1888 / 236 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 15 Sep 1888 18:00:01 GMT) scan diff

Müncheberg, 15. September. Bei dem heutigen Manöver kommandirte Se. Majestät der Kaiser und König in der Uniform der Garde du Corps mit gezogenem Pallasch die Südpartei, welche aus 55 Escadrons Kavallerie nebst 4 reitenden Batterien und einer markirten Infanterie⸗ Division bestand, gegen den unter Befehl des General⸗-Lieute— nants, General⸗Adjutanten von Versen stehenden markirten Feind. Das Manöver begann mit dem Vormarsch der beiden Kavallerie⸗Divisionen von Tempelberg nach Westen zu. Die Kavallerie ging in beschleunigtem Tempo vor und machte eine große Attacke gegen die feindliche Reiterei; es erfolgte sodann eine allgemeine Rechtsschwenkung und ein glänzender Angriff gegen die feindliche Infanterie-Division, welche südlich von Eggersdorf aufgestellt war. Zum Schluß des Manövers, welcher nach 12 Uhr Mittags erfolgte, fand ein Vorbeimarsch aller 14 Kavallerie⸗Regimenter im Galopp statt, wobei der Großfürst Nicolaus in der Uniform seines 5. Kürassier— Regiments dasselbe dem Kaiser vorführte. . ;

Müncheberg, 15. September. Nach dem Parademarsch der Kavallerie (14 Regimenter) und der reitenden Artillerie, welche der Kaiser dem König von Sachsen vor— führte, versammelte der Großfürst Nicolaus die Offiziere seines 5. Westpreußischen Kürassier⸗Regiments, um dieselben zu begrüßen. Während die Fürstlichkeiten sich zu Wagen nach

lüncheberg begaben, ritt Se. Majestät der Kaiser in scharfem Tempo dorthin, um Seine Gäste zu empfangen. Alsdann fand ein Frühstück statt, an welchem 130 Personen theilnahmen. Se. Majestät der Kaiser und die Fürstlichen Gäste nahmen dasselbe im Zelt, die übrigen Geladenen im Garten ein. Um 2 Uhr begaben sich die Fürstlichen Gäste mit ihrem Gefolge mittelst Extrazuges nach Berlin. Heute Abend wird Sr. Majestät dem Kaiser eine Serenade vom Musik-Corps des 4. Garde Regiments und 300 Sängern unter Fackelbeleuchtung dargebracht worden.

Unser Korrespondent berichtet uns über den Verlauf des gestrigen Manövers aus Tempelberg, vom 14. Sep— tember, Mittags 12 Uhr:

Das Corps-Manöver des Garde-Corps gegen einen markirten Feind hat soeben unmittelbar vor unserer Ortschaft durch Zurückwerfung des West-Corps durch das Ost— (Garde⸗ Corps sein Ende erreicht.

In Trebnitz waren früh um 7 Uhr 15 Min. und um 8 Uhr 7 Min. die Erlauchten Gäste Sr. Majestät des Kaisers und Königs sowie eine glänzende Suite mittelst zweier Extrazüge eingetroffen; die erforderlichen Reitpferde und Wagen standen dort bereit, um dieselben nach Jahnsfelde zu bringen, wohin Sich der Kaiser zu Pferde von Müncheberg aus Morgens 73 Uhr begeben hatte. Schon vor 9 Uhr sah man zahlreiche Patrouillen das Manöverfeld durchstreifen, und als die Hohen Gäste des Kaisers von Allerhöchstdemselben begrüßt wurden, hatte die Garde-Kavallerie— Divrision schon zum Vormarsch sich gerichtet, denn der Feind war bereits in Sicht und seine Kavallerie war im Anmarsch von Eggersdorf auf Tempelberg. In nicht allzulanger Zeit die Erlauchten Gäste Sr. Majestat waren inzwischen sämmtlich zu Pferde gestiegen ging die Garde⸗-Kavallerie-Division zur Attacke uber und drängte die feindliche Kavallerie zweimal energisch 6 wich aber dann wieder bis zur Jahnsfelde-Heiners—

orfer Chaussee, welche gegen 101 Uhr auch von der 1. Garde⸗ Infanterie⸗Division erreicht war. Inzwischen hatte sich auch die 2. Garde⸗Infanterie⸗Division von Dolgelin über Lietzen auf Heinersdorf in Marsch gesetzt, diese Ortschaft durchschritten und sah sich dann der 5. feindlichen Infanterie-Division gegen— über, welche Tempelberg besetzt und ihre Avantgarde bis an die Lisire des Gehölzes, welches zwischen Tempelberg und Heinersdorf liegt, vorgeschoben hatte. Hier entspann sich ein heftiger Kampf, in den die beiderseitige Artillerie kräftigst ein— griff, während mittlerweile auch die mit der 1. Garde— Infanterie⸗Division marschirende Corps-Artillerie des Ost⸗ Corps vorgezogen war und ihr Feuer gegen den mehr und mehr andrängenden Gegner eröffnete. Gegen 11 Uhr Vormittags entwickelte sich auf der ganzen Linie ein ununterbrochenes Gewehrfeuer, untermischt mit Geschützfeuer. Das West - Corps drang mit seiner 6. Infanterie-Division und der Corps— Artillerie bis an den Weg zwischen Fritzielde und Müncheberg vor und schien der 1. Garde-Infanterie⸗Division einen harten Kampf bereiten zu wollen, da in deren Nähe inzwischen auch die Kavallerie-Division des III. Armee⸗-Corps eingetroffen war. Aber so sehr das West-⸗Corps seine Stellungen auch zu behaupten sich bemühte, das Ost-Corps entwickelte auf allen Seiten so erhebliche Kräfte, daß die Infanterie des West— Corps (der 5. Division) unmöglich länger das erwähnte Ge— hölz zu halten vermochte; dieselbe zog sich feuernd zurück, während die zweite Garde-Infanterie-⸗Division vorrückte und alsbald den rechten Flügel des Gegners völlig umfaßte, wo⸗ durch auch die feindliche 6. Division in große Bedrangniß erieth und endlich einem Sturmangriff unterlag, indem die avallerie des Ost⸗Corps durch eine schneidig gerittene Attacke die feindliche Artillerie umzingelte.

In das tausendstimmige Hurrah des Siegers mischte sich in diesem Augenblick das von Sr. Majestät dem Kaiser und König befohlene Signal: „Das Ganze Halt!“ Das Manöver war beendet. Eine halbe Stunde wurde den Truppen Rast gegönnt, dann aber formirte sich das gesammte Garde-Corps zum Parademarsch, desgleichen die Kavallerie-Division des III. Armee ⸗Corps. Se. Majestät der Kaiser führte die Truppen Allerhöchstselbst Seinen Erlauchten Gästen vor. Die Infanterie defilirte in Regiments-Kolonne, theils mit angefaßtem Gewehr, theils mit Gewehr über bei aufgepflanztem Seitengewehr; die Kavallerie und die reitende Artillerie im Galopp, die übrige Artillerie im Trab. Ein glänzendes Schauspiel war es, das sich hier dem Auge darbot, und die Hohen Gäste des Kaisers, Se. Majestät der König von Sachsen (in der Uniform Seines Ulanen-Regiments) und Se. Kaiserlich Königliche Hoheit der Erzherzog Albrecht von Oesterreich (in der österreichischen Generalsuniform) gaben dem Kaiser wiederholt Ihre Befriedi⸗ gung über so vortreffliche Leistungen kund.

Während Kaiser Wilhelm direkt vom Manödverfelde nach Müncheberg zurückritt, fuhren die fremden Fürstlichkeiten in bereitstehenden Equipagen nach der Station Dahmsdorf, um von dort mittelst Extrazuges nach Berlin zurückzukehren.

Bei Sr. Majestät dem Kaiser und König fand nach dem Manöver ein Diner statt, zu welchem u. A. der Regierungs—⸗ Präsident von Heyden⸗Cadow, der Landrath von Steinau— Steinrück und der Bürgermeister von Müncheberg, Wetzel, mit Einladungen beehrt worden waren.

Auch heute wird der Kaiser, wie gestern, mehrere Gäste zum Thee bei Sich sehen, bei welchem wieder zwei Mufik— corps concertiren werden. Der Thee wird stets in einem der

beiden Zelte eingenommen, welche der Kaiser in dem Garten) besetzten Höhen zwischen Niederrennersdorf und Bernstadt aus—⸗

Seines jetzigen Aufenthalts errichten ließ.!

Dem heutigen (I5. September) großen Manöver der Garde⸗Kavallerie⸗Division und der Kavallerie—⸗ Division des III. Armee⸗Corps liegt folgende General⸗ Idee zu Grunde: .

Eine Nord⸗Armee, gefolgt von einer überlegenen Süd— Armee, ist auf dem Rückmarsch von Frankfurt a. O. über Müncheberg auf Biesenthal begriffen. .

Nach der Spezial⸗-Idee für die Süd-Armee folgt auf dem linken Flügel der Süd⸗Armee eine Infanterie⸗Division feindlicher Truppen aller Waffen, welche von Hasenfelde über Tempelberg auf Eggersdorf abziehen. Die letzteren machen östlich Eggersdorf Halt, so daß die Süd⸗Infanterie⸗Division auf den Höhen 84 und 83 westlich Tempelberg aufmarschiren muß, um den Widerstand des Feindes zu brechen. Um 9 Uhr Vormittags, während dieses Gefecht noch andauert, treffen zwei Süd-Kavallerie-Divisionen von Steinhöfel her südlich Tempelberg ein. Der Commandeur derselben ist, nachdem er sich über die Gefechtslage orientirt hat, im Begriff, über Göls dorf westlich des Gölsdorfer Waldes auf Eggersdorf vor⸗ zugehen, um den Feind, wenn er seinen Abmarsch über dieses Dorf nach der Vorhaide fortsetzt, in der Flanke anzugreifen, als er die Meldung erhält, daß starke feindliche Kavallerie, anscheinend im Abmarsch auf Hoppegarten oder Haidekrug, gegen 8 Uhr 30 Minuten Vormittags hinter den Höhen und Waldparzellen östlich Schönfelde verschwunden ist, und daß . noch einzelne Patrouillen zwischen dort und Gölsdorf zu sehen sind.

Sammelplätze: Süd⸗Infanterie-Division in

Gefechtstellung nordwestlich Tempelberg auf den Höhen 84 und S3 um 8S Uhr 45 Minuten Vormittags; die beiden Kavallerie⸗ Divisionen zu derselben Zeit südlich Tempelberg. Beginn der Bewegung, des Patrouillenganges und des 3 der Infanterie⸗Divisionm um 9 Uhr Vormittags. Mar— kirt wird die Süd-Infanterie-Division durch das Kaiser Alexander Garde ⸗Grenadier-Regiment Nr. 1 und das Garde ⸗Schützen⸗Bataillon; die Kavallerie derselben durch je eine Escadron des Kürassier-Regiments Nr. 5 und des Husaren-Regiments Nr. 10; die Artillerie der Süd-Infanterie-Division durch den Stab der ersten Abtheilung sowie der zweiten und dritten Batterie des 2. Garde-Feld— Artillerie⸗ Regiments.

Für die Nord-Armee gilt folgende Spezial-Idee: Zur Sicherung der rechten Flanke der Nord-Armee, welche am 15. September im Marsch auf der Chaussee Heinersdorf Müncheberg Wüsten Sieversdorf und nordöstlichen e gen anzunehmen ist, marschirt eine Nord ⸗Infanterie⸗Division von Hasenfelde über Tempelberg, Eggersdorf, Neubodengrün auf Wüsten-Sievers— dorf, um von dort aus als Arrieregarde der auf der Chaussee nach Pretzel abziehenden Kolonne zu folgen. Zwei Nord— Kavallerie⸗Divisionen marschiren von Steinhöfel Üüber Buch⸗ holz nach Schönfelde und sollen das rothe Luch über Kagel und Haidekrug umgehen. Um der Nord⸗Armee Zeit zum

Abzug durch das Defils von Wüsten-Sieversdorf zu ge⸗ währen, hat die Nord⸗Infanterie⸗Division auf den Höhen 88 und S7 östlich Eggersdorf Halt en t und den nachfolgenden Feind

erg auf den 3. S3 und 84

gezwungen, westlich Tempel aufzumarschiren. Die beiden Kavallerie⸗Divisionen sind in— zwischen bereits über Schönfelde hinaus zurückgegangen, er— halten aber um 9 Uhr Vormittags den Befehl, wieder Front zu machen und die Infanterie⸗Division während des demnächst über Eggersdorf nach der Vorhaide fortzusetzenden Abzugs erforderlichenfalls in der rechten Flanke gegen feindliche Kavalleriemassen zu sichern, welche südlich Tempelberg gesehen worden sind.

Sammelplätze: Nord-Infanterie⸗Division in Gefechtstellung auf den Höhen S8 und 87 östlich Eggersdorf um 8 Uhr 45 Minuten; zur selben Zeit die Husaren-Nord—⸗ Kavallerie⸗Division westlich Höhe 78 bei Schönfelde; die Ulanen-Nord-Kavallerie⸗Division am Austritt der alten Frank— furterstraße aus der Kämmereihaide. Beginn der Bewegung des Patrouillenganges und des Feuers der Infanterie-Division um 9 Uhr Vormittags. Die Truppen der Nordpartei werden von verschiedenen Truppenabtheilungen markirt.

Auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Kaisers und Königs wird morgen, Sonntag, den 16. d. M., in Müncheberg ein Feld-Gottesdienst für die daselbst kantonnirenden Truppen abgehalten werden.

Eine Brandstiftung im Sinne des Strafgesetzbuchs ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, J. Strafsenats, vom 7. Mai d. J., auch dann anzunehmen, wenn ohne Flammenbildung durch Glimmen eine Fortpflanzung des Feuers herbeigeführt worden ist.

Der Kaiserliche Gesandte bei der schweizerischen Eid— genossenschaft, Wirkliche Geheime Legations-Rath von Bülow, ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub nach Bern zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Gesandtschaft wieder übernommen.

Bayern. München, 14. September. (Allg. Ztg.) Der Prinz-⸗Regent begiebt sich mit dem Prinzen Ludwig morgen früh mittelst Extrazuges nach Neustadt a. D., um dem in der Nähe abzuhaltenden Manöver der 2. Division beizuwohnen. Der konimandirende General des I. Armee— Corps, Prinz Leopold, hat sich heute bereits aus der Ober— pfalz nach Neustadt a. D. begeben.

Sachsen. Dresden, 14. September. (Dr. J.) Der König begab sich gestern früh 7 Uhr von Niedersedlitz aus in Begleitung des Kriegs-Ministers Grafen von Fabrice mittelst Sonderzuges nach Herrnhut, um dem Manöver der 1. Division Nr. 23 beizuwohnen. In Löbau bestieg der Prinz Georg den Zug, welcher, von den Mandvern des Königlich preußischen VI. Armee⸗-Corps kommend, Abends vorher dort eingetroffen und im „Wettiner Hof“ abgestiegen war. Von Herrnhut aus erfolgte die Fahrt in das Manöverterrain zu Wagen bis Niederrennersdorf, wo— selbst der König zu Pferde stieg. Um K Uhr begann die Uebung unter Leitung des Divisions-Commandeurs General— Lieutenants von Rudorff und endete gegen 111 Uhr mit einem Angriff, den die kombinirte 45. Brigade unter General— Major von Minckwitz und die kombinirte Kavallerie— Brigade unter General-Major Hübel auf die von der kombinirten 46. Brigade unter General-Major Larraß

Feuers

führten. Nach Schluß der Uebung begaben sich die Aller⸗ höchsten Herrschaften zu Wagen nach Station Nickrisch und um 12 Uhr 35 Min. mittelst Sonderzuges nach Görlitz. Der König setzte von dort die Reise nach Berlin fort, während der Prinz Georg nach mehrstündigem Aufenthalt sich nach Breslau begab. .

Die Königin ist heute früh von Schloß Sibyllenort wieder hier eingetroffen.

Baden. Karlsruhe, 13. September. (Karlsr. Ztg.) Bei der Großherzoglichen Familie traf gestern Nachmittag auf der Mainau mit Extraboot von Schloß Friedrichshafen die Herzogin Wera von Württemberg zum Besuch ein und kehrte bald darauf wieder dahin zurück. Heute Abend verläßt der Großherzog Schloß Mainau und reist nach Straß— burg, von wo Se. Königliche Hoheit den Manövern der Divisionen des 15. Armee⸗Corps bis gegen Ende des Monats anwohnen wird. Bei der Großherzogin find auf Schloß Mainau die Fürstin zu Leiningen mit der Prinzessin Alberta anwesend. Heute Abend trifft der Erbgroßherzog aus Freiburg auf Schloß Mainau ein und begiebt sich dann für einige Tage nach Schloß Hohenburg.

Der Landständische Ausschuß, welcher zufolge Allerhöchster Berufung unmittelbar nach dem Landtags— schluß vom 18. Juli l. J. hier zusammengetreten war, hat in diesem Jahr seine Schlußsitzung, nach etwas längerer Unterbrechung der Arbeiten, am 12. September abgehalten. Dieser Schlußsitzung ist am 13. September der Zusammentritt mit der Großherzoglichen Regierungskom— mission gefolgt, wobei die erstatteten Berichte ihre Erörterung und vorläufige Erledigung fanden. Am Nachmittag ent— sprachen die Mitglieder des Landständischen Ausschusses einer Einladung des Finanz-Ministers zum Diner, zu welchem auch die Mitglieder des Staats-Ministeriums und zahlreiche höhere Beamte des Finanzressorts erschienen waren.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 14. September. Weim. Ztg.) Die Großherzogin ist gestern von Wien in Heinrichsau eingetroffen.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 14. September. Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht das Kaiserliche Patent vom 11. Sep— tember 1888, betreffend die Einberufung des Land— tages von Galizien und Lodomerien mit Krakau auf den 15. September.

In Belovar fand gestern ein Hofdiner statt, an welchem der Prinz von Wales, der Kronprinz Erzherzog Rudolf, die Erzherzöge, der Banus, die Minister Baron Orczy und Bedekovic und andere Notabilitäten theilnahmen.

15. September. (W. T. B.) Wie der „Polit. Corr.“ aus Rom telegraphirt wird, begegnet die rügende Auslassung des Kaisers gegenüber dem Bischof Stroßmayer in hohen kirchlichen Kreisen allge— meiner, unumwundener Zustimmung; auch Persönlich— keiten, die den kirchenpolitischen Ideen Stroßmayer's ein gewisses Wohlwollen entgegenbringen, geben zu, daß der— selbe durch sein nach Kiew gerichtetes Telegramm als katholischer, zumal österreichisch- ungarischer Bischof eine beklagens⸗ werthe Taktlosigkeit beging und daß schon deshalb der Kaiser— liche Tadel durchaus begründet war.

15. September. (W. T. B.) Der Fürst Johann Adolf Schwarzenberg ist heute Morgen auf Schloß Trauenberg gestorben.

Belovar, 14. September. (W. T. B.) Nach Beendi—⸗ gung der Manöver reiste der Kaiser heute in Begleitung des Prinzen von Wales nach Gödöllö ab.

Groszbritannien und Irland. London, 14. September. (W. T. B.) Der Deputirte Will am Redmond (Nationalist): ist in Wexford wegen Aufreizung der Pächter zum Widerstande gegen das Gesetz zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt worden.

Frankreich. Paris, 15. September. (W. T. B.) Der Präsident Carnot, begleitet von dem Minister-Präsidenten Floqguet, dem Marine-Minister Krantz, dem Kriegs— Minister de Freycinet und dem General Billot, hielt gestern Vormittag in Rouen eine Revue über die Truppen des 3. Armee⸗-Corps ab, womit die großen Manöver des⸗ selben ihr Ende erreicht haben. Nach der Revue begaben sich die Militarbevollmächtigten der auswärtigen Mächte zu Carnot, um denselben zu begrüßen.

Gestern Abend fand in ElUbeuf ein Festmahl zu Ehren des Präsidenten Carnot statt. Letzterer erwiderte auf die Ansprache des Maire mit einer Rede, in welcher er der ihm von der Bevölkerung der Normandie zu Theil gewordenen enthusiastischen Aufnahme gedachte und, anknüpfend an die stattgehabte Besichtigung, die Marine und die Armee rühmte, die das Vertrauen des Landes verdienten und sich auf der Höhe ihrer Aufgabe befänden. sident die im nächsten Jahre in Paris stattfindende Ausstellung, für welche Alles zu der bestimmten Zeit bereit sein und bei welcher Frankreich seinen Gästen einen ihrer würdigen Empfang bereiten werde.

Italien. Turin, 15. September. (W. T. B.) Auf einem zu Ehren des Marine⸗Ministers Brin ver— anstalteten Banket hielt derselbe eine Rede, in welcher er bemerkte: die italienische Flotte sei zum größten Theil rekonstruirt; sie repräsentire einen Werth von 360 Millionen Lire und zähle 102 Schiffe und 1098 Torpedoboote. Die Erörterungen der italienischen und der ausländischen Presse über dieselbe bewiesen, daß sie ein Faktor sei, welchen man nicht mehr vernachlässigen könne, sondern vielmehr stark in Rechnung ziehen müsse, wenn es sich darum handele, das gegenwärtige europäische Gleichgewicht zu sichern. Ferner wies der Redner diejenigen, welche ausgedehnte Rüstungen Jialiens wünschten, darauf hin, daß Italien beab— sichtige, ausgiebig für die eigene Vertheidigung vorzusorgen, aber nicht eine aggressive Politik zu befolgen. Zum Schluß beglückwünschte der Minister Italien dazu, daß dasselbe be— reits im Stande sei, selbst das gesammte zum Schiffsbau nothwendige Material zu liefern, einschließlich der Panzer und Maschinen für die Panzerschiffe „Umberto“, „Sizilia“ und „Sardegna“, welche binnen kurzer Zeit vom Stapel gelassen werden sollen. Die Rede wurde beifällig aufgenommen.

Rumänien. Bukaxrest, 15. September. (W. T. B.) Senat und Kammer sind zu einer außerordentlichen Sitzung zum 20. d. M. einberufen worden und werden

Schließlich erwähnte der Prä⸗

an demselben Tage aufgelöst werden. Die Wa lkollegi für die Kammer werden auf den 12. Oktober 23. die 58 6 Senat auf den 16. dess. Monats berufen werden.

Bulgarien. Sofia, 13. September. (Wien. Abd Heftern wurden die Manöver bei umd ö Prinz Ferdinand ist von Sarambey heute früh wieder hierher zurüchekehrt; derselbe war von den rumeliottschen Truppen bis dorthin begleitet worden.

Sestern überfiel eine aus sechs Räubern bestehende Bande die nach Rustschuk gehende Post zwischen Arabo-Konak und Orhanje. Der die Post begleitende Gendarm wurde getödtet. Während des Kampfes konnte der zweite Wagen, welcher Packete im Werthe von 50 O66 Francs 'enthiell, m- kehren und nach Taschkessen zurückkehren. Die Werthpackete und Briefe wurden somit gerettet. Die Unterprafekten der e, g Distrikte entsendeten Gendarmen zur Verfolgung

er Bande.

Asien. Afghanistan. Wie dem Reuter'schen Bureau“ aus Sim la, vom 14. September, berichtet wird, meldete der Emir Ab durrahman dorthin: seine Truppen hätten die von Ishak-Khan besetzte Festung Kamard— Khinjahn erobert und viele Gefangene gemacht; unter den Letzteren befinden sich der Schwiegervater Ishak⸗Khans.

Afrika. Egypten. Aus Suakim, vom 12. September,

wird gemeldet: Heute Morgen näherten sich 30 Reiter von Os man Digma's Ka allerie, unterstätzt durch Infanterie, bis auf Isg Yards den Außen ort s, um Vieh zu erbeuten. eingeborene Holibauer wurden getödtet. Die Forts eröffneten ihr Feuer gegen den Feind welcher 5 Todte und viele Verwundete batte. Seit Wochen hatt sich ODSman Digma ruhig verhalten. ö Marokko. Aus Tanger wird der „Times“ unterm

4. d. geschrieben:

wie, n. die Nachricht eingegangen, daß der Sultan sich durch die au frũbrerischen Stämme, welche ibn umgaben, erfolgreich durchgeschlagen bat. Auf welche Weife ibm dies gelungen ist, weiß man bis jezt nickt; aber bier kerrsckt die Meinung vor, daß er die Berberstämme angegriffen und Rberrumpels habe. Eine amtliche Meldung von diesem Siege wurde bier mit, großen Ehrenbezeugungen aufgenommen. Früh Morgens verkündeten Trompeter durch schallende Fanfaren den Eingang des Scheint. stücks, und gegen Mittag ritt der Pascha mit einem zahlreichen Gefolge nach der Hauptmoschee, wo der Brief des Sultans verlefen wurde. Hierauf wurden 21 Salutschüsse abgefeuert und Sr. Mejestät Schiff Hassanieh' vrangte im schönsten Flaggenschmack. Bald darauf bot die ganze Stadt ein ungewöhnlich feiertägliches Ausseben; jeder Laden der Eingeborenen sowie einige europäiscke Zäden batten Flazgen und bunte Teppiche ausgehängt, während die Bevölkerung den Tag zu einem allgemeinen Feiertage machte. Der Sultan befindet fich jetzt in Meguinejz; wo er die Köpfe der Erschlagenen zur Schau zu stellen beabsichtigt, und wobin auch die 390 Gefangenen gesckafft werden sollen. Der Sultan wird in Kurzem die Reise nach Tanger antreten, aber vor Ablauf von 14 Tagen kann er nicht aufbrechen, da die mohamedanische Religion Heirathen und Reisen während dieser Zeit verbietet. Durch den ge⸗ meldeten Sieg wird der Besuch des Sultans in Tanger zur Gewißheit und bleibt nicht länger ein zweifelhaftes Gerücht, wie dies seit den letztes 3 Monaten der Fall war. Während feines Aufenthalts bierselbst sellen wichtige velitiscke Angelegenbeiten erörtert werden, und wahrscheinlich dürften auch einige Differenzen geregelt werden, die gegenwärtig zwischen den europäischen Gesandten und dem Hofe bestehen. Wahrscheinlich wird der im März stattgebabte Angriff auf Karp Jubv, das Depot der nord estlichen afrikanischen Gesellsckaft, einen wichtigen Gegenstand in der Unterredung zwischen dem britischen Gefandten und dem Sultan bilden. Zu einem großartigen Empfang des Letzteren werden umfassende Vorbereitungen getroffen.“ ;

Zeitung ftimmen.

Der „Gaulois“ veröffentlicht, wie wir der Berliner Börsen-Zeitung“ entnehmen, einen Artikel des Publi— zisten Cornély über Kaiser Wilhelm IL, in welchem es heißt: Mun, ich will gesteben, daß ich nichts Schöneres gelesen habe, als die Auszüge aus den testamentarischen Aufzeichnungen Wilhbelmis J, die kürzlich veröffentlicht wurden, und daß das Schauspiel diefes alten wackeren Mannes, der den mit unseremn Blute gefarbten Degen in einen Winkel stellt, um sich von Angesicht zu Angesicht mit Go besprechen, ganz einfach ein erbabenes Scauspiel ist. Ich w gestehen, daß der Brief., mit dem sein Enkel, der jetzige K Wilhelm II. auf die Entlassung des Feldmarschalls von Moltk— wortete, eines der schönsten und großartigsten Doku nente ist, die je einem Menschengebirn entspressen. Der Mann, der einen solchen Brief geschrieben hat, ist kein gewöhnlicker Sonverän. Was er machen wird, weiß ich nicht. Ich jüble aber, daß Diejenigen, welche ibn als eine Art von unverständigem Brausekepf binstellen, der gan; bereit ist, die Welt in Brand zu stecken, um seinen Helm zu beleuchten, sich und uns täuscken. Wenn man solche Gefühle hegt, fühlt man sich vor Gott verantwortlich für die Geschicke der Menschbeit, über die Gott selbst ihm Einfluß verlieben hat. Nichts, glauben Sie mir, macht einen Menschen weise und gerecht, wie der ständige Gedanke, daß Gott ibn sieht und richtet jeder Zeit. Diesen Gedanken besitzt nun Wilhelm Il. Er besitzt ihn, da er ihn ausdrückt und da er sich in einer Stellung befindet, wo man nicht zu beucheln braucht. Was für uns armes, von Gottlosen geleitetes Volk erschreckend ist, das ist, daß um uns herum alle Souberäne zur gegenwärt igen Stunde die gleiche Idee füblen und ausdrücken: die Gottesidee. Diese Idee, das ist der Stüßpunkt, den Archimedes für seinen Hebel ver— langt um die Welt aus den Angeln zu baben. Mit ihr erbebt man eine Nation. Und weil unsere Regierungen diesen göttlichen Stütz punkt verloren baben, winden sie sich obnmächtig inmitten einer er⸗ schöpften Natien. Wenn ich daher Späße über den Kaiser Wilhelm, dumme Geschichten über sein Tbun und Lassen lese, babe ich alle Mühe, nicht in den Ruf auszubrechen: Wie schade, daß wir nicht einen solchen haben. Wie schade, daß Deutschland ibn uns nicht auf ger Jahre leihen kann, damit er auch bei uns wirken und schaffen önnte!

Zu dem Empfange des Erzherzogs Albrecht von Oesterreich in Berlin sagt das Wiener „Fremdenblatt“

. Diese Begrüßung ist um so berzlichet, als es bekanntermaßen seit Jahren eine Lieblingsgewohnheit politischer Zeichendeuter gewesen war, zem Erlauchten Erzherzog bestimmte pelitische Sympathien und Antipathbien zuzumutben und ihn sreziell in einen gewissen Gegensatz zum neuen Deutschen Reich zu stellen. Diese mit mehr oder minder schlechtem Geschmack und allezeit gleichem Takt- mangel vorgehrachten Andeutungen verlieren unter dem Eindruck der. Berliner Reise des Erzherzogs auch ihren letzten Halt. Die Veise des Erzherzogs zeigt deutlich genug, daß es für den General- Inspektor des osterreichisch· ungarischen Heeres nur eine einzige Politik giebt, das ist der österreichischungarische Patriotismus. Und gerade die Thatsache, daß der ruhmgekrönte Führer unserer Armee, der erlauchte Obeim unseres erbabenen Monarchen, an den großen Manövern der deutschen Truppen vor dem jugendlichen Herrscher des Deutschen Reichs theilnimmt, ist ein neues, unverkennbares Zeichen jener innigen Verbindung der beiden Reiche, welche der österreichische Patriot mit Freuden begtüßt. Die Anwesenheit des österreichischen Feldherrn bei den prenßischen Manövern bekundet deutlicher als irgend etwas und den großen

dauernden Umschwung der Verhältnifse, der sich in den letzten zwei Jabrzehnten vollzogen; die Herzlichkeit und Festigkeit des Friedens bundes, zu welchem sich die beiden großen mitteleuropäischen Reiche vereint baben zum Heile ibrer Völler und unseres Welttheils.

Die „Deutsche Heeres-Zeitung“ sagt über das

neue Exerzier⸗Reglement für die Infanterie: Alles. was sich an Formen geändert hat, bestebt nur in Verein- fachungen: Wegfall des Griffs Gewehr auf, des dritten Gliedes und der durch dasselbe bedingten Fermationswechsel, des Schließens und mancher anderen Dinge. Der Reserrist findet die ibm bekannte Compagniecolonne als sein Vaterhaus unverändert vor, und in diefer allein auf Befebl seines Compagnieführers wird er, ohne von Neuerungen etwas zu ahnen, einen ganzen Feldzug durchmachen.

Nicht in den Formen jedoch liegt der hohe Werth des neuen Reglements, sondern in dem Geist, den es von der ersten bis ur letzten Seite athmet. Dieser Geist aber ist in die vier Worte zusammen. zufafsen: Ausbildung für den Krieg. Mit diesem Begriffe beginnt und schließt das Buch: Das Exerzieren bezweckt Schulung und Vorbereitung der Fübrer und Mannschaften für den Krieg‘ lautet der erfte Saß, und „die Ausbildung der Infanterie ist nach richtigen Gesiäts— punkten erfolgt, wenn sie das kann, was der Krieg erfordert, und wenn sie auf dem Gefechtsfelde nichts von dem wieder abzustreifen bat, was sie auf dem Exerzierplatz erlernten beißt der Schlußsatz des Reglements. Das sind Worte, die zum Herzen jedes Soldaten ver. ständlich sprechen, und die über dem Kasernenthor und an dem Ein— gange zum Exerzierplatze in goldenen Lettern prangen sollten.

Centralblatt für das Deutsche Reich Nr. 38. In⸗ kalt; Militärwesen: Provisorische Berechtigung eiger Lehranstalt Tur Ausstellung von Zeugnisfen über die wissenichaftliche Befäbigung für den einjäbrig freiwilligen Militärdienst. Konsulamwesen: Ernennun— gen. Bantwesen: Status der deutschen Notenbanken Ende August ö Polijeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichs— gebiet

Centralblatt Ter Bauverwaltung. Nr. 37. Inhalt: Amtliches: Personal. Nachrichten. Nichtamtliches: Feierfchmuck Der Trauerstraße Unter den Linden am 16 Mär; 858 (ZTortsetzung). = Das Verfahren der Reinigung in Ruben“ für Stadtjaäuchen (Schluß). Sägeförmige Ladebübnen vor Guterscur pen Roch⸗ mals der Einstur;z der Wesermühle in Hameln. Vermischtes: Koblenstoffgehalt des Flußeisens Nivellirlatte für die Reise. Eisenbahnunfall bei Velars in Frankreich.

Eisenbabn⸗Verordaungs⸗Blatt. Nr. 23. Inbalt: Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 2. Sertember 1888, betr. Freistellung der Schutz streifen an den Eisenbabnen von der Grundsteuer; zom 8. September 18358, betr. Verrechnung der Unfallvensionen, Unfallrenten 3c. Nachrichten.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

der St. A. f. W.“ aus Friedrichshafen

König von Württemberg während des

fenthalts in Florenz von dem dort Kurz, einem Sohn des bekannten stellers Hermann Kurz aus Tübingen, sein Relief« Porträt in Marmor ausführen. Die Arbeit hatte sich der vollen Anerkennung des Königs zu erfreuen, welcher sich in Folge der ge— lungenen Ausiührung bewogen fand, im Laufe dieses Sommers durch den nach Friedrichsbafen berufenen Künstler auch seine Porträtbüste an fertigen zu lassen. Dieselbe ift jetzt im Modell vollendet und vorzüglich gelungen und wird nun— mehr in Florenz ron Kurz in Marmor ausgeführt werden. Wie der . St. A. f. W. xvernimmt, ist die Büste zur Aufstellung in einer öffentlichen Anstalt kestimmt, wäb— rend das Relief Porträt die Königin zu ihrem Geburtsfest vom König als Geschenk erhalten hat.

Meisterbol; aus vier FJabrhbunderten Herausgegeben von Geo i und Richard Muther. Ca. 200 Blätter, hoch 40, Facsimi evroduktionen auf Büttenpapier. 190 Lieferungen zum Preise ron je 5,50 ½ München und Leixzig, SG. Hirth's Kunstverlag. Der bekannte Kunstbistoriker Prof. Wik— belm ron Läbke hat über die vorstehende Publikation folgendes Urtheil abgegeben: Wer die Bedeutung des alten Holjsckrittes erwägt und sich klar macht, daß in ihm eine außerordent— liche Schöpferkraft enthalten und daß

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meldet, letzten lebenden Bildhauer

Dichters und Schrift

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Auch die 5 . 22 streben Se

cunabel aus

en Werke aus dem Spiele lassen. Dagegen ist ihre ichtet, Seltenes und Erlesenes, das weniger bekannt us der Verborgenheit ans Licht zu ziehen und er Kunst in geordneter Reihenfolge darzubieten.“ rn erschienene zweite Lieferung giebt von diesem Be— 1 ĩ T ge r inton Blatt frübfranzõsi⸗ scher Kunst aus Antoine Verard's Mer des Histoires' (Ivon 1486. Dann folgen zwei Blätter von Hans Schäufelein, welche die Holz schnitt Technik schon in hoher Vervollkommnung igen: „Petrus im Gefängniß“ und Kreuztragung', sowie ein kleiner meisterbafter Holjstich von Woligang Huber: „‚Christus am Kreuijer. Der sich dann anreibende Helldunkel Abdruck von Lucas Cranach (mit der Jabreszahl 1506) Venus und Amor“ in einer Landschaft darstellend, gebört zu den besten und carakteristischsten Arbeiten dieses Meisters. Zum Vergleich ist noch der Abdruck von einer Platte hinzugefügt, welcher einzelne Aenderungen zeigt. Sebr selten ist der nächste Holzschnitt von Hans Baldung Grün: ‚Die heilige Anna selbdritt“ in anmuthiger Gruppirung, noch lieblicher die von Engeln umspielte Madonna mit dem Kinde, unter einem Baume sißend und in einem Buche lesend, während der große getönte Holz schnitt desselben Meisters: Drei Hexen, sich zum Sabbath vorbereitend, den düstersten Gegensatz dazu bildet. Auch von Hans Burgkmaitr finden wir eins seiner schönsten Blätter und zugleich Unicum: die Heiligen Petrus und Paulus in einer reichen Renaissance⸗Arcade, unten das Schweißtuch der beiligen Veronica. Der früberen Zeit des Meisters gehört der bier zum ersten Mal xrublizirte Holzschnitt an, welcher die anmutige Legende der St. Kümmernuß“ (von dem armen Geiger, dem die Heilige in Lucca ihren goldenen Schuh schenkte) wörtlich und bildlich darstellt. Weiter folgen: ein schöner Heljschnitt nach Lucas van Levyden s . Sündenfall“; die Schiffspredigi Cbristi, von Jan Swart van Groningen; eine große Gebirgslandschaft mit Vieh und Menschen, von Nicgolo Boldrini nach Tizian, und die Sündfluth, nach Tifian oder wahrscheinlicher nach Pontormo. Sehr intereffant ist ein far⸗ biges Clairobscur von drei Platten mit einer kleinen Landschaft nach Heinrich Goltzius. Von Christoph van Sichem (15806) seben wir das Porträt eines Edelmanns. Eine Hauptzierde der Lieferung bilden zwei Blätter von Rubens, geschnitten von Christoph Jegher, und zwar die anmuthige Komposition der Rube auf der Flucht“ mit reizender Engelgruppe, und der trunkene, von zwei Satyrn ge führte Silen'. Den Schluß macht ein sehr seltenes Blatt von Jan Livens, einem Nachabmer Rembrandt's (1607 —- 1663): das Bildni eines venezianischen Nobile in einer eigenthümlich scharfen Strich Manier, gehalten, wie sie die Rembrandt'schen Radirungen zeigen. Nach den bücherlichen Ausweisen der Genossenschaft der bil denden Künstler Wiens wurden auf der Wiener Jubiläums Kunstausstellung 1888 um 6000 Fr., 31 500 M und 163 026 Fl., zusammen um den Betrag von 316 500 66 Kunstwerke verkauft. Im Verlage von Franz Vahlen bierselbst (W. Mohren

straße 13/14) erschien soeben der Schluß der 4. und 5. Abtheilung

der Frläuternden Anmerkungen zu den Vorschriften des Entwurfes eines bürgerlichen Gesetzbuches für das Deutsche Reich“, bearbeitet und mit einer Einleitung verseben don Dr. Paul Alexander - Katz, Rechtsanwalt am Königlichen Landgericht Berlin L (Preis 3 AK. Das Heft enthält den IJ. Band, Familienrecht und Erbrecht“.

Die Berliner Zeitschrift Der Bär“. welche sich seit ibrer Begründung im Jahre 1875 ein wesentliches Verdienst um die För⸗ derung und Verallgemeinerung der Berliner und namentlich auch der märkischen Geschichtsforschung erworben bat, wird vom 1. Oktober d. J. an aus dem Verlage der Gebr. Paetel in den der Verlagsbuch⸗= handlung H. Schon, bier (.,. Magdeburgerftr. 31) übergehen. Die Herausgabe dieser ‚„Vaterländischen Wochenschrift für die Geschichte Berlins und der Mark“ erfreut sich der Unterstũßung der Herren Dr. R. Béringuier, Theodor Fontane, Stadtrath * Friedel, Grmnasialdirektor Or. Schwartz und Pastor Oskar Schwebel, so daß dem bewährten, vaterländische Gesinnung und die Liebe zur Heimath pflegenden Blatte ein sich stets erweiternder Leserkreis nicht feblen wird. Die geschäftliche Leitung der Zeitschrift ruht in den bewäbrten Händen des Hrn. Alfred Weile, des Mitbegründers und ersten Verlegers des Blattes, welcker mit dem Hause H. Schen als Mit—⸗ arbeiter und Theilhaber verbunden ist.

Die Musikalische Jugendpost (Verlag von Carl Grüninger in Stuttgart ⸗Leivzig. vormals P. FJ. Tonger, Köln) bringt in der joeben erschienenen Nr. 17 folgenden Inkalt: „Einführung in die Over,‘ in Erzählungen und belehrenden Unterhaltungen. Von Ernst Pasqus XVI. Josepb und seine Brüder. Ein musikalisches Drama in drei Akten. Von Mehul. „Die Huldigung der Vögelein.“ Ein Semmermärchen. Erzäblt von Tante Monika. Sommer luft. Gedicht von A. N. (Mit Illustrationen) „Fran; Lis:t.“ Seine Kindheit und Jugend Von August Lesimple. (Mit Porträt.) Der blinde Geiger. Von J. B. „Die zwei Musikanten.“ Von Ludwig Göhring. Briefkasten. Rätksel. Anzeigen.

Tevprichknüpferei, Handarbeiten für Kinder, Aus der Fisckkäche, Tisch Magenkranke, Reis als Nahrungsmittel, dann eine große Menge zexte, Fragen, Antworten und Plaudereien der Abonnenten, Preis—= hsel und Briefkasten.

Das Antiqguarische Bücherlager von Kirchhoff u. Wigand in Leipzig versandte die Nr. 814 ibrer Kataloge, welche ausschließlick Scriften über Musikwissenschaft verzeichnet. und zwar Geschichte der Musik, theoretische Werke, ältere praktische Musik, Opern und Oratorien.

Gewerbe und Handel.

Berlin, 14. September. Amtliche Preisfeststel lung für Butter, Käse und Schmali. Butter. Hof. und Genossen⸗ schaftsbutter Ia 105 198 6, IIa, 88 - I02 6, Ia. M, do. abfallende 8s 85 6, Land, Preußiscke 85 55 46 Net brücher O 85 6, Pommersche 75 80 M, Polnische 72 - 78 S, Baye. ische

2 f, do. Landbutter M, Schlesische 89-90 6,

iscke 66 Margarine 45— 70 9 Kaäse: Schweizer,

nentbaler 85s 90 et, Bayverischer 69 70 , do. Ost⸗ und Weft preußiicher Ja. 69 70 1, do. Ha. 45 - 55 66, Holländer 80 - 80 M, Limburger 32— 38 6½, Quadratmagerkäse 1— 2 S Schmalz,. Prima Western 1700 Ta. 59.00 , Berline? Braten 1c mal; 64 00 S5, 90 ½. Fett, in Amerika rat äanirtes 53, 0 M, in Deutsckland raffinirtes: a. Hamburger 59—61 S6, b. Berliner 61400 S rer 509 ka. Tendenz: Butter. Da die Ankünfte von überwiegend zeblerhafter Qualität sind, so bat für wirklich rein— schmeckende Waare eine Preisbesserung Platz gegriffen. Schmalz. Bei fortgesetzt fester Tenden; erhielt sich lebhafte Nachfrage.

Vom oberschlesischen Eisen⸗ und Metallmarkt bericktet die ‚Schles. Ztg.“: Die starken Regengüsse der verfloffenen Berichtsperiode waren dem Betrieb der in Angriff genommenen Thon eisensteingruben nicht förderlich und machten vielfach das Entfernen der eingedrungenen Wassermassen nöthig. Dagegen ergänzten die älteren Gewinnungsstätten des Rexiers den Schmelibedarf durch eine lebbafte Anfuhr zu den Hütten. In der Robeisenerjeugung der im Betrieb befindlichen 27 Kokshoböfen bleibt eine dem Absatz entsprechende Thätigkeit vorherrschend. Oualitätsmarken, deren Vorhandensein aus Mangel an binreichendem geeigm tem Schmelmaterial dem Bedarf jeitweise nicht voll zu genügen vermag und auf dessen Darstellung das Bestreben der Werke sich vorzugsweise richtet, fand flotten Absatz. Der Nachfrage nach Holikoblen⸗Reoheisen wußten die darauf eingerichteten Anlagen, namentlich die in Bruschek, thunlichst zu entfprechen. In der Roheisenbewerthung sind Veränderungen nicht eingetreten. Die Eisengießereien und Appreturwerkstätten vermögen immer noch ein ansebnliches Personal zu beschäftigen. Auch das Arbeitsmaß der Wal werke ist unter das eines befriedigenden Betriebes nicht zurück⸗ gegangen. Der Zuafluß von Puddelroheisen nahm seinen rubigen Ver— lauf, gestaltete sich mitunter sogar als unzulänglich. Die Erledigung der auf Grob und Fertigeisen vorliegenden Aufträge ließ eigentliche Läger vermeiden; Qualitäts, und Profileisen beschränkten sich nicht nur auf den Inlandsm arkt, sondern batten auch belebten Vertrieb nach dem Auslande aufzuweisen. Der günstige Wasserstand kam den Ver ladungen sehr zu Statten. Das Geschäft in Blechen nabm zu erhöhten Preisen seinen guten Fortgang. Im Hüttenbezirk galt gewöhnliches Stabeisen 14— 14 25 *, je nach Qualitat mehr, Profileisen 15,55 bis 16,90 , ECisenbleche 16,50 17,59 66 und darüber. Auf dem Metallmarkt hält ein reger Verkehr an. Den Zinkhütten wurden ansehnliche Posten durch überseeische Verladungen und den Inland bedarf entiogen Die Preistendenz war anziehend. Beste w.. H.« Marke bedang bis 37,20. andere gute Marken bis 35,20 6, wobei näbere Termine etwas höhere Preise als entferntere erzielten.

Zuckerbericht der Magdeburger Börse, den 14. Sep⸗ tember, Mittags Robzucker. Im Laufe dieser Woche haben einige Fabriken den Betrieb eröffnet, doch kam bis heute neue effektibe Waare nicht an den Markt. Preisnotizen können daber noch immer nicht aufgestellt werden. Auf Lieferung für rnächste Monate wurden ca. S5 00 Ctr. gebandelt. Raffinirte Zucker. Der Artikel batte auch in dieser Woche einen rubigen Markt und blieben die Umsätze in effektirer Waare zu den verzeichneten Preifen nur unbedeutend. Ab Stationen: Granulatedzucker, inkl. —— , Krystallzucket, J., über 989 —— 6, do. II. über 98 e 6 Kornzucker, exkli, 92 Gd. Rendem. —— 4 do. exel. 8 Gd. Rendem. 48. Nachprodutte, excl. 5 Gd. Rendem. (6 fur 20 Eg. Bei Posten aus erster Hand: Raffinade, ffein, obne Faß 29.25 n, do. fein, obne Faß 29. 00 , Melis, ffein, obne Faß 28,5 6, Würfelzucker, J., mit Kiste 4, do. IL, mit Kiste 30,9 66, Gem. Rafsinade, L. mit Sack —— 4, do. H., mit Sack 28,25 66, Gemahlene Melis, J.,, mit Sack 27,25 6, do. I. mit Sack —— M, Farin mit Sack —— 460 ür 0 kg. Melasse: bessere Sorte, zur Eutzuckerung geeignet, 42 43 Grad Be. (alte Grade) obne Tonne 2,80 - 325 ,

82 Brix, obne Tonne 27, So - 3, 25 , geringere Sorte, nur u Brennzwecken passend, 2 —= 43 Grad Be. (alte Grade] obne Tonne 220 –—2.6z g 4 Unsere MelasseNotirungen versteben sich auf alte Grade (42 Gr. 1,4118 spec. Gewicht. Die Aeltesten der Kauf⸗ mannichaft.

Die Kraft- und. Arbeitsmaschinen⸗Ausstellung ü nch en macht ibre Anziebungskraft von Tag zu Tag mehr geltend. Die Zurückbaltung, welche sich im großen Publikum gegen technische Ausstellungen in der Regel zeigt, ist gewichen und aus allen Schichten der Hesellschaft, von den vielen Interessenten gar nicht ju reden, wird die Ausstellung lebhaft besucht und, was am Erfreulichsten ist, recht

eingehend besichtigt.