Escadrons des Regiments der Gardes du Corps waren zu diesem Zwecke nach Charlottenburg . worden, desgleichen die augenblicklich nicht in Charloltenburg befindlichen Ba⸗ taillone des 4. Garde⸗Regiments z. F. aus Spandau. Wenige Minuten nach 2 Uhr Nachmittags begaben Sich die Aller— höchsten und Höchsten Herrschaften zu Wagen und zu Pferde nach dem Paradefelde. Unter Voraufritt eines Unter— offiziers vom Regiment der Gardes du Corps, zweier Spitzreiter und eines Stallmeisters in Gala erschien an der Tete di⸗
Beherrscherin den Platz im Fond inne hatte, ritt ein Ordonnanjoffizier des Regiments der Gardes du Corps,
nd Kavaliere zu Pferde folgten.
hatte kaum eine halbe Stunde gedauert. Die Rückfahrt nach Schlosse erfolgte um 31½ Uhr vom
Paradeplstze aus in ähnlicher Weise wie die Hinfahrt. Auf beiden Seiten des Weges hatte ein äußerst zahlreiches
Publikum Spalier gebildet und begrüßte die Majestäten durch
Hochrufe und Tücherschwenken. Als der Kronprinz, begleitet von Seigen beiden Arjutanten, etwas später dahergesprengt am, wurden Höchstdemselben begeisterte Ovationen dargebracht.
Gegen 33
Uh schaften vor d
dem Schlosse zu Charlottenburg wieder ein in enthusiastischer Weise begrüßt. Ihre Majestät die Königin von Groß- britannien und Irland hat in Begleitung der Prinzessin . kJ 46 Beatrice und des Prinzen Heinrich von Battenberg gestern Abend 7 Uhr 25 Minuten von Charlottenburg die Rückreise nach England angetreten. .
— Der Bundesrath ertheilte in der am 2. d. M. unter dem Vorsitz des Staats⸗Ministers, Staatssekretärs des Innern von Boetticher abgehaltenen. Plenarsitzung dem Entwurf von Vorschriften über die Einrichtung und den Betrieb der Anlagen zur Anfertigung von Cigarren und dem
Antrage Oldenburgs wegen Hinausschiebung der Fristen ge 1d 9 gen aus d
zur. Durchführung der Organisation der land- und forstwirthschaftlichen Unfallversicherung im Großherzogthum
Oldenburg, die Zustimmung. Von der Uebersicht über die auf den deutschen Münzstätten im Jahre 1887 erfolgten Aus— prägungen von Reichs-Gold⸗ und Silbermünzen nahm die
Versammlung, Kenntniß und beschloß, einer Eingabe, etreffend die Befreiung des Kammstricker-Gewerbes
von der Unfallversicherungspflicht, der Eingabe eines Gutsbesitzers in Russisch-Polen wegen Ueberführung einer Stammschäferei von seinem Gut über die preußische Landes— grenze und dem Gesuch des Vorstandes des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands um reichsgesetzliche Maß— regeln zum Schutze Baumschulen gegen Wild— schaden, eine Folge nicht zu geben. Die Eingabe des Vorstandes der Brennerei Berufsgenossenschaft zu Berlin, be— treffend die Aenderung des Gesetzes über die Unfall- und Krankenversicherung der in land- und forstwirthschaftlichen Be— trieben beschäftigten Personen, wurde dem Vorsitzenden des Bundesraths überwiesen. Den zustandigen Ausschüssen wurden zur Vorberathung übergeben: Der Antrag auf Bildung von drei Berufsgenossenschaften der Unternehmer land- und forst— wirthschaftlicher Betriebe in Elsaß-Lothringen, die Vorlage, betreffend den Nachweis der Befähigung als Seeschiffer mit Hochserfischerei⸗Fahrzeugen, und ein Nachtrag zur internatio⸗ nalen Nordseefischerei⸗Konvention vom 6. Mai 1852. Endlich wurde über die Wiederbesetzung mehrerer erledigter Stellen bei Disziplinarkammern Beschluß gefaßt.
— Dem Herrenhause ist der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Erweiterung der Stadtgemeinde und des Stadt? kreises Harburg, vom Abgeordnetenhause, mit der Aenderung der Worte „J. April“ in „1. Juli“ im 5. 1, zurückgesandt worden. Auch die Gesetzentwürfe, betreffend die Abänderung des 3. 29 des Gesetzes über die Verfassung der Verwaltungs— gerichte und das Verwaltungsstreitverfahren vom 3. Juli 13752. August 1830, und betreffend die Vertheilung der öffentlichen Lasten bei Grundstückstheilungen und die Gründung neuer Ansiedelungen in der Provinz Schleswig-Holstein, sind vom Abgeordnetenhause an das Herrenhaus zur weiteren Erledigung überwiesen worden.
— In der heutigen (51.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Vize-Präsident des Staats— Ministeriums, Minister des Innern von Puttkamer, der Minister für Landwirthschaft u. s w., Dr. Lucius, und mehrere Kommissarien beiwohnen, theilt der den Vorsitz führende erste Vize-Präsident Dr. Freiherr von Heereman mit, daß ein Schreiben des Vize-Präsidenten des Staats-Ministeriums von Puttkamer eingegangen sei, in welchem angezeigt wird, daß des Kaisers und Königs Majestät unterm 22. April geruht haben, 8en Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Wirklichen Geheimen Rath, Grafen von Bismarck-Schönhausen zum preußischen Staats-Minister zu ernennen. .
Auf der Tagesordnung steht als erster Gegenstand die dritte Berathung des Antrags der Abgg. Dr. Kropatscheck und von Schenckendorff auf Annahme eines Gesetz⸗ entwurfs, betreffend das Dienstein kommen und die Pension der Lehrer an den öffentlichen nicht- staatlichen höheren Lehranstalten.
Abg. Imwalle legt noch einmal die Bedenken des CLen⸗ trums gegen den Gesetzentwurf dar und bittet um die Ab- lehnung des selben; die Abgg. von Schenckendorff, Dr. Natorp
539 der
trafen die Allerhöchsten und Höchsten Herr-
und y Dor ch Färeor . rer dicht DrBGnGTFαr Me s Herm, .
wurden auch bier von einer di Age drangten tenschen chaar
Es folgt der erste Ber
zur Erwägung
g zu überweisen; mit Rücksicht
ordnung, da das Petitionsrecht
dem Petenten die Aufnahme in verband zugesichert worden sei.
lichen Verhandlungen seien aber
recht, daß die Petition, eine Beschwerde sei, im Hinblick
des Hauses ändern würde. Abg. Hansen spricht sich für
regierung ausübe.
des Blattes.)
— Die Befreiung des Checks von der Wechselstempel— Abgabe G. 24 Z. 1 des Wechselstempelsteuerges.)
sich nach einem Urtheil des Reichsgerichts, vom 5. Fehruar d. J, auf jede Urkunde, welche ihrem Inhalt und ihrer Form nach keinen Zweifel laßt, daß es si eine auf Sicht zahlbare Anweisung auf das Guthaben des
handelt; dagegen H „Check“ selbst gebrau
Ausstellers bei em 96 Zahlungen besorgenden Bankhause
enthalten, daß sie eine Anweisung auf das
Auestellers bilde. — Das amtliche Handbuch
welches seit seinem Vestehen alljährlich dem Kaiser Wilhelm zu Seinem Geburtstage überreicht wurde, ist auch für das
Jahr 1888 zu dem bezeichneten Heymann's Verlag, Berlin W. Inhalt des
erwähnt werden: Die meisten Veränderungen gegen das vorige Jahr weist wiederum das Auswärtige Amt
mit den von ihm abhängigen
auf. Die politische Abtheilung des Amts zählt jetzt nur 5 Die Zahl der Kaiserlichen Missionen ist 29 geblieben, die Zahl der Botschaften mit 6. residenturen in Chile und Mexico sind in Gesandtschaften umge⸗ wandelt worden, so daß jetzt 18 Gesandtschaften (gegen 15 im
vortragende Räthe.
Vorjahre) und 5 Ministerresidenturen (gegen 7 vorhanden 9 58 K 15 413 ; 88 sind. Die Zahl der Konsularämter beträgt jetzt 664 (gegen C655), darunter 82 Berufskonsulate (gegen 76)
und zwar 22
(gegen 47) und 6 Viʒekonsulate. Eine, neue Rubrik enthält das Handbuch unter dem Titel; „Wirkliche Geheime Räthe“. Es sind darin die Reichsbeamten auf—
geführt, welche als solche vom Kaiser zu Wirklichen Geheimen deshalb im Preußischen Staats—
Räthen ernannt wurden und
handbuch nicht aufgeführt wurden. Die Rubrik enthält 2. Namen. Beim Reichs amt des Innern erscheint neu im Abschnitt „Reichs Gesundh⸗itzamt“ die „Ständige Kommission
für Bearbeitung der
amts des Innern.
— S. M. Kanonenboot Wo Lieutenant Jaeschke, ist am 26. getroffen.
— Der heutigen Nummer
Anzeigers“ ist eine „Besondere Beilage“ (Nr. Y),
Entscheidungen des Reichsg Bayern.
Anhalt.
die juristischen Prüfungen zum höheren Justizdienst, in worden sind, kommen, nach einer diese Abänderungen
erfolgt.
und Dr. Kropatscheck dagegen empfehlen die unveränderte An⸗ nahme der Beschlüsse zweiter Les Der Gesetzentwurf wird darauf unverändert angenommen.
mission über die Petition des Markus Ebel wegen Auf— nahme in den preußischen Staatsverband.
Der Berichterstatter Abg. Czwaling empfiehlt den Antrag der Koemmission, die Petition der Königlichen Staatsregierung
auf Art. 32 der Verfassungsurkunde, welchem das Petitionsrecht nur den Preußen zusteht, über die Petition zur Tagesordnung überzugehen; Abg. Zelle endlich stellt den Antrag, die Petition der Königlichen Staatsregierung zur Berücksichtigung zu überweisen.
Abg. Korsch befürwortet einfachen Uebergang zur Tages—
zustehe, das Mitgefühl in dergleichen Fällen aber innerhalb der formalen Erwägungen keine Statte habe.
Abg. Zelle bittet um Annahme seines Antrages unter Hinweis darauf, daß Seitens der Regierung im Jahre 1883
Regierungskommissar, Geheimer Ober⸗Regierungs-Rath Braunbehrens erklärt, daß der ꝛc. Ebel sich an die Staats— regierung um nochmalige wohlwollende Prüfung seines An— liegens gewandt habe; dieser Bitte sei nachgegeben, die bezüg—
Abg. Lehmann bittet im Interesse endlicher Entscheidung der Prinzipienfrage entweder seinen Antrag anzunehmen oder die Petition für unzultsf zu erklären.
Abg, von Schenckendorff hält dagegen die Auffassung auf— die ihrem wesentlichen Inhalt nach
der Würdigung des Abgeordnetenhauses unterliege.
Regierungskommissar, Geheimer Braunbehrens bemerkt, daß in dieser reinen Verwaltungssache die Regierung ihren prinzipiellen Standpunkt festhalt', ihn auch nicht infolge eines Druckes durch einen etwaigen Beschluß
Abg Rintelen ist der Meinung, daß das Haus mit einem Beschluß zu der Petition durchaus keinen Druck auf die regie Nach Art. 81 könne jedes Haus die an das selbe gerichteten Schriften an den Minister uüberweisen. Wenn das hier in diesem Falle bestritten werde, so liege darin eine Verminderung der Rechte des Hauses der Abgeordneten, und um diese Auffassung nicht aufkommen zu lassen, empfehle sich der Antrag der Kommission oder des Abg.
ucht in Her Urkunde nicht das Wort t sein, noch braucht sie die Worte zu
Buchs mögen folgende Veränderungen besonders
Generalkonsulate (gegen 17), 54 Konsulate
Pharmak technische Reichsanstalt“ erscheint neu als Ressort des Reichs—
München, 26. April. mitgetheilt, hat der Prinz-Regent sich entschloffen, die für die Zeit vom 3 bis 11. Mai anberaumte Rundreise Pfalz bis auf Weiteres zu verschieben. Dessau, 25. April.
gemeine Verfügung des preußischen 12. März 18385 die Vorschriften in 5. 25 des Regulativs des preußischen Ministers der Justiz vom 1. Mai 1883,
e en auch hinsichtlich . Referendare mit der Maßzabe zur Anwendung, unter I bezeichnete Entscheidung durch das Staats-Ministerium
ung.
icht der Petitionskom—
der Abg. Lehmann beantragt,
nach
einem Außerdeutschen nicht
den preußischen Unterthanen—
noch nicht abgeschlossen.
auf Art. S1 der Verfassung
Ober ⸗Regierungs⸗Rath
den Antrag Korsch aus.
Staats⸗
Zelle. (Schluß
erg erstreckt J. Strafsenats,
sich um
„Guthaben“ des
für das Deutsche Reich,
(Carl Aus dem reichen
Termin erschienen. O 66)
Missionen und Konsulaten
Die Minister—
opöe“. Die „Physikalisch⸗
1 Kommandant Kapitän⸗ April er. in Singapore ein—
des „Reichs- und Staats— r. 2), enthaltend ts, beigefügt.
Wie die „Allg. Ztg.“
e ri
in der
Nachdem durch die All— Justiz⸗Ministers vom
betreffend und die Vorbereitung einigen Punkten abgeändert Verordnung vom 5. d. M., der anhaltischen daß die
Sefterreich⸗ Ungarn. Wien Der Budget-Ausschuß nahm
treffend die Veräußerung von
lichen Staatseigenthums m
it der Resolution des Abg.
25. April. (Wien. Ztg.). den Gesetzentwurf, be— Objekten unbeweg—
Matus an, durch welche die Regierung aufgesordert wird, bezüglich der in der Vorlage enthaltenen Transaktionen die betreffenden Rechnungsabschlüsse und die Nachweisung über die Einnahmen und die Verwendung heizuschließen. Der Aus⸗ schuß nahm ferner das Präliminare des Meliorations⸗ fonds für das Jahr 1888 unverändert an.
— 26. April. (W. T. B.) Wie die „Polit. Corresp.“ von authentischer Seite erfährt, sind die Mel dungen aus⸗ wärtiger Blatter über die beabsichtigte Entsendung österreich-ungarischer Truppen àn die rumänische Grenze wegen der Agrarbewegung in Rumänien gänzlich unbegründet.
Pest, 25. April. (Presse) . Die Klub konferenz der liberalen Partei des Abgeordnetenhauses acceptirte den Gesetzent wurf, betreffend die ausnahmsweise Einberufung von Reservisten und Ersatzreservisten zur Dienstleistung in Friedenszeiten.
Großbritannien und Irland. London, 25. April. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses wurde die Berathung der Einnahmebudget-Bikl fort— gesetzt. Picton beantragte die Streichung des zweiten Artikels, betreffend den Theezoll. Der Antrag wurde jedoch mit 255 gegen 98 Stimmen abgelehnt und der Artikel angenommen. Bei Berathung des drüten Artikels (Weinzölle) theilte der
Unter-Staatssekretär Fergusson mit, daß Frankreich gegen den neuen Weinzoll, als den französischen Handel schädigend, Vorstellungen erhoben habe. Gladstone bekämpfte den Weinzoll als schutzzöllnerisch. Der Kanzler der Schatzkammer, Goschen, widerlegte diese
Behauptung, und wies darauf hin, daß Gladstone durch seine Rede die Schwierigkeiten erhöhe, welche durch die von Frank⸗ reich gegen den neuen Weinzoll erhobenen Vorstellungen ent— standen seien. Die Befürchtungen, welche man in Frankreich über eine nachtheilige Rückwirkung des neuen Weinzolls auf den französischen Handel hege, seien übertrieben; die billigen Weine würden unter dem neuen Zoll nicht leiden, sondern vielmehr den theueren Weinen gegenüber auf einen günstigeren Fuß ge— stellt werden. Der Unter⸗-Staatssekretär Fergusson erklärte: Eng— land habe auf die bezüglichen Vorstellungen Frankreichs ge— antwortet, daß der neue Weinzoll eine nothwendige Finanz— maßregel sei und nicht in einem Frankreich unfreundlichen Sinne vorgeschlagen wurde. Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde der Artikel 3 mit 245 gegen 121 Stimmen ange⸗
nommen.
Frankreich. Paris, 26. April. (W. T. B.) Bei dem gestrigen Bankett in Limoges dankte der Präsident Carnot, in Erwiderung auf den Toast des Maire, für den ihm von der Bevölkerung bereiteten Empfang, welchen er hauptsächlich als dem treuen Hüter der republikanischen In— stitutionen bereitet ansebe. Die Rede wurde mit Hochrufen 3uf die Republik und den Präsidenten aufgenommen. Heute Vormittag um Sie Uhr verließ der Präsident Carnot Limoges. Derselbe wurde bei der Abreise mit lebhaften Zurufen und mit Hochrufen auf die Republik begrüßt. Auch in Peri— gu eux wurde ihm bei der Durchfahrt ein sehr fympathischer Empfang zu Theil, vereinzelte Hochrufe auf Boulanger, die sich hören ließen, sanden keinen Widerhall. Ebenso wurde der Präsident der Republik auf allen Bahnstationen zwischen Perigueur und Agen und in letzterem Drte selbst äußerst sympathisch empfangen. In Agen legte derselbe heute Nach⸗ mittag den Grundstein zu einem neuen Lyceum. Die Feier wurde leider durch einen Unfall beeinträchtigt, indem eins von mehreren Hunderten von Zuschauern besetzte Tribüne zu⸗ sammenbrach, wodurch eine Anzahl von etwa 20 Personen mehr oder weniger schwere Verletzungen erlitt. Fur heute Abend hat Präsident Earnot die Einladung zu einem von der Munizipalität veranstalteten Bankett angenommen.
Der Senat hat die g ersten Artikel des Rekrutirungs⸗ gesetzes angenommen und die Weiterberathung auf morgen Die OY ; j r R Vertagt. — Die Deputirtenkammer erklärte die Wahl Flourens' zum Deputirten mit 3165 gegen 138 Stimmen für gültig.
— Der Appvellhof hat das welchem wegen Ordenshandels Frau Limoufin zu sechs monatlichem Gefängniß, General Caffarel zu j0os Fr. Geldstrafe verurtheilt wurde.
Nancy, 2765. April. (W. T. B.) Boulangisten ver— anstalteten heute Abend eine Kundgebung, indem sie die Stadt durchzogen und unter den Fenstern der Präfektur zu singen begannen. In das Studenten-Kasino wurden Steine geworfen, ein Polizeibeamter leicht verwundet. Die Gendar— merie zerstreute die Menge. e Erwiderung auf die Ansprache des Präsidenten des Gerichtshofes sprach der Präsident Carnot die Versicherung aus, daß er ein treuer und entschlossener Wächter der Verfassung bleiben und sich bemühen werde, den inneren und äußeren Frieden aufrecht zu erhalten. Bei dem Abendbankett drückte er der Bevölkerung seinen Dank für ihre patriotische Einmuthigkeit aus.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 27. April. (W. T. B.) An Stelle des Generals Durnowo. welcher von dem Präsidium des slavischen Wohlthätigkeitsvereins zurückgetreten ist, wurde der General-Adjutant Graf Ignatieif zum Präsidenten gewählt. — Der griechische
Minister Dragumis ist gestern wieder abgereist.
Italien. Neapel, 26. April. (W. T. B.) Der König von Schweden besichtigte heute das hier befindliche italienische Geschwader und sprach über die Evolutionen desselben dem Kommandanten seine hohe Befriedigung aus.
Belgien. Brüjsel, 25. April. (W. T. B.) In der Deputirtenkammer interpelkirte heute Simons, De⸗ putirter von Brüssel, den Minister des Innern über die Un? Aardnungen, welche gelegentlich der gestern stattgehabten Trauung des Prinzen von Croy-Dülmen und der Prinzessin von Arenberg beim Ausgang aus der Kirche stattgefunden hatten, indem Studenten und andere Personen das Brautpaag. insultirten und zischten. Der Deputirte verlangte eine Untersuchung der Sache. Der Minister des Innern gab seinem Bedauern über diesen Vorfall Ausdruck und theilte mit, daß die Untersuchung bereits eingeleitet sei. Buls, Bürger⸗ meister von Brüssel, hielt die von den Deputirten angeführten Thatsachen für übertrieben, erklärte sich jedoch mit der Ein— leitung der Untersuchung einverstanden, welche zeigen werde, wen die Schuld an den Vorgängen treffe. — Im Senat wurde eine gleiche Interpellation eingebracht.
Griechenland. Athen, 25. April. Die
Urtheil bestätigt, nach
„Agence Havas“
meldet: Die Beziehungen zwischen Griechen land und
Glement.
der Türkei find ziemlich gespannt. Die Regierung hat darauf verzichtet, einen Gesandten zur Ueberbringung des Großkreuzes des Erlöser-⸗Ordens an den Sultan zu entsenden. Die Regierung richtete an die Pforte Bemerkungen über die Verfolgungen des griechischen Elements in der Türkei. Die Pforte ist durch Insinuationen der Slaven in Macedonien, wonach die Griechen einen Umsturz daselbst wünschen, gegen dieselben erbittert. Die griechische Politik ist indeß lediglich auf die Erhaltung des status quo in Macedonien gerichtet, und hat dies auch dem Großvezier, jedoch vergeblich, ver⸗ sichert
Serbien. Belgrad, 26. April. (W. T. B) Die Skupschtina hat den Gesetzentwurf wegen Auflssung des Vertrags mit der Tabackmonoxolgesellschaft und wegen Verstaatlichung des Tabackmonopols ein— stimmig und ohne Debatte angenommen. .
— 27. April. (W. T. B.) Das Kabinet hat seine Entlassung gegeben und Nikolas Cristic die Bildung des neuen Kabinets übernommen. Dasselbe ist folgender— maßen zusammengesetzt: Nikolas Cristic Präsidium und Inneres, Mijatovic Aeußeres, General Protig Krieg. Georg Pantelic Justiz, Beghitschewie Arbeiten, Dr. Wladau Georgevic Kultus, Unterricht und interimistisch Handel und Mita Raku Jinanzen ö — 265. April. (W. T. B.) Die der Ministerkrisis vorausgegangenen Besprechungen des Königs mit Garaschanin, Milojkovie und Cristic bezweckten nur Aufklärungen der Situation, doch wurde Niemandem die Neubildung des Kabinets zunächst angeboten. Die latente Krise bestand indessen weiter, als eine Folge der Votirung des Gemeindegesetzes und weil die Skupschtina beständig die Budgetberathung verschob, wo— gegen die Regierung sich machtlos erwies. Auf eine heute im. Namen des Kabinets und der radikalen Partei vom Minister-Präsidenten Gruic gestellte Anfrage antwortete der König, daß mehrere von der Skuyschtina votirte Gesetze die Sanktion nicht erhalten könnten, da solche einen gefähr— lichen Charakter für die Staatsmacht und die Autorität des Königs trügen; die radikale Partei habe hierdurch den mit der Krone geschlossenen Pakt gebrochen, da sie nicht hin— reichende Beweise einer wirklich regierungsfähigen Partei gegeben, noch den Willen zeigte, dem Vaterland und dem Thron treu zu dienen. Der Mmister-Präsident erklärte hier— auf, daß die Regierung hierdurch die Grundlage verliere, worauf das Kabinet die Demission gab. Dann erst brach die Krisis aus und es erfolgte die Berufung Cristic's.
Bulgarien. Sofia, 26. April. (W. T. B.) Prinz Ferdinand ist heute Abend Si,, Uhr, begleitet von den Ministern Stambuloff und Natschowic, sowie von einer Com— pagnie Soldaten aus, verschiedenen Truppengattungen, unter den Klängen militärischer Musik nach Tirnowa abgereist. Als er sich im Hofe des Palais von den Offizieren der Gar— nison verabschiedete, sagte er zu denselben, er werde ihre Kameraden im Norden besuchen; er freue sich, alle Offiziere um fich versammelt zu sehen und rechne darauf, daß sie auch ferner das Vertrauen zu ihm haben würden, welches sie bisher stets an den Tag gelegt hätten.
Zeitungs ftimmen.
„In der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ lesen wir:
Der bewährte Wobltbätigkeitssinn, der in unserem Vaterlande lebt, bat sich angesickts des unermeßlichen Nothstandes der von der Ueberschwemmung betroffenen Gebiete überall in der glänzendsten Weise bethätigt. Von allen Seiten strömen die Gaben berbei, um
Mangel und Elend, die durch die elementaren Verwästungen
ngerichtet worden, zu steuern, und auf diese Weise den so schwer beimgesnchten Bewohnern der bedrängten Landestheile Obdach, Klei— dung. Nahrung und ror Allem die Mittel zur Aufnahme ihres Lebenserwerbs und zur Wiedereinrichtung ibres Hausstandes zu be⸗ schafen. In erspries licher Weise ist dadurch der Staatsülfe vor— gearbeitet und der Boden vorbereitet worden, auf dem diefelbe dem nächst durch Gewährung von Unterstützungen und Darlehen an die Geschädigten, wie durch die Anlage von Schutzbauten und Melio— rationen zur Bethätigung gelangen sell.
In dem Augenblick der Opferfreudigkeit, mit welcher alle Stände und Klassen dem großen Werke der Nächstenliebe durch Woblthun ibre Hnterstützung geliehen, ist es aber auch eine patriotische Pflicht, sich des hervorragenden Antheils zu erinnern, den die Armee an dem Rettungswerk genommen hat. Wie immer, wo dem Vaterlande Gefahr droht, schnell bereit, das Leben einzusetzen und vor keiner der Schwierig⸗ keiten und Gefahren zurückzuschrecken, welche die Ausübung der Be⸗ rufepflicht im Gefolge bat, haben die zur Theilnahme an dem Hüfft— werke berufenen Truppentbeile in Muth und Unerschrockenbest, in Ausdauer und Entsagung mit einander gewetteifert und leuchtende Beispiele von Hingebung und Aufopferung gegeben.
Wie schon häufig bei solcher Gelegenheit. sind auch diesmal wiederum von Offizieren und Mannschaften Thaten der Kühnbeit und Unverzagtheit verrichtet worden die sich den rühmlichsten Leistungen im Felde gleichstellen laffen, ja, die in gewisser Beziehung noch hoher zu siellen sind.
So führten Abtheilungen, des Magdeburzischen Pionier ⸗ Bataillons unter den schwierigsten Witterungs- und Lokal verhält
niffen am 20. und 21. März umfangreiche Eissprengungen bei Lauen— burg aus, durch welche es gelang, den Eisverftopfungen ein Ziel ju setzen, die sich von Bleckede bis Brakede Boitzenburg, und von der Lauenburger Brücke kis Marschacht⸗Geefthaag gebildet hatten. Ein Detachement des Garde Pionier⸗Bataillons, das zur Dienstleistung im Inundationsgebiet von Lenzen kommandirt war, leistete den Be⸗ wobnern mit größter Aufopferung bei dem Bergen von Vorräthen und dem Retten von Vieb thatkräftige Hülfe, wodurch in der Bevöl— kerung der Eifer am Rettungswerk neu belebt ward. Bei Dẽmitz an der Unterelbe und bei Boitzenburg waren ebenfalls Pontonnier— kommandos aus Rendsburg an der Üeberwältigung des dort bei Gütz eingetretenen Nothstandes betbeiligt. Das gefammte Sstpreurssche Pionier Bataillon Nr. 1 wurde in den Tagen vom 25. bis 27. Mär; nach der Negatniederung gejogen, um dort mit Rettungsutensilien bei der Ueherschwemmungsnoth Hülfe ju leisten. In gleicher Weife riffen bei den Verwüstungen, welche die Brahe in der Gegend von
eutsch⸗Krone anrichtete, Militärkommandos ein, und wurden, Dank der Entschloffenbheit, mit der die Rettungsarbeiten dort betrieben wurden, die dem Staat gehörenden dortigen Mühlenwerke vor Zer— störung geschützt. Ebenso betheiligten sich mit unermüdlicher Bravour und Ausdauer die Infanterietruppentheile der Garnifonen Posen und Küstrin und die zu Landsberg a. W stationirte Abtheilung des Feld- Attillexie⸗ Regiments Nr. 18 an Tem Kampf gegen das entfesselte
Von Neuem hat so die Armee mit den Diensten, die sie den in Befahr für Leben, Gesundheit und Besiß gerathenen Bevölkerungen gewährte, gezeigt, daß sie ebenso wie jur Abwehr des das Vaterland bedrohenden äußeren Feindes, auch zum Schutz und zu thatkräftiger Hülfe bei inneren Kalamitäten bereit und schlagfertig, und daß sie der feste Hort ist, auf dem, soweit es in Menfchenmacht stebt, die
4
Sicherheit des Vaterlandes im Innern wie nach Außen hin rußt.
— Das „Deutsche Tageblatt“ äußert sich in einem „Herrschen und Dienen“ beschriebenen Artikel wie folgt:
Forscht man nach dem letzten Grunde des erbitterten Fampfes, welcher auch jetzt wieder, so kurze Zeit nach dem Heimgang unseres glorreichen Kaisers Wilbelm, die öffentliche Meinung bei uns in zwei Lager theilt, so wird man nickt umhin können, denselben darin zu finden, daß gewisse Parteien bei uns das Verlangen zu berrschen böber stellen, als das zu dienen. Auf welche schlefe Ebene ein solches Verlangen in Frankreick gefübrt hat, erkennt jeder Ein sichtige. Unsere Freisinnigen aber wollen aus der Erfahrung nichts lernen, und die Geschichte ist für sie keine Lehrmeifterin Die Mei⸗ nung die sie von sich haben,. ist eine so bobe, daß sie glauben, sobald nur ihnen einmal die Gelegenheit gegeben werde, auch wirklich die maßgebende Rolle zu spielen, um welche sie sich betrogen anseben, die Welt Wunder was erleben werde.
Sie machen die Rechnung obne den chriftlichen Geist, der im deutschen Volk ebenso stark wie lebendig ist und der das Dienen nicht geringer einschätzt, als das Herrschen. Sie überseben aber auch durchaus, daß die Größe des Hohenzollernberrscherbauses darin besteht, daß dasselbe den Dienst für das Vaterland jederzeit als die böchste Pflicht des Regenten erkannt bat.
Der große König Friedrich I. von Preußen kann im Grabe nicht schwerer beleidigt werden, als 'adurch, das ibn die Freisinnigen als Eideshelfer gegen das moderne Regierangsfpstem anrufen. Der Weise ron Sanssouci nannte sich selbst den ersten Diener des Staats. Kaiser Wilbelm war in dieser Beziebung seinem großen Abnherrn
durchaus ebenbürtig. Die Freisinnigen aber setzten sich mit dem Vater des jetzigen Kaisers nicht einmal, sondern stets
und ständig in Widersrruch, dadurch, daß sie nie die Racksicht auf das Gemeinwobl und zu keiner Zeit die Sorge für das Gesammtinteresse des Vaterlandes für ibre Entschließzzungen maßgebend sein ließen, sondern allezeit nur das kleinliche Partei⸗Interesse berücksichtigten und von dem Glauben, den sie selbst hatten, auch nicht ein Jota auf dem Altar des Vaterlandes zu opfern im Stande waren.
Sie haben aus diesem Grunde den Maßregeln widerstrebt, welche das Schwert des preußischen Staates zu schärfen bestimmt waren, damit die deutsche Einheit errungen werden konnte, und baben dem Zustandekommen der deutschen Reichsverfassung ibren Widerspruch entgegengesetzt.
Sie baben die Nothwendigkeit der wirtbschaftlichen und finan— ziellen Konsolidirung des Reichs nicht erkannt und den Maßregeln ihre erbittertste Feindschaft gewidmet, welche Kaiser Wilbelm, um seiner Regentenpflicht zu genügen und dem Vaterland zu dienen, für die allein richtigen erklärte, damit die Sicherbeit des Reichs nach außen hin außer Frage gestellt werde. Gleichwohl kommen diesel ben
Freisinnigen jetzt her und nebmen das Recht in Anspruch, dem Herrscher Direktiven zu geben, resp. selbst mit ihm zu berrschen. Fürst Bismarck fragte mit gutem Grund seinerzeit: was kannst
du armer Teufel geben? Den Freisinnigen fehlt der unerläßliche Befähigungs nachweis zum Herrschen, sie baben dem Vaterlande bis jetzt nicht in dem Maße gedient, welches ihnen auch nur den Schein einer Berechtigung geben könnte, diejenige Einflußnahme auf die Regierung zu nebmen, welche sie beanspruchen.
Aber die Zeit scheint ibnen gerade gut genug, um sich in ein gemachtes Bett zu setzen, zu dem sie selbst nichts beigefteuert haben.
Das deutsche Volk sollte endlich denen den Laufpaß geben, die nur berrschen aber nicht dienen wollen. In Preußen und in Deutsch— land hat Jeder zu dienen, auch der Kaiser und König. Für die Frei⸗ sinnigen giebt es bis jetzt keine Privilegien — wenigstens nicht in der Verfassung, und der Staatssinn des einsichtsvollen Theils der Be— völkerung sollte danach befinden.
— In einem Artikel über Deutschlands Handel mit den Vereinigten Staaten sagt die „National-Zeitung“:
Unter den obwaltenden Verhältnissen gewinnen die Ausfuhr— ziffern Deutschlands nach Überserischen Gebieten eine immer mebr wachsende Bedeutung. Unter anderem ist es der Verkebr Veutschlands mit Amerika, der eine Haurtrolle in unserem Außenhandel spielt. Es ift eine für die deutsche Arbeit, den deutschen Unternebmungsgeist ebrenvolle Thatsache, daß Deutschland im Verkehr mit den Vereinigten Staaten sich seit einiger Zeit auf die zweite Stelle emporgeschwungen hat. Noch bis zum Jahre 1885 stand Deutschland hinter England und Frankreich in dieser Beziehung zurück; seitdem ist, wie die fol— genden Zahlen beweisen, sein Antheil bestaͤndig gewachsen. Es stellte sich nämlich der Prozentsatz folgender Staaten an der Einfuhr Amerikas im Fiskaljahr für
1887 1886 1885 1884 1883 882
Großbritannien 23, 84 24.28 23,657 24.84 26,98 26,99 Deutschland 11,655 109,œs8 10,95 9,74 7, 933 7, 78 Frankreich *, 84 9, 98 93, 8s8 10,651 13,55 183 Man sieht deutlich: die allmähliche Abnabme des Antheils Groß— britanniens und Frankreichs am amerikanischen Außenbandel ißt Deutschland zu Gute gekommen. Um so mehr gewinnt für uns ein
erhöhteres Interesse, was von jenseits des Ozeans von handels und finanzwolitischen Maßnahmen oder von bedeutungsvollen gewerblichen oder verkehrlichen Thatsachen verlautet. In erster Linie nimmt das amerikanische Zollspstem unsere Aufmerksamkeit in Anspruch, das wiederum mit der Finanz und Steuerpolitik der dortigen Regierung im engsten Zusammenbhang stebt
Es ist in dieser Beziebung bekannt, daß die steigenden Ueberschüsse es Staatshbausbalts unabweisbar die Lösung der Frage fordern, was mit diesem embarras de richesse anzufangen sei, ob es nicht am ehesten gerathen wäre, die Volkslasten zu dermindern, insbesondere die Schutzzölle, welche die Lebenshaltung vertheuern, zu ermäßigen oder theilweise abzuschaffen. Es wird sich demnächst zeigen, ob die politischen Führer der amerikanischen Nation die Tugend der Selbst⸗ verleugnung in genügendem Grade besitzen, um jenes Mittel, das große Anforderungen an den eigenen Saͤckel vieler von ihnen ftellt, zur Anwendung zu bringen. Ein Theil des Volks, speziell die Großindustrie, steht aus Furcht vor der hereinbrechenden Konkurrem nach einer Ermäßigung der Zölle auf Seiten derjenigen, welche die Konserrirung des alten Abwehrspstems erstreben.
Gleichwohl erscheint die Breschelegung in das amerikanische Schutz spstem als unabwendbar. Es ist vornebmlich das rapide Wachs tbhum der amerikanischen Industrie selbst, welches dahin drängt, der das schützende Gewand nachgerade zu enge geworden ist. Die Groß— industrie sieht sich genötbigt, den Weltmarkt mehr und mebr auf— zusuchen und empfindet als das größte Hinderniß für ihre Bestre⸗ bungen die Vertheuerung der Rohmaterialien durch die Zölle. Man werfe nur einen Blick auf die Eisenindustrie Amerikas, um die rafche Entwickelung der dortigen Großgewerbe zu würdigen. Dieselbe nimmt nunmehr unter den Roheisen produzirenden Hauptländern den zweiten
Pla ein, wie aus folgender Uebersicht hervorgeht. Es produzirten (in Tons): ;
England Ver. Staaten Deutschland Frankreich 1886 6 870 665 5 684 543 3 339 8903 1526446 1885 250 657 4044526 3751 775 1628941.
Die drobende Ueberproduktion bildet die treibende Kraft in vielen Industriezweigen, welche, nach Außen sich Luft zu machen streben. Darin liegt allerdings eine nicht zu verachtende Gefahr für Deutsch⸗ land, sodaß mit den Vortheilen des ermäßigten amerikanischen Zolls sich auch manche Schwierigkeiten einstellen konnen. Doch stäblen sich im Kampf die Kräfte, und wir glauben, daß für das erste Jahrzehnt noch die Vortheile für Deutschland weit überwiegen werden. Weiter binaus in bandelspolitischen Dingen zu blicken, ist kaum möglich; Jedermann weiß, daß im wirtbhschaftlichen Leben die beftimmenden Faktoren häufig einem raschen Wechsel unterliegen. .
Werfen wir einen Blick auf die Hauptartikel, welche Deutschland nach Amerika einführt, so erhellt sofort, daß diese noch einer starken Vermehrung und Erhsbung fähig sind. Nach den letzten amtlichen Listen bildeten im Fiskaljahr 1887 Hauptimportgegenfiände Deutsch⸗ lands die folgenden: Strumpfwaaren 66 Mill. Doll. (1885: 8 5 Mill.), seidene Spitzen 49 Mill Doll, (3,3 Mill). Robzucker 48 Mill. Doll. „ß Mill.). Drabt 22 Mill. Doll. 2,9 Mill.), Ingots 1ů2 Mill. Doll. (O4 Mill.), Farben 1K5 Mill. Doll. (0,4 Mill. ), Flachs 11 Mill. Doll.
(15 Mill.. Salanteriewaaren 2,9 Mill. Doll. (2.0 Mill ), Spiegel glas 15 Mill. Doll. (14 Mill). Hopfen 28 Mill. Doll. (04 Mill), musikalische Instrumente 1,0 Mill. Doll. ( 0 Mill.). Te der⸗ fabrikate 18 Mill. Doll. (16 Mill.), ätberische Oele 1,19 Mill.
Doll. (193 Mill.. Parfümerien 12 Mill. Doll. (1.95 Mill ). seidene Kleiderstoffi 25 Mill. Doll. (2,, Mill.), wollene Kleiderstoffe 25 Mill. Doll. (1,9 Mill), Tuche 23 Mill. Doll. ꝛc. ꝛc. Es betrug der Gesammtwerth aller aus Deutschland nach den Vereinigten Staaten erportirten Waaren: 1887 1886 1885 1884 1883 Millionen Dollars 80,6 69,1 63.2 65.0 57.3.
Diese Zablen stellen der deutscken Industrie und dem deutfchen Handel, die trotz des starken Schutz ysstems Amerikas und der Kon— kurren; Englands und Frankreichs immer größeren Boden dort gewinnen, ein rühmliches Zeugniß aus. Sie lassen der Hoffnung Raum, daß die über kurz oder lang in den Vereinigten Staaten zu erwartenden Zollreformen Deutschlands Verkehr mit diesem Lande beleben und steigern werden.
Statiftische Nachrichten.
Nach dem Archiv für Post und Telenraphie“ in der Zeit vom 1. Oktober 1885 bis Ende September 1387 im Betrieb der Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung im Ganzen 8s Betriebsunfälle eingetreten, welche zu Gewäbrun⸗
5*n8 ind
82 oder
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Briefträger, 3 Lei i ger, ; 14 Landbrieftrãger, 5 ständige Posthülfsboten, 2 Postillone reichseigener
Posthaltereien, 1 Telegrapbenvorarbeiter, 22
) 8 2 usgang.
Bei 45 Unfällen oder 52 (Jo batte das Unfall ⸗Versicherungs⸗ gesetz, bei 38 oder 45,8 o½Y das Unfall- Fürsorgege et
Anwendung zu finden. Bemerkenswerth ist die unverhältnißmäßig hobe Betheiligung des Landbriefträgerdienstes und der Bestellung der Telegramme in den Landbezirken an den Betriebs untällen. Es kommen deren auf den Landbriefträgerdienst 19, nämlich 8 Körperverletzungen und 10 Todesfälle, auf die Bestellung der Telearamme in den Land⸗
bezirken 6 Unfälle, und zwar durchweg Todesfälle. Die in diesen . ö . . beiden Dienstzweigen bervortretende Erscheinung, daß die Zahl der
Todesfälle im Verbältniß zur Gesammtzabl der Unfälle eine bobe ist, zeigt sich auch bei dem dem Lanzbestelldienst nabestebenden und vielfach von derselben Person., wahrzunebmenden Botenpostdienst, auf welchen 2 Todesfälle und eine Körperverletzung entfallen. Nach den Mittheilungen der Großherzoglich Hessischen Centralstelle für die Landesstatistik“ sind von den durch die Beschäler des Großherzoglich Hessischen Landgestüts
ö der Vechalzeit: 1877 53, 95d,
] ö 1
bedeckten Stuten trächtig geworden aus der Beschäl; 1833 54,5 Co, 1858 54 4000, 1880 532 c, 1851 527 1883 55,1 9G, 1884 565,2 , 1885 565,4 oo und 1886 5
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Der Wirkliche Gebeime Ober⸗Regierungs-Rath Heinrich von Sybel beging beute sein 50 jähriges Doktorjubiläum. Dem berübmten Gelebrten wurden aus diefem Anlaß glänzende Orationen zu Tbeil. Schüler, Freunde und Verehrer überreichten ibm seine von dem Bildhauer Schaver vorzüglich ausgefübrte Marmorbũste
Tagen: Die des Ordens in Bavern und der Sankt Michaels⸗Brudersch seit dem Jahre 1693 bis auf die Gegenwart“‘ von Dr. Ludwig Tro st, K. b. Legations⸗ Rath. Die mit vier Farbendruck⸗ tafeln (die sämmtlichen neuesten Dekoratienen des Ordens in natür— licher Größe enthaltend) ausgestattete Schrift, welche nach amtlichen Quellen gearbeitet ist, enthält ein reiches geschichtliches, kultur und kunstgeschichtliches Material.
— Gewerbeordnung für das Deutsche Reich. Aus den Materialien der Gesetzgebung und aus der Praxis der Gerichte und Verwaltungsbehörden erläutert von Dr. Paul Kavser, Wirklichem Legations-Rath und vortragendem Rath im Auswärtigen Amt. Zweite, verbesserte Auflage. Verlag von H. W. Müller in Berlin.) kl. 8. 24 Bogen. In braunem Leinenbande. Die vorliegende 2. Auflage, alle Aenderungen und Ergänzungen berücksichtigend, welche die Deutsche Gewerbeordnung in neuester Zeit wiederum reichlich erfahren bat, erschien in drei verschiedenen Ausgaben.
— Eine Studie über das Zů chtigungsrecht der V lebrer in e
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Pobl in Güstrow verfaßt bat, wird in vädagogischen Kreisen tung finden. Die kleine Schrift ist in Gästrow bei Opitz un erschienen. . .
— R. Paul: „Ueber die Kapitalanlage in Berth⸗ papieren und die neueste Gesetzgebung über das Akrien—⸗ wesen.“ (Leipzig, Verlag von Gustay Weigel. Preis 1.50 6 — Da das Schriftchen auch die gesammte neue Gesetzgebung über die Aktiengesellschaften enthält, dürfte es jedem Besitzer von Werthvyapieren sehr willkommen sein. .
— Julius Lobmever's Menatsschrift Deutsche Jugend (Leosbard Simion, Berlin), bringt in Heft 6 (Neue Folge Band V) folgende Beitrãge: W. Bake. Aus den Erinnerungen meiner Großtante, mit einem farbigen Bilde von Waldemar Friedrich; Karl Gerok, Kriegsgericht, Ballade u. . w, und in ibrer neuesten Nummer Neue Folge Band VI, Heft 1, Preis 50 4) eine Reihe von feinen Charakterzügen aus dem Leben des heimgegangenen Kaisers, u. a. „Der Kaiser als Siegelsammler“.
Land⸗ und Forstwirthschaft. Dresden, 26. April. (W. T. B.. Der Ja chsische 2
andes ⸗ sãchsische
dauernd ju verbieten, und ferner die landwirthschaftlichen Vereine zu einer Aussprache darüber veranlassen, inwieweit ein Bedürfnis für die Beibebaltung des Schweinehandels im Umherzieben vorliege, leziebentlich, ob ein allgemeines Verbot desselben anzustreben sei. Deutsche Forst-⸗Zeitung, Organ für die Jnteressen des Waldbaues, des Forstschutzes und der Forstbenutzung. (J. Neumann, Neudamm.) Nr. 4. Inbalt; Verschiedene Ansichten über die Ursache der Schütte. Von Forst⸗Assessor R. Rittmever. (Fortsetzung und Schluß) — Was bat der Forftmann bei Anlage eines Rieter aat· kampes zu beobachten? Von Revierförster Buchkbolz. — Von Wald heim. Von Max Grunom. Von C. Y. — Vermischtes aus der Provinz Posen. Von R. M. — Das Gesetz, betreffend die Unfall⸗ versicherung der in land- und forstwirthschaftlichen Betrieben be—⸗ schaftigten Personen. sFortseßung) — Anweisung zur Ausfübrung des Reichsgesetzes, betreffend die Unfall! und Krankenversicherung der in land⸗ und forstwirtbschaftlichen Betrieben beschäftigten Personen, vom 5. Mai 1886 (R. G- Bl. S. 132) und des preußischen Landes gesetzes, betreffend die Abgrenzung und Organisation der Berufs · genossenschaften auf Grund des 5. 110 vorstehenden Reichsgesetzes, dom 20. Mai 1857. (Fortsetzjg und Schluß) — Cirkularverfügung vom 2. Februar 1883. — Die Ausübung des Forst. und Jagd schutzes durch Privatforstaufseher. — Ueber eine Prei Von Gräfl. Förster Stracke — Aus Süzwest Rußland. Von Leschmann. — Starke Bäume. Vom Königlichen Hülfsjäger A. Matthies. — Personalien. — Brief ⸗ und Fragekasten. . . — Deutsche Jäger-Zeitung, Organ für Jagd, Fischerei. Zucht und Dressur von Jagdhunden. (J. Neumann, Neudamm.)
Nr. . Inhalt: Jagd⸗, Scheiben, und Gewehrpulver. Von