1888 / 123 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 09 May 1888 18:00:01 GMT) scan diff

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Provinz Sachsen. Zinsschein . . . . te Reihe zu dem Anleiheschein des Provinzial ⸗Verbandes der , Sachsen Buchstabe Nr. .., über ark zu 3 oo Zinsen über

Provinz Sachsen. Anweisung zum . Empfang neuer Zinsscheine zu dem Anleiheschein des Provinzial Verbandes der Provinz Sachsen . Buchstabe ... Nr. .. ü „M zu 33 0 Zinsen.

Der Inhaber dieser Anweisung empfãngt gegen deren Rückgabe zu dem vorbezeichneten Anleihescheine die .. te Reihe Zinsscheine für die .. i bei der Provinzial⸗Hauptkasse,

ö 9. sofern von dem Inhaber des Anleihescheins nicht rechtzeitig Wider⸗ spruch erhoben ist.

Merseburg, den .. . .

Namens des Provinzial Verbandes der Königlich preußischen

Provinz Sachsen. . ( Der Landes ⸗Direktor. Mitglieder des Provinzial-Ausschusses. (Siegel des Landes⸗Direktors.) .

Anmerkung. Die Namensunterschriften des Landes ⸗Direktors und der beiden Mitglieder des Provinzial⸗Ausschusses können mit Lettern oder Faesimilestempeln gedruckt werden, doch muß jede An⸗ weisung mit der eigenhändigen Namensunterschrift eines Kontrol— beamten versehen werden.

Die Anweisung ist zum Unterschied auf der ganzen Blatt breite unter den beiden letzten Zinsscheinen mit davon abweichenden Lettern in nachstehender Art abzudrucken:

.. ter Zinsschein. .. ter Zinsschein.

Anweisung.

Angekommen: Se. Excellenz der Staats⸗Minister und Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, . ö von Lucius, aus dem Ueberschwemmungsgebiet

er e.

Abgereist: Se. Excellenz der Staats-Minister und Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗Angelegen⸗ heiten, Or. von Goßler, nach der Provinz Ostpreußen.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 9. Mai. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen gestern Nachmittag um 3 Uhr den Reichskanzler Fursten von Bismarck zum Vortrage.

Heute Vormittag um 11 . nahmen Se. Majestät den Vortrag des Chefs des Civilkabinets, Wirklichen Geheimen Raths von Wilmowski, entgegen.

(Nordd. Allg. Ztg.) Der Durchlauchtigste Herren- meister des Johanniter-Ordens, Prinz Albrecht von Preußen, hat unter dem 24. März er. an Se. Majestät den Kaiser und König ein Huldigungsschreiben , . und von Allerhöchstdemselben 3 am 31. desselben

ongts eine so überaus gnädige Antwort erhalten, daß Se. Königliche Hoheit Allerhöchsten Orts gebeten hat, beide Schriftstücke zur Kenntniß der Mitglieder des Johanniter— Ordens bringen zu dürfen.

Nachdem Se. Majestät der Kaiser und König dies huld— en . haben, drucken wir dieselben nachstehend ier ab:

Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster Kaiser und König,

Allergnädigster Kaiser, König und Herr!

Eure Kaiserliche und Königliche Majestãt wollen geruhen, mit dem Ausdruck der tiefsten Trauer über den Heimgang unseres unvergeßlichen Kaisers, Königs und Herrn, die Huldigung Aller- gnädigst entgegenzunehmen, welche die Balley Brandenburg des ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerufalem ihrem ,, hohen Landesherrn und Protektor in Ehrfurcht und

nhänglichkeit, in Liebe und Treue aus vollstem Herzen darbringt.

Eure Majestät bittet der Orden Allerunterthänigst, die in dank⸗ barer Erinnerung behaltene gnädige Gesinnung ihm zu bewahren, womit Allerhöchstdieselben meine Installation als Herrenmeister in Sonnenburg auszuzeichnen geruhten, und ferner wohlgefällig herab⸗ zublicken auf die Werke christlicher Nächstenliebe, durch welche der Orden in Krieg und Frieden seine Ritterfchaft zu üben bestrebt ist.

Daß Gottes Segen auf Eurer Majestät und Allerhöchstihrem Regimente ruhe, ist der vornehmste Wunsch und das Gebet aller Ordensritter und ihres Herrenmeisters

In tiefster Ehrerbietung Eurer Kaiserlichen und Königlichen Majestät unterthänigster p Albre git rinz von Preußen. Berlin, den 24. März 1888.“

Ew. Königliche Hoheit und Liebden haben Mir, nach dem schmerz · lichen Heimgange Meines tbeueren Herrn Vaters, die Huldigung der Balley Brandenburg des ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem, als ihrem gegenwärtigen Landesherrn und Pro⸗ teltor, in so erhebenden Worten dargebracht, daß Ich, tief bewegt von diesen Beweisen der Treue und Anhänglichkeit, Meinen aufrichtigsten Dank dafür ausspreche. Ew. Königliche Hoheit und Liebden dürfen Sich überzeugt halten, daß Ich, iich Meinem nun in

Gott ruhenden Herrn Vater, dem verdienstvollen Orden, dessen Werke selbstloser und aufopfernder Näͤchstenliebe sich selbst rühmen, stets ein warmes Interesse zuwenden werde. Charlottenburg, den 31. März 1888. Friedrich. An den Herrenmeister der Balley Brandenburg des Jo⸗ hanniter · Orden, Prinzen Albrecht von Preußen, König . liche Hoheit.“

Heute fand eine Sitzung des Bundesraths und dessen Ausschusses für Rechnungswesen statt.

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung ö. Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Eil eilage.

Dem Hause der re ist der nach⸗ stehende Ant rag der Abgg. Wolff und Eremer (Teltow) zugegangen:

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen:

Folgendem Gesetzentwurf die Zustimmung zu ertheilen: Entwurf eines Gesetzes, betreffend Abänderung der Kreisordnung vom 13. Dezember 1872 (Gesetz⸗Samml. S. 661). ö

Wir Friedrich, von Gottes Gnaden König von Preußen ꝛe. verordnen, unter Zustimmung beider Häuser des Landtages Unferer Monarchie, was folgt:

Einziger Artikel.

Im 8§. 86 der Kreisordnung vom 13. Dezember 1872 wird statt der Worte im ersten Absatze 225 an Grund und Gebäudesteuer= gesetzt: 225 S6 an Grundsteuer “V.

Kinsichtlich der Befugniß zur Vertretung des Reich s⸗Militärfiskus in ,, hat das Reichs⸗ gericht, III. Civilsenat, durch Urtheil vom 20. Dezember v. J., zum ersten Male eine prinzipielle Entscheidung von weittragender Bedeutung gefällt, deren Ergebniß in folgenden Sätzen ausgesprochen ist: „Nach der Reichsverfassung sind die Kontingentsverwaltungen der Einzelstaaten, vorbehaltlich der sich aus der Verfassung selbst ergebenden Beschränkungen, zur selbständigen Verwaltung des Militärwesens und insbefsondere zur selbständigen wirthschaftlichen Armeeverwaltung auf Rechnung und in Vertretung des Reichs berechtigt, sie sind in dieser Be⸗ ziehung den Reichs⸗Militärfiekus sowohl beim Abschluß von Rechtsgeschäften als im Prozeß zu vertreten befugt, und in Folge dessen ist eine Vollmacht des Reichs kanzlers zur Führung eines Prozesses bezüglich der dem Ressort der Militärverwan⸗ tung unterliegenden Gegenstände nicht erforderlich, vielmehr muß die Frage, welche . Behörde die Landeskontingents⸗ verwaltung in einem einzelnen Prozeß zu vertreten habe, in Ermangelung reichsgesetzlicher Bestimmungen nach dem Landes⸗ recht beurtheilt werden.“

Der Kaiserliche Gesandte in Mexiko, Freiherr von Waecker-Gotter, hat einen ihm Allerhöͤchft bewilligten Urlaub nach Europa angetreten.

= Der General ⸗Inspecteur der 4. Armee⸗Inspektion und Chef des Reitenden Feldjäger-Corps, General Feld⸗ marschall Graf von Blumenthal, ist gestern von Quellen⸗ dorff hier wieder eingetroffen.

Der General der Infanterie von Stieh le, General⸗ Adjutant Se. Majestät des Kaisers und Königs und General— Inspecteur des Ingenieur⸗ und , , n und der Festungen, hat Berlin behufs Besichtigungen verlassen.

Der General der Kavallerie Graf von Wartens leben, kommandirender General des HII. Armee Corps, hat Berlin bis Mitte . M. zur Vesichigung der Truppen des unterstellten Armee⸗Corps verlassen.

S. M. Schiffsjungen⸗Schulschiff Ariadne“, Komman⸗ dant Kapitän zur See Barandon, ist am 7. Mai cr. in Norfolk eingetroffen und beabsichtigt, am 15. Juni cr. die Reise wieder fortzusetzen.

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 7. Mai. (Mecklb. Nachr.) Die Großherzogin Marie und die Herzogin Elisabeth werden, von Rudolstadt zurückkehrend, heute Abend in Ludwigslu st ankommen, um der daselbst morgen statt⸗ findenden Einweihung des neu erbauten Krankenhauses am Stist Bethlehem beizuwohnen.

Oldenburg. Oldenburg, 8. Mai. Der auf heute außerordentlich berufene Landtag ist vom Staats-Minister Ruhstrat mit folgender Rede erö net worden:

Meine Herren! Im Auftrage Sr. Königlichen Hoheit des Groß— herzogs habe ich mit freundlichem Gruß den Landtag - zu eröffnen.

Seit Ihrer letzten Versammlung, meine Herren, hat das Vater⸗ land sehr traurige Tage erlebt. Unser theurer und so tief verehrter Kaiser Wilhelm ist nach langer und ruhmreicher Regierung dahin. geschieden und der nicht minder geliebte Kaiser Friedrich leidet an einer schweren, ganz Deutschland mlt innigster Theilnahme erfüllenden Krankheit. Bitten wir den allmächtigen Gott, daß Er bald eine gün⸗ stige Wendung herbeiführe!

Meine Herren! Den wesentlichsten Theil Ihrer Verhandlungen wird eine Vorlage, betreffend den weiteren Ausbau der Hafen- und Schiffahrtsanstalten in Nordenham bilden, welche bereits für den letzten Landtag vorbereitet war, aber erst jetzt zu völligem Abschluß hat gebracht werden können. Außerdem werden Sie noch durch einige minder bedeutende. Gegenstände, deren baldige Erledigung wünschenz⸗ werth ist, beschäf tigt werden.

Im Namen Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs erkläre ich den Landtag des Großherzogthums für eröffnet.“

Oefterreich⸗ Ungarn. Wien, J. Mai. Der Bu dget-Ausschuß des Abgeordneten in einer heute Vormittags abgehaltenen

ef, 3tg.) nhauses hat : Sitzung mehrere Regierungsvorlagen durchberathen und beschlossen, die—

selben der unveränderten Annahme des Hauses zu empfehlen. Dieselben betreffen die Verlängerung der Wirksamkeit des Gesetzes vom 25. Mai 1883 über die Gebühren⸗ Erleichterungen bei Konvertirung von Eisen⸗ bahn-Prioritäts⸗Obligationen; ferner die Verlängerung der Wirksamkeit des Gesetzes vom 3. März 1868 über die Stempel⸗ und Gebührenfreiheit bei Arrondirung von Grund⸗ stücken und endlich die Verwendbarkeit der Theilschuld⸗ verschreibungen eines Landesanlehens der Gefürsteten Graf⸗ schaft Görz und Gradisca zur Anlegung von Stiftungs-, Pup llar⸗ und ähnlichen Kapitalien. Fur die zwei ersten Regierungsvorlagen wurde Abg. Ritter von Gniewos; und für die dritte Regierungsvorlage Abe. Dr. Kathrein zum Bericht⸗ erstatter gewaͤhlt.

Pest. 6. Mai. (Wien. Ztg.) Der Grenzreguli⸗ rungs-⸗Vertrag zwischen Oesterreich⸗Un arn und Rumänien ist, nachdem der Gesetzentwurf ü er die In⸗ artikulirung desselben bereits sanktionirt, ratifizirt und wischen den beiderseitigen Regierungen ausgetauscht worden f daß jetzt die n, . dieses Vertrages in Angriff genommen werden kann,. Es erfolgt in der näͤchsten ö. die Ernennung eines Königlichen Kommissärs und hierauf die ildung jener sechs Kommissionen, welche gleichzeitig die e, der in sechs Sektionen getheilten Grenze an Ort und Stelle in den Sommermonaten vornehmen werden. Den Kommissionen wird ein entsprechendes Mappirungspersonal beigegeben. Die Grenzpflöcke, von ungewöhnlich großen Dimensionen, werden 2 m tief eingesenkt und mit großen e., Steinhügeln umgehen werden. Die Mappirungsarbeiten wird ungarischer⸗ seits General⸗Major Fabini leiten.

Großbritannien und Irland. Lon don, 8. Mai. (W. T. B) Das Ob er haus nahm heute in zweiter Lesung die Bill über das Einnahmebudget an. Im Laufe der Debatte erklärte Lord Salisbury: Fran kreich habe den neuen Weinzoll für Schaumweine aus dem Loire⸗-Thal beanstandet. Der Kanzler der Schatzkammer, Goschen, sei mit der Frage beschäftigt, ob diese Weine von der Steuer zu befreien keien, es sei noch unbestimmt, ob dies möglich sei. 9. Mai. (W. T. B.) Der liberale sogenannte „Achtziger Klub. veranstaltete gestern Abend ein Fest— mahl zu Ehren Parnell's, wobei Parnell über die päp st— liche Bulle gegen den irischen „Feldzugsplan“„ u. J. äußerte; die irischen Katholilen würden sich . politi⸗ schen Pflichten gegen ihr Land von einem Prälaten nicht diktiren lassen. Die Intriguen der englischen Regierung mit Rom gegen Irland wären stets mißlungen und würden auch diesmal kläglich scheitern. Die Nationalliga und die irische Partei hätten übrigens mit dem „Feldzugslan“ nichts gemein. ndeß wolle er dem Verfahren nicht entgegentreten, welches Brien,. Dillon und die anderen irischen Katholiken gegen das päpstliche Dekret einzuschlagen für angezeigt halten sollten.

,, Paris, 9. Mai. (W. T. B.) Ein Banket in St. Mand és, welches heute stattfinden und bei . den Vorsitz führen sollte, ist ver schoben worden.

Italien. Rom, 8. Mai. (W. T. B.) In der Depu—⸗ tirtenkammer richtete heute Solimbergo die Anfrage an die Regierung: wann der Finanz-Minister Magliani seine Interpellation beantworten werde. In Anwesenheit Magliani's erklärte der Minister⸗Präsident Crispi: Das Kabinet sehe nicht ein, weshalb Magliani anläßlich des letzten Votums der Kammer über die Lokal—⸗ steuern demissioniren sollte, um so mehr, als die Kammer, nachdem sie den Entwurf im Laufe der Debatten wesentlich abgeändert, nicht den ministeriellen Entwurf, sondern ihren eigenen abgelehnt habe. Die Kammer habe Gelegenheit, die Finanzpolitik des Kabinets ausführlich zu be⸗ rathen und diesbezüglich ein klares und bestimmtes Votum zu formuliren, nach welchem das Kabinet sich richten und Magliani alsdann die Anfrage Solimbergo's beantworten würde. Die Kammer beschloß hierauf, morgen das Budget des Arbeit s⸗Ministeriums, den Äntrag Baccarini's und Mussi's über die afrikanische Politik und so— dann das Finanzbudget zu berathen..

Bologna, 83 Mai. (W. T. B.) Die Königin, welche heute einer Messe in der Peterskirche beiwshnte, wurde am Eingang in die Kirche von einer Deputation des erz— bischöflichen Kapitels empfangen. Auch der Erzbischof Pattaglini wohnte der Messe bei.

(W. T. B.) Der

Niederlande. Haag, S8. Mai. Kön ig beabsichtigt, soweit bis jetzt bestimmt, am 17. d. nach dem Schlosse Loo abzureisen. Die Nachricht, daß der Zustand des Königs n so verschlimmert habe, daß das Schlimmste zu befürchten sei, ist unbegründet.

Amsterdam, 5. Mai. (Köln. Ztg) Die Zweite Kammer hat zu ihrem ersten Praͤsidenten Beelaerts van Blockland. (Antirevolutionär, zum zweiten den Oberst Reuther (ultramontan) und zum dritten den früheren Kammer⸗Präsidenten Cremers (liberal) gewählt. In der Ersten Kammer haben 5 Liberale und in der Zweiten 18 Liberale, 8 Antirevolutionäre und Domela Nieuwenhuis statt des Eides nur ein Gelöbniß an Eidesstatt abgelegt.

(Prag. Ztg.)

Türkei. Konstantinopel, 6. Mai. Reuter-Meldung.) Bei der letzten Audienz des englischen Botschafters White erwähnte der Sultan des Standes der Dinge in Armenien. Er konstatirte, daß die dortige Bevölkerung ebenso glücklich und zufrieden sei, wie die Be⸗ völkerungen in den anderen Provinzen des Reichs. Eine verschwindend kleine Anzahl unruhiger Individuen mußte von ihm gestraft werden, damit ein Exempel sta⸗ tuirt werde. White selbst machte keinerlei Bemer— kung über die Armenier. Wie verlautet, haben 96 Ein— wohner von Wan an die Pforte wegen Intriguen des Dragomans des dortigen englischen Konfulats eine Petition gerichtet, in welcher die Aufhebung dieses Konsulats verlangt wird. Diese Beschuldigung ist . unbegründet und hat . ö Pforte diese Klage dem Botschafter White nicht mit⸗ getheilt.

(Reuter⸗Meldung. Die zwischen der Banque Ot tom ane und der Pforte schwebenden Verhandlungen betreffen ausschließlich das Verlangen der Banque Ottomane, daß ihr eine Kontrole über die Zölle eingeräumt werde.

Griechenland. Athen, 9. Mai. (W. T. B.) Die Königin wird nächste Woche nach St. Petersburg reisen.

Rumänien. Bukarest, 8. Mai. (W. T. . Gestern Abend gegen 10 Uhr gab ein ehemaliger Polizei eam ter, welcher verurtheilt gewesen und dann begnadigt worden war, zwei Flintenschüsse auf das Königliche Palais ab und zertrümmerte dadurch mehrere r, des Bi⸗ blisthekzimmers. Derselbe wurde alsbald verhaftet. Wie es heißt, hätte der Verbrecher als Motiv seiner That angegeben, daß er keinen Fremden auf dem Thron dulden wolle, und daß er gehofft habe, von denjenigen unterstützt zu werden, auf welche bei den agrarischen Unruhen geschossen worden sei. Verletzt wurde Niemand. = . Mai. (W. T. B.) Der deutsche Gesandte Dr. Busch ist nach Berlin abgereist.

Nach offiziellen Mittheilungen über das Individuum, welches die Schüsse gegen das Palais abgab, heißt derselbe Piꝛeda Fontanare ano. Derselbe ist ein ehemaliger Militär mit sehr schlechten Antezedentien, war wegen Mordes

verurtheilt, später begnadigt und bei der Stadtpolizei und bei der Zollerhebung beschäftigt. Bulgarien. Sofia, 5. Mai, 3 Uhr Nachmittags. 661 Ig (Reuter⸗Meldung.) Bei dem heutigen anket in irnovo hielt Prinz Ferdinand, nachdem Minister⸗ Präsident Stambulow in einer Tischrede den Patriotismus der Bewohner von Tirnovo rühmend hervorgehoben hatte, eine Ansprache, in welcher er sagte; „Die jüngsten Er— eignisse in meinem Vgterlande bezeugen die Stärke Bulgariens, sie haben der ganzen Welt gezeigt, daß die bulgarische Nation, wenn auch klein, doch stark f. und daß ihre Kräfte sich auf eine einzige Idee konzentriren, die Idee der Unab⸗ hängigkeit Bulgariens. Diese Ergebenheit für das Vaterland, diese moralische Stärke waren namentlich die Ursachen, welche mich bestimmten, die Wahl durch die große Sobranje anzu⸗ nehmen. Diese Stärke floͤßt mir ein starkes Vertrauen auf eine glänzende Zukunft Bulgariens ein.“ . 8. Mai. (W. T. B.) Wie die „Polit. Corresp.“ meldet, enthob die bulgarische Regierung den Metro⸗ politen Clement in Tirnoso wegen seines feindseligen Verhaltens gegen den Prinzen Ferdinand seiner Funktionen.

Zeitungsstimmen.

Die „Braunschweigische Landes-Zeitung“ vom 8. Mai schreibt:

Prinz Albrecht von Preußen. Regent des Herzogthums Braun schweig, feiert heute seinen oJ. Geburtstag. Zum dritten Male ist der Mai mit seiner Jugendschönheit, seinem Grün und seiner Blüthen« pracht ins Land gezogen, seitdem Prinz Albrecht die Obliegenheiten der Regentschaft unseres Landes ergriff; und zurückschauend auf diese Zeit müssen wir freudig erkennen, daß in den Herzen der Bewohner Braunschweigs der Mai der Zufriedenheit Angesichts der Herrschaft des Prinzen fester und fester Platz gegriffen hat. . .

Diese stillernste Erfüllung der übernommenen Pflichten, dieses lebhafte Eingehen auf alle Interessen von Stadt und Land, diese huldvolle Art des Verkehrs mit Jedermann, der auch immer die Ehre hat, dem hohen Herrn persönlich nahe zu kommen all' diefe echten Eigenschaften des Hohenzollern, sie sorgten und sorgen, . 9 . um Regenten und Berölkerung enger und enger si schließt.

Nicht in lauter Begeisterung pflegt sich die Verehrung der Braunschweiger für ihren Prinzen kundzugeben; dies ist nicht Art unseres Volks. Wohl aber vermag man auch im fernsten Dorf des Herzogthums jene behaglich zufriedene Stimmung anzutreffen, welche, der Freude ob der einsichtsvollen Regentschaft des Landes entstammend, der wirksamste Hebel ist für gedeihliche Arbeit des Friedens.

Und gern wird ian am heutigen Geburtstage des Prinzen sich der Wohlthaten seiner Herrschaft bewußt werden, hoffnungsfroh wird man all' seinem Thun und Planen fernerhin segensvolle Endschaft wünschen, dankerfüllt aber fuͤr die unserem Lande seither erwiefene . dem Erlauchten Geburtstagskinde tiefinnige Glückwünsche zu

üßen legen! ö? Schweres Geschick hat in jüngster Zeit das Haus der Hohen zollern betroffen. Und heiß empfanden auch Braunschweigs Lande den , des Kaiserlichen Oheims unseres Regenten; bang lastet auf

ller Gemüther die Sorge um die Krankheit Kaiser Friedrich s, des Vetters vom Prinzen Albrecht. Diese gemeinsame Trauer aber in der Familie des Regenten, in Stadt und Land Braunschweig um das Haupt der Familie, um den allgeliebten Kaiserlichen Herrn sie wird die Herzen noch einander näher geführt, sie wird dem Prinzen Albrecht von Preußen dargethan haben, wie feste Wurzeln auch im

Herzogthum Braunschweig die Treue und Liebe für das Geschlecht

und die Dynastie der Hohenzollern geschlagen.

Und fort und fort grüne und, blühe diese Treue und Liebe! Immer sei es so lange Prinz Albrecht die Geschicke des Landes lenkt, der Mai glücklicher Zufriedenheit. Was aber auch späͤter kommen möge vertrauen wir der Weisheit und Gerechtigkeit des Deutschen Kaisers, daß es gut und ersprießlich für Braunschweig sei und verkümmern wir uns die sonnige Gegenwart nicht durch erwägendes und kombinirendes Fragen nach der Gestaltung zukünftiger Geschicke.

Heil, heil ihm, dem Träger dieser lichtvollen Gegenwart im , . dem erlauchten heutigen Geburtstagskinde, Prinzen

lbrecht von Preußen!

Der „Nation al-Zeitung“ wird aus dem Königreich Sachsen geschrieben: . . .

Ibre Artikel über, d. h. gegen die Stichwablen sind hier mit

anz besonderem Interesse . worden. Denn wir in Sachsen 6 wiederholt die Erfahrung gemacht, wie so leicht durch Stichwahlen das eiste Wahlresultat vernichtet wird, und wie dasselbe ein ganz anderes ist, wenn es nicht zur Stichwahl kommt. Von den sechs Sozialdemokraten, welche 1378 aus Sachsen in den Reichstag kamen, verdankten vier ihren Sieg der Stichwahl, und wenn bei den Wahlen, von 1887 kein einziger Sozialdemokrat durchdrang, so war die Ursache davon die, daß es bei keiner einzigen Wahl zur Stichwahl kam, weil die Ordnungeparteien sogleich im ersten Wahlgange fest zusam⸗ menhielten und dadurch die absolute Mehrheit errangen. In der naticnalliberalen Partei Sachsens herrscht wohl keinerlei Meinunge⸗ verschiedenheit über die Schädlichkeit der Stichwahlen. Nach den so länzenden Reichstagswahlen vom 21. Februar 1887 erschien ein ge n ref des nationalliberalen Vereins für Sachsen und ward in etwa 160 990 Exemplaren in alle Wabhlkreise versandt. Dasselbe enthielt Vor- und Rückblicke aus Anlaß der jüngsten Reichstags wahl. Vortrag des Professors Karl Biedermann in der gemeinnützigen , . zu Leipzig Darin hieß es mit Bezug auf die Stich— wahlen: . .

Ich halte diese für die allerschlechteste Einrichtung in unserem Wahlsystem, ich halte sie gradezu für eine Fälschung des Ausdrucks der öffentlichen Meinung. Ich will Ihnen das durch ein einfaches Beispiel mit Zahlen beweisen. Der Kandidat A. habe bei der ersten Wahl S000 Stimmen erhalten, der Kandidat B. 4000, der Kandidat C. 4001. A. und C. kommen zur Stichwahl. Angenommen nun, die Wähler von B. übertrügen ihre sämmtlichen Stimmen auf C, im Uebrigen bliebe das Stimmenverbältniß unverändert, so wäre C gewählt, obschon er (von Haus aus) nur H aller Stimmen m. J erhalten, A. aber durchgefallen, obschon er nur 1 Stimme weniger als die absolute Majorität erhalten hatte. Doch ganz verderblich ist das Stichwahl⸗ system da, wo es so viele Parteien giebt, wie bei uns, denn es ver⸗ leitet, ja zwingt beinahe diefe Parteien zu unnatürlichen und geradezu unsittlichen Koalitionen, um nur den Kandidaten einer anderen Partei nicht durchkommen zu lassen. Es wäre ein großer Gewinn für die politische Moral, wenn man die Stichwahlen abschaffte.

Die „Deutsche volkswirthschaftliche Cor—

re spondenz“ sagt: . Auch ein Zeichen der Zeit? Zu jenen schönen“ Zeiten, in welchen das internationale Freihandelsthüm die öffentliche Meinung in Deuischland ebenso vollkommen und sicher beherrschte wie die Ge setzgebung, war man gewohnt, die Koryphäen der volkswirthfchaftlichen „Wissenschaft! mit den Trabanten des Kobdenklubs und den Preß— und Stimmungsmachern im Interesse der Segnungen der allerfrelesten internationalen Konkurrenz alljährlich zu einem Meeting zusammen⸗ kommen zu sehen, das mit dem wohltönenden Namen s volkswirth⸗= schaftlicher Kongreß getauft war.

Haochgelebrte, bestellte Referenten hielten dann Vorträge, an deren Weisheit sich der Chorus dergestalt ergötzte, daß er willigst alle ihm vorgelegten Resolutjonen, natürlich mit Einftimmigkeit annahm, und . Vorträge und diese Resolutionen bildeten alsdann

für das laufende Jabr die Stoffquelle, aus welcher dem deutschen

desepublikum seine wirthschaftliche Belehrung! verzapft wurde. Die

Auguren dieses Kongresses sollen freilich, wie Auguren das stets thun

sollen, sich bei diesen Kongrefsen oft genug verschmitzt angelächelt baben * aber davon erfuhr das . Volk. nichts; und wenn der Kongreß so recht schön abgehalten war, konnten die Affiliirten des Kobdenklubs fulminante Berichte einsenden. . .

Jene schönen - Zeiten liegen freilich schon einige Jahre hinter uns. Unsere Nation hat, nachdem bittere Enttäuschungen sie gewitzigt, die Augen aufgemacht; ein pagr Jahre lang gab es heftige wirthschaftliche Kämpfe auf dem Kongreß, der die Herrschaft über die öffentliche Meinung nun ebenso einbüßte wie diejenige über die Gesetzgebung, und das Deutsche Reich verließ den Irrweg des inter⸗ , und stellte sich auf den Boden der nationalen

irthschaftspolitik. ;

Aber die ‚volkswirthschaftlichen Kongresse wurden trotzdem noch eine Reihe von Jahren pünktlich n sie wurden aber immer dünner und nun schon seit mehreren Jahren hat der permanente Aus. schuß den resignirten Beschluß gefaßt: In diesem Jahre sparen wir uns die Mühe und halten lieber keinen Kongreß ab. So noch im vorigen Jahre. . .

Heuer aber, unter dem neuen Regiment, dessen wirthschafts⸗ politisches Programm man freihändlerijcherseits, wie bereits in der Dentschen volkswirthschaftlichen Correspondenz“ nachgewiesen wur de, so „schön“ auszulegen verstand, daß es in sein Gegentheil verkehrt wurde, heuer sollte auch der Kongreß‘ wieder von den Todten auf⸗ erweckt werden; galt es doch den wen igen Anhängern, die man noch hat, zu zeigen, daß man immer noch nichts gelernt und also nichts vergessen habe. Triumphirend verkündete die Freihandelspresse, in der Pfingstwoche solle zu Stettin wieder der volkswirtbschaftliche Kongreß tagen, „hervorragende Fachmänner“ seien bereits für die Referate der Tagesordnung gewonnen, die in erster Linie, die Noth⸗= wendigkeit einer Rückkehr der Handelspolitik zu Tarifverträgen“, in zweiter den „wirthschaftlichen Nutzen des Termingeschäftes im Waaren . und endlich die „Alters und Invalidenversicherung' umfassen ollten.

Angesichts dieses besonders in den beiden ersten Punkten viel. versprechenden Programms waren auf freihändlerischer Seite anfänglich hochgespannte Erwartungen bemerkbar, und mindestens mußte doch die handelspolitische inn. erfolgen, wenn der „Kongreß“ ihre Noth wendigkeit resolvirt haben würde. Auf schutzzöllnerischer Seite sah man der Entwickelung der Dinge mit einem gewissen Behagen zu; denn die Blamage der gegnerischen Richtung versprach erbeblich zu werden, war doch, genügend bekannt, daß im eigenen Lager des Manchesterthums die Meinungen, gerade hinsichtlich der beregten Fragen mindestens sehr getheilt wären, und die Praktiker, auch die politischen, eben diese Fragen wesentlich anders beurtheilten wie die Theoretiker. ; .

In diese beiderseitig, ollerdings in diametral entgegengesetzter Richtung, gehegten Hoffnungen ist nua aber vernichtender Meblthau gefallen. Der Vorstand des volkewirthschaftlichen Kongresses hat nämlich vorläufig die Vertagung des Konventikels beschlofsen, woraus nachläufig vermuthlich das Aufgeben desselben auch für dieses Jahr folgen dürfte. Da nun der Vorstand seinen Ver⸗ tagungsbeschluß zu motiviren unterlassen hat und andere Gründe für denselben schwer zu entdecken sind, so werden wohl Diejenigen Recht behalten, welche meinen, der Vorstand hätte gemerkt, daß die Schußtzzöllner alle Aussicht hätten, ibre auf Blamage der freihänd⸗ er den Sippe gerichteten Vermuthungen in Erfüuͤllung gehen zu ehen.

Diese Einberufung einer freihändlerischen . Heerschau“, welcher die Vertagung so bald folgte, ist gewiß auch ein Zeichen der Zeit, welches dahin ju deuten ist, daß die freihändlerischen Wortführer jetzt wissen, daß sie sich getäuscht hatten und Andere täuschten, als sie vor wenigen Wochen von der angeblich nicht mehr fernen wirthschafts politischen Umkehr schwärmten.

Etatistische Nachrichten.

Nach dem für den Monat März d. J. ausgegebenen Heft der Statistik des Deutschen Reichs ist die Einf uhr in den freien Verkehr von Getreide und H llenfrüchten. in der Zeit vom 1. Januar bis Ende März d. J. im Vergleich zu dem⸗ selben Zeitraum des Vorjahres 6969

100 kg netto

Weizen 497 919 817497

Roggen... . 228 872 755 619

Hafer 399 1176 5375

Buchweizen. 36 960 94 8a8

, , 51 403 104165

irse, rohe 21 444 23 314

JJ 664 866 Sh6 796

Mais und Dari 109 736 333 826

Malz .. 171420 197551. ; Nur Hafer weist sonach eine Steigerung auf, während die Einfuhr in den freien Verkehr bei sämmtlichen anderen Arten erheblich zurück geblieben ist, welch letzterer Umstand sich theils aus der vor der Zoll⸗ erhöhung stattgehabten bedeutenden Einfuhr, theils aus der durch den langen Winter erschwerten Zufuhr erklären dürfte.

Gemaͤß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gef und⸗ heitsamts sind in der Zeit vom 22. bis 28. April er. von je 1000 Bewohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestzorben gemeldet; in Berlin 187, in Breslau 28,5, in Königsberg 36,6, in Köln 23,3, in Frankfurt a. M. 21,9, in Wiesbaden 170, in Hannover 19565, in Kassel 20, in Magdeburg 18,1, in Stettin 20, , in Altona 21,9, in Straßburg 26,9, in Metz zi 5, in München 26,7, in Nürnberg 29,2, in Augsburg 33 5, in Dresden 225, in Leipzig 15,8, in Stuttgart 15.9, in Karlsruhe 232, in Braunschweig 20,1, in Hamburg 24,1, in Wien z0,ß, in Pest 34,6, in Prag 32,9, in Triest 30,0, in Krakau 37,2, in Amsterdam 24,2, in Bruͤssel 25, , in Paris 23,8, in HBasel = in London 17,5, in Glasgow 24,4, in Liverpool 213, in Dublin 31,5, in Edinburg 18,36, in Kopenhagen 24,4, in Stockholm 182, in Christianig 25,3, in St. Petersburg 463, in Warfchau 2732, in Odessa 22,ů5, in Rom 26, , in Turin 26,65, in Venedig 29.0, in Alerandrig zl,3., Ferner in der Zeit om 1. bis 7. April d. J: in New⸗Jork 27, ), in Philadelphia 21,9, in Baltimore 19,3, in Kalkutta 392, in Bombnav 27,0, in Madras 404 ̃

Die Sterblichkeit hat in der Berichtswoche in den meisten größeren Städten Europas wieder abgenommen, namentlich werden aus den größeren süddeutschen Städten kleinere Sterblichkeits verhalt nißzahlen als in der Vorwoche mitgetheilt. Einer gũnstigen Sterb⸗ lichkeit (bis 20,9 pro Mille u. J) erfreuten sich Berlin, Wiesbaden, ö Magdehurg, M. Gladbach. Stuttgart, Darmstadt, Münster,

eipzig, Lenden, Edinburg, Stockholm. Mäßig hoch (etwas über 20,0 pro Mille u. J) war die Sterblichkeit in Stettin, Braunschweig Barmen, Danzig, Altona, Kassel, Bremen u. a.; hohe Sterblichkeits⸗ ziffern (ber 35,0 pro Mille u. J.) werden von den deutschen Städten aus Königoberg und i . gemeldet. Ansehnlich vermindert waren fast allgemein Sterbefälle an Darmkatarrhen und Brechdurch⸗ fällen der Kinder, nur in Breslau, Königsberg, Wien und Paris war deren Zahl eine gegen die Vorwoche verminderte. Von je 10 000 Bewohnern starben, aufs Jahr berechnet, in Berlin 59, in München 982 Säuglinge. Auch akute Entzündungen der Athmungsorgane führten im . seltener zum Tode. Von den Infektions- krankheiten wurden an Masern und Scharlach weniger, da—⸗ egen an Diphtherie, typhösen Fiebern, Keuchhusten und ocken mehr Todesfälle als in der vorhergegangenen Woche mitgetheilt. So baben Sterbefälle an Masern in Berlin, Ham- burg, Straßburg, Wien, Paris, London, St. Petersburg abgenommen, nur in den Vororten Wiens, sowie in Pest, Lpon und Prag stieg ihre Zahl. Neue Erkrankungen kamen jedoch aus Berlin, . und Wien etwas häufiger zur Anzeige. Das Scharlachfieber

bat in Wien,. London, Kopenhagen, St. Petersburg weniger, in München und Dublin etwas mehr Todeafälle veranlaßt. gr krankungen kamen aus Wien mehr, aus Berlin, Kopenhagen und St. Petersburg in fast gleicher Zahl wie in der Vorwoche, zur Mel⸗ dung. Die Sterblichkeit an Diphtherie und. Croup war in Berlin, Breslau, München, Nürnberg, Dresden, Wien, Amsterdam, Paris, London, Christiania eine größere, in Hamburg, Leipzig, Straß⸗ burg, Pest, , . St. Petersburg eine geringere als in der Vorwoche. Neue Erkrankungen kamen jedoch aus Berlin, Hamburg, Nürnberg, Wien, Kopenhagen in gesteigerter, nur aus St. Petere· burg und aus dem Regierungsbezirk Schleswig in verminderter Zahl zur Berichterstattung. Sterbefälle an Unterleibstyphus wurden aus Hamburg, Altona, Paris, St. Petersburg in größerer, aus Chemnitz und London in geringerer Zahl, Erkrankungen wurden allgemein weniger häufig gemeldet An Flecktyphus kam aus Hannover, Braunschweig, Wien, Warschau, St. Petersburg je 1, aus Prag 10 Todesfälle zur Anzeige, Erkrankungen aus Stockholm 1, aus St. Petersburg 5. An epidemischer Genickstarre wurden aus ö und aus dem Phrsikatsbezirk Greiz je 1 Todesfall, aus letzterem au 1 Erkrankung mitgetheilt. Rosenartige Entzuͤndungen des Zellgewebes der Haut waren in Wien und Kopenhagen nicht selten. Auch der Keuchhusten rief in Berlin, Wien, Liverpool, St. Petersburg mehr, in London und Paris weniger Todesfälle hervor. Aus St, Petersburg wird ein Sterbefall an Rotz, aus dem Regierungsbezirk Marienwerder zwei Er⸗ krankungen an Trichinosis gemeldet. Vereinzelte Pockentodes⸗ fälle kamen aus Königsberg, Hannover, Brünn, Triest, London zur Anzeige, mehrfache (je aus St. Petersburg, Rom. 3 aus den Vor— orten Wiens, 4 aus Lyon, je 5 aus Wien und Warschau, 9 aus Paris und 15 aus Prag. Erkrankungen wurden aus Berlin und Breslau je 1, aus Pest 4, aus St. Petersburg 6, aus Wien 13 gemeldet. . . Die sanitären Verhältnisse in Berlin blieben in der Berichts woche günstige und die Sterblichkeit eine kleine. Insbesondere kamen Darmkatarrke und Brechdurchfälle der Kinder erheblich seltener zum Vorschein, und zeigten die durch dieselben bervorgerufenen Sterbefälle eine weitere Abnahme. Der Antheil des Säuglingsalters an der Ge⸗ sammtsterblichkeit wurde in Folge dessen ein geringerer. Erkrankungen an entzündlichen Prozessen der Athmungsorgane wurden ebenfalls seltener, die Zahl der durch sie bedingten Sterbefälle kleiner. Unter den Infektionskrankheiten blieben Erkrankungen an Scharlach und an typhösen Fiebern beschränkt; Erkrankungen an Masern, die sich in der diesseitigen Luisenstadt und im Stralauer Viertel, sowie Er— krankungen an Diphtherie, die sich in der Tempelhofer Vorstadt am zahlreichsten zeigten, wurden etwas häufiger zur Anzeige gebracht. An Kindbettfieber sowie an Pocken fam eine Erkrankung zur Meldung. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut und Erkrankungen an Keuchhusten zeigten in ihrem Vorkommen keine wesentliche Ver⸗ änderung, dagegen wurden rheumatische Beschwerden der Muskeln in größerer Zahl als in der Vorwoche zur Behandlung gebracht.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Freunde der Kunst werden mit Interesse vernommen haber⸗ daß Dr, Friedrich Lippmann, Direktor des Königlichen Kupfer stichkabinets, eine P⸗u blikation der Handzeichnungen Rem brandt's besorgt, welche im Erscheinen begriffen ist. W. Bode widmet dem schönen Unternehmen im neuesten Heft der Jahrbücher der Königlich Preußischen Kunstsammlungen“ Begleitworte, in welchen er darauf hinweist, wie wichtig für die, Kenntniß der großen Künstler und ihrer Werke das Studium ihrer Handzeichnungen ist, weil dieselben einen Einblick in das all— mähliche Werden ihrer Werke gewähren und ihre Gedanken und künstlerischen Absichten frisch und unmittelbar wiedergeben. Kaum von einem anderen namhaften älteren Künstler sind so zahlreiche Handzeichnungen erhalten wie von Rembrandt, aber auch kaum ein anderes Zeichnungenwerk ist so mit Fälschungen, Kopien und Schul⸗ zeichnungen vermischt wie dasjenige des genannten Meisters. Dazu kommt ferner, daß die Ansichten über Echtheit und Unechtheit, über eigenhändige Ausführung und Schularbeit gerade bei Rembrandt's Zeich⸗ nungen bis jetzt ganz besonders weit auseinander gegangen sind. Auch liegt eine Erschwerung der richtigen Kenntniß in dem Umstande, daß eine sehr beträchtliche Zahl der Zeichnungen sich in Händen von Privatsammlern befindet; so besitzt J. P. Heseltine allein etwa 100 echte Zeichnungen Rembrandt's, die Sammlung von Léon Bonnat etwa 75 und die von Adolf von Beckerath nahezu 50. Unter diesen Umständen wird die Lippmann sche Publikation gewiß von Kunst⸗ freunden und Kunstforschern gleich freudig begrüßt werden. Bürgen doch ähnliche frühere Veröffentlichungen, wie insbesondere die der Dürer'schen Handzeichnungen, deren zweiter Band jetßt zur Ausgabe kommt, dafüuͤr, daß die Forderungen der Wissenschaft darin erfüllt werden und die Art der Reproduktion treu und künstlerisch vollendet sein wird. Die Gesichtspunkte, welche für die Herausgabe des Dürer Werks maßgebend waren, werden auch für die Publikation der Rembrandt'schen Zeichnungen innegehalten werden. Das Unternehmen selbst ist namentlich dadurch gesichert, daß es gelungen ist, eine Anzahl deutscher und durch die thätige Förderung von J. P. Heseltine in London die Vorsteher und Besitzer der bedeutendsten englischen und französischen Sammlungen für den Plan zu gewinnen, sodaß nunmehr die Erlaubniß zur Reproduktien der meisten wichtigen Bestände der Rembrandt'schen Zeichnungen erwirkt ist. Die erste Lieferung umfaßt die Handzeichnungen Rembrandt's im Berliner Kupferstichkabinet, etwa 65 an der Zahl. Für die folgenden Lieferungen sind zunächst die Zeichnungen der Sammlung Heseltine in London in Angriff genommen, denen die der übrigen, dem Unternehmen beigetretenen Sammlungen folgen werden. Die Direktion der Reichs druckerei hat sich in Anbetracht des künstlerisch-wissenschaftlichen Zwecks, den das Rembrandt ⸗Werk verfolgt, bereit erklärt, die Lichtdrucke, so weit es thunlich und nöthig ist, in ihren Werkstätten auszuführen, was ihr die Anerkennung und den Dank aller Kunstfreunde sichert.

Glasgow, 8. Mai. (W. T. B.) Die Kunst‘ und Ge— mälde-Ausstel lung ist heute in Gegenwart, des Prinzen und der bn ig von Wales, welche bei ihrem Erscheinen enthusiastisch begrüßt wurden, feierlich eröffnet worden.

Gewerbe und Handel.

Die „Rhein.“ Westf. Ztg., berichtet vom rheinisch:west . fälischen Metallmarkt:; Die Haltung des rheinisch ⸗westfälischen Eisenmarktes hat sich im Laufe der letzten Woche wenig, jedoch nur in günstigem Sinne geändert. Letzteres ist namentlich für Roh⸗— eisen und dadurch indirekt für die Fertigfabrikate der Fall gewesen. Die Preise haben sich durchweg fest behauptet und ein Rüäck— gang ist wobl an keiner Stelle zu befürchten. Eisenerze ind augenblicklich sehr fest. Im. Siegerlande beginnt Eisen⸗ tein sogar sehr rar zu werden; die Gruben bleiben vielfach mit ihren Lieferungen zurück, da ein Theil ihrer Arbeiter nicht einfährt, um die landwirthschaftlichen Frühjahrsarbeiten ausführen zu können. Die Preise haben unter diesen Umständen steigende Tendenz Für Luxemburger Erze ist die Geschäftslage im Ganzen und Großen unverändert; die Preise sind fest. In Spiegeleisen hat sich in

olge der . gethätigten Abschluͤsse zur sosortigen Lieferung für

merika, zum Theil auch für den Kontinent pro zweites Semester die Stimmung wieder wesentlich gefestigt. Die h, behaupten sich unverändert In Puddelroheisen ist das Geschäft sehr lebhaft und man glaubt, daß die Preise, Angesichts der starken Nachfrage und infolge der Knappheit der Rohmaterialien, binnen kurzem in die Höͤbe gehen werden; augenblicklich sind dieselben ehr fest geworden. Es sind Abschlüsse für August und theilweise bis November bekannt geworden. Gießerei Roheisen findet zu den früheren Preisen, welche etwas über die Verbandspreise hinausgehen, stetigen und im Allge—( meinen befriedigenden Absatz. Thomaseisen ist immer noch stark begehrt und stellt sich auf ungefähr 4z S6 per Tonae. Bessemereisen hat sich nicht verändert. In Sta beisen ist die Nachfrage vom Inlande her eine befriedigende, im Allgemeinen könnte