. . . ö . J 1 ;
nahm nach der gegen 12 Uhr Mittags erfolgten Rückkehr in das Königliche Schloß den Vortrag des Thefs des Eivil— kabinets, Wirklichen Geheimen Raths von Wilmowski sowie mehrere militärische Meldungen entgegen.
Von 214 Uhr Nachmittags ab bis zum Diner arbeitete Se. Kaiserliche Hoheit zunächst allein und dann mit dem General⸗Major Vogel von Falkenstein. .
Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin besuchte in Begleitung des dienstthuenden Kammerherrn von Veltheim das Hygienische Museum in der Klosterstraße und stattete in den Nachmittagsstunden gelegentlich einer Spazierfahrt den Majestäten im Schlosse zu Charlottenburg einen Besuch ab. Die Rückkehr von dort erfolgte gegen 5 Uhr Nachmittags.
Am Mittwoch begab Sich Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz gegen 7 Uhr früh zu Pferde nach Spandau, um daselbst in Seiner Eigenschaft als Commandeur der 2. Garde⸗ Infanterie-Brigade die Bataillone des 4. Garde Regiments z. F. zu besichtigen. . 2
Kurz nach 2 Uhr erfolgte die Rückkehr in das hiesige Sch loß, woselbst zuerst der Chef des Militärkabinets, General der Kavallerie von Albedyll, und demnächst der Kriegs⸗ Minister, General der Infanterie Bronsart von Schellendorff zu längeren Vorträgen empfangen wurden.
Zum Diner waren Fürst Anton Radziwill und der Ober-Stallmeister von Rauch nebst Gemahlinnen mit Ein— ladungen beehrt worden. ö
Gestern begab Sich der Kronprinz, nachdem Höchstderselbe die Morgenstunden in Seinem Arbeitszimmer verbracht hatte, — mit der Kronprinzessin nach der Dreifaltigkeits—
irche zum Gottesdienst.
Gleich nach erfolgter Rückkehr in das hiesige Schloß nahm Se, Kaiserliche Hoheit die Meldung des für einige Zeit ver⸗ reisenden General-⸗Quartiermeisters Grafen von Waldersee entgegen und empfing demnächst den Ober-Ceremonienmeister Grafen zu Eulenburg. .
Um 2 Uhr begaben Sich Ihre Kaiserlichen und König— lichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin nach Potsdam, besichtigten dort das Marmor-Palais und dinirten später bei dem Erbprinzen Reuß j. L. ;
Gegen 7“ Uhr Abends erfolgte die Rückfahrt nach Berlin. .
Der Thee wurde von den Kronprinzlichen Herrschaften bei Ihrer Majestät der Kaiserin-Mutter im Kaiserlichen Palais eingenommen. .
Um 11 Uhr Abends empfing Se. Kaiserliche Hoheit auf dem Anhalter Bahnhofe den von Seiner Reise nach Indien . Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein, oheit.
— In der am 9. d. M. unter dem Vorsitz des Staats—⸗ Ministers, Staatssekretärs des Innern von Boetticher, abgehal— tenen Plenarsitzung des Bundesraths wurde Seitens des Ausschusses für Rechnungswesen die Uebersicht der Reichs-Aus— gaben und Einnahmen für das Etats jahr 1886,87 vorgelegt und erläutert. Nach dem Antrage des Ausschusses wurden die in dem bezeichneten Etats jahre erfolgten Etatsüberschreitungen, die außer⸗ etatsmäßigen Ausgaben, sowie die den Etat überschreitenden und die außeretatsmäßigen Einnahmen genehmigt. Von Seiten der Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Rechnungswesen wurde über die gemeinschaftlichen Einnahmen an Zöllen, Verbrauchssteuern ꝛc., und die bei denselben in Anrechnung zu bringenden Verwaltungsausgaben Be— richt erstattet. Den zuständigen Ausschüssen wurden zur Vorberathung überwiesen: der zweite und dritte Bericht der Vollzugskommission für den Zollanschluß Ham— burgs, der Entwurf einer Verordnung über die Ausführung der zu Bern am 9. September 1386 abgeschlossenen Ueberein— kunft wegen Bildung eines internationalen Verbandes zum Schutz von Werken der Literatur und Kunst und die Anträge Bayerns und Mecklenburg-Schwerins wegen Abänderung der Etats der Zollverwaltungskosten für diese Bundesstaaten.
— Heute fand eine Sitzung der vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr, für Justiz— wesen und für Rechnungswesen, sowie für das Landheer und die Festungen und für Handel und Verkehr statt.
— In Bezug auf S§. S6l Civilprozeßordnung, wonach ein Vollstreckungsurtheil aus dem Urtheil eines aus⸗ ländischen Gerichts ohne Prüfung der Gesetzmäßigkeit der Entscheidung zu erlassen ist, wenn die Gegenseitigkeit ver— bürgt ist, hat das Reichsgericht, VI. Civilsenat, am J. d April d. J. ausgesprochen, daß das bloße Bestehen eines die Gegenseitigkeit anordnenden Gesetzes im Auslande nicht genügt, wenn dieses Gesetz von den betreffenden ausländischen Behörden in der Regel nicht befolgt wird.
— Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich sächsischer Geheimer Rath Böttcher und Königlich württem⸗ bergischer Ober-Regierungs-Rath Schicker sind hier ange— kommen, und der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich bayerische Ober-Rechnungs-Rath Geiger ist von hier wieder abgereist.
— Der General der Kavallerie Graf von Waldersee, General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs Und General-Quartiermeister, hat sich in dienstlichen Angelegen— heiten nach dem Rhein begeben.
— Der General-Lieutenant Mischke, General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Inspecteur der Kriegsschulen, ist von der Inspizirungsreise nach Anklam hierher zurückgekehrt.
— S. M. S. „Kaiser“, Kommandant Kapitän zur See Hoffmann, ist am 8. Mai cr. in Gibraltar eingetroffen und am 9. Mai cr. wieder in See gegangen.
S. M. Kreuzer „Habicht“, Kommandant Korvetten— Kapitän von Schuckmann II, ist am 8. Mai cr. in St. Paul de Loanda eingetroffen und beabsichtigt, am 10. dess. Mts. wieder in See zu gehen.
Bayern. München, 10. Mai. (W. T. B.) Der heute stattgefundenen Beerdigung des früheren Kriegs-Ministers, Generals der Infanterie, Freiherrn von Prankh, wohnten der Prinz⸗Regent, die anderen Prinzen des Königlichen . die Hofwürdenträger, das gesammte Ministerium, die
neralität, die Reichsräthe, zahlreiche Beamte von Civil- und Militärbehörden und sonstige hervorragende Persönlichkeiten bei.
Baden. Karlsruhe, 9. Mai. (W. T. B.) Die „Karlsruher Ztg.“ meldet: „Bei Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog nimmt die starke katarrhalifche Affektion der
Luftröhre einen zwar langsamen aber 1 * Verlauf; Höchstderselbe hat kein Fieber, ist aber natürlich darauf an— ewiesen, in den Zimmern sich aufzuhalten. — Ihre König—⸗ ichen Hoheiten der n eng und die Erb groß⸗ herzogin sind nach zweitägigem Aufenthalt in Mailand gestern, den 8. d. M., Abends, in Vene dig angekommen und im Hotel Danieli abgestiegen.“
Oldenburg. Oldenburg, 9. Mai. Der außerordent⸗ lich berufene Landtag hat in seiner gestrigen ersten Sitzung den Abg. Landgerichts⸗Rath Roggemann —= Oldenburg zum Präsi⸗ denten und den Abg. Ahlhorn —Jade zum Vize-Präsidenten ewählt. Die Vorlage der Staatsregierung wegen des weiteren
usbaues der Hafen- und Schiffahrts-Ansialten in Nordenham ist an den Eisenbahn-Ausschuß verwiesen. Außerdem ist dem Landtage der Staatsvertrag zwischen Preußen und Olden⸗ burg wegen Herstellung einer Eisenbahn von Gremsmühlen nach Lütjenburg vorgelegt, sowie ein Gesetzentwurf, betreffend einen Zusatz zum Gesetz Üüber die Einrichtung und Erhaltung des Katasters im Herzogthum Oldenburg.
Hamburg, 9. Mai. (W. T. B.) Die Bürgerschaft nahm heute ohne Debatte den Antrag des Senats, be— treffend die definitive Lusdehnung des nördlichen Frei— hafenbezirks, an. Der Senat wird demnach auf Grund des Anschlußvertrages dem Reiche gegenüber die Erklärung abgeben, daß das in das Eigenthum des Staats übergegangene Areal zwischen Kleinfleeth und St. Anna einerseits, St. Annen— fletth und Neuwandrahm andererseits, einschließlich letzt— genannter Straße, zu dem Freihafenbezirk zugezogen werde, daß aber hinsichtlich weiterer Zuziehung des in dem Anschluß⸗ vertrage bezeichneten Stadttheils zur Ausdehnung des Frei— hafens eine Frist auf drei Jahre nach erfolgtem Anschluß beim Bundesrath beantragt werde.]
Oefsterreich⸗Ungarn. Wien, 9. Mai. (Wien. Abdp.) Im Abgeordnetenhause des Reichsraths gelangte heute zunächst der Antrag des sogenannten Mißbilligungs— Ausschusses, betreffend die Angelegenheit Dr. Lueger— Dr. Kopp zur Verhandlung. Nach längerer Debatte wurde der Majoritäts antrag, dem Abg. Dr. Kopp die Mißbilligung auszusprechen, mit 115 gegen 98 Stimmen abgelehnt. Sodann wurde die Berathung des Unterrichts-Etats fortgesetzt. Titel 12 „Industrielles Bildungswesen,“ veranlaßte eine längere Debatte.
Auf Grund der Resultate der im Schooß der kroatischen Landesregierung jüngst abgehaltenen Enguete in Haus— kommunions⸗-Angelegenheiten hat die Regierung einen Gesetz— entwurf über Hauskommunionen ausarbeiten lassen, welcher dem am nächsten Montag zusammentretenden Landtage behufs parlamentarischer Verhandlung noch in der gegen— wärtigen Session unterbreitet werden soll.
— 9. Mai. (W. T. B.) Die „Politische Correspondenz“ erfährt aus authentischer Quelle, daß die von den Zeitungen verbreiteten Gerüchte über bevorstehende bedeutende Ver— änderungen im österreichischen diplomatischen Corps vollständig unbegründet sind. Richtig sei nur, daß der diesseitige Botschafter in London, Graf Karolyi, im Laufe des 3 in d Ruhestand treten werde, und daß über . achfolges desselben noch keine Entscheidung getroffen sei.
— 10. Mai. (W. T. B.) Der Großfürstin Maria Paulowna, welche heute Vormittag hier eingetroffen und von dem russischen Botschafter, Fürsten Lobanoff, sowie den Mitgliedern der russischen Botschaft hierselbst am Bahnhof empfangen worden war, machte der Kaiser gegen Mittag in russischer Uniform und mit dem Bande des Großkreuzes des Alexander-Newski-Ordens angethan, einen Besuch. Auch die Erzherzoge Rainer und Wilhelm machten der Großfürstin Besuche. Am Nachmittag besuchte die Letztere den Kaiser und die Kaiserin in Lainz und nahm an dem ihr zu Ehren gegebenen Diner Theil.
Großbritannien und Irland. London, 9. Mai. (W. T. B.) Der Staatssekretär des Krieges, Lord Stanhope, empfing heute Nachmittag eine Deputation einflußreicher Parlamentsmitglieder und legte vor den— selben die neuerdings gemachten Fortschritte zur Verstärkung der Vertheidigungsmittel des Landes dar: Eines der Hauptziele sei es, einen Angriff Londons von der Themse aus unmöglich zu machen. Da aber Befestigungen allein dazu nicht genügten, so bedürfe man einer hinreichenden Armee, um England und vor Allem London zu vertheidigen. Das Kriegs-Ministerium sei damit beschäftigt, möglichst rasch einen Entwurf, betreffend die Errichtung eines neuen Armee-Corps, auszuarbeiten, welches aus regulären und Miliz-Truppen gebildet werden solle, während die Freiwilligen so schnell wie möglich zu konzentriren wären, um dieses Corps zu unterstützen. Bei diesem Entwurf werde zuversichtlich auf den Patriotis— mus der Freiwilligen gerechnet. Lord Stanhope drückte sein vollkommenes Vertrauen auf deren Mitwirkung aus, wenn das Land in Gefahr sei, und theilte ferner mit, daß das Ministerium die Absicht habe, den Freiwilligen eine Artillerie, bestehend aus 250 Feldgeschützen und 80 Geschützen größeren Kalibers, zu geben.
— 10. Mai. (W. T. B.) Das Unterhaus hat ohne Abstimmung in dritter Lesung für die Regierungsbill, be— treffend die Registrirung der Wähler für die neu zu errich— tenden Grafschaftsräthe, angenommen, und ebenfalls ohne Ab— stimmung die zweite Lesung der Eisenbahn- und Kanal-Ver— kehrs-Bill, sowie ohne Debatte und Abstimmung die zweite Lesung der Bill, welche die bessere Vorkehrung der nationalen
zertheidigung betrifft, erledigt.
Frankreich. Paris, 9. Mai. (W. T. B.) Der Minister⸗Präsident Floguet eröffnete heute die Ausstellung zur Erinnerung an die Erstürmung der Bastille. In seiner Eröffnungsrede sagte derselbe, es werde Niemand jemals mächtig genug sein, um in dem freien Frankreich das Gefängniß wieder aufzurichten, das es im Jahre 1789 zerstört habe. „Wir ind“, fuhr der Minister-Prasident fort, „allen Wiederherstebungen feind und wollen Nichts von dem wieder aufrichten, was unsere Väter zerstört haben. Sie haben Götzen— bilder umgestürzt, die Jahrhunderte lang verehrt wurden; heut zu Tage wird Niemand Götzen verehren wollen, die nur nach Wochen zählen.“
Nach den dem Ministerium des Innern bis jetzt zuge— gangenen Mittheilungen über die Resultate der Muni— zipalwahlen in 351 Arrondissements-Hauptorten haben in As Orten die Republikaner, in 16 die Konservativen die Majorität; in den übrigen ist das Resultat wegen der aus—
ehenden Stichwahlen noch nicht sicher. Ueber das Gesammt⸗ 22 der , , . auf dem Lande ist noch keinerlei enaue Ausstellung möglich. z — . (es * B.) In dem ganzen Departement Isere war eine angeblich von Boulanger gutgeheißene Aufforderung an die Wähler angeschlagen, bei der gestrigen Deputirtenwahl für Boulanger zu stimmen, welcher der Kandidat des nationalen Protestes sei. Die Auflöfung der Kammer und die Rexision der Verfassung seien unerläßlich. Boulanger erklärt indessen in einer Zuschrift an die Zeitungen, daß er der im Departement Isere auf seinen Namen verbreiteten Wahlproklamation fern stehe und nicht beab⸗ sichtige, in jenem Departement zu kandidiren.
— 11. Moi. (W. T. B.) Boulanger ist heute Morgen, begleitet von Laguerre, dem Deputirten Grafen Dillon und dem Direktor der Lanterne“, Mayer, nach Dünkirchen abgereist. Starke Polizeimannschaften waren am Nordbahnhof aufgestellt, um etwaigen Ruhestörungen vorzubeugen. Es waren etwa 200 Personen versammelt, die den General mit Zurufen begrüßten.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 10. Mai. (W. T. B.) Der Regierungsbote“ wendet sich gegen die jüngst in der Nowoje Wrem ja“ erschienenen Artikel Tatistschew's über die bulgarische Frage und sagt, die Ereignisse seit dem Kriege von 1877778 seien noch zu frisch, um sie einer unparteiischen allseitigen Kritik unterziehen zu können, was für eine gewissenhafte geschichtliche For— schung unerläßlich sei. Dieselbe wäre gegenwärtig um so weniger möglich, als die von der Kaiserlichen Regierung ver⸗ öffentlichten Dokumente nicht zahlreich seien und die Zeit für die Veröffentlichung der übrigen noch nicht gekommen scheine, weil der wahre Werth der Dokumente augenblicklich noch nicht völlig gewürdigt werden könne. Solches verhindere ins— besondere der Umstand, daß die aus dem Kriege resultirenden Ereignisse eng mit der gegenwärtigen Lage der Politik ver⸗ knüpft seien. Der „Regierungsbote“ weist den Vorwurf des Schwankens im Verhalten der russischen Vertreter in Bulgarien zurück und sagt, die Aktion derselben könnte schon deshalb keine schwankende gewesen sein, weil Bulga— rien zu schnell aus vollständiger Unterjochung zu einer konstitutionellen Regierungsform gelangt sei und dadurch zu früh politische Leidenschaften geweckt wurden, die Unbeständig— keit in das bulgarische Staatsleben gebracht und Bulgarien abgehalten hätten, den wohlwollenden Absichten der russischen Regierung Vertrauen und Leidenschaftslosigkeit entgegenzu— bringen, worauf die Kaiserliche Regierung zu rechnen voll— ständig berechtigt war. Hierin, sowie in verschiedenen anderen russenfeindlichen Einwirkungen sei die Erklärung für die all— mähliche Verschlechterung der bulgarisch-russischen Beziehun— gen zu suchen, in Folge deren die Kaiserliche Regierung ihre Repräsentanten aus Bulgarien abberufen hätte. Der „Regierungsbote“ schließt: Indem die Kaiserliche Regie— rung darauf rechnet, daß die Zeit und die Erfahrung die Leiter der bulgarischen Politik endlich zur Einsicht ihrer Verirrungen bringen werde, that dieselbe Alles, um ihnen die Rückkehr auf den Weg der Gesetzlichkeit und die Wieder— herstellung normaler Beziehungen zu Rußland zu erleichtern. Im Regierungsboten sei seiner Zeit das Programm publizirt worden, an welchem die Kaiserliche Regierung in Bezug auf Bulgarien festzuhalten beabsichtige, dieses Pͤrogramm bleibe unverändert. Wenn die jetzigen unnatürlichen Beziehungen Bulgariens zu Rußland sich bisher nicht gebessert hätten, so liege dies ausschließlich an den Machthabern in Bulgarien.
Italien. Rom, 10. Mai. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der De putirtenkammer entwickelten Baccarini und Mussi ihre Anträge in Betreff der afrikanischen Politik der Regierung und sprachen für Rück—
berufung der Truppen. Für dieselbe nahmen auch Ferrari von der außersten Linken und Odescalchi von der Linken das Wort. Gegen die Rückberufung
sprachen Camporeale und Dezerbi von der Rechten. Dis
weitere Diskussion wurde sodann auf morgen vertagt. — Auf eine bezügliche Anfrage des Abg. Trinchera erklärte der Minister der öffentlichen Arbeiten: die Regierung habe Pourparlers eingeleitet, um zu verhindern, daß die Be⸗ förderung der indischen Post über Brindifsi aufhöre.
Der zweite deutsche Pilgerzug, etwa 250 Theil— nehmer unter Führung des Fürsten Löw enstein, traf heute Abend, von Assisi kommend, hier ein. Die Pilger werden am Sonntag einer Messe beiwohnen, welche der Papst celebrirt. Nachmittags wird dann der Papst die Pilger empfangen.
— 11. Mai. (W. T. B.) Das permanente ita⸗ lienische Geschwader geht am 14. Mai von Spezia nach Barcelona. Der Herzog von Genua begleitet dasselbe an Bord des „Vesuvio“, ohne jedoch ein Kommando zu über— nehmen.
Bologna, 10. Mai. (W. T. B.) Heute Nachmittag, während die Königin die Ausstellung der schönen Künste in Augenschein nahm, ließ ein Sicherheits⸗ Wachtmann aus Unachtsamkeit sein Gewehr fallen, das sich dabei entlud. Es hatte dies jedoch keinerlei Unfall oder Unruhe zur Folge. Der König und die Königin reisen morgen früh nach Rom zurück.
Mailand, 10. Mai. W. T. B.) Ueber das Be⸗ finden des Kaisers von Brasilien verlautet, daß die Pleuritis langsam abnehme, das Allgemeinbefinden aber wenig befriedigend sei. Dr. Semmola und die Aerzte des Kaisers seien wegen des üblen Einflusses des diabetischen Zustandes des Kaisers auf das Nervensystem nicht ohne Besorgniß. — 11. Mai. (W. T. B.) Bei dem Kaiser von Bra— silien zeigten sich gestern Abend ernste Symptome von Ge— hirnkongestionen, verbunden mit Fieber. Dr. Semmola halt den Zustand des Kaisers für ziemlich ernst und berief tele— graphisch die Professoren Acharcot von Paris und Degiovanni von Padua zur Konsultation.
Serbien. Belgrad, 10. Mai. (W. T. B.) Oberst Miko wies ist zum Generalstabs-Chef ernannt. — Die amtliche Zeitung publizirt die Pensionirnng des Generals
Gruics, des Generalstabs-Chefs Generals Leschjanin, ferner der Obersten Oreschkovics und Dragasevies.
Bulgarien. Ru stschuk, 9. Mai. (W. T. B. Prinz Ferdinand nahm heute eine Parade über die hiesige Garnison ab.
Süd⸗Amerika. Brasilien. Rio de Janeiro, 19. Mai. (W. T. B.) Die Deputirten kammer nahm die Regierungsvorlage, betreffend die unmittelbare und bedingungslose Abschaffung der Sklaverei, an.
Zeitungõstimmen.
Das Deutsche Tageblatt“ schreibt:
Die Mißerfolge der ruffischen Wirtbschaftspolitik werden durch den von Ter Zollrerwaltung sceben veröffentlichten prorisorischen Nachweis der während des Jahres 1887 erbobenen Zolleinnabmen abermals in charakteristische Beleuchtung gerückt. Danäch weisen die Zolleinnabmen in Metallrubeln den Betrag ron 64 ö 457 gegen 975 550 im Vorjabre auf, d. b. einen Rückgang von etwa 5 Millionen. Ueberbaupt ist seit vier Jahren der russiscke Einfubr⸗ bandel reißend schnell zurückgegangen, von 308,7 Millionen Metall— rubeln im Zabre 1884 auf 237,9 Millionen in 1885, auf 232.5 in 1885, um in dem Bericktsjabre 1887 cuf 1864 Millionen zu sinken.
Mit dem Jahre 1884 verglichen, schreibt das Journal de St. Peters bourg“, ist der Betrag unferer Importe um 4659 gefallen. Ts ist wahr, daß der Rückszang des Rubelcourses diesen Verlust weniger füblbar macht, aber seine Einwirkung auf die Zolleinnahme bat er nicht verfehlt.“
Die Lage des rufsischen Ewoꝛtgeschäfts ist nicht danach angetkan, obiges Bild weniger düster erscheinen zu lassen. Das Jeurnal de St. Peters bourg' bemerkt hierzu:
Was unsere Exvorte betrifft, so sind sie auf der ganzen Linie vorgeschritten, begünstigt durch die Entwerthung des Paviergeldes und durch eine gewifse Baisse der Preise, welche nach Schätzung der Zellverwaltung, im Vergleich mit dem Jabre 1836, sich auf 2.106 dei Nahrungsartikeln, auf 15 bei Manufafturerzeugnissen und auf O, 1 0,9 bei Robstoffen der Industrie beläuft.“
Also wohin man klickt, ein Rückgang der russiscken Einnabmen kei sich gleich bleibendem oder eber noch zünebmendtm Ausgabebudget. Auf die unpermeidlichen Konseguenzen im Berfolg dieser Entwickelung der Dinge haben wir schon zu oft bingewiesen, als daß es beute noch einer Wiederbolung bedürfen sollte.
— Das neueste Flugblatt der Geschäftsstelle für Agitation der projektirten Spiritusbank“ bringt die Namen der Brennereibesitzer (MMG). welche sich in den letzten Tagen der Bank weiter angeschlossen haben. Die Zahl derjenigen Brennereibesitzer, welchs den Vertrag unterzeichnet eingesendet, dabei aber die Ausfüllung der Angaben am Kopfe, inshesondere die Kontingentziffer, vergessen haben, wird als sehr erheblich bezeichnet; ingleichen erfordern nach dem Flugblatt zahlreiche Kontrakte Ergänzungen der Vollmacht— berechtigung der Unterzeichner.
Die Ergänzung und Beseitigung erfordert weitere Hinausschiebung des Schlußtermins für die Beitritiserklärung .... (Folgt die Be kanntmachung des Endtermins — 20. Mai — 12 Uhr Mittags) ... Im Ausdruck einmütbiger Erkenntniß, ‚daß wir das Fichtige wollen und den Entschluß, uns auf dem Wege, den wir betreten, zu folgen,“ erblickt das Flugblatt einen vollgültigen Beweis für ein sicheres Zu— standekommen der Sxiritusbank. Jetzt gilt es die Einzelarbeit, um die Nachzügler beranzubringen. Die feblenden Berufsgenofen müssen persönlich aufgesucht werden. Mit dem Vertrag in der Hand muß die Einzelagitatien unternommen werden. Die Unterjeichnung ist an Ott und Stelle zu bewirken und der unterzeichnete Vertrag fofort an die Agitatiorsstelle, Berlin. Französischestraße 42, part. r., zu expediren. Sie treten Alle bei. Frisch in die Aktion!
— Die „Kölnische Zeitung“ bemerkt zu einem Be— schlusse des Pariser Stadtraihs, wonach die Arbeitsdauer bei allen städtischen Arbeiten neun Stunden täglich nicht über— schreiten soll und nur während fünf Tage in der Woche gearbeitet werden darf:
Die unvermeidliche Folge wird sein, daß die Stadt Paris ihren unter so erschwerenden Bedingungen arbeitenden Unternebmern für die Herstellung einer bestimmten Arbeit viel böbere Preise zablen muß als früber. Selbst wenn man annimmt, daß ein Arbeiter in neun Stunden ebenso viel arbeiten kann als in jebn, so wird immer in jeder Woche der Ausfall eines ganzen Arbeitstages bleiben, für den der nicht arbeitende Arbeiter aber doch bezablt werden muß, da ja nach der Lobnstaffel für die fünf neunstündigen Arbeits . tage ein für die Lebensbedürfniffe (der sieben Wochentage) aus reichender Lohn! gejablt werden soll. Zum mindesten wird also der usfallende sechste Arbeitstag durch entsprechende Mebranstellung von Arbeitern ersetzt werden müssen, und somit muß der Beutel der Stadt Paris also büßen, was die Stadtväter sündigen. Die Sache bat aber auch noch eine andere Seite; wenn ein so großer Arbeit- ünftägige und nur neunstündige Arbeit zu unveränderten oder gar zu erhöhten Lohnsätzen ein führt, so auf die gesammten Arbeiter⸗ verhältnisse nicht ausbleiben. Diejenigen Leute, die für nicht städtijche Unternehmer arbeiten, werden es nicht verfteben wollen, daß sie volle jecks Tage und vielleicht 11—12 Stunden für gleichen Lobn arbeiten sollen, und es werden Unzufriedenbeit und Arbeitseinstellung berrorgerufen werden, in deren Folge eine allgemeine Heraufschraubung der Lobne kemmen wird. Letzteres aber ist xielleicht das Allergefähr⸗ lichste, da die wirtbschaftliche Krisis, unter der Frankreich heute leidet, nicht zum wenigsten auf die übertriebene Höbe der Löhne zurückzu— fübren ist, die den Wettbewerb mit dem Auslande erschwert und in manchen Artikeln geradezu unmöglich macht.
— Das Organ des rechten Flügels der französischen
Republikaner, das „Journal des Debats“, richtet an die Regierung das dringende Verlangen, gegen die Patriotenliga einzuschreiten. Es schreibt:
Die Leitung der Liga richtete an die Patrioten Frankreichs, wie
einer politischen, eirer boulangistischen Vereinigung gegenüber, welche keinen anderen Zweck hat, als die Beseitigung der Verfasfung, den offenen Kampf gegen das Parlament, die Durchführung der von den Laguerre, Thie rand und Dillon begonnenen plebiscitären Campagne. Wir fragen die Regierung, was sie unter diesen Umständen zu 1kun gedenkt? Von der Tribüne des Parlaments berab haben wir energische Erklärungen gebört. Das Ministerium versicherte durch den Mund seines Präsidenten, daß es auf der Wackt stehe, wobl bewaffnet und fest entschlofsen, Jedermann zur Resxektirung der Gesetzlichkeit zu imingen. Nun, der Augenblick ist gekommen, den tönenden Pbrasen die That folgen ju lassen. .. . Die Gesetze sind ron einem Verein verletzt worden, der sich offen von seinem Ziele entiernt und ein Herd der Verschwörungen gegen unsere Staatseinrichtungen geworden ist. Es giebt be- ftebende Gesetzes, die Ihnen geftatten, diefen Berein aufjulssen. Um die Mönce ausiutreiben, baben Sie „bestehende Gefeßen von zweifel bafter Gültigkeit aufgefunden und ausgefübrt. Hr. Goblet weiß daven zu berichten! Jetzt sind bestebende Gesetze“ vorbanden, deren Gultigkeit unzweifelbkart ist; was kält Sie ab, sse anzuwenden? Sie brauchen blos das Strafgesetzbuch aufzuschlagen und die Waffen zu benutzen, die es Iknen zur Verfügung stellt. Thun Sie das nicht, so feblt Ihnen der Muth dazu oder der — Wille.
Versffentlichungen des Kaiserlichen Gesundbeits— amts. Nr. 19. — Inkalt: Gesundbeitsstand. Volkskrankreiten in der Berichts woche. — Volkekrankkeiten und Sterblichkeit im Mär; L338. — Sterbefälle in deutschen Städten von 40 5 und mehr Cinwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Arslandes. — Erkrankungen in Berliner Krankenbäusern. — Desgl. in deutschen Stadt und Landbezirken. — Cbolera in Singapore. — Flectvyrhus in Magdeburg, Cäardelegen und im Kreise Stolenau. — Trrkus in Liegnitz. — Witterung. — Zeitweilige Maßregeln zc. — Tbierseuchen
vest in Rußland. — Tbierseuchen in der Türkei. — Veterinärxolizei- liche Maßregeln. — Medizinalgesetzgebung 2c. (Preußen Reg - Bez. Stettin.) Schutzpockenimpfung — (Reg -Bez. Köslin.) Perseral- autweise der Apotbeker. (Reg Ber Bromberg. Bezräbnifrlätze. — (Reg -Bej Bret lau.) Gesundbeitliche Verbältnisse der Schulen. — Reg.-Bez. Erfurt) Hundefuhrwerke. — (Baden.) Viekfenchen⸗ statistik = (Mecklenburg ⸗ Schwerin) Jahresberichte der Kreispkrsiker. = (Braunschweig. ) Cocain. = Vertretung der Plystei. — Arinei⸗ mittel. — (Dänemark.) Einfuhr von Schweinefleisch. — en. Straits Settlements) Quarantäne ⸗Vorschtiften. — Kongreñe. Ver⸗ kandlungen von gese gebenden Körperschaften, Vereine 2c. — Deutsches Reich) Verkebr mit Wein und Verkauf von Brot. — Preußen. Abgeordnetenbaus) Bierbereitung. — Regelung des Axotbekenwefen?. — Ausstellung der 61. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. — (Belgien) Prostitution. — Geschenkliste — Sterbefälle in deutschen Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern für den Morat März 18858. — Desgl. in größeren Städten des Auslanꝛes.
Archip für Eisenbabnwesen. Herausgegeben im Ministe rium der öffentlichen Arbeiten. Berlin, Julius Springer. Jabr—⸗ gang 1888, Heft 3 (Mai und Juni). — Inbalt: Der erste Jahres— ericht des amerikanischen Bundes zerkebrsamts. Von Dr. den der Leven. — Die Eisenbabnen der Erde. — Das sschwedische Eisenbahn? tariwesen. Von J. Lundberg. — Die italienischen Eisenbakn— Betriebsgesellschaften in den ersten beiden Betriebsjahren. — Die Eisenbahnen in Australien. — Notizen: Weiterer zweigeleisiger Ausbau preußischer Staatseisenbahnftrecken. — Die oldenburgischen Eisenbabnen im Jahre 1886. — Anlage weiterer Nebenkabnen im Königreich Sachsen. — Staatsaufsicht über die Finanzwirthschaft der franzésischen Privatbahnen. — Eisenbahngesetzgekung in Ueber die Höbe der Eisenbahntagrife für die Beförderung ron Seefischen in England. — Anlage neuer Eisenbkabnen in der Rexublik Clile. — Auszug aus der Uebersicht über den ausländischen Handel Rußlands für 188tz. — Betriebs einnahmen der französischen Hauptbahnen. — Rechtsprechung und Gesetzgebung. — Rechtsprechung: Civilprozeßrect, Fracktreckt. ) (Er⸗ kenntniz des Reichsgerichts vom 2. Juli 18387) — Kommunal besteue=
Fra —1n England. 3
rung der Eisenbabnen. (Erfenntniß des Ober Verwaltungs gerichts
vom 24. Januar 18858.) — Gesetzgebung: Deutsches Reich. — Preußen. — — * — 2 — * * — a
Desterreich Ungarn. — Schweiz. — Frankreich. — Rußland. —
Bücherschau: Besprechungen (Jäger, J., Die Eisenbabnkunde. — Launhardt, W., Theorie des Trassirens. — Statistik der Güter bewegung auf deutschen Eisenbahnen im Jabre 1886 in grarkischer Darftellung. — Buzzi, L, Le pont sur le Volga près de Batraki. chemin de fer 0Orenburg-Batraki. — Sarrazin, O. und Oberbeck, H., Taschenbuch zum Abftecken von Kreisbögen mit und obne Uebergangs—
kurden für Gisenbahnen, Straßen und Kanäle. — Wirpermann, R. Deutscher Geschichts kalender für 1887.) — Uebersickt der neuesten
Hauptwerke über Eisenbabnwesen und aus verwandten Gebieten. — Zeitschriften.
Statiftische Nachrichten.
Die überseeische Aus wanderung aus dem Deutschen Reich über deutsche Häfen, Antwerpen. Rotterdam und Amsterdam betrug
17435 Köpfe. Diese 17435 vertheilten sich nach Provinzen beiw. Staaten ihrer Herkunft felgendermaßen: aus Posen 265272, West— preußen 2413. Barxern rechts des Rheins 19975, Pommern 1497, Königreich Württemberg 1013, Hannover 821, Schleswig ⸗Holstein S866, Rbeinland 767, Brandenburg und Berlin 763, Großherzogthum Baden 610, Pfal; 426, Hessen⸗Nassau 378, Königreich Sachen 365, Oftpreußen und Schlesien je 324, Großherzogtbu falen 290, Hamburg 271, Provinz Sachsen 7Tö, Rest aus dem übrigen Deutschland.
Es ist darauf aufmerksam zu machen, daß hierbei die Auswan—⸗ derung über französische Häfen (Havre, von wo viele Auswar derer aus dem Südwesten des Reichs erredirt werden) nicht nachgewiesen ist, und die über englische Häfen nur soweit sie in unseren Hafen als indirekte Beförderung ermittelt werden konnte.
Im gleichen Zeitraume der Vorjabre wanderten aus: 1887 im März 11671 und im 1. Quartal 19 020, 1886 7948 beiw. 12838, 1885 10 974 bezw. 17 924; von den letzten 10 Jahren batten das Jabr 1882 im J. Quartal die größte Auswanderungsziffer, nämlich 41593, 1878 die kleinste mit 4263 Köpfen.
— Nach der Mortalitäts-Statistik für 18587 bat sich im Königreich Sachsen die Zahl der Gestorbenen im verflossenen Jabte ganz erbeblich vermindert, und zwar war dieselbe, trotz der
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Bevölkerungs⸗Zunabme, geringer als in den vorangegangenen 4 Jahren; e bezifferte sich für 1887 auf 88 310, gegen 96 179 im Jahre 1836, 758 im Jahre 1885, 91 525 im Jahre 1884 und 89 8i5 im Jabre 883. Bezuͤglich der einzelnen Lebersstufen zeigte im Jahre 1887 nur as Greisenalter (60 Jahre und darüber) eine im Vergleich u, den vorangegangenen 4 Jabren höbere Ziffer, nämlich 6 873 Gestorbene, gegen 16566 im Jahre 1881, 16 015 im Jahre 1885, 15 6585 im Jahre 1884 und 16362 im Jabre 1883, wäbrend Erwachsene und namentlich auch Kinder in erheblich geringerer Zabl gestorben sind als in den letzten 5 Jabren. Nimmt man die mittlere Bevölkerung Sachsens im Fahre 1857 zu 3 248 500 Einwobner an, so beträgt die auf je 1000 Tebende berech⸗ nete durchschnittliche Sterbeziffer nur 27,2. Eine so niedrige Ziffer ist seit einer langen Reibe von Jahren nicht zu verzeichnen gewesen; nur die Jabre 1870 und 1863 hatten gleich günstige Zablen, die Jabre 1835/36, 1844, 1853 54. 1853 und 1860 sowie 1862 allerdings noch günstigere aufzuweisen. Im Durchschnitt der einzelnen Jahre starben ron je 1000 Lebenden: 1887 über— baupt 27,?7, Kinder 47,5», Erwacksene 16,8; 1886 überbaupt 30,0, Kinder 55, l, Erwachsene 17,X; 1885 überhaupt 28,?, Kinder 51,2, Erwachsene 17,2; 1884 überbaurt 30,1, Kinder 56,2, Erwachsene 17,1; 1883 überhaupt 29,1, Kinder 51,8, Erwachsene 17, J. — Was die Todesursachen betrifft, so baben im Jabre 1887 unter den Kinder krankbeiten nur die Sterbefälle an Masern eine Zunahme erfahren, wäbrend der Keuchbusten seinen mäßigen Stand beibehalten bat, Scharlach und Dipbtherie aber sich weit seltener gezeigt baben Unter den Krankbeiten, welche roriugsweise Erwachsene beimsuchen, ist der Typhus mit einer sebr verminderten Zabl der Todesfälle ver— treten. Auch für Lungenkranke ist das Berichtsjahr ein sebr günstiges gewesen, denn sogar die absolute Zabl der an Schwindsucht Ge⸗ ftorbenen ist unter die des Jahres 1883 berabgegangen. Dagegen ist die Sterblichkeit an Krebs in der Zunabme begriffen, wofern nicht die genauere Registrirung der Fälle diese Krankheit nur in der Aus breitung begriffen erscheinen läßt. Todesfälle an Krebs wurden ver— zeichnet: 1887 2476, 1886 2327, 1825 23357, 1884 2215, 1883 2192. — Ueber die Resultate des Ersatzgeschäfts im Bezirk des XIII. (K& õniglich Württembergischen, Armee ⸗ Corps pro 1888 entnebmen wir dem ‚St.⸗A. 5. W.“ folgende Daten: Die Zabl der Militärpflichtigen betrug (abjäglich anderwärts gestellungepflichtig gewordener ꝛc. 138 779 Mann) 30684 Mann. Aus diesen wurden ausgeboben 7195 Mann; freiwillig eintraten 536; der Ersatzreserve erster Klasse überwiesen wurden 2587, darunter 1911 als übunge— pflichtig, der Ersatzreserve jweiter Klafse 3002. Zurüͤck⸗ gestell! wurden 13063, wegen moralischer Unbrauchbarkeit vom Dienst im Heere und in der Marine ausgeschlossen 48 wegen körperlicher oder geistiger Gebrechen sowohl zum Dienst mit der Waffe als auch zum Dienst obne Waffen wurden dauernd untaug⸗ lich befunden und ausgemustert, d. h. vom Dienst im Heere und in der Marine befreit 3255; überzäblig geblieben sind 1957 Mann. Von den 7195 Ausgebobenen wurden 70901 zum Dienst mit der Waffe, 193 zum Dienst ohne Waffe und 1 Mann für die Flotte bestimmt; 4599 bew. 62 davon gebören zu den 20 jährigen, 1583 bejw. 41 zu den Al jährigen, 785 bezw. 89 zu den 22 jährigen, 19
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D Ueber die Berölkerungsbewegung in der Schwei; im Jahre 1887 bringt der Berner „Bund? eine Stasstik mit folgenden Hauptzablen: Es wurden im Jabre 1887 verzeichnet: 31 286 Geburten, 58 9834 Sterbefälle, 20 649 Eheschließungen, 325 Chescheidungen und 7558 Auswanderungen. Zu bemerken ist dabei, . die Todtgeburten weder in den Geburts- noch in den Sterbe⸗ ziffern mitgezählt sind. Für die Jabre 1855 bis 18383 zeigten die entsprechenden Rubriken folgende Ziffern:
9 . Ster be⸗ Ebe⸗ Ebe⸗ Aus⸗ Jabt Seburten fälle schließungen scheidungen wanderungen 18865 S0 763 60 0651 20 080 301 6342 1885 80 349 61 548 20105 320 7583 1884 S1 571 58 301 19898 307 9608 1883 81974 58 733 18 6896 3898 13 502
Kunft, Wifsenschaft und Literatur.
. uf abre in Ost⸗Afrika. Reisen durch die südlichen Gren; länder Abessiniens von Zeila bis Caffa, ron Antonio Ces
(Leipzig. F. A. Brockbaus, 1888, 541 S. 80, 15 66), nach de italienischen Original in abgekürzter Fasung von M. Rumbare — Das Werk des Kaxitäns Ant. Cecchi - Da Zeila alla frontiere Caffa* ist veröffentlicht worden, der Uebersetzer bat den ersten B des Werkes, welches hauptsãchtliæ Abessinien bebandelt, da es Bekannt betrifft, nur kurz ar eise mitgetbeilt, dagegen den zweiten, welcher die Reise von Sch nach Caffa enthält und wichtige Auf.
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e, ene * 2 . 2 . 7 * 2 7 * * ax . schlũñse über die bis dabin noch unerforschten Gallaländer — 5 9 . 8 rn . —— — * w * .* 2 . bringt, faft unrerändert wiedergegeben. Diese Rei e urde, C
; r* 28 e x5, * 77 * ereitet und in den Jahren 1877 bis
nachdem im Jabre 1 im Winter 1876 7 o
1882 ausgeführt. Das Hau der Marchese Antinori, der im August 1887 in äbrend Ant. Cecchi die astronomischen, geodätischen en Beobachtungen ausfübrte. Die Expedition ist ü des ãauatorialen Afrika gezogen, die noch keines Euroxäers z betreten batte. Die abenteuerlichen Schicksale und die 3 eobachtungen der⸗ selben werden nicht nur Gelehr n,. auch weitere Kreise des Publikums interessiren, zumal t e W Abbildangen ge⸗ schmuückt und durch eine Karte ve icht si if die Ausstattung des Buchs bat die Verlagshandlung große Sorgfalt verwandt.
— Anleitung zur rentabelen Geld oder Karital⸗ anlage in Aktien und anderen Werthpapieren nebst aus- fübrlicher Darstellung der geiammten neuen Aktiengesetz gebung Ton Richard Paul. (Leipzig, Verlag von Gustar Weigel. Dierelbe enthält: Vorsichtsmasregeln beim Ankauf von Werth rapieren. — Von der Börse. — Von den verschiedenen Arten der Werthrar lere: Staatsschuldverschreibungen, Stadt- und Kreisschultverschreibungen, landschastliche Pfandbriefe, Bodenkredite ⸗ Schuld sckeine, Schuld⸗ verschreibungen don Bergwerken, Eisenkahnen und sonstigen Industrie⸗ gesellschaften, Aktien, Interim? scheine, Anleben?s loose.— Warnung dor dem Ratenlossschwindel. — Erklärung der Courszettel und Coursberichte
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* 8 — Vorsichtsmaßregeln bei Beurtheilung der Sicherheit der Wert- 118
vapiere. — Berechnung. — — Zinsleisten (Talons) — Erträgs⸗ oder (Diridenden⸗ Courons). — Von der Auslecosung. — Von der Versicherung der Wertbrariere gegen Verluste durch Ausloofung. — Sichere Auf⸗ bewahrung der Wertbpariere — Versichts: geln beim Umtausch der Wertbrapiere. — Suchführung fü rthpapiere. — Was ist zu tbun, wenn Werthraxiere abbanden kommen? — Die neueste Aktiengesetzzebung. — In dem vorliegenden Werkchen, welches bauptsächlich für solche Kavitalisten' und Vermögensverwalter geschrieben worden, denen an einer sicheren
Anlage ihrer Kapitalien gelegen ist, findet nur eine Abkandlunz über die rentabele Kapitalanlage statt. Im jweiten Abschnitt felgt cine den neuesten Gesetzen entsprechende Tarstellung der Reckte und Pflichten der Aktionäre, des Aufsichtsraths, des Votstandes und der Liguidatoren, welche gegen die frübere Gesetzgebung tbeils bedeutende Ausdehnungen, tbeils bedeutende Einichränkungen ertahren haben, fo das es für jeden Inbaber von Aktien sowie für alle Diejenigen, welche Aktien jeichnen oder kaufen wollen, von Wichtigkeit ist, sich mit den neuesten Be— stimmungen des Aktiengesetzes bekannt zu machen, wozu das vorliegende Werk die beste Gelegenheit bietet.
— -Der Dienst des Infanterie⸗Unteroffiziers“ Von F. G. Graf von Wa h
F. G. Idersee, Königl. preuß. General ⸗Lieutenant. Achtzehnte Auflage. Unter Berücksicht gung aller neuen Verord—⸗ nungen umgearbeitet von A. Graf von Waldersee, General⸗ Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs General⸗
Duartiermeister.
Mit einem Anhang und drei 2 21. 8.
d
(Berlin. 1338 R Gaertner's Verlagsbuchbandlung, Hermann Her— selder, Sw. Schönebergerstraße 26.) — Ein Vergleich der vorliegenden Auflage dieses bewäbrten und geschätzten Leitfadens mit der vorigen ergiebt, daß die erstere, in welcher alle seit 1385 in der Bewaffnung und Ausrüstung, wie auch in der praktischen Ausbildung der Infanterie eingetretenen Aenderungen die eingehendste Berücksichtigung gefunden baben, fast vollständig umgearbeitet ist. Dieselbe gliedert sich, obwobl umfangreicher, nur in 25 Kaxitel und 148 Paragraphen, während
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die siebzebnte Auflage in 19 Kapitel und 172 Paragraphen ein getbeilt war.
— In den Mever'schen Reisebüch schienen: Dresden und die Sächsische des Bibliographiichen Instituts in Leipzig. Preis 2 6). Buch ein guter Reisefübrer ist, beweist die Thatsache, d „Gebirgsverein für die Sächsisch⸗Böbmische Schwei s einsbuch' erkoren worden ist. Das sehr handl n schöpfende Büchelchen ist übersichtlich angeordnet und dem Tourist bedürfni5 so genau angepaßt, * s stets eine schnelle ODrientirung
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e Wesentlich tragen hierzu bei die vortrefflichen (8) Karten und (6) Pläne.
— Der beimathkundliche Unterricht für die Schulen der Provinz Hannorer, bearbeitet von W. Rust mann, Erstem Lebrer an der Bügerschule J. jr Nienburg a. d. Weser, und W. Vollmer, Vorsteber der Königlichen Präparanden ⸗Anstalt zu Melle. Mit einem Titelbild: Kaiser Friedrich im Kreise seiner Familie, 52 Abbildungen und 13 Karten im Text und 3 Stammtafeln. VIIaI. und 206 S. gr. 827. Verlag ron Carl Meyer (Gustas Prior) in
Hannover. Geh. 2 ½ 20 ; gebunden 2 Æ 60 3. — Die morgen erscheinende Nr. 2341 der Illustrirten 6
Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Prinzessin Victoria von Preußen auf einer Spazierfabrt in der Umgebung von Charlottenburg. Driginaljeichnung ron H. Lüders. — Der Besuch der Königin Victoria von Großbritannien am Hofe zu Charlottenburg; Die Parade bei Charlottenburg zu Ehren der Königin. DOriginaljei ?
seinem 100. Geburtstage. Nach dem Gemälde ron C. Jäger. — Das neue Stadtkrankenbans in Danzig. Driginal;jeichnung von G. Tbeuerkauf. — Die Kaiserlichen Hof⸗Museen und der Plaß mit dem Maria⸗Theresia Denkmal in Wien. DOriginaljeichnung von L. E. Petrovits. (Zweiseitig) — General Boulanger. Nach der neuesten
pbotograrhischen Aufnahme, u. s. w.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Nach einer Versffentlichung des Königlich baverischen Statistischen Bureaus kat die Ernte des Jahres 18ss7 in Bavern folgende Durchschnittserträge ergeben. Es beziffert sich der Durchschnitts« ertrag an Körnern vom Hektar bei Weizen auf 27, (1885 26, 0), bei Spelj 2956 (26.3), bei Reggen 25,8 (24,5), bei Gerste 25,5 (27,7 und bei Hafer 20,5 (26,1) Ctr. Der Strohertrag war im Jahre 1887 durchschnittlich pro Hektar bei Weizen 45 (1886 45), ei Sxel; 47 (43), bei Roggen 5l (49), bei Gerste 298 (24). bei Hafer 29 sS33) Ctr. Kartoffeln ergaben im Durchschnitt pro Hektar 171 Ctr. gegen L2 Ctr. im Vorjahre, 239 Ctr. im Jabre 1885, 219 Gtr, im Jahre 1884, 233 Ctr. im Jahre 1883, 145 Gtr, im
bew. 1 und der für die Flotte bestimmte Mann zu den älteren
in Defterreich 1886 — Schwein exreft in Defterreich⸗ Ungarn. — Rinder⸗
Militãrpflichtigen.
Jahre 1882, 215 Ctr. im Jabre 1881, und 1983 Ctr. im Jahre 1880. Der Gesammtertrag an Kartoffein war im