1888 / 76 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 19 Mar 1888 18:00:01 GMT) scan diff

den Völlern, nur geachtet will es in deren Rath dastehen, und diese Achtung will es sich erhalten durch eine weise Politit des Friedens. Uns fann jede Nation ruhig vertrauen, keine bat, wenn sie gleich uns ihres Besitzes froh werden will, von dem Deutschen Reich iwas zu fürchten oder zu besorgen, jede darf vielmehr auf uns zähler, wenn sie in diesem Besitz bedroht wird. . 36

Es ist eine segensreiche Perspektive, welche diese Verkündigung von dem mächtigsten Throne der Welt den Völkern eröffnet. Schon jetzt ist es der deutschen Politik gelungen, einen Bund herzustellen, der bestimmt ist, der Welt den Frieden zu bewahren: die Proklamation Kaiser Friedrich's eröffnet zu diesem Bunde den Beitritt allen Nationen, die seither noch mißtrauisch bei Seite standen; denn dieses Kaiserliche Wort, das seinen festen Rückhalt an dem einmüthigen Willen des deutschen Volkes findet, muß eine Stätte des Vertrauens auch da finden, wo man immer noch, sei es in Unkenntniß der Verhält⸗ nisse, sei es im Uebelwollen, dem Argwohn Raum gegeben hat, als werde auch Deuntschland, gleich anderen Reichen in früherer Zeit, seines Bestandes und seiner nationalen Einheit auf die Dauer nicht anders froh werden können, als durch Mehrung seines Besitzes oder durch Erweiterung seiner Machtsphäre. Schwinden erst diese Nebel, so ist das Friedensband der Völker Curopas kein Phantom mehr, so wird seine Verwirklichung auch den Nationen den Segen der Erleich— terung der schweren Ruͤstungen bringen, unter deren Last sie alle gleichmäßig leiden.

Was aberzden Kaiserlichen Worten die Macht giebt, die allezeit der Wahrheit sich gesellt, ist in erster Reibe die Persönlichkeit. von der sie ausgehen. Kein Usurpator, der durch ein Verbrechen am Recht, durch Blutvergießen zum Thron gelangt ist, prunkt hier heuchlerisch vrahlend mit einem L'empire ciest ja paix, sondern ein von der Verehrung und Liebe getragener Fürst, der Erbe seiner Ahnen, der sich bewußt ist, daß nur auf dem Grunde der untrennbaren Verbin—⸗ dung von Fürst und Volk die Krone allezeit ebenso sicher ruht, wie das Gedeihen des Landes, über welches sie walten soll, entbietet der Welt die frohe Kunde, daß diefe Krone sich höhere Ziele gesteckt hat, als sie Kriege dem Ehrgeiz zu bieten vermögen. „Unbekümmert um den Glanz rubmbringender Großthaten werde Ich zufrieden sein, wenn dereinst von Meiner Re gierung gesagt werden kann, sie sei Meinem Volke wohltbälig, meinem Lande nüßlich und dem Reiche ein Segen gewesen!“ Wenn so ein Herrscher spricht, um dessen Haupt der Glanz der höchsten kriegerischen Erfolge strahlt. der siegreiche Held von Königgrätz, Wörth, Weißen— burg und Sedan, dann darf man in den Worten ein Pfand sehen, in dessen sicherem Besitz die Völker ihrer friedlichen Arbeit froh werden können. Deutsches Wort und deutsche Treue, sie sind noch, was sie stets waren, uad sie werden es bleiben, so lange Kaifer Friedrich seines hohen Amtes waltet.

Die „Natio nal-Zeitung“ äußert über den „Ob— struktionsversuch“:

Der auf freisinniger Seite und zwar von dem „parlamenta⸗ rischen Correspondentenꝰ der „‚Bresl. Ztg.“ ausgedachte Coup, wegen der erforderlichen Abänderung der Einleitungsformel der in der gegenwärtigen Reichstagssession beschlossenen Gesetze die Noth— wendigkeit nochmaliger Durchberathung derselben zu behaupten, findet selbst im freisinnigen Lager nur eine getheilte Aufnahme Daß in Preußen die Sache sich einfach durch Abänderung der Einleitungs⸗ formel noch im Landtage erledigen läßt, haben wir schon hervorgehoben, und es wird nirgends bezweifelt. Was das Reich betrifft, wo die parla⸗ mentarischen Geschäfte beinahe beendet sind, so geht die freisinnige Vossische Zeitung“ nicht weiter, als bis zur Billigung des Vor— schlages einer, kurzer Hand zu bewerkstelligenden allgem einen Ab— änderung durch Beschluß der Faktoren der Gesetzgebung; und die noch weiter links stehende Frankfurter Zeitung“, welche ebenfalls nichts weiter für nothwendig hält, bedeutet den genialen Erfinder des Sb⸗ struktionsgedankens, daß er denselben zu früh verrathen habe: er hätte mit seiner Ansicht erst herauskommen sollen, nachdem der Reichstag geschlossen worden, so daß die behauptete Schwierigkeit für die Publi⸗ kation der den Deutschfreisinnigen so verhaßten Gefetze sich nicht mehr hätte beseitigen laFsen.

Diese Erörterungen eines Theils der deutsch⸗freisinnigen und radikalen Presse enthalten das Eingeständniß, daß ein fachliches Hin⸗ derniß der Publikation der fraglichen Gesetze nicht vorhanden, daß insbesondere die versuchte Hereinziehung der Rechte der Krone, welche nach dem Thronwechsel angeblich eine nochmalige Durchberathung er⸗ fordern solle, unhaltbar ist. In der That kommt es nur auf die Beseitigung eines rein äußerlichen Hindernisses an, und es ist daher begreiflich, daß man diese vielfach noch leichter nimmt, als es unserer⸗ seits geschehen ist. Die Auffassung der Reichsregierung findet sich in der folgenden Note der ‚Nordd. Allg. Ztg.“ wiedergegeben:

„Mehrere Zeitungen beschäftigen sich mit der Erörterung, in welcher Form die vor dem Thronwechsel dem Reichstage vor⸗ gelegten und von diesem beschlossenen Gesetze im Reichs⸗Gesetz⸗ blatt zu verkündigen seien. Es ist schwer verständlich, wie sich an diese äußerliche Frage, welche überdies in der Reichsverfassung klar entschieden ist, ein juristisches Spinngewebe anheften konnte. Der Inhalt der Gesetze wird nach Art. 7 der Reichs vomerfassung durch übereinstimmende Beschlüsse des Bundesraths und des Reichstages festgestellt, während die Ausfertigung und Ver— kündigung der Reichsgesetze nach Artikel 17 ein ausschließliches Attribut des Kaisers ist. Aus der Kontinuität der Kaiserwürde folgt aber mit Nothwendigkeit, daß die Ecmächtigung zur Ausfertigung und Ver— kündigung der von den gesetzgebenden Faktoren des Reichs beschlossenen Gesetze auf den Regierungsnachfolger übergegangen ist und daber die Vollziehung der Geseßesvorlggen, welchen * der Reichstag zu⸗ gestimmt hat, Sr. Majestät dem Kaiser Friedrich zu⸗ steht und dieselben unter dessen Namen zu verkündigen sind, wenngleich bei der Vorlegung die Voraussetzung be⸗

stand, daß die Gesetze von Sr. Majestät dem Hochseligen Kaiser zu volltiehen sein winden und daher die Eingangsworte die Faffung Wir Wilbelm von Gottes Gnaden u. s. w. erhalten hatten. Daß sich mit der Allerhöchsten Namens untersckrift auch diese Ver weisung auf dieselbe ändert, ist so selbstverstãndlich, daß es nicht ber⸗ vorgehoben zu werden brauchte, wenn es nicht in Zweifel gezogen worden wäre. . Wie wir bören, wird diese Ansicht von der Sache auch in liberalen parlamentarischen Kreisen vielfach getheilt; man giebt zu, daß die durch, parlamentarischen Beschluß sestgestellte Cinieitungs— formel, abgesehen von dem Namen des Kaisers, keiner einseitigen Aenderung unterliegen könne, wie wir es ausgeführt haben, aber betreffs des Namens weist man darauf hin, daß diefer durch die That⸗ sachen, durch den Tod Kaiser Wilhelm's und den Regierungsantritt Kaiser Friedrich's bereits geändert ist, und daß diese Thatsachen keiner Konstatirung durch einen parlamentarischen Beschluß bedürfen. Für uns war die Hauptsache, die chikanöse deutsch-freisinnige Behauptung zurückzuweisen, daß die fraglichen Gesetze nochmals alle Stadien der parlamentarischen Behandlung durchzumachen hätten. Desbalb. haben wir auf das Auskunste mittel eines generellen Beschlusses bingewiesen. Hält man im Bundesrath und Reichstag übereinstim: nend auch einen solchen nicht für erforderlich, so können wir uns dabei beruhigen; sollte die Frage im Reichstag noch zur Erörterung gebracht werden, so wird ohne Zweifel von nationalliberaler Seite dafür gesorgt werden, daß au dem an sich unrerfänglichen Vorgang keine bedenklichen Folgerungen für die Zukunft gezogen werden können.

Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 11. Inhalt: Verfügungen: vom 13. März 1888. Gesetz vom 5. März 1888, be⸗ treffend den Erlaß der Wittwen« und Waisengeld beiträge von An— gehörigen der Reichs ⸗Civilverwaltung ꝛc.

Verkehrs ⸗Anstalten.

Von dem Königlichen Eisenbahn-Betriebsamt Berlin (Direktionsbezirk Erfurt) Anhalter Bahnbof erhalten wir folgende Mittheilung: Wenngleich bis jetzt Montag, den 19. März, Vor⸗ mittags 11 Uhr auf den uns unterstellten Linien Berlin alle Leipzig -Röderau und den Anschlußstrecken nach Frankfurt a. M., München, Wien Schneeverwehungen nicht gemeldet find, fo liegt doch die Möglichkeit vor, daß bei Fortdauer des ungünstigen Wetters solche eintreten. Für diefen Fall haben wir die Anordnung getroffen, daß in unserem Auskunftsbureau links neben der Vorfahrt eine Liste über die verschneiten Strecken current gehalten und dem Publikum auf Verlangen vorgelegt werden wird.

Stelp, 19. März. (W. T. B.) Vom Eisęenbahn—⸗ Betriebsamt wird gemeldet: Die Bahnstrecken Schlawe Rügenwalde, ferner Zollbrück Stolpmünde, Neu⸗Stettin Konitz und Neu⸗Stettin-Rummelsburg sind wieder durch Schnceverwe hungen unfahrbar geworden. Münster i W. 18. März. (W. T. B.) In Folge Schnee—⸗ sturm s ist die o stfriesische Küstenbahn zwischen Georgsheil und Maxienhafe wie auch zwischen Dorum und Esenz seit gestern nicht zu pafsiren. Wie lange der Betrieb auf der Strecke Beorgsheil Esens wird ruhen müssen, ist bei dem andauernden Schneesturm noch nicht zu übersehen.

Theater und Musik.

Mit Bezug auf die Nachricht einiger hiesiger Zeitungen: Hr. Direktor Hasemann habe sich mit den Mitgliedern des Wallner Theaters in Betreff der Entschädigung für di⸗ Zeit der Schließung der Bühne geeinigt, ersuchen uns die Mitglieder diefer Bühne, mit zutheilen, daß jene Nachricht unbegründet fei, da Hr. Hasemann von vornherein die Absicht gehabt habe, sämmtliche Gagen und Spiel. hönorare auch während der Schließung des Theaters unverkürzt zu zahlen, was thatsächlich auch geschehen fei.

Die Daten der nachstehend aufgeführten Concerte, welche in Folge der Landestrauer nicht stattfanden, sind nunmehr definitiv festgestellt, und zwar: Dienstag, d. 20. März, 8 Uhr, J. Klavierabend von Dr. Ernst Jedliezka (Sing ⸗Akademie); an demselben Tage 7 Uhr das. Wohlthätigkeitsconcert (zum Besten der Ausschmückung der Heil. Kreuzkirche) in der Neuen Kirche; hier wird an Stelle des durch anderweite Verpflichtungen behinderten Fräuleins Marie Soldat die Violinvirtuosin Frl. Gabriele Wietrowetz die QWiolin- Nummern des Programms übernehmen. Dienstag, 27. März, . Uhrz Concert von Marie Bulatoff und Walter Preftinz (Hotel de Rome); Mittwoch, 78. März 7 Ubr, III. Klavierabend von Frederie Lam ond (Sing Akademie); Donnerstag, 5. April, 7 Uhr, Concert ron Karl und Glisab. Feininger (Sing Akademie); Montag, 9. April. 7 Uhr, Concert von Sally Liebling und Felix Mever (Sing ⸗Akademie); Freitag, 13. April, Liederabend von Hrn. und Frau Georg Henschel. Das Programm des Beethoben- Abends von Dr. H. von Bülow, welcher am nächsten Mittwoch in der Sing-Akabemie stattfindet, bleibt unverändert besteben. Hr. Arthur Fried heim hat sein verlegtes Concert auf Mittwoch, den 21. März, festgesetzt. Die verausgabten Billets behalten für diesen Tag ihre Gültigkeit. Das bereits angetündigt gewefene Sarasate⸗ Concert findet am Freitag, d. 23. März, in der Phil⸗ harmonie statt. Die bereits gelösten Billets behalten ihre Gültigkeit. Die große Matinse zum Besten des Berliner Krippen vereins, welche für Sonntag, 1I1. März, geplant war, findet nunmehr am ersten Osterfeiertag. Mittags 12 Uhr, in der

Thilharmonie statt. Das 3. Montags Concert der Herren Dr. Dans Bischoff und W. Hellmich, welches wegen der Landes trauer abgesagt wurde, wird am Mittwoch, 4. April, unter Mit⸗ wirkung der Fr. Amalie Joachim stattfinden.

Manni faltiges.

Das unter dem Protektorat Ihrer 2 der Kaiserin und Königin ie lo ria stehende Victoriahaus für Krankenpflege hielt rr im Reichstags gebäude unter Vorsitz des Staats -⸗Ministers Delbrück seine Jahresversammlung ab. Dem Bericht zufolge ist die Zahl der ,,. des . im letzten Jahre von 58 auf 84 angestiegen. In gleich erfreulicher Weise hat sich die Thätigkeit des Hauses ausgedehnt. Im allgemeinen städtischen Kranken⸗ hause im Friedrichs hain sind zu den im Vorjahre besetzten 5 Pavillons noch zwei weitere übernommen, und zwar der letzte noch übrige Frauen ⸗Pavillon und ein Männer ⸗Pavislon, in dem sich eine chirurgische Station be= findet. Im Ganzen sind allein in diesem Krankenhaufe 38 Schwestern und 21 Probepflegerinnen thätig. Die von dem Haufe ausgenbte pflege in der Königlichen chirurgischen Klinik hat eine festere Organisation urch Bestellung einer Oberschwester erhalten. In der Universitãts Frauenklinik sind augenblicklich nur 3 Pflegerinnen thätig; eine vierte, welche als Ober⸗Hebamme angestellt war, ift zem Ruf an eine auswärtige. Klinik gefolgt. Im Auf⸗ trage., des Vereins für Kinderheilstätten an den J deutschen Sceküsten hatte daz Haus auch in dem lesten Jabre die Pflege in dem Seehospiz zu Norderney übernommen. Es sind daselbst wahrend des Sommers 14, in der Wintercampagne 7 Schwestern thätig ge= wesen. Neu übernemmen sind das Lazareth des städtifchen Arbeits⸗ hauses zu Rummelsburg, sowie die von der Stadt errichteten Heim⸗ stätten für Genesene in Blankenburg und Heinersdorf. Dem Verein für häusliche Gesundheitspflege sind für die Armen— krankenpflege im, Norden der Stact 6 Schwestern über— wiesen. Für den Kriegsfoll sind dem Central. Comite der deutschen Vereine vom Rothen Kreuz 15 der Schwestern zur Verfügung gestellt.

ür den Wiesbadener Verein vom Rothen Kreuz sind 6, für den Johanniter⸗Orden 3 Schwestern auegelildet werden. Die Einnahmen des Hauscs betrugen im letzten Jahre 50706 „S, die Ausgaben ß 70? M Das Vermögen kelaäuft sich auf 178 167 1; 36 060 M. entfallen davon auf den Pensionsfonds.

Im Ahnensaal des Hoh enzollern-⸗Mußsenms werden von morgen, Dienstag, ab bis auf Weiteres, täglich von 10 bis 3 Uhr, die Sr. Majestät dem Hochseligen Kaifer gewidmeten Blum en— spenden öffentlich zur Ausstellung gelangen, um auch dem größeren Publikum Gelegenheit zu geben, die letzten herrlichen Zeichen inniger Liebe und treuer Dankbarkeit für den in Gott ruhenden Monarchen bewundern zu können.

Der Vorsitzende des del. Haupt ⸗Vorstandes der Deutschen Kunst⸗ genossenschaft, Direktor A. von Werner, veroffentlicht über die „Deutsche Kunst auf der Internationalen Jubiläums. Weltausstellung in Melbourne“ Folgendes: 4

Nachdem die an den Hauptstätten der Deuifchen Kunstgenossen⸗ schaft Berlin, Karlsruhe, Dresden, Düsseldorf, Mürcken und Weimar gesammelten FKunstwerle sich auf dem Wege nach Bremen befinden, um von dort als erste Sendung mit dem am 21. März nach Mel bourne abgehenden Norddeutschen Lloyd Dampfer verschifft zu werden, läßt sich konstatiren, daß neben der deutschen Induftrie auch die deutsche Kunst in hervorragendster und würdigster Weife in Melbourne vertreten sein wird. Es werden insgesammt 306 von den Jurys der betreffenden Kunststätten sorgfältig ausgewäblte Kunftwerke ausgestellt werden, und zwar 252 Oelgemalde, 35 Skulpturen, 35 Photographien, Aquarelle, Zeichnungen ꝛc.

Es befinden sich unter denselben Werke von: Carl Becker, Bennewitz von Loefen, Douzette, Ehrentraut, E. Hildebrand, von Fameke, C. Ludwig, A. von Werner, R. Begas, Calandrelli, G. Herter, C. von Piloty, Piglheim. A. Zimmermann, A. Achenbach; C. Sehn, H. Dahl, Alb. Brendel, H. Baisch, Fr. Kall morgen, We rfn Meckel, G. Schönleber, Th. Grosse, H. Hultzsch, Jul.

oli.

Die gesammte Dekoration der dentschen Kunstabtheilung, u. a. wei prächtige Portale, Sockel, Ruhebäͤnke u. s. w., ist nach den Ent- würfen des Architekten Hoffacker hier angefertigt und geht gleichfalls mit dem ersten Dampfer nach Melbourne ab, um unter der Sber— leitung des Königlichen Regierungs⸗Baumeisters Jaffs und Der Mitwirkung des Malers Schnars. Alquist, welcher als Delegirter der , Kunstgenossenschaft nach Melbourne geht, dort aufgestellt zu werden.

Die Vertretung der geschäftlichen Interessen der deutschen Künstler⸗ schaft auf der Ausstellung hat der Konsul H. L. Sahl vom Hause Robone, Feetz u. Co. in Melbourne übernommen,. Die Deutsche Reichsregierung hat auf Antrag der Deutschen Kunstgenossenschaft derselben bekanntlich im Jahre 1824,65 eine jährliche Subvention pon 20 000 1M zur würdigen Vertretung deutscher Intereffen auf internationalen Ausstellungen bewilligt, und es ist jetzt das erste Mal, daß die deutsche Kunst von diesem Vorzuge Gebrauch machen und Dank demselben in umfaffenderer und' würdigerer Weise als früher in überseeischen Landern den deuntfchen Namen auch nach der idealen Seite hin repräfentiren kann. Nachdem für die Leitung und Ueberwachung der, gefammten deutschen Aus⸗ stellung in Melbourne Seitens der Reichsregierung in der Person des Kaiserlichen Regierungs-Naths Wermuth ein ebenfo eifriger wie umsichtiger Kommissar defignirt worden ist, steht zu hoffen, die Erfolge der Ausstellung für die deutsche Kunst und Induftrie nach allen Seiten hin befriedigende sein und namentlich auch die Deutschen in Australien mit Genugthuung erfüllen werden.

Theater ⸗NAnzeigen.

Deutsches Theater. Dienstag: Faust. (An⸗ fang 65 Uhr.) Mittwoch: Galeotto. Donnerstag: Prinz Friedrich von Homburg. Die nächste Aufführung von Götz von Ber⸗ lichingen findet am Freitag, den 25. Marz, statt.

Dienstag: Julius Bauer.

Wallner -Theater. Dienstag: Zum 3. Male: Seine Hoheit. Lustspiel in 3 Akten von Theodor Herzl.

Mittwoch: Seine Hoheit.

Victoria-Theater. Halbe Preise! Dienstag: Zum 506. Male. Die Reise nin die Welt in S0 Tagen, nebst einem Vorspiel: Die Wette um eine Million. Großes Ausstattungsstück mit Ballet von A. d' Ennerv und Jules Verne.

Mittwoch und folgende Tage: Die Reise um die Welt in 80 Tagen.

Walhalla - Theater. Dienstag: 11. Gesammt⸗ Gastspiel der Münchener Mitglieder des Königl. Theaters am Gärtnerplatz, unter Leitung des Kgl.. Vofschauspielers Hrn. Max Hofpauer. Zum 11. M.: Der Herrgottschuitzer von Ammergan. Volks⸗ stück mit Gesang und Tanz von Pr. X. Ganghofer und H. Neuert.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

16. Male:

Friedrich - Vhilhelmstãdtisches Theater. Zum 52. Male: Volks ⸗Oper in 3

Mittwoch: Zum 53. Male: Die 7 Schwaben.

Sennabend, 24. März: Zum 1. M.: Die Sochzeit des Reservisten. (nach dem Französischen von Duru und Chivot) von F. Zell,. Musik von Julius Stern. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche.

Residenz-⸗Theater. Dienstag: Zum 79. Male: Francillon. Schauspiel in 3 Akten von A. Dumas (Sohn). Deutsch von Paul Lindau. Anfang 74 Uhr.

Mittwoch: Fraucisson. und

Belle Alliance Theater. Dienstag: Ensemble⸗ Hastspiel der Mitglieder des Friedrich ⸗Wilhelm⸗ städtischen Theaters. Die F Operette in 3 Akten nach Meilhac und Hals vy, bearbeitet von C. Haffner und R. Gene. Mittwoch u. folgende Tage: Die Fledermaus.

Ceniral-Theuter. Dienstag: Mit ganz neuen Dekorationen, Kostümen und Requisiten. Die Himmelsleiter. 4 Akten von W. Mannstädt.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Die 7 Schwaben.

Akten von Hugo Wittmann und 758 Künstler

50 Künstler.

(10 Solisten).

Posse mit Gesang in 4 Akten

Circus Renz. Dienstag:

ment. 1.

Die Schulpferde Trepido“

Meers als vorzügliche

Geschwister Hoffmann. Mittwoch: Vorstellung. für die Familie Hager.

ledermaus. Komische

Concert · Jaus. Dienstag: Gesellschafts · Concert des Kapellmeisters Herrn Karl Mender, Streich ⸗Orchester

Mittwoch: Gesellschafts⸗ Concert.

Japan, Die neckischen Frauen des Mikado.

choreographisch⸗ eguestrisches Ausstattungs.⸗Divertiffe= Auftreten des Clown Mr. Renard. ; und „Sophus“, geritten von Frl. Clotilde Hager.

d 5 d t. . . I e. zue Bibbelt, geb Lang (ge in cee.

Emir‘, Mohrenschimmelhengst, Apportirpferd, dress. vorgef. von Hrn. Franz Renz. Auftreten der

Sonnabend; Parade⸗Gala⸗Vorstellung zum Benefiz E. Renz, Direktor.

—— t

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Second ⸗Lieutenant Joachim von Schierstidt (Schwartow). Hrn. Kreisaus schuß · Sekretãr Merk (Münsterberg). Hrn. Inspektor Gottlob Carl (Stuttgart). Hrn. Maurermeister W. Müller (Riel). Hrn. Bruno Trenckmann (Magdeburg). Eine Tochter:; Hrn. Marine Ingenieur J. Fornée er g bavenm. Hrn. Lehrer Gg. Baumann

apbach).

Gestorben: Hr. Rentier Julius Alberti (Berlin). Hr; Kaufmann Wilheim Heinrich (Bersin). Hrn. C. W. Deichmann Sohn Rich. Starke (Ber⸗ lin). Hr. Lieutenant Kolonel a. D. George A. Morgan (Straßburg i. E). Verw. Frau Ritter

oder: Groñes

Auftreten Miß Lillie

reienwalde i. P.). Frl. Johanna Prellwitz Ragnit) Hr. Oberamtmann 4. D. Joh. Adam Kirchgraber (Tübingen). Frau Margarethe Jobst. geb. von Dassel-Wellersen (Hannover). Hr. Postmeister Theodor Herrmann Brakel, Kreis Hörterr. Frau Pastor Schink, geb. Neefe (Gr. Krichen bei Lüben).

Zum Gesangsposse in

Anfang 75 Uhr. ogt (Salz a.

ranck (Berlin = Bonn).

Familien ⸗Nachrichten.

Verlobt; Frl. Meta Kihn mit Hrn. Louis Kirchhoff (Stobbenorth Kl. Budfchtn). rl. Mina 6. mit Hrn. Amtmann Otto

N Ulm). Frl. Louise Tilger mit Hrn. Moritz Vogel (Ulm = lachen). Frl. r n Nelke mit Hrn. Professor Pr. Johannes

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Scholy.

Dru l der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagtz⸗ Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmfiraße Nr. 32.

Fünf Beilagen (einschließlich Börsen · Beilage).

Berlin:

Landwirth

(389)

M 7G.

Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

1888S.

Berlin, Montag, den 19. März

—m ——

Per sonalyveränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere, Charlottenburg, 13. März. v. Winker— feld, Gen, Major, bisher Chef des Stabes der 4. Armee-Insp, in dem Verhältniß als General à la suite Sr. Majestät des Kalfers und Königs, zur Persönlichen Dienstleistung bei Sr. Majestat übergetreten. v. Kessel, Major, Frhr. v. k gen. Scheel, Rittm. à la suite des Kür. Regts. Nr. 2, beide bisher persönl. Adjut., zu Flügel⸗ Adjutanten Sr. Majestät des Kaisers und. Königs ernannt. Frhr. v. Spies, Oberst und Commandeur des Kür. Regts. Rr. 3, unter Stellung à la suite dieses Regts. mit der Führung der 19. Kav— Brigade, v. Rabe I., Major vom Generalstabe der 4. Armee Insp., mit der Führung des Kürassier« Regiments Ur, 2, unter Stellung à la suite desselben, beauftragt. Frhr. v. Lyncker, Hauptm., aggregg. dem 1 Garde⸗Regt zu Fuß, unter Entbindung von dem Kommando als Adjut. bei dem Stabe der 4. Armee⸗Insp., als aggregg. zum Generalstabe der Armee versetzt und zunächst zum Großen Generalstabe kommandirt. Erb- prinz Friedrich zu Waldeck und Pyrmont Durchlaucht, in der Armee, und zwar als Sec. Lt. à la suite des J. Garde-ülan. Regts. angestellt.

Abjchiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Char⸗ lottenburg, 13. März. v. d. Tühe, Oberst à ja suite des Drag, Regts. Nr. 27 und Commandeur der 19. Kav. Brig, in ö, seines Abschiedsgesuches, als Gen. Maior mit Pension zur Disp. gestellt.

Im Sanitäts-Corps. Charlottenburg, 12. März. Dr. Schrader, Ober ˖ Stabsarzt J. Kl. und Regts. Arzt des 3. Garde⸗ Regiments zu Fuß, der Charakter als General-KÄrzt 2. Kl. verlichen.

Königlich Bayerische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 9. März. Bonn, Hauptm. und Comp. Chef vom 2. Pion. Bat, auf die erste Hauptmannsstelle im 1. Pion. Bat. versetzt. Herrmann, Major und etatsmäß. Stabsoffizier des 1. Fuß- Art, Regts, unter Stellung à la suite dieses Regts, zum Art. Offizier vom Platz in GermerUheim, Stinglwagner, Major, bisher à la suite des 2 Fuß,Art. Regis, unter vorlaͤufiger Belassung in seinem Kommandoberhältniß bei der Inspcktion der Art. und des Trains, zum etatsmäß. Stabsoffizier im 1. Fuß ⸗Art. Regt, Straßner, Hauptm. und Comp. Chef des 1. Fuß-ÄArt. Regts, unter Stellung à la suite dieses Truppentheils, z Referenten bei der Insp. der Art. und des Trains, Lautenschlager, Hauptm. im 17. Inf. Regt, Scheli, Hauptm. vom 12. Inf. Regt, bisher kommandirt zur Intendantur 1. Armee⸗Corps, im 3. Jäger⸗Bat,

fülf, Hauptmann des 2. Fuß⸗-AUrtillerie⸗Regiments, im I. Fuß⸗

rt. Regt, dieser unter Verleihung eines Patents vom 6. Juli 18587, ö Pr. Lt. von der Insp. des Ingen. Corps und der

estungen, im 2. Pion. Bat., unter Beförderung jum Hauptm., zu Comp. Chefs, Kleemann, Sec. Lt. des 1. Pion. Bats, zum Ingen, Ofsttier, ernannt. Meisner, Hauptm. im Stabe, zum überzähl. Major im 8. Inf. Regt, Frhr. v. Godin, Sec. Lt. des EisenbahnBats, zum Prem. Lieut, im Ingen. Corps befördert. Bösmiller, Major, bisher Referent bei der Insp. der Art. und des Trains, unter Belassung im Verhältniß à la suite des 2. Fuß— Art. Regts, zur Dienstleistung zum 1. Fuß-⸗Art. Regt. kom mandirt.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 98. März. Keyser, Hauptm. a. D., in die Kategorie der zur Disp stebenden Offiziere, unter Fortfall der demselben verliehenen Aussicht auf An— stellung im Civildienst, versetzt.

XIII. (Königlich Württembergisches) Armee⸗Corps.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 10. März. Frhr. v. Schollev, Sec' Tt. à la snite des Gren. Regts. Nr. 119, in das Regt. wiedereinrangirt.

Im Beurlaubtenstande. 106. März. Kapff, Sec. Lt. von der Landw. Kav. des Landw. Bats. Bezirks Hall, Walcher, Sec. Lt. der Res. des Ulan. Regts. Nr. 19, zu Pr. Lts. befördert.

Abschiedsbewilli gungen. Im aktiven Heere. 10. März. Hetter ich, Rittm. u. Escadr. Cbef im Drag. Regt. Nr. 26, mit Pension und mit der Erlaubniß jum Tragen der Regts. Uniform zur Dip. gestellt. Gönner, Sec. Lt. im Inf. Regk. Nr. 126, der erbetene Abschied bewilligt.

Im Beurlaubtenstande. 10. März. Haderer, Pr. Lt. a. De, juletzt von der Landw. Inf. des Landw. Bats. Bezirks Ulm,

Dr. Jäger, Stabs⸗

der Charakter als Hauptm. verlieben.

Im Sanitäts- Gorps. 3. März. arzt im Inf. Regt. Nr. 124, kommandirt jum Kaiferlichen Gesund— heitsamt in Berlin, auf ein weiteres Jahr in diesem Kommando—⸗ verhält niß belassen.

Aichtamtliches.

Preußen. Berlin, 19. März. Im weiteren Verlauf der vorgestrigen G67) Sitzung des Hau fes der Ab? geordneten kam bei der Fortsetzung der zweiten Be— rathung des Etats des Ministeriums der geist— lichen, Unterrichts- und Medizinal⸗Angelegen⸗ heiten, und zwar bei Kap. 124 der dauernden Ausgaben, „Kultus und Unterricht gemeinsam“, bei Tit. I (BVefoldun der Schulräthe) der Äbg. Seyffardt (Magdeburg) au die am 7. März stattgehabten Verhandlungen bezüglich des Berechtigungswesens der höheren Lehranstalten zurück und führte aus, daß die Ausdehnung der Berechtigung zum Universttätsstudium auf die Abiturienten der Realgymnasien nicht in dem Maße zur Vermehrung der Studirenden bei⸗

etragen habe, wie dies Seitens der Gymnasien geschehen sei. ährend in den Fakultäten, zu welchen die Realabiturienten zugelassen würden, eine Steigerung der Studirenden auf das Doppelte in dem vom Minister angeführten Zeitraum sich gezeigt habe, sei in der medizinischen Fakultät, zu welcher nur w . abiturienten zugelassen würden, eine Steigerung der Studiren— den auf das Dreifache eingetreten. Wenn den Realgymnasien etwas mehr Aufmerksamkeit gewidmet und namentlich der Kreis ihrer , weiter gezogen würde, so würde es möglch sein, einen Theil der Schüler von den Gymnafien ab— zuziehen, die sich jetzt auf denselben bis zum Abiturienten⸗ Examen durchquälten und die Universität überfüllten. 9 . der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten, Dr. von oßler:

Meine Herren! Mit dem Herrn Vorredner theile ich das Be— dauern, daß die jetzt Alle so tief beschäftigenden Fragen der Gestal⸗ tung des höheren Unterrichts im Laufe der Etataberathung nicht genügend gewürdigt worden sind. Ich halte aber dafür, daß bei dem Titel ‚Regierungs⸗Schulräthe“ wir die Debatte doch nicht so

weit ausbreiten und vertiefen kännen, daß wir in geziemender Weise uns über eine Reihe von Fragen verständigen, beziehungsweiße die Gegensätze ganz genau fixiren könnten. Ich glaube wirklich, daß wir eine andere Gelegenheit suchen und arch finden müssen, uni in größerem Zusammenhang die Fragen zu erörtern. Wir kommen dann vielleicht gegenseitig weiter.

Die Frage, die neulich angeregt wurde und die jetzt den Wider— spruch des Herrn Vorredners hervorruft. ist nur ein kleiner Theil eines sehr großen Rahmens. Ich habe mich absichtlich in der früheren Sitzung auf eine ganz bestimmte Frage beschränkt. Wenn Sie wir aber Gelegenheit geben, und namentlich, wenn ich hoffen kann, es vorher zu erfahren, wann Sie in die Erörterung dieser Frage ein. treten wollen, bin ich sehr gern bereit, in objektiver Weise und in der ausgiebigsten, Form über alle Fragen Rechenschaft zu geben, die mit dieser, fr die ganze Entwickelung des Volkslebens so wichtigen An— gelegenbeit zusammenhängen, und ich werde dann sehr gern jede Belehrung auf diesem Gebiete entgegennehmen.

Der Titel wird bewilligt.

Zu Titel 5 (zur Verbesserung der äußeren Lage der Geistlichen aller Bekenntnisse) liegen mehrere Anträge vor, von welchen sich der eine (oon Strombech auf die katholischen Missionspfarrer bezieht, während die anderen den Titel theils erhöhen, theils den Vermerk anders formuliren wollen, namentlich nach der Richtung, daß die Minimalgehälter der Geistlichen nach einer gewissen Reihe von Dienst⸗ jahren erhöht werden sollen. Die Budgetkommission hat sämmtliche Anträge abgelehnt und beantragt nur, die

Staatsregierung zu ersuchen, für die Verwendung des Fonds ö

Medizinalbeamten zu sorgen.

zu Alterszulagen feste Grundsätze aufzustellen und solche im e rigen Etat durch den Vermerk zum Ausdruck zu ringen.

Von den Abgg. Dr. Grimm und Gen. ist der Antrag gestellt worden, einen der früheren Anträge des Abg. Freiherrn von Hammerstein in folgender Form anzunehmen:

»Die Königliche Staatsregierung aufzufordern: Dem Hause der Abgeordneten baldmöglichst Vorlagen zugehen zu lassen, Durch welche der evangelischen Landeskirche die für ihre dringendsten Be—

dürfnisse namentlich zur Begründung neuer Parochlen und zam 19 ͤ ĩ ing l ; wischen. den Einzelretzierungen und dem Reich; von Preußen ist dem

Bau neuer Kirchen, sowohl in übermäßig starken Gemeinden, als insonderheit in der Diaspora, zur Herstellung kirclicher Seminaren und zur Einführung von Vikariaten, zur Ablssung der Stol— gebühren, zur Ausübung des Kirchenregiments und zur Bestrestung eines ausreichenden Einkommens der Geistlicken und Tode zur Unterstützung ihrer Angehörigen nothwendigen Mittel in Form gesetzlicher Regelung dauernd gewährt werden.“

Referent Abg. Dr. Mithoff berichtet eingehend über die Verhandlungen der Kommission und verliest namentlich die Erklärungen, welche die Vertreter der Regierung in Bezug auf die einzelnen Punkte abgegeben haben, namentlich auch in Bezug auf die katholischen Missionspfarrer. Die Re—⸗ gierung habe nichts dagegen, daß einzelne der Missions— pfarreien in ordentliche Pfarreien umgewandelt würden, wodurch sie unter diesen Titel kommen würden; aber man müsse bei diesen Missionspfarreien unterscheiden zwischen . die dauernde Institutionen seien, und solchen, die mehr der Propaganda dienten. Die letzteren könne der Staat nicht unterstützen. Die Anträge der Abgg. Freiherr von Hammerstein und Achenbach habe die Kommission eben— falls abgelehnt, namentlich baengh träge hahe sie sich nur dazu verstehen können, die Regierung

um die Aufstellung fester Grundsätze zu ersuchen, um die Ver⸗ theilung der Alterszulagen der Geistlichen der Willkürlichkeit

der Staatsbehörden zu entziehen.

Abg. von Strombeck verwahrt sich gegen die Behauptung

der Regierungs⸗Kommissarien in der Kommission, daß die

Missionspfarrerein hauptsächlich der Propaganda dienten. Im Uebrigen gehe aus den Erklärungen der Regierung auch

. daß die Umwandlung der Missionspfarreien in ordent⸗ iche unter gewissen Bedingungen zu erreichen sei. Dadurch werde sein Antrag vielleicht überflüssig. .

Abg. von Benda wünscht, daß das Haus möglichst ein⸗ stimmig auf die Regierungsvorlage zurückgehe. Ein thunlichst einmüthiges Votum in dieser Frage würde zu der Erfüllung der allerseits gehegten Wünsche nach Besserstellung der Geistlichen beitragen. Die Erfüllung dieser Wünsche käme den katholischen Geistlichen ebenso zu Gute, wie den ,, nn

Abg. Peters kommt auf die neuliche Debatte über die Anträge des Abg. Freiherrn von Hammerstein 2c. zurück und führt aus, daß der , Hammerstein, wie ihn der Abg. Dr. Grimm jetzt aufgenommen habe, für ihn und seine Freunde unannehmbar sei, daß allenfalls der Antrag Achenbach, welcher eine bessere Aus⸗ stattung der evangelischen Kirche fordere, eine gewisse Rücksicht ver— diene. Eine dauernde Ausstattung, eine Selbständigmachung der evangelischen Kirche würde schließlich nur die hierarchischen Gelüste stärken, während dies nach dem Antrage Achenbach nicht der Fall sein würde, weil ausdrücklich in demselben hervorgehoben sei, daß über die Verwendung des Fonds die kirchlichen Be— hörden sich mit dem Kultus-Minister zu verständigen hätten.

g. Freiherr von Zedlitz und Neukirch bittet um un— veränderte r des Titels und des Vermerks, der Reso— lution der Kommission und der Resolution Achenbach, unter Ablehnung der entgegenstehenden Anträge.

Abg. von Rauchhaupt verwahrt den Abg. Freiherrn von Hammerstein gegen die Unterstellung, als wolle er mit seinem Anträge der Hierarchie der Kirche auf Kosten des Staats Vor— schub leisten. Er wolle mit seinen Freunden die finanziellen Ansprüche der Kirche gesetzlich geregelt wissen. Er (Redner) habe sich mit seinen Freunden von Anfang an niemals für den Antrag Hammerstein in seinem vollen Umfange erklärt. Seine Partei werde für denselben nur in der von dem Abg. Dr. Grimm gegebenen Fassung stimmen.

Abg. Dr. Windthorst bedauert zunächst, daß die übrigen Redner seiner Mahnung auf möglichste Beschränkung Än— Cds der augenblicklichen Lage nicht gefolgt seien; die dritte

an biete ja Gelegenheit genug, das jetzt Versäumte nach⸗

zuholen. Für den Antrag Grimm in seiner Allgemeinheit könne er nicht stimmen, weil daraus seine finanzielle Trag— weite nicht zu ersehen sei. .

Die Diskussion wird geschlossen.

nn Geschäftsordnung bemerkt Abg. Richter, daß er zwar den Kirchen dasjenige bewilligen wolle, was ihnen rechtlich zukomme, daß er aber gegen jede Erhöhung von Bedürfniß⸗

nach deren

regeln,

zuschüssen glaube stimmen zu müssen, sowohl im Interesse des Staats wie der Kirche, deshalb auch gegen die Forderung der Regierung.

In der Abstimmung werden die sämmtlichen ursprünglich von dem Abg. Freiherrn von Hammerstein gestellten Anträge einstimmig, der Antrag Achenbach gegen die Stimmen der meisten Nationalliberalen und der Freikonservativen, der Antrag Grimm gegen die Stimmen der Konfervativen und einiger Freikonservativen abgelehnt, ebenso die vom Centrum gestellten Anträge. Der Vorschlag der Regie⸗ rung wird angenommen, und zwar mit einer von Tem Abg. Dr, Enneccerus beantragten Resslution, wonach für die Alterszulagen, die den Geistlichen aus diesem Titel gewährt werden sollen, gewisse Grundsätze in Bezug auf die Abstufung der Zulagen nach den Dienstjahren in den Vermerk aufge⸗ nommen werden sollen.

Beim Kapitel „Medizinalwesen“ spricht

Abg. Graf (Elberfeld) seine Befriedigung darüber aus, daß endlich durch das Vorgehen des Ministers eine Organi⸗ sation des ärztlichen Standes herbeigeführt worden sei durch die Aerztekammern, denen wichtige Äufgaben zufallen würden in Bezug auf die öffentliche Gesundheitspflege nach jeder Richtung, namentlich in Bezug auf die Abwehr der Infektions⸗ krankheiten, die Kontrole der Nahrungs- und Genußmittel und im Besonderen auch in Bezug auf die energische Be— kämpfung des Geheimmittelschwindels. Redner bittet fodann Minister, für eine Aufbesserung der Gehalter der

. Abg. Olzem bittet den in. Bezug auf das mitteln, welche der

Auf nur ein Wort in. Beziehung auf die Geheimmittel— frage! Es schweben darüber seit längerer Zeit Verhandlungen

Reich ein sehr aurgiebiges Material geliefert worden sowohl nach der rechtlichen als nach der thatsächlichen Seite, und die Schlußerklärung der preußischen Regierung ist die, daß sie eine reichsgesetzliche Regelung für durchaus nothwendig erachtet. Ich habe, anknüpfend an die Maß⸗ , welche der biesige Polizei⸗Präsident in dankenswerther Weiße getroffen hat, den betreffen den Landes. Polizeibehörden außerhalb Berlins af das Dringendste empfohlen, auf ähnlichem Wege vor⸗ aber Sie haben aus der Zeitungs lektüre wohl entnommen, daß es nicht unwahrscheinlich ist, daß ein: Reihe von Gerichten sich einer anderen rechtlichen Auffassung hingiebt, als die Landes⸗Polizei⸗ behörden; zas, wird mich aber nicht abhalten, dem Unfug, der jetzt auf dem Gebiet der 2nkündigungen, namentlich der Géeheimmittel allermaßen Platz greift, entgegenzutreten, und ich bin gern bereit, die heutige Diskussion zu erneutem Anlaß zu nehmen, um der Reichs— regierung die Bitte vorzutragen, ihre Mithülfe bei der Regelung dieser Angelegenheit nicht zu versagen.

Abg. Scheben wünscht Auskunft über die Maßregeln, welche gegen die Verwendung von Surrogaten, namentlich von Maltose, in der Bierbrauerei ergriffen werden sollen. Er habe die Frage vor mehreren Jahren aus Anlaß einer

ch der weitergehenden An-

Petition in diesem Hause behandelt. In der Uebersicht der Entschließungen der Staatsregierung sei aber nur angegeben, daß die Erwägungen noch nicht abgeschlossen seien.

. der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten, Dr. von .

Herr Vorredner angeführt hat, haben sich meines Wissens nicht eigent⸗

lich in meinem Ressort abgespielt, ich kann mich wenigstens nicht

enisinnen, daß die Frage bei den Etatsberathungen oder bei Petitions⸗ berathungen in mein Bereich gezogen worden ist, bei den letzteren

habe ich nur in zweiter Linie mitgewirkt. Ich kann aber im Allge⸗

meinen auf die gestellte Frage eine Auskunft geben, weil mein Reffort vom hygienischen Standpunkt aus korreferirt.

Es finden, wie der Herr Vorredner zu wissen scheint, im Reich

sehr eingehende Erwägungen statt, die sich mit der schwierigen Frage beschäftigen: Weiche Bestandtheile darf das Bier enthalten, welche Zusãtze / und welche Surrogate sind statthaft? Es haben darüber sehr ein⸗ gehende Verhandlungen mit vielen Sachverständigen geschwebt. Ich will nur hoffen, daß diese Fragen sich leichter erledigen als die Wein⸗ frage; denn je mehr man sich in diese Fragen vertieft, um so schwieriger werden sie, zumal weil die Interessen der Landwirthschaft ganz außerordentlich dabei betheiligt sind, ich erinnere nur an die Staͤrkefabriken. Ich habe in der letzten Zeit Gelegenheit gehabt, mich mit dieser Frage zu beschäftigen, allerdings nur vom hygienischen Standpunkt aus, und dieser ist natürlich ein etwas anderer —, weil, soweit nicht etwas Gesundheitschädliches zur Bierbereitung verwendet wird, ich an und für sich nicht in der Lage bin, ein Veto gegen den Gebrauch eines Surrogats einzulegen. Im Uebrigen habe ich mich auch dafür ausgesprochen, daß es, wenn gewisse Biere, welche unter dem Namen Bier in den Verkehr gelangen, einen Nahrungswerth nicht haben, möglicherweise im öffentlichen Interesse läge, folche Biere, die zwar nicht sckädlich, aber für die Volksernährung werthlos sind, erkenntlich zu machen. Aber auch diese Frage ist von ganz außer— ordertlicker Schwierigkeit. Ich kann dem Herrn Vorredner nur sagen: soweit mein Ressort betheiligt ist, habe ich mich dieser An— gelegenheit mit dem nöthigen Ernst gewidmet, aber ich glaube, daß wir nicht verkennen dürfen, daß die entscheidende Stelle auch in diefer Frage das Reich ist. ;

Abg. Trimborn regt eine Neuregelung des Apotheken— wesens an und führt namentlich an, daß auf dem linken Rheinufer eine gewisse Unsicherheit dadurch entstanden sei, daß man annehme, die Bestimmungen des ; r fen Rechts, wonach die Apotheken nicht konzessionspflichtig seien, beständen noch syort. .

Minister der geistlichen 2c. Goßler:

Meine Herren! Ihre Petitionskommission hat in sehr eingehender Weise über die Angelegenheit, welche der Herr Vorredner berübrt hat, Berathungen gepflogen. Wie ich höre, ist der Bericht bereits sestgestellt und vertheilt. Wir werden also Anlaß haben, alle ein- schlägigen Gesichtspunkte eingehender, als es heute der Fall sein kann, zu behandeln. Ich will aber doch auf einige Punkte dem Herrn Vor⸗ redner wenigstens kurz antworten.

Daß die revidirte Apothekerordnung vom Jahre 1801 auf dem linken Rheinufer nicht gilt, darüber hat eigentlich niemals bei den Verwaltungsbehörden ein Zweifel bestanden; aber die Be— örden haben stets daran festgehalten, daß diejenigen Grundsãätze, welche in der revidirten Apothekerordnung aufgestellt sind, oder wenigstens die

Angelegenheiten, Dr. von