zweiter Lesung beschlossenen Form unausführbar sei.
Der Ansicht, daß dieser Entwurf eine verstärkte Re⸗ solution sei, könne er nicht zustimmen, denn es laffe sich mit der Ehrfurcht vor Sr. Majestät dem König nicht vereinbaren, einer Resolution des Hauses die feierliche Form eines Gesetzes mit der Einleitung „Wir Friedrich“ u. s. w. zu geben.
Der Geheime Ober⸗FinanzRath Germar erklärt, daß die Regierung vollständig auf dem Standpunkt der kon— servativen Partei stehe.
Der Abg. Eberty glaubt, daß der Antrag der rechten Seite des Hauses unangenehm sei, weil er von der deutsch— freisinnigen Partei komme. Wenn die Regierung es mit dieser Sache ernstlich gemeint hätte, so hätte sie in den drei Monaten, seit welchen die Materie das Haus beschäftige, das erforder— liche Material sammeln und verarbeiten können.
Der Geheime ö Rath Germar erwiderte, daß die Regierung an die Lösung der Frage wegen der Beseitigung er Reliktenbeiträge der Volksschullehrer erst dann habe herantreten können, nachdem die Vorbereitung des 9er, wegen Erleichterung der Schullasten beendigt gewesen fei. Sie habe ihre Bereitwilligkeit zur Beseitigung dieser Beiträge ausgesprochen, um ein Andrängen der Lehrer nach dieser Richtung hin zu verhindern. Es wäre keineswegs aus— geschlossen gewesen, einen Gesetzentwurf seitdem festzustellen, welcher die Ziele der Regierung klar legte, aber die erste Voraussetzung würde gewesen sein, daß man alle anderen dringenden Staatsaufgaben zurückgestellt hätte, nicht nur bei der Centralstelle, sondern 3 bei den nachgeordneten Behörden. Das würde zu einer überhasteten Arbeit geführt haben, deren Ergebnisse man bei anderer Gelegenheit kennen gelernt habe. Es seien aber bereits an alle nachgeordneten Behörden Verfügungen erlassen; die Berichte seien meist eingegangen; es seien auch auf die, nothwendig gewordenen Rückfragen schon die Ant⸗ worten in den letzten Tagen erfolgt. Nunmehr könne die Sache erst technisch bearbeitet werden. Die Regierung habe selbstoerständlich noch keine Stellung genommen.
Abg. Dr. Kropatscheck meint, daß die Bedenken, welche man gegen seinen Antrag wegen der Stellung der Lehrer an den höheren Lehranstalten geltend gemacht habe, auch gegen den vorliegenden Antrag Berling geltend zu machen feien. Er wolle nicht Wahltaktik hinter diesem Antrag vermuthen, ebenso wenig, wie sein Antrag davon beeinflußt fei, aber an⸗ esichts der Sachlage halte er die Annahme des Gesetzentwurfs fl unmöglich.
Abg. von Eynern: Es handle sich nicht mehr um einen Antrag Berling, sondern um einen Beschluß der Kommission und des Hauses. Er halte den Gesetzentwurf für provisorisch durchaus annehmbar; daß dieser nicht genügend vor— bereitet sei, sei kein Unglück; die Vorlage wegen der Erleichterung der Schullasten sei auch nicht gerade sehr gründlich vorbereitet gewesen, als sie an das Haus gekommen sei. Daß die Annahme dieses Gesetzentwurfs eine Verletzung der Majestät des Gesetzes oder gar des Königs wäre, sei doch zu seltsam. Solche hohen Worte sollte man bei diesen kleinen Dingen unterlaffen. *
Abg. Freiherr von Minnigerode: Wenn der Abg. von Eynern den Gesetzentwurf als eine Resolution be— Hine dann sei die Kritik des Abg. Korsch wohl berechtigt.
enn die Regierung den Weg nicht einschlagen wolle, den das Haus einschlagen wolle, dann helfe alles Reden nicht. Um allen falschen Deutungen vorzubeugen, bemerkt Redner, daß der Finanz⸗Minister der erste gewesen sei, der diese Maß— regel als Absicht der Regierung angekündigt habe. (Schluß des Blattes.)
— Dem Hause der Abgeordneten ist nachstehender Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Verbeffe— rung der Oder und der Spree, zugegangen:
Wir Fried rich, von Gottes Gnaden König von Preußen ꝛe. verordnen, unter Zustimmung beider Häuser des Landtages Unserer Monarchie, was folgt:
§. 1. Die Staatsregierung wird ermächtigt,
ö. khr Verbesserung der Schiffahrt auf der Oder von Breslau is Kosel, II. zur Verbesserung des Spreelaufs innerhalb der Stadt Berlin und bis zur Einmündung derselben in die Havel, III. zur Verbesserung der Stromverhältnisse in der unteren Oder durch folgende Anlagen: a. Regulirung der Oder von Paetziger Theerofen bis Raduhn, einschließlich der zum Schutze des Dorfes Pätzig erforder⸗ lichen baulichen Herstellungen, . Durchstich des Sagthener Hakens, . Regulirung der Oder vom Saathener Durchstich bis Schwedt, Ausbau der Meglitze als Fluthkanal und Bau eines Nadel wehres in derselben, Regulirung der Oder von Schwedt bis Nipperwiese, I. Neubau einer Brücke über die Meglitze in dem Schwedt— Niederkräniger Damm die Summen
ad I von 21 500 000 A,
ad II von 3 200000 ,
ad II von 1600000 nach Maßgabe der Projekte zu verwenden, welche von dem Minister der öffentlichen Arbeiten — ad III im Cinverftändniß mit dem Wirft 5 Landwirthschaft, Domänen und Forsten? — festzu⸗ ellen sind.
S. 2. Mit der Ausführung des Projekts ad 1 ist erst vorzugehen, wenn der gesammte Grund und Boden, welcher nach den festgestellten ir , für die Bauausführung einschließlich der Nebenanlagen er⸗ orderlich ist, der Staatsregierung aus In keressentenkreifen unentgelt⸗ lich und lastenfrei zum Eigenthum überwlesen oder die Erstattung der sämmtlichen, staatsseiti für dessen Beschaffung im Wege der freien Vereinbarung oder der Enteignung aufzuwendenden Kosten, einschließlich aller Nebenen tschädigungen ür Wirthschaftserschwernisse und sonstige Nachtheile, in rechtsgültiger Form übernommen und sichergestellt ift.
5. 3. Mit dem Bau der einzelnen unter b bis e im 5. 1 11 aufgeführten Anlagen ist erst vorzugehen, wenn die Ausführung der anschließenden Deich und Entwässerungsanlagen gesichert ist.
S. 4. Der Finanz ⸗Minister wird ermächtigt, zur Deckung der im §. 1 erwähnten Kosten im Wege der Anleihe eine entsprechende An⸗ zahl von Staatsschuldverschreibungen auszugeben. Derselbe bestimmt auch, wann, durch welche Stelle, in welchen Beträgen, zu welchem . und Cours und unter welchen Kündigungsbedingungen die
chuldverschreibungen verausgabt werden sollen.
. Verwaltung und Tilgung der Anleihe, wegen Annahme der Schuldyerschreibungen zu. pupillarischer und depositalmäßiger Sicherheit, sowie wegen Verjährung der Zinsen kommen die Bor— schriften des Gesetzes vom 15. Dezember 1869 (Gesetz ⸗Samml. 1869, S. 1197) zur Anwendung.
S. 5. Die Ausführung dieses i, wird, soweit sie nicht nach den Bestimmungen im §. 4 dem Finanz ⸗Minister obliegt, dem Minister der öffentlichen Arbeiten — unter Mitwirkung, was die Bauausfüh— rung 5§. 1 sub III betrifft, des Ministers für dandwirthschaft, Do⸗
— Setzt der Absender eines gewöhnlichen Postpackets, gemäß einer Vereinbarung mit dem Adre chnitt der Begleitadresse, welcher mit dem Namen und dem Domizil des Absenders ausgefüllt werden kann, einen fremden Namen, um die Post über die Person des Ab⸗ senders zu täuschen, so liegt nach einem Urtheil des Reichs⸗ trafsenats, vom 9. Februar
ssaten, auf den Ab
erichts, III. ine Urkundenfälschung.
— Nach Beendi der Militär⸗Schie
d. J, darin
des Informations- Kursus bei ule in Spandau haben sich die zu demselben kommandiri gewesenen Escadrons⸗Chefs in ihre resp. Garnisonen zurückbegeben.
annover, 4. Mai. Der Ober⸗Pxräsident, Wirk⸗ eheime Rath von Leipziger veröffentlicht im „Han⸗ nover'schen Courier“ folgende Bekanntmachung:
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin haben Aller gnädigst geruht, mich zu beauftragen, der Stadt Lüneburg und den Kreisen Dannenberg und Bleckede den Dank Ihrer Majestät für den Allerhöchstderselben bereiteten festlichen Empfang und für die berz⸗ lichen und freudigen Kundgebungen, mit welchen Ihre Majestät bei Bereisung des Ueberschwemmungsgebiets innerhalb der Provinz Han—⸗ nover begrüßt worden sind, auszusprechen.
Karlsruhe, 3. Mai. ertheilte heute dem Köni Eisendecher eine feierlich
Der Großherzog glich preußischen Gesandten von e Audienz, in welcher derselbe Sr. Königlichen Hoheit die Schreiben übergab, welche ihn in seiner bisherigen Stellun
— 5. Mai. . bis Ende Mai vertagt, sichtlich der Bericht der Kom mission vorlage vorliegen wird.
Mecklenburg⸗Schwerin. aus Ludwigslust unter dem 3. Mai berichtet: Abend führte ein Kaiserlicher Sonderzug Ihr die Kaiser in in Begleitung der Prinzessin Bi Rückkehr von Ihrem Besuche des Ueberschwemm in unsern Bahnhof ein. Se. Durchlaucht P die Prinzessin, Hoheit, erwarteten Ihre Majestät und begrüßten Höchstdieselbe in Ihrem Wagen. hatte sich auf dem Bahnhofe versammelk. Die Kafserin dankte sehr freundlich und nahm aus den Händen der Senators Kayser huldvollst Nach kurzem Verweilen Berlin fort.“
Braunschweig.
bestätigen.
) Die Erste Kammer hat sich e tpunkt voraus⸗ über die Kirchen—
bis zu welchem
Den „Mecklb. Nachr.“ wird „Heute gegen e Majestät ctoria auf der ungsgebiets in rinz Reuß und
Eine große Menge Menschen
. Tochter des ein Blumenbouquet entgegen. setzte der Zug die Fahrt nach
Braunschweig, 3. Mai. (.) Am 1. 8d. M. ist der Braunschweigifche Landtag wieder chdem derselbe nach längerer Arbeitszeit Tagesordnung etz wegen Ab⸗
zusammengetreten, na seit dem 28. März standen: 1) Schlußabstimmung über das Ges änderung einiger Bestimmungen des Gesetzes, die anderweite und Pensionsverhältnisse der Gemeindeschulen zur Berathung betreffend die Staatsmitteln
vertagt war.
Regulirung der Gehalts⸗ evangelisch⸗lutherischen betreffend; ferner 5 verschiedene Eingaben
s) war eine Vorlage eingegangen, Zahlung einer Beihülfe von 200 060 MS aus g⸗ . . Gesellschaft.
ge ad 1 zu. Die Vorlage unter 6) wurde Debatte am 2. d. M. auf Antrag der Finanz⸗ in deren Namen Abg. Kamecke sprach, mit gegen der Regierungs⸗Vorlage abgelehnt. ch Allerhöchstes Reskript der Landtag bis
gent Prinz Albrecht „am 8. Mai, nach ab—
an die Blankenbur In der Sitzung sammlung der Vorla nach längerer Debatt Kommission, 28 Stimmen, ent Am 3. d. M. ist d auf Weiteres vertagt.
Se. Königliche Hoheit der Re gedenkt an Höchstseinem Geburtstage genommener Parade und stattgefundener Gratulationscour Prinzlichen Familie auf etwa acht H. zu reisen.
im Residenzschlosse mit der Tage nach Blankenburg a.
Oefterreich⸗ ungarn. Wien, 3. Abgeordnetenhause wird die betreffend die Unterbringung gymnasien in Graz,
pezialdebatte über das B Kultus und Unterricht fortgesetzt gelangt der Titel Sch ulaufficht“. genommen. — Ebenso werden die Titel „Akademie der „Museum für Kunst und In— Subvention des technologischen Ge— angenommen. — Hierauf wurde die
„Minister⸗
Mai. (Wien. Ztg.) Im Regierungsvorlage, der beiden angenommen. — Hierauf wird die Ministeriums für
Zur Verhandlung Der Titel wird an⸗
Staats⸗ udget des
Wissenschaften“, dustrie“ und „ werbe ⸗Museu Sitzung geschlossen.
— Die „B. C.“ meldet: konferirte heute durch mehrere Stunden mit Finanz-Minister Dr. von Du najews ki Modifikation einiger Bestimmungen steuer⸗Vorl age, völligen Uebereinstimmung in Betreff Abänder Hauptprinzipien des Ge lich auf die landwirths lichen Bestimmungen der Vorlage. Steuersatzes, sowie der K die Rede gewesen.
Großbritannien und Irland. W. T. B. Das Unter ill in dritter Lesung d
Frankreich. Paris, 3. Mai. beschaftigte sich, wie wir dem „Journal des Dobats“ seiner heutigen Sitzung mit dem vor einigen Deputirten des Departements der Seine ve antiboulangistischen Minister Lockroy zur Der Ministerrath beschlo gemeinschaftlich verantwortlich v glied persönlich ein politisches eichnen dürfe. Mittelmeergeschwad nationalen Ausstellung nach
Italien. Rom, 5. Mai. sowie die Königliche Famili und Grimaldi sind zur Eröf nach Bologna abgereist.
Serbien.
Präsident Tis za dem österreichischen betreffs eventueller der Spiritus⸗ gelangten zur f ung einiger die setzentwurfs nicht berührenden, nament⸗ chaftlichen und Kesselbre
beiden Minister
lbrennereien bezüg⸗ Von einer Aenderung des ontingentirungszifsern ist nicht einmal
Lon don, 4. haus hat die Einnahnebudget—⸗ efinitiv angenommen.
sterrath entnehmen, Tagen von röffentlichten ; welches auch dem Unterzeichnung vorgelegt worden war. da das Kabinet solidarisch und or der Kammer sei, kein Mit⸗ Altenstück, gleichviel welcher Art, nisterrath beschloß ferner, daß er sich zur Eröffnung der inter— Barcelona begeben solle.
(W. T. B.)
Der Mini
Manifest,
Der König, e und die Minister Crispi fnung der Ausstellung
Belgrad, 4. Mai.
W. T. B.) Der frühere Minister⸗Präsident General Gr t )
uic ist penfionirt
mänen und Forsten — übertragen.
worden. — Die Meldung mehrerer Blätter, wonach die
Regierung durch Einführung der Preßeensur eine Ein— schränkung der Preßfreiheit herbeiführen wolle, wird in wr, n. als unbegründet bezeichnet. Die Regie⸗ ö beabsichtige keinerlei Beschränkung der bestehenden Preß⸗
3. eit, werde aber jede Preßüberschreitung gesetzlich strengstens ahnden. —
Zeitungsõstimmen.
Die „Wiesbadener Presse“ schreibt:
Wer sich erinnert, mit welchem Eifer die freisinnige Presse in den Tagen der sogenannten Kanzlerkrisis gegen den Fürsten Bismarck hetzte, wie sie kein Mittel unverfucht ließ, ihn zu verdächtigen, und wie sie namentlich die allerdings nicht ganz neue Mär von dem Haug— meierthum als Waffe gegen den Kanzler zu gebrauchen suchte, wird durch die Nachricht von der Ernennung des Grafen Herbert Bismarck zum Staats ⸗Minister mit der größten Genugthuung und Freude erfüllt sein. Denn gerade in dieser Ernennung, durch welche zum ersten Male in der Geschichte Preußens der Fall herbeigeführt wird, daß Vater und Sohn zugleich Mifglieder des preußischen Staats. Ministerlumz sind, liegt der denkbar klarste und deutlichste Ausdruck nicht nur des vollsten Vertrauens zu dem Fürsten Bismarck, sondern vor Allem auch der Anerkennung seiner in allen Zeiten und Tagen gleich bewährten erhabenen Vasallentreue. Gerade gegenüber den in der demokratifchen Presse aller Richtungen nicht nur gegen die Person des Reichskanzlers, sondern vor Allem auch gegen dessen Familie getriebenen Verhetzungen, welche selbst bis zu Anspielungen wie Dynaftie Bismarck. “ Erbfich= keit der Kanzlerwürde“ ꝛc. sich verstiegen, ist die Berufung des ältesten Sohns des Kanzlers in den obersten Rath der Krone bezeich⸗ nend. Die Hohenzollern sind eben keine Schattenkönige, wie jene frän⸗ kischen Herrscher, unter denen die Institution des Hausmelers sich ent wickelte, sondern Regenten im Vollbewußtfein ihrer Macht und Kraft. In diesem Bewußtsein ist ihnen der Gedanke der Eiferfucht gegen die Größe des ersten und treuesten Dieners der Krone, an welchen die freisinnigen Verhetzungsverfuche anzuknüpfen suchten, ganz undenkbar und sie lassen sich durch kleinliche Regungen dieser Art in der An⸗ erkennung der hervorragenden Treue und Verdienste des Staats- manns, dessen Rath in erster Linie die Größe und das Tnfehen Deutschlands zu danken ist, nicht beirren. Gerade aber jenen Ver⸗ suchen gegenüber, sich aus Feindschaft gegen den Fürsten Bismarck als Vertheidiger der Monarchie und des Monarchen gegen denselben auf⸗ zuspielen, ist der neueste Beweis Kaiferlichen Vertrauens und Kaiser⸗ licher Huld gegen den Fürsten Bismarck besonders erfreulich; gerade in ernsten Zeiten, wie in den gegenwärtigen, ist es für die Sicherheit nach Außen wie na Innen von besonderem Vortheil, daß die Ver⸗ trauensstellung des Fürsten Bismarck auch über jeden Schatten eines Zweifels erhaben sei—
Der von uns mitgetheilte Allerhöchste Erlaß an den Minister der öffentlichen Arbeiten dient dem „Posener Tageblatt“ als Ausgangspunkt allgemeiner Betrachtungen. Es wird betont, daß die Eisenbahn ⸗Verstaatlichung von agilen einsichts vollen und opferwilligen Patrioten gutgeheißen, benörgelt und bekämpft aber von jenen Elementen werde, deren manchesterlicher Egoismus ihnen nicht erlaube, in dem Staat, dem Reich etwas Anderes, Höheres zu erblicken, als die milchende Kuh, deren, Autheutung einem engen Ringe von wirthfchaftlich Starken zu Theil werde, indeß die große Maffe der wirthfchaft. lich Schwachen mit dem dürren Hinweis auf das unabänderliche Walten des manchesterlichen „Natuͤrgesetzes: Kampf ums Dasein sich abspeisen lassen müsse, und ausgeführt: .Wenn es richtig ist, daß die Verstaatlichung des preußifchen Eisenbahnwesens nicht als eine einzelne, aus dem organischen Zusammenhange der allgemeinen Politik in Preußen wie im Reich losgelöfte Maßregel betrachtet werden muß, sondern als der integrirende Befltandtheil des Systems der nationalen Wirthschaftspolstik als solcher, fo folgt darauß, daß wir in dem Allerhöchsten Gnadenerilaß an den Minister von, Maybach eine Kundgebung von prinzipieller Tragweite zu erblicken baben, einen persönlichen Willensakt des Monarchen, welcher dem zukünftigen Entwickelungsgang unferer staatswirthschaftlichen Bestrebungen überhaupt präjudizirt. Desgleichen, wenn der Erlaß hervorhebt, daß die Sorge für das Wohl der zahlreichen, dem Mi⸗ nisterium Hrn. von Maybach's untergebenen Beamten und Arbeiter den Monarchen besonders wohlthuend berührt hat.
Puntt der Fürsorge für das materielle Volks spielte das Manche
lichste Rolle,
sein kann,
als den eine
s. ozialen tatt eine
*
— In, der „Danziger Allgemeinen Zeitung“ lesen wir über das Schulwesen in Elfaß⸗-Lothringen:
„Der Unterricht in der Volksschule auch des rein dentfchen Sprach- gebiets von Elsaß Lothringen war bis 1870 ausschließlich französisch gewesen. Als die deutsche Schulverwaltung die Schulen übernahm, ordnete sie selbstverständlich ebensosehr aus pädagogischen wie natio⸗ nalen Gründen an, daß in diesen Schulen nur mehr deutsch unter— richtet werden solle. Die Ordensschwestern wußten jedoch das aus den Schulen entfernte Französisch durch eine Hinterthür wieder hereinzulassen, indem sie die Kinder über die gefetzliche Schulzeit hin- aus behielten, um ihnen französischen Unterricht zu“ ertheilen. Unter Androhung der Amtsentlaffung ist nunmehr, wie aus dem Reichsland gemeldet wird, allen Drdensschwestern dieses Ver⸗ fahren untersagt worden. Das Verbot rechtfertigt sich nicht nur da—⸗ durch, daß die Kinder durch solchen Unterricht überbürdet werden und nicht mehr Zeit und Lust haben, ihren Schularbeiten die nöthige Sorgfalt zu widmen und daß ferner die Schwestern dadurch von ihren eigentlichen Berufspflichten abgehalten werden, indem sie infolge der eigenen Ueberanstrengung die Vorbereitung auf den Unterricht und die Durchsicht der schriftlichen Arbeiten nachlässig betreiben, sondern auch vom nationalen Standpunkt aus dadurch, daß in den deutsch redendeg. Gemeinden, besonders auf dem Lande, ein Beduͤrfniß zur Hebung des Franzoͤsischen überhaupt nicht vorliegt.
Archiv für Post und Telegraphie. Nr. 8. — Inhalt: Aktenstücke und Aufsäße: Der optische Telegraph zwischen Berlin und Koblenz. — Die Hamburger Botenordnung für bie Boten nach Amsterdam und Antwerpen vom Fahre 1586. — Die britische Post⸗ und Telegraphenverwaltung im Jahre 1886,87. DeutschMelanesien (Schluß). — Kleine Yin geln nen, Der Telegrammverkehr bei dem
aupt-Telegraphenamt in Berlin am 6. Februar 1888. — Die Große Berliner Pferde⸗Eisenbahn. — Die Fortschritte der deutschen Lebens⸗ versicherungszanstalten im Jahre 18585. — Die Eifenbahnen Griechen⸗ lands. ‚ . von Flüssen durch Telegraphenanlagen in Sbina. — Fernsprechverbindung mit Schiffen. — Litekatur des Ver⸗= kehrswesens: Die Balkanhalbinsel (mit Ausschluß von Griechenland). Physikalische und ethnographische Schilderungen und Städtebilder von A. E. Lux. Mit 96 Illustrationen, einem Panorama von Konstantiagopel und einer Ueberfichtskarte. Freiburg (Breisgau). Her⸗ dersche Verlagshandlung 1887. — Zeitschriften Ueberschau.
Ju stiz · Ministerial· Blatt. Nr. 195. — Inhalt: Allgemeine Verfuͤgung vom 26. April 1888, betreffend die bei den Justizbehörden als Kanzleigehülfen wiederbeschäftigten Civilpensionäre und' Warte⸗ geldempfanger. — Bekanntmachung vom 6. April 18856, befreffend
die Herautzabe des Handbuchs für das Deutsche Reich auf das Jahr 1888. — Bekanntmachung. — Allgemeine Verfügung vom 2. Mai 1888 über die Ausführung des Gesetzeg, betreffend die Vereinigung der Rechtsanwastschaft und des Notariats im Geltungsbereich“ des Rheinischen Rechts, vom 13. April 1883 (GefetzSammk. S. 73). — Bekanntmachung vom 30. April 1888, betreffend die preußischen Handelskammern und kaufmännischen Korporationen.
Fentrglhlatt der Hauverwgltung. Rr. 18. — Inhalt: Amtliches: Personal · Nachrichten. — Nichtamtliches: Die nassrlichen Bausteine der Provinz Schlesien. — Lichtträger für elektrische , in Berlin. — Unterseeische Bauagusführungen aus Beton. — Selbstthätige Heizregelung von Johnson. (Thermostat.) — Gasbehälter mit hölzernem Unterbau. — Vermischtes Verleihung der Mezaille für Verdienste um das Bauwesen. — Umbau vom Bühnenhause des Königlichen Schauspielhauses in Berlin. — Preig⸗ bewerbung für den Neubau einer dritten evangelischen Kirche in Köln. — „Glocken aus Gußstahl. — Geschäftsordnung für die Diplom—=
rüfungs⸗Kommissionen an der Technischen Hochschule in Berlin. — . deutscher Architekten und Ingenieur⸗Vereine. — Prenßischer Beamten ⸗Verein in Hannover. — Brücke aus Flußeisen. — Ver⸗ er n des „Brighton Beach Hotel! in Coney Island bei New⸗Nork.
Statistische Nachrichten.
Die Ausfuhr aus dem freien Verkehr von Eisen und Eisenwaaren hat nach der Statistik des Deutschen Reichs in dem Zeitraum vom 1. Januar bis Ende März d. k
ö. 100 Eg netto Brucheisen, Roheisen, Luppeneisen, Rohschienen und,, 141. 436 815 3838 89 Eisenwaaren mit Ausnahme von Maschinen . 1783 607 2334 655 Maschinen. JJ 184 486 167 479
zusammen T 7 dos Db 7
Eingeführt wurden dagegen: Brucheisen, Roheisen, Luppeneisen, Rohschienen a 2686 0865 29 77 Eisenwaaren mit Ausnahme von Maschinen . 101 613 118605 G b 90 911 63 559 zusammen 160 586 446 933
Eine nicht unbedeutende Abnahme der Ausfuhr aus dem freien Verkehr liegt vor: bei Brucheisen ( — 119 732 Doppel⸗Ctr.), Roheisen (= 220 004 Doppel ⸗Ctr ), Eisenbahnschienen (— 245 917 Doppel ⸗ Ct.), schmiedbarem Eisen in Stäben (— 237 624 Doppel · Ctr. und bei Eisen⸗ und. Stahldraht ( — 200 388 Doppel ⸗ Ctr.), eine Zunahme der Ausfuhr aus dem freien Verkehr bei Eck- nnd Winkel⸗ eisen C 31 249 Doppel Ctr), rohen Platten und Blechen aus schmiedbarem Eisen ( 48 456 Doppel. Ctr N) groben Eisenwagren, ander- weit nicht genannt (4 35 464 Doppel⸗Ctr.) und bei Drabtstiften ( 16 366 Doppel Ctr.. Die Einfuhr in den freien Verkehr weist egen das Vorjahr nur geringe Schwankungen auf. Eine Abnahme 6 stattgefunden bei Eisenbahnschinen (— 29 706 Doppel⸗Ctr.), eine . 9. Maschinen, überwiegend aus Gußeisen (4 18723
oppel · Ctr.).
pr h ufiz des im Monat März stattgehabten Waarenverkehrs mit dem Auslgnde ist im Allgemeinen zu begchten, daß derselbe durch den langen Winter und den hohen Wasserstand beinträchtigt worden f
— Nach der kürzlich veröffentlichten Statistik der Strafrechts⸗ pflege im Königreich Württemberg im Jahre 1887 betrug die Gesammtjahl der bei den Ober⸗Aemtern zur Abrügung durch polizeiliche Strafverfügung angezeigten Uebertretungen im verflossenen Jahre 36 890, nachdem dieselbe von 34933 im Jahre 1883 auf 34 488 im Jahre 1884 und auf 32 29 im Jahre 1885 gefallen, 1886 nur auf 35 878 wieder gestiegen war. Es befanden sich in dieser Zahl Uebertretungen der 9 . gegen die Landstreicherei und den Bettel AM 157, gegen 21 933 im Jahre 1886, 18973 im Jahre 1885, 20 o83 im Jahre 1884 und 21 141 im Jahre 1883. Die an den Amtsanwalt abgegebenen Fälle betrugen 1887 14,5 CG, gegen 19,5 oo, 18, Co, 16,1 0ͤ , 15,6 υ in den Jahren von 1883 ab— wärts. Die Zahl der oberamtlichen Strafverfügungen war 28 416 (i856: S5 zoöb, 185: 25 zös, 1882; 24 25, i883; 24 O45) Auf gerichtliche Entscheidung wurde angetragen in 197 Fällen (1886 in 245, 1833 in 385 Fällen). Die von den Oberämtern durch Strafurtheil erledigten Ungehorsams⸗, Ungebühr⸗ und Disziplinar⸗ fälle beziffern sich auf 1091 und erreichen, fast den niedrigen Stand des Jahres 1383 mit 10905 Fällen, während die Zwischenjahre 1207, 1253 und 1345 Faͤlle aufwiesen. Von den im Jahre 1887 zur Anzeige gebrachten Uebertretungen kamen die meisten, nämlich 13 380 auf den Neckarkreis; dann folgen: der Donaukteis mit 11912, der Schwarzwaldkreis mit 6313 und der Jagstkreis mit 6155. Alle. vier Kreise haben gegen 1888 eine Zunahme, zu, verzeichnen, die bedeutendste der Donaukreig, nämlich 1426 Fälle mehr. Was die Zahl der Fälle von Landstreicherei und Bettel betrifft, so steht der Donaukreis Bbenan mit 8607 (gegen 1886 1539 Fälle mehr); dann folgen; der Neckarkreis mit 7902, der Schwarzwaldkreis mit 3995, der Jagstkreis mit 3 633 Fällen und geringerer Zunahme gegen das Vorjahr,
— Nach den Mittheilungen der Großherzoglich hessischen Central⸗ stelle für die Landesstatistik' waren im Schuljahr 1886 — 87 an den höheren Mädchenschulen des Großherzogthums Hessen zu. Darmstadt, Offenbach, Gießen, Worms) 70 Lehrer und Lehrerinnen thätig. Unter diesen waren 48 ordentliche leinschließlich Direkteren) und zwar 29 männliche, und 19 weibliche, und 22 außerordentliche und. Hülfelehrer Lehrerinnen). Von den ordentlichen Lehrern (Lehrerir nen) bezogen 3 ein Diensteinkommen von bool bis 5d00 M, 1 ein Diensteinkommen von 4001 bis 4500 M, 2 ein Diensteinkommen von 3501 his 4000 4, 2 ein Diensteinkommen von 3091 bis 3500 t, 16 ein Diensteinkommen von 2601 bis 3000 A, 5õ ein Diensteinkommen von 2001 bis 2500 4K, 15 ein Diensteinkommen von 1501 bis 2000 66 und 4 ein Dienst⸗ einkommen von 1500 6 und weniger. — Die Zahl der Schülerinnen bezifferte sich auf 16911, worunter 388 in dem mit der höheren Mädch enschule zu Darmstadt verbundenen Seminar. Dem Glaubens⸗ bekenntniß nach waren 75, 64 G evangelisch, 6,27 0 katholisch, 1,ů83 o sonst christlich und 16,26 0ο0 israelitisch.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Im Verlage von B. Angerstein (Otto Drewitz Nachfolger), Berlin und Wernigerode, erschien soeben: Lou ie, Königin von ** eußen“, geschichtliches Schauspiel in vier Aufzügen und einem
elodrama von Gustav Körner. Der Verfasser hat es in dem vorliegenden Werk unternommen, dem deutschen Volk ein fesselndes und klares Bild der unvergeßlichen Königin darzubieten und das An denken derselben auf's Neue durch ein Bühnenwerk zu verherrlichen. Vie hehre Duldergestalt wird uns vorgeführt in jenen Tagen des Unglücks, als die Königliche Familie, tief gebeugt durch das Un— glück ihres Volkes, im fernen Osten des Vaterlandes weilte und sich selbst in dürftigen Verhältnissen bewegte. Der heldenmüthige Sinn der edlen Frau, ihre holde Weiblichkeit, ihre überall Licht und Sonnenschein verbreitende Erscheinung werden in diesem Schauspiel vollauf gewürdigt. Der Verfasser hat es weniger auf eine spannende Handlung abgesehen, als darguf, in einzelnen Bildern uns das stille Schaffen und das friedliche Werk dieses edlen Wesens vor Augen zu führen. Er thut dies in schlichter Form und vermeidet alle jene Kunstgriffe, welche auf eine wirkungevolle Theateraufführung abzielen. Das vorliegende Schauspiel dürfte sich daher. wesentlich für Vereine, Schulen u. s. w. eignen, die es bei patrio⸗ tischen Festlichkeiten aufführen und damit einen Eindruck auf die Zu⸗ hörer sicherlich erzielen werden. Dem eigentlichen Schauspiel an
gebängt ist ein Melodrama, in welchem der Verfasser die preußische bejw. deutsche Geschiche von dem Tode der edlen Königin bis auf das glorreiche Ende deg deutsch französischen Krieges den. Zuschauern im Bilde vorführt. Die sinnige Art, in welcher dies geschieht. berührt überaus angenehm und die sceenische Vorführung diefes Melodramas dürfte, iwenn hübsch und würdig ins Werk geseßzt, eines nachbaltigen Eindrucks sicher sein. Das Körner'sche Werk sei daher allen Patrioten e, n. empfohlen. .
— Referat, Votum und Urthęil.“ Eine Anleitung für praktische Juristen im Vorbereitungsdienst, von Daubenspeck, Reichsgerichts Rath. Dritte vermehrte und verbesserte Auflage Berlin, 1583. Verlag von Franz Vahlen. Mohrenstraße 15514. KLadenpreis 3 M 50 J.) — Die vorliegende Auflage weicht im Wesentlichen von der zweiten nicht ab. Zusätze und Verbesserungen sind fast bei allen Abschnitten angebracht. Umgearbeitet ist das Kapitel über die Entscheidungsgründe des Urtheils, indem die Bei— spiele vermehrt sind, um dadurch denkenden jungen Juristen einen ge⸗ wissen Anhalt zu verschaffen und ihnen über formelle Schwierig⸗ keiten, denen Anfänger oft rathlos gegenüberstehen, leichter hinweg zu helfen. Was die äußere Gliederung der Anleitung betrifft. so weicht sie insofern von den sonst erschienenen Schriften dieser Art ab, als sie nicht das Urtheil, sondern das Referat guf Grund der Alten als Ausgangspunkt nimmt. Lediglich prattische Rücksichten haben den Verfasser . bestimmt. Verfolgt die Schrift hauptsächlich didaktische Zwecke, so muß sie sich auch dem Hange anschließen, den der zu Unterweisende der Regel nach einschlagen wird. Dieser be—⸗ ginnt aber mit dem Referat, nicht mit dem Thatbestand. .
— Anleitung zur Prozeßpraxis nach der Civil prozeßordnung vom 36. Januar 1877, in Beispielen an Rechtsfällen herausgegeben von Hermann Meyer, Ober, Landes gerichts Rath in Marienwerder. Zweite, gänzlich umgearbeitete Auflage. In der Reihe der Abdrücke der neunte.) Berlin 1888 Verlag von Franz Vahlen, W., Mohrenstraße 13114) (Ladenpreis 6 M) — Das vorliegende Buch soll in keiner Weise ein vorkommenden Falls nach zuschlagendes Formularbuch sein. Andererseits soll es Niemandem das Studium eines guten Lehrbuchs, und Kommentars ersetzen. Neben diesen wird es aber das Verständniß der Civilprozeßordnung fördern. Dieser veränderte Zweck machte eine völlige Umarbeitung des Werks, nöthig. Der Verfasser hat sein besonderes Augenmerk darauf gerichtet, vor den Fehlern, welche ihm in der Praxis begegnet sind, zu warnen, und ein richtiges und zweckmäßiges Verfahren zu schildern, damit der junge Jurist sich von vornherein daran gewöhne. Für die Umarbeitung srrach auch der Umstand, daß die Prozeß- wissenschaft seit dem Erscheinen der ersten Auflage große Fortschritte gemacht hat. U. a. hat sich auch das Reichegericht über viele pro— zessualische Fragen ausgesprochen. .
— Das preußische Notariat im Geltungsgebiet der Allgemeinen GerichtsCordnung. Unter Benutzung der gesetz⸗ geberischen Vorarbeiten zu den beiden Gesetzen vom 11. Juli 1848, dar⸗ gestellt von Adolf Weißler, Rechtsanwalt und Notar. Berlin 1888. Verlag von Franz Vahlen, W., Mohrenstraße 13 14. (Ladenpreis 10 46) — Das vorliegende Buch bezweckt, einmal dem Praktiker den gesammten, in Gesetzen und Verfügungen enthaltenen Stoff im Wortlaut dar zubieten, sodann ihm das, was Wissenschaft und Praxis für diesen Stoff geleistet haben, möglichst vollständig vorzufuͤhren, endlich den Versuch zu machen, die bisher wenig oder gar nicht betretenen Theile des Gebiets zu erforschen. Da wir keine einheitliche Notariatsordnung haben, vielmehr das, was in diesem Buch als Notariatsordnung bezeichnet wird, fortwährend aus der Allgemeinen Gerichtsordnung und anderen Gesetzen ergänzt werden muß, so ist nicht die Form eines Kommentars, sondern es ist die systematische Behandlung gewählt und es sind die Verordnungen und Reskripte im Text an den einschlagenden Stellen im Wortlaut eingeschaltet worden. Die gesetzlichen Bestimmungen sind am Schluß zusammen in ihrem ursprünglichen Wortlaut abgedruckt; sie können nur benutzt werden mit steter Berücksichtigung dessen, was im Text über ihre noch andauernde Gültigkeit und ihre Aus⸗ legung gesagt ist — Da unsere Notariatzordnung nach dem Muster der rheinischen geschaffen ist, so ist auch die rheinische sfranzösische) Wissenschaft und Praxis zur Erlaͤuterung herangezogen. Schließlich noch die Bemerkung, daß in dem vorliegenden Werk zum ersten Mal die sehr werthvollen gesetzgeberischen Vorarbeiten unserer Notariatsordnung, aus welchen bisher nur ganz Weniges veröffentlicht worden war, und welche insbesondere auch auf die Entstehungsgeschichte des wichtigen Gesetzes ein überraschendes Licht werfen, vollständig veröffentlicht sind. . . .
— Im Verlag von Fischer's medizin. Buchhandlung in Berlin erschien; Die letzten Tage König Ludwig II. von Bavern. Nach eigenen Erlebnissen geschildert von Dr. Franz Carl Müller, ehem. Assistenzarzt des Ober⸗MHeede Raths von Gudden. (Preis 1 66)
— C. Vogelz, Karte der Deu tsch⸗Oesterreichisch⸗ Russischen Grenzländer in 1: 1500000 mit Hervorhebung der 3 und Unterscheidung der Eisenbahnen in ein ⸗ und zweigeleisige.
otha, Justus Perthes. (Preis 2 6) — Das vornehm aussehende Kartenblatt, 66: 77 em groß, reicht im Westen von Spandau⸗Berlin und Dresden bis weit hinter Minsk und Kowno im Osten, während die nördlichsten Punkte Kopenhagen und Memel sind und der Süd⸗ rand bis tief in Ungarn hineingreift. Ein Karton in der südwestlichen Ccke; . Die russischen Ostseeprovinzen bis St. Petersburg“ giebt in kleinerem Maßstabe über die dortizen Verbältnisse ergänzenden Aufschluß. In dem großen Maßstab der Hauptkarte treten die betreffenden Laͤnder⸗ gebiete in Roth, Gelb und Grün hervor, und während die deutsch⸗ österreichischen Festungen als Zeichen der Waffenbrüderschaft beider Armeen mit derselben hellrothen Farbe herausleuchten, sind die russischen Festungen und verschanzten Orte dunkel gehalten. Die kräftigen Linien des Eisenbahnnetzes — auch im Russischen dem gegenwärtigen Stand entsprechend — sind deutlich in ein⸗ und zweigeleisige unterschieden. Das Wasser der Ostsee tritt blau hervor, und die Meerestiefen sind in Niveaulinien von 6 und 20 m eingetragen. ;
— Im Verlage von Fr. Schulze, Berlin, Wilhelmsstraße 1 a sind unter dem Titel: Kon firmatigns gabe wiederum 3 Predigten des beliebten Kanzelredners Konsistorial⸗Raths Dryander erschienen. (Pr. 60 4.) Zwei der Reden behandeln die Konfirmation, die dritte die Bedeutung der Liturgie.
— Von dem Werk ‚Die Frauen des 19. Jahrhunderts“, biographische und kulturhistorische Zeit- und Charaktergemälde von Lina Morgenstern (Berlin, Verlag der Deutschen Hausfrauen zeitung), sind Heft 5 und 6 erichienen a 50 J). Sie schildern die Frauenbewegung in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts (wei Patriotinnen aus dem Befreiungskriege 1813: Ferdinandine von Schmettau und Eleonore Prochaska, Annette von. Droste Hüls⸗ hoff), und das Leben zahlreicher deutscher Schriftstellerinnen, Dichte⸗ rinnen und Künstlerinnen, deren Geburtsjahr vor 1810 fällt, nament- lich Bettina's von Arnim (mit Porträt). Die Verfasserin hat das Material mit großem Fleiß gesammelt und ansprechend verarbeitet. man maß ihr auch Dank wissen, daß sie so manche Dame, die einst eine Zierde der deutschen Literatur war, aber heute kaum noch dem Namen nach bekannt ist, der Vergessenheit entrissen hat.
— In Carl Heymann's Verlag in Berlin erschien soeben 3. Die QArdnung der Arbeiterwohnungsfrager, . von Regierungs⸗ Rath Mahraun. Der Verfasser macht mit dieser Arbeit einen Versuch zur praktischen Lösung der Arbeiterwohnungsfrage. Indem er das Bedürfniß nach einer solchen durch die bisherige Besprechung des Gegenstandes in Wort und Schrift als bewiesen ansieht, führt er aus, daß die Lösung derselben nicht — wie Einige wollen — der privaten Wohl thätigkeit überlassen werden dürfe, sondern als eine Gemeinde ⸗ Angelegenheit durch die Gemeinde und innerhalb derselben erfolgen müsse. Eine baldige allgemeine und erfolgreiche Ordnung derselben liege übrigens ebenso sehr in den e, n. der Menschlich⸗ keit, als im wohlverstandenen Interesse der besitzenden Klaͤssen.
— In Verbindung mit der vom 18. bis 23. September dieses Jahres in Köln tagenden 61. Versammlung deutscher Na tur⸗ forscher und Aerzte soll gemäß Beschluß des Gesammtausschusses auf vielseitigen Wunsch der Aussteller und Theilnehmer früherer Ver⸗
sammlungen eine Fachausstellung aus den Gebieten sämmtlicher
auf der Versammlung vertretenen Diseiplinen stattfinden. Die Aus⸗ stellung soll alles Neue und Vollendete an Instrumenten, Apparaten, Präparaten, Forschungs⸗ und Lehrmitteln umfassen und ist auf eine Dauer von etwa vierzehn Tagen berechnet. Folgende Gruppen sind in Aussicht genommen: J. Prä⸗ zisionsmechanik (Physikalische Apparate). 11. Mikrologie und Photographie. III. Chemie, Pharmacie, Geologie, Mineralogie. IV. Naturwissenschaftlicher Unterricht. V. Geographie, wissenschaft⸗ liche Ausrüstung, Ethnologie. VI. Biologie, Entomologie, Anthro⸗ pologie. VII. Laryngoseopie, Rhinologie, Otigtrie, Ophthalmologie. VII. Innere Medizin, Elektrotherapie. IX Chirurgie, Gynäkologie, Orthopädie. X. Zahnheilkunde. XI. Veterinärmedizin. XII. Hygiene. n Tegen sind vom Schriftführer (Adresse: Unter Sachsenhausen 9) zu beziehen.
— Der antiquarische Katalog XII. der Buchhandlung
und des Antiquariats von Ad. Mam pe in Berlin, Wilhelmstraße 91, enthält Geschichte, Militaria, Kriegsgeschichte und Städteansichten. Unter den angezeigten Werken finden sich seltene und sehr werthvolle.
Land⸗ und Forstwirthschaft. Nach der 10. Denkschrift, betreffend die Bekämpfung der
Reb lauskrankheit 1887188 sind im Berichtsjahr in Deutsch⸗ land zahlreiche neue Herde, zum Theil von beträchtlicher Ausdehnung, entdeckt worden, in Preußen am rechten Rheinufer 49. in den Ge⸗ markungen Ockenfels, Linzhausen, Linz, Leubsdorf und Ober -Kasbach, auf dem linken Rheinufer an der Ähr 54, in der Provin; Hessen⸗ Nassau 53, in der Provinz Sachsen ein ausgedehntes Infektionsfeld bei Freiburg und Z3scheiplitz, in der Gärtnerlehranstalt zu Potsdam; im Königreich Sachsen 7 Em Weinberge in Ober Lößnitz und Um— gegend; im Königreich Württemberg 128 Stöcke in Stutt— gart und 34 Herde in Neckarweihingen, in Elsaß Lothringen 38 Herde mit 4704 infizirten Stöcken. In Frankreich sind im Jahre 1887 60 Departements für verseucht erklärt; im Jahr 1886 sind daselbst 2000 ha durch die Reblaus gänzlich zerstört und 5000 ha neu befallen worden, 600 000 ha waren schon früher infizirt. In Spanien griff die Phylloxera in den Provinzen Malaga, Almeria, Granada, Gerona, Salamanca und Gatalonien um sich. in Por- tugal waren in 113 Gemeinden im Jahre 1886 110873 ha infizirt und 27622 ha zerstört. In der Schweiz existiren im Kanton Zürich 331 Herde mit 22530 infizirten Reben, im Kanton Neuenburg 376 mit 4214 kranken Stöcken, im Kanton Genf 60 mit 2186 desgl., im Kanton Waadt sind neue Herde in Jounex und Myes entdeckt worden. In Italien ist die Reblaus in 114 Gemeinden festgestellt. In Dester reich: Ungarn hat sie bedeutende Fortschritte gemacht. In Steiermark sind 4204, in Nieder ⸗Oesterreich 2575, in Krain 846, in Istrien 779 Parzellen verseucht, in Ungarn bis Ende 1886 ca. 48 0 ha, woven ein Drittel bereits zerstört war. In Rußland wurde die Reblaus in einzelnen Bezirken der kaukasischen Gebiete, in Bul—
garien nahe der serbischen Grenze, in Rumänien im Distrikt von Botuschani, in Neu⸗Süd-⸗Wales im Distrikt von Emden entdeckt.
Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänemesen.
Portugal. Durch eine unterm 24 April. 1888 veröffentlichte Verfügung des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern ist der Hafen von Mangos seit dem 1. März d. J. für „rein“ von Gelbfieber erklärt worden. Oesterreich⸗ Ungarn.
Zeitungsnachrichten zufolge ist in der Gemeinde Nyäregyhäza
im Pester Komitat die Schweinepest ausgebrochen. Rußland.
In dem Dorf Glodo wo und in der Stadt Nasielsk Greis
Pultusk, Gouvernement Lomza) ist die Rinderpe st ausgebrochen.
Gewerbe und Handel.
Vom Herliner Pfandbrief⸗Institut sind bis zum 20. April 1888 10 924 500 S½ 35 0σ.ige, 20561 100 M 4 0 ige, 44 745 g090 M 46 Gdί0oGige und 9 478 500 Ss H Goige, zusammen oh 710 000 MS : Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 10 740 5600 „ zz Coige, 16 863 400 6. 4 9ͤυige, 25 177800 gο 430 ige und 4219 500 AM H Y0ige, zusammen 56 991 300 66 Pfandbriefe Seitens der Grundstücksbesitzer verzinslich sind. Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 179 400 M.
— Das neueste Heft (5, 26. Jahrgangs 1888) der Gewerbe⸗ halle“ (Organ für den Fortschritt in allen Zweigen der Kunstindustrie, unter Mitwirkung bewährter Fachmänner redigirt von Ludwig Eisen⸗ lohr und Carl Weigle, Architekten in Stuttgart; Verlag von J. Engelhorn ebendaselbst) ist besonders reich an Aufnahmen guter Arbeiten des älteren deutschen und ausländischen Kunstgewerbes. So zeigt die erste Tafel eine prächtige alte, barock stylisirte Schmiede⸗ arbeit, den reich verzierten Abschluß einer Kapelle in der Klosterkirche in Trebnitz (Schlesien, aufgenommen vom Regierungs- Baumeister O. Pötsch in Berlin. Die dritte Tafel vereinigt eine An zahl, einfacher, aber gediegener alter Holzdecken und. Ver— täfelungen, sämmtlich aufgenommen von dem Architekten J. Cades in Stuttgart, und zwar die Saaldecke (pom Jahre 1605) aus, dem Rathhause in Kaisersberg (Elsaß) nebst Details der zuge⸗ hörigen Friese; die Saaldecke nebst Wankdvertäfelung (vom Jahre 1521), aus dem Rathhause zu Rottweil (Württemberg) nebst Details, und die Stubendecke aus einem Bauernhause in Altheim (Württem⸗ berg). Auf dem folgenden Blatt sind zwei schöne alte Metallarbeiten dargestellt, nämlich ein Messingleuchter aus Estebrügge im Alten · lande bei Hamburg (deutsche Arbeit des 16. Jahrhunderts), wie sie dort früher bei Begräbnissen auf den Sarg gestellt wurden, und ein Abendmahlskelch aus Kupfer und Silber (italienische Arbeit des 17. Jahrhunderts). Beide Arbeiten gehören dem Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg und sind von dem Architekten M. Scheiwe, Lehrer an der Baugewerkschule in Höxter, aufgenommen. Die vorletzte Tafel veranschaulicht eine ganze Kollektion mittelalter . licher trotz aller Einfachheit der Motive sebr reizvoller Zierleisten von Bucheinbänden, aufgenommen vom Architekten J. von Grien⸗ berger in Salzburg; das letzte, in getöntem Druck hergestellte Blatt zeigt einen phantastisch gestalteten Prachthelm, nach einer Handzeichnung im Louvre reproduzirt von C. Pernotzky in Berlin. — An neueren Er⸗ zeugnissen der deutschen Kunstindustrie bezw. Entwürfen bringt das Heft die Abbildung eines Bücherschranks in mattem Nußbaumhol; (Renaissancestyl), entworfen vom Architekten F. C. Nillius in Mainz, ausgeführt in der Hof⸗Möbelfabrik von F. C. Nillius u. Co. daselbst; ferner einen Tisch und zwei Stühle in gothischem Geschmack, ent worfen vom Professor L. Theyer in Graz.
— In der vorgestrigen Generalversammlung der Berliner Kammgarnspinnerei vormals Schwendy wurde der auf der Tagesordnung stehende Antrag, betreffend Aenderung des S§. 3 des Statuts, welcher vom Zweck der Gesellschaft hanzelt, abgelehnt; dagegen die Verwaltung beguftragt, möglichst bald eine außerordent⸗ liche Generalversammlung Behujs Beschlußfassung über die Liquidation einzuberufen. Der Vorsitzende erklärte, daß der Betrieb der Fabrik jedenfalls am 1. Juli eingestellt werden würde.
— Vom oberschlesischen Eisen ⸗ und Metallmarkt berichtet die Schles. Ztg “: Die Roheisenerzeugung ist mit dem Betrieb von 27 Kokshohöfen in den neuen Monat eingetreten, welche sich auf die einzelnen Werke wie folgt vertheilen: Antonienhütte 2, Borsigwerk 2, Beihlen-Falvahütte 1. Donnersmarckhütte 2, König liches Hüttenamt Gleiwißz 1, Friedenshütte 2, Hubertushütte 3, Julienbütte 3, Königshütte 6, Laurahütte 4. Redenhütte 1, Tarnowitzer Hütte J. Die Zufuhr von, Ersen war der n, ung wegen etwas abgeschwächt. Der durchschnittliche
onsum von Roheisen, wiewohl in der Berichtszeit unter der letzterreichten Maximalhöhe zurückbleibend, bekundete einen ansehn⸗
lichen Bedarf, welcher bei der Aussicht, daß die Betriebsthãtigkeit der Eisen- und Stahlwerke an Intensität zunehmen wird, demnaͤchst