Anlage B. . Anleitung x zur Prüfung des Holzgeistes und der Ppridinbasen.
IJ. Holz geist.
1) Farbe. Die Farbe des Holigeistes soell nicht dunkler sein als die einer Auflösung von 2 cem Zehntelnormaljodlösung in einem Liter destillirten Wassers.
2) Siedetemperatur. 100 ecm Holzgeist werden in einen Metall kolben gebracht; auf den Kolben ist ein mit Kugel versehenes Siede⸗ rohr aufgesetzt, welches durch einen seitlichen Stutzen mit einem Liebig' schen Kühler verbunden ist. Durch die obere Oeffnung wird ein amtlich beglaubigtes Thermometer mit hunderttheiliger Skala eingeführt, dessen Ouecksilbergefäß bis unterhalb des Stutzens hinabreicht Der Kolben wird so mäßig erhitzt, daß das übergegangene Destillat aus dem Kübler tropfenweise abläuft. Das Destillat wird in einem graduirten Glascylinder aufgefangen, und es sollen, wenn das Thermometer 75 Grad zeigt, bei normalem Barometerstand mindestens 90 eem übergegangen sein. ;
Weicht der Barometerstand vom normalen ab, so soll für je 30 mm 1 Grad in Anrechnung gebracht werden, also z. B. sollen bei 770 mm 90 em bei 75,58 Grad, bei 750 mm bei 74,7 Grad über⸗ gegangen sein. ö —
3) Mischbarkeit mit Wasser. 20 eem Holzgeist sollen mit 40 gem Wasser eine klare oder doch nur schwach opalisirende Mischung geben.
4) Abscheidung mit Natronlauge. Beim Durchschütteln von 20 cem Holzgeist mit 40 eem Natronlauge von 13 spezifischem Ge⸗ wicht sollen nach J Stunde mindestens 5,09 cem des Holzgeistes ab geschieden werden. .
5) Gehalt an Aceton. 1 Cem einer Mischung von 10 cem Holz geist mit 0 eem Wasser wird in einem engen Mischeylinder mit J0 eem Doppeltnormalnatronlauge (60 g Natriumhvdroxyd in einem Liter) durchgeschüttelt. Darauf werden 5 cem Doppeltnormaljod⸗ lösung (264 g Jod im Liter) unter erneutem Schütteln hinzugefügt. Das sich ausscheidende Jodoform wird mit 10 cem Aether von spezifischem Gewicht C7273 unter kräftigem Schütteln aufgenom ⸗ men. Von der nach kurzer Ruhe, sich abscheidenden Aether schicht werden 5 cem mittelst einer Pipette auf ein gewogenes Uhr- glas gebracht und auf demselben langsam verdunstet, dann wird das Ühralas 2 Stunden über Schwefelsaure gestellt und gewogen. Die Gewichtszunahme soll nicht weniger als 0,97 g betragen.
6) Aufnahmefähigkeit für Brom. 100 cem einer Lösung von Kaliumbromat und Kaliumbromid, welche nach der unten folgenden Anweisung bergestellt ist, werden mit 20 cem einer in der gleichfalls unten angegebenen Weise verdünnten Schwefelsäure versetzt. Zu diesem Gemisch, das eine Bromlösung von 0, I0s g Brom darstellt, wird aus einer in 0,1 cem getheilten Bürette tropfenweise unter fortwährendem Um⸗ rühren so lange Holzgeist hinzugesetzt, bis dauernde Entfärbung ein— tritt. Zur Entfärbung sollen nicht mehr als 30 cem und nicht weniger als 20 cem Holzgeist erforderlich sein. . .
Die Prüfungen der Aufnahmefähigkeit für Brom sind stets bei vollem Tageslicht auszuführen. 56 .
Anweisung zur Herstellung der Bestandtz eile der Bromlösung.
a. Bromsalie. Nach wenigstens zweistündigem Trocknen bei 100 Grad und Abkühlenlassen im Exsikkator werden 2,437 g Kalium bromat und 8,719 g Kaliumbromid, welche vorher auf ihre Reinheit geprüft sind, abgewogen und in Wasser gelöst. Die Lösung wird zu einem Liter aufgefüllt.
b. Verdünnte Schwefelsãure. m sänre wird mit 3 Volumen Wasser vermischt.
man erkalten. J 26 vridinbasen.
1Volumen konzentrirter Schwefel⸗ Das Gemisch läßt 6
I) Farbe. Wie beim Holzgeist. . ö
2) Verhalten gegen Cabmlum chlorid. 10 cem einer Lösung von 1 cem Pyridinbasen in 100 cem Wasser werden mit 5 eem einer 5 prozentigen wässrigen Lösung von wasserfreiem, geschmolzenem Cad⸗ miumchlorid versetz.˖ und kräftig geschüttelt; es soll ale bald eine deut⸗ liche krystallinische Ausscheidung eintreten. Mit 5 eem Neßler'schem Reagens sollen 10 eem derselben Pyridinbasenlösung einen weißen Niederschlag geben. . . . .
3) Siedetemperatur. Man verfäbrt wie beim Holzgeist, doch soll das Teftillat, erst wenn das Thermometer auf 140 Grad gestiegen ist, mindestens 90 cem betragen. , .
4) Mischbarkeit mit Wasser. Wie beim Holzgeist. .
5J Wassergehalt. Beim Durchschütteln von 290 cem Basen und 26 cem Natronlage von 1,4 spezifischem Gewicht sollen nach einigem Stehenlassen mindestens 18,5 cem der Basen abgeschieden werden.
6) Titration der Basen. 1 cem Pyridinbaͤsen in 10 em Wasser elöst werde mit Normalschwefelsäure versetzt, bis ein Tropfen der 3 auf Congopapier einen deutlichen blauen Rand hervorruft, der alsbald wieder verschwindet. Es sollen nicht weniger als 10 cem der Säurelösung bis zum Eintritt dieser Reaktion verbraucht werden.
Zur Herstellung des Fongopapiers wird Filtrirpapier durch eine Lösung von 1 g Congoroth in 1 1 Wasser gezogen und getrocknet.
Anlage C. ; Anleitung . zur Untersuchung von Thieröl, Terpentinöl und Aether.
I. Tbieröl. ( .
1) Farbe. Die Farbe des Thieröls soll schwarzbraun sein.
2) Siedetemperatur. Werden 1060 eem in der für den Holzgeist angegebenen Weise destillirt, so sollen unter 90 Grad nicht mehr als 5 cem, bis 180 Grad aber wenigstens 50 cem übergeben. -
3) Pyrrolreaktion. 2,5 Cem einer Jprozentigen alkohelischen Lösung des Thieröͤls werden mit Alkohol auf 100 cem verdünnt. Bringt man in 10 eem dieser Lösung, die O, Q25 ίσ Thieröl entbält, einen mit konzentrirter Salzsãure , nen Fichtenhol;spahn, so soll der selbe nach wenigen Minuten deutliche Rothfärburg zeigen. ;
4) Verhalten gegen Quecksilberchlorid. 5 eem der 1 prozentigen alkoholischen Lösung des Thieröls sollen beim Versetzen mit 5 cem einer 2prozentigen alkoholischen Lösung von Quecksilberchlorid alsbald eine voluminöse, flockige Fällung geben. 5 Cem der O, 25 prozentigen alkoholischen Lösung von Thieröl, mit 5 eem der Quecksilberchlorid⸗ lösung versetzt, sollen alsbald noch eine deutliche Trübung zeigen.
Il. Terpentinöl. . .
1) Spezifisches Gewicht. Das spezifische Gewicht des Terpentin⸗ öls joll zwischen 0, 855 und O. 865 bei 15 Grad liegen. .
2) Siedetemperatur. Werden 100 cem in der für den Holzgeist angegebenen Weise destillirt, so sollen unter 150 Grad nicht mehr als 5 ecm, bis 160 Grad aber mindestens 90 cem übergehen. .
3j Mischbarkeit mit Wasser. 20 eem Terpentinöl werden mit 20 eem Wasser kräftig geschüttelt. Wenn nach einigem Stehen beide Schichten sich getrennt haben und klar geworden sind, so soll die obere wenigstens 19 cem betragen.
Ill. Aether. .
1) Spezifisches Gewicht. Das spezifische Gewicht des Aethers soll nicht mehr als O, 730 betragen.
2) Mischbarkeit mit Wasser. 20 cem Aether werden mit 20 ecm Wasser kräftig geschüttelt Nach dem Absetzen soll die Aetherschicht wenigstens 18 cem betragen.
IV. Schelacklösung. ö
10 g der Lösung sollen beim Verdunsten auf dem Wasserbade und nach darauf folgendem Erhitzen des eingedampften Rückstands im Trockenschrank während einer halben Stunde auf eine Temperatur von 100 bis 105 Grad mindestens 3,3 g Schellack hinterlassen.
— Der Abgeordnete zum Landtage für den 1. Lieg⸗ nitzer Wahlbezirk (Grünberg⸗-Freystadt), Kommerzien⸗Rath Gruschwitz ist, wie die „Breslauer Zeitung“ meldet, am 8. d. M. in Neusalz gestorben.
— Bei Berechnung des Miethsbetrages eines enteigneten Mieths⸗Grundstücks sind nach einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Civilsenats, vom 7. März d. J., die⸗ jenigen der Enteignung unmittelbar vorhergegangenen
Jahre autzuschließen, welche von der Enteignung dadurch beeinflußt waren, daß die in Aussicht stehende Enteignung 86 Rückgang des Miethsertrages herbeigeführt
e.
— Durch Allerhöchste Ordre vom 22. Juni d. J. ist ge⸗ 8 w „ daß bei der von der Staats bauverwaltung nach Maßgabe des egg vom 6. Juni d. J. auszuführenden Verbesserung der Schiffahrt auf der oberen Oder das Enteignungsrecht zur Erwerbung beziehungsweise zur dauernden Ich rr ung des Grundeigenthums in An⸗ wendung gebracht werde.
— Der Stadtgemeinde Frankfurt a. M. im Regie⸗ rungsbezirk Wiesbaden ist durch Allerhöchste Ordre vom 22. Juni d. J. behufs Freilegung der Gutzkowstraße auf der Strecke zwischen der Bruchstraße und der Stegstraße das Enteignungsrecht zur Erwerbung der dazu erforderlichen Flächen der Gemarkung Sachsenhausen verliehen worden.
— Der General der Infanterie von Stiehle, General⸗ Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und General⸗ nspecteur des Ingenieur⸗ und Pionier⸗Corps und der estungen, hat einen mehrwöchentlichen Urlaub nach Herings⸗ dorf angetreten und wird daran anschließend sich auf In⸗ spizirungsreisen begeben.
— S. M. Kreuzer „Nautilus“ ist am 8. Juli cr, in Mozambique eingetroffen und beabsichtigt, am 11. dess. Mts. wieder in See zu gehen.
Württemberg. Stuttgart, 10. Juli. (W. T. B.) Der „Staats⸗Anzeiger für Württemberg“ meldet über den Besuch des Prinz-Regenten Luitpold von Bayern in Friedrichshafen Folgendes: Bei der Tafel erhob sich der König und brachte folgenden Toast aus: „Ich trinke auf das Wohl des Prinz⸗Regenten Luitpold, sowie auf die Fortdauer des gegenseitigen freundschaftlichen Verhältnisses zwischen Bayern und Württemberg“. Hierguf erwiderte der Prinz-Regent: „Ich erlaube mir auf das Wohl Ihrer Majestäten mein Glas zu erheben. Ich bin glücklich, daß ich mich schon seit langer Zeit der wohlwollenden Freundschaft Ihrer Majestäten er—⸗ freue. Zugleich drücke ich meine . über die herzliche Fortdauer der freundschaftlichen Beziehungen beider TLän⸗ der aus. Hoch lebe das Königspaar von Württemberg!“ — Der Prinz-Regent empfing den Minister von Mitt nacht in besonderer Audienz. Der König verlieh dem Prinz-Regenten das 2. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 29. Die Einwohnerschaft brachte dem Prinz⸗Regenten die herzlichsten und wärmsten Ovationen dar.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 9. Juli. (Prag. Abdbl.) Gestern wurde die Wiener Garnison nach dem Plan des Dislokationwechsels durch drei Bataillone ergänzt. Es trafen ein das erste Bataillon des Infanterie⸗Regiments FM. Baron König Nr. 92 aus Banjaluka (Ergänzungsbezirk Komotau), dann das zweite und dritte Bataillon des Regiments Nr. 86 (vormals Stubenrauch) aus Langenlois und Krems Erg h nen, Mart Theresiopel) .
Der kroatische Candtag ist gestern geschlossen wo rden. Das wichtigste Ereigniß seiner letzten Session ist die Schaffung des neuen Vol ks schulgesetz es. — Vorgestern fand in Agram eine vom Präsidenten des Klubs der Nationalpartei, Vukotinovie, einberufene Konferenz der Delegirten des kroatischen Landtages im ungarischen Reichstage statt, in welcher der Präsident mißbilligend konstatirte, daß die Mehrzahl der kroatischen Delegirten ihren Pflichten nicht entspreche. Im Sinne der Klubstatuten werde der Präses in Zukunft beantragen, daß allen jenen kroatischen Delegirten, welche ihren Pflichten nicht nachkämen, das Mandat für den ungarischen Reichstag entzogen werde. Die Konferenz nahm die Erklärung des Klub-Präsidenten zur Kenntniß und beschloß, daß stets sechs kroatische Delegirte nach einem bestimmten Turnus den Reichstagssitzungen, die Mitglieder der einzelnen Ausschüsse aber jeder Sitzung desselben beiwohnen müssen.
Großbritannien und Irland. London, T. Juli. (A. C.) Bei den langsamen Fortschritten, welche das Par⸗ lament mit der Abwickelung der ihm vorliegenden Geschäfte macht, sind beide Parteien der Ansicht, daß die Regierung, wenn sie sich nicht für eine Herbstsession entscheidet, entweder einen Theil ihres Programms fallen lassen oser zu energischen Maßregeln schreiten müsse, um die Erledigung der Vorlagen zu beschleunigen. U. A. wird vorgeschlagen, auch an Sonn⸗ abenden eine Sitzung zu halten und den Paragraphen der Geschäftsordnung, betreffend die Stunde der Vertagung, bis zum Schluß der gegenwärtigen Session zu suspendiren.
Vor dem Parlamentsausschuß zur Prüfung des Armeebudgets sprach sich gestern der Herzog von Cam⸗ bridge im Allgemeinen gegen zu alte Offiziere aus; nament— lich für die Kavallerie seien junge Offiziere vorzuziehen. Wenn das Avancement nicht ein so schnelles wie bisher wäre, so würden sich wenige Gebildete veranlaßt finden, in die Armee einzutreten. An der Uniform der britischen Soldaten könnten keine Ersparnisse gemacht werden. Gegen die Redu⸗ zirung der Zahl der Generäle von 290 auf 140 hatte der Herzog nichts einzuwenden, meinte im Gegentheil, die 4 könne noch weiter herabgesetzt werden, vorausgesetzt, daß sie groß genug bleibe für unvorhergesehene Fälle. —
Die gestrige Dubliner „Amtszeitung'“ enthält eine Bekanntmachung, der zufolge der dritte Paragraph der Ver⸗ brechen-Akte, welcher sich auf die Anordnungen in geaͤchteten Bezirken bezieht, im Kreise Wicklow in Kraft tritt.
Der hiesige deutsche Turnverein veranstaltete am verflossenen Sonnabend im Saale der deutschen Turnhalle zum Andenken an den verewigten Kaiser Friedrich eine würdig verlaufene Gedächtniß feier. .
Die gegenwärtig ver fuchs weise mobilisirte Flotte wird aus 7 Schlachischiffen erster Klasse, 9 zweiter Klasse und 3 dritter Klasse, 3 Kreuzern erster, 11 zweiter und 7 dritter Klasse, und außerdem 25 Torpedobooten bestehen. Schon der erste Tag der Mobilisirung hat seine Unfälle gehabt. Das Torpedoboot Nr. 65 fuhr beim Auslaufen aus dem Hafen von Sheerneß auf den Strand und Nr. 64 rannte den Regie⸗ rungsdampfer „Locust“ an.
Der Präsident des Lokalverwaltungsamts, Ritchie, empfing am 5. d. M. eine 56 liberaler Lon⸗ doner Abgeordneten, welche sich mit ihm über die auf London Bezug habenden Paragraphen der Lokalverwaltungsbill be⸗ riethen. Der Minister erklärte: daß die Regierung niemals die
Londoner Polizei unter die Kontrole der hauptstädtischen — 2 stellen werde. Ebenso müßten die Kreis⸗Stadträthe beibehalten werden.
us Durban, vom 6. Juni, wird gemeldet:
Privatnachrichten aus Zululand schildern die dortige Lag e als sehr ernst. Die meisten der Küstenhäuptlinge unweit Sa. Lucia sind danach, kühn gemacht durch die englische Schlappe am 2. Juni und Usibepu's Niederlage, auf dem Kriegspfade. Die Vertheidigung des Polizeipostens bei Somkeli am vorigen Freitag durch 6. Weiße, 40 eingeborene Polizisten und 300 lovale Zulus war sehr muthig. Da die Rebellen ihre Todten und Verwundeten wegtrugen, sind ihre Verluste unbekannt. Es wird ein neuer Angriff besorgt, aber die Niederlage Ishinguana's am letzten Montag durfte Vorsicht einflößen. Hundert Mann berittener Truppen wurden von N'Konjeni beordert, um Pretorius Hülfe zu bringen. Es heißt, Dinizulu habe weiße Frei⸗ willige geworben.
— 9. Juli. (W. T. B.) Im Unterhause verlas der Sprecher heute ein Schreiben des englischen Botschaf⸗ ters Malet in Berlin, in welchem der Dank Ihrer Majestät der Kaiserin-Wittwe Victoria für die vom Unterhause aus Anlaß des Ablebens des Kaisers Friedrich be⸗ schlossene Bei leids⸗Ad resse übermittelt wird. — Der erste Lord des Schatzes, Smith, erklärte: zur Untersuchung der schweren Anklagen gegen Parnell, welche gelegentlich des Prozesses O Donnell's gegen die „Times“ laut geworden, sei ein Unterhaus-Comité nicht kompetent; für diesen Zweck gebe es kompetente, absolut unparteiische Gerichte. Parnell zeigte darauf an: er werde selbst die Einsetzung eines Untersuchungs-Ausschusses bean— tragen, um die schmachvollen und unwahren Anschuldigungen des Generalfiskals zu widerlegen.
Im Oberhause gelangte ein Telegramm zur Ver—⸗ lesung, wonach im Zululande Unruhen ausgebrochen und auch im Küstendistrikt nördlich des Zululandes sowie in dem reservirten Distrikt die Eingeborenen im Aufstand sind. Der Vertreter der Regierung sprach die Hoffnung aus, daß die dort befindlichen Truppen, falls nicht unerwartete weitere Verwickelungen einträten, zur Unter drückung des Aufstands ausreichen würden.
Frankreich. Paris, 8. Juli. (Köln. Ztg.). Die Reise des Präsidenten Carnot nach der Dauphins ist nunmehr wie folgt festgesetzt worden: der Präsident reist am 18. von Paris nach Chambery, am 19. nach Vizille, am 20. nach Grensble und kehrt am 21. nach Vizille zurück, wo die Feste stattfinden. Am 23. geht er über Romans nach Valence, am 24. kehrt er nach Paris zurück.
—. 9. Juli. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer genehmigte den Gesetzentwurf betreffs der vier Steuergquoten, deren Bewilligung für die nächste Session der Generalräthe nothwendig ist. Die Session wird voraus⸗ sichtlich Mitte dieses Monats geschlossen.
Die Rechte hat die Interpellation über die Be— schlagnahme der Briefe des Grafen von Paris an die Maires aufs Neue vertagt. .
— 10. Juli. (W. T. B.) Bei einem gestern in St. Ser van in der Bretagne zu Ehren Boulanger's veran— stalteten Banket sprach dieser die Hoffnung aus, daß ihm vor Ablauf eines Jahres der Degen wieder zurückgegeben werden würde.
Italien. Rom, 9. Juli. (W. T. B.) Die Staats⸗ einnahmen im Rechnungssahre 1387,88 sind um 25801 113 r. höher, als im Rechnungsjahre 1886,87.
Spanien. Madrid, 9. Juli. (W. T. B.) Die Regierung ist der Suezkanal-Konvention beigetreten.
Bulgarien. Sofia, 9. Juli. (W. T. B.) Die bulgarisch-serbische Kommission, welche Ende vorigen Monats wegen der Bregova-Grenzfrage in Negotin zusammentrat, ist nach endgültiger Regelung der Angelegenheit wieder auseinander gegangen.
Schweden und Norwegen. Chri stia nia, 7. Juli. Die Zolleinnahmen haben in dem mit dem 30. Juni endenden Finanzjahre 1887/88 eine Einnahme von 20 549 947 Kronen gegen 195 495 270 Kronen im Vorjahre ergeben, im Budget für beide Jahre waren diese Einnahmen zu 19300 00 Kronen veranschlagt. Der Ausfuhrzoll auf Holz hat sich in den letzten Jahren fortgesetzt vermindert; er betrug im Finanzjahre 1885 465 777 Kronen, 1886 87 455 302 Kronen und 1887/88 376 629 Kronen.
Dänemark. Kopenhagen, 9. Juli. Der König und die Königin von Sachsen machten am Sonnabend Nach— mittag der dänischen Königsfamilie auf Fredensborg einen Besuch. Nach der Rückkehr in die Hauptstadt begab sich das sächsische Königspaar nach dem Etablissement Tivoli und verweilte daselbst im , . Incognito längere Zeit. Gestern Vormittag machte König Albert, nur von einem Kavalier begleitet, eine längere Promenade durch die Stadt. Am Mittag besuchten die hohen sächsischen Herrschaften in Begleitung des Kron— prinzen und der Kronprinzessin die chronologischen Samm— lungen im Schlosse Rosenborg und alsdann das Thor—⸗ waldsen⸗Museum. Das Diner wurde am Nachmittag bei dem dänischen Königspaar auf Schloß Bernstorff eingenommen. Die Abreise nach Malmö mit der Königlichen Dampfyacht „Danebrog“ wird heute Abend gegen 6 ihr stattfinden. Auf der inneren Rhede werden die Panzerschiffe „Helgoland“ und „Odin“, die Kadettenkorvette „Dagmar“, die Brigg „Oernen“ und der Torpedoschooner „Esbern Snare“ paradiren.
Afrika. Eg ypten. Suakim, 6. Juli. (Times.) Der Mahdi hat eine Abtheilung unter dem Befehl eines früheren egyptischen Offiziers nach Darfur geschickt. Die Behörden von Suakim erhielten gestern Depeschen von dem Gouverneur von Abu Girzeh und von Osman Digma aus Handub. Der Erstere ist nach Klhartum zurückberufen worden. Er verspricht seinen Einfluß beim Khalifen geltend zu machen, damit der⸗ selbe eine friedliche Politik einschlage und den Handel wieder freigebe. Os man verspricht allen Handelsleuten ungehinderte Reise nach Handub; dagegen dürften keine Bewaffnete kommen. Er erbietet sich auch, Briefe an die im Sudan gefangen ge⸗ haltenen Europäer passiren zu lassen.
Zeitungẽõstimmen.
Zu dem Gesetzentwurf, betreffend die Alters- und In⸗ validenversicherung der Arbeiter, schreibt die „Nati onal⸗
liberale Correspondenz“: — Es sind danach gegenüber dem früheren Entwurf ziemlich ein schneidende Veränderungen vorgenommen, die sich ebea durchweg als
Verbesserungen erweisen dürften. Im Einzelnen mag im Reichstage noch. Manches geändert werden, im großen Ganzen aber bietet der ö vorliegende Gesetzentwurf die ge ignete Grundlage zur Verstãndigung, und es ift alle Aussicht, daß die auf dem Boden der Soznialreform stehenden Parteien, Konservative. Nationalliberale und Centrum, zu= sammenwirlen werden, um das Werk in der bevorstebenden Reichstags. session zu Stande zu bringen. Dringend wũnschenswerth ist es, Taß der Gesetzentwurf schon gleich am Beginn der nächsten Sefsion vor⸗ gelegt wird; denn er wird ohne Zweifel sehr eingebende und lang. 6 1 Erörterungen über schwierige Einzelfragen orrufen.
Ueber denselben Gegenstand bemerken die „Berliner Politischen Rachrichten“ ö
Der Gesetzentwurf über die Alters.! und Invalidenversicherung ist in der von den Bundesrathsausschüssen beschloffenen Fassung veröffent⸗ licht worden. Er weicht mehrfach von den im letzten Herbst ver õffentlichten r e f ab. Die wichtigste Abweichung, die Erfetzung der berufgenossenschaftl kommunal bezw, staatliche Ordnung der Materie ist bereits neulich nach ihrer praktischen Bedeutung beleuchtet. Der Vorzug diefer Organisation vor der Zersplitterung in zahlreiche genoffenschaft⸗ liche Versicherungkanstalten erhellt besonders, wenn man be⸗ denkt, daß der Gesetzentwurf nur die höheren Kommunalverbände und event. die Bundesstagten als Träger der Versicherung in Aussicht nimmt und überdies die Vereinigung mehrerer Verbände oder Staaten zu einer gemeinsamen Versicherungsanstalt zuläßt. Er ermöglicht daher die Beschränkung der VBersicherungsanstalten auf eine geringe 394 und bildet so den Weg. den Aufwand an Geld, Arbeit und
eit für die Durchführung der Alters- und Invalidenversicherung auf ein vergleichsweise niedriges Maß herabzufetzen. Das liegt ins besondere auch im Interesse der Arbeiter, welche die Verwaltungs kosten ja mit zu tragen haben. Ebenso liegt die weitere Bestimmung, wonach der Versicherungepflicht auch durch die Zugehörigkeit zu solchen bestehenden Ein⸗ richtungen genügt werden kann, welche dem Versicherten mindestens ebensoviel gewährleiftet, wie der Gesetzentwurf, im Interesse der Ar⸗ beiter. Denn dadurch ist das Fortbestehen segensreich wirkender und dem Interesse der Arbeiter förderlicher gemeinnütziger Einrichtungen dieser Art ermöglicht.
Im Uebrigen wird es Sache der Betheiligten. vor Allem also der Arbeitgeber und Arbeitnehmer sein, die Einzelbestimmungen des Entwurfs einer eingehenden Prüfung zu unterziehen und diejenigen Bedenken kundzugeben, welche vom Standvunkt ihrer Interessen und nach Maßgabe ihrer praktischen Erfahrung gegen dieselben etwa zu erheben sein möchten. Daß allen Interessenten, den Männern der Wissenschaft, wie der praktischen Erfabrung, Ge— legenheit gegeben werde Kritik an dem Entwurf zu üben, be— zweckt ja gerade die Veröffentlichung. Die verbündeten Regierungen wellen für die Durchfübrung des großen und schwierigen Unter nehmens sich jeden sachkundigen Beirath sichern, welcher zu erlangen möglich ist; woblerwogene Vorschläge sind aber der Beachtung sicher. Freilich wird, wenn anders die Kritik noch far die Fertigstellung der Gesetzes vorlage für die nächste Reichstagssession fruchtbar werden soll, die Prüfung bald in Angriff genommen werden müssen. Mögen daher Arbeitgeber und Arbeitnehmer die ihnen durch die Veröffent⸗ lichung des Entwurfs gebotene Gelegenheit, ihr Interesse selbst zu wahren, sich nicht entgehen lassen!
— Den „Hamburger Nachrichten“ wird zur Kartell⸗ frage aus Mitteldeutschland geschrieben:
Das Gerücht, die Führer der nationalliberalen Partei im preußi⸗ schen Landtage hätten beschlofsen, bei den bevorstebenden Landtags wablen das Kartell mit den Konservativen nicht zu erneuern, bat sich zwar nicht beftätigt; wohl aber hätte, wie es heißt, bei einer Be—⸗ sprechung jener Partei die Ansicht vorgewaltet, daß im Allgemeinen, nur abgesehen von einzelnen Wablkreisen, wo die Verbältnisse anders lägen, die Partei selbftändig“ vorgehen solle. Man will namentlich in den sstlichen Prorinzen den Konservativen womöglich eine Anzabl Sitze, die früber den Nationalliberalen gehört haben, wieder abgewinnen. Bei der eigenthümlichen Parteigruppirung im preußiscken Abgeordnetenhause ist ein solcher Entschluß wohl erklärlich. Die Lage ist dort eine wesentlich andere, als im Reichs- tage, indem im Abgeordnetenhause einerseits ein erdrückendes Ueber⸗ gewicht der konservativen Parteien, welche schon jetzt nahezu die abso—= lute Mehrheit bilden, gefürchtet wird, andererseits die Gefahr, daß die negirenden Elemente die Majorisät erlangen könnten. viel geringer scheint. Es kommt dazu das schroffe und überbebende Verhalten eines Theils der dortigen Konservativen, die von einer ultra ⸗konservativen, d. h. reaktionären Aera träumen, und deren bedenkliche Tendenzen schon im letzten Abgeordnetenbause, beim Schullastengesetz, nur durch das Gegen⸗ gewicht eines gemäßigten Theils derselben Partei und das energische Ein⸗ treten der Regierung niedergebalten werden konnten. Ob es freilich den preußischen Nationalliberalen gelingen würde, mit ihren Kräften über die Konservativen in den Ossprovinzen obzusiegen, ob sie nicht in vielen Fällen genäthigt sein würden, die Unterstützung der weiter links stehenden Elemente wenn nicht zu beanspruchen, so doch anzu— nehmen, und ob nicht schon dadurch sie selbst weiter links gedrängt werden möchten; ob endlich nicht ihr Verhältniß zur Regierung durch eine solche Wendung leiden könnte, wenn die Regierung sich dadurch genöthigt glaubte, ihre Stütze fortan ausschließlich in den konservativen Parteien zu suchen — das Alles sind schwerwiegende Fragen, die sich nur bei einer gerauen Kenntniß der spezifisch preußischen, ja der lokalen und provinziellen Verhältnisse genügend beantwo: ten lassen und welche gewiß die einsichtigen Führer der dortigen Nationalliberalen sorgfältig erwägen werden, bevor sie vraktisch daran geben, ihre Wahltaktik festzustellen. Daß die Deutsch⸗ freisinnigen sich auf eine — absichtliche oder unabsichtliche — An= näherung der Nationalliberalen an sie Hoffnung machen und eine solche in ihrem Interesse mit Freuden begrüßen, das bekunden die, vielleicht nicht ganz vorsichtiger Weise etwas zu früh laut gewordenen, froh⸗ lockenden Stimmen der deutschfreisinnigen Presse und die Sirenen töne, mit denen sie die Natignalliberalen auf diesen Weg zu locken suchen.
Wir hier außen im Reiche dürfen uns ja natürlich nicht an⸗ maßen, in das Thun und Lassen unserer Parteigenossen in Preußen einreden zu wollen. Sie werden am Besten wissen, was ihnen, was den Interessen ihres Staates frommt. Wir denken dabei immer nur an die möglichen oder wahrscheinlichen Folgen, die das Vorgehen eines so bedeutenden und gewichtigen Theils unserer Partei fur die Angelegenheiten des Reichs haben möchte. Und da können wir uns freilich der Besorgniß nicht erwehren, daß die anscheinend dort beabsichtigte Wendung, wenn sie in der angedeuteten Weise wirklich stattfände, auf die Gesammtstellung der Partei und, was wichtiger ist, auf die Interessen des Reichs leicht nachtheilig einwirken könnte. Ein Wahlkampf zwischen den Nationalliberalen und den Konservativen in dem großen leitenden Staate, mit den dabei schwerlich aus bleibenden, ja kaum zu vermeidenden heftigen, vielleicht gehässigen Angriffen herruͤber und hinüber, müßte in den beiderseitigen Waͤhlerfchaften nothwendigerweise fiefe, nicht so leicht wieder auszutilgende Spuren hinterlassen; ja er dürfte seine Wirkungen auch nach den außerpreußischen Landern erstrecken und auch hier Gegenfätze wieder schärfen, die dort durch die patristische Rücsicht auf höhere gemeinsame Interessen ie, nicht ausgeglichen, aber doch gemildert und abgestumpft waren. Wenn nun dann die nächften Reichstagswahlen kommen, und es trennen uns von diesen nur noch etwa 15 Jahre! — wird es dann wohl möglich sein, dieselben Wahlerschaften, die man jetzt zum Kampfe gegen einander treibt, wieder zu einer so festen und aufrichtigen Bundesgenossenschaft zu ver= mögen, wie sie allein uns die Siege vom 21. Februar 1887 über die engverbundene Koalition der Freisinnigen, Ultramontanen und Sozial⸗ emokraten erringen half, und wie sie dann noch viel nöthiger sein därfte, weil diese Koalition sicherlich Alles aufbieten wird, üm die erlittene Niederlage wett zu machen, um die verlorene Majorität im ann r,, ewinnen? Das sind die Besorgnisse, die wir unseren Parteigenoffen in Preußen nicht verhehlen zu müssen glauben, die aber gewiß auch von diesen nicht unbeachtet bleiben werden.
lichen Organisation der Versicherung durch eine
Eisenbabn⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 18. — Inkalt: Erlafse des Minifters der öffentlichen Arbeiten: vom 20 Jun 1888, betreffend Statistik der Guter bewegung; — rom 21. Juni 1888, be⸗ treffend Ueberweisung effendabnfigtaiifchen Grundbesitzes an andere Verwaltungtressorts, jowie Behandlung der Erlöse aus der Ver⸗ äußerung von Eisenbabn ˖ Grundstücken; — vom 23. Juni 1888, be⸗ treffend Begriff der Restausgaben; — vom 30. Juni 1885. betreffend Aufbebung von Reglements und Instruktionen uber die Beförderung von Truppen und Armeebedürfnissen auf den Eisenbabnen. — Nach⸗
richten.
Ministerial · Blatt für die gesammte innere Verwal⸗ tung in den Königlich preußischen Stagten. Herausgegeben im Bureau des Ministeriums des Innern. Nr. 6. — Inkalt: J. Behörden und Beamte. Erstattung von Kosten der Vertretung eines zur gerichtlichen Zeugenvernebmung geladenen Beamten. — Ueber⸗ sicht über die Thätigkeit der Schiedẽ männer im Jahre 1887. — H. Kassen⸗ und Rechnungssachen. — Mitwirkung der Kassen der indirekten Steuern bei Einziehung von Einnahmen für Rechnung der Regierungshauptkassen. . III. Polizeiverwaltung. A. Sicherheits ˖ polijei. Festnahme flüchtiger Personen auf Ersuchen autländischer Behörden. — B. Gendarmerie. Tagegelder für Gendarmen bei außer⸗ ordentlichen Dienstleistungen. - Gnadenkompetenzen für Hinterbliebene verstorbener Gendarmen. — ITV. Unterrichts verwaltung. Konservirung vorgefundener Kunstdenkmäler aus der Vorzeit. — T. Verwaltung der öffentlichen Arbeiten. — Verrechnung von Druckkosten bei Ausführung des Gesetzes über die Krankenversicherung der Arbeiter. — Anweisung für die Behandlung der Universitäts⸗Bausachen.
Statiftische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund« beitsamts sind in der Zeit vom 24. bis 30. Juni cr. von je 1000 Bewohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet; in Berlin 23 8 in Breslau 30.2, in Königsberg 26,9, in Köln 20,8, in Frankfurt a. M. 17,2, in Wiesbaden 15,2, in Hannover 1638, in Kassel 12,4 in Magdeburg 24,9, in Stettin 24,6, in Altona 25,1, in Straßburg 22.9, in Metz 15.5, in München 30,8, in Nürnberg 191, in Augsburg 24,4, in Dresden 18,1, in Leipzig 17,55, in Stuttgart j7 6, in Karlsruhe 48, in Braunschweig 184, in Hamburg 31,l, in Wien 27,1, in Pest 32.4, in Prag 346, in Triest 2,7. in Krakau 407, in Amsterdam 265, 6 in Brüel 21,5, in Paris 18,38, in Basel —, in London 150, in Glasgow 21,7, in Liverpool 16.0, in Dublin 247, in Edinburg 16.8, in Kopenhagen 28.33, in Stockholm 16,9, in Cbristiania 16,9, in St. Petersburg 32,8. in Warschau 25,8, in Ddessa 34, , in Rom —, in Turin 26,7, in Venedig 22,1, in Alerandria 349. — Ferner in der Zeit vom 3. bis 8. Juni cr. in New- Jork 252, in Philadelphia 16,4, in Baltimore 16,8, in Kalkutta 218, in Bombas 28.4, in Madras 365.1.
Die Sterblichkeit war auch in dieser Berichtswoche in den größeren Städten Europas eine günstige obgleich aus einer größeren Zabl von Städten höbere Sterblichkeitziffern als aus der Vorwoche mitgetheilt wurden. Sehr gering (bis 15,0 pro Mille und Jahr be— rechnet, war die Sterblichkeit in Dortmund,. Kassel, Bochum, Metz, Tiel, London. Günstig (bis 20.90 pro Mille und Jahr) war die Sterblichkeit in Wiesbaden, Frankfurt a. M, Düsseldorf, Barmen, Elberfeld, Hannover, Nürnberg, Dresden, Leipzig, Bremen, Braun— schweig, Mainz, Paris, Liverpool, Edinburg, Stockholm, Christiania. Mäßig, hoch (etwas über 200 pro Mille und Jahr) war die Sterblichkeit auch in Köln, Brüssel, Triest u. a. O. Hohe Sterblichkeitsziffern (äber 35.0 pro Mille) wurden aus keiner deutschen Stadt mitgetheilt — Anfebnlich gesteigert waren, besonders in Folge der in den ersten Tagen der Woche anhaltend hoben Temxe— ratur der Luft (Jer Thermometer zeigte wiederholt über 380 bis 31,0 Grad C.), Darm katarrhe und Brechdurchfälle der Kinder, die nament- lich in Berlin (216 Sterbefälle). Hamburg, Breslau, Fönigsberg, München, Köln, Danzig, Nürnberg, Magdeburg, Stettin, London, St. Peterẽburg. Warschau u. a. O. viel Todesfälle veranlaßten, so daß die Theilnahme des Säuglingkalters an der Gesammtsterblichkeit eine bedeutend größere als in der vorhergegangenen Woche war. Von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, in Berlin 132, in München 137 Säuglinge. — Akute Entzündungen der Athmungs— ergane kamen allgemein seltener zum Vorschein und führten auch scltener zum Tode. — Von den Infektionskrankbeiten haben nur Masern und Dixhtherie größere Verbreitung gefunden und mehr Todesfälle veranlaßt, während Scharlach, typhöse Fieber und Pocken seltener zur Meldung kamen. Sterbefälle an Masern waren in Berlin, Hamburg, Altona, Wien, Prag, Paris, London häufiger, in St. Petersburg etwas seltener Todesursachen. Auch die Zahl der. Neuerkrankungen war in Berlin, Hamburg. Wien, Pest, St Petersburg, sowie in den Regierungebezirken Düsseldorf, Erfurt, Schleswig eine 3 — Das Scharlachfieber zeigte in Berli, Tanzig., St. Petersburg einen milderen Verlauf, nur in London war die Zahl der Sterbefälle eine größere als in der Vorwoche. Neue Eikrankungen gelangten nur aus Wien und St. Petersburg etwas zahlreicher zur Meldung. — Die Sterklich— keit an Diphtherie und Croup war in Berlin, Hamburg, Breslau eine geringere, in Wien, Pest, Prag, Paris, London St. Petersburg eine gesteigerte. Neue Erkrankungen wurden aus den meisten Orten, aus denen Mittheilungen vorliegen, häufiger, nur aus Kopenhagen etwas seltener gemeldet. — Unterleibs— typhus bedingte in Königsberg, London, Paris und St. Petersburg weniger Todesfälle. Erkrankungen gelangten nur aus St. Petersburg in größerer Zahl zur Anzeige. — An Flecktyphus wird gus St. Petersburg 1 Todesfall und 2, ferner aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf 1 Erkrankung gemeldet, sowie au Nürnberg 1 Erkrankung an epidemischer Genick starre. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut wurden allgemein seltener beobachtet. — Dem Keuchhusten erlagen in Berlin, Paris, London weniger, in Liver . pool und Amsterdam etwas mehr Kinder. — Todesfälle an Pocken kamen aus Wien und Paris je 1, aus Triest 4, aus Warschau 8, aus Prag 11 zur Mittheilung; Erkrankungen wurden aus Berlin und Breslau je 1, aus dem Regierungsbezirk Königsberg 2, aus St. Petersburg 4, aus Wien 6, aus Pest 11 gemeldet.
Die sanitären Verhältnisse in Berlin waren in der Berichts. woche nicht so günstige und die Sterblichkeit eine weniger kleine als in den vorhergegangenen Wochen. Es kamer in Folge der in den ersten Tagen der Berichtswoche herrschenden hohen Temperatur der Luft, in denen das Thermometer zu wiederholten Malen die Höbe von 30,00 C. überstieg, Darmkatarrhe und Brechdurchfäͤlle der Kinder in außergewöhnlich hoher Zahl zum Vorschein und führten auch in 216 Fällen den tödtlichen Ausgang herbei, so daß die Theilnahme des Säuglingsalterz an der Sterblichkeit eine wesentlich höhere als in der Vorwoche war. Dagegen haben akute Entzündungen der Athmungk organe sehr erheblich gegen die Vorwoche abgenommen. Unter den Infektionskrankheiten blieben Erkrankungen an Unterleibstyphus selten, auch Erkrankungen an Scharlach zeigten sich in keinem Stadttheile in größerer Zahl. Dagegen haben Masern, besonders in der diesseitigen Luisenstadt, im Stralauer Viertel und in der Tempelhofer Vorstadt, und Dipbtherie, jumeist in dem Tempelhofer Vorstadtbezirk, größere Verbreitung gefunden. Von Erkrankungen an Pocken kam nur 1 zur Meldung; tosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut blieben selten, auch der Keuchbusten wurde selten Todesvmrgnlassung. Er⸗ krankungen im Wochenbett kamen etwas mehr zur Anzeige. Rheu . matische Beschwerden aller Art gelangten seltener zur ärztlichen Behandlung.
Knnst, Wissenschaft nnd Literatur.
Unter dem Titel: Durch Kreuz zur Krone“ ist in Friedrich Schulze's Verlag hierselbst (Wilhelmstrt, 1a) die Predigt, welche bei dem Trauergottesdienst zum Gedächtniß Sr. Majestät dez hochseligen Deutschen. Kaisers Friedrich HI. am 25 Juni 1888 in der Nikolaikirche zu Leipzig von Dr. theol. Pank, Super
intendent und Pfarrer ju St. Thomä, gehalten worden, auf riel⸗ seitigen Wunsch im Druck erschienen. (Pr. 30 4.)
— F. Lehmann's Fisenbabn- Karte der Bahngebiete Mittel‘ GuLgopas nebst einem Verzeichniß der Eisenbabnen in Deutschland, Oesterreich˖⸗ Ungarn und der Schweiz. Zwölfte Auflage. 1888. Bearbeitet von L. T. Schultz, Kaiserlichem Bureau ⸗Assistenten im Kursbureau des Reichs ⸗Postamts; durchgeseben von Dr. W. Koch, Cbef · Redacteur der Zeitung des Vereins Deutscher Gisenbabn⸗ Verwaltungen. Das Verzeichniß der auf dieser Karte angegebenen Eisenbahnen ist Folgendes:; J. Deutschland. a. Staatsbahnen und 2 unter Staats verwaltung. Die Privatbahnen unter Staatsverwaltung sind durch zwei Sternchen bezeichnet. b. Unter Pribat⸗ verwaltung stehende Eisenbabnen. — II. Oesterreich⸗Ungarn. Uebersicht der der K. K. General- Direktion der österreichischen Staatsbahnen unterstehenden Eisenbahnen, dann der den K. K Eisenbahn Betriebs ⸗ Direktionen zugewiesenen Bahnstrecken. Der K. K. General⸗Direktion der öfterreichischen Staatsbahnen untersteben: Die Braunau⸗Straß⸗ walchener Bahn, Dalmatiner Staatsbahn, Staatsbahn Tarvis - . Istrianer Staatsbahn, Kaiserin Elisabeth. Bahn, Kronprin;
udolf Babn, Niederösterreichische Staatsbahnen, Arlbergbahn, Vor⸗ arlberger Babn, Rakonitz Protiviner Staatsbahn, Kaiser Franz Josef⸗ Bahn, Pilsen ⸗Priesen⸗Komotau⸗Bahn, Mährische Grenzbahn, Dux Bodenbacher und Prag ⸗Duxer Bahn, die Lokalbahnen: Tulln-⸗St. Pölten, Vöcklabruck Kammer, Asch Roßbach, Fehring ⸗Furstenfeld, Ebenfurt-Wittmanrszdorf und die Denau . Uferbahn, ferner die Lokalbahnen der österreichischen Lokal . Eisenbabngefellschaft, dann die Linien der galizischen Transversalbahn, der Dniestrbahn, der Erzherzog Albrecht⸗ Bahn und der K. K. Staatsbahn Stryj Beskid. — III. Schweiz. — Die Karte ist im Maß— stabe von 1: 200 009 gebalten. Die einzelnen Baënlinien sind farbig von einander abgehoben, so daß sie leicht in ihrem Verlauf zu ver= folgen sind. Auf der Karte ist ein Verzeichniß der Eisenbahnen bei— gefügt. Die Zahl der Staate babnen und Privatbahnen in Deutsch⸗ land, welche unter Staatsverwaltung fteben, beträgt 21. Die Zabl der Eisenbahnen unter Privat verwaltung stellt sich auf 45. Von sstter⸗ reichich⸗ ungarischen Bahnen sind 23 verzeichnet, von dänischen 4, von nieder⸗ ländischen 6, von Luxemburg 2, von Belgien 11, ron Frankreich 5, von der Schweiz 20, von Italien 3, die fortlaufenden Zahlen des Verzeichnisses entsprechen den an den einzelnen Bahnlinien stehenden Zahlen. Im Maßstabe von 1: 175 000 sind der großen Karte noch beigefügt die Umgegend von Düsseldorf, ferner im Maßstabe von 1:450 900 die Umgegend von Aachen und im Maßstabe von 135300 000 die Umgegend von Frankfurt a. M. Die Karte ist aus⸗ geführt in der geograrhischen und lithographischen Anstalt von C. E. Keller, Berlin. Der Preis der unaufgezogenen Karte stellt sich auf „M 1,50, auf Leinwand gezogen und in Leinwanddecke auf 6 3,50.
Land⸗ und Forftwirthschaft.
Wie der Berner Bund“ den amtlichen Angaben im neuesten Heft des vom italienischen Landwirthschafts⸗Ministerium heraus gegebenen „Bollettino di Notizie agrarie“ entnimmt, hatten die Weinernten Italiens in den letzten vier Jabren folgende Er— gebnisse (ser Prozentsatz im Verhältniß zu einer Mittelernte ist in Klammern beigesetzt): 1884 19743 885 bl (55,58 ά–), 1885 22 808 951 hl (67,02 Vοm), 1886 356 sol 577 bI (193,60 ιτ ), 1887 330185517 hl (92,93 09) Die ministerielle Statistik unterscheidet vier Qualitäten: vorzüglich, gut, mittelmäßig, schlecht. Von vorzüglicher Dualität (die in Klammern beigejetzten Ziffern geben den Prozentsat im Verhältniß zu der entsprechenden Gesammt-⸗Jahresproduktion an) waren: 1884 2089 051 hl (110), 1885 4449 997 hI (13 0, 1886 8 924 964 hl (27 0½ ), 1887 9 88279 hl (30 0ͤo). Gut waren in gleicher Reihenfolge: 3490/9. 54 O oB, 4 0, 52 co; schlecht 22 ,, 6 Co, 20, 20. In der Produktion sowohl wie der Qualität zeigen sonach die vier Jahre einen anhaltenden Fortschritt; die beiden letzten Jahre stehen sich darin ungefähr gleich, wobei zu bemerken ist, daß im Jahre 1887 die anhaltende Trockenheit während des Sommers eine noch größere Erntemenge verhinderte. Die Aussichten für den nächsten Herbst sind bis jetzt gute.
Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und QOQuarantänewesen.
Süd⸗Ameri ka.
Durch Verordnung der Gesundbeits-Kommission zu Montevideo vom 8. Juni 1888 ist die Beobachtungsquarantäne, welcher die Provenienzen aus Rio de Janeiro bisher unterworfen waren, auf— gehoben und an Stelle derselben eine strenge gesundheitspolizeiliche Kontrole der betreffenden Schiffe rach ihrem Einlaufen eingeführt worden. (Vergl. ‚R. A.“ Nr. 85 vom 29. März 1888.)
Nachrichten über Verbreitung von Thierkrankheiten im Auslande. ; Rußland. In den Deutschland zunächst gelegenen und in den sonst bauxtsächlich in Betracht kommenden Gourerkements und Gebieten: Im Februar 1888. Rinderpest. Zabl der
Gouvernements: 6 ; Gefallenen:
Kd, i 544 wd i 68 58 a 23 w 2 k 1 8 1 195 1 ‚ 2511 i 61 d 355 Oesterreich. Laut der am 14. Juni 1888 vorliegenden Meldungen. Land. Zahl der infizirten Orte. Lungenseuche. n ö // 1 Nieder · Desterreich dd . Milibrand. Galizien . Böõbmen ö . Maulseuche. Galizien J J , Maul⸗ und . 410 K d . ⸗ Schafrãude. Nieder · Oesterreich .. . 1 Laut der am 21. Juni 1888 vorliegenden Meldungen. Lungenseuche. 1 Mãhren . Böhmen. Nieder ⸗Oesterreich ö . Milzbrand. Galizien . Böhmen Dalmatien Krain
Galizien
1 2 22 J 3 4 1 1 3 25
Naulseuche.