1888 / 167 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 28 Jun 1888 18:00:01 GMT) scan diff

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Das s beschloß einstimmig die Annahme dieses Ent⸗ wurfs kr das Praͤsidium, . Adresse Sr. Majestät dem Kaiser und König zu r,. .

Der Präsident theilte hierauf mit, daß Seitens des Rektors und Senats der Technischen Hochschule zu einer Gedächtnißfeier für weiland Kaiser Friedrich III. Einladungen und Einlaßkarten für das Haus eingegangen seien, und verlas sodann ein Schreiben des Königlichen Staats⸗ Ministeriums, in welchem dasselbe das Haus zu einer gemein⸗ samen Schlußsitzung der beiden Häuser des Landtages um 1 Uhr in den ,, des Abgeordnetenhauses einladet. Der Präsident fügte dieser Verlesung hinzu: Meine Herren! Da somit unsere Thätigkeit beendet ist, so schließe ich unsere heu⸗ tige Sitzung mit dem altgewohnten Ruf: Se. Majestät unser Allergnädigster Kaiser und König Wil— helm II. Er lebe hoch! hoch! hoch!

Die Anwesenden erhoben sich und stimmten mit erhobener Rechten lebhaft dreimal in diesen Ruf ein.

Schluß der Sitzung 111 Uhr.

In der heutigen (2. Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Staats⸗Minister von Boetticher beiwohnte, theilte der Präsident von Köller zunächst mit, daß Seitens des Präsidenten des Herrenhauses ein Schreiben, be⸗ treffend die Konstituirung des letzteren, rin gangen sei.

Darauf verlas der Schriftführer, Abg. Imwalle, den Entwurf der Adresse; derselbe lautet:

Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster Kaiser und König, Allergnädigster Kaiser, König und Herr!

Mit Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät betrauert das preußische Volk in tiefem Schmerz den Heimgang seines nach schweren Teiden in Gott ruhenden Kaisers und Königs. Ihm war es nicht vergönnt, Seine hochherzigen, auf das Wohl des Landes gerichteten NAbfichten zu verwirklichen; die herzliche Liebe und Bewunderung Seines Velles aber hat Er in vollem Maße erworben durch die rühmvolle Mitwirkung an der Herstellung der nationalen Einheit, durch Seinen Heldenmuth im schwersten Leiden, durch Seine unwandel⸗ bare Pflichttreue bis zur letzten Stunde und vor Allem durch die vertrauensvolle Liebe, die Er selbst Seinem Volke entgegenbrachte.

Ew. Majestät haben das eidliche Gelöbniß abzulegen geruht, die Verfassung zu halten, und die Zusicherung ertheilt, die Gesetze und die Rechte der Volksvertretung achten und schützen, die ver⸗ faffungsmaäͤßigen Rechte der Krone wahren und ausüben zu wollen. Mit Dank nimmt die Landesvertretung dieses fürstlich Wort ent⸗ gegen; einig mit Ew. Majestät in der Anerkennung der Nothwendig⸗ keit, die Rechte der Krone gewissenhaft zu wahren und die Rechte des Volkes und feiner Vertretung ungeschmälert zu erhalten.

Ew. Majestät Entschluß, den Bahnen zu folgen, welche der Be⸗ gründer der Deutschen Einheit Kaiser Wilhelm . und der in Gott ruhende Kaiser Friedrich III. ihrer Politik im Reich wie in Preußen vorgezeichnet haben, ist des Dankes und der freudigen Zustimmung allet Pre sicher, . .

Majestät Zusicherung, nach den bewährten Grundsätzen des Erlauchten Hauses der Hohenzollern die freie Ausübung aller religiösen Bekenntnisse schützen zu wollen, findet in unseren Herzen lauten Wiederhall, . ⸗. ö .

Daß Ew. Majestät Bemühungen, den religiösen Frieden zu er⸗ halten, von Erfolg sein werden, hoffen auch wir. ö

Dankbar ertennt in Ew. Majestät Worten das preußische Volk die sichere Gewähr für die Erhaltung, Befestigung und Ausgestaltung der Selbstyerwaltung .

Wie Ew. Masestät, ist guch die Landesvertretung von dem Be⸗ streben erfüllt, unter Aufrechlerhaltung der bewaäh en Grundfätze altpreußischer Finanzpolitik eine noch gerechtere Bertheilung der Steuern und eine Erleichterung der Gemeindelasten herbeizuführen.

Mit Ew. Majestät erkennen wir in dem auf gegenseitiges Ver⸗ trauen gegründeten Zusammenwirken der Regierung mit der Landes vertretung im Dienst des Vaterlandes die sichere Gewähr für die Förderung der Wohlfahrt des Landes. Ew. Majestät danken wir und dankt mit uns das preußische Volk, daß Allerhöchstdieselben Gerechtigkeit und Pflichtgefühl zum Leitstern Ihres Regiments erkoren haben. Wie Friedrich der Große durch das von Ew. Majestät erneute hochberzige Wort seine völlige Hingabe an die Pflicht, sein Volk und das Vaterland bezeugte, so hat ihm auch das preußische Volk in höchster Gefahr, in tiefstem Leid, unter schweren Dpfern die Treue gehalten. Wir geloben Ew. Majestät, die Treue zu bewahren, die Preußens Volk seinen Herrschern in guten und bösen Tagen gehalten hat. ;

In tiefster Ehrfurcht ersterben wir als

Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät allerunterthanigstes, treu gehorsamstes Haus der Abgeordneten.

Die Adresse wurde ohne Debatte einstimmig angenommen und das Präsidium beauftragt, dieselbe Sr. Majestät dem König zu überreichen. Außerdem wurde das Präsidium beauftragt, gbr en rer ft der Kaiserin und Königin,

hrer Majestät der Kaiserin und Königin Victoria und hrer Majestät der Kaiserin und Königin Augusta die ,, des Hauses auszudrücken. Damit war die Tages⸗ roͤnung erschöpft.

Mit einem dreifachen Hoch auf. Se. Majestät den Kaiser und König, in welches die Anwesenden dreimal begeistert einstimmten, schloß Präsident von Köller um 1116 Uhr die Sitzung.

, n n. der vereinigten beiden Häuser des Landtages. erselben wohnten der Minister der öffentlichen Arbeiten, von Maybach, der Minister für Land⸗ wirthschaft ꝛc., Dr. drehe von Lucius, der Justiz-Minister Dr. von Friedberg, der Staats-Minister von Boetticher, der Minister ber geistlichen ꝛc. Angelegenheiten, Pr. von. Goßler, der Fire g m r, Dr. von Scholz, und der Staats⸗Minister Graf von Bismarck⸗Schönhausen bei.

Der Präsident des Herrenhauses, Herzog von Ratibor:

* eröffne die Sitzung. Auf Grund der Vereinbarung beider

räsidenten des Landtages übernehme ich den Vorsitz und ernenne zu Schriftführern die Herren Theune und Dietze und die Abgg. von Detten und Barth. Der Staats-Minister von Maybach hat das Wort.

Staats⸗Minister und Minister der öffentlichen Arbeiten, von Maybach: Ich habe der hohen Versammlung eine Aller⸗ höchste Botschaft mitzutheilen. (Die Anwesenden erheben sich.) Sie lautet:

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen re., haben auf Grund des Artikels 77 der Verfassungsurkunde vom 31. Januar 1850 Unseren Staats⸗Minister von Maybach beauftragt, die gegenwärtige Sitzung der beiden Häuser des Landtages Unserer Monarchie am 28. Juni d. J. in Unserem Namen zu schließen.

Gegeben Berlin, 26. Juni 1888.

gej. S ilhelm. Gegengez. vom Staate⸗Ministerium.

Im Aller höchsten Auftrage Sr. Majestät des Kaisers und Königs 4 den Landtag e ier i. für geschlossen.

Der Prãsident, von Ratibor: Se. Majestät der Kaiser, un ser Allergnädigster König und denz Er lebe e. und . hoch! und immer 31 (Die Anwesenden stimmten dreimal begeistert in den Hoch⸗

ruf ein. Wu 1 Uhr 10 Minuten.

(N. A. 3.) Bei dem gestern Vormittag 115, Uhr erfolgten Empfang des e , , mn nnn g mhh, tät den Kaiser geruhten Allerhöchstderselbe zunächst die Adresse des Reichstages aus den Händen des Präsidenten entgegen⸗ zunehmen. Sodann bemerkte Se. Majestät, daß er der denk⸗ würdigen Sitzung des Reichstages vom 6. Februar beige⸗ wohnt und als Erster dem Hochseligen Kaiser Wilhelm über die Beschlüsse des Reichstages hinsichtlich des ehr gese ge; Bericht erstattet habe. Bei dieser Nachricht sei ihm der Kaiser um den Hals gefallen und so erfreut gewesen, daß er an jenem Tage immer von Neuem das Gespräch auf die Beschlüsse des Reichstages gelenkt habe. Se. Majestät bemerkte dann weiter, daß es den Mitalledern des Reichstages gewiß Freude machen würde, dies zu hören, Er beauftrage daher den Prä⸗ sidenten, möglichst vielen Reichstags⸗Mitgliedern hiervon Kenntniß . geben. Inzwischen war die Zeit für die Eröff⸗ nung des Landtages herangekommen. Das Präsidium wurde darauf von Sr. Majestät huldvoll entlassen.

Der Bevallmächtigte zum Bundesrath, Königlich y , Geheime Regierungs⸗Rath Böttcher, ist hier an⸗ gekommen.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich württembergischer Präsident des Staats⸗Ministeriums. Dr. Freiherr von Mittn acht, Herzoglich sachsen⸗coburg⸗gothaischer Staats-Minister Dr. von Bonin, ilch anhaltischer Staats⸗Minister von Krosigk und Fürstlich schwarzburg⸗ rudolstädtischer Staats⸗Minister von Starck sind von Berlin wieder abgereist.

Sachsen. Dresden, 27. Juni. (W. T. B.) Die Huldigung, welche heute Abend dem König im Schloß Pillnitz anläßlich seiner Theil nahme an der Eröff⸗ nung des Reichstages dargebracht wurde, verlief äußerst glänzend. Viele Dresdener Korporationen, Gesang⸗ Militär- und die Polytechniker-⸗Vereine, sowie die Schüler der Thierarzneischule u. A. nahmen an dem Festzuge Theil. Ober⸗ Bürgermeister Dr. Stübel hielt eine Ansprache, in welcher er der Trauer der letzten Monate gedachte und gleichzeitig seiner Freude darüber Ausdruck gab, daß Se. Majestät der Kaiser jetzt verkündet habe, die gleichen Wege wandeln zu wellen, wie der Begründer des Neichs. „Wir begrüßen es jubelnd“, schloß der Redner, „daß Ew. Majestät nach wie vor in unerschütterlicher Treue zu Kaiser und Reich Ihren Sachsen vorangehen wollen und daß Ew. 6 mit Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm II. nicht nur durch die über⸗ nommenen Pflichten, sondern auch durch innigste Freundschaft verbunden sind.“ Der Redner schloß mit einem enthusiastisch aufgenommenen Hoch auf den König. Letzterer sprach den Vertretern der Residenz seinen Dank für die ihm dargebrachte Huldigung aus, dieselbe habe ihm große Freude bereitet, da sie zeige, daß die Bürger seiner Residenz dem Schritt, den er gls König seines Landes zu thun für Pflicht hielt, völlig 9 mmten. Hierauf schloß die Feier mit einem allgemeinen Gesang.

Württemberg. Stuttgart, 26. Juni. (Staats-Anz. für Württemberg) Der König, welcher mit Rücksicht auf den Zustand seiner Gesundheit auf die persönliche Theilnahme an der gestrigen , , , , verzichten mußte und sich daher durch den Prinzen Wilhelm dabei vertreten ließ, hat nach Empfang des Wortlauts der Kaiserlichen Thronrede nachstehendes Telegramm an Se. Majestät den Deutschen Kaiser gerichtet.

Unter dem tiefen Eindruck der edlen Bestrebungen, die Du in der Thronrede ausgesprochen, sende Ich Dir meine freuesten Grüße. Gott segne Deine Regierung!“

Darauf traf folgende Antwort Sr. Majestät des Kaisers ein:

„Herzlichen innigen Dank für Deine treuen Wünsche, die Ich von Herzen innigst erwidere!“

Baden. Baden-Baden, 26. Juni. (Schw. Merk. Die . von Hohenzollern ist hier zum Kurgebrau angekommen und im Palais Hamilton abgestiegen.

Fessen. Darmstadt, 27. Juni. (Darmst. Ztg.) Der Großherzog ist mit dem Erbgroßherzog heute Vor⸗ mittag nach halb 8 Uhr von Potsdam hierher zurückgekehrt. Allerhöchstdieselben wurden am Bahnhof von den 6 Heinrich und Wilhelm empfangen. Heute Nachmittag begiebt sich der Großherzog wieder nach Hoflager Seeheim.

Mecklenburg⸗ Schwerin. Ludwigslust, 26. Juni. (e Mecklb. Nachr.“ Abend 5 Uhr trafen hier die Groß⸗ herzogin Anastafia und die Großherzogin-Mutter 2 9 ö. 8 Uhr erfolgte die Ankunft des Großherzogs aus Berlin.

Mecklenburg⸗Strelitz. Neu strelitz, 26. Juni. (Mecll. Nachr.) Die Erbgroßherzoglichen Herrschaften sind gestern Abends aus Schloß Wörlitz wieder in die Residenz zurückgekehrt.

SFachsen⸗Coburg⸗Gotha. Co burg, 27. Juni. (W. T. B) Die Herzogin von Edinburg ist zu längerem Aufenthalt hier eingetroffen.

gegen. Heute hielt die Reichsraths⸗Delegation eine

J auf deren Tagesordnung sich u. A. der außer⸗ ordent

eichnet die preußische Thron rede als ebenso bedeut⸗ 5 wie glückverheißend; sie biete durchaus den Beweis einer . und erleuchteten en der erhabenen Mission. Friedrich's des Großen Aus⸗ spruch, wiederholt aus Kaiser lichem Munde, war das eudigste Wort, welches die Nation vernehmen konnte. ie „Presse“ fieht in einer eventuell bevorstehenden Begeg⸗

nung des Kaisers Wilhelm mit dem Kaiser Alexander eine hochbedeutsame praktische Bethätigung der ernsten Friedens⸗ politik Deutschlands.

Die „Wiener Zeitung“ meldet die Ernennung des ee e, . Freiherrn von Biegeleben zum außer- ordentlichen Gesandten für Siam. China und Japan.

Pest, 27. Juni. . T. B.) Der General⸗Quartier⸗ meister Graf Waldersee ist heute nach Wien gereist.

9 der ungarischen Delegation verliest der Präsident eine Zuschrift des Minister⸗Präsidenten, in welcher mitgetheilt wird, daß Se. Majestät der Kaiser Wilhelm für die anläßlich des Hinscheidens des Kaisers Friedrich ausgesprochenen Beileidskundgebungen der ungarischen Delegation seinen Dank ausspreche. Der Präsident erklärt, die Delegation werde diese von besonderer internationaler Courtoisie zeugende Huld des Kaisers Wilhelm als einen neuen Beweis der zwischen Deutschland und Oesterreich⸗Ungarn bestehenden herzlichen Beziehungen der innigen Freundschaft und Allianz mit der ö tiefen Verehrung und Würdigung zur Kenntniß nehmen.

Die Delegation votirte einstimmig den außerordent⸗ lichen Heereskredit von 47 Millionen. . Apponyi be⸗ tonte, angesichts der ungewissen europäischen Lage biete das Frie⸗ densbündniß wohl eine feste Schutzwehr, besonders nach der deutschen Thronrede, welche in Ungarn die leb— . und freudigste Aufnahme gefunden hätte. Allein

ierdurch werde man nicht der Pflicht enthoben, die eigenen Kräfte zu entwickeln. „Wünsche Ungarn eine energische aus— wärtige Politik, so dürfe es der Kriegsverwaltung * Mittel trotz der Finanzlage nicht vorenthalten. In der gegenwärtigen Stellung bedeute Entschiedenheit Frieden, Schwäche und Nachgiebigkeit sicheren Krieg. Minister⸗Präsident Tisza

stimmte dem Vorredner zu. Sehr richtig sei ,, .

daß der feierliche Ton der Thronrede des Kaisers Wilhelm Ungarn nicht der Pflicht enthebe, für die Hebung seiner Kraft zu sorgen. Er sei überzeugt, daß er auf Grund genauer, gründlichster Kenntniß der öffentlichen Meinung Ungarns erklären könne, daß die Aeußerungen des Deutschen Kaisers seit seiner Thronbesteigung vollkommen geeignet waren, Anhänglichkeit und Vertrauen gegenüber dem Bündniß, Verehrung für den Herrscher und für den leitenden Staatsmann des verbündeten Staats, in dem allgemeinen Gefühl der un— garischen Nation nur noch mehr zu steigern.

Großbritannien und Irland. London, 27. Juni. (W. T. B.) Das ö lehnte in zweiter Lesung die Bill, betreffend den Bau eines Kanaltunnels, mit 307 gegen 165 Stimmen ab, nachdem die Regierung dieselbe bekämpft hatte. Im Lauf der Debatte erklärte der Präsident des Handelsamts, Hicks⸗Beach, daß die in sularische Position Englands eine der besten Garantien des Fried ens sei. Kriegschancen zwischen Nationen würden durch bessere Ver- kehrsmittel nicht vermindert. Die Beziehungen Englands zu Frankreich seien freundschaftliche. Er hoffe und wünsche nicht die Kalamität eines Krieges mit Frankreich, man könne aber und dürfe die Möglichkeit einer solchen Kalamität bei der Behandlung der Tunnelfrage nicht übersehen. Wenn Gladstone jetzt die Bill unterstütze, so sei es fraglich, ob die Verhättnisse feit 384, wo Gladstone diesen Tunnelbau bekämpft habe, sich verändert hätten. Vielleicht seien die Ge— rüchte von einem bevorstehenden Kriege jetzt nicht so berechtigt wie 1884, aber die Ursachen eines großen festländischen Krieges seien jetzt ebenso vorherrschend wie damals. Die inneren Zustände Frankreichs seien jetzt weniger stabil als 1834, ebenso sei die Ungewißheit hinsichtlich Frankreich politischer Zukunft gegenwärtig größer als zu jener Zeit. Auch scheine der Zeitpunkt nicht mehr geeignet, um die in England herrschende Besorgniß über seine eigene Sicherheit dadurch zu erhöhen, daß dem möglichen Feinde ein Angriffe⸗ thor geöffnet werde.

28. Juni,. (B. T. B.) Die Königin empfing gestern in dem Schlosse Windsor den General⸗-Adjutanten von. Winterfeld, welcher die Thronbesteigung Sr. . des Kaisers Wilhelm anzeigte, n g den deutschen Botschafter Grafen Hatzfeldt, welcher sein neues Beglaubigung schreiben als Botschafter Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm überreichte.

Frankreich. Paris, 26. Juni. (Fr. C.) Der Senat setzte gestern die Berathung des Rekrutirungsgesetzes fort und gelangte bis Art. 23. Es wurde u. A. ein Amende⸗ ment verworfen, welches beantragte, das Minimalmaß von 154 m für die Nekruten aufzuheben. Auf der Tagesordnung der Deputirtenkammer stand die zweite Lesung des Gesetzentwurfs, betreffend die Verantwortung für die den Arbeitern bei ihrer e n sranrg tung zustoßen den Unfälle. Der Conseil⸗Präsident Floguet griff in die Verhandlun ein, um darzulegen, daß die Regierung in drei Punkten von der Auffassung des Ausschusses abweichte. Sie wünschte: 1) daß die Em— schädigungen sich auf die Großindustrie beschränkten, 2) daß die verschiedenen Tarife statt von den Gerichten, von dem Gesetz bestimmt würden, und 3) daß die Unfallversicherunz nicht fgkultativ, sondern i ee f wäre. Da es aber, so fügte er hinzu, nicht möglich gewesen sei, sic mit dem Ausschuß zu einigen, 6 ö e sich die Regierung in dessen Vorschläge ergeben. Bi 3 Freppel stimmte mit der Regierung darin Überein, daß die Arbeiter angehalten werden sollten, sich an den Unfallversicherungen zu betheiligen damit die Arbeitgeber nicht allein für ihre Lässigkeit oder ihren bösen Willen zu büßen hätten.

Die Landwirthschaftliche Vereinigung der Kam— mer hat sich heute unter dem r sig⸗ des früheren Ackerbau Ministers Gomot für den Antrag Lamberterie, betreffend die Begünstigung des einheimischen Tabackbaues, für die Errich tung von ,,, und für Ausdehnung des . eng ihren oggenzolles auf Roggenmehl ausge. prochen, und zwar betrachtet die Gruppe einen Zoll von 250 Fr. auf Roggenmehl als angemessene Ergänzung des an Roggen gelegten Zolles von 4 Fr.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 27. Jumi. W. T. B.). Die gestern erfolgte Abreise des Groß— ürsten Wladimir nach dem Wilnaer, Warschauer und oskauer Militärbezirk hat nach offizieller Mittheilung die Besichtigung einiger Truppentheile und Festungen zum Zweck; dem Großfürsten ist sein Generalstabschef Bobrikon zukommandirt. Mit dem Großfürsten begiebt sich der Com— mandeur des Garde⸗Corps, Prinz Alexander von Oldenburg nach Warschau.]

lautet:

28. Juni. (B. T. B.) General von Pape be⸗ sichtigte gestern das Militärlager von Kraßnoe⸗Selo.

Italien. Rom, 28. Juni. (B. T. B.) Dem „Popolo Romano“ zufolge wird sich der italienische Konsul Cecchi in Aden sofort nach Empfang der ihm zugesandten Instruktionen in außerordentlicher Mission nach Zanzibar begeben.

Schweiz. Bern, 2. Juni. (W. T. B) Der Bundes⸗ rath erhielt von dem Nationalrath den Auftrag, mit densen ien Staaten, welche bereits eine Arbeiter⸗ gesetzgebung anstreben, in Beziehung zu treten, um durch internationale Verträge oder eine internationale Arbeitergesetzgebung ,, , i . Vorschriften, na⸗ mentlich über den Schutz minderjähriger Personen, Beschränkung der Frauenarbeit, Sonntagsruhe und über einen Normalarbeits tag zu erzielen.

Der Nationalrath und der Ständerath beschlossen mit Rücksicht auf die Handelsvertrags⸗-Unterhandlungen von weiteren Zollerleichterung en für die Grenzgegenden ab⸗

zusehen.

Zeitungs stimmen.

Die „Deutsche Volkswirthschaftliche Corre⸗ spondenz“ schreibt über unsere Exportfähigkeit:

Die Ausfuhr unserer Eisenerzeugnisse hat bekanntlich in Folge des verringerten Bedarfs Nordamerikas, der erhöhten eigenen Pro⸗ duktion Italiens und Spaniens und nicht in letzter Linie auch auf Grund der gestiegenen Aufnahmefähigkeit des Inlandes im gegen wärtigen Jahre gegen das Vorjahr eine Verminderung erfahren. Kann dieser Ausfall im Lauf dieses Jahres noch genugsam wieder eingebracht werden, so würde es im Uebrigen auch nicht viel aus machen. wenn unsere Eisenindustrie bei ausreichender Beschäftigung für den inländischen Konsum in Bezug auf den Export ihrer Erzeug⸗ nisse in diesem Jahre wirklich einmal um eine Kleinigkeit, um welche es sich immerhin nur handeln würde, gegen das Vorjahr zurückbliebe Sofort aber wird dieser Vorgang von unseren Gegnern als willkom⸗ mener Anlaß benutzt, um ihren alten Angriffen gegen die Schutzzoll⸗ politik neuen Spielraum zu gewähren und nachzuweisen, daß der Nothstand unserer Industrie auf Grund des Schutzzolls sich jetzt ernstlich einzustellen beginne. Derartige Behauptungen kann man jetzt in allen freihändlerischen Organen lesen.

In Wahrheit bildet diese Behauptung ja stets den eigentlichen Ausgangepunkt für alle freihändlerische Beweisführung gegen den ff Daß eine schutzzöllnerische Handelspolitik für unsere

ndustriellen manche Vortheile haben könne, wird von ibnen nicht direkt bestritten, dagegen behaupten sie geradezu, unsere Konkurrenz- fähigkeit im Weltverkehr werde zurückgehen; da diese aber schließlich für den ganzen Stand der Industrie maßgebend sein müsse, so sei eine schußzöllnerische Politik im Großen und Ganzen stets nachtheilig und zu verwerfen. Außerdem sucht man dann noch die bekannte Be⸗= nachtheiligung des Konsumenten und namentlich des kleinen Mannes geltend zu machen, eine Fiktion, die wir ja schon oft genug wider legt haben. . .

Was nun die angebliche Benachtheiligung unserer Exportfähigteit betrifft, so ist es zunächst ganz unleugbar, daß unser jetziger Export als ein erheblich günstigerer bezeichnet werden muß, als er während der Freihandelsperiode gewesen. Dazu kommt vor Allem aber, daß Unternesmungslust und Selbstvertrauen in einem außerordentlichen Maße gestiegen sind, und hiervon ausgehend darf man sagen, daß sich diese Entwickelung noch fortgesetzt zu unseren Gunsten gestaltet. Unsere großen Handelsstädte schlagen neue Wege ein und knüpfen ohne Unterlaß neue Verbindungen an; aus der Initiative der In dustrie heraus sind Exportmusterlager ins Leben gerufen, ein Ge⸗ danke, welcher auch vom Auslande mehrfach als ein guter und lebens⸗ fähiger anerkannt und adoptirt worden ist. Es haben sich ferner Vereine und Gesellschaften für Kolonisation gebildet, um unsere Ko⸗ lonien auszubeuten und unserem Handel, unserem ganzen wirthschaft⸗ lichen Leben neue Gebiete zu erschließen. Es ist uns nicht bekannt ge⸗ worden, daß ähnliche Zeichen des neu erwachten Unternehmungẽgeines sich gezeigt batten, während Deutschland unter der Herrschaft des Freihandels lebte; es war damals die bezguerlichste Erscheinung vielmehr gerade die, daß unserer Industrie Muth und Spannkraft immer mehr verloren gingen. Es scheint sonach also, daß nicht nur die äußeren materiellen, sondern auch die moralischen Faktoren unserer Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt im Steigen und keinerwegs im Sinken begriffen sind, so daß in diesem Sinne ganz neue Fak⸗ toren jetzt erst auf den Schauplatz treten.

Der Hauptgegensatz zwischen unseren Gegnern und uns wurzelt aber in der Frage, ob in erster Linie die nationalen oder die Welt verkehrs⸗Interessen berücksichtigt werden sollen, mit anderen Worten, ob die wirthschaftliche Entwickelung sich hauptsächlich unter den Antrieben des nationalen Lebens oder einer internationalen Konkurrenz vollziehe. Unseres Erachtens kann gar kein Zweifel darüber obwalten, daß der einzig richtige Standpunkt in dieser Angelegenheit der natio= nale ist. Wird von diesem Standpunkt aus daran gearbeitet, unser Gewerbsleben zu einem bestandsfähigen und blühenden zu machen, so ist der Vortheil offenbar ein doppelter: einmal finden alle diejenigen Umstände eine gerechtfertigte Berücksichtigung, welche bei 6 und Herausbildung der einzelnen Produktionszweige von Einfluß ge⸗ wesen i und fuͤrs Zweite wird das national. Leben an und für sich gekräftigt und gewinnt an Freudigkeit und Expansionsfähigkeit, was auf die wirthschaftlichen Verhältnisse befruchtend rückwirken muß, In dem Zusammenwirken dieser beiden Punkte liegt aber der Schlüssel dafür, daß auf allen Gebieten unseres wirthschaftlichen Lebens fort⸗ gesetzt neue Unternebmungen und neue Gesichtspunkte auftauchen, und daß in Folge hiervon unsere Wer ft keit nicht nur im Wachsen begrissen ist, sondern sogar im Begriffe steht, sich dauernd auf eine höhere Stufe emporzuschwingen.

Eisenbahn⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 17. Inhalt: Bekanntmachung des Reichskanzlers, betreffend Herausgabe eines neuen statistischen Waarenverzeichniffes und Verzeichnisses der Massengüter. Vom 4. Juni 1888. (Centralbl. f. d. Deutsche Reich S. 194) Bekanntmachung des Reichskanzlers, betreffend Verzeichniß der zur Ausstellung von Zeugnissen über die wissenschaftliche Pe ligung i den einjährig freiwilligen Militärdienst berechtigten höheren Lehr Anstalten. Vom 6. Juni 1888. (Centralbl. f. d. Deutsche Reich S. 197.) Bekanntmachung des Reichtkanzlers betreffend Ver⸗ zeichniß der zur Autstellung von Zeugnifsen äber die wissenschaftliche Befählgung für den einsahrig ⸗freiwllligen Militärdienst provisorisch berechtigten höheren Lehranstalkten. Vom 6. Juni 1888. (Centralbl. f. d. Deutsche Reich S. 2. Erlaß des Ministers der offentlichen Arbeiten vom 21. Juni 1888, betreffend Erneunung von stell⸗ vertretenden Schiedtzgerichts⸗Beisitzern. Nachrichten.

Gewerbe und Handel.

Die Correspondenz der Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin“ veröffentlicht zur Frage des Term inhandels in Getreide den Erlaß des Handelg⸗Ministers vom 24. Februar 1883, ferner den Bericht des Aeltestenkolle giums auf denselben vom 3. April d. J., sowie das auf diesen erfolgte Reskript. Das letztere

Berlin, den 11. Juni 13388.

Den Herren Aeltesten erwidere ich auf den Bericht vom 3. April d. J. daß ich für die unter Ausschließung aller bei dem Getreide ˖ geschäft betheiligten Personen zu bildenden Sachverständigen ⸗om⸗ missionen die beantragte Zuziehung der im Loco . Getreidegeschäft thätigen Händler nicht für zulässig erachten kann. Der Auffassung der Herren Aeltesten, daß die Kenntnifse, welche die zu Sach⸗ verständigen berufenen Persönlichkeiten besitzen müssen, nur von Solchen erworben werden können, welche als Getreidehändler thäͤtig gewefen sind. vermag ich nicht beizutreten; vielmehr nehme ich an, daß diese Kenntnisse und Erfahrungen auch in anderen Erwerbs zweigen, namentlich in denen, welche die Herstellung oder die Verar beitung des Getreides bewirken, gewonnen werden können. Unter der Vorautzsetzung, daß es gelingt, in genügender Anzahl solche Personen zu finden, welche das Sachverständigenamt als Chrenamt zu über nehmen bereit sind, habe ich kein Bedenken, dem Vorschlage der Herren Aeltesten zujustimmen und zu genehmigen, daß Personen, welche die Funktionen als Sachverstãndige lediglich als ein Gewerbe, also des Erwerbes wegen ausüben, von der Berufung in die Sach— verstãndigen · Kommission auszuschließen sind. Mit dem Vor⸗ schlage der Herren Aeltesten, daß die Sachverständigen auf drei Jahre gewählt und vom Qber⸗Präsidenten bestätigt werden, erkläre ich mich einverstanden. Die Sachverständigen werden auf die Erfüllung ihrer Pflichten, zu denen auch vornehmlich die Enthaltung von allen Geschäften in Getreide gehört, zu vereldigen sein. Was die Behand lung des Rauhweizens im Termingeschäft anlangt, so kann in dem Vorschlag der Herren Aeltesten, auf den einen Schlußschein neben anderem Weizen auch Rauhweizen zur Lieferung zuzulassen, bei dem anderen Schlußschein dagegen die Lieferung von Rauhweizen auszu- schließen, eine ausreichende Berücksichtigung der Irteressen der Mühlen⸗ industrie nicht gefunden werden. Der Rauhweizen unterscheidet

in seinen Eigenschaften, in seinen Verwendungszwecken und in seinem Werth so wesentlich von den anderen Weizen sorten, daß es angemessen und. den Grundsätzen, eines soliden Börsenverkebrs entsprechend ist, für diese Weizensorte einen besonderen Schlußschein einzuführen, um jedem Käufer von Weizen die Möglichkeit zu geben, sich diejenige Weizensorte zu verschaffen, welche er für seinen Geschäftsbetrieb braucht. Das Termin⸗ geschäft in Weizen würde überbaupt jede wirthschaftliche Berechtigung verlieren, wenn es sich lediglich in Formen bewegte, welche es dem Müller unmöglich machen, sich seinen zukünftigen Bedarf an Getreide durch Terminkäufe zu decken. Letzteres ist gegenwärtig dem Müller nicht möglich und wird auch nicht durch den Vorschlag der Herren Aeltesten, der an dem bisherigen Zustand wenig ändern würde, erreicht. Diese Möglichkeit zu schaffen, war zweifellos der Zweck der Einführung des neuen Schlußscheins für Weizen; nachdem aber die neue Einrichtung sich als durchaus wirkungslos erwiesen bat, kann nur in der Einführung ge—⸗ sonderter Schlußscheine für Rauhweizen und für andere Weizensorken die Befriedigung der berechtigten Wuͤnsche der Mühlenindustrie und des weitaus überwiegenden Theils der heimischen Landwirthschaft gefunden werden. Bei dem Vorschlage der Herren Aeltesten, daß die Zulassung von Getreide, welches für unkontraktlich erklärt ist, zur Weiterkündigung von einem äußerlich erkennbaren Kriterium abhängig gemacht uad daß demgemäß bestimmt werden solle, die Weiterkündigung sei während der nächsten 48 Stunden nach der Unkontraktlichkeits ⸗Erklätung ausge⸗ schlossen, erachte ich die Frist von 438 Stunden zur Erreichungg des beabsichtigten Zwecks nicht für ausreichend. Vielmebr erscheint mir die Verlangerung der Frist auf 7 Tage geboten. Die aus der Ver⸗ längerung der Frist sich ergebenden Nachtheile würden für solche Be⸗ sitzer von Getreide, welche innerhalb einer kürzeren Frist eine an⸗ gemessene Bearbeitung oder Mischung des Getreides vornehmen, durch die Bestimmung abzuwenden sein, daß die Weiterkündigung auch vor Ablauf der 7 Tage erfolgen könne, wenn eine weitere Bearbeitung oder Mischung des Getreides startgefunden hat, und wenn durch eine Bescheinigung der Sachverständigen ⸗Kommission die Lieferungsfähig⸗ keit des Getreides dargethan wird. Gegen diese Entscheidung der Sachverständigen würde dem Käufer die Berufung an die auf 5 Mit⸗ glieder verstãrkte ache ,,,. freizustellen sein. Was die Erhöhung des Minimalgewichts für lieferungsfähiges Getreide anlangt, so erachte ich auf Grund der dieserhalb gepflogenen besonderen Verhandlungen die nachstehenden Erhöhungen für geboten;

1) Für Weizen von 74 auf 76 Pfund für den Neuscheffel (von 715 auf 734 9 für den Liter). . (

2) Für Roggen von 70 auf 72 Pfund für den Neuscheffel (von 668 auf 587 g für den Liter). ; . ö

3) Für Hafer von 43 auf 45 Pfund für den Neuscheffel (von 400 auf 419 g für den Liter) ; .

In Sirch der allgemeinen Lieferungsbedingungen bin ich übrigens damit einverstanden, 23 die Bezeichnung „trocken in dieselben auf genommen wird. Ebenso muß ich es für in hohem Grade wünschens⸗ werth erklären, daß, wie es früher der Fall gewesen ist, gedarrtes Ge⸗ treide von der Lieferungsfähigkeit ausgeschlofsen wird, da das Darren die Gebrauchsfähigkeit des Getreides wesentlich beeinträchtigt. Wenn darauf hingewiesen worden ist, daß die großen Mühlen Einrichtungen besitzer, um auch gedarrtes Getreide ohne Nachtheil für die Qualität des Mehls verarbeiten zu können, und daß die Zulassung von gedarrtem Getreide die kleineren Mühlen ebenfalls zur Beschaffung solcher wünschens werthen Anlagen veranlafsen würde, so muß dem gegenüber bemerkt werden, daß das gedarrte Getreide im Verbhaͤltniß zu dem gesammten zur Verarbeitung gelangenden Getreide einen zu geringen Bruchtheil ausmacht, um die Auswendung so erheblicher Mittel, wie die frag= lichen Anlagen für die übrigen Mühlen beanspruchen würden, als wirthschaftlich berechtigt erscheinen zu lassen. Uebrigens ist nicht he⸗ kannt geworden, daß die derzeitige Ausschließung des gedarrten Ge⸗ treides von der Lieferungsfähigkeit zu erheblichen und berechtigten Beschwerden Anlaß gegeben hat. Sollte dieses gleichwohl der Fall gewefen sein, so muß mindestens darauf entscheidender Werth gelegt werden, daß in die Lieferungs bedingungen die Bestimmung, frei von Dartrgeruch? aufgenommen wird. Es steht fest, daß mit. Darrgeruch behafteter Hafer ä die Verfütterung nahezu ungeeignet ist, weil die meisten Pferde ihn nicht fressen oder nur durch Hunger an denselben

ewöhnt werden können. Ebenso kann der mit Darrgeruch ehaftete Roggen nur in den Mühlen mit besonderen Einrichtungen obne Nachtheil für das Mehl verarbeitet werden. und derselbe darf. daher wegen dieser wesentlichen Beschränkung seiner Gebrauchgfähigkeit als Handelsgut mittlerer Art und Güte (Art. 335 des H.-G. B.) keinesfalls angesehen werden. In ˖ dem ich die Herren Aeltesten ersuche, die nach Maßgabe dieses Er⸗ lasses abzuändernden Lieferungsbedingungen spätestens zum 1. Oktober d. J. zur Ginführung zu bringen und über den Zeitpunkt der Ein⸗ führung zu berichten, bemerke ich, daß auch mit den anderen Börsen, an denen Getreide auf Termin gehandelt wird, Verhandlungen wegen entsprechender Aenderung ihrer Lieferungsbedingungen eingeleitet wor⸗ den sind. Die über die Verhandlungen der Enqustekommissien auf⸗ enommene Registratur lasse ich den Herren Aeltesten zur gefälligen enntnißnahme in der Anlage zugehen. Für den Minister für Handel und Gewerbe. von Boetticher.

Attiengesellschaft für den Bau landwirthschaft⸗ licher Mafchinen und Geräthe und für Wggenfabrika—⸗ ti on SH. 5. dert.. Aus dem Bericht der Gesellschaft für das Geschẽrfãja r 1887,38 ergiebt sich; daß das verflossene Geschäftsjahr 1387788 günstigere Resultate als dag Vorjahr aufzuweisen bat. Das , des letzten Geschäftsjahres weist einen Gewinn von Ab 7oͤf, 4 M auf, wovon dem Spezial ⸗Reservefonds eine Summe von 18 600 M zugeführt werden soll. Der Spenial ⸗Reservefonds stellt sich alsdann auf 384 62, 8; M gegenüber einer Debitorensumme von 1171 735, 91.0 Die Abschreibungen des vergangenen Jahres betragen: a. auf Debaͤudec onto Losg 6 i 76,79 AM, auf Gebäudeconto Kiew, nach Verkauf ho, 7 S, b. Reuanschaffung von Utensilien, Modellen, Cliches 14 115, 98 „, c. von Werkzeugen 1716,71 „, d. auf Betriebs maschinen 7 oo 13 441,48 S6, zusammen 465 766,28 M6. Die Aus- gaben für Inftandhaltung des Betriebsinventars und der Gebäude im Betrage von 6i 738, 3. A sind auf Betriebgconto verbucht. Die

durchschnittliche Arbeiterzahl betrug 637. Die Vorräthe betragen: ertiges 921 582,55 M gegen 1886 87 1 009 997,73 4, Halbfertiges

89 674.73 M gegen 1886 87 317 134,B74 ,. Material 321 446, 66 M egen 1886.87 284 215,21 M Nach dem Gewinn⸗ und Verlusteonto 67 der Bruttogewinn 415 510,37 M betragen.

Vom oberschlesischen Steinkohlenmarkt be⸗ richtet die Schles. Ztg.: Der Betrieb der Steinkohlenförderung hat auch in der zweiten Junihälfte einer stärkeren Einschränkung unter liegen müssen, um angesichts des schwächeren Absatzes nicht zur An ˖ häufung größerer Bestände zu führen. Von den verschiedenen Kohlen sorten standen im Vordergrund der Abnahme die kleinstückigeren Erzeugnisse, deren Verbrauch namentlich Seitens der Hüttenwerke wie sonstiger industrieller Anlagen und Kesselheizungen ein beträcht⸗ licher war; der Bedarf fur Ziegeleikohlen trat zeitweise in stärkerem Maß auf und kam mehrfach dem örtlichen Absatz zu Gute Ein stärkerer Versandt in Stückkohlen bestand nur für die an größeren Verdingungen betheiligten Gruben, sowie für den im östlichen Revier statthabenden, bei dem besseren Fahrwasser etwas mehr belebten Absatz zu Schiff. Die Entnahme von bagenden Kohlen zur Verkokung unterlag nur vorübergehenden Schwankungen und blieb im Ganzen auf der bisherigen Höhe, wie es der Bedarf der Hohöfen mit sich bringt; in Schmiedekohlen erhielt sich gleich falls bei vermehrter Ausfuhr derselben ein regelmäßiger Absatz. Im Ganzen wurde Seitens der Gruben an den bisherigen Preisen fest⸗ 6 i beschränkten sich Unterbietungen mehr auf zweite und

ritte Hand.

Der „Rheinisch ⸗Westfälischen Zeitung“ zufolge haben die Gelsenkirchener Bergwerks gesellschaft, die Bochumer Bergwerksgesellschaft und der Westfälische Gruben verein eine gemeinsame Kohlen ⸗Verkaufsstell!le auf der der erstgenannten Gesellschaft gehörigen Zeche Rhein⸗Elbe errichtet. Dieselbe Gesellschaft tritt demnach vom J. Juli ab allein als ver kaufende, versendende und liefernde Gesellschaft für sämmtliche Theil⸗ nehmer ein. ö ö

Aus Melbourne ist der erste Bericht des Vertreters der Vereinigung „1879“ auf der dortigen Ausstellung, Datirt vom 18. Mai, eingetroffen. In Gesellschaft des Regierungs Rath Wer muth ist derselbe am 13. Mai nach glücklicher Fahrt mit Dampfer »Hohenstaufen' dort angekommen. Das Hauptgebäude der Ausstel⸗ lung, welches für Kunstgegenstände sämmtlicher Nationen dient und besonders dekorativ wirken soll, ist fir und fertig, das übrige Ge⸗ bäude erst zum Theil, indem die außerordentlich starke Bethei⸗ ligung vieler Nationen die Erstellung von Anbauten nothwendig macht. Der Platz der deutschen Aussteller soll recht günstig liegen in einer breiten, die Hauptstraße in der Mitte schneidenden Seiten straße, welche direkt auf den Hauptschanktisch der Restauration führt. Dem Vertreter ist es gelungen, einen Theil der Aussteller in dem Hauptgebäude zu placiren. Die dekorative Ausstattung der deutschen Abtheilung verspricht sehr gut zu werden. Eingehendere weitere Be— richte sind mit der nächsten Post zugesagt.

SHil des heim, 27. Juni. (W. T. B) Woll markt. Die Zu⸗ fuhr betrug 6800 Fentner, 2500 Centner mehr als im vorigen Jahre. Der Handel ist sebr flau trotz lebhaften Verkehrs. Verkauft sind bis jetzt nur circa 2000 Centner mit einem Abschlage von 12 bis 20 C gegen die vorjährigen Preise.

London, 27. Juni. (W. T. B.) Wollaukti on. Die Tendenz bleibt fest.

Submissionen im Auslande.

Italien.

1I) 5. Juli. Rom: Territorial-Direktion des Militär⸗Kom⸗ missariats des IX. Armee⸗Corps. 1000 wollene Decken zu 17 Lire das Stück, in 5 gleichen Loosen. Voranschlag 170 000 Lire. Lieferung Ende August und Ende September.

2) 8. Juli. Spezia. Direzione costruzioni navy. R. Marina: Kupfer in Blech, Platten, Stangen, Draht und in Broden. Vor— anschlag 63 497 Lire.

3) 9. Juli. Neapel. Direzione costruzioni R. Marina: Lieferung einer stäh lernen Barke für Materialtransporte. Vor— anschlag 65 000 Lire. Lieferung in 12 Monaten.

Dem Vernehmen nach in Aussicht stehend:

bei der Direktion der Mittelmeerbahn in Mailand: Rollen des Material, 296 Personenwagen, 95 Gepäckwagen, 1400 Güter⸗ wagen, Voranschlag 9771 300 Lire. . .

Ferner, bei der Direktion der sizilischen Eisenbahnen in Palermo. Bedarf für .

a. 1887 88 20 Personenwagen, 100 Güterwagen, 6 Cisternen⸗

agen, b. 1888/89 10 Personenwagen, 200 Güterwagen. Voranschlag zusammen 1528 423,50 Lire. Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs ⸗Anftalten.

Am Tage der Eröffnung des Deutschen Reichstages durch Se. Majestät den Kaiser Wilhelm wurden bei dem hiesigen Haupt ⸗-Telegraphenamt zusammen 30 491 Telegramme ver- arbeitet; der Verkehr erreichte, einschließlich der auf gemietheten Kei⸗ tungen beförderten Zeitungscorrespondenz, die bei dem genannten Amt noch nicht dagewesene Höhe von 1254 569 Worten. Die Beförderung dieser Correspondenz wurde leider, namentlich auf den nach Westen e. Süden führenden Leitungen, durch zahlreiche Gewitter wesentlich erschwert.

Theater und Musik.

Die gestrige Vorstellung im Friedrich Wilhelm städti⸗ schen Theater mußte wegen Heiserkeit des Frl. Stubel ab— geändert werden. Statt Offenbach's „‚Pariser Leben wurde der Zigeunerbaron aufgeführt. Heute gelangt der „Bertelstudent“ zur Darstellung. Frl. von Herger tritt als Bronislawa ihr neues Engagement an.

Mannigfaltiges.

Ueber das Schicksal von Lupton, Slatin und der übrigen Gefangenen des Mah di melden ‚Petermann's Mit. theilungen 18835, Heft VII.: Aus Chartum sind endlich im Mai d. J. sichere Nachrichten über die Lage der dort in Gefangenschaft zurückgehaltenen Europäer nach Kairo gelangt und durch Dr. W Junkers Vermittelung zu unserer Kenntniß gekommen. Bald nacheinander trafen zwei Boten aus Chartum in Kairo ein, welche kleine Zettel von Slatin⸗Bey, dem österreichi. . Mifsionar Urwalder und ven der Wittwe eines rüheren egyptischen Beamten überbrachten; diese Zettel ent hielten Anweifungen an die egyptische Regierung und an die katho—⸗ lische Mission über Summen, welche die Aussteller von dem Boten empfangen hatten; die Zahlung wurde anstandslos geleistet, da die Briefe Urwalder's und Slatin's deutsch resp. italienisch geschrieben waren und die Handschrift der Verfasser erkannt wurde. Sowohl aus dem Briefe Urwalder's als auch aus den mündlichen Berichten der Boten geht hervor, daß das Schicksal der Europäer in Chartum ein höchst trauriges, ja eigentlich ein entsetzliches ist.

Die Missionare und Schwestern befinden sich in ,,, , erträglicher Lage, denn sie sind frei und können durch Arbeiten ihr Leben fristen; meistens kochen ec Bohnen mit Oel (Fool medemmis), welche sie dann auf offener Straße in dzr Nähe des Hauses des Mahdi feilbieten. an kümmert sich nicht viel um sie, weil sie schwach und vor Allem sehr furchtsam sind. Lupton ⸗Bey muß im Arsenal wie ein gemeiner Araber arbeiten und gerade die niedrigsten und schwersten Arbeiten verrichten, d. b. Lasten kragen oder wälzen, schaufeln, ziehen, kehren ꝛ. Dabei ist er ohne Kleider und Schuhe,