— Im „Schwäbischen Merkur“ lesen wir:
Kaiser und Reich am 25. Juni 1888. — „Die Sonne, die sich ftrahlend dort erbebt, Sie führte einen folgeschweren Tag herauf — mit diesen Anfangsworten von Uhland's Herzog Ernst möchten wir den heutigen Montag begrüßen, an welchem Deutschlands Fürsten um Deutschlands Kaiser sich schaaren, die Worte zu bören, welche dieser zum Antritt seiner Regierung an die versammelte Vertretung des deutschen Volks richten wird. — Ein folgeschwerer Tag — wir haben Grund zu boffen, daß er schwer von guten Folgen sein werde. Der junge Kaiser bat Anlaß, an diesem Tage zu srrecen, wie Kaiser Konrad in eben jenem Uhland'schen Schauspiel: Erlauchte Fursten, eurer Gegenwart Bei unserm beutgen Feste seid bedankt! Denn es ist die Bundestreue, welche die deutschen Fürsten heute in Berlin versammelt. Was ging doch für ein elendes Gerede kürzlich in auswärtigen Blättern; dem alten sieggekrönten Kaiser Wilhelm baben sich die deutschen Fürsten willig untergeordnet; man werde sehen, daß sie zu dem jungen Wilhelm, dem Enkel, der noch keine That verrichtet, nicht so leicht in dasselbe Verhältniß treten werden! Nun, der Gegenbeweis wird jetzt zunächst durch eine glän⸗ zende Kundgebung gefeiert; die Thaten, die freudige Mithülfe zum weiteren Ausbau des Reichs, werden folgen; die Bereitschaft, in guten und bösen Tagen zum Reich zu stehen, wird sich finden; das liegt in jener Kundgebung eingeschlossen, welche die Stelle eines Ge⸗ löbnisses vertritt. Unser neues Reich ist arm an äußeren . schwerlich zu seinem Unglück. Was kommt auch auf alle jene Aeußerlichkeiten an, wenn die. Grundlage fest, der Wille kit ist? Der Kaiser hat keine Kaiserkrone, auch sonst keine Reichsabzeichen, keine Ausstattung an Geld und Gut; nichts ist darüber bestimmt, wie es beim Tode eines Kaisers, beim Regierungsantritt eines neuen in Bezug auf Feierlichkeiten zu halten sei; an die Stelle davon tritt die Freiwilligkeit, treten lebens- volle Bezeugungen wie die am beutigen Tage Aus solchen Bezeuzungen entftehen denkwürdige Tage, die ein geschichtliches Antlitz tragen, schönere und wirksamere, als Tage voll lästiger, er⸗ müdender Ceremonien. Welch ein Tag, als vor 17 Jahren im Ruhmessaal der französischen Nation zu Versailles der Kaiser ver⸗ kündigt wurde! An ihn erinnert der beutige, an welchem die deutschen Fürsten im Königsschlose zu Berlin den zweiten Wilhelm umstehen, freilich in Trauer um den herrlichen Sohn des greisen Kaisers Wil helm, der seinem Vater nur auf den Thron folgen sollte, um gleich auch in die Gruft zu ihm hinabzusteigen; aber auch in Ter freudigen heffun daß nun der Enkel das deutsche Volk aus der Doppeltrauer eraus zu neuer Bethätigung eines gesunden, frischen, nationalen Lebens führen werde.
— Die „Danziger Allgemeine Zeitung“ schreibt:
Der günstige Eindruck, welchen die Hauptziffern unserer Waaren⸗ statistik für 1887 hervorbringen, befestigt sich noch mehr, wenn man weiter ins Einzelne gebt und die Vorjahre zum Vergleiche heranzieht.
Die bemerkenswertheste Erscheinung in den Hauptziffern war eine ungewöhnlich starke Vermehrung der Einfuhr, welche die gleich eitige Steigerung der Ausfuhr übertraf und so bewirkte, daß unsere Handels bilanz zwar noch aktiv blieb, aber in dem Ueberschuß der Ausfuhr⸗ werthe über die Einfubrwerthe von 97,1 Millionen Mark in 1886 auf nur 10,65 Millionen Mark in 1887 zurückging. Bedenklich ist die Steigerung der Einfuhr in keiner Weise, im Gegentheil enthält sie zum Theil eine erfreulicke Erscheinung. Sofern sie nämlich auf einer großen Vermehrung der Getreidezufuhr beruht, für welche der Grund ledig⸗ lich in den spekulativen Einkäufen vor den 1887 beschlossenen Zoll⸗ erhöhungen liegt, wird das laufende Jahr durch eine erhebliche Ver⸗ mindernng der Getreideeinfuhr den , Ausgleich bringen. Beispielsweise ist bereits in den ersten vier Monaten von 1888 die Einfuhr zurückgegangen; in Weizen um 291 630, in Roggen um 724 648, in Bud weizen um 73 000, in Hülsenfrüchten um 55 000, in Gerste um 186 000 Doppel ⸗Ctr. Erfreulich ist aber die Steigerung der Gesammteinfuhr, sofern sie auf Vermehrung der Einfuhr der zur Verarbeitung nothwendigen Rohstoffe entfällt Und das ist in ganz beträchtlichem Maße der Fall. So hatte die Einfuhr gegen 1886 einen Mehrwerth: in Abfällen. Düngungsmitteln von 3,ð Millionen Mark in Rohstoffen der chemischen Industrie von 3.1 Millionen, in Gerbstoffen von 4.3 Millionen, in Erzen von 14 Millionen, in rohem Bau. und Nutzholz von 224 Millionen, in Spinnstoffen von 63,5 Millionen, in Rohstoffen der Kautschuk⸗Industrie von 2,7 Millionen Mark. ; ᷣ ;
Auf der andern Seite weist die Ausfuhr einen erheblich ver mehrten Absatz unferer Industrieerzeugnisse im Ausland auf. Insge⸗ sammt hatte die Ausfuhr 1887 einen Mehrwerth gegen das Vorjahr von rund 150 Millionen Mark. Auch hier hat zunaäͤchst die ungünstige Lage der Landwirthschaft mit einem Minderwerth der Ausfuhr von Vieh und Getreide im Betrage von üher 21 Millionen Mark das günstige Gefammtergebniß geschmälert. Gehen wir aber die Ausfuhr— tabelle in Rücksicht auf die Erzeugnisse der Industrie durch, so finden wir Mehrwerthe von 39.2 Millionen Mark in Zucker, Syrup und Melasse, 53 Millionen in chemisch einfachen Stoffen, 8.3 Millionen in Schreib und Zeichenmaterialien, Farbewaaren, 27,? Millionen in Eisenwaaren, 4,1 Millionen in Fabrikaten aus anderen unedlen Metallen, 10,ö Millionen in Papier und Pappe, 11,9 Millionen in Leder Riemer und Täschnerwaaren, 31,3 Millionen in Zeugwaaren, 3,? Millionen in Strumpfwaaren, 5,5 Millionen in Posamentier⸗ und Knopfmacherwgaren, 6,5 Millionen in Kleidern, Wäsche⸗ und Putzwaaren, 6,3 Millionen in Maschinen und Instrumen ten. Zurück⸗ gegangen ist die Ausfuhr namentlich in Kurzwaaren und Schmuck (lum 13,9 Millionen Mark).
Um die Entwickelung des Ausfuhrhandels in den wichtigsten In dust rie zweigen seit 1880, also unter der Herrschaft der Zollpolitik, zu veranschaulichen, haben wir folgende Tabelle e ht:
Es betrug der 6. in Mill. Ma ; 4.
1886 1885
Ueberhaupt: 3135 2983 2859 3203 3269 2892 Nahrungè ⸗ und Ge⸗
nußmittel.. 409,8 3865, 8 466,9 529,5 504 Chemische Industri 214,4 254 247 237 Metall ·Industrie. 356,3 336 355 294
apier · Industrie. 81,3 78 74 54
der⸗, Rauchwaaren 245,8 245,3 255 254.2 185 Textil · Industrie 1071,9 1016, 9 992 958 944
Maschinen, ĩ aschinen Irstri 144 1412 149,2 907
mente J 120,7 Kurzwaaren . 78,4 83, 4 81 49.1
90, 5 .
Die günstige Stellung der Jahre 1883 und 1884 ergiebt sich na⸗ mentlich aus den guten Preisen jener Zeit, wohingegen sich im folgenden Jahre die Absatzstockung auf dem Weltmarkt geltend machte und das Jahr 18s unter den ungünstigsten Preisen zu leiden hatte. Der Rückgang der Ausfuhrwerthe der Nahrungs ⸗ und Genußmittel hängt namentlich mit dem Sinken der Getreideausfubr und der schweren Krisis der Zucker- und Branntweinindustrie zusammen. Eine im Allgemeinen gänstige Entwickelung zeigen neben Papier⸗ und Lederindustrie die beiden großen Hauptzweige der nationalen Produktion, die Metall; und die Textilindustrie. An einfach bearbeiteten Gegenständen und fertigen Fabrikaten der ersteren führten wir aus 18580; 697 600 t, 1887 dagegen 987 200 t. Dasselbe Verhältniß für die Fabrikate der ö war: 80 900, 104 200.
1883 18890
Gewerbe und Handel.
In der am 25. d. M. in Halle a. S. abgehaltenen Generalversammlung der A. Riebeck'schen Montan⸗ Wer ke, Aktiengesellschaft, wurde die vom Vorstand vorgelegte Bilanz nebst Gewinn und Verlustrechnung genehmigt, und dem Vorstand und Aufsichtsrath Decharge ertheilt. Von dem Reingewinn kommen 105 0,90 Dividende mit 1650 000 4 und 20 946,20 6 Gratifikation an Beamte zur Auszahlung, während 183 000 M auf neue Rechnung vorgetragen werden. Ju Mitgliedern des Aufsichtsraths wurden ge⸗ wählt die Herren: Bankdirektor Dr. Rießer in Berlin, Bankdirektor, Justiz⸗Rath Winterfeld in Berlin, Bankdirektor Michelet in Berlin, Bankdirektor . in Berlin, Bankier Hermann Arnhold in Halle a. S., Rentier C. A. F. Benstedt in , a. S. .
— Vom rheinisch⸗westfälischen Metallmarkt berichtet die . Rheinisch. Westf. Ztg. : Die Haltung des rheinisch-⸗west⸗ fälischen Eisenmarktes bat sich während der letzten Woche nur unwesentlich geändert. In Eisenerzen ist die Anfuhr unver= ändert flott geblieben und die Preise haben sich im Allgemeinen auf ihrem feitherigen Niveau fest behauptet. Luxemburger Erze sind ebenfalls unverändert; man notirt für rothe Minette 320 „S, für gelbe Minette 2,60 M6 Roheisen ist im Ganzen und Großen still. Die Ungewißheit, welche noch in verschiedenen Zweigen des Walz eisengeschäftes herrscht, macht die Abnehmer zurückhaltend, so daß meist nur der nächste Bedarf gedeckt wird; es ist dies namentlich für Puddelroheisen der Fall. In Spiegeleisen hat sich seit dem . Berichte keine Aenderung gezeigt. Man notirt für 16— 12/0 mangenbaltige Sorten 58 „ Die übrigen Sorten sind im Wesentlichen ohne Aenderung geblieben. Für Luxemburger Gießerei, Roheisen wird 41 46, für Pupdel= roheisen 38570 M notirt. Englisches Bessemereisen gemischte Loose wird f. o. b. netto prompte Lieferung mit 13 s. per Tonne bezahlt. In Walzeisen ist der Markt im Allgemeinen still. Sta beisen hält sich zwar fest im Preise, dasselbe läßt indessen nur einen mãßigen ö Trotz des Mißverhältnisses zum Rohmaterial scheint jedoch Angesichts der jetzigen Geschäftélage eine Aenderung der Preise vom Verbande nicht in Aussicht genommen zu sein. Fagoneisen ist sehr lebhaft gefragt. Die Preise sind außerordentlich fest, und es soll auf einer demnächst stattfindenden Versammlung u. a. auch die Frage einer Preiserhöhung zur Berathung kommen. Die Lage der Grobblechwaljjw erke ist eine günstige, wie auch die Mai⸗ statistik vollständig bestätigt, welche sowohl für den Versandt, wie für die Produktion eine Zunahme zeigt. Auch sind mehr Bestellungen eingegangen als im April und die Nachfrage ist 1 der kürzlich be⸗ schloßsenen Preiserhöhung noch immer eine lebhafte. Jlicht so Günstiges läßt sich von Feinblechen berichten, für diese hat sich die Marktlage noch immer nicht befriedigender gestaitet. In Walzdraht ist es sehr still, da das fast gänzliche Ausbleiben der amerikanischen Austräge schwer empfunden wird. Die Preise für das In— land werden durch das Syndikat gehalten, die Walzwerke sind aber kaum halh beschäftigt. Gezogener Draht in ziemlich gefragt und die Werke haben meist flotte Arbeit. Traurig sieht es dagegen in Dr aht⸗ stift en aus, da die Verhandlungen mit dem Westf. Draht ⸗Industrie⸗ Verein und den übrigen außenstehenden Werken zu einem Ergebniß bisher noch nicht geführt haben und auch wohl kaum führen werden. Die Maschinenfabriken und Eisengießereien haben der großen Mehrzahl nach befriedigende Beschäftigung, doch hört man hier, wie in den meisten anderen Branchen die Klage, daß die Preise der Fertigartikel denen der Rohmaterialien nicht entsprächen und verhältnißmäßig nur geringen 246 lassen. In der Geschäftslage der k ist eine Aenderung nicht zu verzeichnen. In
t vom 26. Juni 1888, r Morgens.
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Stationen.
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Ausläufer nach den Niederlanden. Europa hat sich der hohe Luftdruck noch erhalten, so daß bei schwachen Winden das warme und meist heitere Wetter über Deutschland zunächst fortdauert. Im westdeutschen Binnenlande stieg gestern die Temperatur vielfach bis auf 298 und 30 Grad, zu Magdeburg selbst bis auf 33 Grad. Aus Süd deutschland werden Gewitter mit Regen gemeldet. Obere Wolken ziehen aus Süd bis Ost.
den übrigen Eisenbabnmaterialien ist, was die Marktverbält ˖ nisse anbetrifft, nichts Wesentliches zu berichten. t
Königtberg i. Pr., 2. Juni. (B. T. B.) Wollmarkt. Die beutige Zufubr betrug 300 Centner, die sämmtlich zu den am Sonnabend gehandelten Preisen verkauft wurden. Der Markt ist geschlossen, da nennenswershe Zufuhren nicht mehr zu erwarten sind.
London, 25. Juni. (W. T. B;) Wollaukti on. Tendenz fest, gute Konkurrenz. ;
lasgow, 265. Juni. (W. T. B.) Die Verschif fungen
von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 7810 Tonnen gegen 3326 Tonnen in derselben Woche des vorigen Jahre.
Bradford, 25. Juni. (W. T. B.) Wolãle englische Gattungen flau, jedoch Merino und feinste Großbred fester, Garne ruhig, unverändert, für Botanygarne guter Begehr, in Stoffen gutes Geschãft, besonders Botanyfabrikat.
Submissionen im Auslande.
Spanien. 1) 31. Juli, 1 Uhr Nachmittags. Madrid. Fomento⸗Mini⸗ sterium, General⸗-Direktion der öffentlichen Arbeiten; Eifenarbeiten für die Brückenbauten über die Flüsse Areolea, Cherin und Rambla d' Ugijar (Chaussee von Ugijar nach Adra, Provinz Almeria). . 2) 31. Juli, 1 Uhr Nachmittags. Dieselbe Behörde. Metaslarbeiten für den Brückenbau über den Fazouzo (Chaussee von Ribadea nach Vivera, Provinz Lugo). ö Voranschlag 106 309, 82 Peseten. Kaution 5350 Peseten. Näheres an Ort und Stelle.
Verkehrs ⸗Anftalten.
Hamburg, 25. Juni. (W. T B) Der Postdampfer Bohemian der Ham burg ⸗Amerikanischen Packetfabrt Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute Vor⸗ mittag 15 Uhr in New⸗York eingetroffen.
— 26. Juni. (W. T. B.) Der Postdampfer Gellert“ der Hamburg ⸗ Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktien ⸗ gesellschaft ist, von New⸗YPork kommend, heute früh 3 Uhr auf der El be angekommen.
Theater und Mufik.
Im Friedrich⸗Wilbelm städtifchen Theater wird der Zigeunerbaron· von Johann Strauß morgen noch wiederholt. Am Bonnerstag geht wieder einmal Offenbach's . Pariser Leben? in Scene. Diese musikalische Pssse hat sich als der Haupttreffer im Offenbach⸗Cyklus erwiesen und wird auch diesmal von Neuem seine unverwüstliche Wirkung erproben.
Mannigfaltiges.
Trabrennen in Weißensee am 24. Juni. Das diesjährige Juni⸗Meeting der Berliner Trabersports nahm wegen der allgemeinen Landestrauer erst Sonntag seinen Arfang. Dasselbe begann um 35 Uhr mit: ö ö
J. Sommer ⸗Eröffnungs⸗Rennen. 600 M dem Ersten, 300 M dem Zweiten. 100 1 dem Dritten. 2600 m. Es starteten 5 Pferde, wodon ‚Tschadꝰ mit 4: 40 Erster wurde. Als Zweiter ging „‚Posilei' durchs Ziel mit 4: 4. Dritter wurde Liubownik“
mit 4: 35.
Il. Jungfer n⸗Rennen. 500 6 dem Ersten, 200 6 dem . und 1600 66 dem Dritten. 2600 m. Es starteten 4 Pferde.
rster wurde Fochany mit 4: 30, Zweiter Silverleaf mit 4: 34.
III. Preis von Malchow, Handicap. 350 M dem Ersten, 160 M dem Zweiten, 50 6 dem Dritten. 3000 m. Das Handicap stellte sich wie folgt: ‚Gurko. 2800, „Peter 2800, Nadesnaja“ 2825, „Dexter 2825, . Moneta“ 2825, . Witias 2825, „Tropfen Gift“ 3000, „Boston 3000, „Alfred 2750 m. Erster wurde ,, mit 5: 26, Zweiter Dexter mit 5: 18, Dritter Peter“ mit 5: 28.
1IV. Preis von Hamburg, Handicap. 1000 M dem Ersten, 350 dem Zweiten und 150 M dem Dritten. Das Handicap stellte fich wie folgt: „‚Tscherkeß 3675, Dʒzelowaja' 3750, „ Padorgck 3750. Sociste Union erklärt, mit Padoroc gewinnen zu wollen. 4000 m. Als Erster ging durchs Ziel ‚Tscherkeß mit 6: 8, ‚Padorock und „Dzelowaja? als Zweite mit 6: 30. —
V. Ko ldun-⸗Preis. 350 6 dem Ersten, 150 4 dem Zweiten, 100 6 dem Dritten. 2090 m. Es starteten 5 Pferde, wovon Silverleaf mit 3: 24 Erster wurde, Zweiter ‚Koldun' mit 3: 82 Dritter Tscharodse“ mit 3: 35. ; .
VI. Trost⸗ Rennen. 300 4 dem Ersten, 159 M dem Zweiten und 100 M dem Dritten. 2500 m. Es starteten 2 Pferde, „Posilni' und ‚Ljubownik'. Erster wurde Liubownik‘ mit 4: 36.
Wien, 25. Juni. (W. T. B.) In Brizezi (Galizien) schlug der Blitz während des Gottesdienstes in die Pfarrkirche, wodurch 3 Personen getoͤdtet, 6 schwer, 30 leicht verletzt und etwa 200 kon tustonirt wurden. Der die Messe lesende Bischof von Krakau er⸗ mahnte zur Ruhe, wodurch größeres Unglück verhindert wurde.
London. 25. Juni. (W. T. B) Der Dampfer des Nord⸗ deutschen Lloyd Werra‘, welcher in der Nähe von Dungeneß ge⸗ strandet war, ist in der Nacht von drei Schleppdampfern wieder flott gemacht worden und hat seine Reise fortgesetzt.
Ueber Mittel Rroll's Theater. Mittwoch
r. Katharina Klafsky. Fidelio. lafsky.) Donnerstag: Gastspiel des Kammersängers Täglich: Bei günstigem Vorstellung, Abends bei brillanter
Deutsche Seewarte. Concert.
Aberdeen. ONO 1 wolkenlos
1wolkenlos 2 wolkig 4 wolkenlos 3 bedeckt 1 bedeckt
Christiansund 28 Kopenhagen. 64 SSW Stockholm. N St Petersburg Moskau ... Cork. Queens
town... Helder .... Sylt
Donnerstag: 3 Dunst langweilt. I heiter ö e,, 4 2 wolkenlos onnabend: Hamburg .. 2 wolkenlos Swinemünde 1' wolkenlos 3 . ,, ; heiter ͤ . . , 1 arlsruhe .. ) en df 3 heiter heiter 2 wolkenlos L wolkenlos I wolkenlos
still heiter? 28 i) Abends Gewitter. ) Abends witter. 2) Gestern Gewitter. , 966 a , . . . Das gestern über Lappland liegende Minimum ist südostwäͤtts nach Großrußland an Tiefe n sft forigeschritten, Eine zweite Depression unter 757 mm erscheint im Südwesten Irlands und entsendet einen
Donnerstag: Im Park:
Theater ⸗Anzeigen.
Zeutsches Theater.
Gr wissens wurm. Die Welt,
Prinz Friedrich von Homburg. Letzte Vorstellung in dieser Saison. Fauft. Anfang 65 Uhr.
In den Monaten Juli und August bleibt das Deutsche Theater“ geschlossen.
Victoria-⸗ Theater. Mittwoch: Neu einstudirt, mit gänzlich neuer Ausstattung, zum 7. Male: Die Kinder des Kapitän Grant.
Friedrich Wil helmstãdtisches Mittwoch: Zum 233. Male: Der Zigennerbaron. Operette in 3 Akten nach einer Erzählung M. Jokai's von J. Schnitzer.
Im prachtvollen Pack um 6 Uhr: Triple Concert. . Kapelle (Miklos Istvan). Auftreten erster Gesangs⸗ und Instrumental · Virtuosen. Im Theater: J Großes Triple ⸗ Concert. sämmtlicher Gesangs⸗ und Instrumental⸗Künstler. Concert der Tambura⸗Kapelle.
ers Hrn. Carl Wiene.
Der angenichtse.
schauspie
Mittwoch: ift orische
in der man sich
schaft Kriebaum u. Nowak, Schiller, der Wiener Soubrette
Illumination. Donnerstag:
3. Male: Doppel Concert.
Theater. gesellschaften ꝛe.
: Gastspiel der
Königl. S Hrn. Paul Bulß. Hans Heiling. Wetter vor und nach der
leuchtung des Sommergartens: Großes Doppel⸗
Velle⸗ Alliance Theater. Mittwoch: Neunte
große Volksvorstellung zu halben Kassenpreisen. 3. ö des Königl. Württembergischen Hof ⸗
Charakterbil der fran · gie. Epochen aus 3 Jahrhunderten von Paul o
Vor, während und nach der Vorstellung: Großes Doppel · Concert. Gastsy. d. Wiener Volks ãngergesell · : Hr. Ger. Assess Auftreten der österr. Vieder⸗ sängerin Frl. Schubert, des Gesangskgmikers Hrn. Frl. Marietta, des
ersten Schwedischen Damen ⸗Sextetts.
3. Gastspiel des Königl. Württem ˖ bergischen Hofschauspielers Hrn. Carl Historische Taugenichtse. z Auftreten sämmtlicher Sãnger⸗
mann mit Hrn. Lieutenant Alexander von Sal⸗ viati (Bonn — Hamburg). — Frl. Elisabeth von Gerhardt mit Hrn. Hauptmann Theodor von 1 und Tenczin (Berlin). — Frl. Käthe
arquardt mit Hrn. Rittergutsbesizer Hans
Willnow (Berlin —-Schmilj). — Frl. Sidonie Krause mit Hrn. Heinrich Reichelt (Velten — Berlin). — Frl. Frieda Schmidt mit Hrn. Ger. Assessor Dr. Drabert (Berlin). .
Verehelicht: Hr. Benno Raebbelen mit Frl. , . Schaefer (Dubrau b. Priebus). — Hr. Lieut. von Rauch mit Freiin Hedwig von Köller (Schloß Köben).
Gehoren: Ein ohn:
(Leonore: Fr. Schs.
elektrischer Be⸗
Zum 2. Male:
Dr. jur. Siegfried Marck (Breslau). — Hr Lieutenant a. D. Rudolph von Oppeln ⸗Bronikowski (Elbing) — Hr. Hauptmann a. D. Emil von Stojentin (Hamburg). — 5 Ida Seifert, geb. Bart dorf. Kronstadt⸗ — Frau Auguste Berner, geb. Meister (Vaihinger a. * Frau Justii · rath Marianne Lehr, geb. Bender (Siegen). — Hr. Zimmermeister Peter Keller (Reutlingen).
Redacteur: Riedel.
Brillante
Wiene. Zum Großes
Berlin:
Großes Concert der serbischen Tambura⸗
Frl. Fanny Feyder mit Hrn.
Pariser geben. Auftreten z Clerenza Scholz mit Hrn. Dr.
Kunze (Reichenbach i. Schl.). —
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Marie Schultze mit Hrn. Amts⸗ richter Oskar Schlemm (Medingen — Uelzen). —
Florian Schmit (Grevenmacher —-Luxembera). — rl. Friederike Meyer mit Hrn. . von argen (Allwörden — Freiburg a.
Verlag der Expedition (Scholy.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.
Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage), und die Inhaltsangabe zu Nr. 5 des öffent lichen Anzeigers (Kommanditgesellschaften anf Aktien und Aktiengesellschaften) für die Woche vom 18. bis 23. Juni 1888.
echtsanwalt Dr.
J). — Frl. med. Reinhold Frl. Ella Crase⸗
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
M 165.
Berlin, Dienstag den 26. Juni
1838.
Deutsches Reich.
Bekanntmachung.
Die Postverbindungen nach den Badeorten auf den Inseln Föhr (Wok) und Sylt (Keitum, Westerland) gestalten sich während des Monats Juli d. J., wie folgt:
D Von Sulgen n deb ehh hes det Danpflh
on Husum na öhr täglich mittels der Dampfschiffe Nordfriesland, ‚Nordsee. und Wyk⸗Föhr- .
Bei . des Eisenbahnzuges 6 Uhr 15 Min. Vorm, aus d, Klosterthor (ab Berlin, Lehrter Bahnhof, 11 Uhr 15 Min.
4 ist Wyk (Föhr) noch am Tage der Abfahrt aus Hamburg zu erreichen. . .
Die Schiffe werden postseitig nur zur Beförderung von Brief⸗ sendu ngen benutzt.
Dauer der Ueberfahrt ab Husum ungefähr 3 Stunden.
27) Ueber Dagebüll nach Föhr:
IJ. Von Niebüll nach Dagebüll:
a. Mittels des täglich um 6 Uhr 35 Min Vorm. und 1 Uhr 30 Min. Nachm. bezw zum Anschluß an das Schiff nach Wyk (Föhr), jedoch spätestens 5 Uhr 30 Min. Nachm von Niebüll abgehenden Privat⸗Personenfuhrwerks. welches in Dagebüll 8 Uhr 29 Min. Vorm. und . 15 Min. Nachm., spätestens 7 Uhr 15 Min. Nachm. eintrifft.
b. Mittels bejonderen, täglich zweimal verkehrenden Privat Personenfuhrwerks von Niebüll nach Dagebüll zum unmittelbaren An⸗ schlüuß an die ach Wyk (Föhr) fahrenden Dampfschiffe.
Die Verbindung unter a. wird zur Beförderung von Postsen⸗ dungen jeder Art, die unter b. nur zur Beförderung von Briefsen— dungen benutzt.
II. Von Dagebüll nach Wyk (Föhr) zweimal täglich mittels des Dampfschiffes „Stephan'. Abgang vom Eintritt der Fluth abhängig. Dauer der Ueberfahrt ungefähr t Stunden.
Am 9, 23. Juli fallt die erste Fahrt von Dagebüll nach Wyk (Föhr) aus. Die Beförderung erfolgt mittels Segelschiffes bei beiden Fahrten am 21. Juli.
Mit den Sciffen werden Postsendungen jeder Art befördert.
B. Nach Sylt (Keitum, Westerland) über Hover:
. Von Tondern nach Hover:
a. Mittels des täglich zweimal — 6 Uhr 45 Min. Vorm. und 1Uhr 50 Min. Nachm. — von Tondern abgehenden Privat -⸗Personen fuhrwerks. Das um 1 Uhr 50 Min. Nachm. abfahrende Fuhrwerk schließt an den um 8 Uhr 27 Min. Vorm. aus . Kloster thor) in der Richtung nach Tondern abgehenden Eisenbahnzug (aus Berlin 11 Uhr 15 Min. Abends) an.
b. Mittels besonderen Privat-Personenfuhrwerks, welches täglich zweimal zwischen Tondern und Hover zum unmittelbaren Anschluß an die von Hover nach Sylt fahrenden Sciffe verkehrt.
Die mit a. bezeichnete Verbindung wird zur Beförderung von Postsendungen jeder Art, die unter b. angegebene nur zur Beförderung von Briefsendungen benutzt.
Von Hoyer nach Sylt mittels der Dampfschiffe Sylt“ und Westerland“ täglich zweimal. Beförderung von Postsendungen jeder Art. Der Abgang der Schiffe ist vom Eintritt der Fluth abhängig. Dauer der Ueberfahrt etwa 2 Stunden. Am 9., 24. Juli fällt die zweite Fahrt aus.
An den Tagen vom 1. bis 8., 10, bis 31. Juli ist Sylt bei der Abfahrt mit dem Eisenbahnzuge 8 Uhr 25 Min. früh aus Ham- burg (ab Berlin, Lehrter Bahnhof 11 Uhr 15 Min. Nachts) noch am Tage der Abfahrt aus Hamburg, bezw. in der darauf folgenden Nacht zu erreichen.
An den Tagen vom 1. bis 5., 16. bis 20. 27., 28, 30., 31. Juli werden zum Anschluß an den um 9 Uhr 59 Min. Abends von Hamburg (Klosterthor) abgehenden Schnellzug Extrazüge von Tingleff nach Tondern (Ankunft in Tondern ?? Uhr 48 Min. früh), am 10, 24. Juli solche zum Anschlus an den Zug 6 Uhr 15 Min. früh aus Hamburg (Klosterthor) in Tondern 12 Uhr 39 Min, Mittags, am 8 bis 14, 24, 25. und 23. Juli Extrazüge zum Anschluß an den Zug 5 Uhr 55 Min, Nachm. aus Hamburg (Klosterthorz (in Ton- dern 12 Uhr 15 Min. Nachts) abgelassen werden zum Anschluß an die von Hoyer nach Sylt abgehenden Schiffe.
CG. Dampfschiffs verbindung zwischen Föhr und Sylt.
Zwischen Wyk (Föhr) und dem Anlegeplatz Munkmarsch auf Sylt findet täglich ein unmittelbarer Verkehr mittels der Dampfschiffe Nordfriesland“ und „Wyk⸗Föhr“ statt. Dieselben fahren an folgen den Tagen:
am 1., 3., 5., 15., 17., 19., 29, 31. Juli von Wyk (Föhr) aus, am 2, 4.5, 6., 13, 16, 18., 20, 27.5, 30. Juli von Munkmarsch aus täglich zweimal. Die Fahrzeit beträgt ungefähr 23 Stunden. Die Schiffe werden postseitig nur zur Beförderung von Brief⸗ sendungen benutzt.
Kiel, den 23. Juni 1888.
Der Kaiserliche Ober⸗Pastdirektor. Husadel.
Aichtamtliches.
Preußen. Berlin, 26. Juni. Die gestrige (J.) Sitzung des Reichstages wurde von dem Präsidenten von Wedell⸗Piesdorf mit folgender Ansprache eröffnet: Auf Grund des §. 1 der Geschäftsordnung übernehme er den Vorsitz für die heutige Sitzung und eröffne die— selbe hiermit. Bevor das Haus aber in seine Geschäfte eintrete, dürfte es wohl dem Bedürfniß aller Anwesenden entsprechen, wenn er den Gefühlen, die sie in diesem Augenblick bewegten, mit einigen Worten Ausdruck zu geben versuche. (Die Mitglieder des Hauses erhoben sich von . Sitzen) Innerhalb weniger Monate stehe das deutsche
olk in tiefer Trauer zum zweiten Male am Grabe seines Kaisers. Auf Kaiser Friedrich sei die Hoffnung des deutschen Volkes gestellt gewesen; jetzt liege er in der Gruft nach einer Regierung von wenigen Monaten. Selten wohl habe ein edler Fürst ein so trauriges Geschick gehabt, selten wohl seien die Hoffnungen eines treuen Volkes o bitter zerstört worden. Seit langen Jahren habe man mit Stolz und mit Bewunderung auf die ritterliche Gestalt des i geblickt, eingedenk der Thaten, die er einst für Deutschland vollbracht habe, voll Dankbarkeit für das warme Herz, welches in seiner Brust für Deutschland geschlagen. Aber größer denn je sei die Bewunderung für ihn in der kurzen Zeit gewesen, während welcher er Kaiser gewesen sei, wo man gesehen, wie er das schwere Leid, welches ihm von Gottes Hand auferlegt worden sei, mit einem Heldenmuth ertragen, welcher die Tapferkeit, die er einst auf dem Schlacht— felde geg, weit in den Schatten gestellt habe. n dem deutschen Volke brenne das Verlangen, dem Kaiser Friedrich
über das Grab hinaus seine Dankbarkeit zu bezeugen für das, was er zum Heile Deutschlands gethan und gewollt habe. Das deutsche Volk werde diese Schuld der Dankbarkeit dadurch abtragen, daß es in unerschütterlicher Treue zu Kaiser Friedrich's erhabenem Sohne und Erben stehe, zu des jetzt regie⸗ renden Kaisers Majestät. Die Worte, welche Allerhöchsiderselbe an das Haus gerichtet habe, würden überall in Deutschland freudigen Widerhall finden. Die Herzen des deutschen Volks schlügen ihm vertrauensvoll entgegen. Möge Gott ihm seinen Schutz und seinen Segen verleihen. Die Anwesenden möchten ihren Gefühlen dadurch Ausdruck geben, daß sie den Ruf, den sie heute in feierlicher Stunde hätten erschallen lassen, nochmals wiederholten: Se. Majestät der Kaiser und König Wilhelm von Preußen lebe hoch! (Die Mitglieder des Hauses stimmten dreimal begeistert in diesen Ruf ein.) Zu provisorischen Schriftführern berief der Präsident hierauf die bg Graf von Kleist, Dr. Meyer (Jena), Dr. Hermes und Graf. Adelmann-Adelmannsfelden. Die Ver— loosung der Mitglieder in die Abtheilungen wird in der 1 Weise nach Schluß der Sitzung durch das Bureau erfolgen.
Der Namensauftuf ergab die Anwesenheit von 312 Mit⸗ gliedern, das Haus ist also beschlußfähig.
Auf Antrag des Abg. Dr. Windthorst wählte das Haus durch Akklamation das frühere Bureau wieder und zwar zum Präsidenten den Abg. von Wedell-Piesdorf, zu Vize⸗-Präsidenten die Abgg. Dr, Buhl und von Unruhe⸗Bomst, zu Schriftführern die Abgg. Graf Adelmann, Dr. Bürklin, Dr. Hermes, Graf von Kleist, Dr. von Kulmiz, Dr. Meyer (Jeng), Wichmann und Freiherr von Buol. Zu Quästoren berief der Präsident die Abgg. Kochhann und Francke.
Das Haus hat sich damit konstituirt; der Präsident wird dem Kaiser davon die vorgeschriehene Meldung machen.
Der Präsident bemerkte noch: Es dürfte angezeigt sein, daß der Reichstag die Thronrede, welche er vernommen habe, in einer Adresse beantworte. Er (Redner) schlage deshalb vor, zu beschließen, daß eine Adresse an Se. Majestät den Kaiser und König gerichtet werde, und bitte, ihn zu beauftragen, morgen dem Reichstage den Entwurf dieser Adresse zu unterbreiten. Es werde diesem Vor⸗ schlag von keiner Seite widersprochen; er konstatire daher, daß derselbe von dem Reichstage angenommen sei. Sodann möchte er vorschlagen, daß das Präsidium beauftragt werde, Ihrer Majestät der Kaiserin, Ihrer Majestät der verwittweten Kaiserin Victoria und Ihrer Majestät der verwittweten Kaiserin Augusta die tiefgefühlte Theilnahme des Reichstages auszudrücken.
Um 4 / Uhr vertagte sich das Haus auf Dienstag 1 Uhr.
Statiftische Nachrichten.
. Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund—= deitsamts sind in der Zeit vom 10. bis 16. Juni cr. von je 10060 Bewohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 186, in Breslau 27,7, in Königsberg 24,3, in Köln 18,9, in Frankfurt a. M. 17,8, in Wiesbaden 17,0, in Hannover 17,2, in Kassel 12.4 in Magdeburg 21,6, in Stettin 225, in Altona 21,4, in Straßburg 2b,5, in Metz 2438, in München 27,8, in Nürnberg 21,2, in Augsburg 22, l, in Dresden 16,3, in Leipzig 15,5, in Stuttgart 17,6, in Karlsruhe 22,5, in Braunschweig 242, in Hamburg 29,8, in Wien 27,76, in Pest 334, in Prag 32.7 in Triest 23,0, in Krakau 41,4, in Amsterdam 2157, in Brüssel 27,2, in Paris 20,6, in Basel —, in London 14,2, in Glasgow 24,0, in Liverpool 15,7, in Dublin 24,7, in Edinburg 197, in Kopenhagen 1950, in Stockholm 18,1“, in Thristiania 2097 in St. Petersburg — in Warschau 2,9, in Ddessa 36,5, in Rom 235,2, in Turin 22,2, in Venedig 2236, in Alexandria 31,1. — Ferner in der Zeit vom 20. bis 26. Mai er. in New⸗Jork 24,5, in Philadelphia 19,0, in Baltimore 15,3, in Kalkutta 28 4, in Bombay 265,0, in Madras —.
In der Berichtswoche war die Sterblichkeit in den meisten euro— päischen Großstädten wieder eine günstigere als in der vorhergegan— . Woche und wurden aus einer größeren Zahl von Berichts— städten erheblich niedrigere Sterblichkeitsziffern mitgetheilt. So er- freuten sich einer sehr geringen Sterblichkeit (bis 18.0 pro Mille und Jahr berechnet): Dortmund (10,5), Kassel (12,4). Münster, Krefeld, Darmstadt, Kiel, Bremen, London. Günstig (bis 20,0 pro Mille und Jahr) war auch die Sterblichkeit in Berlin, Leivzig, Dresden, Frankfurt a. O., Frankfart a. M., Wiesbaden, Hannover, Stutt gart, Köln, Barmen, Aachen, Elberfeld, Düsseldorf, Kopenhagen, Stockholm, Liverpool, Edinburg u. a. Auch in Magdeburg, Altona, Nürnberg, Amsterdam, Paris, Christiania war die Sterblichkeit eine nur mäßig bohe. Hohe Sterblichkeitsziffern (über 35,0 pro Mille und Jahr) wurden aus keiner deutschen Stadt gemeldet. — Sehr wesent⸗ lich vermindert waren ziemlich allgemein Todesfälle an akuten ent zündlichen Erkrankungen der Athmungsorgane, während Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder vielfach, namentlich Breflau, München, Hamburg, Köln, Straßburg, Pest u, a. etwas mehr Sterbefälle veranlaßten als in der Vorwoche. Der Antheil des Säuglingsalters an der Gesammtsterblichkeit blieb im Allgemeinen der gleich niedrige wie in der Vorwoche. Von je 10000 Lebenden starben aufs Jahr berechnet in Berlin 68, in München 116 Säuglinge. — Von den Infektionskrankheiten kamen Sterbefälle an Masern, Scharlach und Unterleibstvphus etwas seltener, an Diphtherie, Keuch⸗ husten und Pocken etwas mehr zur Berichterstattung — So führten Masern in Berlin, Straßburg, Prag, London, Paris seltener, in Wien und seinen Vororten häufiger zum Tide. Sehr bösartig herrscht die Epidemie in Hamburg, wo sie in der Berichtswoche 584 Erkrankungen und 44 Sterbefälle hervorrief; auch aus Berlin. Wien, Pest und aus den Regierungsbezirken Schleswig und Düsseldorf werden zahl⸗ reiche Erkrankungen an Masern mitgetheilt. — Das Scharlach⸗ fie ber verlief in Berlin, München, Wien, Dfhz Prag, London milder, während in Warschau die Zahl der Sterbefälle eine größere wurde. Erkrankungen waren in Berlin, Hamburg, Wien, Kopen hagen und Stockholm nicht selten. — Die Sterblichkeit an Diphtherie und Croup war in Hamburg, Breslau, London, Wien, Pest und Kopenhagen eine größere, dagegen in Berlin und Paris eine kleinere als in der Vorwoche. Erkrankungen wurden aus den meisten Orten, aus denen Berichte vorliegen, in wenig gegen die Vorwoche verminderter Zahl mitgetheilt — Die Zahl der Sterbe⸗ fälle an Unterieibstyphus hat in Hamburg, Königszerg, London, Paris abgenommen; auch Erkrankungen aa Unterleibẽtyphus kamen meist in geringerer Zahl zur Berichterstattung. — An Flecktyphus gelangten aus Prag 3 Todesfälle und ans dem Regierungsbezirk Dannover 1 Erkrankung zur Anzeige. — An epidemischer Genickstarre wurden aus Rom und Kopenhagen je ein
in Berlin,
Todesfall, aus Nürnberg 3, aus Kopenhagen 1 Erkrankung ge⸗ meldet. — Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut haben in London eine größere Zabl von Opfern gefordert. Dem Keuchhusten erlagen in Berlin, London, Paris, Stockholm etwas mehr Kinder als in der Vorwoche. Vereinzelte Todesfälle an Pocken kamen aus Königsberg, Wien, Pest zur Anzeige, aus Rom und Lyon je 2, aus den Vororten Wiens und aus Warschau je 3, aus Triest 5. aus Paris 8, aus Prag 14. Neue Erkrankungen wurden aus Berlin 2, aus Breslau 1, aus Wien 5 berichtet.
Der Gesundheitszustand in Berlin blieb auch in dieser Be⸗ richtswoche ein . und die Sterblichkeit eine kleine Die Zahl der zur Kenntniß gekommenen Erkrankungen an akuten Entzündungen der Athmungsorgane erscheint zwar nur wenig im Vergleich zur Vor woche vermindert, doch war der Verlauf derselben ein wesentlich milderer, und die Zahl der dadurch bedingten Sterbefälle eine kleinere. Dagegen fübrten Tarmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder in ge⸗ steigerter Zahl zum Tode. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit blieb fast die gleiche wie in der Vorwoche — Auch das Vorkommen der Infektions krankbeiten zeigte im Allgemeinen keine wesent⸗ liche Veränderung. Erkrankungen an typhösen Fiebern blieben beschränkt, auch die zur Anzeige gebrachten Erkrankungen an Scharlach und Diphtherie zeigten an Zahl keine erhebliche Veränderung im Vergleich zur Vorwoche. Nur Masern gelangten häufiger zur Meldung und fanden besonders im Stralauer Viertel und in der diesseitigen Luisenstadt größere Verbreitung — Ferner gelangten auch 2 Er⸗ krankungen an Pocken zur Anzeige. Erkrankungen im Wochenbett, sowie an rosenartigen Entzündungen des Zellgewebes der Haut kamen etwas mehr zur Beobachtung; desgleichen waren Erkrankungen an Keuchhusten nicht selten, die Zabl der durch ihn bedingten Sterbefälle sogar eine etwas größere (12 gegen 10) als in der Vorwoche. Da⸗
egen gelangten rheumatische Beschwerden aller Art in verminderter . zur ärztlichen Bebandlung.
Nach der im Justiz⸗Min⸗Bl. veröffentlichten Uebersicht über die Thätigkeit der Schiedsmänner in Preußen 1887 betrug die Zahl der Schiedsmänner Ende 1887 18145 (gegen Ende 1886 S), die Zahl der von denselben verhandelten bürgerlichen Rechts. streitigkeiten betrug 36 140 (3egen 1885 — 4855). In 26147 — 3504) Sachen erschienen beide Theile zum Sühneversuch. 19747 (— 2194) dieser Sachen wurden durch Vergleich erledigt. An Beleidigungen und Körperverletzungen verhandelten die Schiedsmänner 189 429 (- 19302 Sachen. In 114334 (— 8318) derselben erschienen beide Theile zur Sühneverhandlunz die in 67 695 ( 4764) Fällen Erfolg hatte.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Deutsche Geschichte. Von Felix Dahn. Erste Hälfte (bis a. 476). Zweite Hälfte (bis a. 814). Gotha, Friedr. Andr. Perthes, 1883, 1888. sPreis 14 4 — In der Sammlung der ECuropäischen Staatengeschichte genügte gerade die deutsche Geschichte schon seit längerer Zeit den Anspruͤchen nicht mehr. Die Berlagshand- lung entschloß sich daher, eine von Grund aus neue Bearbeitung heraus- zugeben und ein Werk herstellen zu lassen, das, auf vollständiger Kenntniß des Quellenmaterials fußend, durch selbständige Auffassung und geist⸗ voll. Darstellung die Wissenschaft zu fördern und zugleich über die gelehrten Kreise hinaus Theilnahme zu erwecken im Stande ware. Um dem Unternehmen einen glücklichen Fortgang zu sichern, war es nöthig, die Arbeit zu theilen. Nach einem fest vereinbarten Plan werden die bestimmt abgegrenzten Perioden der deutschen Geschichte gleichzeitig von verschiedenen Gelehrten in Angriff genommen. Das ganze Werk ist auf acht Oktavbände, rep. Doppelbände berechnet. Anerkannte Historiker haben sich zur Mitarbeit entschlofsen. In „Dahn's Geschichte der deutschen Urzeit bis auf Karl den Großen“ liegt nun der erste Doppelband vollständig vor. Seme Darstellung der deutschen Urzeit ist selbständig, eigenartig und lehrreich. Der Gang der äußeren Geschichte ist übersichtlich und klar dargelegt, ohne zu tief in das Detail einzugehen. Vorzugs— weise und ganz der Eigenart Dahn's entsprechend ist die Ent= wickelung der Staats! und Rechtsverhältnisse, der kirchlichen und sozialen Zustände wie der Leistungen in Kunst und Wissenschaft er ⸗ örtert. Gerade auf diesen Gebieten läßt sich das gemeinsame Leben des deutschen Volks auch bei aller äußeren Spaltung am deutlichsten verfolgen, und der Nachweis dieses Gemeinsamen ist ja die Haupt— aufgabe einer vom nationalen Standvunkt aus geschriebenen deutschen Geschichte Die Wechselwirkung zwischen dem Gesammtleben der Nation und der Entwickelung der einzelnen Stämme tritt überall deutlich hervor, dagegen ist dasjenige, was für die Spezialgeschichte der einzelnen Stämme oder Territorien von Bedeutung war, nur soweit berücksichtigt, als es in die Entwickelung der Nation eingriff. Die vorhandenen Quellen und Hülfsmittel sind im weitesten Umfange benutzt und die wezüglichen literarischen Nachweise reichlich gegeben. Die zahlreichen Streitfragen, welche sich an die älteste deutsche Geschichte knüpfen, sind im Text angedeutet, in den Anmerkungen, soweit es nöthig schien, eingebender behandelt. Durch das angehängte sorgfältige Namen und Sachregister, sowie durch die trefflich ausgeführten rier großen Karten, welche die Größe der einzelnen Territorien in den verschiedenen Perioden veranschau⸗ lichen, wird die Brauchbarkeit des Werks wesentlich erhöht. Nicht nur Gelehrten und Forschern, sondern allen Gebildeten, welche ein tieferes Interesse fur die vaterländische Geschichte hegen, sei das her⸗ vorragende Buch angelegentlich empfohlen. .
— Die J. Guttentag'sche Verlagsbuchhandlung zu Berlin W., Wilhelmstraße 100, veröffentlicht in der Sammlung Deutscher Reichs und Preußischer Gesetze nachfolgende neue Auflagen: Nr. 11. Civilprozeßordnung mit Gerichtsverfassungsgesetz, Einführungs—⸗ gesetzen, Nebengesetzen und Ergänzungen Text-Ausgabe mit An⸗— merkungen und Sachregister von R. Sydow. Vierte vermehrte Auflage. Taschenformat; kartonnirt Preis 2 6 50 3. — Nr. 12. Strafprozeßordnung nebst Gerichtsverfassungsgesetz für das Deutsche Reich. Text-⸗Ausgabe mit Anmerkungen und Sach- register. Vierte Auflage, bearbeitet von A. Hellweg, Landrichter in Hannover. Taschenformat; kartonnirt Preis 1 60 3. — Nr. 14. Gerichtsverfassungsgesetz mit Einführungsgesetzen und Nebengesetzen. Text-Ausgabe mit Anmerkungen und Sachresister von R. Sydow. Vierte vermehrte Auflage Taschenformat; kartonnirt Preis 80 4 — Nr. 3. Das Preußische Gesetz, betreffend die Zwangevollstreckung in das unbewegliche Vermögen, vom 13. Juli 1883. nebst dem Gesetz, betreffend die Gerichtskosten bei Zwangs versteigerungen und Zwangeverwaltungen von Gegenständen des unbiweglichen . vom 18. Juli 1883 und dem Einführungs—⸗ gesetz für die Rheinlande. Text⸗Ausgabe mit Anmerkungen und n . Von Dr. J. Krech, Kaiserlicher Geheimer Regierungs: Rath in Berlin, und Br. O. Fischer, o. 6. Professor der Rechte in Greifswald. Zweite veränderte Auflage. Taschenformat; kartonnirt Preis 1 16 — Die Text⸗Ausgaben der Guttentag'fchen Sammlungen sind so allgemein bekannt, daß wir nur das Erscheinen dieser neuen Auflagen ohne besonderen Hinweis auf die Vorzüge der einzelnen Bände zu verzeichnen haben.