1888 / 278 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 01 Nov 1888 18:00:01 GMT) scan diff

in Heer gegen die Feinde, welche die Marken des Reichs bedrohen, 4 in . 32 die Feinde, welche das Mark des Hon verderben: auf daß in deutschen Landen Treue wachse, Bog beit ersterbe, Gerechtigkeit und Friede sich küssen. Wenn aug der Recht sprechung die . der von Gott gesetzten 6 3 leuchtet: belf Gott. daß in jedem Erkenntniß eg, sich bewahre, daß ein Jeder mit dem Erkenntniß sie ehre; Sie ist Gottes Dienerin! Wenn in dem Recht eines Volkes fein SGewissen sich spiegelt: Helf Gott, daß beide, Spiegel und Spiegelbild, immer reiner und voll⸗ kommener strahlen unser Volk selbst eine lebendige Predigt: Gerechtigkeit erhöhet ein Volk und eine leuchtende Erfüllung des in der Urkunde niedergelegten Kaiserlichen Wunsches, daß in den Herjen deg gesammten Volks der echte Sinn für Recht und Gesetz lebendig sein möge‘, nach dem göttlichen Wort; Ich will mein Gesetz in . erz schreiben, und 6 sollen mein Volk sein!

Ein eich um ung Alle, Ein Recht in uns Allen und das ist des dritten Hammerschlags ernste Sprache: Ein Richter über uns Allen! Wie geschrieben steht: ‚Es ist noch ein hoher Hüter über den Hohen“ und ein Richter verordnet von Gott, von dannen er kommen wird zu richten Richter und Gerichtete, Lebendige und Todte. Des Reiches Grundstein würde weichen, des Rechtes Mauern würden wanken, wenn dieser Blick auf den ewigen Richter nicht mehr Haupt und Glieder regierte, wenn Gottesfurcht nicht mehr unferes. Volkes heiliger Grund und christlicher Glaube nicht mehr fein fester Eckstein wäre. Dem Vermächtniß Kaiser Wil⸗ helm's J.: die Religion dem Volke zu erhalten, der Zusage unseres erhabenen Kaiserg: nicht nur dem Recht ein treuer Wachter, sondern auch der Gottesfurcht ein Pfleger zu sein = lasset uns Antwort eben in diefer Stunde mit dem gleichen Gelöbniß vor dem ewigen geh err wie . jenes , ,. n. . ö 6 en

ter: ‚Das sei ferne von uns, daß wir den Herrn . 2 aber, heiliger Herr Gott, verlaß uns nicht! O Herr. hilf; o Herr, 63 7 elingen! ie Herten

ott, Vu Herr aller Herren.

. den Deutschen Kaiser, den König dieses Landes und alle Fürsten und Stämme des Deutschen Reichs und behüte es! Segne diesen Bau und behüte Alle, die daran bauen.

Laß Dein Antkitz leuchten über Allen, die einst zu diesem Hause richtend eingehen oder gerichtet ausgehen, und sei ihnen und unt allen pig s, Dein Angesicht auf unser deutsches Volk und gieb und bewahre uns Deinen Frieden! Amen. z

Nachdem der Sängerchor die erste Strophe des Chorgls; „Nun . Alle Gott“ gesungen, schritt der Wirkliche Geheime Rath, Präsident Dr. von Simson vor das Königs⸗ zelt, und brachie den Majestäten den Dank des Reichsgerichts dar. Seine Ausführungen schlossen mit einem begeisterten Hoch auf Beide Majestäten, in welches die Festversammlung jubelnd einstimmte. .

; Der allgemeine Gesang der ersten Strophe der Hymne: „Heil dir im Siegerkranz“ schloß die Feier.

So weit der Bericht. Wir vermögen ihn aher nicht zu schließen, ohne des mächtigen Eindrucks zu . der in Allen lebendig werden mußte bei dem Anblid bieses Erlguchten Fürstenpaares. Fürwahr, es war ein weltgeschichtlicher Augen— blick, es war ein Herz erhebendes Bild, jene beiden Fursten, die unseren Herzen am nächsten stehen, in ungezwungenem, freundlichem ö. 5. ö wehen, ächelnd, dann wieder dem Gange der Feier folgend zu sehen !! .

6 been eher Feier bestiegen die Majestäten die Wagen und fuhren nach dem außen und innen reis geschmückten neuen Gewandhaus, in dem Se. Majestät der König seinem Kaiser⸗ lichen Gast und den geladenen Festtheilnehm n Dejeuner gab. Dasselbe fand im Foyerraum bes H stati, der wie 49 . . inn g 3. 264 Le wen,

u der Tafel wa . .

runkes von jener .. ni ae,, ie, mere 6 nüber der Taset waren auf zwei Aufsatz⸗ r, n.

. lbernen, schwer . Prunkstuͤcke, Krüge und Schalen, Schüsseln und Mischkrüge, aus der Königlichen Silberlammer aufgestellt: lauter herrliche Werke, sowohl was den Werth als auch was die Arbeit anlangt; einige von ihnen sind Jahrhunderte alt und leuchten doch noch im Glanze der Neuheit. Das ,, . war für 2650 Personen hergerichtet und ward in zwanglosen Gruppen eingenommen. Nach Beendigung des Dejeuners begaben sich die Majestäten nach dem großen Concertsaal, in dem sich unterdeß die geladene Versammlung gegen 3 Uhr eingefunden hatte. Beim Eintritt der Majestäten brachte Bürgermeister, Justiz⸗ Rath Dr. Tröndlin ein dreimaliges, begeistert aufgenommenes Hoch auf Allerhöchstdieselben aus. Dem Concert folgten die Majestäten mit sichtlicher Theilnahme bis zur Vollendung der Arie aus dem „Tannhäuser“. Dann verließen sie den Saal, wiederum von dreimaligem, jubelndem Hochruf der Ver⸗ sammlung umrauscht. Die Abfahrt erfolgte vom Bayerischen Bahnhof aus, wo nur der kleine Empfang zugegen war. Vorüber ist der Kaisertag, ein Tag hoher Freude für unsere Stadt, für das gesammte Reich. Möge der Bau . Heimstätte deutschen Rechts ungefährdet zur herrlichen Voll⸗ endung gelangen! Hoffentlich wird dann unsere Stadt wiederum eines glänzenden Kaisertages Jubel schauen. Das walte Gott!

Heute fand eine Sitzung des Bundestraths statt.

Se. Majestät der Kaiser und König haben unterm 23. v. M. bestimmt, daß fortan auch die Stellen der Ausrüstungs- und Torpedo⸗Direktoren der Werften, sowie die der Adjutanten bei den Stations⸗ komman dos durch Ernennungen zu besetzen sind, ferner, daß die Compagnieführer des See⸗Bataillons zu den berittenen Offizieren gehören. Sie erscheinen demgemäß beim Dienst zu P J hohen Stiefeln, legen jedoch beim Exerziren und bei Feld⸗ dienstübungen die Schärpe nicht an. Der Offizlertornister kommt für sie in Hen cl Endlich ist Allerhöchstenorts bestimmt worden: daß die von Sr. Majestät für die Armee unter dem 13. Sep⸗

tember d. J. genehmigte Garnisondienst⸗Vorschrift auch

in der Marine Anwendung zu finden hat. Die dort in ö auf Sanitäts⸗Offiziere gegebenen Bestimmungen finden aue auf die Ingenieure des Soldatenstandes Anwendung. Sind

Ehrenwachen Seitens der Marine zu stellen, so giebt sie das

See⸗Bataillon.

Die Führung von mehr Lichtern auf Dampf⸗ schiffen in Fahrt, als durch die Kaiserliche Verordnung ur Verhütung des Zusammenstoßes der Schiffe auf See vom 9 Januar 1 . ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, J. Civilsenats, vom 30. Mai d. J., als eine Verletzung des Art. dieser Verordnung zu erachten und kann demzufolge bei einem Zusammenstoß mit einem anderen Schiffe die , eit des betreffenden Schiffsrheders

Ein Vertrag zwischen einem Pferdebghn⸗ Unternehmer und einer Stadtgemeinde, wonach der Stadtgemeinde für Einräumung des Gebrauchs von Straßen und Plätzen ein bestimmter ö an dem ae en Rein⸗ ertrag des Pferde Eisenbahnbetriebs zukommen solle, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, JV. Eivilsenats, vom 29. Juni d. J., im Geltungsbereich des preußischen Ale meinen Landrecht als ein Miethsvertrag zu verstempeln.

Durch Allerhöchste Ordre vom 17. September d. J. ist auf Grund des Gesetzeß vom 11. Juni 1874 der Stadt—⸗ gemeinde Berlin zum Zweck der Einlegung eines Druck⸗ rohrs der allgemeinen Kanalisation von Berlin das Recht verliehen worben, im Wege der Enteignung die Eigen⸗ thümer: .

; 1) des in der Kolonie 2 belegenen, im Grundbuch von Boxhagen Band 1 Nr. 4 verzeichneten Grund⸗ stücks, und

7) der in der Kolonie Friedrichs berg belegenen, im Grund⸗

buch von Lichtenberg Band 1 Nr. 37 Band 3. Nr. 124

und Band 17 Nr. 79 verzeichneten Grundstück bezüglich ihres Rechts zur Benutzung der obengedachten Flächen, und zwar im Umfange der Trgse der beregten Leitung dauernd, im Uebrigen aber zwecks der Bauausführung und der Repa⸗ raturen vorübergehend, zu beschränken.

Die russische Kolonie war heute aus Anlaß der Errettung des Kaisers Alexander und seiner a milie von der Lebensgefahr bei dem Eisenbahnunfgll in orti zum Dankgottes dienst in der Kapelle der russischen Botschaft vereinigt. Der Botschafter, Graf Schuwalow, der Oberst von Boutalow und die anderen Herren der Botschaft waren mit ihren Damen erschienen. Das feierliche Tedeum celebrirte Propst Maltzow, die Gesänge führte der aus fünf Herren und fünf Damen neu gebildete Chor aus. . Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, i , bayerischer Ministerial⸗Rath Heller und Königlich sächsischer Geheimer Rath Böttcher, sind in Berlin eingetroffen.

Das „Marine⸗Ver.⸗Bl.“ veröffentlicht folgende Nach⸗ richten über Schiffsbewegungen (das Datum vor dem Drte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort). S. M. Kreuzer Abler“ J./J. Apis. Letzte Nachricht von dort vom 2. 16. (Poststation; Apig (Samoa⸗Inseln!) S. M. S. „Blücher“ 27.9. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Knbt. „Cyclop“ 21/8. Zamerun. S. M. Knbt. „Eber“ 17. J. * uit 15.9. (Poststation: Apig. Samoag⸗ Insein) SB. M. Ay. „Grillen 17.10. Kiel, (Post⸗ station: Kiel. S. M. Kreuzer „Habicht“ 30 / 9. St. Paul de Loanda 14 / lo. sPoststation; Kamerun) S. M. Knbt. „Hyäne“ 12/10. Kiel. 23/19. (Poststation: bis 6/11. Madeira, am J. 11. St. Vincent Cap Verdes], vom S8. 11. ab Freetown Sierra Leone) S. M. Knbt. „Iltis 6./ 10. Tientsin. (Poststation; Hongkong) S. M. Fhrzg. „Loreley 11.9. Konstantinopel. Letzte Nach⸗ richt von dort vom 22 / 10. . Konstantinopel. = S. M. Kreuzer „Möwe“ 0.6. Zanzibar. Letzte Nach⸗ richt von dort vom 18/9. (Poststation; Zanzibar) S. M. Kreuzer „Nautilus“ 26. / 10. St. Vincent (Kay Verdes) 31. / 10. (Poststation: Pl in, S. M. S. Nixe 24. / 10. Bahia 13.11. (e. station: Trinidad Port of Spain . S. j S. y W. 27 . van , Ge nn,

i MInseln ]) Fahrzg. „Rhein“ 2.10. ; 6 6 ) H S. M. Av. ig gn en 18/8. Kiel. oststation: Kiel.) S. M. Knbt. „Wolf“ 20 /10. Swatow i. (Poststation; Hongkong.) Kreuzergeschwader; S. M. S. „Leipzig“ Flag „Sophie“ Zanzibar. (Post⸗ station: Zanzibar; „Carola“ 17.109. Kapstadt 25. /10. (Poststation Zanzibar.) Schulgeschwader: S. M. S „Stosch“ Fla 9 „Charlotte“, „Gneisenau“, „Moltke 18.10. Malta n —— 27/19. Piräus. (Poststation: bis 11.11. Triest, vom 12. 11. ab Pola.) .

Dampfer „Lulu Bohlen“ mit dem n,, für S. M. Krzr. „Habicht“ 14/10. Kap Palmas (Gran Canaria) passirt.

. Darmstadt, 31. Oltober. (Darmst. Ztg.) Der Großfürst und die Großfürstin Wladimir von Rußland trafen heute Vormittag, von Schwerin kommend, . ein und wurden am Bahnhof von dem e . dem

rinzen Heinrich von Preußen, dem Erbgroßherzog, der rinzessin Victoria, Ir ffn Ludwig von Battenberg, sowie den Prinzen Heinrich und Wilhelm von Hessen empfangen. Der Commandeur der ,, (36. ) Division, der Stadtkommandant und die Großherzoglichen Hofstaaten waren bei dem Empfange zugegen. Das Groß⸗ fürstliche Paar machte im Laufe des Vormittags dem Prinzen Alexander einen Besuch und wird heute Nachmittag über Frankfurt nach Paris weiterreisen.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 31. Oktober. ö C) Der Großherzog hat von Venedig aus dem alserlich russischen Staats- Mtinister des Aenßern, von Giers, anläßlich dessen fünfzigjährigen Dienstjubiläums telegraphisch seine Glückwün sche ausgesprochen. Herr von Giers stattete alsbald ö dem gleichen Wege seinen Dank ab. Seit dem 13. d. M. ist die Weite Rührung der normalspurigen Nebenbahn Weimar Berka Blankenheim nach Kranichfeld vollendet und die Strecke dem Verkehr über—⸗ geben worden. Der weimarische Staat ist Eigenthümer der Bahn, für deren Bau die Herzoglich sachsen⸗meiningische Regierung einen unverzinslichen, nicht rückzahlbaren Beitrag von 60 00 C geleistet hat. Seitens der weimarischen Regierung ist das Mitteldeutsche Eisenbahnkonsortium mit dem Bau und Betrieb der Bahn beiraut worden.

Samburg, 31. Oktober. (W. T. B.) Bei der net. Börse

verlas der Handelskammer⸗Präsident Mestern auf Ersuchen des Senats n Bekanntmachung desselben:

Se Majestät der Kaiser haben ,. vor Seiner Abresse den Wunsch zu äußern geruht, daß der Stadt Hamburg für den Allerhöchst demselben bereiteten herzlichen Empfang warmer Dank ausgesprochen werde; die allgemeine Theilnahme an dieser Kund⸗ gebung ist dabei von Sy. Majestät besonders woblthuend empfunden worden. Der Senat entspricht hiermit der durch Vermittelung seines

räsidenten an ihn gerichteten Aufforderung, er . sich eins mit einen Mitbürgern in dem Gefühle, daß die allseitig betbätigte Mit⸗ wirkung zu dem schönen Feste den sprechendsten Beweis für die in allen Gal hte der Bevölkerung herrschende Begeisterung für Kaiser und Vaterland geliefert hat.“

Nach Verlesung 36 Bekanntmachung brachte der Han⸗ delskammer⸗Präsident ein Hoch auf Se. Majestät den Kaiser aus, in welches die ganze Börsenversammlung begeistert ein⸗

Wien, 30. Oltober. (Wien. Abdy.)

Im , au se des Reichs rath es beantwortete

der Minister für Kultus und Unterricht, Dr. von Gautsch, mehrere 6 , ellati onen. Die Debatte über den Antrag der Abgg. Pernerstorfer und Genossen, betreffend die Vorlage der Protokolle über die im allgemeinen Kranken⸗ haue in Wien durchgeführte Untersuchung, wurde fortgesetzt und . Antrag schließlich dem Budget⸗Ausschusse zu⸗ ewiesen.

b mull ren bein wg 91 ** 8 elfer., ebt anläßlich der Lichen Erh altung de . . und der Kaiserlichen Familie hervor: wie unabsehbar .. die Konsequenzen ge⸗ wesen wären, welche ein für den Kaiser unglücklicher Aus⸗ ang nach sich gezogen hätte. Die Errettung des Kaiser⸗ khn Paares sei nicht nur ein freudiges Ereigniß für Rußland, sondern auch für Europa von hoher lücklicher Bedeutung. In dem Kaiser sei ein Monarch er⸗ ann worden, welcher gerade in den letzten Jahren extremen BVestrebungen gegenüber wiederholt die volle Autorität für die 6 der Ruhe unseres Welttheiles eingesetzt habe und welcher als mächtiger Schirmer des Friedens und der Friedens⸗ freunde im eigenen Reiche walte.

Großbritannien und Irland. London, 31. Oktober. (W. T. B.) In der Untersuchung betreffs der Anschul⸗ digungen der „Times“ gegen Parnell gab heute Shea, ehemaliger Freund und Kollege Parxnell s, welcher die Unter⸗ handlungen zwischen dem Kabinet Gladstone und Parnell über die Freilassung Parnell's und anderer in den Jahren 1881 und 1635) inhaftirter irischer Parteiführer führte, eine aus⸗

ungen und erklärte; er habe im Jahre 1883 den größten Theil seiner darauf bezüglichen Aufzeichnungen vernichtet, weil Harcourt und Gladstone ihm aus politischen Gründen die größte Verschwiegenheit eingeschärft hätten. O' Shea glaubt fest, daß die Un terschrift unter dem vielgenannten Briefe diejenige Parnell's sei. Von dem Advokaten Parnell's befragt, gab Zeuge zu, daß er einen ernsten Zwist mit Parnell ö. habe, stellte aber in Abrede, davon gesprochen zu haben, daß er sich rächen werde.

Frankreich. Paris, 31. Oktober. (W. T. B.) Die Kommission der Deputirten kammer für die Ver⸗ J beschloß mit 6 gegen 1 Stimme, daß

ie Frage, ob die Verfassungsgesetze einer Revision zu unter⸗ ziehen seien, zu bejahen sei. Sodann vertagte sich die Kom⸗ mission bis nächste Woche.

Der „Temps“ . sich lebhaft gegen den Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Ein führung einer Ein kommen⸗ steu er, aus und meint, das Gesetz wuͤrde in Frankreich eine üble Wirkung hervorbringen und der Republik neue . machen, wenn es die Genehmigung der Kammern erhalten sollte.

Rußlaud und Polen. St. Peter burg, 31. Oktober, (W. T. B.) Der Minister des Kaiserlichen Hauses, Graf Woronzow⸗Daschkom, theilt folgende Details über die Entgleisung des Kaiserlichen Zuges mit: Der Kaiser⸗ liche Zug, welcher am 17. (a. St.) d. M. Mittags von Taranowka abging, entgleiste zwischen diesem Ort und Borkli auf einer Strecke, die durch eine ziemlich tiefe Schlucht führte. Während der , befanden sich der Kaiser, sowie die gesammte Kaiserliche Familie und das Gefolge beim Frühstück im Speisewaggon. Als der erste Wagen des Guß? entgleiste, entstand ein fürchterliches Schwanken. Die fol⸗ . agen flogen auf beide Seiten. Der Speisewaggon verblieb zwar auf dem Bahndamm, erhielt aber eine un⸗ erkennbare Gestalt, da die Wagenunterlage mit den Rädern herausgeschlagen und die Wände plattgedrückt wurden; das nur auf eine Seite gekehrte Dach bedeckte die im Waggon Anwesenden. Es schien undenkbar, daß bei solcher Ver⸗ wüstung Jemand unversehrt bleiben könnte; allein Gott 6 den Kaiser und seine Familie, dieselhen verließen

en Waggon unverletzt; auch alle übrigen Insassen des Wagens retteten sich; dieselben erhielten nur leichte Stöße und Verletzungen, außer dem Flügel⸗Adjutanten Scheremetiew, welcher mehr als die Uebrigen, jedoch auch nicht schwer ver⸗ letzt war. Bedauerlicher Weise war der Sturz der übrigen zer⸗ trümmerten Theile des Zuges von Unglücksfällen begleitet. Ge⸗ tödtet sind: Der Stabskapitãan des Feldjäger Corps Bresch, ein Heil⸗ ehülfe, ein Schreiber, ein Offiziant, zwei Couriere, ein Kammer⸗ k ak, ein Jäger, 5. Eisenbahnbedienstete und 6 Soldaten des Eisenbahn⸗ataillons. 18 Personen wurden verwundet. Der QVber⸗Inspektor der Eisenbahnen, Stjernval, erhielt einen starken Stoß. Die Kaiserin ordnete persönlich an, wie den Verwundeten Hülfe zu leisten sei; ungeachtet des sehr schlechten Wetters . regnete anhaltend und der Boden war schlüpfrig) stieg der Kaiser mehrmals die Böschung zu den Todten und Verwundeten hinab und suchte den herbeigeholten Reservezug erst dann auf, als der letzte Verwundete im Sanitätstrain untergebracht war. Die Verwundeten wurden nach Charkow geschafft. Am Entgleisungsort wurde ein Offizier zurücgelassen, um die Beförderung der Leichen und die Einsammlung der Sachen aus den zerschlagenen Wagen zu beaufsichtigen. Der Kaiser befahl die Ueberfüͤhrung der Todten nach St. Petersburg an, sowie auch die Versorgung ihrer Hinterbliebenen. Wegen der durch die Entgleisung verursachten ,. ging der Zug mit der Kaiserlichen n e nach Losowoje ,,. Auf dieser Station wurde auf Befehl des Kaisers von der Dorfgeistlich⸗ keit eine Todtenmesse . die Opfer des Bahnunfalls gelesen und ein Dankgyttesdienst ,, der wunderbaren Errettun

aus großer Gefahr abgehalten. Nach beendetem Gottesdien st lud der Kaiser alle im 50 ,,, Personen, einschließlich der Bediensteten, in den Statlonssaal zum Mittagessen. Die Untersuchung wird den genauen Grund der ce n leisun

aufklären, indessen kann von irgend einer bösen Absicht be derselben keine Rede sein. .

. 1. November. (W. T. B.) In dem , n Reskript, welches die Verleihung des Wladimir⸗ Ordens erster Klasse an den Minister von Giers begleitete, heißt es: „Ihre vorzüglichen Eigenschaften und die

röoße Erfahrenheit, die Sie sich angeeignet haben, bewogen e. Ihnen im Jahre 1882 den wichtigen Posten des Ministers anzuvertrauen. Indem Ich seit dieser het in Ihnen Meinen 59 Mitarbeiter und einen pünkt⸗ chen Ausführer Meiner Absichten in Bezug auf die inter⸗ nationale Politik hatte, konnte Ich Mich von Ihrer unermnd⸗ lichen Wirksamkeit in der Verwaltung der auswärtigen Be⸗

des Auswärtigen

stimmte.

zur Folge haben.

iehungen überzeugen, welche Verwaltung der Würde und dem . des Reichs vollständig entspricht.

(, Darstellung über den Verlauf dieser Unterhand⸗

Charkow, 31. Oktober. (W. T. B.) Als der Kai ser mit seiner Familie heute Vormittag auf der Durchreise nach Moskau hier e wurden dieselben von der Bevöllerung mit unbeschreiblicher Begeisterung begrüßt. Die ö. besuchten die in hiesigen Heilanstalten untergebrachten, bei dem Eisenbahnunfall am 29. d. M. verwundeten Personen der Kaiserlichen Begleitung. Die Freude der Bevölkerung, als sie den Kaiser und die Kaiserin wirklich unversehrt sah, äußerte sich in der herzlichsten Weise. Der Kaiser war sichtlich gerührt und sagte, er werde diesen Empfang nie vergessen. Unter endlosem Hurrah und feier⸗ lichem Gesange der Volksmenge setzte der Kaiferliche Zug gegen Mittag die Fahrt fort.

Italien. Rom, 31. Oktober. (W. T. B.) Der König und der Minister⸗Präsident Crispi sandten dem Kaiser Alexand er und der russischen 3 5 des glücklichen Ausgangs, welchen der Bahnunfa bei Borki für die Kaiserliche Familie gehabt, ihre Glück⸗ wünsche. Der Kaiser und die Regierung antworteten als⸗ bald und dankten herzlichst.

Der österreichische Botschafter, Graf Paar, überreichte . dem Papst sein Abberufungsschreiben. Der Bapst verlieh demselben den Christus⸗Srden und überreichte ihm solchen eigenhändig.

Schweiz. Bern, 31. Oktober. (W. T. B.) Gutem Vernehmen nach erniächtigte der Bundesrath den Ge⸗ sandten der Schweiz in Wien, eine Verlängerung des je igen Handelsvertrages mit Oesterreich⸗ Ungarn bis Neujahr 1889 zu unterzeichnen, da demnächst der Abschluß der Unierhandlungen über den neuen Handels⸗ vertrag in Aussicht stehe. Der neue Vertrag würde mit Neujahr 1889 in Kraft treten.

Niederlande. Haag, 31. Oktober. (W. T. B.) Der König ernannte die Kammerherren Baron van Golstein und Baron van Brienen, den Präsidenten der Ersten Kammer, Baron Schimmelpenninck van der Dye, und den Deputirten Roell zu Mitgliedern des Vormundschafts⸗ raths der Kronprinzessin Wilhelmine.

Griechenland. Athen, 31. Oktober. (W. T. B) Hundertundein Kangnenschüsse verkündeten heute früh 6 Uh den Beginn der Festlichkeiten anläßlich des Reg ierun gö⸗ jubiläum des Königs. Das Wetter ist prachtvoll, eine ungeheure Menschenmenge bewegt sich in den Straßen, welche 11 das Reichste dekorirt sind.

Heute Mittag begab sich der König mit sämmtlichen Mit⸗ . der Königlichen Familie und allen auswärtigen, zu en Jubiläumsfeierlichkeiten hier eingetroffenen Fürstlichkeiten durch die festlich beflaggten Hauptstraßen zu dem Tedeum nach der Kathedrale. Auf dem Wege dorthin wurde der Königliche Zug von der zahlreichen Menschenmenge mit enthusiastischen ,,,, begrüßt.

Beim Verlassen der Kathedrale nach dem Tedeum hielt der König, tief bewegt, eine Ansprache an die vor der Kirche versammelte Volksmenge, in welcher er sagte, er habe sein Leben der Größe und dem Wohlergehen Griechenlands eweiht, das er über Alles liebe; er dankte der Bevölkerung i die Kundgebungen der Sympathie und gab seinen , Wünschen für das nationale Gedeihen Griechenlands

usdruck.

Serbien. Belgrad, 31. Oktober. (W. T. B) Der von dem angesehensten Theile der Belgrader Bevölkerung zu Ehren des Königs . Abend veranstaltete Fackelzug hatte einen glänzenden Verlauf. Eine unabsehbars gere scher menge folgte demselben. Der König erschien mit dem Kronprinzen auf dem Balkon des Palais und wurde von der Volksmenge mit begeisterten, unaufhörlichen Zurufen stürmisch begrüßt. Der Großhãändier Pavlovic begrüßte Namens der Belgrader Bürger den König, indem er demfelben 6 den, die wärmste Fürsorge bekundenden Schritt der Ver⸗ assungsrevision dankte und versicherte, daß alle Parteien

in der schwierigen Arbeit dieser Revision den König mit Be⸗

geisterung unterstützen würden. Letzterer dankte herzlichst, hob die Nothwendigkeit der Einigkeit aller Parteien hervor und versicherte, daß es sein sehnlichster Wunsch sei, das ferbische Volk glücklich zu machen. Zu diesem Zwecke wolle er alle seine Kräfte aufbieten, wie ein Mensch, der, selbst im Leben unglücklich, Andere zu beglücken suche. Er hen den innigsten Wunsch, dem Vaterland nützlich zu sein und das Glück, die Wohlfahrt und die Größe Serbiens zu fördern.

Dänemark. Kopenhagen, 31. Oktober. (W. T. B.) ,. des hiesigen 6 anläßlich des bevorstehenden Regierung s⸗Jubiläums des Königs sind offiziell bis ö. angemeldet: Prinz Heinrich von Preußen, der Großsurst⸗

sonfolger von Rußland, sowie die Kronprinzen Rudolph von

Desterreich, Griechenland. Auch das Eintreffen des Prinzen von Wales wird erwartet.

Gustay von Schweden und Constantin von

Seitungõstimmen.

Gelegentlich der Grundsteinlegung zum Reichsgericht in Leipzig sagt die, Norddeutsche Ilfg min eitung?“: Kaum zurüdgekehrt von der Theilnahme an einer Feier, welche die glücklich vollzogene wirthschaftliche Vereinigung der Freien und rf dte Hamburg und Bremen mit dem Vaterlande versinn⸗ lldlichte, eilte Kaiser Wilhelm nach dem Sitze des oberften deutschen Gerichtshofs, um daselbst den Grundstein ju einem Bau zu legen, der als ein Dentstein der rechtlichen Einheit des 6 Volks zu be⸗ trachten sein wird. Es ist ein eigenthümliches Zufammentreffen, daß, nachdem erst vor Kurzem in dem Entwurf des bürgerlichen Gefeß⸗ buchs die Grundlage der Einheit des Rechts gefchaffen war, dem Ge= richtshof, welcher vor Allem berufen fein wird, diefe Ginheit ju wahren und guszubguen, von Kaiserlicher Hand symbolisch das Fun⸗ dament ju seinem Hause gelegt wird. Wie alle * erungshandlungen unseres jungen Monarchen, so 66 auch diese ber Befestigung des ö, und in der heilnahme des erlauchten Landesherrn des Königreichs Sachsen kam die bundegmaͤßige Gestaltung des Deutschen Reichs auch nach Außen hin zu elner erhebenden Hanf iin Die meisten Bundesstaaten bezeugten ihre Theilnahme an diefer wichtigen, das ganze Reich be⸗ treffenden e durch Entsendung ihrer oberfien Staatsdiener, sodaß kani Deutschland bel dem festiichen Ait in wüͤrdigster Welse ver⸗

In der That ift nächst der Einbeit der Sprache die Einheit des Rechis dag festefie Band, welches ein großes Voll jufammenzußalten vermag; daher war ez natürlich, . bald nach der Gründung des Reichs die Vestrebun en sich darauf richteten, dieses Band, welches in Folge der Jerriffenhest des Vaterlandes fehlte, zu weben. Die Faden waren wohl vorhanden: das gemeinfame Rechtsbewußtfein war nicht

treten war.

ausgestorben in deutschen Landen und hatte sich schon in einzelnen Gesetzen auch nach Außen Geltung verschafft; es schien nur darauf zu warten, bis das mächtige Dach gesimmert war, unter deffen Schutz es sich zu neuer Kraft enffalten konnte. So fahen wir denn, wie ein neuer Geist in die Seele deg Volls einzog, wie es allfeitige Zu⸗ stimmung fand, daß liebgewordene Rechtgnormen der einzelnen Theile des Deutschen Reichs ö Gunsten der CGinheit geopfert werden müßten.

Nicht zum wenig ten sind es die Königreiche Preußen und Sachfen,

welche . auch heute eines guten bürgerlichen Rechts erfreuen, und doch sehen wir die beiden erlauchten Monarchen diefer Staaten ver⸗ eint, der Idee der Einheit die besonderen Einrichtungen ihrer Staaten unterzuordnen. wie alle Glieder des Bundes am gestrigen Tage in richtiger 1 der Nothwendigkeit des einheitlichen Rechts⸗ bandeg bei der Feier mitwirkten. Die Stadt Leipzig hatte sich gerüstet, die erhabenen Gäste in ihren Mauern festlich ju empfangen; in den Aeußerungen der dortigen Blätter klingt die tiefe Empfindung für des Reichs ref wieder, und ganz Deutschland schließt sich der Hoffnung an, a immerdar in dem Hause, zu welchem der Deutsche Kaiser und der König Albert gestern den Grundstein legten, die deutsche Rechtseinheit ihren vor⸗ nehmsten Schutz finden möge.

Die „Weimarische Zeitung“ äußert:

Die Feier, die in Leipzig beute stattfindet, steht an Pracht des Kolorits und Großartigkeit hinter den Hamburger Feftlichkesten gewiß zurück, an innerer Bedeutung ist sie ihr gleichwerthig, ja sie über⸗ trifft jene in dieser Beziehung. Die Einverleibung Ham burgs in die wirthschaftliche Gesammtheit des Reichs ist gewiß ein hochwichtiges Ereigniß, denn der feierliche Voll⸗ zug der Schlußsteinlegung darf , , als die Le⸗ gung des Schlußsteing auch in dem Neubau des Deutschen Reichs

elten. Dies große Werk, von dem sich mit dem römischen Dichter sagen läßt; „tantas molis erat, Romanam condere gentem“, ist eßt vollendet. Wenn mit Recht der 4 e Kaiser als hochbedeutsam ezeichnen durfte, daß unter seiner Reglerung diefe große Leistung der inneren Politik des Reichs zum Abschluß gelangt sei, und hin⸗ weisen konnte auf die hoffnungsvollen Perspektlver, die fich daraus für Hamburg und für das ganze Vaterland eröffnen, so überwiegt gleichwohl in der Hamburger Feier der rückblickende Charakter: noch einmal hebt sich vor . geistigen Auge auf die ganze an schwerer Arbeit und glänzenden Erfolgen unvergleichlich reiche Vergangenheit der letzten 75 Jahre;: auf dem Schlachtfelde von Feipzig sproß die Saat, an deren Früchten wir uns heute erfreuen. Die heutige Leip⸗ ziger Feier führt nicht in die Vergangenheit zurück; sie gilt recht eigentlich der Zukunft. Dort wird heute der Grundstein gelegt zu den Hallen, in denen der oberste Gerichtshof des deutfchen Volks Recht sprechen wird. Die Heiligbaltung des Rechts aber ist die Bũrgschaft für die Dauer der Staaten und für die sittliche Gesundheit der Völker. Was wir in der Vergangenheit Großes und Glänzendes gewonnen haben, kann in der Zukunft nur behauptet werden, wenn das Recht das unerschütterliche Fundament unferes politischen und bürgerlichen Lebens bleibt. Der Grundstein, der heute in Leipzig gelegt wird, soll das Bguwerk tragen, in dem die obersten Püter des Rechts ihre hohe Pflicht erfüllen, aber bildlich trägt er das Bauwerk unserer nationalen Existenz. Die Theilnahme des Kaisers, des höchsten Vertreters der na—⸗ tionalen Macht, an der Feierlichkeit ist deshalb nicht etwas. Aeußerliches, sondern steht in . Zusammenhang mit der tiefen Bedeutung dieser Handlung. Vie Macht soll und darf nichts Anderes sein, als der starke Arm, der das Recht schirmt. Qurch seine Anwesenbeit in Lespzig spricht der junge Kaiser aufs Neue aus, daß er sich dieser höchften Betbätigung des Herrscheramts gelobt, damit die von seinem Vorgänger ihm überkommene Schöpfung des Reichs unter seiner Regierung unzerstörbar wachfe und blähe als Heimstätte und Schirm des nationalen Besitzstandes.

. Der „Han noversche Courier“ schreibt:

Noch liegt zwar das Ergebniß der Urwahlen nicht vollständig vor, doch ö sich aus den bis jetzt bekannt gewordenen Mitthei⸗

lungen schließen, daß eine neseh til Berschiebung der Parteien in dem neuen Abgeordnetenhause nicht stattfinden wird. Am lautesten feiern natürlich die Deutschfrei innigen ihre Erfolge, die nur darin bestehen, ihren Besitzstand nach Kräften aufrecht erhalten zu haben, von einem Siege ist wenig zu berichten. Natürlich ift nach Mteinung der Herren Richter und Genossen an dem geringen Wahlerfolge nur das elende! Dreiklassenwahlsystem schuld. bei welchem es an⸗ geblich ganz unmöglich sein soll, daß die Stimmung des Volkes wahrheitsgetren zum Ausdruck kommt. Sie läßt fich auch, wie die Nat. Lib. Corr. ausführt, gar nicht durch die Rhatsache beirren, daß im vorigen Jahre bei den Reichstagswahlen mit ihrem allgemeinen gleichen Stimmrecht der Erfolg) für sie ein noch viel niederschmetternderer gewesen. Obgleich die Thatzache vor Augen liegt, daß der Radikalismus gegenwärtig bei jedem Wahl system schlechte Geschäfte macht, wird doch nicht zugegeben, daß sein Boden im Volk mehr und mehr dahinfchwindet, fondern die Schuld wird bei den Reichstagswahlen in sußeren Ümfländen, in der Aufschreckung der Waͤhler durch vorgespiegelte Kriegsgefahren, in Wahlbeeinflussungen u. dergl., bei den Landtagswahlen in der Ungunst des Wahlsystems erblickt. 9 diese Weise sucht sich der extreme Liberalismus selbst über die unbequeme Thatfache hinwegzu⸗ täuschen, daß er eine absterbende, weil seine Zeit und die Bedürfniffe des Volks nicht mehr begreifende Partei ist. Es sind auch unter dem hestehenden Langtagswahlsystem Abgeordnetenhäufer mit recht oppositionellen Mehrbeiten zu Stande gekommen, wenn eben die Stimmung des Volkes darnach war. Von Wahlbeeinflussungen ist diesmal mit Ausnahme der Bischöfe gar nichts bekannt geworden; die Regierung hat eine außerordentliche Zurückhaltung gezeigt. Die Darstellung, als ob diese Wahlen nicht der wahren Stimmung des Volkes entsprächen, ist eine reine Beschönigung und Flunkerei, womit der einreißenden Verzagtheit in den Reihen der Fortschrittgzpartei vor⸗ gebeugt werden soll. ir geben , zu, daß bei dem Land⸗ tagswablsystem der Schwerpunkt der Entschesdung im Vergleich zu den

enden

Reichstagswahlen in etwas andere Schichten des Vosss . wird.

Gs giebt weniger die untere Masse den Ausschlag, als die be und gebildeten Klassen, die oberen und mittleren Schichten des Bürger⸗ thums. Parteien, welche lediglich in der unteren Vollsmaffe wurzeln, wie die Sozialdemokraten, haben Grund, mit diesem Wahlsvstem unzufrieden zu sein. Die Fortschrittspartei aber zählt ihre Anhänger keinegzwegs vorzugsweife in den unteren Schichten, diese fin vor⸗ wiegend soꝛialdemokratisch oder auch reaktionär, sondern ihr Boden war bisher eben gerade das mittlere Bürgerthum und auch ein guter Tbeil der reichen Klassen. Wenn sie bei einem Wablsystem, das den Schwerpunkt gerade in diese Schichten verlegt, keine Erfolge mehr zu erzielen vermgg, so ift dies eben ein Beweis, daß sie auch in diesen Klassen den Boden verloren hat, wie sie ihn in den unteren sog. arbeitenden Klassen längst verlgren hat. guf dag Wahlsystem feinen chrlichen und unbefangenen Besbachter binwegtäuschen. Wir sind keineßwegs unbedingte Verehrer des preußi⸗ schen k aber die e g re ie. mit ihren bielen reichen Leuten bat gar keine Urfache, zu klagen, daß es zu ihren Ungunsten wirkt.

Marine⸗Verordnungs⸗ Blatt. Nr. 24. Inhalt: Ernennungen. Com agg rer des See Bataillons. Garnifon⸗ dienst⸗Vorschrift. - S. M. Kanonenboot Cyelop?. Nachsendun⸗ en ins Ausland. Spareinlagen. Aerziliches Attestwefen. ekleidungsbestimmungen. Schiff gbücherkisten. Schießbuch für Kanonen. 8 ung. Proviantlieferungs verträge. Per⸗ sonalveränderungen. Benachrichtigungen.

Sanitãts⸗, Veterinär⸗ und Quarautäuemesen.

Seit einiger Zeit werden, bisher allein von der Firma Alwin Niezke in Dretzden, sogenannte Carbon⸗Natron⸗Oefen in den

Darüber kann das Scheiten

a. gebracht, welche nach den veröffentlichten Prospekten für Ge- undheit und veben durchaus gefahrlos sein sollen, indem angeblich das Feuerungsmaterial nur Kohlen sãure produzire und bei vorschriftg⸗ mäßiger Verwendung der Oefen in Schlaf. und Wohnräumen die Heijgase durch einen Gummischlauch ing Freie abgeführt werden.

Von dem Regierungs⸗Präͤfidenten ju Wiesbaden ist dem Minister des Innern gien Ende Juni d. J. berichtet worden, daß sich daselbst kurz nacheinander zwei 5 4 haben, in denen in Folge der Be⸗ nutzung eines solchen Olens ein Mensch an der Gefundheit geschädigt bezw. getödtet worden ist. .

In Folge dieses Berichts hat der Minister des Innern den Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten erfucht, die Frage wegen der Gefährlichkeit dieser Oefen ei ler näheren Prufung unterziehen zu lassen. Der genannte Minister hat darauf Veranla ung genommen, über diese Frage ein Gutachten des Direktors der en ich In⸗ ftitute der hiesigen Universität, Geheimen Medinnal - Raths, Professors Dr. Koch, zu erfordern. Aus dem Gutachten er⸗ giebt sich, daß die Carbon ⸗Natron⸗Oefen als gemeingefährlich . sind. Der Minister des Innern hat sich deshalb veranlaßt gesehen, unterm 2. Oktober er. die Regierungs- Präfidenten anzu⸗ weisen. Vorkehrungen zu treffen, damit das Publikum in denjenigen Gegenden, in welchen der Gebrauch der Oefen uͤblich geworden ist, vor den durch dieselben entstehenden Gefahren wirksam geschützt und damit der weiteren Verbreitung der Oefen thunlichst vorgebeugt werde.

Gewerbe und Handel.

Die „Rhein. Westf. Ztg.“ berichtet west fälischen Metallmarti: Die ruhige Entwickelung des rheinisch⸗westfälischen Eisenmarkts hat in der letzten Woche an⸗ gehalten. Nachfrage und Absatz sind mit wenigen Ausnahmen in den bisherigen Grenzen geblieben. Die lebhafte Förderung von Eisenerzen sowie der flotte Absatz derselben hat bei unveränderten Preisen an— gebalten; auch die luxemburger Erze haben ihren Stand beibehalten. Was Roheisen anbelangt, so ist im Allgemeinen die Nachfrage noch wenig rege; Spiegeleisen findet im Inlande wenig Absatz, dagegen war in der letzten Zeit die Nachfrage von Amerika wieder lebhaft. In Puddelroheißen zeigen fich die Käufer noch zurückhaltend, doch werden im Ganzen und Großen die Preise fest behauptet. Die Nachfrage nach Thomaseisen sst lebhaft geblieben und hat sich sowohl in dieser Sorte wie auch für Beffemer . eisen, dessen Absatz noch immer ein schleppender ist, keine Veränderung gezeigt. Ein flotter Bedarf macht sich in Gießereiroheisen bemerkbar; das Geschäft beharrt in seiner ruhigen stetigen Entwickelung. Für Stabeis en ist die Nachfrage eine ungleichmäßige; bei einlgen Werken ist dieselbe vom Inlande eine ziemlich gute, andere klagen jedoch über ein Stocken derselben. Durchweg ungenügend ist noch immer die ausländische Nachfrage; nur vereinzelt hat diefelbe sich etwas gehoben. Für einen regelmäßigen Betrieb sind die ein⸗ gehenden Aufträge vielfach bereits nicht mehr ausreichend. Am besten und ,,,, lebhaft sind noch immer die Formeisenwalwerke beschäftigt. on einer Erhöhung der Preise hat sedoch der Verband in seiner letzten , . trotz der steigenden Roh⸗ materialienpreise vorläufig abgesehen. Für Bandeifen hat die schen seit voriger Woche lebhaftere Nachfrage auch in den letzten S Tagen angehalten; nichtsdestoweniger klagen die Werke über weichende Vreise. Der zügellose Wettbewerb in been Artikel macht eg den Werken unmöglich, ihre Preise zu halten, geschweige denn eine Besserung derselben zu erzielen. In Kesselbleschen sowie in Grobblechen über baupt hat die seitherige Beschäftigung angehalten und die Nachfrage ist andauernd lebhaft und die Preise sind fest. Far Fein ble che zal sich die Geschäftslage im Vergleich zu der leßten Woche noch Immer nicht günsti er e itt is ät hat, die gemeinsame Verkaufsstelle ibre volle irksamkeit noch nicht entfalten können, da die Werke zum Theil noch mit früheren . beschäftigt sind. Für Walz⸗ draht gilt im Ganzen und Großen noch unverändert das im vorigen Bericht Mitgetheilte. Den Stahlfgbriken sollen in letzterer Zeit größere Aufträge in Stablhalbfabrikaten von Amerika her zu= e sein. Die Bahnwagenfabriken sind befriedigend be⸗ chäftigt und dürfte auch für die nächste Zeit ein flotterer Betrieb in Aucssicht gestellt sein, da von Seiten der Staatsbahnen die Etats=

ausschreibungen begonnen haben. ĩ

Oldenburg, 1. November. (W. T. B.). Gewinnziehung der Oldenburger 410 Thaler ⸗Loofe: 30060 Nr. 102210, 1500 ½ Nr. 43377, je 600 M Nr. 12252 73513 99681, je 300 A Nr. 4055 49502 66737 828565 106654, je 180 M Nr. 24391 29989 32230 36124 44039 54891 78452 101384 104048 111936.

London, 31. Oktober. (W. T. B.) An der Küste 5 Weizen ladungen angeboten.

vom rheinisch⸗

Eubmissionen im Auslande.

J. Niederlande. 1) 6. November, Vormittags 115 Uhr. Arnhem im Gemeentehnis: Loos Nr. 11. Lieferung franko Station Arnhem von 1700 laufenden Metern Bordschwellen für Sammel⸗ und Abfluß⸗ gruben von Niedermendiger Stein. Bedingungen käuflich für 0,50 Fl. in der Gemeente-Secretarie zu Arnhem. 2) 14. November, 11 Uhr Vormittags. Ministerie van Water- staat, Handel en Nyverheid im Haag für den Eisenbahndienst: Verlãngerung der. Perronüberdachung auf der Station Geldermalsem für die Bahnstrecke Dordrecht = Elst. Schägungt⸗ werth 69 250 Fl. Auskunft an Ort und Stelle. II. Spani en. 1) 27. November, 2 Uhr. Director General d) Correos 7 ö ,,, Celerkon. N inrichtung eines Telephon Netzes in Castellon. Kaution vorl. 2000 Pesetas; endg. 6000 Pesetas. 2) 26. Dezember, 1 Uhr. Direecion General de Obras pubki- cas Nadrid: Pferde⸗Eisenbahn über die Brücke Isabel II. in Sevilla. Kaution vorläufig 349 Pesetas; endgültig 1117 Pesetas. Näheres zur Einsicht beim Deutschen Reichs ⸗Anzeiger*.

Verkehrs Austalten.

Thorn, zi. Okteber, (. T. B) Der gestrige Zug Nr. 42 ist in Bergfriede entgleist. Der Personen verkehr wird durch Um- keien 2 . Die Störung ist voraussichtlich bis Nachmittags

gehoben.

Ham burg, 31. Ottober. W. T. B.) Der Postdampfer 2Rugia“ der Hamburg Amertikanlschen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft hat, von New Jork kommend, heut: Morgen Seil ly passirt und der Dampfer „Rhenania? von derseiben Gesellschaft hat, von New⸗Jork kommend, heute Morgen Lizard

passirt. Norddentscher Lloyd in Bremen.

(Eetzte Nachrichten über die Bewegungen der Dampfer.) New⸗ Jork und Baltimore⸗Linien: estimmung. Bremen 30. Bremen 24. Bremen ! von New⸗JYork. J. Okt. in ö

Gdemeente-Bestunr zu

und Ausbeutung

in Bremerhaven. von New Vork.

New⸗ Jork . in New⸗JYork. New⸗Hork ; von Southampton. New⸗HYork ; von Southampton. Bremen .

ĩ J,, von Baltimore. ö . Baltimore

in Baltimore.

Rhein · Baltimore

Qt. in Baltimore. America Baltimore

von Bremerhaven.