einer Weise in Erfüllung gebracht, daß das deutsche Kaiser— reich gleichzeitig mit Entfaltung höchster Macht und Erlangung
öchsten Ansehens unter den Völkern der Erde ein Hort des Friedens geworden sei. Die Landesherren möchten geruhen, bei Sr. Majestät dem Kaiser Friedrich dem tiefen Beileid äber. die schweren von der Vorsehung über ihn verhängten Prüfungen und den ehrfurchtsvollen Huldigungen der Mecklen⸗ burgischen Stände Ausdruck zu geben, deren Stimme sich pereine mit dem inbrünstigen Gebet, daß es dem Kaiser be— schieden sein möge, noch lange, wie sein glorreicher Vater, Deutschlands Macht und Ehre zu wahren. Auf diese An⸗ schreiben ergingen unter dem 26. März und 13. April an den Engeren Ausschuß zwei Resfripte des Groß— herzogs von Mecklenburg⸗Schwerin, in welchen derselbe feinen Dank sowie denjenigen Sr. Majestät des Kaisers Friedrich für diese Kundgebungen der Stande, durch welche Se. Majestät tief gerührt gewesen sei, auszusprechen geruhte. — Das oben— e,. Blatt bringt ferner einen Artikel über die Ueber— chwemmung in der Elbe Niederung. In demselben wird zunächst den unschaätzbaren Diensten der vom Königlichen General- Kommando zu Altona zur Disposition ge⸗ stellten Abtheilungen des Pionier? Bataillons Nr. 9 zu Rendsburg hohes Lob gespendet. Ein Kommando unter dem Premier-Lieutenant Hinck habe ungefähr 30 Menschen unter großer Gefahr gerettet. Auch sei sowohl kei Dömitz als auch bei Boizenburg durch die rastlose Thätig— keit der Offiziere und Mannschaften Großes zur Herstellung der Kommunikatignen, zur Verproviantirung der gefährdeten Ortschaften, zur Rettung von Vieh, zur Sicherung der Deiche und zur Beseitigung des Eises geleistet worden. herzog habe in Aussicht genommen, wegen Bewilligung einer Landeshülfe zur Entschädigung der Üeberschwemmten sich an die Stände zu wenden, und die Landesregierung sei schon be— müht, mit dem Engeren Ausschuß zu Rostock zu vereinbaren, in welcher Weise eine landesherrliche Vorlage noch vor dem Herbst von den Ständen erledigt werden könne. Eventuell werde eine außerordentliche Versammlung der Stände berufen werden. Uebrigens hat der Schweriner Centralverein zur Unterstützung der Nothleidenden in der Elbniederung bereits an privaten Beiträgen 204126 S 41 3 eingenommen.
Sachsen⸗Meiningen. Meiningen, 25. April. (Hann. Cour.) In der gestrigen Sitzung des Landtages sind wiederum einige neue Regierungs vorlagen angekündigt worden. Dieselben betreffen die Kranken- und Unfall versiche— rung der land⸗ und forstwirthschaftlichen Arbeiter, den Bau einer Eisenbahn von Römhild nach Rentwartshausen lan der Meiningen⸗Schweinfurter Bahn), welche auf 522 C020 Baukosten veranschlagt ist und einen Staatszuschuß von 370 000 66 erhalten soll. Ferner ist eine, die Auf— nahme eines 3i½nproz. Anlehens in Höhe von 1130 000 betreffende Vorlage eingegangen. Gleichzeitig beantragt die Regierung die Konvertirung der noch in Höhe von 6, Mil— lionen bestehenden 4proz. Anlehen aus den Jahren 1878, 1879 und 1882 in 31 proz. Schuldverschreibungen.
Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 25. April. (Ceipz. Ztg. Die Neuwahlen zum Land—⸗ tage des Fürstenthums für die Legislaturperiode 1858/91 sind nunmehr festgestellt worden und jwar für den 36. April die Wahlen der Wahlmänner durch die Urwähler, für den 18. Mai die Wahlen der aus allgemeinen Wahlen hervor— gehenden Abgeordneten und für den 25. Mai die Wahlen der von den Höchstbesteuerten zu wähle nden Abgeordneten.
Oefterreich⸗Ungarn. Wien, 27. April. (W. T. B.) Das Abgeordnetenhaus beschloß, in die Spezialdebatte der Vorlage über die ausnahmsweise Einberufung der Reservisten einzugehen. Der Minister für Landes vertheidigung, von Welsersheimb, wandte sich gegen Diejenigen, welche die Kräfte Oesterreichs unterschätzten, die Alliirten Oesterreichs hätten entschieden eine bessere Meinung von den— selben. Der Minister erinnerte an das Dichterwort: „Nichts— würdig ist die Nation, die nicht ihr Alles setzt an ihre Ehre.“ Die Nothwendigkeit des Gesetzes sei trotz angeblich magerer Motivirung unverkennbar: allerdings werde in den Wehrvor— lagen immer mehr verlangt: aber hierbei habe Oesterreich nicht die Führung, sondern müsse in dem, was das uner— läßlich Nothwendige betreffe, folgen. Die Regierungen seien sämmtlich von dem Friedenswunsche durchdrungen; aber eine gewisse Unaufrichtigkeit liege im Zeitgeiste. Alles spreche vom Frieden und alles rüste zum Kriege. Die Lasten seien groß, aber in Oesterreich von allen euro— päischen Staaten die geringsten. Nur der Starke könne zuverlässige Freunde haben. Die Vorlage sei eine nothwen— dige und dauernde Ergänzung des Wehrgesetzes, das bisherige Kontingent Oesterreichs sei kaum für die gewöhnliche Friedens— ausbildung ausreichend. Die Vorlage solle daher auch nicht ein momentanes Aushülfsmittel sein, sondern bezwecke eine grundsätzliche, dauernde Abhülfe; sie habe nicht das Wesen eines Ausnahmegesetzes, sondern solle nur ausnahmsweise zur Anwendung kommen, was ein großer Unterschied sei. Das Gesetz nur auf die Ersatzreserve auszudehnen, wäre vom militärischen Standpunkte aus nicht zu billigen, da eine achtwöchentliche Ausbildungszeit der Ersatzreservisten, nament— lich bei den Spezialwaffen, durchaus unzureichend sei. In Deutschland ständen der Heeresleitung sämmtliche Jahr— gänge der Reserve vollständig zur Verfügung. Das Haus möge das Gesetz ruhig votiren, nicht der Reglerung zu Ge— fallen, sondern im Interesse des Staates. In der Spezial— debatte wurde die Vorlage unverändert angenommen. Ein Antrag, wonach das Gesetz nur bis Ende 1890 Gültigkeit haben sollte, wurde in namentlicher Abstimmung mit 188 gegen 57 Stimmen abgelehnt.
Pest, 27. April. (W. T. B.) Das Unterhaus nahm die Wehrgesetznovelle im Allgemeinen mit 167 gegen 48 Stimmen an.
Großbritannien und Irland. London, 2. April. (W. T. 3 Die Königin ist mit der Prinzessin Beatrice und dem Prinzen von Battenberg heute Abend 6 Uhr in Sheerneß gelandet und hat sich alsdann mittelst Extrazugs nach Windsor begeben, wo Ihre Majestät Abends i, Uhr eingetroffen ist.
In der heutigen Sitzung des Unterhauses erklärte der Unter⸗Staatssekretär Fergusson, daß die West grenze von Mozam bique niemals abgesteckt worden sei. Ein Tranfit— vertrag mit Portugal bestehe nicht; Portugal sei so wenig
eneigt, einen solchen abzuschließen, daß es den Transitz olltarif uspendirt und eine Erleichterung für den Transithandel
Der Groß ⸗
verweigert habe. Bezüglich der Verhandlungen Englands mit Portugal zum Zweck der Offenhaltung der Schiffahrtsfreiheit auf dem Zambesi⸗Fluß habe Portugal schon gewisse Zu⸗ geständnisse gemacht, welche die englische Regierung jedoch als nicht befriedigend abgelehnt habe. — Im weiteren Verlauf der Sitzung wurden sämmtliche Artikel der Einnahmebudget— Bill genehmigt.
— (A. C) Der parlamentarische Ausschuß für die Armee-Voranschläge, dessen Vorsitzender Lord Ran— dolph Churchill ist, nahm am 24. d. M. die Ansichten des Ober⸗Befehlshabers der englischen Armee, Herzogs von Cambridge, entgegen. Der Herzog erklärte, daß seiner Meinung nach die Armee um 11 006 Mann verstärkt werden müsse, um sie leistungsfähig zu machen. Die Armee erleide große Verluste durch Todessälle und Erkrankung junger Leute in tropischem Klima. Die im Heimathlande stehende Armee sei zu schwach. Jedes Regiment müsse seine volle Zahl Offiziere im Frieden besitzen. Er (der Herzog) wisse nicht, wie bei plötzlich ausbrechendem Kriege die fehlen— den LOffisiere beschafft werden sollten. Die pensionirten Sffi⸗ ziere seien kaum verwendbar, da die Kriegswissenschaft heute zu schnelle Fortschritte mache. Die Frage, ob die Armee⸗ voranschläge in irgend einem Punkte reduzirt werden könnten, beantwortete der Herzog verneinend. Der schließlichen Auf— forderung des Ausschusses, sich ausführlich über die bestehen⸗ den Mängel der britischen Armee zu äußern, wich der Herzog aus, da er nur ein Beamter der Regierung sei, von welcher die Initiative ausgehen müsse.
— (A. C.) Aus Indien liegen folgende Nachrichten vor:
Calcutta, 22. April. Nach den letzten von Sikkim ein—
getrofkenen Depeschen ist Oberst Graham mit 2 Kanonen, 0 Soldaten vom Derbpshire⸗Regiment und 50 Pionieren am 13. 8. M. kis zu dem 14000 Fuß bohen Nemla⸗Bergrücken vorge⸗ gangen, um die Straße von Guatong nach Kavaß auszubessern. Nachdem dies geschehen war und sich richts mehr vom Feinde zeigte, wurde der Rückzug angetreten. Die Expedition hatte viel von Schnee⸗ stürmen iu leiden. Die Thibetaner sollen in Maffe kei dem Jalar⸗Passe stehen.
Simla, 25. April. Hier eingegangenen Nachrichten zufolge ist der Emir Abdurrahman von Jellalabad nach Kabul zurück gekebrt, nachdem er dem Höchstkemmandirenden der afgbanischen Trurren, Gholam Hyder Khan, den Befebl ertheilt batte, einen Feldzug gegen die kleinen Häuptlinge von Bagour zu unternehmen. Letztere wandten sich an die indische Regierung um Beistand, und dem Vernehmen nach bat die Regierung dem Emir von dem Feldzug abgerathen.
Frankreich. Paris, 27. April. (W. T. B.) Der Senat erledigte heute die Berathung von 27 Artikeln des Militärgesetzes und vertagte sich sodann auf nächsten Montag.
In der Deputirtenkammer wurde die Wahl Boulagnger's in der Dordogne für gültig erklärt, von einer Beschlußfassung über seine Zulassung als Deputirter der Dordogne aher abgesehen, weil er auf das Mandat verzichtet habe. Die Kammer setzte dann die Berathung der Vorlage fort, betreffend die Ermächtigung der Panama-⸗Geselk— schaft zur Emittirung von Loospapieren. Der Finanz-Minister lehnte eine Verantwortlichkeit der Regierung ab. Der Deputirte Barre bean— tragte die Vertagung der Berathung, damit weitere vollständigere und bestimmtere Erklärungen von Lesseps ab— gegeben werden könnten, die Vertagung wurde aber abgelehnt. Ein Antrag welcher der Panama-⸗Gesellschaft untersagt, auf ihren Titres die Staatsgarantie zu erwähnen, wurde von der Kommission acceptirt. Bei der Abstimmung über die Frage,
ob zur Berathung der einzelnen Artikel der Vorlage über⸗
gegangen werden solle, stellte sich die Beschlußunfähigkeit des Hauses heraus, die Abstimmung wurde daher auf morgen vertagt.
— Der Minister des Auswärtigen, Goblet, hat, wie
das „Journal des Debats“ meldet, dem italienischen Bot- schafter, General Menabrea, die Ansichten des Handels-
Ministers über die jüngsten Vorschläge der italienischen Regierung bezüglich des neuen Handelsvertrages mit— getheilt. Der Handels-Minister wäre danach der Meinung, daß die französische Regierung, ohne gerade an den Be—⸗ stimmungen des Vertrages von 1881 sesthalten zu wollen, doch mindestens eine ebenso vortheilhafte Stellung bean— spruchen müsse, wie sie der letzte Vertrag Frankreich einge— räumt hätte.
— 28. April. (W. T. B.) Bei einem Diner, welches Boulanger einer Anzahl von Deputirten gestern Abend im Café Riche gab, brachte Naguet einen Toast auf Boulanger aus, auf welchen Letzterer erwiderte, indem er hauptsächlich die Beschuldigung zurückwies, daß er nach der Diktatur strebe. Er sei bereit, für die Auf— hebung der Präsidentschaft der Republik zu stimmen, wenn ein solcher Antrag in den Kammern eingebracht werden würde. Während des Diners hatte sich eine zahlreiche Menschen— menge vor dem Café eingefunden, doch kam es zu keiner ernsteren Kundgebung. Als Boulanger um Mitternacht das Café verließ, wurde er von der Menge enthusiastisch begrüßt; die Polizei mußte energisch einschreiten, um die Passage für die Wagen frei zu halten, und verhaftete hierbei Derouléde, Desusini und andere Deputirte, welche „Nieder mit Ferry“ gerufen hatten. Die Verhafteten wurden später wieder frei— gelassen. Boulanger wird sich Mitte nächsten Monats nach dem Département du Nord begeben, um seinen dortigen Wählern zu danken.
— Im Ganzen wurden anläßlich des gestrigen Banketts im Café Riche etwa 40 Personen verhaftet, aber später wieder freigelassen. — Die Morgenblätter erfahren, daß heute eine Interpellation wegen dieser Verhaftungen
eingebracht werden würde. Bordeaux, 2 April. (W. T. B.) Der Präsident
Carnot ist heute Nachmittag 5 Uhr hier angekommen und unter Glockengeläut und Geschützsalven von den Behörden feierlich empfangen worden. Die am Bahnhofe und auf den Straßen versammelte Volksmenge begrüßte den Präsidenten mit lebhaften Zurufen und mit Hochrufen auf die Republik.
— 28. April. (W. T. B.) Der Präfident Carnot wohnte gestern Abend einer Vorstellung im Großen Theater bei und wurde daselbst von den Anwesenden mit lebhaften Kund— gebungen begrüßt. Bei dem Empfange auf der Präfektur richtete der ehemalige Minister Raynal, welcher eine Deputation des Gironde⸗Departements vorstellte, an den Präsidenten Carnot eine Ansprache, in welcher er sich gegen das Gebahren der Plebis⸗ zitäre wendete. Carnot antwortete, daß man auf die Hin— gebung und die Energie des Präsidenten rechnen könne, der die Republik auf dem Wege eines weisen Fortschritts weiter führen werde.
Italien. Rom, 27. April. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer genehmigte hrute den Han dels— vertrag mit Spanien. Der Minister⸗Präsident Er ispi hatte in einer längeren Rede auf die polifische Freundschaft zwischen beiden Völkern und Staaten hingewiefen.
Afrika. Egypten. Cairo, 253. April. (R. B.) Der jüngst auf Befehl des Generals Grenfell wegen Verschwörun mit den Derwischen verhaftete erste Ababdeh⸗Schei Minsheta wurde von einem Kriegsgericht zum Tode verurtheilt. Der Sirdar wurde cine r zu lebenslänglicher Einsperrung begnadigt.
Zeitungõstimmen.
Ueber die Thätigkeit der Ansiedelungs⸗Kommission wird der „Magdeburgischen Zeitung“ aus Posen geschrieben: Im Gegensatz zu der verunglückten polnischen Rettungsbank, die bekanntlich mit ungeheurem Geschrei ins Leben gerufen wurde, macht das stille, aber planmäßig und umsichtig geleitete Werk der deutschen Ansiedelung die besten Fortichritte. Während es be— kanntlich in Westpreußen die Kreise Berent, Strasburg, Karthaus und Thorn sind, wo die ehemals xolnischen Besitzungen Lippusch, Niewierz, Bobrowo, Kobpssau und Rynsk bereits in die entsprechenden Antbeile zerlegt worden sind, ist es in der Previnz Pofen der Regierungsbezirk Bromberg, dem die Ansiedelungskommifsion vor— läufig noch mehr als dem Regierungsbezirk Pofen ibre Aufmerkfam— keit angedeihen läßt. Im Regierungsbezirk Bromberg werden in den Kreisen Gnesen, Wongrowitz, Schubin und Mogilno im Laufe dieses Jahres etwa neun rermalige polniscke Rittergüter mit Kolonisten besetzt werden. In erster Linie sind dafür in Ausficht ge— nommen Radlowo im Kreife Mogilno, Sadlogosch und Jablowo im Kreise Schubin, Lubowo und Ostrowite im Kreise Gnesen, ferner Michalcza, Buschkowo u. s. w. Die polnische Presse, welche anfäng⸗ lich an einen Erfolg der Thätigkeit der Ansiedelungs-Kommifsion nicht so reckt glauben wollte, scheint durch die Tkatfachen doch jetzt eines Anderen belehrt zu werden. Der „Kurver Pojnanski“ wenig⸗ stens bequemt sich zu dem Eingeständniß, daß nicht nur der polnische Grundbesitz vernichtet wird, sondern daß damit zu gleicher Zeit auch der polnische Handwerker⸗ und Gewerbestand rasch zurũckgehen muß. Thatsächlich gewabrt man schon an zahlreichen Er— scheinungen den Einfluß der Thätigkeit der Ansiedelungs Kommission, und wird dieselbe ihren bisherigen Tendenzen treu bleiben, wird sie mit dem gleichen Eifer und der nämlichen Geschicklichkeit wie bisber geleitet werden, so dürfte die Germanisation weit rascher und grũnd⸗ licher sich vollziehen, als noch vor zwei Jahren bei Berõffentlichung des Ansiedelungsgesetzes zu erwarten stand. Für den volnifchen Bauer aber bedeutet das Verschwinden der volnischen Schlachta eine wirth⸗ schaftliche Erlösung.“ — In der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ lesen wir:
Die soeben erschienenen Jahresberichte der baverischen Fabrik⸗ inspektoren rro 1887 enthalten eine Bestatigung fortdauernd günftiger Wirkurgen der Unfallversicherung. So heißt es in dem Bericht dez Nürnberger Fabrikinspektors:
„Durch die jetzt gegebene Möglickkeit, die Arbeitgeber auf die finanziellen Folgen ihres Widerstandes gegen angesonnene Verbeffe⸗ rungen durch hohere Einschäßung Seitens der Berufsgenossenschaften binzuweisen, ist deren Willfäbrigkeit zweifellos erheblich gessiegen, und wenn erst einmal sämmtliche Berufsgenossenschaften Unfall— ver bütungspvorschriften erlaffen haben, so wird in kurzer Zeit bezũglich Unfallverbütung der denkbar günstigste Zustand eintreten.“
Der Fabrikinspektor in Regensburg konstatirt ausdrücklich, daß die Thätigkeit der Berufsgenessenschaften seiner Aufgabe, nach Möglich' keit die Zu bl der Unglücksfälle auf das geringste Maß zu beschränken, sehr förderlich gewesen ist; in dea kleinen, nicht in das Insvektionz⸗ bereich der Fabrikinspektoren gehörigen Betrieben Ordnung zu schaffen, werde für dieselben noch viel Arbeit verurfachen. Derselbe. Fabrikinspektor bedauert, daß Maschinenfabrikanten ihre Mitwirkung an der Unfallrerbütung noch verfagten und theilweise Maschinen abliererten, die jeder Schutzvorrichtung entbebren; er schlägt daber vor, die Genossensckaiten sollken dafür sorgen, daß von Seite ihrer Mitglieder die Schutzvorrichtungen als ebenso noth' wendige Bestandtheile der Maschine wie Räder und Vorgelege vom Fabrikanten zu rerlangen seien.
Uéber die allgemeine Lage der Industrie und die hiervon abhängige Arbeitsgelegenbeit und Höhe der AÄArbeitslöhne enthalten zie Berichte folgende Mittheilungen.
Der Fabrikinspektor in Regensburg bemerkt:
Von April an war eine ziemlich rege Geschäftsthätigkeit in bei— nahe allen Zweigen der Industrie wahrzunehmen, welche in den meiften Fällen ungemindert bis zum Schlusse des Jabres anhielt. Gine Ueberrroduktion macht sich in der Holzindustrie des baperischen Waldes bemerkbar, sie dürfte vielleicht bald einen Räckgang der 2 und zeitweise Betriebseinstellungen nothwendig machen. Die wirth— schaftliche Lage der Arbeiter hat sich gegen das Vorjahr nicht ze ändert, die Löhne blieben durchweg auf der gleichen Höhe, nirgends ist eine Verminderung derselben bekannt geworden, nur in ver einzelten Fällen wurden Klagen über geringen Lohn und der Wunsch, 3 durch Einführung von Akkordarbeit verbessern zu können, aut.“
Der Fabrikinspektor in Nürnberg berichtet:
„Es war Leutlich wahrzunehmen, das im Berichte jabre die ge— schäftlichen Verhältnifse weniger günstig lagen als im verfloffe nen Jahre; nicht bles stockten einzelne in hervorragender Weise für den Export arbeitende Industriezweige empfindlich, sondern auch Die Klagen der kleineren und mittleren, mehr von Hand zu Mund lebenden Betriebe schienen mir lebhaiter und häufiger; gleichwobl spricht sich das in meinen früberen Berichten stets betonte Streben nach Eiweiterung des Betriebs und der Produktion auch im abge⸗ laufenen Jabre in dem Wachsen der in den einzelnen Betrieken vorgefundenen Arbeiterzabl deutlich aus Denn während von den in den beiden Regierungsbezirken inspizirten 491 Betrieben 123 ibre Arbeiterzabl gegenüber der vorbergek enden Inspektion seit ungefahr zwei Jahren um 2379 erböht hatten, stebt dem nur in 78 Betrieben eine Minderung von 1168 Arbeitern gegenüber; es ergiebt sich mithin für die inspizirten 491 Betriebe mit Einrechnung der neu entftandenen Betriebe eine Gesammtmesrung der Arbeiterzabl um rund 2360.
Ein Sinken zer Arbeits löhne hat, wie derselbe Fabrikinspektor an anderer Stelle berichtet, im Jahre 1857 nicht stattgefuͤnden. Dagegen war überall dort, wo wegen schlechten Geschãftsganges mit verringerter Arbeitszeit gearbeitet werden mußte, ein zum Theil febr empfindlicher Lobnentgang zu beklagen. :
Nach den Wahrnehmungen des Fabrikinspektors in Spever scheint sich die Lage der Industrie nicht wesentlich gegen das Vorjahr ge⸗ ändert zu haben. In den inspizirten Betrieben der Pfals bat sich die Zahl der Arbeiter etwas vermehrt, in Unterfranken und Afchaffen⸗ burg ist dieselbe ziemlich gleich geblieben.
Der Jahresbericht des Fabrikinspektors in München Inspektionẽ⸗ ,, . uud Schwaben) ist wegen Erkrankung des Beamten ausgefallen.
Mech den den Jahresberichten der Fabrikinspektoren als Anhang beigegebenen Mittheilungen der Königlichen Bergbehörden hat eine abermalige Steigerung der Kohlenproduktion auf Ten oberbarerischen und pfäljischen Werken, sowie andererseits ein weiterer Rückgang der Produktien an Eisenerzen stattgefunden. In der Zahl der im Bern werksbetrieb beschäftigten Arbeiter sowie in den Lohnverhälinissen ist keine wesentliche Aenderung eingetreten.
— Das „Dresdener Journal“ schreibt:
Das Schutz; olltegime, der Vereinigten Staaten hat es seit längerem als ziranzigsährigem Bestande dahin gebracht, daß der
ssd klassifizirten sich im Jahre 1886
Staat, welcher unter der durch den Sezmssionskrieg angebäuften Schuldenlast zu erliegen drohte und dessen industrielle Entwickelung wit derjenigen Europas keinen Vergleich ausbielt, jeßt an einem förmlichen embarras de richesse leidet und, um sich des chronischen Ueberschusses der Einnahmen zu erwehren, die Herabsetzung bei. gänzliche Aufhebung wichtiger Zollpositionen ins Auge gefaßt hat, was er ohne Schsdigung der, mächtig eritarkten und zur natiönalen Selbftändigkeit herangewachsenen einbeimischen Industrie bewerk⸗ stelligen zu können bofft. Die grundsätzlichen Anbänger des Frei⸗ kandelsspstems jubeln ob der vermeintlichen Abkehr der Union von der Schutziollpolitik und nebmen theilweise selbst nicht Anstand, von einem Fiasko des Schutzzollregimes zu sprechen. Als weng man ein Fiasko darin erkennen könnte, daß das Reime die Voraussetzungen, unter denen es seiner Zeit ins eben gerufen wurde, noch weit übertroffen bat! Wäre der Schutz oll un⸗ vermögend gewesen, Amerika aus seinen finanziellen und wirtbschaft · licken Nöthen zu reißen, so wäre die Charakterisirung seiner Wirk— samkeit als cines „Fiasko. eber am Platz; so aber hätten Tie Frei- bändler im Gegentheil allen Anlaß zur Bescheidenheit. Denn das freibändlerische Rezept, welches den Amerikanern zur Ueberwindung der Hochfluth im Siaatsschatz empfohlen wird. läuft doch im Grunde auf nichts Anderes hinaus, als auf die An⸗
werdung einer Entziehungskur, eines finanzwirtbschaftlichen Aderlasses.
Damit wird also dem Freibandel von seinen eigenen Vertretern die⸗ jenige Wirkung zuerkannt, welche schutzzéllneri5ckerseits oft genug be⸗ bauptet, von den Freihändlern aber immer bestritten worden ist: daß nämlich der Freibandel, sofern er nicht universell gehandhabt wird, den Woblstand des oder der Staaten, die sich zu ihm bekennen, in empfindlicher Weise schädige. Denn wenn nicht die in Amerika ventilirte Herabsetzung bezw. Aufbebung der Schutz: ölle be⸗ zweckte, durch Reduzirung der Staatseinnahmen einem weiteren An— wachfen der Ueberschüsse vorzubeugen, fo wäre sie offenbar vollkommen sinnwidrig. Und daß der isolirte Freibandel verhängnißroll werden kann, beweist das klafsische engliiche Reispiel Großbritannien, die Hoch⸗ burg des Manchesterthums und Freibandels, siebt die Bewegung für tair trade sich täglich verstärken, und dieselbe wäre vielleicht jschon jetzt in der ganzen Linie siegreich, wenn nicht das berrschende System mit nicht gerade lorxal, zu nennenden Mitteln sich bemühr zeigte, den ausländischen Mitbewerb auf englischem Boden durch alle erdenklichen Cbikanen, welche mit dem Geist des Freihandels⸗ spstems in schroffstem Widerspruche steben, lahm zu legen. Das tendenziöse Kapital, das die Freibändler aller Orten aus der even⸗ tuellen Durchbrechung der amerikanischen Schutz iõlle — die ja der europzischen Industrie nur genehm sein kann — schlagen möchten, kann vor der unparteiischen Kritik daher nicht Stand halten.
Centralblatt für das Deutsche Reich. Vr. 17. — Inkalt: Allgemeine Verwallungssachen: Abänderung des Verzeichnißses der Reichs beamten zur Verordnung, betreffend die Tagegelder z. Finanjwesen: Ernennung eines Controleurs des Reichs-Kriegs — Nachweisung der Einnahmen des Reichs vom 1. April 18 i Ende März 1888. — Zoll⸗ und Steuerweser: Anwendung der Tarif nummer 5 des Reichs · Stempelgesetzes. — Konsulamwesen: Ernennung. — Exequatur⸗Ertheilung. — Polieiwesen: Ausweisung ron Ar ländern aus dem Reichsgebiet. .
Amtsblatt des Keichs-Poestamts. Nr. 18. — Inkalt: Verfügungen: vom 22. April 18838. Einführung des Postanweisungs— verfahrens im Verkehr mit Cbile.
Justiz⸗Ministerial⸗Blatt. Nr. 18 — Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 18. Axril 1888, betreffend die Stellvertretung von Reckisanwälten. — Bekanntmachung vom 20. April 1888, betreffend die schweizerischen Gerichtsbehörden in den Kantonen.
Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 17. — Inhalt: Amtliches: Personalnachrichten. — Nichtamtlickes: Mittel zur Ab— baltung der Kälte von Wohnungen und Stallen (Schluß). — Reinigung der Seine und Entwässerung ven Paris. — Die Preis bewerbung für die Pläne zur Frankfurter Bank. — Neuerung an elektrischen Eisen⸗ babnen mit Stromjzufübrung durch Kontaktwagen. — Vermischtes: Gleichstellung des Stadiums auf den technischen Hochschulen. — Wettbewerb für den Entwurf einer eisernen Fußgängerbrücke über die Spree in Berlin. — Ehrenbezeigungen. — Zifferblätter mit er— leuchteten Zeigern und Zablen. — Zeichnen von Kreisbögen. — Oeffnen von Dampfkesseln. — Aufbewabren von Zeitscriften. — Verbesserung der Rhone. — Kabelbahn in Paris. — Bücherschau. — Neue Patente.
Statifstische Nachrichten.
Nach Mittheilung des Statistiscken Amts der Stadt Berlin sind bei den kiesigen Standesäm: ern in der Woche vom 15. April bis inkl. 21. April cr. zur Anmeldung gekommen: 243 Ekeschließungen, 917 Lebendgeborene, 30 Todtgeborene, 568 Sterbefãlle.
— Statistik des Bettler⸗ und Vagabundenthums in Sachsen. — Was das Statistische Buregn des Königlich saͤckfi⸗ schen Ministeriums des Innern seit dem Jahre 1880 mit Hülfe der Gerichts! und Polizeibebörden ermittelt bat, ergeben nachstebende
auptiiffern. Es betrug die Anzahl der Bestrafungsfälle und der
straften Personen (auf, diese Auseinanderbaltung bat die Statistik der Bettler und Vagabunden den größten Werth zu legen, weil es sebr häufig rorkommt, daß eine und dieselbe Perfon im Laufe des Jahres von verschiedenen Personen in verschiedenen Landestheilen ab- gestraft wird); 1880 22 337 bezw. 14066, 1881 19 377 beiw. 12 435, 1882 18 722 bejw. 11 727, 1883 18 077 bejw. 11098, 15884 17705 bezn. 10 717, 1885 18 340 bezw. 10 868, 1886 17216 ew. 10780, 1887 147983 (die Zahl der bestraften Personen ist noch nicht ermittelt) Gegen das Jahr 1880 haben sonach die Bestrafungsfälle im letzten Jahre 1387 um eima 34 d abgenommen, während die Zabl der bestraften Personen sich ebenfalls, und zwar um 23 , vermindert bat. In saͤmmtlichen Jahren fiel die weitaus größte Zabl der Bestrafungen auf die Herbst⸗ und Winter⸗Monate: im Jahre 1887 kamen auf die Monate April bis September nur 37.7 0, während auf die Monate Oktober bis März 52,3 o aller Bestrafungen entfielen. Diese Er— scheinung erklärt sich zum Theil daraus, daß in der wärmeren Jahres jeit die Erwerbsverhältnisse wesentlich bessere und die Arbeitsgelegen⸗ beiten bedeutend bäufiger sind als in der kalten Jahreszeit; zum Theil bat sie aber auch darin ihren Grund, daß die Vagabunden im Sommer öfter in geschlofsener Menge auftreten und massenweife in Wäldern oder im Freien kampiren und so für das einzelne Polizeiorgan nahezu unangreifbar sind, wabrend ihr Auseinandergeben im Winter das Aufgrei⸗ fen erleichtert und eine größere Anzahl von Bestrafungs fällen berbesfüͤhrt. Die Zahl der Bestraften männlichen Geschlechts bat von 13 335 im Jabre 1880 bis auf 10280 im Jahre 1856 abgenommen [I884 war die Zahl sogar bis auf 10 134 gesunken); die Ziffer der weiblichen Beftraften verminderte sich von S2 im Jahrs 18351 auf 485 im Jabre 1335 und 438 im Jahre 1886. Verglichen mit dem Jahre kla t die bestraften Bettler und Landstreicher wie folgt: Es standen im Alter von unter 14 Jabren 5ö (ls889 63), im Alter von über 14 bis 20 Jahren 1407 (2536), 360 bis 25 Jahren 1408 (2461), 25 bis 36 Jahren 1559 (2256), 30 bis 40 Jahren 3004 (3271), 40 bis 50 Jabren 20338 (1915), 50 bis 60 Jakren 981 (1008), 60 bis 70 Jahren 287 (247), im Alter von über 70 Jahren 28 (33), das Alter war unbekannt ron 17 Individuen (1286 174). Das Vagabundenthum rekrutirt sich fonach aus allen. Altersklafsen, und zwar stellt namentlich das mittlere Mannesalter dazu ein starkes Contingent. Im Jahre 1880 standen im Ganzen 53. 39 , im Alter bis zu 30 Jahren, 1886 nur noch 1,105 5, woraus erfichtlich, daß die jüngeren, besserungsfäbigen Elemente sich in neuerer Zeit mehr als früher von der Vagabundage fern halten. Von den Im Jahre 1886 Bestraften stammten nur 43,8 ο aus Sachsen felbst, M. oo aus anderen deutschen Bundesstaaten und 11,6 6½ aus dem Auslande.
1386 Bestraften (ins gesammt 190780) 1953 zweimal. 7T67 dreimal, 384 mal, 166 fünfmal, 78 sechsmal, 55 siebenmal, 22 achtmal, 8 neunmal, 8 zebnmal und 11 mebr als zebnmal bestraft, darunter solche, die bis fünfzehnmal bestraft wurden. Die mebrmals Bestraften gehören einem höheren Alter an als die einmal Bestraften, denn auf die Altersgruppen bis 30 Jahre entfallen von den einmal Bestraften 44,35 9, von mehrmals Bestraften nur 32, Ss Cο. Aus den mitgetheilten Zahlen ergiebt sich, daß im Königreich Sachsen der Bettel und die Vagabundage in entschiedener Abnabme begriffen ist Diese Abnahme erscheint um so bedeutsamer, als die Bevölkerung eine stetig wachsende Tendenz zeigt: von 1880 — 1887 haben die Be— strafungen um 34 9 abgenommen, während die Berölkerung Sachsens von 1880 - 1885 um 7 Ig zugenommen bat.
— Nach den Mittheilungen der Großherzeglich hessischen Centralstelle für die Landesstatistik⸗ wurden während des Schuljahres 1886 37 besucht: die 2 böheren Lebranstalten des Groß— herzoathums Hefsen von 8417 Schülern, darunter 66,55 59 evangelisch, 19,94 0½0 katbolisch, O, 91 0 sonst christlich und 12.59 00 israelitisch, und zwar die 7 GSymnasien von 3215 Schülern, darunter 65, 54 00 evangelisch, 22,27 9 katbolisch, 0, 90 9 sonst christlich und 11,29 9, israelitisch, die der 4 Realgymnasien und der 13 Realschulen von 5502, darunter 67,19 ½ evangelisch, 18,43 00 katholisch, O, g2 0 sonst christlich und 13,40 00 israelitisch. Von den 173 Gymnasial⸗Abiturienten baben sich 144, ron den 58 Realgymnasial · Abiturienten 37 einem akademischen Studium ge⸗ widmet und zwar 24 der evangelischen, 5 der katholischen und 1 der israelitiscken Theologie, 25 der Jurispruden;, 38 der Medizin, 16 der Philologie, 3 der Kameralwissenschatt, 10 der Forstwissenschaft, 4 dem Bau⸗ bezw. Ingenieurfach, 2 der Mathematik, 4 den Naturwissen⸗ schaften und T der Chemie. Von den anderen 293 Abiturienten aben 20 den Militär- bezw. Marinedienst, 6 den Post- und Telegravben⸗ bezw. Eisenbabndienst und 3 Handel bezw. Gewerbe und Oekonomie als Beruf gewäblt. — Von den an den böheren Lebr— anstalten angestellten 328 ordentlichen Lehrern (aus— schließlich Direktoren) beziehen 8 ein Diensteinköommen von 5001 bis 5400 ½ , 22 ein Diensteinkommen von 4501 bis 5000 1, 18 ein Dienst⸗ einkommen von 4001 bis 4500, 42 ein Diensteinkommen von 3501 bis 4000 S, 39 ein Diensteinkommen von 3001 bis 35090 ½, 62 ein Dienst einkommen ron 2501 bis 300) 6, 56 ein Diensteinkommen von 2091 bis 2500 S6, 56 ein Diensteinkoammen 1501 bis 2000 6 und 25 ein Diensteinkommen von 1500 M und weniger.
den im Jahre waren 7323 einmal,
Von
die: Dilei⸗
Kunft, Wissenschaft und Literatur.
Der ODriginal-Carton des Münchener Malers Professor ray zu dem von der Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft ormals Fr. Bruckmann) in München verrielfältigten Bilde:
Kaijer Wilhelm, selig entschlafen“ ist zur Zeit im Erd⸗ geschoß des Hauses Unter den Linden 18 bei stimmungsdoller, künst⸗ licher Beleuchtung ausgestellt.
— Jahrbuch der Königlich Preußischen Kunstsamm⸗ lungen. Neunter Band, 2. Heft der Amtlichen Berichte, 3. Heft der Studien und Forschungen'. Berlin, 1888. G. Grotessche Verlags⸗Buchbandlung. — In dem vorliegenden Heft bespricht Wil belm Bode die böljerne Madonnenstatue des Prestyter Martinus vom Jahre 1199, welche kürzlich für das Berliner Museum erworben worden ist. Die sich ibrem strengen Charakter nach an byzantinische Vorbilder anlehnende Figur rübrt aus Borgo San Serolero ber, wo sie einen Bestandtbeil des Schatzes der alten Kamaldulenser⸗Domkirche gebildet haben soll. Der Künstler, ein gelebrter Geifstlicher, stammte also wahrscheinlich aus Umbrien oder Toscana. In einem kleineren Beitrage weist W. Bode auf die vom Direktor Dr. Lirxvmann unternommene Publikation der Handzeichnungen Rembrandt's hin, aus welcher als Probe ein vorzüglich gelungenes Lichtdruck-Facsimile nach dem allen Rembrandtfreunden bekannten „Das unartige Kind“ benannten Blatt im Berliner Kpferstichkabinet beigegeben ist. — Die vortugiesische Malerei des 16. Jahrhunderts schildert Carl Jufti in einer größeren, mit fünf Illustrationen (Hochätzungen nach Federzeichnungen) ausgestatteten Abhandlung. Henry Thode beschreibt die Villa Monte imperiale bei Pesaro als Muster eines fürstlichen Sommeraufenthalts in der Zeit der Hochrenaissance. Endlich bringt das Heft den Sckluͤß der Abhandlung von V. von Loga über di Städteansichten in Hartmann Schedel's Weltchronik Lichtdruck nach einer Tuschzeichnung im Germaniscken Museum, dar— ftellend eine alte Ansicht von Nürnberg, deutsche Schule des 15. Jabr—⸗ hunderts).
— Der Verein für Errichtung eines Lut her⸗-Denk—
als in Erfurt erbielt, wie wir dem 14. Heft der ‚Kunst für Alle (München, Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft, vor⸗ mals Friedr. Bruckmann, Abonnementepreis vierteljäbrlich 3.50 (4, Einzelpreis des Heftes 5 1) entnehmen, die Mittheilung, daß Professor Fritz Schaper, der Schöpfer des Modells, dasselbe in der akademischen Kunstausstellung zu Berlin ausstellen werde. Die Kosten des Denkmals, welches in etwa fünf Vierteljahren errichtet werden soll, belaufen sich auf 72 000 M Der Verein bat zur Zeit erst ein Vermögen von 59 282 ½ — Die Königliche Akademie der Künste zu Berlin bat Robert Bärwald“s Modell zu der für das Kriegerdenkmal in Posen bestimmten Statue Kaiser Wilbelm's erworben und wird dasselbe in dem großen
dener Kunstgenossenschaft will das verfallende Denkmal Les Bildhauers Balthasar Permoser auf dem katholischen Kirchhof zu Dresden, welches zu verwittern droht, retten. Es benebt in einer fast lebensgroßen Kreuzabnahme, die der Künstler selbst in Sandstein gefertigt, und ist ein vortreffliches, charakteristisches Werk jener Zeit und eines deutschen Meisters. Permoser wurde 1651 zu Kammer in Bapern geboren, fand seine erste künstlerische Erziebung in Sal;burg und starb 1732 in Drerden. Die kekanntesten seiner Werke sind eine große Marmorgruppe zur Verherr⸗ lichung des Prinzen Eugen von Savepen im Karvatidensaal des oberen Belredereschlesses zu Wien, vielfache vortreffliche Arbeiten in Charlottenburg, in der Fürstengruft zu Freiberg in Sachsen, sowie eine große Zahl ganz vorzüglicher Elfenbeinarbeiten, darunter Herkules und Omphale im Grünen Gewölbe ju Dresden. Beiträge zar Er—⸗ neuerung des Denkmals sind an den Schatzmeister der Dres dener Kunstgenossenscaft, Hrn. Maler Fritz in Dresden, Ostbahnstraße 9, zu senden. — Das städtische Museum in Leipzig hat von Franz von Lenbach das 18385 gemalte Kaiser Wilbelm⸗Porträt sowie das im vergangenen Winter in Friedrichsruhe entstandene Bismarck Porträt für zusammen 40 00 * eiworben. ö
— Zur Erlangung eines neuen Titel bilLNdes für das illustrirte Wochenblatt De Portefeuille“ eröffnet der Verleger des selben (Amsterdam, Rokin Nr. 70) eine Wettbewerbung und stellt drei Preise (500, 250 und 160 96) in Aussicht. Die näberen Bedingungen sind durch direkte Anfrage zu erfabren, der späteste Einsendungs termin ist der 15. Mai d. J. — Der Verein christlicher Kaufleute in Breslau schreibt einen allgemeinen Wettbewerb um den Bau eines Gesellschaftsbhauses aus und bestimmt für die drei besten Entwürfe, deren Einsendung bis jum 1. Juli an den Verein, Blücherplatz Nr. 16, zu erfolgen hat, Preise von 6000, 3006 und 1000 *
— Brandenburg⸗Preußens RechtsGverwaltung und Rechtszerfassung, dargestellt in Werten seiner Landesfürsten und obersten Justizbeamten, von Dr. Adolf Stölzel, Präsidenten der Justiz ⸗ Prüfungskommifssion, vortragendem Rath im Justiz⸗Minifterium, ord. Hongrar - Professer an der Univerität zu Berlin. 2 Bände. Berlin, Franz Vablen. Pr. 22 * — Der Verfasser giebt in diesem soeben erschienenen historisch⸗patriotischen Werke eine Parallele ju seiner im Jabre 1872 herausgegebenen „Schrift ⸗ Entwickelung des gelebrten Richterthums !. Wie es damals sein Ziel war, an der Hand einer Spezial⸗Untersuchung, welche von den Verhältnissen eines deut schen Kleinstaats ihren Ausgang nahm, die Entstehung der heutigen
ĩ neuen Werke sein
deutschen Gerichte darzulegen, so ist in dem . Ziel, aus den Verhältnissen beraus, die den Großstaat
(dazu ein
Kuppelsaal des Landesausstellungspalastes aufftellen. — Die Dres-
Preußen sckufen, die Entstehung der deutscken Ministerial- inftanjen zu entwickeln, speziell das Wirken der Landesherren und der die vreußisch⸗brandenburgische Rechts verwaltung leitenden böchsten Beamten (Kanzler, Rätbe, Jastiz⸗Minister) im Lichte ihrer Zeit bis zur Verkündigung der Verfassungsurkunde vom 31. Januar 1850 zu schildern. Da der erste Vorläufer des brandenburgischen Kanzlers im Jabre 1187 genannt wird, so erstreckt sich das zu durchmessende Gebiet auf eine mebr als balbtausendjäbrige Vergangenheit. Aus dem reichen Stoff treten die zablreichen Personen charakteristisch hewor, welche die Geschichte gemacht haben!, der Verfasser tilgt gegen sie die Ebrenschuld, ibnen im Gedächtniß der Gegenwart einen Denkstein ju setzen. Den reichen Inbalt des Buchs bejeugt folgende kurze Uebersicht desselben: Rechtssprachliche Vorstudie. J. Theil: Bis zum Königtbum. 1) Die klerikale Zeit; 2). die Reformationszeit, 3) das Jahrhundert des dreißigjäbrigen Krieges. II. Das Königtbum: 1) der Ausbau des Staats, 2) die Zertrümmerung des Staats,ů 3) der Neubau des Staats. Zum Schluß vergleicht der Verfasser die preußische Rechtsverfassung in ibren Grundpfeilern mit der kurhessischen, franzssischen und englischen und tbeilt v. Savigny's Ministerprogramm mit. Ein eingebendes Personen- und Sachregister erleichtert die Orientirung in dem über- reichen von dem Verfasser gesammelten, woblverarbeiteten interessanten beweist. daß Allen voran, die
Landes geben dem Bestreben nach iortwährenden Ref
der Justiz. J kein Hohenzoller ergreift das daß er in ersten Tagen seiner Regierung jene
— — 2nprer — —— ö.
Reformen sßt, um dann dieselben in ten. Kein Siaat und fein des Erdballs wird sich finden, welches in dieser Weise wie Preußen und sein Hohenzollern?
185 die 2 *
Fasung des Rechts als
1 a 1 . 525 3 73 N. F 6. w . 12397 5 5 eine feintr böchsten Aufgaben erkannt bi die sel be Auf⸗ 8
gabe an das der preußischen Führun nge Deutsche Reich übergegangen ist.“ — Das fünfte Heft der Mor gegeben von Friedrich Biene mann C(Teivzig, 3 wird mit einer Erzäblung von E. Rudorff eröffnet, Titel Duell und Ehren eine Erennende sittliche Zeitfrage jur Erwägung anheimstellt. Viie⸗Admiral Batsch unter u Aufsatze Großbritanniens ultima ratio“, ankrürfend an jährige Flottenschau zu Spithead, die Webrtächtigkeit der
2 — ** re. 2a 37 a2 nen 3 1 Seemacht. Sehr anziehend ist das Urtheil eines französis — J ziers, des O
berst⸗Ldieutenants Hennebert, über reichisch ungarische Armee
und der Glieder des Kai s schaften. Professor staatsrechtlicher und Schöpfung behujs
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* ie Die damit verbundene
brer militärm᷑ ihrer militäri
zu fester Siedlung zu bringen. Major Victor Kurs in „Die Heimathkolonie baren“ rorgefübrt. Victor Kiy erinnert in einen Friedrich Rückert's 100 jährigem Geburtstag
was der Verstorbene seinem Volke als Patriot un ist und noch sein kann. Der Germanift Adalbert widmet der wissenschaftlichen Stellung und Thä Cbaraktereigenschaften des vor wenigen Monaten t Karl Bartsch einen warmen Nachruf. Außer gewöhnlichen Todtenschau' enthält das Heft zum Schluß Mittheilungen es Ingenieurs W. H Uhland über „‚Fortschrilte in der Mechanik“, das Projekt einer unterirdischen elektrischen Eisenbahn in Paris be—⸗
96 70. 34 6 31 e. treffend, mit 2 Abbildungen.
Gewerbe und Handel.
K und S. A
von W
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1 V 2 8
durch
in dem Dandlungen n Theil die Stelle auf⸗
esorgt A. Lu Die Arordnung des Stoffe
die früberen Jabrgänge bereits bewährte geblieben, i
ersten Theil ein Verzeichniß der Fabriken
nach Branchen geordnet gegeben wird, während im zweit Firmen in alphabetischer Ordnung mit Hinzufügung de geführt werden, an welcher
In einem Anbang werden dar
sulate, Korporationen, det
vereidigte Sachverständige ꝛc. und
für den Handelsstand von Interesse s
auch für Ausländer brauchbar zu machen,
des ersten Theils auch in englischer
banden.
— Dem in der diesjährigen ordentlichen Generalv des Deutschen Llovd?, Transport -⸗Versicherungs⸗ Aktien ⸗Gesellschaft in Berlin, mitgetbeilten Geschäftsbericht und dem Rechnungs ⸗Abschlus vro 1887 entnebmen wir, das das Geschäft im vorigen Jahre für die Gesellschaft günstig ver⸗ laufen ist. Das Gewinn⸗ und Verlust-Conto schließt mit einem Gewinn von 3983586 „; es ist beschloffen worden, bier⸗ von 200 000 6 als Dividende, gleich 20 ½ pro Aktie oder 336 5ο. des Kaxital-Baareinschusses, zu vertbeilen, 125 000 t zur Verstärkung des Srarsonds ju verwenden, der dadurch die Höbe
erreicht, 19 154 66 zur Erböhung des Beamten Unterstützungsfonds zu bewilligen, der sich dadurch auf 1060 000 1 stellt, und 5026 „ als unvertbeilten Ueberschuß auf das nächste Jahr zu übertragen. Der Reserrefonds bat die statutarische Höhe von
300 009 * bereits erreicht. — Die oberschlesischen
ẽ Ar drr R Uudwig.
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1 e Firma im ersten Theil zu finden ift. in noch die Behörden, Gerichte, Kon⸗ e Makler, Dolmetscher, Rechts anwalte, Adressen mitgetbeilt, welche
Um das Nachschlagebuch
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ist ein Inbaltsverzeichniß
ver; c — 2160
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Sprache vor⸗
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ersammlung
berichtet
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der Erie erleichtert, und Robeisenmaterial kann als durchaus das an die Verbands Puddelroheisen verblieb es bei dem A, Gießereirobeisen wurde, auf „60 -= 6,00 16 und darüber gebalten. Seitens der Eisen⸗ gießereien geschahen ausgedehnte Ablieferungen im Bereich der Bergreviere und darüber hinaus; weitere Bestellungen, zum Theil unter etwas günstigeren Bedingungen, stehen denselben in Aussicht, — Für die Eisen und Stabl' werke gab sich in dem auswärtigen Gesckãft noch keine merklich Bewegung kund. In der Stabeisenfabrikation gent es n für den inländischen Absatz ziemlich rührig zu, d mebrfach auch zu Wasser bewirkte Versandt beweist, z sich der Anschaffungs⸗ bedarf erweitert hat. Die Versorgung der grö
der derzeitige Umsatz an rege bezeichnet werden. Walzwerke abzugebende bisherigen Preise von 5
5eren Werkstätten mit Formeisen aller Sorten bewirkt einen nachbaltigen Begebr, ebenso wie der Bedarf an Baueisen sich vielgestaltig erweist. Die reichlichere Be⸗ schäftigeng der Kesselfabriken brachte die Lieferung schwerer Bleche an dieselben in stärkerem Maße zu Wege; auch Feinbleche fanden ziemlich ausgedehnte Verwendung. Stabeisen⸗ Grundpreis verblieb auf 11 - 14335 M für das näbere Absatzgebiet. Eifenbleche kosten 1609 —· 16,50 1, Formeisen 15,50 66 — Auf dem Metallmarkt führte der ermäßigte Preis von Robzink zu mehrfachen Uebergängen effektiver Waare an die Abnebmer; der über⸗ seeische und sonstige Auslandsbedarf tritt seit kurzer Frist mit Neu bestellungen von Belang an den Markt; für den Versandt waren die Umladestellen der Oder ziemlich stark frequentirt. Die Nachfrage für Blei war gegen früber etwas regsamer. Produzenten halten auf feste Forderungen. PVreise: Rohzink in gewöbnlichen Marken 35,50 — 36,00, Ia Marken von 356, 50 - 37,50 6, Ia Blockblei wird mit 30 00 — 30,50 Æ bewerthet.
— Die Generalversammlung der Privatbank zu Gotha— vom 23. d. M. genehmigte die Bilanz sowie die Gewinn und Ver⸗ lustrechnung für den 31. Dezember 1887 und beschloß, den Gewinn von 335 675 folgendermaßen zu vertheilen: 5 ο! Dividende auf
das Aktienkapital 320 000 M, Tantieme 141777 ., Uebertrag auf