Berliner Theg ter. Das dies wöchentliche Repertoire weist neben den immer gleich zugkräftigen Wiederholungen des Demetrius und der Braut von Messina“ auch eine Lustspiel⸗ Premiere auf: am Donnerstag findet, wie schon angekündigt, die erste Aufführung des Luftspiels . Mit fremden Federn von Carl Schönfeld statt. Das Stück, für Berlin Novität, ist schon an zahlreichen auswärtigen Bühnen mit Erfolg zur Darstellung gelangt.
Wallner ⸗Theater,. Auch am gestrigen Sonntage war, wie uns die Direktion mittheilt, das Haus schon bei Schluß der Vor⸗ mittagskasse ausverkauft, und der Kassirer in der angenehmen Lage, der Vorstellung der beiden Repertoirestücke Madame Bonivard“ und Der dritte Kopf! beiwohnen zu können. .
— Im Lessing⸗ Theater gelangte am Sonnabend Paille⸗ ron's dreiaktiges Lustspiel Fräulein Maus‘ (la souris) zur Aufführung. Es ist als ein Wagestück zu betrachten, daß die Direk- tion gerade um dieses an Handlung arme, wenn auch an psychelo⸗ gischen Vorgängen reiche Werk das Repertoire des jungen Instituts vermebrt; denn zasselbe ist gewissermaßen nur für lite⸗ rarische Feinschmecker berechnet, welche sich, statt an ab⸗ wechselungs reichen Scenen, an einem fein gearbeiteten Dialog eifreuen wollen. Es sind vorwiegend seelische Vorgänge, welche sich hier abspielen; ihre Ursache und Entwickelung mit zu erleben und in behaglicher Ruhe denselben von Anfang bis zu Ende zu folgen, ist Aufgabe des Zuschauers oder besser Zuhörers, der in seiner Geduld nicht ermüden darf, selbst wenn einige Längen in dem Werk ihn ver⸗ drießen follten. Pailleron hat es hier unternommen, uns vier Frauen zu schildern, welche sich um die Liebe eines Mannes bewerben und dies jede auf ihre Weise zu erreichen versuchen. Die Stärke oder Schwäche unferer Sympathie für die eine oder andere dieser Personen richtet sich nach der Art, wie sie ihren Zweck verfolgen. Wenig gefallen werden dem deutschen Publikum die beiden Damen Peva Rimbault und Hermine von Sagancy, deren Manieren und Sprache doch zu sehr an die Halb⸗ welt erinnern, als daß sie nicht in einem anständigen 5 wie dem der Frau von Moifand ist, befremdend wirken müßten.
ie Darstellerinnen hatten eine entschieden schwierige Aufgabe und es kann nicht geleugnet werden, daß die Pepa des Frl. Marie Meyer verfehlt war. Hier mangelte jene Grazie, welche allein eine derartige igur erträglich erscheinen läßt. Es soll ein leichtes Pariser Blut ein, das hier keck pulsirt und sich über die Schranken des uten Herkommens kühn hinwegsetzt, wenn aber so derbe und zum 36 unfeine Effekte verwendet werden, wie in der Darstellung durch die erwähnte Dame, so wirkt diese Pepa geradezu abstoßend und pein⸗ lich. Frl. Sophie von Dierkes fand einen glücklicheren Ton mit ihrer Her⸗ mine von Saganoy, sie spielte vornehmer und anmuthiger und verbalf so ihrer Partie zu einem freundlicheren Erfolge. In Irl. Margarethe Kramm besitzt das Lessing Theater eine vielversprechende junge Kraft, die bei fleißigem Studium, unbeeinflußt durch überschwaͤngliche Lobes erhebungen einer allzu wohlwollenden Kritik, sich zu einer tüchtigen Schaufpielerin beranbilden dürfte. Die Scenen zwischen dieser jungen Dame und Hrn. Eugen Stägemann waren die erguicklichsten und am besten gespielten in der ganzen Aufführung. Der warme herzliche Ton, welchen Hr. Stäͤgemann in den Höhepunkten seiner Darstellung anschlug, wirkte überaus woblthuend und überzeugend, Frl. Emilie von Aichsberg spielte etwas zu weinerlich, sie muß bestimmter und emeffener auftreten. Die Rolle der Frau von Moisand fand in ö Wilhelmine Schlüter eine angemessene. Vertretung. Das
nsemblespiel war im Allgemeinen echt befriedigend, hier und da bätte man ein etwas flotteres Tempo gewünscht. Die Uebersetzung von Dito Brandes ist jedoch keine mustergültige; die graziöse Sprache des Franzofen kommt in ihr zu kurz. man hört oft Ausdrücke der irivialsten Art, die sich reckt gut vermeiden oder durch bessere hätten ersetzen lassen. Das Publikum verhielt sich der Aufführung gegen⸗ über recht wohlwollend und zeichnete die Mitwirkenden durch lebhaften Beifall aus.
— Der Pianist Hr. Emil! Sauer gab am Sonnabend in der Sing ⸗Akademie ein Concert. Dem jugendlichen Virtuosen, welcher sich schon öster in Berlin hat hören lassen, wurde bei seinem Auftreten freundliche Begrüßung Seitens der zahlreich erschienenen . zu Theil. Sein Programm bot, außer einigen kleineren
oli, das C- moll. Concert von Saint ⸗Sasns, Mendelssohn 3 Rondo brillant in Es-dur und ein Concert von Tschaikowsky, in welchem das Philharmonische Orchester unter Hrn, Kogel's verstndniß · voller Leitung die Begleitung ausführte. Hr. Sauer meistert sein Inftrument mit staunengwerther Sicherheit, überwindet leicht die größten Schwierigkeiten, spielt rhythmisch und mit Präzision. Die Passagen sind klar im forte, graziös im piano. In den Chopin'schen Va⸗˖⸗ riationen umschwebten die feinen Verzierungen wie zierliche Arabes ken die Melodie. Die Auswahl der vorgetragenen Kompositionen und
des Spielers erglänzen zu lassen, als seelisch zu befriedigen. Der etwas scharfe Klang des Ibach'schen Flügels ließ auch das fortissimo oft unschön erklingen. Das Publikum kargte nicht mit Beifall, was Hrn. Sauer zu einer Zugabe veranlaßte.
Gestern hatten sich die drei Schwestern Mari anne, Clara und Emmy Eißler aus Wien im Saale der Sing ⸗Alademie zu einem Concert vereinigt, in welchem sie mit ihren Leistungen auf der Harfe, der Geige und dem Klavier vor dem Publikum er⸗ fchienen. Ganz besonders waren die Vorträge der noch sehr jugend⸗ lichen Harfenistin Clara C. zu loben, doch waren auch bei ihrer Schwester Marianne, der Geigerin, sehr bedeutende Fortschritte gegen früher ju bemerken. Beide eröffneten das Concert mit einer sehr melodiss und stilvoll komponirten Sonate von Spohr, in welcher die Geigerin das Andante sehr ausdrucksvoll spielte, während im Rondo ihre. Schwester die nicht. geringen tech nischen Schwierigkeiten mit großer Präzision und feiner Schattirungsweise zu überwinden verstand. Von der Letzteren börten., wir noch eine Phantasie für Harfe Autumn“ ven John Thomas, in der eine außerordentliche Geläͤufigkeit bei Ausführung der Akkordfiguren in schnellster Tempobewegung und beim Uebergehen ins leiseste Pianifsimo beansprucht wird. Die Virtuosin wußte sowohl diese Schwierigkeiten vollkommen zu bewältigen, als auch das Hervortreten der Cantilene dabei sorgfaltig zu beobachten. Ein Gleiches gilt von dem Vortrag der ziemlich ähnlich geformten Phantasie . Mandoline“ von Parifh⸗Alvars, der ein rauschender Beifall folgte. Daß die Harfe in dem großen Saal etwas schwach klang, wollen wir nicht unerwähnt lassen. Die Violinistin trug noch ein Adagio von Mozart und „Sarabande und Tambourin?! von dem berühmten französischen Komponisten Leclair mit großem Ton und bedeutender technischer Fertig · keit vor, welche Vorzüge sie auch noch in dem Violin⸗Concert von Vieux ⸗ temps fehr wirksam zur Geltung brachte. Schumgnn 's. Träumereien“, frejwillig hinzugefügt, wurden gleichfalls beifällig aufgenommen. Frl. Emmy Gißter begleitete die erwähnten Piecen am Klahier und bewies hierbei technische Gewandtheit und sorgfältiges Eingehen auf die Solostimme. Auch ihr gebührt ein Theil des von dem zahlreich erschienenen Publikum reichlich gespendeten Beifalls. (
— Heute Abend 73 Uhr findet im Saale der Sing ⸗Akademie das erste Montags ⸗ Concert, unter Mitwirkung der Hrrn. Dr. Hans Bischoff, W. Helmich, Fr. Prof. Schultzen von Asten, der Königlichen Kammermusiker Hrn. Huth, A. Gentz, Philipsen und Ebert statt. Programm: Klavierquintett C-moll von Kiel. — 7 Walzer von Hey⸗ mann. Rheineck. — Ballade und Scherzo von A. Becker. — Romance von Isenard. — Crepuscule' von Massenet. — Pastorale von Bizet. — Klarinetten Trio von Mozart.
Mannigfaltiges.
Morgen, Dienstag, den 23. d. M., findet Königliche Parforce⸗-Jagd statt. Rendezvous Mittags 1 Uhr am Forst⸗ haus Plantagenhaus.
Das gestrige Rennen des Vereins für Hinderniß-Rennen“ auf seiner Rennbahn bei Charlottenburg ergab folgende Resultate:
I. Rennen der Zweijährigen. Preis 1500 M Distanz ca. S00 m. Des Hrn. O. DOehlschläger br. H . Belhomme!“ siegte sicher mit einer Länge gegen Mr. H. Solloway's br. St. Freia “. Ebenso weit hinter der letzteren wurde des Majors Grafen Schlippenbach br. St. . Castagnette Dritte. — Werth des Rennens: 2580 S6 dem Sieger, 380 M der Zweiten.
II. Bras- de-fer-Jagd⸗-Rennen. Preise 2800 MS unter den drei ersten Pferden vertheilt. Herren ⸗ Reiten. Distanz ca. h00o m. Des Grafen Sierstorpff ⸗Franzdorf a. F. W. . Glanmore“ unter Lieut. Frhrn. v. Senden II. schlug des Lieut. Frhrn. v. Erlanger br. St. . Sternblume⸗; unter ihrem Besitzer leicht mit einer guten Länge. Bes Hrn. v. Tepper⸗Laski a. br. W. ‚Vagrant“ unter Lieut. v. Grävenitz wurde anderthalb Laͤngen zurück Dritter. — Werth des ö 1980 S dem Sieger, 480 S der Zweiten, 280 S dem
ritten.
II. Großes Inländer Jagd ⸗Rennen. Preis 40090 Distanz ca. 2600 m. Des Hrn. O. Oehlschläger 4 jähr. F. H. „Donner! siegte sicher mit einer klaren Länge gegen des Mr. G. Long à jähr. St. Modell. Des Lieut. Graf Bredow 5 jähr. F. H. „Quesituz‘ erhielt zwei Längen zurück den dritten Platz. — Werth des Rennens: 4040 „ dem Sieger.
1V. Kurzes Hürden-Rennen. Preis 10900 „6. Distanz ca. 1800 m. Des Mr. H. Solloway 6jähr. F. St. „ Seeschlacht“ kam mit des Lieut. Frhrn, von Kap herr 3jähr. schw. W. . Mohr“ in heftigem Kampf zur Tribüne und siegte schließlich mit einer Kopf⸗
länge. Eine balbe Länge zurück wurde des Rittmstr. von Boddien bjäßr. F. St. „Philine“ Dritte. — Werth des Rennens: 2090 4, welche der Siegerin zufielen.
V. Preis von Schönhausen. 1200 „ dem ersten, 300 4 dem zweiten Pferde. Distanz ca. 3000 m. Herren -Relten. Det Hrn. H. Suermondt a. F. St.. Gunhilda⸗ unter Lieut. Grf. O. Dohna war den anderen überlegen und siegte, Verhalten, wie sie wollte, mit einer guten Laͤnge. Des Lieut. v. Zansen ⸗Osten a. br. W. . New bridge?“ unter Lieut. v. Grävenitz wurde Zweiter und des Hrn. O. Spiekermann 5jähr. schwbr H. „Iceberg JI. erhielt zwei Längen zurück den dritten Platz. — Werth des Rennens: 2100 4 der Sie. gerin, 3090 M dem Zweiten.
VI. Preis von Moabit. 1200 M dem ersten. 309 A6 dem zweiten Pferde. Distanz ca. 3500 m. Herrenreiten. Des Lieut. von Sydow (4 jähr. F. St. „Cara“ unter ihrem . schlug des Frei⸗ herrn v. Haugwitz 4 jähr. br. H. „Chic“ unter Lieut, v. Grãvenitz
anz leicht mit drittehalb Langen und des Lieut. Suffert II. 5 jähr. . „Rheda“ konnte unter ihrem Besitzer um 3 Längen zuruck, nur den dritten Platz erreichen. — Werth des Rennens: 1320 4 der Siegerin, 300 6 dem Zweiten.
Am Dienstag, d. 23. d. M., wird, wie bereits mitgetheilt, im Licht. hof des Königlichen Kunstgewerbe⸗Museums die XXIV. Son- der-Ausstel lung eröffnet, die in geschlossener Zusammenstellung die Neu ⸗Erwerbungen dieses Jahres vor ihrer Einordnung in die Sammlung vorführt. Die Ausstellung, welche die Hälfte des Lichthofs in Anspruch nimmt, umfaßt Arbeiten aus den verschiedensten Gebieten kunstgewerblichen Betriebs. Hervorzuheben sind besonderz italienische Möbel und Bronzen, ein großer Rahmen in Robbia— Arbeit, eine ansehnliche Gruppe von Arbeiten in Schmiedeeisen, Porzellane und Fayencen, ein als Halbrundnische gestalteter Abtstuhl des 18. Jahrhunderts und eine, große, vier Schränke füllende Reihe bemerkenswerther Textilarbeiten. Während diese Ausstellung bis zum Schluß des Jahres geöffnet bleiben soll, werden in der anderen Hälfte des Lichthofs ,. Ausstellungen moderner Er⸗ zeugnifse stattfinden. Als erste derselben stellt sich eine Gruppe gewebter Tapeten von Joseph Heimann in Berlin dar, die nach einem neuen Verfahren aus Flachsfäden hergestellt und mit Mustern bedruckt sind, für welche die Motive zumeist der Sammlung des Museumz entnommen wurden.
Das gestrige Jahresfest des Oberlin - Vereins für die Stadt Berlin in der Dankeskirche hatte das Gotteshaus zicht gefüllt. Die Festpredigt des Pastors Bitthorn knüpfte an 1. Cor. 12, 4 an; den Bericht über die Wirksamkeit des Vereins in der Gemeinde erstattete Pastor Baumann. Die Oberlinschwestern haben hier 2859 Besuche gemacht, 41 Kranke und Sieche gepflegt, 132 arme Familien in ihre Obhut genemmen und 280 Portionen Suppen auß⸗ getheilt. Für die inr Oktober eröffnete Oberlinschule sind bisher 20 Kinder angemeldet.
Der Besuch im Panorama der Friedrichstadt ist jetzt in den Abendstunden ein so bedeutender geworden, daß sich die Direktion verpflichtet hält, nochmals auf ihre Plakate und Inserate hinzuweisen, nach welchen die Beleuchtung der Gemälde durch elektrisches Licht gebt noch nicht, sondern erst vom Monat November an nach vorheriger
nzeige erfolgt. Die Beleuchtung bei Tage, durch farbige Reflexe und Abblendungen unterstützt, ist aber gegenwärtig eine so gelungene, daß die Besichtigung der Gemälde bei Tage empfehlenswerth und lohnend ist. Besonders sind die Dioramen: . Das Nordeap bei Mitternachtssonne' und Hammerfest im Winter bei Mondschein“ naturwahr und von großer Wirkung. Ein weiteres neues Dioramengemälde: Spitzbergen mit Polarmeer bei Nordlicht“, wird in den nächsten Tagen eröffnet, sodaß demnächst die interessantesten und bedeutendsten phänomenalen Er⸗ scheinungen des hohen Nordens im Panorama der Friedrichstadt vereint zur Ausstellung gelangen.
Paris, 22. Oktober. (W. T. B) In einer Konferenz zu Lyon erklärte Graf Lesseps, daß der Panama-⸗Kanal im Juli 1890 werde eröffnet werden.
Rom, 20. QAkteber. (W. T. B.) In der vergangenen Nacht erfolgte zwischen Salandro und Grassano (Provinz Tarent) eine bedeutende Erd ⸗Abrutfchung, welche den von Neapel nach Brindisi gehenden Eisenbahnzug erreichte. Hierdurch wurden 6 Personen getödtet und etwa 10 verwundet.
Rom, 22. Oktober. (W. T. B) Die Zahl der bei dem Erd-Rutsch bei Potenza Verunglückten ist eine bedeutend erheblichere, als bisher gemeldet worden.
deren Vortrag waren indeffen mehr dazu angethan, die Geläufigkeit
Wetterbe g vom 21. Oktober 1888
r 8 r Morgens.
Celsi — 4
in 0 us 50 C. — 40 R.
Stationen. Wind. Wetter.
Temperatur
halb bed. wolkig Schnee bedeckt wolkenlos
Mullaghmore Aber deen. Ghristiansund Kopenhagen. Stockholm. tz e, ᷣ etersburg / Moskau ... Gork, Queens; t Regen wolkenlos wolkig bedeckt bedeckt bedeckt Regen halb bed. — heiter wolkig) heiter halb bed. ) wolkig (
— — N X O —— O
. .
Neufahrwasser Memel ... Münster ... Karlsruhe.. Wiesbaden. i e .
mnitz .. Berlin . 3. Wien
Breslau. Triest ....
) Reif.) Nebel.
Uebersicht der Witterung.
Eine breite Zone, 770 mm übersteigenden Luft⸗ drucks erstreckt sich von dem nördlichen Großbritan⸗ nien bis zum Alpengebiet und nach Ungarn hin. In if dessen herrscht ruhiges, rielfach heiteres, aber
ahles Wetter über Westdeutschland; mit Ausnahme
der Küste fand daselbst fast allgemein Nachtfrost ftatt. Ostdeutschland hingegen steht, bei trübem Wetter und etwas höheren Temperaturen, mit stellen weise stürmischen westlichen Winden unter dem Ein⸗ fluß einer im hohen Norden liegenden Depression unter 40 mm. Aus Deutschland meldet nur Memel Niederschlag. Obere Wolken ziehen nach verschiedenen Richtungen.
* o O D OO d de — X P — d 0 tp
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bedeckt bedeckt
wolkenlos
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Deutsche Seewarte.
Theater ⸗Anzeigen.
Rönigliche Schauspiele. Dienstag: Opern ˖ haus. 193. Vorstellung Belmonte und Con⸗ stanze, oder: Die Entführung aus dem Serail. Oper in 3 Akten von Mozart. Dichtung von Bretzner. Dirigent: Hr. Kahl. Regisseur: Hr. Salomon. (Constanze: Fr. Koch ⸗Bossenberger, vom Königlichen Hof⸗Theater in Hannover, als Gast.) Anfang 73 Uhr.
Schauspielhaus. Keine Vorstellung.
Mittwoch: Opernhaus. 194. Vorstellung. Ein Wintermärchen. Schauspiel in 4 Akten von Shakespeare, für die deutsche Bühne neu ühersetzt und bearbeitet von Franz von Dingelstedt. Musik von Fr. von Flotow. Tanz von E. Graeb. (Her mione: Frl. Pauline Ulrich, vom Königl. Hof⸗ Theater in Dresden, als e, Anfang 74 Uhr.
Schauspielhaus. Keine Vorstellung.
Deutsches Theater. Dienstag: Die Jüdin von Toledo.
Mittwoch: Frühling im Winter. Quintus Horatius Flaccus. Zwei Taube.
Donnerstag: Die Jüdin von Toledo.
Berliner Theater. Dienstag: Demetrius. Tragödie in 5 Akten von Schiller ⸗Laube. (Klara Ziegler.)
Mittwoch: Der Probepfeil. Lustspiel in 4 Akten von Oscar Blumenthal. (Friedr. Haase. )
Donnerstag: Zum 1. Male: Mit fremden Federn. Lustspiel in 4 Akten von Carl Schönfeld. Anfang 75 Uhr.
Wallner ⸗ Theater. Dienstag: Zum 15. Male:
Madame Bonivard. Schwank in 3 Akten von Alex Bisson und Antonie Mars. Deutsch von Emil Neumann. Vorher: Zum 15. Male: Der dritte Kopf. Posse in 1 Akt. Mit theilweiser Benutzung einer englischen Idee von Franz Wallner.
Mittwoch und die folgenden Tage: Madame Bonivard. Der dritte Kopf.
Victoria - Theater. Dienstag: Mit gänzlich neuer Ausstattung an Dekorationen, Kostümen und Requisiten, zum 3. Male: Münchhausen. Phan⸗ tastisch burlet ke Ausstattungsposse mit Gesang und Ballet in 4 Akten und 12 Bildern von Ernst Blum
und Raoul Tochs. Deutsch von R. Schelcher. Musik von C. A. Raida. Ballets von Severini. Anfang 7 Uhr.
Friedrich Mil helmstãdtisches Theater. Dienstag: Zum 5. Male: Die Prinzessin von Trapezunt. Komische Operette in 3 Akten von Ch. Nuitter und L. Trefeu. Deutsch von Julius Hopp. Musik von J. Offenbach. Anfang 7 Ubr.
Mittwoch: Zum 6. Male: Die Prinzessin von Trapezunt. Komische Operette in 3 Akten von Offenbach.
Nesidenz - Theater. Dienstag: Zum 32. Male: Decorirt. (Decors) Lustspiel in 3 Akten von Henri Meilhac. Anfang 7 Uhr.
Rroll's Theater. Dienstag und die folgenden Abende: Gastspiel der Anglo⸗Ameriean musical Comedy · Company:: My Sweetheart. (Mein Schatz.) Gesangs⸗Lustspiel mit Tänzen in 3 Akten. Anfang ?7 Uhr.
Belle Alliance Theater. 3. Male; Die schöne Sara. Posse mit Gesang in 4 Aufzügen von Georg Zimmermann und Matthiss Tancer. Musik von. Clemens Schreiber und Richard Thiele. Anfang 73 Uhr.
Mittwoch: Volksvorstellung zu ermäßigten Preisen. Die schöne Sara.
Dienstag: Zum
Central Theater. Dienstag: Zum 69. Male: Schmetterlinge. Gesangspofse in 4 Akten von *. hifi Musik von G. Steffeng. Anfang
r.
Adolph Ernst⸗ Theater. Dresdenerstraße 7ꝛ.
Dienstag: Zum 74. Male: Die drei Grazien. Gesangeposse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Görz. Musik von Franz Roth. (Novita) Im 2. Akt: Landpartie⸗Duett. Anfang
74 Uhr. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Hermine Winter mit Hrn. Ritter gutsbesitzer F. Anlauff (Altmannsdorf b. Wien — Nieder ⸗Giersdorf, Kreis Grottkau). — Frl. Martha Zangenberg mit Hrn. Assessor Dr. jur. Otto Pohl (Eeipzig). — Frl. Bertha Schulte Henthaus mit Hrn. Teopold Heidenreich (Grumbkowkaiten). —
rl. Margarete Kahlbaum mit Hrn. Karl Vilmat Berlin). — Frl. Therese Pollitzer mit Hrn. Her⸗ mann Weinberg (Wien). — Frl. Wanda von Walcke⸗Schuldt mit Hrn. Prem. Lient. Arnold von Winckler (Niendorf —Darmstadt).
Verehelicht: Hr. Gerichts, Assessor Waldemar
Laury mit Frl. Magdalene Reuter (Berlin). r. Rittmeister Karl Baron von Bistram mit rl. Maria von Diest (Merseburg). — Hr. Prem. ieut. Ernst Mühlenbruch mit Frl, Karoline von
Stterstedt (Naumburg a. S). — Hr. Ritterguts⸗
ö Georg Schneider mit Frl. Elisabeth von
Baffewitz (Berlin). — Hr. Umterichter Hugo Schindler mit Frl. Klara Bürde (Kupy). — Apotheker Karl Goebel mit Frl. Betty Schneiders Wegberg). = Hr. Poflverwalter Wil helm Hembel mit Frl. Fanny Einenkel (6 n, .
Geboren; Ein Sohn: Hrn. Pastor B. Illing (Schwiecheldt). — Hrn. Apotheker C. Fabricius nden). — Hrn. Kammermufikus A. Hahn (Schwerin). — Hrn. Reg - Sekretãr a. D. Fran Burckhardt (Berlin). — Eine Tochter: Lm. Professor Pr. Hesse (Leipzig). — Hrn. Oberlehrer E. Görges (Hameln). ;
Gest or ben: Frau Emmy Blume, geb. Schmi Berlin). — hrn. Julius Uimlang Sohn Wil. helm Wg inn Frau Gmma? Lgrffon, geh Henzta Werlin). — Dr. Lehrer a. B. Friedrich Kulicke (Ungermünde). — Hr. Oberst 3. D. Robert von Studniß (KunnersdorfJ. — Frl. Luise Seht (Karlsburg). — Frau , ,. Nadolny, geb. dag Malachowsly (Straßburg) — Frau Ir. Auguste Heilmann, geb. Windihorst (Rliemslob) Hr. Kaufmann A. H. Korb (Peine). = 36 , Winkler, geb. Gröbner (Volkmar
orf). .
Redacteur: Riedel.
Verlag der Expedition Scholy.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlage⸗ Anstelt, Berlin ö., Wöllhelmftraße Nr. 32.
Fünf Beilagen (einschlleßlich . (14th
Berlin:
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
M 2G.
Berlin, Montag, den 22. Oktober
1888.
— — — K—
—
Deutsches Reich.
; ( Zuckermengen, welche in der Zeit vom 1. bis 15. Oktober 1888 innerhalb des deutschen Zollgebiets mit dem ö,. auf Steuervergütung
abgefertigt und aus Niederlagen gegen Erstattung der Vergütung in den freien Verkehr zurü
gebracht worden sind.
[U0: Rohzucker von mindestens 90 Proz. Polarisation und raffinirter Zucker von unter 98, aber mindestens
90 Proz. Polarisation.
7i1: Kandis und Zucker in weißen vollen harten Broden 2c, oder in Gegenwart der Steuerbehörde zerkleinert,
sogena nnte Krystalls ꝛc.
II2: Aller übrige harte Zucker, sowie aller weiße trockene (nicht über 1 Proz. Wasser enthaltende) Zucker in Krystall, Krümel und Mehlform von mindestens 98 Proz. Pol , ch Proz ss h 3
m ᷣ—VQu—yiᷣiQiNJ——. :r x
Mit dem Anspruch auf Steuervergütung wurden abgefertigt:
Aus öffentlichen Niederlagen oder Privatniederlagen unter
Staaten bezw. Verwaltungs-⸗Bezirke.
zur unmittelbaren Ausfuhr
amtlichem Mitverschluß wurden
gegen Erstattung der Vergü⸗
tung in den freien Verkehr zurückgebracht
zur Aufnahme in eine öffent⸗ liche Niederlage oder eine Privatniederlage unter amt⸗
710 kg
lichem Mitverschluß
0 711 712 kg kg kg
Preußen. Provinz . / Brandenburg . Pommern.
z9g gor z59 org 108 os z589 133
1090 13 20 Coo
Sachsen, einschl. der schwarzb. Unterherrschaften ... Schleswig⸗Holstein . — 786 Hannover. 799 888 Rheinland. 467 765 433 869
24765 26 414 69 610
1439 997 125 g6b⸗
1
541 425
Sa. Preußen. . 3 546 909 562715 e w Sachsen .. ) 137 100 — Württemberg.. JJ J — J — 4 — 8718 k 50 000 317 984 , 1649777 —
151 149. 5 570 641
44 058
d D ,
716 6060
11I1I1IIISIIIII1
1 — 1
*
1
3 . J
Ueberhaupt im deutschen Zollgebiet; 5 3583 7386 13 64 Hierzu in der Zeit vom 1. August 1888 /
bis 30. September 1838.
15h 20 u ois 133 11 201 183 1533 30
— 8 = C —
12125 143 8334 12431302
3d sm 6113 90 200 384
651 133
Zusammen In demselben Zeitraum des Vorjahres?)
16461 ori 1 115 147 Ts 7os s TM is 7TI33 292 20 118 085 10 183 981 819 916
ß 5g 2 σ 73
6051 163 bo O44] 7 124 817
263 348
8 179 821 2166 338
) In Vormonaten abgefertigt, jetzt aber erst zum Nachweis gelangt. 3 Die Abweichungen von der vorährigen Uebersicht beruhen auf nachträglich eingegangenen Berichtigungen.
Kaiserliches Statistisches Amt. Becker.
Berlin, im Oktober 1888.
Gewerbe und Handel.
Ueber Arbeiterinnen bemerkt der Jahresbericht der mit . der Fabriken betrauten Beamten 1887 (Berlin, W.
Bruer):
In den der Fabrikaufsicht unterstellten gewerblichen Anlagen des obigen Aufsichtsbezirks sind 18,5 0½, in den der Aufsicht der Berg behörden unterliegenden 12,7 0, mithin im Durchschnitt 16 9 der beschäftigten Personen weiblichen Geschlechts. Eine wesentliche Aende⸗ rung haben diese Verhältnisse im vorigen Jahre nicht erfahren; einem Zuwachs von 787 Arbeiterinnen in der Hüttenindustrie steht eine Ver minderung von 198 beziehungsweise 174 Arbeiterinnen in der Industrie der Steine und Erden und der Industrie der Nahrungs- und Genuß— mittel gegenüber. .
Im Aussichtebezirk Merseburg-Erfurt betrug die Zahl der Ar⸗ beiterlnnen: im Regierungsbezirk Merseburg 51066 oder 10,9 G der faͤmmtlichen Arbeiter, im Regierungsbezirk Erfurt 6739 oder 26,6 der sämmtlichen Arbeiter. . .
Die Zunahme 1887 gegen das Vorjahr betrug; im Regierungs; bezirk Mäseburg 127 oder 13,6 o, im Regierungebezirk Erfurt 386 oder 18,5 69 des Zuwachses an Arbeitern überhaupt. .
Daß diefe Zunahme im Erfurter Bezirk im Verhältniß soviel zurücksteht gegenüber der der Arbeiter überhaupt, liegt in der be— dentenden Zunahme der männlichen Gewehrfabrikarbeiter. Im Uebrigen entfällt die Zunahme auf die Munitionsfabriken, die Ci⸗ garrenfabriken und verschiedene Anlagen der Bekleidungdindustrie, dagegen im Regierungsbezirk Merseburg auf die Textil- und die Papierindustrie. .
Von den der Fabrikaufsicht unterstellten gewerblichen Anlagen sind IH,5 , ron den der Aufsicht der Bergbehörde unterliegenden sind 137 *, im Ganzen 160, der beschäftigten Personen weiblichen Geschlechts Im Uufsichtsbezirk Merseburg Erfurt betrug die Zunahme gegen die Zahl der Arbeiterinnen: Merseburg hlo6 (10,95 C der mannlichen Ärbeiter, Zunahme gegen 1886 127 — 13,600 des gesammten ZJuwachfes), Erfurt Hr (2655 6g, Zuwachs 386 — 18 6). In Mittel., vnd Ober⸗-Franken fanden sich in den von den Inspektoren befuchten Betrieben in Ober ⸗Franken 69 unter 142 (66 Gο), in Mittel,
ranken 156 unter 349 (49 9) weibliche Arbeiter, und zwar 3178 zw. Johr. im Verhältniß zu den mannlichen Arbeitern z0(9.: 69. bezw. 75,5: 763. Für? sammtliche Aufsichtsbezirke des Königreichs Sachsen ergab die Zählung der Fabrikarbeiter im Berichts jahre, daß in den gezählten Betrieben 8) 962 erwachsene (über 16 Jahre alte) weibliche Arbeiter, gegen 85 1537 im Jahre 1886, und 189793 . (über 16 Jahre alte) männliche Arbeiter, gegen 1771659 im Jahre 1886, beschäftigt wurden. ;
Hiernach hat im Vergleich mit dem Jahre 1886 die Zahl der erwachfenen weiblichen Arbeiter um 8,2 Yo, die Zahl der erwachsenen männlichen Arbeiter um 7,1 d und die Zahl der erwachsenen männ- lichen Arbeiter überhaupt um 7,4 0G zugenommen. Eg übersteigt also die Zunahme der weiblichen Arbeiter die Gesammtzunahme um H,. do /o und die der männlichen Arbeiter um 191 9j, .
Diese Veränderungen in der Arbeiterzahl zu Ungunsten der Ar⸗ beiterinnen ist zum großen Theil auf die Aenderung im Arbeiterbestand der Textilindustrie zurkckzuführen, welche S3 Me aller erwach enen weib. lichen Ärbeiter beschäftigf. Es wurden nämlich bei dieser Industrie= gruppe: otz Hz6 erwachfene weibliche Arbeiter gegen hz 870 im Jahre 1886 und bo z19 erwachsene männliche Arbeiter gegen 47148 im Jahre 1886 gezählt, so daß sich bei ersteren eine Zunahme von Sr vso ergiebt, während dieselbe bei letzteren nur 6,699 beträgt. Im König⸗ reich Wiürtiemberg standen den Infpektoren keine genauen Zahlen zu Febote, indessen hat der Aufschwung der Trikotweberei und der Uhren fabrikation auch hier eine Vermehrung der weiblichen Arbeitskräfte zur Folge gehaßt, obwohl in vielen kleinen. Städten und Dörfern die weiblichen Personen sich nicht zur Fabrikarbeit entschließen können.
Im Fürstenthum Reuß j. L. waren von 4015 Arbeiterinnen 1875 (46,7 ö /a) verheirathet, im Königreich Württemberg nur 5H. In Niederbayern wird konstatirt, daß den Frauen keine neue Verdienst⸗ quellen eröffnet seien, daß also von einem Verdrängen der Arbeiter aus den Fabriken durch billigere weibliche Arbeitskräfte keine Rede sein könne,. Auch ein nachtheiliger Einfluß auf die Sittlichkeit ist durch die Beschäftigung von Arbeiterinnen nicht bemerkbar gewesen. Die Beschäͤftigung selbst wird im Allgemeinen als eine den Fähig⸗ keiten und Kräften der Arbeiterinnen, angemessene bezeichnet; in einzelnen Bezirken sind in dieser Beziehung Fortschritte bemerkbar gewesen, wenngleich die Spiegelfabriken (Quecksilberbelegen) und die Zündholzfabriken immer noch erhebliche Gefahr drohen.
Auf die mit dem Uebernachten der Arbeiterinnen in gewissen An⸗ lagen noch immer bestehenden Uebelstände weist der Aufsichtsbeamte für den Aufsichts bezirk Trier Aachen hin. In den Städten Aachen und Burtscheidt waren am Schluß des Berichtsjahres im Ganzen 7548 Arbeiterinnen beschäftigt, von welchen
4750 auf die Textil⸗Industrie,
994 auf die Nähnadelfabrikation,
1477 auf die Cigarrenfabriken und nur
. z27 auf andere Industriezweige
entfallen und von denen ein nicht unbedeutender Theil von der Arbeits⸗ stätte so weit entfernt wohnt, daß viele Arbeiterinnen Montags von Hause kommen und erst am Sonnabend Abend wieder heimfahren. Vielfach übernachten die Mädchen in der Weise, daß sie sich ange— kleidet in den Stopp und Stopfsälen auf das Tuch oder auch wohl auf lose Wolle und dergleichen legen, zein Verfahren, welches sowohl aus gesundheitlichen als sittlichen Rücksichten entschieden zu mißbilligen ist. Noch ungeeignetere Unterkunft fand der Aufsichtsbeamte in einer Tuchfabrik des Landkreises Aachen, wo den Arbeiterinnen als Schlaf— stelle ein unverschließbarer, mit fünf zweischläfrigen Betten und theils mit leeren, theils mit gefüllten Säureballons und sonstigen Ge— räthen der verschiedensten Art belegter Raum angewiesen wurde, welcher den Dünsten, der unterhalb befindlichen Färberei in Folge mangelhafter Dielung ungehindert zugängig war.. Dagegen bestehen mustergültige Einrichtungen für das Uebernachten der Ar⸗ beiterinnen in dem vorgenannten Aufsichtsbezirk u. a, in den Met⸗ lacher Fabriken. In Aachen selbst suchten mehrere Arbeitgeber durch die Gründung eines, auch in anderer Beziehung erwähnenswerthen Arbeiterinnenhospizes, welches freilich zunächst nur für die Aufnahme von 190 Betten eingerichtet ist, den gedachten Uebelständen entgegen⸗ zuwirken. Zu ähnlichen Zwecken haben in Baden die Firmen Carl Mej u. Söhne und Mei, Vater u. Söhne (Seidenfabriken = Frei⸗ burg i. B.) in ihren zahlreichen auf dem Lande zerstreuten Filialen Schlafsäle für 50 bis 75 Mädchen eingerichtet. Dieselben erhalten außerdem sehr gut und reinlich gehaltene Wohnungen und, da mit jeder Filiale eine kleine Oekonomie verbunden ist, vollständige, ein⸗ fache aber ausreichende Verpflegung zu dem Preise von 30 und 35 3 täglich, so daß die Mädchen von ihren 60 3 bis 1 „ 20 betra— genden Löhnen noch ziemlich erhebliche Ersparnisse machen.
Ueber Betriebe, welche mit besonderen Gefahren fur die Sittlich⸗ keit der weiblichen Arbeiter und vor Allem der jugendlichen verbunden sind, liegen aus einer Reibe von Bezirken Mittheilungen vor, welche, wenigstens zum größeren Theile, erfreulicherweise auf eine mehr oder minder erhebliche Besserung der bestehenden Zustände schließen lassen und insbesondere auch darauf, daß die Aussichtsbeamten denselben fortwährende und vielfach erfolgreiche Aufmerksamkeit widmeten. Unter anderen gilt dies namentlich von Aufsichtsbezirken des König reichs Sachsen, in welchen Fortschritte insoweit unverkennbar sind, als namentlich was das Zusammenarbeiten männlicher und weiblicher Personen in demselben Arbeitsraum betrifft.
Die Beaufsichtigung der Arbeiterinnen wird in der Regel durch männliche Personen n . weibliche Aufsicht bildet die große Aus⸗ nahme. Von den in Mittelfranken Seitens des Beamten besuchten
Anlagen hatten nur zwei die letztere eingeführt, im Aufsichtsbezirk otsdam⸗Frankfurt a. O. etwa zehn Betriebe der Wollhut., Hand⸗ chuhr, Papier- und Hufnägelfabrikation, und zwar seit Jahren und
zur Zufriedenheit der Unternehmer. Eine direkte Abneigung der In⸗
dustrlellen scheint zwar, wie der Aufsichtsbeamte des letzteren Bezirks aus häufigen Unterredungen mit denselben entnimmt, nicht vorhanden zu sein, aber das Vertrauen fehlt, man will deshalb keinen Versuch
, und bezeichnet die Einführung weiblicher Aufsicht als undurch⸗ ührbar.“
Die Nachtarbeit weiblicher Arbeiter hat im Berichtsjahre in manchen Bezirken einen Rückgang erfahren, vielfach ist man bemüht, dieselbe durch Vergrößerung der Arbeitsräume und der maschinellen Einrichtungen zu beseitigen. (Dannover, Chemnitz. Zwickau, Leipzig.) Als Betrieb mit, wenn auch nicht immer regelmäsiger Nachtarbeit, werden in dem Bericht für Potsdam-⸗Frankfurt a. O. die Briquette⸗ fabriken, in den Berichten für Hannover, Leipzig und Sachsen-Mei⸗ ningen verschiedene Betriebe der Textilindustrie (Spinnereien, Woll⸗ wäschereien, Wollkämmereien, Flanellfabriken, außerdem in einzelnen Berichten die Papierfabriken (Leipzig), die Druckereien (Leipzig) und endlich mehrfach die Zuckerfabriken genannt.
Die Ausbildung der jugendlichen Arbeiterinnen für den Haus— frauenberuf hat durch die Ärbeitgeber weitere Förderung erfahren. So hat die Firma Gebrüder Heyl u. Comp. zu Charlottenburg neben anderen anerkennungswerthen Wohlfahrtseinrichtungen auch ein „Jugendheim“ gegründet, welches neben 23 Knaben 27 Mädchen auf— zunehmen vermag. Das Heim für Mädchen enthält zwei Räume, welche eine bürgerliche Wohnung veranschaulichen. Nachdem hier unter Aufsicht einer Lehrerin die Schularbeiten erledigt worden sind, werden die Mädchen u. a. im Nähen, Stricken, Sticken, Waschen, Plätten und Reinmachen unterwiesen. Besondere Aufmerksamkeit wird der Erlernung des Kochens zugewendet. Zu diesem Zwecke ist eine Küche vorhanden, in der die Abendmahlzeit für sämmtliche Zöglinge von dem weiblichen Theile derselben unter Auf— sicht und Anleitung der Frau Kommerzien⸗Räthin Heyl, welche das „Jugendheim“ in eigene Verwaltung genommen hat, zubereitet wird. In Aachen wurde mit dem Arbeiterinnenhospiz eine Arbeitsschule verbunden, in welcher etwa 160 Arbeiterinnen, darunter 30 aus Nadel⸗ fabriken, 104 aus den Fabriken der Textilindustrie und 26 aus Cigarrenfabriken, Unterricht im Kochen, Bügeln, Zuschneiden, Aus= bessern von Wäsche und Kleidungsstücken u. s. w. erhalten. Im Aussichts⸗ bezirk Mittel ⸗ und Oberfranken bestehen Arbeitsschulen zu dem angegebenen Zweck in einer Baumwollspinnerei zu Bayreuth und in einer Anlage gleicher Art zu Bamberg. Auch die Steingutfabrik von Villeroy und Bloch in Dresden hat den Unterricht in weiblichen Handarbeiten durch drei Lehrerinnen eingeführt. Von den Frauen und Mädchen wurde diese Gelegenheit zur Ausbildung mit Freuden ergriffen, und 16 Arbeiterinnen schafften sich bereits durch Vermittelung der Fabrik für billigen Preis Nähmaschinen an, für deren Bezug eine weitgehende Zahlungsfrist mit kleinen Abschlagszahlungen gewahrt wurde. Im Lause des Jahres hat diese Einrichtung immer mehr Anklang gefunden, so daß gegen— wärtig gegen 60 Frauen und Mädchen an dem Unterricht theilnehmen, welcher nunmehr nicht mehr Sonntags, sondern täglich nach Beendi⸗ gung der Arbeit stattfindet. Eine Stunde des Unterrichts wird auf die Arbeitszeit angerechnet und als solche den Mädchen bezahlt.
Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.
Deutsche Medizinal⸗Zeitung. (Verlag von Eugen Grosser in Berlin.) Nr. 84. — Inhalt: Jatzow, Prozentsatz der Arbeitsunfählgkeit in Folge Beschädigung des Sehorgans durch Unfälle. — Cosn, Näseln. — Jarvis⸗Mac Coy, Nasenverschluß. — Seiler, Ekchondrosen des Septum narium. — Poeschel, Behandlung der Nafenrachen⸗Erkrankungen. — Joal⸗Geneuil, Epistaxis. — Seifert, Ursache von Reflexneurosen. — Steinbrügge, Stimmgabel prüfung. — Bezold-⸗Ferrer, Fremdkörper im Ohr. — Kretschmann, Antisepsis in der Ohrenheilkunde. — Rubner, Lehrbuch der Hygiene. — Gesundheitspflege auf Kauffahrteischiffen. — Masing, Einfluß der
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der
aris. Akad. der Bouchard. Glykosurie bei Sumpffieber; . Alkohols. — British medizin. Gesellsch.. Carter Wolfe, Cataracta senilis; Cheadle, Rhachitis. — Collectanea medica: Fremdkörper in den Luftwegen; Diarrhöe durch Kautschukplatte; Talipes valgus; ö Priapismus; Htrmaphroditismus; Elektrolyse ei Krebs.
Gentralblatt für Rechtswissenschaft, herausgegeben von Dr. von Kirchenheim, a. o. Professor der Rechte in Heidel⸗ berg. (Stuttgart. Verlag von Ferdinand Enke) Inhaltsüber⸗ sicht des Bd. 8 Heft 1. A. Besprechungen. J. Allgemeines. Stölzel A. Brandenburg⸗Preußens Rechts verwaltung und Rechtsverfassung. Dar— gestellt im Wirken seiner Landesfürsten und ebersten Justizbeamten. — Dickel, K. Ueber die Vorbildung der Juristen in Preußen ins— besondere in der Praxis. — Ebbecke, J. Grundriß eines Systems der Rechtsordnung nach praktischen Zwecken. — II. Privatrecht. Ent⸗ stehung und Inhalt des Entwurfs eines bürgerlichen Gesetzbuchs für das Deutsche Reich. Einleitender Vortrag, gehalten in der juristischen Gesellschaft zu Berlin am 12. Mai 1888 von Dr. Leonard Jacobi. — Mataja, V. Das Recht des Schadenersatzes vom Standpunkt der Nationalökonomie. — Reinhold, F. Die Natur der sogen. Real—⸗ kontrakte. — Scharff, G. Die Lehre vom Gewährerlaß (pactum de non praestanda evictione) nach r. R. — Marcus. Das Kondiktions recht des preußischen Fiskus gegenüber dem Spieler in einer nicht zu⸗ gelassenen auswärtigen Lotterie auf Herausgabe des erhobenen Ge— winns. Ein Beitrag zur Auslegung der 88§. 172, 173 116 des preuß. A. L.“ R. — Goldfeld, J. Ueber das hamburgische eheliche Güterrecht. Nebst einem Anhang, enthaltend den Wortlaut der wichtigsten auf dasselbe bezüglichen hamburgischen Gesetze. — III. Handelsrecht. Cosack, K. Lehrbuch des Handelsrechts mit Ein— schluß des Seerechts. — Schmidt, R. Die eivilrechtliche Gründer⸗ verantwortlichkeit nach deutschem Aktienrecht. — Meili, F. Das R. der modernen Verkehrs- und Transportanstalten. Ein Grundriß. — Morris, R. Patents conveyancing: being a collection of Prece- dents in conveyancing in relation to letters patent for inventions, with dissertations and eopious notes on the Law and Practice. — IV. Gerichtsverfassung und Civilprozeß. Stobbe, O Zur Geschichte des älteren deutschen Konkursprozesses. — Kohler. J. Der Prozeß als Rechtsverhältniß. Prolegomena zu einem System des Civil⸗ prozesses. — Menzinger, L. Der Gerichtsstand der Vereinbarung ngch römischem Recht. Von der Juristenfakultät der Universität München mit dem Accessit gekrönte Preisschrift. — Adam, R. Die