1888 / 238 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 18 Sep 1888 18:00:01 GMT) scan diff

Hiernach erfolgte um 1 Uhr der Schluß des Gefechts und sodann der Abmarsch der Truppen in die Bivouaks. Das Wetter altung der Truppen ajestät der Kaiser zu

war sehr schön und nicht zu heiß, die vorzüglich. Um 3 Uhr kehrte Se. Pferde nach Müncheberg zurück, nachdem Allerhöchstderselbe noch das gefechtsmäßige Abbrechen des Manövers, die Auf— stellung von Vorposten u. s. w. inspizirt hatte. Die anderen Fürstlichkeiten waren schon früher zu Wagen nach dem Bahnhof und von dort nach Berlin zurückgekehrt.

Müncheberg, 17. K Abends. Se. Maje stät der Kaiser ließ Sich heute Abend im Rathhause durch den Landrath von Steinau⸗-Steinrück den Magistrat und die Stadtverordneten, welche der Bürgermeister Wetzel zusammen⸗ berufen hatte, vorstellen und dankte denselben für den schönen, Ihm bereiteten Empfang mit der Bitte, daß davon der Bürgerschaft Kenntniß gegeben werde. Hierauf besichtigte Se. Majestät, unter Führung des Amtsgerichts— Raths Kuchenbuch und des Stadtverordneten -Vorstehers Ahrends, das städtische Museum und unternahm sodann eine Fahrt durch die festlich beleuchtete Stadt. Se. Majestät wurde hierbei von der alle Straßen füllenden dichten Menschenmenge mit ununterbrochenen Jubelrufen begrüßt.

Müncheberg, 18. September, früh. Se. Maje stät der Kaiser hat Sich heute früh um 5 Uhr mit glänzendem Gefolge zu Pferde in das Manbvergebiet begeben.

Zu dem heutigen Manöver lautet die Spezial- Idee für das West⸗Corps (III. Armee-Corps):

Das Gefecht am 17. September südlich Heinersdorf ist unent— schieden geblieben. Das West-Corps hat in der Höbe von Fritzfelde

rittlings der Chaussee Müncheberg Heinersdorf Vorposten aufgestellt.

Feindliche Vorposten sind in der Linie Heinersdorfer See Chaussee Heine sdorf Steinhöfel sichtbar. Südlich Marxdorf ist am Schluß des Gefechts stärkere Infanterie geseben worden. ‚.

Se. Majestät der Kaiser und König, Allerhöchst— welcher noch gestern Nachmittag den Befehl über das West— Corps persönlich übernommen hatte, erließ gestern Abend 5 Uhr aus dem Hauptquartier Müncheberg folgenden Corps— befehl

Der Feind steht nach dem Gefecht bei Heinersdorf mit Vorposten in der Linie Marxdorf Heinersderfer See auf Steinhöfel. Das III Corps wird dem Vormarsch des Feindes in einer Stellung bei Dahme dorf entgegentreten. Die 5. Infanterie-Dirision mit der Corps Artillerie Fricht morgen 5 Uhr früh aus ibrem Bivonak auf und besetzt mit einer Infanierie⸗Brigade das Defile zwischen dem großen und kleinen Schlagentin⸗ See, mit der anderen Dahmedorf. Die Stellung ist fortifikatorisch zu rerstärken. Die Corps Artillerie wird zu Meiner Verfügung verdeckt nördlich des Bahnbofes Dabmsdorf⸗Müncheberg aufgestellt. Das Eisenbahn-Regi⸗ ment gebt auf die Maus Brücke zurück und vertheidigt den Abschnitt der Gumnitz. Die 6. Infanterie Division brickt mit der 11. In— far terie Brigade morgen 55 Uhr früh aus ihrem Bivpouak auf Und

stellt sich zwischen Dahmsdorf und Kirchen⸗See zu Meiner Verfügung auf. Die 12. Infanterie Brigade vertheidigt bei feindlichem Vormarsch in leichtem Gefecht Elisenhof und den Schöne Berg, demnächst Müncheberg. Vor stärkeren feind⸗ lichen Kräften weicht die Brigade über Koss. Kulisch, nördlich

Dahmtdorf, zur Vereinigung mit der 11. Infanterie Brigade aus. Das rechte Seiten Detachement (Major von Scierstädt, Füsilier

Bataillon Regiments Vr. 24, 2. Escadron Ulanen⸗Regiments Nr. 11) geht von Müncheberg auf Neu⸗Bodengrün zurück, schrittweise weichend. Ich erwarte möglichst . und frübzeitikg Meldungen über etwaige Umfassung Meines rechten

Flügels. Die Kavallerie ⸗Division überschreitet morgen 7 Ubr Vor— mittags ihre Vorposten zur Erkundung des feindlichen Anmarsches und begleitet dann den Rückmarsch der 12. Infanterie⸗Brigade in der linken Flanke, an der Eisenbahn aufgenommen durch Fuͤsilier⸗Bataillon Regiments Nr. 48. Ich begebe Mich zunächst auf den Schöne Berg, später nach Dahmsdorf.

Wilhelm.

Die Spezial-Idee für das Ost-Corps (Garde— Corps) lautet:

Das Gefecht am 17. sudlich Heinersdorf ist unentschieden geblieben. Das Ost⸗Corps hat in der Linie Heinersdorfer See Chaussee Heinersdorf Steinhöfel Halt gemacht, dieselbe mit Vor— posten besetzt baltend. Feindliche Vorposten in der Höhe von Fritz felde rittlings der Chaussee Müncheberg Heinersdorf sichtbar.

Der kommandirende General des Garde⸗-Corps, von Pape, hat folgenden Corpsbefehl aus Heinersdorf erlassen:

Feindliche Vorposten steben bei Fritzfelde, rittlings der Straße Müncheberg Heinersdorf. Das Corps wird morgen gegen den linken feindlichen Fluͤgel vorgehen. Die Garde ⸗Kavallerie⸗Diossion, verstärkt durch 4E cadrons des Leib GSarde⸗Husaren Regiments und 3 Escadrons des 2. Garde · Uanen⸗ Regiments, geht um das Nordende des Krummen⸗Sees in der Richtung über Jahnsfelde gegen Müncheberg vor. Sie über— schreitet um J Uhr früh die Vorpostenlinie der 1. Garde-Infanterie⸗ Dirision. Die 1. Garde⸗Infanterie⸗Division mit der ihr unter— stellten Corps Artillerie folgt der Garde⸗Kavallerie⸗Division. Ein Infanterie Regiment, das GardeJäger⸗Bataillon, das Lehr-Infan—⸗ terie Bataillon und die Unteroffizlerschule Potsdam marschiren am Ende der Marschkolonne unter einbeitlichem Befehl zu meiner Verfügung. Die 2. Garde- Infanterie Division marschirt durch die Behlendorfer Haide. Ihre Tẽten überschreiten um 77 Uhr früh den Weg Heinersdorf Marxdorf. Die Didision läßt die äußersten Vor⸗ posten stehen und sichert die linke Flanke des Corps durch ein zunächst bei Heinersdorf verbleibendes Detachement aller Waffen. Ich befinde mich morgen 55 Uhr früh zunächst auf dem Steinberge und reite dann mit der 2. Garde⸗Infanterie⸗Division. von Pape.

Das Folgendes: Ich ermächtige Sie, vom 1. Oktober cr. an bei den Stationen Kiel und Wilhelmshaven je eine weitere Reserve-Division, bestehend aus dem betreffenden Wachtschiffe mit zugehörigem Schwesterschiffe und je einem Aviso, zu formiren. Potsdam, den 6. September 138385.

An den Chef der Admiralität.

„Marine-Verordnungs-Blatt“ veröffentlicht

Wilhelm.

In Ausführung vorstehender Allerhöchster Ordre bestimme ich folgende Zusammensetzung und Bezeichnung der Reserve⸗Divisionen:

A. OSst seestation. 1) J. Reserve⸗Division der Ostfee: S. M. Panzerschiff Kaiser als Stammschiff, S. M. Panzerschiff ‚Deutsch— land. S. M. Aviso „Grille. 2) II. Reserve-Division der Ostfee: S. M. Panzerschiff Bavern als Stammschiff, S. M. Panserschiff Sachsen', S. M. Panzerschiff Württemberg, S. N. Panzerschiff Baden.. S M. Aviso „Zieten ?. 3) J. Torpedoboot Referpe⸗Divi⸗ sion: Ein D Boot, 8 8 Boote.

E Rordseestation. 1) J. Reserve⸗Division der Nordsee:

S. M. Panzerschiff „Friedrich der Große als Stammschiff, S. M. Panzerschiff Preußen“, S. M. Avife Wacht“. 2) II. Re⸗ Stammschiff

serre⸗Division der Nordsee: , , 8 Panzerfabrzeug . Mücke. 3) II. Torpedobosts⸗Reserpes Dirision Ein D Boot, 8 8 Boote. Berlin, den 13. September 1858. Der Chef der Admiralität. Allerhöchst zur Stellvertretung kommandirt.

danach das Weitere zu veranlassen. Potsdam, den 6. September 1885. Wilhelm. An den Chef der Admiralität.

In Auefübrung vorstebender Allerböchster Ordre bestimme ich: Der bisberige

werde ich diese Bebörden mit besonderen Direktiven verseben.

bestimmt. Berlin, den 13. September 1888. Der Chef der Admiralität. Allerböchst zur Stellvertretung kommandirt. Graf von Monts.

stempelgesetzes betreffend die Anzeigepflicht an der zu— ständigen Steuerstelle, „bevor stempeloflichtige inländische Werthpapiere zur Zeichnung aufgelegt werden“ ꝛç, hat das Reichsgericht, II. Strafsenat, durch Urtheil vom 12. Juni d. J. ausgesprochen, daß diese Anzeige— pflicht zur Zeit der Aufforderung zur Zeichnung besteht, wenn auch die Papiere, deren Ausgabe beabsichtigt wird, noch nicht fertig gestellt sind. Auch ist eine die Anzeigepflicht begründende „Auflegung von Aktien zur Zeichnung“ sowie eine „Emission“ vorhanden, wenn die Gründer im Gesellschaftsvertrage sämmt— liche Aktien zu bestimmten Theilen übernehmen und eine öffent— liche Aufforderung des Publikums zur Betheiligung gar nicht beabsichtigt ist.

è Ein auf dem Kohlenplatz einer Gasanstalt mit Ab— fahren von Kohlen beschäftigter Arbeiter wurde während dieser Betriebsarbeit von einem Hitz schlag getroffen und starb an den Folgen. In Uebereinstimmung mit dem Schiedsgericht hat das Reichs-Versicherungsamt (Rekursentscheidung vom 23. April d. J. Nr. 556) hierin einen Betriebsunfall er— blickt mit besonderer Rücksicht darauf, daß nachgewiesener— maßen am Unfalltage eine ganz ungewöhnliche Hitze geherrscht hat, daß die Arbeit auf einem Kohlenplatze erfolgte, dessen abgeschlossene Lage dem Zutritt der frischen Luft immerhin hinderlich war, und daß die dadurch erhöhte Temperatur insbesondere noch durch die von den auf dem Platz befindlichen Kohlen und Kohlentheilen festgehaltene und zurückstrahlende Hitze gesieigert werden mußte. Solche Umstände zumal wenn sie zusammenwirken gehören zu den Gefahren eines Betriebes, und ein in unmittelbarer Folge dieser Umstände mit plötzlicher Wirkung eintretender Hitz schlag erscheint als ein Betriebsunfall im Sinne des 5§. 1 des Unfallversicherungsgesetzes (vergleiche auch Entscheidungen 445 und 481, „Amtliche Nachrichten des R⸗V. A.“ 1887 Seite 407, 1888 Seite 177 und die an letzterer Stelle aufgeführten Ent⸗ scheidungen).

Der Königliche Gesandte in Dresden, Graf von Dönhoff, ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Gesandtschaft wieder übernommen.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Schendel in Köpenick, Dr. Hadelich in Erfurt, Klotzsch in Lamstedt, Dr. Schüermeyer in Laer.

S. M. Panzerschiff „Han sa“ wird aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen.

Das „Marine⸗Ver.-Bl.“ veröffentlicht folgende Nach— richten über Schiffs bewegungen (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort). S. M. Kreuzer „Adler“ 7. 1. Apig. Letzte Nachricht von dort 20. 7. (Poststation; Apia [Samoa-Inseln)) S. M. Vermessgsfhrzg. „Albatroß“ 5.6. Dwarsgat. (Post— station: Bremerhaven. S. M. S. „Ariadne“ 25. 8. Wilhelmshaven 13. 9. 15.3. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Knbt. „Cyclop“ 7. 8. St. Thoms 19. 8. (Poststation: Kamerun.) S. M. Knbt. Eber“ 24. 4. Apia 28. 6. (Poststation: Apia Samoa⸗Inseln] ) S. M. Fhrzg. „Falke“ 17. 7. Wilhelms

haven 6.8. (Poststation: Wilhelmshaven S. M. Kreuzer Habicht“ 28. 8. St. Paul de Loanda 16.9. (Post— station: Kamerun.) S. M. Yacht „Hohenzollern“ 31. 7.

Kiel. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. Knbt. „Iltis“ 13.8. Newchwang (Poststation: Hongkong. S. M. Fhrzg. „Loreley“ 11. 9. Konstantinopel. (Poststation: Konstantinopel) S. M. S. „Luise“ Neufahrwasser 14/9. (Poststation: Kiel. S. M. Kreuzer „Möwe“ 30 /64 . Zanzibar. (Post— station: Zanzibar... S. M. Kreuzer „Nautilus“ 19.7. Durban (Natal) 6.9. 12/9. Kapstadt 17. 9. (Poststation: St. Vincent (Cap Verdes). S. M. S. „Niobe“ 11.9. Kiel. (Poststation: Kiel⸗ S. M. S. „Nixe“ 8. Madeira 10 9. (Poststation; Bahia Brafilien !) S. M. S. Olga“ . 19. 7. Zanzibar. (Poststation: Zanzibar.) S. M. S. „Prinz Adalbert“ Wilheimshaven 14. 9. (Post— station: Kiel. S. M. Vermessgsfhrzg. „Pommerania“ 30/6. Kiel 2. J. (Poststation: Kiel.“ S. M. Fahrzg. „Rhein“ Kiel 6. 9. 9 9. Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven. S. M. Av. „Wacht“ 18.8. Kiel. (Post⸗ station: Kiel. S. M. Knbt. „Wolf“ 12.8. Chefoo 1.9. 3. 9. Shanghai. (Poststation: Hongkong.) Kreuzergeschwader: S. M. S. „Leipzig“ (Flaggschiff) 29.7. Zanzibar. S. M. S. „Carola“ 19. 7. Zanzibar 29.8. S. M. S. „Sophie“ 28. 7. Aden 19.8. Zanzibar. (Poststation: Kapstadt.) Manöver— flotte: J. Division (Panzergeschwader): S. M. S. „Baden“ (Flaggsch. , Bayern“, Friedrich der Große“, „Kaiser“, S. M. Av. Zieten“ II. Division (Schulgeschwader): SM. S. „Stein“ (Flagg⸗ schiff), „Gneisenau“, „Prinz Adalbert“, „Moltke. III. Dwision (Torvedoboots⸗Flottille) Kiel 3/9. 7.59. Bremerhaven 8.9.

MO

57, Wilhelmshaven, (Poststation: a. für S. M. S. „Baden“, „Bayern“, „Kaiser“, „Prinz Adalbert“, Avisos

„Zieten“ und „Blitz“, Torpedodivisionsboot „D 3“, Torpedo—⸗ boote „s 7, 8, 11, 12, 13 und 14“ Kiel; b. für S. M. S. Friedrich der Große“. „Stein“, „Gneisenau“, „Moltke“, Torpedodivisionsboot D 2“, Torpedoboote „s 34, 35, 36, 39, 40 und 41“ Wilhelmshaven. Panzerfahrzeug⸗Flottille: S. M. Panzerfahrzeuge „Mücke“, „Viper“, „Salamander“,

Graf von Monis.

Auf den Mir gebaltenen Vortrag bestimme Ich, daß an Stelle des ersten Adjutanten der Marinestations - Kommandos ein Kapitän zur See als Chef des Stabes mit den allgemeinen Befugnissen des Cbefs des Stabes eines Generalkommandos zu treten hat. Sie baben

Zweite Adjutant bei den Marinestaticns Kom- mandos erhält die Bezeichnung Erster Adjutant, der bisherige Dritte die Bezeichnung Zweiter Adjutant. Bejüglich der eintretenden Ver— änderungen in dem Geschäftsbetriebe der Marinestatior s Kommandos

Der Zeitpunkt des Inkrafttretens der Veränderung wird durch den. Dienstantritt der zu Chefs des Stabes ernannten Offiziere

In Bezug auf die Bestimmung des 5. 4 des Reichs—

Friedrichs ruh, 18. September. (W. T. B.) Der öster— reichischungarische Minister des Auswärtigen, Graf Kälnok y, ist heute Mittag 12 Uhr 10 Minuten hier eingetroffen. Der Reichskanzler Fürst von Bismarck und Graf Rantzau empfingen denselben am Bahnhof. Fürst Bismarck und Graf Kälnoky begrüßten sich auf das Herzlichste, unterhielten sich einige Minuten auf dem Bahnhofsperron und begaben sich dann zu Wagen nach dem Fürstenhause.

Bayern. München, 17. September. Die „Allg. Ztg.“ berichtet: Se. Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent hat heute Morgen die dritte offizielle Lan desreise, deren Ziel, zunächst die Stadt Aschaffenburg und dann der Regierungsbezirk der Rheinpfalz ist, angetreten. Die Haupt- und Residenzstadt München hat ihrer Freude über die Pfalzreise des Prinz Regenten durch begeisterte Kundgebungen eines sehr zahlreichen Publikums Ausdruck gegeben, welches zur Abreise Sr. Königlichen Hoheit am Centralhahnhof sich versammelt hatte. Zur Ver— abschiedung fanden sich der Stadtkommandant, General— Lieutenant von Wirthmann, Regierungs- und Polizei⸗ Direktor Dr. von Müller, Bürgermeister Dr. von Widen— mayer mit Abordnungen beider städtischen Kollegien, General— Direktor Schnorr von Carolsfeld im Fürstensalon ein, woselbft auch die Herren des militärischen Hauses und die übrige Reise— begleitung Se. Königliche Hoheit erwarteten. Der Prinz⸗ Regent, beehrte die Deputationen und Würdenträger mit huldvollster Ansprache. Kurz vor 7 Uhr begab sich der Vrinz⸗ Regent, von dem ganzen Geleite gefolgt, zu dem Extrazug, welcher vom Betriebs⸗Direktor Ober⸗Regierungs-Rath Pernwerth von Bärnstein bis zur Landesgrenze begleitet wird, und welcher aus neun Waggons, der Salonwaggon des Prinz-Regenten in der Mitte, zusammengesetzt ist. Punkt 7 Ühr verließ der Extrazug unter den lebhaftesten Hochrufen des Publikums den Centralbahnhof.

Sachsen. Dresden, 16. September. (Dr. I) Der König ist heute früh 1 Uhr von Berlin wieder hler ein— getroffen.

Das „Dresdner Journal“ veröffentlicht das Regula— tiv, die Wahl der dem Arbeiterstande angehörigen Bei⸗ sitzer zum Schiedsgericht der land- und forstwirth⸗

Württemberg. Stuttgart, 17. September. (W. T. B.) . . . . . Der König und die Königin werden am 25. d. M. hier— her zurückkehren. um den in den folgenden Tagen erwarteten Besuch des Kaisers Wilhelm hierselbst zu empfangen.

Samburg, 17. September. (W. T. B. Der öster— reichisch-ungarische Minister des Auswärtigen, Graf Kälnoky, ist heute Abend kurz nach i Uhr hier eingetroffen und in Streit's Hotel abgestiegen. Der österreichische General⸗Konsul, Baron Westenhoölz, empfing den Minister am Bahnhofe.

Elsaß⸗Lothringen. Metz, 17. September. (W. T. B.) Der Großherzog von Baden ist ö. Vornahme von Truppen-Besichtigungen über Forbach und St. Avold heute hier eingetroffen und von der zahlreichen Menge, welche die Ankunft Sr. Königlichen Hoheit erwartete, sehr warm empfangen worden.

Oefterreich⸗Ungar a. Wien, 17. September. (Wien. Abdp) Die Sitzungen der Landtage folgen nun rascher auf einander, nachdem Seitens der Ausschüsse bereits genügendes Material für die Plenarberathungen fertiggestellt ist. Der niederösterreichische Landtag beschäftigte sich vorgestern aus— schließlich mit Subventions- und Gemeinde-Angelegenheiten. Der galizische Landtag hielt vorgestern seine erste Sitzung in der neuen Session.

Salzburg, 17. September. (W. T. B.) Die heute hier zusammengetretene Konferen; für die inter— nationale Gradmessung war von 25 Theilnehmern, darunter die Vertreter Deutschlands, Englands, Frankreichs, ? . 5 N; gar . Spaniens, besucht. Die Versammlung wurde Namens der Regierung vom Statthalter, Niamens der Stadt vom Buͤrger— meister begrüßt. Der Vorsitzende der Versammlung, Ibanez, Vertreter Spaniens, dankte. Nachdem der Schriftführer der Versammlung hierauf in deutscher und franzöfischer Sprache den geschäftlichen Bericht erstattet hatte, folgten wissenschaft— liche Vorträge.

Agram, 15. September. (Wien. Ztg.) Die kroatische Regnikolar-Deputation hielt heute unter dem Vorfitz Vukotinovic's eine Sitzung, in welcher das vom Referenten Miskatovic verfaßte, an die ungarische Deputation zu richtende Nuntium verlesen wurde. Der Oppositionelle Brlic reichte einen Gegenentwurf ein. Beide Entwürfe werden gedruckt unter die Mitglieder vertheilt, worauf am Montag die eigent— lichen Verhandlungen beginnen. Der Sitzung wohnte auch der Landtags-Prasident Hrvat bei.

Großbritannien und Irland. London, 17. September. W. T. B.) Die aus Richtern bestehende Kommiffton zur ntersuchung der in dem Prozeß O'Donnel's mit er „Times“ gegen die Parnelliten vorgebrachten An— chuldigungen hielt heute eine vorläufige Sitzung ' ab. Der zertreter der Parnelliten, Russel, stellte den Antrag, daß alle Parnell fälschlich zugeschriebenen Briefe der Kommiffion vor— gelegt würden, und die Kommission gab diesem Antrage statt. Die weiteren Anträge Russel's, daß der eine Gefängnißstrafe ver— büßende Deputirte Dillon während der Dauer der Sitzungen der Kommission auf freien Fuß gesetzt werde, und daͤß sich zur Vernehmung Egan's und anderer Personen eine Subkommission nach Amerika begebe, wurden als ver— früht abgelehnt. Die Kommission vertagte sich darauf auf den 22. Oktober.

Frankreich. Paris, 14. September. Der „Köln. Ztg.“ wird berichtet: Heute Morgen um 9 Uhr fand als Schluß der Manöver auf den Feldern von Boos bei Rouen durch den Präsidenten eine Truppenschau über das 3. Armee Corps statt, bei der 33 009 Mann in Parade

83

D

2 =

!

„Chamaeleon“ in Wilhelmshaven.

standen. Mehr als 100 000 Zuschauer hatten sich eingefunden.

Um 9 Uhr verkündeten Kanonenschläge die Ankunft des Prã⸗ fidenten. Derselbe saß mit Freycinet und den Generälen Villot und Hrugere in einem vierspännigen Wagen und wurde von der Menge lebhaft begrüßt. In einem zweiten Wagen folgten der Minister-⸗Präsident und Admiral! Krantz, Präsident Carnot und der Kriegs⸗-Minister fuhren, gefolgt von fremd⸗ ländischen und anderen Offizieren zu Pferde, die Front der Truppen ab. Carnot nahm aber selbst die Parade ab. Früher pflegten die Präsidenten sich sofort auf die Tribüne zu begeben, während der Kriegs⸗-Minister oder seit der Hit des „bürger⸗ lichen“ Kriegs-Ministers Freycinet der Bouverncur von Paris die Truppen besichtigte. Darauf begab sich Carnot mit seinem Gefolge vor die Tribüne und theilté hier wiederum eine Neuerung an eine Gruppe von Militärpersonen, die ihn erwartet hafte, eigenhändig Orden und militärische Denk münzen aus. Nachdem der Präsident die fremdlandischen Offiziere begrüßt und ihrem Doyen, dem russischen General k Hand gegeben hatte, begab er sich auf die Tri— üne und der Vorbeimarsch der Truppen begann. Die Menge begrüßte begeistert alle Regimenter, obgleich der Vorbeimarsch nicht so gut ausfiel, wie man auf dem Longchamps gewohnt ist, wo die Reserve nicht eingereiht zu sein pflegt. Um 13 Ühr zeigten Kanonenschläge an, daß die Parade beendigt sei. Carndt kehrte nach Rouen zurück, und er sowohl wie die Truppen wurden unterwegs von der Menge allenthalben mit Hochrufen empfangen. In Rouen empfing Carnot später die Burger— meister und Lehrer des Departements und reiste dann mit Floguet nach Elboeuf weiter. Letzterer kehrt morgen um II1 Uhr nach Paris zurück, um in einem Ministerrath, an dem alle Mitglieder des Kabinets theilnehmen, den Vorsitz

zu führen. .

15. September. (Köln. Ztg.) Dem Oberbefehls— haber des dritten Armee-Corps hat der Kriegs— Minister de Freycinet folgendes, an ihn gerichtetes Schreiben des Präsidenten der Republik zugehen lassen:

Rouen, 14. Sertember. Mein lieber Minister! Die heute von uns abgehaltene Parade war glänzend. Ich bewunderte die treffliche Haltung aller Truppen, ihr kriegerisches Ausseben, ibre Un— beweglichkeit unter den Waffen. Ich freute mich, wahrzunehmen, daß kein Unterschied zwischen den Mannschaften der Reserve und denen der aktiven Armee bestebt. Der Borbeimarsch wurde mit Eifer und der ganzen Regelmäßigkeit ausgeführt, welche die Schwierigkeiten des Bedens und die Ausdebnung der Fronten gestatteten; diese Parade ist der würdige Abschluß der Manséver, auf deren bemerkenzwerthen Verlauf man mich aufmerksam gemacht hat. Ich bitte Sie, dem Ober ⸗Befehlshaber des dritten Armee⸗Cerps fowie den Truppen aller Waffengattungen der Landarmee und der Marinetrurxen, welche unter dessen Befehlen manövrirt haben, meine volle Befriedigung auszudrücken.

Der Fingnz-Minister theilte im heutigen Kabinets— rath mit, daß die Kosten für den Wiederaufbau der Komischen Oper (5612 Millionen Fres.), ausgenommen die Vervollständigungskredite, die bis jetzt genehmigt worden, durch die Mehreinnahme von 30 Millibnen aus den indirekten Steuern gedeckt seien. Ferner erklärte der Minister: das Budget für den Krieg und die Marine werde um 38 Millionen, nämlich von 192 auf 154 Millionen, herab⸗ gesetzt werden; von dieser Summe fielen 138 Millionen auf das Budget des Krieges und 16 auf das der Marine.

16. September. (Köln. Ztg.) In Saint-Denis, wo der Bürgermeister gestern eine amtliche Brottaxe ein— geführt hat, beschlossen die sämmtlichen Bäcker einstimmig, die Arbeit einzustellen und ihre Verkaufsläden zu schließen. Die Arbeiterbevölkerung, in Wuth über das Vor—

gehen der Bäcker, durchzieht massenweise die Stadt; hin und

wieder sind die Schaufenster der Bäckerläden zertrümmert worden; die Polizei hat Mühe, die Ordnung aufrecht zu erhalten. Heute Nachmittag hegah sich der Polizei-⸗Präfekt nach Saint-Denis, um die polizeilichen Maßregeln zu überwachen. Auch in Saint— Ouen haben die Bäcker aus demselben Grunde die Läden geschlossen. Déroulsde zog heute Vormittag an der Spitze einer Gruppe von Gesinnungsgenossen zum Standbild des „Löwen von Belfort“, um dort Kränze niederzulegen. In seiner Rede gab er wieder dem Verlangen nach Verfassungs— änderung Ausdruck.

Rumänien. Bukarest, 17. September. (W. T. B.) Der König und die Königin sind dem Erzher der Erzherzogin Carl Ludwig von Oesterreich, welche heute in Sinaja erwartet werden, bis nach Pre deal ent⸗ gegengereist. Unter den Bauern der Ortschaft Do broveni im Distrikt Botuschani, welche die Ueberlassung von Ländereien jordern, zeigte sich eine gewisse Gährung; es ist deshalb eine Abtheilung Militär dahin gesendet worden, um die Ordnung aufrecht zu erhalten und bei der Vornahme von Verhaftungen Beistand zu leisten.

Zeitungsftimmen.

Zu den bevorstehenden Landtagswahlen „Deutsche Tageblatt“: .

Nur anderthalb Monate trennen uns noch von dem Wabltermine. Da thut rechter Eifer doppelt notb. Worauf es ankommt, ist kurz gesagt. Es gilt, eine nanisnale Majorität in das Abgeerdnetenhaus zu wählen, die sich aus Konserpativen und gemäßigt Liberalen ju sammen etzt. Nur wenn diese Parteien den Ausschlag geben, ist die Kenspiratien gegen den besonnenen Fortschritt unserer staat—⸗ lichen Entwickelung vereitelt. Die Centrums: und Freisinns— Führung verfolsen in erster Linie andere als nationale . Or. Richter möchte endlich das Prinziv der sogenannten frei⸗ sinnigen Parlamentsberrschaft zum Siege führen und Hr. Windtborst Revanche für 1866 nehmen. Es ist noch lange nicht gesagt, daß, wenn es selbst gelingen sollte und die Firma Richter ⸗Windthorst siegreich aus den Wablen bervorgeben würde, das Ziel damit erreicht wäre, welches sich diese beiden Hauptgegner des Bismarck'schen Systems gesteckt haben. Aber als ein Hemmniß unserer ge— sunden Entwickelung würde das Erscheinen einer freisinnig kler kalen Majorität im Abgeerdnetenhause unter allen Um— ständen aufgefaßt werden müssen und zwar Al ein sebr bedeutendes. Auf Schritt und Tritt würden der Staatsregierung und den nationalen Parteien Steine bei deren Aktionen in den Weg gelegt werden und die Mebrheit Richter ⸗Windthorst würde, statt das Zustandekommen der nothwendigerweise auf verschiedenen Gebieten in Angriff zu nehmenden resp. fortzufübrenden Reformen zu fördern, jeden neuen Fortschritt unmöglich macken. Nichts weniger als einig in ihren positiven politischen Zielen würde jene nun einig in dem Verwerfen jedes Vorschlags einer Regierung sein, die sie demüthigen und heseiti zen möchte. . ; ; . .

Verträgt unsere Zeit solches Aufhalten der Reformgesetzgebung? Die Reform der direkten Steuern in Preußen ist ein dringendes Er— forderniß des Staats wie Gesellschaftelebens. Die Entlastung der Kommunen ist ebenso nöthig wie die Erledigung der Frage der Schul unterbaltungspflicht. Es ließen sich noch weitere Punkte anführen, die ebenso wichtig sind in Anbetracht der Nothwendigkeit, den Grund⸗

schreibt das

satz der Förderung der wirtbschaftlick Schwächeren auch in die einzel“ staatliche Geseßgebung mebr und mebr einuführen und zu rerbüten, daß immer weitere Kreise, an deren Steuer“ und Webrfäbigkeits⸗ erbaltung die Nation das allergrößte Interesse bat, auf der Stufen⸗ leiter der wirtbschaftlichen Existenzbedingungen weiter binabgleiten.

Aber es gilt nicht nur zu erreichen, daß die berecktigte Unzufrieden heit großer Kreise der preußischen Staatsbürger beseitigt oder doch in etwas wenigstens gemindert werde und es kann das nur auf dem Wege derjenigen Betätigung des nationalen und staatspolitischen Sinnes geschehen, welcher in den von urs als national bezeichneten Parteien so vorbanden ist, daß man getrost sagen darf, es werde schließlich immer die Opferbereitwilligkeit zu Gunften des Allgemeinwobls zum siegreichen Durchbruch kommen und den Weg, der zum Ziele führt, findem lassen: mindestens ebenfo wichtig ist, daß verbütet werde, daß durch das Parlament und von der Tribüne des Parlaments berab derjenige Samen der demagogischen Verbetzung weiter in das Volk getragen werde, welcher in dem bis jetzt noch in bedenklicher Zunabme begriffenen Auftreten der Sozial— demokratie seinen allerdings sebr ernst zu nebmenden Ausdruck findet. Es ist nicht wahr, daß in der Sozialdemokratie und mit der letzteren lediglich solche Staatsbürger stimmen, welche einen berechtigten Grund baben, mit ibrer Lage unzufrieden zu sein.

Es ist auf der anderen Seite ein Trugschluß, wenn gesagt wird, daß diejenigen, welche für die Regierung und die nationalen Parteien stimmen zufrieden mit ihrer Lage seien. Es giebt riele Krelse von Beamten und Nichtbeamten, die alle Ursache baben, mit ibrer Lage unzufrieden zu sein. Aber in diesen Kreisen ist dreierlei lebendig und zwar zuerst das Vertrauen zum Könige, daß er wie der Nothlage anderer seiner Landeskinder auch der ihrigen nach bestem Können und Vermögen zu steuern versuchen werde mit Hülfe einer Regierung und mit Hälfe einer Kammer, bei denen die Unterstützurg der ehrlichen Arbeit wich tigster Gesichtspunkt ist. Das Weitere, was lebendig ist in diefen Kreisen, nennt sich Vaterlandsliebe und wirkt dabin, das der Einzelne sich stark macht, im Interesse des Allgemeinwobls Lasten auf sich zu nebmen, selbst wenn diese seine Schultern zu Boden zu drücken droben. Alsdann aber stärkt diese Kreife auch der christliche Glaube, der einen Schild gegen die Versuchung bietet, zu wähnen, daß auf diesem Erden. rund jemals Gerechtigkeit in dem Sinne walten werde, wie sich's der Mensch in mancher Stunde denkt. ....

Es ist eines der unvergänglichsten Verdienste des dabingeschiedenen großen Kaisers und Königs Wilbelm J., daß er in seiner berrlichen Kaiserlichen Botschaft der Nation ein Banner geschenkt bat., daß auch durch den Staub und Dunst noch ferner und fernster Kämpfe siegreich zu retten die staatserhaltenden Parteien sich verpflichtet füblen werden. Oh es bei der bevorstehenden Wabl siegen wird, hängt wesentlich davon ab, wie eifrig sich die naticnalen Parteien um das Erkennen solcher Nothstaͤnde bemühen, denen abzuhelfen sie sich mit Entschieden⸗ heit bereit erklären dürfen und wie tapfer sie sich gegen alle diejenigen Versuche, unberechtigte Unzufriedenheit zu stiften und zu nähren ins Zeug legen, die von einer ehr⸗ oder revanchesüchtigsten Partei- mischung ausgebeckt werden, um Unwissende und rolitisch Haltlose ins Garn zu locken, und in das Abgeordnetenbaus eine Mehrbeit zu bringen, die ebensowenig dem geläuterten nationalen Bewußtsein ent— spricht, wie sie im Stande ist, den wirklicken Notbständen in Staat und Gesellschaft um einen anderen Preis Abhülfe zu schaffen, als um einen solchen, den eine preußische Regierung unter Kaiser und König Wil— belm II. niemals zablen wird.

Der deutschen Marine widmet das „Leipziger Tageblatt“ einen Artikel, in welchem es heißt:

Die Deutschen pflegen nicht mit dem, was sie können. u prahlen, ibre Bemühungen sind mebr darauf gerichtet, ibre Tüchtig⸗ keit durch die That zu beweisen, und die deutschen Erfolge zur See sind der Art, daß wir sie nicht zu rerschweigen brauchen. Wo auch unsere Schiffe in Aktion getreten sind, vor Zanzibar oder an der afrikanischen Westküste bei Kamerun, im Suͤdsee ⸗Archixel oder im friedlichen Wettkampf an den Küsten der Nord- und Ostỹee, überall haben sie Ehre eingelegt und gezeigt, daß sie hinter der Marine keiner anderen Nation an Leistungsfäbigkeit zurückstehben. England bat eingesehen, daß Deutschland feine Kolonialinteressen mit großer Energie geltend zu machen entschlossen und im Stande ist, und das bat ibm theils Mäßigung in seinen übertriebenen Ansprüchen aaf das Vorrecht der Alleinberrschaft in Afrika auferlegt, theils bat es ihm sogar die Möglichkeit eines Zusammenwirkens jur Er— wägung gestellt. Es wird in dieser Beziebung noch mehr Er— fahrungen bedürfen., um England auf den Standpunkt der Anerkennung der thatsächlichen Verhältnisse zu bringen; die Entscheidung liegt aber auf einem anderen Gebiet und jwar auf der Stellung, welche die deutsche Flotte im Laufe der Zeit unter den Flotten der Großmächte erringen wird. Wir gehen zwar im Gegensatz ju anderen Großmächten rubig und ohne Prahlerei vor, aber wir befolgen dabei den Grundsatz: „»Nimmer jzum Hoben gelangt, wer nach dem Höächsten nicht strebỹ.“ Wie sich das deutsche Landhetr die böchsten Ziele geseßt bat, so tbut es auc die deutsche Marine, und die Anfänge zur Erlangung dieses Zieles sind zweifellos vorhanden. Wenn wir auch nicht mit über— stürjter Eile vorgeben, sondern es vorziehen, systematisch und schritt⸗ weise weiter ju kommen, so zeigt doch schon das bisherige Ergebniß der deutschen Ansttengungen zur See, daß wir auf dem richtigen Wege sind. Fragen wie die Mittelmeerfrage können nicht mehr okne die Mitwirkung Deuischlands entschieden werden, und wenn die orien— talische Krisis jur Entscheidung drängt, so wird Deutschlands Flotte dabei auch nicht tbeilnahmslos zur Seite stehen.

Die „Magdeburgische Zeitung“ schreibt:

Keine Partei pflegt sich einer größeren Sicherheit und Festigkeit ihrer Wahlkreise zu rühmen, als das Centrum, und wir wollen ibm eine gewisse Berechtigung dazu nicht bestreiten. Es ist wahr, keine andere Partei besitzt im Reichstage sowohl als im Abgeordnetenhause soviel Mandate, die ibr kaum streitig gemacht werden. Gewiß ver— spricht auch unter den heutigen Verhältnissen ein Ankämpfen gegen den ultramontanen Besitzstand in vielen schlesischen, rbeinischen, westfälischen Wahlkreisen keinen praktischen Erfolg. Aber der Glaube an die absolute Unnahbarfkeit ultramontaner Wablkreise hat sich doch noch mehr fest⸗ gesetzt, als es tbatsächlich berechtigt ist, und es sind doch auch Fälle zu verjeichnen, wo bei tbatkräftigem, geschlossenem Vorgehen der an— deren Parteien den Ultramontanen Wahlkreise entrissen wurden, die sie lange Jahre besessen und für sehr sicher gehalten hatten. Wir erinnern nur an Neuwied ⸗Altenkirchen im Landtage oder an Freiburg im Breisgau und Offenburg im Reichstage. Wenn man ältere Listen des Abgeordnetenhauses durchmustert, wird man mit Erstaunen wahrnehmen, daß Wablkreise, die man jetzt für rettungslos dem Ultramontanismus verfallen anzuseben pflegt einstmals liber ale oder gemäßigt konservative Vertreter wählten. Aber wenn auch ein un— mittelbarer Wahlsieg nicht zu erwarten ist, sollten doch die nicht ultramontanen Elemente in den Centrums wablkreisen sich mehr rühren und von ihrer volitischen Gesinnung Zeugniß ablegen, als es herkömmlich ist, schon um nicht die falsche Meinung auf— kommen zu lassen, als lägen diese Bezirke obne jeden Wider- spruch und ohne jede Autsicht auf Besserung unter dem ultra— montanen Bann. Es giebt auch in den finstersten Wahlkreisen des Centrums zahlreiche angesehene Männer, welche auf liberalem oder staats · und regierungsfreundlichem Boden stehen und entschiedene Gegner der Bestrebungen des Centrums sind. Sie pflegen bei den Wahlen nicht hervorzutreten, sie entbalten sich der Abstimmung und thun nichts, um Wablmänner ibrer Gesinnung durchjubringen, weil sie gegenüber der ultramontanen Uebermacht von der praktischen Erfolglosig · keit aller Anstrengungen überjeugt sind. Das ist nicht das richtige Verfahren. Mag auch dem Centrum ein Wahlkreis nicht ent- rifsen werden können, die Stimmen, die für einen Gegen kandidaten abgegeben werden, sind darum nicht verloren. Sie sind ein Widerspruch gegen den Ultramontanismus und ermuthigen andere zurückhaltende, gleichgültige und lässige Elemente, die doch der klerikalen Verhetzung müde sind, in Zukunft Zeugniß von ihrer Ge— sinnung abzulegen. Auf diese Weise kann sich mit der Zeit eine antiultramontane Mehrheit bilden, wo heute jeder Widerstand

erfolglos scheint, und die festen Burgen des Centcums können doch einmal ins Warken kommen. Alle Gegner des Ultramontanismus möchten wir ermahnen, diese Worte bei den bevorstehenden Landtags-⸗ wablen ernstlich zu beberzigen.

Gewerbe und Handel.

Berlin, 16. Sextember. (Wollbericht des Centralbl. f. d. Tert-Ind.) Die Umsätze in den letzten acht Tagen hielten sich in engen Grenzen. Lausitzer Fabrikanten waren am Platze und kauften Mebreres in Rückenwäschen und ungewaschenen Wollen zu bisherigen Preisen. Die feste Stimmung und der rege Verkehr auf den aus— ländischen Stapelpläßen stebt im gewissen Gegensatz zu der Stille, die bier bei uns berrscht, dürfte aber in der Erwartung über den Ausfall der Londoner Auktion seine Begründung haben. Ein großer Theil der Marktwollen ist nun bereits in den Konsum übergegangen und es muß bald die Zeit zu deren Ergänzung eintreten; bei der mäßigen Preislage, welche das deutsche Produkt einnimmt, dürfte sich bald ein lebhaftes Geschäft hierorts entwickeln.

Bonn, 17. September. (W. T. B.) Wahrung der Interessen der chemisch Deutschland bielt heute unter dem Vorsitz des e (Berlin) bier seine Generalversammlung ab. Der Geschäfts« bericht über das vergangene Jabr weist an der Hand statistischer Ziffern nach. daß auf allen Gebieten der chemischen Industrie eine Steigerung der gewerblichen Thätigkeit eingetreten ist, und daß troß des durch die Konkurrenz bedingten Preisdrucks in Folge

es in⸗ und autländischen Mehrkonsums befriedigende Geschafts⸗ * . 8 * 1 e e 2 5

ergebnisse erzielt worden sind. Die Versammlung beschloß die Be⸗

willigung ur Errichtung eines auf dem Gegen⸗

weiterer Geldmittel seitigkeitsprinix berubenden Feuerversicherungs-Verbandes für Fabriken, ingleichen die Einreichung von Petitionen bei der Reichsregi wegen Reform der Muster-, Marken und Patenrtgesetzgebun wegen einer dem Sxiritussteuergesetz entsprechenden Zollerbs Alkobelpräparate. In den Votstand wurden gewählt: Hol e als Vorsitzender, Coerp Wiesbaden als Stellvertteter, Ruetgers⸗Berlin als Schatzmeister.

London, 17. September. (W. T. B.) An der Küfte 4 Weijen⸗ la dungen angeboten.

Glasgow, 17. September. (W. T. B. Die Verschiffungen don Robeisen betrugen in der vorigen Woche 1100 gegen (

o 135 Tons in derselben Woche des vorigen Bradford, 17. September.

Garne ruhig, unverändert.

Luzern, 17. September. (W. T. B.) Die Betriebseinnahmen der Gotthardbahn betrugen im August er. für den Personenverkehr 221 000 (im Juli 357 0690 Fr.), fur den Güterverkebr 509 000 (im uli 503 000 Fr.), zusammen 1030000 Fr. (im Juli 960 0090 Fr.. ie Betriebsausgaben betrugen im August 430 090 Fr. (im Juli 420 00 Fr.) Demnach Ueberschuß 6M O00 Fr. (im Juli 540 0οο0 Fr.). Der Betriebsüberschuß im August 1887 betrug 615 500 Fr.

New⸗ York, 17. September. (W. T. B) Visible Supply an Weizen 31378 009 Busbel, do. an Mais 8603 000 Bußsbel.

Submissionen im Auslande.

W

Spanien.

4. Oktober, 1 Uhr. Direceisn general del Tesoro puüblico y Ardenacisn general de pagos del Estado in Madrid: 40 000 kg Silber in Barren, 9490 Feingebalt, bestimmt zur Verarbeitung in der Münzstätte von Madrid Die Anschlagssumme wird von dem Finanz⸗Minister im geichlossenen Couvert vor dem Zuschlagstermin deponirt und nach der Eröffnung aller Gebote rerkündigt werden.

Kaution vorl. L 9, endg. TY des Voranschlags.

Verkehrs ⸗Anftalten.

Am 1. Oktober d. J. treten auf den Strecken der Königlichen Eisenbahn-⸗Direktion Berlin die dieser Nummer beigefügten Fahrpläne in Kraft. Dieselben sind bei allen Stationskassen zum Preise von 25 (für Plakatfahrpläne) und von 5 3 (für Zeitungs beilagen) zu haben; ebenso liegt der Fahrplan für den Bezirk der Königlichen Eisenbahn-Direktion Köln (rechtsrb.) der heutigen Nummer d. Bl. bei.

London, 17. September. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer Roman ist heute auf der Heimreise in Southampton ange⸗ kommen. Der Castle⸗Dampfer „Dunrobin Castle“ ist am Sonnabend auf der Ausreise in Capetown eingetroffen.

Theater und Musik.

Die Sommersaison des Kroll'schen Theaters fand gestern Abend mit einer Benefiz⸗Vorstellung für das Orchester⸗, Chor- und technische Personal des Theaters einen sebr erfreulichen Abschluß. Der Abend gestaltete sich zugleich zu einer glänzenden Ovation für die ber— vorragenden mitwirkenden Künstlerinnen. Das Programm war ein ebenso interessantes wie reichbaltiges und bestand aus einzelnen Akten verschiedener Opern. Zum Beginn wurde die Ouverture zur „Eurranthe“ recht anerkennenswerth von der Hauskapelle vor⸗

getragen; dann folgten Theile aus dem ersten und iweiten Akt dieser Oper, welcher sich der jweite Akt aus dem

„Barbier von Sevilla“, der zweite Akt der „‚Afrikanerinꝰ und das Lorelep-Finale aus Mendelssobn-Bartzoldy's unvollendeter Oper an— schlossen Alle mitwirkenden künstlerischen Kräfte waren sichtlich be— strebt, ihr Bestes zu geben und erwarben sich auch den ungetbeilten Beifall des dankbaren Publikums. Herrorbeben müssen wir die stürmischen Beifallsbezeugungen, welche Fr. Brandt als „Selica“ zu Theil wurden und mit ungezählten Hervorrufen verbunden waren. Als ‚Rosine' wirkte Fr. Grossi wieder in gewohnter Weise mit Auszeichnung; auch sie und der Leiter des Kunstinstituts, Hr. Dir. Engel, mußten wiederbolt vor der Gardine erscheinen. 3

Das Central-⸗Theater war am Sonntag mit der Pofse „Schmetterlinge“ trotz des prächtigen Herbstwetters vollständig aus⸗ verkauft.

Adelpb⸗Ernst: Theater. Direktor Adelpb Ernst bat soeben in Frl. Roger eine vielversprechende Darstellerin für naive Rollen engagirt, welche in dem zugkräftigen Repertoirestück des Theaters ‚Die drei Grazien die Rolle der ‚Elfriede' übernommen hat.

Das Concert haus wird am Donnerstag, den 20. d. M., Abends 7 Uhr, für die bevorstebende Winter⸗Saison wieder eröffnet werden. Wie in den letzten 20 Jahren, wird das Concerthaus seiner Alten bewährten Richtung treu bleiben und hauptsächlich das populäre Concert pflegen. Für dasselbe ist wiederum der Kapellmeister Karl Meyder mit seiner aus 75 Mitgliedern bestebenden Kapelle gewonnen,

der sich bereits die Gunst und Anerkennung des musikliebenden Berliner Publikums zu verschaffen gewußt hat. Derselbe wird auch

die im vergangenen Jahre mit so großem Beifall eingeführten Opernabende wieder fortsetzen, und zwar mit einem stebenden

Opernpersonal unter dem Titel Concerthaus - Opern⸗ ensem ble. Das Repertoire soll aus meist, älteren Opern gewäblt werden, um dem Publikum reichhaltige Abwechselung

zu bieten. Es sind für diesen Zweck gewonnen worden als: erste dramatische Sängerin Fr. Betty Hering (geb. Waibeh, jugendliche dramatische Sängerin Frl. von Turesanvi, Koloratur⸗ sängerin Frl. Sofia Monteé, Altistin Frl. Martha Raatz, Helden— tenor Or. Oscar Tausch, lyrischer Tenor Hr. Bernhard Wickert, Bariton Hr. Oscar Olfermann, Baß Hr. Herrmann Rerking. Ferner sollen noch Abonnements-Congerte veranstaltet werden, welche unter Leitung des Kapellmeisters Hrn. Arthur Nickisch und unter Mitwirkung von hervorragenden Solisten stattfinden. Der Georg Bloch'sche Opernverein wird seine Aufführungen auch dieses Jahr wieder im Concerthause veranstalten. .