Abgereist; Se. Excellenz der Staats-Minister und Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗Angelegen⸗ heiten, Dr. von Goßler, nach der Schweiz.
Aichtamtliches.
Deuntsches Reich.
Preußen. Berlin, 3. August. Se. Majestät der Kaiser und König wohnten gestern Vormittag von 8 bis 9 Uhr dem Exerzieren des Leib⸗Garde⸗Husaren⸗Regiments auf dem Bornstedter Felde bei, arbeiteten von 10 bis 11 Uhr allein, von 11 bis 11t½ Uhr mit dem Hofmarschall von Liebenau und von IU bis 11½ Uhr mit dem Chef des Militärkabinets, General der Kavallerie und General⸗Adjutanten von .
Nachmittags 33/, bis 6 Uhr ließen Se. Majestät das Lehr⸗Infanterie⸗Bataillon auf dem Bornstedter Felde nach dem neuen Reglement exerzieren.
— Ist der Abschluß eines Versicherungs vertrages mit einer Versicherungsgesellschaft auf Gegenseitigkeit durch falsche Angaben des Vertreters der Gesellschaft dem Verficherungs nehmer gegenüber über die . der bisher er⸗ hobenen Nach schußpräm ien, wonach diese stets sehr gering⸗ fügig gewesen seien, während sie thatsächlich recht beträchtliche gewesen sind, herbeigeführt worden, so macht nach einem Ur— iheil des Reichsgerichts, VI; Civilsenats vom 15. März d. J., im Geltungsbereich des Preußischen Allgemeinen Land⸗ rechts diese Irrthumserregung, wenn sie nicht durch ein be— trügliches Verhalten des Vertreters (wissentlich und vorsätz ich) veranlaßt ist, den Vertrag nicht zu einem un gültigen.
— Wenn im Statut einer Bexufsgenossenschaft den Vertrauensmännern auch Obliegenheiten von Beauftragten im Sinne der 5 82 ff. des Unfallversiche⸗ rungsgesetzes übertragen worden sind, so ist es nach einem Bescheide des Reichs⸗Versicherungsamts vom 19. Juni 1888 (Nr. 538) nicht unbedenklich, ob die Bekanntmachung des Genossenschaftsvorstandes, welche ausschließlich von der Eigen⸗ schaft der betreffenden Persönlichkeiten als „Vertrauensmann“ handelt, ausreicht, um den Beginn der Einspruchsfrist gegen die so Benannten in ihrer Eigenschaft als „Beauftragte“ zu eröffnen. Zur Beseitigung derartiger Zweifel würde es sich empfehlen, in Zukunft bei der Bekanntmachung der Namen der dortseitigen Vertrauensmänner auf deren aus 8§. 29 Absatz? des Genossen⸗ schaftsstatuts sich ergebende Eigenschaft als Beauftragte
hinzuweisen, und die Genossenschaftsmitglieder darauf auf⸗
merksam zu machen, daß ihnen nach ö 83 des Gesetzes zwar das Recht zusteht, die etwaige Besichtigung ihres Be⸗
triebes durch eine andere geeignete und von ihnen zu be— i Persönlichkeit zu verlangen, falls sie in Folge der
esichtigung durch den Beauftragten die Verletzung eines Fabrilgeheimnisses oder die Gr gu nr ihrer Geschäfts⸗ interessen befürchten, daß jedoch bezügliche Anträge alsbald zu stellen sind. Soweit übrigens nicht Gefahr im Verzuge ob— waltet, kann zur Förderung des Einvernehmens zwischen bem Vorstande und den Mitgliedern der Berufsgenossenschaft nur empfohlen werden, daß auch nachträglich geäußerten Wünschen von Betriebsunternehmern um Besichtigung des Betriebes ö. eine andere geeignete Persönlichkeit thunlichst entsprochen werde.
— Vor dem Königlichen technischen Ober— Prüfungsamt in Berlin haben während des Zeitraumes vom 1. April 1887 bis dahin 1888 im Genzen 285 Kandi—⸗ daten die zweite Hauptprüfung für den Staats— dienst im Baufache abgelegt. Von diesen Kandidaten haben 214 die Prüfung bestanden und zwar 175 als Bau⸗ meister für das Hoch⸗ und Ingenieurbaufach und 39 als Bau⸗ meister für das Ye n be fe ch, von diesen sind 213 zu Königlichen Regierungs-Baumeistern ernannt worden.
Nach den älteren Vorschriften vom 3. September 1868 sind 8 Kandidaten und zwar in beiden Fachrichtungen gleich—⸗ mäßig, nach den Vorschriften vom 27. Juni 1876 273 Kandidaten und zwar 109 für das Hochbaufach, 114 für das Ingenieurbaufach und 50 für das Maschinenbaufach und nach den Vorschriften vom 6. Juli 1886 ist ein Kandidat für das Hochbaufach geprüft worden.
Von den 214 Kandidaten, welche die Prüfung mit Erfolg abgelegt haben, ist 9 derselben das Prädikat „mit Aus⸗ zeichnung bestanden“ zuerkannt worden. ,
— Der Königlich niederländische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Jonkheer van der Ho even, hat Berlin mit mehrwöchentlichem Urlaub . Für die Dauer der Abwesenheit desselben von seinem Posten fungirt der Legations⸗ Rath Jonkheer de Weede als interimistischer Geschäftsträger.
— Der General⸗-Lieutenant von Derenthall, Com⸗ mandeur der. 17. Division, ist zur Abstattung persönlicher Meldungen hier eingetroffen.
— Der Vize⸗Admiral Graf von Monts, kommandirender Admiral und stellvertretender Chef der Admiralität, ist von Swinemünde hierher zurückgekehrt.
— S. M. S. „Niobe“, Kommandant Korvetten⸗-Kapitän Graf von Haugwitz, ist am 2. August er. in Malmö einge⸗ . und beabsichtigt, am 12. August cr. die Reise fort⸗ zusetzen.
— Das „Marine⸗Per.⸗Bl.“ veröffentlicht folgende Nach⸗ richten über Schiffsbewegungen (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort). S. M. Kreuzer „Adler“ 7.1. Ap̃ig. — Letzte Nachricht von dort 26./ 6. (Posistation: Apia [Samoa⸗Inseln) j S. M. Vermessgsfhrzg. „Albatroß. 5. 6. Dwarsgat. , station: Bremerhaven,. — S. M. S. „Ariadne“ H. si. Boston 15.7. (Poststation: Plymouth.) — S. M. S. „Bis⸗ marck 26. 7. Port Sgid 27/7. (Poststation: bis 4/8. Gibraltar, vom H. /8. bis 14/8. Plymouth, vom 15/8. ab Wilhelmshaven.) S. M. Knbt. „Cyclop“ 17.7. St. Paul de Loanda 2. /. (Poststation: Kamerun.) — S. M. Knbt. „Eber“ 24. 4. Apia 28. /6. (Poststation: Apia e , — S. M.
rzg. „Falke“ 17.7. Wilhelmshaven. (Poststation: Wil— elmshaven) — S Kreuzer „Habicht“ Kamerun
15.5. — 15.7. Princiße i. 7. — *1IJ.5. Togo) —
W.. J. Weidah 23. J. — 26. si. Principe 27.7. (Post⸗ station: Kamerun.) — S. M. Yacht „Hohenzollern“ 19. sJ. Kronstadt 24/7. — 26.7. Stockholm 28.7. — 30. s7. Kopen⸗ hagen 31. /7.— 31. /7. Kiel. (Poststation: Kiel.) — S. M. Knbt. „Iltis“ 15.7. Chefoo. (Poststation: Hongkong.) — S. M. r. „Loreley 18/6. Therapig. (Poststation: Konstanti⸗ nopel.) — S. M. S. „Luise“ 27. /6. Kiel 3.7. (Poststation: Swinemünde.) — S. VM. Kreuzer Möwe“ 30. / 6. Zanzibar. Poststation: Zanzibar.) — S. M. Pnzrfahrzg. „Mücke“ Wil⸗ elmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven. 5 — S. M. Kreuzer „Nautilus“ 19/7. Durban (Natal) — S. M. S. „Niobe“ 17.7. Leith (Schottland) 21. / 7. — 25. /7. Arendal (Norwegen) 31. /7. (Poststation: bis 10/8. Malmö, vom 11. /8. ab Neufahrwasser.) — S. M. S. „Nixe“ 21/6. Darimouth 33. / 7. (Poststation: Madeira.) — S. M. Vermessgsfhrzg. „Pommerania“ Kiel 2. 7. (¶Poststation: Kiel. — S. M. Krzr. „Schwalbe“ 18. 5. Kiel. (Poststation: Kiel.) — S. M. Knbt. „Wolf“ 29. /6. Hong⸗ kong 17./ 7. — 19. 7. Amoy. (Poststation: Hongkong.) — Kreuzergeschwader: S. M. S. „Leipzig“ zin n 19.7. Zanzibar. — „Carola“, „Olga“ 19/7. . — Sophie I9./ 7. Zanzibar 21. 7. — 28. / J. Aden. (Poststation: Zanzibar, für S. M. S. „Sophie“ bis 7. /8. Aden, dem⸗ nächst ebenfalls n ihn — Manöõverflotte: J. Division . 38S. M. S. „Baden / (Flaggschiff), Bayern‘,
„Friedrich der Große“, „Kaiser“, S. M. Av. „Zieten“; II. Di⸗h vision (Schulgeschwaderh S. M. S. „Stein“ (Flaggschiff), Moltke“, „Gneisenau“, „Prinz Adalberi“, S. M. Ap. „Blitz“ Kiel 14.57. — 19. 7. Kronstadt 24/7. — 26.7. Stockholm 28. J. — 30. / 7. Kopenhagen 31/7. — 31. /7. Kiel. (Post⸗ rn: Kiel.) — Torpedobootsflottille: 6. / 7. Kiel. (Poststation: iel.
Dampfer „Habsburg“ mit dem Ablösungstransport für S. M. Krzr. „Adler“ Bremerhaven 16.5. — Dampfer „Kronprinz Friedrich Wilhelm“ mit dem vereinigten Ablösungstransport N. 6. Aden 76. 2 Alden? 3.7. Pork Said.
— Der heutigen Nummer des „Reichs- und Staats— Anzeigers“ ist eine „Besondere Beilage“ (Nr. , enthaltend Entscheidungen des Reichsgerichteé, beigefügt.
Bayern. München, 2. August. (W. T. B.) . Der Prinz⸗Regent hat ein Handschreiben an den Minister⸗ Präsidenten gerichtet, in welchem Se. Königliche Hoheit unter Hervorhebung der Großartigkeit der Feier, mit welcher der hundertjährige Geburtstag König Ludwig's J. begangen worden ist, der Stadt München und allen Festtheilnehmern sowie auch Allen, die bei den provinziellen . mitgewirkt, den lebhaftesten Dan k ausspricht. Das Schreiben schließt mit den Worten: „Es ist die beglückendste Empfindung, die Liebe zum Volke durch die Liebe des Volkes erwidert zu sehen. Der heißeste Wunsch, der Mich erfüllt, gilt dem Wohle Bayerns, das Gott zu allen Zeiten schirmen und schützen möge!“
— 3. August. (W. T. B.) Dem Magistrat ist heute von den städtischen Behörden in Rom ein Telegramm mit der Anzeige zugegangen, daß von den städtischen Kollegien die Aufstellung einer Büste des Königs Ludwig l. auf dem Kapitol beschlossen worden sei.
Baden. Karlsruhe, 2. August. (W. T. B.) Der Großherzog ließ dem Kronprinzen von Griechen land in ge nf durch den Flügel⸗Adjutanten, Major Müller, seine Glückwünsche zum heutigen Geburtstage aussprechen und einen Heidelberg darstellenden großen , . als An⸗ gebinde überreichen. — Der Afrikareisende Tappenbeck wurde vom Großherzoge heute in längerer Audienz empfangen.
Mecklenburg⸗ Schwerin. Schwerin, 2. August. Aus Doberan wird den Meckl. Nachr.“ geschrieben: Der Groß⸗ herzog wird, dem Vernehmen nach, noch einige Tage im Palais verweilen, bevor derselbe von hier nach Gelbensande abreisen wird.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 2. August. 9 tg.) Der Erxbgroßherzog verläßt heute mit einen beiden Prinzen Wilhelmsthal und begiebt sich nach Norderney; die Erbgroßherzogin bleibt vorläufig bei dem Großherzog in Wilhelmsthal.
— (Th. C.) Der Wirkliche Geheime Rath Dr. von Groß tritt demnächst einen Urlaub an und wird sich en gl nach . begeben, um der bevorstehenden ünfzigjährigen Jubelfeier des dortigen Bades beizuwohnen. — Das hiesige Lehrer-Seminar, welches unter Mitwirkung Herder's ins Leben gerufen wurde und bisher sich in gedeih— lichster Weise entwickelt hat, begeht in den ersten Tagen der nächsten Woche die Feier seines hundertjährigen Bestehens.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 1. inf (Pol. Corr.) Unter dem Titel: „Amtliche Nachrichten des K. K. Ministeriums des Innern, betreffend die Unfall- und Krankenver— sicherung der Arbeiter“, wird das Ministerium des Innern vom 1. September d. J. an eine periodische Publikation herausgeben, welche nicht bloß ein vollständiges Repertorium der d , Gesetze, Verordnungen und Erlasse bilden, sondern insbesondere auch Erläuterungen, Beantwortungen ein⸗ gelaufener Anfragen und aufklärende Aufsätze enthalten und dazu dienen soll, das Verständniß und Interesse für die durch die Versicherungsgesetze zu lösenden Aufgaben zu fördern und deren zweckdienliche, praktische Lösung wirksam zu unterstützen.
Lemberg, 1. August. (Wien. 36) Der Kronprinz Erzherzog Rudolf reiste heute früh mit dem Personen⸗ zuge über Stryj und Lawoczné nach Ungarn ab.
Großbritannien und Irland. London, 1. August. A. C.). Der Herzog Paul von Mecklenburg- Schwerin reiste heute in Begleitung seiner völlig wieder— hergestellten Gemahlin nach Deutschland zuruck.
Der Bürgermeister von Sligo wurde gestern wegen Anschlagens von Boycott⸗Bekanntmachungen zu zwei Monaten Fefängniß verurth eilt. Außerdem hat er nach dem am Montag gefällten Urtheil noch vier Monate abzubüßen.
Aus Capetown vom 31. Juli meldet „Reuter's Bureau“:
Das Cap: Parlament hat eine Resolution angenommen, welche erklärt, daß die in Aussicht genommene Trennung der Aemter des Ober ⸗Kommissärs und des Gouverneurs der Cap⸗-Kolonie mit Gefahren für die Interessen von Südafrika verknüpft sein würde. — Sir Sidney Shippard, der Verwalter von Bechuanaland, reiste gestern von Mafeking nach Bamangwato, der Hauptstadt von Khamg's Territorium, ab, wo er eine Unt ersuchung über den jüngsten Bureneinfall unter dem Commandeur Grobelaar ein⸗ leiten wird. General Joubert wird Seitens des Transvaalstaats die Untersuchung überwachen.
— 2. August. (W. T. 57. In der heutigen Sitzung des Unterhauses wies Labouchsre auf die heftigen Angriffe hin, welche von der Times“ in ihrem heutigen
Leitartikel gegen die Parnelliten sowie gegen Gladstone,
Harcourt und Morley wegen ihres Verhaltens in der estrigen Sitzung des Unterhauses gerichtet worden seien, und nüpfte daran den Antrag, auszusprechen:; daß die Times“ sich
einer Verletzung der Privilegien des Hauses
schuldig gemacht habe. Der Kanzler der Schatzkammer,
Gosch en, erkannte an, daß eine Verletzung der Privilegien
des Hauses durch die „Times“ stattgefunden habe, hielt es mit
Rücksicht auf Präzedenzfälle aber für rathsam, den Antrag
Labouchore's durch Uebergang zur Tagesordnung zu erledigen.
Gladstone stimmte Goschen's Vorschlag bei und ersuchte
Labouchsre, seinen Antrag zurückzuziehen. Nachdem sich die Deputirten Sexton, Redmond und Morley gegen die Angriffe der „Times“ noch sehr heftig ausgesprochen hatten,
ho Labouchsre seinen Antrag zurück. Sodann nahm as Haus den Antrag des Kanzlers der Schatzkammer,
Goschen, daß, wenn die Einzelberathung der Bill, betreffend
die Parnell'sche Untersuchungskommission, bis
morgen früh 1 Uhr nicht erledigt sein sollte, die noch übrigen
Paragraphen der Bill ohne jede weitere Debatte zur
Abstimm ung gebracht werden sollen, mit 239 gegen 185
Stimmen an.
— 3. August. (W. T. B.) Im weiteren Verlauf der gestrigen Unterhaussitzung ergriff um 123 Uhr Parnell das Wort, um über die Ungerechtigkeit der Re— gierung zu klagen und seinen Anhängern Rathschläge für ihr ferneres Verhalten zu ertheilen. Da Parnell letzteres indessen bis ein Uhr noch nicht gethan hatte, wurde die Debatte ab⸗ gebrochen und sämmtliche Artikel der Bill, betreffend die Parnell'sche Untersuchungskommission, ohne weitere Ab⸗ stimmung angenommen.
Frankreich. Paris, 1. August. Botschafter Herbette und Decrais sin Wien hier eingetroffen.
Griechenland. Athen, 2. August. (W. T. B.) Der bezüglich des griechischen Konsuls Panuria in Mo— na stir entstandene 3wischen fall hat nunmehr seine definitive Erledigung gefunden. Nachdem der Sultan dem griechi— . Gesandten Conduriotis mitgetheilt hatte, daß er die reundlichen Beziehungen zu Griechenland wiederherzustellen und zu befestigen wünsche, befahl die Pforte dem Gouverneur von Monastir, die früheren offiziellen Beziehungen zu dem Konsul Panuria wieder aufzunehmen. Von dem Ninister⸗ Präsidenten Tricupis wurde gleichzeitig der Gouverneur von Larissa angewiesen, die amtlichen Beziehungen zu dem dortigen tu lf! Konsul wieder aufzunehmen.
Serbien. Be lgra d, 2. August. (W. T. B.) Der neue rumänische Gesandte Beldim ano überreichte heute dem König in feierlicher Audienz sein Beglaubigungsschreiben.
Schweden und Norwegen. Christiania, 3. August. (W. T. B.) Der König und die Königin von Sachsen trafen gestern Nachmittag in Drontheim ein und besuchten die dortige Domkirche. Abends fand im Hotel Britannia ein kleines Diner statt.
Amerika. New⸗Y„ork, 30. Juli. (A. C) Das bri— tische Schiff „Caroline“ kehrte heute von der Mündung des Flusses Skeene, wo es eine Abtheilung Truppen landete, nach Vancouver, Britisch- Columbia, zurück. Die an Bord befindlichen Personen sagen, daß das Gerücht betreffs der Niedermetzelung von Weißen un— begründet sei. Mehrere Indian er wurden im Laufe der Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Stämmen getödtet, allein man glaubt, daß die Unruhen bewältigt werden dürften, ohne daß ein Schuß abgefeuert werde. Der Schau⸗ platz der Ruhestörung ist Hazleton, welcher Ort 140 Meilen den Fluß aufwärts gelegen ist.
Köln. Ztg.) Die aus Berlin bez.
Zeitungs sftimmen.
Zu dem Besuch Sr. Majestät des Kaisers bei dem Reichs⸗ kanzler Fürsten Bismarck schreibt der „Han noversche Courier“:
Von seiner glanzvollen Nordlandsfahrt ist Kaiser Wilhelm II. glücklich zurückgekehrt in die deutsche Heimath, freudig willkommen geheißen von seinem Volke das mit theilnahmsvoller Spannung alle seine Schritte begleitete. Die große politische Bedeutung dieser Reise tritt immer schaͤrfer hervor und findet in den Anschauungen aller Nationen eine wachsende Würdigung. Allgemein und übereinstimmend wird anerkannt, daß sie eine mächtige Wirtung auf die friedliche Gestaltung der europäischen Verhältnisse ausüben wird, und daß sie damit vollständig den Zweck erreicht, zu dem sie unternommen wurde. Die Saat, die der Kaiserliche Herr durch seinen raschen Entschluß und die großartige Ausführung desselben gesäet, wird zu Deutschlands Heile — so hoffen wir — prächtig auf⸗ gehen und unserem jungen Stgatsleben zu mächtiger Förderung ge—⸗ reichen, nachwirkend auf eine Reihe von Jahren hinaus.
Wie der Verlauf der Kgiserfahrt das Gemüth jedes Deutschen mit patristischer Freude erfüllt hat, so wird auch das Ende derselben in Aller Herzen innige, sympathische Theil nahme erwecken.
Unter dem Geschützdonner der gewaltigen Flotten zweier großer Nationen begonnen, um webt von dem fabelhaften Glanze, mit dem ein mächtiger Herrscher in seiner prächtigen Hauptstadt den Deutschen Kaiser zu begrüßen vermochte, schließt sie in idyllischem Ausklang unter dem bescheidenen Glanze der Lichter, mit welchem ein deutscher Edelmann das schlichte Heim seines Landsitzes zu schmücken vermochte, unter den sympathischen Hochrufen, mit welchen den Umständen ent⸗ sprechend eine wenig zahlteiche Versammlung deutscher Männer ihren Kaiser im Sachsenwalde begrüßen konnte, mit den Klängen des nationalen Liedes: ‚Deutschland, Deutschland über Alles“, in welchen sie den Gefühlen Alldeutschlands Ausdruck verliehen, und der vollen Hingebung des deutschen Volkes an seinen Kaiser.
Aber dieser Edelmann dort im Sachsenwalde heißt: Bismarck, und auf das Schlößchen Friedrichsruh sind die Augen der Welt ge⸗ richtet. Der Hausherr, den es beherbergt, ist der eiserne Kanzler, welcher der Jahrhunderte lang dauernden traurigen Zerrissenheit unseres Vaterlandes ein Ende machte, uns ein einheitliches, mächtiges Vaterland gab und den preußischen Königsthron gestaltete zu einem die nationale Zukunft sichernden Katserthron.
Der junge Herrscher, der ihn jetzt bestiegen, erkennt diese That⸗ sache an und ist entschlossen, die Wege weiter zu wandeln, welche ihm sein erhabener Großvater, der große Kaiser Wilhelm J., auf der Bahn der Rathschläge seines treuesten Dieners, des genialsten Staats ⸗ manns, den Deutschland hervorgebracht, vorgezeichnet hat.
Das bedeutet der Besuch Kaiser Wilhelm's in Friedrichsruh, das bedeutet der er gglg des jungen Fürsten, mit dem er seinen greisen Rath so herzlich begrüßte. Das ist . unsere Auf⸗ fassung dieses Besuches, und wir glauben nicht fehl zu ge hen, wenn
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wir ann ehmen, daß dieselbe wohl in allen wahrhaft patriotischen Kreisen getheilt werden wird.
Wie die ganze Kaiserfahrt eine große That war, so ist dieser Schluß derselben nicht minder eine solche. Wie es auch den jungen Fürflen im Herzen drängen mochte, nachdem er Deutschlands Boden wieder betreten, zu seiner jungen, noch leidenden Gemahlin zu eilen, sie zu begrüßen und den juͤngsten Sproß seiner so glücklichen Ehe in die Arme zu schließen, so hat er diese schöne Sehnsucht doch zurũck⸗ gedrängt, um zunächst als Erstem nach der Rückkehr seinem Kanzler die Hand zu drücken!
Ist der Versuch gewisser volitischer Kreise beabsichtigt gewesen, eine Drachensaat zu säen, welche das 6 des jungen Kaisers dem Kanzler hätte entfremden können, so wissen wir jetzt, daß ein solcher vergeblich gewesen wäre. Mit jenem erleuchteten großen Blick, mit jener festen Willensstärke und Thatkraft, welche alle seine ersten Regierungshandlungen auszeichnet, hat der junge Kaiser auch das Vermächtniß seines erhabenen Großvaters in Bezug auf den eisernen Kanzler übernommen, und fortgeführt. Er will mit dem großen Staatsmann weiter regieren, das lehrt der Besuch in Friedrichsruh mit überzeugender Kraft. Nach außen hin wird das die Achtung, welche Kaiser Wilhelm JI. und Bismarck dem Deutschen Reich zu schaffen wußten, festigen und vermehren, nach innen hin das so schön und rasch sich ent— wickelnde Vertrauen des deutschen Volks zu der Regierung des jungen Herrschers zur schönsten Blüthe bringen. Es wird sich sicher fühlen im Genuß aller der nationalen Güter, die ihm bis jetzt geworden, und nicht zweifeln, daß dieselben gefördert werden und segensvoll ge⸗ deihen unter dem Scepter Kaiser Wilhelm 's II. Mag der junge Kaiser es in seiner festen, charaktervollen Weise führen bis in die hohen Lebensjahre, wo es Kaiser Wilhehm J, nach ruhmvollem Leben der Hand entsank, und mag ein gutes Geschick es fügen, daß ihm des Deutschen Reichs Kanzler mit Rath und That noch lange, recht lange zur Seite stehe.
— Die „Karlsruher Zeitung“ äußert sich wie folgt: Bevor Se. Majestät der Kaiser von den Besuchen an den nordischen Höfen nach Berlin zurückkehrt, hat Allerhöchstderselbe noch den Reichskanzler in Friedrichsruh besucht und seine Fahrt nach Friedrichsruh giebt der Kaiserreise einen bedeutungsvollen Abschluß. er Kaiser erzeigt seinem ersten Minister eine ungewöhnliche Ehre, indem er der Gast des Reichskanzlers auf dessen Landsitz ist, und die Bedeutung dieser außerordentlichen Auszeichnung wird dadurch noch erhöht, daß Kaiser Wilhelm diesen Besuch beim Fürsten Bismarck bei seiner ersten seit seiner Thronbesteigung unternommenen Reise und im unmittelbaren Anschluß an die hochwichtige Meerfahrt nach den nerdischen Hauptstädten unternimmt. Kaiser Wilhelm dokumentirt damit in einer nicht mißzuverstehenden Weise die Ueber⸗ einstimmung zwischen seinen Bestrebungen und den Zielen der großen nationalen Politik des Fürsten Bismarck. Gewiß leitet den Kaiser bei dem Befuche in Friedrichsruh auch die Absicht, dem Reichskanzler mit dieser Auszeichnung einen Beweis der Dankbarkeit für die vom Fürsten Bismarck dem Großrater und dem Vater des Kaisers Wilhelm geleisteten Dienste zu geben, aber es ist offenbar nicht bloß ein Blick, auf die Vergangenheit, sondern auch ein Ausblick auf die Zukunft, zu welchem der Kaiserbesuch in Friedrichs ruh anregt. Dieser Besuch würde unbeschadet der Verdienste des Reichskanzlers in einer mehr als fünfundzwanzigjährigen Amts- dauer sicherlich nicht erfolgt sein, wenn der neue Kaiser sich nicht auch persönlich im vollen Einklange mit den großen Grundsätzen der 2 des Fürsten Bismarck befände. Der Kaiserliche Besuch in riedrichsruh besagt somit, daß es der Wille des Kaisers ist, die deutsche Politik in den Bahnen, in welche Fürst Bismarck sie unter der Zustimmung des Kaisers Wilhelm J. geleitet hat, erbalten zu wissen. Wenn hierüber auch schon vorher kein Zweifel bestand, so ist doch die Form, in welcher der Kaiser seinen Willen kundgiebt, eine eben so bemerkenswerthe, wie für den treuen Diener dreier Kaiser im höchsten Grade ehrenvolle. Aber auch darüber dürfte kein Zweifel beftehen, daß diese Art der Kaiserlichen Anerken⸗ nung für die nationale Politik des Fürsten Bismarck der freudigsten Zustimmung in den weitesten Kreisen des Deutschen Reichs, unbe⸗ schadet der Parteistellung des Einzelnen, begegnet. Die auswärtige Politik des Fürsten Bismarck ist längst dem Streite der Parteien entrückt. So allgemein ist das Vertrauen darauf, daß der Mann, welcher die Machtstellung des Deutschen Reichs schaffen half, auch für die Erhaltung dieser Machtstellung die geeignetste, ja unersetz⸗ bare Persönlichkeit ist, daß . auf dem Gebiete der großen Politik niemals eine Kritik im. Reichstage erfah⸗ ren. Wir dürfen aber noch einen großen Schritt weiter gehen und sagen, daß dieses Vertrauen der deutschen Nation von allen fried—⸗ fertigen Elementen des Auslandes unbedingt getheilt wird. Die Uneigennützigkeit und Ehrlichkeit der deutschen Politik erfreut sich überall im Auslande der wärmsten Anerkennung und man verhehlt sich nicht, welchen Antheil an der Erhaltung des Weltfriedens sie hat. Man hat den Kaiserbesuchen an den nordischen Höfen mit Recht die Bedeutung von Kundgebungen einer Friedenspolitik zu⸗ geschrieben, und man wird ganz gewiß nicht fehl gehen, wenn man an⸗ nimmt, daß diesen Besuchen die Anwesenheit des Kaisers Wilhelm in Friedrich ruh sich nicht bloß der Zeit, sondern auch dem Charakter und Sinne nach unmittelbar anschließt.
— Im „Deutschen Tageblatt“ lesen wir:
Noch ist es nicht allzulange her, daß deutschfreisinnige Partei⸗ größen im Deutschen Reichstage das Volk glauben machen wollten, die Subventionen, welche das Reich für die Postdampfer des Nord deutschen Lloyd in Bremen zur Herstellung von direkten Dampfer verbindungen mit Ost ⸗Asien zable, seien weggeworfenes Geld, da diese Einrichtung sich durchaus nicht bewährt hätte, und schon mehren sich die Zeichen, daß diese Dampfer ihren englischen Rivalen eine harte Konkurrenz bereiten. Die deutschen Linien übertreffen die englischen aber auch nicht nur durch bessere und bequemere Einrichtung der Schiffe, sondern vor Allem durch die Schnelligkeit der Fahrt. Noch jüngst schrieb ein Passagier dem London und China Telegraph‘, daß, als er von Hongkong mit dem Dampfer des Bremer Llohd .‚Sachsen* abgefahren, er durchschnittlich etwa 14 Knoten zurückgelegt habe, während die vertragsmäßige Ge⸗ schwindigkeit der Peninsular and Oriental Company nur 11 Knoten beträgt. So konnte es kommen, daß die Sachsen den P. O. Dampfer ‚Kaifar-i⸗Hind*, der die englische Post an Bord hatte und Shanghai nicht weniger als 8 Tage früher verlassen hatte, in Port Said ein⸗ bolte und im Mittelmeer gar überholte. Da außerdem die englische Linie ein bedeutend höheres Fahrgeld nimmt, als die deutsche, so ist es nicht zu verwundern, daß die Passagierzahl auf den deutschen Dampfern immer mehr wächst. Schon setzt ist also die Aussicht vorhanden, daß der Bremer Lloyd die Peninfular⸗ und Orientallinie in den Schatten stellt. Es dürfte sich, jagt jener Passagier im London and China Telegraph', da Größe, Fahrgeschwindigkeit, Verpflegung, Aufwartung und Führung der deutschen Postdampfer auf der ostasiatischen Linie mit denfelben Faktoren auf der Peninsular⸗ und Orientallinie ersolg⸗ reich konkurriren, ergeben, daß die letztere Gesellschaft entweder An. strengungen machen oder aber sich vorbereiten muß, ihren Antheil an dem chinesischenf Passagierverkehr — einstmals ihr alleiniges Eigen⸗ thum — in die Hande dieses neuen und furchtbaren Rivals über⸗ gehen zu sehen. Dem Passagierverkehr wird der Frachtverkehr, na⸗ mentlich wenn die Engländer weiter fortfahren, mittels ihres neuen Markenschutzgesetzes den deutschen Verkehr vom Umwege über London abzudrängen, bald folgen, und so erleben wir denn wieder einmal, daß die Deutschfreisinnigen in dieser, wie in allen Fragen, in denen sie bisher Opposttion gemacht, sich als recht schlechte Propheten er⸗ wiesen haben.
Marine. Verordnungs⸗Blatt. Nr. 13. — Inhalt: Instruktion für das Torpedo⸗Schulschiff. — Friedens ˖ Geldveryflegungs⸗ Reglement. — Naturalverrflegungs⸗ Reglement der Truppen für den
rieden. „ Instruktion für den Geschwader ⸗ Chef. — Attestwesen. —
trafstatisti. — Aufnahme von Pleasant Jeéland unter deutsche Schutzherrsckaft. — Verluste an Proviant, Inventar und Material. Personalverãnderungen. — Benachrichtigungen. ;
Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits⸗ amt. Nr. 31. — Inhalt: Gesundheitsstand. Volkskrankheiten in der Berichtswoche. — Volkskrankheiten und Sterblichkeit im Juni 1888. — Sterbefälle in deutschen Städten von 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. — Desgl. in deutschen Stadt. und Landbezirken. — Brechdurchfall'ähnliche Erkrankungen in Schale. — Krankenversicherung der Arbeiter. — Witterung. — Grundwasserstand und Bodentemperaturen in Berlin und München, Juni 1888. — Zeitweilige Maßregeln 2c. — Thierseuchen in den Niederlanden. — Tuberkulose und Trichingse bei Schlachtthieren. — Veterinãrpolizeiliche Maßregeln. — Medizinal Gesetzgebung e. (Preußen.) Schiffsverkehr mit Vieh. — . Königsberg.)
rogen und Farbwaaren handlungen. — (Reg.-Bez. Köslin.) Pocken⸗ todesfälle. — (Reg. Bez. Magdeburg) Anpreisen von Geheim mitteln ꝛc. — Untersuchung des Schweinefleisches auf Finnen und Trichinen. — (Württemberg) Prüfung für den ärztlicken Staats dienst ꝛc. — (Mecklenburg⸗Schwerin) Dekinfektion der Hebammen. — (Schaumburg Lippe.) Verhütung der Verbreitung ansteckender Krank heiten. — (Frankreich) Einfuhr spanischer Weine. — Verkehr mit Butter. — Belgien.) Provinzial⸗Medizinal⸗Kommissionen. — (Schweden.) Einfuhr von lebenden Schweinen. — Vermischtes. (Preußen. Berlin) Milch. — Geschenkliste. — Sterbefälle in deutschen Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern für den Monat Juni 1888. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes.
Eisenbghn⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 206. — Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten; vom 8. Juli 1888, betr. Statistit der Güterbewegung; vom 12. Juli 1888, betr. Be⸗ gleitung von Bienensendungen; vom 13. Juli 1888, betr. Grundsätze für amtliche Tinten ⸗Prüfungen; vom 24. Juli 1888, betr. Erstattung von Kosten der Vertretung eines zur gerichtlichen Zeugenvernehmung geladenen Beamten. — Rachrichten.
Statistische Nachrichten.
Ueber die Spielkartenfabriken und den Verkehr mit Spielkarten im Deutschen Reich wird im Juniheft 1888 zur Statistik des Deutschen Reichs, eine Uebersicht ver— öffentlicht, wonach im Etatsjahre 1887/ũ88 54 Spielkartenfabriken vor⸗ handen waren (gegen 58 im Verjahre), darunter 13 in Preußen, 9 in Bayern. 17 im Königreich Sachsen, 6 in Thüringen, je 2 in Hessen, Mecklenburg und Oldenburg und je 1 in Württemberg, Baden und Braunschweig. Am Anfang des Etatsjahres 188788 hatte der in diesen Fabriken vorhandene Bestand an unversteuerten Spielkarten 715 325 Spiele von 36 oder weniger Blättern und 248 492 Spiele von mehr als 36 Blättern betragen und am Schlusse des Jahres stellte sich derselbe auf 749 129 bezw. 230 015 Spiele, nachdem im Laufe des Jahres 3 958 193 bezw. 958 400 Spiele zu. und 3 924 394 bezw. I M76 877 Spiele abgegangen waren. Von diesem Abgange sind ver⸗ steuert worden 3 699 5635 bezw. 186 448 Spiele (1886,87 3485 229 bezw. 181 866), während 218 784 bezw. 788 575 (1886/83 198 900 bezw. 6 1685 Spiele in das Ausland ausgeführt wurden. Einschließ⸗ lich der vom Auslande eingegangenen und in den freien Verkehr ge⸗ setzten Spielkarten sind im Reichsgebiet überhaupt zur Versteuerung und in den Verbrauch gelangt 3715 177 Spiele von 36 oder weniger und 194 8831 Spiele von mehr als 36 Blättern (1886/87 3 497 406 bezw. 188 565 Spiele). .
— Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 22. Juli bis inkl. 28. Juli er. zur Anmeldung gekommen: 207 Eheschließungen, 988 Lebendgeborene, 38 Todtgeborene, 631 Sterbefälle.
— Die russischen Städte. (Stat. Corr) — Mit Ausnahme des Großfürstenthums Finland, dessen 36 Städte eine Gesammt—⸗ bevölkerung von 151 620 Köpfen besitzen, zählte das russische Reich nach dem neuesten Statistischen Jahrbuche Rußlands“ 1885 1274 Stadtgemeinden mit 13 756 265 Einwohnern. Von diesen waren: 2 Hauptstädte (St. Petersburg und Moskau) mit 16614772, 7 kreis- exemte Gemeinden mit Stadtpräfekturen (Kronstadt, Odessa, Tangan⸗ rog, Kertsch⸗Jenikale, Sewastopol, Nikolajef und Wladiwostok) mit 481 836, 83 Regierungshauptorte mit zusammen 4016 445, 599 Kreishauptorte mit 5 673993, 165 andere Orte im Besitze von Städteverfassungen mit 975 993, endlich 418 Kleinstädte mit god O66 Einwohnern. Nach ibrer Größe ordnen sich diese Ortschaften in folgender Weise: es hatten ( .
über 200 000 Bewohner 4 Städte mit zus. 2 308 070 Bewohnern, 100 000 - 200 000 9 1232795 .
oO 000 - 100 000 23 1446 321 35 000 — 50 000 28 1129 974 20 000 — 35 000 65 1725214 10 000— 20 000 164 2 293 344 5 00— 10 000 291 2007034 2 000— 5000 366 1208 844
unter 2000 ö. 324 5 4103 609 . ;
Auf die ganze fuͤr das russische Reich (ohne Finland mit 2176 421 Personen) berechnete Bevölkerung von 106 616 814 Köpfen kommen folglich nur 12, 903 00 Städtebewobner.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Auch das fünfte Ausstellungsheft der von dem be— kannten Kunstkritiker Fr. Pecht herausgegebenen Münchener illustrirten Zeitschrift Die Kunst für Alle“ zeigt, wie sehr die Redaktion Ihres Versprechens eingedenk ist, von ausgestellten Werken eine Reihe der hervorragendsten ihren Lesern vorzuführen und so auch Denjenigen, welchen es nicht vergönnt ist, die Ausstellung selbst zu besuchen, eine sinnliche Vorstellung von den Hauptwerken derselben zu geben. Den Reigen der vier ganzseitigen , eröffnet Toby E. Rosen⸗ thal's ‚Genesung“„. In striktem Gegensatz zu diesem Genrebild von packender Wirkung steht Böcklin mit seinem „Im Spiel der Wellen“, welches Dank der Liberalität des Baron von Wendelstadt eine Zierde der Münchener Pinakothek werden wird. Zeigt uns Meister Böcklin hier liebenswürdige Nixen, welche zu unge— fügen Meermännern in um so anmuthigerem Gegensatz stehen, in prächtig blau schimmernder Meeresfluth, so führt. uns Lossow in ie „Vor der Matinée! in das Zimmer einer reizenden Dame der Rokokozeit, während G; von Canal in seinem „Lac amour in Brügger ein Landschaftsbild vorführt, dem eine hohe, stimmungsvolle Wirkung eigen ist. Fügen wir betreffs des textlichen Heftinhalts noch hinzu, daß Fr. Pecht seine Referate über die Münchener Ausstellung in bekannter geistvoller Weise fortsetzt, daß Alfred Ruhemann über die nordische Kunst in der Kopenhagener Aus- stellung berichtet, und daß eine Anzahl Text-Illustrationen. darunter Kaiser Wilhelm II. nach der Büste von Schott, dann Thierbilder von Frey, Weishaupt, de Haas ꝛc. das gedruckte Wort erläutern, so haben wir damit einen Ueberblick über den af Inhalt des Hefts
egeben. Die 10 Augstellungshefte der Kunst für Alle! (München, Kerle. Act für Kunst und Wissenschaft, vormals Friedrich Bruck⸗ mann) sind apart zu je 60 8 zu haben.
— 6 Luise. on Karl. Bindel. (Klassische deutsche Dichtungen mit kurzen Erklärungen für Schule und Haus. Neunter 2 Gotha, Friedr. Andr. . 1888. Pr. 1,40 „ — Diese gemüthvolle Dichtung wird, als Vorläuferin von Goethe Z unvergleich⸗ lichem Epos „Hermann und Dorothea“ den deutschen Familien stets
werth bleiben. Was den Ausgaben unserer klassischen Dichtungen aug dem Perthes'schen Verlag besonderen Werth verleiht, sind die treff⸗ lichen, knapp gehaltenen und doch alles Wissenswerthe darbietenden Einleitungen, die korrekten Texte und die sowohl dem Be⸗ dürfniß der Schule, als der gebildeten Familie gleichmäßig ge⸗ nügenden sachlichen und sprachlichen Erläuterungen unter den Texten. Die Einleitung giebt jede für das Verständniß der Dichtung wün⸗ schenswerthe Auskunft auf einem einzigen Bogen. Sie eröffnet zugleich den Blick in den Geist der Zeit, nach dem sie beurtheilt werden muß. Bei Beachtung der dem Texte beigefügten Anmerkungen wird der Genuß der Dichtung wesentlich erleichtert und erhöht. Gegenüber der Lektüre unserer modernen Schöpfungen gewährt die Versenkung in die klassischen Erzeugnifse unserer älteren geist⸗ und gemüthvollen Poesie eine eigenthümliche Erfrischung.
— Die ken, fen. Eine fortlaufend übersichtlich geordnete Zusammenstellung der gesammten Schußwaffen, Kriegs feuer⸗, Hieb⸗ und Stichwaffen und Instrumente, sowie Torpedos, Minen, Vanzerungen u. dergl. seit 3 von Hinterladern. Von Emil Capitaine und Ph. von Hertling. Rathenow, Verlag von Max Babenzien. 18838. — Die vorliegenden Hefte IV— VI des I. Bandes zeichnen sich wie die vorhergehenden durch Mannigfaltig⸗ keit und Reichhaltigkeit des Inhalts aus. Als neueste Erscheinungen werden mitgetheilt die deutschen Reichs⸗-Patente für: Neuerungen an Gestellen für Feldgeschütze“ und „Neuerung an Geschützverschlüssen“ (Nordenfeld,. Guns and ammunition Company Limited. West- minster), Einrichtung zum Bewegen schwerer Geschützlaffeten und Richten schwerer Geschützrohre durch pneumatischen Druck! und Einrichtung zut Bedienung schwerer Geschütze mittelst gepreßter Luft oder Gase (Creecy, Washington), „Ansteckbares Patronenmagazin für Magazingewehre! (Mauser, Oberndorf), „Repetirvorrichtung für Mehrladegewehre mit Cylinderverschlüssen· (Dreyse, Sömmerda), WCylinderverschluß für Gewehre. (Menz, Suhl), ‚Repetirgewehr zum Feuern im Anschlag“ (Eisenwerke Gaggenau, Flürsheim u. Bergmann in Gaggenau), ‚Repetirgewehr mit Blockverschluß und Magazinrohr in Kolben“ (Hartley, New-Jork), Vorrichtung zum selbstaͤndigen Auswerfen der Patronenhülsen bei Revolvern“ (Prannegger, Gra), Geschoß ⸗Sprengladungen, welche aus verdichteten Gasen ohne oder mit Zusatz von festen Stoffen bestehen⸗· (Nobel, Paris), „Neuerung an Geschossen mit schraubenförmigem Mantel. (Cail, Neweastle on Tyne), ‚Vorrichtung zum Transport von Geschützgeschossen (Samuel Seabury und Christopher Leslie Bruns in Bergen, Point (New Jersey, V. St. A. ), „Zünder für Sprenggeschosse! (Nerdenfeld, Westminster). „Methode zur Entzündung von Sprenggeschossen durch Wasser“ (Bagger, Washington) und „Neuerungen an Torpedos“ (Maxim, London). .
— Als Heft 2 III. Bandes der - Forschungen zur deut— schen Landes- und Volkskunde“ (im Auftrage der Central kommission für wissenschaftliche Landeskunde von Deutschland, heraus⸗ gegeben von Dr. A. Kirchhoff, Professor der Erdkunde an der Universität Halle) erschien soiben: Das Meißnerland ? von Dr. Max Jäschke, mit einer Figurentafel (Stuttgart, Verlag von J. Engelhorn).
— Im Verlage der Königlichen Hofbuchhandlung von E. S. Mittler und Sohn (Berlin 8W. 12, Kochstr. 68 70) hat der Stabs⸗ arzt Dr. Diemer unter dem Titel; Die Selbsthülfe auf dem Schlachtfeld 6 Tafeln Abbildungen herausgegeben, welche die auf dem Schlachtfelde vom Verwundeten selbst bis zur Hülfeleistung durch das Sanitätspersonal vor⸗ zunehmenden Hülfsmaßregeln veranschaulichen. Der Preis der Serie von 6 Tafeln beträgt 2 . — Schon die Erfahrungen der letzten deutschen Kriege haben gelehrt, daß Verwundete oft genug stundenlang auf Hülfe warten mußten; die blutige Wirkung der heutigen Schußwaffen, die massenhaft in kurzem Zeitraum durch sie geschaffenen Verwundungen werden zukünftig diesen Uebelstand noch mehr zur Geltung kommen lassen. In manchen Fällen aber, be⸗ sonders bei Blutverlust, sind schon wenige Minuten für das Leben entscheidend und müssen zu dessen Erhaltung benutzt werden. Hierzu ist nach Lage der Dinge in erster Linie der Verwundete selbst berufen, den über die dringendsten Hülfsmaßregeln in schonender, nicht ab—⸗ schreckender oder ängstigender Weise zu belehren durch die beregten Abbildungen angestrebt wird. In diesem Sinne dürften dieselben vom Standpunkt der Humanität aus allgemeiner Verbreitung werth sein.
— Das Augustheft der „Deutschen Rundschau“ legt wiederum Zeugniß ab von dem ernsten und gediegenen Streben dieser Zeitschrift, welche zu ihren Mitarbeitern bervorragende Novellisten und Gelehrte zählt. Allgemein geschätzt als treuer Ausdruch der geistigen Bewegung Deutschlands, fest eingebürgert in unsern besten Kreisen, hat sich die Deutsche Rundschau' im Laufe der nunmehr verflossenen vierzehn Jahre nicht nur stets sich steigernden Beifalls zu erfreuen gehabt, sondern auch im Auslande Anerkennung erlangt und steht den großen Revuen Englands und Frankreichs ö zur Seite. Nichts ist von dem Programm der „Deutschen Rundschau“ aukgeschlossen, was in irgend welcher Beziehung zu der geistigen Be wegung unserer Tage steht: in ihren Essays sind die Ergebnisse der ien fg ar fen er ung niedergelegt; in ihrem novellistischen Theile bietet sie hervorragende Werke unserer besten zeitgenössischen Dichter und Novellisten; ihre Chroniken folgen gewissenhaft allen bedeutenden Vorgängen auf den Gebieten des Theaters, der Musik und der bil⸗ denden Kunst; ihre literarischen Kritiken, von angesehenen Kritikern verfaßt, heben aus der Fluth der Erscheinungen Dasjenige herpor, was — sei es in der Belletristik, sei es in der wissenschaftlichen Lite⸗ ratur — irgend welchen Anspruch auf Beachtung Seitens der ge— bildeten Kreise verdient. J
— Die soeben mit großem Schnittmusterbogen ausgegebene neueste Nummer von Mode und Haus“ TPVierteljahrspreis 1 ) bietet in ihren 37 Mode. und Handarbeiten-Illustrationen wieder zahlreiche Originale. Die „Hausfrauenzeitung“ der beliebten Zeitschrift orientirt durch 30 sehr lesenswerthe Artikel über Vorkommnisse des praktischen Hautwesens. Die Belletristische Beilage! zeigt als Titelbild das Porträt Theodor Storm's, des jüngst verstorbenen, namentlich von der Damenwelt hochverehrten holsteinischen Dichters. ;
— Soeben erschien: Medizinischer Anzeiger der A. Moser— schen Buch und Antiqugriatshandlung“ (Franz pPietzcker) in Tübingen Nr. 105 (August), enthaltend Neuigkeiten und Antiquaria der medizinischen Literatur.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Weimar, 2. August. (Th. C) Die Getreide⸗Ernte ist in Thüringen in der vorigen Woche in Angriff genommen worden: etwas später als sonst; sie leidet unter dem Einfluß des unaufhör⸗ lichen Regenwetters.
Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.
Belgien. Amtlicher Mittheilung zufolge ist die Einfuhr und Durch fuhr von Schweinen aus Deutschland nach Belgien vom 1. August d. J. ab verboten worden.
Gewerbe und Handel.
Bei den Abrechnungsstellen der Reichsbank sind im Juli 1888 abgerechnet: 1 300 122 500 66, gegen 1365 954 200 im Juni d. J. und 1 281 679 800 M im Juli 1887.
— In der ordentlichen Generalversammlung der Berliner Werkzeug maschinen / Fabrik Aktienge sellschaft vor⸗ mals L. Sentker vom 30. v. M. wurde die Bilanz, sowie die Vertheilung einer Dividende von 49,9 an die Vorzugsaktien ge . nehmigt und dem Aufsichtsrath und Vorstand Decharge ertheilt. Zu Punkt 5 der Tagesordnung „Beschlußfassung über den Antrag eines Aktionärs auf Zulassung der noch umlaufenden Stammaktien