1888 / 137 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 28 May 1888 18:00:01 GMT) scan diff

ö

Die abgelösten Besatzungen S. M. Kreuzer „Möwe“ und „Nautilus“ haben? am B. Nai er. von Aden die 6 angetreten.

M. Fahrzeug „Loreley“, Kommandant Kapitän— Lieutenant Freiherr von Lyncker, ist am 26. Mai cr. in Konstantinopel eingetroffen.

Bayern. München, 25. Mai. (Allg. Ztg.) Der Prinz⸗-Regent wird der am Frohnleichnamstage stattfinden⸗ den feierlichen Prozession persönlich beiwohnen.

Württemberg. Stuttgart, 26. Mai. (St. A. f. W.) Für die Ueberschwemmten in Norddeutschland sind bis heute aus Stadt und Land noch 22695 M (insgesammt 164 363 g) bei dem Bankhause E. Hummel u. Co., Württ. Lentral⸗Sammelstelle, hier eingegangen und als zehnte Rate 23 900 M (zusammen nunmehr 63 O06 M6 nach Berlin über— wiesen worden.

Baden. Karlsruhe, 265. Mai. (W. T. B.) Die Kronprinzessin von Schweden und Norwegen ist . Nachmittag zum Kurgebrauch nach Franzensbad ab— gereist.

Die Erste Kammer erledigte heute in nahezu achtstündiger Berathung die kirchenpolitische Vorlage. Die Artikel 1 bis 3 der Regierungsvorlage wurden einstimmig angenommen, ebenso ein von der Kemmission beantragter neuer Artikel 4, welcher fremden Ordensgeistlichen das Spenden der Sakramente in Nothfällen erlaubt. Dagegen wurde Artikel 5 (Artikel 4 der ursprünglichen Vorlage), welcher die Aushülfe in der Seelsorge durch Mitglieder fremder Orden betri ft, e . ,, wurde das ganze Gesetz mit Ausschlu lehnten Artikels einstimmig angenommen.

des abge⸗

Desterreich⸗ Ungarn. Wien, 2s. Mai. (Wien. Ztg.) Im Branntweinsteuer-Ausschusfe theilte der Regie⸗ rungsvertreter betreffs der Uebergangsbestimmungen mit, bas ungaxrische Comité habe beschlossen, daß Branntwein im Besitz von Gewerbetreibenden bis zu 26 Litern von der Nachsteuer besreit werden solle, während das Subcomits eine Grenze von 40 Litern vorschlug, andere Haushaltungsvorstände dürften 10 Liter Alkohol freibehalten. Bei der Abstimmung wurde der Antrag des Subcomités (10 Liter) mit 16 gegen 13 Stimmen abgelehnt, die übrigen Aenderungen wurden nach den Wünschen des ungarischen Abgeordnetenhauses ange⸗ nommen. Abg. Aufpitz beantragte, die Nachsteuer von 24 Kreuzern auf 20 Kreuzer herabzusetzen. Der Ausschuß nahm die Nachsteuer im Betrage von 24 Kreuzern an. Abg. Rutomski beantragte, daß jede vom Jahre 1880 bis zum Jahre 1888 betriebene pauschalirte Brennerei, wofern sie in der Cam⸗ pagne 1888 -— 8. betrieben werde, 800 fl. erhalte. Hierüber entstand eine längere Debatte. Der Finanz-Minister Dr. Ritter von Dunajewski erklärte, er könnte . Antrage nur unter der Voraussetzung zustimmen, wenn der Termin für die Wirksam⸗ keit des Gesetzes auch nach der Regierungsvorlage angenommen würde. Hierauf wurde der Antrag mit 22 gegen 7 Stimmen abgelehnt. Abg. Rutowski beantragte sohin unverzins liche Staats vorschüsse behufs Investitionen. Dieser Antrag wird am Schluß erörtert werden. Nach langerer Debatte wurde der Paragraph, welcher den Beginn der Wirksamkeit des Ge— setzes auf den 1. September 1888 festsetzt, angenommen.

Pest, 26. Mai. Prag. Ztg) Im Abgeordneten— hause verweist in Beantwortung der bezüͤglichen Inter⸗ pellation der Minister⸗Präsident von Tisza auf eine seinerzeitige Antwort, betreffend die Beschickung der Pariser Ausstellung; Jedermann stehe die Beschickung frei, er könne diese jedoch nicht anrathen. Es sei nicht im Interesse der ungarischen Industrie, daß die dort erscheinenden wenigen Industriellen die gefammte ungarische Industrie verträten. Die Regierung müsse erwägen, was daraus werden würde, wenn die politischen Verhältnisse gegen unseren Willen sich noch mehr verwickeln. Auch herrsche zu⸗ weilen in Frankreich eine aufgeregte Gemüthsstimmung, wobei gegen den Willen der französischen Regierung und der französischen Nation eine Schädigung des Eigen— thums oder eine Verletzung der Nationalfarben vor— kommen könnte; Frankreich werde die Nichtbeschickung der Aus⸗ stellung sicherlich nicht als Beleidigung betrachten. Der Handels-Minister Graf Szöchényi erklärt, er habe es zur Ver⸗ meidung einer Irreführung für seine Pflicht gehalten, den Industriellen zu erklären, daß die Beschickung Niemandem verboten sei, jedoch einen Hintergrund habe; daher jeder es erwägen möge, bevor er sich zur Theilnahme entschließe. Die Majorität nahm die Antworten zur Kenntniß.

Frankreich. Paris, 26. Mai. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer erklärte, in Beantwortung der Anfrage des Deputirten Dreyfuß, der Finanz⸗Minister Peytral! die Regierung halte es nicht für zulässig, der Bank von Frankreich die Einlösung der gefälschten Bankbilleté aufzulegen, denn sonst würde auch dem Staat die Verpflichtung zur Einlösung falscher Münzen auferlegt werden müssen. Die Bank habe sofort, nachdem die Fälschung entdeckt worden sei, das Publikum davon verständigt und beschlossen, die 500-Francs⸗Billets einzuziehen. Am 24. und 25. 5. M. seien von letzteren 23 300 Stück eingelöst worden und unter dieser ganzen Zahl habe sich nur ein einziges gefälschtes be⸗ funden. Peytral fügt hinzu, die Bank sei geneigt, diejenigen, welche sich in gutem Glauben im Besitz gefalschter Billets' be— n, ausreichend zu entschädigen. Floquet unterstützte die

emerkungen Peytral's. Die von dem Ministerium acceptirte einfache Tages ordnung wurde hierauf einstimmig angenommen. Im weiteren Verlauf der Sitzung genehmigte die Kammer einstimmig die Forterhebung von 40 Fr. . für auswärtigen Alkohol auf unbestimmte Zeit.

(Köln. Zig.) Der Kriegs-Minister de Freyeinet hat heute dem Präͤsidenten Carnot ein Decret zur Unterschrift vorgelegt, wodurch zeitweilig ein aus itgliedern des Qbersten Kriegsraths zu ernennender Ausschuß ge— , . 6. der die Verwaltung der Armee-Corps über— wachen soll.

(W. T. B.) Nach einer Mittheilung des Marine—⸗ Ministeriums ist demselben neuerdings ein Telegramm des General-Gouverneurs von Indo-China zugegangen, welches meldet, daß am 19. April eine unter dem Kommandanten Bosc gegen Do neyb ang operirende Abtheilung in dem Gebirgs⸗ zuge zwischen dem Rothen und dem Schwarzen Fluß den Posten Muong iveggenommen habe. In dem Kampfe hatten die Fran⸗ zosen einen Verlust von 5 Todten und 16 Verwundeten gehabt. Die Abtheilung habe ihre Rekognoseirung nicht weiter fort⸗

gesetzt und ich auf die Besetzung der benachbarten Stellung von Phuyenchau beschränkt, welche eines ihrer Operations- objekte bildete.

27. Mai. (W. T. B.) Anläßlich des Jahres⸗ tages der d der Kommune im Jahre 1871 besuchten heute zahlreiche Mitglieder der revolu— tionären Partei die Gräber der Kommunarden auf dem Pere la chaise. Es wurden die üblichen Reden gehalten, wobei sich einige Redner auch heftig gegen den Boulangismus wendeten. Als zahlreiche Rufe „Nieder mit Boulanger! / ver⸗ nommen wurden, kam es zu einem Zusammenstoß zwischen Anarchist ęn und Anhängern Boulangeris. Einer der letzteren gab drei Revolverschüsse ab, wobei zwei Anarchisten verwundet wurden.

Die Minister Flo quet und Lockroy, welche sich nach Laon zur n ne ng, des dortigen Lyceums begeben haben, wurden dort von der KRevölkerung mit lebhaften Zurufen be— grüßt. Floquet empe, g die Offiziere der dortigen Garnison und betonte denselben gegenüber, die Regierung rech ne auf die Armee, um die republikanische Freiheit gegen Jedweden zu vertheidigen, der sie antasten sollte.

Laon, 27. Mai, Abends. (W. T. B.) Bei dem zu Ehren Floquet's und Lockro y's veranstalketen Diner hob Ersterer die große Fürsorge der republikanischen Regierung für die Landwirthschaft hervor und sagte, das Kabine; habe, indem es zwei seiner Vertreter in das Departement Aisne entsendet habe, die Lauterkeit seiner Politik gegenüber allen Republikanern darthun wollen, welche an? dem Werk der Versöhnung und der Sammlung arbeiten wollten. Auf die neuen Agitationsmittel übergehend, deren man sich gegenwärtig bediene und gegen die sich bereits die Rechtschaffenheit des Volks auflehne, bemerkte Floquet, die Regierung werde denselben die Ruhe als Zeichen der Kraft, den gesunden Menschenverstand und die WVorsicht als Schutz gegen abenteuerliche Unternehmungen entgegensetzen. Nehmen Sie sich ein Beispiel an der Armee, . ist, die 3 zu vertheidigen, wie sie auch in Folge unabläsfiger Arbeit würdig ist, den Boden des Vaterlands zu vertheidigen, wenn derselbe jemals angegriffen werden sollte!“

Rußland und Polen. St. Petersburg, 27. Mai. (W. T. B.) Der Minister des Innern, Graf Tolstoi, behält während des Urlaubs, den er jetzt angetreten hat, die Oberleitung des Ministeriums bei .

Heute, an dem Jahrestage der Krönung, fand die feier— liche Eröffnung der transkaspischen Eisenbahn bis Samarkand statt. Trotz der Ueberschwemmungen zwischen Kizilarvat und Askhabad und des sehr starken Anwachsens des Amu⸗Darja traf der Eisenbahnzug mit den geladenen Gästen gestern auf der Station Amu⸗-Darja ein und setzte alsbald die Reise nach Buchara fort.

. 28. Mai. (W. T. B.) Per 1. März d. J. betrugen die Reichs einnahmen 135 600 00 Rubel gegen 4 86 660 Rubel, die Reichsausgaben 133 800 066 Rubel gegen 131 090 990 Rubel im vorigen Jahre.

Helsingfors, 27. Mai. W. T. B. Der Landtag nahm das Gesetz, betreffend Errichtung finländische? Kavallerie, bestehend aus einem Regiment zu 6 Escadrons, an, beschloß jedoch, daß dieselbe in Finland selbst kantonniren müͤsse.

Spanien. Barcelnna, 27. Mai. (W. T. B.) Der König von Schweden ist heute Mittag aus Madrid hier ein⸗ getroffen. Die Truppen hatten vom Bahnhof bis zum schwedischen Konsulat, wo der König abgestiegen ist, Spalier gebildet. Der König besuchte Nachmittags die Ausstellung und beabsichtigte alsdann mit der Königin⸗Regentin einen Ausflug in die Üüm— gegend zu machen. Abends findet zu Ehren des Königs Gala— Vorstellung statt.

Portugal. Lissabon, 23. Mai. (P. C.) Dem König von Schweden ist bei seiner Ankunft in Lissabon ein über; aus glänzender Empfang bereitet worden. Mehrere Dampf— schiffe waren dem König auf dem Tajo entgegen gefahren, um ihm das Geleit bei der Einfahrt in den Hafen zu geben. Der schwedische. Monarch nahm im Ajudaschlosse Absteige⸗ quartier. Die Gesundheit des Königs Dom Luiz ist leider noch immer nicht vollständig hergestellt; die Aerzte gestatten Sr. Majestät noch nicht, das Palais zu verlassen. Der Schluß der Session der Cortes, welche bereits zweimal verlängert werden mußte, dürfte neuer— dings, und zwar bis Mitte Juni, hinausgeschoben werden. Die Mehrheit der Deputirtenkammer hat nach langen Debatten der dem Ingenieur Herfent ertheilten Konzession zur Ausführung der Hafenbaufen in Lissabon ihre Zustimmung gegeben. Beide Kammern haben kürzlich den Zoll auf ausländisches Getreide auf 11 Fr. per 100 kg erhöht. Der Budgetentwurf für das Finanzjahr 1888589 schließt mit einem Defizit von ungesähr 1000900 Fr. ab.

Belgien. Brüssel, 27. Mai. (W. T. B.) Bei den zur Erneuerung der ausscheidenden Hälfte der Pro⸗ vinziaglräthe in Belgien heut stattgehabten Wahlen ver— loren die Liberalen in der Provinz Luxemburg die Mehrheit an die Katholiken; in der Provinz Namur verloren die Ka— tholiken mehrere Sitze; in der Stadt Namur kommen 12 Liberale mit 12 ausscheidenden Katholiken zur Stichwahl. 9 den Provinzen Lüttich, Hainaut, Brabant behaupten die

iberalen mit geringen Verstärkungen ihre bisherigen Stel— lungen. In den Provinzen Antwerpen, beiden Flandern und Limburg blieben die Katholiken in der bisherigen überwiegen⸗ den Stellung, mit Ausnahme der Stadt Antwerpen, wo die⸗ selben sich am Kampfe nicht betheiligt haben und durch 21 Liberale ersetzt worden sind. Mehrere Sozialisten, die in verschiedenen Städten kandidirten, erhielten verhältnißmäßig wenig Stimmen.

Türkei. Konstant inopel, 27. Mai. (W. T. B.) Der Sultan beauftragte den Minister des Auswärtigen, Said Pascha, die Königin von Griechenland morgen beim Passiren des Bosporus zu begrüßen.

Zeitungs flimmen.

Zu dem Schluß der Landtagssession bemerkt die, Nord— deutsche Allgemeine Zeitung“:

Die am Sonnabend geschlossene Session des preußischen Land⸗ tages hat in den letzten Sitzungen des Äbgeordnetenhaufes eine Frucht ltist welche dem wahrhaften Intereffe des preußischen Volks zu

ute kommen wird.

Das Abgeordnetenbaus hat sich sowohl in materieller Beꝛiehung den Beschlüssen des Herrenhauses bezuglich der Erleichterung de Volkssch en angeschlossen, wie dessen große Mehrheit fich auch auf den von dem anderen Hause und der Staatsregierung festge haltene Standpunkt gestellt hat, daß dieses Gesetz eine Aenderung der im 3 25 der preußischen Verfassung ausgesprochenen Grundsãtze nicht

edinge.

Wenn jetzt in freisinnigenꝰ und ultramontanen Organen über diejenigen Konservativen, welche durch ihre Abstimmung diefes danken werthe Ergebniß herbeigeführt haben, die Schale des Zornes geleert wird, und wenn der Ausfluß dieser Schale nicht gerad? wohlriechend genannt werden kann, so werden die betreffenden Herren sich uber diesen Umstand gewiß leicht zu trösten wisfen. Der Zorn, welcher auf solche wenig appetitliche Weise sich kundgiebt, hat feine Quelle in dem Umstande, daß es nicht gelungen ist, die edle Absicht weithlickender Partei- und Wahlpolitiker zu verwirklichen und die Konservativen in einen Konflikt hineinzutreiben. Daß hierauf dez Willens letzter Schluß gerichtet war, haben die Verhandlungen dez Abgeordnetenhauses vom Freitag gewiß auch Denen klar gemacht. welche, der eigenen weitgehenden Gewissenhaftigkeit in Verfassungz⸗ fragen sich bewußt, nicht glauben mochten, daß von anderer Seste mit in solchen Fragen aufgeworfenen Bedenken ein zu Wahlzwecken veranstalteter Sport getrieben werden könne.

Wie aber auch die Mehrheit der konfservativen Partei sich in dieser Angelegenheit stellen mochte, der Hohn und Spott der Gegner für sie waͤre genau derselbe gewesen, da andernfalls die Letzteren ihnen das Scheitern der beabsichtigten Erleichterung der Volksschul⸗ lasten bei den Wahlen auf die Kreide gefetzt haben würde?

Ueberhaupt muß ja Jeder, der im offentlichen Leben etwas Nütz⸗ liches thun will, darauf gefaßt sein, Seitens jener Preßkoalition verun— glimpft zu werden. Das Bewußtsein, der Allgemeinheit und dem Lande 31 dieser nachgerade bei uns üblich gewordenen Verunglimpfung * dient zu haben, erhebt aber über die Sphäre, in welcher folche Ver- nglimx ngen verletzen können, hinaus. Dieses Bewußtsein nehmen Dien nigen als deslen Lohn mit nach Hause, welche das Zustandekommen des Schul tastenge er ohne Konflikt mit den anderen Faktoren der . im Ib. geordnetenhause bewirkten, und das Land wird ihnen Bank dafür wissen, daß sie ein Netz zerrissen haben, zu dessen Maschen wichtige Interessen der Gemeinden und der Steuerzahler gewissen Leuten gut genug gewesen wären.

Man kann mit diesem Abschluß der Arbeiten des preußischen Landtages um so mehr zufrieden sein, als das letzte Ergebniß dieser Session sich einer langen Reihe gleichwerthiger anreiht, welche im Zusammenarbeiten der gemäßigt siberalen und der konservatlven Elemente mit der Königlichen Staatz— regierung während der ganzen. Legislaturperiode gewonnen wurden, deren letzte Session voraussicktlich gestern ihr Ende erreichte Mit Ruhe können die Mitglieder des Abgeordnetenhauses, die in diefem Sinne ihr Mandat ausgeübt haben, vor ihre Wähler treten und mm darf deshalb vertrauen, daß die im Herbst bevorstehenden Wahlen in de befriedigenden Zusammensetzung der preußischen Wahlkammer nichts andern werden. Wenn übrigens irgend Etwas geeignet war, die Richtigkeit dieser Voraussetzung zu bekunden, so war es die vorgestern bei einer Wahl— prüfungssache bei den Rednern der Deutschfteisinnigen bervorbrechende Wuth, deren Ausbrüche von den Rednern der natlonalliberalen Par- teien mit berechtigter Entrüstung, als unter dem Niveau jeder Er⸗ widerung stehend, zurückgewiesen worden sinz.

Grund dürfte auch darin zu sein, daß die für 1888 in Aussicht genommenen neuen Bahnbauten in Amerika ihrer Ausdehnung nach nicht unwesentlich gegen die im Jahre 1887 aus— geführten zurückbleiben. Von allen Jweigen der Cifenindustrie ist die Drahtindustrie diejenige, welche am Meisten auf die Ausfuhr ange⸗ wiesen ist und nur rund 30 J ihrer Produktion im Inlande unter⸗ bringt. Die Aufträge für sie bon Äusmwärts haben in der leßten Zeit erheblich nachgelassen, zum Theil in Folge der ungünstigen Lage des nordamerikanischen Marktes. „In besonders flottem Betriebe, sind nach den früheren Ein schränkungen der Produktion und bei der im Allgemeinen gehobenen Lage des Eisengeschästs die Roheifenwerke. Die Produktion im rheinisch⸗-westfälischen Bezirk ist von Monat zu Monat stetig gestiegen und zur Zeit um etwa 29 υ höher als zu der gleichen Zeit im Vor— jahre, Die Hochofenwerke sind vielfach bis zum Schluß des ersten Halbjahrs so zu sagen ausverkauft, so daß die Walzwerke, die sich bis dahin nicht gedeckt haben, in Verlegenheit gerathen werden und die in reger Thätigkeit befindliche Stahlindustrie über zu hohe Rob⸗ eisenpreise zu klagen beginnt. ö Die gute Beschäftigung der Eisenindustrie hat natürlich auf die Steinkohlenindustrie günstig zurückgewirkt, der außerdem der strenge und lange Winter zu Gute kam, so daß heute fast sämmtliche Kohlen sorten zu höheren Preisen abgefetzt werden, als vor einem Jahre und die Zewen einzelner Gegenden an Arbeitekräften Mangel haben. Hält man die vorstehenden Wahrnehmungen mit den Ergebnissen der Statistik unseres Waarenhandels mit dem Auslande zusammen, so ergiebt sich aus der Besserung des Eisengeschäfts bei gleichzeitigem Rückgang der Ausfuhr der Schluß, daß auf dem inländischen Markt die Bedurfnisse gewachsen sind und daß ihn die heimische Industrie in steigendem Maße sich erobert.

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 21. Inbalt Marinz und Schiffahrt: Statistische Üebersicht über die deumschen Fischerfahrzeuge, welche in der Nordsee außerhalb der Küstengewaäffer. sischerei betreiben, nach dem Bestande am 1. Januar 15588.

inanzwesen: Nachweisung der Einnahmen des Reichs vom J. bis onde April 1858. Konsulatwesen: Ernennungen. Bestellungen von Konsular Agenten. - Ermaͤchtigung zur Vornahme von Civil=́ standsakten. Todesfall. Exequatur · Ertheilungen. Polizei⸗ wesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.

Amtsblatt des Reichs-Postam tz. Nr. 22. Inbalt: Verfügungen: vom 20. Mai 1888. Cinführung des Postauftrage⸗ verkehrs mit Salvador. .

Eisenbahn-⸗Verordnungs-Blatt. Nr. 14. Inhalt: Gesetz, betreffend die weitere Herstellung neuer Eisenbahnlinien für Rechnung des Staats und sonstige Bauausführungen und Beschaffun⸗ gen zur Vervollständigung und besseren Ausrüstung des Staatseisen / bahnnetzes, sowie die Betheiligung des Staats an den Bankosten einer Eisenbahn von Sigmaringen (Inzigkofen) nach Tuttlingen. Vom II. Mai 1888. (GS. S. 6 Staatsvertrag zwischen Preußen und Sachsen ; Coburg- Gotha, betreffend die Seitens des preußischen Staats im Herzogthum Gotha zu bauenden und zu betreibenden

Cisenbahnen, nebst Schlußprotokoll. Vom 265. November 1887. (G- S. S. 22) Allerhöchster Erlaß, betr. den Bgu und Betrieb der in dem 6e vom 11. Mai 1838 vorgesebenen Eisenbabnlinien. Vom 14. Mai 1888. (G. S. S. 99.) Erlaß des Ministers der zffentlichen Arbeiten: vom 15, Mai 1888, betr. Bestimmung der bau⸗ und betriebsleitenden Behörden für mehrere Eifenbabnlinien. Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 21. Inhalt: Amtliches: Cirkular Erlaß vom 12. Mai 1888. Personalnachrichten. Nichtamtliches: Kriegerdenkmal in Indianopolis. Preis bewer- bung zur Wiederherstellung des Bremer Domes. Die Jubiläumẽ⸗ Gewerbe ˖Ausstellung in Wien 1888. Neues selbstwirkendes Klappen wehr von Carro. Vermischtes: Selbstzeichnender Fluthmesser in Travemünde. Preisbewerbung zur Wiederberstellung des Bremer Domes. Die Wells Lampe. Tragfähigkeit theilweife belasteter Steinplatten. Beaufsichtigung der Theater in England. Herve⸗

Mangon t.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Geschichte der deutschen Kunst von den frühesten Zeiten bis zur Gegenwart, von Wilhelm Lübke. Stuttgart, Verlag von Ebner und Seubert (Paul Neff). 2. Lieferung. In dieser neuesten Lieferung des Werks wird zunächst noch das zweite Kapitel, die karolingische Kunst behandelnd, fortgesetzt und die technisch hoch entwickelte und mit. Vorliebe gepflegte Elfenbeinplastik der ö. geschildert, Der Abschnitt ist durch mebrere der schönsten uns erdal⸗= tenen Reliefs auf Diptychen und Tafeln (im National, Museum zu München, dem Museum in Darmstadt und aus St. Gallen) illuftrirt. Dann wird die Malerei jener Frühzeit besprochen, von der uns noch mancherlei Zeugnisse in schönen Miniaturen vorliegen. Außer mehreren Initialen und anderen Proben sind der Darstellung große Blätter aus den Eyangeliarien des Godescalk und des beiligen Medardus, dem Plalterium Karl's des Kahlen in Paris und dem goldenen Psalterium von St. Gallen in sorgfãltiger Holischnitt· Reprodultien beigegeben. Im zritten Kapitel wendet sich Lübke dann der Darstellung der frühromanischen Baukunst zu. Diefer Abschnitt, der in der vorliegenden Lieferung noch nicht abgeschlossen ist. ist gan; besonders reich illustrirt. Wir finden darin Grundrisse, Ansichten und Details von der Kirche in Mittelzell, dem Münster in Konstanz, der Stiftekirche in. Gernrode, der restaurirten St. Michaels— Kirche in Hildesheim, Lon, Kirchen in Paderborn, Minden, Hersfeld, Köln, Trier, Speier z. ꝛc. Die Darstellung ist, wie von dem bewährten Kunsthistoriker nicht anders zu erwarten, von einem hoben, weit umfassenden kultur ˖ und kunstgeschichtlichen Standpunkt aus behandelt, ohne Weitschweifigkeit stets das Wichtigste, Wesentlichste und Charakteristische aus der Ge⸗ sammtheit der kunsthistorischen Erscheinungen hervorhebend, fließend und fesselnd geschrieben. Dabei hat der Leser das sichere Gefühl, einer den weitschichtigen Stoff rollkommen beherrschenden und mit ge— läutertem Geschmack urtheilenden Autorität zu folgen, deren zuver— lässiger Führung er sich ruhig und gern überlassen darf. Das Werk soll, wie schon angekündigt, in 12 bis 15 Lieferungen zum Preise von je 1 M vollständig sein. ; .

Im Verlage von Gebrüder Paetel in Berlin erscheinen: Berliner Neudrucke. Herausgegeben von Prof. Dr. Ludw, Geyger, Prof. Dr. B. A. Wagner und Dr. Georg Ellinger. (Jährlich eine Serie von 6 Bänden zum Preise von 12 16 Jedes Heft ist einzeln zum erhöhten Preise von 2 M 50 3 bis 3 66 käuflich) Soeben gelangte zur Ausgabe Band J. der ersten Serie: Friedrich Nico—⸗ lai's kleyner feyner Almanach, 1777. Erster Jahrgang. 34, berausgegeben von Georg Ellinger. Diese Reihe umfaßt Werke, welche, in enger Beziehung zu Berlin stehend, selten geworden, bedeutsam oder seltsam gewesen und geblieben sind, und welche da—⸗ neben einen wichtigen Cinfluß auf die Kultur und Literaturströmungen ihrer Zeit ausgeübt haben. Zunächst ist die eigentliche klassische Epoche, jene Jahre von 1740 bis 1815, ins Auge gefaßt, wobei aber eine frühere resp spätere Periode keineswegs gänzlich ausgeschlossen sein soll. Jedes Werk wird mit einer längeren Einleitung versehen sein, welche keineswegs nur für Gelehrte bestimmt ist, sondern in ver stãndnißroller Weise das Buch selbst, seine Stellung innerhalb der deutschen Literaturgeschichte, sowie seine Bedeutung für dieselbe er⸗ läutern und erklären soll. Die Sammlung enthält theils vollständige Werke theils (bei zu ausführlichem oder nicht allgemein werthvollem Inhalt) Auszüge oder ausgewählte Bruchstücke. Was de Erscheinungs⸗ weise der Berliner Neudrucken anbelangt, so soll vorerst alljährlich eine Serie von 6 Bändchen (jedts von ca. 6 Druckbogen) in trefflicher typographischer Ausstattung edirt werden. Bei Abnahme einer ganzen Serie tritt eine Preitermäßigung ein. Die erste Sammlung wird voraussichtlich nachstehende weitere Werke, die im Buchhandel über⸗ haupt nicht mehr oder Loch nur zu hohein Preise zu haben sind, ent— Balten: Lessing s gelchrte, Artikel aus der ‚Vossischen Zeitung“, 1748 1755; Nik. Peucker's ‚wohlklingende Pauke“ (1701) nebst 3 Singspielen Christ. Reuter's (1703 und 1710); Musen und Grazien in der Mark (Gedichte F. W. A. Schmidt's); Christl. Mylius' Zeit- schrift Der Wahrsag-r*, 1749. . .

»Ueber Proberelationen. Eine Mittheilung aus der Justizprüfunge kommissioön. Berlin 1888. Verlag von Franz Vahlen, W., Mohrenstraße 13,14. (Preis 1 M) Die vorliegende amtliche Kundgebung bezweckt, ähnlich dem von der Justizprüfungs kommission unter dem 12 Mai 1836 auf Veranlassung des Justiz · Ministers aus· gearbeiteten Aufsatz, welcher in v. Kamptz. Jahrbüchern Bd. 47 ver— offentlicht und in der Schrift des Präsidenten der Kommission, Simon, „Geschichtliches über die Königlich preußische Immediat⸗ Justiz Examinations. Kommission! im Jahre 1855 wiederholt zum Abdruck gebracht ist, die bei der Anfertigung der Proberelationen für die zweite juristische Staatsprüfung gegenwärtig am bäufigsten vor⸗ kommenden Fehler theilz vom allgemeinen Gefichtẽpunkten aus, theils durch Heranziehung praktischer Beispiele, welche zur Kenntniß der Prüfungskommission gekommen find, in der Erwägung darzulegen, daß eine solche Darlegung als das geeignetste Mittel erscheint, dar⸗ über zu belehren, während der Abdruck von Musterarbeiten, welche zu keinerlei Tadel Anlaß geben, diefen Zweck nicht erfüllen würde.

. Im Verlage von M. Heinsius (Bremen) erschien soeben wieder Eine, neue Gedichts Sammlung Neue Rhein- Lieder‘ von Julins Thikstter. Wir hatten bereits wiederholt Gelegenheit, die bichterischen Erzeugnisse Thikötter's kennen zu lernen und in ihnen ein hocherfreuliches Talent anzuerkennen. Frei von unseren modernen Zeitkrankheiten, dem Peffimismus und dem Materialismus, welche nur zu oft dem künstlerischen Schaffen unserer gegenwärtigen Poeten den Stempel aufdrücken und ihre Werke für ein größeres Publikum zum Theil ungenießbar machen, weht uns aus den T ikõtter'schen Dichtungen der

auch eines lebensfrohen Gemüths entgegen Eine frohe Zuversicht auf Tie befferen Elemente in der Menschenbrust, welche immer wieder den Sieg davon tragen werden äber all' die Anfechtungen und Zweifel des Lebens, spricht aus ihnen und berührt wohlthuend denjenigen Leser, welcher ein Gedichtbuch als ein Erbauungsbuch ansieht und Sinn für das Schöne wat. Frisch und gewandt gefhhrieben werden diese Lieder ihren Leserkreis zu finden wissen, der hoffentlich noch ein viel weiterer als derjenige der Bonner Burschenschaft Alemannia sein wird, welcher das Bändchen gewidmet ist. Der Preis für das brochirte Buch beträgt 25 M, elegant mit Goldschnitt 3

Fhronit der Freiherrlichen Fa milie von Roggen bach. Nach ürkunden und Druckwerken bearbeitet und mit Beilagen versehen durch Max , von Roggenbach. Freiburg im Breisgau. Herder'sche Verlagshandlung. 1888. gr. 80. S. V u. I2⁊. D Der Verfasser diefer Ehronik, als Großherzoglich badenscher Kammerherr zu Heidelberg lebend, giebt uns eine nn,, ,,. der Freiherren von , . unter gewissenbafter Verwerthung der urkundlichen in lierane n. owie einer sehr sor fältigen Benutzung der neueren Likeratur. Die Arbeit wird am Schluß (S. j64) als eine nicht mühelose bezeichnet, sind doch (S. 33 ff) 42 Werke auf geführt, aus welchen die zufammengeftellten Nachrichten entnommen wurden. Die Chronik gliedert sich in fünf Abschnitte, denen als Bei⸗ lage nun (S. i657 = 1275) der Abbruck einiger Ürkunden und Ahnen⸗

roben verschiedener Mitglieder der Familie folgen. Als deren Stamm⸗

ö wird . e fte n f; mit dem verfstorbenen Archiv⸗Rath Bader die Ruine gleichen Nameng bei Bonndorf im Schwarzwalde an—⸗ genommen (S. 4). Diese Ruine wird im zweiten Abschnitt nach Ab= lauf, eines Zeitraums von 33 Jahren seit der dreimaligen Be—= sichtigung don dem Verfasser eingebend und anschaulich be—⸗ schrieben; eine Vergleichung des damaligen Lebens und der früheren Einrichtungen mit den ietzigen Zuständen, theilweise mit Humor gemischt, ist angeschlossen. Mitglieder der Familie von Roggenbach erscheinen in jablreichen Urkunden bereits um 1132 als adlige, bedeutendes Grundeigenthum besitzende Ministerialen der Herzoge von Zähringen (S. 19; doch läßt der Verfasser (S. 35) dabin⸗ gestellt, ob die Familie dem Dynastenstand angehört habe., Die Familie hat sich in verschiedenen Linien verzweigt, welche ihre Wohnsitze zum Theil in Schopfbeim, Breisach, Umkirch, . zum Theil im Fürstbisthum Basel, in Schwaben und dem Elsaß gehabt haben. Sie sind sämmtlich ausgestorben bis auf die noch heute blühende ältere Schopfheimer Linie. Außer dem Verfasser hat noch neuerdings Ruhm und Ehre erworben der frühere Großherzoglich badensche Minister der auswärtigen Angelegenheiten Franz Freiherr von Roggenbach. ge⸗ boren am 23. März 1825, welcher 1871 als Kurator die Kaiser Wil⸗ helms ⸗Universität zu Straßburg organisirte.

In Cail Heymann's Verlag in Berlin erschien jsoeben: Die Handelsgebräuche über Lade, und Löschzeit, Ueber liegezeit und die Liegegelder bei dem Traneport von Gütern auf Flüssen und Binnengewässern im preußischen Staat. Von Dr. Ullmann, Geheimer Ober ⸗Regierungs-Rath und vortragender Rath im Ministerium für Handel und Gewerbe. Preis 150 „6, geb. 2. 46. Ueber die Rechtsverhbältnisse der Stromschiffer haben sich zahlreiche Handelsgebräuche gebildet. Die Gewinnung einer zuverlässigen Ueber sicht über dieselben ist für die weiten Kreise von Interessenten, welche als Absender, Rheder, Befrachter, Spediteure, Trans portunternehmer, Frachtführer und Adressaten (Destinatäre) in Betracht kommen, zu einem vielfach hervorgetretenen Bedürfniß geworden. Die vorliegende, mit Genehmigung des. Ministers für Handel und Gewerbe aus dem rollständigen amtlichen Material gefertigte Zusammenstellung ist azu bestimmt, auf ihrem Gebiet den, vorbezeichneten Interessenten⸗ kreisen ein authentisches Handbuch zu bieten. Der Stoff ist darin nach Provinzen und innerhalb derselben entsprechend dem Geltung gebiet der verschiedenen Handelsgebräuche nach den einzelnen in einer Anlage detaillirten Bezirken der Handelskammern und kauf— männischen Korporationen geordnet. .

Die Nordseebäder auf Sylt. 5. Aufl. (Verlag von Otto Meißner in Hamburg). Das vorliegende, illustrirte, mit Karten, Fluthtabelle, Fahrplänen und den genauesten Ausweisen über Land und Seeweg Verbindungen reich ausgestattete Werkchen bietet in klarer, übersichtlicher Zusammenstellung auch dem gänzlich Fremden ein anschauliches Bild der Sylter Lebens- und Wohnungsverhältnisse, der Preise, Kurbedingungen, Zerstreuungen, wie überhaupt von allem, bezüglich der Sylter Nordseebäder Wissenswerthen. Die diesjährige 5. Auflage ist noch wesentlich bereichert durch eine eingehende Be—⸗ handlung sehenswerther Ausflugspunkte in ihrer verschiedenartigen Eigenthuͤmlichkeit, einem Hinweis auf die neu erbaute Straßenbabn zwischen dem Landungeplatz Munkmarsch und dem Hauptbadeort Westerland und dergl. mehr und darf somit als ein durchaus zuver— lässiger Wegweiser gelten. ö .

Ernst Pasqus, der in einer fortlaufenden Reihe von Erzäh⸗ sungen und belehrenden Unterbaltungen die Einführung in die Oper in der Musikalischen Jugendpost“ bringt, erzählt in der neuesten Nummer eingehend vom Trompeter von Säkkingen“, sowobl von Scheffel's Dichtung, als auch von Neßler's Oper, und Freunde der Dichtung erbalten da manche ihnen erwünschte Aufschlüsse über die bereits vor Neßler komponirten gleichnamigen Qpern, über die außerordentliche Verbreitung und Beliebtheit der Dichtung u. dgl. mehr; im Bilde werden uns Werner Kirchhofer, Konradin, der Rektor u. A. vorgeführt. Zur Erinnerung an Friedrich Rückert, dessen hundertjäbriger Gedenktag in diesen Tagen ge⸗ feiert wurde, betont 8. Erbach in einer biographischen Skizze des Dichters inniges Verständniß für die Jugend, das sich in vielen seiner Dichtungen kundgegeben hat. Aus dem übrigen Inhalt erwähnen wir noch „Der Musikant und der Riese“, ein Märchen von Phil. Held; „Du bist liederlich Erzählung aus Spohr's Jugendleben von Claire Gerhard, sowie die Musikbeilage, dieselbe entbält ein melodiöses Stückchen für Klavier „Kleines Lied? von K. Richards; „Aus den Alpen‘ für Klavier zu 4 Händen von Ch. Morley, endlich ein frisch empfundenes Lied für eine Singstimme und Klavier ‚Pfingsten“ von R. Kügele. .

Schore 's Familienblatt. bringt in der letzten Nummer die 18. Fortsetzung von H. Schobert's Roman Aschen— brödel', dann den Schluß einer im vorigen Heft begonnenen Er⸗ zählung „Im Banne der Berge“, von Alfred Ruhemann, mit Original zeichnungen von Myrbach; ferner: Aus dem Munde der Unmün⸗ digen“, von R. Costa. Zum 16. Mai widmet Otto Neumann ·˖ Hofer „Friedrich Rückert, einen Aufsatz, dem das Bildniß des Dichters beigegeben ist, und an diesen schließt sich Gum erstenmal aus dem Nachlaß veröffent⸗ licht) Einiges aus dessen ‚Poetischem Tagebuch von 18590 bis 15667. Eine Anmerkung macht darauf aufmerksam, daß dieses Tagebuch als Festgabe zu Ruͤckert's hundertstem Geburtstage dem deutschen Volke von des Dichters Tochter, Frl. Marie Rückert, dargebracht werde (Frankfurt 9. M., Sauerländer's Verlag Die Holzschnitte in Schorer's Familienblatt' verdienen in hohem Maße Anerkennung, wie auch die Beilagen in Wort und Bild viel Interessantes und Cha— rakteristisches bieten.

Land- und Forstwirthschaft.

Seitens des Königlich italienischen Ackerbau-Ministeriums ist eine internationale Preisausstellung für Maschinen und Instrumente zur Verbesserung der Hanfkultur und Hanfzubereitung in Aussicht genommen. Die Ausstellung soll vom 20. bis 31. August d. J. in Ferrara stattfinden. Anmeldungen müssen und zwar für jede Maschine einzeln unter Beifügung von Zeichnungen und Beschreibungen, aus denen Volumen, Gewicht, Preis, Art, die zum Betriebe erforderliche Kraftmenge und die Arbeitsleistung vro Tag zu ersehen sind, bis zum 29. Juni inkl. an das Comits zu Ferrara erfolgen.

Sanitäts⸗, Veterinär- und OQuarantänewesen.

Großbritannien.

Zufolge Verordnung des britischen Geheimen Raths vom 8. Mai

d. J. ist die Vieheinfuhr aus Belgien nach Großbritannien ver boten worden.

Gewerbe und Handel.

„Bayerische Gewerbe Zeitung?, (Organ des Bayerischen Gewerbe Museums und des Verbandes Bayerischer Ge⸗ werbepereine, Ankündigungsblatt des Verbandes deutscher Kunst⸗ gewerbevereine, herausgegeben vom Bayerischen Gewerbe⸗Museum in Nürnberg, Redaktion: Dr. J. Stockbauer; Nürnberg, Verlags anstalt des Bayerischen Gewerbe- Museums, C. Schrag; jährlich 24 Nummern, Pr halbjährlich 8 S6). Die beiden neuesten Num⸗ mern dieser Zeitschrift. 9 und 16 J. Jahrgangs 1885 (XXII. Jahr- gang von „Kunst und , bringen an größeren Beiträgen interessante, vorzüglich illustrirte Aufsätze über unsere Wohnung und ihre Einrichtung sowie über das mittelalterliche Draht ˖ Email und seine Anwendung bei der Ausschmückung, von Prunkgefäßen, Schmuckgegenständen ꝛc., deren mehrere im Text abgebildet sind. Im Feuilleton finden wir außerdem Artikel über Geräthe und Gefäße aus getränkter Pappe, über Recht und Moral in Handel und Wandel, die Edelstein-Industrie im Turnauer Bezirk, das Kunstgewerbe in der Wohnung des Handwerkers und die Industrie der bedruckten indischen Kattune. Ferner reihen sich Mittheilungen an aus dem Bayerischen Gewerbe⸗Museum, aus dem Verbande bayerischer Gewerbe⸗Vereine, aus dem Gewerbeleben überhaupt,

technische Ratbschläge, literarische Besprechungen 2c. Von dem Katalog der Mustersammlung des B. Gew.Mus. wird mit den bei⸗ gelegten Bogen die 4. Abtheilung . Schrift, Druck und graphische Künste nunmehr abgeschlossen. Tie Extra Beilage Nr. 5 zeigt eine Kollektion Druck Verzierungen. In der am 22 d. M. in Nürnberg abgehal⸗ tenen Generalversammlung des Baverischen Gewerbe⸗Museums wurde von dem Direktor von Kramer berichtet, daß auch im ver flossenen Jahre die Sammlungen schätzenswerthe Bereicherungen er. fuhren; die Bibliothek zählt jetzt 19 423 Bände, wozu noch 4393 PVatentschriften kommen. Das chemische Laboratorium war mit 479 Analvsen betraut und führte ferner 1101 Versuche aus; außerdem konnten noch in 662 Fällen Auskünfte auf Grund bereits gewonnener Erfahrungen oder nach Angaben in der Literatur ohne Ausführung besonderer Versuche ertheilt werden. Nach Verlesung des Berichts, welcher erseben ließ, daß überhaupt die vielfachen Veranstaltungen des Gewerbe Museums starke Benutzung Seitens der Gewerbe treibenden fanden, wurde die Jahresrechnung pro 1887 bekannt ge— geben. Hiernach betrugen die Einnahmen 114 041 S, die Ausgaben 101749 40 ;

Nach dem in der ordentlichen Generalversammlung des All⸗ gemeinen Deutschen VersicherungszVereins in Stutt- gart erstatteten Bericht für das Geschäftsjahr 1887 war dasselbe für den Verein ein rvollständig günstiges. Die Prämieneinnahmen haben nunmebr eine Höhe erreicht, wie dies selbst vor der Verstaatlichung der Unfallversicherung nie der Fall war; es wurden im Jahre 1887 zusammen 17 306 Versicherungen über 71 707 Personen neu abge— schloffen. Der Verlust, der dem Verein durch das Kranken- und Un fallgesetz erwachsen ist, wurde durch die weitere Ausdebnung des Ge— setzes fuhlbarer. Der Bericht hebt als erfreulich hervor, daß es trotzdem gelungen ist. den Verein nicht nur lebensfähig zu er⸗ halten, sondern ihn in so kurzer Zeit auf die jetzige Höhe zu bringen. Allerdings hätten diese Errungenschaften besonders auf dim Gebiete der Haftpflichtversicherung große Kosten verursacht, allein dieser Auf⸗ wand für Organisation war unvermeidlich zur Sicherstellung der Existenz des Vereins und ist als ein einmaliger im Geschäftsberichte bereits zur Abschreibung gelangt. Die Uebergangszeit ist damit ab— geschlossen und es tritt der Verein wieder in regelmäßige Verbältnisse mit normalem Kostenaufwande ein. Die Reserven des Vereins sind in allen Abtheilungen reichlich bemessen. Die Ergebnisse der Sterbe⸗ kasse und der Brautaussteuerversicherung seien günstige. Bei der Militãr⸗ dienstversicherung jedoch seien die Prämien nicht hoch genug bemessen. Die Brautaussteuerversicherung nimmt einen guten Fortgang. Am Schlusse des Jahres 1837 betrug die Zahl der Versicherungen 38 872 mit 118 407 Versicherten. Die Gesammtreserven haben sich auf 1157120 Æ erhöht; die Jahresprämie betrug Ende 1887 937348 6 Der Reingewinn ergiebt nach einigen Abschreibungen 12137 * Im neuen Geschäftsjahre sind bis jetzt weitere 5g 14 Ver— sicherungen uͤber 25 607 Personen abgeschlossen worden mit einem Zuwachs der jährlichen Prämie von j43 763 6½. Die Anträge des Verwaltungsraths auf Auflösung der Krankenkasse Abtheilung VII) und auf Erhöhung der Beiträge für die Militärdienstversicherung wurden einstimmig angenommen. ;

Aachen, 2.5. Mai. (W. T. B.). In der heute stattgefundenen General versammlung der Aktiengeseklschaft für Bergbau, Blei und Zinkfabrikation zu Stolberg und in West— falen waren 13 459 Stammaktien und 14647 Vorzugsaktien mit 3578 Stimmen vertreten. Die Versammlung genehmigte die Bilanz und ertheilte Decharge. Der Justiz-Rath Maaß wurde zum Generaldirektor gewählt und den Erben des verstorbenen Generaldirektors Landsberg 30000 (S ausgesetzt. Ferner beschloß die Versammlung, die Dividende von sg für Vorzugsaktien und von 1, für Stammaktien mit einem Abzug von 3 0so Diskonto bis zum 1; Oktober c. am 1. Juni ce. zu zahlen. Zum Schluß verlängerte die Versammlung die Ermächtigung für den Aufsichtsrath zum Rück⸗ kauf von Vorzugsaktien im Gesammtbetrage von 293 982 66, aber nicht über pari, bis zur nächsten Generalverfammlung.

New⸗ Hor k, 26. Mai. (W. T. B.) Der Werth der in der ver—⸗ gangenen Woche einge führten Wagren betrug 6 914520 Doll., davon für Stoffe 2222082 Doll. Der Werth der Einfuhr in der Vorwoche betrug 7074 838 Doll,, davon für Stoffe 11480 745 Doll.

Verkehrs ⸗Anstalten.

Am 1. Juni d. J tritt der Sommexr-Fahrplan der Großen Berliner Pferde⸗-Eisenbahn-⸗Gefellschaft in Kraft, durch welchen neben verschiedenen Betriebs veränderungen auch einige Tarifermäßigungen zur Einführung gelangen. Was die Betriebs veränderungen anbetrifft, so werden die Linien Mariendorf Blücher platz?! und Tempelhof Blücherplatz. durch die Lindenstraße bis zum „Dönhoffplatz' verlängert; ferner wird die Linie Behrenstraße Brandenburgstraßen! nach dem Moritzplatz⸗ und die Linie Zoologischer Garten Moritzplatz nach dem, Görlitzer Bahnhof“ geführt werden, wobei die letztere Linie nicht mehr durch die Flottwellstraße und Schönebergerstraße, sondern durch die Pots⸗ damerstraße und Königgrätzerstraße bis zum Askanischen Platz geleitet wird. Die Linie „Rixdorf (Hermannplatz Spittelmarkt“ geht ein; dafür wird die durchgehende Linie Rixdorf (Endpunkt) = Spittelmarkt. statt in 12 demnächst in 6 Minuten - Zwischenräumen betrieben werden; auf der Linie ‚Rirdorf (Hermannplatz = Schloß⸗ brücke! wird statt des jetzigen 8s Minuten Verkehrs ein 6 Minuten Verkehr eingeführt; ebenso wird die Linie „Kreuzberg —emminer— straße' ebenfalls in 5 Minuten- Zwischenräumen (jetzt 7) betrieben werden. = Die Linie . Stromstraße (Moabit) Moritzvlatz, wird bis zum ‚Leipzigerplatz, und die Linie Schloßplatz Bülowstraße“ bis zur Lützow und Pots damerstraßen ⸗Ecke“ ver kürzt.

Nach der von dem eidgenössischen Post. und Eisenbahn ˖ Departe⸗ ment veröffentlichten Eisenbahnstatistik der Schweiz für 1886 betrug am Ende des Berichtsjahres die gesammte Baulänge der schweizerischen Eisenbahnen 2855 245 m, die Betriebslänge 913 641 m. Davon kamen auf Normalbahnen 2679940 m Baulänge bezw. 2722 371 m Betriebslänge, auf Spezialbahnen 191 371 m Baulänge bezw. 102 1390 m Betriebslänge, auf Drahtseilbahnen 3801 m Bau— länge bezw. 3229 m Betriebs länge, auf Tramways 22503 m Baulãnge bezw. 22 431 m Betriebslänge, endlich auf Bahnstrecken ausländischer Unternehmungen 57530 m Baulänge bezw. 53 478 m Betriebslänge. (Die im Auslande belegenen Strecken schweizerischer Unternehmungen sind in obigen Ziffern nicht inbegriffenß. Neu eröffnet wurden im Jahre 1886 folgende Linien mit einer Gesammtlänge von 29 913 m: von der Suisse, Decidentale Simplon - Bahn die Strecke Bouveret St. Gingolph (Länge 3982 m), von der Appenzeller Bahn die Linie Urnaͤsch⸗Appenzell (10 772 m), von der Traversthalbahn die Zweig⸗ linie Fleurier⸗Buttes (3146 m), die Kriens Luzern ⸗Bahn (3088 mz, die Linie Pont⸗Vallorbe (8707 m) und die Drahtseilbahn in Lugano (248 m). In den Normal und Spezialbahnen der Schweiz war Ende 1886 (die im Auslande belegenen Strecken mit eingerechnet) ein Gesammtkapital von 1 050 608 170 Fr. angelegt, und zwar be⸗ zifferte sich das einbezahlte Kapital wie folgt: Aktienkapital 358 574 602 Fr., konsolidirte Anleihen 568 506 475 Fr., Subventionen mit bedingtem Anrecht auf Dividenden oder Rückzahlung 11 268 937 Fr., Baufonds aus Betriebserträgen 2258 156 Fr. Von dem verwendeten Kapital kamen 898 372 559 Fr. auf das Bau⸗ conto der im Betriebe befindlichen Linien, 1379 4275 Fr. auf Ver wendungen für die im Bau begriffenen Linien und Objckte, 20 8655 612 Fr. auf Emissionsverluste an den Attien, 114 858 455 Fr. auf zu amortisirende Verwendungen. 2 459 794 Fr. auf Verwendungen für Nebengeschäfte und 12 672 324 Fr, als Saldovortrag. Von ken Baukosten der im Betriebe stehenden Linien entfallen auf Bahnanlage und feste Einrichtungen 80902 461 562 Fr., auf rollendes Materiäk 87 854 857 Fr', auf Mobiliar und Geräthschaften 8 Hoss 145 Fr. Durchschnittlich berechnen sich die Baukosten vro Kilometer (uf 329510 Fr. Ueberschritten wird dieser Durchschnittssatz von folgenden 6 Bahnen: der Gotthardbahn, welche pro Kilometer Jo1 183 5. erforderte, der Bötzbergbahn, welche 486 Io5 Fr., der Arth⸗Rigibahn, welche 458 598 Fr., der Rigibahn, welche io 785 Fr., der Bahn Rorschach ⸗Heiden, welche 3775614 Fr., und der Centralbahn, welche