1888 / 245 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 26 Sep 1888 18:00:01 GMT) scan diff

Wie „W T. B.“ meldet, waren zum Empfange Sr. Majestät des Kaisers und Königs auf dem Bahnhof in Delmold die Spitzen der Behörden erschienen. Se. Majestät wurde von dem zahlreich versammelten Publikum mit lebbaftem Enthusiasmus begrüßt. Die Stadt war fesilich geschmückt, der Weg vom Bahnhof bis zum Schlosse mit Lampions glänzend erleuchtet, und auf den Bergen brannten mächtige Feuer. Um 9 Uhr fand ein Festmahl von 63 Gedecken im Schlosse statt. Fürst Woldemar brachte den Toast auf den Kaiser aus, „dem alle deutschen Herzen entgegenschlagen“. Se. Majestät sprach Seinen Dank für den Trinkspruch aus, und erinnerte in Seiner Erwiderung daran, daß Er nicht zum ersten Male hier weile: schon als Knabe habe Er vor dem damals noch leeren Postament des Hermannsdenkmals gestanden, zu einer

eit, wo Deutschlands Einigkeit noch zu erkämpfen war; päter habe dann Sein Hochseliger Großvater das Denkmal als Monument der erstrittenen Einigkeit eingeweiht. Se. Majestät dankte für den Ihm bereiteten Empfang und gab der Ueberzeugung Ausdruck, daß die Söhne des Landes, welche unter Sr. Durchlaucht Führung für die Einigkeit des Vater— landes geblutet, auch stets in solcher Gesinnung verharren würden; Er trinke auf das Wohl Sr. Durchlaucht des Fürsten und des ganzen Fürstlichen Hauses.

Ferner liegt noch folgendes Telegramm des, W. T. B.“ vor:

Detmold, 26. Septemher. Se. Majestät der Kaiser war bereits früh 4 Uhr zur Jagd aufgebrochen, auf welcher Er einen starken Vierzehnender erlegte. Bei der Rückfahrt wurde Allerhöchstderselbe von der auf den festlich geschmückten Straßen zahlreich angesammelten Menge enthusiastisch begrüßt.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin ist, wie W. T. B.“ meldet, mit den fünf Prinzen gestern Nachmittag 51 Uhr in Primkenau eingetroffen und von der von allen Seiten zusammengeströmten Bevölkerung mit stür— mischem Jubel begrüßt worden.

. Der Reichskanzler und Präsident des Staats— Ministeriums, Fürst von Bismarck, hat sich gestern Abend nach Friedrichsruh zurückbegeben.

Heute fand eine Sitzung des Bundesraths statt. Auch die vereinigten Ausschuͤsse des Bundesraths für Zoll— und Steuerwesen und für Handel und Verkehr hielten eine Sitzung

Eine am 23. d. zu Neunkirchen abgehaltene Ver— sammlung der vereinigten Freikonservativen und Rationalliberalen beschloß, wie die „Köln. Ztg.“ meldet, zunächst an dem Kartell festzuhalten und stellte sodann ein— stimmig als Kandidaten für die Landtagswahlen die bisherigen Abgeordneten wieder auf.

Die im Reichs-Eisenbahnamt aufgestellte, in der Ersten bezw. Zweiten Beilage veröffentlichte Ueber— sicht der Betriebsergebnisse deutscher Eisen— bahnen für den Monat August d. J. ergiebt für die 67 Bahnen, welche auch schon im entsprechenden Monat des Vorjahres im Betrieb waren und zur Vergleichung ggg werden konnten, mit einer Gesammtbetriebslange von

77 km, Folgendes: Im August d. J. war die Einnahme aus allen Verkehrszweigen auf ein Kilometer Betriebslänge bei 47 Bahnen, mit zusammen 32 023,86 km, höher und bei 20 Bahnen, mit zusammen 2072,91 km (darunter 1 Bahn mit vermehrter Betriebslänge), niedriger als in demselben Monat des Vorjahres. In der Zeit vom Be⸗ ginn des Etatsjahres bis Ende August d. J. war dieselbe auf ein Kilometer Betriebslänge bei 50 Bahnen, mit zusammen 33 375,93 km, höher und bei 17 Bahnen, mit zusammen 720,84 km (darunter 1 . mit vermehrter Betriebslänge), geringer als in demselben Zeitraum des Vorjahres. Bei den unter Staatsverwaltung stehenden Privatbahnen, ausschließlich der vom Staat für eigene Rechnung verwalteten Bahnen, betrug Ende August d. J. das gesammte kon— zessionirte Anlagekapital 21 6690 900 6 (14 655 000 . Stammaktien, 2 454 900 f Prioritäts-Stammaktien und 4500 000 6 Prioritäts-Obligationen), und die Länge der— jenigen Strecken, für welche das Kapital bestimmt ist, 8,27 km, so daß auf je 1 km 244 816 MS entfallen. Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privat— bahnen betrug Ende August d. J. das gesammte konzessio— nirte Anlagekapital 578 958 229 66 (305516 550 66 Stammaktien, 79 381 650 6 Prioritäts-Stammaktien und 194 060 029 S6. Prioritäts-Ohligationen, und die Länge derjenigen Strecken, für welche dies Kapital bestimmt ist, 3771,55 km, so daß auf je 1 km 153 507 ( entfallen. Eröffnet wurden: am 1. August die Umgehungsbahn bei Staßfurt 249 km (Königliche Eisenbahn-Direktion Magdeburg), am 11. August die Strecke Birnbaum Pinne 28,47 km (Königliche Eisenbahn-Direktion Berlin), am 12. August die Strecke Essen —Löningen 13,60 km (Großherzoglich oldenbur— gische Staats-Eisenbahn), am 15. August die Strecke Hildes— heim = Hoheneggelsen 17,40 km (Königliche Eisenbahn⸗ Direktion Hannover).

Ein Fabrikarbeiter wurde von einem Mitarbeiter an— läßlich einer vorausgegangenen geringfügigen, mit dem Be— triebe selbst in keinem Zusammenhange stehenden, vielmehr rein persönlichen Verhältnissen entsprungenen Neckerei mit einem Bohrer, welchen der Thäter gerade in der Hand hatte, auf den Hinterkopf geschlagen und hierdurch schwer verletzt. Der Thäter ist wegen dieser Körperverletzung durch strafgerichtliches Urtheil zu einer zweijährigen Gefängnißstrafe verurtheilt wor⸗ den. Das Reich s-Versicherungsamt hat in Ueberein— stimmung mit der Entscheidung 490 („Amtliche Nachrichten des R. V.⸗ A.“ 1888 Seite 189) unter dem 265. Juni 1888 (Nr. 565) dahin entschieden, daß hier ein ursächlicher Zusammenhang zwischen dem Betriebe oder dessen Gefahren und dem Unfalle um so weniger anzunehmen sei, als sich der betreffende Bohrer in dem gegebenen Zeitpunkt überhaupt nicht in bestimmungs— mäßiger Verwendung befand. (Vergleiche Entscheidung 455 und 4765, „Amtliche Nachrichten des R. V. A.“ 1888 Seiten (0, 176.) Der Entschädigungsanspruch des Verletzten mußte deshalb zurückgewiesen werden.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Großherzog—⸗ lich mecklenburgischer Ober-Zolldirektor Oldenburg und Großherzoglich oldenburgischer Geheimer Rath Selkmann sind hier angekommen.

Der hiesige mexikanische Gesandte Don Romero

Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von ohenzaollern, General⸗Major à la suite des 2. Garde ragoner⸗Regiments und Commandeur der 3. Garde Kavallerie⸗

Brigade, kat einen vierwöchentlichen Urlaub nach Süddeutsch— land angetreten.

Der General-⸗-Lieutenant von Versen, General— Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Com— mandeur der 8. Division, und der General-Lieutenant von Schaumann, Commandeur der 11. Division, haben Berlin nach beendetem Urlaub bezw. Abstattung persönlicher Mel⸗ dungen, wieder verlassen.

Der General⸗Lieutenant Graf von Alten, General à la suite Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Com— mandeur der Garde⸗Kavallerie⸗Division, hat sich mit mehr⸗ wöchentlichem Urlaub nach Alt⸗Aussee in der Ober⸗-Steiermark begeben; der Kommandant des Invalidenhauses hierselbst, General-Lieutenant von Blumroeder, ist von Urlaub nach Wiesbaden hierher zurückgekehrt.

* Königsberg i. Pr., 26. September. (W. T. B.) Der außerordentliche rovinzial-Landtag ist heute Mittag durch den Ober⸗Präsidenten Dr. von Schlieckmann eröffnet worden. Morgen findet die Wahl eines Landes-Direktors statt.

Bayern. München, 26. September. (W. T. B.) Die heute veröffentlichte Allerhöchste Anordnung für den Empfang Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm lautet: Der Prinz⸗Regent, umgeben von den sämmtlichen Prinzen des Königlichen und Herzoglichen Hauses, wird Se. Majestät im Central-Bahnhof empfangen, woselbst sich ferner sämmt⸗ liche Staats-Minister in großer Gala-Uniform mit preußischen Ordensbändern, der Commandeur des 1. Armee Corps, sowie die zum Ehrendienst befohlenen Offiziere und zwar der kom— mandirende General des zweiten Armee⸗-Corps, Freiherr von Orff, der Oberst von Trombetta und Rittmeister Freiherr von Guttenberg vom 1. Ulanen⸗Regiment einfinden. Außerdem ist zum Ehrendienst bei Sr. Majestät der Kämmerer von Her— mann befohlen, welcher sich mit dem Regierungs-Präsidenten von Schwaben, von Kopp, vorher nach Lindau begiebt, um den Kaiser Wilhelm an der Landesgrenze zu empfangen. In Buchloe wird der Regierungs-Präsident von Kopp durch den Präsidenten von Oberbayern, Freiherrn von Pfeufer, ab— gelöst. Zum Empfang Sr. Majestät im Königlichen Schlosse sind sammtliche anwesenden Prinzessinnen mit deren großen Dienst im Hofgartenbau versammelt. Beim Eintreffen Kaiser Wilhelm's auf dem Bahnhofe wird eine Ehrencompagnie mit Fahne und Musik aufgestellt. Auf dem Wege vom Bahnhof bis zur Residenz wird Se. Majestät von einer Escadron des ersten Schweren Reiter-Regiments als Ehrenescorte begleitet. Die ferner aus dem 1. Ulanen-Regiment beorderte Deputation besteht aus dem Rittmeister Freiherrn von Lamezan, dem Premier-Lieutenant Martin, dem Second-Lieutenant Freiherrn von Wolfskeel un? dem Regiments-Adjutanten Freiherrn von Leontod nebst 56 Unteroffizieren, welche am Fuße der Kaisertreppe als Doppelvposten aufgestellt sind.

Württemberg. Stuttgart, 25. September. (St. A. 6 W.). Der König und die Königin sind heute von Friedrichshafen abgereist, um in Stuttgart Residenz zu nehmen. Der König hat durch Immediat-Ordre vom 24. d. M. den General-Lieutenant und Chef des 2. Dragoner⸗Regiments Nr. 26, Prinzen Wilhelm von Württemberg, zum General der Kavallerie befördert.

Baden. Karlsruhe, 24 September. (Karlsr. Ztg.) Der Großherzog verließ am 21. d. früh, begleitet von dem Erbgroßherzog, St. Avold und begab sich auf das Manöverfeld der 33. Division nordöstlich von Merlen—

bach. Gegen 1 Uhr erfolgte die Rückkehr nach St. Avold. Abends 7 Uhr speiste Se. Königliche Hoheit im Offizier-Kasino des in St. Avold garnisonirenden

Ulanen-Regiments Nr. 14. Am 22. d. Morgens verließ der Großherzog St. Avold, um den Gefechtsübungen der Kavallerie-Division unter General-Lieutenant von Hänisch gegen die 33. Division unter General-Lieutenant von Schroff in der Gegend zwischen Lubeln und St. Avold beizu— wohnen. Nach der um 314 Uhr erfolgten Rückkehr Sr. König— lichen Hoheit in St. Avold empfing Höchstderselbe mehrere Offiziere, welche ihre Beförderung meldeten.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 25. September. (Thür. Corr Ohwohl in der Stadt Apolda die Ordnungs— parteien die Mehrheit bei den Wahlen zum Landtage erlangt hatten, ist das gestrige Ergebniß der Landtagswahl selbst für die sozialdemokratische Partei günstig ver— laufen. In den Dörfern um Apolda, die zum Wahl— bezirk gehören, wohnen sehr viele Fabrikarbeiter aus jener Stadt; sie hatten ihre Wahlmänner bei der Urwahl dort durch— gesetzt, Dank der Passivität der andern Wähler, und diefe Wahlmänner gaben den Ausschlag. Die Wahl fiel auf den seitherigen Abgeordneten, sodaß also die Sozialdemokratie doch im Landtage vertreten sein wird.

Braunschweig. Braunschweig, 25. September. (.) Se Königliche gehen der Regent reiste am 21. früh 8 Uhr 50 Minuten aus Berlin und fuhr bis Schweidnitz, wo Se. Königliche Hoheit von dem General-Feldmarschall Grafen von Moltke empfangen und nach dessen Gut Kreisau geleitet wurde. Der General-Feldmarschall Graf von Moltke zeigte seinem Gast Park und Schloß und nahm mit dem— selben ein Diner ein. Abends 8 Uhr 44 Minuten fuhr Prinz Albrecht von Schweidnitz weiter und traf Abends 10½ Uhr von Frankenstein ab war Extrazug benutzt in Kamenz ein. Am 22. unternahm der Prinz eine Ausfahrt, und am 23. (Sonntag) wohnte derselbe in der von ihm erbauten evangelischen Kirche dem Gottesdienst bei. Sodann arbeitete der Regent mit dem aus Berlin eingetroffenen General von. Winterfeld, der für einige Zeit im Schlosse

Wohnung genommen hat. Abends 7 Uhr fand Tafel statt, zu der die Beamten des Prinzen und der Pastor von Tresckow

geladen waren.

Defterreich⸗ Ungarn. Wien, 25. September. (W. T. B) Der König von Griechenland stattete heute mehreren Mitgliedern der Kaiserlichen Familie und dem Minister

Grafen Kälnoky Besuche ab.

Der Agramer „Obzor“, das Organ des Bischofs St ro ß— mayer, erklärt auf Grund einer authentischen Information, daß die Nachricht der „Pol. Corr.“ von der Berufung des

Vargas ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen. ö

Bischofs nach Rom wie alle daran geknüpften Kombinationen

Großbritannien und Irland. Lon don, 25. September. (A. C) Der irische Parlaments⸗-Abgeordnete Blane wurde gestern aus dem Gefängniß von Londonderry ent⸗ lassen, wo er eine Strafe wegen Uebertretung des Verbrechen— gesetzes hatte abbüßen müssen. In Ark low wurden gestern zwei Priester zu sechswöchiger Gefängnißstrafe wegen An⸗ reizung zu ungesetzlichem Komplott verurtheilt.

25. September. (W. T. B.) Das Reuter'sche Bureau“ meldet aus Sim la, von heute: Oberst Graham hat die Thibetaner im Jelapla⸗Paß angegriffen und geschlagen. Die Thibetaner verloren an 400 Todte und Verwundete; der englische Oberst Brom head verlor den rechten Arm; außerdem wurden noch 9 Sepoy⸗-Soldaten ver⸗ wundet. Oberst Graham ist jetzt im Vormarsch auf Rinchigong im Chumbi-Thale.

Frankreich. Paris, 25. September. (W. T. B.) Die Budgetkommission hielt in ihrer heu igen Sitzung, trotz dem Widerspruch des Marine-Ministers, die bei dem Marine⸗ budget vorgenommenen Abstriche von 5 Millionen auf— recht. Der Präsident Carnot traf heute Nachmittag

im Palais Elysee ein, um einem Ministerrath zu präsidiren. In demselben theilte Hr. Carnot mit: er werde am 6. Oktober Lyon, Annech und

Dijon besuchen und am 11. Oktober wieder in Paris ein— treffen. Abends beabsichtigte der Präsident, nach Fontaine— bleau zurückzukehren und sich morgen nach Melun zu be— geben. Gutem Vernehmen nach ist der Tag für den Zu⸗— KJ der Kammer noch nicht endgültig festgesetzt worden.

Türkei. Konstantinopel. 25. September. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ meldet: Ein Irade des Sultans nimmt die Vorschläge an, welche der Unterhändler Kaula demselben für ein deutsches Konsortium unter— breitete. Dieselben betreffen die Konzession für eine Eisenbahn von Ismid nach Angora und den Rück— kauf der Eisenbahn Haidarpascha Ismid, sowie die Aufnahme eines Anlehens von 11. Millionen türkischen Pfund zum Emissionscours von 70.

Bulgarien. Sofia, 24. September. (Prag. Ztg. Die Agence Havas“ dementirt formell die angebli vom Obersten Mutkurow vor den Offizieren der Garnison von Rustschuk gehaltene Rede.

Afrika. Egypten. Aus Sua kim, vom 24. Sep— tember, meldet ein Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“: Gestern Nacht unterbielt der Feind ein heftiges Feuer, und 2 Granaten fielen in die englischen Linien, jedoch exrvlodirten sie nicht. Endlich brachte das Feuer der Schalupre ‚Gannet“ und das Ter Forts die Kanonen des Feindes zum Schweigen. Heute Morgen machten die befrzundeten Stämme eine Recognoscirung, um die Rebellen anzuziehen. Als sie vorrückten, begannen die Forts und der . Gannet' ein vernichten des Artilleriefeuer, sodeß die Reiterei auf dem rechten Flügel sich in den Busch zurückzieben mußte und das ron den Laufgräben unter— haltene Gewehrfeuer verstummte. Die Stellung des Femndes ist jetzt sehr stark. Ueherläufer schätzen seine Stärke auf 2000 Mann. Der frübere egrptische Oberst Mohamed Obeid, welcker nach der Schlacht von Tel-el-Kebir zum Mabdi überging, befehligte die Trupven in den Laufgtäben. Rowayah und Halaib werden bedroht. Ein italienisches Kanonenboot aus Massevab und ein frarzösisches Kriegsschiff von den kamen heute hier an. Am nächsten Freitag wird ein Angriff auf die Stadt erwartet. . Marokko. Tanger, 24. September. (R. B.) Nach den letzten hier von Mequ inez eingetroffenen Nachrichten ist der Sultan am Sonnabend von dort nach Tanger auf— gebrochen.

Zeitungs ftimmen.

Unter der Ueberschrift: Zehn Jahre unter dem Sozialistengesetz“ lesen wir im „Hannoverschen Courier“: Am 9. Scrtember waren 10 Jabre rerflossen seit der Eröffnung dez Reichstages, welcher das sogenannte Sozialistengesetz beschlossen bat. Die meisten Blätter haben nicht rersäumt, die ses denkwürdigen Tages zu erwähnen und einen Rückblick auf die Wirksamkeit dieses Ausnahmegesetzes während des abgelaufenen zehnjährigen Zeitabschnitts

zu werfen. Wenn mit dies bis jetzt unterlassen haben, so geschab es, weil wir immer noch auf die von sozialdemokratischer Seite zu“ gesicherte Denkschrift über die Ausfübrung dieses Gesetzes warteten. Wir bofften, immerbin einiges bradcchbare Material, wenn auch gerade keine neue wesentliché Belebrung oder ga Bekebrung daraus zu schöpfen, ja sogar in unserer NUeber—⸗ zeugung von der Heilsamkeit desselben nur bestärkt zu werden. Ohne

Zweifel würde einem solchen Bericht zu entnebmen sein, daß Viele, und zwar gar meist solche, welche es am wenigsten verdient, welche mebr Bethörte als Bethörer waren, unter den Maßregeln des Gesetzes schwer zu leiden gebabt, daß mancherlei beklagenswerthe, bei der Un—= vollkommenbeit aller menschlichen Einrichtungen aber nicht zu ver— meiden gewesene Härten und Mißgriffe namentlich Seitens unter geordneter Behörden vorgekommen sind, aber schlicßlich hätte doch aus einer solchen Uebersicht, wie sie verheißen war, hervorgehen müffsen, daß das Gesetz, wenn auch unnachsichtlich und mit Strenge durchgefübrt, doch zumeist loyal gehandhabt worden ist und jedenfalls der freien Bewegung der übrigen politischen Parteien keinen Abbruch gethan bat. Ein Ausnahmegesetz darf eben, wenn es die beabsichtigte Wirkung ausüben soll. nicht schwächlich und roll zaudernder Bedenken von den ausübenden Organen vollzogen werden, sondern muß, einem schneidigen Instrumente gleich, scharf und sicher treffen. Wer also überbaupt den Erlas des Gesetzes für nothwendig erachtet hat, darf sich darüber nicht beklagen, daß dasselbe in nach diücklickster Weise zur Anwendung gekommen ist und noch kommt. Aber eine andere Frage ist freilich die nach seinen Erfolgen. Hat das Geseß wirklich den Nutzen gebracht, den man von ihm erwartete, und ist dieser Nutzen wirklich all jener Summen des Hasses und der Ver— bitterung, die es heraufbeschworen, werth gewesen?

Nur allzuschnell sind die Gegner des Gesetzes mit einem ent- schiedenen Nein“ zur Hand, indem sie behaupten, daß jenes nicht nur keinen Erfolg gehabt, sondern die Sache nur verschlimmert, die Scheide wand zwischen dem vierten Stand und den übrigen Klafsen der Be— völkerung nur noch erböbt habe, und mit einem gewissen Triumph weisen sie auf das ungebeure Wachsthum der Sozialdemokratie unser der Herrschaft des Gesetzes hin. Dieses Anwachsen der sojzialdemo—⸗ kratischen Arbeiter⸗Bataillone ist ja nicht zu leugnen, wenn freilich auch nicht der Beweis dafür erbracht werden kann, daß die Ver⸗ mebrung der sozialdemokratischen Stimmen bei den Wablen im Leichen Verhältniß steht zu der Ausbreitung der sozialdemokratischen Irrlehre, und noch weniger, daß das Wachsthum der Sozialdemokratie durch das Gesetz beschleunigt worden ist. Wer bürgt dafür, daß, wenn das Gesetz nicht erlassen worden wäre, die sozialdemokratische Krankheit nicht noch viel rascher um sich gegriffen bätte; daß, wenn man dem Strom der Sozialdemokratie ungezügelt seinen Lauf gelassen bätte, er noch viel verheerendere Wirkungen ausgeübt haben würde? Doch mit diesem schwächlichen Trost wollen wir uns nicht be⸗ gnügen. Wir gestehen ohne Weiteres zu, daß es eine Thorbeit gewesen wäre zu wähnen, man könne die Ausbreitung einer Lehre,

je der Begründung entbehren.

wie es die sozialdemokratische ist, durch Ausnahmegesetze hindern oder

auch nur wesentlich eindãmmen, einer Lebre, welche den Mübseligen und Beladenen die frebe Botschaft ven dem Ende allen Elends predigt und ein glückliches Dasein, den Anbruch einer gerechten Welt. ordnung, in der Alle gleichen Antheil an den Gütern dieser Welt baben sollen, mit so verlockenden Farben schildert und als bevorstebend verbeißt. Wer, wie die sozialdemokratischen Agitatoren, an die Begehr⸗= lichkeit der Menge sich wendet und mit glänzenden Trugschlüffen ibre Sinne verwirrt, kann immer auf einen mächtigen Anhang rechnen, defsen Ausbreitung durch Gewaltmaßregeln nicht zu bemmen ift, Ja, man durfte sich auch hei dem Erlaß des Gesetzes garnicht ver beblen, daß dasselbe eine Zeit wenigstes dem Wachsthum der Sozialdemokratie geradezu förderlich sein würde. Nolbwendig mußte das Gesetz etwas von dem Glanz der Märtvrerkrone um die Häupter der daron Betroffenen erftrablen lassen, und noch immer ist das Martvrium seiner großen Wirkung und Anziehungskraft sicher gewesen; auch läßt sich nicht leugnen, daß gerade das Sosialistengesetz von den Agitatoren leicht dazu benutzt werden konnte, eine gewiffe Solidarität unter den Arbeitern berzustellen und unter die Fabnen der Partei dadurch zablreiche Elemente zu reihen, die sonst mit derselben wenig Gemeinsames hatten.

Und doch sind wir von dem Nutzen des Sozialistengtsetzes auch beute noch überzeugt. Wir halten es auch beute noch für ein Glück, daß den effenen Umtrieben jener Partei, jener gefährlichen, öffentlich in brutalster Weise betriebenen Verbetzung der Bexslkerungsklassen, jenen haßerfüllten und giftgetränkten Reden und Schriften eine Schranke gesetzt und der Stempel der Ungesetzlichkeit aufgedrückt worden ist; wir sind überzeugt, daß das Sozialistengesetz die Erbal tung des öffentlichen Friedens wesentlich gefördert und auch die Führer der Umsturzpartei zu größerer Mäßigung und Vorsicht geiwungen bat. Und garz anders wirken jene aufreizenden Reden über die Schändlichkeit und Ungerechtigkeit der beutigen Gesellschaftsordnung im offenen Saale, im hellen Lampenlichte, vor einer eifrig lauschenden Menge, als wenn sie in geheimen Konvxentikeln, von Mund zu Mund getragen, beimlich geflüstert werden; mag immerhin solches Treiben der Reiz des Geheimnißrellen umweben, es trägt doch den Stemrel des Un⸗ gesetzlichen und Unerlaubten, und so stark ist doch in unserem Volk noch der Sinn für Gesetzlichkeit, daß den Meisten das Gefühl, sich mit dem Gesetz in Widerspiuch zu setzen, schwer auf der Seele lastet und sie ihres neuen Glaubens, ibrer neuen Hoffnungen nicht frob werden läßt. Um so eher aber wird ibnen die Erkenntniß kommen, wie thöricht und eitel dieselben sind, namentlich wenn sie sehen, daß keine von jenen übersckwänglichen Verheißungen sich erfüllen will und daß der ge— boffte Umschwung in unabsehbare Ferne zurückweicht.

Das wirklich Gute und Heilsame des Sozialistengesetzes erblicken wir aber vornehmlich darin, daß seine Existenz und seine unmittel baren Folgen den Staat, die Gesellschaft, den Einzelnen auf die Bahn der sozialen Reformen, der Bestrebungen, auch die arbeitenden Klassen mit der bestebenden Ordnung der Dinge zu versöhnen, mit zwingender Nothwendigkeit bingedrängt haben.

Unter dem Titel „Ein neues Schlagwort“ bringt die „Elberfelder Zeitung“ folgende Auslassung:

Es scheint jeßt eine große demokratische Agitation mit dem Schlagwort der Brotvertheuerung ins Werk gesetzt werden zu sollen. Hr Richter hat sich bereits eine eigene Rubrik für dieses Tbema ein gerichtet; das Deutsche Reichsblatt' des Hrn. Rickert mabnt, die armen Leute, die unter der Theuerung zu leiden haben, sollen ibren Zorn nicht gegen die Bäcker wenden. auch nicht zu Gewaltthaten sich kinreißen lassen, sondern bei den Landtagswahlen ihre Schuldigkeit thun, wenn auch das preußische Abgeordnetenhaus nichts mit den Ge⸗ treidezõllen zu thun bat; ähnlich tönt es aus dem ganzen Chor der fortschrittlichen Presse heraus: man scheint dort ordentlich frob, wieder etwas zu besitzen was einiges Wasser auf die vertrocknete Agitations mühle liefern könnte.

Daß die Getreidepreise zur Zeit eine etwas steigende Richtung einbalten, ist unleugbar und erklärt sich aus den im Ganzen schlechten Ernten in Deutschland sowobl als auswärts. Von einer bereits vor handenen oder in sicherer Aussicht stehenden allgemeinen Theuerung und Noth kann aber vorläufig noch gar keine Rede sein. Man warte doch erst ab, ob die Steigerung der Getreidepreise andauert, einen wirklich erheblichen Umfang annimmt und eine thatsächlich füblbare Vertheuerung der Brotpresse zur Folge bat. Jedenfalls würden auch obne Getreidezölle die Preise gegenwärtig etwas steigen, da auch aus wärts die Ernten gering waren.

Die Statistik früberer Jabre vor Einfübrung der Getreidezölle weist gan; andere Preiserböhungen auf, als sie bisher eingetreten. Die Zalle können höchstens als einzelner Faktor unter verschiedenen anderen, weit wirksameren bei der Preisbildung betrachtet werden. Daß sie einigermaßen mitwirken, dem Getreide einen angemessenen Preis, bei welchem der Landwirth bestehen kann, zu sichern, maz wobl zugegeben werden. Das war ja auch ihr Zweck; wozu wären sie sonst ein geführt? Als Finanzmaßregel waren sie ja nicht gemeint.

Freilich stehen sich bier die Interessen des vroduzirenden Land wirtbs und des konsumirenden Publikums gegensäͤßzlich gegenuber. Die Gesetzgebung war der Ansicht, daß die ersteten Interessen unter den gegenwärtigen Umständen Schutz und Pflege forderten, und die prak- nifchen Erfahrungen haben bisher wenigstens nech nicht den Beweis geliefert, das darin die verständige Grenze überschritten worden.

Im Uebrigen sind Zölle keine ewig unabänderliche Einrichtung. Sollte die Erfabrung lehren, daß sie zu boch gegriffen oder ganz zu entbehren sind, so kann man sie ermäßigen oder abschaffen.

Die „Berliner Politischen Nachrichten“ schreiben: JJ

Die Ueberlegenheit der deutschen Industrie über die französische, welche in der Hauptsache auf die Tüchtigkeit und den Unternebmungs geist der deutschen Gewerbtreibenden sowie auf die verständnißvolle Pflege zurückzuführen ist, welche das Spstem unserer rationalen Wirthschaftspolitik den Interessen der deunschen Arbeit angeLeiben läßt, wird von den Franzosen gern auf mehr nebensächliche Umstänze zurückgeführt, wohl desbalb, weil unsere westlichen Nachbarn es sich nicht eingeftehen mögen, wie unendlich viel wirtbschaftliche Trägheit sünden ibre vielgepriesene republikanische Regierungzform schon auf dem Kerbbol; bat. So soll es jetzt vorzugkweise die große Billigkeit des Brenn materials in Deutschland Stein und Braunkehlen sein, welche unfere Industrie in den Stand setzt, ibrer franjösischen Nebenbublerin den Rang abzulaufen. Man kann die Anerkennung, womit französische Stimmen von den Leistungen und der bohen Entwickelungsstufe unseres Bergbaues sprechen, uneingeschränkt gelten lassen, auch zugeben, daß die gunstigen Bedingungen, unter denen die deutsche Industrie ibren Bedarf an Brennmaterialien von der heimischen Förderung entnimmt, Jem industriellen Aufschwung bedeutenden Vorschub leistet. Dessenungeach tet muß man es eine tendenzisse Beweisführung nennen, wenn französischerseits der Hauptaccent auf diesen und ähnliche Nebenvunkte gelegt wird, statt auf die moralischen Faktoren, die in dem Aufschwung der nationalen Arbeit wirksam sind und Arbeitgebern wie Arbeitnebmern gleichmäßig zur Ebre gereichen. England beispielsweise ist in Hin ficht auf Steinkohlen und Eisenerze noch ungleich günstiger gestellt als Deutschland, was unsere Industrie gleichwohl nicht gebindert bat, sich einen ebenbürtigen Platz neben der englischen auf dem Welt martt zu erobern, ja theilweise die letztere in zweite Linie zu drängen.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Sitzungs-Berichte der Königlich vreußischen Atad fink * Wisfenschaften zu Berlin,. Berlin, 1888. Verlag der Kgl. Ak d. W.; in Kommission bei Georg Reimer. In dem 71. Heft, vom 26 April 1885, werden die Berichte über den Fortgang der größeren literarischen Unternebmungen der Akademie fowie über die Thätigkeit der mit ihr verbundenen wissenschaftlichen Stiftungen im vergangenen Jabre veröffentlicht. Hr. Kirchboff berichtet über das griechifche, Hr. Mommsen über das lateinische Inschriften- werk sowie über die römische Prosovograpbie, Hr. Zeller über die Ausgabe der Commentare des Aristoteles, Hr. Sebmann über die Publikation der pelitischen Correspondenz Friedrichs des

Großen, Hr. Weierstraß über die Herausgabe der Werke Jacobi's; dann folgen die Berichte: des Hrn., du Bois⸗Reymond über die Humbeldt · Stiftung, der bezũglichen vorberathenden Kommission über die Bopp-Stiftung, der Kommission für die Savigny ⸗Stiftung über das von ibr geplante . Wörterbuch der klassischen Rechtswissenschaft ! sowie die Acta nationis Germanicae universitatis Bononiensis, ferner der

Bericht des Hrn. Wattenbach über den Fortgang der Nonn-= menta Germaniae historica und der Bericht des Srn. Conze über das Kaiserlich deutsche archäclogische Inftitut.

Außerdem enthält das Hest eine Abbandlung von Wilbelm von Be— zold. zur Thermodynamik der Atmospbäre, und eine Untersuchung von H. W. Vogel, über das Spektrum des Cyans und des Koblenstoffs (mit einer Tafel). Der Nummer 21 liegt das Verzeichniß der im ersten Vierteljahr 1388 bei der Akademie eingegangenen Druckschriften bei. In der Doppelnummer 22 23 vom 3. Mai 1888 sind publi⸗ zirt: Bemerkungen über einige neuere Versuche an Torpedo Zitter rochen), von E. du Bois ⸗Reymond, eine Mittheilung von Dr. Schwa— bach in Berlin, Zur Entwickelung der Rachentonsille, und die Fortsetzang der mathematischen Abhandlung von L Kronecker: Zur Theorie der all⸗ gemeinen komplexen Zahlen und der Modulspsteme. Dann folgen, aus der philofophisch⸗bistorischen Klasse: eine Mittheilung von Dr. Lolling, über eine delxbische Weihinschrift, und ein Bericht von Prof. Adolf Erman, über den Thontafel ˖ Fund von Tell⸗Amarna, nebst Bemerkungen von Hrn. Schrader. Ueber diesen für die Königlichen Museen erworbenen, ebenso wichtigen wie interefsanten Fund entrehmen wir dem Bericht Folgendes:

Zu Aniang des Winters fanden Fellachen, welche die Ruinen von Tell el Amarna in Egrpten, der exbemeren Residen; des bekannten ketzerischen Poaraa Amenophis IV., nach Alterthümern durch— suchten, in diesen eine größere Anzahl von mit babylonischer Keilschrift beschriebenen Thontafeln. Einige derselben gelangten in das Museum von Bulag, der größte Theil des Fundes aber wurde, Dank den Bemühungen des Hrn. Theodor Graf in Wien, zusammen⸗ gebalten und ist den Königlichen Sammlungen gesichert. Es sind nach Zusammenfügung der Fragmente rund 160 Tafeln, darunter einige ven einer bis dahin unbekannten Größe. Schon der sicher beglaubigte Fundort verweist den Fund auf das Ende der 13. Dynastie, da Tell el Amarna die Regierung seines Grün— ders, Amenopbis TV., nach Allem, was wir wissen, nicht überdauert bat. In der That wurden denn auch ein Thonsiegel dieses Königs und einige Alabastertäfelchen mit dem Namen seines Vaters, Amenorbis III., zusammen mit den Thontafeln gefunden. Die Lesung der Thontafeln hat diese Ansetzung des Fundes bestätigt. Sie enthalten Briefeasiatischer Könige, die an zwei Könige von Ez3zvpten gerichtet sind, nämlich an Nimmurija und seinen Sohn Napchururija. In diesen Namen erkennt man die Vornamen des 3. und 4. Amenorhis. Die Tafeln bilden also einen Theil des Archivs der 138. egvrtischen Königsdynastie. Die an Amenorhis III. gerichteten Briefe waren, wie dies die hieratisch aufgeschriebene Archivnotiz auf einem derselben auch ausdrücklich angiebt, ursprünglich in Theben aufbewahrt, sind aber dann bei der Verlegung der Residenz nach Tell el Amarna mit genommen und hier bei der Zerftörung des Palastes vermuthlich ver— schüttet worden. Unter den Fuͤrsten, die an diese Pbharaonen schreiben, be⸗ ansprucht das meiste Interesse König Burnaburias von Babylon, der mit 5. Schreiben vertreten ist. Daß zwischen den so weit auseinander liegenden Staaten Babvlonien und Egypten das intime Freundschafts⸗ verhältniß bestanden hat, welches diese Schriftstücke zeigen, ist über raschend genug. Der Haupt ⸗Korrespondent Amenorbis' III. ist König Dusratta von Mitanni, der sich den Schwieger ater des Egvrters nennt und mit ihm in sehr regem Verkehr gestanden ju baben scheint. Seine umfangreichen Briefe betreffen meist die Heiratb seiner Tochter mit dem Pharao. Mitanni ist der einheimische Name des großen Staates. den die Egypter Nabarina nennen, die Vormacht der nörd⸗ licken Euphratländer, mit der die Pharaonen um die Hegemonie Syriens zu kämpfen batten. Eine sehr beträchtliche Anzabl von Tafeln endlich rührt von Leuten her, die keinerlei Fürstentitel tragen und sich als Diener des Pharao bezeichnen. Da die in ibren Briefen genannten Städte in Syrien und Pbönizien lagen. so wird man in ihnen Vasallen oder Beamte zu seben haben, die die asiatischen Be⸗ sitzungen Egpptens für den Pharao, verwalteten. Solche Briere liegen vor aus Byblos, Simyra, Megiddo, Akko, Askalon; mehr nach dem Rorden: Syriens weist die mertwärdige kleine Tafel, in der um schleunige Hülfe gegen den heranrückenden Cbhatti - König ge— beten wird uad in der die Stadt Duniv erwähnt wird. Wie der Fund von Tell el Amarna zeigt, spielte die babylonische Schrift und Sxrrache im Verkehr des 15. Jabt hunderts v. Cbr. etwa dieselbe Rolle, die zur Zeit der Perser⸗Herrschaft der Schrift und Sxrrache der Aramäer zuffel. Es kann daber nicht Wunder nehmen, daß man am egvvtischen Hofe sich nicht begnügt hat, diese Correspon- denz durch fremde Dolmetscher erledigen zu lassen, sondern daß egyptische Schreiber selbst die Keilschrift erlernt haben. Den Beweis dafür liefert der Fund selbst; denn mitten unter allen diesen Staatz Dokumenten findet sich eine Thontafel, die einen beliebigen mythologischen Tert entbält, auf dem ein Theil der Wörter durch Punkte in schwarjer und rother egvyptischer Tinte abgetheilt ist; offenbar hat ein egyptischer Schreiber dieses Stück zu Leseübungen benrtzt und sich die ichwere Arbeit durch Abtrennen der Wörter zu erleichtern geiucht. Die Bedeutung des Fundes gipfelt darin, daß damit die Existenz eines regen literarischen Verkehrs zwischen dem äußersten Osten des im engeren Sinne so bezeichneten Alten Orients“ und dem äußersten Westen desselben für das 15. Jahr hundert v. Chr. nunmehr durch gleichzeitige Dokumente erwiesen ist.

Land⸗ und Forftwirthschaft.

Die Königlich rumänische Regierung bat Anordnung getroffen, daß gedörrte Cichorienwurzeln und Rüben zur Einfuhr nach Rumänien zugelassen werden.

Lyon, 26. Sertember. (W. T. B.) Aus den Berichten, welche dem hier tagenden landwirthschaftlichen Kongreß erstattet wurden, ergiebt sich, daß die Getreideernte weniger unzünstig sei, als man früher annahm.

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.

New Pork, 25. September. (W. T. B) Gestern sind in Jacksenville 123 neue Fälle von gelbem Fieber aufgetreten. Das Auftreten dieser Krankheit in Fernandina (Ost-Florida) wird amtlich bestãtigt. . ö . e 8

—— Gewerbe und Handel.

(B. Pol. Nachr.) . : ; Exportgeschäft nach Indien wird durch die Tbatsache gegeben, daß in jenen fernen Gegenden zablreicke Schwindelgeschäfte ihr Un— wesen treiben, die es darauf anlegen, von vertrauensseligen Kontinen talfirmen Waarensendungen auf Kredit geliefert zu erbalten. Dem gegenüber ist darauf hinzuweisen, daß kein solides Haus in Indien

redit verlangt. Der Geschäftsverkehr wird in der Weile bewerk— stelligt, daß der Fabrikant oder Exporteur den Frachtbrief über die ver⸗ schiffte Waare sammt der auf den Besteller gezogenen Tratte an ein Bank institut im Domizilsorte des Bestellers einsendet. Die Bank präsentirt die Tratte und liefert erst gegen Honorirung derselben die Verladungs— dokumente aus. Im Falle der Nichtbonorirung verbleibt die Waare zur Verfügung des Versenders, welcher derart im ungünftigen Falle einen kleinen Verlust erleiden, nie aber den Werth der Sendung ver lieren kann. Jedenfalls empfiehlt es sich, unter keinen Umständen an unbekannte, indische, überbaupt Firmen in weitentlegenen, europäischen Bräuchen entweder gar nicht oder nur beschränkt zugethanen Ländern Waaren auf Kredit zu senden, ohne sich vorber durch die aufgegebenen Referenzen und durch Anfrage bei anderen unparteiischen Gewährs männern zuverlässige Auskunft über deren Respektabilitãät und Kredit fäbigkeit verschafft zu haben. . . J

Die Rbein. Westf. Ztg. berichtet vom rbeinisch-⸗west⸗ fälischen Metallmarkt: In der vergangenen Woche bat der Geschäftsgang auf dem rheinisch-westfälischen Eisenmarkt keine wesent⸗

lichen Aenderungen erlitten. Das Geschäft bleibt im Ganzen in rubigen Bahnen obne wesentliche Schwankungen nach der einen oder nach der anderen Seite, doch sprechen alle Anzeichen eber für eine Besserung, als für das Gegentheil. In Rbeinland⸗Westfalen ist das

Eifenerzgeschäft noc immer lebhaft; es berrscht reger Bedarf un? die Preise bebaupten sich im Ganzen und Großen ziemlich fest. Das Robeisenzeschäft bat vereinzelt eine geringe Belebung erfabren; im Ganien und Grohen

zeigt sich jedoch auf Seiten der Käufer noch Zurückhaltung. Auf dem Spiegeleisenmarkt hat eine Aenderung in den Preisen nicht stattgefunden; 10— 12 70 manganbaltige Sorten werden an⸗ haltend zu 53 M pro Tonne notitt. Der Versandt auf dem Kon⸗ tinent ist im Allgemeinen eiwas schwächer als im Vorjabre; dagegen entwickelt sich erfreulicherweise eine stärkere Nachfrage für die ameri⸗ kanische Ausfuhr. und die Tendenz des Marktes ist in Folge dessen eine feste. In Puddeleisen berrscht gegenwärtig ein festerer Ton,

als dies vor mehreren Wochen der Fall war; für beste Marken Puddeltobeisen werden im Siegerlande 47 is 48 anstands—⸗ los bewilligt, ein Preis, bei welchem allerdings von einem

Nutzen nicht viel die Rede sein kann. Aufträge sind bis Mitte Dejember bekannt geworden; Lagervortätbe sind wenig vor- banden. In letzter Zeit hat auch das Ausland wieder angefangen, auf dem Markt als Käufer zu erscheinen. Wenn die Ausfuhrpreise auch schlecht sind, so bleibt die Wirkung auf das inländische Geschäft immerbin dieselbe. Der rhbeinisch⸗westfälische Robeisenverband hält an seinen bisherigen Sätzen fest. Bessemereisen, Thomaseisen und Gießereirobeisen sind in Absatz und Preisen gegen die Vorwoche unverändert geblieben. In Stabeisen hat die Geschästslage seit em letzten Bericht keine Aenderung erlitten. Die Fagoneisenwal;werke sind infolge der regen Bauthätigkeit lebbaft beschäftigt. Für Band⸗ eisen bat sich das Geschäit in seinem bisherigen Umfang erhalten. Ausfubraufträge sind ebenso wie für Stabeisen nur schwer zu erbalten. Die Kesselblechwalzwerke sind andauernd lebhaft beschäftigt und bebaupten ibre Preise fest. Die Feinblechwalzwerke waren in der letzten Zeit ebenfalls etwas beñser beschäftigt; im Ganzen läßt jedoch die Thätigkeit derselben noch zu wünschen übrig Waljdrabt ist unverändert. Vereinzelt wird über etwas stärkere Nachfrage be⸗— richtet, doch haben sich die Preise noch nicht ghoben. Auch für Drahtstifte scheint sich vereinzelt in letzter Zeit eine Besserung gezeigt zu haben Die Maschinenfabriken und Eisengieße⸗ reien sind befriedigend beschäftigt; dasselbe ist bei den Eisenbahn— wagenfabriken der Fall.

In der Generalversammlung des Eschweiler Bergwerks—⸗ vereins vom 25. d. M. wurde die Divridende pro 1887 / 88 auf 12 6 pro Aktie der 40e festgestellt und der vorgelegte Betriebsplan pro

Stolberg —Walbeim und 5 a 24 4m Wasserstück bei Station Stol⸗ berg in der Gemeinde Eschweiler, Flur 2 Nr. S8 41 genebmigt.

Königsberg i Pr, 25. September. (W. T. B In dir beutigen Aufsichtẽrathssitzung der Ostpreußischen Südbabn wurde Baron Golz-Kallen zum Vorsitzenden und Kommerzien Rath Andersch zum Stell ertreter des Borsißenden gewäblt.

An der Küste 3 Weijen⸗ n. Lebhafte Betheiligung,

London, 25. September ladungen angeboten. W Preise behauptet.

Manchester, 25. September. (W. T. B.) 12 Water Tavlor 6, 30r Water Tarlor gf, 20r Water Leigh 8, 30r Water Clavton 83, 32 Mock Brooke Sz, 40 Maroll 9, 40r Medio Wilkinson 10, z2r Warpeovps Lees 85, 36r Warpeorps Rowland St, 401 Double Weston 93, 60r Deuble courante Qualität 12, 32 116 pd 1616 grey Printers aus 321 46 166. Anziebend.

New York, 24. September. (W. T. B) Weijzen-⸗Ver⸗ schiffungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Vereinigten Staaten nach Großbritannien 56 000, do. nach Frankreich —, do. nach anderen Häfen des Kontinents S000, do. von Kalifornien und Dregon nach Großbritannien 72 009, do. nach anderen Häfen des Kontinents 9090 Qrts.

25. September. (W. T. B.) Der Werth der in der ver⸗ gangenen Woche ausgeführten Produkte betruz 6773571 Dollars

Submissionen im Auslande.

Niederlande.

Mittwoch, 10. Oktober, bis Mittags 12 Uhr. Ministerie van Kolonien, Technisch Burzau im Haag:

Lieserung des metallenen Oberbaues von neun Brücken für die Eisenbabnlinie auf Sumatra.

Bedingungen zur Einsicht auf bezeichnetem Bureau. Einschrei⸗

bung durch in Holland ansässige Personen. Egvpten.

1I) 10. Oktober, 10 Ubr. Kairo. Ministerium der öffentlichen Arbeiten: Lieferungen und Arbeiten für die Schleusenthore von Rayah⸗ Tewfikis.

b Administration der Eisenbahnen, e

2) 16. Oktober. Kairo. ö 200 t Best infusible

obe Telegrapben und des Hafens von Alexandrien: Railway Waggon Grease. 3) 15. Oktober. Dieselbe Bebõrde: 60 t Best Engine Tallow. 4) 16. Oktober. Dieselbe Behörde: 20 t bestes raffinirtes Rüboöl. 55 1. November. Kairo. Ministerium des Innern. Sanitãts⸗ administration: Sattler und Wagenfabrikarbeiten für den Straßen Reinigungsdienst in Kairo und Alexandrien. 65 J. November. Dieselbe Behörde: mente ꝛc. für die Centralmagazinꝛ. Rumänien.

Medikamente, Instru⸗

I) 3. Oktober. Permanentes Comits des Distrikts von Tutova: Bau des Justipvalastes in Berlad.

2) 5. Oktober. Bukarest. Ministerium der öffentlichen Arbeiten: Befestigung der Brücke über den Olto bei Slatina. Voranschlag 550 000 Fr.

Näberes an Ort und Stelle.

Verkehrs ⸗Anftalten.

Dessau, 25. September. Die Gesetz Sammlung für das Herzogthum Anhalt veröffentlicht folgende Verordnung, betreffend den Schiffs verkebr an stark gekrümmten, engen oder seichten Fahbrwasserstellen der Elbe.

Im Anschluß an die in den Artikeln 8, 19 und 18 der Ueber einkunft der Elbuferstaaten, die Erlassung schiffabrts. und strom⸗ polizeilicher Vorschriften für die Elbe betreffend, vom 13 April 1844, und im 5. 2 itt. C. des Schlußprotokolls der 7. Elbschitfabrts⸗ Revisions⸗Kommission vom 4. April 1863 enthaltenen Bestimmungen wird hierdurch verordnet, was folgt:

Beim Passiren stark gekrümmter, enger oder seichter Fabrwasser⸗ stellen der Elbe haben die Dampfschleppschffe in der Bergfabrt zu gleicher Zeit nicht mehr als zwei Fahrzeuge, und auc diese nicht neben einander, sondern einzeln hinter einander, durchzuschlepyen, die übrigen aber unterbalb bew. oberhalb der berichneten Gefabrstellen so lange zu Anker zu bringen, bis der ganze Schlepvpzuz hinüber ge führt ist.

; 8 7.

Frei zu Thal fabrende Frachtschiffe baden oberbalb der im 5§. 1 bezeichneten Stellen der Reihe nach in angemessener Entfernung von einander beizulegen und dürfen in die gektümmte, enge oder seichte Strecke nicht eber einfahren, als bis dazu die Erlaubniß des be⸗ treffenden Str omaufsichtsbeamten ert beilt worden ist.

eę. 3. Uebertretungen rorftebender Beftimmungen werden mit einer Geldstrafe bis zu 30 4 erent. mit entsprechender Haft bestraft. Dessau, den 16. September 1888. Herzoglich anbaltische Rerierung, Abtbeilung des Innern. Del ze.