1888 / 242 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 22 Sep 1888 18:00:01 GMT) scan diff

des Großherrlich türkischen Osmanis-Ordens dritter Klasse: dem . . Freiherrn von Lyncker, Kom⸗ mandanten S. M. Fahrzeugs „Loreley“;

der zweiten Klasse des Königlich spanischen Ordens für Verdienst zur See: dem Korvetten⸗Kapitän Sack, Dezernenten in der Ad⸗ miralität, und dem Korvetten⸗Kapitän a. D. von Ehrenkrook, zuletzt Dezernent in der Admiralität;

des Großkreuzes des Königlich schwedischen Eg n ert Ern en

dem Contre⸗Admiral Knorr, Chef der Manöverflotte;

des Commandeurkreuzes erster Klasse desselben Ordens: dem Kapitän zur See Schulze, Kommandanten S. M.

er,, „Moltke“, em Kapitän zur See von Paw elsz, Kommandanten S. M. Kreuzer⸗Fregatte Prinz Adalbert“,

dem Kapitän zur See von Reiche, S. M. Panzerschiffs „Friedrich der Große“, .

dem Kapitän zur See Thomsen, Kommandanten S. M. Kreuzer⸗Fregatte „Gneisenau“,

dem Kapitän zur See Hoffmann, Kommandanten S. M. Parzerschiffs „Kaiser“,

dem Kapitän zur See Freiherrn von Sen den-Bibran, Kommandanten S. M. Panzerschiffs „Bayern“,

dem Kapitän zur See Plüddemann, Kommandanten S. M. Panzerschiffs „Baden“, und

dem Kapitän zur See Junge, Kommandanten S. M. Kreuzer⸗Fregatte „Stein“;

des Commandeurkreuzes zweiter Klasse

desselben Ordens:

dem Korvetten-Kapitän Klausa, Kommandanten S. M. Aviso „Zieten“, und

dem Korvetten-Kapitän Freiherrn von Bodenhausen, Chef des Stabes der Manöverflotte;

. des Ritterkreuzes desselben Ordens: dem Kapitän⸗Lieutenant Sarnow, Kommandanten S. M. Aviso „Blitz“, und dem Kapitän⸗-Lieutenant Etienne, Flagg-⸗Lieutenant der Manöverflotte; des Commandeurkreuzes zweiter Klasse des Königlich schwedischen Wasa-Ordens: dem Korvetten Kapitän Piraly, Ersten Offizier S. M. Panzerschiffs „Baden“; des Commandeurkreuzes erster Klasse des König— lich norwegischen St. Olaf-Ordens: dem Contre⸗Admiral von Kgll, Chef des Schul⸗ geschwaders; ; des Ritterkreuzes desselben Ordens z, dem Lieutenant zur See Braun, Flagg⸗Lieuter mit des Schulgeschwaders; des Groß kreuzes des Königlich dänischen Danebrog⸗Ordens: dem Contre⸗-Admiral Knorr, Chef der Manöverflotte; owie des Commandeurkreuzes erster Klasse desselben

Ordens: dem Contre-Admiral von Kall, Chef des Schul—

geschwaders.

Kommandanten

Deuntsches Reich.

Bekanntmachlung.

Der Kaiserliche VizeKonsul Robert Langford in Padstow (England) ist gestorben.

Bekanntmachung.

Am J1. Oktober wird das Post amt 23 GEurstraße) mit dem Postamt 33 (Jägerstraße) vereinigt und letzteres gleichzeitig nach der Taub enstraße 232 verlegt.

Diese vergrößerte Postanstalt erhält die Bezeichnung Postamt 38 (Taubenstraße, nahe dem Hausvoigteiplatz).

Ferner wird vom genannten Tage ab das Post amt 85 von der Oranienstraße 129 nach dem Hause Oranien— str aße 72 verlegt. Dasselbe führt nach wie vor die Bezeich⸗ nung Postamt 85 (Oranienstraße).

Berlin C., den 21. September 1888.

Der Kaiserliche Ober⸗Postdirektor, Geheime Postrath. Schiffmann.

Bekanntmachung.

Die Postverbindung mit Helgoland wird während der diesjährigen Winterperiode vom 1. Oktober ab von Kuxhaven wöchentlich zweimal i. Dampfer der Unter⸗-Elbeschen Eisenbahn⸗Gesellschaft hergestellt werden.

Der Gang der Schiffe ist folgender; I) aus Kuxhavpen Dienstags und Freitags nach Ankunft des Zuges 2 aus Hamburg, in Kuxhaven 105 Vormittags,

2) von Helgoland am darauffolgenden Mittwoch und Sonn⸗

abend zum Anschluß an den Zug 5 nach Hamburg, 5,40 Nach⸗

mittags aus Kuxhaven. Die Dauer der Ueberfahrt beträgt durchschnittlich täglich 3 Stunden.

Mit den Dampfern erhalten alle Brief⸗ und gewöhnlichen Packet⸗ sendungen, welche Dienstags und Freitags mit Zug 2 der Unter⸗Elbe⸗ schen Eisenbahn aus Hamburg 6,33 früh in Kuxhaven eingehen, sowie die in Kuxhaven spätestens am Tage vor dem Abgange des be⸗ treffenden Schiffes bis 10,15 Abends eingetroffenen Werthsendungen Beförderung.

Hamburg, den 18. Sevtember 1888.

Der ö , sarnhr. ühl.

Auf, Grund der 85. 11 und 12 des Reichsgesetzes gegen die e r ge el ot gl der , 21. Oktober 1878 wird das angeblich in der Genossenschafts⸗

buchdruckerei . Hottingen⸗Zürich hergsteellte Flugblatt mit der erer hriß⸗ neren mg Half an die Wähler des Kreises Duisburg⸗Mülheim. Arbeiter! Hand⸗ werker! Bauern!“ und unterzeichnet; „Duisburg, den 1. . 1888. Ein Sozialdemokrat für Alle“ hiermit verboten. Düsseldorf, den 19. September 1885. Der Regierungs⸗Präsident. In Vertretung: Ruhn ke.

Ft önigreich Preußen.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Ober⸗Landeskulturgerichts⸗Raih Karl Biefel zu Berlin den Charakter als Geheimer Ober⸗-Justiz Rath zu ver⸗ leihen; sowie . . den ständigen Hülfsarbeiter im Kriegs-Ministerium, charakterisirten Geheimen Kriegsrath Dr. Seidenspinner, um Geheimen Kriegsrath und vortragenden Rath im Kriegs— inisterium zu ernennen.

Ministe rium für Landwirthschaft, Do mänen und Forsten.

Dem Kreis⸗-Thierarzt Dr. Felisch zu Graudenz ist, unter Zurücknahme seiner ö nach Spremberg, die Kreis⸗ Thierarztstelle des Kreises Inowrazlaw, mit dem Wohnsitz in In owrazlaw, verliehen worden.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗Angelegenheiten.

Die Seminarlehrerin Feller vom Lehrerinnen⸗Seminar zu Augustenburg ist in gleicher Eigenschaft an das mit der Augustaschule verbundene Lehrerinnen⸗Seminar zu Berlin versetzt worden.

Kriegs-Ministerium.

Der Militär⸗Intendantur-Sekretär Oesterreich von der Intendantur II. Armee-Corps ist zum Geheimen expedirenden und Kalkulator im Kriegs-Ministerium ernannt worden.

Aichtamtsliches. Deu tsches Reich.

Preußen. Berlin, 22. September. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Augusta gedenkt Sich am Dienstag zum Besuch Ihrer Königlichen Hoheiten des Groß⸗ herzogs und der Großherzogin von Baden nach Schloß Mainau zu begeben und dortselbst das Allerhöchste Geburtsfest am in möglichster Stille und Zurückgezogenheit zu verleben.

Den Kammerherrendienst bei Ihrer Majestät hat der Vize⸗Ober⸗Schloßhauptmann Graf Fürstenstein übernommen.

Se. Hoheit der Erbprinz Bernhard von Sachsen-Meiningen, Oberst und Commandeur des Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regimens Nr. 2, hat sich mit Urlaub auf 30 Tage nach Süddeutschland und Oesterreich begeben.

Der Gouverneur von Mainz, General der Kavallerie von Winterfeld, ist mit Urlaub von Mainz hier ein— getroffen.

Der kommandirende General des III. Armee⸗Corps,

General Tieutenant Bronfart von Schellendorff II.,

hat sich auf 45 Tage mit Urlaub nach Mecklenburg-Schwerin begeben.

Der General-Inspecteur der Fuß⸗Artillerie, General⸗ Lieutenant von Roerdansz, hat eine längere Dienstreise angetreten.

Der General⸗Lieutenant von Seeckt, Commandeur der 10. Division, hat, nach beendetem Kommando zum Ehren⸗ dienst bei Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Großfürsten Nicolaus von Rußland, gestern Berlin verlassen.

Der Chef der Land Gendarmerie, General-Lieutenant ,, ist von Urlaub nach Schlesien hierher zurück— gekehrt.

Der General-Lieutenant von Hänisch, Commandeur der Kavallerie-⸗Division des XV. Armee-Corps, ist, nach be— endigtem Kommando zum Ehrendienst bei Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Erzherzog Albrecht von Oesterreich, nach Metz zurückgekehrt.

Ein Arbeiter kam anläßlich einer Schlägerei im Maschinenraum der Dampfmaschine zu nahe und wurde ver— letzt. Den daraufhin von ihm erhobenen Rentenanspruch hat das Reichs-Versicherungsamt in Uebereinstimmung mit dem Schiedsgericht mittelst Rekursentscheidung vom 6. Februar 1888 (Nr. 561) als begründet anerkannt. Allerdings ist die Ver⸗ letzung des Klägers durch eigene Schuld desselben bei Gelegen— heit einer Schlägerei mit einem Mitarbeiter hervorgerufen. Die leichtsinnig begonnene Schlägerei war aber nicht die un⸗ mittelbare Ursache des Unfalls: diese ist vielmehr darin zu erblicken, daß Kläger in Folge seines Hinfallens im Betriebs— raum mit seinem rechten Arm zwischen die Kolbenstange und den Cylinder der Dampfmaschine gerieth. In diesem Umstand ist zweifellos ein ursächlicher Zusammenhang zwischen dem Betriebe und dem Unfall zu finden, und es erscheint für die Entschädigungsfrage unerheblich, oh das Hinfallen des Klägers durch einen unverschuldeten Zufall oder durch Fahrlässigkeit wie solche bei einer Schlägerei in der gefährlichen Nahe der im Gange befindlichen Maschinen des Betriebes allerdings angenommen werden muß ver—⸗ anlaßt worden ist. Den Entschädigungsanspruch der Ver— letzten will eben der Gesetzgeber aus triftigen Gründen (ver⸗

leiche Amtliche Nachrichten des R. V.A.“ 1857 Seite 29 iffer 281, Seite 209 Ziffer 392, 1888 Seite 214 Ziffer 514, auch 1886 Seite 58) nur bei vorsätzlicher Herbeiführung des Unfalls durch den Verletzten (5. 5 Absatz 7 des Unfallversicherungs⸗

Pompiers mit Fackeln Spalier.

chaften zur thunlichsten Abwehr gegen die nachtheiligen Folgen

artiger grobfahrlässiger Handlungen der Arbeiter anderweit wirksame Mittel zu Gebote (vergleiche den vorletzten Absatz der angeführten Entscheidung 281) Vergleiche auch die Ent . 478 und 562, „Amtliche Nachrichten des R.⸗V.⸗A.“ 1 Seiten 176 und 288.

Bayern. München, 21. September. (W. T. B.) Zum Ehrendienst bei Sr. Majestät dem Kaiser während Allerhöchstdessen Anwesenheit hierselbst sind bestimmt: der Commandeur des II. Armee Corps, General der Infanterie von Orff, der Oberst Trombetta des 1. Ulanen⸗-Regiments, dessen Chef Se. Majestät der Kaiser ist, und der Rittmeister Freiherr von Guttenberg. Außerdem wird eine Deputation des ,, eintreffen. Am Bahnhof wird das Leib⸗Infanterie⸗Regiment die Ehren-Compagnie stellen, und eine Ehren⸗Escorte, gebildet von einer Escadron der schweren . wird Se. Majestät nach der Königlichen Residenz geleiten.

Aus Ludwigshöhe, vom 19. September, wird der Alg, ig; berichtet:

r Einzug des Prinz⸗Regenten in die Pfalz erfolgte unter zahlreichen patriotischen Kandgebungen. An der Rheinbrücke zwischen Mannheim und Ludwigshafen a. Rh. bot sich dem Auge ein Bild, dessen überwältigende Wirkung wohl Jedem, der es gesehen. unvergeßlich bleiben wird. Dicht unter der Brücke lagen zwei Dampfboote in vollem Flaggenschmuck; zwischen ihnen kleinere Boote mit blauweißen Fahnen bésteckt; Geschützsalpen erdröhnten. Der Bahnhof in Spever war reich beflaggt; mit Mühe wurden die an⸗ drängenden Maßen zurückgehalten. Der Regent schritt zuerst die Front der Ehren ⸗Compagnie ab und begab sich darn in den Fürstensalon, wo er die Begrüßung der Spitzen der staatlichen, gemeindlichen und kirchlichen Behörden entgegennahm. Hierauf erfolgte der Einzug in die Stadt. Die alten Glocken sangen ihren mächtigen Willkomm, den sie schon so manchem Herrscher gespendet, vom Dome herab; durch die prächtig gezierte Porta Alta ging es am Dom vorbei zum Pröäsidial⸗ Gebäude, woselbst großer Empfang statt fand. Nach Schluß desselben paradirten die Vereine und Korpora—⸗ tionen vor dem Regenten, dessen gewinnende Freundlichkeit immer wieder aufs Neue dle Quellen des brausenden Jubels erschloß. Um 7 Uhr verließ der hochgefcierte Fürst die Start, welche nunmehr im reichsten Lichterglanz erstrahlte. Die Beleuchtung des Doms bot einen geradezu keigubernden Anblick. Wieder erklangen die Glocken und unter enthusiastischen Hochrufen verließ der Regent Speyer. Nächtliches Dantel lagerte bereits auf den emporsteigenden Höhen; da flammten plötzlich auch von dorther die mächtigen Feuerzeichen auf und tündeten weitaus, daß der geliebte Fuͤrst das Land betreten habe. Bergfeuer, ben galische Sonnen, kurz Beleuchtungs⸗ effekte aller Art weckselten in überraschender Fülle und bannten das Auge, bis der Jubel des Volks daran erinnerte, daß man in Eden koben angekommen sei. Hier durchfuhr der Regent langsam die be⸗ leuchtete Stadt; dann ging es rasch hinguf nach dem Könige schloß auf der Ludwigshöhe, das nun für einige Zeit das Standquartier des hohen Herrn bilden wird, ;

Zweibrücken, 21. September. (Allg Ztg.) Bei der rr en Abfahrt von Edenkoben unterblieb auf Wunsch des

rinz-Regenten die bisher jedesmal erfolgte offizielle Be⸗ grüßung durch die Behörden. Auf allen Bahnstationen wurden bei langsamer Durchfahrt des Galazuges vom zahl⸗ reich zusamengeströmten Volke Sr. Königlichen Hoheit be⸗ geisterte Ovationen dargebracht.

Sachsen. Dresden, 22. September. (W. T. B.) Der Erzherzog Albrecht von Oesterreich ist heute Vor⸗ mittag von Strehlen über Prag nach Wien zurückgereist. Der König und die Königin gaben demselben das Geleit bis zum Bahnhof.

Baden. Karlsruhe, 20. September. (Karlsr Ztg.) Der Großherzog empfing am 18. d. M. früh eine Deputation der in Metz lebenden Badener, welche Sr. Königlichen Hoheit den Ausdruck der Treue und . darbrachten. Um 8 Uhr fuhr der Großherzog nach Peltre, woselbst die Pferde bestiegen wurden, und wohnte sodann den Gefechtsübungen der 30. Division bei Mécleuves und Sorbey an, welche vom General⸗Lieutenant von Minkwitz geleitet wurden. Von Sorbey fuhr der Großherzog nach Kurzel, um daselbst bei Hrn, Paulin abzusteigen. Bei der Ankunft wurde Se. Königliche Hoheit von dem Kreisdirektor Gundlach, sowie von dem versammelten Ge⸗ meinderath, dem Kriegerverein und den Schulen empfangen und ehrfurchtsvoll begrüßt. Am 19. d. früh 7 Uhr verließ der Großherzog Kurzel, beritt einen Theil der Bivouaks der 30. Division und wohnte sodann den Gefechtsübungen

. es) verwirkt sein lassen. Uebrigens stehen den Berufsgeno ssen⸗

in der Gegend von Pelpingen, bei. Bei der nachfolgenden Kritik verabschiedete sich Se. Königliche Hoheit von den versammelten Offizieren, und sprach

Höchstseine Zufriedenheit über die Leistungen der Truppen und deren Führung aus. Um 4 Uhr fuhr der Großherzog sodaun über Remilly⸗Zabern nach Wasselnheim, wo Höchstdem— selben von dem kommissarischen Kreisdirektor Fe en. von Gagern die Spitzen der Beamten und Einwohnerschaft vor— felt wurden. Auf der Straße vom Bahnhof bis zum

bsteigeuartier „Hotel zum goldenen Apfel“ bildeten die Wasselnheim war illuminirt und beflaggt.

SHesseu. Darm stadt, 20. September. (Darmst. Ztg.) Mit der Rückkehr des Großherzogs am 19. September hat die Inspektionsreise ihr Ende erreicht, welche Se. Königliche Hoheit in der Eigenschaft als General-Inspecteur der 3. Armee⸗Inspektion, direkt von Schottland kommend, am 10. d. M. in Hamm in Westfalen begonnen hatte.

Mecklenburg Schwerin. Schwerin, 21. September. Meckl. Nachr.) Ihre Königliche Hoheit die Frau Groß— erzogin-Mutter trifft am 22. d. M, Abends, von eiligendamm hier ein und nimmt wieder Wohnung im reenhouse.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 20. September. (Wien. Abdp.) Sowohl im steiermärkischen als im mährischen Landtage wurde gestern eine Regierungsvorlage ein⸗ gebracht, mittelst welcher auf Grund des Gesetzes vom 17. Juni 1888 Bestimmungen über die Entlohnung des Religions—⸗ unterrichts an den öffentlichen Volks- und Bürger⸗ schulen getroffen werden. Eine gleiche Vorlage wird heute auch dem Salzburger Landtage unterbreitet werden.

(Prg. Abdbl.) Das Reichs⸗-Kriegs-Ministerium hat den Corps- Kommandanten bekannt gegeben, daß Ansuchen um Enthebung von der Reservisten⸗Waffenübung aus Dienstesrücksichten der Civil-Staatsbehörden im Sinne der Evidenzvorschrift von der betreffenden Behörde zweiter . an welche die unmittelbar vorgesetzte Behörde des zu

nthebenden gewiesen ist, bei jenem ilitãr⸗Territorial⸗

kommando, in dessen Bereich das evidenzzuständige Ergänzungs⸗

Bezirks⸗Kommando des Betreffenden liegt, mn erf n i.

36. ö . ö,. 3) Das eichenbegängni e ürsten

heute Nachmittag statt. 2

rankreich. Paris, 20. September. (Köln. Ztg. Der Irrer n . erwiderte auf den Buer erf er nehme den Abstrich von 8 Millionen nicht an, da er bei Entwerfung seines Budgets sich von dem Bestreben habe leiten lassen, alle Ersparnisse einzuführen, welche möglich seien, ohne die Organisation der nationalen Wehrkraft anzugreifen. Er würde pflichtvergessen handeln, wenn er die vom Ausschuß vorgenommenen Abstriche annähme. Ein dem ,, . beigegebener Aus weis über die im Bau befindlichen Kriegsschiffe zählt 5 Panzerschiffe auf, die gegenwärtig auf den Werften vollendet werden: „Neptun“, „Brennus“, „Formidable“, „Hoche“ und „Magenta,. Ferner wird in Lorient der Bau eines neuen Vanzerschiffes beginnen, wofür jedoch im nächsten Jahre nur 36000 Fr. eingesetzt sind. An Panzerkanonenbooten wird Cherbourg die „Coꝑeyte“ abliefern, die von denselben Ab— maßen wie der jüngst beendete „Acheron“ ist. Ein Panzerkreuzer „Dupuy de Lome“ wird in Brest weitergebaut; derselbe wird 1899 erst zum dritten Theil vollendet sein. Ein zweites Schiff derselben Klasse wird in Rochefort angefangen werden. Drei Kreuzer 1. Klasse sind in Brest, Rochefort und Cherbourg begonnen; in Toulon wird ein Kreuzer 2. Klasse, der „Davoust“, im Laufe dieses Jahres fertig gestellt, in Cherbourg der Kreuzer 3. Klasse „Surcoufé. Kreuzer— Torpedoboote sind zwei in Arbeit: der „Vantour“ in Toulon und Wattignigs“ in Rochefort; Aviso⸗Torpedo— boote werden 2 in Lorient begonnen. Endlich bauen die Staatswerften auch 2 Segelfregatten für Schulzwecke, von denen eine, die Melpomene“, fast vollendet ist. Sodann sind noch folgende Schiffsbauten an Privatgesellschaften vergeben: Vanzerschiff Marceau“, der Batteriekreuzer „Cecile“, der dieses Jahr in Toulon fertig wird; die 4 Kreuzer 3. Klasse: „Traude“, „Lalande“, „Cosmas“ und „Coëtlogon“, die sämmtlich 1889 zu liefern sind; 4 Plänkler-Torpedoboote: „Ourgean“, „Avantgarde“, „Andacieuxr und „Achille“; 4 Torpedo— boote der hohen See, die bald vollendet sind, und 5 weitere, die erst angefangen werden. Die Flottenverwaltung schätzt den Preis eines Panzerschiffes J. Ranges auf 18 21 Millio⸗ nen; den eines Panzer-Kanonenboots vom Muster der „Cocyte“ auf 3 443 090 Fr.; den Panzerkreuzer „Dupuy⸗de⸗Loͤme“ auf 10 407 600 Fr., den Kreuzer 1. Klasse „Algier“ auf 6 799 000 Fr., den 2. Klasse „Davoust“ auf 4998060 Fr., den 3. Klasse, Muster „Surcouf“, auf 3 269 515 Fr.

Niederlande. Haag, 21. September. (W. T. B.) Das Budget für 1889 weist ein Defizit von 13 Millionen auf, welches sich im Hinblick auf die Vermehrung der Steuern und die Ersparnisse bis auf 5 Millionen verringern dürfte. Eine Demonetisirung des Silbers ist in diesem Jahre noch nicht nothwendig. Das Gesammt⸗Defizit zu Ende 1889 wird auf 25 Millionen geschätzt. Anleihen werden jedoch Angesichts der starken Baarbestände in der Staatskasse für lange Zeit vermieden werden können. Die Kredite für die Vertheidigung sind in diesem Jahre um 2 Millionen gestiegen.

Belgien. Brüssel, 21. September. (W. T. B.) Die Regierung des Congo-Staats hat ein offizielles Telegramm erhalten, in welchem die Ermordung des Majors Bartteloöot bestätigt und gleichzeitig gemeldet wird, daß Jameson an einem klimatischen Fieber auf der Station Bangalas gestorben ist.

Griechenland. Athen, 21. September. (Prag. Abdbl. ) Der Minister des Agußern erklärte. die Sporaden⸗ Affaire bedrohe den Frieden nicht. Die Blätter fordern die Regierung zu energischen Vorkehrungen auf.

Bulgarien. Sofia, 21. September. (Prag. Abdbl.) Natschewitsch ist hier eingetroffen. Vier Briganten der Bellovaer Bande wurden gefangen; andere Briganten wurden von den serbischen Behörden festgenommen und an Bulgarien ausgeliefert.

Dänemark. Kopenhagen, 21. September. (W. T. B.) Der Reichstag ist auf den 1. Oktober ein berufen worden.

Amerika. Washington, 19. September. (R. B.) Der Senats-Ausschuß für ausCwärtige Ang elegen— heiten hat die Repressalien-Bill an einen Unter— Ausschuß verwiesen. Man glaubt nicht, daß der Senat un⸗ verzüglich eine Entscheidung in der Angelegenheit treffen wird. Der Senat hat 100 600 Doll. zum Besten der Noth⸗ leidenden der vom gelben Fieb er heimgesuchten Stadt Jacksonville bewilligt. .

2I1. September. (W. T. B. Die Regierung erhielt die amtliche Mittheilung, daß China sich weigere, den mit den Vereinigten Staaten wegen der Ein wande—⸗ rung geschlossenen Vertrag zu ratifiziren.

New-York, 21. September. (W. T. B.) Nach einer Meldung aus Jackson am Mississippi ist dort ein Fall von gelbem Fieber vorgekommen, der tödtlich verlief; die Ein⸗ wohner begannen in Folge dessen die Stadt zu verlassen.

Zeitungs stimmen.

Unter der Ueberschrift „Vive la Russie!“ lesen wir in der National-Zeitung“: -

Fein russisches Kriegsschiff kann in einen französischen Hafen ein- laufen, ohne daß es mit Sympathiebezeugungen. mit Festlichkeiten und Ehren aller Art überschuttet wird. Kein russischer Offizier kann sich bei einer französischen Heerschau zeigen, ohne daß die Luft wider tönt von den Rufen Vive sa Russie. Die Frauenwelt legt dabei in den Kultus des Russenthums all den koketten Reiz, mit welchem die Französinnen nach allgemeinem Urtheil so reich ausgestattet sind. Die . Bürger und Militär wissen eine geradezu stürmische Be⸗ geisterung für das Reich hinten im Norden und Alles, was ihm ange, hört, zu entwickeln. Theater und Literatur . sich diesem Zuge an und ein Restaurant, das Kohlsuppe und Kuruß ausschenken wollte, würde in Paris eines riesigen Erfolgs sicher fein, wenigstens bis dahin, daß sich die enthusiastischen Vorkämpfer des Russenthums den Magen daran verdorben hätten. Aber noch mehr muthet sich der französische Geschmack zu: man sieht freigeistische und voltairianische Blätter die fanatischen Erlaffe eines Pobodonogzew mit ihren Beifalls⸗ rufen , , . französische Kritik vor Allem, was aus dem heiligen Rußland kommt. ( .

Noch in den letzten Tagen hat die Heerschau, die der Präsident Carnot in Rouen abhielt, ein Schauspiel geboten, bei welchem der Gegenfatz, mit welchem die russischen und die deutschen Offiziere be⸗ grüßt wurden, sehr wirkungsvoll in Scene trat. Der russische Militär⸗

bevollmächtigte General Frederiks wurde mit dem stürmischen Ruf Vive la Russie unaufhörlich begrüßt; für die deutschen Offiziere war der Ruf Vive Boulanger vorbebalten, den man. wie es scheint, für deutsche Obren sehr schreckenbringend hält. Die versammelten Offiziere der Reserve nahmen an dieser Demonstration nicht minder Theil, als das in gewaltigen Massen zusammengeströmte Publikum. Daß sich die in Frankreich weilenden Rufen mit aller Behaglichkeit auf den Wellen dieser Volksgunst schaukeln lassen, wird ihnen Niemand ver⸗ denken; böfische Schmeichelei in sublimster Form war ja von jeher die Stärke der Franzosen. Aber darüber wird sich wohl Niemand in Rußland täuschen, daß nicht um der schönen Augen Rußlands wegen oder aus Begeisterung für russische Vorzüge der Russen⸗ kultus in e n, geübt wird. Jeder Ruf Vive ja Russie zieht einen Wechsel auf Rußlands Blut und Gold zu Gunsten fran— zösischer Gelüste; dem nordischen Reich wird die ehrenvolle Aufgabe zugewiesen, für Frankreich die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Wenn es sich dabei die Finger verbrennen sollte, so wäre das natür⸗ lich lediglich seine Sache; die Bezahlung ist ihm im Voraus schon geleistet, sie besteht eben in sonoren Worten einer landläufigen französischen Münze in dem Tücherschwenken der Frauen und den Hurrahrufen der Männer. ö

Die Realpolitiker an der Newa, die die Leitung der russischen Politik immer noch in Händen baben, wissen die Bedeutung des fran zösischen Enthusiasmus jedenfalls sebr genau abzuschätzen. Dieser Ruf Vive la Russie hat eine verzweifelte Familienähnlichkeit mit dem famosen Ruf achtzehnhundertsiebenziger Gedenkens à Berlin; auch diesmal handelt es sich um eine Promenade nach Berlin, nur daß die rufsische Armee sie ausführen soll. Und dem Erfolg würde begeisterter Beifall von jenseits der Vogesen nicht fehlen. Aber bedenklich wird doch diese Analogie, wenn man sich erinnert, mit welcher Leichtigkeit Frankreich sich der Solidarität mit mißglückten Unternehmun— gen zu entziehen weiß. Bazaine war heute noch ein großer General, den die öffentliche Meinung dem dritten Napoleon auf— zwang: als er besiegt und gefangen war, erklärte ihn Gambetta für einen Verräther. Die Revolutionäre, welche den verunglückten Impe⸗ rator vom Throne stießen, nachdem sie ihn in den Krieg gebetzt hatten, wiesen jede Solidarität mit dem zurück, was Napoleon III. im Namen des französischen Volkes gethan hatte. Wer ver— möchte heute zu sagen, wie es am Tage nach einer verlorenen Schlacht in Frankreich aussehen würde! Daraus ziehen wir den Schluß. daß wenn unter dem Rufe Jive 12 Russie einmal eine französisch ⸗russische Verständigung zu Stande kommen sollte, Niemand die Verantwortlichkeit dafür übernehmen könnte, wie bald sie unter dem Rufe à bas la Russie wieder aus den Fugen gehen möchte. Warum sollte Frankreich einen auf Erfolg engagirten Bundesgenossen besser behandeln, als seine eigenen Fürsten und Feldherren?

Der Ruf: Vive la Russie, den man in Frankreich so gern ausstößt, hat indessen noch eine andere, vielleicht noch tiefere Bedeu tung. Er wird der französischen Nation durch das Gefühl einer steigenden Isolirung in Europa ausgepreßt. Unser Pariser Korrespon⸗ dent hat in einem in der Abendausgabe abgedruckten Bericht einen Brief des italienischen Senators und Generals Corte mitgetheilt, der die Franzosen über die gefährliche äußere Situation aufzuklären bestrebt ist, in die sie sich selber versetzt haben. Immer noch spielen die leitenden Männer Frankreich; mit der Kriegsidee, und diese giebt ihrem ganzen Verhältniß zu Europa die schiefe Richtung, die Jedermann kennt. Gegenüber den ungeheuren Machtmitteln des Friedensbundes könnte die russische Allianz eine Hoffnungsplanke für Frankreich sein. Aber einstweilen existirt dieselbe nicht und die Situation ist eine außerordentlich einfache. Um Frank⸗ reich herum ist alles leer. Aus diesem Gesichtspunkt beobachtet, er⸗ scheint der Ruf Vive la Russie recht gepreßt und ängstlich. Es liegt darin nicht die Freundeshand, die eine stolze selbstbewußte Nation einem anderen Reiche darreicht, es ist mehr ein Hülfe⸗ und Rettungsruf, den man an einen mächtigen Protektor wendet, ein Ruf, durch den man sich über eine gewisse innere Angst binwegheben will. Das wird wobl auch auf das Maß von Achiung einwirken, mit welchem dieser Ruf von der Adresse aufgenommen wird, an die sie in erster Reihe ge— richtet ist. ImVmer aber kann es nur das eigene Gewissen sein, was Frankreich unruhig macht; denn wenn es sich umsieht, so bat es zwar nirgends einen Freund, aber auch nirgends einen grundsätzlichen Gegner. Der Friedensbund giebt nach allen Seiten die Gewähr der Aufrecht haltung des hergebrachten europäischen Spftems und, der gleichen Stellung aller Großmächte in demselben. Wollte Frankreich sich von diefer Wahrheit durchdringen lassen, so würde es vielleicht eber sich Rechenschaft über den Eiadruck geben, den es jetzt in der Welt her— vorrufen muß und der sicher alles weniger ist als ein imponirender vielleicht selbst nicht an der Newa.

Das „Deutsche Tageblatt“ schreibt:

Ucber den Brotkrawall in der Umgebung von Paris bringt die „‚Vossische Zeitung‘ eine eingebendere Mittheilung, welche nicht allein fachlich recht instruüktiv ist, sondern schon um deswillen lesens und beachtenswerth erscheint, weil sie den Beweis liefert, daß die Frei⸗ sinnigen, welche bei uns alles Heil von der freien Konkurrenz erwarten, über die Segnungen derselben sehr viel vorurtheils freier und verständiger denken, wenn es sich um die Begut⸗ achtung auswärtiger Zustände handelt. Selbst die behördlichen Brottaxen, in deren bier und da befürworteter Wiedereinführung oder Einführung auf deutschem Boden sie einen Frevel gegen den Geist der Zeit und, eine unerträgliche Beeinträchtigung der individuellen Freiheit erblicken zu müssen erklären, stellen sich ihnen in französisch⸗ demokratischer Beleuchtung als eine, wenn nicht besonders empfeblens⸗ werthe, so doch leidlich verständige und ganz erträgliche Maßnahme dar. In der betreffenden Pariser Correspondenz des freisinnigen Blattes heißt es nämlich:

„Vor den Thoren von Paris, in Saint⸗Denis und Saint-⸗Quen, herrscht große Aufregung. Sie Frauen ziehen in Haufen nach den Gemeindehäusern und verlangen Brot, die Männer versammeln sich vor den geschlossenen Läden der Bäcker und drohen mit Brand und Todtschlag, wenn man nicht öffne. Denn das ist es, was die Volks- erbitterung heraufbeschworen bat: Die Bäcker von Saint ⸗OQuen und Saint-Denis wollen kein Brot mehr backen, und die Einwohner der beiden großen Vororte sehen sich plötzlich des nothwendigsten Nahrungsmittels beraubt. Der Hergang der Sache ist fol gender: In Frankreich besteht ein Gesetz aus dem Jahre 1791, welches, um die ungebührliche Vertheuerung des Brotes zu verhindern, den Gemeindebehörden das Recht iebt, die Preise des Brotes (das nach dem Gewicht ver⸗ auft wird) amtlich festzustellen. Bis zum zweiten Kaiserreich war das Bäckergewerbe staatlich eingeschränkt. Wie anderwärts für Apotheken, so bedurfte es hier ful Bäckerläden einer behördlichen Genehmigung, und diese wurde nur ertheilt, wenn die Anzabl der Bevölkerung thatsächlich eine Vermehrung der bestebenden Läden nöthig machte. Ende der fünfziger Jahre wurde dieses System abgeschafft und das Baͤckergewerbe frei gegeben. Man versprach sich vom

Wettbewerbe billigeres und besseres Brot. Diese Folge trat nicht ein. Das Brot wurde vielmehr wesentlich theurer und etwas schlechter. Die Sache erklärt sich

einfach genug. Als Jeder, der wollte, eine Backstube eröffnen konnte schoffen diefe Geschäfte wie pile in die Höhe, Jede Straße sah mehrere Bäckerläden entstehen. Jeder einzelne Laden hatte eine viel kleinere Kundschaft als vorher, und die allgemeinen Geschäftsunkosten, welche dieselben blieben, oder noch eher etwas wuchsen, vertheilten sich auf eine kleinere Menge verkaufter Brote, belasteten somit jedes ein zelne Brot mit einem größeren Betrag. Die Bäcer merkten bald, daß es zwecklos sei, einander zu unterbieten, und sie schlossen sich zu einer Gewerbekammer zusammen, die einheitliche und hohe Preise, wenn nicht fur die ganze Stadt, doch immer für ein Stadtviertel festsetzte. Seitdem merkt das Publikum das Steigen der. Ge⸗ treide⸗ und Meblpreise sofort an einem unverhaäͤltnißmäßigen Steigen des Brotpreises; dem Sinken der Getreidepreise aber folgen die Bäcker gar nicht oder nur spät und äußerst zurückbaltend. Um allzu große Mißbräuche zu verhüten, veröffentlicht die Pariser Stadt⸗

behörde allmonatlich den Preis, zu welchem das Brot verkauft werden

könnte. Das hilft aber, wenigstens in Paris, nichts, denn zu diesem Preis ist thatsächlich nirgends, Brot zu bekommen. Der Preis wird in der Weise berechnet, daß man den Durchschnittspreis guter Mehl⸗ marken zu Grunde legt, daß man ferner annimmt, 160 Mehl gäben 130 kg Brot und daß man zum Mehlvreise 12 Fr 20 Cts. für

je 100 Eg als Betrag der allgemeinen Unkosten, des Arbeitslohbns, Brennholzes und Unternehmergewinns zuschlägt. Mit diesen Elementen gelangte die Pariser Behörde für den laufenden

Monat zu einem Preise von 78 Ct. für ? Eg Brot, während wir es thatsächlich mit 85 Et. bezahlen müssen. In St. Quen und St. Denis haben die Bäcker vergangene Woche den Brotpreis von 70 auf 75 und 80 Cts. (immer für 2kKg) hinaufgesetzt, weil die Getreidepreise etwas in die Höhe gegangen sind. Die Maires und Gemeinderäthe der beiden Orte fanden diese Preissteigerung ungerecht fertigt und setzten, von ihrem gesetzlichen Recht Gebrauch machend, den Preis auf 79 Cts. fest. Bei diesem Preise ist den Bäckern ein Zuschlag von 11 Fr. zu je 100 kg Brot an allgemeinen Unkosten, Arbeitslohn u. s. w. zu= gestanden, was für die Vororte reichlich bemessen ist. Die Bäcker in St. Denis erklärten aber, bei diesem Preise nicht bestehen zu können und lieber die Läden zu schließen, wäbrend sie in St. Quen den Wochenlohn ihrer Gehülfen von 45 auf 35 Fr. herabsetzten, was wieder den Ausstand der Arbeiter zur Folge hatte. In beiden Fällen blieb das Publikum obne Brot, und man weiß, welche Rolle das Brot in der Ernährung des Franzosen spielt. Man fann ohne Ueber⸗ treibung sagen, daß der Franzose hauptsächlich von Brot lebt. Die Gemeindeverwaltung ließ aus Paris Brot kommen, das der Bevölkerung zum Kostenpreise verabfolgt wurde, und sie drohte den Bäckern, ihnen ibr Mebl und ihre Backöfen im Wege der Requisition zu nehmen und durch Arbeiter, die sie bereits in Paris gemiethet hat, Brot backen zu lassen. Wabrscheinlich werden die Bäcker nachgeben. Der ganze Fall ist bemerkenswerth als ein erster Versuch des Publikums, sich gegen die schamlose Ausbeutung durch einen geschloffenen Ring von wucherischen Unternehmern zu wehren. Hoffentlich bricht auch über die Schlächter ein ähnliches Strafgericht herein, denn es ist haarsträubend, wie auch diese dem Publikum das Fell über die Ohren ziehen.“

Kunst, Wifssenschaft und Literatur.

Von der durch den Landgerichts -Präsidenten Paul von Mangoldt unter Zugrundelegung des Gesetzes in der Fassung vom 26. Februar 1876 und unter Berücksichtigung der erschienenen Nach⸗ tragsgesetze besorgten und im Druck und Verlag der Roßberg'schen Buchhandlung in Leipzig erscheinenden Textausgabe des . Straf⸗— gesetzbuchs für das Deutsche Reich“ liegt der 5. Band vor. Inhaltsverzeichniß desselben: 1) Einführungsgesetz zum Straf— Jefetzbuch für das Deutsche Reich. Vom 531. März 1870. 2) Bekanntmachung, betreffend die Redaktion des Straf—⸗ gesetzßuchs für das Deutsche Reich. Vom 23. Februar 1876. 3) Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich. Einleitende Bestim mungen * 1—12. Erster Theil. Ven der Bestrafung der Verbrechen,

ergehen und Uebertretungen im Allgemeinen. Zweiter Theil. Von den einzelnen Verbrechen, Vergehen und Uebertretungen und deren Bestrafung. Sach- und Wortregister. Preis des Bandes: brochirt 90 , kartonnirt 1 .

Beiträge zur Lösung der Frage der Alters- und Invalidenverficherung der Arbeiter von Dr. W. Gallus, Geschäftsfübrer der Brauerei- und Mälzerei-Berufsgenossenschaft. Leipzig, Druck und Verlag der Roßberg'schen Buchkandlung. 18885. (Preis 60 D). Durch die vorliegende Broschüre übergiebi der Verfasser der Oeffentlichkeit zwei Gel genheits⸗ arbelten: einen Vortrag, welchen er vor dem VI. Deutschen Brauertage über die die Gesetzgebung der Gegenwart be⸗ schäftigende Alters. und Invalidenversorgung am 25. Juni d. J. zu Stuttgart hielt, und eine in Nr. 15 des III. Jahrgangs der Zeitschrift ‚Die Berufsgenossenschaft? abgedruckte Abhandlung über die Nichtanwendbarkeit des Versicherungsprinzips zur Lösung der Altersversorgungsfrage. Bei dem lebhaften Interesse, dem der Gesetz⸗ entwurf über die Alters und Invalidenversorgung sowohl in der Presse als auch in den betheiligten Kreisen andauernd begegnet, dürfte das Schriftchen, welches die Ansichten eines in der praktischen Hand. habung der sozialen Gesetzgebung erfahrenen Mannes jum Ausdruck bringt, Beachtung finden. J

Das soeben erschienene erste Heft (Oktober) des neuen, XV. Jahrgangs der ‚Deutschen Rundschau“ (Verlag der Gebrüder Pätel in Berlin), bringt Auszüge Aus Kaiser Friedrich's Tagebuch 18706 71 *, denen die Redaktion folgende Bemerkungen voranschickt: Um ieden Zeifel an dem Ursprung dieser Veröffentlichung auszuschließen, bemerken wir, daß Se. Majestät der verewigte Kaiser Friedrich, das von ihm während des französischen Feld= zuges geführte Tagebuch Höchstselbst unserem Einsender mitgetheilt, und daß dieser nur aus Gründen der Diskretion sich auf die nach—⸗ folgenden Auszuͤge aus demselben beschränkt hat, welche geeignet sind, sowohl die edle Persönlichkeit des hohen Verfassers in ibrer vollen Bedeutung hervortreten zu lassen, als einen wichtigen Beitrag zur Geschichte jener großen Zeit zu bilden. Außerdem enthält das Heft ein neues Blatt ‚Aus den Denkwürdigkeiten Sr. Hoheit des Herzogs von Sachsen⸗Col urg Gotha.

Das Septemberheft der „Internationalen Revue über die gesammten Heere und Flotten“ (Verlag von . Fischer in Kassel hat nachstebenden Inhalt: Die europäische Orient politik vom Standpunkte der Friedensreisen des Deutschen Kaisers. Von Pr. B. v. Brauns. Studien zur Gewehrfrage. (Schluß) Die wissenschaftlichen Anstalten und wissenschaftlichen Leistungen der K. K. Marine. Von der galizischrussischen Grenze. Ein fran— zösischer Operationsplan gegen die Küsten Deutschlands. (Fortsetzung.) Kritifche Erörterungen über den strategischen Werth des anglorindischen Seeweges. Das Kameel im Kriegsdienft. Von Dr. O. Heyfelder. Italienische Correspondenz. Von R . . . . n. Die Militär⸗ schulen in China. . ;

Die Monatsschrift Halte was du bast“, Zeitschrift für Pastoraltheologie, bisher erschienen im Verlage der Gebr. Henninger in Heilbronn und herausgegeben von dem Pfarrer V. Fr. Dehler in Dettingen, ist in den Besitz der hiesigen Verlagshandlung H. Reutber übergegangen und wird vom 1. Oktober dieses r , nn unter aus⸗ schließlicher Leitung des Prof. D. theol. Sachsse, Direltors des theologiscken Seminars zu Herborn, erscheinen. Die⸗ selbe wird fortan das gesammte Gebiet der praktischen Theologie umfassen, unter besonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse des Pfarramts. Sie wird in ihrem ersten Theil aufmerksam ver- folgen und berichten die Aufgaben und Arbeiten auf dem Gehiet der Homiletik, der Katechetik und des christlichen Unterrichts, der Liturgit nebst Hymnologie und kirchlicher Kunst, der Seelsorge, der freien christlichen Liebesthätigkeit in äußerer und innerer Mission, der Gemeindeverwaltung und des Kirchenrechts. Zum andern wird sie, wie bisher, Meditationen und Entwürfe zu Predigten und Katechefen bringen, diesen jedoch einen, geringeren Raum als bisher zumessen und sich bemüben, die Arbeit der Prediger nicht überflüssig zu machen, sondern anzuregen. Die bisherige weitangelegte Bücherschau wird in. Wegfall kommen; dafur wird jeder Nummer eine Bibliographie der theologischen kiteratur, bearbeitet von Dr. Joh. Muller, Kustos an der Königl. Bibliothek in Berlin, beigegeben werden. Die theologische Stellung der Zeit schrift bleibt unverändert.

Mit der uns vorliegenden neuesten Nummer (52) schließt Von Haus zu Haus (Adolf Mahn's Verlag, Leipzig) den ersten Jahr— gang. Die Nr. 52 enthält nicht weniger als 5 Preisausschreiben und ein Preisräthsel mit 30 Bücherpreisen. Von hervorragenden novellistischen Arbeiten bringt Von Haus ju Haus“ im naäͤchsten Quartal die neueste Novelle der Schriftstellerin Natal von Eschstruth: Treulos ', . Des Harfners Töchterlein von Anny Wothe und „Ein einsames Leben' von J. von Brun-Barnow.