— Im Wallner⸗Theater gelangte am Sonnabend ein aus dem Französischen berübergenommener Schwank Durand und Valabreque und M. Ordonneau zum ersten Male zur Aufführung und fand eine im Ganzen freundliche Aufnahme in Gestalt eines ziemlich kräftigen Lacherfolges. Alle lustigen Scenen des dreiaktigen Stückes beruhen auf der Verwechslung zweier Rameng, von denen der eine Gewürzkrämer, der andere ein berühmter Der ziemlich einfältige Gewürzkrämer, welcher sich seiner jungen Frau und seinem Schwiegervater ,, für den
emühungen, seine Rolle, die er in der Verlegenheit eines unglücklichen Augenblicks spielen, in die Situationen, welche zum Theil erheiternd anmuthen, aber in geschmacklose Derbheiten ausarten. Wenn man über die Grundlage der Handlung, welche viele Unwahischeinlichkeiten birgt, hinwegfieht, so sind die daraus hergeleiteten Verwickelungen glaubhafter und voll wirksamen Humors. Der Advokat, welcher ver ⸗ lobt ift, und wiederum seiner adligen Schwiegermutter nicht vornehm
Durand“ von A.
Advokat ist. Advokaten ausgegeben hat, geräth bei seinen
übernommen hat, weiter zu
genug ist, wird natürlich in den Wirbeltanz
vertauschungen hineingezogen, bis der letzte Akt alle Wirren zu allge⸗
Zufriedenheit löst. Die auftretenden
meiner r weniger gelungene Karikaturen,
mehr oder
stotternder Professor der Beredsamkeit. welcher
greifen muß, um sich fließend verständlich zu machen,
Hr. Meißner stürmische Heiterkeit. Die Partie
Durand führte Hr. Alexander gewandt durch. Die Damenrollen wurden von Frl. Teuchtmann (Louise), Bender (Paguerette) und Fr. Schmidt (Madame de la Haute ⸗-Tourelle) zu voller Wirkung gebracht. — An der, den Schluß des Abends bildenden einaktigen Posse ‚Ver⸗ ergötzte mehr das Spiel, altmodische, tolle Inhalt. Ein eifersüchtiger Ehemann, welcher
mischtes“ von R. Jonas
hinter jedem Fremden einen Rivalen wittert,
lose Leute zwingt, sich unter
aufs Beste durch. Frl. Schüle spielte die Dienerin
der jungen Frau (Frl. Leuchtmantz) mit gesunder Komik, so daß auch
dieser kleinen Posse der Beifall nicht fehlte. Schwerin, 2. März.
großartige Schöpfung des „Meisters“ darstellen
der Schweriner
J Alois Schmitt, die sich in bends theilten, möglich geworden.
— Die Gesangskünstlerin Frl. Anna Voges, unter Leitung des Professor Ad. Schultze ausgebildet, gab am Freitag im Saale des Hotel de Rome ihr erstes eigenes Concert. Mit einer nicht sehr umfangreichen, jedoch in der tieferen Tonlage recht wohlklingenden Mezzo⸗-Sepranstimme begabt, verbindet die Sängerin zugleich eine gewisse Routine im Vortrage und eine sehr deutliche Aussprache. Ein Uebermaß des Tremolirens, infolgedessen z. B. in der Arie der
K vom 4 März 1888, r
8 Uhr Morgens.
.
5823 .
233 32 — Stationen. J 32S Wind. Wetter. 8 J
5*3 .
= 28 8
838 822 Mullaghmore 764 NW 3 wolkig 14 Aberdeen. 758 N 3 halb bed. 1 Christiansund? 748 NNO 4 Schnee —3 Stockholm. 752 SSW 2 Nebel —8
Kopenhagen. 749 still wolkenlos — 0
Haparanda. 750 NW 2 wolkenlos — 30 St. Petersbg. 738 NO 13chnee —14 Moskau... 745 S868 1 bedeckt 14 Cork, Queens⸗
tom 7a n ,,, k , ö , 3 wolkig 1 Sylt . . . . 749 WSW 6 Schnee — Hamburg.. 754 S 4 bedeckti) —7 Swinemünde 755 W 3 wollig - 12 Neufahrwasser 750 WNW 4 heiter — 9 Memel. 746 N 2halb bed. — 10 Paris .... 763 SSW 1swolkig — Münster .. 757 SW 4 beveckt —5 Karlsruhe . 762 SW. 3 heiter — h Wiesbaden. 760 NW 2halb bed. —6 München .. 7160 W 5 bedeckt —10 Chemnitz.. 760 W wolkig —12 Berlin. . .. 757 WMW 2 heiter —9 Wien.... 759 Räd 3 wolkenlos — 3 Breslau.. 755 WMW. 4 bedeckt 10 Ile d'Aix. . 766 ONO 390eiter —1 k 4 k 752 OJO 4pbedeckk 1
1) Gest. Nachm starke Schneeböen. Uebersicht der Witterung.
Gefolgt von Nord- und Nordweststürmen ist das Minimum, welches gestern bei Memel lag, nordost wärts nach Rußland fortgeschritten, während ein Theilminimum über Jütland erschienen ist, welches Wind und Wetter des Nordseegebiets, sowie des nordwestlicken Deutschlands beeinflußt. Das baro⸗ metrische Maximum liegt westlich von Irland. Ueber Deutschland ist das Wetter bei mäßiger, vorwiegend südwestlicher und westlicher Luftströmung veränder · lich und wieder ungewöhnlich kalt, so daß die Tempe ratur 2 bis 13 Grad unter der normalen liegt.
i deren Schwächen keinen Unwillen, fondern nur herzhafte Heiterkeit erregen. Die Darstellung, bei welcher die männlichen Mitglieder im Vordergrund steßen, war vortrefflich. Hr. Guthery gab den mit seinem berühmten Schwiegerfohn sich brüstenden, bewundernden Schwiegerpapa vom Lande, bei welchem die kleinbürgerliche Beschränktheit aus jeder Bewegung bervorguckt, mit vielem Humor. Aus dem schwachköpfigen Gewürz- krämer, welcher nicht den Muth zu einem reumüthigen Bekenntniß besstzt, formte Hr. Blencke eine Gestalt, welche stets mehr komisch als bemitleidenswerth blieb. In einer kleinen Episodenrolle, als
Tischen und in allen Zimmern zu verstecken, wurde von Hrn. Alexander mit komischem Zorn dargestellt; die Hrrn. Meißner und Guthery führten die Versteckrollen
Gestern Abend erfolgte im Hoftheater die trefflich gelungene und sehr beifällig aufgenommene Aufführung des Wagner'schen Musikdramas Götterdämmerung? . Diese zu können, ist Höfbühne vor Allem durch die Umsicht ihres Chefs, des Großherzoglichen Hoftheater-Intendanten Kammerherrn 5 von Ledebur, und die unermüdliche Mitwirkung des ereits 30 Jahre an der Spitze der hiesigen Hofkapelle stehenden
Die Zugrichtung der oberen Wolken ist über
w
Andromache aus Max Bruch's Achilleus. die. Worte: ‚wie lieblich blühen die Felder so schmerzvoll klingen wie die Worte: „Verzweif lung“ und „Fackel des Krieges“, ist leider eine so oft vorkommende Erscheinung, daß es fast unmodern geworden ist, so etwas zu mißbilligen; das durch den sckwankenden Tonansatz entstehende Detoniren, wie es am meisten in dem Liede von Stange: „Ueber den Wolken, über den Wind“ gehört wurde, darf jedoch nicht ungerügt bleiben. Recht gut ge⸗ langen der Künstlerin die beiden Balladen von Lwe „Die Uhr und „Heinrich der Vogler‘, die mit sehr lebhaftem Beifall aufgenommen wurden. Hr. Felix Meyer unterstüßzte das Coneert durch die sebr gelungene Ausführung einiger Violinsoli von Ernst und David; auch der junge Pianist Hans Brüning erntete durch den Vortrag einiger Klavierftücke reichen Beifall, den das zahlreich erschienene Ful allen Leistungen des Abends zu Theil werden ließ.
Am Sonnabend veranstaltete der junge Pianist Theodor Bo b l⸗ mann, unter Leitung des Prof. Klindworth ausgebildet, im Saale der Sing Akademie mit dem Philharmonischen Orchester sein erstes Fffentliches Concert. Ein Blick, auf das Programm, das außer zwei Klavierconcerten von Rubinstein und Liszt noch die große FEmoll- Sonate von Beethoven und Klavierstücke von Chopin, Brahms und Tfzt enthielt, ließ eine bedeutende künstlerische Leistung erwarten. Wir bestätigen es gern, daß diese Eiwartung nicht unerfüllt geblieben ist. Der Eoncertgeber ist ein geborner Virtuos. Sein Auftreten macht den Eindruck der Sicherheit; er gebietet über eine ungewöhnlich vor⸗ geschrittene technische Fertigkeit; sein Anschlag, im Forte edel und ohne Härte, ist im Piano von größter Zartheit. Hierzu kommt eine sehr lebendige, oft sogar leidenschaftlich erregte Art des Vortrags, die besonders in dem Rubinstein'schen und dem Lisit'schen Concert sehr hervortrat. Beethoven's Sonate (appäassionata) gelangte dagegen nicht so klar zur Ausführung wie wir sie sonst an dieser Stelle zu hören ge⸗ wöhnt sind. Ob der Spieler überhaupt auch auf klassischem Gebiet fo heimisch ist wie auf dem, der modernen Vir erregte tuofitaͤt, ist wohl erst nach ferneren Leistungen zu beurtheilen. des Advokaten Das Nocturne von Chopin trug er mit tief eingehender und feinsinniger Schattirungsweise vor. Ein Gleiches gilt von der zweiten Rhapfodie von Brahms und der höchst schwierigen Ballade (F- moll) von Liszt. Nach stürmischem Beifall und Hervorruf fügte der unermüdliche Künstler noch die große As-dur-Polonaise von Chopin am Schluß des Concerts hinzu. — Das Philharmonische Orchester führte die sehr komplizirte Begleitung beider Concerte nach — wie wir hören — nur einmaliger Probe mit musterhafter Präzision und Decenz aus.
— In einem Concert, welches Fr. Olga Sillem morgen (Dienstag, 8 Uhr) in der Sing⸗Akademie veranstaltet, wird der mitwirkende Cello⸗Virtuose Hr. Tohannes Smith aus Dresden die Sere⸗ nade und Tarantelle aus dem Concert von Lindner, eine Sarabande von Bach, ein Rondo von Boccherini und Popper's „Spinnerlied“ zum Vortrag bringen.
ettern gleichen
lãcherlichsten zum Theil
der Standes⸗
Personen sind
zum Singen
als der
und harm⸗
und Vertraute
Mannigfaltiges.
Der Commers alter Corpsstudenten, der am Sonnabend in der Philbarmonie abgehalten wurde, gestaltete sich zu einer dem Ernst der Zeit entsprechenden patriotischen Feier. Der Saal war auf's Reichfte geschmückt: auf der Bühne stand inmitten exotischer Pflanzen die Büste des Kaisers. Dahinter erhob sich ein mächtiger Schild mit dem Reichsadler und den Fahnen aller deutschen Lande An den Brüstungen der Galerien sah man die Namen der deutschen Unirerfitätsstädte, umgeben von den Fahnen der dort befindlichen Corps. Von den Logen herab wehten die Banner der Berliner Corps. Die Betheiligung war auch diesmal eine lebhafte, wenn auch nicht ganz so groß wie sonst. Das Präsidium lag in den bewährten Handen des Staatsanwalts Lademann (Berliner. Märker), der nach dem ersten Allgemeinen, Wo zur frohen Feierstunde' den Kaisertoast ausbrachte.
die Ehren des
Redner legte feierliches Zeugniß ab von der aufrichtigen Anhänglichkeit und Hingabe der deutschen Corpsstudenten an das Kaiserhaus und vereinigte die allerfeits tief empfundenen Herzenswünsche in den einen: Möge Gottes Gnade sich groß erweisen an unserem verehrten ritter lichen Kronprinzen, der fein schweres Leiden in geduldiger Ergebung und mit dem unerschütterlichen Muthe eines echten Hohenzollern trãgt. Aber wie allerwegen, so auch hier, wo die innigsten Familienbande und des Vaterlandes Wohl getroffen werden, leuchte Allen voran das Vorbild des erlauchten Vaters, Sr. Majestät un eres erhabenen Kaisers: Möchte der Kelch des Leidens an Ihm vorübergehen, möchte ez
4 6O.
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Käniglich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Montag, den 5. März
1888.
Ihm vergönnt sein, den Blick wieder ungetrübt in die Zukunft zu richten!“ In tief bewegter Stimmung folgten die Anwesenden der Aufforderung su einem Salamander auf Se. Majestät den Kaiser und sangen alsdann entblößten Hauptes die Nationalhymne. — Unter den ein⸗ gegangenen Telegrammen rief namentlich das der alten, gleichfalls zum Kneipabend vereinigten deutschen Corps⸗Studenten in St. Petersburg Beifall hervor. Beim Semesterreiben brachte der Vertreter des ältesten Ih. Semesters, Geheim⸗Rath Peters ⸗Strelitz, seinem Studien . genossen, dem Reichskanzler Fürsten von Bismarck, einen urkräftigen Salamander dar. In üblicher Weise schloß der „Landesvater“ den offiziellen Theil, dem eine lange Fidelitas und gestern ein Frühschoppen im Kaiser⸗Wilhelmszelt folgte.
Der 8. Deutsche Geographentag wird in den Tagen vom 4. bis 6. April hierselbst und zwar im großen Saale des Architekten⸗ hauses abgehalten werden. Mit dem 5 verbunden wird eine Aus stel kung, Lie das weite Gebiet der Höhenmessung umfassen soll. Für den 7. April ist eine Exkursion nach Rüdersdorf geplant, Am Donnerstag, den 5. April, findet im Hotel Arnim ein Festmahl statt. Bekanntlich wurde auch der erste Deutsche Geographentag im Jahre 1881 in Berlin abgehalten.
Die Begrüßungsfeier zu Ehren des Hrn. Dr. Peters wird am Mittwoch, den 7. März, Abends 8 Uhr, im großen Saale des Architektenhauses, Berlin, Wilhelmstraße 92 / 9s, stattfinden.
(D. Kol. Zta) Se
Königreich Preußen.
Konzessions⸗ Urkunde
or die Werra-⸗Eisenbahn-Gesellschaft, betreffend den
jau und Betrieb der auf das. preußische Staatsgebiet
tfallenden Strecke einer Eisenbahn von Immelborn nach Liebenstein.
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen re.
Nachdem von der Werra Eisenbahn⸗Gesellschaft darauf getragen worden ist, ihr die Konzessien zum Bau, und Vetrieb ner fur den Betrieb mittelst Dampfkraft und für die Beförderung on Personen und Gütern im öffentlichen Verkehr bestimmten Eisen⸗ ˖uhn untergeordneter Bedeutung von Immelborn nach Liebenstein r das preußische Staatsgebiet zu ertheilen, wollen Wir in Gemäß— eit des zwischen Preußen und Sachsen- Meiningen wegen Anlage der tnannten Eifenbahn abgeschlossenen Staatsvertrages vom 28. No- mber d. J. diese Konzession, sowie das Recht zur Entziehung und heschräͤnkung des Grundeigenthums nach . der gesetzlichen bestimmungen unter nachstehenden Bedingungen hierdurch ertheilen.
1.
Die Eisenbahn ⸗Gesellschaft ist in Beziehung auf den im preußischen taatsgebiet belegenen Theil der Zweigbahn den bestehenden und den nftig ergehenden Reichs und preußischen Landesgesetzen und Ver— Ednungen, insbesondere den Bestimmungen des preußischen Gesetzes er die Eisenbahn-Unternehmungen vom 3. November 1838 und m Gesetze vom 16. März 1867 über die Besteuerung von Eisen⸗ ahnen, sowie dem Eingangs bezeichneten Staatsvertrage unterworfen, effen Bestimmungen dieselbe Gültigkeit für die Gesellschaft haben
21
Dllen, als wenn sie ausdrücklich in diese Konzession aufgenommen hären.
II. Für den Bau innerhalb des preußischen Staatsgebiets gelten sbesondere folgende Bestimmungen:
1) der Staatsregierung bleibt vorbehalten: ö
die Feststellung der Bahnlinie in ihrer vollständigen Durch— führung durch alle Zwischenpunkte,
die Bestimmung der Zahl und der Lage der Stationen und Haltestellen,
die Feststellung der Projekte aller für den Betrieb der Bahn bestimmten baulichen Anlagen und Einrichtungen.
Für alle durch die Ausführung, der genehmigten Projekte etwa edingten Benachtheiligungen des , oder sonstiger Rechte es Staats bleibt demselben der Anspruch auf vollständige Ent chädigung nach Maßgabe der gesetzlichen Bestimmungen gegen die Fisenbahn⸗Gesellschaft vorbehalten.
23 Die Eifenbahn⸗Gesellschaft hat allen Anordnungen, welche egen polizeilicher Beaufsichtigung der beim Bahnbau beschäftigten Urbeiter getroffen werden mögen, nachzukommen. .
3) Falls die in Artikel 5 des Staatsvertrages festgesetzte Bau— rist nicht innegehalten wird, kann die ertheilte Konzession durch landesherrlichen Erlaß zurückgenommen und die im §. 1 des Gesetzes om 3. November 1838 vorbehaltene Versteigerung der vorhandenen ahnanlagen eingeleitet werden. Sofern die Regierung von dem Vor—
Der Reisende Selous ist im. Januar auf dem Diamantenfelde in Kimberley eingetroffen. Die Nachrichten der füdafrikanischen Zeitungen, daß Lobengulu, der König des Matebele— Reichs, Begleitmannfchaften welche er ihm auf seiner Reise nach dem Norden mitgegeben hatte, habe ermorden lassen, erklärt Selous in bestimmtester Weise für unwahr; der Goldreichthum des Maschona— landes indessen wird auch von ihm bestätigt. Am Mazoe und seinen Nebenflüssen befinden sich nach seiner Meinung die reichsten Alluvial— goldfelder der Welt.
London, 3. März. Wie das Reuter'sche Bureau“ aus Tamatave, vom 25. v. M. meldet, legte am 22. Februar ein heftiger Orkan einen großen Theil der Stadt in Trümmer. Elf Schiffe an der Küste, darunter der deutsche Schuner „Irene“, gingen verloren; zwanzig Personen sollen das Leben eingebüßt haben.
Bern, 3. März.. (W. T. B.). Aus rielen Gebirgsgegenden laufen fortdauernd Berichte über große Verschüttungen durch Lawinen ein. Im Kalkanthal (Canton Graubündtem) ist ein s0 Einwohner zählendes Dörfchen Selma vollständig verschüttet worden, sodaß nur der Kirchthurm aus dem Schnee hervorragt, Ebenso sind im Visperthal (Canton Wallis) bei dem Dorf Randa 40 Gebäude unter dem Schnee begraben. Aus beiden Orten hat die Bevölkerung noch rechtzeitig flüchten können. Die Zugänge zu mehreren kleineren Thälern sind gesperrt.
Basel, 3. März. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen Nach⸗ richten ist das Dorf Trasgquara an der italienisch⸗walliser Grenze durch eine Lawine völlig zerstört.
Deutschland sehr unregelmäßig. Bamberg hatte gestern Gewitter und Schneesturm.
Deutsche Seewarte. Freitag, den 9. März, statt.
Wetterbericht vom 5. März 1888,
Mn f 8 Uhr Morgens. Durand und Durand.
/
58225 J Wermischtes. . . , 3 R. Jonas. J
Stationen. ků 3. Wind. Wetter. 386 1 Mitiwoch: Durand und Durand. — Ver⸗ à 12 Edison, oder:
k. 328 mischtes.
633 ö. J Mullaghmore 762 SSW 3 bedeck —1 Victoria - Theater. Nur noch 13 Vorstellungen. Aberdeen. 765 Koch 3 halb bed. 1 Salbe Preise! Dienstag: Zum 591. Male: Christiansund 753 SW 2Schnee — Tie Reise um die Welt in 80 Tagen, Topenhagen. 63 RW z wolkenlos = nebst einem Vorspiel;: Die Wette um eine Stockholm. 753 N 4 wolkenlos — 185 Million. Großes Ausstattungsstück mit Ballet Haparanda. 47 N bedeckt — 17 von A. d' Ennery und Jules Verne.
* 2 wolkenlos — 24 Mittwoch und folgende Tage: Die Reise um
St. Petersbg. 748 W
Donnerstag: Die berühmte Frau. Die nschst, Mhfführung von Fauft findet am Dieselbe eröffnet: Ein großartiges Caroussel, geritten
Wallner Theater. Dienstag: Zum 4. M.: von 8 arab. Schimmelhengsten, dressirt und vor. Schwank in 3 Akten geführt, von Hrn. Franz Renz. — „Demetrius“
von A. Valabrégue und M. Ordonneau. v auh f mit Gesang in 1 Akt von Auftreten der 5 Phänomene der Luft. —
ehalt der Versteigerung der Bahnanlagen Gebrauch zu machen be— bsichtigt, soll jedoch die Zurücknahme der Konzession nicht vor Ab— auf der in dem allegirten F. l festgesetzten Schlußfrist erfolgen.
Circus Renz. Dienstag: Große Vorstellung
von Damen und Herren mit 30 Pferden. —
Damen und. Herrer 6 III. , n ee, Nach Eröffnung des Betriebes ist die Eisenbahn⸗-Gesellschaft zur
llenderung und Erweiterung der Bahnhofsanlagen verpflichtet, sofern und soweit solches der Minister der öffentlichen Arbeiten im Interesse es Eisenbahnverkehrs, insbesondere im Interesse der Sicherheit des Betriebes für erforderlich ö
Für die Erfüllung der in §. 24 des preußischen Eisenbahngesetzes om 3. November 1858 festgesetzten Verpflichtung ist die Eisenbahn⸗ Gesellschaft mit ihrem gesammfen Vermögen verhaftet, zur Bildung ines besonderen Erneuerungs resp. Reservefonds für die Strecke mmelborn — Liebenstein jedoch nicht verpflichtet (efr. Artikel VII des ben erwähnten Staatäevertrages).
Sollte die Eisenbahn-Gesellschaft die in Preußen belegene Bahn⸗ recke ganz oder theilweise anderweit veräußern oder verpachten oder onst den Betrieb darauf Anderen abtreten wollen, so ist zu, jeder ieser Maßnahmen die Zustimmung der preußischen Staatsregierung
Hierauf: Apportirpferd, vorgef. von Hrn. Otto Hager. —
Auftreten der Geschwister Cottrelly. — Harlekin à 1 „Die elektrische Dame.“ Komische Ballet Pantomime. — Auftreten der vorzüglichsten Reitkünstlerinnen und Reitkünstler.
Mittwoch: Vorstellung. E. Renz, Direktor.
Familien ⸗Nachrichten. Verlobt: Frl. Maria Claren mit Hrn. Hermann
75 2bed . ie i * j Mo kau 33 SW ( bedect K 26. Morkramer (Bonn). — Frl. Luise Schaeffer mi othwendig. Cock Queens · ö Hrn. Gerichts Referendar Fritz Riedel (Hirsch VI. J 364 * 1 wolkig * Walhalla Theater. Dienstag: 5. Gesammt—⸗ berg i. Schl. — Frl. Minna Schütte⸗Felsche mit Die Staatsregierung behält sich das Recht vor, das Eigenthum Helder. 751 MW wolkig . Gastfpiel“' der Münchener Mitglieder des Königl Hrn. Pastor Dr. Heinrich Wiefe (Leipzig er in Preußen belegenen Bahnstrecke nebst allem beweglichen und un J 52 WMW heiter , LT aKrk Garn plgz, antet Kaltung det baer. Triebusch). beweglichen Zubehör nach Ablauf von 30 Jahren vom Tage der Be⸗ Damburg . 1563 NW 1Ihalb bed. — 6 Soffchenspielers grn Hir Po baust. Jum d H. Verehelicht: Hr. aul Colfmann mit Fil riebkeröffnung an gerechnet oder auch später nach einer in beiden Swinemünde 43 . ö bedecht, . Der Herrgottschnitzer von Ammergau. Volks. Elisabeth Berthels Cangenberg),.. He Sal, Fällen mindestens ein Jahr vorher zu bewirkenden Ankündigung Neufahrwasser 146 S8 3 bedeck i) —9 stück mit Gefang und Tanz von zr. T. Ganghofer meister und Kammerherr? Otto Frhr. v. Rod Ruflich zu erwerben Als Kaufpreis für das schulden. und Memel I60 SO 3fehlt k— ut gr cuert ö mit Frl. Philippine v. Schwe (Schwerin i Mr 5stenfrei zu übertragende Eigenthum der bezeichneten Bahn— Münster ... 755 WNW 4 heiter — Mlttwoch: Dieselbe Vorstellung. Geboren: Ein Sohn: Hrn. Victor Gierlingt recke zahlt die Staatsregierung das auf diese Strecke ver= , er ö 3. 58 . 3 . , ,, e V . 6 ö ,, . in 8. 6 1668 . . . 9 . zesbaden!! 7 2 Schnee) — 2 ü nn,, r — Hrn. Tuchfabrikant Martin Classen (Aachen S567 (GesetzSamml. S. 465) näher definirte Anlagekapital abzüg⸗ München.. 7566 NW 6 heiter —5 Friedrich Thilhelmstũdtisches Theater. — Hrn. Baron Bodo v. Alten ln (l Hin ich der durch drei Sachverständige — von denen einen die preußische Fhemnitz ?. 754 Ww 4 wolkig ö Dienstag: Mit neuer Ausstattung, Zum 26. M.: Lieutenant Hans v. Wurmb (Hannover. — Hm. Regierung, den zweiten die Eisenbahn ⸗Gesellschaft bezeichnet, während Berlin.... 60 RMB 3 halb beds) — 5 Die Dreizehn. Operette in 3 Akten mit freier Ferd. Droß (Berlin — Hrn. Rechtsanwal er dritte als Sbmann von den beiden, anderen gemeinschaftlich ge⸗ . I bedeckt —10 Benutzung eines französischen Sujets von F. Zell. Timendorfer (Berlin). — Hrn. Gerichts⸗Assesse wählt und, wenn diese sich nicht einigen können, von dem Reichs— Breslau.. 15 SW bedeckt — 6 Anfang 7 Uhr. . . Herm. Krüger FSwinemünde). — Eine Tochter; isenbal amt bestellt wird, — zu bestimmenden etwaigen Werth rief 5 Gs g woltenlss! = Mittwoch u. folgende Tage: Die Dreizehn. Hrn. Ernst Zangenberg (Chemnitz. — Hrn erminderung der Bahn und des Zubehörs. Zu dem vorbezeichneten Sonnabend, 10. März. Zum l. Male: Die Adolf Wigand (Linse bei Bodenwerder a. We ubehör gehört insbesondere ein der Länge der in Preußen belegenen
Hochzeit des Reservisten.
1) Hafen feste Eisdecke.) Schneehöhe 11 em . Nesidenz-⸗ Theater. Dienstag
z) Schneehöhe 7 em. Uebersicht der Witterung.
liegt über Ponmern und veranlaßt auf seiner West— t ; j ö,, J uftströmung; das Wetter ist über Deutschland ver⸗ j
anderlich und fast allenthalben wärmer, stellenweise Belle Alliunce. Theater. , finden Schneefaͤlle statt. Die Temperatur liegt noch der Fr. Marie Geistinger mit
erheblich unter der normalen. Schneehöhe in' Ham des Friedrich ⸗Wilhelmstädtischen Theaters. Neu ein.
Drei Paar Schuhe. Gesang in 3 Akten und einem Vorspiel von Carl Görlitz, bearbeitet von Alois Berla. (Leni: Fr.
burg 3, Wilhelmshaven, Berlin und Altkirch 7, studirt: Karlsruhe 11, Königsberg 35 em.
Deutsche Seewarte. eg: Marie Geistinger, als Gast.)
Theater ⸗Anzeigen.
Rönigliche Schauspiele. Dienstag: Opern— haus. 60. Vorstellung. Die Zauberflöte. Oper in 2 Akten von Mozart. Dichtung von Schikaneder. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 65. Vorstellung. Die Weis⸗ heit Salomo's. Schauspiel in 5 Akten von Paul Heyse. In Sceene gesetzt vom Direktor Anno.
Anfang 7 Uhr. . Mittwoch: Opernhaus. 61. Vorstellung. Der
Schuhe. Waffenschmied. Komische Oper in 3 Akten von A. Lortzing. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 66. Vorstellung.
In Scene gesetzt vom Direktor Anno. Anfang in 4 Akten von W. Mannstädt. n
Concert -· Jaus. Zeutsches Theater. oncert · Jaus
rühmte Fran. (10 Solisten).
75 Künftler bo Kůnstler.
Mittwoch: Herzog Ernst.
: Zum 74. Male: . 6. 1 2 ö 6 . 5 A O Gestorben: Hr. Major z. D. Karl v. Diring? Ein tiefes Minimum, von Nordwesten kommend. ö 1 K —
Dienstag: Gastspiel
Mittwoch und folgende Tage: Drei
Central - Theater. Dienstag: Tante Dekorationen, Kostümen und. Requisiten. Zum ern Therese. Schauspiel in 4 Akten von Paul Lindau. 11. Male: Die Himmelsleiter. z
Uhr. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.
ö J Dienstag: Gesellschafts⸗ Dienstag: Die be Concert des Kapellmeisters Herrn Karl Mender,
Strecke entsprechender Theil des für die Zweigbahn beschafften Be— riebsmaterials, sowie das zur Bahnverwaltung und zur Transport berwaltung dieser Strecke gehörige Inventarium. VII. Die Aushändigung einer Ausfertigung dieser Konzessionsurkunde hn die Eisenbahn-Gesellschaft und die Veröffentlichung derselben in Gemäßheit des Gesetzes vom 10. April 1872 erfolgt erst nach Er⸗ heilung der Herzoglich sachsen⸗meiningenschen Konzession für die auf meiningenschem Gebiet belegene Strecke der Bahn. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigezrucktem Königlichen Insiegel. Gegeben Berlin, den 19. Dezember 1887. (L. S.) Wilhelm. von Puttkamer. Maybach, Lucius. FTriedberg. von Boetticher. von Goßler. von Scholz. Bronsart von Schellendorff.
— Hrn. Apotheker Gg. Riedel (Renchen ir Baden). — Hrn. Prof. Emil Krause (Frei berg i. S.). ;
hofen (Nervi). — Fr. Oberprediger Emilie Albert geb. Weymann, (Eberswalde). — Hrn. Gustz Thomas Sohn Bruno (Berlin). — Frl. Augußn Bork (Berlin). — Hrn. R. Borchmann Tochte Alice (Runau bei Schönlanke). — Hr. Kanzlei Rath a. D. Theodor Bauch (Gr. Strehlitz). Fr. Hauptmann Maria Flemming, geb. Beyet (Hirschberg i. Schl.). — Hrn. Pr. phil. Alber Borenschen Tochter Valesca (Kassel). — Hr. Gym nasial · Professor Dr. Ernst Richter (Königsberg — Fr. Auguste Cadura, geb. Kinne (Magdeburg
den Mitgliedern Lebensbild mit
Paar
me
Mit it ganz neuen Redacteur: Riedel.
Verlag der Expedition (Scholy.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlag Anstalt, Berlin 8sW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Sechs Beilagen (einschließlich Börsen ⸗ Beilage).
Aichtamtliches.
Preußen. Berlin, 5. März. Im weiteren Ver— auf der vorgestrigen (62) Sitzung des Reichs⸗ ages folgte die Fortsetzung der zweiten Berathung des Sesetzentwurfs, betreffend die Rechtsverhältnisse der deut schen Schutz gebiete. 61s Die Berathung hatte bei dem Antrag Rintelen abgebrochen
werden müssen, nach welchem die Bestimmungen der Kongo⸗
Gesangsposse Anfang 75 Uhr.
Streich ⸗Orchester
Akte über die freie Ausübung aller Kulte auch in dem deut— schen Schutzgebiet gelten sollten. Der Abg. Windthorst hatte beantragt: in Erwägung, daß nach den Erklärungen der Kom⸗ missarien der verbündeten Regierungen die , dieser Bestimmungen selbstverständlich sei, uͤber den Antrag Rintelen zur Tagesordnung überzugehen, und gleichzeitig die nament-⸗ liche Abstimmung über diese motivirte Tagesordnung beantragt. Bei derselben hatte sich die Beschlußunfähigkeit des Hauses herausgestellt.
Abg. Dr. Windthorst zieht heute mit Rücksicht auf die Ge— schäftslage des Hauses seinen Antrag auf namentliche Abstim— mung zurück.
Der Antrag Windthorst auf motivirte Tagesordnung, und der Antrag Rintelen werden gegen die Stimmen des Centrums, . . Deutschfreisinnigen u;nd der Sozialdemokraten ab⸗ gelehnt.
Art. III ermächtigt den Reichskanzler zur Veröffentlichung eines neuen Textes des Gesetzes, wie er sich nach den ange⸗ nommenen Veränderungen ergiebt. Der Antrag wird mit einem Amendement Hammacher, das Gesetz mit dem Tage seiner Verkündigung in Kraft treten zu lassen, angenommen, nachdem der Kommissar, Geheime Legations-Rath Gutbrod er⸗ klärt hat, daß von Seiten der verbündeten Regierungen Be— denken gegen den letztgenannten Vorschlag nicht obwalten.
Es folgt die zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend Abänderungen und Ergänzungen der Gewerbeordnung — Antrag Lieber-Hitze wegen der Sonn—⸗ tagsruhe. Die Kommission hat den Antrag mehrfach ge— ändert. 8. 105, wonach die Festsetzung der Verhaäͤltnisse zwischen den Arbeitgebern und Arbeitern Gegenstand freier Ueberein— kunft ist, soll unverändert bleiben.
Neu hinzugefügt werden sollen sechs neue Paragraphen 1052 bis 105f.
§. 1052 lautet nach dem Kommissionsbeschluß:
„Zum Arbeiten an Sonn und Feiertagen können die Gewerbe— treibenden die Arbeiter nicht verpflichten. — Welche Tage als Festtage gelten, bestimmen unter Berücksichtigung der örtlichen und konfessionellen Verhältnisse die Landesregierungen.“
Referent Abg. Hegel hebt hervor, daß die Beschlüsse der Kommission einstimmig gefaßt seien unter Verzicht auf eine Reihe verschiedenartiger Wünsche und in der Hoffnung, daß nunmehr auch die verbündeten Regierungen, nachdem ihnen in dem Gesetz soweit gehende diskretionäre Befugnisse einge— räumt seien, sich mit demselben einverstanden erklären würden. Abg. Hitze: Die einstimmige Annahme der Kommissions— beschlüsse enthebe ihn der Nothwendigkeit einer weiteren Be— gründung unseres Antrages. Hoffentlich werde diese Ein— müthigkeit sich auch auf den Bundesrath erstrecken und das Gesetz von den Arbeitern dankbar aufgenommen werden.
Abg. Nobbe: Die Reichspartei werde für den Antrag, wie er aus der Kommission hervorgegangen sei, stimmen, in der Erwartung, daß die verbündeten Regierungen denselben wohl⸗ wollend prüfen und dem Hause in der nächsten Session nach dem selben Prinzip ihrerseits einen Gesetzentwurf vorlegen würden. Der Sonntag habe für ihn eine vorwiegend ethische Bedeutung in Bezug auf das Familienleben und die gesammte soziale Stellung unseres Arbeiterstandes. Ziehe man dem Arbeiter den Sonntag ab, so behalte man einen mit der Kulturent— wickelung unzufriedenen Menschen. In Einzelheiten könne man ja verschiedener Meinung sein, aber im Großen und Ganzen hätten die Antragsteller das hohe Verdienst, diese Frage angeregt zu haben. Die §§. 105 und 165 a werden einstimmig angenommen.
Nach §. 1065 dürfen Arbeiter in Bergwerken, Salinen, Aufbereitungsanstalten, Brüchen und Gruben, Hüttenwerken, Fabriken und Werkstätten, Werften und Bauten aller Art an Sonntagen nicht beschäftigt werden. Gehülfen und Lehrlinge im Handelsgewerbe dürfen Sonntags nicht länger als fünf Stunden beschäftigt werden. Zu welcher Zeit, setzt die Orts— Polizeibehörde fest, die auch für die Dauer von vier Wochen Ausnahmen gestatten kann.
Nach 5§. 1056 finden die Vorschriften des 5. 105 b keine Anwendung auf Arbeiten zur Reinigung und Instandhaltung, von denen der Fortgang des eigenen oder eines fremden Be— triebes abhängig ist — den Arbeitern muß dann aber der zweite Sonntag mindestens frei bleiben — sowie auf Arbeiten zur Beseitigung eines Nothstandes. (Letztere Bestimmung ist von der Kommission hinzugefügt.)
Abg. Kalle will auch die Gast- und Schankwirthschafts- sowie Verkehrsgewerbe von den Bestimmungen des 5§. 195 b ausgenommen wissen; Abg. Singer will diese Einschränkung nur insoweit zulassen, als sie den Personenverkehr umfaßt.
Abg. Struckmann hat den Antrag eingebracht, daß auch der Gewerbebetrieb auf Messen, Jahrmärkten und sonstigen Vergnügungen eine Ausnahme bilden soll, zieht jedoch seinen Antrag für die zweite Lesung zurück.
Abg. von Kleist-Retzow erklärt sich für den Antrag Kalle und gegen den Antrag Struckmann. Der Antrag Singer sei nicht gut durchführbar, und man könne es dem feinfühligen Eisenbahn⸗Minister überlassen, für seine Eisenbahnarbeiter die nöthigen Erleichterungen am Sonntag zu schaffen. Wahrhaft erhebend sei es, wie in den letzten Jahren in der deutschen Nation das christliche Bewußtsein immer mehr erwacht und nach der , der Kaiserlichen Botschaft die Sonntags— feier als Korrelat der Sozialreform erkannt sei. Nehme der Reichstag den Kommissiensbeschluß einstimmig an, so könnten die Regierungen unmöglich nein sagen. Dann werde der 8 nicht mehr fern sein, wo das ganze Volk den Sonntag heilige.
Abg. Baumbach: Auch er wünsche, daß die verbündeten Regierungen zu der Sonntagsfrage Stellung nehmen möchten. Den Antrag Singer halte er für undurchführbar, derselbe stehe auch im , , mit einem früheren von Singer unterstützten Antrage Grillenberger bezüglich der Sonntags⸗ arbeit. Einen großen Erfolg könne er sich von dem Antrage bei den vielen Ausnahmebestimmungen nicht . r hoffe aber, daß die verbündeten Regierungen selbst die Sache in die Hand nehmen und womöglich in der nächsten Session einen Gesetzentwurf vorlegen, dabei aber auch ein Arbeiter⸗ schutzgesetz nicht vergessen würden.
Abg. Singer: Die Sozialdemokraten hätten keine Bedenken 6 den Antrag Struckmann; ebenso würden sie für den ntrag Kalle eintreten. Den Personenverkehr wollten sie freilassen, weil sie den Arbeitern, namentlich der großen Industriestädte, nicht die Möglichkeit rauben wollten, auf billige Weise in das Freie zu kommen und in guter Luft Er⸗ holung zu finden. Ganz anders liege die Sache bei dem Güterverkehr. Für den Großhandel sei derselbe heutzutage kein Bedürfniß. Er weise auf England und Amerika hin, wo Handel und Industrie umfangreicher als in Deutschland seien Und doch die Sonntagsruhe streng durchgeführt sei. Die Re⸗ gelung der Frage des Gesammtverkehrs dem Arbeits⸗Minister zu überlassen, gehe nicht an. Es würde dadurch eine Ungleich⸗ heit der Bestimmungen in den einzelnen Theilen des Reichs herbeigeführt werden.
Abg. Hitze: Der Antrag Singer erreichte den Zweck, den Güterverkehr am Sonntag zu verbieten, nicht; denn die Ge— werbe, denen die Sonntagsarbeit verboten sei, seien in §. 1056 ausdrücklich aufgeführt; andererseits gehe der Antrag über den Rahmen des Gesetzes hinaus. Solche materielle Aenderung hätte in der Kommission vorgebracht werden müssen; darüber hier in zweiter Berathung zu entscheiden, sei nicht möglich.
Der §. 105b wird hierauf angenommen, ebenso nach Ablehnung des Antrags Singer der 5. 105 mit dem Amende— ment Kalle.
8. 1054 giebt dem Bundesrath die Befugniß, Ausnahmen zu gestatten fr Betriebe, die eine Unterbrechung der Arbeit nicht gestatten, die auf bestimmte Jahreszeiten beschränkt sind oder in gewissen Jahreszeiten durch unabwendbare Verhältnisse zu einer außergewöhnlich verstarkten Thätigkeit genöthigt sind. Aber auch hier muß den Arbeitern der zweite Sonntag frei bleiben. Die vom Bundesrath erlassenen Bestimmungen müssen dem Reichstag in seiner nächsten Session vorgelegt werden.
Abg. Kalle weist darauf hin, daß bei Feststellung des Grundsatzes, daß jeder zweite Sonntag unter allen Umständen“ den Arbeitern frei bleiben müsse, manche Betriebe auf das Schwerste geschädigt würden. Er beantrage die thunlichste Freilassung jedes zweiten Sonntags für diese Fälle festzusetzen. Die Arbeiter im Molkereibetrieb, die Konditoren, die Friseure, Barbiere, Photographen müßten einen Theil des Sonntags arbeiten dürfen.
Abg. Grillenberger erklärt, daß, wenn diese Aenderung des Abg. Kalle angenommen würde, die Sozialdemokraten nicht nur gegen diesen Paragraphen, sondern gegen das ganze Gesetz stimmen würden.
Abg. Hitze ist seinerseits außer Stande, einem Antrage von so weittragender Bedeutung, der in zweiter Lesung neu eingebracht werde, seine Zustimmung zu geben.
Abg. Schmidt (Elberfeld) ist ebenfalls mit der Einschaltung des Abg. Kalle nicht einverstanden.
Der 5§. 1054. wird mit dem Amendement Kalle ange— nommen.
Die §§. 16e und 105f, wonach gleiche Ausnahmen Seitens der höheren Verwaltungsbehörde erlassen werden können für Betriebe, die der Befriedigung täglicher Bedürf— nisse dienen oder von Wind und unregelmäßiger Wasserkraft abhängig sind — und Seitens der Ortspolizei bei eintretender Gefahr und zur Verhütung unverhältnißmäßigen Schadens, werden ohne Diskussion angenommen.
Nach Artikel 11 werden die Strafvorschriften des 5. 146 auf diese neuen Paragraphen ausgedehnt; nach Artikel III finden die 88. 106—133 auf Gehülfen und Lehrlinge in Apotheken und im Handelsgewerbe nur Anwendung, soweit sie sich ausdrücklich darauf beziehen; nach Artikel IV endlich soll der Zeitpunkt des Inkrafttretens des Gesetzes durch Kaiser⸗ liche Verordnung bestimmt werden.
Diesen Artikeln stimmt das Haus ohne Debatte zu.
Schließlich beantragt die Kommission folgende Resolution:
„Im Hinblick darauf, daß die auf dem Gebict der Kultus⸗ gesetzgebung liegenden Vorschriften, soweit dieselben die äußere Heilighaltung der Sonn- und Festtage betreffen, durch die in diesem Gesetzentwurf vorgesehenen Bestimmungen nicht außer Kraft gesetzt werden, daß aber in zahlreichen Fällen Zweifel darüber ent— stehen können, in welchem Umfange die bestebenden Vorschriften über die Sonntagsarbeit aufgehoben werden, sowie im Hinblick darauf, daß jene Vorschriften nicht nur in den einzelnen Theilen des Reichs erheblich von einandar abweichen, sondern auch mit den Bestimmungen des Gesetzentwurfs theilweise in Widerspruch stehen, den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, bei den verbündeten Regie—⸗ rungen eine Revision der in ihren Gebieten geltenden Vorschriften über die Sonntagsarbeit in Anregung zu bringen.“
Eine Debatte über die Resolution findet nicht statt; die Abstimmung wird erst in dritter Lesung erfolgen; ebenso wird bezüglich der zu diesem Gegenstand eingegangenen Petitionen verfahren werden.
Es folgt die zweite Berathung des von den Abgg. Ampach und Genossen beantragten Gesetzentwurfs, betreffend Abände— rungen des Zolltarifgesetzes. (Aufhebung des Identitätsnachweises.)
Die Kommission hat mit 15 gegen 11 Stimmen eine Fassung des Antrags beschlossen, wonach bei der Ausfuhr von Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Buchweizen, Hülsenfrüchten, Raps und Rübsaat in Mengen von mindestens 500 kg auf Antrag der Betheiligten übertragbare Einfuhrvollmachten er— theilt werden sollen, welche innerhalb neun Monaten zur zoll— freien Einfuhr einer gleichen Menge derselben Waare ermäch— tigen sollen. Dieselben Vollmachten sollen den Inhabern von Getreidemühlen, Preßhefe⸗, Malz⸗ und Cakesfabriken, sowie von Oelmühlen bei der Ausfuhr ihrer Fabrikate ertheilt werden; das Ausbeuteverhältniß hat in diesen Fällen der Bundesrath festzusetzen. Das Gesetz soll nach dem Beschluß der Kommission am 1. Oktober d. J. in Kraft treten.
Dagegen beantragt Abg. von Wedell-Malchow, bei der Ausfuhr der oben genannten Getreidearten auf Antrag der Betheiligten 90 Proz. des für die Einfuhr gleichartiger Waaren zu zahlenden Zolls baar zu vergütigen, während bei der Ein— fuhr der vorgenannten Waaren der tarifmäßige Zoll baar zu entrichten sein soll.
Abg. von Kardorff beantragt in Uebereinstimmung mit von Mirbach für den Fall der Ablehnung der Kommissions⸗ beschlüsse: die durch das Zolltarifgesetz vom 24. Mai 1885 den
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