d. J. aufmerksam, nach welcher die sämmtlichen, bisher noch
nicht zur Verloosung gekommenen I) Prioritäts⸗Aktien der Niederschlesisch— Märkischen Eisenbahn Serie J1 und II von 1845 und 2) Prioritäts⸗-Obligationen dieser Bahn Serie 1 und II von 1846 zur baaren Rückzahlung zum 1. Juli dieses Jahres gekündigt worden sind.
Die ö dieser Aktien und Obligationen werden wiederholt aufgefordert, die Kapitalbeträge derselben nach Maßgabe der Bekanntmachung vom 27. März d. J. rechtzeitig zu erheben.
Berlin, den 4. April 1888.
Hauptverwaltung der Staatsschulden. Sydow.
Aichtamtsiches. Deutsches Reich.
Preufen. Berlin, 16. April. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen gestern Vormittag um 11169 Uhr den Vortrag des Ober⸗Ceremonienmeisters Grafen zu Eulenburg entgegen.
— Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Augusta wohnte am Sonnabend Abend der Einsegnung zweier Schwestern in der Kapelle des Augusta⸗-Hospitals und gestern Vormittag dem Gottesdienst daselbst bei.
Allerhöchstdieselbe besuchte gestern Abend mit Ihrer König⸗ lichen Hoheit der Großherzogin von Baden die Kaiserlichen Majestäten in Charlottenburg. .
Den Kammerherrendienst bei Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin Augusta hat der Königliche Kammerherr Graf Saurma übernommen.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz wohnte auch am Sonnabend mehrere Stunden dem Exerzieren verschiedener Bataillone der 2. Garde⸗Infanterie⸗ Brigade auf dem Tempelhofer Felde bei, wohin Höchstderselbe Sich bald nach 8 Uhr Morgens zu Pferde begeben hatte.
Um 1216 Uhr empfing Se. Kaiserliche Hoheit im hiesigen Schlosse die Mitglieder der Kaiserlich japanischen Militär— mission, vor deren Abreise nach Japan, und später den Ober⸗ Baudirektor Wiebe.
Nachdem Se. Kaiserliche Hoheit in den Nachmittagsstunden allein gearbeitet hatte, unternahm Höchstderselbe mit Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Kronprinzessin eine längere Spazier—⸗ fahrt nach dem Thiergartzn.
— Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit
die Kronprinzessin stattete am Sonnabend Vormittag gegen 11 Uhr den Kaiserlichen Majestäten im Schlosse zu Charlottenburg einen längeren Besuch ab.
Abends 7 Uhr begab Sich Ihre Kgiserliche Hoheit nach dem Augusta⸗Hospital, um daselbst einer Andacht beizuwohnen.
— Dem herrenhause ist folgender Gesetz entwurf, betreffend die Verleihung von Korporations—⸗ rechten an Niederlassungen. geistlicher Orden und ordensähnlicher Kongregationen der katholischen Kirche, zugegangen:
Wir Friedrich, von Gottes Fnaden König von Preußen ze. verordnen, unter Zustimmung der beiden Häuser des Landtages Unserer Mongrchie, was folgt:
Einziger Paragraph. Den nachbenannten Niederlassungen der geistlichen Orden und ordengähnlichen Kongregationen der katholischen Kirche, und zwar; 1) der Niederlassung der Benediktinerinnen zu Fulda, 2) den Niederlassungen der Congregatio Beatae Mariae Vir-
inis zu Essen und Paderborn, 3) der Niederlassung der Englischen
räulein zu Fulda, 4) den Niederlassungen des Franziskaner⸗Ordens zu Paderborn, Rietberg, Warendorf und Wiedenbrück, 5) der Nieder⸗ lassung der Schwestern der christlichen Liebe zu Paderborn, und 6) den Niederlassungen der Ursulinerinnen zu Breslau, Köln, Dorsten, Duderstadt, Erfurt, Fritzlar, Liebenthal und Schweidnitz werden hierdurch die Korporationsrechte verliehen.
Die Begründung lautet;
Die kirchenpolitische Novelle vom 29. April 1887 bestimmt im Artikel 5 §. 4: „Das vom Staate in Verwahrung und Verwaltung genommene Vermögen der aufgelösten Niederlassungen wird den be⸗ treffenden wiedererrichteten Niederlassungen zurückgegeben, sobald die⸗ selben Korporationsrechte besitzen und in rechtsverbindlicher Weise die Verpflichtung zur Unterhaltung der Mitglieder der aufgelösten Niederlassungen übernommen haben. Schon vor der Erfüllung dieser Voraussetzung kann denselben die Nutznießung diefes Ver⸗ mögens gestattet werden. Nach dieser Bestimmung haben die durch das Gesetz vom 31. Mai 1875 ergriffenen Nieder—⸗ lassungen der Orden und ordensähnlichen Kongregationen, welche mit ihrer Auflösung die Korporationsrechte, soweit sie solche besessen, verloren haben, die letztern nicht schon durch ihre gemäß Artikel 5 der Novelle vom 29. April 1887 erfolgte Wiederzulassung wieder⸗ erlangt. Sollen diesen Niederlassungen Korporationsrechte beigelegt werden, so bedarf es dazu nach Artikel 13 der Verfaffungsurkunde vom 31. Januar 1850, da zu den dort bezeichneten geistlichen Gesell⸗ schaften auch die geistlichen Orden und ordenzähnlichen Kongregafionen der katholischen Kirche gehören, einer besonderen gesetzlichen Bestim—⸗ mung. Den Erlaß einer solchen herbeizuführen ist der Zweck des vorliegenden Gesetzentmurfs. Derselbe führt in seinem einzigen Para. graphen von den achtzehn mit Korporationsrechten nn, gewesenen Niederlassungen, deren Vermögen in staatliche Verwahrung und Ver waltung genommen ist, siebzehn namentlich auf und bestimmt, daß denselben Korporgtionsrechte perliehen werden. Hiermit ist dem prak⸗ tischen Bedürfniß, wie es die Ausführung des im Eingange eitirten S. 4 erfordert, genügt. Der Entwurf läßt, wie schließlich noch her—⸗ vorgehoben werden mag, von den vorgedachten achtzehn Nie derlassungen eine unerwähnt, deren Wiederzulassung von der Staatsregierung nicht hat genehmigt werden können.
Der Schlußbericht über die vorgestrige Sitzung des . der Abgeordneten befindet sich in der Ersten eilage.
— In der heutigen (4) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister des Innern von Putt⸗ lamer der Minister für Landwirthschaft 2c. Dr. Lucius, der Ninister für geistliche ꝛc. Angelegenheiten Dr. von Goßler und mehrere Kommissarien beiwohnen steht als erster Gegen⸗ stand auf der Tagesordfiung: Erste Berathung des Gefetz— entwurfs, bet reffend die Bewilligung von Staats⸗ mitteln zur Beseitigung der durch die Hochwasser
In der Generaldebatte spricht nach kurzen einleitenden Worten des Abg. Günther, in welchen derselbe um Berück— sichtigung der Saale⸗ und Unstrutgegend bittet, der Abg. Frei⸗ herr von Minnigerode der Staatsregierung Dank aus für die
ürsorge, die sie durch das schnelle Einbringen der Vorlage ür die überschwemmten Gegenden bekunde. Eine genauere
ebersicht über die Schäden im Einzelnen sei heute 9. nicht möglich, und die Theilverwendung der Summen laffe sich deshalb nicht übersehen. Es sei auch ins Auge zu fassen, daß noch weitere Bezirke als die in der gegenwärtigen Vorlage berücksichtigten die staatliche Hülfe würden in Anspruch nehmen müssen. Es empfehle sich gleich⸗ wohl eine Kemmissionsberathung, um, soweit es möglich, ein Urtheil darüber zu gewinnen, ob die Staatsregierung richtig disponirt habe. Angesichts des Umstandes, daß die Höhe der im Ganzen aufzuwendenden Summen nicht zu übersehen sei, sei zu erwägen, ob es nicht, um nicht die Nothftandskredite ins Un⸗ , , zu steigern, angezeigt wäre, auf die 10 Millionen, die für ie Erleichterung der Volksschullasten bestimmt seien, für dieses Jahr zu verzichten und das Volksschullastengesetz, falls dar⸗ über eine Einigung zu Stande kommen sollte, erst vom l. April nächsten Jahres in Kraft treten zu lassen. Um eine gerechte Vertheilung der Unterstützungssumme herbeizuführen, werde man Vertrauensmänner in den überschwemmten Ge— enden selbst in Anspruch nehmen müssen. Selbstverständlich ei es, daß die Summen innerhalb der einzelnen Zwecke, die die Vorlage vorsehe, übertragbar seien.
Abg. Rickert ist im Wesentlichen für die Vorlage und wünscht die möglichst schnelle Erledigung derselben. Gegen Kommissionsberathung sei er nicht, obgleich er glaube, daß die Staatsregierung weitere Auskunft dort zu geben nicht in der Lage sein werde. Als selbstverständlich erachte er es, daß auch 6 Gegenden, die in der Vorlage nicht erwähnt seien,
zerücksichtigung finden würden. Das Volksschullastengesetz bitte er noch in dieser Session zu Stande zu bringen und wenn es nicht anders gehe, auf dem Boden der Reglerungs— vorlage. Der Abg. Frhr. von Minnigerode sollte jedenfalls sich nicht vorzeitig Sorge machen über die Verwendung der dafür bestimmten Gelder.
Abg. Döhring tritt als Augenzeuge der furchtbaren Ver— heerungen, welche die Nogatniederung betroffen, lebhaft für die Vorlage ein und hofft, daß diesem schwerst betroffenen 364 der Monarchie die besondere Fürsorge werde zugewendet werden.
Abg. Drawe wünscht, daß Diejenigen, deren Häuser und Grundstücke zerstört worden seien, in so hohem Maße unter— stützt würden, daß sie im Stande seien, sich im Nahrunga— stande zu erhalten.
Finanz-Minister Dr. von Scholz sagt zu, daß eine solche Berücksichtigung, wenn es sich um die Erhaltung im Nahrungsstande handle, ausnahmsweise stattfinden solle. Die Verwendbarkeit der Summe sei für die Regierung eine völlig uneingeschränkte; auch solchen Gebieten, die etwa noch durch Ueberschwemmungen heimgesucht werden sollten, könnten Unter— stützungen auf Grund des vorliegenden Gesetzes zugewendet werden; es sei dies nach der allgemeinen Fassung des 5. 1 absolut zulässig.
Abg. Dr. Windthorst weist gleichfalls darauf hin, daß die Höhe der Summe und ihre Verwendung im Einzelnen sich absolut nicht bestimmen ließen. Wünschenswerth sei eine schärfere Scheidung der einzelnen Summen nach ihren Zwecken. Du erwägen sei, ob die Kreis-Ausschüsse für die Bemessüng und
ertheilung der Unterstützungen die geeigneten Instanzen seien; bei der Bildung derselben habe man jedenfalls auf eine solche Thätigkeit nicht Rücksicht genommen. Ueber die 10 Millionen für das Volksschullastengesetz sei . nicht zu debattiren. Werde das Gesetz angenommen, so sei der Streit müßig; werde es abgelehnt, so gehe die Summe in den allgemeinen Staatsschulden-Tilgungsfoönds. Gegen das Volks n men gf in der Form, wie es von der Regierung vor⸗ gelegt sei, müsse er sich mit Entschiedenheit aussprechen.
Abg. Freiherr von Minnigerode beantragt zur Geschäfts— ordnung die Ueberweisung der Vorlage an die Budget— kommission.
Nach einer kurzen Ausführung des Abg. Knoch wird ein Antrag auf Schluß der Debatte angenommen, und ebenso darauf der Antrag des Abg. Freiherrn von Minnigerode auf Ueberweisung des Gesetzentwurfs am die Budgetkommission.
Es folgt die zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Regulirung der Stromverhältnisse in der Weichsel. (Schluß des Blattes.)
— Die XVI. Kommission des Hauses der Abgeord— neten, zur Vorberathung des Entwurfs einer Kreis— ordnung für die Provinz Schleswig⸗Holstein, und des Gesetzentwurfs, betreffend die Einführung der Provinzialordnung vom 29. Juni 1875 in der Pro⸗ vinz Schleswig⸗-Holstein, hat sich konstituirt, und zum Vorsitzenden den Abg. von Holtz, zum Stellver- treter des Vorsitzenden den Abg. Krah und zu Schriftführern die Abgg. Freiherr von Lyncker und Graf Strachwitz gewählt.
— . P. N.) . . Nachdem das Reichstagsgebäude im Laufe der Zeit seiner Vollendung ein gutes Theil ent— gegengeführt ist, tritt an die für den Bau maßgebenden Kreife die Nothwendigkeit heran, sich über die Art und Ausführung des iin lf Schmuckes des Gebäudes schlüssig zu machen. Um die hierzu erforderlichen Arbeiten vorzubereiten, sind auf Anregung des Staatssekretärs im Reichsamt des Innern, Staats-Ministers von Beetticher, dem Leiter des Baues, Architekten Wallot, der Geheime Regierungs-Rath Persius und der Geheime Ober-Baurath Adler an die Seite gegeben worden. Am Sonnabend hat in dieser Angelegenheit eine Konferenz stattgefunden, an welcher auch der Staats⸗Minister von Boetticher theilnahm.
. Die Bestimmung des 8. 367 3. 10 des Str. G.⸗B. („Mit Geldstrafe oder Haft wird bestraft, wer bei einem An⸗ griff sich einer Waffe ꝛc. bedient“) findet nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 19. Januar d. J., auch auf den Fall Anwendung, in welchem eine einzelne Perfon einen Anderen angreift, wohel der Angreifer sich eines Messers oder einer sonstigen Waffe bedient.
— Die Veterinärpolizeibehörden sind nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Strafsenats, vom 24. Januar d. 87 nur unter der Voraussetzung einer ganz bestimmten amtlich konstatirten Seuchengefahr zur Anordnung der im Viehseuchengesetz vom 23. Juni 1880 zugelassenen Schutz⸗ maßregeln ermaͤchtigt, keineswegs aber sind . zur Anordnung
im Frühjahr 1888 herbeigeführten Verheerungen.
dieser Schutzmaßregeln berechtigt, um einer unbestimmten
künftigen Möglichkeit der Einführung und Verbreitung von Viehseuchen vorzubeugen. Die Verletzung solcher unberechtig erlassenen Schutzmaßregeln fällt nicht unter die Strafbestimmun des §. 328 St.⸗G.⸗-B.
— In der Ersten Beilage befindet sich eine Bekannt⸗ machung des Stellvertreters des Reichskanzlers, betreffen zie Untersuchung von Farben, Gespinnsten unt Geweben auf gänsen und Zinn, vom 10. April 1888.
— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich r Geheime Rath von Werner, ist nach Darmstah abgereist.
— Der Chef der Admiralität, General-Lieutenant von Caprivi, ist von Wilhelmshaven gestern zurückgekehrt.
Bayern. München, 14. April. (W. T. B.) Die Kammer der Reichsräthe lehnte in ihrer heutigen ginn die von der Abgeordnetenkammer bewilligten 8 Lokalbahnen ab und genehmigte die von der Ke gierung gewünschten 11 Lokalbahnen. Der Bau ron Eisenbahnen in der Pfalz und der Neubau von Bahnhöfen wurde nach den Beschlüssen der Abgeordnetenkammer genehmigl.
Die Abgeordnetenkammer hat den Gesetzentwur⸗ betreffend die Abänderung des pfälzischen Hypo theken- und Vormundschaftsrechts, einstimmig und fast ohne Debatte angenommen.
Augsburg, 14. April. (W. T. B.) Der Magistrat bewilligte für die durch die Ueberschwemmung Gescha⸗ digten 10 000 6 und veranlaßte außerdem eine allgemeine Haus kollekte.
Hessen. Darmstadt, 14. April. (Darmst. Ztg.) Der Erbgroßherzog hat sich heute in Begleitung des Haupt⸗ manns von Schwarzkoppen nach Berlin begeben, um dort das Offizierexamen abzulegen.
Desterreich⸗Ungarn. Wien, 14. April. (B. T. B) Im Hexrenhause verlas der Präsident eine Mittheilung des deutschen Botschafters Prinzen Reuß, in welcher den Dank des Deutschen Reichstages für die sympathische Kundgebung anläßlich des Hinscheidens des Kaifer— Wilhelm Ausdruck gegeben wird.
Pest, 14. April. (W. T. B.). Im Unterhause verlas in Beantwortung der Interpellation des Abgeoꝛd⸗ neten Fenyvessy, betreffend die staatsrechtliche Form der Zuschrift des deutschen Botschafters Prinzen Reuß anläßlich der Beileid s-Kundgebung des ungarischen Parlaments, der Minister-Präsident Tisza den Wortlaut der Zuschrift und fügte hinzu, dieselbe e e, dem ungari⸗ schen Staatsrecht vollkommen. Der Interpellant hätte sich vorher gehörig informiren sollen. Er (Tisza) bitte die Ab. geordneten, sich durch unüberlegtes Einbringen von Inter— pellationen nicht der Lächerlichkeit auszusetzen. Das Haus nahm die Antwort des Minister⸗Präsidenten zur Kenntniß.
Großbritannien und Irland. Lon don, 14. April. (W. T. BJ Der Deputirte William O'Brien ist wegen der von ihm am letzten Sonntag in Loughrea gehaltenen Rede heute Abend in Kingstown verhaftet und soßort nach Dublin, später nach Loughrea gebracht worden. O'Brien beabsichtigte morgen in Wexford einer Versammlung der Nationalliga beizuwohnen.
— 16. April. (W. T. B.) Die Verhandlung in der Untersuchungssache gegen den irischen Deputirten O' Brien wurde von dem Gericht in Loughrea bis Donnerstag zurückgestellt und der Angeklagte inzwischen gegen Kautions— stellung auf freiem Fuß belassen.
Der Lordmayor sendet heute weitere 40 000 M6 für die Ueberschwemmten an das Central-Comitè in Berlin ab.
Frankreich. Paris, 15. April. (W. T. B.) Unter dem Vorsitz des Minister-Präsidenten Floguet fand heute auf dem Trocadero die von etwa 6060 Personen besuchte Jahresversammlung des Handelsvereins statt Floquet hielt dabei eine Rede, in welcher er hervorhob, daß das republikanische Frankreich weder eines Protektors in Friedenszeiten, noch auch eines Dikta— tors im Kriege, bedürfe, wenn ja jemals die Sorge für die Vertheidigung der Ehre des Landes und seines Gebiets dazu nöthigen sollte, einen Krieg anzunehmen. „Wir bedürfen Niemandes, weil wir im Frieden republikanische Institutionen haben, die in 17 jährigen Bemühungen und hartnäckigen Kämpfen erstritten worden sind, und weil wir im Kriege über unterrichtete, tapfere Generale verfügen, die in loyaler Weise den öffentlichen Gewalten sich unterordnen, und, über eine bürgerliche Armee, die aus der Elite der Vation besteht und welche Sie Alle mit Ihrer Sorgfalt und Ihrer Popularität umgeben. Es ist eine Republik der Frei— heit, welche die Centennarfeier von 1789 mit einer friedlichen und fruchtbaren Universglausstellung zu begehen beschloß. Führen wir, damit e, Feier eine vollständige sei, die Ein⸗ tracht unter uns zurück und bleiben wir ein Volk, das Herr ist über seine Geschicke. Die Rede Floquetss wurde mit stürmischem Beifall aufgenommen.
— 16. April, Nachts. (W. T. B.) Gestern gegen Mitternacht, als bekannt geworden, daß die Wahl Bou⸗ langer's als 3 zu betrachten sei, sammelte sich in der Montmartre⸗Straße vor einem Hause, in welchem mehrere Boulangistische Blätter erscheinen, eine große Menschenmenge an. Ein Transparent, welches Ferry als Clown darstellte, wurde von der Menge mit Pfeifen begrüßt, dagegen ein Transparent mit Boulanger in großer Uniform beifällig auf— genommen. Im Uebrigen blieb ganz Paris ruhig und kam nirgends eine ernstere Ordnungsstörung vor.
— 16. April, früh. (W. T. B. Die opportunistischen Blätter geben zu, daß die ahl Boulanger's eine Niederlage sei. In einem Artikel Reinach's in der, publique fran çaise“ heißt es: es wehe ein Wind der Tollheit, indeß dürfe man die Hoffnung nicht aufgeben. Das „Journg des Debats“ konstatirt die Ohnmacht der republi⸗ kanischen Konzentration und erklärt: die Gemäßigten würden für einen Radikalen nicht mehr stimmen. Das „Petit Journal“ sagt: die Regierung müsse sich die Bedeutung der Kundgebungen des allgemeinen Stimmrechts klar machen. Alle Blätter sind darln einflimnig, daß“ der Wahlersol General Boulanger's lediglich einen Protest gegen die innere Politik bedeute. .
Lil le, 16. ö früh. (W. T. B.) Von 363 ö ein geschriebenen Wählern des Nord⸗Departements wurden bei der
gestrigen Wahl 267 530 Stimmen abgegeben. General
Foulanger wurde mit 172 528 Stimmen gewählt; Fel St. fielen auf Fo ucart, 9647 St. auf Moreau.
1 Italien. Rom, 15. April. (W. T. B.) Nach einer Meldung aus Massovah sind von den zur Rückkehr nach talien bestimmten Truppen heute früh ein Bataillon, wei Compagnien und eine Feldbatterie abgegangen. — Der Fönig von Schweden ist gestern Abend in Florenz an— ekommen. — Der Erzbischof von Neapel hat dem Faiser und der Kaiserin von Brasilien, welche am Freitag Abend dort eintrafen, im Namen des Papstes einen
esuch abgestattet.
Schweiz. Zürich, 15. April. (W. T. B.) Dr. Johann Konrad Kern aus Berlingen (Thurgau), welcher von 1857 bis 1883 den Gesandtenposten der Schweiz in Paris
bekleidete, ist heute hier gestorben.
Niederlande. Amsterdam, 13. April. (Köln. i Die Nachwahlen zur ien ten Kammer sind sämmtll
gegen die Liberalen ausgefallen. Es werden also 45 Liberale gegen 53 Klerikale, 1 Konservativen und 1 Sozialdemokraten
stehen.
Rumänien. Bukarest, 15. April. (W. T. B.) In der Deputirtenkammer gab in Beantwortung einer Interpellation über die Bauernunruhen der Minister⸗ Präsident Rosetti zu, daß die Unruhen seit 2 Tagen einen eiwas ernsteren Chargkter angenonimen hätten. Die Regie⸗ rung habe indeß geeignete Maßregeln zur Herstellung der Ordnüng ergüfffen und sei gewillt, nach Wiederherstellung der Ruhe eine aus Mitgliedern aller Parteien bestehende Kommission zu ernennen, die sich nicht blos mit der Erforschung der Ursachen der Un— ruhen, sondern auch mit den Mitteln zu deren Beseitigung beschäftigen solle. Roösetti verkündigte darauf den Schluß der ordentlichen Kammersession und fügte hinzu, daß die Auf— lösung der Kammer und die Vornahme von Neuwahlen in aller Kürze angeordnet werden würde.
Serbien. Belgrad, 14. April. (W. T. B.) Die Skupschtina nahm den Gesetzentwurf, betreffend die Autonomie der Gemeinden, ohne Debatte in der General— debatte an und begann die Spezialberathung.
Zeitungsstimmen.
Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ bringt zur Frage des Lehrermangels eine Reihe von Artikeln, deren letzter ( II.) lautet:
Die verhältnißmäßig schnell herbeigeführte Ueberwindung des Lehrermangels der siebziger Jahre erhält noch ein besonders günstiges Licht durch den Umstand, daß sich die Zahl der öffentlichen Volksschullehrer⸗ stelen von 1873 bis 1886 um 12704, nämlich von 52046 auf st sö erhöht hat. Es machte aber die Beseitigung des Mangels der Unterrichtsverwaltung in zwiefacher Beziehung Vorsicht, beiw. mäßigeren Schritt in ihren Anordnungen zur Pflicht. Cinmal nämlich durfte sie sich nicht verschweigen, daß die wirthschaftlichen Berhältnisse die größte Schonung, namentlich der ländlichen Gemeinden, erforderten, und daß mit der Gründung neuer Schulstellen langsamer vorgegangen werden mußte; der Minister er⸗ kannte dies in seiner Verfügung vom 25. Mai 1881 ausdrücklich an, indem er den Provinzialbehörden aufgab, bei den Anforderungen an die zur Unterhaltung der Schulen Verpflichteten deren wirthschaftliche Lage sorgfältig zu berücksichtigen. Zum Anderen durfte nicht über⸗ sehen werden, daß es gar keinen sichereren Weg zum Rückfall in den bterm angel gebe, als mehr Präparanden zu bilden, als in den Se⸗ minarien Aufnahme finden, mehr Seminaristen, als zur Anstellung gelangen können. .
Aus diesen Rücksichten wurden einzelne Nebenkurse in, Sachsen und in Westfalen eingezogen, die Frequenzen einiger Seminare auf daz frühere No rmalmaß (75) herabgesetzt; endlich den Präparanden⸗ anstalten an Semingren gewisse Schranken angelegt.
Auf diese Weise wurde die Gefahr einer sogengnnten Ueber— produktion verhütet, zugleich aber das jedesmalige Bedürfniß befriedigt.
In der letztvergangenen Zeit ist dieses zur Freude der Unterrichts⸗ verwaltung und zum großen Vortheile der Schule wieder größer geworden. Das Pensionsgesetz vom 6. Juli 1887 gab die langersehnte Möglichkeit, kranke und altersschwache Lehrer in, den Ruhestand zu versetzen, ohne sie Entbehrungen und Mangel preiszugeben. Nicht der UnteirichtsverwaTltung, wohl aber Fernerssehenden war das Ergebniß überraschend. Es spricht sich wirksam in nachstehender kurzer Angabe zuß: Am 1. Axril 1887 befanden sich überhaupt 5352 Lehrer und Lehrerinnen im Ruhestande; von diesen waren 1897 in dem ersten Jahre der Rechtskraft des neuen Gesetzes pensionirt; nur 3455 ge— hörten den sämmtlichen früheren Jahrgaͤngen an. .
„Während nun für dieses, in der ins Auge tretenden Höhe nur vorübergehende Bedürfniß zu sorgen war, wurden in den östlichen Provinzen der Monarchie im Interesse der Förderung des Deutsch⸗ lhums innerhalb zweier Jahre nahezu 350 Stellen nen gegründet.
„Es ist selbstverständlich, daß ein überraschend eintretendes Be— dürsniß an mehr als 2006 Lehrern vorübergehende Verlegenheiten er= seugte. Dies ist um so mehr der Fall, als sich auch das Bedürfniß selbst nicht als ein dauerndes darstellt, also die Maßnahmen zu seiner Befriedigung mit be onderer Vorsicht getroffen werden müssen, wenn sie nicht den Grund zu anderen Uebelständen geben sollen, und, als die Pflichten, welche die Pflege des Deutschthums der Unterrichts verwaltung in den östlichen Provinzen auflegt, nur die Aufnahme solcher Präparandea in die Lehrer⸗Bildungsanstalten zulassen, welche des Deutschen ganz mächtig sind. . J .
Wenn aber die „Preußische Lehrerzeitung“ und die ihr zur Seite tretenden freisinnigen Blätler von einem Lehrermangel erzählen, wel⸗
er demjenigen der letzten sechsziger Jahre gleichkäme, wenn sie avon wissen, daß wieder Präparanden als Lehrer beschäftigt würden, so ist das einfach falfch, und wenn sie vorgeben, die Unterrichts= beiwaltung stehe dem gegenwärtigen Zustande macht! und rathlos gegenüber, so reden sie wohl wider besseres Wissen. Ein Blick in den Staatshaushalts-Etat hätte sie belehren können, daß zwei neue staatliche Präparandenanftalten zu Schweß und Deutsch Krone, drei neue Nebenkurse zu Marienburg, Lbau und Bromberg in das Leben getreten sind, und daß die Nebenkurfe der Provinz Brandenburg zu einem vollstaͤndigen Seminar vereinigt worden.
Wir können diesen Blättern auch nicht den Trost lassen, daß es den Seminaren an Nachwuchs fehle; in sämmtlichen Provinzen der Monarchie haben fich mehr Praͤparanden zur Aufnahme in die Seminare gemeldet, als solche finden konnten, und es wird nur darauf ankommen, ie vorhandenen Meldungen auf die einzelnen Provinzen, in diesen auf die Anstalten planmäßig zu vertheilen, um alle mit einer aus reichenden Zahl gut vorberelteter Zöglinge zu versorgen.
Diese Regelung des Angebols und der Nachfrage ist durch die dot einiger Zeit Seitens der Unterrichts verwaltung ergriffenen Maß— nahmen erfolgt. Die Aufnahmeprüfung bei den Seminaren hat den
hakter einer Konkursprüfung verloren und den einer allgemeinen Refeprüfung erhalten; dat. Verhältniß zwischen den Königlichen räparandenanstalten und den Privat ⸗Praͤparandenanstalten ist geregelt: zut Förderung der leßteren sind die geeigneten Maßgaben getroffen und durch eine zweckentfprechende Konzentration ist die Möglichkeit Käeben, unter wohlwollender Berücksichtigung der Wünsche der —⸗ chulamtsafpiranten mit dem Ucberfluß des einen Bezirks den Mangel der anderen auszugleichen.
Mögen deshalb Diejenigen, welche mit ihrer Agitation gegen die Interessen der Volksschule arbeiten, ihr Beginnen, welches sonst im ,. Beamtenstande eine Analogie nicht findet, ruhig fortsetzen, mag es ihnen, was der Unterrichtsverwaltung nur erwünscht sein könnte, gelingen, junge Leute, für welche bei der Berufswahl nur materielle Interessen in Frage kommen, vom Lehrerberufe fern zu halten; ihre Agitationen werten jetzt ebenso erfolglos sein, wie sie es im Anfange der siebziger Jahre gewesen sind.
— Die „Berliner Politischen Nachrichten“ schreiben: J
Ein russisches Blatt, der Kiewlignin“, zeigt in einem den russischen Finanzen gewidmeten Leitartikel vom 6. d. M. den an erkennenswerthen Freimuth, mit Bezug auf die jüngst von dem russischen i. rer nn, veröffentlichte vorläufige Zusammenstellung der vorjährigen Einnahmen und Ausgaben Rußlands die Bemerkung zu machen, daß die Berechnung „nicht ganz richtig“ sei, und darauf hinzuweisen, daß der Einnahmegestaltung einige , Glückszufälle! zu Hülfe gekemmen seien. Als solche nennt der „Kiewlignin“ die vor⸗ zügliche Ernte des vorigen Jahres, welche vermuthlich nicht alle Jahre wiederkommen werde, ferner den Eingang von ungefähr 5. Millionen Rubel Zuckersteuer, welche gestundet waren und schon im Jahre 1886 hätten eingehen sollen, des Weiteren die Vereinnahmung ron mehr als 7 Millionen Rubel Getränkesteuern, welche erst im laufenden Jahre eingehen sollten, endlich die rein nominelle Vermehrung der Zolleinnahme um 11 Millionen Rubel in Folge der veränderten Umrechnung der Metalleingänge. Durch den AÄbstrich dieser Posten vermindert sich die bei einem Vergleich mit den Einnahmen früherer Jahre rechnungsmäßig in Betracht kommende Einnahme. Rußlands im Jahre 1887 um nicht weniger als 235 Millionen Rubel. Wir erblicken in dieser von dem „Kiew lianin! ins Licht gestellten Thatsache eine neue Stütze für unsere neu lichen Bemerkungen über den Werth der unkontrolirten und unkontro— lirbaren 8e russischer Finanzausweise und die neu bestätigte Erfahrung kann uns nur xveranlassen, unseren alten War⸗ nungsruf vor allen russischen Werthen, sowie die Mahnung an die deutschen Besitzer derselben zu, wiederholen, sich ihres Besitzes zu entledigen. Es hesteht tein Zweifel, daß es aus— schließlich starken, durch ein ebenso starkes Anleibebedürfniß veranlaßten russischen Interventionskäufern gelungen ist, den Rubelcours um einige Mark in die Höhe zu treiben und gleichzeitig auch den russischen Fonds zu ihrer Aufwärtsbewegung zu verhelfen. In Wahrheit liegen die wirthschaftlichen und finanziellen Verhältnisse Rußlands heute genau so wie vor Wochen, Monaten und Jahren. Die deutschen Besitzer russischer Werthe sollten daher gerade den augenblicklichen Hochstand der russischen Course dazu ö um unter günstigeren Bedingungen in der Abstoßung ihres Besitzes fortzufahren. Der
Odochstand der russischen Course wird, weil er ein känstlicher ist und
. gesunden Grundlage entbehrt, sich auf die Dauer nicht halten önnen.
— In dem russischen. Staatshaushalts, Voranschlag für 1888 ist unter Anderem eine Erhöhung der Einnahmen um 5. Millionen Rubel aus der Aceise auf Naphthaöle vorgesehen. Wie traurig es um diese erhoffte Mehr-Einnahme steht, erhellt aus den nachstehenden, jüngst von der. Moskowskija Wiedomosti, gebrachten Mittheilungen, welche zugleich einen neuen Beweis erbringen für die Zweifelhaftig⸗ t ö. Werthes russischer Voranschlagsziffern. Das russische Blatt
reibt:
„Nach einer Mittheilung der Zeitung „Kaspi“ sind die Petroleum vreise von der Einführung der Accise an mit jedem Tage gefallen. Noch bis zum 15. Januar wurde ein Cisternenwaggon von 6606 Pud zu 179 = 150 Rubel verkauft, während man jetzt selbst zum Preise von 79. Rubeln nur schwer Käufer findet u. s. w. Jetzt, wo fuͤr jeden Cisternenwaggon Petroleum allein 240 Rubel Accise und gegen O — 75 Rubel Fracht zu zahlen sind, können, die Kleinhändler diese bedeutenden Auflagen nicht mehr tragen. Die Mehrzahl der Käufer handelt jetzt mit Schmierölen und Rohnaphtha, welche bei der Aus— fuhr keine Steuer zu zahlen haben.“
Statistische Nachrichten.
Nach den „Mittheilungen, der Großherzoglich Hessischen Centralstelle für die Landesstatistik“ sind während des vergangenen Jahres zu Berg bezw. zu Thal an gekommen: im Hafen von Mainz 97 266,1 bezw. 76 200,4 t, im Hafen von Worms 61 398,0 bezw. 20 031,90 t und im Hafen bei Bingen 54 928,1 bezw. 6289, 9 t; dagegen zu Berg bezw. zu Thal abgegangen: aus dem Hafen von Mainz 47234 bezw. 24 128,4 t, aus dem Hafen von Worms 184,0 bezw. 11336 t und aus dem Hafen bei Bingen 194,3 bezw. 7491,8 t.
Kunsft, Wissenschaft und Literatur.
Nürnberg, 14. April. (W. T. B.) Se, Majestät der Kaiser bewilligte für die Restaurirung der Sebalduskirche 20 00 ;
— Ueber die Aufzeichnung der Bau und Kunstdenkmäler Thüringens“ veröffentlich das Herzoglich Sachsen- Coburg Gothaische Staats⸗Ministerium in der, Gothaischen Zeitung‘ folgende Bekanntmachung: Nachdem das von den Regierungen von Sachsen—⸗ Weimar ⸗Eisenach, Sachsen⸗Meiningen, Sachsen Altenburg, Sachsen⸗ Coburg und Gotha, Schwarzburg⸗Rudolstadt, Reuß ä. L. und Reuß j. L. gemeinsam begonnene Unternehmen der Aufzeichnung der Kunst— denkmäler nunmehr soweit gediehen ist, daß das J. Heft des zur Ver⸗ öffentlichung der Ergebnisse bestimmten Druckwerks Die Bau⸗ und. Kunst denkmäler Thüringens“, enthaltend den Amts- gerichtsbezirk Jena, die Presse verlassen konnte, während die Vor- arbeiten für vierzehn andere Bezirke der betheiligten Staaten zum Theil beendet, bezuglich unter der Presse, zum Theil in der Förderung begriffen sind, so unterläßt das Herzogliche Staats-Ministerlum nicht, die Anschaffung dieses Werkes, welches mit einem reichen Inhalte eine gefällige Ausstattung verbindet, allen Kreisen, in welchen Sinn für die Kunst und Interesse für heimathliche Art und Geschichte lebendig ist, insbesondere den höheren Verwaltungsbehörden, den Bibliotheken und Kunstanstalten des Landes, höheren Lehranstalten und den kirchlichen und politischen Gemeinden des Landes zu empfehlen. Das erste Heft enthält 17 Bogen Text mit einer Karte, 100 Abbildungen im Tert und 20 Lichttafeln. Der Ladenpreis ist für dieses Heft — erheblich unter dem Selbst⸗ kostenpreise — auf 8 M festgestellt, ermäßigt sich aber für Be— hörden und Gemeinden im Bereich der betheiligten Staaten bei unmittelbarem Bezuge von der. Verlagsbuchhandlung, von Gustav Fischer in Jena auf 7 66. Die Veröffentlichung wird allmählich und in einzeln käuflichen Heften fortschreiten, für deren jedes der Preis je nach Umfang und Inhalt besonders be— stimmt werden wird. Jeder Amtsgerichtsbezirk wird der Regel nach ein Heft bilden. Ein sehr großer Bezirk kann auf mehrere Hefte vertheilt, ein kleinerer mit einem anderen Bezirk in einem Heft ver⸗ einigt werden. Da hierbei jedoch nur Bezirke desselben Staats zu ⸗ sammengeheftet sein werden, so ist jedem Käufer die Möglichkeit gegeben, sich auf die Erwerbung der auf ein einzelnes Staatsgebiet be⸗ züglichen Hefte zu beschränken. 6 ;
— „Bibliotheca historico-militaris. Systema⸗ tische ÜUebersicht der Erscheinungen aller Sprachen auf dem Gebiete der Geschichte der Kriege und Kriegs⸗ wissenschaft seit Erfindung der Buchdruckerkunst bis zum Schluß des Jahres 18896. Von Dr. Joh; Poh ler. — Von dem vorstehend bezeichneten Werk, welches die sich auf die Ge⸗ schichte der Kriege und der Kriegswissenschaften beziehenden und bis zum Schluß des Jahres 1880 durch den Druck veröffentlichten Werke um fassen wird, somit ein zuverlässiger Wegweiser durch die kriegsgeschicht⸗ liche Literatur aller Kulturvölker zu sein bezweckt, ist im Verlage von
Ferd. Keßler in Kassel soeben der erste Band erschienen, welcher in
ca, 19 250 Titeln die Literatur über die Kriege bis zum Jahre 1739 enthält, während der zweite Band, dessen Herausgabe noch in diesem Jahre hevorsteht, mit dem Zeitalter Friedrich's des 2 anheben wird. In dem vorliegenden Bande sind den einzelnen Werken mög—⸗ lichst genaue Angaben beigefügt über Druckort und Jahr, Format, Umfang, graphische Beilagen und Preis, welcher häufig den einzigen Anhalt zur Bildung eines Urtheils über den Umfang des Buches — namentlich bei älteren, vor 1830 erschienenen Werken — giebt. Vereinzelt sind die erwähnten Angaben, insbesondere bei älteren Erscheinungen, nicht vollständig; die vorhandenen Lücken und Unvollständigkeiten finden jedoch ihre mehr als hinreichende Erklärung in den übergroßen und nicht zu über windenden Schwierigkeiten der Aufgabe, welche sich der Verfasser gestellt hat. Die „Bibliotheca historico- militaris“, welche über 25 900 Werke umfassen wird und von keiner der bisher vorhandenen mili⸗ tärischen und historischen Bibliographien an Vollständigkeit erreicht werden dürfte, wird in ihrer Vollendung nicht nur fur Militärs, sondern auch für jeden Historiker und Bibliographen von nicht zu unterschätzendem Werthe sein. . . .
— Von dem Prachtwerk: Die österreichisch⸗ ungarische Monarchie in Wort und Bild ist soeben die 58. Lieferung erschienen, die das zweite Heft, des Ober⸗-Oesterreich und Salzburg schildernden Bandes bildet. Sie enthält als Fortsetzung der land— schaftlichen Schilderungen aus Oher-Oesterreich eine das obere Traun⸗ gebiet behandelnde Arbeit von Friedrich Simony mit zahlreichen topographischen Daten, dann zwei ebenso interessante Abhandlungen zur Vorgeschichte Ober⸗-Oesterreichs und zwar: die Pfahlbauten von Graf Gundacker Wurmbrand und die Hallstatter Funde von dem— selben und Joseph Szombathy. Die Illustrationen bringen eben diese vorgeschichtlichen Funde, dann landschaftliche Scenerien, an denen das Land ob der Enns so reich ist, zur Anschauung. .
— Soeben erschien; Zum Gedächtniß Kaiser Wilhelm's von H. Scholz, Archidiakönus an St. Marien und Professor. Rede gehalten im Stern'schen Gesangverein; auf Verlangen in Druck gegeben. Reinertrag zum Besten der Ueberschwemmten. Berlin 18838. R. Gaertner's Verlagsbuchhandlung Hermann Heyfelder. 8W. Schönebergerstraße 26.
Gewerbe und Handel.
Die Liquidations -⸗Kommission der Norddeutschen Fabrik für Eisenbahn-Betriebsmaterial in Lig. hat dem Auf— sichtsrath der Gesellschaft einen Bericht erstattet, dem wir Folgendes entnehmen; In den Besitzverhältnissen der Gesellschaft sind wesent— liche Veränderungen nicht eingetreten. Der Immobilienbesitz ist unverändert geblieben. Von den Mobiliarvorräthen hat sich nur ein Absatz in Höhe von 7412 , gegen 7104 Mι in 1886, erreichen lassen. Diesem unbedeutenden Ergebnisse steht ein besserer Erfolg gegenüber in der Verwaltung des Grundbesitzes durch stärkere Aus nutzung des Gebäudekomplexes zur Getreidelagerung. Auch die Wohn häuser waren in allen Räumen fast durchweg ohne Unterbrechung vermiethet. Die Miethsüberschüsse aus Wohnhäusern und Lager räumen belaufen sich auf 194 378 M6 und überschreiten die des Vor⸗ jahres um 46 219 66. Aus Besorgung der Ein⸗ und Auslagerung wurden nach Deckung nicht unerheblicher Kosten für Verbesserung von Auslade⸗, Transport, und Wiege ⸗Vorrichtungen 6740 4, ferner durch den Dampfkrahnbetrieb 1327 „6 und für Benutzung des Anschluß⸗ geleises 43 M ins Verdienen gebracht. An weiteren Einnahmen sind 3775 S. Zinsen aus belegten Kassenbeständen hinzuge⸗ kommen, Aus diesen Erträgen, von zusammen, 207 155 46 sind die Verwaltungs. und Liquidationskosten im Gesammt—⸗ betrage von 31 219 „6, gegen 30 266 M in 18886. bestritten und 112148 zu Abschreibungen verwendet worden Der sich hier⸗ nach ergebende Netto⸗Ertrag von 63 797 „6 ist dem Spezial⸗Reserve⸗ fonds ult. 1886 von 276 752 6 zugeschrieben, der sich dadurch erhöht hat auf 340 550 ½M. Aus der disponiblen Liguidationsmasse ult. 188: von ca. 180 900 MS ist eine weitere Rückzahlung auf die Aktien mit 10 16 pro Stück — 160 900 n, vom 15. März er, ab beschlossen worden. Durch diese X. Rückzahlung vermindert sich das ursprüng—⸗ liche Aktienkapital von 4 500 000 M auf 2100 0090 S6. Von den früheren Liquidationsraten sind noch 41 5 M6 abzuheben. .
London, 14. April. (W. T. B.) Wollauktion. Feine
Wollen fest. ;
Glasgow, 14. April. (W. T. B.). Die Verräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 971 009 Tons gegen 860 753 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befind—⸗ lichen Hochöfen 87 gegen 79 im vorigen Jahre.
NewYork, 153. April. (W. T. B) Baum wollen⸗Wochen—⸗ bericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 28 0090 B., Ausfuhr nach Großbritannien 37 000 B., Ausfuhr nach dem Kontinent 25 0080 B., Vorrath 599 000 B.
— 14. April. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Wagren betrug 11229 313 Doll, davon für Stoffe 2847 061 Doll. Der Werth der Einfuhr in der Vor— woche betrug 11170 011 Doll., davon für Stoffe 2265 318 Doll.
Submissionen im Auslande.
Italien.
1) 20. April. Langiano, Provinz Chieti. Consiglio muniei= pale: Einrichtung einer Wasserlei tung. Voranschlag 139 768 Lire. Depot 12009 Lire.
2) 25. April. Turin, Direzione dell' Arsenale di costruzioni, via Borgo Dora 49: 28420 kg Strick- und Tauwerk (funicella), Durchmesser 6-20 mm; Voranschlag 1,10—1,30 Lire das Kilogramm. Kaution 2900 Lire.
3) 26. April. Spezia, Direzione costruzioni navali R. Marina: Lieferung einer Barke aus Stahl (ferro omogeno) zur Aufstellung einer Dampf -⸗Löschpumpe. Voranschlag 8700 Lire (Än- geblich zunächst nur italienische Bewerber zugelassen). .
4) 18. Mai. Rom, Direzione Generale delle Gabelle: Liefe- rung von Blätter⸗Taback 1887er Ernte. (Näheres an Ort und Stelle.)
Verkehrs ⸗Anfstalten.
(W. T. B.) Die Post von dem am 14. März von Shanghai abgegangenen Reichs-Postdampfer . Sachsen“ ist in Brindisi eingetroffen und wird für Berlin voraussichtlich am 18. d. M; früh zur Ausgabe gelangen. .
Königsberg i. Pr., 15. April. (W. T. B.) Die Dampf schiffahrt ist heute durch Eisbrecher wieder eröffnet worden, und sind bereits zwei Dampfer hier eingetroffen. ‚.
Stolp, 14. April. (W. T. B. Die Betriebsstörung zwischen Neukolziglow und Barnow ist beseitigt und wird der durchgehende Verkehr von Bütow nach Zollbrück mit Zug 616 wieder aufgenommen.
Altona, 15. April. (W. T. B.) Die regelmäßige Verbindung zwischen Frederikshavn und Gothenburg ist jetzt in vollem Umfang wieder aufgenommen; bis auf Weiteres geht das Dampfschiff von Frederikshavn nach Gothenburg jedoch am Vormittag nach An kunft des dänischen Zuges 31 ab. Der Eis boot ⸗ Transport über den Salingsund ist aufgehoben und die direkte Expedition von Stückgut und Vieh über diese Route wieder aufgenommen. Vorläufig wird der Abendzug von Glyngöre nach Nykjöbing aber nicht übergeführt. Die Postdampfschiffe zwischen Kiel und Korsör
haben ihre regelmäßigen Fahrten noch nicht wieder aufgenommen.
Die direkte Expedition von Wagenladungsgütern über s yb org - Korsör nach Seeland ist der Eisverhältnisse wegen aufgehoben. Hamburg, 15. April. (B. T. B.). Der Postdampfer sRugia“ der Hamburg- Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von Camburg kommend, gestern Nach⸗ mittag in New⸗York eingetroffen, und der Dampfer Teutonia“ bon derselben Gesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern in St. Thomas eingetroffen.