Der Kommissionsantrag wird mit großer Mehrheit an—

genommen. Schluß A/ g Uhr. Nächste Sitzung: Montag 1 Uhr.

Die Bestimmungen der 8§. 51, 68, Th. J, Tit. h des Preußischen Allgemeinen Landrechts, wonach Verträge, durch welche Jemand absolut unmögliche , oder Leistungen verspricht, nichtig und solche über unerlaubte Hand⸗ lungen 'ebenso ungültig sind, wie über unmögliche, setzen nach einem Ürtheil des Reichsgerichts, VI. Civilsenats, vom 26. Januar d. J, voraus, daß die versprochenen Hand— lungen oder Leistungen nicht blos in Einzelheiten, sondern als Ganzes und ihrem Wesen nach unmöglich sind. Eine theilweise, durch eine gleichartige Leistung leicht zu ersetzende Unmöglichkeit hat nicht ohne Weiteres die Richtigkeit des Vertrages zur Folge. Der Zimmermeister S. und der Maurermeister H., in Firma S. u. H., erwirkten zu einem Bau auf dem Grundstück des Bäckermeisters Sch. in Berlin auf Grund einer vorgelegten Zeichnung die polizeiliche Genehmigung und stellten einen entsprechenden Kostenanschlag auf. Sch. wünschte sodann, daß statt des in der genehmigten erh nn angegebenen Schornsteins in der Mitte der Seiten—

ügelfront ein solcher an der Hinterfront des Vorderhauses an' der Nachbargrenze angelegt werde. S. . änderten demgemäß in' diefer Beziehung, den Anschlag und erklärten nunmehr unter demselben schriftlich, daß sie die darin be⸗ zeichneten Arbeiten für 16600 S übernehmen, worunter Sch. fein Einverständniß vermerkte. Zu dem, geänderten Bauprojekt wurde aber der unnütze Versuch, die er⸗ forderliche polizeiliche Genehmigung, zu erlangen, nicht emacht, weil nach bestehenden Polizeivorschriften Schorn— leine 314 m von der Nachbargrenze entfernt sein müssen. Sch. trat von dem Bauvertrage zurfick und ließ den Bau in modifijirter, polizeilich zulässiger Weise anderweit ausführen. S. u. S. klagten gegen Sch. wegen dessen Rücktritt auf Ent⸗ Had gung und erstritten in der Berufungainstanz ein ohsiegen⸗ ez Urtheil. Die Revision des Beklagten wurde vom Reichs⸗

gericht zurückgewiesen, indem es begründend ausführte: Von hen Kontrahenten war hinsichtlich der Schornsteinanlage nur deren Ausführung an der Hinterwand in Aussicht genommen und für den Fall der Unzulässigkeit dieser Art . Ausführung keine besondere Verabredung getroffen. Allein ebenfowenig war verabredet oder gar als selbstverständlich anzusehen, daß in diesem Falle der Vertrag überhaupt nicht gelten, daß alfo die Anwendung des bezeichneten Mittels zur Herstellung der projektirten Bäckerei nicht blos einen einzelnen Bestandtheil der bedungenen Leistungen, sondern zugleich eine Vertragsvoraussetzung bilden solle. Der Beklagte macht in dieser Hinsicht nur geltend, da er blos den Anschlag mit dem Schornsteinprojekt an der Hinterwand unterschrieben und der Kläger dessen Genehmigung durch VJ einer Nachtrags⸗ zeichnung zu erwirken gehofft habe, a würde nur eine solche Einreichung den Vertrag zwischen ihnen hergestellt haben. Abgesehen aber davon, daß der Kläger von dem Beklagten den unnützen Versuch, jene Genehmigung zu erbringen, nicht for⸗

dern konnte, beruht die gedachte Annahme eben auf der unrichtigen Vorstellung, daß die Einigung über einen einzelnen Theil der Ver⸗

tragsleistung ohne Weiteres zugleich als Voraussetzung der 6 Vertragsschließung anzusehen sei. Da es sich um eine solche in Wirklichkeit nicht handelt, so wurde der Vertrag durch die bloße Unausführbarkeit der verabredeten Art der Schornstein⸗ anlage nicht unwirksam. Dieselbe hatte vielmehr nur die Wirkung, daß beide Kontrahenten sich eine angemessene Modi⸗ fikation? der betreffenden Vertragsbestimmung gefallen lassen mußten. Denn dieses folgt bei jedem Vertrage aus dem Geiste desselben (der bona fides), da mit dem Vertragszweck im Zweifel auch dasjenige als von den Kontrghenten gewollt anzufehen ist, was abweichend von den ausdrücklichen Vertrags⸗ bestimmungen als ein nothwendiges Mittel zur Erreichung des

Die im Reichs-Eisenbahnamt aufgestellte, in Nr. 51 des „Reichs⸗Anzeigers“ veröffentlichte Uebersicht der Betriebsergebnisse deutscher Eisenbahnen für den Monat Januar d. J. ergiebt für die 66 Bahnen, welche auch schon im entsprechenden Monat des Vorjahres im Betriebe waren und zur Vergleichung gezogen werden konnten, mit einer Gesammtbetriebslänge von 33 7hö, 94 km, naͤchstehende Daten; Im Januar d. J war die Einnahme aus allen Verkehrszweigen auf ein Kilometer Betriebslänge bei 4 Bahnen, mit zusammen 31 367,45 km, höher und bei 17 Bahnen, mit zusammen 2428,49 km (darunter 3 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge), niedriger als in demselben Monat des Vorjahres. In der Zeit vom Be— ginn des Etatsjahres bis Ende Januar d. J. war dieselbe auf ein Kilometer Betriebslänge bei 45 Bahnen, mit zusammen 31 027, 95 km, höher und bei 21 Bahnen, mit zusammen 2167, 99 km (darunter 3 . mit vermehrter Betriebslänge), geringer als in demfelben Zeitraum des Vorjahres. Bei den unter Staatsverwaltung stehenden Privatbahnen, ausschließlich der vom Staat für eigene Rechnung verwalteten Bahnen, betrug Ende Januar d. J. das gesammte kon⸗ zeffionirte ÄAnlagekapital 21 600 900 9 (14 hh 000 Stammaktien, 2 454 900 69 Prioritäts⸗Stammaktien und T5666 600 ½ς' Prioritäts-Obligationen), und die Länge der⸗ jenigen Strecken, für welche das Kapital, bestimmt ist, S8, 3! km, so daß auf je 1 km 244 816 entfallen. Bei den unter Privatver waltung stehenden Privat⸗ bahnen betrug Ende Januar d. J. das gesammte konzessio⸗ nirte Anlagekapital 578 457 329 M6. (305 516 550 6 Stammaktien, 79 381 650 6. Prioritäts⸗Stammaktien, und 93 55d 129 S Prioritäts-Obligationen, und die Länge derjenigen Strecken, für welche dieses Kapital bestimmt ist, 3798.93 km, so daß auf je 1“ km 152268 M entfallen. Eröffnet wurden: am 1. Januar d. J. die Strecke Wreschen Stralkowo 18,46 km (Königliche Eisenbahn-Direktion Brom⸗ berg), am 1. Januar d. J. die Strecke Grunow Beeskow s, 85 km (Königliche Eisenbahn-Direktion Berlin).

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Die zur Feier der 40 jährigen Regierung des Kaisers Franz Joseph j. unter dem Protektorat des Erzherzogs Carl Ludwig stattfindende Internationale Jubilãums⸗Kunstausstellung in Wien wird vom J. März bis letzten Mai dauern. Die Regierung hat Staatsankäufe auf dieser Ausstellung im Gesammtbetrage von 36 005 Fl. in Aussicht gestellt und 20 goldene sowie 20 silherne Medaillen zur Prämiirung von zur Ausstellung gelangenden hervor ragenden Kunstwerken bestimmt. Außerdem gelangen 3 goldene Earl Ludwigs Medaillen für Künstler des In⸗ und Auslandes und W akademische Reichel⸗Preise im Einzelbetrage von 1200 Fl. für je einen Maler. Bildhauer oder Medailleur (nach dem Stiftungs⸗ briefe für österreichische Künstler bestimmt) zur Vertbeilung. In gleich freigebiger Weife wie die Regierung hat die Vertretung! der Reichs Haupt und Residenzstadt Wien als Zeichen ihrer Unterstützung aller künsilerischen Bestrebungen inen Betrag von 230 6066 Fl. dem Unternehmen gewidmet. Aufnahme in der Ausstellung finden Werke der bildenden Kunst aller Fächer, und jwar: a. Architektur: Entwürfe, Pläne, Skijzen, Modelle und Aufnahmen architektonischer Arbeiten. b. Werke der Skulptur mit Inbegriff der figuralen Kleinkunst, sowie Gravuren und. Medaillen, . Malerei: Oelgemälde, Aquarelle, Mintaturen, Pastelle, Gouaches und Zeichnungen. d. Vervielfältigende Künste; Kupfer und Stahl⸗ stiche, Radirungen, Holzschnitte und Lithographien. Die Ausstellung zerfällt in zwei große Abtheilungen: Die erste, die historische, enthält Werke jener Künfstler, welche seit dem Regierungsantritt des Kaisers in Sesterreich gewirkt haben; dieselbe vereinigt die hervngrragendsten Ramen und bringt die Entwickelung der österreichischen Kunst wäh⸗— rend der legen 46 Jahre zur Anschauung. Gauermann, Waldmüller, Steindle, Führich, Siecardsburg, Gasser, Fernkorn, Makart, Canon, Rahl, Schwind, Ferstel und andere verstorbene Meister gehören dieser Cpoche an, die besten lebenden Künstler vervollständigen dDieses Bild durch Werke, welche seit 1882 entstanden und in Wien noch nicht ausgestellt waren. Die zweite Abtheilung ist die internationale, und Namen wie Knaus, Vautier, Defregger, die beiden Achenbach, Menzel, Meyerheim, A. von Werner u. A. bürgen für den Werth derselben. Eine stattliche Anzahl dieser Gemälde ist Cigenthum der Berliner National Galerie. Deutschland ist sehr reichhaltig ver⸗ treten; das Gleiche gilt von der spanischen Kunst. Zur künstlerisch wirkungsvollen Placirung einer so bedeutenden internationalen Aus

stellung mußte ein Zubau zu dem bisherigen Künstlerhause ausgeführt werden, deffen Behäͤngfläche ungefähr deijenigen entspricht, welche die bekannten beiden Säle der letzten internationalen Ausstellung für BDeutschland und Frankreich geboten haben. Obwohl die franzöͤsische Künftlerschaft nicht ausgestellt hat, fand der dadurch frei gewordene Raum in Folge der außerordentlich regen Betheili⸗ gung des Auslandes doch die beste Verwendung. In einer mit dieser Ausstellung verbundenen Lotterie gelangen Kunstwerke im Gesammtbetrage bon 80 000 Fl. zur Verloosung und sind außerdem noch Ankäufe aus dem Theilnehmerfends der Genossen⸗ schaft in Aussicht genommen. Die Lotterie, genehmigt laut hohen Ministerial⸗Erlasses, Zahl 34 316, enthält 600 009 Loose à 59 Kr. und hat den Zweck, einen Fonds zu beschaffen, um davon eine Reihe der besten ausgestellten Kunstwerke ankaufen zu können und dadurch talent⸗ vollen Künstlern einen entsprechenden materiellen Erfolg zu sichern. Bei Bezug von zehn Loosen wird aus der Lotteriekanzlei ein Freiloos bewilligt. Die Ziehung findet am 12. Juni 1888 statt. Bei Ankauf der für Treffer bestimmten Gemälde u. s. w. war das Lotterie Comité darauf bedacht, gleich nach Eröffnung der Ausstellung nur solche Kunstwerke anzukaufen, welche sich ihrer Größe nach zur Schmückung moderner Wohnräume eignen.

Daß „Jahrbuch der Königlich Preußischen Kunst⸗ sammlungen“ (Berlin, G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung), bringt in dem neuesten Heft (1X. Band, 1. und 2. Heft der „Studien und Forschungen“) außer dem schon erwähnten vorläufigen Bericht über die Ergebnisse der Ausgrabungen zu Pergamon in den Jahren 1833 bis 1886, eine interessante Arbeit von Paul Seidel, betitelt: „Friedrich der Große als Kronprinz in Rheinsberg und die bildenden Kuänste.“ Der Verfasser legt eingehend dar, wie Friedrich in Ver⸗ bindung mit seinem künstlerischen Intendanten von Knobelsdorff es möglich gemacht hat, mit feinster Ausnutzungaller von der Natur gebotenen Hülfsmittel, im märkischen Sande in kurzer Zeit ein äußerst reizvolles und in feiner Abgelegenheit und Unerwartetheit um so überraschender wirkendes künftlerisch ausgestattetes Heim zu schaffen, dessen Reize durch alle späteren Umgestaltungen nicht baben zerstört werden können; denn noch beute begegnen wir in Rheinsberg den Spuren des Schöpfers diefes den Mufen und den schönen Käünsten geweihten Fleckchens Erde. Seidel giebt eine Beschreibung von dem Inneren des Schlosses und würdigt dabei aueführlich die gesammte künstlerische Thätigkeit Tnobelsdorff s und des Malers Antoine Pesne. Der Arbeit ist ein Verzeichniß der Gemälde, Zeichnungen und Radirungen Knobelsdorffs angehängt, auch das Porträt desselben (nach einem Gemälde Pesne's) beigedruckt. An der Spitze des Hefts finden wir eine eingehende Untersuchung von Adolfo Venturi Über den Lebensgang und das fünstlerische Wirken des ferraresischen Malers Cosma Tura, genannt Cosmè, ge⸗ boren 1432, gestorben 1495, mit, dokumentarischen Nachrichten, Briefen 2. Der Verfasser schreibt diesem Künstler und seiner leiden schaftlichen, realistischen Kunstweise einen großen Einfluß auf seine Zeitgenoffen und die ganze ferrgresische Kunst zu, Ein der Abhand⸗ fung beigefügter, nach dem Original faesimilirter Brief Cosmg Turg's auß dem Staatsarchiv zu Modena beweist, daß selbst in deu glücklichen Zeiten der Renaissance die Künstler von der mate⸗ riellen Foth durchaus nicht immer verschont blieben. Die Arbeit ziert eine vorzügliche, in der Reichsdruckerei angefertigte Heliographie nach dem großen Altarbilde Cosma Tura's (Madonna auf dem Throne mit Heiligen) im hiesigen Museum, ein Lichtdruck nach einer Tufchzeichnung (allegorische Figur) aus der Sammlung des Hrn, A. von Beckerath in Berlin, und eine n nach dem Tafelbilde des todten von Engeln gehaltenen Christus. Ein Verzeichniß der Werke des Malers, von F. Harck, ist des Abhandlung angehängt. V. von Loga beginnt in dem Heft eine kunsthistorische Studie über die Städteansichken in der beruͤhmten Welt-Chronik des Nürnberger Humanisten Hartmann Schedel (dazu zwei Abbildungen). Hugo von Tschudi bespricht die für das Berliner. Museum angekaufte, bemalte Thonstatue der sitzenden Maria mit dem Kinde, von Benedetto da Majano. Er vergleicht sie mit anderen ähnlichen Werken des Meisters, beson ders mit der Madonna im Dome zu Prato und gelangt zu dem Ergebniß, dar die Berliner Madonna bei Weitem die schoͤnste derselben ist. Ein wohlgelungener Farbenlichtdruck der Reichsdruckerei veranschau - sicht das praͤchtige Kunstwerk. Am Schluß berichtet August Schmarsow über die werthvolle Sammlung von alten Handzeichnungen im Kunst museum der Schule zu Rugby in England. Der Verf, will in der felben auf einem Carkon mit 7 Architekturskizzen den bisher unbekann · sen Plan Michel. Angelo's zur unvollendeten Front der Kirche San.. Lorenjo zu Florenz, einem Bauwerk Brunellesco's, entdeckt baben. Ein Facsimile der Skizzen ist dem Aufsatz beigefügt. Außer anderen Hand⸗ zeichnungen des genannten Meisters enthält die Sammlung bemerkeng⸗ verthe, bisher wenig bekannte Blätter von Rafael (oder Giulio Romano), Hans Holbein, Tizian, Correggio ꝛc.

Baß europäische Völkerrechtder Gegenwart auf der bis herigen Grundlage. Von Dr. Aug. Wilh. Heffter, weiland Königlich preußischer Wh e Tee gie ordentlicher Professor des Rechts 2c. Achte Ausgabe, bearbeitet von Dr. F. Heinr. Geffcken. Verlag von S. W. Müller in Berlin (Pr. 12 606). Der große Erfolg des Buches erklärt sich aus seinem Verdienst, in knapper Form und mit juristifcher Präzision ein Bild des wirklich geltenden Völkerrechtes zu geben. Heffter verkennt nicht dessen Unvollkommenheiten und Lücken, aber er hütet sich, dieselben in der Art auszufüllen, wie Bluntschll dies in feinem Rechtsbuch gethan, in welchem das anerkannt gültige Recht vermischt mit dem erscheint, was nach. Ansicht des Ver⸗ faffers Recht fein sollte. Der gegenwärtige Bearbeiter hat den Text prinzipiell unverändert gelassen und sich darauf beschränkt, die litera⸗ rischen Nachweise und. Daten bis auf die Gegenwart fortzuführen. Die nothwendig erscheinenden Ergänzungen . seine eigenen An⸗ sichten und Abweichungen von Heffter hat der Herausgeber in . ständigen, durch ein G. bezeichneten Ausführungen gegeben. Ferner erschien es ihm angezeigt, mit veralteten Citaten aufzuräumen und damit Platz zu gewinnen für die Ausführungen, welche Ereignisse und wisfenschaftliche Werke der neuesten Zeit fordern, ohne doch das Buch zu e. ö zu lassen. Endlich ist das Register umgearbeitet und erweitert.

Gewerbe und Handel.

„Gewerbehalle, Organ für den Fortschritt in allen Zweigen der Kunstindustrie, unter Mitwirkung bewäbrter Fachmänner Tedigirt von Ludwig Eisenlohr und Carl Weigle, Architekten in Stuttgart, Verlag von J. . daselbst. 26. Jahrgang. 3. 2 Dieses neueste Heft der Muster⸗Vorlagen ⸗Sammlung für Kunst⸗ ,, enthält mehrere Tafeln mit mannigfach verwerthbaren

ufnahmen schöner älterer Arbeiten. Eine derselben zeigt griginelle altniederländifche Architekturdetails, nämlich eine Thür mit Messing⸗ Traillen aus der Kirche de la Poterie zu Brügge, eine Säule von den Chorschranken der großen Kirche zu Harlem und eine Thür aus der alten Kanzlei zu Brügge, sämmtlich aufgenommen von Professor F. Cwerbeck in Aachen. Berselbe führt uns auf einem anderen Blatt auch den eigenthüͤmlich ausgestatteten silbernen Amtsstab der Schiffer gilde von Kampen in Holland, welcher in der dortigen städtischen Sammlung aufbewahrt wird., sowie eine reich verzierte Glocke in vlämischem Styl vor Augen. In der Galerie . des Pariser Louvre hat H. Pernoßzky von hier jwei prächtige Gefäße, eine Vafe und einen Pokal, aufgenommen, welche ihrem Charakter nach jener Kategorie reicher Schmug ge enstände an 2 die man zu⸗ meist dem Benvenuto Cellini zuschreibt. Sie bestehen aus kostbaren,