1888 / 69 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 12 Mar 1888 18:00:01 GMT) scan diff

Kaisers passirte heute Abend 7 Uhr den hiesigen Bahnhof. Die Behörden brachten dem Kaiserlichen Paare ihre ehrfurchts⸗ volle Begrüßung dar.

Verong, 10. März, Abends. Se. Majestät der Kaiser Friedrich traf mit Allerhöchstseiner Familie um 8 Uhr 5 Mi⸗ nuten hier ein. Zur Begrüßung 0 sich der Präfekt, der Bürgermeister, der General Pianelli und andere Notabilitäten auf dem Bahnhofe eingefunden. Nachdem der Thee im Salonwagen eingenommen worden, setzte sich der Zug wieder in Bewegung.

Innsbruck, 11. März, früh. Der Extrazug des Deutschen Kaisers ist heute früh 5 Uhr hier eingetroffen und hat nach erfolgtem Maschinenwechsel die Fahrt fortgesetzt.

München, 11. März. Der Kaiserliche Extrazug kam 8 Uhr 30 Minuten Morgenz hier an.

Hof i. B., 11. März. Der Extrazug mit Ihren Maiestäten dem Kaiser und der Kaiserin sowie dem Kaiserlichen Gefolge traf heute Nachmittag um 2 Uhr 50 Minuten hier ein. Auf dem Perron waren Tausende von Menschen anwesend. Die Majestäten dinirten im Salonwagen. Als enthusiastische Hoch⸗ rufe erschollen, trat Se. Majestät der Kaiser an das Fenster und erwiderte die Ovationen durch huldvolle Grüße. Die Weiterfahrt erfolgte um 3 Uhr 15 Minuten.

Leipzig, 11. März, Abends 8 Uhr 25 Minuten. So⸗ eben hat Se. Majestät der Kaiser Friedrich Leipzig wieder verlassen. Eine große Menschenmenge umlagert den Berliner Bahnhof. Ein offizieller Empfang Seitens hiesiger Behörden fand nicht statt, dagegen empfing der Reichskanzler Furst Bismarck mit dem gesammten preußischen Staats⸗

inisterium den heimkehrenden Kaiser. Die preußischen Staats-⸗Minister waren um 55e Uhr von Berlin ein— getroffen. Um 6 Uhr 38 Min. langte der Kaiserliche ug an. ar Bismarck stieg zuerst in den Salonwagen Ihrer

ajestäten. ric en dn Eindruck machte es, als Se. Majestät der Kaiser dem Fürsten schnell entgegen⸗ schritt und ihn wiederholt umarmte und küßte. Der Kaiser stand in voller Gestalt aufrecht, was man durch die aufgezogenen Jalousien beobachten konnte. Ihre Majestät die Kaiserin stand während der Unterredun mit dem Fürsten Bismarck neben Ihrem Hohen Gemahl un begrüßte den Reichskanzler ebenfalls auf das Herzichste. Auch den Vize⸗Präsidenten des preußischen Staats⸗-Ministeriums, von Puttkamer, und die übrigen Staats-Minister sowie den Staatssekretär Grafen Bismarck begrüßte der Kaiser in der huld⸗ vollsten Weise. Den größten Jubel erregte es, als Se. Majestät einige Male an das Fenster trat und Sich dem Publikum mit freund⸗ lichen Grüßen zeigte. Kurz vor der Abfahrt des Zuges trat Se. Majestät noch einmal an das Fenster und wurde wieder mit enthufigstischen Jubelrufen begrüßt. Gegen 7 Uhr setzte sich der Kaiserliche Ertrazug unter stürmischen Hochrufen der zahlreich am Bahnhof versammelten Menge in Bewegung. Der Reichskanzler Fürst von Bismarck verblieb im Salonwagen ö. ö, und begleitete Allerhöchstdenselben bis nach Char⸗ ottenburg.

Brescia, 10. März, Abends. Der Hofzug des 3

In der ersten Morgenstunde des heutigen Tages fand die feierliche Ueberführung der sterblichen Hülle weil and Sr. Majestät des Kaisers und Königs von dem Königlichen ö. nach dem Dome statt.

Nachdem Sich Ihre Majestät die Kaiserin Augusta mit den Prinzessinnen des Königlichen Hauses von dem theuren Todten verabschiedet at. wurde der Sarg geschlossen und die Diener, die dem erhabenen Herrn am nächsten gestanden, trugen den Sarg bis zur Rampe des Palais.

Hier übernahmen 32 Unteroffiziere den Sarg und trugen ihn nach dem Gotteshause; das Haupt war dem Dome zu— gewendet. Von der Rampe des Palais an bildeten Soldaten aus allen in Berlin stehenden Regimentern mit hell lohenden Fackeln Spalier bis zum Dome. Eine Compagnie der

ardes du Corps eröffnete den Zug; es folgte die Leib⸗ Compagnie des 1. Garde⸗Regiments z. F. mit der Fahne und der Regiments⸗Musik. Dem Sarge voran schritten die Hofdienerschaft und die Beamten des Königlichen Hauses. Eine schlichte schwarze Decke verhüllte den Sarg, der die irdische Hülle des ,, Kaisers barg. Dem Sarge folgten Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz, Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Heinrich, Leopold, Georg, Alexander und der Kronprinz von Schweden sowie Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen⸗Meiningen. Den Erlauchten Herren reihten sich die General- und Flügel⸗Adjutanten und die Hof⸗ chargen an. Ein zweiter Zug der Gardes du Corps bildete den Beschluß. ; .

Dieselben Menschenmassen, die so oft dem lebenden Kaiser zugejauchzt, füllten auch heute den weiten Platz; aber Trauer und Schmerz hewegte die Gemüther. Ein starker Schneefall hatte sich eingestellt; mit einem weißen Leichentuche überzog die Natur den Weg, den der düstere Zug zurücklegte.

Am Portal des Domes erwartete die gesammte Dom— Geistlichkeit, mit dem Ober⸗Hofprediger D. Kögel an der Spitze, den todten Kaiser. Nachdem der Sarg if den Katafalk niedergesetzt worden war, sprach D. Kögel ein kurzes inbrün⸗ stiges Gebet. Se, Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kron— prinz und Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich knieten am Sarge nieder, beteten und legten einen Lorbeerkranz auf denselben. .

Das Podium, auf dem der Katafalk mit dem Sarge des Kaisers steht, ist vor dem Altar aufgerichtet; von dem schwarzen Tuche hebt sich die mit Hermelin und Goldborte eingefaßte Sammetdecke ab. Auf beiden Seiten des Kata⸗ alks stehen je fünf umflorte Tabourets für die Kron und

rdens-Insignien und je drei große Kandelaber. Ein um⸗ lorter Teppich liegt vor dem Podium; hier werden sich auf ünfzig Sesseln die Allerhöchsten nnd Höchsten Herrschaften

ei der Trauerfeier niederlassen. Das ganze Schiff der Kirche, 23 Pfeiler, Wände, Kanzel und nde Hi . verhängt.

Heute Mittag 1 Uhr öffneten sich die Pforten des Gotteshauses für das Publikum, welches seinem verewigten

nd schwarz

Kaiser die letzte Huldigung darbringen will. Langsam zogen in ernster Stimmung ungezählte Tausende, Männer und Frauen und mit ihnen die Jugend an der irdischen Hulle des verklärten Monarchen vorüber, und vom tiefften Kummer beseelt mochte sich Mancher mit Goethe's Wort trösten: Denn Er war unser, mag dies stolze Wort den lauten Schmerz gewaltsam übertönen.“

Nach der in der verflossenen Nacht stattge abten Ueber⸗ führung der Leiche Sr. Hochseligen Majestät 5 dem Dom

sind für die Be g und Parade⸗Ausstellung fol⸗ gende Allerhöchste Bestimmungen getroffen worden;

So . die Kaiserliche 3 im Dom steht, werden ein Flügel⸗Adjutant Sr. geg enge, Majestät (event. ein General 2 la suite) und . der Garnisonen Berlin, Potsdam und Spandau, welche sich von zwei zu zwei Stunden ablösen, zur Bewachung kommandirt.

Neben dem Sarge steht auf jeder Seite ein Doppelposten und zwar einer der Schloßgarde Compagnie und einer von Unteroffizieren der , Garnison.

ö Vor jedem Portal Doms steht außerdem ein Doppel⸗ posten.

Während der Parade⸗Ausstellungen steht vor jedem Aus- gange des Doms eine halbe Compagnie Infanterie im Parade⸗ anzuge.

Dem Posten an dem Kaiserlichen Sarge treten für die Ausstellung noch 4 Gardes du Corps in Galawachtuniform hinzu und stehen die Posten dann nicht neben dem Sarge, sondern am Fuß der Estrade. 6 Lieutenants sorgen dafur, daß keine Stockungen bei dem Vorbeigehen an dem Sarge stattfinden.

Für die Besetzung der Tabourets bei, der Parade⸗ Ausstellung werden jedesmal 10 Obersten resp. Regiments⸗ Commandeure kommandirt.

Am Kopfende des Sarges steht ein General⸗Adjutant zwischen zwei Flügel⸗Adjutanten.

Am Sonnabend, den 10. d. M, fand auf den Kasernen⸗

höfen bezw. im Zeughause ꝛc. die Vereidigung der hiesigen Truppen rc. statt. Zur Theilnahme an den Trauerfeierlichkeiten sind u. A. bis jetzt hier eingetroffen: der General der Kavallerie und General⸗Adjutant Graf von Bismarck— Bohlen, der General⸗Lieutenant, General à la suite und Commandeur der 33. Dixpision, von Derenthall, der General-Lieutenant von Seeckt, Commandeur der 10. Division, der General⸗-Lieutenant von Strempel, Commandeur der 2. Division, der General⸗Lieutenant Graf von Kanitz, von der Armee, und der General⸗Lieutenant von Bredow, à la suite des Altmärkischen Ulanen⸗Regi⸗ ments Nr. 16.

Ueber die Trauer der Armee um des verewigten Kaisers und Königs Wilhelm 1J. Majestät haben Se. Majestät der Kgiser und König mittelst Allerhöchster Entschließung d. d. San Remo, den 10. März, Nachstehendes zu bestimmen geruht:

Die Trauer hat auf die Dauer von sechs Wochen vom Tage des Eintreffens des Befehls in folgender Weise in der Armee stattzufinden: In den ersten vier Wochen tragen die Generale zur gestickten Uniform das Achselband, das Generalsabzeichen, den Adler und die Kokarde am Helm, die Schärpe, die Epauletten, Passanten (Achselstücke) zur kleinen Uniform und das Portepee mit Flor überzogen, somie einen Flor am linken Oberarm; alle Offiziere den Adler (Stern ꝛc.) und die Kokarde am Helm, die Epauletten, Passanten (Achselstücke), die Schärpe, das Portepee und Cartouche⸗Bandglier mit Flor überzogen sowie einen Flor am linken Oberarm. Die General⸗Adjutanten, Generale & la zuick und Flügel⸗Adjutanten tragen die Achselbänder, die Husaren⸗ und Ui n n die Fangschnüre und das National⸗Abzeichen, die Offiziere der Jager und Schützen das National⸗Abzeichen gleichfalls mit Flor überzogen. In den letzten zwei Wochen wird von sämmtlichen Offizieren nur der Flor um den linken Oberarm getragen. An den Fahnen ꝛc. werden während der sechs Wochen zwei lang—

erabhängende Flore getragen, welche unter der Spitze zu befestigen sind. Während der ersten acht Tage der Trauerzeit ist bei den Truppen kein Spiel zu rühren.

Diese Allerhöchste Bestimmung findet auf Sanitäts⸗Offiziere und Militärbeamte sinngemäße Anwendung.

In sämmtlichen christlichen Kirchen der Monarchie ist von den Kanzeln die nachstehende Bekanntmachung des Ablebens Sr, Hochseligen Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm am Sonntag, den 11. März, ver⸗ lesen worden bezw. wird am Sonntag, den 18. März, ver⸗ lesen werden: .

Eine schwere Heimsuchung hat unser Volk und Land betroffen. Es hat Gott. dem Herrn über Leben und Tod nach Seinem uner— forschlichen Rathschluß gefallen,

unseren heißgeliebten Kaiser, König und Herrn,

. SHerrn Wilhelm,

aus dieser Zeitlichkeit abzurufen Unter dem Druck der Sorge um den geliebten Sohn, unter der Trauer um einen plötzlich dahin ge— rafften Enkel bat ein schweres Leiden nach nur kurzer Krankheit die Kraft des Hochbetagten gebrochen. So ist diesem wunderbar gesegneten Leben sein Zicl, gesetzt worden. Der Entschlafene, dessen dürfen wir gewiß sein. ist eingegangen in das himm⸗ lische Reich der Herrlichkeit. Wir aber trauern um den Heimgang eines von Gott begnadigten Herrschers, welcher nicht blos in seinem Volk, sondern weit darüber hinaus innige Liebe und rückhaltsloses Vertrauen genoß und dessen gesegnetes Walten gerade in dieser be⸗ wegten Zeit nach Menschengedanken noch so nothwendig schien.

Tiesfgebeugt trauert die Kaiserin und Königin um den Gemabl. Schmerzbewegt vermißt das Königliche Haus sein theures Haupt. Das preußische Volk klagt um den Verlust eines Königs, welcher im vollsten Sinn des Wortes der Vater des Vaterlandes war. Ganz Deutschland ist von tiefer Betrübniß und Schmerz erfüllt über das Hinscheiden eines Kaisers, dessen Pflichttreue ein Vorbild bleiben wird für alle Zeiten.

In einem Alter, in welchem Andere schon sich Ruhe gönnen, zur Regierung gelangt, ist er ein auserwähltes Rüstzeug Gottes gewesen, um Grohes zu vollbringen. Das Deutsche Reich ist unter ihm ge⸗ gründet, dem deutschen Volk ist durch ihn eine neue Zukunft aufgethan. Siegreich in gewaltigen Kriegen hat er der Welt gezeigt, daß er nichts lieber begehrte als der starke Hort des Friedens zu sein. Mit un⸗ vergänglichem Ruhm geschmuückt hat er dennoch alles Verdienst von sich abgelehnt und der Barmherzigkeit Gottes zugewiesen. Unermüdlich thätig bis zur letzten Stunde für das Wohl des gegenwärtigen Ge⸗ schlechts, hat er auch die Gefahren der Zukunft fest und klar ins Auge 4 und ihnen vorzubeugen sich bemüht. Bei alledem blieb er ein anspruchsloser, schlichter, demüthiger Christ. An ihm ist Beides wahr geworden: Den Aufrichtigen läßt Gott es gelingen“ und Den Demüthigen giebt Gott Gnade Y.

Die Gnade Gottes hat es ibm auch gegeben, zu ernten, was er gi Schon bei Lebzeiten bat er noch erfahren dürfen, daß er eine iebe und Verehrung ohne Gleichen in seinem Volk gefunden und wie es ihm ein ernstliches Anliegen war, daß dem Volk die Religion er halten werde, wie er seinen und unferen Erlöser und Herrn im Leben stets bekannt hat, so hat auch in dem letzten Kampf der Herr sich zu ihm bekannt, Sanft und still ist er am 9. März 1888, Vormittags 38 Uhr 28 Minuten im Herrn entschlafen, im fast vollendeten 91. Jahre seines Alters, im 28. seiner Regierung. Nun lasset uns zeigen, daß das Gedächtniß des Gerechten auch bei uns in Segen bleibt! Lasset uns auch bei allem tiefem Schmerz

Gott dem Herrn danken für Alles, was Er durch ihn an unseren Volke gethan hat! Lasset uns endlich auch Gebet und Fürbitte thun für den geliebten Sohn eines geliebten Vaters, unseren nunmehrigen Kaiser, König und Herrn, Herrn Friedrich den Dritten,

welchem das verwaiste Sceyter zu einer Zeit in die Hand gelegt wird wo er von schwerer Krankbeit noch immer heimgesucht ist. Getz lasse Sein Antlitz über ihm leuchten, daß er genese! Unsere Herzen schlagen warm ihm entgegen und das ganze Volk fleht für ihn, deʒ er un gesetzt sei zu bleibendem Segen! Ihm wie Allen, die um den beimgegangenen Herrscher trauern, wolle Gott der Herr nahe sein mit dem Trost Seiner Gnade, auf daß an ihnen die Verheißung fin erfülle: ‚Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröst⸗ werden. Amen!

Auch heute liegen in Depeschen, Correspondenzen und Zeitungsberichien unzählige Kundgebungen allgemeiner tiefer Theilnahme aus Anlaß des Hinscheidens Sr Majestät des Kaisers Wil helm sowie Mittheilungen über die Betheiligung fürstlicher Personen an den Beisetzunge— Feierlichkeiten aus dem In⸗ und Auslande vor:

Berlin, 11. März. In Folge des Ablebens Sr. Majestẽ des Kaisers und Königs Wilhelm sind dem Qber⸗Bürger meister Dr. von Forckenbeck die nachfolgenden Telegramm.

zugegangen: Rom, 9. März 1888.

La ville de RBome dans ce jour de douleur mèéle ses larme à eelles de la ville de Berlin et de Allemagne entiere devant le cereueil de IEmpereur glorieux et bien aimẽè.

Marquis Guiceioli, . f. f de syndie de Rome.

Rom, 9. März 1888. Die Stadt Rom theilt an diesem Tag⸗ des Schmerzes ihre Thränen mit denen der Stadt Berlin und gan Deutschlands vor dem Sarge des ruhmreichen und vielgeliebten Kaifserz

Marquis Guiccioli in Vertretung des Bürgermeisters von Rom.

La eittè di Bologna associandosi al lutto che ha colpitg intera Germania esprime a cotesta illustre metropoli i senti. menti del più profondo cordoglio per la morte del suo amato glorioso imperatore.

Dallolio.

ö assessore delegato. Bologna, 9. März 1888. Die Stadt Bologna nimmt an de Trauer Theil, welche ganz Deutschland betroffen hat, und drückt der Stadt Berlin ihr tiesstes Beileid an dem Tode des geliebten um ruhmreichen Kaisers aus. Dallolio, Adjunkt.

Kiel, 11. März. Die Marinetheile und die Besatzungen der im Inlande befindlichen Kriegsschiffe wurden heute ver eidigt. Die Schiffe „Hansa“, „Bayern“ und „Blücher“ gaben den Trauersalut, je 65 einzelne Schüsse in kurzen Intervallen von R bis 12 Uhr. Dann wurde Salut mit je 33 Schüssen für Se. Majestät den Kaiser Friedrich gegeben.

Köln, 11. März, Vormittags. Der Erzbischof hat an geordnet, daß vierzehn Tage lang Mittags ein Trauergeläute in sämmtlichen katholischen Kirchen der Erzdiözese stattfinden sol. Am Passionssonntage wird in allen katholischen Kirchen eine Gedächtnißrede auf den dahingeschiedenen Kaiser beim Hocham gehalten werden.

München, 109. März. Die „Neuesten Nachrichten. theilen den Wortlaut des Telegramms mit, in welchem Se Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz Wilhelm den Prinz-⸗Regenten den Tod des Kaisers Wilhelm anzeigte. Die Antwort des Prinz-Regenten lautete; „Tief erschüttert durd die gütigst mitgetheilte Trauerbotschaft, beklage ich herzlich den Verlust des von mir so aufrichtig und treu verehrten Kaisers.“ Gestern Nachmittag ist dem Prinz⸗Regenten folgendes Telegramm aus San Remo zugegangen: Im Augenblick der tiefften Schmerzen um den Verlust, den Ich erlitten habe, baue Ich auf Deine Freundschaft Angesichts der schweren Sorgen, die nun auf Mich übergehen. Friedrich.! Dua Prinz⸗Regent antwortete darauf telegraphisch? Tief ergriffen durch Dein so rührendes Telegramm, drängt es Mich, Dir und der Kgiserin die innigste Theilnahme an dem unersetzlichen Verlust auszusprechen und Dich um die Fortdauer treuer Freundschaft zu bitten.“

Die beiden städtischen Kollegien hielten heute Var mittag eine feierliche Trauersitzung ab. Der Erste Bürger meister Dr. von Wiedenmayr feierte in einer tiefbewegten Ansprache die geschichtliche Größe des Kaisers Wilhelm Sodann begab sich eine Deputation der beiden Kollegien z dem preußischen Gesandten und sprach demselben das Beileid der Stadt aus. An Se. Majestät den Kaiser Friedrich um an Ihre Majestät die Kaiserin Augusta wurden Beileid adressen beschlossen.

München, 11. März. Durch einen Armeebefehl de PrinzRegenten wird anläßlich des Ablebens Sr. Majestä— des Kaisers Wilhelm, „des ruhmgekrönten Bundesfeldhermm unter Dessen glorreicher Führung die bayerische Armee mi den übrigen deutschen Truppen in einer ewig denkwürdign Zeit glänzende Siege errungen hat,“ eine Armeetrauer au 4 Wochen angeordnet. !

Dres den, 10. März. Der König hat angeordnet, de das Regiment, welches bis jetzt den Namen des Kaiser Wilhelm führt, diesen Namen für alle Zeiten unter der Be zeichnung ‚2. Grenadier-Regiment Nr. I0l Kaiser Wi heln König von Preußen“ beibehalten soll. Die sächsische Arme legt auf 4 Wochen Trauer an. .

Dresden, 11. März. Zu den Beisetzungsfeierlichkeite werden der König sowie die Prinzen Georg und August si

nach Berlin begeben. 2 Stuttgart, 12. März. Der Minister-Präsiden von Mittnacht ist nach Berlin gereist. Für die Armee 6 eine vierwöchige Trauer befohlen. Zu Den Beisetzungsfeien lichkeiten begeben sich Prinz Wilhelm, General Prinz Ha mann von Sachsen⸗Weimar, General von Alvensleben somnm eine Deputation des Regiments Nr. 120, dessen Chef der ver ewigte Kaiser war, nach Berlin. Karlsruhe, 10. März. Die Zweite Kammer hat 6 Beileide⸗Adresse an den Großherzog angenommen und sin 2 vertagt. 36 Seimar, 10. März. In der heutigen Sitzung Landtages verlas der Präsident ein Sale sen des Siaah WMinisteriums, in welchem der Tod Sr. Majestät des Kaiseh Wilheim angezeigt wird. Der Präsident stellte den Antmun daß das Land seinen tiefen schmerzlichen Gefühlen hieribe dem Großherzog gegenüber Ausdruck geben möge. Der Landiaß stimmte zu und veriagte sich hierauf. Schwerin, 11. März. Seit den Tagen Carl's * Großen und Friedrich Barbarossa's ist kein deutscher dern. mit solcher Machtfülle und Herrlichkeit ausgestattet *. wie der vorgestern aus dem Leben geschiedene erste h. Kaiser aus dem edlen Geschlechte der Hohenzollern, um Def

Ableben in den Großherzogthümern Mecklenburg so tief und allgemein getrauert wird wie in nur irgend einem anderen der deutschen Bundes staaten. Ist doch das preußische Königshaus mit den mecklenburgischen Fürsten durch enge Verwandtschaft und ail rie Freundschaft auf das Festeste vereinigt. Kaiser Wilhelm war der erlauchte Sohn einer mecklenburgischen Prinzessin, und Sr. Majestãt einzige Ihn überlebende Schwester, die Frau Großherzogin Alexandrine, Königliche Hoheit, residirt seit 60 Jahren in der mecklenburgischen Hauptstadt. Auch sind die Großherzöge, welche seit 13515 in den beiden Mecklenburg regiert haben, persönlich und politisch mit dem mächtigen preußischen Herrscherhause stets treu verbunden gewesen, mit keinem der Glieder desselben mehr als mit des nunmehr verewigten Kaisers Majestät. In der Fürstlichen Familie wie im ganzen ein— heimischen Volke blickte man in Ehrfurcht und Verehrung zu dem erhabenen Schirmherrn des Deutschen Reichs und dem Begründer der langersehnten Einigkeit der deutschen Stämme empor, wie au der glorreiche Monarch immer ein n für das Land der wendischen Krone hatte.

ahre und aufrichtige Trauer um den großen Todten, den Liebling und das Vorbild der deutschen Nation, in welchem nach des Reichskanzlers gewichtigem Wort die Tapferkeit, das nationale Ehrgefühl und die treue und arbeitsame Pflichterfüllung verkörpert waren, zeigt sich in allen Städten unseres Landes, vor Allem in der Residenz. Ein allgemeines Trauer⸗ geläute in den Kirchen ertönt in der Mittags— stunde. Das Schauspielhaus ist bis auf Weiteres ge⸗ schlossen und jede Tanzmusik bis nach dem Tage der Beisetzung des Kaisers verstummt. Der Hof hat am Freitag auf 6 Wochen Trauer angelegt. Zu den Beisetzungsfeierlichkeiten, nach Berlin, begiebt sich im Allerhöchsten Auftrage der Major und Flügel- Adjutant Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs, Freiherr von Maltzahn, der alsdann nach Cannes, wo bekanntlich der leidende Landesherr seit Ende November weilt, weiter reisen wird. Se. Hoheit der Herzog Johann Albrecht ist gestern hier aus Potsdam einge— troffen, nachdem Se. Durchlaucht der Prinz Heinrich XVIII. Reuß nebst Gemahlin, Hoheit, schon vorgestern aus Ludwigs—⸗ lust hierher gekommen und nach Kondolenz bei Ihrer König— lichen Hoheit der Frau Großherzogin⸗Mutter dorthin wieder zurückgekehrt waren. In den Straßen der Stadt erblickt man zahlreiche Trauerflaggen und sehr viele in tiefe Trauer Gekleidele. Für Se. Majestät den Kaiser Friedrich, den Erben des Vermächtnisses Seines unvergeßlichen Vaters, werden die innigsten Glück und Segenswünsche von dem ganzen Volke gen Himmel gesandt.

Neu⸗Strelitz, 9. März. Anläßlich des Ablebens Sr. Majestät des Kaisers ist durch eine landesherrliche Verordnung während einer Woche täglich Mittags von 12 —1 Uhr ein allgemeines Trauergeläute in allen Kirchen des Landes verfügt worden. Bis zu dem Tage nach erfolgter Beisetzung sollen in hiesigen Landen weder Schauspiel noch Tanzmusik statt⸗ finden; alle öffentlichen Lustbarkeiten sind verboten. Alle öffentlichen Behörden haben sich drei Wochen lang schwarzer Siegel zu bedienen.

Neu⸗Strelitz, 12. März. In Folge des Ablebens des Kaisers Wilhelm hat der hiesige Großherzogliche Hof auf sechs Wochen in den üblichen Abstufsungen Trauer angelegt. Zu den Beisetzungsfeierlichkeiten wird der Erbgroßherzog nach Berlin reisen. .

Altenburg, 10. März. Am hiesigen Hofe ist aus Anlaß des Ablebens unseres heißgeliebten Kaisers eine Trauer von 6 Wochen Dauer angeordnet worden. Alle Theatervorstellungen, öffentlichen Lustbarkeiten ꝛc— sind bis nach erfolgter Beisetzung Sr. Majestät des Kaisers eingestellt; es findet in allen Kirchen des Landes ein Trauer— gottesdienst statt und wird während der nächsten 8 Tage zwischen 12 und 1 Uhr Mittags im ganzen Herzogthum mit

den Glocken geläutet. . Der „Anh. StA.“ veröffentlicht

De ssau, 10. März. folgendes Extrablatt:

Bekanntmachung. Auf Höchsten Befehl Sr. Hoheit des Herzogs wird wegen des am 9. 8. Mts. erfolgten betrübenden Ablebens Sr. Majestät des Deutschen Kaisers Wilhelm's J. hiermit eine allgemeine Landestrauer auf acht Tage, von Freitag, den 9 bis Freitag, den 16. d. M., angeordnet. Während derselben sind öffentliche Musikaufführungen und Lustbarkeiten untersagt und ist von allen Herzoglichen Behörden bei ihren dienstlichen Ausfertigungen Papier mit schwarzem Rande zu verwenden und schwarz zu siegeln. Wegen des Trauergeläutes und der kirchlichen Abkündigung wird das Herzogliche Konsistrium das Weitere anordnen. Dessau, den 10. März 1886. Herzoglich Anhaltisches Staats. Ministerium. von Krosigk.

Lübeck, 10. März. Der Senat beschloß heute aus Anlaß des Ablebens des Kaisers Wilhelm eine sechswöchige Trauer. In den Mittagsstunden von 12 bis 1 Uhr findet von allen Kirchen des Staatsgebiets Trauergeläute statt; bis zum Bei⸗ setzungs tage sind alle Lustbarkeiten untersagt. Am Bei⸗ setzungstage wird in allen Kirchen des Staatsgebiets Trauer⸗ gottesdienst abgehalten, die Schulen, die Sitzungen der Behörden fallen aus, die Börse wird geschlossen, an den en. lichen Gebäuden und auf den Schiffen werden Trauerfahnen ausgehängt.

Hamburg, 10. März, Nachmittags, Der heute Nach⸗ mittag A/, Ühr zu einer außererdentlichen Sitzung. fast vollzählig versammelten Bürgerschast machte der Präsident Dr. Moenckeberg in ergreifenden Worten die Mittheilung von dem Ableben Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm und legte fodann einen Beschluß des Vorstandes, folgende Resolution zur Genehmigung vorzuschlagen, vor: „Die Bürgerschaft schließt sich ihrerseits, schmerz⸗ lich bewegt, den in der Bekanntmachung des Senats anläßlich Bes Ablebens Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm ausgesprochenen Gefühlen an und ersucht den Senat, auch die tiese Trauer der Burgerschaft über das Hinscheiden des ge⸗ liebten allverehrten Kaisers Höchsten Orts auszudrücken. Diese Resolution wurde einstimmig angenommen und die Sitzung sodann geschlossen. .

Hamburg, 18. März. Der Senat hat dem preußischen Gesandten von Kufferow durch den Sürgermeister Dr, Petersen, Vorstand der Abtheilung für Reichs und Auswärtige Angelegen⸗ heiten, sein Beileid anläßlich des Todes Sr. Rajestät des Kaisers Wilhelm ausdrücken lassen. Der Erste Bürgermeister, Dr. Versmann, sämmtliche Senatoren, der Präsident, der Burgerschaft, sämmtliche hiesige Vertreter der fremden Mächte, die Staaisbeamten, sowie die angesehensten Bürger Hamburgs machten bei dem Gesandten von Kusserow Condolenzbesuche.

Wien, 10. März. Auf Allerhöchsten Befehl wird für den Kaiser Wilhelm vom 12. 8. st. ab eine vierwöchentliche Hoftrauer, und zwar in den ersten zwei Wochen tiefe, in den letzien Wochen eine mindere Trauer getragen. .

Der Burgermeister Uhl begab sich heute Vormittag

u dem Botschafter Prinzen Reuß, um das innigste Bei⸗ fad der Stadt Wien an dem Hinscheiden des Kaisers Wilhelm auszudrücken. Der Botschafter dankte und be⸗ merkte in seiner Erwiderung, daß der Kaiser Wilhelm große Sympathien für die Stadt Wien gehegt habe und auch Kaiser Friedrich von gleichen Gesinnungen erfüllt sei. Er werde dem Kaiser sofort das Beileid der Stadt Wien mittheilen und könne versichern, daß Sr. Majestät in Seinem großen Schmerz die so allgemeine Theilnahme zu großem Trost ge⸗ reichen werde. ; ö .

Wien, 11. März. Die Erzherzöge Friedrich und Leopold Salvator machten heute bei dem deutschen Botschafter Prinzen Reuß Beileidsbesuche. In den evangelischen Kirchen wurde a Kanzeln dem Kaiser Wilhelm ein warmer Nachruf gewidme . .

Bis zu den späten Nachmittagsstunden fanden sich auch gestern die Mitglieder des Adels, die hohen Würdenträger und Korporationen in der deutschen Botschaft ein, um ihre Theil⸗ nahme über das Hinscheiden des Kaisers Wilhelm auszudrücken. Unter ihnen befanden sich die Minister Graf Byland⸗Rheydt, Marquis de Bacquehem, Graf Welsersheimb, Graf Féjerväry, ferner Ritter von Schmerling, Dr. von Stremayr, der Landmar⸗ schall, Kardinal Ganglbauer, sowie Deputationen des Vereins deutscher Hochschüler „Philadelphia“, des deutschen Gesellig— keits vereins „Germania“, des Vereins „Niederwald“, sowie das Offiziercorps der Arcieren⸗Leibgarde. Die Gemahlin des deutschen Botschafters empfing Nachmittags den Erzbischof von Prag, Grafen Schoenborn.

Graz, 11. März. Die hiesige Gemeinde sendet zur Leichenfeier nach Berlin einen Kranz aus Lorbeer und Edel⸗ weiß. Der Bürgermeister widmete im Gemeinderath dem Kaiser Wilhelm einen tief empfundenen Nachruf, worauf die Sitzung aufgehoben wurde. .

Pest, 10. März. Die heutige Sitzung des Ober— hauses eröffnete Präsident Baron Vay mit einer stehend ge⸗ sprochenen, stehend angehörten Rede, worin er hervorhob; das Hinscheiden des Deutschen Kaisers habe alle gebildeten Nationen Europas bis ins Innerste des Herzens tief erschüttert. Der Name des Verewigten stehe hier in höchster Verehrung. Das Wort, daß der Verewigte Oesterreich- Ungarns Verbündeter gewesen, drücke Alles aus, und es sei unmöglich, daß das hohe Haus an dem allgemein empfundenen warmen Beileid nicht Theil nehme. „Doch der Dahingeschiedene“, so schloß der Prä⸗ sident, „war nicht nur der Verbündete, sondern auch der innigste

Freund unseres Herrn und Königs. Lassen Sie uns den Tribut

des Herzens abtragen! Darum segne ich aus innigstem, tief gerührtem Herzen das Andenken des verblichenen Herrschers und glaube, daß die Mitglieder des hohen Hauses unter dem Eindruck der ergreifenden Gefühle dem Antrage auf Verta—⸗ gung der Berathung zustimmen werden. Der Antrag wurde einstimmig angenommen. .

Im Abgeordnetenhause sagte Präsident Pechy: obgleich er sich nicht auf eine Gepflogenheit berufen könne, glaube er doch, daß es eine Pflichtversäumniß wäre, wenn er es unterließe, dem hingeschiedenen Deutschen Kaiser, dem großen Manne, den Tribut der Verehrung zu zollen. (Das Haus erhebt sich) Ungarn zolle Vorbildern Hi, bürgerlicher und militärischer Tugenden stets Anerkennung. Das ungarische Abgeordnetenhaus aber pflege immer dem Ausdruck zu geben, was die Gefühle des Landes üief ergreife. Denselben entspreche es, wenn er an⸗ läßlich des Ablebens Sr. Majestät des Kaiser Wilhelm, des intimen Freundes unseren Herrn und Königs, des Verbün⸗ deten der österreichisch- ungarischen Monarchie, dem schmerz⸗ erfüllten Beileid des hohen Hauses Ausdruck verleihe. Die Sitzung wurde darauf vertagt.

Pest, 11. März. Dem heutigen Trauergottesdienst in der deutschen evangelischen Kirche wohnten viele Notabilitäten, darunter die Minister, die Staatssekretäre, zahlreiche Mitglieder der beiden Häuser des Parlaments, Graf Julius Andrassy mit einer Anzahl Magnaten und das gesammte Konsular— corps bei.

London, 11. März. Der Kronprinz von Dänemark begleitet den Prinzen von Wales und dessen Sohn nach Berlin, um den König von Dänemark bei der Beisetzung Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm zu vertreten.

London, 12. März. In den Königlichen Kapellen der Westminster⸗Abtei und der Pauls⸗Kathedrale, sowie in fast allen anderen Kirchen der Hauptstadt und der Provinzen, in protestantischen wie in katholischen, wurden in den . Predigten dem verstorbenen Kaiser Wilhelm warme Nachrufe gewidmet.

St. Petersburg, 11. März. Der „Regierungsbote“ veröffentlicht die Ansage einer vierwöchigen Hoftrauer wegen Ablebens des Kaisers Wilhelm. Ein allerhöchster Tages⸗ befehl im Militär-Ressort ordnet Folgendes an: Zum An⸗ denken an den verstorbenen Deutschen Kaiser behält das 5. Kaluga'sche Infanterie⸗Regiment für immer den Namen Kaiser Wilhelm J. Die gesammte russische Armee hat, um den verstorbenen Kaiser vier Wochen Trauerzeichen am linken Aermel zu tragen. Das Kaluga'sche Regiment und das 37. Kriegs⸗ orden⸗Dragoner⸗Regiment, deren Chef der Verewigte war, sollen die Trauer auf 5 Wochen anlegen, und zwar während der ersten drei Tage volle Trauer, resp. soll beim Salutiren die Musik nicht spielen, die Trommel nicht gerührt und die Hörner nicht geblasen werden. Am Tage der Beisetzung hat die gesammte russische Armee volle Trauer anzulegen und die Mufik nicht spielen zu lassen. Ein Tagesbesehl giebt ferner die Ernennung des Kaisers Friedrich III. zum Chef. des St. Petersburger Grenadier⸗Regiments und des Kaluga'schen Regiments bekannt. ; .

Die hiesige deutsche Kolonie beschloß am Sarge des Kaisers Wilhelm einen silbernen Kranz niederzulegen.

St. Petersburg, 12. März. Se. Majestät der Kaiser Alexander wird bei den Beisetzungsfeierlichkeiten in Berlin durch den Großfürsten⸗Thronfolger vertreten sein. Es treffen ferner in Berlin ein die Feldmarschälle Großfürst Nicolaus, Großfürst Michael nebst Suiten, eine Deputation, bestehend aus dem Kaiser⸗ lichen Militärhause; General⸗Adjutant Fürst Seng n, General der Suite Baron . Flügel Adjutant Oberst Fürst Obolensky und Flügel⸗Adjutant Rittmeister Graf

enekendorff. Ferner begeben sich Deputationen von den drei Regimentern, deren Chef der hochselige Kaiser Wilhelm gewesen ist, nach Berlin. V 5

Moskau, 10. März. Die hij g deutsche Kolonie ent⸗ sendet eine Deputation mit einem silbernen Lorbeerkranz für en entschlafenen Heldenkaiser. .

War schau, 10. , Die hiesige deutsche Kolonie wird eine Deputation zur Leichenfeier des Kaisers Wilhelm nach Berlin entsenden. Die Kolonie soll einen bedeutenden

Fonds zu einem Wohlthätigkeitszweck als Andenken an den

hohen Entschlafenen offeriren. Die hiesigen Theater bleiben drei Tage geschlossen. ö Rom, 19. März. Sogleich nach dem Tode des Kaisers Wilhelin theilte der neue Kaiser dem Papst das Hinscheiden desselben telegraphisch mit. Der Papst fertigte alsbald Bei⸗ leidstelegramme an den Kaiser, die Kaiserin Augusta und den Kronprinzen Wilhelm ab. Der Kardinal Staatssekretär stattete nach dem Empfange der amtlichen Notifikation von dem Tode des Kaisers dem Gesandten von Schloezer einen Beileidsbesuch ab. ö

Der Bürgermeister von Mailand hat im Namen der Stadt den Minister⸗Präsidenten Crispi ersucht, der Kaiserlichen Familie und der deutschen Nation die Beileids⸗ bezeigungen der Stadt anläßlich des Hinscheidens des Kaisers Vilhelm und ihre besten Wünsche für die Genesung des Kaisers Friedrich zu übermitteln. Die Provinzialvertretungen von Siena, Toscana, Ligurien und Neapel, die Bürgermeister von Avellino und Spezia wendeten sich in gleicher Weise an den Minister⸗Präsidenten. Die Munizipalität von Messina hat die Theater schließen lassen. In der Universität Catania ö morgen eine Gedächtnißfeier für den Kaiser Wil helm att.

Rom, 11. März, früh. Das amtliche Blatt veröffentlicht eine Königliche Verordnung, nach welcher eine zwanzigtägige Hoftrauer von morgen ab angelegt wird; auf dem Königlichen Valais und den Staagtsgebäuden werden die Flaggen drei Tage hindurch auf Halbmast gehißt. Der Verein der „Perio⸗ dischen Presse“ drückte dem deutschen Botschafter sein Beileid anläßlich des Hinscheidens des Kaisers und seine Sympathien für den Kaiser Friedrich aus.

Madrid, 10. März, Abends. Der Herzog von Medina Sidonia stattete heute auf der deutschen Botschaft im Auftrage der Königin-Regentin anläßlich des Hinscheidens des Kaisers Wilhelm einen Condolenzbesuch ab. Der Minister, der päpst⸗ liche Nuntius, die Botschafter, zahlreiche Mitglieder des Adels und der deutschen Kolonie schrieben sich in der deutschen Bot— schaft ein.

Brüssel, 10. März. Der König Leopold und der Graf von Flandern werden dem Leichenbegängniß des Kaisers Wil⸗ helm beiwohnen.

Konstantinopel, 10. März. Der Sultan sprach dem Kaiser Friedrich sowie dem Kronprinzen Wilhelm, welcher ihm den Tod des Kaisers mitgetheilt hatte, telegraphisch sein tiefstes Beileid aus.

Stockholm, 10. März. In der Zweiten Kammer sagte der Präsident heute bei der Mittheilung über das Hinscheiden des Kaisers Wilhelm: Das Ableben des Kaisers habe auch bei dem schwedischen Volke, den Stammverwandten der deut⸗ schen Nation, die größte Theilnahme hervorgerufen. Man könne nur wünschen, daß der Kaiser Friedrich, der jetzt die Regierung unter so schwierigen Verhältnissen übernehme, den Frieden und die Ruhe in demselben Maße aufrechterhalten werde, wie sie während der Regierung Kaiser Wilhelm's ge— herrscht haben.

In der Ersten Kammer gab der Präsident der Theil⸗ nahme Schwedens für das deutsche Volk, das jetzt trauernd über den Verlust seines großen Monarchen an der Bahre des Kaisers Wilhelm stehe, Ausdruck. Das schwedische Volk werde stets mit warmer Theilnahme und Ehrfurcht auf die Tugen⸗ den des Kaisers blicken und dieselben als herrliches Beispiel hochhalten. Die Mitglieder der Kammer hörten die Rede stehend an.

Christiania, 11. März. Der Adjutant des Königs, Oberst⸗Lieutenant Nyquist, reist heute nach Berlin ab, um dem Kaiser Friedrich anläßlich des Hinscheidens des Kaisers Wilhelm das Beileid des Königs zu übermitteln.

Kopenhagen, 10. März. Die Rede, welche der Prä—⸗ sident des Landsthings, Liebe, bei Eröffnung der gestrigen Sitzung aus Anlaß des Hinscheidens des Kaisers Wilhelm hielt, hat folgenden Wortlaut: „Die telegraphische Nach⸗ richt, welche heute offiziell der Welt zugegangen itt, daß der betagte Deutsche Kaiser seit heute Morgen nicht mehr unter der Zahl der Lebenden weilt, ist an und für sich allein von solcher Bedeutung, daß es kaum natürlich sein würde, wenn wir an unsere täglichen Geschäfte gehen wollten, ohne derselben zu gedenken. Ueberall, nah und fern wird vielmehr, abgesehen von allen nationalen Verschieden— heiten und peinlichen Erinnerungen, tiefer Ernst die Sinne bei der Nachricht erfüllen, daß ein Leben geendet hat, das in jeder Beziehung so eigenthümlich war schon durch die lange Ausdehnung über die gewöhnlichen Grenzen des Menschendaseins hinaus und so eingreifend in die Welt— verhältnisse. Das Gemüth muß auch stark bewegt werden angesichts der Aufgabe, die jetzt dem hart geprüften Thronfolger gestellt wird, dessen schwere, andauernde Erkran⸗ hung hier im Lande wie überall, wo menschliche Gefühle sich rühren, mit lebhafter Theilnahme verfolgt wird, eine Theil⸗ nahme, die auch nicht aufhören kann, wenn derselbe jetzt die Lasten der Krone tragen soll.“ Bei Schluß der Rede erhoben sich die Mitglieder des Things von ihren Sitzen. -

New⸗-HYork, 10. März. Eine große Anzahl der deutschen Gesellschaften und Klubs hielten gestern Abend Versammlungen ab und ernannten Delegirte zu einer heute Abend stattfindenden Generalversammlung, behufs Abhaltung eines Trauergottes⸗ dienstes für den dahingeschiedenen Kaiser Wilhelm. Karl Schurz wird eine Rede halten. In mehreren Städten sind die Flaggen auf Halbmast gezogen. .

Melbourne, 10. März. Nach den hier vorliegenden Meldungen hat der Tod des Kaisers Wilhelm in allen australischen Kolonien tiefste Theilnahme hervorgerufen. Ueberall sind die Flaggen halbmast gehißt, und in den größeren Städten und Häfen wurden als äußeres Trauerzeichen Kanonen⸗ salven abgegeben.

Dem Reichstage ist der Bericht der XTIII. Kom⸗ mission zur Vorberathung des von dem Abg. Lohren ein⸗ gebrachten Gesetzent wurfs, betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung, zugegangen.

Die Kommission beantragt hiernach:

Der Reichstag wolle .

IN) den fr n, etreffend die Abänderung der Gewerbe⸗ ordnung vom 1. Juli 1883 (Verkauf von Backwaaren) in der aus der Anlage ersichtlichen Fassung zu genebmigen;

2) die vorhin bezeichneten Petitionen durch die gefaßten Be schlüsse für erledigt zu erklären.

Das Herrenhaus trat heute zu seiner 3. Plenar⸗

sitzung zusammen. ie Mitglieder des Hauses und die auf den Tribünen

Anwesenden waren im Trauer⸗Anzuge erschienen.

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