1888 / 268 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 20 Oct 1888 18:00:01 GMT) scan diff

den australischen Hafenorten Adelaide Melbourne und Sy dn ey welche bei der Beförderung als Schiffsbriefe mittels deutscher Dampfer ab Bremen einer ermäßigten Taxe von 20 3 für je 15 Gramm unterliegen. Die solcher Art zu befördernden Briefe müssen zum vollen Betrage frankirt und außerdem mit der Bezeich⸗ nung . Schiff sbrief über Brem en“ verfehen sein.

Hamburg, 19. Oftober. (W. T. a. Der Post dampfer Saxonia“ der Hamburg ⸗Amerifanischen Hacktfaßrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern in La—= guayra, der Postdampfer Bavaria“ derselben Gesellschaft, von West⸗Indien kommend, heute in Havre eingetroffen.

London, 19. Oktober. (B. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Moor“ ist heute auf der Ausreise von Southampton ab⸗ gegangen.

Theater und Mufik.

Deutsches Theater. Am nächsten Freitag, d. 26. d. M., gebt das vieraktige Volksstück Der Pfarrer von Kirchfeld', von Lud⸗ wig Anzengruber, neu in Scene. Morgen, Sonntag, wird Die Jüdin von Toledo“ gegeben; am Montag findet die erste Wiederholung der drei Einakter Frühling im Winker“, „Quintus Horatius Flaceus“ und ‚Zwei Taube. statt. Das weitere Reperteire der Woche ist folgendermaßen festgestellt: Dienstag, 23. .Die Jüdin von Toledo“, Mittwoch, 24. 6rũbliig im Winter“, „Quintus Horatius Flaccus“ und. Zwei Taube“; Donnerstag. 265, „Die Jüdin von Toledo“; Freitag, 265, „Der Pfarrer von Kirchfeldz; Sonnabend, 27., ‚Die Jüdin von Toledo“.

Berliner Theater. Hr. Felix Philippi bat ein neues Schauspiel eingereicht, welches sofort im Manuscript zur Aufführung angenommen wurde. Die Noxität, deren Titel noch nicht festgestellt worden ist, wird in dieser Saison mit Fr. Hedwig⸗Niemann und Hin. Ludwig Barnay in den Hauptrollen am Berliner Theater in Scene gehen. Das Wochen ⸗Repertoire des Berliner Theaters“ ist folgendermaßen festgestellt: Sonntag, den 21. Oktober: ‚Die Braut von Messina“ (Clara Ziegler); Montag: „Der Probepfeil“ (Friedrich Haase); Tienstag: „Demetrius. (Clara Ziegler); Mittwoch: Der Probepfeil“ (Friedrich Haase): Donnerstag, den 25. Oktober: Zum ersten Male; . Mit fremden Federn‘, Lustspiel in 4 Akten von Farl Schönfeld (Anfang 74 Uhr); Freitag: 6. Abonnements-Vorstellung: Mit fremden Federn! (Anfang 7 Uhr); Sonnabend: „Demetrius“.

Nach den vergeblichen Versuchen der letzten Zeit, die Arbeiten moderner Operettenkomponisten zur Geltung zu bringen, empfand man es wie Befreiung von schwerem Druck der Langenweile, als man sich gestern im Friedrich! Wil belmstädtischen Theater wieder an Offenbach's Melodien voll heiterer Grazie und keck sprudelnden Uebermuths ergötzen durfte. Die schwierige Aufgabe, der Operette Ffrisches Leben einzuhauchen, hat Offenbach's alte komische Oper Die Prinzessin von Trapezunt“ vortrefflich gelöst, obgleich die Musik hier mit dem nicht sehr geschickt und anregend erfundenen Libretto zu kämpfen hat. Die Weisen des Altmeisters der Operette erscheinen in ihrer prickelnden tollen Laune faft unverändert eindrucksvoll, denn immer neu wirkt in iber fein ab getönten originellen orchestralen Begleitung die reiche Melodienfülle. Das Publikum wurde unwillkürlich durch sie in eine fröhliche Stimmung versetzt, welche bis zum Schluß vorhielt. Freilich wurde der Kom—

vponist von einer im Ensemble guten, in Einzelheiten vortrefflichen Darstell ung unterstützt. Die Titelrolle gab Frl. Prosky zierlich, wenn auch noch nicht allseitig tadellos im Spiel; „Frl. v Herger war eine recht schelmische Regina“, welche ihre Ballade mit über müthiger Keckheit vortrug. Den jungen „Rafael brachte Frl. Offeney mit rielem Geschick zur Geltung; mit Recht fand ihr Liedervortrag und besonders das Liebeslied, in welchem ihre schönen Stimmmittel aufs Günstigste hervortraten reichen Beifall. Die . Heiterkeit erregte jedoch Frl. Flise Schmidt als Jabrmarkts«

tbletin durch ihre drastische Komik. Als Cirkusbesitzer Cabriolo wirkte Hr. Hanno durch seine steten Bein und Armübungen sehr belustigend. Der Clown hätte derber und naiver sein können, als ihn Hr. Pagin zu geben vermochte. Dagegen leistete Hr. Well hof durch sein Geberdenspiel als Sprachverdreher, Spara—⸗ drap.! wieder außergewöhnlich Komisches. Die Darstellung fand un⸗ getbeilten Beifall, welcher sowohl bei offener Scene, wie nach den

Belle ⸗Alliance⸗Thęater. Morgen, Sonntag. findet die , 9 Zimmermann · Tancer'schen Gesangsposse Die schone Sara sta

Adolyb⸗Ernst⸗Theater Hr. Haßkerl, der Bonvivant des Theaters, der in den Drei Grazien den schneidigen Rechtsanwalt so flott und wirkungsvoll darstellt, ist von Hrn. Direktor Ernst auf eine Reihe von Jahren für das Theater in der Dresdnerstraße ver⸗ pflichtet worden. Hr. Kapellmeister Roth hat einen Potpourri- Walzer geschrieben, welcher die beliebtesten Gesangsnummern des Repertoirestũcks enthält und anläßlich der am nächsten Mittwoch stattfindenden 75. Auf führung der Posse die Drei Grazien zum ersten Male gespielt werden wird.

Am Montag, den 22. Oktober, Abends 8 Uhr, findet im großen Saale der Fh inn rere n ein Concert der Berliner Liedertafel“ (Dirigent: A. Zander) unter Mitwirkung des König- lichen Kammersängers Hrn. Paul Bulß und des Philharmonischen Orchesters statt.

Mannigfaltiges.

Am Dienstag, den 23. d. M., findet Königliche Parforce⸗Jagd statt. Rendezvous Mittags 1 Uhr am Forst⸗ haus Plantagenhaus.

Im Lichthofe des Kunstgewerbe⸗Museums findet vom 23. Oktober bis 31. Dezember die XXIV. Sonder Aus stellung: Neuerwerbungen der Samm lung und wechselnde Ausstellung von Werken neuerer Industrie statt.

Braunschweig, 19. Oktober. (K.) Wie schon mitgetheilt, wird auf dem Terrain des ehemaligen Herzoglichen Küchengartens, zwischen Hoftheater und Hayenstraße gelegen, ein neuer Stadttheil erstehen. Das ganze Grundstück wird in acht einzelnen Parzellen öffentlich meistbietend am 15. November d. J. versteigert werden. Der Termin ist auf den 15. k. M., Vormittags 10 Uhr, in Behnecke's Saalbau, Damm 16, anberaumt, und werden Kauflustige ersucht, im Termin zu erscheinen und ihre Gebote abzugeben. Die zum Verkauf kommenden Bauflächen sind in bester Lage der Stadt, in unmittelbarer Nähe des Herzoglichen Hoftheaters und des Herzoglichen Parks belegen. Die Kaufbedingungen nebst Grundplan können kosten⸗ ftei vom Bureau der Herzoglichen General ⸗Hof ⸗Intendantur bezogen werden. Bemerkt mag sein, daß die Ersteher von sämmtlichen, auf die verkauften Grundstücke entfallenden Kosten der Anlage und des ersten Ausbaues der nach dem Ortsbauplan vorgesehenen bezüglichen Straßenzüge vollständig befreit sind. Mehrfach haben wir über den Stand der Angelegenheit, betreffend die Errichtung eines Denkmals zu Ehren des Herzogs Friedrich Wil— helm auf dem Schlachtfelde von Quatrebras, berichtet. Unlängst sind zwei hiesige Herren nach Waterloo und Quatrebras gereist und haben an Ort und Stelle Erhebungen über die Unglücks stätte angestellt. Wie es heißt, schweben Verhandlungen über den Ankauf eines Grundstücks. Die mit großer Emsigkeit gehandhabten Sammlungen baben bis jetzt ea. 18 0500 ½ ergeben. Im Wesent— lichen ist diese Summe im Lande Braunschweig zusammengebracht. Der Regent des Herzogthums, Prinz Albrecht, gab bekanntlich 1000 16; einen Betrag in derselben Höhe hat der König von Sachsen dem Comits überweisen lassen.

Dem „Reuter schen Bureau“ ist aus San Paul de Loanda der daselbst von den Stanley Falls eingetroffene amtliche Bericht des General⸗Gouverneurs des Conge⸗Staates in Boma, datirt vom 1. August, zugegangen. Die . A. C entnimmt dem selben folgende wesentlichen Stellen: Am 28. Juli Mittags, während die Offiziere ihr Gabelfrühstück einnahmen, kam Tippo Tip in sehr erregter Stimmung an. Er hatte soeben erfahren, daß Major Barttelot von seinen Manyeme Trägern etliche Stundenreisen jenseits Nurenia am Aruwhimi ermordet worden sei. Am 1. August kam Mr. Jameson in einem kleinen Boot in Stanley Falls an, um mit Tippo Tip zu konferiren und die Einzelheiten des Unglücks bekannt zu machen. Major Barttelot fand seinen Tod wie folgt: Die Manyeme⸗ Eingeborenen haben die Gewohnheit, spät Abends und zeitig am Morgen den Tamtam zu schlagen und zu singen, und es gab kein Mittel, um

Aktschlüssen wiederholt und kräftig laut wurde.

sie von dieser Gewohnheit abzubringen. Major Barttelot, der mit

seiner Karawane von 00 Mann mehrere Tagereisen ins JImere ge⸗ macht hatte, protestirte sehr nachdrücklich gegen diesen ärm und ließ sogar Drohungen fallen, in der Hoffnung, demselben ein Ende zu setzen. Gleichwohl begann am 19. Jrli um 4 Ubr Morgens dag Trommeln aufs Neue, worauf Major Barttelot sehr zornig wurde und aus der Hütte, die er mit Mr. Bonny gemeinschaftlich bewohnte, beraustrat. Ungeachtet des Raths des . . erklãrte Major Barttelot, er würde dem Trommeln ein Ende setzen, und er begab sich nach der Hütte des Mannes, der den Tamtam schlug. Er hatte dieselbe kaum erreicht, als plötzlich ein Schuß gehört wurde Mr. Bonny verließ eiligft seine Hütte und sab die ganzen Leute im Lager umherlaufen mit dem Aufrufe M 'Zonngou Kufna“ (der weiße Mann ist todt). Mr. Bonny entdedte nach langem Suchen die Leiche Major Batttelot's vor der Hütte des Trommlers liegen, die Brust von einer Kugel durchbohrt. Tags darauf wurde Mr. Jameson, der sich bei der Vorbut befand, von dem Vorfall unterrichtet, und er kehrte nach dem Lager zurück. und stellte wieder ein wenig Ordnung her. Sämmtliche, die Karawane bildenden Mannschaften hatten sich indeß zerstreut, und alle BVestände an Perlen und Stoffen waren gestohlen worden. Mr. Jameson. der seitdem in Bangalas am Fieber gestorben, kehrte mit den Trümmern der Karawane nack dem Lager am Aruwhimi zurück und kam dann nach Stanley Falls, um Abmachungen mit Tipyo Tip zu treffen. Er ließ Mr. Bonny mit einigen Mann. schaften und den Mundvorräthen. welche gerettet werden konnten, im Lager von Aruwhimi zurück. Tippo Tip's Treue wird nicht an— gejweifelt. Major Barttelot war, wenn immer er nach der Stanley Falls ⸗Station kam, von den dortigen Beamten sowie von Tippo. Tip gewarnt worden, die Karawanen⸗Mannschaften rachsichtig zu bebandeln und sie nicht zu peitschen. Mr. Jameson erklärte den Beamten in Stanley Falls Staffon, Major Barttelot hätte zur Zeit seines Todes Stanley für todt gehalten, weil seit den von Deserteuren überbrachten Gerüchten alle Nachrichten über ihn fehlten. Tixvo Tip soll durch den Tod des Majors Barttelot sehr erschüttert worden sein und erklärt haben: er würde die Hälfte seines Vermögens hergegeben haben, um die Katastrophe zu vermeiden. Tippo Tiv und der belgische Lieutenant Baert traten Anfangs August eine viermonatliche Reife in das Land südlich von Kassongo in der Richtung des Katanga und westlich bis zum Lomani an, um diese unbekannten Regionen zu erforschen und Stationen zu gründen. Es wird als unmöglich betrachtet, eine neue Expedition zum Entsatz von Emin Pascha via den Congo zu bilden. Tippo Tip hat die Meinung ausgedrückt, es würde unmöglich fein, eine hinreichende Anzabl von Trägern für einen solchen Zweck nach der Auflösung von Major Barttelot's Expedition zu sammeln. Vor seiner Abreise mit Lieutenant Baert sandte er mehrere aus 5 oder 5 Mann bestehende Expeditionen in einer nördlichen Richtung aus, mit Weisungen, zu versuchen, indirekte Nachrichten über Stanley zu

erlangen.

«In Britisch-Indien wurden 1886 amtlichen Ausweisen zu

folge 24 841 Personen durch wilde Thiere getödtet, davon

22134 durch Schlangen, 923 durch Tiger 222 durch Wölfe, 194 durch

Leoparden, 113 durch Bären, 57 durch Elephanten, 24 durch Hyänen

und 1169 durch andere Thiere, darunter Scorpione, Schakals, Eber,

Krokodile, Büffel, tolle Hunde und Füchse. Im nämlichen Jahre

wurden 57 541 Rinder und anderes Vieh durch wilde Thiere getödtet,

aber in diesem Fall liegt das Verhältniß ganz anders, denn während

Schlangen den Tod von unz der menschlichen Wesen verschuldeten,

tödteten sie nur zwei von je 57 Rindern, Schafen u. J. w. Tiger und

Leoparden richteten den größten Schaden unter dem Vieh an. Tiger

tödteten 25 769 Stück, Leoparden 22 A5, Wölfe 4275, Schlangen

2514. Hränen 1312 und Bären 758. Die Vernichtung von Menschen

und Thieren scheint im Zunehmen zu sein; die Zahl der getoͤdteten

Personen ist höher als in irgend einem der vorhergehenden 10 Jahre.

Gleichzeitig hat die Zahl der getödteten wilden Thiere und der daffir

bezahlten Belohnungen zugenommen. 1886 wurden 22417 wilde

Thiere und 417 596 Schlangen vernichtet.

Athen, 19. Oktober. (W. T. B.) Nach amtlichen Berichten übersteigt der durch die jüngsten Regengüfsse bei den Eisenbahnen angerichtete Schaden 10069 Fr. nicht. Die beschädigten Eisen⸗ bahnstrecken werden in drei Tagen wieder hergestellt sein. Der Verkehr zwischen Patras und Korinth hat keine Unterbrechung erlitten.

Db dd i b 6 f —— 6 55 5(

om 20. Oktober 1888,

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Guillemin. Hr. Salomon.

Stationen.

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp. red. in Millim 89 23 Temperatur in O Celsius 50 C. 40 MI

d = dio C COO —— O0

Mullaghmore / 769 Aberdeen. III Christiansund ; Kopenhagen.

Stockholm.

Haparanda. St Peters burg Moskau ...

*

Serail.

Königlichen Anfang 74 Uhr.

Cork, Queentè⸗

*

von Toledo.

7 Uhr. Dienstag:

2 heiter 4 wolkenlos wolkenlos 3 wolkenlos

still wolkenlos

von Messina.

1

heiter 2 halb bed.

Dienstag: 1L bedeckt

Wien.... Breslau ... N

O N · CC L. N N άλ c t, d

ö iS QI woltenls

einiger Original Lieder aus J. Victor von Scheffel's Dichtung von R. ; Dirigent: Hr. Wegener. ö Anfang 76 Uhr. Schauspielbaus. Montag: Opernhaus. 192. Vorstellung. Fidelio. Oper in 2 Akten von L. van Beethoven. nach dem Französischen von F. Treitschke. Niemann) Anfang 74 Uhr. Schauspielhaus. Keine Vorstellung. Dienstag: Opernhaus. 193. Vorstell. Belmonte und Constauze, oder; Die Entführung aus dem Oper in 3 Akten von Mozart. on Bretzner. (Constanze: Fr. Koch ⸗Bossenberger, vom of Theater in Hannover, als Gast. )

Schauspielhaus. BDeutsches Theater. Sonntag: Die Jüdin

Montag: Frühling im Winter. Horatius Flaccus.

Die Jüdin von Toledo.

Berliner Theater. . Ein Trauerspiel in 4 Akten von Friedrich von Schiller.

Montag: Der Probepfeil. Lustspiel in 4 Akten von Oscar Blumenthal. Demetrins. i von Friedrich von Schiller ⸗Laube. (Klara Ziegler.)

Musik Zum 4. Male:

Hopp. 7 Uhr. Montag: von Trapezunt. von Offenbach.

Ballet von Charles Regisseur:

Bunge.

Keine Vorstellung.

Dichtung (Sr. Decorirt. Henri Meilhac.

Vorm. 115 Uhr, Matinèe:

Dichtung

Abende:

Keine Vorstellung. K Comedy · Company:

Anfang 7 Uhr.

Qunintus

Zwei Taube. Anfang

l. Male: Die schöne Sara. in 4 Aufzügen von Matthias Taͤncer. Sonntag: Die Braut (Klara Ziegler.) Schmetterlinge. W. Mannstaͤdt. 76 Uhr.

(Friedr. Haase.) Tragödie in 5 Akren

von Jacques Offenbach. Anfang

t Die Prinzessin Komische Operette in 3 Akten

Nesidenz - Theater. Sonntag: Zum 30. Male: Irn. (Décors) Lustspiel in 3 Akten von

Die Wildente. Drama in 5 Akten von Henrik Ibsen. Montag: Zum 31. Male: Decorirt (Decorè).

KRroll's Theater. Sonntag und die folgenden

Gastspiel der Anglo⸗American musical My Sweetheart. Schatz.) Gesangs⸗Lustspiel mit Tänzen in 3 Akten.

Belle Alliance Theater. Sonntag:

Posse mit Gesang Georg Zimmermann und

Montag und folgende Tage: Die schöne Sara.

Central - Theater. Sonntag: Zum 67. Male:

Gesangsposse in 4 Akten von Musik von G. Steffens. Anfang

Sonntag:

berg (Breslau). Hr. Amtsrichter Peter Becker mit Frl. Hedwig Tenge (Oldenburg. Hr. Hauptmann Raimund Gatti mit Frl. Marie Hoenes (Innsbruck = Trier).

Geboren; Ein Sohn: Hrn. Hauptmann von Collani (Frankfurt a. O) Hrn. Herm. Thronicke (Magdeburg). Hrn. W. Eggeling (Kochstedt).

zugen Schweitzer (Berlin). Hrn. T BSGanswindt (Wadang) Hrn. Max Steckelmann (Berlin). Eine Tochter: Hrn. Wiese (Berlin). Hen. Rechtsanwalt Keller (Meseritz). Hrn. Robert Hoff iaann (Leipzig). Hrn. Eduard Kunath (Chemnitz). Hrn. Erw. Hummel (Oehringen). Hrn. Albert Thienhaus (Barmen).

Gest or ben: Hr. Pastor emer. Dr. J. D. Proch⸗ now (Berlin). Frl. Klara Borck , Hr. Hotelbesitzer O. Kettlitz (Falkenberg i. Mark). Frau Jeanette Frentzel, geb. Tray (Norus- zatschen). Frau Elise Lorek, geb. Sperber Königsberg! Hr. Marine ⸗Zahlmeister Karl Kiel horn (Kiel).

(Mein

Zum Statt besonderer Anzeige.

Heute früh 2 Uhr wurde der Königl. Kreis⸗ physikus a. D., Geheime Medizinal⸗Rath

Professor Zr.

Wilh. Haeckermann

im 72. Lebensjahre von seinem langen schweren Leiden durch den Tod erlöst. Ihn betrauern aufs Tiefste seine Wittwe

1) Reif. ) Reif.

Rebersicht der Witterung.

Ueber Mittel⸗Europa ist der Luftdruck hoch und gleichmäßig vertheilt, ein Maximum über 775 mm liegt über dem centralen Dentschland. Ueber Cen⸗ tral · Europa ist das Wetter rubig, vorwiegend beiter und ungewöhnlich kalt. Im deutschen Binnenlande herrscht meist Frostwetter. Kassel meldet 3, Chem⸗ nitz und Bamberg 35 Grad unter Null. Zwischen der Ostsee und dem Schwarzen Meere fanden Nieder

schläge statt.

. Deutsche Seewarte. ——— —— Theater ⸗Anzeigen. Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern- aus. 191. Vorstellunß. Der Trompeter von Sättingen. Oper in 4 Akten nebst einem

Vorspiel von Victer E. Neßler. Dichtung mit utorisirter theilweiser Benutzung der Idee und

Wallner ⸗Theater. Sonntag: Zum 13. Male:

Madgme Bonivard. Schwank in 3 Akten von Alex Bisson und Antonie Mars. Deutsch von Emil Neumann. Vorher: Zum 13. Male: Der dritte Kopf. Posse in 1 Akt. Mit theilweiser Benutzung einer englischen Idee von Franz Wallner.

Montag und die folgenden Tage: Madame Bonivard. Der dritte topf.

Rictoria- Theater. Sonntag: Mit gänzlich neuer Ausstattung an Dekorationen, Kostümen und Requisiten, zum J. Male: Münchhausen. Phan⸗ tastisch burleske Ausstattungsposse mit Gesang und Ballet in 4 Akten und 12 Bildern von Ernst Blum und Raoul Tochs. Deutsch von R. Schelcher. Musik von C. A. Raida. Ballets von Severini. Anfang 7 Uhr.

Friedrich Wilhelmslãdtisches Theater. Sonntag: Zum 3. Male: Die Priuzessin von Trapezunt. Komische Operette in 3 Akten von Ch. Nuitter und L. Trefeu. Deutsch von Juliuz

Adolph Ernst- Theater. Zum 72, Male: Die drei Grazien. Gesangeposse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Görß. Musik von Franz Roth. (Novität) Im 2. Akt: Landpartie⸗ Duett. Anfang 7 Uhr.

Montag: Dieselbe Vorstellung. Anfang 73 Uhr.

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Helene Pilz mit Hrn. Georg Tauscher (Marienburg i. S. Tevlitz i. B) Frl. Thekla Oelsner mit Hrn. Gerxichts⸗Affessor

Max Bucka , ,, 985 Marie Struck

mit Hrn. Kaufmann Emil Grosser (Gollnow Breslau). Frl. Gertrud Hillmann mit Hrn. Second Lieutenant Richard Goldmann (Berlin Rostock'. Frl. Henni Becker mit Hrn. Kauf mann Hans Zeyßig (Berlin Leipzig).

Verehelicht: Hr. Gustav Sarre mit Frl. Anna Brauns ˖ Droge (Berlin Herzershof). Hr. Karl Pauly mit Frl. Leokadie von Reppert (Berlin). Hr. Emil Zadeck mit Frl. Elisabeth Lichten.

und der Sohn Greifswald, den 19. Oktober 1888. Marie Haeckermann, geb v. Haselberg. Dr. Ernst Haeckermann,

prakt. Arzt in Hamburg. [37265

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Scholy.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗ Anstalt, Berlin 8w., Wilhelmstraße Nr. 32.

Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗ Beilage),

und ein Prospekt der chemischen Fabrik für Tinten, Eduard Beyer zu Chemnitz.

Berlin:

zum Deutschen Reichs⸗-Anzeiger und Königlich Preu

. 268.

Erste Beilage

*

k

Berlin, Sonnabend, den 20. Oktober

ischen Staats⸗Anzeiger. 1888.

Gewerbe und Handel.

Aus dem Abschnitt: Wirthschaftliche und sittliche Zu- stände der Arbeiterbevölkerung; Wohlfahrtseinrich— tungen; Verschiedenes! beben wir aus den Amtlichen Mit« tbeilungen und den Jahresberichten der mit Beaufsichtigung der Fabriken betrauten Beamten (Berlin, W. T. Bruer) noch Folgendes

ervor:

Die wirthschaftliche Lage der Arbeiterbevölkerung hat im Be— richtssahre eine wesentliche Aenderung im Ganzen und Großen nicht in größerem Umfange erfahren. Sie wird im Allgemeinen als eine „befriedigende“, . günstige' oder „gute“ bezeichnet, in einzelnen Auf⸗ sichtsbezirken als eine im Vergleich zum Vorjabre bessere“:

„In Anbetracht der Umstände, daß die Erwerbsverhältnisse gün⸗ stige sind, sich stellenweise sogar nech geboben haben, fowie daß die Lebens mittelpreise die gleichen geblieben, in einzelnen Gegenden sind die Fleischpreise den gesunkenen Viebpreisen entsprechend herabgegan— gen darf die wirthschaftliche Lage der Arbeiterbevölkerung wohl als befriedigend bezeichnet werden. (Merseburg ⸗Erfurt.)

Industriezweigen des Aufsichtsbezirks gesteigerten Thätigkeit entspre⸗ chend, in Folge regelmäßigen und zum Theil erhöhten Verdienstes im Berichtsjahre im Allgemeinen günstig gestaltet. (Trier⸗Aachen.)

(Im Großen und Ganzen scheinen nach dieser Richtung keine wesentlichen Aenderungen stattgefunden zu haben.“ (Pifal; ꝛc.)

Da eine Herabsetzung der Löhne im Allgemeinen nicht stattfand,

sondern in manchen Betrieben eine Lohnerhöhung, eine Steigerung der Lebensmittelpreise aber nicht zu bemerken war, so können die Wohl standsperbältnisse der Arbeiter im Allgemeinen als befriedigende be— zeichnet werden. (Dresden.) Von einem Nothstande der arbeitenden Klassen im Allgemeinen ist in Ansehung der zahlreichen, stark besuchten öffentlichen Vergnü— gungen, an denen sich namentlich Arbeiter beiderlei Geschlechts berhei⸗ ligen, sowie in Berücksichtigung des Aufwandes, welcher hinsichtlich der Kleidung und des Putzes getrieben wird, nicht zu sprechen.“ (Chemnitz.)

„Die wirtbschaftliche Lage der Arbeiterberölkerung des hiesigen Bezirks ist unter Berücksichtigung der Löhne, des Aufwandes für Beköstigung, sowie der Preise für Kleidung und Wohnung als eine günstige zu bezeichnen, und ermöglichte mehrfach eine Erholung von den Verlusten vorhergegangener ungünstiger Jahre. (Zwickau.)

Im Allgemeinen ergiebt sich bezüglich der Lage der Arbeiter, trotz der während des ganzen Jahres, namentlich auch in Arbeiter kreisen gehegten Kriegsbefürchtungen, ein erfreuliches Bild.“ (Bautzen.)

„Da es im Handel mit Lebensmitteln an zahlreicher Konkurrenz nicht fehlt, jo sind die Lebensmittel zur Zeit im Allgemeinen nicht tbeuer; Kleidungsstücke, besonders für die arbeitenden Klassen, liefert die Industrie zur Zeit zu unglaublich billigen Preisen. Nur in seinem gewohnten Haustrunk, dem Most, ist der schwäbische Arbeiter durch en gänzlichen Ausfall an Obst heuer wesentlich verkürzt worden.“ (Württem berg.)

„Die wirthschaftliche Lage der Arbeiter ist nicht zurückgegangen, an einigen Orten, an welchen in Folge der Zunahme der industriellen Thätigkeit eine stärkere Nachfrage nach Arbeitskräften stattgefunden hat, ist vielmehr eine Besserung zu verzeichnen. Diese Besserung findet nicht nur in einer stetigeren Beschäftigung zu genügenden Löhnen, sondern zum Theil auch darin ihren Ausdruck, daß die Arbeiter mancher stark bevölkerten Orte nicht mebr ibre Beschäfti—⸗ gung mehrere Stunden entfernt suchen, und zu diesem Zweck die Woche durch vom Hause wegbleiben mußten, daß sie vielmehr in Folge der Errichtung neuer Fabriken nahe bei ihrer Heimath Arbeit fanden. Da diese Arbeit meist gleich gut bezahlt wurde, als die frühere, so bewirken solche Verschiebungen nicht nur eine Verbesse⸗ rung des Familienlebens, sondern auch eine solche in der wirthschaft— lichen Lage dieser Arbeiter. (Baden.) .

„Die wirthschaftliche Lage der Arbeiter im Großherzogthum ist nach wie vor als eine günstige zu bezeichnen. Einerseits ist hier zu Lande nach amtlichen Ermittelungen der Preis der notbwendigsten Lebensbedürfnisse ein relativ mäßiger, und andererseits das Jahres einkommen eines Arbeiters, welches sich im Durchschnitt auf etwa so (S stellt, ein verhältnißmäßig hohes. ( Miecklenburg⸗Schwerin.)

„Die wirthschaftliche Lage der Arbeiter ist bei dem im Ganzen zufrieden stellenden Geschäftsgang im Jahre 1387, sowie in Folge der verhältnißmäßig billigen Lebensmittel und Wohnungen im Lande eine günstige geblieben; an Arbeitsgelegenheit und lohnendem Verdienst bat es niemals gefehlt.‘ (Sachsen-Meiningen.) ö

„Die Lage der in den Fabriken beschäftigten Arbeiter ist im Allgemeinen bei normalem Verdienst als eine befriedigende zu bezeich⸗ nen, entsprechend der ungestörten Geschäftsthätigkeit in den einzelnen Berufszweigen. Ausnahmen finden sich ja in jedem Jahre; sie waren aber in der Berichtsperiode vorübergehend und ohne Einfluß auf das Ganze. (Anhalt. . J Hat soll noch werden, daß auch die wirthschaftliche Lage der Fabrikarbeiter eine ganz leidliche geblieben und eine den Vechältnissen angemessene gute ist. CReuß ä. S.) =

Wesentlich ist für die wirtbschaftliche Lage der Arbeiterbevölke⸗ rung ein entsprechendes Verhäliniß des Verdienstes zu dem erforder⸗ lichen Aufwande für Lebensmittel, Wohnung und Kleidung. In dieser Beziehung war auch das Berichtsjahr wieder in sofern ein günstiges, als die Preise der Lebensmittel im Allgemeinen dieselben geblieben und nur vereinzelt, an einigen Orten mit schnell berangewachsener Arbeiterbevölkerung (Baden), in die Höhe gegangen sind, während eine Minderung des Arbeitereinkommens im Allzemeinen weniger herrortrat, als eine in einzelnen Industriezweigen und Be— zirken wahrgenommene Vermehrung desselben, welche auch für die Ernährung nicht ohne Einfluß blieb. So spricht nach der Ausführung des Auffichtsbeamten für Chemnitz die Errichtung und Veränderung von 57 Schlächtereien für die Thatsache, daß die Arbeiterbevölkerung sich im Allgemeinen besser und kräftiger zu nähren trachtet, Weit beser noch würde es um die Ernährung sowohl wie um die Lage der Arbeiterbevölkerung im Allgemeinen bestellt sein, wenn nicht die Putz und Vergnüͤgungssucht, namentlich des jüngeren Theiles der weihlichen Arbeiter, und der übermäßige Genuß geiniger Getränke auf Seiten der männlichen Arbeiter bäufig 6. h Theil des Arbeitsverdienstes aufijebrten. (Merseburg / Erfurt, Zwickau ö w ' . Mißstände ist aber ver, Allem von der Hebung der Genügfamkeit und des wirthschaftlichen Sinnes der arbei⸗ tenden Bevölkerung bedingt. An beiden scheint es häufiger zu fehlen, nicht etwa nur da, wo Arbeiterfamilien auf kleines und bescheidenes Einkommen des Mannes angewiesen sind, sondern vielfach, und zu— weilen noch mehr auch dort, wo das Einkommen des letzteren durch Mitarbeit von Frauen und Kindern einen beträchtlichen Zuschuß er— bält. Wie erheblich diefer mitunter ist, erhellt aus der Mütheilung des Aufsichtsbeamten für Baden, wonach es in diesem Benitk lange nicht mehr so selten wie noch vor wenigen Jahren ist, daß ale erwerbsfähigen Mitglieder einer Familie in, der Fabrik arbeiten, und mitunter 5—7 Perfonen aus einer Familie in dieser Weise thãtig sind. „Oft bleibt alsdann nicht einmal die Frau zu Hause, obalfich sie dies bei dem 14tägigen Verdienst einer folchen Familie von 129 bis 130 us fehr wohl könnte. Sie kehrt um 11 Uhr aus der Fabrik zurück, um für die vielen Persosen das Mittagessen zu besorgen. Es ist dies eine ganz falsche Sparfamkeit, da bei einem solchen Arbeiter

lich „Die wirthschaftliche Lage der Arbeiter hat sich, der fast in allen;

einkommen die Frau mehr im Hause erwirthschaften, als in der Fabrik verdienen kann.“ ö ; .

In richtiger Erkenntnis des vielseitigen Werthes gesunder and billiger Wohnungen für die arbeitende Bevölkerung haben die auf eine Besserung der bestehenden Wohnungsverhältnisse gerichteten Be⸗ strebungen auch im Berichtsjahre wieder bei manchen Arbeitgebern Förderung und Unterstützung gefunden. In einer nicht unerheblichen Zahl von Aufsichtsbezirken baben in Folge dessen die Arbeiterwoh— nungen eine zum Theil beträchtliche Zunahme erfahren. So hat im Beijirk Hannover die Portland ⸗Cementfabrik den Bau derartiger Wohnungen unternommen. Im Kreise Gummersbach (Köln-Koblenz) hat man mit der Einrichtung von Arbeiterbäusern in der Nähe einiger größerer Kunstwollfabriken begonnen. Auch die Kreuznacher Glashütte beabsichtigt in dieser Weise vorzugehen. Ein kürzlich verstor⸗ bener Großindustrieller hinterließ der Stadt Köln a. Rh. die Summe von 100 9000 6 zur Beschaffung billiger und gesunder Arbeiter—⸗ wohnungen, nachdem derselbe noch bei Lebzeiten sowohl in Mül— heim a. Rh, wie in der Nähe der vorgenannten Stadt Arbeiterwoh— nungen für 75, beziehungsweise 54 Familien errichtet hatte. „‚Erfreu ist', bemerkt der Aufsichtsbeamte für die Regierungsbezirke der Pfal;, Unterfranken und Aschaffenburg, „daß an einigen Orten eine Reihe neuer Arbeiterhäuschen von Arbeitern selbst oder von Arbeitgebern erbaut entstanden sind. Eine Fabrik, deren Arbeiter wohnungen nicht ausreichen, hat zunächst in der Stadt Wohnungen gemiethet und stellt diese den Arbeitern zur Versügung“ u. s. w

Wenig Erfreuliches berichtet der Aufsichtsbeamte des Bezirks Mittel⸗Oberfranken über die in gewissen Betrieben eingerichteten Schlafstellen: „auf denjenigen Ziegeleien, in welchen regelmäßig im Frübjahr zureisende Arbeiter aus Italien oder Lippe-Detmold beschäftigt werden, wird denselben Seitens des Arbeitgebers freie Schlafstelle geboten; das Gleiche ist der Fall bei den Glasschleifen. Ein bestimmter Vorfall bot mir Veranlassung, der Beschaffenheit dieser Schlafstellen nähere Aufmerksamkeit zuzuwenden, um thatsächlich hie und da vorhandene unwürdige Zustände unter Beihülfe der Polizeibehörden abzustellen; es wird dies auch künftig im Auge behalten werden.“

Eine wesentliche Erleichterung und Unterstützung fand das Be— streben der arbeitenden Bevölkerung nach gesuͤnden und billigen Wohnungen in mehreren Bezirken auch im Berichtsjahr wieder durch die Einrichtung von Arbeiterzügen Seitens der Eisenbahnverwaltungen (Zwickau, Württemberg, Baden, Oldenburg, Reuß i. L.).

Die hohen Miethen, oder auch der Wunsch, möglichst bald in den schuldenfreien Besitz des mit geringer Anzahlung erworbenen Haufes zu gelangen (Sachsen⸗Weimar), veranlassen die Arbeiter— familien vielfach, ihre Einnahmen durch die Annahme von Kost- und Quartiergängern aufzubessern. In Gera pflegt beispielsweise ein Quartiergänger für die Woche durchschnittlich zu zahlen: für Schlaf— stelle, einschließlich Kaffee, 1 75 „, für Mittagessen 2 „S 80 3, für Wäsche 50 A, im Ganjen also 5 e 5 3. In Oberfranken kostet die Schlafstelle für den ledigen Arbeiter L SM bis 1 6 20 3 wöchentlich, in Erlangen hingegen 2—3 „K, für Kost und Wohnung werden meist 7— 8 ½ bezahlt. g

Die mit dem Kost⸗ und Quartiergängrwesen häufig verbundenen Mißstände sind bekannt. Im Aufsichtsbezirk Zwickau trat in Betreff derselben, namentlich soweit Arbeiterinnen in Frage kommen, zwar keine wesentliche Aenderung ein, ‚„aber es wurde doch insoweit eine Wandlung zum Besseren geschaffen, als durch die von Zwickau nach Werdau. Meerane und Aue verkehrenden Omnibuszüge, insbeiondere durch einen Abends um 8 Uhr von Werdau nach Zwickau abgehenden Zug, die Ankunft in Zwickau über eine Stunde fruher erfolgt.“

Auch im Aufsichtsbezirk Leipzig bestehen die im Vorjahre ge— schilderten Verhältnisse im Wesentlichen fort. In Oldenburg haben sich gleichfalls durch Untervermiethung und übermäßige Ausnutzung der Räume Unzuträglichkeiten herausgestellt. ‚Ueberfüllung der Schlafräume wurde wiederholt beobachtet und durch den zuständigen Amtshauptmann energisch bekämpft.“ Für diesen Aafsichtsbe irk ist eine gesetzliche Regelung des Schlafstellenwesens in Aussicht ge— nommen, für die Stadt Gera auf dem Wege der Polizeiverordnung im Berichtsjahre erfolgt.

Klagen über den häufigen Wirihsbausbesuch Seitens der männ— lichen, namentlich auch der jugendlichen männlichen Arbeiter, und über den unmäßigen Genuß von Spirituosen sind auch im Berichts— jahre wieder aus einer Reihe von Aufsichtsbezirken laut geworden. Insbesondere gilt dies von denjenigen Kreisen des Aufsichtsbezrks Merseburg Erfurt, welche von einwandernden Arbeitern aus Sclesien, Posen und Polen überschwemmt werden, wie Bitterfeld und die Mans— felder Kreise, wo der Branntweingenuß, und im Gefolge desselben eine Verrohung der Arbeiterberölkerung in bedauerlicher Weise überhand nimmt.“ Eine Besserung ist in diesen Verhältnissen bisher nicht be— merkbar geworden, dieselbe glaubt der Aufsichtsbeamte sich erst dadurch versprechen zu können, daß jeder Fall Aergerniß erregender Trunkenheit mit Geld und im Wiederholungsfalle mit Gefängniß bestraft, und daß es unmöglich gemacht wird, daß sich in der Nähe neuentstehender gewerblicher Anlagen oder jeden Neubaues sofort Verkaufestellen für Branntwein einnisten. „Im diesseitigen Bezirk“, heißt es im Be— richt, scheinen Bauhandwerker und Bergleute im Branntweingenuß am weitesten zu gehen, während bei Arbeitern in geschlossenen Fabriken imm erhin ein gewisser Grad von Enthaltsamkeit, wenigstens während der Arbeitszeit, anerkannt werden muß.“

Eine wesentliche Beförderung des Wirtbshausbesuchs und der mit demselben verbundenen üblen Folgen erblickt auch der Bericht für Zwickau in den überhand nehmenden Schankstätten der Bericht für Oldenburg aber vornehmlich in dem Umstande, daß in diesem Aussichtsbezirk ‚die kleinen Kramläden leider gewöhnlich mit Schänken vereinigt sind; sie liefern Waaren auf. Kredit und Branntwein gegen Bonszettel an die Zuträger der Fabrikarbeiter.“ Auch das Kantinen= wesen, wo dasselbe nicht ordentlich geleitet wird, namentlich da. wo der Arbeitgeber selbst sich nicht um dessen Ein richtung kümmert und den Verkauf von Branntwein ohne Einschränkung duldet, wirkt auf eine Besserung der in Rede stehenden Verhältnisse ungünstig ein. Daß die Be hörden diesen Mißständen ihre Aufmerksamkeit zuwenden, erhellt u. A. aus der Mittheilung des Aufsichtsbeamten für Leipzig, wonach in Vororten Leipzigs mehrere Fabrikbesitzer bestraft wurden, weil An— gestellte derselben im Auftrage oder mit Genehmigung der Fabrik inhaber ohne die nach 8 35 der Gewerbeordnung erforderliche Er— laubniß Kantinen hielten, in denen unter Anderem Bier und Branntwein zum sofortigen Genusse in dem Fabrikraume an Arbeiter, und zwar gegen einen Preis verabreicht wurde, welcher den Einkaufspreis nicht unbeträchtlich überstieg, und jedenfalls den, übrigens auf . Rechnung wirthschaftenden Kantineninhabern einen Verdienst zufübrte.“ = ;

Gn gehen der Ansicht des Aufsichtsbeamten für Merseburg-Erfurt bat nach der Mittheilung des Berichts für Posen die neue Steuer— gesetzg'bung einen wesentlichen Einfluß auf die Abnahme des Brannt⸗ weingenusses ausgeübt. Ein Ausschantbesitzer in der Nähe einer Fabrikanlage wies dem Aufsichtsbcamten aus seinem Kontobuch nach, daß er 23 50 Branntwein weniger verkauft hatte, als in der gleichen Zeit der Vorjahre. ö . .

Was die Arbeitgeber anlangt, so ist es im Allgemeinen unver⸗ kennbar, daß sich dieselben mehr und mehr an dem Bestreben be⸗ theiligen dem Branntweingenuß nicht nur durch das Verbot desselben

innerbalb der gewerblichen Anlagen, sondern vor Allem auch durch

die Gewöhnung der Arbeiter an andere, erfrischende Getränke und durch die Ermöglichung einer billigen, aber guten und kräftigen Er⸗ nährung entgegenzuwirken. Diese Bestrebungen, welche, ihrer all⸗ gemeineren, auf die Besserung des Looses und der Lebensweise der Arbeiter gerichteten Tendenz halber, des Näheren noch an anderer Stelle zu erwähnen sind, decken sich in der Hauptsache mit denjenigen Vorschlägen, welche der Vorstand des Bezirksvereins gegen den Miß brauch geistiger Getränke in Kassel in einem an 76 Fabriken des Regierungsbezirks Kassel gerichteten Rundschreiben empfohlen hat und welche dahin gingen:

1I) den Verkauf und das Herbeiholen von Branntwein innerhalb der Fabrik während der Arbeitszeit zu verbieten,

2) unschädliche Genuß und Erfrischungsmittel (Kaffee, Thee, Chokolade, Fruchtsäfte, leichtes Bier, im Winter Warmbier) an die Arbeiter zu billigen (Selbsttosten⸗) Preisen innerhalb oder in unmittel⸗ barer Nähe der Fabrik zu verabreichen, und

3) eine richtige, kräftige Ernährungsweise der Arbeiter durch Errichtung von Kantinen, welche auch gute Fleischkost zu billigen (Selbstkosten ;) Preisen gewähren, zu befördern.

Auf diese Hinweise waren, den Veröffentlichungen des Vereins zufolge, von 27 Anlagen Erwiderungen eingegangen, welche, mit Aus⸗ nahme einer einzigen, den Vorschlägen sympathisch gegenüberstanden (Kassel Wiesbaden). Hierzu ist, heißt es in dem Bericht für den letzteren Bezirk, zu bemerken, daß in der eigentlichen Fabrikindustrie ganz allgemein dem übermäßigen Schnapsgenuß entgegen gearbeitet wird; es liegt dieses auch zu sehr im Interesse der Industriellen selbst, da ein dem Trunk ergebener Arbeiter großen Schaden anrichten kann; daß manche Posten, wie z. B. die der Kesselwärter, nur mit durchaus nüchternen Personen besetzt werden, muß als vollständig selbstrerständlich angesehen werden. manchen Arbeiten, z. B. beim Entfernen des Eises von Wasserrädern, wird jedoch selbst von solchen Arbeitgebern, in deren Anlagen der Branntwein durchaus ver⸗ boten ist, den Arbeitern ganz regelmäßig ein passendes Quantum unentgeltlich gereicht.

An Stelle des Branntweins wird auch im Berichtsiahre wieder gut zubereiteter Kaffee als das geeignetste Erfrischungsgetränk bezeichnet, welches bereits in vielen Betrieben, theils unentgelt— lich, theils zu sehr billigen Preisen verabreicht wird. Beispiele hier für bieten unter anderen Anlagen im Aufsichtsͤbezirk Merseburg— Erfurt die Lauchhammer'schen Werke, die Zuckerfabriken zu Brottewitz, Stöbnitz und Körbisdorf, die Richter'schen Werke in Bitterfeld, die Ackermann'sche Briquettfabrik, die Riebeck'schen Montanwerke, die Malzfabriken zu Könnern und von Kuntze und die Cigarren- und Tabackfabrik von Grimm u. Triebel in Noördhausen. . . . .

In der Stadt Leipzig dürften sich nach der Ansicht des Aufsichts— beamten dieses Bezirks, in welchem auch, wie hier bemerkt sei, eine streng⸗re Prüfung der Bedürfnißfrage bei Ertheilung der Schank— konzessionen eingetreten ist, die seit dem Jahre 1884 in Leipzig be⸗ stehenden, eines steigenden Zuspruchs der Bevölkerung sich erfreuenden Winterhallen für Verabreichung warmer Getränke, in welchen 41 Kaffee, Thee, Milch, Warmbier oder Chokolade zum Preise von 5 bis 10 verabreicht wird, mit der Zeit als ein wirksames Mittel

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zur Bekämpfung des Branntweingenusses erweisen.

In erheblichem Maße macht sich der Branntweingenuß hier und dort auch in der Hausindustrie bemerkbar. „Leider hat sich auch in die Kreise der Hausweber des Kreises Glatz der Branntweingenuß eingeschlichen; Weber, die sich demselben hingegeben haben, leben von Branntwein und Brot.“ (Breslau⸗Liegritz. Führt für den Fabrik— arbeiter schon der geregelte Betrieb, wenigstens für die Arbeitsstunden, eine Beschränkung des Genusses von Branntwein herbei, so fällt dieses Hemmnis für den hausindustriellen Arbeiter hinweg.

Die von Arbeitgebern oder unter deren Mitwirkung zu Gunsten der Arbeiter und ihrer Angehörigen geschaffenen Wohlfahrtseinrich tungen haben wiederum eine nicht unerhebliche Zunahme erfahren. Besondens tritt dieselbe in den Berichten für die AÄufsichtsbezirke des Königreichs Sacksen hervor. Die für diese Bezirke gegebenen Mit theilungen führen Einrichtungen, Veranstaltungen und Stiftungen der verschiedensten Art auf. Eine erschöpfende Uebersicht aller für die Ar⸗ beiter, nicht selten unter Hingabe erheblicher Mittel zur Zeit bestehenden Einrichtungen enthalten sie indessen nicht. Das Letztere gilt auch von den Berichten für die übrigen Aufsichtsbezirke, welche sich übrigens im Gegensatz zu den Berichten der säcksischen Aufsichtsbeamten, zum größeren Theil auf kurze oder allgemeine Mittheilungen beschränken. Diese weisen aber immerhin darauf hin, daß auch hier im Berichts jabre mancherlei zum Besten der Arbeiter geschehen ist. So traten im Aufsichtebezirk Trier-Aachen in einzelnen bedeutenden Zweigen der gewerblichen Thätigkeit die früher weniger bemerkten Beftrebungen der Arbeitgeber hervor, nicht nur durch Geldopfer, sondern durch Ein— richtungen, durch welche sie die Lage der Arbeiter zu verbessern suchen, und durch persönliches Bemühen um ihre ganze Woblfahrt den Ar⸗ beitern näher zu treten! Za nicht geringem Theil darf, wie aus gelegentlichen Aeußerungen der Arbeitgeber zu entnehmen war, diese Erscheinung dem Einflusse der ganzen neueren Gesetzgebung auf sozialem Gebiet zugeschrieben werden.“

Zu den hierber gehörigen Unternehmungen zäblen, außer den be- reits erwähnten Einrichtungen zur Förderung der Ausbildung jugend licher Arbeiterinnen für den Hausfrauenberuf und zur Hebung der Wohnungsverhältnisse, namentlich die Einrichtungen zur Förderung der Ernährung durch die Bereitstellung von Küchen⸗ und Speise— räumen oder die Lieferung guter und zugleich billiger Speisen und Getränke, ferner Badeeinricktungen, Stiftungen zu den verschiedensten Zwecken, Spar- und andere Kassen, Kinderbewabranstalten, Knaben⸗— und Mädchenhorte, der Zusammentritt zu Vereinen mit bald größerer, bald, wie Volksküchen, keschränkteren Aufgaben, die Veranstaltung von geselligen Zusammenkünften und Feierlichkeiten, insbesondere zur gemeinsamen Weihnachtsfeier oder zur Begehung von Jubiläen, sei es von Geschäften, Arbeitgebern oder Arbeitern, sowie endlich Vergünsti⸗ gungen der mannigfachsten Art, insbesondere auch zum Besten ver⸗ heiratheter oder langgedienter Arbeiter.

Einrichtungen zur Förderung der Ernährung durch Ermöglichung einer billigen und guten Kost bestehen in einer ganzen Reihe von Auf sichtsbezirken. Mehr noch würde wohl noch in dieser Richtung ge— schehen, wenn dieselben nicht häufig von den Arbeitern unbenutzt ge—⸗ lassen würden, welche nicht selten, wie die unten mitzutheilenden Er⸗— fahrungen zeigen, der besseren Nahrung eine weit weniger gute und theuere um deßwillen vorziehen, weil ihnen für die letztere Kredit ge⸗ währt wird, während die in den betreffenden Anlagen bestehenden Einrichtungen, sowohl im eigenen Interesse, wie im Hinblick auf das wohlverstandene Interesse des Arbeiters, auf dem Grundsatze der Baarzahlung beruben

Ueber zum Besten der Arbeiter getroffene Badeeinrichtungen liegen Mittheilungen aus den Aufsichtsbezirken Berlin Charlottenburg, Magdeburg, Köln⸗Koblenz, der Pfalz ꝛc. und Plauen vor.

Im Aufsichtsbezitk Berlin Charlottenburg ist in der mehr— genannten Hevl'schen Fabrik zu Charlottenburg eine Badeanstalt mit 10 Badezellen errichtet, welke, da sie auch warme Bäder bietet, zu jeder Jahreszeit benutzt werden kann.

Im Aufsichts bezirk Magdeburg hat die gleichfalls bereits erwähnte Firma Schaffer u. Budenburg zu Buckau vorläufig eine aus einem Wannenbade und 12 Douchen bestehende Badeeinrichtung hergestellt. Jede Douche ist mit 2 An und Auskleidezellen versehen. In jeder Zelle befinden sich 1 El rpvsg Kleiderhaken, 1 Spiegel, 1 Stiefel⸗ knecht und 1 Korkfußdecke. Auch für die Eisengießerei der genannten