1888 / 82 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 26 Mar 1888 18:00:01 GMT) scan diff

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Sammet, die Stufen mit schwarzem Tuch bekleidet. Auf dem Throne stand der mit violettem Sammet bezogene Thronsessel. Der silberne Chor und das dem Throne gegenüberstehende Prunkbüffet waren ebenso, wie die silberne Säule, die 6 großen Kandelaber, die ie, . die vergoldeten Thüren mit Kre anz schwarz verhängt.

, und die Gardes du Corps gaben die bei großen Feiern im Königlichen Schlosse üblichen Wachen und Posten. .

Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin und Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen und die Prinzessinnen des Königlichen, Hauses, sowie die hier anwesenden Hohen Gäste Ihrer Majestäten hatten Sich im Grünen Salon neben dem Kapitelsaale versammelt, während die Obersten Hof⸗, die Ober-Hof⸗, die Vize-Ober⸗-Hof⸗ und die Hoschargen und alle anderen Personen des Gefolges Sx. Majestät des Kaisers und Königs, der Hof Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin und die Herren des Doyslaak⸗ hrer Majestät der Kaiserin und Königin-Mutter, sowie die Gefolge Ihrer Kaiserlichen und wd des Kronprinzen und der Kronprinzessin, Ihrer Königlichen Hoheiten des Groß— herzogs von Baden, des Kronprinzen und der Kronprinzessin von Schweden, des Kronprinzen von Griechenland und der Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses in den Kapitelsaal eingetreten waren. ö

Gegen 3 Uhr betraten Ihre Majestät die Kaiserin und Königin den Kapitelsaal und geruhten Allerhöchstsich von dort durch die Rothe Sammet- und die Schwarze Adler⸗Kammer nach dem Rittersaale unter dem großen Vortritt Sy, Majestät des Kaisers und Königs zu erheben, gefolgt von Allerhöchst— ihrem Hofstaat, bei welchem, in Vertretung der behinderten Fürstin von Hatzfeldt Trachenberg, die Gräfin zu Eulenburg, geborene von Witzleben, die Stelle der Ober-Hofmeisterin ein— nahm. r Majestät die Kaiserin und Königin bestiegen den Thron. Rechts vom Thron traten die stellvertretende Ober— Hofmeisterin und dieser zur Seite, weiter rückwärts, die Palastdame Gräfin von Brühl, die dienstthuenden Hofdamen und der Ober⸗-Hofmeister Graf von Seckendorff; links vom Throne der Oberst-Kämmerer Graf zu Stolberg-Wernigerode, sowie die Obersten Hof- und die Ober-Hofchargen, während die Vize-Ober-Hof- und die Hofchargen sich in einer Reihe dem Throne gegenuber aufstellten und in der Mitte einen ent— sprechenden Raum zum Durchpassiren für die Defilirenden freiließen. Die Pagen hildeten von der an der Wandseite aus der Brandenburgischen Kammer in den Rittersagl führenden Thür ein Spalier, welches sich in einer Bogenlinie bis vor den Thron erstreckte und den Weg bezeichnete, den die Defi— lirenden zu nehmen hatten. J

Nachdem Ihre Majestät die Kaiserin und Königin dem Ober⸗Ceremonienmeister Grafen zu Eulenburg den Auftrag ertheilt hatten, Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten den Kronprinzen und die Kronprinzessien, sowie Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen und die Prinzessinnen und die anwesenden Hohen Gäste davon zu unterrichten, daß Allerhöchstdieselben die gedachten Höchsten Herrschaften zu empfangen bereit seien, begab sich derselbe nach dem Grünen Salon und führte Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten, sowie Ihre Königlichen Hoheiten, Hoheiten und Durchlauchten durch die Schwarze Adlerkammer in den Rittersaal. Höchstdieselben traten einzeln in das Thronzimmer ein; zunächst Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin, Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich, demnächst Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin von Schweden und alle anwesenden Prinzessinnen, sodann Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Baden, Se, Königliche Hoheit der Kronprinz von Schweden, Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von Griechenland, Höchstwelchen die Königlichen und alle anderen Prinzen, folgten. Nachdem Höchstdieselben Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin vor dem Throne Ihre Ehrfurcht bezeigt hatten, geruhten Allerhöchstdieselben die Höchsten Herrschaften zu entlassen. Nur die vier Durchlauch— tigsten Prinzessinnen Töchter Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin wohnten, rechts vom Throne stehend, dem weiteren Verlaufe der Feier bei. U

Die General-Adjutanten, die Generale à la suite und die Flügel-Adjutanten weiland Sr. Majestät des Kaisers und ul Wilhelm, die Herren des Hofstaats Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin-Mutter, der Geheime Kabinets Rath, Wirkliche, Geheime Rath von Wilmowski und das Gefolge Sr. Majestät des Kaisers und Königs, sowie die Prinz— lichen Hofstaaten folgten den Höchsten Herrschaften in den Rittersaal, defilirten vor Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin, wobei sie sich vor dem Throne verneigten, und durften sich sodann mit den Höchsten Herrschaften zurückziehen.

Es begann nunmehr von der Rothen Adler-Kammer her die Cour des diplomatischen Corps und der einheimischen Gesellschaft, welche sich in den in der Hofansage bereits mit— getheilten Gemächern versammelt hatten. .

Die Damen gingen einzeln, die Herren paarweise. Man bewegte sich durch das Spalier der Pagen bis vor den Thron, machte dort eine Verbeugung vor Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin und entfernte sich, an dem Throne, von links nach rechts vorüberschreitend, durch die der Fensterseite zunächst gelegene Thür nach der Schwarzen Adler-Kammer und von dort weiter bis zu den für die Abfahrt vorgeschriebenen Treppen. Es defilirten zunächst, die Botschafterinnen und sämmtliche Damen des diplomatischen Corps, demnächst die Herren des diplomatischen Corps, an ihrer Spitze die Bot—

after. sc ö folgten sämmtliche inländischen Damen, welche successive aus dem Königszimmer und der boisirten Galerie nach der Rothen (rap d'or) Kammer und der Branden— burgischen Kammer und von hier aus durch die Thür, an welcher die Pagen Spalier bildeten, in den Rittersaal geführt wurden.

Nach der Cour der Damen folgte die Cour der Herren, und zwar in nachstehender Ordnung:

) der Bundesrath; .

2) die Mitglieder aus souveränen neufürstlichen Häusern; 3) der General⸗Feldmarschall Graf von Moltke und die Ritter des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler;

4) die Häupter der fürstlichen und der ehemals reichs— ständischen gräflichen Familien;

5) die Generale der Infanterie und der Kavallerie; die Minister, sofern sie nicht mit dem Bundesrath oder

den Rittern des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler erschienen waren, und die Präsidenten des Reichstages und beider Häuser des

een alle anderen Personen, welche das Excellenz⸗Prädikat esitzen; die General-Majors und die Räthe erster Klasse; 8) die Mitglieder des Reichstages und beider Häuser des Landtages; 9) alle anderen Herren; die Obersten und die in Regiments-Commandeur— Stellung befindlichen Offiziere; . die Räthe zweiter Klasse und die denselben im Range eie eher Personen un

die sonstigen inländischen Herren; 10 die Deputationen der Offizier Corps.

Die ganze Ceremonie trug einen tiefernsten Charakter, und war es namentlich von ergreifender Wirkung, als Die Mitglieder und die Hohen Gäste des Königlichen Hauses, einzeln w und sodann die Gefolge Seiner in Gott ruhenden Majestät und Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin⸗-Mutter den Stufen des Thrones nahten, um Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin, Allerhöchstwelche die Kon— dolenz e,, geruhten, in stummer Verbeugung die Gefühle schmerzlichster Theilnahme auszudrücken.. Nach Beendigung der Cour begaben Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Allerhöchstsich im Zuge, unter dem großen Vortritt durch die Schwarze Adler- und Rothe Sammet— Kammer bis zum Kapitelsaale zurück.

Die Cour endete um 4 Uhr.

Heute fand eine Sitzung des Bundesraths und des Ausschusses desselben für Rechnungswesen statt.

Dem Hause der Abgeordneten ist Seitens des Herrenhauses der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Heranziehung der Fabriken u.. s. w. mit Prxä— zipualleistungen für den Wegebau in der Provinz Westfalen zur weiteren Veranlassung zugegangen.

Der Abgeordnete zum Landtage für den 4. Brom— berger Wahlbezirk (Mogilno-Gnesen-Wongrowitz), von Jarochowski, ist am 24. d. M. in Posen gestorben.

Ist beim Verkauf und bei der Auflassung eines Grund— stücks irrthümlich der Käufer auch als Eigenthümer einer Nachbargrundfläche, welche in Folge eines bei der Ka— tastrirung vorgekommenen Versehens mit dem veräußerten Grundstück unter einer Nummer zusammengeschrieben war, im Grundbuch eingetragen worden, so ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Civilsenats, vom 19. November v. J, der thatsächliche Eigenthümer der Nachbargrundfläche zur Anfechtung der Auflassung und Eintragung hinsichtlich dieser Nachbargrundfläche gegenüber dem Käufer berechtigt.

In einer Rekurs-Entscheidung vom 23. Januar d. J. (Nr. 502) hat sich das Reichs⸗Versicherungs amt dahin aus— gesprochen, daß, sobald wegen eines von mehreren streitigen Ansprüchen der Rekurs zulässig ist, die sämmtlichen einzelnen Forderungen der Beurtheilung des Reichs-Versiche— rungsamts unterliegen, auch wenn wegen des einzelnen Postens an sich das Rechtsmittel des Rekurses nicht gegeben sein sollte

Der hiesige chinesische Gesandte Hung hat sich ö, Ueberreichung seines Beglaubigungsschreibens nach Holland begeben. Für die Dauer der Abwesenheit des Gesandten von Berlin fungirt der Legations-Sekretär Wang als interimistischer Geschäftsträger.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich bayerischer Ober⸗Regierungs-Rath Landmann Und Senator der freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Burchard, sind von hier abgereist.

S. M. Kreuzer⸗Korvette Sophie“, zum Kreuzer— geschwader gehörig, ist am 24. März cr. in Nagasaki ein— getroffen und beabsichtigt, am 26. dess. Mts. nach Kobe zu gehen. S. M. Kanonenboot „Iltis“, Kommandant Kapitän— Lieutenant von Eickstedt, ist am 26. März er. in Manila . und beabsichtigt, am 27. dss. Mts. wieder in See zu gehen.

Groß⸗Lichterfelde, 25. März. (W. T. B.) Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kron— prinz und die Kronprinzessin trafen heute Morgen hier ein, um der Einsegnung von 66 Kadetten beizuwohnen. Höchstdieselben wurden am Haupteingang der evangelischen Kirche der Haupt Kadettenanstalt von dem Kriegs-Minister, dem General von Strubberg sowie dem Commandeur des Kadetten-Corps und der Anstalt empfangen und zum Altar geleitet. Die Feier hatte um 11 Uhr ihr Ende erreicht.

Wies ba den, 21. März. Nach Beschlußfassung über die Be— handlung eines mitgetheilten Eingangs ging der Kommunal— Landtag zur zweiten Lesung der einzelnen Spezial-Etats über und nahm nacheinander den Etat: 1) des Landarmen-Verbandes, 2) des nassauischen Central-⸗Waisenfonds, 3) des ständischen Wegebaufonds, 4) der Adolf-Stiftung, 5) des Taubstummen— Instituts zu Kamberg, 6) der Korrigendenanstalt zu Hadamar an.

Sodann wurde nach Berichterstattung über den Etat der Wilhelm Augusta- Stiftung in Erwartung, der Aufhebung der Beiträge der Beamten mit zwei Maßgaben dieser Etat genehmigt.

Auf Berichterstattung der Finanzkommission, betreffend das Diensteinkommen der Lokalbaubeamten des Bezirksver— bandes Wiesbaden, wurden die vorgeschlagenen Normativ— bestimmungen mit einer unbedeutenden Aenderung an— genommen. Auf fernere Berichte derselben Kommission ward beschlossen: a. der Gemeinde Langhecke für die Rückstände ihrer Verbindlichkeiten ge gn den Kommunalverband einen Aus— stand bis zum 1. April 1889 zu ertheilen, b. ein Gesuch eines

früheren Wegewärters Jung an den Landesausschuß abzugeben, é. ein Antrag auf Gewährung einer Bei— hülfe zur Blindenschule in Wiesbaden wird durch

die, bereits erfolgte Aufnahme, in den Etat für er— ledigt erklärt, d. dasselbe geschieht hinsichtlich der Land— wirthschaftsschule in Weilburg und der Baugewerksschule in Idstein, e. Anträge des Vereins zur Verbesserung der Westerwälder Rindviehrassen und des Bienenzucht- Vereins auf höhere Bewilligungen, als in den Etat bereits eingestellt sind, werden dem Landes-Ausschuß zur Erwägung überlassen.

Dem Landesbau⸗Inspektor Wagner wurde eine persönliche pensionsberechtigte Remuneration von 200 SJ und einem Kassirer auf dem Eichberge eine solche von 200 60 bewilligt.

Ein Antrag, die im Kapitel XII des Haupt-Etats ein—

Hülfskasse zu Darlehen an bedürftige Gemeinden und zur Unterstützung landwirthschaftlicher Meliorationen resp. Kon— solidationen zu überweisen, wurde nicht angenommen, sondern beantragt, von den unter Kapitel XII eingestellten 47 200 0 die Summe von 1960 6 der ständischen Hülfs— kasse zu überweisen, um solche mit den unter Kapitel VII des Etats der ständischen Hülfskasse aus Rückzahlungen verein nahmten 14 225 S6 dem Landes-Ausschuß, soweit erforderlich, zur Verfügung zu stellen, im Uebrigen aber die Bildung eines besonderen Meliorationsfonds der Aufstellung des Etats pro 1889 90 vorzubehalten und den unter Kapitel XI] ein— gestellten Ueberschuß, insoweit solcher nicht durch die Ueber— weisung von 10 „é an die ständische Hülfskasse, sowie durch weitere Beschlüsse des Kommunal⸗Landtages absorbirt wird, für den vorgesehenen Zweck bestehen zu lassen. Der Beschluß über diesen Antrag ist bis zur Berathung des Haupt-Etats vertagt worden. Auf Bericht der Wegebau⸗Kommission wurde beschlossen, die Straße Esch— Landstein nach dem vorliegenden Projekt als Straße unter— geordneter Bedeutung zu bauen, die Strecke von Riedelbach bis zur Weilstraße erst dann, wenn die Eisenbahnlinie Weilburg— Usingen endgültig feststeht. Hinsichtlich des Baues einer Straßenbahn von Biebrich nach Wiesbaden erhielt der Landes-Ausschuß die Ermächtigung, einen Vertrag mit dem Konsortium Darmstädter Bank und Hermann Bachstein dahin abzuschließen, daß für die Geneh— migung zur Benutzung einer Strecke der Wiesbaden Mainzer Chaussee zum Betriebe der Straßenbahn eine dem Landes— Ausschuß angemessen erscheinende Leistung Seitens des ge— nannten 3 zu zahlen sei.

Das Gesuch der Gemeinden Mengerskirchen, Winkels u. s. w, betreffend die fahrbare Herstellung der sogenannten alten Rhein— straße über den Knoten, wurde dem Landes-Ausschuß zur Prüfung und Beschlußfassung überwiesen.

23. März. Die 6. Sitzung des Kommunal -Landtages wurde mit der zweiten Lesung der Voranschläge der Ein— nahmen und Ausgaben von a. der Heil- und Pflegeanstalt Eichberg, b. der Nassauischen Landesbank und Sparkasse, (. der Nassauischen Brandversicherungsanstalt pro 1888 eröffnet. Die Etats wurden angenommen. ;

Auf Bericht der Wegebau-Kommission wurde ein Antrag der Gemeinde Rod a. W. dem Landes-Ausschuß überwiesen.

Auf Bericht derselben Kommission, betreffend den Umbau der Chaussee von Nassau nach Singhofen, wurde diese pro— jektirte Verlegung genehmigt. Der Ausbau der sogenannten Scheiderthalstraße als Bezirksstraße wurde nicht genehmigt, dagegen der Bau eines Vizinalweges dem Landes-Ausschuß zur Berücksichtigung empfohlen. Die Wahl des Landraths von Trott zu Höchst wurde für gültig erklärt.

Der Antrag des Abg. Leikert, die Kanalisation der Lahn betreffend, wurde zurückgezogen.

Bayern. München, 24. März. (W. T. B.) Die Kammer der Reichsräthe stimmte in ihrer heutigen Sitzung den von der Abgeordnetenkammer beschlossenen Gesetzesvorlagen zu und nahm schließlich die gesammten Staats finanzgesetze an. Die Abge ordnetenkammer nahm in einer späteren Sitzung die Gesammtbeschlüsse entgegen und vertagte sich darauf bis Mitte April.

Die Herzogin Karl Theodor ist am 23. d. M. im . zu Tegernsee von einem Prinzen glücklich entbunden worden.

Württemberg. Stuttgart, 24. März. Der „St. A. f. W. veröffentlicht folgenden Aufruf zur Errichtung eines Denkmals für den Kaiser Wilhelm:

In den mannigfaltigen Aeußerungen des ernsten und tiefen

unser ganzes Land bewegt, ist mit überwältigender Kraft und unver— gleichlicher Reinheit zu Tage getreten, wie allgemein nnd ungetheilt auch im schwäbischen Volke die dankbare Verehrung für den Gründer des neuen Deutschen Reichs und Seine edle Persönlichkeit die Herzen erfüllt. Diesen Gesinnungen schöner Eintracht durch ein würdiges Denkmal für den großen Kaiser dauernden Ausdruck zu geben, die ehrwürdige Gestalt, in deren kraftooll milder Hoheit wir die wiedererstandene Herrlichkeit des Deutschen Reichs verkörpert erblickten, sür immer in unserer Mitte, in der Hauptstadt des Lande, aufzurichten, unseren fernen Enkeln noch ein Zeugniß zu hinterlassen, daß die großen Zeiten, welche wir miterlebt, auch bei uns ein dankbares Geschlecht gefunden haben, ist der Wunsch, der in diesen Tagen und Wochen in vielen Hunderten bewegter Herzen unwillkürlich erwacht ist. . ;

Dem freien Trieb aufrichtiger Liebe entsprungen, wird dieses Denkmal seine schönste Weihe darin empfangen, wenn es in hohem und freudigem Einmuth von dem ganzen württembergischen Volke dargebracht wird, wenn allenthalben in Stadt und Land, ohne jeglichen Unterschied von Stand und politischer Meinung und allem, was sonst den Menschen vom Menschen trennt, jeder in seinem Theil und nach seinen Kräften zu demselben beiträgt, und die Fülle jener kleinsten Gaben, denen redliche Treue ihren innern Werth verleiht, wird dem Denkmal des Kaisers, der für Alle im Volk ein warmes Herz hatte, zum besonderen Schmuck gereichen.

stimmung aller Kreise hier und auswärts zu begegnen, glaubte eine beute zu diesem Zweck zusammengetretene Versammlung aus allen Ständen die das ganze Land betreffende Sache am raschesten dadurch in die geordneten Wege zu leiten, daß sie zunächst einem provisorisch aus ihrer Mitte bestellten geschäftsführenden Comite den Auftrag ertheilte, sofort mit den Ober ⸗Amtsbezirken und Städten des Landes in Beziehung zu treten und die Bil— dung von örtlichen Ausschüssen zur Förderung des Unter— nehmens, beziehungsweise von Sammelstellen anzuregen. Sobald es der Stand der vorbereitenden Schritte gestattet, wird sodann eine allgemeine Versammlung zu endgültiger Beschlußfassung einberufen werden.

Wir dürfen anfügen, daß Se. Königliche Hoheit der Prin; Wilhelm von Württemberg die hohe Gnade haben wird, das Protektorat als Ehren-Präsident zu übernehmen.

Zur Entgegennahme von Beiträgen ꝛc. (folgen die Unterschriften, darunter die Namen des Prinzen Hermann von Sachsen-Weimar, des Fürsten Hohenlohe -Langenburg, der Präsidenten der beiden Kammern und zahlreicher Reichstags und Landtags-Abgeordneten).

Baden. Karlsruhe, 26. März. (W. T. B.) Ueber das Augenleiden der Großherzogin erfährt die „Karlsruher

sich aber nicht kundgegeben habe.

Hessen. Darmstadt, 24. März. Beide Kammerr

haben sich heute bis zum Spätherbst vertagt. Sachsen⸗Meiningen.

ganzen Herzogthum Meiningen die innigste und wärme Theilnahme in allen Schichten der Bevölkerung und bei allen

Landtages; . 6) die General-Lieutenants, die Wirklichen Geheimen Räthe

gestellten 47 200 6, entgegen der beabsichtigten Verwendung zu einem besonderen Baufonds für Hochbauten der ständischen

Parteien kund gegeben.

Schmerzes, der seit dem Hinscheiden des Kaisers Wilhelm

Von der Ueberzeugung geleitet, mit diesen Gesinnungen der Zu— ö

Zeitung“, daß demselben die letzte traurige Zeit zwar nicht ö. günstig gewesen sei, daß eine Verschlimmerung des Leidens

Meiningen, 23. März. dem Hinscheiden des Kaisers Wilhelm hat sich in

In der ersten Sitzung des Landtages nach dem Todestage gah der Präsident in warm empfundenen Worten der Trauer und der bangen Sorge um die Zukunft, nachdem der große Kaiser von uns geschieden, Aus— druck, knüpfte daran die Mahnung, daß ein Jeder dem hohen Vorbilde, welches der allgeliebte Kaiser gegeben, in treuster Pflichterfüllung gegen das theure Vaterland nacheifern möge, und schloß mit dem Wunsche, daß, was unter der Führung Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm so herrlich begonnen, unter der Regierung Sr. Majestät des Kaisers Friedrich glücklich fortgesetzt werden möge.

Sämmtliche Zeitungen erschienen und erscheinen zum Theil noch jetzt mit Trauerrand und brachten wiederholt Nachrufe und Gedichte, in welchen die tiefe Verehrung gegen den Kaiser, die Trauer über sein Hinscheiden warmen, oft ergreifenden Ausdruck fanden.

Von allen Thürmen des Landes ertönte täglich bis zum 22. Trauergeläute.

n. sämmtlichen Kirchen fand schon am Sonntag nach dem Todestage eine Feier statt. Ein weiterer Trauergottes— dienst und angemessene Schulfeierlichkeiten folgten theils am Tage der Beisetzung, zumeist aber am 22. März.

Kriegervereine und andere Vereinigungen veranstalteten theils unmittelbar nach dem Todestage, hauptsächlich aber am 22. März der seit Aufrichtung des Deutschen Reichs in jedem Srt festlich begangen worden war erhebende Trauer— feierlichkeiten.

In der Residenzstadt schloß der 22. März mit einem Fackelzug und abendlichem Trauergeläute, welches einen be— . feierlichen Eindruck machte.

Bremen, 25. März. (W. T. B.) Auch hier hat sich ein Comit« zur Errichtung einer Reiterstatue für Kaiser Wilhelm gebildet.

Desterreich⸗ Ungarn. Wien, 24. März. (W. T. B.) Der Kaiser empfing heute Nachmittag den außerordentlichen Abgesandten Sr. Majestät des Kaisers Friedrich, General-Adjutanten Grafen Lehndorff, und nahm aus dessen Händen die Notifizirung der Thronbesteigung, sowie den Dank des Kaisers Friedrich für die Theilnahme des Kronprinzen Rudolf an der Trauerfeier in Berlin entgegen. Graf Lehndorff war zu dieser Audienz durch den ihm zur Dienstleistung beigegebenen Offizier mittelst Hofequipage ab— geholt worden. Später stattete derselbe dem Kriegs-Minister, General-Feldzeugmeister von Baur, und dem Minister des Aeußeren, Grafen Kälnoky, einen Besuch ab. Die Prin— zessin Clementine von Coburg ist von Sofia hier ein— getroffen.

Großbritannien und Irland. London, 24. März. (W. T. B.. Die heute Abend in der Exeter Hall sstatt— gehabte Gedächt nißfeier für weiland Kaiser Wilhelm, welcher Se. Königliche Hoheit der Prinz von Wales, der General⸗Adjutant und General der Kavallerie Freiherr von Lo, der Botschafter Graf Hatzfeldt mit dem gesammten Per⸗ sonal der deutschen Botschaft Und des deutschen Konsulats, die hervorragendsten Vertreter der deutschen Kunst und Wissenschaft und der Finanzwelt, im Ganzen etwa 3060 Personen aus allen Ständen der hier lebenden Deutschen, darunter auch viele Angehörige des Arbeiterstandes, beiwohnten, gestaltete sich zu einer imposanten und erhebenden Kundgebung des deutschen Elements, wie London eine solche nie zuvor gesehen. Nach Gesangvorträgen mit Orchesterbegleitung, ausgeführt von hiesigen deutschen Vereinen, hielt Dr. Max Müller eine von wärmster Begeisterung getragene Gedächtnißrede auf Kaiser Wilhelm, welche mit dem Rufe schloß: „Lange lebe das neue Kaiserpaar!“ und in welcher der Redner das deutsche und englische Volk aufforderte, in guten und bösen Tagen treu zusammen— zuhalten. Hierauf verlas der Ehrenschriftführer Schmidt folgendes, an Se. Majestät den Kaiser Friedrich zu richtende Telegramm: „3009 Deutsche Londons, in Exeter Hall versammelt, um das Gedächtniß Ew. Majestät Hochseligen Vaters zu ehren, sprechen Ew. Majestät die innigste Theil— nahme aus und erflehen in treuer Anhänglichkeit für Ew. Majestät eine lange und . Regierung.“

Dublin, 265. März. (W. T. B.) Heute Nachmittag kam es in Joughal zu einer ernstlichen Ordnungsstörung. In einer durch Proklamation des Vizekönigs verbotenen Pächterversammlung wollte der Deputirte William O Brien sprechen. So oft derselbe aber das Wort ergreifen wollte, befahl ihm die Polizei, dies zu unterlassen. Schließlich beorderte der Richter lunkett 5M Soldaten und Polijeibẽamte, die Versammlung zu zerstreuen. Dieselben schritten darauf mit dem Bajonnet bezw. mit ihren Stöcken ein, wobei mehrere Personen verwundet wurden. Der Ilichter Plunkett erhielt eine leichte Verletzung im Gesicht. Die Menge wurde zerstreut.

Frankreich. Paris, 24. . (W. T. B.) Der Senat wird morgen mit der Budgetberathung beginnen. 2 Deputirtenkammer verschob auf Antrag des Minister⸗Präsidenten Tirard die Berathung der Inter— pellation Gaillard bis nach der Budgetberathung. Im weiteren Verlauf der Sitzung verlas der Deputirte Michelin einen Maueranschlag, in welchem eine öffentliche Versammlung unter dem Ehrenvorsitz Boulanger's zufammen— berufen wird. Unter den eingeschriebenen Rednern werden in dem Anschlage genannt Laguerre, Rochefort, Michelin und Laisant. Michelin erklärte dazu, es sei dies ein unqualifizir⸗ bares Manöver gegen einen Mann, welchen man verderben wolle. Er hoffe, jedoch, dies Nesultat werde nicht erreicht werden. Der Minister des Innern entgegnete, der Re— gierung sei die von Michelin mitgetheilte Thatsache völlig unbekannt., Michelin protestire mit Recht gegen einen der— artigen Mißbrauch seines Namens, aber die Regierung sei durchaus nicht verantwortlich für dieses Manöver.

Der Bericht der Untersuchungs⸗-Kommission wird, entsprechend der gesetzlichen Hor chliß heute dem General

oulang er zugestellt werden.

—— 26. März. (W. T. B.) Bei der gestrigen De pu⸗ . im Departement „Bouches du Rhone“ wurde Felix Pyat (Radikal) mit 40204 St. gewählt.

Der Konservative Hervé erhielt 23 638, der Opportunist

Fou qu ier 12 410 St. Auf Boulanger wurden 9gs3 St.

abgegeben. Im Departement „Aisne“„ erhielt Boulanger

15 089, der Radikale Doumer 26 80s, der Konservalive

Jacguemard 24670 St. Es ist Stichwahl zwischen oulanger und Dou mer erforderlich.

9. 26. März. (W. T. B.) In dem Prozesse gegen ilson wegen des Ordenshandels hat der Appellhof das

Urtheil des Zuchtpolizeigerichts aufgehoben und ein Wilson freisprechendes Erkenntniß ertheilt.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 24. März. (W. T. B) Der Großfürst und die Großfürstin Wla⸗ dimir sind heute Mittag nach Paris abgereist.

25. März. (W. T. B.) Das „Journal de St. Pẽters— bourg“ bemerkt gegenüber der „Kölnischen Zeitung“, daß der russischen Regierung Mitte 1887 allerdings Vorschläge zur Aufnahme einer Anleihe gemacht waren, von ihr aber ab-

elehnt wurden, nicht wegen der Seitens der Kapitalisten ge⸗ tellten Bedingungen, sondern weil die Regierung eine Anleihe überhaupt für inopportun erachtete.

Italien. Rom, 24. März. (W. T. B.) In der Depu—⸗ tirtenkammer verlas der Präsident heute ein Schreiben des deutschen Botschafters, Grafen Sol ms-Sonnen— walde an den Minister-Präsidenten Crispi, in welchem dieser ersucht wird, den Präsidenten des Senats und der Kammer die Mittheilung zu machen, daß der Deutsche Reichstag in seiner Sitzung‘ vom 19. d. M. . einstimmig erklärt hat, daß die Ehr⸗ furchtsbezeigungen für weiland Kaiser Wilhelm und die Theilnahme des italienischen Parlaments an der Trauer des deutschen Volks überall in Deutschland Gefühle der lebhaftesten Erkenntlichkeit und der tiessten Dank— barkeit hervorgerufen haben, und daß diese Beweise der Sym⸗ pathie eine erneute Kundgebung der freundschaftlichen Be— ziehungen bilden, welche beide Länder mit einander verbinden. Die Kammer vertagte sich sodann bis zum 10. April.

Im Senat verlas der Präsident dasselbe oben erwähnte Schreiben des deutschen Botschafters an den Minister-Präsi— denten Crispi. Der von der Kammer hereits genehmigte Gesetzentwurf, betreffend die Revision der Gebäudesteuer, welchen der Senat gestern durch Abstimmung mittelst Auf⸗ stehens und Sitzenbleibens angenommen hatte, wurde heute in geheimer Abstimmung verwarfen.

—= 25. März. (W. T. B.) Der außerordentliche Abgesandte des Kaisers Friedrich, General der Infanterie und General-Adjutant Prinz zu Hohenlohe— e , ge, ist zur offiziellen Notifizirung der Thronhesteigung Sr. Majestät des Kaisers Friedrich gestern Abend hier eingetroffen. Der deutsche Botschafter war mit dem Personal der Botschaft zu seinem Empfang auf dem Bahnhof anwesend. Heute Mittag wurde Prinz Hohenlohe von Sr. Majestät dem König Humbert in feierlicher Audienz empfangen.

26. März. (W. T: B.) Wie die Blätter melden, gab der Finanz-Minister Magliani in Folge des vorgestrigen Votums des Senats in Betreff der Revision der Gebäude— steuer seine Entlassung und nahm an dem gestrigen Minister⸗ rath nicht mehr Theil. Der „Tribuna“ zufolge bestände indeß Minister-Präsident Crispi auf Zurückziehung der Demission, und hätte Magliani nach einem Beschluß des Ministerraths, die Demission nicht annehmen zu wollen, dieselbe in der That zu rückgez ogen. .

= 26. März. (W. T. B.) Der „Popolo Ro mano“ bestätigt, daß der Finanz-Minister Magliani nach gestern stattgehabter Besprechung mit dem König und auf dringendes Ersuchen Crispi's sowie der anderen Minister seine Demission zurückgezogen hat.

Florenz, 24. März. (B. T. B) Ihre M aje stät die Königin Vito rig ist nach einem halbstündigen Auf— enthalt in Spezia heute Mittag um 1 Uhr 8 Minuten hier eingetroffen und am Bahnhof von dem englischen Botschafter Sir Lumley sowie den Spitzen der italienischen Behörden einpfangen, worden. Auf dem Wege nach der Villa Palmieri wurde die Königin von dem herbeigeströmten Publikum lebhaft begrüßt. Der Herzog und die Her— zo gin von Edinburg sind heute Vormittag in Livorno . und haben alsbald die Neise nach Florenz fort— esetzt.

Niederlande. Amster dam, 24. März. . h. Die neue Erste Kammer besteht aus 24 Liberalen, 10 Katho— liken und 6 Konservativen resp. orthodoxen Protestanten. Gewählt ist u. A. der ehemalige Minister Kappeine van de Copello.

Rumänien. Bukarest, 25. ö (W. T. B) Der König und die Königin sind heute hier wieder aus Wien eingetroffen und am Bahnhof von den Ministern sowie den Spitzen der Civil- und Militärbehörden empfangen worden.

Zeitungs stimmen.

Der „Schwäbische Merkur“ wendet sich nach einer Uebersicht über die ,, des Reichstages der all— gemeinen inneren politischen Lage zu und führt aus: AMUeberall, abgesehen von der , e. bewährte sich die in den Wahlen zum Siege gelangte Mehrbeijt der Nationalliberalen, Freikonservati ven und Deutschkonservativen, auf deren ernstes und von Fegenseitiger Rücksichtnahme getragenes Zusammenwirken sich die zu⸗ künftige Entwickelung der offentlichen Angelegenheiten im Reich, dh. der segensreiche Fortschritt unserer Einheit und Macht zu stützen hat, ja, wie die Dinge liegen, einzig stützen kann. Wurde durch Begehrlich⸗ keiten und einseitige Wünsche der äußersten Rechten hier und da die Harmonie der drei Parteien gestört, so hat fie doch im Ganzen und Großen sich bewährt, und der Kanzler, der überall mäßigend und aus— gleichend auftrat, freut sich mit Recht der Erfolge dieser Mehrheit. Zuletzt traf den Reichstag der harte Schlag, der das ganze Reich in Trauer versenkte, der Tod des Kgisers. Aber es war den Abgeord⸗ neten noch, vergönnt, aus dem Munde des erprobten Heldensohnes Kaiser Wilhelm's, unseres jetzigen Reichsoberhauptes Kaifer Friedrich, jene hochberzigen schönen Worte zu vernehmen, mit denen 'er sich, pflichtgetren wie ein echter Hohenzoller und arbeitslustig trotz alles Leidens, dem Vermächtniß des Vaters treu, an die Nation und den Reichstag wandte, um die Grundsätze Seiner Herrschaft darzulegen, und auf welche heute der Reichstag begeistert in einer Adresse, als letztem Beschluß der Tagung, geantwortet hat. Die Nation dankt den Ab geordneten und begleitet sie mit guten Wänfchen in ihre Heimath.

Die „Schlesische Zeitung“ veröffentlicht folgendes „Urtheil über die preußische Eider Hie nel hen ; Der Landtag des Herzogthums Sachsen⸗Coburg-Gotha berieth

und genehmigte neulich eine Vorlage, betreffend Üebernabme des Baues und Betriebes von Eisenbahnen im Herzogthum durch Preußen. In dem die Annahme befürwortenden Ausschußbericht heißt es:

Es darf vorausgesetzt werden, daß ein grundsätzliches Bedenken gegen die dauernde Ueberiragung des Eigenthums und des Betriebes unserer Eisenbahnen auf eine fremde, unserer Einwirkung nicht unter stellte Verwaltung, die wir einem Privatunternehmer gegenüber vor aussichtlich nicht gutheißen würden, im Landtage dann' nicht besteht,

wenn diese Verwaltung die der Königlich preußischen Staatseisen⸗ bahnen ist. Denn es ist der unbestrittene Ruhm dieser Verwaltung,

daß sie, frei von rein fiskalischen Zielen, in den Eiseabahnen vor allem ein Werkzeug im Dienste des Gemeinwohles erblickt, daß sie innerhalb der ihr als einem einzelnen Gliede des Verwaltungs— organismus des Staats gezogenen Schranken ihre Aufgabe vor— nehmlich darin sucht, auf die wirtbschaftliche Thätigkeit im Lande anregend und befruchtend einzuwirken, die Segnungen eines erleichterten Verkehrs in die weitesten Kreise der Bevölkerung zu tragen und zu diesem Ende die Einrichtungen des Betriebs dem fortschreitenden Be— dürfniß dersel ben e,, anzupassen. Sie folgt dabei der Er⸗ kenntniß, daß in dem Maße, wie sie zur Hebung der allgemeinen Wohlfahrt beiträgt, wiederum für sie selbst in einem gesteigerten Verkehr sich die Quellen neuer Einnahmen erschließen und daß mithin ihre Aufwendungen, wenn sie zum öffentlichen Nutzen gereichen, doch zugleich für sie nicht verloren sind. Deshalb herrfcht auch, wo über haupt die Elemente wirthschaftlichen Fortschreitens fich vorfinden, kein dauernder Widerstreit zwischen dem Wohle der Bevölkerung und dem Vortheil der in solchem Geiste geleiteten Eisenbahnen, mag auch der Ausgleich zwischen beiden, je nach dem Stande der gewerblichen Entwickelung, örtlich sich bald langsamer, bald schneller vollziehen. Und darum unterliegt es auch keinem Zweifel, daß die preußische Staate bahnverwaltung diejenigen Grundsäße der Betriebsführung, welche ihr im eigenen Lande die ungetheilte Anerkennung eingetragen haben, auch bei uns zur Anwendung bringen werde. Der enge Zufammen— hang der Bedingungen, auf denen das Gedeihen jedes Ter beiden Theile, der Bevölkerung und der Eisenbahnen, ruht, berechtigt uns aber ferner zu der sicheren Annahme, daß wir in der gegen— wärtigen Politik der preußischen Staatsbahnverwaltung nicht eine blos vorübergehende Richtung in der Leitung und Pflege des Verkehrs wesens zu erblicken haben. Denn die durch die bisherigen Wirkungen und Erfolge dieser Politik geweckten Anschauungen über den wahren Zweck und Nutzen der Eisenbahnen haben jetzt bereits im allgemeinen Bewußtsein so tiefe Wurzeln geschlagen, daß sie auch in ungünstigen Zeitläuften nicht mehr verschwinden und über etwa auftretende ent— gegengesetzte Meinungen und Bestrebungen immer wieder den Sieg davontragen werden.“

„Das Deutsche Wollen-Gewerbe“ schreibt über französische Konkurrenz-Anstrengungen: . Eine interessante Erscheinung ist in neuerer Zeit die auffallende Vermehrung der Entsendung von Handlungsreifenden Seitens franzö⸗ sischer Firmen nach Deutschland und die Anstrengungen, die man auf eben demselben Wege zu erreichen sucht, um uns 'in denjenigen Ländern beizukammen, in welchen die deutsche Industrie nach vielen Mühen festen Fuß gefaßt hat. Jeder objektive Beobachter wird zugeben müssen, daß wahrscheinlich in Folge des fählbaren Räckganges die franzö— sische Industrie alle Versuche macht, wenigstens einen Theil des verloren gegangenen Prestiges zurück zu erobern, und es hieße unferem Handel einen schlechten Sienst erweisen, wenn man nicht auf diese Vorgänge auf merksam machen wollte. Französische, namentlich Pariser Firmen, die uns nie zuvor besuchten, haben hauptsächlich in Modeartikeln unsere deutschen Firwen aufgefucht und, wie wir hören, zieinlich gute Ge— schäft? gemacht. Sie waren in allen größeren dentschen Städten, als das Dabinscheiden des Kaisers Wilhelm bekannt wurde, und noch vor dieser Zeit haben sie uns mit Offerten für Trauerartikel über- schwemmt; sie haben versucht, Aufträge zu empfangen. Daß ihnen dies in weit größerm Maß als je zuvor gelungen wird von betheiligter Seite darauf zurückgeführt, daß die französischen Fabrikanten uns dies mal Waaren offerirt haben, die in Bezug auf Preise konkurrenzfähig er— scheinen. Mußte man besonders früher gerade aus letzterem & runde vielfach Offerten ablehnen, so bilden sie jetzt in manchen Fällen kein Hindernißz mehr für den Bezug französischer Waaren. Die gemachten Beobachtungen gehen aber noch weiter: Viele Firmen lassen auch das Privatpublikum besuchen; sie veranstalten Musterausstellungen und laden zur Besichtigung derselben das Privatpublikum ein, Ein« ladungen, denen allerdings zum Nachtheil unserer einheimischen Ge— schäfte oft Folge geleistet wird. Wenn es immerhin nur ein kleiner Theil Kauflustiger ist, der glaubt, seine Unterstützung den deutschen Geschäften entziehen zu müssen, so darf nicht vergessen werden, daß es oft der kauffähigste ist. - Diese ganze Erscheinung hat umsomehr Befremdliches, als sta— tistisch nachgewiesen ist, daß der Bezug deutscher Waaren von fran— ösischer Seite infolge der ungerechten Anfeindungen, die sich unsere Waaren aus sattsam erörterten Gründen gefallen lassen müssen, that— sächlich zurückgegangen ist. So werden z. B. unsere deutschen Wollenstoffe viel weniger nach Frankreich exportirt als vor einigen Jahren. Der deutsche Bierexport nach Frankreich ist erheblich zurückgegangen (1885: 277 600 hl, 1887: 192 975 hl); so noch eine große Anzahl anderer Artikel, die sämmtlich eine rückgängige Bewegung zeigen; nur in baumwollenen Geweben hat sich unfere Ausfuhr nach Frankreich etwas gehoben (1857: ungebleichte, gefaͤrbte und bedruckte 3 182000 kg, 1885: 2686 345 kg); dagegen haben wir von Frankreich im letzten Jahr bedeutend mehr seidene und halbseidene Stoffe gekauft als im Vorjahre (1857: 613556 kg, 1886: 19 2265 kg, für halbseidene 1887; 48 354 kg, 1836: 44059 k) Wir haben an Damenkonfektionsartikeln 1887: 75 01 kg gegen 63 545 kg im Jahre 1886 und 15584 kg im Jahre 1835 gekauft; dagegen hat der Import der sogenannten Articles de Paris nachgelassen (1837: 27713431 Fr., 1886. 5272781 Fr.). Ueberhaupt ist analog den oben gemachten Ausführungen, daß sich eine größere Reg⸗ samkeit des frarzösischen Handels bemerkbar macht, der' Export von ranzösischen Produkten gestiegen; während derselbe in den Jahren von 1880 = 1884 sich zwischen 1813 und 1864 Millionen bewegt hatte und dann 1885 auf 1585 Millionen herabgesunken war, hat er inzwischen Vie Ziffer von 1800 Millionen Fr. schon wieder überschritten. Einer Gesammtausfuhr von 3319774 660 Fr. steht im Jahre 1886 eine solche von 3 218795 000 Fri, im Fsahre 1885: 3638 145 060 Fr. gegenüber. . . Wir, haben namentlich in der Tertil! und Kurzwaaren-Industrie die französischen Fabrikate in vielen Ländern, namentlich in England, Holland, Italien, Schweiz, dann in vielen überseeischen Ländern, be—⸗ sonders in den Vereinigten Staaten brach gelegt. Wir haben ein erhebliches Uebergewicht und zwar auf Kosten Frankreichs erlangt; es scheint aber, daß die französische Industrie aus unseren Erfolgen zu lernen heginnt; sie scheint die Fehler, welche zu ihrem Niedergang geführt haben, nach Möglichkeit verbessern zu wollen; sie beginnt uns auf internationalen Märkten nunmehr eine Konkurrenz zu bereiten, mit der wir wieder zu rechnen haben. Wir verhehlen uns nicht, daß wir sogar alle Anstrengungen machen müssen., wenn wir das Ueber gewicht unserer Industrie behaupten wollen. Wenn wir auch durchaus keinen Grund haben, bei den Anstrengungen, die unsere Industriellen fortwährend machen, an. unserer ferneren Üeberlegenheit zu zweifeln, so hieße es doch die Kräfte unseres Gegners unterschätzen, wenn wir nicht auf deren Erstarkung aufmerksam machen wollten.

Centralblatt für das Deutsche Reich Nr. 12. Inhalt: Allgemeine Verwaltungssachen: Erscheinen des Handbuchs für das Deutsche Reich auf das Jahr 1888. Handels, und Gewerbewesen: Aenderung in dem Verzeichniß der auf Grund des Gesetzes zur Ab—⸗ wehr der, Reblauskrankheit gebildeten Weinbaubezirke. Justiʒ⸗ wesen: Aenderung in dem Verzeichniß der zur Einziehung von Ge. e en e ,. i 8 Ernennungen.

estellung eines Konsular-Agenten. Polizeiwesen: Ausweif ö . ; . ö . Amtsblatt des Feichs-Postamts. Nr. 12. Inhalt: Verfügungen: vom 17. März 1888. Erhöhung des i dere, der M im Verkehr mit Niederland und Niederlaͤndisch⸗ Indien. Vom 19. März 1883. Bedingungen, unter welchen die Wohlthaten des Potsdamschen großen Militär. Waisenhauses im . Fr, 3

u stiz⸗Ministerial⸗ Blatt. Nr. 12. Inhalt: Bekann?“ machung. Exrlenntniß des Reichsgerichts vom * 5 fan,. Rechtsweg bei Streitigkeiten über die Verbindlichkeit zur Räumung

eines Privatflusses.